YPPIES. Melange, Tattoo & Strudel.

Page 1

Bibi Mahony | Alle 2 Monate neu!

Melange, Tattoo & Strudel.

1


rittberger+knapp www.rittbergerknapp.com


Danke an: Meinen strengsten Leser und Kritiker, meinen Göttergatten

und an Maria Harpner Eva Linton-Kubelka DI (FH) Mag. Johanna Maria Niklas Michaela Schmitz Felix Welzenbach Cornelia Zeitler

1. Auflage September 2015 Veröffentlicht im rittberger+knapp Verlag, Wien Copyright © 2015 by rittberger+knapp Autorin: Bibi Mahony Umschlaggestaltung und Satz: Jine Knapp Satz aus der Times und Opens Sans Vorlage zur Umschlagillustration: studiostoks - Fotolia.com Vorlage zur Illustration »Nasti«: Constantina Dirica - Fotolia.com Druck und Bindung Drukarnia dimograf Sp.z o.o. Printed in Poland ISBN: 978-3-902999-11-5


Bibi Mahony

YPPIES. Melange, Tattoo & Strudel. Original WIENER Schundroman

rittberger+knapp www.rittbergerknapp.com


DIE YPPIES Kathrin Schober, 36, ist ein Mensch, der sich selbst immer wieder ausbremst. Sie lebt mit ihrer 15-jährigen Tochter, deren Vater sie nach der Zeugung nie wieder gesehen hat, in einer Einzimmerwohnung. Für ihre ausgeflippte Mutter schämt sie sich, ihre pubertäre Tochter hat sie nicht im Griff. Sie erfüllt zwei schlecht bezahlte Jobs, aber träumt von Erfolg und Liebe. Lara Schober, 15, hasst die Schule, ist genervt von ihrer Mutter, aber liebt ihre extravagante Großmutter. Sie ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten ihr Taschengeld aufzubessern und bewegt sich dabei nicht ungern an der Grenze der Legalität. Langsam, aber nicht schmerzlos entdeckt sie die Liebe für sich. Hilde Schober, 56, war eine brave Ehefrau und Mutter, bis sie vor einigen Jahren zur Witwe wurde. Seitdem lebt sie ihren Traum und führt ein Tattoostudio. Sie ist die einzige, die ahnt, welche Geschichte ihre Familie hinter sich hatte und sie sucht einen Abschluss der Vergangenheit. Anastasia Komarow, 33, alias Nasti, legt großen Wert auf ihre Erscheinung, trägt teure Markenklamotten und schreckt nicht vor Schönheits-OPs zurück. Sie castet Menschen für eine tägliche TVTalkshow und trifft dabei auch auf interessante Promis. Ihre bulgarischen Eltern haben ein Geheimnis. In der Liebe hat sie viele Bewerber, aber leider wenig Glück. 6


DIE YPPIES Paco de Sousa, 29, Sohn brasilianischer Einwanderer, ist der Quotenmann der WG. Seine Freundinnen haben ihm das Prädikat »Ehrenfrau« verliehen, was mit seiner Vorliebe für starke Männer und seinem Erfolg als Visagist zu tun hat. Sein Herz gehört Romeo, aber bis er mit ihm glücklich werden kann, müssen noch viele Hürden überwunden werden. Romeo, ca. 26 (sein genaues Alter kennt er nicht), stammt aus Kenia. sieht so gut aus, dass sich jede Frau auf der Stelle in ihn verliebt. Die wohlhabende Gisela hat ihn nach Österreich geholt und mit einer kleinen Wohnung ausgestattet. Um Geld zu verdienen, welches er seiner Familie schicken kann, bietet er »Massage« für Damen an. Sein Herz jedoch hat er an Paco verloren. Renate Miller, 38, alias Rennie, stammt eigentlich aus der Stadt Salzburg, aber arbeitet seit einer gefühlten Ewigkeit in einem Wiener Finanzamt. Um ihr Karma zu verbessern, an das sie genauso glaubt wie an Feng Shui oder Astrologie, arbeitet sie ehrenamtlich für viele soziale Projekte. Ihr Kater Einstein bringt Leben in die WG. Peter Wenger, 42, alias Pezi, kommt ursprünglich aus dem Weinviertel und hat eine schöne, kluge Frau aus einer einflussreichen Familie geheiratet. Jetzt versucht er sich als Lokalpolitiker. Trotzdem kann er die Frauen nicht lassen und stürzt sich von einer Affäre in die nächste.

7


DIE YPPIES Betty Wenger, 32, hat sich trotz gesellschaftlicher Hürden – sie stammt altem Adel ab – in Peter verliebt und ihn geheiratet. Jetzt managt sie seine Karriere. Dass er ihr nicht treu ist, nimmt sie hin, da sie weiß, dass er sie schon wegen des Renommèes ihrer Familie niemals verlassen würde. Mit allen Mitteln kämpft sie um die Ehre ihrer Familie und Peters Liebe. Disa und Junuz Kapo, die bosnischen Hausmeister, wohnen im Souterrain, wissen alles, sehen und hören alles, brennen Slibo und verkaufen ihn schwarz. Ansonsten arbeiten sie nicht so viel, weil er es mit dem Herzen und sie es mit dem Rücken hat. Sie kann gut delegieren, jammern und Leute ausrichten. Er ist – vielleicht gerade, weil er es mit dem Herzen hat – ein ausgesprochen hilfsbereiter Kerl. Gisela Huber, 64, hauptberuflich vernachlässigte Ehefrau, hat Romeo nach Wien geholt. In den Stunden mit ihm fühlt sie sich jung und lebendig. Ansonsten ist ihr Leben eintönig und grau.

www.yppies.at 8


NASTI Folge mir auf #Twitter: @TheRealNasti 9


10


EINS »Raum, Raum…« Kathrin Schober warf Feng Shui für die Liebe auf das ausgezogene Sofa, das ihr nachts als Bett diente und stopfte sich den Rest des Butterbrots in den Mund. »Um für Ihren zukünftigen Liebsten Raum in Ihrem Herzen zu schaffen, schaffen Sie auch tatsächlich Platz für ihn in Ihrer Wohnung«, hatte das Buch geraten. Kathrin sah sich in ihrem Wohn-Schlaf-Arbeits- und Kinderzimmer um. Wo sollte da noch Platz für einen Mann sein? Bedeutete in einer Einzimmerwohnung zu leben denn ewige Keuschheit? Und langsam kam ihre Tochter Lara auch in das Alter, in dem sie sich für Burschen interessierte. Das Problem würde sich also in absehbarer Zeit verdoppeln. Kathrin trug den leeren Teller in die schmale Küche, die nicht nur gleichzeitig den Vorraum, sondern mit der selbst eingebauten Dusche auch das Badezimmer darstellte. Sie wusch den Teller an der Mini-Spüle, trocknete ihn ab, und räumte ihn wie immer gleich in den Küchenschrank, den sie seinerzeit selbst gebaut und montiert hatte, und der jedes Mal zusammenzubrechen drohte, wenn man ihn zu hart anfasste. Nur aus diesem Grund hatte sie vor gut sechzehn Jahren diesen Tischler bestellt, der ihr das Hochbett im Wohnzimmer bauen sollte. Sie war so stolz gewesen auf diese, ihre erste eigene Wohnung. Während der Tischler Balken an die Wand schraubte, hatte sie in der Küche Kaffee gekocht, um ihn nicht dauernd anzustarren. Es war ein heißer Tag gewesen und er trug kein Hemd unter seiner Latzhose. Kleine Schweißtröpfchen klebten an seinem straffen Oberkörper und die Muskeln spannten sich an seinen Armen, wenn er die schweren Holzpfosten aufhob. Kathrin war kaum zwanzig Jahre alt gewesen, voller Aufbruchsstimmung, frei vom endlich absolvierten Studium an der Musikuni, und frei von ihren El11


tern, die liebevoll für sie gesorgt hatten, die aber, wie Kathrin damals fand, sehr konservativ eingestellt waren. So fanden sie zum Beispiel, Kathrin hätte für das Studium Konzertfach Blockflöte nicht ihre Schullaufbahn abbrechen sollen, doch Kathrin sah sich in ihrer Lebensvision als berühmte Solistin auf allen Bühnen dieser Welt und wollte nicht verstehen, wozu sie auch noch Allgemeinbildung erwerben sollte. Sie hatte diese kleine, billige Wohnung gefunden, sowie einen Job als Frühstücksserviererin und Stubenfrau in einem kleinen Hotel, der ihr Leben bis zur großen Karriere als Musikerin finanzieren würde. Sie war einfach nur glücklich gewesen in dieser Zeit und ganz besonders an diesem Tag. Und um das Leben zu feiern, hatte sie, als das Hochbett fertig und wunderschön im Zimmer stand, dem Tischler einfach wortlos begonnen die Latzhose aufzuknöpfen. Sie hatten das Bett lustvoll eingeweiht, und zum Abschied hatte er ihr weder für Material noch für seine Arbeit etwas verrechnet. Das Ganze war mehr oder weniger schweigend vor sich gegangen, sie hatte nicht einmal seinen Namen erfahren, und als er gegangen war, fühlte sie sich glücklich und reich beschenkt. Dass das Hochbett und seine Zärtlichkeit nicht seine einzigen Geschenke geblieben waren, stellte sie erst einige Wochen später fest. Sie hatte an ihn keinen weiteren Gedanken mehr verschwendet als den an das herrliche Gefühl von Verruchtheit, wenn sie sich in ihr Bett legte. Aber als ihre Regel schon länger ausgeblieben war, fiel es ihr siedend heiß ein: er war nur auf seine Arbeit vorbereitet gewesen, hatte aber kein Kondom mitgehabt und ihre Sachen waren damals noch in Kartons verstaut und sie hatte keine Lust gehabt, die vorsorglich für ihre neue Freiheit bereits gekauften Pariser herauszusuchen. Der Schock, als der 12


Schwangerschaftstest positiv ausfiel und dann ihre trotzige Freude. Ich schaffe das, ich schaffe alles, hatte sie allen versichert und so getan, als wäre es schon immer ihr Traum gewesen, Mutter zu werden. Zuerst hatte sie ihre Eltern benachrichtigt und dann sofort in der Tischlerei angerufen. Der Monteur, der damals bei ihr gewesen war, war aber nur eine Aushilfe gewesen, die ein Angestellter geschickt hatte, der jemanden kannte, der jemanden kannte, der jemanden kannte. Vielleicht hatte sie es nicht hartnäckig genug versucht, aber sie konnte weder den Namen noch seine Telefonnummer herausfinden. So hakte sie ihn ab unter Namenloser Vater meines Kindes. Und sie behielt ihn in zärtlicher Erinnerung. In ihren Tagträumen war er der perfekte Mann. Seitdem hatte sie natürlich etliche Beziehungen gehabt, und immer, wenn sie mit einem Partner unzufrieden war, drängte sich ihr der Gedanke an den Namenlosen auf, der sicher ganz anders handeln würde, der im Vergleich immer gut abschnitt. Er war der Prinz auf dem weißen Pferd, der nur vergessen hatte, sich nach dem einen, süßen Abenteuer wieder zu melden. Ein Blick auf die Küchenuhr zeigte Kathrin, dass ihr noch eine Viertelstunde blieb, um sich ihrem neuesten Projekt zu widmen. Sie klappte den Laptop auf und öffnete im Browser die Seite der Partnerbörse. Jetzt, wo Lara, das Kind des Namenlosen, bereits fünfzehn war, würde sie einen echten Prinzen finden, das hatte sie beschlossen. Und sie würde keinen Mann mehr mit dem namenlosen Traummann vergleichen. Sie hatte eingesehen, dass die Realität ihrer Phantasie niemals standhalten konnte. Also hatte sie sich auf dieser Seite eingeschrieben. Seit drei Wochen schon blätterte sie jeden Tag mindes13


tens ein Mal das Angebot durch. Es gab auf der Seite eine Art Bilder-Karussell, wo man innerhalb von drei Sekunden klicken musste, ob man den Kandidaten treffen wolle: ja, nein oder vielleicht. Jeden Tag arbeitete sie sich durch das Karussell. Die meisten Bilder kannte sie schon, bekam aber wieder und wieder dieselben angeboten. Deshalb traf sie die Entscheidung, wo sie klicken sollte, jeweils sehr schnell. Hier wieder der fette Alte mit den Alkiaugen, nein, der Ausgehungerte mit dem geilen Blick, nein, der Schnösel mit der Gelfrisur, nein. Ein Popup erschien: »Seien Sie nicht zu wählerisch. Die Kandidaten verdienen eine Chance. Meinen Sie wirklich nein?« Kathrin klickte auf ja und blätterte weiter. Der hier sah ganz passabel aus, doch bei ihm hatte sie früher schon zwei Mal ja geklickt, er jedoch nein bei ihr. Da konnte man nichts machen. Sie klickte auf vielleicht. Der Verzweifelte, nein, der Sportler mit dem Helm, nein, halt, wer war das? Sie sah das Bild drei Sekunden lang an, dann kam das blinkende Pop-up: »Entscheiden Sie sich!« Ihre Finger verharrten auf dem Trackpad. Der Mann gefiel ihr, und irgendwie kam er ihr vertraut vor. Sagte man das nicht immer: Wenn man den Richtigen traf, fühlte es sich an, als würde man sich schon ewig kennen. Das Bild verschwand. Sie hatte nicht schnell genug reagiert. Sie blätterte weiter und weiter, doch das Bild, das sie so verunsichert hatte, erschien kein zweites Mal. Egal, sie hatte es sowieso eilig. Sie klappte den Laptop zu und schnappte ihre Handtasche. Hoffentlich finde ich ihn wieder, dachte sie, als sie die Wohnungstür hinter sich zuzog.

14


»Hab Falafel mitgebracht, Oma!«, rief Lara Schober, während sie die Tür zum Tattoostudio mit dem Fuß aufschob. »Oma?«, knurrte der Kunde mit zusammengebissenen Zähnen. Er ließ den Blick zwischen der fünfzehnjährigen Göre im aufreizenden Schulmädchenoutfit und seiner Peinigerin, die gerade mit der Hot Needle die Grünschattierungen auftrug, wandern. Hilde Schober, die wilde Hilde, die beste Tätowiererin im westlichen Wien, sah nach allem anderen aus als nach einer Großmutter. Die Thai-Fischerhosen und die Seidentunika verhüllten ihre immer noch schlanke Gestalt, die weißen, langen Haare mit den vielen verschiedenfarbigen Strähnchen hatte sie nach hinten gebunden. Sie blickte konzentriert auf den Drachenkopf, den sie gerade auf seine linke Brust gestochen hatte. »Warum sollte ich nicht Familie haben?«, fragte Hilde abwesend. »Hippie, Künstlerin, ich hätte nicht gedacht, dass du Kinder hast«, sagte der Kunde, immer noch erstaunt. »Bring das Essen nach hinten, ich bin gleich fertig!«, rief Hilde ihrer Enkelin zu, während sie gelassen ein dunkleres Grün auswählte. Dann sah sie dem Kunden geradewegs in die Augen und sagte: »Auch ein Hippie ist nur ein Mensch.« Sie schenkte ihm eines ihrer berühmten strahlenden Lächeln, bei denen jedem das Herz aufging und die sie so alterslos wirken ließen. Der Kunde versuchte zu schätzen, wie viele Lebensjahre sie wohl zählen mochte, doch dann zuckte er zusammen, weil sie ihre Stiche gnadenlos weiter setzte. »Willst du doch eine Betäubungscreme?«, fragte Hilde sachlich, während sie ihm behutsam das Blut von der Brust tupfte. Er schüttelte den Kopf. Das war eine Frage von Männlichkeit. Hilde wusste, wie hart oder weich ein Typ sich bei ihr verhalten hatte, und obwohl sie es nicht von selbst weiter erzählte, galt 15


es in seinen Kreisen als Zeichen von Härte, sich das Tattoo ohne Betäubung stechen zu lassen. Würde er seiner Clique eine Lüge darüber erzählen, brauchte ein Kumpel von ihm nur bei Hilde nachzufragen. Eine Lüge würde sie niemals decken. »Bin eh gleich fertig«, sagte Hilde und wechselte noch ein letztes Mal die Farbkartusche. Von den hinteren Räumen her zog sich schon der appetitanregende Duft der Kichererbsenbällchen, die Lara am Brunnenmarkt geholt hatte. Um sich vom Schmerz abzulenken, sah sich der Kunde im Laden um. Das Studio war hell und sauber. Neben dem Folterstuhl, wie Hilde ihn selbst nannte, stand das Rollregal mit Hildes Werkzeug. Auf der einen Wandseite befand sich eine beleuchtete Vitrine mit Piercings in allen Formen und Größen. Auf der anderen Seite eine kleine Theke mit drei Barhockern, wo man vor und nach dem Leiden, oder auch während man sich für eine Tattoovorlage oder ein Piercing entschied, mit Kaffee und Strudel versorgt wurde, was die Schmerzen absolut versüßte. Die Strudel hatten normalerweise ihren Platz in ihrer eigenen Vitrine, die aber heute leer war. »Kein Strudel heute?« »Tut mir leid, heute nicht«, antwortete Hilde und bedeckte den Drachenkopf mit Heilsalbe und Folie. »Ich habe am Nachmittag geschlossen, ich helfe einer Bekannten beim Übersiedeln.« Sie warf die Spitzen in die Reinigungsflüssigkeit und ordnete die Farbfläschchen. »Für heute bist du fertig. Die Folie bis am Abend drauf lassen, wie immer. Salbe hast du noch?« Der Kunde nickte und beschloss, in die nächste Konditorei zu gehen. Die Süße sollte seines Schmerzes Lohn sein. Hilde schloss die Tür ab und ging ins Hinterzimmer. Belustigt betrachtete sie Lara. Diese trug einen sehr knapp geschnittenen karier16


ten Minirock und ein bauchfreies Top. Ihre langen Beine steckten in Baumwollstrümpfen, die in der Mitte der Oberschenkel endeten. »So geht man heute zur Schule?« fragte sie. »Schau dich einmal selber an, Oma«, sagte Lara frech. »Du wirkst auch nicht gerade wie die Beamtenwitwe, die du bist.« »Ich musste mich eben von Konventionen befreien«, sagte Hilde. »Und ich fang gar nicht erst damit an, mich auf Konventionen einzulassen«, antwortete Lara und schob ihr einen Teller mit dampfenden, köstlich duftenden Falafel hinüber. »Wie gefällt dir die neue Schule?« fragte Hilde. Lara nickte mit vollem Mund und stieß begeisterte Laute aus. Sie schluckte geräuschvoll. »Läuft bei mir!«, rief sie. Wir haben so viel Kunst, Malen, Musik, Tanz, und die Klassenkameraden sind zum Teil auch…« »Zum Teil?« »Ich kenn noch nicht alle, aber mit ein paar Leuten treff ich mich heute schon.« »Oh, hilfst du uns nicht bei Nastis Übersiedlung?«, fragte Hilde. »Muss ich?«, fragte Lara zurück. »Sie ist schließlich Mamis Freundin, nicht meine. Und ihr seid eh genug… Oder?« »Und ich soll es wahrscheinlich Kathrin ausrichten?« »Das wär ganz lieb, Oma. Die Mama ist immer so… spießig.« »Wenn sie meint, dass du verlässlich sein sollst, finde ich das nicht spießig. Aber ich werd’s ihr erklären.« »Sie ist viel konservativer als du. Und muss sich nicht erst von einer einschränkenden Ehe befreien«, maulte Lara. »Erstens hat mich dein Opa nicht bewusst eingeschränkt, sondern ich hab freiwillig einem Lebenskonzept zugestimmt, das mir nicht entsprach, aber das hab ich erst erkannt, als ich Witwe wurde. Und zweitens hat jeder seinen eigenen Weg, das wirst du auch noch feststellen, Baby«, sagte Hilde ruhig und fuhr mit dem Finger über Laras Wange. »Lass deine Mama sein, wie sie 17


ist, sie akzeptiert dich ja auch.« »Ich bin ja auch viel toller«, grummelte Lara. »So etwas hab ich in deinem Alter auch über mich gedacht«, lachte Hilde. »Du nimmst mich nicht ernst!« »Oh doch, aber eines Tages kommst du noch drauf, dass jeder toll ist, auf seine eigene Art.« »Warum muss ich eine Predigerin als Großmutter haben!«, stöhnte Lara, umarmte aber dann die Predigerin und winkte ihr im Fortgehen zu. Von draußen öffnete sie noch einmal die Türe und steckte den Kopf herein. »Danke, Oma! Bussi!« Damit war sie fort.

Anastasia Komarow war glücklich. Sie hatte tatsächlich den Mann ihres Lebens gefunden: Peter, der nie streiten wollte, der immer so rücksichtsvoll und zuvorkommend war und der immer ein offenes Ohr für sie hatte. Vor drei Wochen hatte er ihr sogar den Schlüssel für seine Wohnung überreicht, damit sie nicht vor der Tür stehen musste, wenn er zu einer Verabredung zu spät kam. Eigentlich wollten sie ja erst nach der Wiener Gemeinderatswahl über ihre gemeinsame Zukunft reden, aber Anastasia, von Familie und Freunden Nasti genannt, fühlte, wie sehr er gerade jetzt, in der heißesten Zeit des Wahlkampfes auf ihren Rückhalt angewiesen war. Er hatte immer weniger Zeit für ihre Beziehung gefunden. Kein Wunder, denn er musste jeden Tag mehrere Veranstaltungen besuchen und zwischendurch auch noch die nötigste politische Arbeit erledigen. Mit etwas Glück - denn ein paar Gemeinderäte waren bereits durchaus pensionsreif - würde er diesmal ein Mandat bekommen. Und das würde der Beginn seiner großartigen Politikerkarriere sein. Einen besseren 18


BAND 1

YPPIES.

Melange, Tattoo & Strudel. Kathrin wohnt mit Teenie-Tochter Lara in einer kleinen Einzimmerwohnung, und das geht auf keinen Fall so weiter. Als ihre Freundin Anastasia sie einlädt, mit ihr und drei anderen eine WG zu gründen, zögert sie. Denn im selben Haus wohnt auch ihre ausgeflippte Mutter Hilde. Außerdem ist die Situation im Haus nicht ganz klar. Dürfen die Freundinnen die Wohnung überhaupt mieten? Und welches alte Geheimnis birgt das Haus? Alle 2 Monate neu! Fortsetzung im nächsten Band: YPPIES. Geheimer als geheim. Bibi Mahony | Alle 2 Monate neu!

www.yppies.at

rittberger+knapp www.rittbergerknapp.com Geheimer als geheim.

2


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.