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Kann ich mit der Förderung des wissenschaftlichen Sozialismus Steuern sparen?
Paragrafenreiter
Was bisher geschah: Nach einem vielversprechenden Anfang als Barmer Kaufmannssohn geriet Friedrich Engels in die schlechte Gesellschaft von Karl Marx, stand auf den Eberfelder Barrikaden, war nach Niederschlagung des Elberfelder Aufstands auf der Flucht nach England und musste seinen Lebensunterhalt selber verdienen, weil sein Vater ihm die finanzielle Unterstützung entzog.
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Von einer gesicherten Existenz konnte nicht die Rede sein. Natürlich versuchten Friedrich und Karl ihren Lebensunterhalt durch wissenschaftliche und journalistische Arbeit zu sichern, erfolgreich waren sie damit aber nicht.
Also kehrte Friedrich 1850 schließlich in die Dienste seines Vaters zurück, allerdings nicht in Barmen, sondern in Manchester. Hier hielt Vater Engels einen Anteil an der Firma Ermen & Engels und verdächtigte seine Mitgesellschafter, die drei Brüder Ermen, die Geschäfte des Hauses nicht ganz korrekt und eher zulasten des weit entfernt im Tal der Wupper sitzenden Minderheitsgesellschafters zu führen.
Friedrich wurde folglich als Buchprüfer ins Kontor von Ermen & Engels entsandt und schlug sich dort tapfer. Der Engels‘sche Gewinnanteil stieg ziemlich schnell an, und Friedrich erhielt von seinem Vater ein regelmäßiges, nicht nur ausreichendes, sondern durchaus komfortables Gehalt.
Karl erhielt keins. Und so unterstützte Friedrich seinen Freund und Mitdenker durch regelmäßige Geldzahlungen oder vielmehr: gründete mit ihm zusammen ein „Compagniegeschäft“, in dem Karl „für den theoretischen und Parteiteil des business“ und Friedrich für die Finanzierung verantwortlich war. Über eine etwaige steuerliche Abzugsfähigkeit von Friedrichs Zahlungen an Karl haben sich die beiden damals garantiert keine Gedanken gemacht. Heute wäre diese das Sahnehäubchen auf der Sozialismus-Torte: Wenn ich am Umsturz der Verhältnisse arbeite, habe ich schließlich keine Lust, sie durch Steuerzahlungen zu stabilisieren.
Welche Möglichkeiten würden sich einem klugen Barmer Geschäftsmann bieten?
Nr. 1: Karl als wissenschaftlichen Mitarbeiter von Ermen & Engels anstellen und seine Lohnkosten bei der Gesellschaft geltend machen? Keine gute Idee. Vermutlich hätte es Vater Engels und die Ermens gegraust bei dem Gedanken, was eine Beschäftigung von Karl mit ihrem shareholder value angestellt hätte.
Nr. 2: Karl als externen Unternehmensberater zur Erforschung von Mitarbeiterzufriedenheit und Entwicklung neuer Mitarbeitervergütungsmodelle beauftragen und sein Honorar als Beratungsaufwand abziehen? Faszinierender Gedanke, aber wohl auch nicht mehrheitsfähig.
Nr. 3: Das Wuppertaler Modell bürgerschaftlichen Engagements entwickeln, eine Stiftung zur Erforschung des wissenschaftlichen Sozialismus gründen und dotieren, die hierfür erforderlichen Mittel als Sonderausgaben geltend machen und Karl als Gründungsgeschäftsführer einstellen? Fantastisch!
Susanne Schäfer
Susanne Schäfer, Steuerberaterin, Geschäftsführerin der RINKE TREUHAND GmbH