![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/a3b30ef296c271a9e07130a3ce1103ba.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
13 minute read
Die heilige Dreieinigkeit
Die Orgel in der Klosterkirche Wuppertal-Beyenburg, Foto: Johannes Vesper
Orgeln im Bergischen Land – Unesco-Kulturerbe zwischen Wupper und Dhünn
Advertisement
In Wuppertal gibt es eines der wenigen Unternehmen, die mit gebrauchten Pfeifen-
orgeln handeln. Von Langeoog bis Nizza, in England und Polen werden Orgeln gelegentlich nicht mehr gebraucht, abgebaut und wiederverkauft. In Deutschland gibt es immerhin noch knapp 50000 Orgeln. Wurden hier 1983 noch 80 Orgeln in Deutschland mit einer Gesamtzahl von knapp 1200 Registern neu gebaut, waren es 2013 noch 18 mit insgesamt 380 Registern. Auch weltweit werden neue Orgeln immer noch gebaut. 2018 weihte die berühmte lettische Organistin Iveta Apkalna eine der größten Orgeln Asiens (9085 Pfeifen, 125 Register, 3 Spieltische) in Weiwuying (Taiwan) ein. Das Instrument stammt fast aus dem Bergischen Land, wurde es doch von Johannes Klais in Bonn gebaut. Diese Organistin wird im September in Wuppertal die jetzt erweiterte Orgel der Stadthalle einweihen. Seit 2017 gehört die Orgel zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Für das Jahr 2021 kürten die Landesmusikräte die Orgel zum „Instrument des Jahres“. Erstmalig hatte Ktesibios im 3. Jahrhundert vor Christus in Alexandria eine Orgel konstruiert, bei der Winddruck durch Wasserfluss reguliert wurde. Bevor die Orgel in die Kirchen Mitteleuropas gelangte, ließ sich Pippin der Kurze (714-768), der Vater Karls des Großen, eine Hausorgel auf seinem Landsitz in Compiègne aufstellen. Im 9. Jahrhundert sind Orgeln, meist tragbare Kleinorgeln, schon in Aachen, Köln, Freising und Canterbury bezeugt. Im hohen Mittelalter dann werden Orgeln überall in Zentraleuropa gebaut (z.B. Erfurt, Magdeburg, Paris, Rouen). Als die älteste deutsche, noch spielbare Orgel gilt die Orgel von St. Andreas in Ostönnen, als zweitälteste die der Rysumer Kirche, die um 1450 erbaut und mit „vette beesters“, also fetten Rindern, bezahlt wurde.
Zu dieser Zeit rauschten im Bergischen Land noch die Wälder, die Nachtigall sang, und die Finken schmetterten in schattigen Eichen. Erstmals wurde hier 1693 eine Orgel schriftlich dokumentiert, und zwar die Orgel der Klosterkirche St. Maria in Beyenburg. Bruder Dirk, der letzte des Kreuzherrenordens erzählt: „Lange vor dieser Orgel hatten wir hier aber schon einen Organisten namens Frater Johannes von Dortmund. Der starb 1572.“ Nach Bränden (1618 und 1678) sei die spätgotische Klosterkirche unter anderem mit der Orgel und ihrem prächtigen Prospekt ausgestattet worden. Er ist mit Hauptwerk und Rückpositiv erhalten. Große Basspfeifen bilden den zentralen Turm der geschwungenen Orgelfassade. Rechts und links daneben finden sich, getrennt durch Schmucksäulen, die Pfeifenfelder des Hauptwerks, an die sich wieder turmartig Prospektpfeifen anschließen. Trompetenengel strahlen in barockem Glanz vom Dach der Pfeifentürme herunter, und zwar mit wehendem, goldenem Flor, „wegen der Keuschheit“, schmunzelt Bruder Dirk, „und der Engel, der den zentralen Pfeifenturm unterstützt, guckt etwas übellaunig, da er die ganze Orgel tragen muss.“ Gruselig-ironisch schauen verfremdete Gesichter aus den Ornamenten der Brüstungsfeldern der Empore. „Vielleicht hatte der Kunstschreiner ja Migräne, als er daran gearbeitet hat.“ Das heutige Orgelwerk, dessen 50-jähriges Jubiläum kürzlich gefeiert wurde, stammt von Romanus Seifert aus Kevelaer, der unter anderen die im Mindener Dom gebaut hat. Die Orgel in Beyenburg ist zwar die älteste, aber bei weitem nicht die einzige historische Orgel zwischen dem Altenberger Dom und der Historischen Stadthalle in Elberfeld.
Die Haus- und Kleinorgeln aus Elberfeld
Dort gründete Mitte des 18. Jahrhunderts Jakob Engelbert Teschemacher (1711-1782) seine Orgelbauwerkstatt. Später wurde die große Orgelbautradition Wuppertals geprägt durch die Firmen Ibach, Koch und Faust. Von den zehn Instrumenten, die allein die Orgelbaufirma Ibach zwischen 1844 und 1880 für Wuppertaler Kirchen gebaut hat, existieren in Teilen noch zwei (Prospekte der Wichlinghauser und der Cronenberger Kirche). Sechs verbrannten unter den Bomben des 2. Weltkriegs. Von Ibach stammte auch die erste Konzertsaalorgel auf dem europäischen Kontinent, die 1855 eingeweihte Ibach-Orgel des Konzertsaals „Concordia“ in Barmen. Die 1904 in der Nachfolge von Koch und Ibach gegründete Orgelbaufirma Faust baute bis 1953 260 Orgeln und erlosch 1982 als „Schwelmer Orgelbau“. Aus dieser Tradition heraus werden noch heute am Mettberg (Herzkamp) in der Firma „Bertold Prengel Orgelbau“ Orgeln gebaut, von denen eine Andreas Ladach kürzlich in Hatzfeld ab- und in Italien wiederaufgebaut hat. So setzt sich die Wuppertaler Orgelbautradition bis in der Trinitatiskirche am Arrenberg noch heute fort.
Aber zurück zu Teschemacher. Seine kleinen, einmanualigen Orgeln mit und ohne Pedal reichten für die in calvinistisch-reformierten Gemeinden weniger geschätzte Kirchenmusik aus, fanden ihren Platz aber auch in Privathäusern wie ehemals bei Pippin dem Kurzen. Als selbstbewusster Handwerker legte Teschemacher großen Wert auf Qualität. Hundert und mehr Jahre sollten bei guter Pflege seine Orgeln halten, was sie auch taten.
Größere Orgeln von ihm sind nicht erhalten. Eine ursprünglich für die Reformierte Gemeinde Wevelinghoven (heute Stadtteil von Grevenbroich) geplante Kleinorgel (elf Register) konnte 1767 nicht ausgeliefert werden, da der dortige katholische Ortspfarrer aus der Nachbargemeinde unter Einschaltung des Kölner Generalvikariats ein Verbot zur Aufstellung einer Orgel durchgesetzt hatte. So kam die Orgel nach Schwelm und wurde hundert Jahre später (1869) nach Schließung der Kirche dort in Dönberg aufgebaut, wo sie 1967 zugunsten einer neuen Orgel erneut abgebaut
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/6790a134bbc4d54381cdb68f12496ddf.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Klosterkirche Wuppertal-Beyenburg: Trompetenengel auf dem Orgeldach
Foto: Johannes Vesper
und der Stadt Wuppertal übereignet wurde. Heute bietet sie nach Restaurierung (Gebr. Oberlinger Windesheim) als Chororgel in St. Laurentius zu Wuppertal nicht mehr ganz den Originalklang Teschemachers, erhielt aber ein modernes Gebläse- und Pedalwerk. Die „Blind- und Bosheit“ der Wevelinger vor 250 Jahren ist vergessen. Insgesamt gibt es in Kirchen und Museen noch ca. 20 erhaltene Orgeln dieses bedeutendsten Orgelbauers des Bergischen Landes (u.a. in Köln, Brüssel, Antwerpen, Augsburg, Bethel College (North Newton, Kansas).
Aktuell ist in Wuppertal aus anderen Gründen wieder von Teschemacher die Rede. Der alte Teschemacher Hof an der Mirke, in dem sich auch die Orgelwerkstatt befunden haben soll, wird restauriert werden.
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/1af6315f1de9381a569825843903523f.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Der Weiler Remlingrade , Foto:Willi Barczat
Die Dörfliche
Zwischen Beyenburg und Radevormwald liegt das kleine Remlingrade mit seiner schmucken weißen Kirche von 1744. Jedenfalls findet sich diese Zahl aus schwarzen Eisenankern an der Fassade des Turms mit verschiefertem Spitzhelm. Die prächtige Innenausstattung stammt original aus dem 18. Jahrhundert. Imposant erhebt sich unter dem Tonnengewölbe der mächtige Aufbau von Kanzel und Orgel über dem Altar. Diese Anordnung der Prinzipalstücke (Altar, Kanzel, Orgel) ist für die bergischen Predigtkirchen charakteristisch. In der Regel steht die Orgel dem Altar gegenüber. Der Heilige Geist ist als geschnitzte Taube im achteckigen Schalldeckel der Kanzel dem Geist des Pastors bei der Predigt immer nah. Über ihm aber steht hier die Orgel und vermittelt zwischen Gemeinde und Himmel. „Bevor das Gebläsewerk elektrisch betrieben wurde, mussten nach Einweisung durch den Küster die Konfirmanden den Blasebalg im Schweiße ihres Angesichts treten,“ erzählt Pfarrer Albert Keller. Die 1987 eingebaute Schumann-Orgel französisch-barocken Zuschnitts konnte bis 2004 durch weitere Register ergänzt werden.
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/cd1557280e17b672d8e78e6f9c1f7072.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Blick in den Innenraum der Remlingrader Kirche mit der Original-Ausstattung
aus dem 18. Jahrhundert, Foto: Johannes Vesper
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/5712534c481bee5e49f9eb9df4713f6e.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Die pneumatische Orgel in der Reformierten Kirche Wuppertal-Ronsdorf wurde
Die Pneumatische
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/dafe45b18250db486bf0c1deb69e5586.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Die Evangelisch-reformierte Kirche in Ronsdorf wurde nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Rudolf Zwirner und nach dem Vorbild der Elberfelder Sophienkirche im Luisenviertel 1855 bis 1858 in neuromanischem Stil gebaut. Nach Verfall ihrer alten entschloss man sich 1908 zum Bau einer neuen Orgel. Als Opus 1028 der Orgelbaufirma Wilhelm Sauer fügt sie ohne Gehäuse sich mit ihren Pfeifenfeldern auf der Südempore „unbergisch“ gegenüber von Kanzel und Altar in die originale Zwirner‘sche Innenausstattung ein. Technisch bedient sich diese Orgel einer pneumatischen Traktur. Die zuvor übliche mechanische Kraftübertragung auf Windlade und Pfeifen erforderte bei größeren Orgeln zunehmend größere Kräfte, um Tasten und Register zu betätigen. So ging man zwecks leichterer Ansteuerung dazu über, die Registerzüge elektrisch, seit 1880 die Pfeifen aber auch mit ventilgesteuertem Luftdruck anzusteuern, technisch nicht ganz einfach. Wilhelm Sauer baute seit 1896 Orgeln mit Röhrenpneumatik in hoher technischer Präzision quasi am Fließband. Die Technik der Röhrenpneumatik war nicht einfach, sodass man sie Ende der 20er-Jahre wieder verließ. Die Ronsdorfer Orgel wurde 1955 von der Wilfried Sauer Orgelbau GmbH Müllrose, 1969-1971 von Willi Peter (Köln) restauriert, hatte insgesamt das Glück, dass für Ergänzungen oder Erweiterungen nie Geld vorhanden war. So bietet sie bis heute den authentischen Klang aus der Zeit ihrer Erbauung. Seit 1985 steht sie unter Denkmalschutz. Von der Orgelbaufirma Wilhelm Sauer stammt in Wuppertal übrigens auch die Orgel der Friedhofskirche (Hochstraße), eingeweiht 1898, und die 1. Stadthallenorgel, die 1900 mit vier Manualen und 56 Registern eingeweiht und 1957 bei zunehmender Reparaturanfälligkeit verschrottet wurde. Den Höhepunkt des romantischen Orgelbaus bietet in Deutschland die große Sauerorgel des Berliner Doms (Baujahr 1905).
1908 gebaut und hat bis heute ihren authentischen Klang bewahrt, Foto: J. Vesper
Die Röhrenpneumatik der Sauer-Orgel Ronsdorf, Foto: Johannes Vesper
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/be9382fe817faef714c02ba62e5c339c.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Hoch auf der Orgel in der Lutherischen Kirche Radevormwald thront König David
und schlägt die Harfe, Foto: Karl-Heinz Krauskopf
Die Königliche (Lutherische Kirche Radevormwald) Radevormwald erhielt als bedeutender Rodungsort der Grafschaft Berg schon seit dem 14. Jahrhundert Stadtrechte. Bis zum Jahre 1707 mussten die Radevormwalder Lutheraner zum Gottesdienst nach Remlingrade gehen, reiten oder fahren, bevor sie ihre eigene Kirche bauen durften, und zwar nach der Vorschrift des katholischen Kurfürsten in Düsseldorf in gehöriger Entfernung von der katholischen Kirche. Nach dem großen Stadtbrand von 1802, der nahezu alle Gebäude zerstörte, wurde die Kirche als Bruchsteinsaal mit großen Rundbogenfenstern und „welscher Haube“ schnell wiederaufgebaut.
Im Inneren ist die bergische Anordnung der Prinzipalstücke in den Farben, Weiß, Grau, Grün und, wenig Gold ein Meisterstück spätbarocker bzw. früh-klassizistischer Innenarchitektur im wahrsten Sinnen des Wortes. Die Kanzel schwebt über dem Altar vor einer sich aus der östlichen Altarwand herauswölbenden Sakristei. Die Orgelempore darüber, versehen mit Schnitzwerk in Form drapierter Tücher, wird von vier korinthischen Säulen mit goldenen Kapitellen gestützt und stammt von Radevormwalder Handwerkern aus der Zeit um 1813. In der Girlandenkrone des Kanzeldachs schwebt der goldene Erdball mit Kreuz. Endlich türmt sich auf der Empore als Krone bergischer Dreieinigkeit die zweistöckige, klassizistische Orgel auf. Zwei Karyatiden fassen das Positiv ein und tragen die beiden seitlichen Pfeifentürme. Pfeifenfelder in der geschwungenen Fassade umrahmen den zentralen, kleineren Pfeifenturm. Und ganz oben schlägt der fast lebensgroße König David seine goldene Harfe. Hier reißt die Musik seit Martin Luther und Johann Sebastian Bach den Gläubigem den Himmel auf und vertreibt ihnen die Depressionen wie dem König Saul vor 3000 Jahren. Dabei muss sich der König aber mit seinen Trompetenengeln unter das Tonnengewölbe des Daches ducken. Die Orgel war 1783 für die größere Düsseldorfer Kreuzbrüder Kirche vom niederrheinischen Orgelbauer Abraham Itter aus Kevelaer gebaut und kam 1813 für 400 Taler nach Radevormwald.
Die heutige Orgel (Karl Schuke Berlin) hat insgesamt 1857 Pfeifen und 29 Register, zwei Manuale, ein Pedal und wurde 1980 in den historischen Prospekt eingebaut. Die sichtbaren Orgelpfeifen, noch von 1898, aus hellem 14-lötigen Zinn sind nicht künstlich patiniert. Die Vorgängerin, eine selten gebaute Röver-Orgel, hatte auch im Hinblick auf ihre pneumatische Traktionstechnik nicht mehr repariert werden können.
Die reformierte Kirche Radevormwald am Marktplatz war nach dem Stadtbrand 1802 ebenso wiederaufgebaut worden und erhielt 1826 eine neue Orgel. Diese Orgel und ihr Prospekt hat Christian Rötzel aus Alpe im Oberbergischen entworfen und der Radevormwalder Möbelschreiner Karthaus gebaut. Der Aufbau der Prinzipalstücke in bergisch-klassizistischem Stil scheint hier in schlichterer, aber eleganter Ausführung derjenigen aus der lutherischen Kirche nachgebaut. Die Orgel hat 25 Register und 1414 Pfeifen.
Die Prächtige
Die traditionsreiche, reformierte Gemeinde von Lüttringhausen kann immerhin ihre 59 Pfarrerinnen und Pfarrer seit 1550 auflisten. Und bereits 1529 wurde in Köln der Lüttringhauser und lutherische Ketzer Adolf Clarenbach verbrannt. Nach dem verheerenden Stadtbrand 1736 wurde die Kirche wiederaufgebaut und erhielt 1861 ein weiteres Turmgeschoss mit „welscher Haube“. Die erste Orgel hat „Orgelmacher“ Johannes Streffing 1736 bis 1738 aus Datteln gebaut. 1881 wurde sie wegen Baufälligkeit ersetzt. Wilhelm Sauer (siehe Ronsdorf) baute 1891 die zweite Orgel, Rudolf von Beckerath 1970 die dritte. Der hochbarocke Aufbau der Prinzipalien aus dem 18. Jahrhundert blieb erhalten und zeigt eine farbige Pracht, die ihresgleichen sucht. Vor der gewaltigen zweistöckigen Orgel mit drei Pfeifentürmen und Pfeilerfeldern steht das ähnlich aufgebaute kleinere Rückpositiv. Seitlich fassen die 16 Fuß Basstürme den ganzen Orgelprospekt ein, zwei gedrehte Säulen mit Rankenwerk die Kanzel. Auch hier musizieren König David und seine Trompetenengel, und zwar auf dem Fries zwischen 1. und 2. Orgelstockwerk. Seine Musik kann über eine digitale Schnittstelle vom Spieltisch der Orgel aus zu elektronischen Sounds, Keyboard, PA-Boxen usw. bei Bedarf erweitert werden.
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/8ea30d9f901f14c0e834b2d14b5e8b20.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Die Sinfonisch-Konzertante
Die größte Orgel des Bergischen Landes stammt von S. Sauer, Orgelbau Ottbergen (nicht zu verwechseln mit Wilhelm Sauer, ehemals Frankfurt/Oder) und wurde 1997 nach der Renovierung der Stadthalle von einem großzügigen Mäzen gespendet. Die Einweihung musste wegen defekter Sprinkleranlage um ein Jahr verschoben werden. Die jetzige Orgel ist also faktisch die zweite Orgel daselbst. 2014 erfolgte eine Grundreinigung aller 4706 Pfeifen. 2020 wurde für 150000 € die technische Anlage erneuert und die Setzeranlage digitalisiert. Das erfolgte unter den Augen von Johannes Falke, dem Chefintonationsmeister der Orgelbaufirma, der auch schon den Bau geleitet hat. Mit ihm ins Orgelgehäuse zu steigen und dort seinen Erläuterungen zu folgen, ist ein besonderes Vergnügen. Erst im Inneren der Orgel bekommt man eine Vorstellung von der Komplexität des Instruments.
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/4f113edff6d87d43ada1875aa3137965.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Setzen und Koppeln der 69 Register bei drei Manualen und Pedalwerk erfolgt jetzt elektronisch computerisiert. „Vor einigen Jahren hatte der weltbekannte Organist Vincent Dubois hier bei einem Konzert eine Kombination falsch programmiert, nach der jeweils im Pianissimo eine kräftige Zungenstimme kakofonisch der Orgel zusätzlich quakte. Ich musste per Hand die Registerkombination berichtigen. Ein Albtraum jedes Organisten“, erzählt Wolfgang Kläsener, seit einigen Jahren Custos der Orgel. Das kann zukünftig nicht mehr passieren.
Jetzt ist diese Orgel eine der modernsten der Welt. „Hatten wir bisher 256 Setzer, also Speicherplätze für Registerkombinationen, können wir jetzt bis zu 20.000 Kombinationen speichern und nutzen. Sensationell ist das! Die heutige Digitaltechnik beim Auto ist ja mit den Möglichkeiten von 1997 auch überhaupt nicht vergleichbar“, begeistert sich
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/fd014f32071ea5be0c5b3900845bb547.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Blick in den großen Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal
der Custos. Zum Vergleich: Die große Schuke-Orgel der Immanuelskirche von 1967 hat 58 Register, fünf Setzerkombinationen und sieben Koppeln. Dank Computertechnik erfährt der Klang der 69 klingenden Register in Verbindung mit Spielhilfen, Sub- und Superkoppeln ganzer Manuale eine ungeheure Erweiterung. Dabei erfolgt die Kraftübertragung des Tastendrucks am oberen Spieltisch mechanisch, am Bühnenspieltisch vollständig elektrisch. Mit der jetzigen Technik ist auch die Speicherung gespielter Musik auf der Orgel möglich, eine späte, elektronische Realisation der alten Welte-Mignon-Technik. Bei einer solchen Orgel in einem der „schönsten Konzertsäle der Welt“ ist zu wünschen, dass neben „Wuppertaler Orgeltagen“ und „Orgelakzenten“ auch sinfonische Orgelmusik zu hören sein wird.
Zusammenfassend gibt es zwischen Wupper und Sieg an die 30 Kirchen mit dem für die Region typischen „bergischen Kanzelaltar“ und herrlichen Orgeln aus den letzten drei Jahrhunderten. Wandern oder Radfahren von einer Orgel bzw. Kirche zur anderen bieten fantastische Erfahrungen in dieser Kulturlandschaft.
Johannes Vesper Konzertvorschläge der Redaktion:
![](https://assets.isu.pub/document-structure/211014113320-03063326db19fb17dfc87c7a81b7ac9d/v1/2dea068ecfb5f96203870976d09949cc.jpeg?width=720&quality=85%2C50)
Historische Stadthalle Wuppertal
Sonntag, 29. August 2021, 18 Uhr
1. Orgel-Akzent
Einweihung der renovierten Sauer-Orgel Sinfonieorchester Wuppertal, Iveta Apkalna Orgel Werke von Johann Sebastian Bach, Alfrēds Kalninš, Ēriks Ešenvalds, Jāzeps Vītol, Pēteris Vasks.
Samstag, 18. September 2021, 19.30 Uhr,
2. Orgel-Akzent Sinfonieorchester Wuppertal
Sebastian Küchler-Blessing Orgel Werke von Dieterich Buxtehude, Jehan Alain, Johann Sebastian Bach und Pjotr Iljitsch Tschaikowski
sinfonieorchester-wuppertal.de
32. Gräfrather Orgelsommer St. Mariä Himmelfahrt
Klosterhof 3, Solingen-Gräfrath Sonntag, 18. Juli 2021 Swen Berndtson Trompete, Michael Schruff Orgel Werke von Haydn, Ravel, Vierne u.a.
Sonntag, 1. August 2021 Rebecca Buntrock und Susanne Imhoff Violinen, Ralf Eumann Orgel Werke von Bach, Mendelssohn, Rheinberger u.a. Eintritt frei. Anmeldungen bis jeweils 2 Wochen vorher unter Tel 0212/221480.
Reihe Sommerliche Orgelkonzerte, Wuppertal
Kirche St. Antonius
Unterdörnen 137, 42275 Wuppertal Sonntag, 1. August 2021, 16.30 Uhr Zwischen Himmel und Erde
Wolfgang Kläsener Orgel Sonntag, 15. August 2021, 16.30 Uhr, Olivier Latry, Paris Sonntag, 29. August 2021, 16.30 Uhr, Thomas Ospital, Paris
Basilika St. Laurentius
Friedrich-Ebert-Straße 22, 42103 Wuppertal Sonntag, 8. August 2021, 16 Uhr Ralitsa Ralinova Sopran, Hans Küblbeck Orgel Sonntag, 22. August 2021, 16 Uhr Bine Katrine Bryndorf, Kopenhagen