"die beste Zeit", Juli-September 2021

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Die Orgel in der Klosterkirche Wuppertal-Beyenburg, Foto: Johannes Vesper

Die heilige Dreieinigkeit

Orgeln im Bergischen Land – Unesco-Kulturerbe zwischen Wupper und Dhünn In Wuppertal gibt es eines der wenigen Unternehmen, die mit gebrauchten Pfeifenorgeln handeln. Von Langeoog bis Nizza, in England und Polen werden Orgeln gelegentlich nicht mehr gebraucht, abgebaut und wiederverkauft. In Deutschland gibt es immerhin noch knapp 50 000 Orgeln. Wurden hier 1983 noch 80 Orgeln in Deutschland mit einer Gesamtzahl von knapp 1200 Registern neu gebaut, waren es 2013 noch 18 mit insgesamt 380 Registern. Auch weltweit werden neue Orgeln immer noch gebaut. 2018 weihte die berühmte lettische Organistin Iveta Apkalna eine der größten Orgeln Asiens (9085 Pfeifen, 125 Register, 3 Spieltische) in Weiwuying (Taiwan) ein. Das Instrument stammt fast aus dem Bergischen Land, wurde es doch von Johannes Klais in Bonn gebaut. Diese Organistin wird im September in Wuppertal die jetzt erweiterte Orgel der Stadthalle einweihen.

Seit 2017 gehört die Orgel zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Für das Jahr 2021 kürten die Landesmusikräte die Orgel zum „Instrument des Jahres“. Erstmalig hatte Ktesibios im 3. Jahrhundert vor Christus in Alexandria eine Orgel konstruiert, bei der Winddruck durch Wasserfluss reguliert wurde. Bevor die Orgel in die Kirchen Mitteleuropas gelangte, ließ sich Pippin der Kurze (714-768), der Vater Karls des Großen, eine Hausorgel auf seinem Landsitz in Compiègne aufstellen. Im 9. Jahrhundert sind Orgeln, meist tragbare Kleinorgeln, schon in Aachen, Köln, Freising und Canterbury bezeugt. Im hohen Mittelalter dann werden Orgeln überall in Zentraleuropa gebaut (z.B. Erfurt, Magdeburg, Paris, Rouen). Als die älteste deutsche, noch spielbare Orgel gilt die Orgel von St. Andreas in Ostönnen, als zweitälteste die der Rysumer Kirche, die um 1450 erbaut und mit „vette beesters“, also fetten Rindern, bezahlt wurde.

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