Ausgabe 6 / 2013
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EDITORIAL
Nun sind wir mit unserem Magazin seit einem Jahr auf dem Markt und wir nehmen das zum Anlass, eine erste Bilanz zu ziehen. Und die ist in so überwältigendem Maße erfreulich, dass wir zugeben müssen, mit einer derart positiven Resonanz gar nicht gerechnet zu haben. Unser Bestreben war, mehr Bewusstsein für die wunderbare Stadt zu schaffen, in der wir leben, für ihre Geschichte, ihre Kultur und ihre aktuelle Gestaltung. Auch wünschten wir uns, dass ihre Kulturgüter mehr Beachtung finden. In diesem Sinne wollten wir etwas bewegen. Und Bewegungen sind überall zu erkennen! Auch die große Zahl von Bürgern, die uns spontan im persönlichen Gespräch Lob, Begeisterung und Zuspruch ausdrückten, zeigte uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Deshalb bedanken wir uns bei unseren Lesern, die uns gleich von Anfang an ein so begeistertes Feedback bescherten, durch alle Schichten und Altersklassen hindurch, und das mittlerweile schon auf internationaler Ebene. Inzwischen sind wir auch schon von den Verantwortlichen anderer Städte angesprochen worden, ob wir nicht auch für sie ein so gelungenes Magazin gestalten wollen. Und Sammelobjekt sind wir jetzt auch, wie die vielen Bitten um Zusendung vergriffener Hefte zeigen. Bewusst und gewollt haben wir ein Verkaufsmagazin gestaltet, das wir aber kostenlos abgeben, weil wir möglichst viele Menschen erreichen wollen. Deshalb dürfen wir uns an dieser Stelle ganz ausdrücklich bei unseren Werbepartnern bedanken, die uns diese Vorgehensweise erst ermöglichen. Weiterhin gilt unser besonderer Dank unserem hervorragenden Team und und unseren engagierten Gastschreibern, vor allem Michael Klarner, ohne dessen Sachverstand und Kompetenz Vieles nicht möglich wäre. Herzlich bedanken wollen wir uns auch bei den vielen großartigen und engagierten Menschen, die sich als Teil des Magazins sehen, uns mit Vertrauen und Offenheit begegnen und uns begeistert Türen zu Vereinen, Institutionen und Privatem öffnen, die uns sonst verschlossen blieben. Ohne sie wäre z.B. ein Beitrag über die Ingolstädter Freimaurer-Loge nicht zu realisieren gewesen. Wir sind immer wieder überrascht, auf was wir alles bei unsere Recherchearbeit stoßen: Wussten Sie, dass die erste evangelische Kirche überhaupt in Neuburg steht, oder dass die Hauptstrecke des Jakobswegs über Ingolstadt und Neuburg führt? Wohl eher nicht. Apropos Jakobsweg: Sollte diese geschichtliche Tatsache offizielle Anerkennung finden, wäre das doch ein echtes Geschenk für unsere Region. Und unsere Zukunftsvision bezieht bezieht sich diesmal auch auf den Jakobsweg: Ministerpräsident Seehofer, Audi-Chef Stadler und Bischof Hanke pilgern diesen Weg gemeinsam zwischen Ingolstadt und Neuburg und symbolisieren dadurch das Miteinander von Wirtschaft, Kirche und Politik. Horst Seehofer hat übrigens schon zugesagt, Verhandlungen mit den beiden anderen sind schon in Gang. In diesem Heft nehmen wir Sie mit auf eine große „Mystery-Tour“ und wünschen Ihnen genauso viel Freude beim Lesen, wie wir sie beim Erarbeiten dieser Ausgabe empfanden. Herzlichst Ihre Maria Bentz & Stephan Arens
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INHALT Gestaltung Titel: Maria Bentz & Fabrizio Verni
06 IN THE TRUE SENSE 10 EINE INGOLSTÄDTER ERFINDUNG: DIE ILLUMINATEN 14 UND WAS HABEN DIE ILLUMINATEN DAMIT ZU TUN? 16 GEHEIMNISSE AUS DEM CAFÉ PUSCHKIN 18 DORT WO FRANKENSTEIN ZUHAUSE IST... 24 EINE VERSCHWIEGENE BRUDERSCHAFT 30 INGOLSTADTS UNTERWELT 38 GEORGIANUM 44 KRAFTVOLLE ORTE 50 KOLUMNE: DER STODSCHREINER
52 55 56 60 66 72 74 78 80 82
KREUZI – DAS NACHTGESPENST VOM KREUZTOR DIE ERSTE EVANGELISCHE KIRCHE DER WELT LUDWIG, DAS SCHLOSSGESPENST 30 JAHRE INGOLSTÄDTER JAZZTAGE GEHEIME GÄRTEN INTERVIEW: JULIA HANSELMEIER INTERVIEW: KNUT WEBER DER JAKOBSWEG: GESCHICHTLICHER HINTERGRUND DER JAKOBSWEG: ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT KOLUMNE: MAXI GRABMAIER
Impressum WIR! IN INGOLSTADT VERLAG, Tränktorstr. 10, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 993496-00, Fax 0841 993496-02, info@wiriningolstadt.de
HERAUSGEBERIN Maria Bentz
V.I.S.D.P. & MARKETING Stephan Arens
REDAKTIONSLEITUNG Maria Bentz, Stephan Arens
REDAKTIONELLE MITARBEIT Michael Klarner, Ernst Arnold Bauer, Michael Schmatloch, Bernd
Harder, Dr. Siegfried Hofmann, Stephan Gröschler, Prof. Dr. Roland C. Vielwerth, Waltraud Götz, Margit Schuller-Langscheid, Dieter Schuller
KOLUMNE Maxi Grabmaier, Hans Bichlmaier
LEKTORAT Eva Sauer
GRAFIK Fabrizio Verni (FAVEdesign.de)
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KREATIV-TEAM Fabrizio Verni, Maria Bentz FOTOGRAFIE Ritchie Herbert, Gert Schmidbauer, Stephan Arens ANZEIGEN & VERTRIEBSLEITUNG Maria Bentz, Tel. 0173 3672953 DRUCK Hofmann Druck Nürnberg NÄCHSTE AUSGABE Ende November 2013
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder.
AKTUELLE THEMEN UND BILDER AUF www.wiriningolstadt.de
Oh Freund, erรถffne mir des Schamanen Reichtum. des Schamanen Weisheit. Du bist es, Taliesin,
Seite 7 Bild: Ernst Arnold Bauer
in the true Barde, sing mir begleitet von Trom melschlag B a r d e, e r f Ăź l lt v o n g Ăś t t l i c h e r W e i s h e it. wiriningolst adt.de
Das keltische Erbe ist mehr denn je gegenwärtig. Die Wiedergeburt, oder treffender, die nie in Vergessenheit geratene Geisteshaltung trägt der Mensch seit Anbeginn in sich, mit sich.
Wenn ich mir erlaube zu sagen, in jeder uns bekannten Religion diese Wahrheit, das Geistige, Geistliche, im Menschen eingewebt ist, so ist es nicht nur als Volksfrömmigkeit, vielmehr die Sehnsucht widerspiegelnde Immanenz des Überzeitlichen in der Zeit (vgl. Karl Jaspers). Wäre es nun auch an der Zeit, auf die starken -inhaltlich frei von Unterschieden- Strömungen der Glaubensrichtungen einzugehen, um zu einem besseren Verständnis des Schamanismus zu kommen. Religionen wurden von Menschen gemacht. Die Urinhalte aber aufgrund von Erleuchteten, gottgesandten Gottmenschen, Propheten ermöglicht. So sind die Religionen eine Schule, eine Vorbereitung zum wahren Menschsein, sich zu erinnern ob seines göttlichen Ursprungs. Ob Sie die Vedas, Upanischaden oder andere Schriften wie die Bibel, Koran, Sufis, Gurmat Sidant aufschlagen, können Sie nicht umhin, den silbernen Faden zu erkennen, welcher all die uns bekannten Schriften durchzieht. Möchte ich an dieser Stelle aber Ihr Augenmerk auf etwas lenken, das, so denke ich, von Bedeutung ist. Wie oben bemerkt, die Wesensgleichheit sich in Allem findet, aber mehr noch ist.
All die uns bekannten Seher, Gottmenschen, eines gemeinsam taten. Sie brachten das Licht und die göttliche Musik in die Welt. Mehr noch, sie gaben sie an die sehnende Menschheit einem Füllhorn gleich weiter, weihten sie ein in die Mysterien des Jenseits. Diese Initiation war die wichtigste Aufgabe ihrer Existenz in menschlicher Form, im Schamanismus, wie auf dem gesamten Globus, ebenso in all den anderen Kulturen, vorher sowie nachher, bis heute, eben bekannt als Gegenwart. So war und ist die Menschheit immer begleitet von eben dieser Gnade. Erlauben Sie mir, es so zu bezeichnen. Wenn ich‘s nun so nenne, könnte man davon ausgehen, dass es sich um den Menschen handelt. Weil dem so ist, liegt nichts näher, um wieder die Immanenz Gottes, also des namenlosen, noch unbekannten Gottes in dem zu vermuten, wo er entsprungen. Aus dem Geiste im Geiste. Aufblühend einer Lotusblüte gleich im geistigen Auge des Menschen, so war er Adept in früherer Zeit und ist es heute. Wie in den Texten Plotins, Rumis, Kabirs, Nanaks, Jesus, Buddhas, Zarathustras, Zoroasters, Konfuzius, Aurobindos, Ramakrishnas, Guru Gobind Singhs und bei Sant Kirpal Singh, um nur einige zu nennen. Ich kann in diesem Forum das so umfangreiche, endlos inspirierende Thema nur behutsam eröffnen. Obliegt es nun dem Leser, sich weiter in beharrlicher Geisteshaltung zu vertiefen. Ergebenst, Ernst Arnold Bauer
Foto: Ritchie Herbert
Dem Adler gleich sich in die Lüfte erhebend, scharfen Auges die Welt betrachtend, sich selbst im Selbst erblickend, Buddha gleich, Zarathustra, Orpheus gleich, Satwas, Mahasatwas, Rishis, Munis gleich. Du und ich es erkennen, die Transzendenz und Immanenz des Gottes, nicht mehr des unbekannten Gottes in Dir und mir, getragen von der Liebe in grenzenloser Ekstase sich alles im Bewusstsein entfaltet. So erkennt der Barde seine Sterblichkeit, um neu geboren zu werden. Eingeweiht in die Mysterien, das Wasser des Lebens trinkend, der göttlichen Musik lauschend, so unsterblich den Tod überwunden, frei auf Adlers Flügeln der Sonne im Geiste entgegen schwebend. In allen späteren Religionen sich diese Phänomenologie wiederfindet. Bei genauerer Betrachtung diese Parallelen zu finden sind. Er, Taliesin, lebte in Wales um 540 A.D., eine Inkarnation des Göttlichen, um der Menschheit seiner Zeit ein Licht zu sein, Seher, wie ihn jede Zeit hatte, vorher bis heute (vgl. Mircea Eliade, Schamanismus, ebenda).
Künstler und Philosoph: Ernst Arnold Bauer
Illum EINE INGOLSTÄDTER ERFINDUNG: DER LEGENDÄRE GEHEIMBUND DER ILLUMINATEN
Text: Michael Klarner
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minaten A
der Zerschlagung des Ordens, gelten die Illuminaten als Urheber und treibende Kraft der Französischen Revolution: jenes epochalen Umsturzes, der die bisher gekannte Gesellschaftsordnung radikal über den Haufen wirft. Fortan beginnen die Verschwörungstheorien zu blühen und verstummen auch nicht im Lauf der Jahrhunderte.
Tatsächlich ist der Mythos viel glanzvoller und sicher auch machtvoller, als es der Geheimbund selbst wohl jemals gewesen war. Gerade einmal neun Jahre hatte er existiert, bevor der Orden verboten wurde und sich auflöste. Doch halt – hat er sich wirklich aufgelöst? Lässt sich eine Geheimgesellschaft durch staatliche Dekrete verbieten? Oder ist es nicht vielmehr wahrscheinlicher, dass die Mitglieder nun erst recht in den konspirativen Untergrund abtauchen, um, noch besser verborgen, weiter an ihren Zielen zu arbeiten? Mit diesen Fragen beginnen die Spekulationen zu blühen und der Mythos wächst. Und tatsächlich: Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert, kurz nach
Die historische Wahrheit ist freilich eine andere, weit weniger spektakulär, vielleicht aber auch: anders spektakulär. Doch zurück zu Adam Weishaupt, jenem Mann, der vor 265 Jahren in Ingolstadt geboren wurde, hier das Gymnasium besuchte und sich als ehrgeiziger und wohl auch begabter Schüler zeigte: Mit 15 Jahren beginnt er sein Studium der Geschichte, Staatswissenschaften und Philosophie. Mit 20 Jahren promoviert er zum Doktor und wird mit 24 Jahren Professor an der hiesigen Universität. Diese ist damals fest in der Hand der Jesuiten, einem Orden, der sich den „alten Lehren“ und der Weltanschauung der katholischen Kirche verpflichtet sieht – mehr als einer zeitgemäßen Wissenschaft. Während in Europa mit der Aufklärung frischer Wind ins Denken kommt, bleibt es in Ingolstadt eher muffig. Moderne Studienfächer wie Chemie oder Botanik werden von den Jesuiten lange verhindert, fortschrittliche Lehren werden zensiert oder schlicht verboten. Weishaupt selbst hingegen ist fasziniert von den Ideen der Aufklärung, tritt für die Freiheit der Lehre ein, und sieht sich darob im Professoren-Kollegium isoliert, vermutet Intrigen, klagt über Anfeindungen.
m 6. Februar 1748 erblickt Adam Weishaupt in Ingolstadt das „Licht der Welt“. Zugegeben, eine etwas abgegriffene Metapher – in diesem Zusammenhang ist sie aber passend. Denn schließlich war Weishaupt zeitlebens auf der Suche nach „Licht“ im übertragenen Sinne, strebte nach Erleuchtung des Geistes und schuf mit seinen „Illuminaten“ eine Vereinigung, die ihre Leuchtspuren in der Geschichte hinterlassen hat. Auch heute, 265 Jahre nach der Geburt seines Gründers, hat der Geheimbund jene mystische Strahlkraft nicht verloren, die ihn von jeher umgeben hat. Freilich liegen dabei die historischen Fakten eher im Halbdunkel, viel heller leuchten Legenden und Verschwörungstheorien, die heute die Illuminaten umschwirren, wie Motten das Licht.
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Er beschließt 1776 eine Gesellschaft nach seinen Idealen zu gründen, eine, die es abseits jesuitischer Zensur und geschützt vor Nachstellung ermöglicht, mit seinen Studenten zeitgemäße, aufgeklärte Werke zu lesen, aus ihnen zu lehren und über sie zu diskutieren. Am Anfang war es nichts mehr als ein Studentenclub von friedlichen Weltverbesserern. Recht bald schon konkretisiert sich Weishaupts höheres Ziel: Durch Bildung „des Herzens und des Verstandes“ will er mit einem selbst erdachten Erziehungsprogramm aus den Mitgliedern seines Ordens bessere Menschen machen. Und nicht nur das, er will eine Reform der gesamten Gesellschaft, beruhend auf „Natur und Vernunft“. Erreichen will er dieses Ziel durch eine gewaltlose Revolution. Die politische Macht sollte weder beim Fürsten, noch beim Volk oder seinen Stellvertretern liegen, sondern bei einer „elitären Schicht von Illuminaten, einer heiligen Legion der Eingeweihten“. Durch Unterwanderung entscheidender Ämter und Institutionen will er Einfluss auf den Staat gewinnen. Diese Pläne jedoch sind nur der obersten Führungsschicht bekannt, die Mehrheit seiner Anhänger erfährt davon nichts. Zu Beginn wächst der junge Orden noch zögerlich. Immerhin, im vierten Jahr zählt er an die 60 Personen und einen richtigen Schub bringt der Hannoveraner Schriftsteller und Aufklärer Freiherr Adolf Knigge (eben jener „Knigge“, dessen Lebenswerk später auf Regeln der Höflichkeit und Etikette reduziert wurde). Er allein soll „an die 500 gewichtige Männer für den Orden“ geworben haben. Er war es auch, der vorgeschlagen hat, die Freimaurer systematisch zu unterwandern, ihnen bei den Illuminaten „eine neue, bessere Heimat“ zu bieten. Große Freimaurerlogen werden so von den Illuminaten übernommen. Die rasch steigende Mitgliederzahl führt zu internen Problemen und Zerwürfnissen, die Oberen sind sich in vielen Fragen nicht einig und auch die Rolle Weishaupts wird immer häufiger hinterfragt. Er selbst sieht sich als unumstrittener Führer und verlangt absolute Unterordnung – in den Augen der Übrigen gilt er jedoch als Despot, der sich der geforderten Demokratisierung des Ordens stets widersetzt. Und so kommt es, wie es kommen muss: Abtrünnige verlassen den Geheimbund und zeigen ihn bei der Obrigkeit an. Die Angst vor Revolution war damals groß, hartnäckige Untersuchungen, Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen folgten, sichergestellte Ordenspapiere wurden veröffentlicht. Nach und nach kamen so die „wahren Ziele“ des Ordens ans Tageslicht, viele der noch verbliebenen Mitglieder wandten sich daraufhin ab und sagten sich von den Illuminaten los. Der Orden war zerschlagen! Insgesamt wird die Bedeutung der Illuminaten wohl eher
überschätzt – man geht von rund 1.500 Personen aus, die sich dem Bund anschlossen. Darunter zwar so bekannte Namen wie Goethe, Herder oder Montgelas, dennoch aber weit davon entfernt, tatsächlich die Herrschaft zu übernehmen. Mutmaßlich hätte sich der Orden wohl selbst absehbar im internen Streit aufgelöst, und niemand hätte je von seiner Existenz erfahren, hätte nicht ironischerweise die Verfolgung durch die bayrische Regierung den Illuminaten einen bleibenden Platz in der Geschichte eingeräumt. 1785 verlässt Weishaupt Ingolstadt um sich vor Nachstellungen zu retten, hält sich eine Zeit lang in Regensburg auf, bevor er schließlich beim Herzog Ernst II. von Gotha (auch er Freimaurer und Illuminat) dauerhaft Zuflucht und Schutz findet. Im Exil versucht er sich und seine Ideen in Schriften zu erklären und zu rechtfertigen, fühlt sich und seine Illuminaten bitter missverstanden. 1830 stirbt er schließlich in Gotha und wird auch dort begraben. Soweit ein, der gebotenen Kürze wegen, Pareforceritt durch die Geschichte des Ordens. Doch kehren wir die historischen Tatsachen beiseite, vernachlässigen die gängigen wissenschaftlichen Theorien und scheren uns nicht um Verstand und Logik. Stattdessen stürzen wir uns kopfüber in die wild schäumende See der Verschwörungstheorien, die nach der Auflösung des Ordens entstanden. Immer wieder tauchen sie seitdem auf, diese Illuminaten, erheben sich, bilden bizarre Formen und monströse Figuren, um im nächsten Moment wieder in den mysteriösen Wogen zu verschwinden, um eins zu werden mit der Verschwörung per se. Es gibt kaum eine gängige Theorie über geheime Verschwörung, politische Konspiration, über sinistre Wirtschaftsmacht oder den schnöden Kampf um die Weltherrschaft, deren Spur nicht über kurz oder lang zu den Illuminaten oder deren Abkömmlingen führt. Die Theorien wuchern wild – gerade und vor allem in den Tiefen des Internets. Verschwörungstheorien sind ja eigentlich eine ganz praktische Sache. Jeder, der sich dazu berufen fühlt, kann seine eigenen Theorien spinnen, so unglaublich sie auch klingen mögen. Vermischt mit historischen Halbwahrheiten und scheinbar untermauert durch „nachprüfbare Fakten“ ergeben sie ein Gemenge, das, je nach handwerklicher Fähigkeit des Autors, als zumindest in sich schlüssiges Konstrukt erscheint. Solch eine Theorie zu widerlegen, ist meist ebenso aufwändig wie sinnlos. Jeder Versuch eines Gegenbeweises dient lediglich der Rechtfertigung der ursprünglichen These – denn warum sollte sie jemand widerlegen wollen, wenn nicht zumindest irgendetwas dran wäre …
Seite 13 Den Verfassern mehrheitlich vorzuwerfen, sie würden bewusst falsche Theorien erfinden – etwa aus Jux oder Langeweile – greift zu kurz. Denn tatsächlich glauben viele selbst an das, was sie da entworfen haben und bauen darauf ihre Weltanschauung. Oftmals ist es der Versuch eine komplexe und vielschichtige Welt zu ordnen, komplizierte wirtschaftliche, gesellschaftliche oder politische Vorgänge begreiflich zu machen, zu vereinfachen, schlicht zu verstehen. Diese Reduktion der Komplexität, die Einteilung in „gut“ und „böse“ ist kein Kind unserer Tage, sondern half schon in früheren Jahrhunderten, die Welt zu begreifen. Etwa einst, als die Illuminaten ihren Zeitgenossen als Triebfeder der Französischen Revolution galten. Heute handelt man sie als Motor der Weltverschwörung, raunt, sie hätten die Vereinigten Staaten und multinationale Konzerne unterwandert, kontrollierten die Weltwirtschaft. Anderen sind sie für das Wetter und die hohen Benzinpreise verantwortlich. Keine Theorie ist zu abstrus, um nicht ihre Anhänger zu finden. Auf zahllosen Seiten im Internet und in Diskussionsforen blühen wilde Spekulationen, erfahren Variationen und befruchten sich gegenseitig. Beliebt ist etwa, die den Illuminaten zugeschriebene, angeblich magische Zahl 23. Tatsächlich hatte sie historisch für den Bund keine Bedeutung, erst bei Robert Anton Wilson taucht sie Anfang der 1970er Jahre auf. In seiner Trilogie „Illuminatus“, deren Klappentext das Werk als „intellektuellen Spaß höchster Güte“ bezeichnet, stellt Wilson mit einem Augenzwinkern fiktive Theorien zu den Illuminaten auf. Diese fallen dennoch bei vielen auf fruchtbaren Boden und sind so der Nucleus für viele Theorien unserer Tage. Seitdem werden fleißig die Quersummen historischer Daten berechnet, um damit ein Ereignis als „Illuminaten-Werk“ zu brandmarken. Das Grundgesetz der Bundesrepublik etwa trat am 23.5.49 (2+3+5+4+9=23), die deutsche Einheit am 3.10.1990 (3+1+1+9+9=23) in Kraft. Das World Trade Center wurde am 11.9.2001 (11+9+2+1=23) attackiert, Papst Benedikt XVI. hat am 23.11.07 (2+3+11+7=23) gleich 23 Kardinäle ernannt. Selbst der einstige Versammlungsort der Ingolstädter Illuminaten soll sich in der Theresienstraße 23 befunden haben. Dumm nur, dass das Haus zu deren Zeit noch die Bezeichnung „Am Weinmarkt 298“ trug. Die Illuminaten sind heute für viele der Archetypus der Geheimgesellschaft, eine Variable der Verschwörung, eine „Projektionsfläche kollektiver Ängste“ – oder, wie es einst
ein Historiker formuliert hat: „ein Brezenteig, der in alle möglichen phantastischen Formen gebracht werden kann“. Der amerikanische Politologe Michael Barkun merkt dazu an: „Der Begriff ‚Illuminaten’ ist so vage, dass man ihn nahezu mit jeder Gruppierung in Zusammenhang bringen könnte, ohne befürchten zu müssen, auf Widerspruch oder Kritik zu stoßen.“ Und wer weiß, gäbe es Adam Weishaupts Orden wirklich noch, so würde er vielleicht den heutigen Theorien über die Illuminaten und deren Arbeit schlicht die Schlussformel entgegenschleudern, die am Ende der Zusammenkünfte verwendet worden sein soll:
EURE AUGEN SEHEN HELLER, EUER GEIST IST HEITERER; IHR HABT EINEN SCHRITT NÄHER ZUM LICHTE GETHAN; ABER GANZ IST DIE FINSTERNIS UND BLÖDIGKEIT NOCH NICHT VON EUCH GEWICHEN. GEHT NUN HIN UND BEREITET EUCH WIEDER AUF DEN GROSSEN TAG DES LICHTS.
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„UND WAS HABEN DIE
Illuminaten DAMIT ZU TUN?“
Dieser Kultsatz aus „Switch Reloaded“ ist zum Mantra zahlloser Verschwörungstheoretiker geworden Text: Bernd Harder
U
nd was haben die Illuminaten damit zu tun, dass Charlie Sheen nicht mehr bei „Two and a Half Men“ mitspielt? Der ehemals bestbezahlte US-Serienstar ist keineswegs selbst für seinen Karriereabsturz verantwortlich. Weil Sheen gefordert hatte, die Terroranschläge vom 11. September 2001 neu zu untersuchen, ist er von den Illuminaten unter Drogen gesetzt und öffentlich demontiert worden. Und was haben die Illuminaten damit zu tun, dass Lady Gaga zum Weltstar aufgestiegen ist? Wer im Showbiz etwas werden will, muss sich den Illuminaten unterwerfen. So wie Stefani Germanotta. Verräterisch sind die Gesten der exzentrischen Künstlerin – etwa wenn sie mit Daumen und Zeigefinger das Allsehende Auge von der Illuminaten-Pyramide formt. Und was haben die Illuminaten damit zu tun, dass in Bayern die Milchpreise verfallen? Geheime Mächte manipulieren auch die Agrarpolitik. Die deutschen Bauern sollen gezielt in den Ruin getrieben werden, damit internationale Investoren ihr Land aufkaufen können. „Und was haben die Illuminaten damit zu tun?“: In den Mystery-Parodien von „Switch Reloaded“ ist das ein kryptischer Kultsatz, der immer dann strapaziert wird, wenn das Auto des Moderators von einem Behindertenparkplatz verschwunden ist. Oder seine Spesenabrechnung auf ungeahnte Machenschaften hindeutet. Doch erfolgreich parodieren lässt sich nur, was das Publikum allen Ernstes massenhaft ergriffen hat.
Millionen „Wissenden“ kommt die Frage nach den Illuminaten vollkommen ironiefrei über die Lippen. Charlie Sheen abgesägt, Lady Gaga den Weg bereitet, deutsche Landwirte kaltgestellt – das sind nur drei illuminatische Aktivitäten, die in Blogs und Foren mit pragmatischer Sturheit diskutiert werden. Und noch die harmloseren. Gesichtslose Stimmen im Cyberspace enthüllen uns zum Beispiel die „40 Techniken der Illuminati“. Sie reichen von „moralischer Korruption“ über „künstliche Lebensmittelverknappung“ bis hin zu „jeder Art von Vergiftung“. Schlimmer als die Illuminaten kann eigentlich nur noch der Teufel selbst sein. Und eben dieser ist die „führende Kraft“ hinter den Erleuchteten aus Ingolstadt: Luzifer, der Lichtbringer, gilt als „der erste Illuminat“. Kein anderer als ein gefallener Engel leite den Geheimorden also durch die Jahrhunderte. Verschwörungsfans können damit zugleich ein kritisches Gegenargument vom Tisch fegen: dass keine Verschwörung sich über mehrere Generationen hält. Von Weishaupt zum schwarzen Parfüm einer Lady Gaga, von Benimmpapst Knigge zu den Drogenexzessen eines Charlie Sheen – wie konnte es so weit kommen? „Die massive Dämonisierung der Illuminaten erscheint paradox“, merkt das P.M.-Magazin an. Und sie verfängt kurioserweise nicht bei den jugendlichen Leserinnen der Zeitschrift Mädchen, die sich in ihrer Online-Community über die Gerüchte um Lady Gaga, Rihanna, Beyonce und die Illuminaten austauschen: „Das Einzige, was ich nicht verstehe: Wenn die Illuminati noch im Geheimen existieren, um unentdeckt Einfluss auf die Weltgeschehnisse zu nehmen – warum sie sich dann mit ihren Symbolen
Seite 15 überall outen sollten? Das widerspricht sich doch. Weil dann sind sie ja nicht mehr geheim.“ Diese glasklare Teenager-Logik überfordert viele Erwachsene. „Die wunderbare Sache an einer Konspirationstheorie ist“, sagt der Politologe Michael Barkun, „dass sie einem erlaubt, alles perfekt zu verstehen. Sie verrät dir, dass alles Böse in der Welt auf eine einzige Ursache zurückgeht, und diese Ursache sind SIE, wer immer das jeweils sein mag.“ Häufig sind SIE die Illuminaten. Ihre Karriere als „wirkungslosester, aber verschwörungstheoretisch gewiss wirkungsmächtigsten Geheimbund der westlichen Welt“ begann vier Jahre nach der Zerschlagung des Ordens, mit der Französischen Revolution. Ein Ex-Jesuitenpater und Royalist namens Abbé Augustin Barruel vermochte den Gedanken nicht zu ertragen, dass das gemeine Volk sich einfach so gegen die gottgewollte Monarchie erheben konnte. Also suchte er nach hintergründigen Ursachen – und glaubte sie schließlich in den deutschen Illuminaten und anderen Geheimbünden gefunden zu haben, denen er vorwarf, sie wollten „die Altäre umstürzen, die Throne untergraben, die Moral verderben“ – also die gesellschaftliche Ordnung komplett über den Haufen werfen. „Menschenfresser“ und „Teufelsanbeter“ seien die Verschwörer natürlich auch. Barruels monströse Pamphletliteratur kursierte in ganz Europa und schwappte auch über den Atlantik, in die gerade erst gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika. Heutige Konspirologen sehen sogar noch eine viel weitergehende „Übersee-Connection“: Der erste US-Präsident George Washington sei während seiner Amtszeit ermordet und planvoll durch Adam Weishaupt ersetzt worden, der mitnichten nach Gotha geflohen war, sondern ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Zwei Belege gebe es dafür: „Das Antlitz Weishaupts auf dem wichtigsten Zahlungsmittel der Welt“, der One-Dollar-Note. Außerdem datieren sowohl die Gründung der Illuminaten als auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und damit die Geburtsstunde der USA auf das Jahr 1776. Nun ja. Auf zeitgenössischen Gemälden von Washington und Weishaupt ist auch bei gutwilliger Betrachtung kaum eine Ähnlichkeit der beiden Personen zu erkennen, und schon gar keine „verblüffende“, wie Verschwörungsfans behaupten. Dafür lässt sich das Washington-Konterfei auf der Dollarnote recht eindeutig auf die Arbeiten des Bildnis-Chronisten Gilbert Stuart zurückführen, der 1795 und 1796 einige Porträts des ersten US-Präsidenten malte. Außerdem war der Illuminaten-Orden anno 1776 noch wenig mehr als eine harmlos-verstiegene Idee ohne nennenswerten Organisationsgrad.
Mit ironischer Distanz können solche Verschwörungstheorien als Pop-Mythen und gut erfundene Info-Sagen goutiert werden. So auch die Behauptung, Lady Gaga gestikuliere penetrant das „Allsehende Auge“ der Illuminaten, welches ebenfalls den Dollar-Schein ziert: Die Pyramide auf der Rückseite der Banknote (als Teil des großen Staatssiegels der USA) besteht aus 13 Stufen, deren Spitze ein Dreieck mit einem strahlenden Auge bildet. Allerdings verwendeten die Illuminaten gar keine Symbole – außer der Eule der Minerva. Zum anderen ist das dreieckige „Allsehende Auge“ ein uraltes christliches Symbol für die göttliche Dreifaltigkeit. Es bedeutet nach offizieller Lesart der US-Notenbank: Unter dem Auge Gottes sollen geistige Entfaltungsmöglichkeit, Bildung und Freiheit der Wissenschaft gewährleistet sein. Doch eine sinnfrei-vergnügliche Zeichensuche (etwa nach der „Merkel-Raute“, angeblich ebenfalls ein geheimer Fingerzeig), wie sie Tom Hanks als Professor Langdon in „Illuminati“ vormacht, sind Verschwörungstheorien selten. Ein Anti-Illuminaten-Machwerk von 1798 aus der Feder des Abbé-Barruel-Epigonen John Robison ist 1998 neu aufgelegt worden: „Über geheime Gesellschaften und deren Gefährlichkeit für Staat und Religion“. Von einem Verlag katholischer Traditionalisten im Allgäu. Erklärtermaßen wegen des „hochaktuellen Bezugs zur heutigen Situation in der großen wie kleinen Welt“. Bis ins 21. Jahrhundert hinein bilden die Illuminaten eine gesichtslose und daher höchst willkommene Projektionsfläche für kollektive Ängste. Man kann ihnen alles nachsagen und anhängen, ohne sich näher erklären zu müssen oder auf Widerspruch zu stoßen. Die Sache mit den Milchpreisen zum Beispiel. Dem Verfechter dieser steilen These („Über allem stehen die Illuminaten und ziehen die Fäden“), einem zornigen Milchviehhalter aus dem Landkreis Rottal-Inn, riet ein Agrarstatistiker: „Er sollte sich besser damit befassen, wie Marktwirtschaft funktioniert.“ Aber Ökonomie ist komplex. Verschwörungstheorien geben einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Nichts geschieht mehr zufällig. Alles macht Sinn – auch wenn dieser an den Haaren herbeigezogen wird. Oder, wie es durchs Internet wispert: „Um die Welt von heute zu verstehen, musst du erkennen, dass alles von einer Konspiration der Illuminaten kontrolliert wird.“
Bernd Harder ist Autor des Buches „Elvis lebt! Lexikon der unterdrückten Wahrheiten“ ein buntes Sammelsurium von Verschwörungstheorien.
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GEHEIM Was eine Flasche Rotwein und eine hübsche Russin mit dem Roman „Vaticano“ zu tun haben Text: Michael Schmatloch
W
as antwortet man als Autor, wird man gefragt, wie man auf die Idee zu seinem Buch gekommen ist? Als Ingolstädter läge es nahe, zu behaupten, die Geschichte der Illuminaten habe einen schon immer fasziniert. Aber das wäre irgendwie gelogen. Denn am Anfang stand, so trivial das auch klingen mag, eine Flasche Rotwein, die mir Federico, der beinahe 80-jährige Inhaber einer Trattoria in dem toskanischen Ort Chiusi, auf den Tisch gestellt hat. Der Wein trug den Namen „Zanna“, eine ungeheuer komplexe Riserva aus den italienischen Abruzzen. Erst nach dem zweiten Glas fiel an jenem Abend vor vielen, vielen Jahren mein Blick auf das Kleingedruckte auf dem Etikett. Und da stand „Illuminati“. Der Name des Winzers Dino Illuminati. Diese Flasche Rotwein also stand am Anfang, war der Geburtshelfer der Idee zu meinem Buch „Vaticano“. Was wäre, wenn nicht nur Familien, sondern ein ganzes Dorf den Namen Illuminati trüge? Was wäre, wenn dieses Dorf nicht nur zufällig Illuminati hieße, sondern deswegen, weil einer der Söhne des Ingolstädter Professors Adam Weishaupts durch die Flucht nach Italien der Verfolgung des Geheimbundes entgangen wäre? Was wäre, wenn tief in den Bergen der Abruzzen noch heute eine Zelle der Illuminaten ihr „Unwesen“ triebe? Eine Geschichte, die sich von selber schreibt. Da ich indes nie vorhatte, wirklich ein Buch zu schreiben, mir die Idee aber nicht mehr aus dem Kopf ging, nahm ich sie als hübsche Gute-Nacht-Geschichte – jahrelang mit ins Bett, ließ sie in Gedanken wachsen und wachsen, bis sie in der Tat romanhafte Züge erreicht hatte. Tragischer Weise kam in jener Zeit ein Mann aus New Hampshire auf nahezu dieselbe Idee. Und schrieb im Gegensatz zu mir sein Buch, das im Jahr 2003 auf
Deutsch erschien. Der Name des Mannes: Dan Brown, der Titel des Buches: Illuminati. Und ich begann, meine Geschichte zu vergessen. Ich wollte zwar immer noch kein Buch schreiben, aber selbst die gedankliche Beschäftigung mit dem Thema verlor angesichts der frappierenden Ähnlichkeit ihren Reiz. Bis zu jenem lauen Sommerabend im Café Puschkin am Tversko Bulvar 26 in Moskau, wo ich eine ebenso hübsche wie redselige Russin kennenlernte, die mir neben vielen anderen kruden Dingen glaubhaft zu versichern suchte, sie habe einen Bekannten beim KGB. Und der habe ihr gesagt, dass Osama Bin Laden schon viele Jahre tot sei. Vera, so war ihr Name, schien mit jedem Wort hübscher zu werden, ihre Erzählungen waren mehr als nur kurzweilig. Und so bestellte ich uns eine Flasche Wein. Irgend einen Italiener. Und plötzlich stand er wieder da auf dem Tisch, am Tversko Bulvar 26 in Moskau. Der „Zanna“ von Dino Illuminati, Jahrgang 1999. Und mit einem Mal kreisten meine Gedanken wieder. Nicht nur um die hübsche Vera, sondern um die Illuminaten, um Geheimdienste, Osama Bin Laden und den Terrorismus. Wie passte das alles zusammen? Moskau, Mensch, klar, die legendäre Schwedenkiste der Illuminaten, aus der noch heute ein Buch – der Band mit der Nummer 10 – im Spezialarchiv der Roten Armee ruht. Die Idee mit den Illuminaten begann ein zweites Mal, sich in meinem Kopf einzunisten. Das Café Puschkin ist ja nun auch wirklich nicht der schlechteste Ort, um als Wiege eines Romans zu dienen. Und ich fing an, die Gedanken von einst in eine neue Geschichte einzuflechten. Noch immer gab es in diesem Gedankenspiel den verlorenen Sohn Adam Weishaupts, der in den italienischen Abruzzen eine Zelle der Illuminaten gegründet hat. Und es gab Giovanni, den legitimen Nachfahren der Weishaupts.
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MNISSE
aus dem CafeéPuschkin
Das indes war etwas dünn, zu dünn für einen Roman. Aber mir blieb ja immer noch Vera und ihre Geschichte von Osama Bin Laden. So enstand – wiederum nur in Gedanken und als Schlaf fördernde Gute-Nacht-Geschichte der „zweite Roman“, der um Illuminaten, Geheimdienste, Osama Bin Laden und vor allem um den Vatikan kreiste. Bis, ja bis zum 2. Mai 2012, als eine Meldung in den Nachrichten wieder einmal meine Gedankenspiele scheinbar zur Makulatur verkommen ließ. An diesem Tag nämlich erschoss ein Kommando der Navy Seals tatsächlich Osama Bin Laden in Pakistan. Dieses Mal jedoch bedurfte es nur ein paar beherzter Eingriffe, um Historie und Fiktion zusammen zu fügen. Ich wollte eigentlich noch immer kein Buch schreiben. Doch 2011 war ein Jahr, das mir aufgrund beruflicher Veränderungen mit einem Mal die Zeit dazu ließ. So schrieb ich den Roman „Vaticano“ tatsächlich. Da er im Kopf längst fertig war in gut 20 Tagen. Und weil ich wenig Lust verspürte, auf die exzessive Suche nach einem Verlag zu gehen, stellte ich ihn als so genanntes E-Book bei Apple und amazon ein. Unter dem Pseudonym Michele Boscarelli. Ein formidabler Chianti, nebenbei bemerkt. Und habe das Buch vergessen. Für ein paar Wochen. Bis ich einen Anruf bekam, ich sollte mir doch mal die Top-Ten-Liste im Apple-Store ansehen. Und da stand auf Platz drei: „Vaticano“. „Illuminati war gestern, ein Roman, der mindesten das gleiche Potenzial hat ist Vaticano“ hat einer der Kommentatoren geschrieben, ein anderer „Ich war von der ersten Seite an fasziniert von diesem Buch. Tolle Sprache, grandioser Plot und irrsinnig spannend“. Die Tatsache, dass sich „Vaticano“ bei knapp 300 Bewertungen doch vier von fünf Sternen erarbeitet hat, führte schließlich dazu, dass ich – diesmal unter meinem richtigen
Namen – „Vaticano“ in einer kleinen Auflage auch drucken und die hübsche Vera aus Moskau für ein paar Seiten zumindest doch noch schwarz auf weiß zur Romanheldin werden ließ.
Der Roman Im Mai 2011 geht die Nachricht vom Tod Osama Bin Laden um die Welt. Nur wenige wissen allerdings, dass der Chef von Al Kaida zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 10 Jahren tot ist. Einer von ihnen ist der Ingolstädter León Dupré, ein ehemaliger Agent des BND, der den Nachrichtendienst 1999 verlassen hat, weil der BND eine Videobotschaft Bin Ladens hatte verschwinden lassen, die León Dupré aus Afghanistan mitgebracht und in der der Terroristenführer die Anschläge vom 11. September 2001 vorausgesagt hatte. Seitdem arbeitet Dupré als Autor von Büchern über Verschwörungstheorien. Bei den Recherchen zu seinem jüngsten Projekt, dem Buch über eine noch immer existierende Zelle der Illuminaten in Italien, stößt León auf die wahren Gründe, warum Bin Laden gerade jetzt offiziell sterben musste: Die Planungen für einen Terroranschlag, der sogar den 11. September 2001 noch in den Schatten stellen würde. Vaticano von Michael Schmatloch erhältlich in den Buchhandlungen Hugendubel und Thalia. wiriningolst adt.de
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DORT WO FRANKENSTEIN ZUHAUSE IST GRUSELFÜHRUNG ERINNERT AN DEN „BERÜCHTIGTSTEN STUDENTEN“ DER STADT Text: WIR! Fotos: Ritchie Herbert
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Es ist die Nacht, die Frankenstein wieder zum Leben erweckt. Auch 195 Jahre nach seiner literarischen Geburt spuken der Gruseldoktor und seine Kreatur noch immer durch Ingolstadt. Bei der „Mystery Tour“ erlebt man den Mythos von der heiter-gruseligen Seite, fernab von den ernsten Themen des Romans, die Literaturwissenschaftler, Medizinhistoriker und Philosophen beschäftigen. Der Frankenstein der „Mystery Tour“ ist beseelt von schwarzem Humor, gefärbt von Mel Brooks „Frankenstein junior“ und inspiriert von Geistern, Grusel und Klamauk.
Entstanden ist die „Mystery Tour“ 1995. Bald nachdem die Idee zu einer Gruselstadtführung geboren wurde, war klar: Nur eine einzige Persönlichkeit kann die Geister und Legenden bändigen, nur einer kann die Reise zu den dunklen Ecken Ingolstadts anführen: Eben jener Dr. Frankenstein, der als Student der Anatomie in der Stadt gewirkt hat, der hier Leichenteile von den Friedhöfen und aus den Beinhäusern zusammengetragen hat, um daraus seine Kreatur zu erschaffen. Er und seine düstere Geschichte schaffen den Rahmen für die „Mystery Tour“.
Wenn die Schatten länger werden und die Dunkelheit hereinbricht, wirft Dr. Frankenstein seinen weiten Mantel um und lädt Unentwegte zu einem Spaziergang durch die dunkle Vergangenheit Ingolstadts ein. Historisches und Histörchen aus der Geschichte, Anatomiestudenten und Leichendiebe, dunkle Gesellen und geheimnisvolle Wesen säumen den Weg von Deutschlands erster und langer Zeit einziger Stadtführung dieser Art. Seit inzwischen 18 Jahren erleben Touristen und Einheimische im flackernden Licht einer Laterne diese abendlichen Spaziergänge der besonderen Art.
Frankenstein selbst ist ein Klassiker der Weltliteratur, sein Name ist jedem ein Begriff. Jener verrückt-geniale Wissenschaftler, der das Unmögliche wagt, tote Materie zum Leben zu erwecken. Er begeht damit nicht nur einen Tabubruch, sondern beschwört auch Unheil herauf: Er verstößt seine aus Leichenteilen zusammengesetzte Kreatur, diese zieht rachsüchtig und mordend durch die Lande. Freilich ist alles nur Fiktion. Freilich hat es den Wissenschaftler ebenso wenig gegeben, wie seine Kreatur. Dennoch beschäftigt das Thema die Menschen – bis heute.
Seite 21 Der 1818 erschienene Roman der englischen Schriftstellerin Mary Shelley war der erste Science-Fiction-Roman der Literaturgeschichte. Die nachfolgenden Bearbeitungen für Bühne und Film haben das heutige Bild Frankensteins entscheidend geprägt und der literarischen Vorlage entrückt. So ist heute für viele der Name Frankenstein gleichbedeutend mit der Kreatur, das Bild des Filmmonsters vor Augen, dem Boris Karloff 1931 sein typisches Aussehen gegeben hat. Wer mit den spektakulären Bildern der unzähligen Horror-Filme im Hinterkopf den Original-Roman von 1818 zur Hand nimmt, wird eher enttäuscht. Denn dieser ist in der Erzählung überhaupt nicht reißerisch, ist vielmehr ein feines psychologisches Drama, eine erbarmungslose Geschichte der Selbstzerstörung Frankensteins, mit philosophischer Besinnung und moralischer Tiefe. Die Kernfrage Mary Shelleys bleibt aktuell, bis heute: Darf es der Mensch Gott gleich tun, in dessen schöpferische Rolle schlüpfen und selbst „künstliches“ Leben erschaffen, oder sollten dem Handeln ethische Grenzen
gesetzt sein? Ein altes Motiv, das sich schon im Untertitel des Romans „der moderne Prometheus“ ankündigt, das aber zugleich auch heute aktueller denn je ist und in der Diskussion um die Erforschung menschlichen Erbguts und der Veränderung genetischer Information fortgesetzt wird. Dem Frankenstein-Thema kann man sich von verschiedenen Seiten nähern – vielleicht ist dieser vielfältige Zugang auch der Grund für seinen anhaltenden Erfolg. Die düstere, reißerische Seite des Horror-Genres erfreut den einen, an tiefgehenden Diskussionen über die moralischen Ansätze der Autorin erbauen sich die anderen. Ob trivial oder auf hohem Niveau – Frankenstein bietet für jeden etwas. Auch wenn sich die Ingolstädter Mystery-Tour nicht ausschließlich mit ihm und seiner Geschichte beschäftigt, so bilden die Ereignisse um den wohl „berühmtesten Studenten“ der Stadtgeschichte eine wichtige Klammer – um seinen Gehilfen Igor, der als Faktotum für die Sauberkeit des Laboratoriums sorgt, Leichenteile von zweifelhafter Herkunft beschafft oder die Kreatur zu bändigen weiß,
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Was haben die bayerischen Illuminaten mit Frankenstein zu tun? Dies und mehr in „Spuren eines Phantoms - Frankenstein in Ingolstadt“ von Michael Klarner, erhältlich zu im Ingolstädter Buchhandel und in der Tourist Information.
um den Gruseldoktor selbst, der von langen Stunden über Büchern und geöffneten Leichen berichtet und nicht zuletzt um das Monster, das, in einer zugegeben sehr freien Adaption, am Ende der Tour erscheint. Dazwischen bietet die Handlung weiten Raum für Sagen und Legenden und andere dunkle Episoden der Stadtgeschichte. Mit all den finsteren Gesellen und Geistern, die sich in den Weg stellen, aus dunklen Ecken schreiend durch die Gruppe brechen und sich arglose Opfer suchen, ist die „Mystery Tour“ eher ein episodenhaftes Straßentheater als eine Stadtführung. Die Tour lebt von der Spontaneität von Besuchern und Schauspielern, von Absurditäten und grotesken Situationen. Eines ist sie auf jeden Fall: Grauenvoll unterhaltsam! Fast 50.000 Besucher haben sie in den zurückliegenden Jahren besucht; Ingolstädter, Gäste aus der Region und Touristen von überall her. Und so hat Ingolstadt allen Grund der Autorin des Romans, Mary Shelley, zutiefst dankbar zu sein. Sie war es, die die Geschichte ersonnen hat, die weite Teile des Romans in Ingolstadt spielen ließ und so den „Mythos Frankenstein“ fest mit der Stadt verbunden hat. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist heute wichtiges touristisches Kapital, das immer wieder die Aufmerksamkeit auf Ingolstadt lenkt – auch international. Ob die BBC, das weltweit ausgestrahlte Programm der Dokumentationsreihe „Lonely Planet“ oder ein Filmteam des „History Channel“ aus den USA: Frankenstein ist immer wieder ein beliebtes Motiv für TV-Dokumentationen. Und wenn ein Millionenpublikum
etwa zu Halloween gebannt vor amerikanischen Fernsehgeräten die filmische Spurensuche zu den Hintergründen des Romans verfolgt, darf ein Besuch in der „Frankenstein-Stadt“ Ingolstadt, im Deutschen Medizinhistorischen Museum und bei der „Mystery Tour“ nicht fehlen.
Als ich siebzehn Jahre alt war, beschlossen meine Eltern, ich solle an der Universität in Ingolstadt studieren. Die Reise war lang und ermüdend, so dass ich reichlich Zeit für meine Gedanken hatte. Von weitem erblickte ich die hohen, weißen Türme der Stadt. – Viktor Frankenstein, 3. Kapitel Wie also kommt es, dass Ingolstadt die Hauptrolle im Frankenstein-Roman spielt? Fast ein Drittel des Buches ist hier verortet, am Sitz der Ersten Bayerischen Landesuniversität. Die Tatsache, dass die Hochschule zu Ingolstadt internationale Reputation hatte (unter anderem findet sie Erwähnung in der vierten Auflage der „Enzyclopaedia Britannica“ 1797), ist nur eine oberflächliche Begründung, denn tatsächlich war die Universität 1816, als der Roman entstand, bereits 16 Jahre nicht mehr in Ingolstadt zu Hause. Mary Shelley selbst hat uns hierzu keine Hinweise hinter-
Seite 23 lassen – es bleibt also Raum für Mutmaßungen und Spekulationen. Eine Theorie aber hat sich in der Literaturwissenschaft verfestigt, und diese Verbindung erscheint auch wahrscheinlich. Es ist die Verbindung zur Französischen Revolution und zum Geheimbund der Illuminaten. In diesem Zusammenhang stößt man auf Abbé Barruel – französischer Ex-Jesuit, konservativer Publizist und Verschwörungstheoretiker. Er behauptet 1797 den eigentlichen Auslöser der Französischen Revolution zu kennen. Barruel gibt den Illuminaten die Schuld an diesem epochalen Ereignis. Das „geistige Kind“ der Illuminaten habe sich als „Monster der Revolution unkontrolliert und ohne Gegenwehr über Europa ausgebreitet“. Ein „Monster“, geschaffen in Ingolstadt, durch die Ideen und Ideale der hier 1776 gegründeten Illuminaten. Aus ihren Tagebüchern wissen wir, dass sich Mary Shelley ausführlich mit den Werken Barruels beschäftigt hat. Daher erscheint es durchaus möglich, dass sie dessen Thesen im Hinterkopf hatte, als sie 1816 ihren Roman zu Papier brachte. Freilich – Viktor Frankenstein erschuf kein „Monster der Revolution“, wohl aber erschuf er sein Monster in eben jener Stadt, die Barruel als Quell der Französischen Revolution ausmacht. Die Entstehungsgeschichte des Romans birgt reichlich romantisches Potential. Im Sommer des Jahres 1816, das als „Jahr ohne Sommer“ in die Wetteraufzeichnungen einging, entstand die Idee zu Frankenstein – und nicht nur
die. Eine stürmische Juninacht soll es gewesen sein, in der ein Kreis junger Engländer am prasselnden Kaminfeuer einer Villa am Genfer See saß. Während draußen ein heftiges Gewitter tobte, las man sich gegenseitig deutsche Schauermärchen vor. Diesen irgendwann überdrüssig geworden, beschloss man, jeder solle selbst eine düstere Geschichte schreiben. In dieser und den folgenden Nächten beginnen die wohl bekanntesten Gruselfiguren der Literatur Gestalt anzunehmen: Mary Shelleys Frankenstein – und auch John Polidoris „The Vampyre“. Dessen adeliger Vampir wird später zur literarischen Vorlage eines ganzen Genres. Nach Edgar Allen Poe und Alexei Tolstoi nimmt sich auch Bram Stoker des Themas Vampir an. Sein Roman beginnt übrigens nicht weit von Ingolstadt entfernt. Denn das erste Dracula-Kapitel spielt ursprünglich in München und findet dann in Österreich seine Fortsetzung – zumindest in der unveröffentlichten Originalversion des Manuskripts. Bram Stokers Verleger war dies nämlich zu wenig exotisch und so erschien der Roman dann in der heute bekannten Version – mit dem Handlungsort Transsylvanien. Frankenstein und Dracula – ein amerikanisches Reisebüro bietet ein Grusel-Komplettpaket, das auf den Spuren der Schauer-Legenden erst nach Rumänien und dann ins bayerische Ingolstadt führt.
„Dr. Frankensteins Mystery Tour“ ist von Mai bis Oktober bei öffentlichen Führungen zu erleben, ganzjährig können Gruppen eine Sonderführung buchen. Mehr unter www.ingolstadt-erleben.de
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DIE INGOLSTÄDTER FREIMAURERLOGE „THEODOR ZUR FESTEN BURG“ Text: Michael Klarner Fotos: Ritchie Herbert
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Verschwiegenheit ist eine ihre obersten Disziplinen, über die Rituale die sie in ihren Logen vollziehen, bewahren sie auch heute Stillschweigen. Seit bald 300 Jahren geben die Freimaurer Außenstehenden Rätsel auf. Fehlende Antworten bieten Platz für Spekulation, nähren Mutmaßungen und Verschwörungstheorien. Sie sind keine Religion, keine Sekte, keine Partei. Doch was sind sie dann? Ein Besuch bei den Ingolstädter Freimaurern, einem gar nicht so geheimen Geheimbund.
Die Heydeckstraße ist eine der viel befahrenen Straßen Ingolstadts, die von Nordbahnhof und Ringstraße kommend in Richtung Innenstadt führt. Tausende fahren tagtäglich unter dem mächtigen Backsteinbau hindurch, der nun das Arbeitsamt beherbergt, als Kavalier Heydeck aber einst für die Stadtverteidigung eine strategische Funktion hatte. Stadtauswärts ist dem Kavalier ein kleines Tor vorgelagert, noch im letzten Jahrhundert
schwenkte die Straße durch dieses Tor Heydeck hindurch. Nach der Begradigung und Verbreiterung des Straßenverlaufs steht das Tor nun etwas abseits des Weges. Zwar ist das Gebäude für jeden sichtbar, seine Nutzung jedoch bleibt den meisten verborgen. Im Jahr 2000, nachdem das Tor saniert und die Durchfahrten geschlossen worden waren, entstand hier ein Tempel der Freimaurer. Der Festungsbau aus dem 19. Jahrhundert ist heute Sitz der Loge „Theodor zur festen Burg“. Verstecken wollen sich die Ingolstädter Freimaurer nicht – im Gegenteil, jedem, der sich ernsthaft für ihre Arbeit interessiert, öffnen sie bereitwillig die Türen und geben Auskunft. „Wir haben aber keinen Sendungsauftrag“, erklärt Georg Ott, der „Ehrenstuhlmeister“, „wir gehen nicht aktiv nach außen, wollen nicht missionieren – aber wer uns fragt, der bekommt auch Antworten“. Bemerkenswert für eine Gemeinschaft, die vielen auch heute noch als ominöser Geheimbund gilt, um den sich zahlreiche Verschwörungstheorien ranken und dem obskure Rituale nachgesagt werden. Was ist also dran am Mythos der Freimaurer?
“Theodor zur festen Burg“ Bereits 1804 wurde die Loge von Carl Theodor Graf zu Pappenheim ebendort gegründet, 1853 wieder aufgelöst, 1962 neu gegründet. Bis 1996 residierte sie im Neuschloss des mittelfränkischen Städtchens, ehe sie nach Ingolstadt verlegt wurde – die Mehrzahl der Mitglieder kam zu diesem Zeitpunkt aus der Region um Ingolstadt. Seit 2000 hat sie ihren Sitz im Tor Heydeck.
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Vom Steinmetz zum Freimaurer Um den Bund und seine Ideen zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte unerlässlich. Tatsächlich waren es Steinmetze, die Baumeister der großen gotischen Kathedralen in Europa, die sich in Bauhütten zusammengeschlossen haben. Das Wissen des Berufsstandes über Handwerk, Geometrie und Statik wurde wohl gehütet und war ein Geheimnis, mit dem nur Eingeweihte betraut werden durften. Lesen und schreiben konnten die wenigsten, so dass Wissen mündlich überliefert werden musste. Zu erkennen gaben sich die Handwerker untereinander, vom Meister über den Gesellen, bis hin zum Lehrling, mit Passwörtern, Handzeichen und Symbolen, die auch heute in der Freimaurerei noch eine wichtige Rolle spielen. Diese Bauhütten genossen großes Ansehen, gerade aufgrund des speziellen Wissens, das ihre Mitglieder hüteten. Nachdem immer weniger Kathedralen und Kirchen gebaut wurden und nach dem Aufkommen von Zünften, verloren die Hütten allmählich an Bedeutung. Fast gleichzeitig begann man sich in England mit den ersten Gedanken der Aufklärung zu beschäftigen, mit Gedanken über Freiheit, Toleranz und Fragen der Ethik – Themen die auch in den Bauhütten (englisch: lodges) diskutiert wurden. Um deren weitere Existenz zu sichern, wurden als zahlungskräftige Fördermitglieder auch Nicht-Handwerker aufgenommen – unabhängig von Geburt und Stand; in der Bruderschaft begegneten sich Adel und Bürger auf Augenhöhe. Diese „Logen“ beschäftigten sich fortan immer weniger mit praktischer Bautätigkeit, sondern eher mit philosophischen Fragen. Statt Kathedralen baute man nun am „geistigen Tempel der Humanität“ – aus der „Werkmauerei“ wurde die „spekulative Mauerei“. 1717 schlossen sich in London vier Logen zur „Großloge von England“ zusammen – die Geburtsstunde der modernen Freimaurerei. Alte Traditionen der Bauhütten, Zeichen, Symbole und Rituale behielt man indes bei, die Ideale der Aufklärung aber wurden zur leitenden Maxime, und sind es bis heute geblieben.
Ein humanistischer Geistesbund Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität – diese Ideale der Aufklärung sind auch die Ideale der Freimaurer unserer Tage. „Das Ziel der Freimaurerei liegt darin, diese Grundsätze im Alltag zu leben, um so das menschlich Gute in der Welt zu fördern“. Ein ethischer Bund also, dessen Mitglieder, sie nennen sich „Brüder“, für Menschlichkeit, Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit eintreten. Doch es sei mehr als das. „Freimaurerei ist eine Lebensphilosophie“, sagt Georg Ott, „viele kommen zu uns, weil sie feststellen, es muss im Leben mehr geben, als nur Arbeit und Familie, als Hektik und Hast“. Im geschützten Kreis der
Bruderschaft sollen die Mitglieder zu sich finden, sollen ihre Wesenszüge und ihre Eigenschaften erkennen und daran arbeiten, mit dem Ziel eines menschlicheren Verhaltens. Der sprichwörtliche „unbehauene rohe Stein“, also der Charakter, das Wesen des Menschen, soll zu einem Wohlgeformten werden – allerdings nicht durch den Druck anderer, denn „jeder muss sich selbst die Ecken abhauen, muss an sich selber arbeiten“. Anregungen und Denkanstöße hierzu will der Bund seinen Mitgliedern geben, wie der Einzelne diese für sich umsetzt, bleibt aber ihm selbst überlassen.
Über dem Stuhlmeister leuchtet das „allsehende Auge“ Aus der Tradition der Bauhütten heraus, die Steinmetze des Mittelalters waren in einer reinen Männnergesellschaft organisiert, ist die Freimaurerei ein Männerbund, rund 40 Mitglieder zählt die Ingolstädter Loge – Handwerker und Ärzte, Lehrer und Kaufleute, Ingenieure und Künstler, Angehörige verschiedenster Berufe also. „Hierarchien, die draußen im profanen Leben existieren, fallen in der Loge weg – hier sehe ich den Menschen, nicht seine profane Funktion“, erläutert Christian Wölfl, der amtierende „Meister vom Stuhl“. Regelmäßig treffen sich die Brüder in ihrem Logenhaus, um hier, im sogenannten Tempel, ihre Rituale zu verrichten. „Diese Rituale haben stets den gleichen Ablauf, sie sollen mit Musik und festen Texten die Möglichkeit der Einkehr und Besinnung bieten“. Auch wenn der Vergleich inhaltlich nicht zutreffend ist, seien die festen Abfolgen vergleichbar mit den sich im Aufbau immer wiederholenden Elementen eines Gottesdienstes, auch diese schaffen Struktur und Identifikation. Hier im Tempel finden wir auch die Symbole und Zeichen der alten Baumeister wieder: Winkel, Zirkel und Waage liegen bereit, ebenso Senkblei und Hammer. Über dem Sitz des Stuhlmeisters leuchtet eine Pyramide mit dem „allsehenden Auge“, davor im Raum stehen drei Säulen, stellvertretend für „Weisheit, Stärke und Schönheit“, die symbolisch den freimaurerischen Bau tragen. Ein abgedunkelter Raum mit Kerzenlicht und leiser Musik soll die Brüder einstimmen. Wenn sie unter sich sind, tragen sie dunkle Anzüge, weiße Handschuhe und einen weißen Schurz. Auch heute noch gelten bei den deutschen Freimaurern die alten Grade aus den Gründungstagen, vom Lehrling bis hinauf zum Meister, allerdings stehen sie heute für die verschiedenen Stufen der Selbsterkenntnis. „In sich schauen, über sich schauen und um sich schauen“, so ließen sich diese Erkenntnisstufen am besten umschreiben. Neben den Ritualen ist ein Vortrag Höhepunkt ein jeder Tempelarbeit – in der Auseinandersetzung damit sollen die Brüder eigene Denkweisen festigen oder durch neue Ansätze ergänzen. wiriningolst adt.de
Eine verschwiegene Gemeinschaft Wer nach den Einzelheiten der Zeremonien fragt, bekommt aber keine, oder nur ausweichende Antworten, denn Verschwiegenheit ist nach wie vor eine der obersten Disziplinen der Vereinigung. „Das was uns wichtig ist, unsere spirituellen Abläufe, behalten wir für uns, über die Rituale geben wir uns bedeckt“, erklärt Christian Wölfl. „Dieses Gefühl und die Stimmung einer Zeremonie lassen sich sowieso nicht in Worte fassen“ ergänzt Georg Ott, „auch was in der Loge oder zwischen zwei Brüdern gesprochen wird, geht nicht nach draußen“. Diese Verschwiegenheit sei zentrales Merkmal, ohne das die Freimaurerei nicht das sei, was sie ist. Ein Geheimbund sei man aber deswegen nicht, nur eben verschwiegen – und dies habe heutzutage ja auch einen besonderen Wert und stifte Vertrauen untereinander, finden die beiden. Letztlich aber war es über die Jahrhunderte eben gerade die Verschwiegenheit der Freimaurer, die Außenstehenden
Platz für reichlich Spekulationen bot, die Nährboden war für Verschwörungstheorien verschiedenster Art. An diesem mitunter zweifelhaften Image will die moderne Freimaurerei arbeiten. Auch wenn sie über ihr Innerstes weiterhin Stillschweigen bewahrt, so gibt sie sich, was ihre generelle Arbeit und die Ideale betrifft, heutzutage offen. In öffentlichen Logenabenden, in Flugschriften und auf einer eigenen Internetseite (www.theodor-zur-festen-burg. de) können Interessierte Näheres erfahren. Etwa, dass der Mitgliedsbeitrag 30 Euro im Monat beträgt und der einmalige Aufnahmebeitrag bei 360 Euro liegt. Freimaurer werben keine Mitglieder, wer aber als „Suchender“ kommt, ist willkommen. Alle, die „keine Vorurteile haben und sich weiterentwickeln wollen“, so steht es da, könnten der Vereinigung beitreten, nach sechs bis zwölf Monaten des gegenseitigen Kennenlernens erfolge in der Regel die Aufnahme. Vier bis fünf neue Mitglieder kämen so pro Jahr zur Ingolstädter Loge. Man sei aber kein Religionsersatz oder eine esoterische Vereinigung, vielmehr wolle man über
BERÜHMTE FREIMAURER
Johann Wolfgang von Goethe deutscher Schriftsteller
Gotthold Ephraim Lessing deutscher Schriftsteller
George Washington erster Präsident der USA
Kaiser Wilhelm I. erster Deutscher Kaiser
Seite 29 verbindende Werte Menschen verschiedenster Weltanschauungen oder religiöser Überzeugungen zusammenschließen.
Ist Freimaurerei schwere Sünde? Die bei den Freimaurern gepflegte Toleranz und Offenheit gegenüber den verschiedenen religiösen Ansichten hat ihnen oft zum Nachteil gereicht – seit Papst Clemens II. ist die Mitgliedschaft in diesem Bund mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar. Diese Einschätzung ist zwar schon fast 300 Jahre alt, wurde aber stets erneuert und gilt heute nach wie vor. In Übereinstimmung mit Papst Johannes Paul II. erklärte der damalige Kardinal Ratzinger noch 1983, dass „ein Katholik, der zum Freimaurer wird, sich weiterhin in den Stand der schweren Sünde begebe und von der Eucharistie ausgeschlossen sei“. Umgekehrt spielt für die Freimaurer der Glaube des Einzelnen keine
Mark Twain amerikanischer Schriftsteller
Winston Churchill Premierminister Großbritannien
Rolle – dies sei seine private Angelegenheit, generell werde in der Loge nicht über Religion gesprochen. Übrigens auch nicht über Politik, da solle jeder seine eigene Meinung haben und diese für sich behalten. Trotz aller Verschwiegenheit: Wer sich mit etwas Geduld und Geschick im Internet oder in öffentlichen Bibliotheken auf die Suche macht, wird dennoch detaillierte Beschreibungen der Rituale und Zeremonien finden. Und zwischen allen Theorien, Halbwahrheiten und Mutmaßungen stößt man immer wieder auf die Behauptung, wer einmal Freimaurer geworden sei, der könne diesen Bund nicht mehr verlassen. Dies stimmt – zumindest zum Teil. Zwar kennt als eingetragener Verein auch die Satzung von „Theodor zur festen Burg“ einen Paragrafen zum Austritt, im vereinsrechtlichen Sinne. Christian Wölfl aber ist sich sicher: „Wir sagen es ist ein ‚Bund fürs Leben’, es ist ein Schritt, der sich nicht rückgängig machen lässt in der Persönlichkeitsentwicklung. Man erklimmt eine Erkenntnisstufe, die man nicht mehr verlieren kann“.
Franklin D. Roosevelt 32. Präsident der USA
Louis Armstrong amerikanischer Musiker
INGOLSTADTS
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UNTERWELT
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Text: Michael Klarner Fotos: Gert Schmidbauer Zugegeben – es ist eine wildromantische Vorstellung: Ingolstadts Altstadt durchzogen von einem Netz unterirdischer Kanäle, geheimer Fluchttunnel und verborgener Verbindungsgänge. Der Herzog auf dem heimlichen Weg zu seiner Mätresse, Illuminaten huschen im Dunkeln zu verbotenen Treffen und ein Giftmörder schleicht auf leisen Sohlen zum Haus seines Opfers – Geschichten ließen sich viele spinnen rund um das „unterirdische Ingolstadt“. Allein – eine solch fabelhafte Unterwelt hat die Stadt nicht zu bieten, jedenfalls fast nicht. Bildlegende: Festungsgalerien
, Fronte Rechberg
, Minengänge
Seite 33 Dennoch sind die Geschichten zahlreich, die von einer solchen „Unterwelt“ künden: Ein Fluchttunnel aus dem Neuen Schloss, wahlweise unter der Donau hindurch oder hinaus bis nach Katharinenberg. Ein Verbindungsgang zwischen dem Pfründnerhaus, der späteren Hohen Schule, bis hinauf zum Münster. Und schließlich noch jene Legende, die genüsslich von einem Geheimgang zwischen zwei Ingolstädter Klöstern berichtet. Wie gesagt, viele solcher Geschichten kursieren, doch die meisten bleiben im Bereich der Legende, sind nicht belegbar oder stoßen bei den Historikern schlichtweg auf ungläubiges Kopfschütteln: Nein, so etwas gibt es nicht.
Dennoch gibt es etwas, was man als „unterirdisches Ingolstadt“ beschreiben könnte, zumindest als „verborgenes Ingolstadt“. Etwa, wenn wir über kilometerlange Kanäle sprechen, die im 19. Jahrhundert zur Stadtentwässerung gebaut wurden, wenn wir über Gänge und Galerien in den Anlagen der Landesfestung reden oder von unterirdischen Lagerkellern der Brauereien, die teilweise miteinander verbunden waren und freilich auch, wenn es um Durchbrüche von Kellermauern geht, die bei den Luftangriffen auf Ingolstadt im Zweiten Weltkrieg den Bewohnern eine Flucht in die Nachbarhäuser ermöglichten. Aber immer sind es einzelne Verbindungen,
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Seite 35 weit entfernt von einem verzweigten Netz, das das Kellergeschoss der Stadt durchzieht, wie die Löcher einen Schweizer Käse. Dr. Jan Weinig, Chefarchäologe von Pro Arch, kennt den Ingolstädter Untergrund. Seit vielen Jahren betreuen er und sein Team Ausgrabungen im Bereich der Altstadt. Bei Straßenbaustellen oder in Baugruben stoße man immer wieder auf gemauerte Kanäle aus dem 19. Jahrhundert, die zur Entwässerung der Festung angelegt wurden. Aber auch bei den jüngsten Ausgrabungen im Umfeld des ehemaligen Ingobräu-Geländes an der Harderstraße sei man auf ein begehbares unterirdisches Kammersystem gestoßen – aber auch das diente eher der Sammlung von Abwasser und Exkrementen und stamme ebenso aus dem 19. Jahrhundert. Zwar will Weinig nicht grundsätzlich ausschließen, dass es davor schon unterirdische Bauten gegeben haben könnte, gefunden wurde bislang allerdings noch nichts. Auch Edmund Hausfelder, Historiker des Stadtarchivs, zuckt eher ratlos mit den Schultern. Zwar kennt er die Legenden über Gänge aus dem Mittelalter, mit Belegen hierzu kann aber auch er nicht dienen. Auch Hausfeder kommt zu dem Schluss: Das 19. Jahrhundert sei da schon eher erfolgversprechend – die Zeit, in der die Landesfestung Ingolstadt unter König Ludwig I. wieder aufgebaut wurde. Napoleons Truppen hatten im Jahre 1800 die alten Mauern dem Erdboden gleich gemacht. Aus dieser Zeit nach 1825 existieren die Gebäude noch größtenteils und sind, wie etwa die Fronte Rechberg, auch im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Heute läuft die Rechbergstraße über das Bauwerk hinweg, die Häuser links und rechts davon gründen auf alten Festungsmauern. Einst war die Fronte Rechberg nicht etwa unterirdisch, denn das Straßenniveau lag einige Meter tiefer als heute. Erst später hat man das Areal aufgeschüttet, so dass nun die Straße über das Bauwerk hinwegführt. Im Inneren der Poterne, ist es feucht und muffig. Ein eher beklemmendes Gefühl beschleicht einen, ob der dicken Mauern und dunklen Ecken. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fronte als Luftschutzbunker genutzt. Etliche Menschen starben, als eine Bombe die Decke durchschlug. Die Fronte Rechberg war Bestandteil des inneren Rings der Festungsanlagen, der tatsächlichen Stadtumwallung. Ein Hauptwall mit vorgelagertem Graben sollte den Bereich der Altstadt schützen. Wenn im Angriffsfall die feindlichen Truppen bis dorthin vorgestoßen wären und sich dort ihrerseits in einem eigenen Graben verschanzt hätten, wäre die Artillerie aus der Festung heraus um einiges ihrer Wirksamkeit beraubt worden. Um das Durchbrechen des Walls und das Eindringen des Feindes zu verhindern, wurden bereits beim Bau der Anlagen unterirdische Gänge gegraben, erklärt Dr. Ernst Aichner, Militärhistoriker und Vorsitzender des Fördervereins Bayerische Landesfestung. Diese sogenannten Minengänge führten von der Festung weg, ein gutes Stück ins vorgela-
gerte Glacis hinein. Insgesamt etliche hundert Meter lang zogen sie sich hin, jeweils mit Hauptgängen und Abzweigungen. Viele existieren heute nicht mehr, sind inzwischen verschüttet – einige aber blieben erhalten, allerdings sind sie aus Bausicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich. Im Verteidigungsfall, so Aichner, wären diese Minengänge unterhalb des Feindes mit Sprengstoff geladen und anschließend zur Explosion gebracht worden – mit verheerenden Folgen für den Angreifer. Dieser „Minenkrieg“, wie ihn die Militärhistoriker nennen, war eine beliebte Kampftechnik zur Einnahme von Festungen. Ein bekanntes Beispiel aus der Geschichte wäre etwa die Erste Türkenbelagerung von Wien 1529. Die Angreifer gruben damals Minengänge, um eine Bresche, also eine Lücke in die Mauern zu schlagen, um so in die Stadt einzudringen. Die Wiener ihrerseits versuchten diese Pläne zu vereiteln und gruben mit Kontraminen den Türken entgegen – dort wo man unterirdisch aufeinanderstieß, entbrannte ein heftiger Kampf von Mann zu Mann. Der Einsatz von Feuerwaffen im Tunnel wäre angesichts des mitgeführten Schwarzpulvers keine kluge Wahl gewesen. Den Grabungsaktivitäten des Gegners versuchte man mit Horchposten oder mit Wasserfässern auf die Schliche zu kommen: Wenn das Wasser Wellen schlug, wusste man, dass die Schaufeln des Feindes in unmittelbarer Nähe arbeiteten. Später, beim Bau neuer Festungsanlagen, waren solche Minengänge schon fester Bestandteil der Konzeption. In Ingolstadt ging das vergleichsweise gut. Ohne Felsenuntergrund ließen sich die Stollen relativ gut graben – allerdings nur nördlich der Donau, im südlichen Bereich war der Boden durch den hohen Grundwasserstand viel zu feucht und instabil. Aber auch diese Minengänge sind nicht die Verbindungsgänge, die wir eigentlich suchen – sie enden nach etlichen Metern abrupt. Im Keller einiger Altstadthäuser finden wir aber zugemauerte Durchbrüche, die erahnen lassen, dass es hier einst weiterging. Tatsächlich wurden im Zweiten Weltkrieg Verbindungen zwischen den Kellern verordnet, im Falle eines Bombentreffers sollte den Bewohnern die Flucht über Nachbarhäuser ermöglicht werden. Die meisten dieser Durchbrüche wurden nach Kriegsende wieder verschlossen. Die Fotos von Gerd Schmidbauer zeigen allesamt Motive aus den Ingolstädter Festungsanlagen – ob unterirdisch aus den Minengängen nördlich des Hauptwalls, aus der Fronte Rechberg, oder aus den Gängen und Galerien der übrigen Anlagen. Diese erfüllen zwar nicht die Kategorie „geheime Gänge“ unter der Altstadt, wohl aber sind sie dahingehend „geheim“, als sie ihren Reiz und ihre Atmosphäre nur demjenigen Besucher offenbaren, der einen Blick ins Innere der zahlreichen Festungsgemäuer wirft – und sie nicht als selbstverständlichen Bestandteil des Stadtbilds „links“ liegen lässt. Bei Führungen sind die meisten von ihnen öffentlich zugänglich. wiriningolst adt.de
DAS GEORGIANUM Text: Dr. Siegfried Hofmann Foto: Stadtarchiv Ingolstadt
Die hier wiedergegebene Abbildung des Georgianums in Schafhaeutls ,,Topischer Geschichte der Universität Ingolstadt“ von 1856 zeigt den Charme des Georgianums nach 1582, der noch heute dem jetzt stillen Platz bei der Hohen Schule seine besondere Note verleiht. Der Turm unterstreicht den geistlichen Charakter dieses „neuen Kollegiums“, das zum „alten Kollegium“ der „Hohen Schule“ hinzutrat. Seinen Namen hat es nach Herzog Georg dem Reichen,
der es 1494, Jahrzehnte nach der Gründung der Universität 1472 gestiftet hatte. Es gilt als das älteste Priesterseminar zumindest in Deutschland. Es war in seiner Struktur an die Bursen der Universität angelehnt, die „Engelburse“ grenzte unmittelbar an, und sollte Studenten als Kollegiaten zur Unterkunft und in einem gemeinsamen Leben während ihres Studiums dienen. Die Leitung lag bei einem Regens, die Lebensweise trug geistlichen Charakter. 1555 wurde die
Seite 39 Das Georgianum mit der zugehörigen Kirche im Baubestand nach 1582 (Ausschnitt aus einer Zeichnung bei Schathaeutl, 1856)
Die Stiftungsurkunde nannte den Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau und den Bischof Sixtus von Freising als Berater, die sich aber ebensowenig wie die anderen bayerischen Bischöfe durch zusätzliche Kollegiaturen beteiligten. Es sollte bis zum Seminardekret des Konzils von Trient 1563 dauern, das den Bischöfen generell zur Pflichte machte, Seminarien zu errichten, auch ohne Anbindung an eine Universität. Schon 1505/15 kam durch eine Stiftung des Theologieprofessors und Münsterpfarrers Johannes von Adorf, an den ein großer Gedenkstein im Münster neben der Sakristei erinnert, eine weitere Stiftung für 4 Studenten der Heiligen Schrift hinzu.
Stiftung ausdrücklich auf künftige Priester begrenzt und von 5 Jahren auf 8 Jahre ausgeweitet. Bei Studienabbruch oder Wechsel des Berufsziels war das Stipendium zurückzuzahlen. Dem bayerischen Herzog ging es eindeutig um einen besser gebildeten Klerus wenigstens in den Städten seines Landes. Elf Städte, vor allem seines Landes, der inzwischen vereinten Teilherzogtümer Bayern – Landshut und Bayern – Ingolstadt, sollten das Recht haben, je einen Kandidaten vorzuschlagen, die Zahl 12 der Apostel schloß den Regens ein. Die Kollegiaturen sollten den Namen der Städte tragen: die „Lanndshueterin“, die „Innglsteterin“, die „Laugingerin“ (Lauingen), die „Wasserburgerin“, die „Burghauserin“ , die „Scherdingerin“ (Schärding), die „Braunauerin“, die „Oetingerin“ (Neuötting), die „Wembdin gerin“ die „Hilpoltstainerin“ und die „Weissenhornerin“.
Aufnahmebedingung war ein Alter von 16 Jahren. Der Vorgeschlagene musste fromm und für die Studien geeignet sein, im Chor singen können und das Studium an der Philosophischen Fakultät bis zum Magister und das Studium der heiligen Schrift bzw. Theologie auf sich nehmen, und dies zu einer Zeit, als nur die wenigsten Priester eine vergleichbare Ausbildung hatten. Die Abbildung zeigt den Wohntrakt des Georgianums und die 1496 fertiggestellte Peter- und Paulskirche. Die Innenstruktur des ersteren wurde mehrfach, wenn auch behutsam geändert. Ursprünglich befand sich ein Eingang im Südwesteck. Ein Plansatz von 1788 zeigt, dass es in seinem letzten als Seminar benutzten Zustand von der Giebelseite durch einen Mittelgang erschlossen wurde und im Südwesteck einen großen Raum als Refektorium (Speisesaal) besaß, über dem im 1. Obergeschoß ein Studienraum („Museum“) lag. Mindestens der Raum im Südwesteck dieses Geschoßes war vergleichbar dem Raum im Südosteck der Hohen Schule mit Rankenwerk „freskiert“, wahrscheinlich das Werk des in Ingolstadt lebenden Gabriel Herlin. Die Kirche war doppelstöckig mit weit herabreichenden Fenstern. Darüber lag mit kleinen Fenstern ein ebenfalls kostbar „freskierter“ Raum mit gemauertem Kamin, der wohl Bibliothek war, man wird der Freilegung der Bemalung, wohl ebenfalls Gabriel Herlins, mit Spannung entgegen sehen. 1562/64 gab es einen nördlichen Anbau, 1580-1582 kam ein großer Bau östlich der Kirche hinzu. Das Georgianum ist als ältestes deutsches Seminar in Bezug zur Universität in der Hohen Schule von großer historischer Bedeutung und einschließlich seiner Innenstruktur und kostbaren Ausstattng mit Fresken ein Baudenkmal im Umgriff der Universität und ist ein Kleinöd der Kultur der Zeit um 1500.
Dr. Siegfried Hofmann ist ehemaliger Kulturreferent, Kunstpreisträger und Träger der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Ingolstadt.
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Nur Gewichte stemmen genügt nicht mehr... Text & Fotos: Stephan Arens Die Ansprüche an ein Fitnessstudio sind mittlerweile stark gestiegen. Mit einem Warm-Up auf dem Crosstrainer und dem Absolvieren einiger Gerätestationen ist es nun nicht mehr getan. Viele der Kunden, die heute ein Fitnessstudio aufsuchen, wollen nicht einfach nur trainieren, sondern erwarten auch Wellness-Angebote wie Sauna, Massagen oder entspannendes Yoga. Deshalb hält sich, wer umfassend etwas für seine Gesundheit tun möchte, jetzt wesentlich länger im Studio auf. Damit er das auch gerne tut, müssen Atmosphäre und Umgebung möglichst einladend sein, denn damit beginnt Wellness. Auf diese Ansprüche seiner Kundschaft hat nun Volker Beitler, Inhaber des Fitnessstudios LifePark Max, in seiner Filiale am Westpark umfassend reagiert. Drei Jahre voller Planung, Anspannung und Geschäftigkeit sind nun vorüber und zum Tag der Offenen Tür am 3. Oktober präsentierte sich der umgebaute LifePark Max mit einem Wellnessbereich, der seines Gleichen sucht und in der weiteren Umgebung wohl kaum finden wird. Da durch die Westparkerweiterung im Obergeschoss 1.500 Quadratmeter zusätzlich zur Verfügung standen, bot sich ein kompletter Neuaufbau des Wellness-Bereichs an und wurde aufs Gelungenste realisiert. Die Großzügigkeit der neuen Räumlichkeiten beeindruckt den Besucher schon, bevor er sich den eigentlichen Neuerungen zuwenden kann – und hier lassen Infrarotkabinen, Bio-Sauna, Dampfbad, Eisbrunnen, Erlebnisduschbereich und vermutlich Ingolstadts größte finnische Sauna wohl kaum irgendeinen Wunsch der Wellness-Freunde offen. Die Großzügigkeit des Neubaus zeigt sich auch in weiträumigen Umkleiden mit breiten Spinden und Einzelduschkabinen sowie den sieben individuell gestalteten Kursräumen. Und alles ist vom Feinsten – die Investition von 1,5 Millionen Euro kann man auch daran erkennen. So sind Volker Beitler und sein Partner Markus Halbeis der Umsetzung ihrer Firmenphilosophie sicher ein gewaltiges Stück näher gekommen: „Wir wollen, dass die Menschen Lust haben, einen verregneten Samstagnachmittag lieber bei uns im Studio als zu Hause auf dem Sofa zu verbringen.“
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Bei der Eröffnung des neuen Wellnessbereichs: Volker Beitler und Markus Halbeis – Inhaber LifePark Max
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Kraftvolle W Text & Fotos: Stephan Gröschler
ir leben in einer schnelllebigen und unruhigen Zeit, die von uns alles fordert. Hektik, Stress, Sorgen und Ängste belasten uns, rauben Energie und vor allem die Kraft, entspannt, gelassen und bei sich zu sein. Auf diese Weise beeinflusst, verlieren wir immer mehr die Sensibilität für uns selbst und das, was uns von jeher an Feinfühligkeit und Instinkten mitgegeben wurde. Der frühe Mensch dagegen, nahezu unbeeinflusst von
störenden äußeren Einflüssen, existierte in seiner kleinen Welt und lebte auf das Notwendigste reduziert. Was er machte und was ihm sein Überleben sicherte, tat er im Einklang mit sich, der Natur und seiner Umwelt. Eine Gabe, die uns heute leider abhanden gekommen ist. Über die Jahrtausende entwickelten sich Kulturen, die heute als Hochkulturen gelten, wie zum Beispiel der
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e Orte Kelten. Mit der Weiterentwicklung der Völker entstanden unterschiedlichste Kulte und letztendlich auch ein Urglaube, den sie zelebriert und gelebt haben. Alle standen in irgendeiner Weise im Einklang mit der Natur: Die jeweiligen Völker fanden Orte, an denen sie sich trafen und ihre sakralen Rituale abhielten, weil es Orte waren, die eine besondere Ausstrahlung, Mystik oder Symbolik hatten. Vor allen Dingen gab es aber Plätze, die für sie
Bedeutung hatten, weil sie ihnen Kraft gaben und ihnen damit heilig waren. Mit dem Verschwinden dieser Völker verschwanden aber auch ihre Rituale und heiligen Orte, die sich die Natur wieder zurückholte. Seitdem ruhen diese Kraftorte meist unbeachtet in unserer unmittelbaren Nähe und haben sehr oft noch heute diese besondere und kraftvolle Ausstrahlung. wiriningolst adt.de
Was sind kraftvolle Orte oder Kraftorte?
Wie und wo findet man kraftvolle Orte?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn es kann für jeden Menschen etwas anderes sein: Eine unscheinbare Bank, ein mächtiger Baum, ein markantes Felsmassiv, eine uralte Kirche, eine Quelle – bis hin zum Steinkreis von Stonehenge. Kraftorte sind so individuell und besonders wie die Menschen, die sie aufsuchen.
Kraftorte findet man in der Natur, von der sie ein Teil sind. Aber auch in Städten und von Menschen dicht besiedelten Gegenden gibt es diese Orte, nur haben sie dann oft ihre Kraft und Ausstrahlung verloren. Zu viel an negativer Energie und Respektlosigkeit des Menschen haben diese Orte über die Zeit geschwächt und sie ihrer Kraft beraubt. Nur selten konnten solche Kraftorte sich erhalten und es ist nicht einfach, sie zu finden, auch wenn es sie gibt.
Jeder, der mit wachem Geist durch die Welt geht, kann diese besonderen Orte entdecken. Mal geht von ihnen eine magische, unerklärliche Wirkung aus, die uns instinktiv anzieht, ohne dass wir wissen warum. Andere dieser Orte spenden Entspannung, manche machen Mut und wieder andere stimmen nachdenklich. Darum sind diese Orte Kraftorte, denn wenn wir sie verlassen haben, sind wir erfüllter als vor unserem Besuch. Insofern haben kraftvolle Orte nichts mitverquaster Esoterik zu tun, sondern sind für jeden ganz real, der darauf achtet, sie erkennen kann und vor allen Dingen bereit für sie ist. Meist ist es nur die fehlende Sensibilität und die Unruhe in uns, die uns diese Orte nicht finden lässt.
Sehr viel leichter ist es dagegen, sich in der Natur auf die Suche zu begeben. Meine Überzeugung ist, dass man die Natur im Kleinen erleben und entdecken muss, um ihre überwältigende Größe zu erkennen. Wer nicht weiß, wie sich die Rinde eines Baumes anfühlt, wie Holz riecht oder wie sich nasses Moss anfühlt, wird wohl kaum die Einzigartigkeit der Schöpfung erkennen und die Natur richtig spüren können. Rainer Maria Rilke hat das schon vor langer Zeit in einem wunderschönen Gedicht beschrieben:
Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und wieviel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Es geht eine große und ewige Schönheit durch die ganze Welt, und diese ist gerecht über den kleinen und großen Dingen verstreut.
Seite 47 Es sind aber nicht nur die spektakulären und offensichtlichen Dinge in der Natur, die kraftvoll sind, sondern auch die unscheinbaren und auf den ersten Blick fast unsichtbaren Orte: Dicht bewaldete Berge, ungewöhnliche Felsformationen oder abgelegene Täler. Oder eine riesige Eiche mit einigen Armspannen Umfang irgendwo am Waldrand: Das Blätterwerk bildet ein dichtes Dach, der massive knorrige Stamm ist majestätisch und die Baumkrone spendet im Sommer Schatten und Ruhe. Die Eiche ist ein mystischer Baum, den die Kelten verehrten und ihr Standort war ihnen heilig – ein Symbol (auch für mich) für das uneingeschränkte Sein! Wenn man sich nun dort an den gewaltigen Stamm setzt, die Gedanken fliegen lässt, um den Kopf frei zu bekommen, kehrt irgendwann Ruhe und eine innere Stille ein. Der Wind spielt mit den Blättern, hier und da knackt es und die Sonne blinzelt ab und zu durch das dichte Blattwerk. An diesem Kraftort ist der Alltag weit weg und die Natur ganz nah – und der Mensch ist vor allen Dingen SICH ganz nahe! Wenn es kein Baum ist, dann vielleicht eine Quelle, ein Symbol für die Entstehung des Lebens, der Unbeflecktheit und der Reinigung. In seiner natürlichen Klarheit und Reinheit tritt dort das für alle Lebewesen existenzielle Element Wasser aus dem Boden und schenkt seine unbändige Kraft allen, deren Weg das Gewässer kreuzt. Am Rand einer solchen Quelle, nur das muntere Plätschern im Ohr, kann man die Kraft förmlich spüren und es wird einem bewusst, warum Quellen schon immer besondere Kraftorte waren.
Die Natur bietet also viele besondere Orte der Kraft, an denen man meist achtlos vorbeiläuft. Aber es gibt auch kraftvolle Orte, die von Menschenhand angelegt worden sind. Oft sind das dann Plätze, bei denen vor sehr langer Zeit Menschen einen kraftvollen oder besonderen Ort besiedelt und damit sichtbar gemacht haben. Meist sind sie tief in der Geschichte verwurzelt, wo sich der Ursprung ihrer Kraft und Ausstrahlung befindet. Dies können zum Beispiel alte Kirchen, uralte Mahnmale, verwitterte Burgen oder auch keltische Viereckschanzen sein. Besonders letztere haben oft noch immer eine geheimnisvolle Ausstrahlung und ein besondere Mystik. Vielleicht liegt das auch daran, dass man bis heute nicht herausgefunden hat, worum es sich bei den Viereckschanzen handelt: Waren es Versammlungsplätze, Kultplätze, Gutshöfe oder auch keltische Tempel? Es müssen aber auf jeden Fall besondere Orte für die Kelten gewesen sein, denn nicht immer lässt sich die Lage der Viereckschanzen als strategisch wichtig bezeichnen. Lauft einfach einmal den Wall einer solchen Schanze ab und stellt Euch vor, dass vor über 2000 Jahren hier schon Menschen gelebt oder gesiedelt haben – ein faszinierender Gedanke! Die Zeiten ändern sich und es scheint ein Umdenken zu geben, denn die Menschen sind immer mehr auf der Suche – nach ihren Wurzeln und damit nach sich selbst! Mein Beitrag soll daher keine Anleitung zum Finden von Kraftorten, sondern ein Anstoß sein, sich der Natur hinzugeben, sie auf sich wirken und sich inspirieren lassen, seinen ganz persönlichen Kraftort zu finden. Wer dafür bereit ist und sich darauf einlässt, wird auch dorthin geführt und reichlich belohnt. wiriningolst adt.de
Speckberg bei Nassenfels Der Speckberg war eine Station für die Jagd und ein Lager der eiszeitlichen Jäger. Günstige Sonneneinstrahlung, gute Aussicht für die Jagd auf Großwildherden und die Nähe der Schutter und nahegelegene Hornsteinvorkommen lockten seit mindestens 100.000 Jahren den Menschen an.
Hoher Stein bei Möckenlohe Vom Hohen Stein ist anzunehmen, dass der vorgeschichtliche Mensch, insbesondere die Kelten diesen Platz als Naturheiligtum verehrten. Entstanden ist er durch die Verpressung von Quarzsand zu Quarzit. Durch Verwitterung verschwand das umgebene Juragestein, so dass nur noch die ehemalige Füllung als beeindruckende Felsgruppe stehen geblieben ist.
Limes-Buche bei Gelbelsee (Seite 44) Gleich neben der Teufelsmauer, wie der Volksmund die Überreste der einstigen Grenzsicherung Limes nannte, steht die beeindruckende Limes-Buche. Ihre Krone hat einen Durchmesser von über 34 m und ihr Stamm einen Durchmesser von fast 7 m. Ein traumhafter Platz zum Genießen und Auftanken.
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Findling Möckenlohe Dieser Findling ähnelt sehr dem Hohen Stein. Wieso steht er dort so alleine, was bedeutete er den Menschen vor Tausenden von Jahren? Er ist nach dieser langen Zeit noch immer geheimnisvoll und voller Mystik, denn es gibt Dinge, die man nicht mehr zweifelsfrei klären kann.
Gleßbrunnen bei Wolkertshofen (Seite 46) Absolut unscheinbar und versteckt liegen die Gleßbrunnen nahe dem Ortsrand Wolkertshofen. Ein Weg führt an einem Moosgraben entlang zu einer Baumgruppe, wo der geheimnisvolle Brunnen idyllisch zwischen Schilf und Büschen liegt. Von außen sieht man nicht, welches mystisch anmutende Kleinod sich hier verbirgt.
Spätkeltische Viereckschanze Schelldorf Bei Schelldorf befindet sich auch eine spätkeltische Viereckschanze und liegt in der Nähe der beiden Böhmfelder Viereckschanzen. Alle drei Schanzen gehören zu den typischen und sehr gut erhaltenen spätkeltischen Viereckschanzen aus dem 2. Jhd. v. Chr.
Spätkeltische Viereckschanze Möckenlohe In der Nähe des Hohen Steins befindet sich auch eine spätkeltische Viereckschanze. Sie gehört zu den typischen und vorzüglich erhaltenen Bodendenkmälern aus dem 2. Jhd. v. Chr. und ist damit ein sichtbares Zeichen für die keltische Besiedlung der Gegend rund um Möckenlohe.
Ich wünsche Euch viel Erfolg! Genießt die Natur, lasst nicht mehr zurück als schöne Gedanken und nehmt nicht mehr mit als wunderbare Eindrücke! Weitere Kraftvolle, mystische und geheimnisvolle Orte auf www.kraftvolle-orte.de wiriningolst adt.de
DER STODSCHREINER
Die Eisschneider am Künettegraben um 1957
Mystik seinerzeit und Mystik heute
Es hört sich gut an, aber im Duden steht: dunkel, geheimnisvoll und rätselhaft. De oiden Griechen haben damals schon gewußt daß des alles mit Geheimnis, unbeschreiblich und unaussprechlich zu tun hatte. Für mich als kleinem Bub, damals so um die Mitte der 50er Jahre, gerade 6 Jahre alt, war Mystik genau das Selbige, nur noch a bisserl gemischt mit Ehrfurcht und auch ein wenig behaftet mit gruselig.
BOARISCHE SCHBRICH Ma sogt jo nix, ma redt jo bloß Man sagt ja nichts, man redet nur I zoag da glei, wo da Bartl an Most hoid Gib acht, sonst zieh ich andere Saiten auf
Ich kann mich gut erinnern, dass dies zum Beispiel auf unseren Westfriedhof auch zugetroffen hat. In die Moritzschule, jetzt Schule auf der Schanz, haben meine Freunde und ich den Weg dorthin und zurück auf Schusters Rappen zurückgelegt. Da Schmid Seppe und Guisl Erika vom Samhoferweg war`n jeden Tag dabei. Am Hinweg in der Früh hat‘s pressiert, dass wir pünktlich im Unterricht waren. Aber beim Heimweg hat`s nimmer so pressiert. So, und da ist‘s schon etwas mystisch geworden, denn ein paar mal in der Woche haben wir ins Leichenhaus reingeschaut. Da waren die Särge noch offen und wir haben halt dann de Leut beurteilt ob‘s eine schöne Leich war oder ned. Gott sei Dank war aber noch eine Glasscheibe wie heute immer noch zwischen uns und den offenen Särgen. Das war Mystik, aber im Nachhinein auch etwas gruselig. Der Umgang mit dem Tod war seinerzeit für uns Junge was ganz Selbstverständliches und so war ich auch gern auf Beerdigungen mit meinen Eltern auf dem Westfriedhof und hab allerweil davor meinen Papa gefragt, ob auch der Herr
Seite 51 Bäumler Senior von der Bekleidungsfabrik mit auf der Beerdigung ist. Denn der war für mich schon recht mystisch und ich hab eine mords Ehrfurcht vor ihm gehabt. Zuerst sein Titel „Herr Konsul“, dann seine massive Erscheinung und das aller Beste war sein Auftreten. An Gehsthintre (Neudeutsch Streesemann) und vor allem seine Kopfbedeckung, ein wunderbarer Zylinder. Mei, warn des schöne Zeiten. Wenn wir nach der Schule noch a bisserl mehr Zeit zum Vertrödeln hatten und das war meistens so, dann sind wir im Winter, aber nur im Winter noch runter zum Künettegraben. Dorthin, wo jetzt der Schuttereinlauf reingeht und wo´s vom neuen Biergarten Schutterhof einen Durchgang hinten am Ende zum Künettegraben gemacht haben. Denn da hat sich was grührt bei den Eisschneidern. Die waren von den beiden Ingolstädter Brauereien Schöffbräu und Bürgerliches Brauhaus (jetzt Ingobräu, des es nicht mehr gibt und Herrnbräu) beauftragt, für den Sommer auf Vorrat Eis zu produzieren. Ende Januar haben‘s mit Spezialmotorsägen Eisschollen ca. 3x 1,5 Meter rausgeschnitten und dann mit langen Staken die Schollen übers Wasser in ein Festungsgewölbe am Wasser reingeschoben. Wenn die Männer ganz gut drauf waren, dann durften wir kleinen Buben mit auf das Eisschifferl und rein gings in die düstern Katakomben. Wir sind vor lauter Mystik in Ehrfurcht erstarrt und nicht vor Kälte und gruselig war‘s auch. Und warum die ganze Eisaktion? Bis Ende der 50er Jahre haben die meisten Wirtshäuser und Flaschenbierhandlungen keinen elektrischen Kühlschrank gehabt, sondern noch Eisschränke. In diese Eisschränke wurden dann in kleine Stangen geschnittene Eisklumpen ins Mittelfach geschoben und des Bier war außerordentlich gut gekühlt. Leut haben damals gesagt, dass des Bier viel besser schmecken würde wie des elektrisierte. Was ich auch unbedingt noch erzählen muss, war meine Zeit, als ich als 8 Jähriger Bub 1958 zu den Pfadfindern kam. Als so kleiner am Anfang zwar zu den Wölflingen, die als Leiterin dem Regensburger Hermann seine leider verstorbene Schwester Agnes gehabt haben. Des ganze fand oben am Schutterberg statt. Nicht weit weg von den Katakomben der Eisschneider. Aber dieser Schutterberg hats in sich gehabt. Der Fussballplatz und die Holzhütte auf denen wir uns bewegt haben, waren gebaut auf Gewölben der Festungsanlage und eingerahmt von 2 Seiten vom Künettegraben.
Das war für lange Zeit unsere tägliche Anlaufstation nach den Hausaufgaben. Danach auf diesem Gelände, Spiel und Sport. Und wenn wir mal sowas ähnliches wie einen Tag der offenen Tür gmacht haben, dann wurden die Gewölbe geöffnet. Und zwar nach und nach haben wir beim Spielen verschüttete Eingänge entdeckt. Diese haben wir freigeschaufelt und bei besonderen Anlässen geöffnet und als Geisterbahn umfunktioniert. Dunkel wars da drin, mystisch durch den Stimmenhall, muffig von Erde und Feuchte. Und der Pfadfinderguru von uns, der Lindemann Paule, der jetzige Stadtrat, hat a super Idee drauf g’setzt. Wenn schon in diesen Gewölben für unsere Gäste eine Geisterbahn, dann mit echten Geistern. Wer von uns dann der gruseligste Geist war, des verrate ich dann mal später. Also eine wunderschöne Kindheit haben wir gehabt mit Ehrfurcht, Mystik, Dunkelheit, alles echt erlebt, nicht vorgetäuscht. Und wie stehts heutzutage bei unseren Kindern mit diesen Erlebnissen? Den Tod sehens nur noch im Fernseh bei Nachrichten und Tatorten mit so viel Leid und Blut, dass schon bald abgestumpft sind und echt und falsch nicht mehr auseinanderhalten können, und wenns mal was mystisches erleben wollen, dann werns von ihren Eltern zum Gardaland, Rust oder gleich nach Amerika zu Disneyworld gebracht, wo‘s nur noch Erlebnisse aus der Retorte erwarten, aber nichts echtes. A Steigerung ist dann nur noch die Geisterbahn vom Eckl Edi auf dem Ingolstädter Volksfest. Mei, haben wir eine normale Kindheit gehabt, die eigentlich beneidenswert ist.
Euer Stodschreiner Hansi Bichlmaier
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Kreuzi DAS NACHTGESPENST VOM KREUZTOR Text: Prof. Dr. Roland C. Vielwerth Bild: Elfriede Regensburger
ie Kirchturmglocke schlug zwölf mal. Kreuzi – das Nachtgespenst – öffnete erst ein Auge, dann das zweite und schaute langsam an sich herunter und langsam wieder hoch. Kreuzi schnaufte tief durch, blickte schelmisch drein und sagte so vor sich hin „Auf ein Neues!“ Das Zuhause unseres Nachtgespenstes ist ein mehrere Jahrhunderte alter Teil der zweiten Stadtmauer von Ingolstadt. Das Kreuztor, in dem unser Geist wohnt, wurde 1385 erbaut und ist somit weit über sechshundert Jahre alt. Als Schutz vor feindlichen Heeren wurden im Mittelalter um die Städte Stadtmauern gebaut, damit Feinde nicht bis zu den Gebäuden der Bürger und des Herzogs vordringen konnten. Die zweite Stadtmauer wurde von 1362 – 1430 erbaut und beinhaltete neben dem Kreuztor noch das Hardertor, das Tränktor, das Münzbergtor, den Taschenturm, das Donautor, das Alte und Neue Feldkirchener Tor und das Neue Schloß mit einem Wassergraben. Alle Geister in Ingolstadt – und die sind zahlreich – nennen unseren Kreuzi nur das „Nacktgespenst“, da es nachts mal abgestürzt und in die Donau gefallen ist. Es hängte seine Kleider zum Trocknen über das Geländer der Donaubrücke und als es sie am Ende der Nacht wieder anziehen wollte, waren die Kleider verschwunden. Das Dumme war, dass man das Gespenst nun sehen kann. Erst wenn Kreuzi seine eigenen Kleider wieder findet oder von jemandem Kleider geschenkt bekommt, wird es wieder unsichtbar. So wollen es die Geisterrituale! Darum streift das Nachtgespenst umher und sucht alle Wäscheleinen in und um Ingolstadt ab. Ab und zu wird es von jemandem gesehen, da es ja sichtbar ist. Es hat auch schon probiert, fremde Kleider anzuziehen. Doch am nächsten Tag sind die Kleider dann wieder weg.
Seite 53 Um Mitternacht ist immer Geisterstunde in Ingolstadt. Alle Geister treffen sich dann im linken Turm des Münsters. Das sind Corso, der Quellgeist, Ingold, der Stadtgeist, Illuminati, der Lichtgeist, Frankenstein, der Geist des Medizinhistorischen Museums, Ecki, der Geist der alten Landesuniversität und unser Kreuzi – das Nachtgespenst. Jeden Tag schauen sich alle als erstes immer unseren Kreuzi an und schauen, ob er denn schon seine Kleider gefunden hat. Mit einem breiten Grinsen sehen sie dann alle dezent weg. Corso ist der Geist, der durch die Kneipen jagt, Ingold kontrolliert nachts die Straßen, Illuminati bringt Licht ins Dunkel, Frankenstein beschützt das Medizinhistorische Museum, Ecki ist zuständig für die alte Landesuniversität und Kreuzi bewacht das Kreuztor. Kreuzi spukt als Nachtgespenst von Mitternacht bis ein Uhr früh. Dann hat er frei und kann die ganze Nacht machen, was er will. Doch jeden Tag muss er jemanden erschrecken – so wollen es die Geisterrituale!
EIN BESONDERER TAG Heute ist für Kreuzi ein besonderer Tag, denn um Mitternacht feiert er seinen 628. Geburtstag. Alle anderen Geister sind heute schon eine Stunde früher zum Münster gekommen und warten auf unser Geburtstagskind. 628 Jahre alt, das ist doch schon ein Grund zum Feiern. Als Kreuzi – immer noch nackt – um Punkt zwölf Uhr in den linken Turm des Münsters einfliegt, müssen wieder alle grinsen. Dann fangen alle an „Happy Birthday“ zu singen. Anschließend fliegen alle einzeln um unser Nachtgespenst herum. So umarmen sich die Geister hier in Ingolstadt. Kreuzi freut sich sehr! „Vielen Dank, meine Freunde. Kommt alle mit. Heute fliegen wir eine Runde Pizzaofen im Ristorante Il Corso!“ „Super, toll!“ rufen seine Freunde und alle fliegen zurück in das nahe gelegene Ristorante, der Stammkneipe von Kreuzi. Alle treffen sich über dem Kamin des Hauses in der Theresienstraße. Kreuzi darf zuerst, er hat ja auch Geburtstag! Dann fliegen die anderen auch durch den Kamin des Hauses in den immer noch warmen Pizzaofen. Ein unbeschreiblich leckerer Duft nach Pizza geht durch die Nasen der Geister. Kreuzi könnte hier die ganze Nacht alleine verbringen. Manchmal macht er das auch. Doch als alle umherfliegen, wird es eng. Corso muss ausweichen und fliegt raus und landet im Tiramisu. „Wow, schmeckt das lecker!“ Alle anderen düsen umher im Pizzaofen und haben einen riesen Spaß. Der Ruß fliegt und die gesamte Küche ist bald kohlrabenschwarz. Kreuzi muss sowieso jeden Tag einmal spuken, was soll’s! Alle können gar nicht genug bekommen von dem Pizzaduft. Als nächstes schafft Ingold die Kurve nicht und landet in der Arrabiata–Soße. „Schmeckt lecker“, ruft er. Aber plötzlich bemerkt er den scharfen Chili–Geschmack und läuft ganz rot an und ringt nach Luft. Ecki wird es ganz schwindlig. Er fliegt raus, kann sich nicht halten und landet in der Weißweinsoße. Ganz
betrunken fliegt er wieder nach oben, schafft es nicht und fliegt wieder rein. Illuminati weicht aus und bleibt im rohen Pizzateig hängen. Corso muss helfen, ihn wieder zu befreien. Frankenstein will zu den anderen, hat aber so viel Schwung, dass er im Tartuffo landet und jetzt komplett nach Schokolade schmeckt. Der nackte Kreuzi fliegt noch einige Runden, schnuppert noch mal und fliegt zu den anderen. Auch er hat zuviel Schwung und fliegt gegen einen Topf. Dieser fällt auf den Ofen und verursacht einen riesen Lärm. Alle sehen sich an und lachen lauthals los! Wie alle aussehen! Kreuzi ist immer noch nackt und komplett schwarz vom Pizzaofen. So schwarz, dass man ihn in der Nacht gar nicht mehr sehen kann. Corso sieht aus wie Tiramisu, Ingold wie Spaghettisoße, Ecki ist betrunken von der Weißweinsoße und Illuminati hat überall Pizzateig. Frankenstein sieht aus wie Schokolade und schmeckt auch danach. So ein Spaß. Alle lachen wieder! Plötzlich kommt Alessandro, der Besitzer des Ristorantes, in die Küche, da er etwas gehört hat. „Mama mia!“ ruft er. Es sieht in der Küche aus, als ob ein Haufen verrückter Geister durch den Pizzaofen geflogen wäre, denkt er sich. Und damit hat er nicht Unrecht. Corso, Ingold, Illuminati, Frankenstein, Ecki und Kreuzi fliegen so schnell sie können in den Pizzaofen und zum Kamin hinaus. Ruß kommt aus dem Pizzaofen und Alessandro hat ein ganz schwarzes Gesicht. „Mama, mia!“ ruft er wieder. Alle treffen sich erst mal im linken Kirchturm des Münsters. Ecki ist immer noch betrunken und fliegt gegen das Glockenseil. „Dong!“ und die Glocke läutet. Dies hört auch Alessandro und schaut auf die Uhr. Alle Geister machen sich erst mal ein wenig sauber. Nur Kreuzi lässt den Ruß dran. „Lieber voller Ruß als ganz nackt“, denkt er sich. „Los, fliegen wir mal durch die Fußgängerzone. Ein wenig Touristen ärgern!“ ruft Corso und alle fliegen hinterher. Es ist nicht mehr viel los um diese Zeit. Nur noch einige Jugendliche sitzen vor einer Kneipe. „Stop“ ruft Kreuzi. „Der hat meine Unterhose an. Attacke!“ Alle Geister fliegen um oder gegen den armen Jugendlichen, bis er versucht, wegzurennen. Ingold zieht an seiner Hose, Ecki macht den Gürtel auf und Corso den Hosenknopf. Die Hose rutscht, der Jugendliche fällt hin. Kreuzi mustert die Unterhose. „Oh Schreck! Das ist nicht meine.“ ruft er und alle suchen schnellstmöglich das Weite. Der Jugendliche schwört, in Zukunft nie wieder eine Flasche Grappa zu trinken. Nie wieder! Die Geister fliegen wieder zurück in den Kirchenturm. Wow, war das wieder eine Nacht, schwärmen sie. „Man wird eben nur einmal 628 Jahre alt im Leben“ sagt Kreuzi und alle Geister lachen.
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DIE ERSTE EVANGELISCHE KIRCHE DER WELT Text: Stephan Arens Foto: Bayerische Schlösserverwaltung Ottheinrich, eine der markantesten Herrscherpersönlichkeiten der Jungen Pfalz, war ein gebildeter, kunstsinniger und baufreudiger Regent,der neben prachtvollen Baulichkeiten auch schon eine moderne Verwaltung schuf. 1502 in Amberg geboren, war er als 19jähriger schon ein weit gereister Mann. Spanien, Kastilien, Aragon, Burgund und die Spanischen Niederlande gehörten zu den ersten Reisezielen des jungen Grafen, der anlässlich des Neuburger Landtages von 1522 für großjährig erklärt worden war. Katholisch erzogen und tiefgläubig, brach er 1521 ins Heilige Land auf, wo er die heiligen Stätten aufsuchte. Bethlehem, der See Genezareth, der
Ölberg und der Kalvarienberg gehörten zu seinen Stationen. In der Grabeskirche wurde er zum „Ritter vom Heiligen Grab“ geschlagen – ein fest im katholischen Glauben verwurzelter Mensch also, sollte man meinen. Ganz so tief kann die Verwurzelung aber nicht gewesen sein, denn nach anfänglichem Zögern bekannte er sich im Jahre 1541 zur Reformation und führte diese per Dekret am 22. Juni 1542 in seinem Fürstentum ein. Was genau zu seinem Sinneswandel geführt hatte, ist nicht überliefert, was seine Untertanen dazu meinten noch viel weniger. Vermutet werden darf aber der Einfluss des Theologen Andreas Osiander, der fest von der Lehre Luthers überzeugt war. Wie auch immer, Ottheinrichs Reformation war obrigkeitlich ausgerichtet und erstreckte sich flächendeckend. Im Zuge dessen widmete er auch die schon im Bau befindliche Schlosskapelle der neuen Glaubensrichtung und sie erhielt 1543 die kirchliche Weihe. Und so wurde die Schlosskapelle zu Neurburg zur ersten evangelischen Kirche nicht nur Deutschlands, sondern der Welt.
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Ludwig, das Schlossgespenst Text: Waltraud Götz
Wie lange Ludwig schon im Neuburger Schloss zu Hause war, wusste er nicht. Gespenster kennen nur die Zeit zwischen zwölf und ein Uhr nachts. Sie wissen nichts von Jahren, Monaten, Wochen, Tagen, Stunden, Minuten oder gar Sekunden. Eigentlich schlafen sie die meiste Zeit und nur diese eine Stunde nach Mitternacht sind sie wach und meistens auch sehr sehr lebendig. Dann geistern sie durch die Räume, erschrecken Menschen, treiben Unsinn, poltern herum und manchmal tun sie auch etwas Gutes. Ludwig war ein sehr kleines Gespenst. Sozusagen ein Minigeist, der locker in einem der kleinen Weingläser Platz hatte. Er wäre gerne größer gewesen, aber irgendwie war bei ihm wohl etwas schief gelaufen. Es ärgerte ihn, dass er so winzig war und noch mehr ärgerte er sich über seinen Namen. Er fand Ludwig doof und hätte viel lieber Balduin, Kasimir, Nepomuk oder Balthasar geheißen. Aber es half nichts, er war eben nur Ludwig, das Minischlossgespenst. Meistens merkten es die Menschen gar nicht, wenn er sie erschreckte und mit einem lauten „Huhuhu“ vor ihnen herschwebte. Sie dachten, das sei ein wenig Rauch von den Kerzen oder den Öfen und sein Huhuhu hörte sich an wie das Säuseln des Windes. Er konnte auch keine Stühle verrücken oder Rüstungen umwerfen. Hierfür war er einfach zu klein und hatte auch nicht die nötige Kraft dazu. Ja, ab und zu stieß er eine Tasse oder ein zerbrechliches Glas um, aber meistens war dann niemand in der Nähe, so dass seine Anstrengung eigentlich völlig umsonst war. Ludwig fand es ziemlich langweilig, Schlossgespenst zu sein und manchmal verschlief er sogar die Geisterstunde. Doch eines Nachts wurde alles ganz anders. Er schwebte wieder einmal missmutig durch die Räume. Es war ganz still im Schloss, alle Bewohner schliefen schon. Als Ludwig am Schlafzimmer des Kurfürsten vorbeikam musste er über dessen lautes Schnarchen lachen. Das war vielleicht ein Lärm. Nur der dicke Koch und der Mops der Kurfürstin schnarchten noch lauter. Ludwig bewegte sich
durch das Treppenhaus und landete schließlich im Rittersaal. Hier gefiel es ihm besonders gut, aber er hatte hier während der Geisterstunde nur ganz selten Menschen angetroffen. Und wenn er wirklich einmal jemanden erschrecken wollte, so war dies immer unbemerkt geblieben. Er war einfach viel zu klein, um unheimlich zu sein. Ludwig ließ sich auf dem großen schweren Tisch des Rittersaales nieder. Am liebsten hätte er sich wieder im Keller hinter den Weinflaschen verkrochen, aber es war einfach seine Aufgabe, zur Geisterstunde zu spuken. Er machte es sich gerade bequem, als er merkte, dass er nicht alleine war. Ein Knabe saß auf einem der großen Stühle, die in einer der Fensternischen des Saales standen. Er musste wohl eingeschlafen sein und neugierig schwebte Ludwig ganz nahe an das Gesicht des Buben. Es war ein sehr hübsches Kind mit blonden Locken und in einem dunkelblauen Samtanzug. „Ich werde ihn erschrecken…“ flüsterte der kleine Geist, doch bevor er das zu Ende gedacht hatte, öffnete der Junge die Augen, so dass Ludwig selbst vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. „He, was bist du denn für einer?“ kicherte der Junge und stupste Ludwig mit seinem Zeigefinger an. „Du bist ja ganz aus Luft. Bist du am Ende ein Geist?“ Ludwig nickte. Schon wieder einer, der sich nicht vor ihm fürchtete. „Für einen Geist bist du aber ziemlich winzig. Ich dachte immer, Gespenster sind riesengroß und erschrecken die Menschen. Aber vor dir kleinem Knirps braucht man keine Angst zu haben.“ „Leider, leider…“ antwortete Ludwig traurig. „Ich hätte schon gerne, dass die Leute hier vor mir erschrecken. Aber niemand bemerkt mich. Sie meinen nur, ich sei ein bisschen Rauch und mein huhuhu sei das Säuseln des Windes.“ Das Kind sah Ludwig aufmerksam an. „Ja, wie ein Geist siehst du nicht gerade aus. Vielleicht solltest du ein bisschen wachsen.“ „Wie denn? Ich habe keine Ahnung wie man wächst. Ich war schon immer so klein und weiß der Kuckuck, warum ich überhaupt ein Gespenst bin. Mir ist immer furchtbar langweilig und am liebsten würde ich die Geisterstunde auch noch verschlafen.“
Seite 57 „Ja, das kann ich verstehen. Mir ist auch manchmal langweilig, wenn ich bei den Empfängen meiner Eltern dabei sein muss. Ach, das ist ja so öde. Die großen Leute quatschen und quatschen und ich habe keine Ahnung, um was es geht. Heute abend war auch wieder so ein Empfang. Ich habe mich dann auf einem der Stühle verkrochen und da muss ich wohl eingeschlafen sein.“ „Dir ist auch langweilig?“ staunte das Gespenst. „Ich dachte immer, die Menschen hätten viel zu tun.“ „Ja schon, aber nicht alles was man tun muss, macht auch Spaß und außerdem verstehe ich die Erwachsenengespräche auch nicht immer. Obwohl ich sehr klug bin…“ fügte der Junge stolz hinzu. „Wie heißt du eigentlich?“ „Ludwig“ murmelte der Schlossgeist „Ich weiß, das ist ein blöder Name für ein Gespenst, aber ich heiße eben so…“ „Wieso? Ludwig klingt doch ganz hübsch. Ludwig, das Neuburger Schlossgespenst.“ Er kicherte und versuchte noch einmal, Ludwig zu berühren. Aber er spürte einfach nichts. Es war als wäre der Minigeist aus Luft. Und bekanntlich sind Geister ja auch aus Luft. „Und wie heißt du?“ Ludwig setzte sich einfach auf die Hand des Knaben. „Ich bin Johann Wilhelm und werde später einmal Kurfürst…“ „Ohhh…“ staunte der Geist ehrfürchtig. „Du wirst wirklich einmal Kurfürst?“ „Ja, so sagen die Leute. Mir ist das ziemlich egal. Ich schätze, Kurfürst zu sein, ist auch langweilig. Man muss viel lernen und viel wissen. Und man muss sich fein benehmen, darf nicht in der Nase bohren, darf nicht in Dreckpfützen hüpfen, darf nicht die Zunge herausstrecken und muss immer zu allen Menschen sehr sehr höflich sein. Das ist nicht immer lustig und eigentlich wäre ich viel lieber ein Gespenst. „Ach was, das ist auch nicht lustig.“ Jan Wellem und Ludwig starrten trübsinnig vor sich hin. „Es würde mir so richtig Spaß machen, mit dir die Leute zu erschrecken,“ kicherte Jan Wellem plötzlich und weil ihm gerade so danach war, blies er das winzige Gespenst einfach an. Vor Staunen kugelten ihm fast die Augen aus dem Kopf als er merkte, dass der kleine Geist plötzlich größer wurde, geradeso wie ein Luftballon, in den man Luft bläst. Allerdings gab es damals noch keine Luftballons. Und Ludwig fühlte plötzlich, dass er wuchs und wuchs, so lange bis Jan Wellem mit dem Blasen aufhörte. „Ich werde verrückt“, lachte der… „Man kann dich tatsächlich aufblasen. Soll ich noch einmal pusten?“ Ludwig nickte aufgeregt: „Ja ja ja… noch mehr mehr mehr, bis ich ganz groß bin!“ Jan Wellem pustete und pustete und blies, bis beinahe seine Backen platzten und Ludwig wurde größer und größer. Er hatte nun schon die Größe von Jan Wellem
erreicht, aber das war ihm noch nicht genug. „Weiterblasen…“ kommandierte er und Jan Wellem tat ihm gerne den Gefallen. Es war ziemlich anstrengend für den Buben und irgendwann fand er, dass es genug sei. „Du bist jetzt groß genug und ganz bestimmt werden die Menschen jetzt vor dir er-schrecken. Lass jetzt mal dein huhuhu hören.“ Ludwig blies seine Gespensterbacken auf und laut und unheimlich dröhnte nun ein schauerliches Huhuhu durch den Rittersaal. Ludwig war begeistert. „Jetzt bin ich ein richtiges Gespenst. Ein echtes Gespenst, nicht mehr so ein winziger Minigeist. Jetzt kann ich richtig geistern und die Knechte und Mägde erschrecken, den dicken Koch, die eingebildete Kammerzofe und den Kurfürsten…“ Jan Wellem drohte mit dem Finger: „Den Kurfürsten lässt du in Ruhe und meine Mama auch. Verstanden? Mich kannst du ruhig erschrecken, ich weiß ja, wer du bist und außerdem habe ja ich dich erst zu einem richtigen Gespenst gemacht.“ Ludwig lächelte selig. „Ja, das werde ich dir nie vergessen. Du bist ein echter Freund. Und wenn du mal jemanden nicht leiden kannst, dann musst du mir das nur sagen, ich werde ihm dann ganz schön Angst einjagen.“ Jan Wellem nickte und kletterte von seinem Stuhl. „Schön, dass ich dich getroffen habe, Ludwig. Das war seit langem mal wieder so richtig lustig. Und ich hoffe, dass wir uns ab und zu im Schloss begegnen.“ „Klar, wenn du zur Geisterstunde unterwegs bist, dann gerne.“ Dumpf dröhnten nun vier Glockenschläge von der Hofkirche und dann noch einer. Ein Uhr nachts. Jan Wellem spürte plötzlich einen frischen Luftzug, dann war er alleine im Rittersaal. Er kuschelte sich noch einmal in das Polster des gewaltigen Stuhles und als Kammerdiener Nasweis am nächsten Morgen durch die Räume stolzierte, staunte er nicht schlecht, den künftigen Kurfürsten Johann Wilhelm schlafend im Rittersaal zu finden. Man erzählt sich, dass es seitdem im Neuburger Schloss spukt. Es sei ein großer weißer Geist mitt einem ganz schauerlichen Huhuhu.
Die Künstlerin und Autorin Waltraud Götz ist Kulturpreisträgerin der Stadt Neuburg. Das Buch „Die verrückten Steckenpferde“ erhältlich im regionalen Buchhandel und Touristik-Info der Stadt Neuburg. wiriningolst adt.de
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Um die Energiewende in der Region dynamisch voranzutreiben, hat die Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt e.V. (IRMA) das Energieforum der Region IngolStadtLandPlus gegründet. Darin sind Kommunen, Energieerzeuger, Dienstleister, Bildungseinrichtungen, Genossenschaften und verschiedene Initiativen vertreten. Unter dem Motto:
„Herausforderung Energiewende – Eine Region packt an!“ veranstalten wir am 23. November 2013 das erste Energieforum der Region IngolStadtLandPlus in der Agnes-Bernauer-Halle in Vohburg. Die Themen der Auftaktveranstaltung reichen von der Bürgerbeteiligung über innovative Energieprojekte bis hin zur Finanzierung der Energiewende für Bürger, Unternehmen und Kommunen. Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.energiestadtlandplus.de
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Das Regionalmanagement der Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt e.V. wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Energieforum der Region IngolStadtLandPlus 23. November 2013
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Fotos: Christian Wurm
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azz, Soul, Funk. BeBop, Vocal-Jazz, Gospel. Blues, Latin, Cajun – die 30. Ingolstädter Jazztage präsentieren vom 20. Oktober bis 10. November die gesamte Bandbreite der Blue Notes. Mehr noch: Die gebotene Musik-Palette ist in diesem Jahr noch bunter und schillernder als jemals zuvor. Ähnlich wie bei den Jazz-Festivals in Montreux oder Den Haag zeichnet auch die Ingolstädter Jazztage eine weltoffene, stilistisch freizügige Programmgestaltung aus. Doch egal ob Jazz, Funk oder Blues: der gemeinsame Nenner aller gastierenden Acts ist eine außergewöhnliche Musikalität und Spielfreude.
HIGH-LIGHTS
Zum 30. Jubiläum präsentieren die Veranstalter vier Highlights. Den Anfang macht am Samstag, 2. November, der britische Superstar Katie Melua (Festsaal Ingolstadt); am Tag darauf gastiert die vielgepriesene Gospel-Formation Big Mama & The Golden Six in der Kirche St. Augustin. Weltlicher und souliger geht es am Freitag, 8. November, zu: In der Saturn-Arena gibt Xavier Naidoo ein Gastspiel. Deutschlands bester Soul-Sänger tritt mit seinem hochkarätig besetzten Quartett auf. Für den krönenden Abschluss der Jubiläumsveranstaltung sorgt ein Act der Jazz-Superlative: Sängerin Randy Crawford gemeinsam mit dem Joe Sample Trio (Festsaal Ingolstadt).
JAZZPARTYS (1, 2) Candy Dulfer (3, 4, 6) Omar Hakim (5) Randy Crawford (7, 8) Helmut Hattler
Die Jazzpartys der Ingolstädter Jazztage sind Kult. Schließlich lassen sich kaum woanders echte Musikgrößen in so kleinem, intimen Rahmen bewundern, wie in den Räumlichkeiten des NH Ambassador Hotels. Nach den letzten Tönen der verschiedenen Acts ist dann noch längst nicht Schluss. Mit den Late Night Musicians geht es – meist unter Mithilfe diverser Gastmusiker – weiter bis in den frühen Morgen. Party On! Jazzparty I bietet am Freitag, 8.11., von Funk über virtuosen Jazz bis hin zum souligen HipHop alle Schattierungen des Genres. wiriningolst adt.de
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(1, 2) Caecilie Norby (3, 4) Katie Melua (5) Big Mama & The Golden Six (6, 7, 9) Joseph Bowie (Defunkt) (8, 11) Butterscotch (10) Harald R端schenbaum (12) Xavier Naidoo
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30 Jahre INGOLSTÄDTER JAZZTAGE
Saxophonistin Candy Dulfer (mit Band), Gitarren-Pionier Stanley Jordan feat. Ayisha sowie die neue Soul-/ Hip-Hop-Sängerin Maya Azucena garantieren höchstes Niveau. Für die Jazzparty II am Samstag, 9.11., gilt dies natürlich auch. Mit Bob James & David Sanborn feat. Steve Gadd & Scott Colley, The Soul Rebels, The Brand New Heavies, Niogi sowie Butterscotch & Band sind schließlich Party-Gäste der absoluten Extraklasse gebucht.
JAZZ IN DEN KNEIPEN
In sieben verschiedenen Locations gastieren am 7.11. internationale Stars und deutsche Ausnahmekönner: Cindy Blackman Santana Group, Hattler, Franco Morone, The California Honeydrops, Sebastian Sturm & Exile Airline, Schorsch Hampel & Dr. Will sowie das Caecilie Norby & Lars Danielsson Project bieten von Fusion über Blues bis Reggae maximale Abwechslung. (Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr, Details unter www.ingolstaedter-jazztage.de). Nach der Kneipen-Tour geht es gleich in zwei Spielstätten weiter: ESC-Teilnehmer und Jazz-Talent Max Mutzke gastiert im Altstadttheater (22.00 Uhr); im NH Ambassador Hotel steigt ab 22.15 die „Welcome Party“ – mit den Funk- und Jazz-Größen Defunkt und Omar Hakim feat. Victor Bailey & Rachel Z. Den Abend beschließen erneut die Late Night Musicians.
Wer wissen möchte, wie diese eigentlich unbeschreiblichen Emotionen aussehen, hat vom 11. Oktober bis 10. November die Möglichkeit – mit der Ausstellung „Jazz in time – Fotografien Ingolstädter Jazztage 1983 – 2012“ des Forum Fotografie (Schalterhalle Sparkasse). Teil des Rahmenprogramms sind auch zwei Schlagzeuger, die eigentlich sämtliche Rahmen sprengen: Terry Bozzio (Frank Zappa, Jeff Beck u.a.) sorgt für große RhythmikKunst beim Warm-Up-Konzert am 29. Oktober (Diagonal); sein junger Kollege Oliver Kügel übernimmt als Jazzförderpreisträger 2013 die offizielle Eröffnung der 30. Ingolstädter Jazztage.
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Typisch Ingolstädter Jazztage: Die Musik findet nicht nur in Clubs, Sälen und Kneipen statt, sondern prägt die gesamte Aura der Stadt. Programmpunkte wie „Jazz für Schulen“ (23./25.10.), „Jazz for Kids“ (27.10.), Jazz Brunch (3.11.), „Jazzfreunde Ingolstadt e.V. presents“ (28.10.) und den der Ingolstädter Szene vorbehaltenen Festivaltage (4.-6.11.) tauchen ganz Ingolstadt in ein jazzig-kreatives Lebensgefühl.
Foto: Thommy Mardo
RAHMENPROGRAMM
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30 Jahre INGOLSTÄDTER JAZZTAGE
RAY CHARLES Foto: Gerd Löser
1991
30 Jahre Ingolstädter Jazztage. Das ist nicht nur ein rundes Jubiläum, das angemessen gefeiert werden will. Es ist vor allem ein Indiz für die Kontinuität und Qualität, die dieses Festival seit nunmehr drei Jahrzehnten auszeichnet. Die Ingolstädter Jazztage darf man deshalb getrost in einem Atemzug mit den größten und renommiertesten Genre-Events Europas nennen – mit den Festivals in Montreux, Berlin und Den Haag. Wer dies bezweifelt, muss nur einen Blick in die Gästeliste der Ingolstädter Jazztage wagen: Lionel Hampton, Miles Davis, Branford Marsalis finden sich hier genauso wie Herbie Hancock, David Sanborn oder Jamie Cullum. Kurz: das Who-is-Who der globalen Jazz-Szene. Doch die Philosophie der 1984 aus der Taufe gehobenen Veranstaltung basiert nicht nur auf die Verpflichtung von Weltstars. Den Veranstaltern um Jan Rottau – künstlerischer Leiter seit 1996 – schwebt vielmehr ein facettenreiches Festival vor. Eine Veranstaltung, die musikalisch vielfältig ist, die Legenden und Geheimtipps gleichermaßen ein Forum bietet; und die den regionalen Nachwuchs unterstützt und fördert. Mehr noch: Die Ingolstädter Jazztage sollen nicht nur in den Konzertsälen und Clubs der Stadt ihre Bühne bekommen, sondern Teil der ganzen Bevölkerung werden. Deshalb gehören Programmpunkte wie „Jazz in den Kneipen“, „Jazz für Schulen“, „Jazz for Kids“ und der „Jazzförderpreis“ so untrennbar zu den Ingolstädter Jazztagen wie die Subdominante zum Blues. Kulturamtsleiter Jürgen Köhler: „Wir begreifen Jazz nicht als elitäre Musikform, sondern als ein vitales, dynamisches Genre, das alle Bevölkerungsschichten anspricht.“ Und das generationsübergreifend, wie Köhler betont: „Kaum ein anderes Jazz-Festival zieht so viele junge Gäste an wie das in Ingolstadt. Darauf sind wir schon etwas stolz.“
DEE DEE BRIDGEWATER
Für die 30. Ingolstädter Jazztage haben die Veranstalter nicht nur den optischen Auftritt des Festivals neu gestaltet. Sie haben auch ein besonders attraktives Programm geschnürt: Angefangen vom britischen Superstar Katie Melua (2.11.) über die amerikanischen Jazz-Legenden Randy Crawford & Joe Sample Trio (10.11) bis hin zu Xavier Naidoo, dem besten Soul-Sänger Deutschlands (8.11.). Ein Programm für Jung und etwas Älter; ein Programm, das erneut keine Vergleiche zu scheuen braucht. Der ideale Auftakt für die nächsten 30 Jahre Ingolstädter Jazztage.
Foto: Gerd Löser
2003
Weitere Informationen auf www.ingolstaedter-jazztage.de
1990
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Foto: Sebastian Berger
MILES DAVIS Seite 65
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Ein Spät sommernacht st raum „Die geheimen Gärten von Ingolstadt“ am Künettegraben gerieten zu einem Meisterwerk der Fantasie Text: Michael Schmatloch (ingolstadt-today.de) Fotos: Stadttheater Ingolstadt , Michael Schmatloch , Stephan Arens
Wäre es denn nötig, dem Intendanten Knut Weber zu sagen, wie man Menschen für das Theater begeistert, wäre die Antwort: Genau so. Genau so, wie er die „Geheimen Gärten von Ingolstadt“ in Szene gesetzt hat, wie er den Künettegraben für eine Nacht in ein Reich der Fantasie, der Märchen, der Literatur und der Magie verwandelt hat. Weit über 1500 begeisterte Menschen folgten am Freitag Abend dem ideenreichen Theatermann über den hölzernen Pioniersteg, tauchten mit ihm ab in eine Welt der Mystik, in einen Spätsommernachtstraum im besten shakespearschen Sinn.
Eine kühne Mischung aus biblischen Motiven, Märchen, Musik und beeindruckenden Installationen, die, nur scheinbar zusammenhanglos, sich reiht wie eine Perlenkette aus Kunst und Poesie. Nach wenigen Schritten in den tief dunklen Zauberwald entlang des Künettegrabens ist man gefangen von der ungeheuren mystischen Kraft der Bilder, von Baum der Erkenntnis, dem Märchen von Rotkäppchen oder der Rüpelszene aus Shakespeares „Sommernachtstraum“. Dazwischen schwirren Fabelwesen, tanzt Rumpelstielzchen um sein Feuer und Manuela Brugger singt betörend den alten Alexandra-Schlager „Mein Freund der Baum“.
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Theaternebel verwandelt den Künettegraben in eine schaurig schöne Szene aus einem düsteren Edgar Wallace-Streifen, das Unheil kündende Lachen der Hexe aus „Hänsel und Gretel“ dringt durch die Nacht, bevor eine Lichtung mit hunderten von Lampen hoch in den Bäumen nur noch Staunen macht. Es ist so unglaublich schön arrangiert, so fantasievoll in Szene gesetzt, dass man einfach nicht mehr weitergehen möchte. Das indes wäre fatal, denn es warten noch unzählige Effekte und unglaubliche Bilder. Wie der Licht gewordene
Zyklop beispielsweise des Künstler Markus Jordan. Der blaue Atem des Zyklopen quillt wabernd in die Nacht, begleitet von den markigen Klängen aus Nina Wurmans Akkordeon. Die Zeit wird knapp, weil man alle Augen und Ohren voll zu tun hat, weil man an den poetischen Bildern fasziniert kleben bleibt, weil man sich in Gedanken verliert oder einfach nur die Schönheit und die Fantasie genießt, mit der Knut Weber und seine Crew diesen harmlosen Künettegraben in eine vollkommen andere Welt ver-
Seite 71 wandelt, verzaubert haben. Das hätte ein André Heller kaum besser inszenieren können. Und noch fehlt das georgische Kammerorchester, die schaurig schöne Lesung aus Baudelaires „Blumen des Bösen“, die Installationen von Tom Neumaier, die Hölderlin-Texte mit Ingrid Cannonier. Obschon es schon spät ist und der Strom der Menschen es eigentlich unmöglich macht, kehre ich, am Ende angekommen, noch einmal um, um mich zurück zu träumen zu den Lampions, zu Shakespeare, den grimmigen Märchen
bis hin zur der verträumten Waldschenke, in der der Glühwein wie im Kessel einer Hexe brodelt, passend zu dieser verwunschenen Welt, aus der man einfach nicht mehr aussteigen möchte. Doch wie der shakespearsche Sommernachtstraum endet auch dieser Spätsommernachtstraum. Und der Pioniersteg, vor Stunden noch der Eingang in das unendliche Reich der Fantasie, spuckt einen wieder aus auf den nüchternen Hallenbadparkplatz. Kein Oberon, keine Titania, kein Zettel, kein „Lass mich den Löwen auch noch spielen.“ Doch die Erinnerung bleibt. Und die Erkenntnis, um wie viel schöner Theater doch das Leben macht.
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IM SPRINTER VON GIESSEN NACH INGOLSTADT Text & Fotos: Stephan Arens
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Stadttheaters Ingolstadt steht mit Beginn der Spielzeit 2013/14 unter neuer Leitung. Julia Hanselmeier hat dieses Amt nun inne und sprach mit uns über ihre Arbeit, ihre Pläne, ihre Beziehung zur Stadt und ihren Bürgern und auch über Persönliches.
WIR!: Wie Sind sie denn nach Ingolstadt gekommen? Julia Hanselmeier: Mit einem Sprinter vom Stadttheater Gießen (lacht). Dort hatte ich für zwei Spielzeiten gearbeitet und mich dann ganz unspektakulär hier beworben. Nachdem das Bewerbungsgespräch sehr positiv verlief, war die Sache nach 48 Stunden schon in trockenen Tüchern und es fehlten nur noch der Umzug und das Einrichten – so bin ich nach Ingolstadt gekommen.
Hatten Sie schon vorher einen Bezug zur Stadt? Ich habe bayerische Wurzeln, wie mein Name schon ein wenig verrät. Mein Vater stammt aus München, wo ich selbst aber nur ein halbes Jahr gelebt habe. Allerdings wohnte eine Freundin von mir 3 Jahre lang in Ingolstadt. Und über sie war ich in der ersten Spielzeit, die Herr Weber leitete, hier im Theater bei zwei Produktionen dabei, aber ohne einen Gedanken daran, einmal in diesem Haus zu arbeiten. Und welche Wege führten Sie dann zum Amt der Pressesprecherin des Stadttheaters Ingolstadt? Nach dem Studium von Theaterwissenschaften und Publizistik mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit an der FU Berlin habe ich an einer privaten Europa-Hochschule ein Wirtschaftsstudium absolviert, das mich jeweils für
Seite 73 ein halbes Jahr nach Turin, Berlin und München führte und erhielt nach dem üblichen Bewerbungsmarathon meine erste Festanstellung am Stadttheater Gießen.
Haben Sie auch Schwächen? Ich bin dickköpfig, pflege privat die genussvolle Faulheit und bin ein großer Fan von Trash-Filmen.
Wo wohnen Sie? In der Nähe vom Hauptbahnhof. Man darf es in dieser Autostadt eigentlich gar nicht laut sagen, aber ich besitze kein Auto. Allerdings ist das kaum ein Problem, denn Ingolstadt mit seinen verkehrsberuhigten Zonen ist sehr radfahrerfreundlich. Wie wichtig ist Ihnen Ihr Beruf? Sehr wichtig! Heißt nicht, das ich mich nicht noch weiterentwickeln möchte, aber Öffentlichkeitsarbeit und das am Theater – mein absoluter Traumberuf! Und was wollen Sie in Ihrem Traumberuf erreichen? Da gibt’s viele Optionen. Mein grobes Ziel ist, weiter in der Kulturbranche zu arbeiten. Ich bin ein Arbeitstier und meine Arbeit macht mich glücklich. Ich möchte dazu beitragen, dass die Kulturbranche auch für meine Urenkel noch erhalten bleibt. Die Richtung ist noch nicht klar, aber aufgrund meiner Erfahrungen mit der Gießener Lokalpolitik und der Kulturstiftung des Bundes könnte ich mir vorstellen, in die Kulturpolitik zu gehen, sei‘s von der politischen Seite, sei‘s vom Stiftungswesen her. Ein eigenes Theater leiten, das wäre natürlich ein Traum! Könnte mir auch vorstellen, eine Agentur zur Künstlervermittlung zu gründen. Würden Sie, als attraktive Person mit Ausstrahlung, sich vielleicht auch auf der Bühne vor Publikum wohlfühlen? Ganz klar: Ja! Ich habe in Teenager- und Studienzeiten bei Jugendproduktionen auf der Bühne gestanden und es war eine wunderbare Erfahrung. Aber durch meine vielen Kontakte zu professionellen Schauspielern habe ich gemerkt, was dieser anspruchsvolle Beruf wirklich bedeutet und für mich das Fazit gezogen: Als Hobby sehr gerne, als Job auf keinen Fall. Wo sehen Sie Ihre besonderen Stärken? Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, sehr offen, dabei aber ausgesprochen diszipliniert und strukturiert. Das ist wichtig, um im künstlerischen Chaos den Überblick zu bewahren. Als absolut positiver Mensch erkenne ich schnell das Gute in jeder Situation, kann das anderen auch leicht vermitteln und so das Team motivieren.
Haben Sie sich in Ingolstadt schon ein wenig eingelebt, fühlen Sie sich hier wohl? Absolut! Wenn man im Theater arbeitet, verfügt man schnell über ein großes Netzwerk. Dieser bunte Betrieb erleichtert das Einleben ungeheuer, außerdem trifft man in der Öffentlichkeitsarbeit auch viele Leute von außerhalb des Theaters. Die Ingolstädter empfinde ich ganz deutlich als Botschafter ihrer Stadt, die ein großes Bedürfnis haben, sie Fremden vorzustellen – das ist mir ausgesprochen sympathisch. Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg. JULIA HANSELMEIER: Bereits während ihrer Schulzeit sammelte die Berlinerin Theatererfahrung auf und hinter der Bühne. So führte sie das Projekt TUSCH (Theater und Schulen) an das Deutsche Theater Berlin und das Berliner Ensemble. Während des Studiums der Theaterwissenschaft, der Publizistik und Kommunikationswissenschaft lernte sie in der Berliner Theaterszene verschiedenste Seiten des Kulturbetriebs kennen: Als Schauspielerin trat sie unter anderem in der deutsch-französischen Erstaufführung von Maupassants „La paix du ménage“ im Auftrag der luxemburgischen Botschaft auf, leitete zwei einjährige Jugendtheater-Projekte und war als Dramaturgin, Regieassistentin, Masken- sowie Bühnenbildnerin in zahlreichen Produktionen tätig – beispielsweise an der Studiobühne der FU Berlin. Seit 2009 betreut Julia Hanslmeier als freiberufliche PR-Beraterin junge Berliner Kreative (Musik, Mode, moderne Kunst). Wirtschaftliche Kenntnisse erwarb sie während des internationalen Studiums an der ESCP (Turin/Berlin). Dieses schloss sie nach einem sechsmonatigen Praktikum bei der Kulturberatung „actori“ in München als M.Sc. „Master in European Business“ mit Auszeichnung ab. Zwischen 2011 und 2013 war Julia Hanslmeier als Assistentin der Intendantin und Referentin für Marketing am Stadttheater Gießen engagiert und übernahm die Projektleitung Sponsoring & Fördergelder im Organisations-Team des Theaterfestivals Büchner international. Mit Beginn der Spielzeit 2013/14 übernimmt sie die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Stadttheater Ingolstadt.
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ICH WILL KEINEN SENIORENTELLER – ELTERN NUR IN BEGLEITUNG IHRER KINDER Text & Fotos: Stephan Arens Foto oben: Ritchie Herbert
Wir sprachen mit Knut Weber, dem Intendanten des Ingolstädter Stadttheaters, über seine Pläne, Projekte, Visionen und die Probleme im Rahmen der Renovierung des Stadttheaters.
WIR!: Das Stadttheater hat jetzt eine Visionenwerkstatt – welchem Zweck dient sie? Knut Weber: Die Frage dahinter lautet: In welcher Welt wollen wir in 30 Jahren leben? Wie soll die Stadt aussehen, wie unser Zusammenleben? Voraussetzung zur Beantwortung dieser Frage ist ein Blick in die Vergangenheit. Warum sind wir so, wie wir sind und wie ist die Gegenwart gebaut? Aus den Antworten entwickeln wir dann Perspektiven für die Zukunft. Eine Große Frage, die uns über Jahre begleiten wird.
Wir führen Gespräche mit Menschen, die schon lange in der Stadt leben und die etwas zu sagen haben und möchten aus diesen Gesprächen ein Bühnenstück zum Thema Ingolstadt entwickeln. In dieser Spielzeit werden wir uns besonders der Frage des Alterns stellen, z.B. in dem Projekt: „Ich will keinen Seniorenteller“. Hierbei wird eine leerstehende Villa für längere Zeit unter dem Thema bespielt: Welche Formen des gemeinsamen Altwerdens sind möglich? Ich denke da etwa an die 68er, die jetzt alt werden – gehen die dann brav ins Altersheim oder besetzen sie lieber eins? Das andere Projekt heißt „Kinderstadt“. Hier wird von Kindern in Workshops eine Stadt nach ihren Vorstellungen entwickelt und auch tatsächlich gebaut, mit allem, was Kinder sich darin wünschen. Darin können sie dann so leben, wie sie sich die Welt vorstellen. Erwachsene dürfen die Stadt nur in Begleitung von Kindern betreten.
Seite 75 Hat die Zusammenarbeit mit Audi Auswirkungen auf den Spielplan? Nein, sie hat keine direkten Auswirkungen, höchstens die, dass wir jetzt Projekte realisieren können, die wir aus eigener Kraft nicht geschafft hätten, z.B. eine Kinderoper. Mit welcher Dauer hat man bei der Sanierung des Altstadttheaters zu rechnen?
Gerüchten zufolge produzieren Sie Trailer, mit denen Sie dann im Kino das Theaterprogramm bewerben wollen. Ist da was dran? Das spricht sich aber schnell rum! Na klar, jetzt haben wir zwei Kinos in der Altstadt und da müssen wir auch präsent sein – logisch. Persönliche Frage: Wohnen Sie in Ingolstadt?
Schwierige Frage! Der Beginn der Sanierung hängt von der Fertigstellung des Kongresszentrums ab, weil dort die Alternative für den Festsaal untergebracht werden soll. Ich denke, das wird nicht vor 2017 der Fall sein. Und dann muss man mit mindestens zwei Jahren Sanierungszeit rechnen.
In der Nähe der Münchener Straße habe ich ein kleines Haus gemietet, von dem aus ich zu Fuß in 15-20 Minuten am Arbeitsplatz bin. Wenn man hier arbeitet, muss man hier auch leben, selbstverständlich.
Sind schon Ausweichmöglichkeiten bekannt?
EIN ABSCHLIESSENDES WORT: Mir ist die Einbeziehung der Bevölkerung wichtig. Um das zu signalisieren, habe ich das Theater auch wieder rückbenannt. Es hieß lange Theater Ingolstadt. Nun heißt es Stadttheater Ingolstadt, weil wir das Theater der Stadt und auch das Theater für die Stadt sind. Außerdem werden wir von der Stadt bezahlt. Wenn man sich die Architektur des Hauses ansieht, so fällt die sehr transparente Fassade auf. Daraus haben wir entwickelt, dass wir das Leben hereinlassen und in der Folge haben auch schon viele Veranstaltungen in unseren Räumen stattgefunden, wie zum Beispiel Jugendclubs und Disco-Abende. Wir freuen uns, wenn das Leben zu uns reinkommt und uns ein wenig durcheinanderwirbelt. Andererseits machen wir viele Projekte draußen, von denen mittlerweile viele schon Kult sind, Projekte auf dem Parkdeck, in den Katakomben, im Klenzepark, in der MTV – Gaststätte. Es ist wichtig, dass sich das Theater der Stadt stellt. Deswegen findet auch die Spielzeiteröffnung diesmal im Künettegraben statt.
Es liegen schon einige Modelle auf dem Tisch, die die Nutzung von Exerzierhalle und Reithalle vorsehen. Es wurde auch an ein Theaterzelt gedacht. Das müsste im Klenzepark stehen, und der wäre dann für 2 Jahre zu. Das wollen wir nicht. Wir müssen eben die Entwicklung abwarten.
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DER
JAKOBSWEG Geschichtlicher Hintergrund Text: Margit Schuller-Langscheid & Dieter Schuller
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er Apostel Jakobus der Ältere, spanisch: Santiago Mayor, war einer der Söhne des Zebedäus, Bruder des Evangelisten Johannes, also einer der „Donnersöhne“. Ihm soll Spanien (Teil des damaligen Römischen Reiches) zur Missionierung zugeteilt worden sein, er habe aber nur wenige bekehrt. Jakobus kehrte nach Jerusalem zurück, wo er 44 n. Chr. unter Herodes Agrippa enthauptet wurde. Die Jünger des Jakobus sollen die sterblichen Überreste an sich genommen und zum Ort seiner Predigten eingeschifft haben, also in den Nordwesten Spaniens. Die Legende erzählt dass der Leichnam in eine römische Grabstätte gelegt wurde, dort, wo heute die Kathedrale von Santiago steht. Die Grabstätte geriet bald in Vergessenheit. Nach anderen Quellen schenkte Kaiser Justitian I. im 6. Jahrhundert die Reliquien des Hl Jakobus dem Sinai-Kloster Raithu, das fortan Jakobuskloster hieß. Aus diesem Kloster wurde das berühmte Kathrinenkloster. Beim späteren Ansturm‚ der Sarazenen (Islamisten) wurden die Gebeine in den nochchristlichen Nordwesten Spaniens gebracht, in das Königreich Asturien.
Erste schriftliche Zeugnisse über die Predigttätigkeit Santiagos finden sich als westgotischer Text, verfasst von Isidor von Sevilla, Ende des 5. Jahrhunderts. Im Jahre 711 drangen die Mauren in das bereits seit Ende des 6. Jahrhunderts christliche Spanien ein. Sie besiegten den Westgoten-König Roderich bei Rio Guadalente, wo dieser den Tod fand. Bis 719 eroberten die Mauren die gesamte Iberische Halbinsel, einschließlich Asturiens. 722 besiegte ein Nachkomme der Westgoten – indem er eine Rebellion organisierte – in der Schlacht von Covadonga eine moslemische Streitmacht. So konnte er – nachdem er sich zum König hatte wählen lassen – einen Herrschaftsbereich behaupten, aus dem dann das Königreich Asturien entstand. 824 wird in einer historischen Darstellung berichtet: Als der Einsiedler Pelayo im Jahr 823 den Einwohnern von San Fiz gerade die Messe las, habe er eine wunderbare Erscheinung gehabt von Sternenlicht und Engelsgesang. An einer Stelle in der Nähe wären Sterne an einen bestimmten Platz in einem Feld „herunter geregnet“.
Seite 79 Nach Bußübungen und Fasten wurden dort dann drei Steinsärge gefunden, ein größerer mit einem enthaupteten Leichnam und zwei weitere. Der größere soll die Inschrift getragen haben: Hier ruht Santiago, der Sohn des Zabedäus und der Salome. Papst Leo II. bestätigte die Echtheit der Reliquien des Apostels sowie die seiner Schüler Anastasius und Teodosius. 829 ließ König Alfons II. el Casto von Asturien die erste Kirche und ein Kloster über dem Mausuleum errichten und erklärte damals erstmals – gültig bis heute – Santiago zum Patron von Spanien. Erste Pilger sind bereits nach wenigen Jahren, in der Mitte des 9. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Sie kamen aus Asturien, aber auch aus Nordfrankreich und Deutschland. Viele Christen betrachteten den Apostel Jakobus den Älteren (Santiago) wegen dem ihm zugeschrieben Beistand in der Schlacht von Clavijo (844) als ihren Schutzheiligen. In einem Blitzfeldzug durch den Norden Spaniens 997 zerstörte der Maurenfürst Almansor auch Stadt und Kathedrale von Santiago. Der Bischof San Pedro de Mesonzo soll erreicht haben, dass dieser wenigstens das Grab Santiagos verschonte. Nach arabischen Chroniken habe Almansor sogar Wachen vor dem Apostelgrab aufstellen lassen, damit der Tumba des Apostels kein Schaden zugeführt werde. Bischof Diego Pelaez ließ später die Kathedrale wieder größer und prächtiger aufbauen. Nach dem Tod Almansors (1002) konnten die Christen von den inneren Wirren auf der gegnerischen Seite profitieren und weiter nach Süden vordringen. In der Folgezeit wurde das maurisch beherrschte Gebiet immer kleiner. Die Phase der Zurückdrängung des Islams und der Mauren wird auch als Reconquista bezeichnet. Erst mit dem Feldzug zur Eroberung von Barbastro (1064), an dem auf christlicher Seite auch zahlreiche Franzosen teilnahmen – und noch mehr mit dem Fall Toledos – begann sich die Reconquista gegen Kerngebiete des moslemischen Herrschaftsbereichs (Al-Andalus) zu richten. Die Muslime sahen sich 1086 wegen der christlichen Übermacht gezwungen, die nordafrikanische Berberdynastie der Almoraviden ins Land zu rufen. Diese proklamierten den „Dschihad“ zur Verteidigung des Islam und stoppten – allerdings nur kurzfristig – den christlichen Vormarsch.
In dieser Zeit passierte an einem anderen wichtigen Ort der Christenheit etwas besonders Wichtiges: Der fatimidische Kalif Al-Hakim zerstörte 1009 die Grabeskirche in Jerusalem, das größte Heiligtum der Christenheit. Aber erst die (militärischen) Fortschritte in Spanien erlaubten im Jahre 1095 den Aufruf des Papstes zum ersten Kreuzzug – nun zur Befreiung des heiligsten Ortes der Christenheit: Jerusalem. Ein Zusammenhang, der aus der damaligen Zeit heraus nur folgerichtig war und kein Zufall sein konnte: Bis da hin hatte sich das christliche Abendland vor dem ständig expandierenden Islam über Spanien extrem bedroht gefühlt. Erstmals „drehte“ sich die militärische Dominanz zugunsten der christlichen Heere um. Die Wahlfahrten nach Santiago spielten dabei eine ganz entscheidende Rolle: Es hatte sicher auch einen großen Einfluss, dass Santiago u. a. auch zum Schutzpatron der Krieger, Ritter und Adeligen ausgerufen worden war. Dies veranlasste auch entsprechende Herrschaftshäuser, obwohl sie fern von Spanien lagen – Truppen zu schicken um das Grab ihres Schutzpatrons zu verteidigen. Wie dem auch sei, die Jakobswegpilgerei nach Santiago de Compostella nahm ungeahnte Ausmaße an und erfreute sich bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges in Deutschland (1618 bis 1648) einer andauernden Hochblüte. Dieser Krieg forderte allerdings nicht nur eine extrem hohen Blutzoll unter der Bevölkerung, sondern er führte auch zum Erliegen dieses Pilgerbrauchtums. Anders war das in Frankreich und Spanien, wo die Jakobswegpilgerei bis heute auf eine ungebrochene Tradition zurückblicken kann. Erst als 1993 der „Camino“ und alle Jakobswege zum Weltkulturerbe durch die UNESCO erklärt wurde, ist eine deutliche Rückbesinnung auf diese Möglichkeit, zu sich zu finden, in Deutschland feststellbar. Der große Anstieg der Pilgerzahlen war von keiner Seite so erwartet worden. Es ist auch schön zu erleben, dass viele evangelische Christen und Angehörige anderer Glaubensrichtungen gerne mitpilgern.
Viele Zitate sind aus dem Buch: „Auf den Spuren des Jakobus“ von Erich Purk und Elisabeth Alferink (Stuttgart, 2006) und stammen von entsprechenden Seiten von Wikipedia. Im Februar 2013
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DER
JAKOBSWEG Zurück in die Zukunft Text: Margit Schuller-Langscheid & Dieter Schuller
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er „Camino-Jakobsweg“ zum Grab des Hl. Jakobus d. Ä. nach Santiago de Compostella (Nordwest-Spanien) wurde 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, der Europarat hatte bereits vorher 1987 alle Jakobswege in Europa zu europäischen Kulturrouten erhoben.
Dass eine mittelalterliche Stadt wie Ingolstadt, die zu Zeiten „Ludwig VII. – auch der „Gebartete“ (1368 – 1447) genannt, das Zentrum von Bayern und damit auch ein wichtiges Teilziel der damals überall zu findenden Jakobswegpilgerei war, wird wohl kaum überraschen. Erstmalig wird nun in einer Wegbeschreibung im Buch „Auf dem Jakobsweg von Prag über Regensburg und Eichstätt bis Donauwörth“ von Hans J. Kolbinger (Innsbruck, 2006) eine südliche Route von Kelheim über Ingolstadt nach Donauwörth ausgewiesen – allerdings für Radfahrer gedacht. Eine Rückfrage beim Autor Dr. Kolbinger ergab, dass sich dieser bewusst ist, dass die traditionelle mittelalterliche Route sicher eher über den direkten Weg die Donau entlang über Ingolstadt gelaufen ist. Es waren bei ihm eher Überlegungen des Landschaftserlebens, die ihn veranlassten, den Fußweg durch das beschauliche Altmühltal über Eichstätt zu führen. Der Weg über Ingolstadt war zwar sein ursprünglicher Plan, aber mit seinen Industrien (z. B. Raffinerien) erschien es ihm
einfach für den Pilger beschaulicher, den Fußweg über Eichstätt auszuschildern. (Anmerkung: Natürlich kommt es öfter vor, dass Pilger/Pilgergruppen die Hauptroute verlassen und aus verschiedenen Gründen z. B. zu einem Wallfahrtsort einen „Abstecher“ unternehmen nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“, um dann später wieder auf die Hauptroute zu stoßen). Genaue Recherchen des Artikelverfassers erbrachten dann auch die Bestätigung, dass eben ein traditioneller Weg im Mittelalter – also in der Hochblüte der deutschen Jakobswegpilgerei – über Ingolstadt geführt hat. Jakobswege werden in aller Regel in Süddeutschland auf alten Karten durch damalige Römer – und Salzstraßen ermittelt. In den Gebieten an der Donau, wie Ingolstadt, sucht man in damaligen Karten aber erfolglos nach solchen Salzstraßen in der für Jakobswege entscheidenden Nordost – nach Südwest-Richtung (also Richtung Santiago)! Der Grund hierfür ist verblüffend einfach: Salz und andere wertvolle Güter wurden auf der Wasserstraße „Donau“ transportiert – und zwar auch stromaufwärts durch „Treideln“ von Schiffen. Die ältesten Handelswege der Menschheit waren bekanntermaßen eben die Wasserstraßen! Wie viele historische Fundstellen belegen, war die Donau in der Zeit stark mit Schiffen ab und bis Ulm befahren. Größere Schiffe – wie die Ulmer Ordinarischiffe oder Zillen wie die „Kelheimer“ – wurden mit lohnender Ladung wie Salz und Wein stromaufwärts gezogen,
Seite 81 Bereits ca. 100 Jahre vorher – um 1363 – war die Donau bei Ingolstadt durch Umleitung des Hauptarmes und damit die Schifffahrtsstraße an Ingolstadt herangeführt worden. Ab dem 15. Jahrhundert wurden nun durch neue Konzepte einzelne Schiffe, aber auch ganze Schiffszüge, mit bis zu 60 Pferden, die Donau aufwärts bis Ulm gezogen (Name dafür ist „treideln“)! Voraussetzung waren gut ausgebaute Treidelwege am Donauufer entlang. Auch deren historischer Verlauf ist gut dokumentiert. So gibt es am Nordufer der Donau bei Ingolstadt ja immer noch den „Treidelweg“ im Bereich des alten Ruderund Tennisclubs. Diese waren zur Benutzung für Jakobswegpilger ideal – es gab keinen direkteren, gut begehbaren Weg nach Ulm. Denn dort trafen und treffen wichtige Pilgerwege aus Deutschland zusammen, um dann gemeinsam weiter nach Konstanz/Bodensee zu führen. Ein interessanter Hinweis auf die „Jakobswegpilgerei in Ingolstadt“ liegt in der Tatsache, dass eine der ersten Kapellen – in der ca. 100 Jahre währenden Bauzeit – in dem Ingolstädter Liebfrauenmünster eine war, die Jakobus d. Ä. geweiht wurde! (Leider befindet sich heute keine Jakobus-
statue mehr darin). Ein weiterer noch wichtigerer Hinweis ist in einem Buch des anerkannten Ingolstädter Historiker Dr. Hofmann enthalten; dieser weist an Hand eines Dokuments aus dem Jahr 1601 nach, dass es in Ingolstadt eine eigene Jakobsbruderschaft gegeben hat! Eine solche besteht nun bekanntermaßen – wie aus anderen solcher Gesellschaften bekannt ist – aus Menschen, die überwiegend selbst nach Santiago gepilgert sind. Wenn nun – wie eingangs erwähnt – alle Jakobswege in Europa zu europäischen Kulturrouten erklärt wurden, so gehört sicher das Ingolstädter Teilstück entlang der alten Treidelwege am Donauufer bis Neuburg a. d. Donau und weiter bis Ulm dazu!
Margit Schuller-Langscheid & Dieter Schuller sind zertifizierte Pilgerwegbegleiter. Buchbar für private Begehungen über E-Mail margit.schuller-langscheid @t-online.de
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Kolumne: Maxi Grabmaier
Heil–Kräuter–Kunst Heilkraft, Mystik und Wissen alter Zeiten bereichern den modernen Menschen neu Schon lange bevor es den Menschen gab, war unser Heimatplanet von dichtem Grün überwachsen, zumindest das Drittel, das nicht vom Wasser und Gestein dominiert war. Kein Kraut wuchs falsch, keines war „Unkraut“. All die Flora wurzelte, wuchs und blühte munter vor sich hin, in perfekter Symbiose, oder auch nicht. Selektierte sich Jahrmillionen lang, stimmte sich immer wieder neu ab, nur die kräftigsten, am besten an verschiedene Lebensbedingungen angepassten haben sich weiterentwickelt und es bis heute zu überleben geschafft. Genährt aus Mutter Erde, gestärkt durch Mineralien, vom Wasser durchflutet, von der Sonne zur Photosynthese gebracht. Vom Mond und den Sternen zusätzlich hinsichtlich Rhythmus, Aroma und Heilkraft gehegt. Etwas von langer Hand in der Schöpfung Angelegtes also. Tiere nähren sich ebenso aus dieser biologischen Basis, wie es auch der Mensch mehr oder minder bewusst tut. Ohne Pflanzen gäbe es keine Nahrung. Wie schön, dass es darunter auch so viele „heile“ gibt. Minze und Kamille, Rose, Jasmin und Schafgarbe für Tees. Basilikum, Petersilie, Ysop, Giersch, Bärlauch, Brennnessel für Salat und aufs Brot. Beifuß und Lavendel, Weihrauch, Salbei und Wacholder zum ausräuchern und beduften der Lebensund Arbeitsräume, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Der Mensch lebt aus und mit den Pflanzen seit seinem Anbeginn, diese Symbiose ist evolutionär gewachsen. Doch mit dem Einsetzen der Industrialisierung entfernten wir uns nicht nur vom natürlichen Lebens-, Arbeits- und Ruherhythmus, sondern auch vom unmittelbaren Erleben der Natur und ihrer Wachstums- und Reifephasen. Manch einer glaubt sogar, er könnte ohne die Natur auch gut auskommen! Was für ein Irrglauben, denn ohne dem von den Pflanzen produzierten Sauerstoff würde die Überlebenszeit nicht einmal ausreichen, um zu verhungern! Alle Bemühungen der Menschheit zielen seit Erfindung der Dampfturbinen ab auf eine immer größere Produktivität und Ausschöpfung (oder Erschöpfung) der natürlichen Res-
sourcen, um mehr Wohlstand und Luxus zu erlangen. Vieles wurde dieser Entwicklung schon geopfert. Naturkräuter wurden zusehends uninteressanter. Nach der Aufteilung der Wissenschaften in der Zeit der Aufklärung ging man dazu über, jahrtausende alte, tradierte Erfahrungswerte und Rezepturen durch den Einsatz einzelner Substanzen, auch in der Medizin, zu ersetzten. Ein Apotheker erklärt dies gelegentlich mit riesigem Hintergrundwissen der aufmerksam lauschenden Zuhörerschar im Kräutergarten des Medizinhistorischen Museums. So wurden früher ganze Heilpflanzen, zum Teil samt Wurzeln verwendet, oder gar Kräutermischungen für Tees, Tinkturen und Wickel. Dann, mit Entdeckung des Penicillins ging man zur Substanzanwendung über. Später stellte man diese dann „künstlich“, also chemisch her. Das hat auch schon vielen Menschen das Leben gerettet, die dauerhafte Lebensqualität bei minder schweren Aufgabenstellungen, jedoch nicht in allen Fällen. Aber neben dieser Entwicklung in der Medizin und Pharmazie gab und gibt es natürlich immer heilkundige Kräuterfrauenund zunehmend erfreulicherweise auch Männer, die die Kräfte der Natur zu nutzen und zu schätzen wissen. Heilpraktiker, Apothekerinnen, Ärzte und Gärtner, Landschaftsarchitekten und Kräuterhexen, Kosmetikerinnen und Masseure, Ayurvedakurfanatiker und Pfarrer Kneipp, Klosterfrau Melissengeist und und und. Jetzt ist wieder die Zeit für Kräuter und Pilze, wer sich mit den Sammelergebnissen nicht sicher fühlt, möge seinen Apotheker fragen, denn essen und anwenden kann man alles, doch manches nur einmal! Die Kräfte der Natur wirken, drum verwende sie mit Bedacht! Also hoch das Tässchen Kräutertee auf die Wunderwirkung der Geschenke aus der Natur. Gelobt sei, was hilft!
Stellen Sie die Vertrauensfrage! Wem vertrauen Sie? Wem vertrauen Sie Ihre Kinder an? Wem Ihr Geld? Sicher nicht jedem! Und wem vertrauen Sie Ihre Gesundheit an? Am besten auch nicht irgendwem. Vertrauen muss man sich verdienen. Durch Kontinuität, durch Aufrichtigkeit, durch Leistung und Zuverlässigkeit, durch Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Dadurch, dass man gerade dann für jemanden da ist, wenn er es besonders notwendig braucht. Wir sind für Sie da. 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr – in Schaltjahren sogar einen mehr. Wir bieten kontinuierlich medizinische Höchstleistungen und zuverlässige Qualität – das belegen nicht nur unsere erfolgreichen Zertifizierungen, sondern auch Vergleiche mit anderen Kliniken. Unsere Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter in der Verwaltung geben jeden Tag ihr Bestes für Sie und Ihre Gesundheit – mit Kompetenz, Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Ihnen können Sie vertrauen. Uns können Sie vertrauen. Denn wir tun alles dafür, dass es Ihnen und Ihren Lieben möglichst bald wieder gut geht und Sie bei uns ganz gemäß unserem Motto „in guten Händen“ sind. Gesundheit ist Leben. Wir sind Gesundheit. Klinikum Ingolstadt.
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