WIR! in Ingolstadt und Region / Ausgabe 9

Ausgabe 9 / 2014

GESTERN HEUTE MORGEN

KOSTET NUR ZEIT ZUM LESEN...

EDITORIAL Wie das Titelblatt schon vermuten lässt, liegt der Schwerpunkt dieser Ausgabe auf einem urbayerischen Getränk, dem Bier.

DARF‘S EIN BISSCHEN LUXUS SEIN? Erleben Sie die angesagtesten Küchentrends ab sofort mit einzigartigem Service zu sensationellen Preisen.

Anlass dafür ist die Wiederkehr der Verkündung des Reinheitsgebots, die vom 25. bis 27. April mit dem „1516 – Fest zum reinen Bier“ gefeiert wird, und zwar von der Dollstraße bis zur Hohen Schule. Übrigens wird bei dieser Gelegenheit die Fasshalle des Georgianums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und gastronomisch genutzt. Wir freuen uns, unseren Lesern schon vorab einen Blick in das Gewölbe des historisch so bedeutenden Gebäudes ermöglichen zu können.

Hans Fegert beleuchtet die abwechslungsreiche Geschichte der Ingolstädter Brauereien und wir lassen uns anlässlich einer Führung durch die Anlagen von Herrnbräu von Braumeister Peter Kraus die Schritte erklären, die notwendig sind, um aus Hopfen, Gerste und Wasser Bier werden zu lassen. Die Beschreibung der Biertour schließt dieses Thema ab.

Auch diesmal dürfen wir Ihnen wieder besondere Persönlichkeiten unserer Stadt vorstellen. Prof. Jean-Pol Martin war nicht nur in seiner akademischen Laufbahn extrem erfolgreich, sondern er bringt sich seit seiner Pensionierung auch in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens mit großem Engagement ein.

Wussten Sie, dass ein gefeierter Star aus der großen Zeit des deutschen Schlagers und Films unter uns lebt? Gabi King mit bürgerlichem Namen Gabi Kern stürmte in den 1950er und -60er Jahren die Charts, pardon, die Hitlisten und wirkte in vielen Filmen mit.

Was nicht jeder weiß: Ingolstadt ist reich an Sagen und Legenden – wir erklären Ihnen, was es mit dem Teufelsstein oder dem klopfenden Pfarrer auf sich hat.

Wir sind immer wieder begeistert, in was für einer landschaftlich traumhaften Region wir leben. Wir waren im Altmühltal unterwegs und haben uns Essing für Sie angeschaut.

Unsere Zukunftsvision hat diesmal kein städtebauliches Thema. Getreu unserem Motto fragen wir: „Was wäre, wenn...“ die lebendige junge Kultur- und Musikszene in Ingolstadt mehr gefördert werden würde? In diesem Zusammenhang lassen wir Mirjam Drost, eine engagierte junge Ingolstädter Musikerin, zu Wort kommen.

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INHALT Gestaltung Titel: Maria Bentz & Fabrizio Verni, Foto: Schanzer Biertour

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AKTUELLES GERÜCHTE-KÜCHE & ABERGLAUBEN DER INGOLSTÄDTER SCHWEDENSCHIMMEL KOLUMNE: DER STODSCHREINER EINST ÜBER NACHT ZUM SCHLAGERSTAR JEAN-POL MARTIN KOLUMNE: JEAN-POL MARTIN SO SCHÖN WIRD INGOLSTADT VERTRETEN...

1516 – FEST ZUM REINEN BIER

36 SCHANZER BIERTOUR 38 BRAUGESCHICHTE HERRNBRÄU 41 DAS WAR EINMAL...

44 DIE HOHE KUNST DES BIERBRAUENS 50 ESSING – EIN ALTBAYERISCHES JUWEL DES ALTMÜHLTALS 58 50 JAHRE UND KEIN BISSCHEN LEISE 62 ZUKUNFTSVISIONEN VON MIRJAM TROST 65 FESTIVALFLAIR IN INGOLSTADT 66 LETZTE WORTE

Impressum WIR! IN INGOLSTADT VERLAG, Tränktorstr. 10, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 993496-00, Fax 0841 993496-02, info@wiriningolstadt.de

HERAUSGEBERIN Maria Bentz V.I.S.D.P. & MARKETING Stephan Arens REDAKTIONSLEITUNG Maria Bentz, Stephan Arens REDAKTIONELLE MITARBEIT Michael Klarner, Hans Bichlmaier, Jean-Pol Martin,

Hans Fegert, Mirjam Drost

GRAFIK Fabrizio Verni (FAVEdesign.de) KREATIV-TEAM Fabrizio Verni, Maria Bentz FOTOGRAFIE Ritchie Herbert, Stephan Arens, Gert Schmidbauer, Hermann Weiß ANZEIGEN & VERTRIEBSLEITUNG Maria Bentz, Tel. 0173 3672953 DRUCK Hofmann Druck Nürnberg NÄCHSTE AUSGABE Ende Mai 2014 Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder.

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WO?

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Küche des Südens, saisonale Spezialitäten z.B. Austern, französische Küche, selbstgemachter Kuchen

ÖFFNUNGSZEITEN

Montag – Samstag 8.00 – 24.00 Uhr | Sonntag Ruhetag Schleifmühle 24 | 85049 Ingolstadt Tel. 0176 57068621

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Georgisches Kammerorchester Ingolstadt Eine Reise. Eine zweite Heimat.

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VERA MOLNAR. (UN)ORDNUNG. (DÉS)ORDRE. 30. MÄRZ BIS 29. JUNI 2014

Sonntags?

Kunst! Neu + Kreatives Programm mit Musik

­ n e t s o k frei!

Immer am letzten Sonntag im Monat im Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt 27. April 2014, Sonntag 11 Uhr Ingol­ Stadt­ Musik: Matinée mit der Band Phono gram der Kath. Universität Eichstätt

12 Uhr Führung durch die Ausstellung »Vera Molnar.

(Un)Ordnung.

(Dés)Ordre«

14 Uhr Erst­ malige Präsentation des druckfrischen Katalogs »Vera Molnar (Un)Ord­ nung.(Dés)Ordre«

11 Uhr Kind und Kegel: Familienführung mit Kreativwork­ shop für die ganze Familie (ab 6 Jahren)

25. Mai 2014, Sonntag Ingol­ Stadt­ Musik: Musikali­ sche Matinée mit mit dem Trio groovetwo plus 1 11 Uhr

Führung durch die Ausstellung »Vera Molnar.

(Un)Ordnung.

(Dés)Ordre« 12 Uhr

Tränktorstr. 6 – 8 · Ingolstadt Tel.: +49 (0) 841 / 305 18 71 E­Mail: mkk@ingolstadt.de Öffnungszeiten: Di. bis So. 10 –17 Uhr · Weitere Infos fin­ den Sie auf unse rer Webseite: www.mkk­ingolstadt.de

Papier, Raum und Ornament: Familienworkshop mit der Münchner Künstlerin Afra 15 Uhr

Dopfer, für die ganze Familie (ab 6 Jahren) mit freiem Experimen­ tieren mit dem Material Papier

Die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt richtet der ungarischen Künstlerin Vera Molnar (*1924 in Budapest, Ungarn) zu Ehren ihres 90. Geburtstags bis zum 29. Juni eine umfangreiche Retrospektive aus, die am 29. März eröffnet wurde.

Seit 1947 lebt und arbeitet Molnar in Paris. Als eine große Pionierin der digitalen Kunst setzte sie bereits Ende der 1960er Jahre die ersten Großrechner als zentrales Hilfsmittel für die Gestaltung ihrer geometrisch systematischen Werke ein und arbeitet seitdem kontinuierlich mit dem Computer. Ihre Handzeichnungen zu elementaren Formen wie dem Quadrat übersetzt sie in selbst geschriebene Programmierungen, die den Zufall als zentrales Gestaltungsprinzip berücksichtigen.

So entwickelt sie Serien, in denen die strenge Regelmäßigkeit durch zufällige Störungen variiert wird.

Die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt verfügt über einen großen Bestand an Arbeiten von Vera Molnar, die seit 2010 in der Stiftung vertreten ist. Gemeinsam mit frühen, noch nie ausgestellten Zeichnungen aus dem Privatbesitz der Künstlerin und Werken weiterer Leihgeber gibt die Ausstellung mit knapp 100 Arbeiten einen umfangreichen Überblick über die künstlerische Entwicklung dieser einzigartigen Künstlerin.

Die Ausstellung ist nach verschiedenen Themen geordnet, innerhalb derer ein Bogen von frühen bis hin zu aktuellen Arbeiten gespannt wird. In dieser Gegenüberstellung werden die zentralen Themen, denen sich Molnar nun schon jahrzehntelang widmet, deutlich. Diese sind neben den Grundformen Kreis und Quadrat auch die intensive Beschäftigung mit der Linie sowie die Variation bestimmter Buchstaben.

Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Museum Haus Konstruktiv in Zürich statt und wird unterstützt von Audi ArtExperience.

Seite 7 DAS FOTO AUF UNSERER LETZTEN SEITE stammt diesmal von dem IT-Spezialisten Herrmann Weiss, Mitglied im Schanzer Foto-Club. Seit 1985 fotografiert er und ist über das Stadium der „Schnappschuss-Fotographie“ natürlich längst weit hinaus. Wenn er auch die digitale Fotografie mit ihren Bearbeitungsmöglichkeiten bevorzugt, war die jeweilige Technik für ihn nie ausschlaggebend – für ihn machen Idee und Umsetzung das gute Bild. Bevorzugt fotografiert er Natur und Städte und widmet sich auch zunehmend der Experimental-Fotografie. Seine Arbeiten waren, meist in Zusammenarbeit mit dem Schanzer-Fotoclub, schon bei Ausstellungen im Klenzepark, in der Reithalle, im Kreuztor und in Carrara zu bewundern. Wir freuen uns, ihn für diese Ausgabe gewonnen zu haben und danken ihm für das wundervolle Frühlingsfoto, das er uns zur Verfügung stellte.

ERFOLGREICHER ABSCHLUSS DES LIONS JUGENDKAMMERMUSIK-WETTBEWERBS 2014 Die besten acht der insgesamt dreizehn angemeldeten Ensembles zeigten beim öffentlichen Abschlusskonzert in der kurfürstlichen Reitschule Ingolstadt ihr Können. Etwa 180 Zuschauer folgten der Einladung der sieben regionalen Lions Clubs in den Rudol-Koller-Saal. Die insgesamt 30 Teilnehmer traten alle äußerst professionell auf und bewiesen, dass sie bereits in jungen Jahren auf höchstem Niveau musizieren. Dabei hatten sie sich an Werke so anspruchsvoller Komponisten wie Ravel, Chopin, Schubert, Brahms und Beethoven gewagt und konnten mit ihren Interpretationen das begeisterte Publikum überzeugen.

In der Altersklasse über 15 Jahre erspielten sich Mirdin Gleißner (Viola) und Pascal Menke (Klavier) den 1. Platz.

Den ersten Preis in der Altersgruppe unter 15 Jahren sicherte sich das Trio der städtischen Simon-Mayr-Sing- und Musikschule Ingolstadt, Nicole Ostman (Violine), Florian Schwarzbeck (Violoncello) und Daniel Chen (Klavier).

DAS AUTOHAUS HOFMANN UND WITTMANN FEIERT DIE 50-JÄHRIGE VERTRAGSPARTNERSCHAFT MIT VW Am 3. April trafen sich die Chefs des Autohauses, Walter Hoffmann und Jakob Wittmann, mit Oberbürgermeister Dr. Lehmann und VW-Vertretern in der Manchinger Straße, um die lange und erfolgreiche Partnerschaft zu feiern. Der OB lobte die Firma als fest in der Gesellschaft verankerten wichtigen Ausbilder und Steuerzahler. Auch die Kunden sollen in mehreren Aktionen, z.B. der Vorstellung des neuen Golf Sports Van am 31. Mai, in die Jubiläumsfeier mit einbezogen werden.

1964 war das Unternehmen der einzige VW-Vertreter in Ingolstadt, genau zu der Zeit, als der Käfer als Verkaufsschlager am Markt Einzug hielt. Wie erfolgreich die Partnerschaft ist, lässt sich daran erkennen, dass sich der Umsatz in 50 Jahren etwa verfünfzigfacht hat, wie Geschäftsführer Hofmann erklärte.

KREUZ + QUER – KUNSTINSTALLATION IN DER KATHOLISCHEN HOCHSCHULGEMEINDE INGOLSTADT Mit dem Kreuz hat das Christentum ein einfaches und einprägsames Marken-Logo. Franz Duna und Gert Schmidbauer nähern sich mit Fotografien und Computergrafiken diesem Symbol des Christentums und stellen in der KHG Ingolstadt, im Collegium Marianum Externum aus. Franz Duna arbeitet mit Fraktalen, komplexen mathematischen Lösungen, in denen er Kreuzungen und Kreuze findet.

Gert Schmidbauers Fotografien zeigen Kreuze, die man eigentlich schon einmal gesehen hat – aber noch nicht so. Schmidbauer rückt die Artefakte durch raffinierte Fotografietechnik in ein ganz neues Licht. Die Ausstellung in der Bergbräustraße 3 ist ab dem 13. April sonntags von 11-16 Uhr und mittwochs von 20-22 Uhr geöffnet.

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Von alten und modernen Volkssagen Text: Michael Klarner Bilder: Stadtarchiv Ingolstadt

Ist Ihnen das nicht auch schon mal passiert? Mit Sicherheit aber haben Sie einen Freund oder Kollegen, der so etwas schon einmal erlebt hat – zumindest jemanden kennt, dem das wirklich widerfahren ist: Jener kleine schriftliche Hinweis, den der Gast zusammen mit der Rechnung erhält – er möge doch bitte künftig auf einen Besuch dieses Speiselokals verzichten. Und das nur, weil er seiner Begleitung erlaubt hat, von seinem Teller zu probieren…

Diese Sorte der unfreundlichen Gastronomen, die Gäste mit einem dezenten Kärtchen bitten, von weiteren Besuchen abzusehen, gibt es inzwischen fast in jeder Stadt. Den Nobelitaliener in Nürnberg, den Sternekoch in München, und auch in Ingolstadt hat sich in etlichen Etablissements diese Unsitte bereits eingebürgert. Zumindest, wenn man landläufigen Erzählungen glauben darf - aber dies sollte man eben nicht. Denn bei der „Wer-von-einem-anderen-Tellerchen-isst-wird-hinausgeworfen-Geschichte“ handelt es sich um eine „urban legend“ (auf deutsch: um einen Großstadtmythos), letztlich um eine moderne Form der Sage. Übrigens in die gleiche Kategorie fallen die Spinne in der Yucca-Palme und das Katzenbaby im Einmachglas, nur falls Sie dran geglaubt haben sollten.

Diese fabelhaften Geschichten wandern heute nicht mehr nur von Mund zu Mund, sondern verbreiten sich mit wachsender Geschwindigkeit übers Internet, via E-Mail und facebook. Doch abseits dessen ist die Funktionsweise seit Jahrhunderten die selbe, egal ob bei Sagen aus dem Mittelalter oder bei moderne Legenden. Geschichten werden weitererzählt und dabei ausgeschmückt. Wobei der Begriff „Legende“ in diesem Zusammenhang ein falscher ist, denn eigentlich meint jener die „Geschichte eines Heiligen“. Uns aber soll es an dieser Stelle um die klassische Volkssage

gehen, jene zunächst mündliche Überlieferung, meist eine kurze, einfache Erzählung, die mitunter von fantastischen Erscheinungen berichtet. Teilweise nimmt sie Bezug auf tatsächliche historische Ereignisse oder Personen, weiß von dämonischen Wesen oder Geistererscheinungen zu erzählen.

Und immer haben die Volkssagen eine örtliche Verankerung – WIR! hat im Ingolstädter Sagenschatz gekramt.

Seite 9 Die recht eindeutige Schilderung findet sich im Tagebuch des Wachsziehers Johann Michael Berthold (1780 - 1855), das nach dessen Tod ins städtische Archiv gelangt ist. In seinen Aufzeichnungen erzählt er, wie der „Teufelsstein“ vor seinem Haus zu liegen kam. Berthold hatte den Stein im Februar 1815 für drei Kronentaler gekauft und sich mit Soldaten persönlich an das Ausgraben gemacht. Aber erst im Dezember konnte er ihn dann „mit viel Umständen“ an sein Hauseck am Ende des Weinmarkts (heutige Theresienstraße) führen lassen. Am anderen Tag war Markt und „alles staunte, wie der schwere Stein daher gekommen war“. Man fragte den Hausbesitzer Berthold, der eigener Schilderung nach, lächelnd antwortete: „Das ist doch der Stein, den der Teufel nach dem Oberen-Pfarr-Kirchenbau geworfen hat. Na seht, auf ähnliche Weise habe ich ihn mir jetzt daher werfen lassen.“ Im darauffolgenden Frühjahr ließ er den Stein ½ Ruthe tief (entspricht einer Tiefe von immerhin rund 1,5 Metern) als Eckstein einmauern – und dort liegt er bis heute. Den alten Eckstein hat der Hausbesitzer sorgsam verwahrt und wenige Jahre später daraus ein Grabmonument für einen gestorbenen Gesellen fertigen lassen.

Der Teufel und der Marmorstein Eine der bekanntesten lokalen Volkssagen ist jene vom „Teufelsstein“, dem roten Marmorblock, der heute noch im Boden eingelassen an der Kreuzung von Theresienstraße und „Am Stein“ zu sehen ist. Die Ingolstädter Sagenforscherin Emmi Böck (1932 - 2002) hat diese uralte Geschichte einst notiert.

Das fast fertiggestellte Liebfrauenmünster habe den Leibhaftigen derart erbost, dass er den gewaltigen Bau zu zerstören trachtete. „Eines Nachts schleppte er einen riesigen Steinblock herbei, hob sich damit in die Luft und warf ihn auf die Kirche hinab. Er war fest überzeugt, dass der Block Dach und Gewölbe des Baus durchschlagen habe. Doch weit gefehlt!

Der Stein war neben das Gotteshaus in den Friedhof gefallen und blieb dort liegen. Keiner traute sich ihn anzurühren, und alle gingen in einem großen Bogen scheu um ihn herum.“ Tatsächlich muss dort im Gottesacker der Frauenkirche dieser große Stein einst gelegen haben – mutmaßlich war es ein vom Kirchenbau im 15. Jahrhundert übriggebliebener massiver Marmorblock. Wie schnell sich um ihn die Sage vom „Teufelsstein“ gebildet hat, das muss freilich offen bleiben, sicher ist jedoch, dass sie tatsächlich tief im Volk verwurzelt war. Den Stein hat es wirklich gegeben, denn der zweite Teil der Sage lässt sich anhand von Aufzeichnungen belegen.

Aus dem 19. Jahrhundert nämlich wird berichtet, wie der „Teufelsstein“ an seinen heutigen Standort gekommen ist.

Bei Emmi Böck findet sich der Sagenzusatz, dass nur Soldaten, „die sich vor Gott und dem Leibhaftigen nicht fürchteten“ sich getraut hätten, den Stein anzufassen und umzusetzen. Ferner habe der Fuhrmann, der den Block transportiert habe, „seinen Schlitten, auf dem das Teufelswerkzeug gelegen, alsbald verbrannt“. Doch davon berichtet der Wachszieher Berthold selbst nicht, vermutlich entstand diese Behauptung erst durch nachträgliche Ausschmückung. Falsch jedenfalls ist, dass der Straßenname „Am Stein“ von diesem „Teufelsstein“ her rühre – denn bereits seit dem 14. Jahrhundert ist diese Ortsbezeichnung nachweisbar. Die beiden Sandner-Modelle der Stadt aus dem 16. Jahrhundert zeigen an dieser Stelle einen Turm.

Die Verfasser der Denkmaltopographie der Stadt meinen daher, dass dieser mutmaßlich romanische Steinturm für die Namensgebung der Straße ausschlaggebend war.

Der Teufel unterdessen, um zum Ausgangspunkt der Sage zurück zu kommen, sei derart wütend über seinen Fehlwurf gewesen, dass er seitdem beständig um die beiden Kirchtürme des Münsters sause. So erklärte sich der Volksmund nämlich, warum um das Münster herum immer ein recht schneidiger Wind weht – selbst wenn es sonst weitgehend windstill ist. Und auch dies ist das Wesen der Volkssage: Real existierende Naturphänomene, die zu früheren Zeiten unerklärlich waren, finden so eine Begründung. Der physikalische Effekt des Fallwinds bei hohen Gebäuden lässt sich mit einem tobenden Teufel nämlich durchaus anschaulich begründen. Der wundersame Wind aber wurde sprichwörtlich: „Wer an der Obern Pfarr kein Wind, in der Schulgass’ kein Kind, am Schliffelmarkt keine Leut’ hat gsehn – is net z’Ingolstadt gwen.“, so heißt es in einem alten Reim.

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Der klopfende Pfarrer Unheilvolles von St. Moritz Omen Weitaus weniger zerstörerisch als der Leibhaftige, ja im Gegenteil fürsorglich und behütend, soll sich der Sage nach ein Pfarrherr von der Unteren Pfarr betragen. Mit Klopfzeichen an seiner Grabplatte soll er die Ingolstädter vor Gefahr warnen. Konrad Ulmer war seit 1422 Pfarrer der Moritzkirche. Zu Lebzeiten hat er entscheidende Ereignisse der Stadtgeschichte begleitet. Er trug Herzog Ludwig VIII. zu Grabe, wenig später betrauerte er den Tod dessen Vaters, Herzog Ludwig des Bärtigen, dem Ingolstadt seine bedeutendsten Bauwerke verdankt. Er erlebte die Einführung des neuen Herzogs Ludwigs des Reichen und dessen Wunsch, hier eine Universität zu errichten. Etliche Jahre bevor dieser verwirklicht werden konnte, starb Ulmer 1460. Begraben wurde er in seinem Gotteshaus, der Grabstein am Boden vor dem Hochaltar der Moritzkirche ist heute noch zu sehen. „Als er gestorben war, bekam er wegen seiner großen Frömmigkeit und Milde von Gott die Gnade, dass er jedes Mal, bevor in der Stadt ein Brand auskommt, dies durch ein Klopfen an seiner Grabplatte anzeigen dürfe“, heißt es in einem Büchlein, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen ist. Es gäbe viele, die dieses Klopfen schon gehört haben wollen. Damals wurde auch festgehalten: „Und wirklich hat man seitdem in der Stadt jedes Feuer vorher von ihm erfahren. Aber noch mehr: Seiner Fürbitte soll es auch zu verdanken sein, dass nie mehr als ein Haus abbrenne“.

Bis zum Zweiten Weltkrieg hat sich dies auch bewahrheitet.

Abraham a Santa Clara berichtet von einem Gespenst in der Hohen Schule

Grabstein von Konrad Ulmer in der Moritzkirche

Von einer Begebenheit zum Ende des Zweiten Weltkriegs berichtet wiederum Emmi Böck, die sie aus der persönlichen Erzählung eines Ingolstädter Bürgers erfahren haben will. Bereits Tage bevor am 9. April 1945 das Augustinerkloster an der Schutter (am heutigen Viktualienmarkt) durch einen Bombentreffer völlig zerstört wurde, habe jenem Bürger der alte Pater Generos erzählt, dass er des Nachts „fast eine Stunde lang ein Knistern und Krachen gehört habe, so als wenn das ganze Kloster abgerissen würde.“ Mehrere Tage hintereinander habe sich dieses unheimliche akustische Schauspiel wiederholt, jedes Mal sei der Pater hellwach gewesen, habe Licht gemacht und nach dem Ursprung der Geräusche gesucht – allein er konnte ihn nicht ausmachen. Die düsteren Visionen Pater Generos vom einstürzenden Kloster samt Kirche sollten nur wenige Tage später Realität werden.

Am 9. April starben der Pater und 72 weitere Ingolstädter in den Trümmern der Kirche. Brand- und Sprengbomben amerikanischer Flugzeuge hatten weite Teile der Altstadt in ein Trümmerfeld verwandelt. Dieses Bombardement war eigentlich nicht geplant gewesen, aber auf dem Rückflug zu ihren Stützpunkten mussten die alliierten Flieger die verbliebenen Bomben abwerfen, sonst hätte ihr Treibstoff für den Rückweg nicht mehr ausgereicht.

Die große Ingolstädter Sagenforscherin Emmi Böck

Seite 11

Der kopflose Doktor Bentz

Der schnaubende Schwedenschimmel

Abraham a Santa Clara (1644 - 1709) gilt als bedeutendster katholischer Prediger und Poet der Barockzeit, in Ingolstadt hat er drei Jahre lang das Jesuitengymnasium besucht. Wir verdanken ihm die Überlieferung einer Sage, die von einem kopflosen Gespenst in der Hohen Schule berichtet. „Wann zu Ingolstatt in Bayern die Studenten aus unartigem Muthwillen einige Ungelegenheit verursachen“, sich also gehörig daneben benommen haben, „werden sie auf der Universität in den Karzer gesetzt“. Dort „beklagen sie sich aber wegen eines Nachtgespenstes, welches ganz ohne Kopf ist“. Jener werde als Doktor Bentz bezeichnet.

Ob Santa Clara ihn und den Karzer aus eigenem Erleben kannte, ist nicht bekannt. Auszugehen aber ist davon, dass die bessernde Wirkung der stillen Einkehr für liederliche Studenten mit einem solch unheimlichen Zellennachbarn ungleich größer gewesen sein dürfte.

Neben dem klopfenden Pfarrer hat Ingolstadt eine weitere Institution, die vor drohender Gefahr warnen soll. In diesem Fall mit einem vernehmbaren Schnauben, das der Schwedenschimmel im Stadtmuseum von sich geben soll, wenn der Stadt Unbill drohe. Letztmals soll dies im 19. Jahrhundert der Fall gewesen sein – aus welchem Anlass ist aber nicht überliefert. Seitdem, so ist heute aus zuverlässiger Quelle im Stadtmuseum zu hören, habe er aber kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben.

Die Geschichte des Schwedenschimmels und wie er in die Hände der Ingolstädter fiel, könnte selbst auch eine Sage sein. Allein – sie ist es nicht, denn sie hat sich tatsächlich zugetragen, nachstehend sei sie erzählt.

Die Ingolstädter Sagenwelt hat noch einige Geschichten mehr auf Lager, von frevelnden Studenten und der ausgleichenden Hand Gottes, vom Leibhaftigen, der sich noch verschiedentlich in Ingolstadt blicken lies und von allerlei Mirakeln und wunderlichen Begebenheiten, die sich im Lauf der langen Geschichte der Stadt zugetragen haben sollen.

So jedenfalls sind sie uns überliefert worden. Zur weitergehenden Beschäftigung mit der Materie sei eines der vielen Bücher der Sagenforscherin Emmi Böck empfohlen, die weit über Ingolstadt hinaus zusammengetragen hat, was der Volksmund zu berichten wusste. Viele der Geschichten wären heute sonst längst in Vergessenheit geraten.

Das Augustinerkloster wurde 1945 durch einen Bombenangriff zerstört

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Der Ingolstädter Schwedenschimmel Vom Ende eines königlichen Pferdes Text: Michael Klarner Fotos: Stadtarchiv Ingolstadt

Seit fast vier Jahrhunderten verharrt er in der gleichen Position, die Jahre gingen nicht spurlos an ihm vorüber und der Zahn der Zeit hat so manche Narbe hinterlassen. Doch der Schwedenschimmel im Ingolstädter Stadtmuseum ertrug die Unbill mit stoischer Ruhe und Gelassenheit. Das Ausharren hat ihn geadelt: der Schwedenschimmel gilt heute als das älteste Tierpräparat Europas. Sein irdisches Dasein hat er bereits 1632 beendet, am südlichen Donauufer Ingolstadts, getroffen von einer bayerischen Kanonenkugel. Vor seinem Tod trug der Schimmel einen mächtigen Herrn: Gustav II. Adolf, König von Schweden. Diesem wurde er förmlich „unter dem Hintern“ fort geschossen.

Seite 13 Der Dreißigjährige Krieg wütet in Deutschland. Mordend und plündernd ziehen die Truppen eine blutige Spur durchs Reich. 1632 greift der Krieg auch auf Süddeutschland über. In der Schlacht in Rain am Lech wird der bayerische Feldherr Tserclas Graf von Tilly schwer verwundet.

Wenige Tage später erliegt er in der Landesfestung Ingolstadt seinen Verletzungen. Eine Gedenktafel am Sterbehaus in der Johannesstraße erinnert noch heute daran.

Nach der gewonnenen Schlacht von Rain am Lech ist der weitere Weg für die einfallenden Schweden frei.

Die Truppen Gustav Adolfs rücken vor, mit der Einnahme der Flussübergänge bei Donauwörth, Ingolstadt und Regensburg wollen sie die bayerischen Truppen südlich der Donau isolieren. Donauwörth fällt den Schweden in die Hände, über Neuburg führt sie der Weg flussabwärts. Am 29. April 1632 erreichen sie von Süden her Ingolstadt, schlagen bei Oberstimm und Unsernherrn ihre Zelte auf – die Belagerung beginnt. Doch in Ingolstadt werden sie bereits erwartet, von Kurfürst Maximilian von Bayern und seinem Heer, die zur Unterstützung herbeigeeilt waren.

Zeitgenössischen Berichten der Jesuiten zufolge soll es der Kurfürst höchstselbst gewesen sein, der von der Eselbastei des Neuen Schlosses aus die erste Kugel abbrannte, mit den Worten „Mit Gott! Ich will zuerst den Schweden grüßen!".

Der erste Sturm der Angreifer auf Ingolstadt misslingt.

Freitag, 30. April 1632. Gustav Adolf beendet im Lager sein Morgengebet und lässt seinen prächtigen Schimmel satteln. Nach dem nächtlichen Misserfolg will er nun selbst das Gelände erkunden. Es ist vormittags gegen 10 Uhr, als der Spähtrupp in die Nähe des Brückenkopfes kommt. Auf Ingolstädter Seite hat man die Reitergruppe längst ausgemacht, wieder soll es der Kurfürst gewesen sein, der das Feuer eröffnen lässt. Eine Kugel aus einem Falkonett trifft ausgerechnet des Königs Schimmel, das Pferd stürzt schwer verwundet, Gustav Adolf wird unter ihm begraben. Der König selbst ist nur leicht am Bein verletzt, scherzhaft soll er bemerkt haben: „Der Apfel ist noch nicht reif gewesen". Während Gustav Adolf zurück ins Lager gebracht wird, erhält der Schimmel aus einer schwedischen Pistole den Gnadenschuss.

Noch weiß man auf Ingolstädter Seite nicht, wem man da das Pferd unter dem Hintern fort geschossen hat. Es wird aber allgemein bedauert, dass der Schütze nur das Tier getroffen hatte. Erst am nächsten Tag wird man von einem Gefangenen erfahren, wessen Pferd man erlegt hatte. Diese Begebenheit ist keine Sage, denn unabhängig voneinander berichten darüber die Jesuiten auf Ingolstädter und die Kriegschronisten auf schwedischer Seite.

Mit diesem Zwischenfall, so wird später interpretiert, habe sich das Glück von Gustav Adolf abgewandt. Weitere zwei Tage versucht er sich noch an den Ingolstädter Mauern, insgesamt über 2.000 Soldaten soll das schwedische Heer bei dieser vergeblichen Belagerung verloren haben. Später soll der König gedroht haben: „Das wird mir Ingolstadt noch büßen!“. Als aber obendrein in der Nacht zum 3. Mai das Hauptlager und mit ihm die Ortschaft Oberstimm in Flammen aufgeht, beschließt Gustav Adolf aufzugeben und sein Glück andernorts zu versuchen. In der folgenden Nacht brechen die Schweden ihre Zelte ab und ziehen hastig südwärts weiter. Ingolstadt ist gerettet, als erste deutsche Stadt konnte es sich gegen den „Löwen aus Mitternacht" behaupten.

Zu Tagesanbruch wagen die Ingolstädter den Ausfall und finden verlassene Lager vor – und auch den Kadaver des königlichen Schimmels. Dieser wird als Trophäe in die Stadt gebracht, die Haut gegerbt und auf ein Holzgestell gezogen. Den Schwedenschimmel stellt man zunächst im Alten Zeughaus im Neuen Schloss aus. Im Laufe der Jahrhunderte wird er an wechselnden Standorten gezeigt und, wie die Chronisten berichten, dabei arg gerupft. Vor allem Schweif- und Mähnenhaare seien beliebte Souvenirs bei den Reisenden dieser Tage gewesen. Auch war er zu Lebzeiten um einiges größer, erst durch das Trocknen ist die Haut deutlich geschrumpft. 1920 geht das Präparat schließlich von der Militärverwaltung in den Besitz des städtischen Museums über, in dem es sich auch heute noch befindet.

Bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges war der Schwedenschimmel übrigens nur das zweitälteste Tierpräparat Europas. „Soliman“, ein kleiner Elefant, ein Geschenk Kaiser Maximilians II. an Herzog Albrecht V., wurde bereits um 1600 ausgestopft. Bis 1945 war er im Bayerischen Nationalmuseum in München ausgestellt, ehe ein Brandbombenangriff das wertvolle Exponat zerstörte. Eine andere Version besagt, er habe zwar das Bombardement „überlebt" sei dafür in der Nachkriegszeit zu Schuhen verarbeitet worden …

Dieses Schicksal hat der Schwedenschimmel nicht zu befürchten, im Gegenteil. Er wird gehegt und gepflegt und ist der Liebling vor allem der jüngeren Besucher des Stadtmuseums. Nach dem Verlust des Elefanten gilt er nun als das älteste europäische Präparat eines Tieres, doch nur knapp.

Denn im Bestand des Reichsmuseums in Stockholm findet sich ein weiteres, nur wenige Monate jüngeres, ausgestopftes Pferd. Eine Ironie des Schicksals, dass auch dieses dem Schwedenkönig Gustav Adolf gehörte. Es fand im Herbst 1632 mit seinem Herren in der Schlacht bei Lützen den Tod.

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DER STODSCHREINER

Hochzeit Anneluise und Dieter 1965.

Ministranten Hans und Tonerl Bichlmaier

Ostern 1952

Seinerzeit de Karwoch und heute Hase und Ei MEI WAR DES FRÜHER NOCH A SCHÖNE ZEIT. Wir haben gewußt in den 1950-70iger Jahren, was sich gehört in dieser Zeit der Vorosterwochen. Den Fasching haben wir genossen bis zum umfallen, denn am Aschermittwoch war’s wirklich vorbei. Dann ist die Fastenzeit angebrochen mit allem Wenn und Aber. Hat doch unser Jesus gute 40 Tage in der Wüste glebt, nur mit Wasser und wenig Brot, da dürfen wir halt auch nicht leben im Luxus, das heißt, man hat halt auch zurückgeschraubt. Fleisch am Freitag war sowieso jedes Mal tabu, aber in der Fastenzeit hat’s noch weniger gegeben. Guadl (Bonbons) scho glei gar net. Am Beginn der Fastenzeit hat man sich seinen Aschensegen abgeholt und war danach enthaltsam. Wie wir aber Ende der 60iger Jahre älter geworden sind, haben wir schon g’merkt daß die alten Klosterbrüder seimals auch nicht blöd waren und des Starkbier erfunden haben. Nach dem Motto: Wennst schon net essen derfst, dann wenigstens trinken, aber nur so was, was satt macht. Also war’n wir auch dabei. nach dem Motto, das meine Mutter -Gott hab’ sie selig-, immer gesagt hat „Dummheit frisst, Intelligenz säuft“.

Also genau im Sinne der starkbierbrauenden Klosterbrüder. Und so sind wir zu dem edlen G’söff ’kommen. Oft nach dem Skifahren heim kommend, noch schnell auf ein paar Mass mit mei’m Spezl Piehler Gerd in den Honoratorsaal im früheren Ingobräu – leider grad abgerissen! Oder im Daniel, und ganz besonders gut wars im Mooshäusl bei de’ Lögls. Mei, wenn unser Jesus schon in der Wüste während der Hungerszeit zu seinem von unten kommenden Verführer g’sagt hat „führe mich nicht in Versuchung Satan, sondern weiche!“ Das haben wir uns zu den Starkbierwirten uns nicht sagen getraut. Aber je näher wir an die Karwoche gekommen sind, desto ruhiger und besinnlicher sind wir geworden – denn der Großteil von uns waren ja Ministranten. Wie zum Beispiel mein Spezl, der Hagn Hans. Der war ja schon Ministrant seit 1956, da bin ich erst in d’Schui kommen. Der Hans hat aber net lang braucht, dann hat er mich auch rum’kriegt und ich war auch einer von den Ministranten – und zwar in unserer hochgeschätzten Pfarrei zu „unserer lieben Frau“, dem Münster.

Wen hab ich da nicht alles kennenlernen dürfen.

Zuerst in den 1950iger Jahren den Münsterpfarrer Biebel, eine Seele von Mensch, leider ist er bei der großen Renovierung des Münsters vom Turmgerüst g’fallen. Er hat dann

Seite 17 einen ebenso netten Nachfolger g’habt, den Münsterpfarrer Dirsch. Leider hat sich unser Dirsch aber Mitte der 1960iger Jahre im Taubergrund mit dem Auto tödlich darrennt.

Aber auch weniger tragische Erlebnisse im Münster waren für schöne und bleibende Erinnerungen. Der Hagn Hans als Oberministrant ab Mitte 1960, mit den Mitministranten Höfer Rudi, Ladenburger Peter, Riss Wiggerl (der Bruder vom legendären Mesner Otto Riss), deren Tante Anne Fürsich, die liebenswerteste Kümmerin rund ums Münster. Aber von denen vorgenannten leben Gott sei Dank noch alle, bis auf de Anna. Ganz besonders hab ich noch in liebenswerter Erinnerung die letzten Münsterpfarrer Mayer und Isidor Vollnhals, denn die haben auch meine drei Kinder getauft, sowie jetzt den sympathischen Pfarrer Oswald.

Aber zurück zum Ernst der Karwoche. Ich war mittlerweile zu den Ministranten in das Kloster St. Johann gewechselt und war mit m’eim Spezl Riedl Gagge, der jetzt leider nicht mehr in Ingolstadt ist, sondern frisch pensionierter Bürgermeister von Pfarrkirchen, das Traumduo. Beide waren wir bei dem Wechsel ins Frauenkloster schon mannige Burschen, aber auch die einzigen zwei Ministranten im Kloster. Eine strenge Zeit. Wenns ernst geworden ist, haben wir zur Messe nur in violett gewandet antreten müssen. Das hat uns aber die Sakristeischwester, a hübsche nette, „die Schwester Pia“, immer gut vorbereitet hingelegt. Von der Karwoche bis Samstag haben nicht mal die Glocken läuten dürfen, am Turm, aber auch unsere Ministrantenglocken vor’m Altar waren stumm. Dafür haben wir liebend gern die Holzratschen bedient, a unglaubliche Abwechslung. Am Karfreitagnachmittag noch zwischendurch den Kreuzweg mit 14 Stationen. Also ehrlich, des war schon bald Arbeitsüberlastung! Aber deshalb haben wir nicht die Gewerkschaft g’rufen, denn das war wunderbar. Aber schön war’s dann am Ostersamstag, es wurde wieder fröhlicher, denn unser Jesus hat seine Kreuzigung für uns Menschen am Karfreitag erlitten und wir durften uns an seiner bevorstehenden Auferstehung erfreuen. Sichtbar daran, dass wir Ministranten nicht mehr violett trugen sondern die Farbe rot, die Farbe der Liebe.

Alle Glocken durften wieder läuten und grad schön wars.

Und wie ist es heute? Die Kids werden schon durch Bastelstunden im Kindergarten geschult, dass es zu dieser herrlichen Zeit nur noch Osterhasen gibt, die den Hühnern die Eier klauen, durch Eierfabriken färben lassen und mit viel Zuckereien in einem Nest im Kleingarten verstecken. Den wahren Hintergrund wissen’s heutzutags in den meisten Fällen gar nicht mehr – schade. Dass man am Ostersonntag in der Früh in d’Kirch geht und noch mitgebrachte Speisen fürs sonntägliche Frühstück weiht, des wissen de Allerwenigsten.

Ein nettes Erlebnis voriges Jahr: Zur Speisenweih’ bin ich, das ist erlaubt, schon am Samstag um 22.30 Uhr ins Münster in die Osternachtmesse. Und beim rausgeh’n aus dem Münster hat doch tatsächlich der Katholische Frauenbund noch Ostereier verschenkt. Ich, nicht blöd, hab’ die Fuchs Brigitte, unsere Stadträtin, gefragt, ob’s nicht ein paar geweihte Eier für mich übrig hätt’, ich würd’s zu später Stunde noch in meiner Stammkneipe, im italienischen „Due“, verteilen. Gesagt, getan – die Übergabe war perfekt und so kurz vor Mitternacht kam ich in der Kneipe an. Was ich so mach’, haben’s mich g’fragt, zu so später Stund’ mit einem Korb voll Essen und Eier. Auf meine Aufklärung hin, haben sich auf einmal alle erinnert, dass der von ihrer Kindheit bekannte Brauch so schön ist. In kurzer Zeit war’n alle Eier weg und dafür eine heiße Diskussion über die Karwoche und den wahren Grund von Ostern im Gange. Und so war ich zwar am Ostersamstag spät nach Mitternacht zuhaus, aber pünktlich mit der gesamten Familie beim Osterfrühstück um 10 Uhr früh. So ist’s jetzt als Papa, aber als Kind mit 10 Jahren haben mich meine Eltern am Sonntag um 8 Uhr ins Münster g’schickt zur Speisenweih. Schon früh zu Fuß rein in die Stadt, mit meinem Spezl Riedl Gaggi, aber wie’s der Deife will, haben wir uns so verdandelt (getrödelt), dass wir ins Münster kamen, als die Speisenweih’ schon vorbei war. Ein schlechtes Gwissen haben wir g’habt – aber auch eine andere Idee. Komm, hat der Gaggi g’sagt, gehen wir über’n Westfriedhof heim, da ist an jedem Grab a Weihwasserkessel und mit dem Wasser haben wir unsere Speisen selbst geweiht. Daheim hat’s keiner g’merkt, den Schwindel, das Osterfrühstück war wie immer. Danach war dann das Osternest suchen. Verdammt lang hab ich immer suchen müssen, denn unser Garten war verwildert und über 3.000 m² groß, mit Hühnerstall, Wall, Wassergraben, usw.

Und was ist heutztags? De Fastenzeit ist eine Show für Abnehm-Apostel. An Spinat mit Spiegelei kennt kein Kind am Gründonnerstag, denn den wolln’s von Haus aus nicht. Die festliche Auferstehungsmessen vergessen’s, denn es gibt kein Wissen mehr über den Hauptgrund des Osterfestes – um was es geht, sind lediglich die zwei Wochen Ferien.

ARME KINDER.

Euer Stodschreiner Hansi Bichlmaier

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Einst über Nacht z Text: Stephan Arens

Fotos: privat

Als wir Gabi Kern um ein Interview baten, reagierte sie zunächst ganz überrascht: „Aber das interessiert doch heute niemanden mehr!“ Da sind wir allerdings ganz anderer Meinung, denn die überzeugte Ingolstädterin hatte in Zeiten, in denen es noch nicht so selbstverständlich war, das erreicht, wovon auch heute tausende junger Menschen träumen. Sie wurde ein Star, nach heutiger Lesart ein Superstar, in der großen Zeit des deutschen Schlagers und Films.

Deutschland suchte noch nicht den Superstar Begeistert gesungen hatte sie schon als kleines Mädchen, damals bevorzugt Lieder, die sie im Radio aufschnappte.

Diese Begeisterung mündete in den Wunsch, Sängerin zu werden. So nahm sie im Alter von 14 Jahren an einem Talentwettbewerb der Plattenfirma Ariola teil, die ein Gegenstück zur damals populären Göre Conny Fröbes suchte, die bei der Konkurrenzfirma Polidor unter Vertrag war. Nein, Deutschland suchte noch nicht den Superstar! Unter mehr als 10.000 Mitbewerberinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fiel die Wahl

Rex Gildo und Gabi King

auf die völlig branchenfremde Arzttochter aus Ingolstat. „Nur Charly schenkte mir Blumen“ war der Titel ihrer ersten Single, der noch einige folgen sollten, „Ein junger Kavalier“ oder „Oh, wird das schön“. Und ihre Titel waren auf den Hitlisten immer ganz vorne zu finden, in enger Nachbarschaft zu Größen wie Peter Kraus, Freddy, Lolita, Ted Herold, Mady Riehl oder Peter Alexander. Am 31. Mai 1960 schaffte es „Nur Charly schenkte mir Blumen“ von 0 auf Platz 9 der „BRAVO Musicbox“, in „Aktuelle 50“ zum gleichen Datum auf Platz 8. Zwischen 1958 und 1960 wurden 380.000 Singles mit ihren Liedern verkauft.

Auch der Vater wollte überzeugt sein Der Erfolg wurde ihr nicht geschenkt, sondern wollte erarbeitet sein. Die wohlbehütete Tochter aus gutem Hause musste erst mal grünes Licht von ihren Eltern bekommen, denn speziell für den Vater, einen angesehenen Ingolstädter Internisten, kam der Beruf Sängerin der Tätigkeit in einem Nachtclub gleich. Aber sie nahm Ballett-, Klavier- und Schauspielunterricht und konnte durch ihre Beharrlichkeit und ihre Leistungen den Vater schließlich

Max Greger und Gabi King

überzeugen. Und natürlich konnte man eine 15-jährige nicht ohne Aufsicht in diese „wilde“ Künstlerwelt entlassen. So wurde sie bei Auftritten und vor allem bei den Tourneen stets von ihrer Mutter begleitet. Von ihr lieh sie sich übrigens auch deren Mädchennamen King, denn mit dem Familiennamen Einhauser wäre im Showgeschäft wohl kaum ein Blumentopf zu gewinnen gewesen.

Tourneen wurden noch im Tourbus absolviert Gerne erinnert sie sich an die Tourneen, wie zum Beispiel die von „Bravo“, denn dort kam sie mit fast allen zusammen, die damals im deutschen Showgeschäft Rang und Namen hatten und zu denen sie nun selbst gehörte.

Man trat in kleinen Hallen auf, in denen morgens noch Kühe versteigert worden waren (und es auch noch entsprechend roch), aber auch in großen, wie der Berliner Waldbühne oder der Essener Gruga-Halle. Übrigens spielte man damals ausschließlich live, Playback kam überhaupt nicht in Frage. War man heiser, sang man überhaupt nicht oder eben heiser. Und wer seinen Text vergessen hatte, hatte eben Pech gehabt. „Das waren aufregende Zeiten!

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zum Schlagerstar Damals ging das alles noch viel familiärer zu als heute, wo jeder Star im eigenen Privatjet anreist. Wir fuhren grundsätzlich alle gemeinsam mit einem Bus und hatten jedes Mal eine Riesengaudi.“ So lernte sie Gerd Böttcher, Udo Jürgens (damals noch nicht so bekannt), Bill Ramsey, Peter Kraus, Bibi Jones, Hazi Osterwald, Paul Kuhn (der gerne abends im Hotel mit seinem tollen Klavierspiel noch bis in die Morgenstunden für ausgelassene Stimmung sorgte), Vivi Bach, Max Greger und viele andere kennen. Gerd Böttcher war übrigens ein treuer Verehrer und widmete ihr schließlich den Ohrwurm „Für Gabi tu‘ ich alles“. Gabi Kern lacht: „Das war allerdings völlig zwecklos, denn ich war damals total verknallt in Ted Herold.“ Zum Trost von Gerd Böttcher landete der Song auf Platz 4 und war 23 Wochen lang notiert. „Wer ist Ihnen von Ihren Kollegen denn noch in besonderer Erinnerung?“ wollen wir wissen. „Rex Gildo war ein prima Kerl, sehr kollegial und hilfsbereit. Er hat mich in meiner Karriere viel unterstützt und mir oft dabei geholfen, meine Bekanntheit zu steigern. Dabei hatte er es selbst nicht gerade einfach, denn er musste ja seine Homosexualität geheim halten, die damals bei Bekanntwerden das Aus für ihn bedeutet hätte. Um die Fassade aufrecht zu halten, hat er übrigens seine Cousine geheiratet.“

Gabi King und Udo Jürgens wiriningolst adt.de

Foto: Stephan Arens

„Es heißt, Sie hätten damals Elvis Presley kennengelernt?“ „Das war auch so eine Sache. Am Ende seiner Militärzeit in Deutschland gab Elvis 1960 im Amerikahaus in München ein großes Abschiedsessen. Wie alle Mädchen damals, war ich total verliebt in ihn – er sah ja so gut aus! Über den Ariola-Chef gelang es mir als 16-jähriger doch tatsächlich, an eine der heißbegehrten 200 Einladungs-Karten zu kommen und, ich konnte mein Glück kaum fassen, ich saß Elvis in etwa zwei Metern Entfernung gegenüber. Ich wurde dem Star als Sängerin vorgestellt, als ich ihn um ein Autogramm bat.

Aber außer einem ‚How interesting‘ und einem ‚Nice to meet you‘ richtete er im Laufe des Abends kein Wort mehr an mich, trotz all meiner Flirt-Versuche. Aber mit einer langhaarigen blonden 20-jährigen, da flirtete er selbst. Da war ich so wütend und enttäuscht, dass ich die Autogrammkarte noch an Ort und Stelle in tausend Schnipsel zerriss und die Toilette hinunterspülte. Was ich heute natürlich sehr bedaure.

Sie würde hinter Glas in meinem Regal stehen.“

Karriere auch als Schauspielerin Gabi Kern war nicht nur als Sängerin erfolgreich, sie nahm auch Schauspielunterricht an der Münchener Otto-Falkenberg-Schule und wirkte in sieben Filmen mit. Man erinnert sich an „Mädchen für die Mambo-Bar“ oder „Drei weiße Birken“. Das Interesse an ihren Filmen überrascht Gabi Kern nach so langer Zeit schon, denn: „In den Filmen habe ich meistens nur meine Lieder gesungen und keine großen Rollen gespielt. Außer in dem Streifen „Was macht Papa denn in Italien“, in dem ich eine der fünf Töchter von Willi Fritsch darstellte.“ Am Theater war sie auch zu sehen. Der Bremer Intendant Lippert kam nach München, wo er neue Schauspieler suchte und engagierte sie für ein Jahr ans Bremer Staatstheater. In Bremen spielte sie auch im „Kommödchen in der Böttcherstraße“. Sie hätte auch noch eine Anstellung am Wiener Volkstheater bekommen, aber ihre Mutter war nicht bereit, ein weiteres Jahr Aufpasserin zu spielen, sie selbst wollte nicht ein Jahr allein in Wien leben und vor allem hatte sie schon ihren zukünftigen Ehemann kennengelernt.

Auch außerhalb des Showgeschäfts nutzte sie ihre Talente Sie heiratete 1966 und Gabi King wurde wieder Gabi Kern und Mutter dreier Söhne. Das bedeutete für sie aber nicht den beruflichen Stillstand. Nun begann sie als Synchronsprecherin bei den Münchener Bavaria-Studios. „Ich musste immer brave blonde Frauen synchronisieren, dabei wären mir rassige, dunkle und leidenschaftliche viel lieber gewesen.

Wahrscheinlich hatte man mir das nötige Temperament nicht zugetraut.“ Den Ingolstädtern wurde sie nun bekannt als Sprecherin von Radio IN, wo sie eine Frau der ersten Stunde

war und im Zwei-Wochen-Rhythmus die Vormittagssendung „Treffpunkt“ mit Haushaltstipps und Klatsch und Tratsch aus der Show-Branche moderierte. Sie freut sich immer, wenn sie Kollegen aus dieser Zeit, die immerhin zehn Jahre dauerte, in der Stadt begegnet, wie Melanie Arzenheimer, Steffi Kürten, Michael Klarner oder Bernhard Pehl. Sie blieb der Ingolstädter Medienlandschaft dann noch für fünf Jahre treu, indem sie zum Sender INTV wechselte. Hier moderierte sie u.a. mit großem Erfolg die Hochzeitsserie „Ihr Schönster Tag“, in der die attraktivsten und nettesten Hochzeitspaare über den Tag begleitet wurden. „Ich habe mir manchmal gedacht, wenn der Pfarrer jetzt ausfällt, dann kann ich problemlos für ihn weitermachen, weil ich nach so vielen Hochzeiten die Zeremonie auswendig kenne.“

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Die King lernte den King kennen

Auch ein Verkaufstalent Aber Gabi Kern brauchte immer wieder mal eine Veränderung. Der amerikanische Sender QVC hatte eine deutsche Tochter gegründet und suchte nun Moderatoren.

Sie bewarb sich, absolvierte drei Castings und siehe da, nach vier Wochen Wartezeit hatte sie den Job – in Düsseldorf! Das wollte nun mit dem Familienleben in Einklang gebracht werden. Sie einigte sich mit dem Sender darauf, zwei Wochen am Stück zu arbeiten und dann drei bis vier Wochen frei zu haben. So ließ sich alles miteinander vereinbaren. Ihre Erfahrung als Schauspielerin kam ihr hier sehr zustatten, denn sie arbeitete nun für einen Shopping-Sender und da geht es nun mal ums Verkaufen.

Das heißt, man muss Leute unter Umständen für Dinge begeistern, von denen man selbst vielleicht gar nicht so überzeugt ist. „Für diese eine Stunde im Studio hatte mir das Produkt einfach zu gefallen.“ In ihrer souveränen, charmanten und amüsanten Art muss ihr das wohl sehr gut geglückt sein, denn aus dem geplanten einem Jahr bei QVC fünf wurden und ihre Überzeugungskraft war so groß, dass sie selbst zu einer der besten Kundinnen wurde.

Ruhestand, aber kein Stillstand 2002 erklärte sie sozusagen ihr Berufsleben für beendet und widmet sich vorwiegend den schönen Seiten des Lebens. Würde sie wieder auftreten, wenn Knut Weber, der Intendant des Stadttheaters Ingolstadt, ihr eine passende Rolle anböte? „Nein, da muss man in Übung sein, nein, in meinem Alter nicht mehr. Außerdem bin ich jetzt gerne frei und möchte keine regelmäßigen Verpflichtungen mehr eingehen. Eigentlich schade, denn der zehn Jahre jünger wirkenden, charmant-quirligen End-60erin mit ihrem umwerfenden Aussehen würde man noch einiges zutrauen.

Wichtig ist ihr aber jetzt ihre Familie, vor allem die Enkel, Hobbies wie das Golfspielen und die Freude an ihrer Stadt.

Ja, wir sprechen mit einer überzeugten Ingolstädterin. „Ich lebe so gerne hier. Wenn ich nach München fahre, denke ich beim Zurückkommen immer: Ist das schön hier, in München möchte ich nicht mal geschenkt leben.“ wiriningolst adt.de

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Jean-Pol Martin EIN ENGAGIERTER SCHANZER AUS PARIS Text & Fotos: Stephan Arens Das Wandeln auf eingetretenen Pfaden ist die Sache von Prof. Jean-Pol Martin nicht.

Was er beginnt, tut er mit großer Begeisterung, stets brennt er für seine Sache und ist ständig auf der Suche nach etwas, das er verbessern kann.

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Der kurze Traum vom Beruf des Marineoffiziers Und das kommt nicht von ungefähr. Am 10. April 1943 in Paris geboren, besuchte er dort die höhere Schule. In der streng hierarchisch gegliederten Pariser Gesellschaft wollte der ehrgeizige junge Mann aus gutbürgerlichem Hause natürlich an die Spitze, Marineoffizier wollte er werden.

Dazu war das Absolvieren einer Eliteschule, einer Grande Ecole notwendig. Die nimmt aber nur die brillantesten Schüler auf und wer in Mathematik nicht exzellent ist, hat keine Chance. Da musste sich Martin trotz allen Ehrgeizes geschlagen geben, er war schlicht nicht gut genug. Das Gleiche galt für das Fach Medizin, wo ihm die Naturwissenschaften einen Strich durch die Rechnung machten.

Im Nachhinein möchte man sagen: “Gott sei Dank!“, denn nun war er gezwungen, sich auf seine Talente und Fähigkeiten zu besinnen, um mit ihnen zum Erfolg zu gelangen.

Und es sollte sich ein Riesenerfolg einstellen! Er fasste den Entschluss, „in die Geisteswissenschaften zu gehen“ und Sprachen zu lernen. Da er einen Teil der Kindheit mit seinen Eltern in Deutschland verbracht und einen deutschen Kindergarten besucht hatte, war ihm die Sprache nicht fremd. „Nach dem Scheitern in den anderen Fächern dachte ich, studiere ich eben Deutsch, da bin ich nämlich gut. Nach dem Studium kam ich als Austauschlehrer nach Nürnberg und war besonders motiviert, da ich meine spätere Frau schon kennengelernt hatte.“ Außerdem stellte er fest, dass der Status des Lehrers hier deutlich höher war als in Frankreich und man doppelt so viel verdiente. Und seine Frau kam aus München, also blieb er in Deutschland.

Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg Um hier das Lehramt ausüben zu können, studierte er, mittlerweile 28, in Erlangen Germanistik und Romanistik.

Das Staatsexamen legte er als Bester in Bayern 1975 ab. „Zum ersten Mal im Leben hatte ich wirklich Erfolg und etwas gefunden, in dem ich gut, sogar sehr gut war, was mich unglaublich motivierte. So hatte ich auch als Refe-

rendar immer nur die besten Noten, natürlich auch im 2.

Staatsexamen.“ Nach dem Studium arbeitete er in seiner Fächerkombination als Studienrat drei Jahre in Höchstadt/ Aisch in Franken. In dieser Zeit machte ihm der KlettVerlag das Angebot, ein Lehrwerk für die Erwachsenenbildung mitzuverfassen. Er nahm an und beschäftigte sich intensiv mit Pädagogik und Didaktik. Es entstand das Werk „A bientot“, das in 30 Jahren etwa 1,5 Millionen mal verkauft wurde und in der Erwachsenenbildung für Französisch eine Monopolstellung einnahm. Mittlerweile war man auf den jungen Franzosen in Wissenschaftskreisen aufmerksam geworden und bot ihm 1980 an der Uni Eichstätt eine Stelle als Französischdidaktiker an.

Lernen durch Lehren - eine neue Methode tritt ihren Siegeszug an „Die traditionelle Unterrichtsform hatte mir noch nie so recht behagt, die Schüler sind ziemlich passiv und ich rede sehr viel. Da erinnerte ich mich an den Versuch eines Kollegen, die Schüler sich selbst unterrichten zu lassen.

Den griff ich auf, hatte beeindruckende Erfolge darin und entwickelte so die Methode „Lernen durch Lehren“, abgekürzt LdL. Ich habe bis zur Pensionierung immer eine Schulklasse gehabt, um den Kontakt zur Praxis nicht zu verlieren und meine Studenten nicht nur mit Theorie zu füttern. LdL wurde immer mehr praktiziert, die Schüler unterrichteten sich selbst, natürlich unter Aufsicht und mit Hilfestellung. Für die Verbreitung meiner Methode tat ich alles, was möglich war. Mit Unterstützung durch das Kultusministerium drehte ich in sieben Jahren sechs Filme über die Methode mit dem ‚Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht‘. In der Zeit wurde ich immer bekannter und bildete eine Gruppe von etwa 30 Leuten, um die Methode zu verbessern und weiterzuentwickeln. Und ein paar tausend Leute haben uns nachgemacht, in allen denkbaren Fächern – es wurde ein Riesenerfolg.“ Apropos Erfolg: 2000 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Die Medien wurden auf ihn aufmerksam, Fernsehen und Zeitschriften berichteten und er selbst hatte auch sehr viel publiziert. Man organisierte zwischen 1987 und 2000 jedes Jahr einen LdL-Bundeskongress und Regio-

Seite 27 naltreffen in allen Bundesländern. Zur Verbreitung seiner Methode arbeitete Martin 30 Jahre lang „wie ein Tier“, um 21 Uhr ging er ins Bett, um 5 Uhr stand er auf, Ausnahmen davon gab es auch an Weihnachten und Silvester nicht.

Der Erfolg motivierte, sein Ehrgeiz kam besonders zum Tragen, seine Methode etablierte sich fest in Wissenschaft und Praxis. Davon zeugen nicht nur die 12.000 Treffer, die man bei Eingabe seines Namens in Google erhält.

Eine neue Herausforderung : der Ruhestand Für jemanden, der Zeit seines Leben immer extrem aktiv, um nicht zu sagen hyperaktiv war, trat 2008 der GAU ein, nämlich der Ruhestand. „Ich wusste schon vorher: Das wird grausam! Aber ich dachte, ich muss die Stadt knacken, Ziele setzen, Leute motivieren mitzumachen, damit sie glücklich werden. Ihnen eine Bühne schaffen, auf der sie immer selbstbewusster werden und dann werden die alle glücklicher und ich natürlich auch. Ich wusste, ich kann nur glücklich werden, bzw. bleiben, wenn ich Projekte durchführe, immer neue. Ich brauche auch im Ruhestand Stoff für mein Gehirn. Das Ergebnis steht dabei nicht im Vordergrund, sondern die Bewegung, der Flow, der Kick.“ Konflikte scheut er dabei nicht, alles ist ihm lieber als Langeweile. So sucht er immer einen Ort, an dem es seiner Meinung nach viel zu tun, d.h. zu verbessern gibt. Ingolstadt, wo er seit 1980 lebt, erscheint ihm da ideal. Und er will mitwirken bei der Entwicklung seiner Stadt. So rief er als Projektleiter bei der Freiwilligen Agentur das Projekt „Ingolstadt Expertise“ ins Leben und baute es zwischen 2010 und 2013 auf. Es soll die Kenntnisse über die Stadt, ihre Geschichte und die politischen Entscheidungswege verbessern und damit die Bürger, insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund, für die Stadt, in der sie leben, zu interessieren. Unterstützung fand er dafür auch beim Integrationsbeauftragten der Stadt, Dr. Lösel („deswegen sieht man mich auf den Fotos auch überall mit ihm“).

Martin ist ein sehr verantwortungsbewusster Mensch: Wenn er etwas Neues ins Leben gerufen hat, wendet er sich Anderem erst dann zu, wenn er Nachfolger ausgebildet hat, damit das jeweilige Projekt sich nicht selbst überlassen bleibt. Auch bei der „Initiative Georgianum“ bringt er sich ein, muss da allerdings gewisse Verzögerungen akzeptieren.

Das Burgerhaus, sein neuer Lehrstuhl“ Anders sieht es da im Bürgerhaus aus, das für ihn ein Ort ist, an dem viele Gruppen Raum und Möglichkeit finden, ihre Aktivitäten zu entwickeln. Hier macht er seit fünf Jahren Angebote und leitet zur Zeit fünf Gruppen.

Zum Beispiel eine über die Geschichte der Philosophie: 30 Philosophen in 12 Stunden, wobei man natürlich nicht zu sehr ins Detail geht, sondern sich auf zentrale Punkte beschränkt. Und, wen wundert‘s, unterrichtet wird natürlich nach den Regeln des LdL. Die Kursteilnehmer bereiten ihren Text eigenständig vor und halten dann ihren Vortrag. Martin freut sich: „Leute, die regelmäßig dabei sind, entwickeln eine erstaunliche Kompetenz.“ Das Gleiche bietet er übrigens auch in Französisch an und kann über zu wenig Nachfrage nicht klagen. Ein anderer Kurs beschäftigt sich mit der Ingolstädter Geschichte, immer mit Blick darauf, was gerade aktuell passiert, um einen lebendigen Bezug zur Vergangenheit, zum geschichtlichen Erbe zu schaffen. „Glück im Alter“ ist ein Gesprächskreis, den er anbietet und der ihm besonders am Herzen liegt. Denn, davon ist er überzeugt, wer die Zusammenhänge erkennt und daran arbeitet, seinem Leben die notwendige Struktur zu geben, kann auch im Alter glücklich sein.

Was es damit im Einzelnen auf sich hat, erfahren unsere Leser in dieser Ausgabe durch einen Artikel, den Jean-Pol Martin exklusiv für uns verfasst hat.

Ein ganz eindruc voller Mensch Jean-Pol Martin passt in keine Schublade, erfüllt schon gar nicht das Klischee vom zerstreuten Professor oder vom verträumten Weltverbesserer. Wer ihm begegnet, erlebt einen allseitig interessierten, humorvollen, schlagfertigen und irgendwie unangepassten Sympathen, dessen positive Ausstrahlung gefangen nimmt. Und trotz allem, was er in seinem Leben schon geleistet hat, will er nicht nach Vergangenem bewertet werden, sondern nach dem, was er aktuell sagt und tut. Und da dürfen wir sicher noch Einiges erwarten.

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Was Mensche

um glucklich

Kolumne: Jean-Pol Martin

Das Thema „Glück“ ist seit längerer Zeit im Mittelpunkt philosophischer Diskussionen. Insbesondere die Gehirnforschung hat viele neue Impulse geliefert: Endorphine, Oxytocin, Dopamin, Serotonin, das sind die Glücksbringer. Fragt sich allerdings, unter welchen Bedingungen sie ausgeschüttet werden!

Einen praktischen Zugang liefert die humanistische Psychologie, deren Hauptvertreter Abraham Maslow die berühmte Bedürfnispyramide aufgestellt hat (google-Treffer für Maslow: 2.680.000). Er listet auf, welche Grundbedürfnisse wir Menschen haben. Konfrontiert wurde ich 1982

mit diesem Modell. Ich war Didaktiker für Französisch an der Universität Eichstätt und war auf die Idee gekommen, meine Schüler sich selbst unterrichten zu lassen. Nach einer Umstellungsphase hatten sich die Schüler ganz auf diese Methode eingelassen und die Erfolge waren verblüffend! Vor allem war die Motivation spektakulär gewachsen. Die Schüler fühlten sich bei diesem Unterricht sehr wohl. Ich wollte wissen, warum. Und da kam die Bedürfnispyramide von Maslow gerade recht.

Maslow nennt auf der untersten Stufe zunächst die physiologischen Bedürfnisse: Schlafen, Essen, Trinken und Sex. In meinem Unterricht waren diese Bedürfnisse nicht befriedigt, sollten sie auch nicht! Aber gleich die nächste Stufe, soziale Einbindung: Viel mehr als im Frontalunterricht mussten die Schüler bei meiner Methode zusammenarbeiten, in Gruppen ihre Präsentationen vorbereiten, im Unterricht selbst die Lernprozesse ihrer Mitschüler beobachten, steuern, fördern.

Sie kommunizierten viel miteinander! Dann die soziale Anerkennung: Wenn Schüler den neuen Stoff vorstellten, ließen sie sich viel einfallen, sie waren kreativ und wurden entsprechend von mir und ihren Mitschülern gelobt! Die nächste Stufe ist die Selbstverwirklichung: Mit meiner Methode konnten die Schüler alle Möglichkeiten einsetzen, um Lernprozesse zu erzielen, sie erstellten Arbeitsblätter, zeichneten, sangen, führten Pantomimen durch, je nach Talent und Situation. Und schließlich, auf der obersten Stufe: das Bedürfnis nach Sinn. Die ganze Zeit lernten sie intensiv Französisch, ohne sich immer dessen bewusst zu sein. Alle Aktivitäten waren „sinnhaft“.

Rasch merkte ich, dass diese Methode mehr „Glück“ generierte als beispielsweise der Frontalunterricht. Ferner sah ich, dass die Maslowsche Bedürfnispyramide zwar sehr einfach strukturiert war, aber fast alle Lebenserscheinungen und Glücksmomente erklärte. Ich gebe ein konkretes Beispiel: Bekanntlich freuen sich viele Menschen über die Rente.

Wahrscheinlich hoffen sie, dass sie befreit aus den beruflichen Zwängen endlich die Stufe „Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung“ erreichen und ausleben können. Schauen wir aber einmal genauer alle anderen Bedürfnisse nach Maslow an: Die unterste Stufe (physiologische Bedürfnisse) wird zufriedenstellend gestaltet, sofern die Finanzen ausreichen,

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en brauchen, h zu sein die Gesundheit mitmacht und die Partnerschaft die Befriedigung sexueller Wünsche zulässt. Wie man sieht, bereits auf dieser Stufe könnte eine Reihe von Einschränkungen das erhoffte Glück beeinträchtigen. Ein wichtiges Grundbedürfnis nach Maslow ist das nach sozialen Kontakten, nun sitzt der Rentner vorwiegend zu Hause. Nicht leicht, wenn man soziale Kontakte pflegen will. Zur Berufszeit waren die Kontakte frei Haus geliefert! Und nun die nächste, sehr wichtige Stufe der sozialen Anerkennung: woher soll ich mir als Rentner die soziale Anerkennung holen?

Und die Selbstverwirklichung: ich habe zwar jede Menge Zeit zur Verfügung, aber was mache ich mit dieser Zeit?

Und wenn ich alles durchsehe, kann ich in dem Ganzen keinen Sinn entdecken. Mein Leben hat keinen Sinn!?

Ein zusätzliches, von Maslow nicht aufgeführte Grundbedürfnis ist das nach „Informationsverarbeitung“. Die Gehirnforschung hat herausgefunden, dass wir nach Informationen (Texte, Bilder, Klänge, Gerüche) gieren.

Dass wir Informationen verarbeiten ist wichtig, denn nur so können wir uns an die Umwelt anpassen. Das sichert die Selbsterhaltung.

Wenn man noch einmal alle Bedürfnisse Revue passiert, dann stellt man fest, dass sie einem Oberbedürfnis unterzuordnen sind: dem nach Kontrolle (alles im Griff haben). Physiologische Bedürfnisse: Ich muss meinen Organismus im Griff haben, damit er seine Aufgaben der Lebenserhaltung bewältigen kann. Ich muss mir also die Zähne putzen, mein Frühstück einnehmen, mich ab und zu ausruhen und die sonstigen Funktionen verrichten, damit der Organismus fit bleibt. Wenn ich soziale Kontakte habe, kann ich alles besser im Griff haben, als wenn ich allein bin. Die Selbstverwirklichung entspricht der Ausdehnung von Kontrolle. Ich will meine Anlagen ausleben, ich will neue Länder kennenlernen, ich will mehr vom Leben genießen und das alles in den Griff bekommen!

Und damit das alles klappt, muss ich das im Kopf ordnen und speichern, ich muss also Informationen verarbeiten.

Wenn alle Grundbedürfnisse auf einem akzeptablen Niveau befriedigt sind, bin ich glücklich. So einfach sehe ich das.

Welche Bedingungen kann ich schaffen, damit ich meine Grundbedürfnisse auf einem akzeptablen Niveau befriedige?

Ich greife mein Rentnerbeispiel wieder auf: Nachdem er merkt, dass sein Leben doch anders verläuft, als er sich das vorgestellt hat, beschließt unser Senior sich einer Gruppe anzuschließen (soziale Einbettung). Da er sich besonders gut auskennt mit den kulturellen Angeboten seiner Region, organisiert er Exkursionen zu bestimmten Sehenswürdigkeiten und erntet dafür soziale Anerkennung.

In der Gruppe wird eine Faschingsparty geplant und er entdeckt in sich selbst darstellerische Talente, die er nicht vermutet hatte (Selbstverwirklichung). All diese Aktivitäten machen ihn interessanter und liebenswürdiger für seine Partnerin. Über den Sinn seines Lebens braucht er sich keine Gedanken mehr zu machen.

Meine Beschreibung enthält vor allem Hinweise auf Strukturen, in der sich stabile Zufriedenheit einstellen kann.

Aber das Leben bietet sehr häufig Picks, so etwas wie Glücksströme, oder zumindest punktuelle intensive Glücksgefühle. Auch dafür gibt es bestimmte Bedingungen, die man herstellen kann. So hat der Psychologe Csikszentmihalyi den Flow-Effekt beschrieben, der unter folgenden Bedingungen auftreten kann: Unbekannte Felder betreten, Neues entdecken; Situationen mit offenem Ausgang, für die man die Verantwortung trägt; Probleme lösen, hohe Anforderungen bewältigen; Ausschöpfen der eigenen Ressourcen; Gefühl der Selbstentgrenzung; Kontrolle über das eigene Handeln und das Umfeld.

Solche Gefühle empfindet man häufig beim Sport, beispielsweise beim Skifahren oder beim Segeln und beim Tanzen. Schauspieler, Musiker, alle, die sich auf einer Bühne produzieren haben große Chancen, Flow zu erleben!

Die Kenntnis der Maslowschen Bedürfnispyramide und des Flow-Effekts sowie der Bedingungen, unter denen Glücksgefühle und stabiles Glückerlebnis entstehen, ermöglicht uns, entsprechende Situationen und Strukturen zu schaffen.

GLÜCK IST ALSO MACHBAR!

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Un–ere Spezialität zum 1516 - F e – t zum Reinen Bier

Foto: Ritchie Herbert

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So schön wird Ingolstadt vertreten...

ann, Bezirksrätin Patricia Klein, agbauer), Stadträtin Christina Hofm Schl Jörg trat Stad lobte (Ver ld Arno (v.l.n.r.) Bianca Dorothea Soffner, Christina Lehmann trat Klaus Mittermaier), Stadträtin Sarema Mittermaier (Ehefrau Stad Stadträtin Sabine Leiß (Ehefrau OB Dr. Alfred Lehmann),

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Fasshalle im Georgianum

1516 Fest zum GEORGI-FEST IN NEUEM LOOK 25. BIS 27. APRIL Fotos: Ritchie Herbert, Stephan Arens

Das Georgi-Fest erhält ein neues Gewand. Ab diesem Jahr wird das Fest vom Kulturamt Ingolstadt unter dem Namen „1516 – Fest zum Reinen Bier“ veranstaltet. Im Rahmen dieser Neuerungen erhält die Veranstaltung nicht nur eine neue Konzeption, sondern wird auch örtlich verlagert. Früher im Schlosshof gefeiert, wird das Fest dieses Jahr vom 25. bis 27. April in der Altstadt, im Bereich Hohe Schule – Dollstraße, stattfinden. Das Kulturamt freut sich außerdem sehr, dass Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, als Schirmherr der Veranstaltung gewonnen werden konnte.

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Innenhof Georgianum

Fresko im Georgianum

m Reinen Bier Historischer Anlass – Reinheitsgebot Historischer Anlass des Festes ist das 1516 in Ingolstadt erlassene Reinheitsgebot für Bier, das Bayernherzog Wilhelm IV. offiziell am Georgitag Ende April auf dem Landtag erlassen hat. Es gilt als das älteste, heute noch aktuelle Lebensmittelgesetz der Welt und besagt, dass bayerisches Bier nur Hopfen, Wasser und Malz enthalten darf.

Bier fungierte früher als billiges Nahrungsmittel und wurde durch lokale gültige Ratsbeschlüsse bereits in

einigen Städten vor 1516 reguliert. So stammt der erste urkundlich nachweisbare Ansatz von Brauvorschriften aus Augsburg aus dem Jahr 1155. Zum Ziel hatten diese örtlichen Vorschriften die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Bier sowie die Garantie einer hinreichenden Qualität und eines angemessenen Bierpreises. Diese drei Ziele finden sich auch in einer Urkunde des Nürnberger Rats von 1303/1305 wieder, in der ebenso niedergeschrieben wurde, dass es strafbar war, Bierkrüge schlecht einzuschenken. Wer damals dreimal beim schlechten Einschenken erwischt wurde, musste sein Schankrecht für ein Jahr abgeben.

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Hohe-Schul-Straße

Hohe-Schul-Straße mit Blick auf die Dollstraße

Auch wenn durch lokale Regelungen viele Städte ihre Ratsbeschlüsse als historischen Ursprung des Reinheitsgebotes ansehen, so besitzt das 1516 in Ingolstadt erlassene Reinheitsgebot dennoch ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist das erste Gebot, das nicht nur eine örtliche Regelung darstellte, sondern als Landesgesetz landesweit verbindlich war. Durch diese verpflichtende Regelung des Braugesetzes verbesserte sich der Ruf des bayerischen Bieres zunehmend, sodass auch andere Länder des Deutschen Reiches das bayerische Reinheitsgebot übernahmen. Seit 1906 galt es sogar im gesamten Deutschen Kaiserreich. In der Weimarer Republik wurde es ebenfalls übernommen, da Bayern seine Zugehörigkeit von der Beibehaltung des Reinheitsgebots abhängig machte. Auch in der Bundesrepublik gilt das Reinheitsgebot mit seinem Ursprung in Ingolstadt 1516 unverändert fort.

Die Besucher des historisch angehauchten Festes können sich neben der Teilnahme verschiedener Brauereien und Gastwirte auf ein bunt gemischtes, kulturelles Rahmenprogramm freuen. In diesem Jahr steht durch die Teilnahme verschiedener Brauereien zum ersten Mal die Biervielfalt im Vordergrund. So können die Besucher aus den Sortimenten von sechs Brauereien der Region auswählen und deren Spezialitäten verkosten.

In der Dollstraße werden unter anderem die Brauerei

Dollstraße

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Fresko im Georgianum

Gutmann aus Titting sowie die Bayerische Graf Toerring Brauerei aus Pörnbach Gäste in ihren Biergärten empfangen. Die Ingolstädter Brauereien Herrnbräu und Nordbräu werden auch dieses Jahr wieder ein speziell für das Fest eingebrautes Bier anbieten, das im Biergarten an der Hohen Schule ausgeschenkt wird.

Für das leibliche Wohl sorgen außerdem die teilnehmenden Wirte der Doll- sowie der Hohe-Schul-Straße.

Programm Fasshalle Als besonderer Höhepunkt wird nach über 10 Jahren des Leerstandes die Fasshalle des Georgianums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach Überarbeitung einiger altersbedingter Schönheitsfehler wird in der Fasshalle ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm aus historischen Musikgruppen und unterschiedlichen Gaukeleien für Unterhaltung sorgen. Im Freskensaal der Hohen Schule erwartet den Besucher zusätzlich das „Biermuseum“, eine Ausstellung rund um das Thema Bier, bei freiem Eintritt. Für das leibliche Wohl in der Fasshalle sorgen die Familie Schön mit ihrem Steckerlfisch, die Familie Achhammer mit frisch gebackenem Langosch sowie die Ingolstädter Brauerei Schwalben-Bräu.

Begleitprogramm Während der gesamten Veranstaltungszeit vom 25. bis zum 27. April findet neben dem Programm in der Fasshalle ein vielfältiges Rahmenprogramm im Bereich der Dollstraße/ Hohe-Schul-Straße statt. Hier sorgen historische Musikgruppen auf der Bühne für Unterhaltung sowie Gaukler, die durch die Besuchermenge streifen. Des Weiteren werden 60-minütige Brauereiführungen zu den Brauereien Herrnbräu oder Nordbräu angeboten, bei denen die Besucher von Shuttlebussen am Rathausplatz abgeholt werden. Täglich findet außerdem mehrmals die feierliche Verkündung des Reinheitsgebotes statt. Zudem gibt es eine 90-minütige Stadtführung zum Thema „Auf den Spuren des reinen Bieres durch die Ingolstädter Altstadt“.

Die Besucher können ferner an einer geführten Bierprobe durch das Fest teilnehmen, bei der sie die teilnehmenden Brauereien kennen lernen und natürlich verköstigt werden.

Kinderprogramm Auch für die jüngeren Besucher des Festes wird ein spannendes Programm geboten. Von Märchenerzählungen, Kinderschminken, Wissens-Rallye bis zum Mittelalterturnier ist sicherlich für jeden etwas dabei.

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Hopfen, Wasser & Malz ERLEBNISFÜHRUNG „SCHANZER BIERTOUR“ BEGIBT SICH AUF SPURENSUCHE Bier und Bayern gehören untrennbar zusammen. Den Grundstein dieser Verbindung legte Herzog Wilhelm IV., als er 1516 in Ingolstadt das Reinheitsgebot erlassen hat.

Fast 500 Jahre später begibt sich eine Erlebnisführung auf Spurensuche. Im April startet die neue Spielzeit.

Fast 40 Brauereien habe es einst in der Altstadt gegeben, berichtet der urige Bierkutscher im nostalgischen Gewand – die meisten davon waren Hausbrauereien, die für den Ausschank in der eigenen Wirtschaft brauten, oder ihr Bier im Straßenverkauf abgaben. Eifrige Abnehmer waren die Studenten der Landesuniversität und auch die Soldaten der Garnison. Als diese ab dem 19. Jahrhundert abgewandert waren, setzte ein Brauereisterbenein. Kleine Betriebe waren allein nicht überlebensfähig und so schlossen sie sich zusammen – im heutigen Herrnbräu sind insgesamt 14 Brauereien aufgegangen.

Eine reiche Auswahl verschiedener Biersorten führt auch der Bierkutscher in seinem Handwagen mit. Dieser ist gut gefüllt, umrankt wird das altertümliche Gefährt von Hopfendolden. Das Bier dürfen die Teilnehmer der Führung probieren, mit einem kleinen Glaskrug sind sie bereits ausgestattet. Frisches Zwickel, dunkler Doppelbock oder „roter Panther“, die Biersorten von Herrnbräu, die es zu verkosten gibt, sind nicht alltäglich.

Vorbei am „Daniel“, dem ältesten Gasthaus der Stadt, hält der Führer (Oswin Dotzauer) vor einer der ehemaligen Braustätten. Ein Biersieder aus dem Mittelalter (Nicolas Gohlke) berichtet vom Weißbiermonopol des Hauses Wittelsbach, denn das Brauen des obergärigen Weißbiers

war ab dem 16. Jahrhundert verboten. Begründet wurde es damit, dass der rare und kostbare Weizen lieber zum Brotbacken verwendet werden solle. Einzig im „Weißen Hofbräuhaus“ der Wittelsbacher in München durfte das Weißbier eingebraut werden. Später entstanden überall in Bayern fürstliche Brauhäuser – die gegen Gebühr die Lizenz für´s weiße Bier erhielten. Man sagt, das Fürstenhaus hätte mit diesem Geld den Staatshaushalt saniert.

Die brauenden Mönche vom Franziskanerkloster dürfen bei der Führung nicht fehlen, ebenso wenig Herzog Wilhelm IV., dem Ingolstadt erst jene zentrale Bedeutung in der (Bier)geschichte zu verdanken hat. War es doch die erste landesweit gültige Verordnung. „Hopfen, Wasser und Malz“ waren erlaubt, unerwähnt blieb damals eine entscheidende Zutat, die Hefe. Damals noch unbekannt, waren Hefesporen in der Luft entscheidend, ob der Brauprozess gelang. Dieses Versäumnis kümmert seine Hoheit unterdessen kaum, nach der Verkündung schmettert er seine Bierarie in den weiß-blauen Himmel. Mit Liedern, Anekdoten, Besonderheiten des Brauhandwerks und viel lokaler Historie gerät die „Schanzer Biertour“ unterhaltsam und informativ, wird zu einer Erlebnisreise in die Geschichte des bayerischen Bieres.

Nach „Dr. Frankensteins Mystery Tour“, die in diesem Jahr ihre 20. Spielzeit feiert, der Nachtwächterführung „Türmerey“ und einer Kostümführung zu dem in Ingolstadt gegründeten Geheimbund der Illuminaten ist die „Schanzer Biertour“ die jüngste Stadtführung von „Ingolstadt erleben“. Zu sehen ist sie zwischen April und September als öffentliche Führung. Karten und Informationen unter www. schanzer-biertour.de und in den Tourist Informationen.

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Die Braug

HER

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geschichte der Traditionsmarke

RRNBRÄU Text: Hans Fegert Fotos: privat

Aus einer Urkunde von 1317 ist mit Rudolf Rabl erstmals ein Ingolstädter Bierbrauer überliefert. Er stiftete ½ Ingolstädter Pfennig, damit von den Zinsen alljährlich an seinem Todestag „Bier und Öl“ auf dessen Grab gestellt werden sollte. Auch Bierwirte sind in dieser noch überwiegend vom Wein geprägten Zeit genannt. Im Jahre 1369 bestand bereits eine Brauerzunft und 1373 erhielt die Stadt auch den Bierpfennig (Steuer) bewilligt. Die älteste Bierordnung Ingolstadts – übrigens nur eine Erneuerung bereits vorhandener noch älterer Bestimmungen – stammt aus dem Jahre 1470. Vom späten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert war die Anzahl der aktiven Brauereien stets zwischen 30 und 35 konstant geblieben.

Den frühesten Nachweis über die „Herrnbrauerei“ liefert eine Zinsurkunde der „Behausung der Bürger Ursula und Hans Hiltwein vom Samstag nach Willibald 1527“ (13.7.). Darin wurde erstmals das angrenzende „Herrnbräu Prewhaus“ (Brauhaus) erwähnt. Da der „Herrnbräu“ in dieser Urkunde nicht als „Sudstatt“ (Sudstätte) bezeichnet ist, könnte es sich vermutlich sogar um ein größeres Anwesen gehandelt haben. Jenes „Herrnbräuhaus“ befand sich zu dieser Zeit auf dem noch dünn besiedelten Areal des ab 1576 erbauten Jesuitenkollegs (Konvikt-/Jesuitenstr.). Demnach ist die These, dass die Wurzeln der 1966 regenerierten Traditionsmarke „Herrnbräu“ vermutlich zur Zeit der Verkündigung des Reinheitsgebotes (1516) längst Bestand hatte, sicher nicht abwegig. Die Namensgebung lässt sogar vermuten, dass der Braubetrieb wenige Jahre nach der Universitätsgründung 1472 entstanden sein könnte und in der Zeit um etwa 1500 das Bierkontingent für die anspruchsvollen „Herrn Professoren“ braute. Im ältesten noch erhaltenen Ingolstädter Brunnenbuch von 1590 ist dann am neuen Standort, der damaligen Fischergasse (heute Tränktorstr., Gasthof Anker), der Bierbrauer Matthias Ponschab als „Herrnbräu“ verzeichnet.

Das älteste Häuserbuch von 1613 weist als dessen Nachfolger einen Georg Klostermeyer sowie einen Hans Mair aus. 1756 erbte Philipp Ponschab das Brauereianwesen von seinen verstorbenen Eltern. 1797 kauften Alois und Klara Bonschab (mit B) zum einen den Sudbetrieb von Philipp Ponschab und zum anderen die Weißbiergerechtsame des „Markstallerbräu“ in der Kupferstraße. Nach dem Abzug der Ingolstädter Universität um 1800 verlegten die Bonschabs im Jahre 1817 den „Herrnbräu“ von der Tränktorgasse in das zu einer Braustätte umgebaute „Georgianum“ an der Max-Schul-Straße (Hohe-Schul-Str.). 1830 erhielt die Bonschab Tochter, wiriningolst adt.de

Anna-Maria mit ihrem Bräutigam Franz Kößler, das „Herrnbräu-Anwesen“ als Heiratsgut. Nach Anna-Marias Tod im Jahre 1853, übertrug Kößler ein Miteigentumsrecht an Theres Hutterer. Im Jahre 1859 ging der kleine Braubetrieb auf dem Gantwege (Versteigerung) an die Rothgerbersgattin Anna Högner über. Diese wiederum vermachte 1861 die „Herrnbrauerei“ ihrem Sohn Johann.

Mit dem Ende des Ingolstädter Festungsbaues im Jahre 1870 trat auch bei den 30 ansässigen Brauereien ein empfindlicher Absatzrückgang ein. Gleichzeitig veränderte die fortschreitende technische Entwicklung, wie die Dampfkraft, das Braugewerbe erheblich. Kleinere Brauereien konnten somit kaum noch Investitionen tätigen, weshalb sich in Ingolstadt die erste größere Welle von Brauereischließungen abzeichnete. So waren in der Zeit von 1873 bis 1876 insgesamt acht Brauereien von einer endgültigen Stilllegung betroffen.

Nachdem 1868 ein Gesetz zur Gründung von Kapitalgesellschaften erlassen worden war, reagierten der „Danielbräu“ (Josef Ponschab) und der „Herrnbräu“ (Johann Högner) zukunftsweisend und schlossen sich am 11. Januar 1873 mit der „Aktienbrauerei-Ingolstadt“ zur ersten Ingolstädter Aktiengesellschaft zusammen.

Bei einem Aktienkapital von 470 000 Gulden sowie einem umfangreichen Gaststättenbestand konnte dadurch eine für die damalige Zeit beachtliche Braukapazität von etwa 25 000 Hektolitern erreicht werden.

Mit der „Bürgerlichen Brauhaus AG“ entstand am 4.

Sept. 1882 eine zweite Aktiengesellschaft in Ingolstadt. Dieser Zusammenschluss des im Besitz von Jakob Engl befindlichen „Schwabenbräu“ und dem „Schmalzingerbräu“ produzierte zunächst weiterhin unter Aufrechterhaltung ihrer eigenen Braubetriebe.

Am 1. Dezember 1899 fusionierte dann die 1873 gegründete und weitaus größere „Aktienbrauerei“ mit einem Grundkapital von 600 000 Mark an Aktien zuzüglich 23 Immobilien im Wert von 410 000 Mark mit dem

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„Bürgerlichen Brauhaus“. Durch diese Verschmelzung, die künftig als „Bürgerliches Brauhaus AG“ firmierte, war ein ansehnlicher Braubetrieb entstanden, was auch die Errichtung einer neuem modernen Brauereianlage erforderte. Auf dem von der „Aktienbrauerei“ mit eingebrachten „Krebsgartenareal“ an der Neubaugasse (heute Heilig-Geist-Spital) entstand ein völlig neues Sudhaus mit Maschinen- und Gärkellern. Die ehemaligen Anlagen des „Danielbräu“ sowie die des „Schmalzingerbräu“ wurden zu Mälzereien umgebaut. Das Verwaltungsgebäude des „Bürgerlichen Brauhauses“ dagegen befand sich bis 1964 im Anwesen des ehemaligen „Herrnbräu“ (Georgianum). Durch weitere Zusammenlegungen brachten sich bis 1919 noch weitere 14 alteingesessene Ingolstädter Braubetriebe in die „Bürgerliche Brauhaus AG“ ein.

Letztendlich übernahm 1929 das „Bürgerliche“ auch das „Weißbräuhaus“, wobei jedoch das Weizenbier bis 1959 an der Dollstraße trotzdem weiter gebraut wurde. In der Zeit von 1964 bis 1974 siedelte der Braubetrieb, der seit 1966 unter „Herrnbräu“ firmiert, etappenweise in das neu entstandene Gewerbegebiet an der Manchinger Straße um. Im Jahre 2008 erwarb die heutige „Herrnbräu GmbH & Co. KG“ schließlich auch die Markenrechte des ehemaligen „Ingobräu“ (früher: Schäffbräu).

Ingolstadt hatte einst bis zu 35 Brauereien

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Das war einmal...

Höllbräu, Rathausplatz

Schlosserbräu, vormals Angermüllerbräu, Schäffbräustraße

Fotos: Stadtarchiv Ingolstadt

Kritschenbräu, Donaustraße

Jägerbräu, Am Stein

Bürgerliches Brauhaus, Donaustraße

Koboldbräu, Am Stein

Kritschenbräu

aus, Bürgerliches Brauh e aß str au Neub

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Rohstoffe beim Bierbrauen: Gersten-, Weizen-, Röstmalz und Hopfenpellets (Röstmalz dient zur Färbung von dunklem Bier)

Die hohe Kunst Probenahme während der Gärung

Ein Blick übers Sudhaus

Seite 45 Schauglas im Läuterbottich zur Begutachtung der Würze

t des Bierbrauens Text: Stephan Arens, Fotos: Ritchie Herbert

Schlauchen – das fertig vergorene Bier wird aus dem Gärbottich in den Lagerkeller umgefüllt

Probenahme aus dem Zwickelhahn

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Gärbottich für obergäriges Bier

Bier war zu allen Zeiten und in (fast) allen Kulturen ein beliebtes Volksgetränk. Wann und wo es zum ersten Mal entstand, darüber herrscht zwar keine völlige Einigkeit, aber man hat sich diesbezüglich auf die Sumerer im Zweistromland geeinigt, die vor etwa 10.000 Jahren das erste Bier herstellten. Was auch deshalb zutreffen dürfte, weil sie Getreide anbauten und damit die Grundvoraussetzung für die Bierproduktion geschaffen hatten. Ob ihr Bier uns heute schmecken würde, darf bezweifelt werden, denn all zu viel wurde dem Zufall überlassen und von der Verwendung von Hopfen war noch lange nicht die Rede. Jedenfalls begann eine Entwicklung, in Europa etwa erst vor 3.000 Jahren, die sich über viele Jahrhunderte und Kulturen erstreckte und der wir heute die Qualität und Vielfalt unseres Bieres verdanken.

Wie unser heutiges Bier im Einzelnen entsteht, ließen wir uns von Peter Kraus, seines Zeichens Braumeister im Hause Herrnbräu im Rahmen einer Führung durch die Anlage er-

klären. Die vier großen Schritte bei der Bierproduktion, erfahren wir, sind immer Mälzen, Maischen, Würzekochen und Gären.

Im Sudhaus geht’s los, hier liegt der Ursprung, die Keimzelle des Bieres, weil hier alle Rohstoffe zusammen kommen: Wasser, Malz und Hopfen. Das Malz entsteht, im dem man Gerste oder Weizen keimen lässt. Die anschließende schonende Trocknung nennt man „darren“. Dabei entstehen Enzyme, die die Stärke des Getreides zu Ein- und Zweifachzuckern abbauen und vergärfähig machen, also von der später zugesetzten Hefe zu Alkohol und Kohlensäure verstoffwechselt werden können. Im Sudhaus wird das Malz in flüssige Form übergeführt, also mit Wasser vermischt.

Dabei werden weitere Zuckereinheiten abgebaut, man spricht jetzt von der Maische. Dieser Vorgang findet in der Maischpfanne statt. Von dort gelangt die fertige Maische in den Läuterbottich, wo sich die festen, nicht vergärbaren

Gereinigte Flaschen in

Füllen und Verkapseln

der Abfüllanlage

der Flaschen

Seite 47 Probenahme am Filter zur Begutachtung unter optischen und geschmacklichen Gesichtspunkten

Bestandteile, der sogenannte Treber, absetzen. Nun ist die Würze entstanden. Diese wird nun in die Würzpfanne gepumpt, wo Hopfen zugesetzt und das Ganze zusammen verkocht wird. Dabei entsteht eine gehopfte Malz-Zucker-Lösung. Nach Abkühlung im Würzekühler wird Hefe zugesetzt, was im Gärtank stattfindet. Hier läuft auch die Hauptgärung ab, die eine Woche dauert. Ob beim Gärvorgang unter- oder obergäriges Bier entsteht, hängt von der zugesetzten Hefe ab. Obergärige Hefe wird nur für Weizen, Kölsch und Alt verwendet, untergärige für alle anderen Biersorten, erfahren wir. Nun geht’s zur Nachgärung bzw. zum Reifen in den Lagertank. Das Umfüllen vom Gär- in den Lagertank nennt man „schlauchen“. Die Lagertanks von Herrnbräu fassen übrigens zwischen 400 und 900 Hektoliter. Von dort gelangt das fertige Bier durch den Bierfilter zur Abfüllanlage. Der Konsument wünscht schließlich ungetrübtes Bier in seinem Glas.

Unfiltriertes untergäriges Bier heißt übrigens Zwickelbier,

Etikettieren

weil es vor dem Filtern vom Braumeister probehalber aus dem sogenannten Zwickelhahn entnommen wird.

Vor der Abfüllung müssen alle Fässer und Flaschen in einer eigenen Anlage gereinigt, bei der Flaschenabfüllung alle Flaschen einzeln verschlossen und etikettiert werden.

Die gesamte Produktion unterliegt ständiger Kontrolle bei jedem Schritt, sowohl unter hygienischen Gesichtspunkten wie auch unter denen, die zur Herstellung eines süffigen Bieres notwendig sind. So klärte uns der Braumeister unter anderem darüber auf, dass die Flaschengärung des Weißbiers auch noch per Manometer auf den gewünschten Druck hin überwacht wird.

Nun wissen wir also, was alles nötig ist, bis wir erwartungsvoll eine Flasche Herrnbräu-Bier öffnen können und bedanken uns herzlich bei Peter Kraus für die uns gewährten Einblicke.

Flaschengärung von Weißbier unter ständiger Überwachung des Druckanstiegs

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E

ssing –

ein altbayerisches Juwel des AltmĂźhltals

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Seite 53 ie kleine Marktgemeinde Essing mutet heute noch mittelalterlich an. Ein paar Kilometer abseits vom MainDonau-Kanal gelegen, wurde sie vom Massentourismus noch nicht entdeckt und kann so als eine Oase der Ruhe und Erholung gelten. Der 1740 erbaute Torturm ist das Wahrzeichen des Ortes. Über eine 48 Meter lange Holzbrücke, die über einen Altarm der Altmühl führt, gelangt man durch das Tor in den Ortskern. Überregional bekannt wurde Essing aber wegen des „Tatzelwurms“. Damit ist eine 190 Meter lange Spannbandbrücke gemeint, die über Altmühl und Main-Donau-Kanal führt und bei ihrer Eröffnung 1986 als längste Brücke ihrer Art in Europa galt.

Darüber hinaus kann Essing mit einigen weiteren Attraktionen aufwarten, etwa dem Erlebnispfad Juralandschaft, dem mittelalterlichen Ziehbrunnen auf dem Marktplatz, der Burgruine Randdeck oder der Tropfsteinhöhle Schulerloch. Dem Interessierten wird also einiges geboten.

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Heute eine der ältesten Burganlagen Bayerns, wurde Randeck im 11. Jahrhundert auf einem steilen Dolomitfelsen erbaut, von Weitem, sichtbar und malerisch auf der Höhe über dem linken Altmühlufer gelegen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von den Schweden belagert, eingenommen und zerstört, um im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut zu werden. Im 19. Jahrhundert verfiel sie allmählich, bis 1844 Kronprinz Max den Bergfried restaurieren ließ.

Burg Randeck war seit dem frühen Mittelalter im Besitz der Grafen von Abensberg. Nach dem Aussterben der Abensberger 1485 ging sie an den Herzog von Bayern. Wilhelm IV. schenkte sie im Jahre 1529 seinem Kanzler Leonard von Eck. Und ihm sollten noch viele Besitzer folgen, Grafen und Herzöge, das Jesuitenkollegium in Ingolstadt, die MalteserRitter und nach der Säkularisation 1803 der Staat.

Heute bietet die relativ gut erhaltene Burgruine einen herrlichen Ausblick auf den Naturpark Altmühltal und die weite Umgebung, bei föhnigem Wetter sogar bis zur Befreiungshalle in Kehlheim, zur Rosenburg in Riedenburg oder bis Bettbrunn im Köschinger Forst. Es rentiert sich also ganz bestimmt, den steilen Aufstieg zu wagen.

Text: Stephan Arens Fotos: Gert Schmidbauer

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urg Randeck wacht 端ber Essing

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Foto: GKO/Andi Frank

50 JAHR KEIN BIS LEISE …

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RE UND SSCHEN Das Georgische Kammerorchester Ingolstadt feiert runden Geburtstag

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Auf den Bühnen der Welt zuhause« Text: WIR!

Fotos: GKO

Man könnte es eine kleine Midlife-Crisis nennen, was das Orchester im vergangenen Jahr durchlebt hat. Ein paar turbulente Tage, Uneinigkeit zwischen den Musikern und ihrem Chefdirigenten, viel Wirbel im Blätterwald. Doch dieses Tal ist längst durchschritten, unter einem neuen Dirigenten blickt man zu Recht optimistisch nach vorne und kann so stolz und freudig in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen des Klangkörpers, seine Geschichte und seine Erfolge feiern.

Seit Jahresbeginn steht mit dem deutsch-amerikanischen Dirigenten Benjamin Shwartz ein neuer Mann am Pult.

Obwohl erst Mitte Dreissig kann er bereits eine Reihe internationaler Erfolge verzeichnen. Er dirigierte bedeutende Orchester, wie das London Symphony Orchestra und die Symphonieorchester von Chicago und San Francisco, seit 2013 ist er zudem Generalmusikdirektor der Oper in Breslau. Mit dem GKO zu musizieren sieht er als besondere Bereicherung: „Hier verschmilzt die Größe des sinfonischen Repertoires mit der Intimität der Kammermusik“. Für die Georgier legt er, zusammen mit Gastdirigenten, ein ambitioniertes Jahresprogramm vor, das Kammermusik mit großen Sinfonien sowie klassisches Repertoire mit Werken neuerer Musik mischt.

Zahlreiche bekannte Solisten haben sich angesagt, das israelische Klarinettenduo Gurfinkel und die britische Cellisten Natalie Clein haben bereits begeistert, der finnische Pianist Henri Sigfridsson wird in diesem Jahr noch folgen. Mit Gastspielen in Bamberg, München, Paris oder Arosa ist neben den Auftritten in Ingolstadt und der Region der Konzertkalender 2014 gut gefüllt.

Foto: GKO/Andi Frank

Aufgrund seiner zahlreichen Verpflichtungen war von vorneherein klar, dass Shwartz nur für das Jubiläumsjahr die künstlerische Leitung übernehmen kann. Im zeitigen Frühjahr bereits konnte der städtische Kulturreferent Gabriel Engert eine viel beachtete Personalie verkünden: Ruben Gazarian wird ab 2015 für zunächst drei Jahre den Takt angeben, parallel zu seinem Engagement beim Württembergischen Kammerorchester

Seite 61 Ruben Gazarian, Musiker mit armenischen Wurzeln, wird ab 2015 künstleriFoto: GKO/Fotostudio M42

scher Leiter der Georgier sein.

in Heilbronn. Bei Gastdirigaten hat er die Georgier kennen und schätzen gelernt, schon jetzt, so Gazarian, verbinde ihn ein sehr herzliches Verhältnis mit den Musikern.

Auch der Geschäftsführer des GKO, Alexander Stefan, ist sich sicher, dass die musikalische Erfahrung des gebürtigen Armeniers und seine Verbindung zu bedeutenden internationalen Orchestern und Solisten einen großen positiven Einfluss auf die weitere Entwicklung des Georgischen Kammerorchesters haben wird – man darf also gespannt sein, auf die weitere Zusammenarbeit.

Junge, vielversprechende Musiker hatten 1964 das Orchester in der georgischen Hauptstadt Tiflis gegründet, allesamt Absolventen oder Studenten der Musikhochschule. Etliche der Gründungsmitglieder waren lange noch aktiv oder sind erst vor Kurzem in den Ruhestand gegangen. Schnell kann sich das junge Ensemble in der Heimat einen guten Ruf erarbeiten, bedeutende georgische Komponisten schreiben eigene Werke für die Kammermusiker. Die Bekanntheit und Beliebtheit wächst, zunächst in den Republiken der Sowjetunion, später in den Staaten des damaligen Ostblocks und schließlich weit darüber hinaus. Seit 1976 trägt es den Titel des „Staatlichen Georgischen Kammerorchesters“, unter Leitung der Geigerin Liana Isakadze wird es gar als „eines der besten Kammerorchester der Welt“ gehandelt. Die Konzerttourneen führen in die Sowjetunion, nach Europa und in die USA. Der politische Umbruch in Georgien, der Bürgerkrieg und die Unabhängigkeit des Landes läuten eine schwierige Phase in der Geschichte des Orchesters ein.

1990, während einer Tournee in Deutschland, entsteht ein Kontakt zum damaligen PR-Chef der Audi AG, Karlheinz Rumpf. Ihm ist es zu verdanken, dass das 20-köpfige Orchester seinen Weg nach Ingolstadt fand. Zunächst nur vorübergehend, doch schließlich sind aus sechs Monaten bis heute 24 Jahre geworden. Die Musiker wollten ursprünglich nur eine gewisse Zeit überbrücken, bis sich in ihrer Heimat die politische Lage stabilisiert hatte. Mit finanzieller Unterstützung durch Audi und der Stadt Ingolstadt wurde das Orchester provisorisch untergebracht, Probenräume und Auftritte organisiert. Doch schon

Hier verschmilzt die Größe des sinfonischen Repertoires mit der Intimität der Kammermusik« Ende 1990 war klar, dass der Aufenthalt ein längerer sein würde. Oberbürgermeister Peter Schnell und der Stadtrat hatten erkannt, dass es eine einmalige Chance war, dieses renommierte Orchester dauerhaft in Ingolstadt halten zu können. Und es ist gelungen. Anfängliche Provisorien wurden in geregelte Strukturen überführt, das Orchester fest in das städtische Kulturleben integriert und zahlreiche Gastspiele vereinbart. Zwar kommt es 1995 zur schmerzhaften Trennung mit der langjährigen Leiterin Isakadze, das Orchester selbst jedoch hat in Ingolstadt eine neue Heimat gefunden. Mit Dirigenten wie Markus Poschner oder Ariel Zuckermann konnte sich der Klangkörper neues Renommee erarbeiten, auch die beiden neuen Leiter, Shwartz und Gazarian, knüpfen an das Erfolgsrezept der Zusammenarbeit mit jungen Dirigenten an.

Das Orchester wurde in Ingolstadt immer unterstützt und gefördert von der Stadt, Audi und weiteren Sponsoren, aber auch durch tatkräftige Hilfe eines von Bürgern getragenen Vereins, den von Friedemann Götzger gegründeten „Freunden des Georgischen Kammerorchesters“. Mit großem Engagement, menschlicher Zuwendung und finanzieller Unterstützung haben die Freunde dem Orchester auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zur Seite gestanden.

Heute, im 50. Jahr seines Bestehens, kann das Georgische Kammerorchester, unter neuer Leitung und unterstützt durch junge Musiker in seinen Reihen, wieder auf eine prosperierende Zukunft hoffen. Herzlichen Glückwunsch!

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ZUKUNFTSVISIONEN

Mirjam Drost Einige unter unseren Lesern werden aufatmen: Diesmal beschäftigt sich unsere Zukunftsvision nicht mit der Verbesserung bzw. Veränderung baulicher Gegebenheiten. Aber trotzdem mit der Zukunft. Und die Zukunft einer Stadt sind ihre Menschen, vor allem ihre jungen Menschen. Und unter diesen besonders jene, die sich kreativ und engagiert einbringen wollen, z.B. in die Kulturszene.

Wir sprachen mit der 1985 in Ingolstadt geborenen Mirjam Drost. Sie hat an der Universität für Darstellende Kunst und Musik in Graz ein Masterstudium absolviert, wobei sie für ihre Arbeit das Thema: „Der bayerische Dialekt in der Popularmusik“ wählte, an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt studierte sie mit Bachelor-Abschluss Musikwissenschaft und Angewandte Musikwissenschaft. Sie ist in verschiedenen Orchestern aktiv, gibt Unterricht in Gesang, Geige und Klavier, tritt als Frontfrau der Band TAMAD auf, beteiligt sich an der Veranstaltungsleitung eines bundesweiten Bandcontests, vermittelt Musiker an Veranstalter und zeigt und zeigte auch sonst viel Einsatz in der Ingolstädter Musikszene. Sie weiß also, wovon sie spricht, wenn sie sich Verbesserungen in der Ingolstädter Kultur-, besonders der Musikszene wünscht. Deshalb lassen wir sie gerne selbst zu Wort kommen: „Mit Musik kann man etwas vermitteln, sich ausdrücken, Arbeiten erleichtern, seine Freizeit gestalten und noch vieles mehr. Umso wichtiger ist es, diese Kunstart zu fördern und zu verhindern, dass sie für die Gesellschaft in Vergessenheit gerät.

In meiner Heimatstadt Ingolstadt bekommt man allerdings oft einmal das Gefühl, dass vor lauter Industrie die Kultur auf der Strecke bleibt und damit auch die Musik. Das aktuellste und leidigste Problem ist dabei für die Popularmusik-Szene: Fehlende Bandräume. Dafür eine Lösung zu finden, ist im Grunde nicht schwer – es scheitert nur an der Umsetzung.

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Ein anderes Problem ist, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Viele Städte haben bereits einen Popularmusikbeauftragten. genauso wie die verschiedenen bayrischen Bezirke. Ingolstadt braucht einen Ansprechpartner, der sich in der Szene auskennt, dem die Musiker vertrauen und der sich dann auch darum kümmert, dass etwas vorangeht. Ein Vermittler zwischen den Musikern und der Politik – das ist der Wunsch der Musiker – und das ist meiner Meinung nach auch ein großes Muss.

Auch mit kleineren Dingen könnte man der Popularmusikszene in Ingolstadt helfen. Beispielsweise wäre es schön, wenn es mehr Möglichkeiten für Vorverkaufsstellen, billigere Werbemöglichkeiten, vor allem bei der Plakatierung, eine bessere Zusammenarbeit mit den Medien gäbe und man mehr Möglichkeiten für Auftritte bekommt – an dieser Stelle ist natürlich auch die Förderung durch Veranstalter gefragt, um dies zu ermöglichen.

Weiter liegt es mir sehr am Herzen, dass in Ingolstadt die Musik auch an die Jugend gebracht wird, ganz nach dem Motto: Holt die Kids von der Straße und lasst sie musizieren! Vor allem bei Jugendlichen, die es sich aus welchen Gründen auch immer, nicht leisten können, Musik zu machen. Es sollten Workshops angeboten werden, in denen sie ausprobieren können, was es so alles gibt, Instrumenten-Beschaffung sollte erleichtert und unterstützt werden und bei einer eventuellen Weiterentwicklung sollten sie natürlich auch begleitet werden, um die ersten Schritte gut hinter sich zu bringen.

Das ist keineswegs eine neue Idee, sondern etwas, für das es überregional bereits verschiedene Förderprojekte gibt, zum Beispiel „Ohura“ oder „Pop2Go“.

Nur die Stadt müsste sich noch bereit erklären.

Zusammengefasst ist es mir eigentlich nur wichtig, dass man nicht vergessen sollte, dass es neben der Industrie und den Hochschulen auch noch die Kultur gibt und diese genauso und vor allem auch fair gefördert werden muss. Manche Wissenschaftler behaupten sogar, dass aktives Musizieren intelligenter macht und wer hätte nicht gerne klügere Menschen in seiner Stadt? Davon hat dann auch die Industrie etwas – eine Win-Win-Situation.“

Foto: sandbox-ingolstadt.de

Vor allem seit der Auflösung der Bandräume beim Alf-Lechner-Museum und am Hauptbahnhof sind viele Bands noch obdachlos oder haben sich auflösen müssen. Daher haben sich viele Musiker auf die Suche nach neuen Möglichkeiten gemacht. Die Hindernisse sind unzählig. Viele Vermieter möchten von vornherein keine Bands in ihren Gebäuden haben. Findet man doch eins, so kann man die Umbauten wegen der benötigten Fluchtwege nicht bezahlen. Auch die Überlegung, einfach ein Grundstück zu kaufen und dort Container aufzustellen gibt es schon – aber welches Grundstück? Man sollte ja den Proberaum auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Und die geplante Halle 8, für die Vorverträge letztes Jahr schon unterschrieben werden sollten, hätte im Februar eröffnet werden sollen, wurde es aber nicht. Und selbst wenn man dann Räume hat, muss man sie teilen – dies ist oft aber nicht möglich, da einige Bands doch schon professioneller arbeiten und Studio-Equipment haben, welches man unmöglich immer wieder auf- und abbauen kann. Es ist also ein Teufelskreis. Es wäre schön, wenn es ein Kulturzentrum gäbe, bei dem jede Art von Kultur eingebunden werden könnte und in dem man auch Räume mieten kann, die nicht zwingend geteilt werden müssten und vor allem auch für jeden erschwinglich und erreichbar sind.

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Festivalflair

IN INGOLSTADT

Audi Sommerkonzerte vom 25. Juni bis 28. Juli

Bald ist es wieder so weit – Ingolstadt und Umgebung schmücken sich mit hochkarätigen Stars der Klassikszene, die auf Einladung von Audi zu den Sommerkonzerten anreisen.

Rund vier Wochen bietet das Festivalprogramm Abwechslungsreiches für alle Altersgruppen. Die kleinen Klassikfans kommen bei der Reihe „Horch-Mal!“ auf ihre Kosten. In dieser packen am 5. Juli die 13 Musiker von The Royal Wind Music im museum mobile ihre 45 Renaissance-Blockflöten aus und nehmen die kleinen Besucher mit in die Traumwelt von Orlando di Lasso. Am 20. Juli präsentiert der ehemalige Tigerentenclub-Moderator Pete Dwojak unterstützt vom Georgischen Kammerorchester unter der Leitung von Benjamin Shwartz eine „Musikalischen Märchenstunde“ für Jung und Alt.

Für die größeren Konzertbesucher ist beim Konzert des amerikanischen Organisten Cameron Carpenter „Fremd-Hören“ angesagt. Der Musiker hat sich soeben mit seiner transportablen Digitalorgel einen Lebenstraum erfüllt. Diese Touring-Organ bringt er am 1. Juli mit in den Festsaal des Stadttheater Ingolstadt.

Highlight der diesjährigen Sommerkonzerte verspricht das „Vorsprung-Festival“ vom 10. bis 16. Juli zu werden. Ins Leben gerufen hat dieses Festival im Festival der international renommierte Dirigent Kent Nagano als Artistic Director. Fünf Konzerte gestaltet Kent Nagano inhaltlich und an drei Abenden steht er selbst am Pult. Darüber hinaus holt er befreundete Künstler wie den Tenor Ian Bostridge und den Pianisten Rudolf Buchbinder nach Ingolstadt.

Seine langjährige Zusammenarbeit mit der Audi Jugendchorakademie führt Nagano in diesem Rahmen fort und leitet den Nachwuchs-Chor bei den Aufführungen von Dvořáks Requiem und Mahlers Auferstehungssinfonie.

Cameron Carpenter, Foto: Heiko Laschitzki

Auch außerhalb von Ingolstadt machen die Sommerkonzerte Station. So gastiert ChorWerk Ruhr am 12. Juli gemeinsam mit dem Blockflötisten Stefan Temmingh in der Schutzengelkirche in Eichstätt. Im wunderbaren Ambiente von Schloss Leitheim tritt am 26. und 27. Juli das Trio Cayao auf.

Im Kalender jetzt schon vormerken sollten sich die Klassikfreunde die beiden Open-Air-Konzerte mit abschließendem Feuerwerk im Ingolstädter Klenzepark. Am 18.

Juli spielt die Audi Bläserphilharmonie hier Filmmusik und Werke von Richard Wagner. Am 19. Juli verwandelt die Sopranistin Elizabeth Zharoff mit dem Georgischen Kammerorchester den Klenzepark in eine Broadway-Bühne mit Werken von Gershwin, Weill und Bernstein.

Das traditionelle Gastspiel der Salzburger Festspiele beschließt die Audi Sommerkonzerte am 28. Juli. In diesem Jahr wird dies der Auftritt des Balthasar-Neumann-Ensembles unter der Leitung von Thomas Hengelbrock sein.

Sie gestalten mit Georg Friedrich Händels „Israel in Egypt“ das Festivalfinale im Festsaal des Stadtheater Ingolstadt.

Eröffnet wird das Klassikfestival am 25. Juni ebenfalls im Festsaal von dem polnischen Startenor Piotr Beczala, der in diesem Jahr bereits an der New Yorker MET an der Seite von Anna Netrebko für Furore sorgte.

Weitere Informationen und Karten erhalten Sie unter www.sommerkonzerte.de.

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Foto: Hermann WeiĂ&#x;

D

Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen.

Hugo von Hofmannsthal

Stellen Sie die Vertrauensfrage!

Wem vertrauen Sie? Wem vertrauen Sie Ihre Kinder an? Wem Ihr Geld?

Sicher nicht jedem! Und wem vertrauen Sie Ihre Gesundheit an? Am besten auch nicht irgendwem.

Vertrauen muss man sich verdienen.

Durch Kontinuität, durch Aufrichtigkeit, durch Leistung und Zuverlässigkeit, durch Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Dadurch, dass man gerade dann für jemanden da ist, wenn er es besonders notwendig braucht.

Wir sind für Sie da.

24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr – in Schaltjahren sogar einen mehr. Wir bieten kontinuierlich medizinische Höchstleistungen und zuverlässige Qualität – das belegen nicht nur unsere erfolgreichen Zertifizierungen, sondern auch Vergleiche mit anderen Kliniken. Unsere Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter in der Verwaltung geben jeden Tag ihr Bestes für Sie und Ihre Gesundheit – mit Kompetenz, Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Ihnen können Sie vertrauen.

Uns können Sie vertrauen.

Denn wir tun alles dafür, dass es Ihnen und Ihren Lieben möglichst bald wieder gut geht und Sie bei uns ganz gemäß unserem Motto „in guten Händen“ sind.

Gesundheit ist Leben. Wir sind Gesundheit.

Klinikum Ingolstadt.

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