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Die Stilllegung droht Volker Backs

sprach exklusiv mit Volker Backs, Vorsitzender Bundesarbeitsgruppe Rohstoffpolitik im Wirtschaftsrat, über das Konzept des Gremiums zur Lagerhaltung kritischer Rohstoffe.

–Herr Backs, mit Corona ist die Wirtschaft eingebrochen.

Der Industrie werden wichtige Rohstoffe wie etwa

Aluminium derzeit nicht abgenommen, die aber trotzdem produziert werden müssen …

Das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Die

Herstellung etwa von Primär-Aluminium ist ein kontinuierlicher Prozess. Die Öfen laufen 365 Tage und 24 Stunden durch. Sie können die Produktion nicht vorübergehend drosseln oder einstellen. Dies würde massive Kosten verursachen. In einem solchen Fall droht die Stilllegung eines Standorts und der Verlust vieler Arbeitsplätze.

Bedingt durch den massiven Wirtschaftseinbruch und einer geringeren Abnahme ist dies eine reale Gefahr für die Aluminiumproduktion in Deutschland. Die Finanzkrise hat es gezeigt: Seinerzeit hat Europa ein Drittel seiner Aluminiumproduktion verloren, weil die Anlagen stillgelegt wurden.

–Aber nach der Finanzkrise ging es doch mit der

Wirtschaft wieder aufwärts. Woher kommt heute das Aluminium?

Vor allem aus China, womit wir beim nächsten Problem wären. Aluminiumhütten in Europa sind extrem effizient. Bei in der EU produziertem Primäraluminium haben wir Treibhaus-Emission von nur rund sieben Tonnen pro

„Die Stilllegung droht“

Tonne Aluminium. Der globale Durchschnitt beträgt aber 18 Tonnen. Jedes Mal, wenn wir Produktionskapazitäten an das Ausland verlieren, ist dies also auch ein Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel.

–Was schlagen Sie vor, um diese Probleme zu lösen?

Die Frage ist, welche Möglichkeiten sich bieten, die

Produktion von Primärmetall trotz Nachfrageeinbruch nicht zu drosseln. Wir müssen einen Weg finden, die derzeit anfallenden Überschussmengen entweder in

Form von Commodity-Produkten oder kundengerechten

Standardqualitäten als Reservekontingente für die Weiterverarbeitung in Deutschland oder zum Aufbau einer strategischen Rohstoffreserve aus lokaler Produktion für

Aluminium zu nutzen. So könnten wir auch die sehr hohe

Abhängigkeit von China etwas korrigieren.

–Generell sehen wir bei Rohstoffen eine sehr hohe

Abhängigkeit von China. Das hat sich in der Corona-

Krise auch als wenig vorteilhaft herausgestellt.

Genau deshalb haben wir in der Bundesarbeitsgruppe

Rohstoffpolitik des Wirtschaftsrates den ersten Schritt hin zu mehr Lagerhaltung getan und ein Konzept entwickelt, das es Unternehmen erleichtern soll, benötigte kritische

Rohstoffe selbst zu lagern. Dies könnte Erfolg haben, wenn es entsprechend steuerlich berücksichtigt würde. Auch konnten wir bei der Erarbeitung der Rohstoffstrategie der Bundesregierung verankern, dass ein Gutachten in Auftrag gegeben wird, wie wir auch in Deutschland unsere Rohstoffversorgung stärker strategisch sichern.

China verfolgt bereits ein staatliches Kaufprogramm für

Schlüsselrohstoffe. Deutschland darf hier keinesfalls ins

Hintertreffen geraten. l

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