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Einsparungen überprüfen Dr. Hagen Lessing Gaslieferstopp wäre leichtfertig Wolfgang Langhoff
Einsparungen überprüfen
Foto: AdobeStock©Mr. Twister Wir geben im Jahr ungefähr 50 Milliarden Euro für die Gebäudesanierung aus. Und ich bin mir nicht sicher, ob wir die ineffizientesten Gebäude zuerst sanieren. Und auch nicht, ob wir mit den Maßnahmen, die wir einsetzen, den größten Effekt pro eingesetztem Euro erzielen. Wir haben in der letzten Dekade 500 Milliarden Euro in die Sanierung gesteckt und der klimabereinigte Effekt beläuft sich auf eine CO2-Reduktion um die 2,6 Prozent – das ist extrem wenig.
Das größte Problem: Wir halten nicht nach, ob wir die gewünschten Effekte erreicht haben. Da müssen wir ansetzen. Wir müssen für einen Nachweis sorgen, dass unsere Maßnahmen auch zur CO2-Reduktion beitragen. Geld ist genug da, aber es wird nicht richtig eingesetzt. Ein wesentlicher Faktor ist der ReboundEffekt. Mieter und Eigentümer nutzen die Sanierung dazu, ihren Komfort zu steigern, etwa Räume, die vorher kühl waren, zu beheizen wie etwa die Küche oder das Schlafzimmer. Auch insgesamt wird mehr geheizt. Trug man früher im Winter Pulli, sitzt man heute im T-Shirt da und macht eher das Fenster auf, weil alles hermetisch dicht saniert ist. Die Gebäude sind heute deutlich besser gedämmt, doch trotzdem verbrauchen wir genauso viel.
Der Hebel ist der Verbraucher, den wir nicht ausreichend adressiert haben. Damit meine ich nicht, die Verbraucher zu erziehen. Aber wir sollten ihnen mehr Transparenz über ihren Energieverbrauch verschaffen, damit sie sehen, wofür sie Strom, Wärme, Wasser bezahlen. Nur so können sie ihr Verhalten anpassen, um die gewünschten Energieeinsparungen zu erreichen. l
Dr. Hagen Lessing
CEO ista International GmbH und Stellv. Vorsitzender Bundesfachkommission Energieeffizienz Wirtschaftsrat der CDU e.V.
Gaslieferstopp wäre leichtfertig
Die BP-Gruppe hat sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine von ihrem nahezu 20-Prozent-Anteil an Rosneft getrennt. Eine Substituierung von russischen Energielieferungen ist jedoch schwierig. Es ist auch leichtfertig, einen Stopp von russischen Gas- und Öllieferungen für sofort zu fordern. Inhaltlich und politisch wünschen sich das alle, keine Frage. Nur die Folgen für die deutsche Wirtschaft, und ein Land, das politisch handlungsfähig bleiben muss, sind nicht zu unterschätzen.
Gas und Öl sind nicht so einfach voneinander zu trennen. Denn die Raffinerien verarbeiten Erdöl, und dazu brauchen sie Gas. Fast alle Raffinerien sind gasunterfeuert. Also sind die beiden Energiequellen schon deshalb eng miteinander verbunden. Auch die Raffinerien in Ost- und Westdeutschland arbeiten unterschiedlich, sie setzen unterschiedliche Rohöle mit unterschiedlicher Herkunft ein, auch deshalb ist eine Substitution der Energielieferanten in ganz Deutschland nicht so ohne weiteres möglich. Dennoch streben wir alle an, im Einvernehmen mit den USA und der EU, bis zum Jahresende keine russischen Öle mehr zu importieren. Für die ostdeutschen Raffinerien wird das natürlich schwieriger. l
Wolfgang Langhoff
Vorsitzender des Vorstandes, BP Europa SE