TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgaben 1/2 2022

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AKTUELL Energie- und Klimapolitik

Einsparungen ­überprüfen

Foto: AdobeStock©Mr. Twister

Gaslieferstopp wäre leichtfertig

D

ie BP-Gruppe hat sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine von ihrem nahezu 20-Prozent-Anteil an Rosneft getrennt. Eine Substituierung von russischen Energielieferungen ist jedoch schwierig. Es ist auch leichtfertig, einen Stopp von russischen Gas- und Öllieferungen für sofort zu fordern. Inhaltlich und politisch wünschen sich das alle, keine Fra­ ge. Nur die Folgen für die deutsche

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­ irtschaft, und ein Land, das poliW tisch handlungs­ fähig bleiben muss, sind nicht zu unterschätzen. Gas und Öl sind nicht so einfach voneinander zu trennen. Denn die Raffinerien verarbeiten Erdöl, und dazu brauchen sie Gas. Fast alle R ­ affinerien sind gasunterfeuert. Also sind die b ­eiden Energiequellen schon deshalb eng miteinander verbunden. Auch die Raffinerien in Ost- und ­ Westdeutschland arbeiten

Dr. Hagen Lessing CEO ista International GmbH und Stellv. Vorsitzender Bundesfachkommission Energieeffizienz Wirtschaftsrat der CDU e.V.

Foto: Mike Henning

haben in der letzten Dekade 500 Milliarden Euro in die Sanierung gesteckt und der klimabereinigte Effekt beläuft sich auf eine CO2-Reduktion um die 2,6 Prozent – das ist extrem wenig. Das größte Problem: Wir halten nicht nach, ob wir die gewünschten Effekte erreicht haben. Da müssen wir ansetzen. Wir müssen für einen ­Nachweis sorgen, dass unsere Maßnahmen auch zur C O 2 - R e du kt i on beitragen. Geld ist genug da, aber es wird nicht richtig eingesetzt. Ein wesentlicher Faktor ist der Rebound-­ Effekt. Mieter und Eigentümer nutzen die S­ anierung dazu, ihren Komfort zu steigern, etwa Räume, die vorher kühl waren, zu beheizen wie etwa die

­ üche oder das ­Schlafzimmer. Auch K insgesamt wird mehr geheizt. Trug man früher im Winter Pulli, sitzt man heute im T-Shirt da und macht eher das Fenster auf, weil alles hermetisch dicht saniert ist. Die Gebäude sind heute deutlich besser gedämmt, doch trotzdem v­erbrauchen wir genauso viel. Der Hebel ist der Verbraucher, den wir nicht ausreichend adressiert haben. Damit meine ich nicht, die Verbraucher zu erziehen. Aber wir sollten ihnen mehr Transparenz über ihren Energie­ verbrauch verschaffen, damit sie sehen, wofür sie Strom, Wärme, Wasser bezahlen. Nur so können sie ihr Verhalten anpassen, um die gewünschten Energiel einsparungen zu erreichen.

Wolfgang Langhoff Foto: Andreas Oertzen

W

ir geben im Jahr ungefähr 50 Milliarden Euro für die Gebäudesanierung aus. Und ich bin mir nicht sicher, ob wir die ineffizientesten Gebäude zuerst sanieren. Und auch nicht, ob wir mit den Maßnahmen, die wir einsetzen, den größten Effekt pro eingesetztem Euro erzielen. Wir

Vorsitzender des Vorstandes, BP Europa SE

unterschied­ lich, sie setzen unterschiedliche Rohöle mit unterschiedlicher Herkunft ein, auch deshalb ist eine Substi­tution der Energielieferanten in ganz D ­ eutschland nicht so ohne weiteres möglich. Dennoch streben wir alle an, im ­ Einvernehmen mit den USA und der EU, bis zum Jahresende keine r­ussischen Öle mehr zu ­importieren. Für die ostdeutschen Raffinerien wird das natürlich schwiel riger.

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