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Abschied vom Freund und Helfer

Fotoreise in den hohen Norden

VfL endlich wieder mit Biss

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Sonntag, den 25. Dezember 2016 · Nr. 51/40. Jahrgang Poststraße 41, 38440 Wolfsburg, Tel. (0 53 61) 20 00-0

Zum Fest und zu Luther: Interview mit Pastorin Martyna Pieczka

Weihnachten mit Karpfen, Mohn und Schwarzbier WOLFSBURG (ph). In diesem Jahr startete das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation. Der Wolfsburger Kurier sprach aus diesem Grund mit der polnisch-stämmigen Pastorin von St. Petri in Mörse, Martyna Pieczka, über Weihnachten, Martin Luther und ihre ganz besondere Biographie. Kurier: Was hat Luther für Sie persönlich für eine Bedeutung? Pieczka: Obwohl ich mit Martin Luther in einigen Punkten nicht einverstanden bin, ist er für mich ein Vorbild, weil er dem Volk „aufs Maul schaute“. Er sprach zu den Menschen nicht auf Latein, sondern er sprach so wie seine Gemeindeglieder. Er guckte nicht von oben herab. Er versuchte, die Theologie mit einfacher deutscher Sprache zu erklären, damit die Menschen alles verstehen, Fragen stellen und selbst nachdenken können. Außerdem bewundere ich seinen Mut, denn es war nicht leicht, seine Argumente zu verteidigen, weil er so viel Gegen-

wind von seiten der römischkatholischen Kirche bekam. Kurier: Martin Luther wurde ja auch immer kritisch gesehen. Wie sehen Sie solche Zitate, „dass das Weib geschaffen ist zur Haushaltung“? Pieczka: Vielleicht geben mir einige Leser nicht Recht, aber für mich ist es bewiesen, dass Frauen mehr mit dem Herzen sehen und Männer mehr mit dem Kopf. Um den Haushalt zu führen und Kinder zu erziehen braucht man sowohl Herz als auch Kopf. Heutzutage ist das Leben teurer und schneller geworden. Oft müssen beide Eheleute arbeiten, um genug Geld nach Hause zu bringen.

Kurier: Wie sah Martin Luther eigentlich das Weihnachtsfest? Pieczka: Martin Luther war ein Familienmensch. Ich kann mir gut vorstellen, dass in der Weihnachtszeit sein Haus mit Menschen, Musik und gutem Essen erfüllt war. Für ihn stand Jesus Christus als das größte Geschenk Gottes im Mittelpunkt. Dieser Gedanke hat das Weihnachtsfest geprägt. Bis zu Luthers Zeit wurden die Kinder am Nikolaustag (6. Dezember) mit kleinen Geschenken beschert. Aber Luther entschied sich für eine neue Tradition – für die Bescherung am 25. Dezember durch ein kleines Christkind. Er wollte zeigen, dass nicht nur

Martyna Pieczka ist Pastorin in der St.-Petri Kirche Mörse.

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Gedenken am Berliner Breitscheidplatz. Das kleine Foto zeigt den mutmaßlichen Täter Anis Amri. Kl. Foto: BKA, Gr. Foto: Imago

Attentat auf Berliner Weihnachtsmarkt

Europaweite Fahndung nach dem Täter BERLIN. Am Montag kam es zu einem Attentat auf der Berliner Weihnachtsmarkt. 12 Menschen kamen ums Leben als ein LKW in eine Menschenmenge am Breitscheidplatz fuhr, 50 wurden verletzt. Jetzt läuft die Fahndung nach dem Täter. Wie jetzt bekannt wurde, soll es sich bei dem Attentäter von Berlin um einen 24-jährigen Tunesier handeln. Seit Mittwoch fahndet die Polizei nach dem Tatverdächtigen Anis Amri. Vorausgesetzt es war keine absichtlich falsch gelegte Spur, wurde unter dem Fahrersitz des LKW von der Polizei ein Dokument gefunden, das auf den Mann hinweist, der 1992 in Tunesien geboren wurde. Der Generalbundesanwalt hat jetzt eine Fahndung herausgegeben und bittet um Hinweise. Für das BKA sind folgende Fragen von Bedeutung: 1. Wo ist die abgebildete Person aufgefallen? 2. Wo hat sich die abgebildete Person regelmäßig aufgehalten oder bewegt? Hinweise können unter der Rufnummer 0800/0130110 oder im Internet unter www.

bka.de abgegeben werden. Der Generalbundesanwalt warnt jedoch: „Wenn Sie die gesuchte Person sehen, benachrichtigen Sie die Polizei. Bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr, denn die Person könnte gewalttätig und bewaffnet sein!“ Amri, 1,78 Meter groß (75 kg), soll im Juli 2015 nach Deutschland gekommen sein. Er habe sich sowohl in Nord-rheinWestfalen, als auch in Berlin aufgehalten. Im Juni 2016 sei er als Asylbewerber abgelehnt worden. „Der Mann konnte aber nicht abgeschoben werden, weil er keine gültigen Ausweispapiere hatte“, sagte Ralf Jäger, Innenminister von Nordrhein-Westfalen (SPD) am Mittwoch. Mehr zum Thema mit Bezug auf Wolfsburg auf Seite 3.

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in der Weihnachtszeit, sondern im Leben der Menschen Jesus Christus im Mittelpunkt stehen soll. Zitat Luther: „Die Geburt Jesu in Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das ewig bleibt.“ Kurier: Sie haben Deutsch gelernt und haben sich in dieses Land aufgemacht, um Ihrer Berufung als Pastorin zu folgen, da es in Ihrer Heimat nicht erlaubt ist, dass Frauen Pastorin werden. Wie haben Sie den Mut dazu aufgebracht? Pieczka: Als ich mich entschied, in Leipzig evangelische Theologie zu studieren, habe ich überhaupt nicht daran gedacht, hier eine neue Heimat zu finden. Da ich in Polen nicht als Pastorin arbeiten kann, habe ich mich für eine Dissertation entschieden. Nach drei Jahren meines Doktorstudiums ging mein Stipendium zu Ende. Und dann hörte ich eine innere Stimme: „In Deutschland werden Pastoren gesucht. Entweder bewirbst du dich jetzt, um deinen Traum zu erfüllen, oder fährst zurück nach Polen“. Kurier: Gibt es einen Weihnachtsbrauch aus Polen, den Sie mitgebracht haben? Pieczka: Einen Platz freihalten für jemanden, der an Weihnachten alleine ist, Weihnachtsglückwünsche aussprechen, indem man kleine Oblaten teilt, polnische Weihnachtslieder zu Akkordeon und Mundharmonika singen, Karpfen, Speisen mit Mohn und Schwarzbier – das sind einige Traditionen in meiner Familie. Einige versuche ich auch in Deutschland beizubehalten. In diesem Jahr werde ich wieder polnische Lieder singen. Außerdem werde ich den Nachtisch mit Mohn vorbereiten, damit ich dies meinen Freunden aus Fallersleben und Mörse schenken kann, da diesmal sie einen freien Platz für mich haben.

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