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Sonntag, den 19. Februar 2017 · Nr. 7/40. Jahrgang Poststraße 41, 38440 Wolfsburg, Tel. (0 53 61) 20 00-0
Kriminalstatistik 2016: Einbrüche waren großes Thema
Neues Programm „PreMAP“ kommt präventiv zum Einsatz WOLFSBURG (jb). Ob begangene oder versuchte Morde, Einbruchserien, ein wieder aufgetauchtes RAF-Trio oder Brandstiftungsserien – die Wolfsburger Polizei hatte im Jahr 2016 alle Hände voll zu tun. Genaue Zahlen wurden am Mittwoch mit der Kriminalstatistik 2016 vorgestellt. 2015 kam es im Stadtgebiet noch zu 9.606 Straftaten, im vergangenen Jahr waren es 8.988. Insgesamt ist die Zahl damit zwar gesunken, dennoch sprach Wolfsburgs Polizeichef Olaf Gösmann am vergangenen Mittwoch von einer „anspruchsvollen Kriminalitätslage“ für die Polizeiinspektion Wolfsburg/Helmstedt. Rückläufig war auch die Aufklärungsquote, sie sank im Vergleich zum Vorjahr von 57,35 Prozent auf 55,28 Prozent. Insgesamt elf Fälle von sogenannten „Straftaten gegen das Leben“, also versuchte oder begangene Morde, ereigneten sich 2016, im Jahr zuvor waren
es nur acht Fälle. Ein Auszug: Im Februar wurde im Asylbewerberheim in der Fallersleber Hafenstraße ein 33-jähriger Kameruner erstochen, ebenfalls im Februar ersticht ein 40-Jähriger im Wolfsburger Klinikum einen 85-jährigen Patienten. Ende März zieht in Vorsfelde ein 28-Jähriger ein Küchenmesser und verletzt einen 52-Jährigen schwer. Mitte Juni wird eine 35-Jährige in Detmerode mit Stichverletzungen tot aufgefunde. Die Obduktion ergab, dass es sich nicht um Mord, sondern um Selbstmord handelte. Im November wird in einem
Vorsfelder Bordell eine Prostituierte aus der Dominikanischen Republik getötet, die Fahndung blieb bisher erfolglos. Einen leichten Rückgang zeigt die Statistik beim Thema Wohnungseinbruchsdiebstahl. Insgesamt 286 Mal schlugen Einbrecher 2016 zu. In 86 dieser Fälle blieb es bei einem Einbruchsversuch. 2015 waren es 301 Fälle, davon 118 Versuche. Positiv ist, dass sich die Aufklärungsquote in diesem Bereich stark verbessert hat. Konnte 2015 nur jeder zehnte Fall aufgeklärt werden, war es 2016 bereits jeder dritte Fall. Dies liege nicht zuletzt daran,
Andreas Waldhof, Olaf Gösmann, Reinhard Ahrens, Leiter Zweites Fachkommissariat, und Fabian Schwabe, Mitentwickler von „PreMAP“ (v. l.) stellten die Kriminalstatistik für 2016 vor.
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dass das Thema „auf der Prioritätenliste an erster Stelle steht“ so Reinhard Ahrend, Leiter des zweiten Fachkommissariates. Trotzdem handele es sich beim Wohnungseinbruch um ein Delikt, „welches von der Rechtsprechung noch immer sehr stiefmütterlich behandelt wird“, so Ahrend weiter. Ab sofort helfen soll den Beamten das seit Februar in der Testphase befindliche Programm „PreMAP“, welches auf einer digitalen Karte anzeigt, wo und wann Einbrüche begangen wurden und wo nach kriminologischer Sicht die Wahrscheinlichkeit für weitere Einbrüche besteht. Insgesamt neun Tablets mit dem Programm sollen in Wolfsburg zum Einsatz kommen. Für Oberkommissar Fabian Schwabe, der die Software beim LKA mitentwickelt hat, ist es „ein hoffnungsvoller Ansatz“. Weitere Erkenntnisse der Auswertung: Gewaltdelikte, auch gegen Polizeibeamte, nahmen im vergangenen Jahr zu. Insgesamt 74 Fälle von Gewalt gegen Polizisten wurden 2016 erfasst, bei denen 15 Beamte verletzt wurden. Im Vorjahr waren es noch 71 Fälle mit sechs Verletzten. „Ich kenne die Situation aus Hannover, aber auch in Wolfsburg wird das Pflaster für die Beamten rauer“, so Polizeichef Gösmann. In Erinnerung blieb auch der Überfall auf einen Geldtransporter in Nordsteimke im Dezember 2015, bei dem die Täter höchstwahrscheinlich aus dem Umfeld der RAF stammen sollen. „Es war fast eine Art Déjàvu-Erlebnis. Ganz am Anfang meiner Dienstzeit stand ich wegen der RAF mit der Maschinenpistole auf der Straße – und jetzt tauchen die als Rentner wieder auf“, schloss Gösmann.
Torsten Felgentreu, Detlev Velten-Sukopp und Andreas Söhn (Gr. F.: v. l.) sowie Hartwig Erb (kl. F.).
Hofer Getriebetechnik ist „liquidiert“
„Gefährlich für den Wirtschaftsstandort“ WOLFSBURG (ph). Am 31. Januar wurde den Mitarbeitern von Hofer Getriebetechnik im Heinenkamp mitgeteilt, dass die Firma geschlossen wird – schon im Februar. Wie geht es jetzt mit den 35 Mitarbeitern weiter? Der Chef der IGM Wolfsburg, Hartwig Erb, Gewerkschaftssekretär Torsten Felgentreu sowie die Hofer-Betriebsräte Andreas Söhn und Detlev Velten-Sukopp erläuterten die aktuelle Situation im Gewerkschaftshaus. Ein großer Teil der Belegschaft ist freigestellt. Ein paar sind, laut Betriebsratschef Söhn, noch mit Aufträgen beschäftigt. Die IGM stehe jetzt in Gesprächen mit dem Unternehmen, um einen Sozialplan auszuhandeln. „Wir werden alle Möglichkeiten ins Feld führen“, erklärt Betriebsrat Torsten Felgentreu. Der Prozess könne von drei Tagen bis drei Monaten dauern, so Felgentreu, der aber nicht mit einer schnellen Einigung rechnet. „Das wird viele Gespräche kosten“, erklärte auch IGM-Chef Erb. Hofer hat 16 Standorte mit 400 Mitarbeitern – in Wolfsburg, mit 65 Beschäftigten zu Spitzenzeiten gab es den einzigen Betriebsrat. Ingenieurdienstleister hätten in letzter
Zeit Beschäftigung aufgebaut, „bei Hofer wurde abgebaut“, so Felgentreu, der – genau wie Erb – befürchtet, dass es darum gehe, „ sich des Betriebsrats zu entledigen.“ Seit Mai 2016 war für Hofer Kurzarbeit beantragt – die wäre noch bis April gelaufen, und hätte erneut beantragt werden können. „Die Mitarbeiter haben sich sogar selbst um Aufträge bemüht, aber das Unternehmen hat das nicht angenommen – es war nicht gewollt“, so Felgentreu Erb sieht Verantwortung auch woanders: „Volkswagen löst seine Probleme nicht, indem geguckt wird, welcher Zulieferer noch 1000 Euro billiger ist.“ Außerdem kritisiert Erb wöchentliche Kündigungsfristen: „Von Seiten der Auftraggeber brauchen wir Verträge die länger gehen, damit wir auf das Know-how aufbauen können. Wenn wir das verlieren, wird es gefährlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“