Trockenheit schädigt den Stadtforst
Hilfen für Ältere in der Corona-Zeit
Heute: Blut spenden beim VfL
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Sonntag, den 3. Mai 2020 · Nr. 18/43. Jahrgang Poststraße 41, 38440 Wolfsburg, Tel. (0 53 61) 20 00-0
„Beispielloser Absturz der regionalen Konjunktur“
IHK warnt: Krise mit „bisher nicht gekannter Härte“ WOLFSBURG (ph). Die Corona-Pandemie trifft die regionale Konjunktur mit „bisher nicht gekannter Härte“ – das meldete der aktuelle IHK-Konjunkturklimaindikator. Einzelhandel, Hotel- und Gaststättengewerbe, Tourismus und Veranstalter wurden „nahezu vollständig zum Erliegen gebracht.“ Doch auch abseits dieser besonders getroffenen Branchen seien die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Krise gravierend, wie die Industrieund Handelskammer (IHK) Braunschweig und die IHK Lüneburg-Wolfsburg mitteilten. Das eingebrochene Konsumklima, Nachfrageausfälle im In- und Ausland, unterbrochene Lieferketten und die Verunsicherung von Investoren und Auftraggebern hätten in der regionalen Wirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. Demnach verzeichne der IHK-Konjunkturklimaindikator für das erste Quartal 2020, „einen nie zuvor gesehenen Sturzflug um 63 Punkte auf einen aktuellen Wert
von nur noch 43“. Dies sei der mit Abstand niedrigste Wert, der jemals ermittelt wurde. Selbst zum Höhepunkt der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren sei der Indikator lediglich auf 71 gefallen. Auch die Prognosen der Unternehmen fallen düster aus. Derzeit bezeichneten nur noch 11 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut. Während 45 Prozent sie als befriedigend ansehen, beurteilen 44 Prozent die Situation als schlecht. Drei Viertel der befragten Unternehmen rechnen mit teilweise erheblichen geschäftlichen Einbußen. Ein Fünftel meint, das Geschäftsniveau halten zu können. An eine Aufhellung ihrer Geschäftstätigkeit glauben
Auch die Wolfsburger Wirtschaft leidet unter der Corona-Krise.
nur 4 Prozent. Der Umfrage zufolge sind etwa neun von zehn Unternehmen mit den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie konfrontiert. Deutlich mehr als die Hälfte rechnet mit Umsatzrückgängen, ein großer Teil mit erheblichen Einbrüchen. Fast jedes fünfte Unternehmen erwartet Umsatzeinbußen von mehr als 25 Prozent. Für viele Unternehmen ist eine Einschätzung der Entwicklung gar nicht möglich. Ein gutes Drittel befürchtet, in Liquiditätsengpässe zu geraten. Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer IHK Lüneburg-Wolfsburg: „Die Ergebnisse unserer Konjunkturumfrage zeigen deutlich, wie ernst die
Symbolfoto: ph
wirtschaftliche Lage nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und den in der Folge erlassenen gesundheitspolitischen Anordnungen im Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg ist.“ Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer IHK Braunschweig: „Die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern haben der Politik Empfehlungen für einen geordneten Weg aus der Corona-Krise vorgelegt. Wir regen ein vierstufiges Vorgehen an, in dem nach den Betrieben des Einzelhandels möglichst bald auch die Außengastronomie und dann schrittweise weitere Branchen geöffnet werden. All dies sollte durch die Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen sowie durch einen wieder verlässlich fahrenden ÖPNV flankiert werden.“ Michael Wilkens, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg: „Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage sind leider wenig überraschend. Die Corona-Pandemie hat enorme negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage – und sorgt in vielen Bereichen für eine ökonomische Vollbremsung. Während zu Beginn der Corona-Krise vor allem Messebauer, Gastronomen, der Einzelhandel und die Tourismusbranche betroffen waren, hat sich die Krise längst auch auf viele Industriebetriebe und Logistiker ausgeweitet. Die Folgen der Corona-Pandemie sind inzwischen nahezu branchenübergreifend spürbar. Das zeigt auch die enorme Nachfrage nach Liquiditätshilfen. Wir müssen jetzt nicht nur durch die Gewährung von finanziellen Hilfen gegensteuern, sondern durch ein verantwortungsbewusstes Hochfahren aller wirtschaftlichen Aktivitäten.“
Orientierungstag bei der Carl-Hahn-Schule vor der Corona-Pandemie – der Unterricht startet teilweise. Archivfoto: ph
Zunächst starten die Abschlussjahrgänge
Schulbetrieb geht schrittweise wieder los WOLFSBURG. Seit Montag startet auch in Niedersachsen der Schulbetrieb wieder. Zunächst ging es für Schüler der Abschlussklassen der Jahrgänge 13, 10 und 9 an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen los. Zu den Maßnahmen zur Schulöffnung teilte die Stadt weiter mit, dass häufiges und richtiges Händewaschen die vordringlichste Maßnahme zur Händehygiene bleibe. Die Beschaffung aller notwendigen Hygieneartikel sei beauftragt. Desinfektionsmittel sollen lediglich in Ausnahmefällen verwendet werden und nur abhängig vom Alter der Kinder und unter Aufsicht einer Lehrkraft. Dennoch beschaffe die Stadt Wolfsburg Desinfektionsmittel, insbesondere für die EDV-Fachräume. Der Reinigungsumfang soll an den Coronahygieneplan angepasst werden. Eine weitere Maßnahme sei das regelmäßige Lüften der Räume. Die Schulen sind gebeten worden, auf regelmäßiges Lüften der genutzten Klassenräume zu achten. Soweit Klassenräume nur eingeschränkt belüftet werden können, sollen sie zunächst nicht
genutzt werden. In den nächsten Wochen werden die Klassenverbände geteilt und somit nicht in gewohnter Stärke unterrichtet. Dies ermögliche einen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zwischen den Schülern. Um den Infektionsschutz auch in den Schulsekretariaten zu erhöhen, wurden durch die Stadt Wolfsburg Plexiglasscheiben beschafft. Die Beschäftigten in den Sekretariaten werden Mund-Nasen-Masken tragen. Aus diesem Grund sollen auch die Schulsekretariate möglichst nur mit Mund-Nasen-Schutz betreten werden. Auch während der Pausen wird empfohlen, eine MundNasen-Maske zu tragen. Diese sind selbst mitzubringen und werden nicht vom Schulträger gestellt. Im Unterricht sei das Tragen von Masken nicht erforderlich, da der Sicherheitsabstand gewährleistet sei.
Produktion bei Volkswagen in Wolfsburg läuft wieder an
Gedrosseltes Tempo zu Beginn – Steigerung nächste Woche WOLFSBURG. Im Wolfsburger VW-Werk ist am Montag der Wiederanlauf der Produktion gestartet. Ministerpräsident Stephan Weil machte sich ein Bild von der Situation unter besonderen Hygienemaßnahmen. Wie VW am Montag mitteilte, sei das erste produzierte Fahrzeug ein Golf gewesen. Die Fertigungskapazität des Werks habe zu Beginn bei 10 bis 15 Prozent gelegen, in der kommenden Woche sollen rund 40 Prozent erreicht werden. Zunächst startet der Wiederanlauf des Golf in einer Schicht — mit reduzierter Kapazität und langsamerer Taktzeit. Rund 8.000 Mitarbeiter kehrten an diesem Tag wieder in die Produktion zurück. Am Mittwoch begann auch die Produktion der Modelle Tiguan, Touran und des Seat Tarraco.
Gleichzeitig haben auch rund 2.600 Lieferanten, ein großer Teil davon aus Deutschland, wieder die Fertigung für das Stammwerk von Volkswagen gestartet. Die Maßnahmen zum Schutz der Belegschaft wurden ausgeweitet. „Die schrittweise Wiederaufnahme der Produktion ist für die Belegschaft, den Handel, die Zulieferer und die Wirtschaft insgesamt ein wichtiges Zeichen. Im Hinblick auf die Bewältigung der Krise ist dies aber nur ein erster Schritt. Damit die Nachfrage in Deutschland und
ganz Europa wieder anziehen und damit auch die Produktion die Stückzahlen sukzessive erhöhen kann, benötigt die Wirtschaft zusätzliche Impulse“, sagte Ralf Brandstätter, Vorstand für das Tagesgeschäft der Marke VW Pkw. Stephan Weil sagte: „Ich freue mich sehr, dass Volkswagen Schritt für Schritt die Produktion wieder hochfährt. In vorbildlicher Weise wird dabei der Gesundheitsschutz der Beschäftigten in den Vordergrund gestellt. Ich tausche mich mit den Ministerpräsidenten der Autoländer Bayern und Baden-Württemberg darüber aus, wie man den Automobilabsatz jetzt schnell wieder ankurbeln kann.“ Mehr auf Seite 3.
Andreas Tostmann, Vorstand für Logistik der Marke Volkswagen, Betriebsratschef Bernd Osterloh, Werkleiter Stefan Loth und VW-Chef Herbert Diess (von links) waren zusammen mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (Mitte) zum Restart im Wolfsburger Werk. Foto: Volkswagen