Ob in der Stadt oder auf dem Land, auf dem Balkon oder der Terrasse, im Vorgarten oder im Hinterhof: Auch eine kleine Fläche bietet überraschend viele Möglichkeiten für den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern. Wie Sie mit wenig Platz und in Pflanz gefäßen Ihren eigenen Nutzgarten schaffen können, erfahren Sie in diesem umfassenden Handbuch. Leicht nachvollziehbare Anleitungen für Anzucht, Pflege und Düngung und wertvolle Ratschläge für die passende Sortenauswahl ermöglichen rasche Erfolge und eine ertragreiche Ernte. Beispiele von Gartengestaltungen aus Wien, Berlin, London und Amsterdam sind eine zusätzliche Inspirationsquelle für Anfänger und Profis.
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Handbuch für das Gärtnern in Töpfen, Hochbeeten und Gefäßen fundiertes Basiswissen und neue Erkenntnisse über das biologische Gärtnern praxiserprobte Tipps von den Arche Noah-GärtnerInnen Ideen für einen individuellen Nutzgarten hunderte Farbfotos und Zeichnungen
„Gemüse ist ein Geschenk des Himmels. Mit diesem Buch von Arche Noah und Andrea Heistinger kommt das Gemüse auf Balkon und Fensterbänke. Dann ist der Himmel zum Greifen nah. Ein Leben in Fülle.“ Heini Staudinger, Waldviertler Schuhwerkstatt und GEA ISBN 978-3-7066-2494-7 Weitere erstklassige Gartenbücher sowie unser vollständiges Programm finden Sie auf: www.loewenzahn.at
Andrea Heistinger Arche Noah Handbuch Bio-Balkongarten
Reiche Ernte auf kleiner Fläche!
Andrea Heistinger Arche Noah Handbuch Bio-Balkongarten Gemüse, Obst und Kräuter auf kleiner Fläche ernten
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Arche Noah Handbuch Bio-Balkongarten
Inhalt
8 Vorwort Beate Koller 9 Vorwort Andrea Heistinger 11 Einleitung 13 Über dieses Buch
Grundlagen 14 Über das Gärtnern in der Stadt 20 Gärtnern ohne Garten 29 Jungpflanzen selber ziehen 37 Über den Boden im Topf 45 Über das Düngen von Topfpflanzen 62 Über die Gefäße 79 Über das Gießen 86 Über das Mulchen 88 In die Höhe gärtnern 94 Nacheinander und miteinander 100 Samengärtnerei im Topf 106 Blühende Gärten 108 Essbare Blüten vom Balkon 110 Naschgärten für Kinder 113 No-Balkon-Gemüse
Gartenporträts 116 Bürgergarten Augarten 118 Der Erdkreislauf-Terrassengarten Barbara Kriegl 120 Rankbalkon Evi Myska 122 Die Gartennomaden Reingard Prohaska und Martin Schober 124 Fenstergarten Ulrike Binder 126 City Farm Schönbrunn 128 Topfgemüsegarten Maria Hagmann 130 Gärtnern in Kisten Prinzessinnengarten
Inhaltsübersicht
132 Allmende-Kontor und Social Seeds 134 Vertical Veg Garten Marc Ridsdill-Smith 136 Dalston Eastern Curve Garden 138 Der Supermarktdach-Gemüsegarten 140 Der Indoor-Garten FARM:shop Dalston 142 Spitalfields City Farm 144 Der urbane Heilpflanzengarten 146 Der Gemüse-Sandgarten 148 Nachbarschaftsgärten in Amsterdam und Zandaam 150 Der Baulückengarten Swomp 152 Die Gartenküche Amsterdams
Flexibel und günstig: Der Kisten-Gemüsegarten (Prinzessinengarten Berlin)
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Kulturarten 154 Kräuter 168 Rankgemüse 168 Gartenbohne und Feuerbohne 174 Erbse 178 Gurke und Gurkenraritäten 184 Malabarspinat, Indischer Spinat 186 Wassermelone und Zuckermelone (Honigmelone) 190 Kürbis 194 Fruchtgemüse 194 Tomate/Paradeiser 202 Chili und Paprika 210 Melanzani/Aubergine 214 Zucchini 218 Tomatillo 220 Andenbeere 224 Blattgemüse 224 Salat 228 Asia-Salate 232 Gartenkresse 234 Rukola, Salatrauke, Ölrauke 236 Ampfer 238 Mangold 242 Spinat 244 Gartenmelde 246 Guter Heinrich 248 Oca, Knolliger Sauerklee 250 Neuseeländerspinat 252 Bärlauch 254 Eiskraut 256 Puffbohne/Ackerbohne 260 Palmkohl und Grünkohl
Inhaltsübersicht
264 Wurzel- und Knollengemüse 264 Radieschen und Rettich 268 Karotte und Pastinake 272 Rote Rübe/Rote Beete 276 Kohlrabi 280 Erdäpfel/Kartoffeln 286 Erdmandel 288 Knospen 288 Artischocke und Kardone 290 Obst
Service-Teil 294 Über die Herausgeber 294 Weiters haben am Buch mitgewirkt 295 Literatur zum Gärtnern in Pflanzgefäßen und Gärtnern in der Stadt 295 Biologisches Saatgut und Pflanzen 296 Werkzeug und Utensilien für Balkongärten 296 Biologische Dünger und Pflanzenstärkungsmittel 297 Gesteine und Gesteinsmehle 297 Hochbeete 297 Biologische Erden 298 Weblinks Urban Gardening – Netzwerke und Gemeinschaftsgärten 300 Register
Diese Symbole erklären, welche Pflanzgefäße für die jeweilige Kulturart geeignet sind: am besten geeignet
okay
ungeeignet
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Badewannen sind ideale Pflanzgefäße: Sie haben eine gute Tiefe, und der Wasserabfluss ist gleich mit eingebaut. Stöpsel ziehen nicht vergessen!
Über die Gefäße Ob Ton oder glacierte Keramik, Plastiktopf oder Metallgefäß – die Auswahl ist riesig, und jedes Jahr bietet der Fachhandel neue Modelle aus neuen Materialien an. Noch größer ist die Auswahl an Gefäßen, die für eine andere Nutzung hergestellt wurden und sich als Pflanzgefäß mindestens genauso gut eignen. Das Recycling von Plastikkisten, Ölfässern, großen Lebensmitteldosen, Senfeimern aus der Gastronomie, hölzernen Transportkisten oder Wäschetrögen auf Balkonien und Co. kennt fast keine Grenzen. In welchem Gefäß die Pflanzen nun wachsen, ist eine Frage des Geschmacks und der Verfügbarkeit – und oft auch der Geldbörse. Wie auch immer: Es gibt einige Grundsätze, die man kennen sollte, bevor man das gute Gemüse eintopft. Pflanzen haben bekanntlich keine Füße, einmal eingegraben, sind sie der Geschicklichkeit des
Gärtners und der Verlässlichkeit der Gärtnerin auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Manche Gemüse brauchen höhere Gefäße als andere, welche wiederum vor allem ein großes Erdvolumen brauchen, egal, ob ihnen dies durch besonders hohe oder besonders breite Gefäße geboten wird. Manche bleiben in kleinen Gefäßen auch einfach kleiner, machen aber trotzdem keinen mickrigen Eindruck, andere scheitern an kleinen Gefäßen und bilden dann gar keinen Ertrag. Ob ein Gefäß ein Loch braucht oder nicht, ist hingegen keine Geschmacksfrage, sondern eine Frage des Standorts und der Größe des Gefäßes.
Grundlagen – Über die Gefäße
Mit Loch oder ohne? Grundsätzlich braucht jedes Pflanzgefäß, das im Freien aufgestellt wird, ein Abflussloch. Dieses bewahrt die Pflanzen vor dem sonst sicheren Ertrinkungstod. Das ist die Regel, von der es nur wenige Ausnahmen gibt. Von der Regel: Pflanzen müssen atmen, genauso wie wir Menschen brauchen sie Sauerstoff (siehe ausführlich → Über den Boden im Topf). Daher ist die Versorgung der Wurzeln mit Luft lebenswichtig für die Pflanze! Ist das Substrat zu dicht oder haben die GärtnerInnen zu eifrig gewässert, verschlämmt das Substrat, die luftführenden Poren sind dann mit Wasser gefüllt. Wenn dies über einen längeren Zeitraum anhält, ersticken die Wurzeln der Pflanzen, und die Pflanze geht ein. Das geht, im Gegensatz zur Welke, nicht schlagartig, schädigt die Pflanze aber nachhaltig. Zuerst kann die Pflanze keine neuen Feinwurzeln ausbilden – und nur über diese kann sie auch Nährstoffe aufnehmen. Oberirdisch lässt die Pflanze die Spitzen der Triebe und die Blätter hängen. Viele gießen dann noch mehr, weil sie vermuten, dass die Pflanze anzeigt, dass sie mehr Wasser braucht. Als nächstes hört die Pflanze zu wachsen auf – da auch keine Nährstoffe mehr von unten nachgeliefert werden. Dann verbräunen und verfaulen die Wurzeln, können daher auch kein Wasser mehr zu Stängeln und Blättern leiten, und die ganze Pflanze vertrocknet. Die GärtnerInnen gießen dann oft nochmals eifriger, was zur Folge hat, dass nach zwei, drei Wochen die ganze Pflanze ertrunken und jeder Wiederbelebungsversuch zum Scheitern verurteilt ist. So kommt es, dass mehr Topfpflanzen an zu viel Wasser sterben als an zu wenig. Am natürlichen Standort sorgen die Bodenlebewesen für die Belüftung des Bodens, und das Wasser kann abfließen – hier kann man Pflanzen nur auf Ausnahmestandorten zu Tode gießen. Im Gefäß kann das Wasser nur abfließen, wenn es unten dafür Abflusslöcher gibt. Aus diesem Grund eignen sich alte Badewannen wun-
Bei manchen Gefäßen muss das Loch erst hineingeschnitten werden.
derbar als Pflanzgefäß. Da ist der Abfluss schon eingebaut. Zur Ausnahme: Wenn das Gefäß erstens auf einem überdachten Balkon steht, also von oben nicht den natürlichen Niederschlägen ausgesetzt ist, zweitens ausreichend groß ist und drittens eine Drainageschicht im Gefäß eingearbeitet ist oder die PflanzengießerInnen die Wassergaben richtig dosieren – wenn das alles so ist, dann kann man auch auf Löcher verzichten. Neo-BalkongärtnerInnen empfehlen wir das ehrlicherweise nicht. Dazu ist schon etwas Fingerspitzengießgefühl nötig. Bei Gefäßen, die nicht bereits ein Abflussloch haben, müssen diese vor dem Befüllen eingeschnitten werden. Oft wird darauf im Pflanzeifer einfach vergessen. Manche Balkon- und TerrassenbesitzerInnen wollen auch einfach ihren Terrassenbelag vor unschönen Wasserflecken verschonen oder fürchten Schimmelbildung unterm Gefäß. Doch auch hier gilt: Je größer das Gefäß und je geeigneter das Substrat (→ Über das Gießen, Wasserspeicher im Substrat), desto weniger Wasser wird überhaupt unten abfließen. Und: Schimmel bildet sich nur, wenn Holz nicht abtrocknen kann. Wem das alles nicht reicht, der verwendet einen Untersetzer. (Ja, wir wissen, für viele schicke Pflanzgefäße sind die im Handel nicht erhältlich, da muss man und frau erfinderisch sein und zum Beispiel beim Spengler aus Weißblech Untersetzer ferti-
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gen lassen, oder er/sie gibt sich mit den in jedem Möbelhaus erhältlichen Schuhabtropftassen aus Kunststoff zufrieden). Wer verhindern will, dass das Holz unter den Töpfen Schaden erleidet, stellt die Gefäße auf kleine Füßchen (wie sie der Gartenfachhandel zum Beispiel für frostfeste Terrakotta-Töpfe günstig anbietet) oder schneidet sich zwei bis drei Dachlatten zurecht, auf die das Gefäß dann gestellt werden kann. So bleiben sowohl der Topf als auch der Holzboden belüftet.
Wie groß soll das Pflanzgefäß sein? Es gibt für jedes Gemüse so etwas wie eine Mindestgröße, die die Pflanze auf jeden Fall braucht, um im Gefäß gedeihen zu können. Grundsätzlich gilt aber für alle: Je größer das Gefäß, desto besser. In größeren Gefäßen hat mehr Erdvolumen Platz, Wasser und Nährstoffe können besser gespeichert und gleichmäßiger sowie nach Bedarf von der Pflanze aufgenommen werden. Das ist gerade im biologischen Gartenbau wichtig. Man hat also mehr Aufwand beim Befüllen der Gefäße, dafür aber weniger über die ganze Wachstumssaison hinweg: Kleine Töpfe oder Fensterkistchen müssen im Hochsommer täglich gegossen werden, größere Gefäße umso seltener, je mehr Erdvolumen sie enthalten; noch seltener, wenn sie auch noch gemulcht sind (→ Über das Mulchen) oder ein eingebautes Wasserreservoir haben (→ Über das Gießen, Pflanzgefäße mit Wasserreservoir).
Muss das Pflanzgefäß mobil sein? Wer seine Gefäße auf Rollen montiert, kann sie auch verschieben, wenn sich die Lichtverhältnisse ändern, oder sie vom Innenraum auf den Balkon und wieder retour schieben. Wenn Hochbeete mobil sein sollen – zum Beispiel, weil der Garten nach ein paar Jahren übersiedeln muss – haben sie idealerweise ein Untergestell in den Abmaßen
Dieser Garten kann jederzeit übersiedeln (Zandaam).
Groß und trotzdem mobil (Restaurant De Kas, Amsterdam)
einer Europalette (→ siehe Fotos), damit man sie mit einem Gabelstapler oder Hubwagen leichter transportieren kann. Bei unserer Gartenrecherchereise für dieses Buch haben wir einige lustige Hochbeete gesehen, die so funktionieren, also alle die gleichen
Grundlagen – Über die Gefäße
Abmaße haben (120 cm x 80 cm) und so konstruiert sind, dass die genormten Gabelzinken der Transportgeräte unten hineinfahren können: Im holländischen Zandaam fanden wir ausgemusterte Obstkisten vor, in denen Früchte aus Südamerika importiert wurden. In der Weinbaustadt Langenlois umfunktionierte Gitterkörbe, in denen ursprünglich gefüllte Weinflaschen gestapelt wurden. Beim Regenwurmbauern Alfred Grand in Absdorf Original-Europaletten, auf die er direkt die Seitenbretter aufgeplankt hat. Und im stylishen Garten des Gemüse-Restaurants De Kas in Amsterdam Pflanzcontainer, die vom Hersteller bereits nach diesem Prinzip konstruiert wurden. Die Initiative Social Seeds in Berlin hat ihre Hochbeete aus Europaletten und Aufsetzrahmen günstig selbst gefertigt (→ Gartenporträt Allmende-Kontor und Social Seeds).
Welche Form soll das Pflanzgefäß haben? Mit quadratischen oder rechteckigen Gefäßen kann der begrenzte Raum auf Balkonen und Terrassen besser ausgenutzt werden. Im Pflanzgefäß können verschiedene Gemüse leichter in Mischkultur gesetzt werden, oder eine Haupt- und eine Nebenkultur wird angelegt (→ Erfahrungen von Arche Noah-GärtnerInnen). Hingegen lassen runde Gefäße den Balkon optisch größer erscheinen und wirken weniger beengend, vor allem, wenn sie sich nach unten verjüngen, ihre Standfläche also kleiner ist als ihr Rand. Besonders hohe und schmale Gefäße sind in den letzten Jahren in Mode gekommen. Oft sind sie über 100 cm hoch und so konstruiert, dass sie unten einen Hohlraum haben, da die Pflanzen ohnehin nicht die ganze Tiefe als Wurzelraum benötigen und die Gefäße so leichter werden. Doch gleichzeitig liegt ihr Schwerpunkt so sehr hoch, und sie sind weniger standfest. Diese Perspektive der Wind- und Wetterfestigkeit muss auf vielen Balkonen und bei Gefäßen fürs Fensterbrett mitbedacht werden.
Erfahrungen von Arche NoahGärtnerInnen „Ich gärtnere in Töpfen, die 40 x 40 x 40 cm groß und aus Gewichtsgründen aus Kunststoff sind. Ich hätte natürlich am liebsten ein Hochbeet gehabt, aber das ging wegen der Statik leider nicht. Ich finde diese Topfgröße ideal, weil da genügend Platz ist, um zur ‚Hauptpflanze‘ noch ‚Freundpflanzen‘ dazuzupflanzen, und sich so auch Dille, Koriander und Borretsch schön selbst aussäen können. Das Nachsäen dieser Kräuter erledigt sich ganz von selbst. Ich habe die Töpfe ein wenig schräg angeordnet, das gibt den Pflanzen nach hinten und vorne mehr Raum, und außerdem kann ich in die ‚Nischen‘ kleinere Tontöpfe stellen, die die ‚Plastikfront‘ ganz gut verstecken“. Christine Aigner, Balkongärtnerin, Wien
Wie hoch soll das Gefäß sein? Wie tief das Gefäß sein muss, hängt vom Wurzelwachstum, vom Nährstoffbedarf der Gemüseart und vom Aufbau des Substrats ab. Ist ein Gefäß in der Hügelbeet-Schichtung befüllt, muss es etwas höher sein – dafür werden die Gemüse vom verrottenden Material gedüngt und gewärmt. Manche Gemüse sind im freien Land Tiefwurzler: etwa die Tomate, die 90 Zentimeter und tiefer wurzelt. In Pflanzgefäßen kann sie bekanntlich trotzdem gut kultiviert werden, auch wenn diese nur 40 cm hoch sind. Und sogar in flachliegenden Pflanzsäcken wächst die Tomate. Bei Wurzelgemüse schaut dies anders aus. Die Pastinake wurzelt im Gartenboden etwa gleich tief wie die Tomate, kommt bei 40 cm aber schon ins Schwitzen und bildet keine schöne Wurzel. Erdäpfel pflanzt man in hohe
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Pflanzsäcke, obwohl sie im freien Boden Flachwurzler sind. So kann man sie im Gefäß häufeln, und sie setzen mehr Ertrag an. Grundsätzlich braucht kaum eine Pflanze einen Wurzelraum, der tiefer als 60 cm ist – eine Ausnahme sind einige Wurzelgemüse (z.B. Spargel, Kren). Das gilt auch für Hochbeete. Die beliebte Höhe von 70–100 cm entspricht eher der Ergonomie des Gärtners als jener des Gemüses: In Hüfthöhe lassen sich Beete am besten bearbeiten, man und frau muss sich nicht bücken. Wichtiger als die Höhe des Gefäßes ist der tatsächlich für die Pflanzen verfügbare Wurzelraum im Topf. Ist die Erde im Gefäß an manchen Stellen verdichtet, verschlämmt oder unzureichend verrottet, kann die Pflanze hier ohnehin keine Wurzeln bilden. Gemüse für flache Pflanzgefäße (15–30 cm Höhe): Salat, Asia-Salate, Endivien-Salat, Radieschen, Spinat, Vogerlsalat, Porree, Zwiebel. Von anderen Gemüsearten nur spezielle Züchtungen.
Welche Farbe soll das Gefäß haben? Auch hier gilt: das ist weitestgehend eine Frage des Geschmacks. Schwarz sollte das Pflanzgefäß allerdings nicht sein. Dunkle Materialien erhitzen sich im Sommer so stark, dass es den Pflanzen im Gefäß schlicht zu heiß wird oder die Wurzeln im Extremfall sogar an einer Überdosis Hitze versterben (Pflanzengewebe stirbt ab einer Temperatur von 52 °C). Daher schwarze Kunststoffeimer oder Maurertröge mit einem hellen Material ummanteln (zum Beispiel Bambusmatten) oder die Gefäße kalken.
Wie schwer dürfen die Gefäße sein? Für die meisten BalkongärtnerInnen spielt wohl auch das Gewicht eine Rolle – erstens müssen die Gefäße von ebener Erde auf die Balkone oder Dachterrassen geschafft werden (und nicht alle
Häuser haben einen Lift), und zweitens haben Balkone und Flachdächer nur eine begrenzte Traglast. Keramik, Terrakotta, Ton und Holz sind die schwersten Materialien, Kunststoff ist das leichteste. Balkone in neu errichteten Gebäuden sind für eine Traglast von 400 kg/m2 ausgelegt. Dieses Gewicht ist bei größeren Gefäßen alleine schon durch das Feuchtgewicht der Pflanzerde rasch erreicht (→ Über die Gefäße).
Welche Materialien können über den Winter im Freien bleiben? Dies ist ein entscheidender Punkt für die Langlebigkeit von Gefäßen. Schließlich ist es für viele BalkongärtnerInnen gar nicht möglich, die Gefäße jeden Winter frostfrei zu verstauen, und idealerweise bleibt die Erde im Topf, der gefüllt auch gar nicht mehr so leicht zu transportieren ist. Holz, Eternit und frostfeste Terrakotta sind unschlagbar, was ihre Winterfestigkeit betrifft. Kunststoff wird vor allem durch Kälte- und Frosteinflüsse schneller brüchig. Und StadtgärtnerInnen haben den Vorteil, dass es in der Stadt ohnehin weniger Tage mit Frost gibt als im Umland (→ Über das Gärtnern in der Stadt).
Wie werden die Gefäße befüllt? Gefäße werden nach einem einheitlichen Schema befüllt: Als erstes kommt eine bodendeckende Drainageschicht in das Gefäß. Diese hat eine Höhe von 1/5–1/3 der gesamten Höhe des Gefäßes (In niedrigeren Gefäßen eher 1/5, in höheren eher 1/3). Die Drainageschicht kann aus Laub, Stroh oder Ästen sein, wie bei den Hochbeeten beschrieben. Für kleinere Gefäße eignen sich mineralische Substrate – wie Leca, Bims, Lava oder Kies – besser, da organische Materialien den Pflanzen den Stickstoff für den Verrottungsprozess rauben. Wird das Abzugsloch erst oberhalb der Drainageschicht geschnitten, dient diese auch als Wasserreservoir. Das Vlies muss mindestens so groß sein, dass es noch einige Zentimeter Überstand hat. Auf Ter-
Grundlagen – Über die Gefäße
In das leere Gefäß (links) kommt Bims, darauf ein durchwurzelbares Gartenvlies und dann erst das Substrat.
rassen und Dachgärten muss man besonders darauf achtgeben, dass keine Erde in die Regenrinnen der Terrasse gelangt. Hier empfiehlt es sich, das Vlies bis an die Oberkante des Substrates zu ziehen. Vor dem Einfüllen der Pflanzerde fixiert man das Vlies mit Klammern an der Oberkante des Gefäßes. Wie immer und überall: auf den Gießrand nicht vergessen. Fünf Zentimeter sollten es mindestens sein – auch, um eine gute Mulchschicht aufbringen zu können.
Selbstgebaute Gefäße Viele Gefäße können zu Pflanzgefäßen umfunktioniert werden. Wir beschreiben einige, die sich besonders bewährt haben und leicht erhältlich sind. Stapel-Mehrweg-Gemüsekisten aus Kunststoff Kisten, die zum Transport von Gemüse, Brot oder Fisch verwendet werden, sind lebensmittelecht und daher auch für den Anbau von Gemüse geeignet. Viele Gärtnereien liefern ihr Gemüse in diesen grünen Mehrweg-Gemüsekisten („Napf-Kisten“) aus. Ähnliche Kisten in der Farbe Rot verwenden Bäcker, weswegen sie in der Stadtgemüse-Szene auch als „Bäckerkisten“ bekannt sind. Die Kisten sind in verschiedenen Längen und Höhen erhältlich, haben gelochte Seitenwände und einen gelochten Boden und rechts und links zwei Eingriffslöcher. Diese Kisten kann man entweder ein-
Egal ob groß oder klein: Eine gute Drainageschicht und ein Abzugsloch für das Wasser sind ein Muss für jedes Gefäß.
zeln stellen oder daraus einen vertikalen Pflanzturm bauen, der jede Saison wieder abgeräumt oder umgestellt werden kann. Die Kisten werden mit einer Teichfolie (aus dem Baumarkt) ausgelegt, damit die Feuchtigkeit besser vom Substrat ferngehalten werden kann. Allerdings eignen sich nur hochwertige Teichfolien aus Synthese-Kautschuk für diesen Zweck. Viele Teichfolien bestehen aus PE (Polyethylen) oder PVC (Polyvinylchlorid) und enthalten eine Vielzahl an unterschiedlichen Weichmachern, die sich im Substrat lösen können, oft hormonähnlich wirken und die Fruchtbarkeit schädigen können. Zudem werden diese Folien mit den Jahren spröde, und es treten Risse auf. Die Folie mit Wäsche- oder Metallklammern an der Kiste befestigen und auf jeder Seite der Kiste zwei kleine Abflusslöcher in die Folie schneiden. Statt Teichfolie kann auch ein stärkeres Vlies oder Karton verwendet werden. Wie langlebig dieser ist, können wir noch nicht sagen, aber eine ganze Gartensaison hält er sicher durch. Gemüsekisten-Turm Ein System, vertikal zu gärtnern, das wir im Schaugarten der Arche Noah im Jahr 2011 entwickelt haben: „Napf-Kisten“ werden turmartig übereinander gestapelt. Und zwar so, dass die zweite Reihe versetzt zur ersten ist, die dritte Reihe wiederum versetzt zur zweiten und die vier-
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Mehrweg-Gemüsekisten, umfunktioniert zum Etagen-Gemüsebeet
te versetzt zur dritten (→ Foto). In den unteren beiden Etagen können Pflanzen angebaut werden, die aus der Kiste heraus ans Licht wachsen. Die Kisten sind je 60 cm lang und 40 cm breit und 16 cm bzw. 26 cm hoch. Wir haben Kürbisse, Melonen und Gurken gewählt. In der dritten Etage haben wir Tomaten gesetzt und in der vierten verschiedene, aufrecht wachsende Blattgemüse: Salate, Kräuter und Mangold. Die Kisten haben wir mit einer Teichfolie aus Kautschuk ausgekleidet – damit die Feuchtigkeit besser in der Erde gehalten werden kann. Für das nächste Jahr werden wir einen Pflanzversuch in Kartonkisten starten. Ergebnisse gibt es in der nächsten überarbeiteten Auflage des Buches oder ab Herbst 2012 auf Anfrage bei Arche Noah.
sie wasserdurchlässig sind, muss auch kein eigenes Abflussloch geschnitten werden. Diese Säcke haben ein relativ großes Erdvolumen (60 Liter und mehr) und können mindestens drei Pflanzsaisonen lang genutzt werden – wobei Jute langlebiger ist als die Säcke aus Kunststoff/Bändchengewebe. Die Säcke können frei stehen oder auch gegen eine Wand gelehnt werden.
Selbstgefüllte Pflanzsäcke, Kaffeesäcke, Postsäcke etc. Grundsätzlich lässt sich jeder Sack, der für den Transport von schwerem Inhalt genäht ist, auch als Pflanzsack verwenden: also Postsäcke aus Bändchengewebe genauso wie Kaffeesäcke aus Jute oder Reissäcke aus Kunststoff. Diese Säcke sind auf Flohmärkten, in Asia-Läden oder auch in Kaffee-Röstereien für ein paar Euro erhältlich. Sie werden befüllt wie andere Gefäße auch. Da
Möbel-Recycling: Badewannen, Küchenkästen und Co. Beim Blick in einen Sperrmüllcontainer wird man oft fündig: Da Möbel ja oft als Aufbewahrungs- und Stauraum dienen, können sie auch als Pflanzgefäß verwendet werden. Badewannen haben auch gleich ein Abflussloch. Viele Stadtgarten-Initiativen haben die Einkaufswägen aus den Supermärkten zu Pflanzgefäßen „zweckentfremdet“. Solchermaßen dienen sie dann nicht mehr
Dieser Postsack aus der Schweiz hat in Schiltern Wurzeln geschlagen.
Grundlagen – Über die Gefäße
dazu, die Äpfel oder Bananen aus Südamerika auf ihren letzten Metern, bevor sie auf unseren Tellern landen, zu transportieren, sondern als Pflanzraum für Gemüse und Co. Sie werden also, wenn man so will, sesshaft und können trotzdem als fahrbare Gärten transferiert werden, wenn dies nötig ist. Ähnliche fahrbare Gärten lassen sich aus ausgedienten Kinderwägen konstruieren. Holzrahmen Eine sehr einfache Möglichkeit, wenn man einen gewachsenen Boden zur Verfügung hat, ist es, einen Holzrahmen auf die Erde zu stellen. Im Handel werden fertige Sets angeboten, die meist 120 x 120 cm groß sind. Der Rahmen sollte ca. 30 cm hoch sein. Bereits im ersten Jahr kann er mit flachwurzelnden Gemüsekulturen bepflanzt werden. Wer dieses Holzrahmen-Beet auf eine Rasenfläche stellt und den Rasen vor dem Aufstellen lockert – oder, noch besser, die Rasensoden entfernt –, kann auch schon tieferwurzelnde Pflanzen wie Paprika, Tomaten oder Melonen anbauen. Gebrauchte Fässer Fässer sind sehr gute Pflanzgefäße, wenn sie in der Mitte halbiert werden. Bei Kunststoff-Fässern ist das sowohl längs als auch quer möglich. Holzfässer können nur der Höhe nach halbiert werden. Wird ein Kunststoff-Fass von oben nach
Ein einfacher Holzrahmen ermöglicht Gemüseanbau auf kargem Land.
unten durchgeschnitten, braucht es rechts und links eine Stütze (Holzgerüst, Steine ...), damit das Gefäß nicht herumrollt und fest stehen bleibt. Bei Holzfässern, die als Wasserfass dienen, darauf achten, dass sie nicht austrocknen. Sonst schrumpfen die einzelnen „Dauben“ (das sind die gebogenen Bretter, aus denen die Fässer gemacht sind), und das Fass wird undicht. Holzfässer haben die gleichen Eigenschaften wie Hochbeete aus Holz (→ Tabelle). Egal, ob aus Kunststoff oder Holz: auf das Abflussloch im Boden nicht vergessen. Stapeltöpfe Wer ein höheres Pflanzgefäß braucht, kann aus beschädigten oder bodenlosen Kunststoff-Töpfen ein hohes Gefäß bauen. Die Gefäße müssen nur den gleichen Durchmesser haben. Dazu das untere zu zirka 3/4 mit Pflanzerde füllen. Den Boden des oberen Gefäßes herausschneiden und in das untere Gefäß stecken. Diese Methode bewährt sich auch als Notlösung, wenn man zum Beispiel mitten im Sommer bemerkt, dass eine hungrige Gemüsepflanze doch mehr Wurzelraum benötigt – das kommt bei Starkzehrern wie Zucchini oder Melonen häufig vor. Dann muss der Topfboden nicht abgeschnitten werden. Es reicht aus, wenn er an einigen Stellen Löcher hat. Die stets wasser- und nährstoffsuchenden Wurzeln finden ihren Weg auch durch kleinere Löcher.
Eine schnelle Lösung, wenn der Topf zu klein war: einen zweiten Topf mit Erde füllen und den Pflanztopf daraufstellen.
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Bürgergarten Augarten Wien „Es macht alle glücklich. Alle müssen lachen, wie bei Seifenblasen“, beschreibt die Architektin Orsolya Stadler-Vida die Wirkung des Gärtnerns mitten in der Leopoldstadt. Die vom Film archiv Austria unter der Leitung von Renate Ablinger 2010 gestartete Initiative für einen Gemeinschaftsgarten hat sich zu einem veritablen Bürgergarten-Projekt erweitert. In der Gartensaison treffen sie sich jeden Donnerstag, um zu besprechen, was zu tun ist und wer was in Angriff nehmen kann. 50 GärtnerInnen bepflanzen 20 einzelne Beete und, unter der Fachberatung von Eva Vesovnik, gemeinschaftlich auch zahlreiche Hochbeete, die über das Gelände des Filmarchivs verteilt sind. Markenzeichen des Gartens sind die lebensgro ßen, gemalten Skulpturen der Künstlerin Raya Schwahn-Reichmann. Die Hochbeete umfassen auch den Freiluftsaal des Open-Air-Kinos, in dem im Sommer 2011 erstmals die Kinoreihe „Grünzeug“ zu urbanem Gärtnern gezeigt wurde. Die Stadt Wien hat das Gartenprojekt mit der Plakette „Naturnahe Grünoase“ ausgezeichnet. Kinder können hier mitten in der Stadt im „Auwald“ nicht nur Natur erleben – es gibt einen Dachsbau! –, sondern auch in der Erde wühlen und ernten sowie das vom Gartenkoch verkochte, eigene Angebaute verspeisen. Mitten in der Leopoldstadt entstand ein Ort für angewandte Stadtutopien; Gemeinschaftsgärten sind hier nicht nur produktive zivilgesellschaftliche Handlungsräume, sondern auch eine klare Ansage in Richtung zukunftsfähiger Stadt. Im Kleinen können hier Biodiversität, gesunde Ernährung, nachhaltige Lebensweisen oder Klimaschutz – kurz: die großen Themen der Zeit – ganz praktisch ge- und erlebt werden.
Üppig bepflanzte Hochbeete
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Viele Familien kommen mit ihren Kindern her, die hier freudig die eigenen Pflanzen beernten.
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Der Erdkreislauf-Terrassengarten Barbara Kriegl, Wien „Meine Mutter hat immer gesagt, bei dir muss alles nützlich sein“, erzählt Barbara Kriegl. Dieses Motto erkennt man auch auf ihrer 14 m2 großen Terrasse. Von Anfang Juli bis Anfang September hat sie heuer Tomaten geerntet, vom fünfjährigen Weingartenpfirsichbaum Ende August 13 Stück Pfirsiche. Von 14 Stangenbohnen über den Sommer vier Kilo frische Fisolen. Die Erdbeeren musste sie mit den Amseln teilen (der Versuch, diese mit Glitzerperlen fernzuhalten, scheiterte). Da die Stieglitze letztes Jahr so gerne die Samen der Kosmeen und der Kornblumen fraßen, hat sie auch heuer die Samenträger stehen gelassen. Chili und Salate, Kräuter und Weingartenpfirsiche, Bohnen und Tomaten wachsen auf der sonnenexponierten Terrasse üppig. Das besondere an dieser Üppigkeit: Gedüngt wird mit dem im Zweipersonenhaushalt anfallenden Bio-Müll. Dieser kommt das ganze Jahr über in eine selbstkonstruierte Regenwurmkiste – einen alten Maurertrog. Genauer gesagt zunächst in ein Rohr (Durchmesser zirka 30 cm). Dieses wird immer wieder leicht nach oben gezogen, sodass die Abfälle nach unten fallen und sich mit der Erde vermischen. Der Regenwurmkompost wird dann im Frühling auf die Gefäße verteilt. Zusätzliche Dünger verwendet Barbara Kriegl nicht. Ernten und Düngen formen so einen kleinen, geschlossenen Kreislauf.
Bohnen gedeihen auf der Terrasse prächtig.
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