Samengärtnerei

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es? Was brauchen Sie? Wie können Sie Ihre Lieb­ lingssorten weitervermehren? Was können Sie zur Erhaltung der Sortenvielfalt beitragen? Außerdem erfahren Sie alles über Verkreuzungsmöglichkeiten, Auslesekriterien, Kulturgeschichte der Gemüse, Pflanzenkrankheiten und vieles mehr. Handbuch Samengärtnerei – das Standardwerk für die eigene Saatgutgewinnung! Inklusive Poster mit allen Gemüsearten, praktischen Tipps und wichtigen Hinweisen auf einen Blick.

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Doldenblütler (Apiaceae, Umbelliferae)

Doldenblütler

Allgemeine Vermehrungsmerkmale Alle Doldenblütler, deren Wurzeln oder Knollen genutzt werden, werden für den Samenbau zweijährig kultiviert. Eine Ausnahme ist die Zuckerwurzel (Sium sisarum). Sie blüht bereits im ersten Jahr. Bei manchen anderen Vertretern dieser Familie, besonders bei den Gewürzpflanzen mit Blattoder Samennutzung, können Samen im ersten Jahr gewonnen werden: z.B. bei Kerbel,

Koriander, Gewürzfenchel oder Dill. Alle Doldenblütler sind Fremdbefruchter. Sie sind sehr verkreuzungsanfällig, zwei Sorten einer Art sollen nie gleichzeitig in einem Garten vermehrt werden. Die großen Blütendolden werden von zahlreichen Insekten besucht. Vor allem große Schwebfliegenarten gewährleisten eine sichere Bestäubung. Bei manchen Doldenblütlern kann – selten, aber doch – Selbstbefruchtung vorkommen.

Überblick über die Familie

Der Familienname „Doldenblütler“ weist auf den schirmförmigen Blütenaufbau hin. Der alte Familienname „Umbelliferae“ bedeutet wörtlich übersetzt „Schirmträger“. Der Blütenstand der Doldenblütler besteht aus kleinen Döldchen, die symmetrisch angeordnet sind und gemeinsam die Blütendolde bilden. Die Doldenblütler eint, dass sie stets krautige Pflanzen sind, meist reich an ätherischen Ölen, derentwegen wir sie als Gewürze nutzen. Unter den Doldenblütlern

sind aber auch zahlreiche Arznei- und Giftpflanzen zu finden. Viele Kulturpflanzen entstammen dieser Familie: die Karotte als prominentestes Beispiel, die Pastinake als wieder entdecktes und wohlschmeckendes Wurzelgemüse, Petersilie, Fenchel und andere mehr. In unserer Wildflora sind zahlreiche Pflanzen der Familie vertreten: wilde Karotte, wilder Pastinak, Wiesenkümmel, Engelwurz oder Bärenklau etwa.

Deutscher Name

Gattung

Art

Nutzung

Lebensdauer

Karotte/Möhre

Daucus

carota

Wurzel

2-jährig

Petersilie

Petroselinum

crispum

Wurzel, Blatt

2-jährig

Sellerie, Eppich

Apium

graveolens

Blatt, Knolle, Blattstiele

2-jährig

Pastinake

Pastinaca

sativa

Wurzel

2-jährig

Gemüsefenchel

Foeniculum

vulgare

Blatt, „Knolle“, Samen

2-jährig bis ausdauernd

Zuckerwurzel, Süßwurzel

Sium

sisarum

Wurzel

ausdauernd

Kerbelrübe

Chaerophyllum

bulbosum

Blatt, Rübe

2-jährig


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Doldenblütler

> Karotte/ Möhre

(Daucus carota)

Hier blühen verschiedene Karottensorten unter eigenen Kulturschutznetzen. Als Bestäuberinsekten werden in der Isolierung Schwebfliegen eingesetzt.

Was Sie brauchen: > mindestens 30 gesunde, gut ausgebildete Karotten, besser 50–100 > mildes Klima oder Überwinterungsmöglichkeiten > keine wilden Karotten in der Nähe, die gleichzeitig blühen > Stützgerüst für die Samenstände > Leintuch oder Stoffsack

Bestäubungsbiologie

Die Samenstände von Karotten sind zum Trocknen aufgehängt. Sie sind schön und duften aromatisch.

Die Karotte ist wie alle Doldenblütler ein Fremdbefruchter. Sie ist weitgehend selbststeril. Wegen der Verkreuzungsgefahr zwischen den Karottensorten ohne Isolierung nur eine Sorte pro Jahr vermehren. Die großen Blütendolden locken mit ihrem Nektar allerlei Insekten, vor allem Käfer, Bienen, Wespen und Schwebfliegen an. Vielerorts wachsen in Wiesen und Rainen auch wilde Karotten. Da die Wildkarotten zur selben Art gehören, können sie sich mit der Kulturform verkreuzen. Die weißen Dolden der Wildformen unterscheidet ein kleines, unverkennbares Merkmal

von allen anderen Doldenblütlern: Im Zentrum der Dolde steht meist eine kleine schwarzpurpurne Blüte. Selbst bei Saatgut, das im Handel angeboten wird, kommen Verkreuzungen mit der Wildform des Öfteren vor. Diese ist an der faserigen, weißen Wurzel und daran, dass diese Pflanzen bereits im ersten Jahr blühen, zu erkennen. Diese Typen sollte man nicht weitervermehren und die Wurzeln ausstechen, damit sie nicht erneut austreiben können. Je nach Größe des Bestandes und Lage des Gartens müssen Isolierabstände von mindestens 100–150m eingehalten werden (>Räumliche Isolation). Bei einer Vermehrung in Isolierkäfigen verwendet man am besten Schwebfliegen, aber auch Schmeißfliegen sind einigermaßen geeignet. Honigbienen bestäuben die Karotte eher schlecht.

Samenbau Die Aussaat für die Vermehrung sollte nicht zu früh erfolgen – außer man will auf Frühzeitigkeit auslesen. Als Grundregel gilt: Die Samenträger sollen bis zur Herbsternte ihre volle Nutzungsreife erreicht haben. Daher frühe Sorten spät (Juni) und späte Sorten früh (Anfang Mai) aussäen. Werden z.B. Treibkarotten zu früh angebaut, sind sie bereits verwachsen und „überreif“, können


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Doldenblütler Die Karotten könnten in den meisten Lagen problemlos auch im Freien überwintern; allerdings sollten sie für eine Auslese zunächst geerntet und die auserlesenen Wurzeln zu einer Befruchtungsgruppe zusammengesetzt werden (bei extremer Frostgefahr mit Strohschutz bedecken). Eine zweite Auslese im Frühjahr ist bei dieser Überwinterungsform allerdings nicht mehr möglich.

Auch im Winterquartier kann es zu Verwechslungen der Samenträger einzelner Sorten kommen. Daher gut beschriften.

Frauen aus Küttigen in der Schweiz setzen Samenträger des ‚Küttiger Rüebli‘.

nicht gut ausgelesen werden und wachsen im Frühjahr auch nicht gut an. Die zur Vermehrung vorgesehenen Karotten werden im Herbst so spät als möglich gemeinsam mit den Speisekarotten geerntet; sie sollen voll ausgereift sein. Nach der Ernte erfolgt die erste Auslese. Die unverletzten und sauberen Wurzeln werden in ein frostsicheres Überwinterungsquartier eingelagert; das Laub wird auf ca. 3–5 cm eingekürzt. Wichtig: Das „Herz“ (den Blattansatz) nicht beschädigen. Die Karotten müssen im Winterquartier vor zwei Gefahren geschützt werden: vor dem Austrocknen und vor zuviel Wärme. Die optimale Lagertemperatur beträgt 1–3°C bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 90%. Vor dem Auspflanzen im zweiten Kulturjahr wird ein weiteres Mal ausgelesen: Die Lagerfähigkeit und die Erhaltung von Geschmack und Saftigkeit im Lager werden nun geprüft. Im zweiten Jahr erfolgt das Wiederauspflanzen der Wurzeln, sobald der Boden offen und einigermaßen abgetrocknet ist (je nach klimatischen Bedingungen von Mitte März bis Mitte April). Insbesondere bei sandigen/trockenen Böden besteht die Gefahr der Austrocknung der Wurzel. Daher ausreichend gießen, bei sonnigem Wetter schattieren und im Optimalfall mit Vlies vor austrocknenden Winden schützen. Auch ist es gut, die Karotten wieder langsam an das

Licht zu gewöhnen und sie vor dem Aussetzen einige Tage in den Schatten zu legen. Günstig ist ein Auspflanzen an milden, bedeckten Tagen bei wenig Wind und anschließend regnerischem Wetter. Pflanzabstand: Reihenabstand 40–65cm, in der Reihe 20–30 cm – je nach Größe der Sorte. Die Wurzeln so einsetzen, dass nur das Herz der Karotten frei bleibt und die Wurzeln fest und senkrecht im Boden sitzen. Nach dem Durchtreiben 2–3-mal hacken, beim letzten Mal anhäufeln, damit die Samenträger festeren Stand haben. Die Samenträger müssen nicht einzeln festgebunden werden, sondern werden „eingespannt“: Um die „Karotten-Familie“ Stützstäbe im Abstand von ca. 50–100 cm einschlagen. Die Karotten werden – zwischen Schnüren „eingespannt“ – vor dem Umfallen geschützt. Wer Verkreuzungen mit der wilden Karotte zu 100 % vermeiden will, kann Karotten (wie auch anderes Wurzelgemüse) bereits im Februar an einem geschützten Ort (frostfrei, aber kühl) in Kübeln pflanzen: 5–6 Wurzeln in einem 10 l-Kübel. Die so vorgetriebenen Pflanzen werden nach langsamem Abhärten Ende März ausgepflanzt. Durch diese Verfrühung ergibt sich gegenüber den Wildformen ein zeitlicher BlühVorsprung von mehreren Wochen. So wird eine Verkreuzung mit den wilden Karotten verhindert.

Samenernte Wie bei vielen Doldenblütlern ergeben auch bei den Karotten die ersten Dolden, die auf dem Hauptstängel wachsen, die besten Samen. Sie sollten als erste geerntet werden. Späte und kleine Dolden, die an den Seitenästen reifen, sollten eher verworfen werden. In älterer Samenbauliteratur ist immer wieder der Hinweis zu finden, dass die kleinen Nebendolden abgeschnitten werden sollten, damit die Samen der Mitteldolde von der Pflanze besser ernährt werden können und somit größer werden und eine höhere Keimkraft aufweisen. Pflanzungen mit geringem Abstand ergeben mehr Saatgut an den ersten Dolden, da sich die Blütenstände nicht so reich verzweigen. Karottensamen reifen über eine lange Zeitspanne ab; daher sollte man öfters beernten. Wenn die ersten Dolden braun und trocken sind, kann man das erste Mal – am besten mit einer Schere – die ganzen Dolden ernten; im Idealfall an warmen und trockenen Tagen. Für höhere Lagen: Das Abreifen der Samen kann durch das Herausziehen der Samenträger aus der Erde im September beschleunigt werden. Die Dolden auf Tüchern ausbreiten; 2–3 Wochen nachtrocknen lassen. Die trockenen Dolden vorsichtig in einem Stoffsack dreschen oder auf einem weitmaschigen Sieb abrebeln; die Samen in Sieben und im Wind (Schwung-Sieb) reinigen. Das Saatgut ist bei der Aussaat besser rieselfreudig, wenn durch ein Gegeneinander-Reiben der Samenkörner in einem Stoffsack die „Wimpern“ der Samen entfernt werden.

Die abgeschnittenen Dolden 2–3 Wochen nachtrocknen lassen.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge In der Vermehrung kann die samenbürtige Möhrenschwärze Probleme verursachen. Erreger sind Alternaria-Pilze (Alternaria dauci; Alternaria radicina). Um einem Befall vorzubeugen, kann Saatgut mit einer Heißwasserbeize behandelt werden (>Saatgutgesundheit und Saatgutqualität). Bei einem Befall mit Möhrenschwärze verfärben sich zunächst einzelne Fiederblätter braun bis schwarz, die Blätter sterben in Folge frühzeitig ab, auch Flecken an der Wurzel können auftreten. Der Pilz kann sowohl über Saatgut als auch über den Boden übertragen werden. Ebenfalls samenbürtig, aber seltener anzutreffen ist der Pilz Alternaria radicina. Dieser verursacht – meist erst im Lager – schwarze Flecken, die tief in das Gewebe hineinreichen. Nicht samenbürtig sind der Echte Mehltau und der Grauschimmel. Im Lager können verschiedene Pilzkrankheiten auftreten. Meist wird die Pilzinfektion bereits mit den Karotten ins Lager gebracht. So können mit der Lagerfäule Thielaviopsis infizierte Karotten bei der Ernte noch gesund aussehen. Nur ausgereifte, sorgsam geerntete und ungewaschene Karotten einlagern; nicht zu dichte Schichten einlagern; Erdmieten nicht am gleichen Platz wie im Vorjahr anlegen. Die Möhrenfliege (Psila rosae) ist ein weit verbreiteter Schädling im Karottenanbau. Sie bringt zwei Generationen hervor: Die


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erste tritt in der Regel ab Mitte Mai auf. Starker Befall im Jugendstadium kann die Karotten absterben lassen. Die zweite Generation schlüpft ab Mitte August. Diese Generation ist die gefährlichste. Sie kann die Karotten im Winterlager weiter schädigen. Die Eier werden oberflächlich auf dem Boden abgelegt, wo sich die Maden entwickelt und in die Karotten einfressen, die Fraßgänge mit Kot füllen, die sich dann rostbraun verfärben („Eisenmadigkeit“). Vorbeugung: Kulturschutzgitter verwenden; windige Lagen wählen, diese werden von den Fliegen meist gemieden; gute Fruchtfolge. Heißes und trockenes Wetter hemmt die Entwicklung der Junglarven. Mischkultur mit Zwiebelgewächsen (klassischer Mischkulturpartner) bringt wenig. Empfeh-

Doldenblütler

lenswert ist jedoch folgender Kulturtipp: Durch eine Untersaat von Erdklee (Trifolium subterraneum) kann der Befall beinahe gänzlich verhindert werden. Diese Form der Mischkultur ist leicht zu praktizieren und verdient Nachahmung. Erdklee ist im Saatguthandel erhältlich. Erdklee samt nicht aus und friert im Winter aus.

Sortenmerkmale und Auslesekriterien Die Karotte kann hinsichtlich ihrer Nutzung in zwei Gruppen eingeteilt werden: In die Speise- und in die Futterkarotten. Die Futtertypen sind späte, lagerfähige Sorten mit weißem oder gelb-rotem Fleisch. Die Speisetypen unterscheiden sich in der Reifezeit und in den Nutzungseigenschaften.

Hinsichtlich der Wurzelform werden fünf Typen unterschieden:

a

b

c

a) lange, große Wurzel (Futterkarotten), b) spitz zulaufende Wurzel („Valery Typ“) c) stumpfe, walzenförmige Wurzel („Nantaiser Typ“) d) stumpf kegelförmige Wurzel („Duwicker Typ“) e) rundliche Wurzel („Pariser Typ“)

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Die Karotte ‚St. Valery‘ wird ausgelesen: Diese Wurzeln werden als Samenträger für das kommende Jahr verwendet. Nicht im Bild, aber genauso wichtig wie die Form: die Geschmacks-Auslese. In der professionellen Züchtung entspricht meist nur 1–5 % der Karotten dem gewünschten Typus. Im Hausgarten muss man nicht gar so streng mit den geernteten Karotten sein.

Diese Wurzeltypen sollen nicht weitervermehrt werden: beinige Karotten, aufgeplatzte Wurzeln, kleine Wurzeln ...


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Handbuch Samengärtnerei Da es sowohl weiße als auch gelbe, orange, rote und violette Sorten gibt, die wiederum unterschiedlich geformt sein können, sind die Auswahlkriterien vielfältig: > Blattausbildung, Wüchsigkeit für raschen Bestandesschluss (evt. auch als Ausdruck für gute Trockenheitstoleranz) > Blattform und -farbe (als Sortenmerkmal) > Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau, Alternaria und andere Krankheiten > sortentypische Wurzelform (kegelförmig, spitz, stumpf, walzlich, kurz oder lang) > Blattansatz: ausgeformte „Schultern“ der Karotte, kein „Senkkopf“, festes Laub, guter Laubansatz > kein Grünkragen (oberster Anteil grün oder violett gefärbt; diese Eigenheit kann der Karotte abgezüchtet werden, außer es handelt sich um eine sortentypische Eigenheit – wie bei der weißwurzeligen Sorte ‚Blanche à collet vert‘, die weit aus der Erde, schlangenförmig gewunden und grün gefärbt herausragt) > Glattschaligkeit > Platzfestigkeit > gerade Wurzeln ohne Nebenwurzeln > Süße und Aroma (Karotten sind Fremdbefruchter, daher können die einzelnen Pflanzen eines Bestandes unterschiedlich schmecken: süß, karotten-typisch, neutral, aromatisch oder bitter, seifig). Für den Geschmackstest gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man schneidet das untere Drittel der Karotte ab und verkostet dieses; oder man stanzt einen Zylinder aus der unteren Hälfte der Wurzel. Feinschmecker verkosten die Stücke sowohl roh wie auch gedünstet. Nach der Geschmacksverkostung muss die Wunde wieder antrocknen, dann mit Tierkohle oder Holzasche desinfiziert werden, die ausgelesenen Wurzeln können dann zur Lagerung ins Winterquartier gebracht werden. > schöne Herzausformung (außer bei der herzlosen Sorte ,Lange Stumpfe ohne Herz‘)

79 > feinfaseriges Fleisch > Farbe der Wurzel innen und außen > Lagerfähigkeit bei späten Sorten > kurzes Laub bei frühen Treibkarotten

Doldenblütler

> Petersilie

(Petroselinum crispum)

Samenbau

Nicht ausgelesen werden kann auf das Vorhandensein von feinen Haarwurzeln. Diese entstehen bei einer zu langen Kulturdauer. Die Wurzel hat ihr Wachstum eigentlich abgeschlossen und die Pflanze bereitet sich auf die Nahrungsaufnahme für das Aufstängeln vor.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Die Kulturkarotte geht vermutlich auf zwei oder drei Unterarten zurück, eine davon ist auch bei uns heimisch. Die wilden Verwandten der Karotte sind ursprünglich von Europa über Vorder- bis Zentralasien verbreitet. Bei den Kulturkarotten werden ein asiatischer und ein westlicher Typ unterschieden. Der asiatische Typ dürfte in Zentralasien in Kultur genommen worden sein. Aus der dort verbreiteten Wildform wurden violettrote und gelbe Sorten selektiert. Wegen des rot-violetten Farbstoffes wird er auch als Anthocyan-Typ bezeichnet. Im Unterschied dazu wurde der westliche Typ vermutlich in Anatolien in Kultur genommen. Dieser ist zweijährig und hat unverzweigte weiße, gelbe oder orange Wurzeln. Die heute weit verbreiteten Sorten mit orangen Wurzeln, die unser Bild der Karotte prägen, gehen auf holländische Züchtungen aus dem 17. Jahrhundert zurück. Der hohe Anteil am Inhaltsstoff Beta-Karotin verursacht die orange Färbung. Die bei uns gebräuchlichen Speise-Zuchtsorten stammen meist aus Holland, England oder Frankreich. Frankreich hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Karotten-Züchtungsimperium entwickelt. Sorten wie ‚Nantaise‘ oder ‚Pariser Treib‘ erzählen von der französischen Herkunft. Die blassgelben Karottensorten kamen im Laufe des 20. Jahrhunderts aus der Mode und finden heute hauptsächlich als Suppengrün Verwendung. <

die Verwendung von Isolierkäfigen. Als Bestäuberinsekten können Schwebfliegen ebenso wie Schmeiß- oder Stubenfliegen eingesetzt werden.

Zwei Nutzungsformen der Petersilie werden unterschieden: die Wurzelpetersilie (convar. radicosum) und die Blattpetersilie (convar. crispum). Die Blattpetersilie ist weltweit gebräuchlich und wird als Gewürz verwendet. Blattpetersiliensorten kommen in mehreren Formen vor: glatt & kleinblättrig, glatt & großblättrig und gekraust. In der bäuerlichen/hausgärtnerischen Praxis dürften nicht selten auch „Übergangsformen“ für Blatt- und Wurzelnutzung angebaut worden sein. Daraus wurden Sorten mit einem verstärkten Wurzelwachstum ausgelesen. Was Sie brauchen: > mindestens 20 gut ausgeformte Petersilienwurzeln > ev. Überwinterungsmöglichkeit > Stützstäbe und Schnur

Bestäubungsbiologie Petersilienblüten werden gerne von Insekten besucht. Blatt- und Wurzelpetersilien und alle Sorten untereinander können sich verkreuzen. Als Isolierabstand haben sich 100–150 m bewährt. Eine arbeitsintensivere Vermehrungsweise in kleineren Gärten ist

Alle Formen der Petersilie werden zweijährig vermehrt und wie für die Gemüsenutzung angebaut. Um Saatgut von Blattpetersilie zu gewinnen, sollte im ersten Jahr nur wenig Blatt beerntet werden, damit sich eine kräftigere Wurzel bildet. In den meisten Gebieten können Wurzel- wie Blattformen im Freien überwintern. Im Kontinentalklima mit starken Kahlfrösten benötigen sie im Freiland aber dringend einen Schutz. Vor allem im beginnenden Frühjahr (Anfang März) können die Pflanzen Schaden leiden. Daher sollten Wurzelpetersilien Ende Oktober/Anfang November ausgegraben, die schönsten Wurzeln ausgelesen und im Keller oder einer Erdmiete überwintert werden. Die Blätter werden bis auf die Herzblätter entfernt. Im Frühjahr werden die Wurzeln auf ca. 30 × 25 cm ausgepflanzt. Doch auch Blattpetersilien können auf ein kräftiges Wurzelwerk ausgelesen werden, um die Trockenheitstoleranz und die Wüchsigkeit zu verbessern.

Samenernte Die reifen Dolden der Petersilie rasch ernten und nachtrocknen lassen. Überreife Petersiliensamen fallen nach einiger Zeit durch Wind oder Regen aus. (Ernte, Drusch und Reinigung >Karotte/Möhre). Petersiliensamen sind nur über kurze Zeit keimfähig (2 bis maximal 3 Jahre).

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Auch an Petersilie kann eine Pilzkrankheit auftreten, die über Samen übertragen werden kann: die Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria petroselini). Befallenes Saatgut ist mit den Sporenträgern (Pyknidien) des Pilzes behaftet, diese sind mit freiem Auge


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81 sichtbar. Manche Sorten sind im Herbst sehr mehltauanfällig. Rechtzeitig reagieren: Blätter zurückschneiden und Befallsnester entfernen. Durch Bewässern kann eine Verminderung des Befalls erreicht werden.

Doldenblütler

> Sellerie, Eppich (Apium graveolens)

Sortenmerkmale und Auslesekriterien

Wurzelpetersilie ‚Berliner Halblange‘

> Chinesischer Samenbau-Trick Eduard Lucas beschreibt im Jahre 1905 einen chinesischen Samenbautrick, auf den er in einer Mitteilung des steiermärkischen Gartenbauvereins (!) gestoßen ist: „Es ist bekannt, dass von der guten Bewurzelung der Samenträger die Quantität und vielfach auch die Qualität der Samenernte abhängig ist. Um die Bildung von Saugwurzeln zu befördern, befolgen die Chinesen folgendes eigentümliche Verfahren, das Nachahmung verdient. Bevor sie nämlich im Frühjahr die Wurzelgewächse, wie Rettiche, Möhren, Rüben, Runkeln usw., zum Samentragen aussetzen, machen sie an drei oder vier Stellen mit dem Messer leichte Einschnitte, die am Halse beginnen und unten an der Wurzelspitze endigen. An diesen Einschnitten bilden sich kleine Wülste, aus denen eine Menge feiner Faserwurzeln hervortreten, welche sehr wesentlich zur Ernährung und üppigen Entwicklung der Pflanzen beitragen.“ (Aus: Mitteilungen des steiermärkischen Gartenbauvereins 1880 S. 748; zitiert in: Lucas Eduard: Der Gemüsebau; Stuttgart 1905)

Bei der Wurzelpetersilie werden generell schwache Wurzeln ausgeschieden. Weitere mögliche Auslesekriterien: > Wurzel: glattschalig und unverzweigt; sortentypische Wuchsform (z.B.: kurzdick-stumpf; mittellang-kegelförmig; lang-spitz); Ausbildung der „Schultern“ > Laub: sortentypische Wuchsform und Farbe. Bei der Blattpetersilie muss bei den gekräuselten Sorten fortwährend auf die Kräuselung selektiert werden; bei allen Sorten ist die Wüchsigkeit und das Nachwuchsvermögen nach dem Schnitt ebenfalls ein Kriterium. > Raschwüchsigkeit des Laubs für raschen Bestandesschluss > Mehltau-Toleranz im Herbst > Blattpetersilien: Üppigkeit und Raschwüchsigkeit des Laubs > Schnittpetersilien: Zartheit und kräftiges Aroma des Blatts

Kultur- und Züchtungsgeschichte Der Ursprung der wilden Petersilie ist nicht sicher belegt, er liegt vermutlich im Mittelmeergebiet oder in Westasien. In vielen Gebieten Europas ist die Petersilie aus Hausgärten verwildert. Wurzelpetersilie wurde bereits im Altertum genutzt, durch die Römer gelangte sie auch nördlich der Alpen. Vor allem in Österreich, Deutschland, Polen und Holland konnte sich der Anbau von Wurzelpetersilie etablieren. In Österreich und Deutschland ist sie ein wichtiger Bestandteil des „Suppengrüns“. Nach England gelangte die Petersilie erst im 18. Jahrhundert. Dort wird das Gemüse heute noch nach der ersten Sorte, die eingeführt wurde, benannt: ‚Hamburg Parsley‘. <

Die Sellerieblüten werden von Insekten bestäubt. Zwischen den einzelnen Sorten sind – bei günstigen Gartenverhältnissen – mindestens 100–150 m Isolierabstand nötig. Wenn dieser Abstand nicht eingehalten werden kann, erfolgt die Vermehrung in Isolierkäfigen. Für die Bestäubung eignen sich, wie bei allen Doldenblütlern, am besten große Schwebfliegenarten (z.B. Mistbiene oder Scheinbiene) etwas schlechter Schmeißund Stubenfliegen. Honigbienen bestäuben mangelhaft.

Samenbau

Zwei Formen der Gemüsekultur werden unterschieden: der Knollensellerie (var. rapaceum) und der Stangen- oder Bleichsellerie (var. dulce). Als Gewürzkraut wird Schnittsellerie (var. secalinum) kultiviert. Was Sie brauchen: > 15 schön ausgeformte, gesunde Selleriepflanzen > Stützpfähle und Schnur > frostfreie Überwinterungsmöglichkeit

Bestäubungsbiologie Alle Kulturformen des Selleries kreuzen sich miteinander. Da der wilde Sellerie nur sehr vereinzelt an Meeresküsten (bis zu den Britischen Inseln und nach Dänemark) wächst, ist ein Verkreuzen mit diesem praktisch nicht möglich. Selten, aber doch allerdings verkreuzt sich Sellerie mit Petersilie und bricht damit die Regel, dass sich Gemüse, die unterschiedlichen Arten angehören, nicht kreuzen können. Im Saatguthandel wird Saatgut dieser Kreuzung als ‚Parcel‘ angeboten: Die Pflanzen haben ein petersilähnliches Blatt mit deutlichem Selleriearoma.

Alle Varietäten werden für den Samenbau zweijährig kultiviert. Im ersten Jahr erfolgt der Anbau für den Samenbau gleich wie für die Speisenutzung. Die Jungpflanzen des Knollenselleries keinesfalls zu tief pflanzen, da sie sonst zu viele Seitenwurzeln ausbilden. Bei häufigem Vorkommen von Septoria (s.u.) mit einem Abstand von 70× 70cm setzen, sonst 50 × 50 cm. Der weite Pflanzabstand beugt der Ausbreitung von Pilzbefall vor. Es können direkt aus dem Nutzungsbestand die Samenträger gewählt werden. Bei der Auslese der Samenträger jede Verletzung vermeiden, bei Knollensellerie neigen die beschädigten Stellen im Winterquartier oft zum Faulen. Die Knollen mit einem Grabspaten ausheben, die Wurzeln an den Knollen der Samenträger weitgehend belassen, sie wachsen dann im kommenden Jahr besser an. Bei Knollen- und Stangensellerie alle Blätter bis auf die Herzblätter entfernen, bei Stangen- und Schnittsellerie bis auf wenige Zentimeter einkürzen; so einlagern, dass sich die einzelnen Pflanzen nicht berühren, um die Fäulnisgefahr zu verringern. Wenn Sie die Knollen im Keller einwintern, achten Sie darauf, dass die Knollen trocken ins Lager kommen. Je niedriger der Wassergehalt der Knolle, umso besser gelingt das Überwintern.


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Samenernte

Diese Selleriepflanzen haben den Winter im Sandeinschlag gut überstanden (Ende März).

In Gegenden mit milden, frostfreien Wintern können die Samenträger gut im Freien überwintern. Die Frosthärte dürfte auch sortenabhängig sein. Peter Lassnig, langjähriger Sortenerhalter von Arche Noah, hat die Erfahrung gemacht, dass sich kleine Selleriepflanzen unter Vliesabdeckung im Freiland besser überwintern lassen als voll ausgereifte im Winterquartier. Eventuell mit Laub oder Stroh abdecken. Bei andauernd nassem Wetter den Schutz etwas von den Pflanzen ziehen, damit sie nicht faulen. Bei warmem Wetter schützt das Stroh auch vor einem frühzeitigen Austreiben der Knollen. Ende März/Anfang April die Abdeckung entfernen. Der Samenertrag von nicht verpflanzten Samenträgern ist höher. Im Gegenzug werden Pflanzen, die man versetzt, meist besser beobachtet und daher strenger ausgelesen. Beim Auspflanzen im Frühjahr darauf achten, dass die Knollen fest (tiefer als bei der Ernte im Herbst) im Boden sitzen; nur die Herzblätter sollen an der freien Luft sein. Pflanzabstand: 60 × 60 cm im Quadrat. Die Bewurzelung geht nur langsam vor sich, bei trockener Witterung die Pflanzen anfangs reichlich gießen. Ein Anbinden der Samenträger ist vorteilhaft.

Bei der Samenernte nicht zu lange warten; gut ausgereifte Samen fallen bei Wind oder Regen bald aus. Entweder die einzelnen grau-braun gefärbten Dolden nach und nach abschneiden oder die ganzen Samenträger ernten, sobald der größere Teil der Samen reif geworden ist. Diese zur Nachreife und Trocknung kopfüber aufhängen (Tuch darunter aufbreiten). Werden alle Dolden auf einmal und nicht die reifen nach und nach geerntet, dann müssen kleinere oder noch nicht reife Samen mit einem weiteren Reinigungsschritt entfernt werden (weitere Angaben >Karotte/Möhre).

Sortenmerkmale und Auslesekriterien 1. Knollensellerie In der gewerblichen Züchtung haben sich in den letzten Jahren „schneeweiße“ Sorten durchgesetzt; dieses Züchtungsziel ist insofern paradox, als die geschmacksgebenden ätherischen Öle in den gelblichen Flecken der Knolle eingelagert sind und so der Selleriegeschmack und andere Inhaltsstoffe weggezüchtet werden. Auslesekriterien können sein: > Laub: sortentypische Haltung und Größe (Laubform, -farbe und -ausbildung, rasches Wachstum; eher eng umschriebener Ansatz an der Knolle) > Knolle: sortentypische Ausformung (rund, platt, hochoval, kegelförmig); keine Hohlräume (diese treten vor allem bei übermäßig großen Knollen auf; Probe mit einem Stanzzylinder) > Fleisch: feinfaserig und fest (nicht schwammig) > Wurzeln: nicht seitlich, nur am unteren Ende der Knolle; gut umschriebene Ansetzstellen der Wurzeln an der Knolle (erleichtert die Verarbeitung). Ein

Doldenblütler kräftiges Wurzelwerk ist jedoch für eine gute Versorgung und das Pflanzenwachstum wichtig. > guter, sellerietypischer Geschmack (nicht bitter) > Gesundheit, keine Krankheiten 2. Stangensellerie Auslesekriterien können sein: > Blattstiele: Feinheit der Haut und des Stängelfleisches; Saftigkeit und Aroma > sortentypische Farbe (grün, grün-gelb, goldgelb, rosa) > gute Eignung zum Bleichen oder Eigenschaft „selbstbleichend“ > lange (bis zu 40–50 cm) und dicke (bis zu 4–5 cm) Stiele > Schossfestigkeit > Gesundheit 3. Schnittsellerie Auslesekriterien können sein: > gutes Nachwuchsvermögen > Blattreichtum, Frohwüchsigkeit > kräftiges Aroma

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Die beiden bedeutendsten Krankheiten des Selleries können auch über Samen übertragen werden, daher in den Vermehrungskulturen besondere Vorsicht walten lassen: Ein Befall mit Sellerieschorf (Phoma apiicola) macht sich durch zunächst graue, später bis zu 2 mm dicke, rotbraune, borkenartige Krusten an der Knolle bemerkbar, die aufbrechen. Die Pilzkrankheit kann vor allem in feuchten Jahren auftreten, ist jedoch eher selten; einzelne Sorten sind unterschiedlich empfindlich. Die Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria apiicola) wird ebenfalls von einem Pilz verursacht; sie zeigt sich durch hellbraune bis graubraune Flecken mit schwarzen Punkten auf den Blättern (sowohl Unter- wie Oberseite), das Gewebe trocknet ein. Gegenmaßnahmen: Überlagern des Saatguts; dadurch verringert sich

das Infektionsvermögen des Pilzes, Pflanzen nicht mit kaltem Wasser gießen; bei feuchter Witterung Pflanzen wiederholt mit Schachtelhalmbrühe spritzen. Wer die technischen Mitteln für eine Heißwasserbeize (>Saatgutgesundheit und Saatgutqualität) hat, dem sei diese empfohlen.

Kultur- und Züchtungsgeschichte Sellerie ist eine alte Nutzpflanze: für Kult-, Heil- und Gewürzzwecke. In Ägypten ist sie mindestens seit 1325 v.Chr. bekannt. Vermutlich wurde der wild wachsende Sellerie – der direkte Vorfahre des Kulturselleries – genutzt, der ausschließlich auf salzhaltigen Böden, besonders an Meeresküsten, wächst. Die älteste Kulturform ist der Schnittsellerie, der spätestens seit der Römerzeit zu den Pflanzen des mediterranen Gewürzgartens gehört (und auch in China ab dem 2. Jh. v.Chr. nachweisbar ist). Durch die Römer gelangte der Sellerie ins Gebiet nördlich der Alpen. Das Bleichen des Selleries geht schon in die Römerzeit zurück, aber die Kulturformen lassen sich nicht weiter als bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen und entstanden durch Auslesezüchtung. Im 18. Jahrhundert verdrängte der Knollensellerie die Pastinake und gewann an Bedeutung. Gegenwärtig zählt er in Europa zu den wichtigsten Kulturen im Freilandgemüseanbau, während er außerhalb Europas nahezu unbekannt ist. Viele Stangenselleriesorten kommen aus England, wo dieser seit dem 19. Jahrhundert angebaut und gezüchtet wird. <


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