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INSZENIERUNGEN IM RAUM CREATIVE SPACES
14,50 € (D) 07.2009
#3
FROM THE BULB TO LED
TITA VON HARDENBERG
DIESEL AND 55DSL PUT
ON THE RUN WITH NIKE, INSIDE
WHERE HAVE ALL THE
A SPELL ON FASHION!
THE LED-COLOURLAB & more!
LIGHT BULBS GONE?
9 783899 861143 >
ONLY THE BRAVE
ISBN 978-3-89986-114-3
ILLUMINATED ILLUSIONS
ISBN 3-89986-114-3
27,00 CHF (CH) 19,95 $ (US) 13,56 € net
Ich sehe was, was Du nicht siehst... editorial von Janina Poesch. ...und das ist... Sie wissen, wie es weiter-
geht, schließlich kennt jeder von uns dieses Spiel, um sich und eventuell nörgelnden Kindern die Zeit zu verkürzen. Dabei muss es sich gar nicht um gelbe Eimer, rote Jacken oder schwarze Autos handeln – jeder sieht die Dinge, die ihn umgeben aus einem anderen Blickwinkel. Oder besser gesagt, die Dinge, die er zu sehen glaubt, denn die Welt um uns herum ist nicht unbedingt so, wie sie uns erscheint: Wir sehen nicht die Gegenstände selbst, sondern die Vorstellung, die wir von ihnen haben. Wenn man so will: eine Illusion der Wirklichkeit. Dem zweidimensionalen Bild, das einfallendes Licht auf die Netzhaut zeichnet, wird erst im Gehirn die dritte Dimension hinzugefügt. Nicht nur Magier nutzen diese Verknüpfungen, die sich im menschlichen Gehirn abspielen, und täuschen uns das ein oder andere Mal eine nicht vorhandene Realität vor, auch Gestalter wissen sich mit Illusionen zu helfen: Sie verstehen die Blicke der Nutzer zu lenken, agieren als Raum-Regisseure und planen geschickt ihre „Vorführungen“, um Visionen, Inhalte oder Emotionen zu vermitteln. Meist geschieht dies in Verbindung mit Licht. Denn Licht macht die Dinge erst sichtbar, hebt Bestimmtes hervor oder stellt Anderes optisch in den Hintergrund. Und weil diese illuminierten Illusionen genauso Kreativität, disziplinierte Arbeit wie präzise Technik erfordern, widmen wir uns in dieser Ausgabe jenen Realitäten, die nur durch Licht geschaffen werden können. Wir zeigen Ihnen wie Lichtinstallationen den gebauten Raum beeinflussen, präsentieren Ihnen die aktuellen Forschungsergebnisse des LED-ColourLabs, ein Bühnenbild, das ganz ohne reale Schauspieler auskommt und wagen einen Schritt in den virtuellen (Marken-)Raum von 55DSL. Außerdem bringen wir bei einer Modenschau der ganz besonderen Art Licht ins Dunkle und beleuchten mit Hilfe eines Essays von Prof. Felix A. Wichmann die Grundlagen einer gelungenen Illusion anhand der Wahrnehmungspsychologie. Aber vielleicht haben wir Sie auch hinters Licht geführt! Denn wie sagt der Volksmund: „Realität ist nur eine Illusion, die durch den Mangel an Alkohol verursacht wird...“ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen!
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I spy with my little eye...
by Janina Poesch. ...something the colour of... You
know how this ends, because everyone of us knows this game used to shorten the time for oneself and possibly for captious children. Thereby it must not necessarily involve yellow buckets, red jackets or black cars – everyone sees the things surrounding us from a different perspective – or rather, the things we believe to see, because the world around us is not necessarily as it appears. We don’t see the objects themselves, but the way we imagine them. If you like: an illusion of reality. Only the brain adds the third dimension to the two-dimensional image, which incident light draws onto the retina.
As these illuminated illusions require creativity, disciplined work as well as precise technology we use this issue to dedicate ourselves to those realities, which can only be generated through light. We show how light installations influence the architectural space, present current research results of LED-ColourLab as well as a stage set doing without real actors, and dare a step into the virtual (brand) environments of 55DSL. Additionally, we bring light into the darkness at a fashion show of a special kind and illuminate the foundations of a successful illusion by means of the perception psychology in the essay by Professor Felix A. Wichmann. But maybe we have pulled the wool over your eyes! Because as it is said in common parlance: “Reality is just an illusion, which is caused by a lack of alcohol...“ In this sense we hope you enjoy the read! editorial
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FOTO (TITEL): Molvena, Diesel
Not just magicians work with these connections, which take place in the human brain and affect a non-existing reality every now and then. Designers, too, find their way with illusions: They know how to direct the users’ view, act as spatial directors and skilfully plan their “performance” to convey visions, contents or emotions. Mostly this performance is combined with light, because only light makes things visible, emphasises certain aspects or lets other features visually fade from the spotlight.
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Licht, Lichter, Lichtfaktor! Die Kölner Streetartcrew zeichnet phantastische Bilder in den Nachthimmel – von comichafter Skizze bis zu virtuoser Lichtmalerei. Dabei verwenden sie durchaus überschaubares Werkzeug: Eine Fotokamera, ein Stativ und … natürlich: LICHT! Und doch sind Ihre Fotografien weitaus mehr als das übliche „Lightwriting” mit Langzeitbelichtung: Lichtfaktor definieren und verändern mit ihren Bildern Räume und Objekte. (K)ein Wunschtraum – ein Versuch, die Welt zu verändern. Wenigstens für kurze Zeit. Oder einfach Spaß am Experiment. Dem Betrachter bleibt die Frage: Wie machen sie das, wie funktioniert das? Es ist Illusion. Und soll es auch bleiben. Oder: Probieren Sie es einfach selbst aus! Streetartcrew Lichtfaktor from Cologne draws fantastic images – from virtuoso luminous paintings to comic-like drawings – into the night sky – thereby using manageable tools: a photo camera, a tripod and … above all LIGHT. However, their photographs are more than the usual “light writing” with time exposure. The light factor redefines and modifies images and objects with their pictures. No or a great dream? An attempt to change the world? At least for a short time. And simply enjoyment of experimenting. The viewer still asks himself: How do they do this, how does it work? It is an illusion – and ought to remain to be one. Or: Give it a try!
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FOTOS: LICHTFAKTOR, KÖLN
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Deep IN THE DARK WE FOUND
Interviews
15% Ausstellungsgestaltung Exhibition Design
10% Neue Welten Neue Welten
20%
55%
Film- & BĂźhnenarchitektur Set & Stage Design
Markenwelten Brand Design
Essay
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atom
whitevoid, berlin On TouR Since 15.09.2007 schwerelos: leuchtende ballone formieren und bewegen sich Wie leichte, elektrisch geladene Elementarteilchen zu einer Licht-Klang-Installation. von Anja Pfisterer. Im Vorstellungsraum muss absolute
Dunkelheit herrschen! Das haben die Künstler Christopher Bauder und Robert Henke per Vertrag festgelegt. Dazu gehört auch, dass selbst die Notausgangssignale abgedeckt und die Klimaanlage während der 45- bis 60-minütigen Performance abgeschaltet werden, um eine zu starke Bewegung der Luft zu vermeiden. Nichts soll das „Kunstwerk“ aus dem Gleichgewicht bringen. Dafür sorgen auch die acht Kabelwinden, die in acht Reihen auf dem Boden angeordnet sind und an deren Enden jeweils ein weißer, mit Helium gefüllter Ballon befestigt ist. Dunkelheit und Stille steigern die Spannung und die Betrachter können sich nach und nach auf das Raumerlebnis einlassen. Sie können versuchen, das Abstrakte eines sich immerzu wandelnden Systems und das Konkrete der vielen optischen und akustischen Reize zu begreifen. Die Performance beginnt mit einem hellen Ton und dem Aufleuchten eines einzelnen Luftballons, der immer wieder auf eine andere Position zu springen scheint, während ein lang andauernder, fast sphärischer Klang ertönt. Kurz darauf folgt ein zweites Geräusch, eine Art Atmen, in das sich zeitweise weitere Töne mischen, die an metallische Schläge erinnern. Ein Rhythmus ent-
steht und vergeht wieder. Weitere Ballone leuchten auf, erst vereinzelt und ohne erkennbares Muster, bevor auch ihr Licht erlischt und wieder andere auftauchen und sich zu geometrischen Strukturen formieren. Eine Art Signal ertönt. Im gleichen Augenblick schweben die Ballone auf und ab und verändern damit fortlaufend ihre Position im Raum. Dabei ist ihr Schweben nicht das freie Schweben gewöhnlicher Luftballone – es ist eine genau kontrollierte, mit Hilfe der Kabelwinden justierte Bewegung, die Christopher Bauder von WHITEvoid – einem interaktiv agierenden Designstudio aus Berlin – per Computer steuert. Und so ist das „Springen“ eines einzelnen Ballons vielmehr eine Illusion – eine optische Täuschung, die durch den blitzartigen Wechsel von Hell und Dunkel die schnellen Bewegungen suggeriert. Jeder der 64 Ballone ist hierfür mit einer dimmbaren LED ausgestattet, die ihn von innen heraus illuminiert und deren Aufleuchten durch ein bestimmtes Tonsignal ausgelöst wird. Der Beziehung von Form, Musik und Licht liegen dementsprechend bestimmte Regeln zugrunde, die den beiden Künstlern dennoch genug Freiraum lassen, um ihre momentane Stimmung in die Performance einfließen zu lassen und den Aufbau kurzfristig zu modifizieren.
Die dimmbaren LEDS im Inneren der mit Helium gefüllten Ballone lassen sich mit Hilfe der eigens entwickelten Software beliebig ansteuern. Dimmable LEDs inside the helium-filled balloons can be specifically controlled with especially developed software. neue welten neue welten
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Raise Your Game Nike’s East London 1948 space
Wilson Brothers, London
Since 20.02.2009 Ein leuchtendes Fussballfeld an der Decke, labyrinthische Laufstrecken am Boden, eine Tribüne, ein Siegertreppchen und mittendrin Nike! von Aylin Genca. Verantwortlich für diese Fülle an Ideen
zeichnen zwei der drei Wilson Brothers: Oscar und Ben, die für den Nike 1948 Store eine Retail-Installation entwarfen. Der Ende Februar in Shoreditch, London wiedereröffnete Shop befindet sich in einem stillgelegten Eisenbahngewölbe in der Nachbarschaft der Hackney Marshes – dem künftigen Olympiagelände für 2012 – und soll eine Schnittstelle zwischen dem Label Nike NSW (Nike Sportswear), kreativen Aktivitäten und Sport bilden. Denn hier geht nicht nur Mode über den Ladentisch: 1948 dient ebenso als Bühne für sportliche Veranstaltungen, fungiert als Galerie, ist Treffpunkt für die Laufgruppe Run-Dem-Crew – die 2007 von Charlie Dark, einem Londoner Hip-Hop-Songwriter und DJ, gegründet wurde – und soll zudem die Interaktion zwischen Sportlern und Kreativen fördern. „Raise Your Game“ nannten die Londoner Brüder ihr Shopkonzept, das fantasievoll den dunklen, rauen Raum bespielt. Umso spektakulärer wirkt die Beleuchtung, die sich in Form eines sechs mal acht Meter großen Fußballfeldes aus strahlend weißen und grünen Neonröhren von der Decke abhebt und die Illusion eines verdrehten Sportstadions schafft. Die Buchstaben NESW in der
Mitte des Feldes weisen dabei auf die Marke (NSW) und den Londoner Standort East (E) hin. Mit schwarzen Schienen vom Gewölbe abgehängt, schwebt das von den Gebrüdern Wilson gestaltete Feld horizontal im Verkaufsraum. Unterstützend sorgen Strahler und Spots für ausreichend Helligkeit, denn hier gibt es noch viel mehr zu sehen: Einen zentralen Blickfang bildet der unkonventionelle, dunkle Bodenbelag, der auf 117 Quadratmetern aus etwa 15.000 recycelten Turnschuhpaaren besteht – der Marke Nike versteht sich! Vom dunklen Anthrazit des federnden Fußbodens setzen sich rote, gelbe und grüne Linien farbig ab. In ihrer Breite von offiziellen Sportplatzbegrenzungen abgeleitet, stellen sie drei unterschiedlich lange Routen der Laufgruppe des Urban Running Clubs dar, während ein rotes „X“ Start und Ziel, also den Nike 1948 Store, kennzeichnet. Ebenso witzig wie geistreich ist das Ausstellungssystem konzipiert: Zwölf Module aus Stahl und hellgrau laminierten Sperrholzplatten lassen sich zu abgestuften Zuschauertribünen, Siegertreppchen, Bühnen und Präsentationsflächen flexibel zusammenstellen. Ihre Form folgt ganz der gewünschten Funktion und macht im neuen Nike Store nahezu alles möglich!
Rot, Gelb und Grün sind nicht nur die Farben der Londoner U-Bahn-Linien, sie verweisen auch auf den wöchentlichen „reggae Running Podcast“ von Charlie Dark. Red, yellow and green are not just the colours of the underground lines, they are also a visual nod to Charlie Dark’s “reggae running podcast”. Markenwelten brand DESIGn
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MObil Paco Azorin, Barcelona
Teatre LLuire, Barcelona
Premiere 10.01.2007 Welches Mobiliar muss ein Bühnenbild bieten, das 15 Schauplätze wiedergeben soll? Paco Azorins Antwort: Zwei Bänke Und sehr viele LEDs. von Constanze Lutz. „Herrschaftszeiten, wie oft soll ich Dir
noch sagen, dass ich mit der Schlampe nichts hatte!?” Wer von uns wurde nicht schon einmal unverhofft Zeuge derartig frappierender Bekenntnisse in der Öffentlichkeit? Mit Einzug des Mobiltelefons in unseren Alltag scheint der Begriff „Schamgefühl” auf dem Rückzug zu sein und lange her sind die Zeiten, in denen der mitteilungsbedürftige Mensch den akustischen Schutz des schallisolierenden Telefonhäuschen suchte. Diesen Verlust der Privatheit nimmt der katalanische Autor Sergi Belbel mit seinem Theaterstück MÒBIL aufs Korn, das auch in mehreren deutschen Städten aufgeführt wurde. Die Handlung des Bühnenwerks wird dem Zuschauer dabei weitgehend anhand von Nachrichten und Gesprächen am Mobiltelefon präsentiert: Auf einem Flughafen einer nicht näher bestimmten europäischen Stadt wird ein terroristischer Anschlag verübt. Die Protagonisten halten sich zum Teil auf diesem Flughafen auf, sie kommunizieren, streiten, lernen sich kennen, missverstehen sich, beenden Beziehungen oder zünden Bomben – und das alles per Handy und damit vor den Augen und Ohren der Zuschauer. Neben dem Flughafenterminal spielt die Geschichte an 14 weiteren Orten,
etwa den Zimmern eines nahegelegenen Hotels sowie Cafeterien, Lobbys oder Foyers. Der Szenograf Paco Azorin sah sich daher mit der Aufgabe konfrontiert, all diese unterschiedlichen Orte in einem Bühnenbild darzustellen. Sein gestalterischer Anspruch war es, einen Raum zu schaffen, der genug Platz für das Agieren der Schauspieler bot, aber gleichzeitig eine große Nähe zum Publikum hatte. Also schuf der gebürtige Barcelonese einen langen Korridor, der von einem Ende der Bühne bis zum anderen reichte, so dass sich keine Szene in allzu großer Entfernung der Zuschauer abspielte. In diesem Korridor wurden zwei parallel verlaufende Sitzbänke positioniert. Mittels zweier Schienen auf dem Bühnenboden und zugehörigem Motor ließen sich die beiden langgezogenen Edelstahl-Bänke verschieben und in unterschiedlichen Varianten zusammenstellen, so dass durch jede Konstellationsänderung ein neuer Ort der Handlung definiert werden konnte. Dabei war der Wunsch des Regisseurs, einen „mentalen, illusionistischen, aber eben auch technologischen” Ort anstelle eines allzu realistischen Raums zu schaffen. Die beste Möglichkeit, diese Vorgabe umzusetzen, sah Paco Azorin im Einsatz eines gigantischen Bildschirms, der mit einer Vielzahl kleiner Leucht-
Fast könnte der Zuschauer meinen er sei bei einem Rock-Konzert – Doch weit gefehlt: Mòbil betrachtet Beziehungen in zeiten der mobilen Kommunikation. The audience could almost think that one was at a rock concert – Far from it: Mòbil has a close look at relationships in times of mobile communication. Film- & Bühnenarchitektur set & Stage design
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Leuchtfeuer Auch wenn die gute alte Glühbirne ihrem Ruhestand entgegenstrebt, ist das noch lange kein grund die Lichter auszuschalten. unsere Tipps rund um Licht und Illusion leuchten ihnen den Weg. Even though the good old bulb will soon retire, that still isn’t any sort of reason to switch off the lights. Our tips on light and illusion light the way.
TipPs
Die Trauer um den geliebten Ehemann, der sich umgebracht hat, stürzt die Protagonistin in tiefe Dunkelheit. Fünf Jahre später trifft die junge Frau auf einen eben88
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Das Licht der Illusion DVD erschienen bei Trigon-Film. 19,90 €. ASIN: B0029KDBQ4 Light
Illusion
FOTO: Trigon-FIlm
Licht der Illusion Light of Illusion
falls verwitweten und trauernden Mann. Sie kommt ihm näher und tritt langsam wieder hinaus in das Licht. Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda versteht es, mit Hilfe eines inszenierten Wechselspiels zwischen Licht und Schatten die Gefahr – einer „leuchtenden Illusion“ nachzurennen – künstlerisch darzustellen. The mourning for her beloved husband, who killed himself, plunges the protagonist into deep darkness. Five years later, the young woman meets an also widowed and mourning man. She gets to know him better and slowly returns into the light. Japanese director Hirokazu Kore-eda uses a staged interaction of light and shadow to artistically present the danger running after a “luminous illusion”.
FOTO: grundhaerte / PHOTOCASE.COM
Leuchtreklame Luminous advertising Was wäre Las Vegas wohl ohne die Erfindung der Glühbirne? Vermutlich nur ein dunkler, unwirtlicher Ort in der Wüste von Nevada. Doch dank Edisons Erfindung leuchtet und blinkt die Stadt, verführt ihre Besucher und bietet die perfekte Illusion. Robert Venturi, Denise Scott Brown und Steven Izenour besuchten bereits in den 1960er Jahren den fantastischen Ort mit ihren Studenten, schossen hunderte von Fotos und fassten ihre Erfahrungen in dem Buch „Learning from Las Vegas“ zusammen. Die renommierten Architekten lernten von der Stadt viel über Urbanisierung, Werbung und eine auf Kommerz ausgerichtete Formensprache. Auch heute noch faszinieren diese „Signaturen der Nacht“ – nicht nur in Las Vegas. Von der Historie, den Technologien und Trends der Lichtwerbung erzählt der gleichnamige opulente Bildband, der im Herbst erscheinen wird. Die gezeigten Beispiele präsentieren Highlights von
der Werbelaterne bis zur Medienfassade. Und wenn Ihnen nun nach ein wenig Ruhe von der bunten Glitzerwelt sein sollte, dann setzen Sie sich an Ihren Computer, gehen Sie auf www.switchlighton.com und schalten das Licht doch einfach mal aus und wieder an... What would Las Vegas be without the invention of the bulb? Probably just a dark, inhospitable place in the Nevada desert. Thanks to Edison’s invention the city shines and blinks, seduces its visitors and offers the perfect illusion. Robert Venturi, Denise Scott Brown and Steven Izenour already visited the fantastic place with their students in the 1960s, took hundreds of photographs and summed up their experiences in this book. Las Vegas taught the renowned architects a lot on urbanisation, advertising and a commerce-oriented design vocabulary. Even today these “night-time signatures” are fascinating – not just in Las Vegas. The opulent illustrated book “Signaturen der Nacht”,
which will be published in autumn, tells about the history, technologies and trends of luminous advertising. The displayed examples present highlights from the advertising lantern to media facades. In case you are itching for a little rest from the colourful glittering world, start your computer, go to www.switchlighton.com and simply turn off the light, and on and off… 1. Learning from las vegas Herausgegeben von Robert Venturi, Denise Scott Brown, Steven Izenour. Erschienen bei The MIT Press. $23,95. ISBN: 978-0-262-72006-9
2. Signaturen der Nacht – DIE WELT DER LICHTWERBUNG Herausgegeben vom FVL, Fachverband für Lichtwerbung. Erscheint im Oktober 2009 bei avedition. 79,95 €. ISBN: 978-3-89986-120-4
3. WWW.SWITCHLIGHTON.COM Light
Darkness
Advertisement Tipps Tips
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Poeme electronique Der Philips-Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel stellt das erste Gesamterlebnis aus Architektur, Projektion, Licht und Musik dar. review
FOTOS: Philips Company Archives (1-3, 8-9) sowie FLC | VG BILD-KUNST, Bonn 2009 (4-7)
von JANINA POESCH. „Das Mysterium des Philips-Pavillons
beginnt in der Sekunde, in der ein junger Mann am Regiepult der Kommandozentrale auf einen unscheinbaren Knopf drückt und sich der hohe, asymmetrisch geformte Raum, verwandelt: leuchtendes Rot flammt auf, ein zugleich zischendes und klirrendes Geräusch wird hörbar und wieder abgelöst von seltsamem Heulen und Pfeifen, das von allen Wänden gleichermaßen auszugehen scheint. Und während der Besucher urplötzlich von tosendem Lärm umgeben ist, setzen überdimensionale Bilderfolgen ein. Ein lodernder Feuerball wird sichtbar, inmitten von einem Gewirr sich ständig in Form und Tönung verändernder Farbflecken. Teils umgeben, teils überdeckt, tauchen bizarr geformte Lebewesen auf und Ungeheuer wachsen ins Riesenhafte – in sekundenschnellem Bildwechsel erlebt der Besucher das Werden der Welt und ihm offenbart sich das unergründliche Formenspiel der Natur. All dies wird von sphärenhaften Klängen und makabren Geräuschen untermalt, von Geräuschen, die bald dem Schrei eines hungrigen Raubtieres, bald dem Zwitschern eines dahin flatternden kleinen Vogels, bald dem Klappern eines Holzinstrumentes ähnlich sind – alles in einer einzigen Minute, der ersten jener acht, in die Le Corbusier seine Erzählung von der Entwicklung der Menschheit ebenso geschickt wie mutig zwängte…“ Jene bildhaften Worte stammen aus der Mitarbeiterzeitung „Wir bei Philips“ und beschrieben vor über fünfzig Jahren eindringlich das „Poème électronique“ – eine visuelle Darbietung von Le Corbusier, die mit einer Partitur von Edgard Varèse unterlegt wurde. Uraufgeführt wurde die erste multimediale Inszenierung der Neuzeit zur
Brüsseler Weltausstellung 1958 im Philips-Pavillon und kann als innovatives Gesamtkunstwerk verstanden werden, das architektonische, visuelle und musikalische Komponenten vereint. PSYCHO-PHYSIOLOGISCHE EINDRÜCKE
Als Le Corbusier im Winter 1956 den Auftrag erhielt, für Philips einen Pavillon zur Weltausstellung zu entwerfen, faszinierte ihn nicht nur die Aufgabe an sich, sondern vielmehr die Idee, seine kulturellen und politischen Intentionen einem breit gefächerten Publikum aus aller Welt zugänglich zu machen. Somit schlug er dem damaligen künstlerischen Direktor sogar vor, auch das inhaltliche Konzept des Bauwerks zu gestalten: Den Besuchern sollte ein musikalisch untermaltes Schauspiel geboten werden, das nicht nur Le Corbusiers Ideologie, sondern ganz nebenbei auch zeigen sollte, was die Technik auf einigen der wichtigsten Arbeitsgebieten des renommierten Unternehmens – Beleuchtungstechnik, Akustik, Elektronik und Automation – zu leisten vermag. Erste Gestaltungsideen skizzierte Le Corbusier mit den Worten: „Kontrast zwischen Tag und Nacht und alle Nuancen der Dämmerung. Stimmungen, die 500 Besucher fesseln und ihnen psychophysiologische Eindrücke vermitteln werden: Rot, Schwarz, Gelb, Grün, Blau und Weiß. (...) Eine stereophonische Musik, die eine statische Räumlichkeit erweckt oder Bewegung in ihr. Geräuschmassen, Lärmberge oder Tonsümpfe. Als Kontrast: Geräuschrouten, auf denen der Ton schnell oder langsam, sprungweise oder verbreitet läuft. Ein unbeschreiblicher Lärm, eine der Stille nahe, unendliche Ruhe, die Stille selber.“ Seine Grundriss-Skizzen
Das Zusammenspiel von elektronisch gesteuertem Licht, Ton, Rhythmus, Farbe und Bild bot 1958 den Besuchern des Philips-Pavillons eine sich ständig verändernde Rauminszenierung. the interaction of electronically controlled light, sound, rhythm, colour, and images offered a changing spatial installation. Review
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EDITORIAL Ich sehe was, was du nicht siehst
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EDITORIAL I spy with my little eye
Lichtfaktor
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lichtfaktor
Atom whitevoid, Berlin
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Atom Whitevoid, Berlin
Camera Orfeo Penelope Wehrli, Berlin
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Camera Orfeo Penelope Wehrli, Berlin
Raise your Game Wilson Brothers, London Nike's East London 1948 Space
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Raise your Game Wilson Brothers, London Nike's East London 1948 Space
olymp hairmaster product relaunch von m, stuttgart
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olymp hairmaster product relaunch von m, stuttgart
LED – Licht und Farbe Inszenieren LED-Coulerlab, Zürich Gewerbemuseum, Winterthur
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led – Licht und Farbe Inszenieren LED-Coulerlab, Zurich Gewerbemuseum, Winterthur
Móbil Paco Azorin, Barcelona Teatre lluire, Barcelona
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Móbil Paco Azorin, Barcelona Teatre lluire, Barcelona
Only the Brave Das Imperium von Renzo Rosso
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Only the Brave The empire of renzo Rosso
Liquid Space Diesel Fashion Show dvein, Barcelona & Vizoo, Albertslund
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Liquid Space Diesel Fashion Show dvein, Barcelona & Vizoo, Albertslund
Interview mit dvein & Vizoo
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Interview with dvein & Vizoo
Your Skin is woven in mine 55Dsl Brand film Tronic, New York city
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Your Skin is woven in mine 55Dsl Brand film Tronic, New York city
Interview mit Tronic & 55dsl
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Interview with Tronic & 55dsl
Können sie ihren Augen trauen? ESSAY VON PROF. Felix A. Wichmann & Dr. Marianne Maertens
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Can you believe your eyes? ESSAY by PROF. Felix A. Wichmann & Dr. Marianne Maertens
Birnensterben kolumne von tita von hardenberg
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Bulb Extinction column by tita von hardenberg
PLOT SUCHBILD
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PLOT PUZZLE PICTURE
Leuchtfeuer TIPPS RUND um licht und Illusion
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leuchtfeuer TIPS AROUND Light and illusion
Poème électronique REVIEW VON Janina Poesch
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Poème électronique REVIEW by Janina Poesch
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PLOTTER
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PLOTtER
outtakes
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outtakes
#3 PLOT – Inszenierungen im Raum Creative Spaces 1. Jahrgang, Ausgabe #3 1st volume, issue #3
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