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Greselius-Gymnasium Bramsche Seminarfach Krieg und Frieden Schuljahr 2008/09

Walter Nowotny – Held oder Nazi-Scherge?

Verfasserin: Nora Jovanoski Fachlehrer: H. Stich & H. Fasterding Ausgabetermin des Themas: 10.12.2008 Abgabetermin der Arbeit: 18.02.2009


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Inhaltsverzeichnis

Seite

1. Einleitung

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2. Luftwaffe im 2. Weltkrieg

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3. Walter Nowotny – Biographiehinweis

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3.1 Kinder- und Jugendzeit

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3.2 Karriere

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3.3 Nowotnys Tod

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4. Resonanz im Volk

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4.1 Damals

10

4.2 Heute

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5. Held oder Nazi-Scherge? – Erörterung

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6. Resümee

13

7. Literaturverzeichnis

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8. Internetquellen

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9. Anhang

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1. Einleitung In der folgenden Facharbeit soll untersucht werden, ob der Jagdflieger Walter Nowotny, der während des 2. Weltkrieges unter Adolf Hitler diente, tatsächlich ein Kriegsheld war, dem ein Ehrengrab auf dem Wiener Friedhof zusteht oder ob die Aberkennung dieses Titels aus dem Jahre 2003 gerechtfertigt ist. 5Um sich angemessen mit dieser brisanten Thematik auseinanderzusetzen, gibt diese Arbeit als erstes einen Überblick über das allgemeine Bestehen der Luftwaffe während des 2. Weltkrieges und geht danach im Speziellen auf die Biographie Nowotnys ein, um dort bestimmte Tendenzen in Bezug auf seine spätere politische Entwicklung zu erläutern. 10Darüber hinaus wird dargestellt, auf welche Resonanz die Karriere und der Tod Nowotnys im Volke trafen bzw. wie er auch noch heute gesehen wird. Abschließend befasst sich eine Erörterung noch einmal speziell mit der Fragestellung „Held oder Nazi-Scherge?“ und die daraus folgende Erkenntnis wird in einem eigenständigen Schlussteil zusammenfassend präsentiert. 15Die Materialauswahl fand jeweils kapitelspezifisch statt, d.h. für jeden Schwerpunkt wurde eigens recherchiert, da zu der vorliegenden Fragestellung keine besonderen Quellen vorlagen.


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2. Luftwaffe im 2. Weltkrieg Der anschließende Text soll lediglich einen kurzen Überblick über die Entwicklung der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg geben. Er behandelt nicht ausführlich jeden Aspekt des Luftkrieges oder jeden einzelnen Flugzeugtypen. Anfangs war die Luftwaffe nur zur Unterstützung der Bodentruppen entwickelt worden, 5doch im Verlauf der Kriegsplanung gewann sie immer mehr an Bedeutung, da durch sie viele Angriffe gegen die Luftflotte der Gegenmächte möglich waren, welche die Position Deutschlands erheblich verbesserten. Doch die erste Flotte war nach einiger Zeit bereits sehr veraltet und so wurden von Daimler-Benz und BMW neue Flugzeugmotoren entwickelt, die die Leistungsfähigkeit 10der Maschinen um ein Vielfaches steigerten. „Getestet“ wurden diese neuen Typen während des Spanischen Bürgerkrieges. 1939 war die deutsche Luftwaffe dann eine der Stärksten in der Welt. Sie umfasste rund 1542 Bomber, 771 Jagdflugzeuge und 613 Aufklärungsflugzeuge. Durch sie waren die frühen Erfolge vor allem während des Polen- und des 15Frankreichfeldzuges möglich. Nach und nach trat aufgrund der Autarkie jedoch ein Roh- und Treibstoffmangel auf und somit konnte die Produktion der Flotte nicht aufrechterhalten werden. Auch mangelte es der Luftwaffe an erfahrenen Piloten, sodass immer weniger junge Männer erfolgreich ausgebildet werden konnten. 20Einzig die Entwicklung des ersten Strahltriebjägers war ein Lichtblick gegen Ende des 2. Weltkrieges. Dieses Düsenflugzeug wurde unter dem Kommando Nowotnys erprobt, worauf im Textverlauf aber noch weiter eingegangen werden soll. Außerdem kommen die Vor- und Nachteile zu einer ausführlicheren Begutachtung.1

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Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Luftwaffe_(Wehrmacht)#Der_erfolgreichste_Jagdflieger_des_Zweiten_Welt krieges


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3. Walter Nowotny – Biographiehinweis In den folgenden drei Unterpunkten wird nun das Leben Nowotnys kurz skizziert. Dies ist besonders wichtig, da einige Auffälligkeiten im Lebenslauf später Pfeiler der Erörterungsthematik bilden.

3.1 Kinder- und Jugendzeit Geboren am 7. Dezember 1920 in Gmünd, einer kleinen Stadt in Österreich, an der Grenze zu Tschechien, war Walter Nowotny der dritte Sohn des Bahnbeamten Nowotny und seiner Frau. Sein Vater war schon früh einer der ersten Nationalsozialisten in der Stadt2- obwohl die NSDAP von 1933 bis 1938 in Österreich verboten war - und da diese 5in einen tschechischen und einen österreichischen Teil aufgeteilt war, lieferten sich Walters ältere Brüder auf dem Weg zur Schule fast täglich sogenannte „Nationalitätenkämpfe“3 mit gleichaltrigen Tschechen. Dies blieb dem Jüngsten erspart, da die Familie 1925 aufgrund einer Versetzung des Vaters nach Schwarzenau umsiedelte, wo er dann die Volksschule besuchte. Zusätzlich entdeckte Walters Vater 10ein gewisses musikalisches Talent an ihm und er wurde bis 1930 im Zisterzienserstift von Zwettl zum Sängerknaben ausgebildet.4 Zu dieser Zeit erwachte in Walter auch das Interesse an Sport und allem Technischen. Sein sportliches Interesse ging sogar so weit, dass er 1936 mit dem Rad nach Berlin fuhr, um sich dort die Olympischen Spiele anzusehen. Diese Masseninszenierung und 15der „Pomp“ des Hitler-Regimes begeisterten ihn vollkommen5. In der Zwischenzeit wurde sein Vater erneut versetzt und der junge Nowotny beschloss seine Schullaufbahn im Mai 1938 an der Realschule in Laa an der Thaya.6. Im selben Jahr trat er auch der NSDAP bei (Aufnahmedatum: 1. Mai 1938). Zuvor war er bereits Mitglied der Tafelrunde deutscher Studenten, welche zwangsaufgelöst wurde, 20und der Hitlerjugend gewesen.7 Nach einem halben Jahr RAD8, meldete sich Walter Nowotny am 1. September des Jahres 1939 nach dem Überfall der Deutschen auf Polen freiwillig zum Militärdienst bei der Deutschen Luftwaffe. 2

Vgl. http://de.metapedia.org/wiki/Nowotny,_Walter Ebd. 4 Vgl. Nowotny, Walter, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S.13 55Vgl. http://de.metapedia.org/wiki/Nowotny,_Walter ; http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm 6 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Nowotny ; http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm 7 Ebd. 8 RAD = Reichsarbeitsdienst 3

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3.2 Karriere Nach der Grundausbildung begann für Walter Nowotny 1940 die Jagdausbildung in der Jagdfliegerschule 5 in Wien-Schwechat. Ausgebildet wurde er von Hauptmann Julius Arigi, der selbst ein erfolgreicher Flieger im 1. Weltkrieg war.9 Walter schloss als einer der Jahrgangsbesten ab und seine erste Aufgabe bestand darin, die Leuna-Werke zu 5schützen. Dieses lief jedoch ohne Angriffe ab. Am 1. Dezember 1940 wurde er zur Ergänzungsstaffel des Jagdgeschwaders (JG) 54 versetzt. Da der Polen- und auch der Frankreichfeldzug beendet waren, gab es für die Flieger allerdings keine Angriffe zu fliegen. 10 Dies versetzt den jungen Nowotny in herbe Enttäuschung. Verstimmt schrieb er, „ ‚er vergeht fast vor Ungeduld, endlich einmal an den Feind zu kommen.’ In 10zahlreichen Briefen an die Eltern klagt er sein Leid.“11 Erst am 23. Februar 1941 gelangte er zu einem aktiven Kampfverband, der 9. Staffel der 3. Gruppe des JG 54 und wurde mit dieser in Lettland stationiert. Ungeduldig erwartete er auch hier die ersten Luftkämpfe und schrieb „ ‚[…] Schön langsam geht es vorwärts. Wenn nur die Russen nicht so vorsichtig wären. Mit Müh und Not finden wir so alle 15Tage einen, der mit uns tanzen will.’“12 Doch dann war es soweit. Am 19. Juli gelang ihm der Abschuss von gleich drei russischen Fliegern. Allerdings wurde auch er selbst getroffen, stürzte ab und schaffte es erst nach drei Tagen in einem Rettungsboot auf der Ostsee die Küste zu erreichen.13 Den verordneten Urlaub brach er schon nach 3 Tagen wieder ab, da „ ‚ […] doch 20draußen die Kameraden in Schlamm und Dreck auf mich warten.’ “14 Bald darauf wurde er zur 1. Gruppe des JG 54 befördert und gemeinsam mit seinem „Katschmarek“15 Karl Schnörrer und ihrer Rotte waren sie an der Front bald als „Max und Moritz“ unterwegs, um die Soldaten dort vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Am 4. September 1941 bekam er nach seinem 56. Abschuss das Ritterkreuz verliehen, 25ab dem 25. Oktober leitete er selbst die 1.Staffel und im Februar 1942 wurde er zum Oberleutnant befördert. 16 Daraus resultierte, dass er sich selbst einen Schwarm zusammenstellen durfte, zu dem sich außer Karl Schnörrer noch Anton Döbele und Rudolf Rademacher gesellten. 9

Vgl. http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm ; http://de.metapedia.org/wiki/Nowotny,_Walter Vgl. http://de.metapedia.org/wiki/Nowotny,_Walter 11 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S.27 512 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S.30 13 Vgl. http://www.adlertag.de/asse/nowotny.htm 14 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S.42 15 „Katschmarek“ = Rottenflieger; er deckte den Rottenführer im Gefecht 16 Vgl. http://www.adlertag.de/asse/nowotny.htm 10


7 Dieser Schwarm wurde später die „Teufelskette“ genannt. Gemeinsam erreichten sie in einem Jahr die Marke von 500 gewonnenen Luftkämpfen. Seine folgende Karriere lässt sich dann in diesem Zitat kurz zusammenfassen: „ Am 15. Juni hatte Nowotny seinen 100. Abschuss erreicht, am 18. August bereits den 150. und am 24. September den 200. Luftsieg, worauf ihm am folgenden Tag das Eichenlaub verliehen wurde. Am 22. September 1943 folgten dann die Schwerter, als er es als erster Jagdflieger schaffte seinen 250. Gegner zu besiegen. Die Brillanten bekam Nowotny, inzwischen Hauptmann, am 19. Oktober 1943 als achter Soldat der Wehrmacht.

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Im Jahr 1943 brachte es der eingespielte und Präzisionsarbeit leistende "Schwarm Nowotny" auf insgesamt fast 500 Abschüsse! “17

Bei der Verleihung des Eichenlaubes gab es allerdings einige Unstimmigkeiten. Bisher war einem Jagdflieger nach 150 Abschüssen diese Auszeichnung verliehen worden und auch Nowotny und seine Vorgesetzten erwarteten dies. Als aus der Führungsriege 15jedoch keine Benachrichtigung kam, war vor allem Nowotnys Vater beunruhigt, denn „frühzeitig war er einst politischer Anhänger Hitlers gewesen, hatte diesen in den 20er Jahren auch einmal als Übernachtungsgast in unserer kleinen Wohnung beherbergt. Er erwartete natürlich nicht, dass Hitler sich an eine solche Kleinigkeit erinnerte und sie mit dem Flieger Nowotny in Zusammenhang brachte, aber irgendeinen Stachel fühlte er 20doch, dass ausgerechnet s e i n e m Sohn die von Hitler selbst verliehene Auszeichnung gewissermaßen vorenthalten wurde.“ 18 Im Nachhinein zeigte sich allerdings, dass nur die Anzahl der Abschüsse für die man diese Auszeichnung bekam, heraufgesetzt wurde und zu seinem 191. Abschuss bekam er dann das Eichenlaub verliehen. 25Wenige Monate später schon folgten die Schwerter und die Brillianten, die ihm als 8. Soldat von Hitler höchstpersönlich

„mit Kaffee und belegten Broten“19 im

Führerhauptquartier verliehen wurden. Hitler habe Nowotny dabei sogar „wie einen Sohn mit „Du“ und „mein lieber Walter“ angesprochen […]“20. Außerdem habe er sich durchaus noch an die Versammlung mit Nowotnys Vater in Gmünd erinnern können 30und wusste sogar, wo Nowotnys Brüder, ebenfalls Soldaten, stationiert waren. 21 Während des folgenden Heimaturlaubs wurde Walter wie ein Held gefeiert. Menschen standen stundenlang vor dem Haus seiner Eltern, um an ein Autogramm zu gelangen 17

http://www.adlertag.de/asse/nowotny.htm Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S. 71 19 Ebd. S. 85. 520 Ebd. S. 89. 21 Vgl. Ebd. S. 99. 18


8 oder Geschenke zu bringen und Bilder von seiner Ankunft wurden in Kinos an der gesamten Front übertragen.

22

„Walter Nowotny wird zum Zugpferd der NS

Propagandamaschinerie“ 23 Kurz zuvor jedoch ereilte die Familie die Botschaft, dass Hubert, der Bruder Nowotnys 5sich bei der 6. Armee in Stalingrad befand. Für Walter war dies dennoch kein Grund zur Verzweifelung. Er schrieb seinen Eltern sogar, dass sie sich damit abfinden müssten, dass Hubert möglicherweise falle und stolz seien könnten, denn diese Soldaten stärkten allen anderen das Rückrad und „ ‚ihr Opfer war nicht vergeblich’ “24. Nach kurzem Einsatz an der Front wurde Walter Nowotny dann endgültig von dort 10abgezogen und erhielt Flugverbot, wie man es üblicherweise mit hohen Ordensträgern machte und es folgten vielerlei Propaganda-Auftritte. Zudem wurde ihm der Ehrenring der Stadt Wien verliehen. Im April 1944 folgte die Ernennung zum Kommandant der Jagdfliegerschule I in Pau. Mit dieser Führung eines Schulgeschwaders wurde Nowotny allerdings nicht glücklich 15und im September gab er das Kommando dann schlussendlich ab, um das weltweit erste Strahljäger-Jagdkommando aufzustellen. Dieses „Kommando Nowotny“ sollte den Strahltriebjäger Me262 erproben und mit ca. 30 Flugzeugen dieses Typs den Luftraum um Osnabrück vor alliierten Bombern bewahren. Stationiert war die ganze Einheit auf den Flugplätzen Hesepe und Achmer. 20Obwohl diese Einheit durchaus zur Verbesserung des neuen Flugzeugtypen beigetragen hatte, litt sie auch unter den Mängeln desselben. Im November besaß die Staffel von ursprünglich 30 Strahljägern nur noch 9. Viele Verluste waren den alliierten Bombern zuzuschreiben, ebenso viele allerdings auch den technischen Störungen.25 Zudem waren die Maschinen bei Start und Landung sehr anfällig für Abschüsse, da sie nur langsam 25„einschwebten“. Dazu kam die Voraussetzung eines großen fliegerischen Know-hows für die Piloten. Dennoch wurde weiter an diesem Flugzeugtyp gefeilt, da sie doppelt so schnell flogen wie die Propellerflugzeuge der Gegner und ihnen daher im Luftkampf weit überlegen waren. Nowotny selbst hielt die Me262 für „ein tolles Ding“.26

3.3 Nowotnys Tod

22

Vgl. Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruder, S.85 http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm 24 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S. 49 525 Vgl. Gosmann, Heinrich, Epe - Chronik einer Landgemeinde, S. 64 26 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S. 108 23


9 Walter Nowotny starb im Alter von 23 Jahren am 8. November 1944 beim Absturz seiner Me262 in Epe. Dieser ereignete sich folgendermaßen. Während eines Besuchs des Jagdfliegergenerals Adolf Galland gab es plötzlich Fliegeralarm. Da Nowotnys Flugverbot immer noch bestand, musste er vom Boden 5zusehen, wie seine Kollegen nur geringe Erfolge erzielten oder sogar abgeschossen wurden. Nach einem Triebwerksbrand der Maschine eines weiteren Kollegen setzte Nowotny sich über das Verbot hinweg, das von Galland noch einmal persönlich ausgesprochen worden war und stieg in die Luft. Sein Rottenflieger erlitt ebenfalls einen Triebwerksbrand und so flog er alleine los. Es gelang ihm drei viermotorige 10Bomber abzuschießen, bevor er den Funkspruch „Ich brenne!“ abgab und sein Flugzeug auf einem Feld aufschlug. Die Reißleine des Fallschirms zog Nowotny zu spät, der Fallschirm löste sich nicht vom Flugzeug und so starb er bei der Explosion der Me262.27 Ob die Maschine abstürzte, weil sie getroffen wurde, technisches oder sogar menschliches Versagen vorlag, darüber gibt es verschiedene Meinungen. 15Die alliierten Piloten Haydon und Fiebelkorn gaben an, bei ihrer Jagd auf Nowotny „nie in eine günstige Schußposition gegenüber der Düsenmaschine“

28

gekommen zu sein

und demnach auch nicht auf ihn geschossen zu haben. Weitere Augenzeugen berichten von einem versuchten Looping Nowotnys, um seine Position vom Gejagten zum Jäger zu wechseln, der jedoch aufgrund der Maschine oder 20des fliegerischen Könnens scheiterte. Daraufhin habe die Maschine den Boden berührt und war zerschellt.29 Andererseits wird den beiden gegnerischen Piloten ein Luftsieg zu gleichen Teilen zugesprochen, der sich zu diesem Zeitpunkt über Bramsche ereignet hatte.

30

Andere

Quellen wiederum berichten von einem Ausfall eines Triebwerkes und dem darauf 25folgenden Abschuss der Me262 bei der versuchten Landung.31 Daher ist es nicht genau möglich zu sagen, inwieweit Fremdverschulden der Grund für den Tod Nowotnys war. Die sterblichen Überreste des Fliegers wurden daraufhin nach Wien überführt, wo eines der „aufwändigsten Begräbnisse des 20. Jahrhunderts“32 abgehalten wurde. Nowotnys Grab bekam den Status des Ehrengrabes, bis dieser im Jahre 2003 aberkannt wurde. Auf 30die Gründe wird im Folgenden noch eingegangen. 27

Vgl. Gosmann, Heinrich, Epe - Chronik einer Landgemeinde, S. 64 ; Hein-Janke, Ewald, Bramsche im 2. Weltkrieg, S. 230-233 ; http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm 528 Hein-Janke, Ewald, Bramsche im 2. Weltkrieg, S. 233 . 29 Vgl. Hein-Janke, Ewald, Bramsche im 2. Weltkrieg, S. 234 . 30 Vgl. http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm . 31 Vgl. http://www.adlertag.de/asse/nowotny.htm . 32 http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm .


10

4. Resonanz im Volk Die Person Walter Nowotny stieß auf positive wie auch negative Resonanz im Volk. Wie genau sich diese äußerte und wie sie sich im Laufe der Jahre veränderte, werden die kommenden zwei Unterpunkte erläutern.

4.1 Damals Im damaligen „Nazi-Deutschland“ war Walter Nowotny ein gefeierter Volksheld. Wie 5bereits genannt, wurde er aktiv für die Kriegspropaganda des 3. Reiches eingesetzt und hatte persönlichen Kontakt zu Hitler. Im Volk schlugen ihm beinahe euphorische Wellen der Begeisterung entgegen. Sein Bruder Rudolf schrieb in seinem Buch „Berichte aus dem Leben meines Bruders“ von einem kleinen Jungen, der die ganze Nacht vor Nowotnys Tür ausharrte, bis dieser von einem Besuch bei Freunden 10wiederkam, nur um ein Autogramm zu ergattern. Eine weitere Begebenheit ereignete sich während eines kurzen Urlaubs in den Bergen. Eine ganze Dorfgemeinde begab sich zu Nowotnys Hütte, um sich ihren „Helden“ einmal aus der Nähe ansehen zu können. 33 Auch die Übertragung seiner Heimkehr in den Kinos der Front und seine gesamten Ehrungen34 sprechen von dem hohen Ansehen, welches er genoss. 15Dazu kam die Auszeichnung seines Grabes als Ehrengrab und der Staatsakt, der zu seinem Begräbnis abgehalten wurde. Als ebensolche Ehrung ist der Ring der Stadt Wien zu verstehen, der ihm verliehen wurde. Auch von den Frontsoldaten wurde Nowotny als Mann, „der die Hoffnung und die Zuversicht der Wolchow-Landser damals war, der Freund seiner Kameraden, dessen 20Tollkühnheit und Draufgängertum sie immer wieder mitriß […]“35 gesehen. Sein Name war ihnen „Zuversicht und Rettung zugleich“36. Im krassen Gegensatz dazu standen die gegnerischen Mächte. Vor allem die Briten wurden als „Apokalyptische Reiter“37 dargestellt, die es auf Kinder, Frauen und Alte abgesehen hatten und die nur ein Held wie Nowotny aufhalten konnte.

33

Vgl. Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders . Siehe Anhang, S.1 . 35 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S. 10 . 536 Ebd. S. 9. 37 Ebd. S. 109. 34


11 Die allgemeine Anerkennung Nowotnys gipfelte dann in dem Nachruf Pierre Clostermanns

38 39

, , eigentlich Jagdflieger auf der gegnerischen Seite, der den jungen

Flieger ebenfalls als „Held“ und „tapferen Feind“ bezeichnete. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der damaligen Zeit das Bild von Nowotny 5als patriotischer, kameradschaftlicher, junger Held geprägt wurde.

4.2 Heute Anfangs gab es durchaus Bestrebungen dieses Bild aufrecht zu erhalten. Immerhin war er mit 258 bestätigten Abschüssen der fünfterfolgreichste Jagdflieger der Geschichte. 1958 wurde der Grabstein Nowotnys erneuert, es gibt einen „Verein zur Pflege des Grabes Walter Nowotny“ und das Bundesheer stellte Ehrenwachen an seinem Grab auf. 101981 wurde vom Institut für Münz- und Medaillenkunst eine Nowotny-Gedenkmünze herausgebracht. Zusätzlich gibt es an seiner Absturzstelle in Epe ein Denkmal, dessen Inschrift durch Spenden bereits mehrfach erneuert wurde und um dessen Pflege sich das Jagdbombengeschwader 36 des Fliegerhorstes Rheine/Hopsten kümmert.40 Dennoch hat sich das Bild des „Helden Nowotny“ gewandelt. 152003 konnten die Grünen mit Hilfe der SPÖ durchsetzen, dass das Grab des „Nazipilot[en] Nowotny“ 41 nicht mehr den Status Ehrengrab inne hat. Außerdem wurde der Uniprofessor Gerhard Pendl, „nach einer Rede am 12. November 2006 von der damals zuständigen Ministerin Elisabeth Gehrer als Universitätsrat abberufen, da seine angeblich "unkritische Haltung zum Nationalsozialismus", die in 20der Rede zum Ausdruck gekommen sein soll, eine „schwere Pflichtverletzung“ darstellen würde“42. Anhänger Nowotnys, die sich jedes Jahr zu seinem Todestag an seinem Grab einfinden, gelten als Anhänger der rechten Szene, können also mit

einem solchen Auftritt

durchaus ihre gesellschaftliche Position aufs Spiel setzen. 25Aufgrund dieser Anzeichen kann man daher ganz deutlich einen Wandel der Resonanz von extrem positiv („Held“) bis zu sehr negativ („Nazi“) vermerken.

5. Held oder Nazi-Scherge? - Erörterung 38

Pierre Clostermann (1921-2006), franz. Jagdflieger, im Dienste der Royal Air Force Siehe Anhang S. 3 . 40 Vgl. Gosmann, Heinrich, Epe - Chronik einer Landgemeinde, S. 65 . 541 http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm . 42 http://de.metapedia.org/wiki/Nowotny,_Walter . 39


12 Die Herangehensweise an diese Thematik birgt mit Sicherheit eine große Brisanz und daher ist es wichtig zu versuchen, beide Positionen so objektiv wie möglich wiederzugeben und erst danach eine Schlussfolgerung zu ziehen. Von seinen Befürwortern wird Walter Nowotny als Held gefeiert, der lediglich 5versuchte, seinem Vaterland zu dienen und die Menschen dort vor Schlimmerem zu bewahren. „Nowotny war Soldat und kein Kriegsverbrecher“ sagte einst der frühere Wiener SPÖ-Bürgermeister Dr. Helmut Zilt.43 Jeder seiner Abschüsse sei wichtig gewesen, um Deutschland vor Bombenterror abzuschirmen und vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen davor zu schützen. 10Weiterhin wird gesagt, dass viele Frauen, die durch die späteren Soldaten der Besatzungsmächte vergewaltigt worden sind, froh gewesen wären, wenn ein Nowotny sie davor hätte retten können. 44 Als ein weiterer wichtiger Punkt wird angeführt, dass der junge Pilot den Soldaten an der Front Hoffnung und Motivation zum Durchhalten gegeben hat und sie durch seine 15zahlreichen Abschüsse vor dem Tod bewahren konnte. Auch war er in keinster Weise ein schlechter Mensch, sondern er stand seinen Kameraden in allen Notsituationen zur Seite und konnte sich daher ihrer vollsten Anerkennung sicher sein. Ebenfalls wichtig ist zu erwähnen, dass Nowotny keineswegs ein „illegaler Nazi“ war, 20sondern sich der NSDAP erst anschloss, nachdem Österreich zu Deutschland gehörte und diese damit wieder legal wurde. 45 Natürlich gibt es auch auf der Gegenseite spezifische Argumente zur Untermalung der eigenen Position. Der Punkt „Nowotny als Retter der deutschen Städte“ lässt sich außer Kraft setzen, 25wenn man weiß, dass er nur 3 Bomber im Anflug auf deutsche Städte abschoss. Der Rest seiner Abschüsse summiert sich vor allem aus russischen Kampffliegern an der Front in Lettland. 46 Zudem bekommt man in dem Buch seines Bruders Rudolf durch die überlieferten Briefe Nowotnys direkt den Eindruck, als würde er nur darauf fiebern erneut in die Luft 30zu steigen und einen Gegner abzuschießen. Er scheint fast von einem „Jagdfieber“ gepackt, so als würde er Abschüsse sammeln und gar nicht daran denken, dass sich im gegnerischen Flugzeug auch ein Mensch befindet. Besonders deutlich wird das an der 43

http://heimatliebe.wordpress.com/2008/11/09/09-november-2008-gedenken-an-walter-nowotny/ Vgl. http://heimatliebe.wordpress.com/2008/11/09/09-november-2008-gedenken-an-walter-nowotny/ 45 Vgl. http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm 546 Ebd. 44


13 Textstelle „ ‚Wir jagen den Fluss entlang, kurven, dröhnen wieder zurück. Bisher ist die Gegend, in der einige sowjetische Feldflugplätze liegen, immer ein gutes Jagdgebiet gewesen.’ “ 47 Es scheint als würden die Menschen mit Tieren gleichgesetzt auf die man aus Spaß eine Jagd veranstaltet. Noch deutlicher ist die Stelle „ ‚ Der Kampf hat eine 5erregende Wendung genommen.’“

48

Die Verbindung des Wortes „erregend“ mit dem

Töten von Menschen zeigt eine gewisse Skrupellosigkeit auf. Diese bemerkt man auch in dem Brief, den er an seine Eltern schrieb, als klar war, dass sein Bruder in Stalingrad sterben wird 49. Die „Ehre“ und der „Stolz“ für sein Vaterland zu sterben, lassen erkennen, dass das nationalsozialistische Gedankengut durchaus in 10seinem Handeln verankert war und er sich diesem Denken unterordnete. Zitieren kann man zudem seine letzten Worte an die Eltern, die da lauten: „ ‚Ein Hundsfott, der jetzt die Flinte ins Korn werfen will! Es gibt nur noch eines: Bestehen und die Treue halten, mag kommen, was da will!’ “50 Obwohl Nowotny engen Kontakt zu Hitler hatte und dadurch mit Sicherheit auch in die 15Pläne und die Umsetzung der Vernichtung von Millionen Juden und anderer Menschen eingeweiht war, hielt er die Treue zu diesem Regime und dadurch kann ihm der Heldenstatus, als jemand, der sich für andere Menschen aufopfert, um sie zu beschützen, nicht attestiert werden. Er war nicht unparteiisch und starb außerdem als Mitglied der NSDAP.

6. Resümee 20Nach der Abwägung der Argumente beider Seiten und der genauen Auswertung der schriftlichen Quellen, die sehr deutlich die Gesinnung Walter Nowotnys ans Tageslicht bringen, ist deutlich geworden, dass man in diesem Rahmen nicht von einem „Helden“ sprechen kann. Der Abschuss von 250 Menschen ist keine Leistung auf die man stolz 47

Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S. 52 . Ebd. S. 53. 49 Siehe 3.2. 550 Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, S. 133/134. 48


14 sein könnte und wenn sie, wie hier, einer besonders radikalen Gesinnung entspringt, dann ist sie sogar als etwas Menschenverachtendes zu verurteilen und nicht mit den heutigen Idealen der Menschenrechte vereinbar. Sicherlich ist als mildernder Umstand anzugeben, dass Nowotny schon in früher 5Kindheit durch seinen rechtsradikalen Vater von rechtem Gedankengut geprägt wurde und möglicherweise nie eine andere Sichtweise kennen lernte, dennoch trat er freiwillig in die Partei ein und meldete sich ebenso freiwillig zum Frontdienst. Hier ist eine deutliche Bereitschaft zur Verbreitung der nationalsozialistischen Anschauung auszumachen. 10Möglicherweise ist Nowotny nicht als Kriegsverbrecher zu verurteilen, da er selbst nicht in die aktive Planung beispielsweise der „Endlösung“ einbezogen war und ansonsten wohl auch jeder Soldat als Kriegsverbrecher zu verurteilen wäre. Als Scherge oder Handlanger des Regimes ist er dennoch auszumachen, denn Menschen von seinem Schlag haben dabei geholfen, dass die Hitler-Führung ihre Pläne in punkto 15Judenverfolgung, oder auch Eifern nach der Weltvormachtsstellung, umsetzen konnte. Als Abschlussbemerkung ist also anzugeben, dass die Fragestellung „Held oder NaziScherge?“, nach Abwägung aller Aspekte des Lebens von Nowotny und der Berücksichtigung durch äußere Einflüsse, mit der zweiten Aussage zu beantworten ist.

7. Literaturverzeichnis 1. Nowotny, Rudolf, Berichte aus dem Leben meines Bruders, Leoni am Starnberger See, Druffel-Verlag.


15 2. Held, Werner, Der Jagdflieger Walter Nowotny – Bilder und Dokumente, Motorbuch Verlag. 2. Gosmann, Heinrich, Epe – Chronik einer Landgemeinde, Rasch Verlag , Bramsche. 3. Hein-Janke, Ewald, Bramsche im 2. Weltkrieg, Verlag Rud. Gottlieb.

8.Internetquellen 1. http://de.metapedia.org/wiki/Nowotny,_Walter (17.02.2009) 2. http://waffenhq.de/biographien/biographien/nowotny.html (17.02.2009)


16

3. http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Nowotny (17.02.2009) 4. http://www.adlertag.de/asse/nowotny.htm (17.02.2009) 5. http://www.amazon.de/Jagdflieger-Walter-Nowotny-BilderDokumente/dp/3879439796 (17.02.2009) 6. http://de.wordpress.com/tag/walter-nowotny/ (17.02.2009) 7. http://www.personenlexikon.net/d/walter-nowotny/walter-nowotny.htm (17.02.2009) 8. http://www.doppeladler.com/misc/nowotny.htm (17.02.2009) 9. http://de.wikipedia.org/wiki/Luftwaffe_(Wehrmacht)#Der_erfolgreichste_Jagdflieger_d es_Zweiten_Weltkrieges (17.02.2009)

9. Anhang


17

Inhalt

Seite

1. Auszeichnungen

1

2. Nachruf Hannes Trautloff

2

3. Nachruf Pierre Clostermann

3

4. Selbstständigkeitserklärung

6

Auszeichnungen 

Frontflugspange für Jäger in Gold mit Anhänger Einsatzzahl "400"


18       

Sechsmalige Nennung im Wehrmachtsbericht Finnisches Freiheitskreuz 1. Klasse Ehrenabzeichen der finnischen Luftwaffe Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen Ehrenpokal der Luftwaffe Deutsches Kreuz in Gold Verwundetenabzeichen in Bronze

   

Ritterkreuz Eichenlaub Schwerter Brillanten

(293) (037) (008)

04.09.1942 05.09.1943 22.09.1943 19.10.1943


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