„Durch den Krieg war der Lebensstand sowieso stark gesunken“ – ein Ehepaar berichtet aus dem Leben in der Nachkriegszeit. Frau S (aus Bramsche) geb.: 21.8.1930, Bramsche Wir wohnten im Pfarrhaus und hatten da eine Wohnung mit drei Zimmern und einer eigenen Küche. Die Toilette teilten wir uns mit dem Pastor. Unsere Familie bestand aus vier Personen (Mutter, Vater, meine Schwester und ich). Dazu kamen nach dem Krieg noch weitere sechs Personen. Es waren alles Verwandte unserer Familie, die aus dem Sudetenland (ein Teil der damaligen Tschechoslowakei) vertrieben worden waren. Der Pfarrer nahm auch noch zwei weitere Personen auf. Alles was wir hatten wurde geteilt. Dies war selbstverständlich, es war ja unsere Familie. Da wir einen größeren Acker hatten, wo wir auch Schweine, Kaninchen und Hühner hielten, mussten wir nie großen Hunger leiden. Außerdem haben unsere Verwandten relativ schnell Arbeit in den umliegenden Fabriken gefunden und konnten sich schnell eine eigene Wohnung leisten. Die Gartenstadt entstand, durch die Vertriebenen, die sich dort ein neues Zuhause aufbauten. Noch heute koche ich jedes Jahr zu Weihnachten Rezepte aus Schlesien, die damals mit den Vertriebenen nach Deutschland kamen. Herr S. (aus NordrheinWestfalen) geb.: 27.6.1928, Laggenbeck Ich empfand die Aufnahme von Vertriebenen als nicht so schlimm. Durch den Krieg war der Lebensstandart sowieso stark gesunken. Wir hatten einen Bauernhof mit mehreren Wohnungen für Heuerleute. Ich weiß nicht mehr, ob in diesen Wohnungen auch noch Vertriebene untergebracht wurden. In unserem Haus waren wir sowieso schon sieben Kinder, meine Eltern und unsere Mägde und Knechte. Wir mussten trotzdem noch zwei weitere Zimmer an ein Ehepaar abgeben. Dieses Paar hat bei uns für ihre Verpflegung mitgearbeitet. Zusätzliche Flüchtlinge hatten keinen Platz mehr bei uns, da wir schon vorher eine Familie aus Lippstadt in NordrheinWestfahlen aufgenommen hatten. Das Haus dieser Familie wurde im Krieg total zerstört. Sie wohnten so lange bei uns, bis ihr Haus wieder aufgebaut worden war. Ich habe im Jahre 1947 die Schule abgebrochen und habe einen Praktikumsplatz in Bramsche bei Focke bekommen. Deswegen habe ich nicht viel von den Geschehnissen auf dem Hof mitbekommen. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich in der Zeit mit Speck oder Schinken, den ich von zu Hause mitbrachte, um ihn dann in der Gartenstadt auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.