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„Ich finde, die Flüchtlinge sind ein Teil von Deutschland“ – eine Bramscherin erlebt die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen Die Zeitzeugin erlebte die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen aus der Perspektive der Bramscher Bevölkerung. Bei der Familie der Zeitzeugin selbst, wurde jedoch niemand einquartiert, weil das Dachgeschoss des Hauses als einzige freie Räumlichkeit keine Strom­ und Wasserversorgung hatte. Als du in öffentliche Einrichtungen, z.B. in den Supermarkt gingst, wie hast du die Gegenwart der Flüchtlinge wahrgenommen? Im Bereich der Lebensmittelversorgung gab es für Flüchtlinge ja die sog. Lebensmittelkarten. In meinem Umfeld soll eigentlich alles sehr ruhig und ohne Probleme abgelaufen sein. Wie wurde mit den Flüchtlingen umgegangen? Allgemein wurden die Flüchtlinge gesellschaftlich relativ sanft aufgenommen, Es gab halt üblichen Abstand zu Fremden. Jedoch gab es auch einige Fälle von Inakzeptanz. Teilweise fielen Ausrufe wie: "Das sind die aus dem Lager." Oder: "Seitdem die Pollacken hier sind, ist alles schlechter geworden, sogar das Wetter." Hast du denn bei negativen Auffälligkeiten, die du beobachten konntest, eingegriffen und geholfen? Nein, also ich persönlich habe mich vor solchen Sachen eher fern gehalten und wollte mich nicht einmischen. Weißt du noch, wie die Chancen für die Flüchtlinge aussahen, eine Arbeitsstelle zu finden? Einige Menschen unter ihnen haben sicher Arbeit mithilfe der Leute gefunden, die ihnen auch ein Zuhause boten. Das konnte ich auch mehrmals bei uns in der Nachbarschaft beobachten. Zudem gab es aber auch bestimmte Arbeiten, bei denen neue, möglicherweise „billigere“ Arbeitskräfte gern gesehen wurden. Aber man muss dazu ja auch sagen, dass sie ja nicht alle gering qualifiziert waren. Haben viele Bekannte von dir auch Flüchtlinge aufgenommen? Ja gewiss haben einige meiner Bekannten Flüchtlinge aufgenommen, aber das waren auch nur die, die wirklich großes Mitgefühl für die Flüchtlinge hatten, da sie diese Leute ohne Hab und Gut ja nicht einfach stehen lassen konnten, auch wenn es für viele erstmal eine Überwindung war, eine völlig unbekannte Person eine Bleibe anzubieten. Gab es staatliche Sonderregelungen im Alltag im Bezug auf die Flüchtlinge? Ja einige, z.B. Das „Gesetz zur Förderung der Eingliederung von Heimvertriebener in die Landwirtschaft (Flüchtlingssiedlungsgesetz)“. Flüchtlinge erhielten u.a. zinslose Kredite, damit diese Höfe pachten, erwerben oder übernehmen konnten. Man hat versucht, durch die Flüchtlinge im Landwirtschaftsbereich Gewinn zu erzielen. Dafür wurden viele Gesetze erlassen, die den Flüchtlingen hauptsächlich finanziell helfen sollten. Würdest du anhand der Verhaltensweisen erkennen, welche Personen aus dem Westen und welche aus dem Osten kommen? Nein.


Wie ist denn deine Einstellung heute zu den Flüchtingen? Gut. Ich finde, sie sind ein Teil von Deutschland und haben das ein oder andere prägende Erlebnis mitgemacht, das dürfen wir nicht vergessen. Das Interview führten Xiao­Miao Zhou, Zeynep Terim und Norris Sam Osarenkhoe.


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