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Warum diese Zeit so wichtig ist

Wochenbett – für viele Eltern klingt das altmodisch. Dann sind sie überrascht, wie wunderschön überwältigend, aber auch wie anstrengend die erste Zeit mit so einem kleinen Winzling ist. Mit unseren Tipps seid ihr bestens vorbereitet!

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SOLSTOCK – ISTOCK

Jede Geburt ist für einen Frauenkörper absoluter Hochleistungssport! Daher raten Hebammen frischgebackenen Müttern auch zu sechs bis acht Wochen Ruhe, um sich wieder zu erholen und damit eventuelle Geburtsverletzungen heilen können. Früher wurde das Wochenbett noch wörtlich genommen: Die Mutter blieb mit dem Baby daheim, die Nachbarinnen im Dorf kümmerten sich ums Kochen, den Haushalt und erledigten Besorgungen. Für viele Frauen heute undenkbar, sie wollen ein straffes Programm durchziehen, meinen, sie könnten nach der Geburt so weitermachen wie vor der Schwangerschaft. Anfangs ist die Power auch noch da, denn nach der Geburt ist der Körper voll mit Glückshormonen. Doch es dauert nicht lange, bis die junge Mutter erfasst, welche Anstrengung der eigene Körper gerade vollbracht hat, nach und nach werden die Zipperlein spürbar, die man nicht ignorieren sollte. Auch deshalb stehen regelmäßige Besuche der Hebamme an, denn sie kennt die körperlichen und seelischen Veränderungen nach der Geburt. Während der Zeit im Wochenbett steht jeder Frau eine Hebammenunterstützung zu, die von der Krankenkasse bezahlt wird. Diese Hilfe ist Gold wert, denn gerade an den ersten Tagen zu Hause mit Baby werden viele Fragen aufkommen. Eine erfahrene Hebamme hilft, sich zurechtzufinden, eine eigene Routine mit dem Baby zu entwickeln, und unterstützt Eltern und Baby, eine gute Beziehung zueinander aufzubauen. Sie versorgt eventuelle Geburtswunden der Mutter, kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter und hilft, das Neugeborene gut zu versorgen. Verheilt der Nabel gut? Nimmt das Baby genug zu? Auch bei Fragen oder Problemen rund ums Stillen ist die Hebamme erste Ansprechperson. In den ersten zehn Tagen zu Hause besucht die Hebamme einmal, manchmal sogar zweimal am Tag die frischgebackenen Eltern. Bis zu 16 weitere Hebammenbesuche sind in den nächsten acht Wochen möglich. Bei Stillproblemen in der Zeit danach und auch beim Abstillen kann die Hebamme weitere vier Mal beratend zur Seite stehen.

Hilfe annehmen

Gerade beim ersten Kind zeigt sich schnell, dass viele der geplanten Abläufe und Trockenübungen für das Leben daheim der Realität nicht standhalten. Einige Babys schlafen ohne Ende und müssen zu den Mahlzeiten geweckt werden. Andere schreien viel und schlafen wenig. Wiederum andere wollen unentwegt an die Brust oder im Kinderwagen bewegt werden. Diese Unplanbarkeit ist für viele Eltern Stress. Daher: Unterstützung einfordern und auch mal Opa oder Oma mit dem Kinderwagen um den Block schicken und am besten gleich das Geschwisterchen mitnehmen. Und dann ohne schlechtes Gewissen entspannen und sich ein paar Augenblicke Ruhe gönnen, vielleicht sogar ein Stündchen Schlaf nachholen. Schließlich heißt es Wochenbett und nicht Wochenlauf. Oder Freunde konkret um Hilfe bitten: zum Beispiel den Kühlschrank auffüllen oder Essen mitbringen. Das freut beide Seiten mehr als der zwanzigste Body in Größe 50 oder ein weiteres Kuscheltier. Eltern sollten in den ersten Tagen zu Hause Besuche auf ein Minimum reduzieren, damit sich die neuen Abläufe in Ruhe einspielen können. Danach am besten so organisieren, dass nicht zu viele Menschen auf einmal kommen. Auch macht es Sinn, den Besuch zu bitten, nach angemessener Zeit wieder zu gehen, damit das Baby in Ruhe versorgt werden kann. Besonders beim Stillen sollte anfangs kein Publikum dabei sein, damit Mama und Baby „ihren Rhythmus“ finden.

Unsere Tipps zur Vorbereitung

Gemütliche Lieblingsbettwäsche bereitlegen, da viel Zeit im Bett verbracht werden wird Mahlzeiten vorkochen und einfrieren, Vorratsschrank und Tiefkühltruhe auffüllen Einfache Rezepte und Adressen für Kochboxen heraussuchen Für die vielen Babybesucher Kuchen vorbacken und einfrieren oder zur Tiefkühlvariante greifen Für ältere Geschwisterkinder Spiele und Beschäftigungen vorbereiten Zum Nachspülen auf der Toilette einen Becher bereithalten Binden für den Wochenfluss Schmerzmittel gegen Nachwehen und Wundschmerzen

Dunkelgrau statt Babyrosa

Bei vielen Neu-Mamis ist es meist am dritten Tag nach der Geburt so weit. Die Hormone pendeln sich langsam wieder ein und die Heultage gehen los. Oft ist es nach einem Tag vorbei, aber auch eine Woche „Babyblues“ ist völlig normal und gehört zu den sogenannten Gefühlsnachwehen. Ob Gefühlschaos, komplette Überforderung oder große Zweifel, ob man eine gute Mutter sein wird, alles kann hochkommen – und geht meist von allein auch wieder vorbei. Die Stimmungsschwankungen kommen dabei oft völlig unerwartet und scheinen keinen bestimmten Grund zu haben. Die betroffenen Frauen sollten sich nicht quälen und die Schuld bei sich suchen. Partner, Familie und Freunde sollten unterstützen und Verständnis zeigen. Einfach den Tränen und den Gefühlen freien Lauf zu lassen kann helfen und wirkt oft befreiend. Auch ein offenes Gespräch mit anderen Müttern, die diese Situation erlebt haben, ist für viele Frauen hilfreich. In einigen seltenen Fällen gehen die negativen Gedanken aber nicht von allein weg, können sich gar verschlimmern. Dann sollte sich die Mutter oder auch der Partner mit seinen Sorgen dringend an die Hebamme, Haus-, Frauen- oder Kinderärzt:in wenden und klären, ob vielleicht eine sogenannte Wochenbettdepression vorliegt und wie diese behandelt werden kann. Ein wissenschaftlicher Selbsttest auf Basis der Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala (EPDS) kann eine gute erste Einschätzung geben.

postnatale-depression.ch/de/selbsttest.html

Das Wochenbett

Viele unterschätzen die Bedeutung dieser ersten Wochen. Als wunderbare Begleitung für diese aufregende Zeit bietet sich dieser Ratgeber an. Darin informieren die Autorinnen ehrlich, umfassend und aufschlussreich und geben den frischgebackenen Eltern praktische und emotionale Hilfestellungen. Das Wochenbett, Alles über diesen wunderschönen Ausnahmezustand, Loretta Stern und Anja Constance Gaca, Kösel 2018, ISBN 978-3-466-31069-2, Euro 17,00

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