KOMMUNAL
Zur Sache
HERAUSFORDERUNGEN ANGEHEN Schon zwei Mal sind wir dieses Jahr am Blackout vorbeigeschrammt: Während im Jänner eine Kaskade von Ausfällen von Betriebsmitteln wie Stromleitungen und Schaltanlagen in Südosteuropa zu massiven Problemen im europäischen Stromnetz führte, hatte ein Waldbrand im Frühsommer ebenfalls einen Beinahe-Blackout zur Folge. Ein Löschflugzeug an der französisch-spanischen Grenze hatte seine Ladung direkt über einer 400 kV-Hochspannungsleitung abgelassen, während zur selben Zeit Spanien gerade massiv Strom aus Frankreich importierte. Das Löschwasser verursachte einen Kurzschluss, der Strom floss über andere Leitungen, die dadurch überlastet wurden und sich somit ebenfalls abgeschaltet haben. Urplötzlich fehlten in Spanien 2.500 MW Strom – die Energiemenge von ungefähr drei Kraftwerken – und infolgedessen kam es zu einem Einbruch der Netzfrequenz. In beiden Fällen waren die Frequenzeinbrüche innerhalb rund einer Stunde behoben, bei dem Vorfall im Jänner bekam man das aber auch in Österreich zu spüren: Bei verschiedenen Infrastrukturbetreibern, wie dem Wiener Flughafen oder auch in Krankenhäusern, kam es zu Folgestörungen, welche die Notstromversorgung auslösten. Die Aufsplittung des europäischen Verbundnetzes in zwei Teilnetze verhinderte Schlimmeres. Ohne Strom würde nichts mehr funktionieren: Angefangen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln, über das Gesundheitssystem, die Telekommunikation bis hin zur Verkehrsinfrastruktur. Telefone, öffentliche Verkehrsmittel, Heizung, Wasserversorgung: Für alles ist Elektrizität notwendig. Dass das Bundesheer mit einem Blackout in den nächsten fünf Jahren rechnet, zeigt die Notwendigkeit auf, dass sich Betreiber kritischer und wichtiger Infrastruktur mit dem realen Risiko auseinander setzen müssen. Wie die Wasserversorgung nach einem Blackout über kostbare Stunden mithilfe von Batterie-Energiespeicher als Ersatzstromanlage weiter bestehen bleiben kann, erfahren Sie ab Seite 12. Die wohl größte Herausforderung, der wir entgegentreten, ist der Klimawandel. Dass dieser selbst in Österreich massive Probleme verursacht, zeigt nicht zuletzt unser Beispiel aus dem Waldviertel ab Seite 15. Bisheriger Tiefpunkt in der von Trockenheit geplagten Region: 2015 mussten zeitweise 400.000 Liter Wasser am Tag per Tanklastwagen ins Waldviertel befördert werden, um die Wasserversorgung weiterhin aufrecht erhalten zu können. Mit der derzeit entstehenden Trinkwasserversorgungsleitung soll sich so eine drastische Situation nicht wiederholen. Neben den regulatorischen Rahmenbedingungen und Anreizprogrammen auf nationaler Ebene ist für eine erfolgreiche Energiewende die Umsetzung auf kommunaler Ebene besonders bedeutsam. Das kann unter anderem durch wohlüberlegte Neuanschaffungen im Fuhrpark geschehen – etwa im Winterdienst, in dem mithilfe besonders salzsparender Streugeräte Glätte bekämpft wird. Vorsorglich ausgebrachte Sole spart im Vergleich zu herkömmlichen Streusalz allein dadurch Salzmenge, da es eine längere Liegezeit hat. Das sorgt nicht nur für mehr Sicherheit bei Reifglätte und überfrierender Nässe und damit für eine erhöhte Verkehrssicherheit, sondern schont auch das Bauhof-Budget und die Umwelt. Ist der Streuautomat dann auch noch vollelektrisch im Einsatz wie bei unserem Beispiel ab Seite 26, fährt der Winterdienst besonders nachhaltig. Damit sich nicht nur Pkw-Lenker sicher im winterlichen Straßenverkehr fühlen, sondern auch die Winterdienstmitarbeiter selbst, wurden diverse Lösungen entwickelt. Bei extremen Wetterverhältnissen kommt es nicht selten zu gefährlichen Unfällen, weshalb es für die Fahrer von Winterdienstfahrzeugen besonders wichtig ist, den Verkehr immer im Blick zu haben. Der Freisichtkamin erlaubt den maximalen Überblick im Winterdienst: Neben diesen Sicherheitsaspekt verfügt die neu vorgestellt Schneefrässchleuder ab Seite 24 noch über weitere interessante Charakteristika. Vor der Saison ist nach der Saison: Auch wenn der Winter erst in den Startlöchern steht, der Frühling und seine vielfältigen Aufgaben kommt bestimmt. Damit der Saisonstart besonders reibungslos funktioniert, empfiehlt sich ein umfassendes Checkup vor dem Einwintern. Mehr dazu ab Seite 32. Welche weiteren nachhaltigen und/oder technisch innovativen Lösungen die Kommunal-Branche noch bereithält, erfahren Sie bei der Lektüre unserer neuesten Ausgabe von zek kommunal – viel Vergnügen! Ihre
PATRICIA PFISTER Chefredakteurin
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Dezember 2021
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