KITZ-RACE-Inside 2023

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Das offizielle Magazin zum 83. Hahnenkamm-Rennen

KITZ-RACE-Inside
2023

KITZRACEInside

2023

Energy on Snow

Die Vorfreude auf die Rennwoche setzt bei allen an den Hahnenkamm-Rennen beteiligten Personen – angefangen beim Organisationskomitee bis hin zu den Athleten – jede Menge Energie frei. Mit dieser Energie und Begeisterung haben wir das jährliche Zusammenkommen im KITZ-RACEClub in diesem Jahr mit dem Motto „ENERGY ON SNOW“ geplant und umgesetzt. Was bedeutet eigentlich der Begriff Energie? Er kommt aus dem Griechischen und steht für die „wirkende Kraft“. Anschaulich ausgedrückt, ist Energie die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten, Wärme abzugeben oder Licht auszustrahlen.

Somit kann man sagen, dass die Hahnenkamm-Rennen „Energiefreisetzer“ im besten Sinne sind bei allen, die als Zuschauer und Fan oder Akteur beteiligt sind. Insbesondere über die Energie von Aktiven, ehemaligen Athleten, von Fernsehmachern und vielen anderen Protagonisten wollen wir im KITZ-RACE-Inside berichten.

Was bringt der Körper nur für absolute Höchstleistungen, wenn ein Athlet die Mausefalle mit einem Gefälle von 85 % hinunterspringt und mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde durch die Traverse fährt? Es braucht pure Energie, um die lange und kräftezehrende Abfahrt durchzuhalten. Die faszinierenden Vorgänge im Körper verdeutlichen, was jeder einzelne Athlet leistet.

Der Schweizer Skirennfahrer Daniel Albrecht, seinerzeit einer der vielversprechendsten Skirennfahrer der Welt, verletzte sich beim Training 2009 auf der Streif schwer, einen Tag vor dem Hahnenkamm-Rennen. Im Interview spricht er mit uns über seine Karriere, deren abruptes Ende und darüber, was er heute macht.

Wenn jemand die energiegeladene Stimmung von der Piste direkt auf die TV-Bildschirme in Österreich bringen kann, dann diese beiden: das ORF-Kommentatorenduo Armin Assinger und Oliver Polzer. Wir haben sie für das Magazin in ihrer Sprecherkabine getroff en.

Am Ende dieses Wochenendes wünschen wir uns eine Bilanz, die da heißt: Wir haben viel Energie eingesetzt und noch mehr positive Energie aus dem Sport auf der Piste, den Begegnungen mit den Fans und Gästen und ganz allgemein durch das Beisammensein mit den Menschen vor Ort mitgenommen.

Wir wünschen Ihnen, werte Leserinnen und Leser, geschätzte Freundinnen und Freunde des Skisports, viel Freude und spannende, energiegeladene Momente im Rahmen der 83. Ausgabe der Hahnenkamm-Rennen.

Mirjam Hummel-Ortner und Philipp Radel

EDITORIAL
Philipp Radel und Mirjam Hummel-Ortner, Gastgeber und CEOs der Sportmarketing-Agentur WWP

Impressum: Medieninhaber: Target Group Publishing GmbH Brunecker Straße 3 6020 Innsbruck

Geschäftsführung: Andreas Eisendle Matthias Krapf Michael Steinlechner

Herausgeber: WWP Weirather-Wenzel & Partner AG Industriering 3 9491 Ruggell Fürstentum Liechtenstein

Projektleitung WWP: Samuel Saxer Chiara Gottschalk

Redaktion: Matthias Krapf (Ltg.) Theresa Kirchmair Haris Kovacevic Cornelia Pipal Esther Pirchner Denis Pscheidl Michael Rathmayr Lisa-Maria Schwarzenauer Leonie Werus Juliane Wieser

Layout & Design: Marco Lösch (Ltg.) Alina Klampfer Lisa Untermarzoner

Cover-Art: Dominik Schubert

Fotos: siehe S. 190 Lektorat: Esther Pirchner

Anzeigen: Rainer Hörmann; WWP Druck: Berger Druck, Horn

Gender-Hinweis:

Im Sinne der besseren Lesbarkeit verwenden wir bei personenbezogenen Bezeichnungen, die sich zugleich auf Frauen und Männer beziehen, nur die im Deutschen übliche männliche Form.

Programm 16 Interview: „Wir haben uns nicht einmal gestritten“

Glitzer, Glamour und die Gams

Kitzbühel in 1:51,58

Fünf Fragen an die ÖSV-Präsidentin

Eye Opener

In der Sekunde des Starts mittendrin

Interview: Ein Hahn, ein Kamm, ein Rennen, ein Designer 90 Griffig – eisig gibt’s nicht

Inhalt
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102 Eine Frage der Perspektive 118 Die Angst des Slalomfahrers vor dem zweiten Durchgang 134 Interview: „Jedes Jahr Olympia“ 144 Im Körper des Athleten 158 Interview: Von 100 auf null und wieder zurück

170 Wordrap: Kurz gefragt und schnell geantwortet 174 Zu den Wurzeln 188 Erinnerung an den „Hausherrn der Streif“

Du wirst verlieren.

Vielleicht deine Gelassenheit. Vielleicht deinen Mut. Sicher jedoch wirst du Flüssigkeit, Elektrolyte und Nährstoffe verlieren, wenn du dich sportlichen Herausforderungen, wie der Streif stellst.

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Programm

Bei Tag

Dienstag, 17. Jänner

11:30 Uhr: 1. Abfahrtstraining, Streif (ev. erst Mittwoch)

Mittwoch, 18. Jänner

10 Uhr: Longines Future Hahnenkamm Champions – JUNIORS Slalom 1. Durchgang, Ganslern 11:30 Uhr: 1. Abfahrtstraining, Streif (ev. bereits Dienstag) 13 Uhr: Longines Future Hahnenkamm Champions – JUNIORS Slalom 2. Durchgang, Ganslern

Donnerstag, 19. Jänner

11:30 Uhr: 2. Abfahrtstraining, Streif 13 Uhr: Öffnung BeyondKitz, Zielgelände

Freitag, 20. Jänner

8:30 Uhr: Öffnung BeyondKitz, Zielgelände tbd: Autogrammstunde Henrik Kristoffersen, Zielgelände 11:30 Uhr: KitzbühelAbfahrt, Streif

18 Uhr: Startnummernvergabe HahnenkammAbfahrt, Zielgelände 18:30 Uhr: Siegerehrung Kitzbühel-Abfahrt, Zielgelände

Samstag, 21. Jänner

8:30 Uhr: Öffnung BeyondKitz, Zielgelände 11:30 Uhr: HahnkammAbfahrt, Streif 14 Uhr: KITZCHARITY-Trophy 18 Uhr: Startnummernvergabe Slalom, Zielgelände 18:30 Uhr: Siegerehrung Hahnenkamm-Abfahrt, Zielgelände, anschließend Feuerwerk „Hahnenkamm-Rennen 2023“, Zielgelände

Sonntag, 22. Jänner

8:30 Uhr: Öffnung BeyondKitz, Zielgelände tbd: Autogrammstunde Aleksander Aamodt Kilde, Zielgelände 10:30 Uhr: HahnenkammSlalom 1. Lauf, Ganslern 13:30 Uhr: HahnenkammSlalom 2. Lauf, Ganslern, anschließend Siegerehrung Slalom, Zielgelände

Bei Nacht

Donnerstag, 19. Jänner

17:30 Uhr: Race Fever Party, BeyondKitz beim Zielgelände

Freitag, 20. Jänner

18:30 Uhr: Be Legendary Party, BeyondKitz beim Zielgelände 19 Uhr: Weißwurstparty, Stanglwirt, Going (nur mit Ticket) 20 Uhr: Gösser-Abend, Krone Weltcup-Haus (nur mit Einladung) 20 Uhr: A1 Kitz Night, Rosi’s Sonnbergstuben (nur mit Einladung) 21 Uhr Kitz�n�Glamour, Club Take Five

Samstag, 21. Jänner

17 Uhr: Rosi�s Schnitzelparty, Rosi�s Sonnbergstuben (nur mit Ticket)

17 Uhr: Velo Aftershow Party mit Star-DJ David Puentez, Zielgelände 18:30 Uhr: Guts & Glory Party, BeyondKitz beim Zielgelände 21 Uhr: KITZ-RACE-Party 2023, KITZ-RACE-Club (nur mit Ticket)

22 Uhr: Goldrausch Afterrace Party, Hotel Zur Tenne

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Gemeinsam

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„Wir haben einmal gest

16 INTERVIEW: Conny Pipal

uns nicht ritten“

Es ist tatsächlich sein erstes Mal. Harti Weirather betritt das Museum in Kitzbühel. Was für ein Glück, dass er gerade an diesem Tag auf einen Mann trifft, der wie kein anderer die Geschichten über dieses altehrwürdige Haus im neugestalteten Kleid erzählen kann. „Was, du woast no nia bei uns im Museum?“, so Michael Huber, seines Zeichens Präsident des Kitzbüheler Ski Clubs (K.S.C.), sichtlich erstaunt.

Und wer sich nun fragt, was dieser kulturelle Ort mit dem sportlichen Club zu tun hat, der bekommt eine überraschende Antwort. Gleich beim Eingang des Museums hatte nämlich der K.S.C. früher seine Heimat. „Ein kleines Büro mit

einem Kleiderkasten als Dokumentenschrank“, erinnert sich der Präsident, der damals als Generalsekretär wirkte. Heute führt eine moderne Treppe hinauf in die verschiedenen Ausstellungsräume. Einer davon erzählt die Historie der weltbekannten Sportstadt Kitzbühel, die selbst Harti Weirather zum Staunen bringt. Schließlich zählt er als Veranstalter des KITZ-RACE-Clubs – oder wie Michael Huber es nennt, des „Sieben-Sterne-Zelts“ –zu den langjährigen Kitzbühel-Kennern. Seit 25 Jahren verbindet die Sportmarketing Agentur WWP und den K.S.C. eine Kooperation, die man durchaus als außergewöhnlich bezeichnen darf.

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us der Kooperation zwischen dem K.S.C. und der Sportmarketing Agentur WWP ist in all den Jahren ein Event der absoluten Weltklasse geworden. Welches Erfolgsgeheimnis steckt dahinter?

HARTI WEIRATHER: Ich glaube, es ist ähnlich wie früher im Spitzensport. Es sind die Leidenschaft, die akribische Arbeit und natürlich die Risikobereitschaft, die dazu beigetragen haben.

MICHAEL HUBER: Wir müssen das noch einmal anders sehen. Das ist wie eine Liebesbeziehung. Es geht darum, ob die Chemie stimmt, und das weiß man innerhalb einer Zehntelsekunde. Ich war damals Generalsekretär, als mir Peter Schröcksnadel Harti Weirather vorgestellt hat. Ich habe ihn ja nur als Skirennfahrer gekannt. Unsere Aufgabe ist und war die Organisation des Rennens.

Für das sportliche Drumherum wurden vom K.S.C. ab den 1970er-Jahren unterschiedliche Agenturen engagiert. Was hat sich in dieser Zeit verändert für den K.S.C.?

MICHAEL : Diese Beziehungen haben nie ganz gepasst. Ja, und dann ist Harti ins Spiel gekommen. Und da war dieses Miteinander. Man braucht einen gemeinsamen Nenner, bei uns ist das der Bezug zum Sport. Wenn du aber nur ans Geld denkst, wird das nie etwas werden. Du musst zuerst das Produkt haben, und wenn das stimmt, kannst du es vermarkten. Harti hat neue Ideen eingebracht.

Welche Veränderungen hat diese Kooperation für den K.S.C. gebracht?

MICHAEL: Ich möchte die Gefühlsebene einbringen, und da geht es um Respekt und Ehrlichkeit, das ist für mich ganz entscheidend. In den 25 Jahren haben wir nicht einmal gestritten, uns angelogen oder gemauschelt. Wir haben nie ein Spiel gespielt, es gibt keinen Neid, keine Gier. Wenn Harti nur aufs Gewinnmaximieren aus wäre, dann hätten wir ein Problem, und so ist es auch umgekehrt. Natürlich gehört auch ein Handwerkszeug dazu, wir müssen wissen, wie wir die Strecke präparieren, und er muss wissen, wie man das Rennen vermarktet. Da mischt sich keiner beim anderen ein. Wir lachen immer, wenn eine Agentur daherkommt mit einer Power-Point-Präsentation von dreißig Seiten und nichts steht drauf. Mit dem komme ich nicht weiter, wir sind beide Praktiker mit Hausverstand.

Die Partnerschaft zwischen dem K.S.C. und WWP besteht seit über einem Vierteljahrhundert. Wenn ihr euch an die Anfänge zurückerinnert und euch den Event heute anschaut – was hat sich gewandelt?

HARTI: Es hat sich fast alles verändert. Wenn ich an die Rennfahrer denke, da hat sich alles extrem zum Positiven gewendet. Man braucht sich nur an die gefrorenen Strohballen am Rand erinnern, allein der Gedanke lässt mich heute noch erschauern. Heute ist vom Start bis ins Ziel die ganze Strecke professionell abgesichert, die passive Sicherheit ist gewährleistet. Und wenn man weiß, welche Möglichkeiten die Rennfahrer jetzt am Start haben, die haben sogar Räder zum Aufwärmen. Wenn sie besser aufgewärmt sind, passiert auch weniger. Die Rennfahrer verdienen jetzt auch ein gutes Preisgeld und die Zuschauer können das Rennen vom Start bis ins Ziel mitverfolgen, überall stehen Videowände mit den Infos.

MICHAEL: In den 25 Jahren hat sich äußerlich alles verändert, innerlich nichts. Innerlich brennt noch immer das gleiche Feuer. Wenn Harti ab

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A

„Es geht darum, ob die Chemie stimmt, und das weiß man innerhalb einer Zehntelsekunde.“

Im Jahr 2009 wurde der Kitzbüheler Dr. Michael Huber einstimmig zum Präsidenten des Kitzbüheler Ski Clubs (K.S.C.) gewählt. Zuvor fungierte der Sportwissenschaftler als Generalsekretär für den traditionsreichen K.S.C. Huber ist auch als Chef des Organisationskomitees des Hahnenkamm-Rennens eine bekannte Persönlichkeit im Skisport.

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Zwei, die sich gut verstehen: Harti Weirather (l.) und Michael Huber (r.) verbindet eine ganz spezielle Beziehung, aufgebaut auf Respekt, Ehrlichkeit, fern von Neid und Gewinnmaximierung. Beide setzen lieber ihren Hausverstand ein als sich mit seitenlangen Power-Point-Präsentationen zu beschäftigen. Zwischen den beiden stimmt die Chemie. Das war schon von Beginn an das Erfolgsgeheimnis dieser Kooperation zwischen der Sportmarketing-Agentur WWP und dem Kitzbüheler Ski Club.

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„Vielleicht haben sie sich gedacht, der Narrische, der komplett Verrückte, schafft das ja vielleicht.“

Als Abfahrtsspezialist schrieb der Reuttener Harti Weirather in den 1980er-Jahren Geschichte: Er gewann den Abfahrtsweltcup, wurde Weltmeister und war der Allerschnellste auf der Streif. 1987 beendete er seine sportliche Karriere und gründete gemeinsam mit seiner Frau Hanni Wenzel die Sportagentur WWP.

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Weihnachten jeden Tag in Kitzbühel anruft und wissen will: Ist es kalt, schneit es?, dann ist das etwas, was er auch vor 25 Jahren schon gemacht hat.

Wer Skirennen veranstaltet und organisiert, muss unheimlich leidensfähig sein, du musst Nerven aus Stahl haben, als Organisator und als Rennläufer.

Bei anderen Sportarten gibt es nur die Frage: Wer gewinnt? Beim Skirennen, speziell beim Hahnenkamm-Rennen, geht es um mehr: Wer gewinnt? Findet es statt? Wo starten sie? Wo ist das Ziel?

HARTI: Ich kann mich erinnern, vor vielen Jahren waren wir bis 2 Uhr Früh beim Sponsorenabend und es hat geschüttet. Für mich war klar, ich kann mich ins Bett legen und an nichts denken, weil morgen ist hundertprozentig kein Rennen. Als ich am Morgen aufgewacht bin, war draußen strahlender Sonnenschein und blitzblauer Himmel. Wir hatten eines der schönsten Rennen. Unglaublich, aber es kann sich minütlich alles verändern.

Mit welchen Herausforderungen wart ihr zu Beginn des Events konfrontiert?

HARTI: Es gab eine Anhäufung von Hoppalas. Damals mussten wir derart viel Neuland betreten! Bis man in jedem Bereich die besten Lieferanten findet, das geht nicht von heute auf morgen. Es war alles quasi handgestrickt. Wenn ich zurückdenke, wie rudimentär anfangs gekocht worden ist, und heute sind wir professionellst ausgestattet für 1.500 Leute.

Neben der ernsthaften Auseinandersetzung, einen Event auf höchstem Niveau zu etablieren, hat es doch sicher auch einige Hoppalas gegeben.

HARTI: Es hat natürlich lustige Geschichten gegeben. Beim CharityRennen sind oft Wirtschaftsgrößen mitgefahren. Sie haben sich akribisch vorbereitet, sich eingefahren, Strecken abgesteckt und sind dann vor lauter Nervosität am ersten Tor vorbeigefahren, weil Tausende zugeschaut haben.

Hat es eine Portion Mut gebraucht, dem K.S.C. die Idee eines elitären Zelts im Ziel als gute Idee zu verkaufen?

HARTI: Wenn ich so zurückdenke, muss ich den Hut ziehen vor Peter Schröcksnadel, dem damaligen K.S.C.-Präsidenten Christian Poley und vor Michael Huber. Man muss sich das vorstellen: Da kommt ein ehemaliger Skifahrer und hat eine verrückte Vision. Was müssen sich die gedacht haben? Harti hat zwar super Ideen, aber wie soll das gehen? Wie soll man ein Zelt aufstellen im Zielraum, wo ja ein Golfplatz ist? Wer soll das zahlen? Die drei haben mir da einfach vertraut. Vielleicht haben sie sich gedacht, der Narrische, der komplett Verrückte, schafft das ja vielleicht.

Wenn man als Athlet elfmal bei der Abfahrt beim Hahnenkamm-Rennen angetreten ist und trotz starker Schneefälle die Streif erstmals unter zwei Minuten bezwungen hat – ein Streckenrekord, der zehn Jahre gehalten hat –, bleibt diese Euphorie dann auch über die Jahre erhalten?

HARTI: Ich habe viele positive Gefühle mitgenommen, aber auch viele problematische Emotionen. Ich habe schon mit 28 Jahren aufgehört und mir vielleicht viele Verletzungen erspart. Aber eigentlich war ich zum Aufhören noch nicht reif, habe aber schon mit dem Vermarktungsgeschäft angefangen. Viele, viele Jahre habe ich einen Alptraum gehabt. Ich stehe im Starthaus, es kommt der Pieps und in diesem Moment checke ich, dass ich gar nicht trainiert habe. Ich muss sagen, auch heute noch, wenn ich im Starthäusl drin bin, ist das zwar ein schönes, aber auch ein mulmiges Gefühl.

MICHAEL: Auch ich habe viele Jahre einen Alptraum gehabt: Es ist Hahnenkamm-Samstag, strahlend blauer Himmel, der Schnee glitzert vom Berg herunter. Es ist angerichtet, wie es so schön heißt. Und kein Zuschauer kommt, nicht ein einziger, ich stehe mutterseelenallein auf der Tribüne eine halbe Stunde vor dem Start.

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Er hat das erreicht, von dem alle Athleten, die sich die Streif hinunterstürzen, träumen: Harti Weirather siegte 1982 am Hahnenkamm mit einem Streckenrekord, den er zehn Jahre lang hielt. Es sei für jeden Rennläufer das Größte, hier in Kitzbühel ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen, sagt er, und dennoch ist er froh, früh genug dem aktiven Skirennsport den Rücken gekehrt zu haben. Das sei wohl auch der Grund, warum er sich keine schweren Verletzungen zugezogen habe, meint der ehemalige Abfahrtsspezialist.

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Die Erfolge bringen den Athleten nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch eine Gondel mit dem eigenen Namen drauf. Wie fühlt es sich an, in einer persönlich gewidmeten Gondel zu fahren?

HARTI: Ich muss sagen, das ist die allerbeste Idee überhaupt. Es ist die größte Ehre für einen Sportler, das ist einfach wirklich das Höchste. Leider kommt es nicht oft vor, dass ich mit der eigenen Gondel fahre, weil es ja Zufall ist, dass man gerade diese erwischt.

Die Streif schreibt nicht nur im Winter Geschichte. Es gibt da eine Bäuerin, die in den Sommermonaten ihr Gemüse im Zielhang anbaut, dort wo im Winter die Athleten um den Sieg kämpfen. Michael, es soll sogar schon vorgekommen sein, dass du beim Bestellen des Kartoffelackers mitgeholfen hast. Wie funktioniert die Verbindung des berühmtesten Rennens der Welt mit einer nachhaltigen Bio-Landwirtschaft?

MICHAEL: Einmal bin ich mit einem Journalisten dienstlich essen gegangen, unter der Bedingung, dass ich das Menü aussuchen kann. Von der Rindsuppe übers Gemüse, das Gulasch und das Wasser bis hin zum Schnaps waren alle Zutaten von Landwirtschaften, die vom Start bis zum Ziel angesiedelt sind. Wir haben also alles gegessen, was in Rufweite zur Streif gewachsen und gereift ist.

Das heißt, ein Streifzug ist im Winter gefährlich und herausfordernd und im Sommer gesund und nachhaltig?

MICHAEL: Am Hahnenkamm wird eine Almwirtschaft betrieben und bis vor wenigen Jahren haben wir dort noch mit der Sense gemäht. Man muss es schaffen, ein Rennen auf die Beine zu stellen und die Strecke so zu hinterlassen, dass man im Frühjahr nichts mehr davon sieht, dass im Winter 100.000 Leute da waren. Früher konnte man da gar nicht wandern. Heute haben die Leute im Sommer die größte Freude, auf den schönen und gepflegten Wanderwegen unterwegs zu sein. Auf diese Nachhaltigkeit sind wir schon sehr stolz.

Mit der stetigen Weiterentwicklung geht auch ein Wandel einher, der genau geplant werden muss. Auf welche Veränderungen können wir uns freuen?

HARTI: Die jungen Mitarbeiter bei WWP beschäftigen sich intensiv mit der Frage, wie man auch die jungen Leute für das Hahnenkamm-Rennen begeistern kann. Da wird sicher viel Neues entstehen und wir hoffen natürlich, dass unsere Ideen gut angenommen werden. Die Entwicklung ist ja enorm, die Jugend ist am Handy und man bekommt sie von den digitalen Geräten nicht mehr weg.

Wie sieht das Hahnenkamm-Rennen im Jahr 2050 aus?

HARTI: Da plagen einen schon Sorgen, wie es mit der Klimaerwärmung weitergeht. Ich bin aber trotzdem optimistisch, dass es möglich sein wird. Ich glaube, dass es in einem ähnlichen Ausmaß wie heute stattfinden wird. Wie es dann schlussendlich wirklich ist, kann man sich heute nicht vorstellen. Vor 25 Jahren hat das auch alles anders ausgeschaut und alles hat sich verändert. Ich glaube, der Kampf Mann gegen Berg, der wird immer noch der gleiche sein. Es wird immer noch eine riesige Herausforderung für die Athleten sein, und das spürt auch der Zuschauer.

MICHAEL: Wir haben jetzt das 83. Rennen, im Jahr 2030 wird das 90. stattfinden. Ich war skeptisch, ob wir wetter- und klimatechnisch das 75. Rennen schaffen. Ich vergleiche das mit dem Formel-1-Rennen in Monte Carlo. Man hat schon vor vierzig Jahren gesagt, es ist nicht mehr möglich, mit der Geschwindigkeit durch die Stadt zu fahren. Bei uns ist es das Gleiche. Eigentlich ist die Streif nicht mehr fahrbar, und doch beweisen wir jedes Jahr wieder, dass es geht. Die Strecke ist geeignet für Lederschuhe und Holzski und wir fahren immer noch. Es ist eine Sensation, dass wir diese Weiterentwicklung geschafft haben. Denken wir an das 90. Rennen im Jahr 2030. Wenn wir das hinbekommen, ist das schon völlig verrückt. Und das 100. Rennen wäre 2040, das ist unvorstellbar.

Das müssen wir schaffen!

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HARTI:

Lieber Michael, lieber Harti, vielen Dank für das Gespräch.

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TEXT : Leonie Werus

Glitzer,

Während draußen die Skistars die Streif und den Ganslernhang hinunterjagen, trifft sich im KITZ-RACE-Club alles, was Rang und Namen hat. Ein Blick ins Innere des gigantischen VIP-Bereichs mit ganz besonderem Ruf.

Glamour und die Gams 29 KITZ-RACE- Inside 2023
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Mit wohliger Wärme empfängt der Eingangsbereich des KITZ-RACEClubs am Fuße des Hahnenkamms seine ausgefrorenen Besucher, die aus der Winterkälte nach drinnen treten. Wobei das Wort VIP-Bereich in diesem Fall wohl eher eine Beleidigung für die exklusive Atmosphäre und die beeindruckende Infrastruktur im KITZ-RACE-Club ist. Am Rande der sportlichen Geschehnisse gibt sich hier drei Tage lang das Who’s Who aus Politik, Wirtschaft, Society und Sportwelt die Klinke in die Hand. Eine Plattform, die mehr dem Austausch und der Netzwerkpflege dient als dem Gesehen-Werden – das ist der KITZ-RACE-Club für all jene, die eines der streng limitierten, heiß begehrten Tickets erwerben konnten.

Für alle Sinne

Wer ins Innere tritt, darf gleich am Eingang in einem Leitner-Sessel Platz nehmen und die Winterschuhe – oder Skischuhe, für die Sportlichen –gegen angenehmes Schuhwerk eintauschen. Frische Luft macht hungrig, also geht es, vorbei an Red Bull Bar und Gösserstube, in den Hauptbereich. Dieser hat jedes Jahr einen anderen Look, der sich am Charakter des offiziellen Hahnenkamm-Plakats orientiert – 2023 ist dementsprechend Rosa die dominierende Farbe. Neben dem

Duft nach rosaroten Blumen, die die Tische zieren, liegt noch ein anderer Geruch in der Luft – und zwar der nach Essen. Am Buffet, für das der Wiener Caterer DO & CO verantwortlich ist, bleiben für gewöhnlich keine Wünsche offen: Die Bandbreite reicht von internationalem Frühstück, Sushi und indischem Essen über Tiroler Hausmannskost bis hin zu Pizza und Brot, frisch aus dem Ofen. Den Großteil der Gerichte bereiten die Köche live vor den Augen der Gäste zu, sodass das Essen einmal mehr zum Erlebnis wird. Die Kulinarik ist es auch, worauf im Tagesbetrieb der Fokus liegt – zu dieser Zeit wird hier kein Bühnenprogramm geboten. Stattdessen unterhält man sich oder verfolgt die sportlichen Geschehnisse, die auch hier drinnen einen wichtigen Stellenwert einnehmen.

Besonders gut kann man das im ersten Stock, im sogenannten Chalet, zu dem nur eine Auswahl an rund 100 Gästen Zutritt hat. Von hier aus bietet sich durch eine imposante Fensterfront ein atemberaubender Blick auf die Streif – die Aussicht von der Galerie des frei zugänglichen Kitz Cafés ist allerdings auch nicht schlecht: An diesem Punkt lässt sich die gesamte Szenerie überblicken, deren Bühne vor allem am Samstagabend das Herzstück bildet, wenn die legendäre KITZ-RACEParty stattfindet.

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Gute Gespräche bei einem erlesenen Tropfen oder einer Zigarre – dafür ist das Chalet der richtige Ort. Allerdings nur für eine Handvoll ausgewählter Gäste.

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Energy on Snow – das Motto der diesjährigen KITZ-RACE-Party könnte bezeichnender kaum sein. Denn hier liegt eine ganz besondere Energie in der Luft.

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Nach verschiedenen Programmhighlights ist die Tanzfl äche eröff net.

Großes Spektakel

An diesem Tag endet der Tagesbetrieb bereits eine Stunde früher als sonst, sodass dem Team noch ganze vier Stunden bleiben, um dem KITZRACE-Club bis zum Gästeeinlass um 20 Uhr ein neues, dem Motto entsprechendes Gewand zu verleihen. Gemäß diesem Motto gestaltet sich dann auch das musikalische und artistische Bühnenprogramm, das den Gästen im Anschluss an ein Galadinner geboten wird.

Der Einzug der Hahnenkamm-Sieger bildet anschließend das sportliche Highlight – ein bedeutender Moment für Athleten und Fans gleichermaßen. Was folgt, ist der musikalische Star Act, der jedes Jahr mit großer Spannung erwartet wird – haben in der Vergangenheit doch bereits internationale Berühmtheiten wie die Black Eyed Peas, Amy Macdonald, Rea Garvey oder Ellie Goulding für Stimmung gesorgt. Anschließend geht es auf die Tanzfl äche, bevor um 3:30 Uhr Schluss ist – immerhin muss am nächsten Morgen bereits ab 9 Uhr wieder alles für den Tagesbetrieb bereit und jegliche Spur des großen Festes beseitigt sein.

Rundum-Paket

Stichwort Spuren beseitigen – wer sich Sonntagfrüh die Augenringe der langen Nacht abdecken lassen oder zwischendurch sichergehen möchte, dass die Frisur auch richtig sitzt, ist während des ganzen Wochenendes im KITZ-BEAUTY-Club by Christian Sturmayr bestens aufgehoben. Das Team dieses voll ausgestatteten Friseur- und Kosmetiksalons seitlich des Hauptbereichs bietet ein komplettes Verwöhnprogramm – von Make-up über Haarwäsche und -styling bis hin zur Bartrasur. Also ja: Auch Männer sind herzlich willkommen. Sei es nun, um die vielfältige Kulinarik zu erleben, um einen Blick auf den einen oder anderen prominenten Stammgast zu erhaschen – an dieser Stelle seien beispielhaft Namen wie Patrick Dempsey, Arnold Schwarzenegger oder Thomas Gottschalk genannt –, oder um den Mythos Hahnenkamm von seiner glamourösen Seite zu erleben – dafür bietet der KITZ-RACE-Club zweifelsohne die perfekte Gelegenheit. Und all jene, die diese Gelegenheit wohl nie bekommen werden, haben an dieser Stelle zumindest ein kleines bisschen mehr das Gefühl, dabei gewesen zu sein.

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Wenn die Nacht zum Tag wird: Die KITZ-RACE-Party genießt einen legendären Ruf.
MIT DEM GESCHMACK VON FEIGE-APFEL. FLU ¨ U ¨ U ¨ GEL FU ¨ R DEN WINTER. BELEBT GEIST UND KÖRPER ® . NEU

Ein FanErlebnis der nächsten Generation

Einmal im Leben selbst die Streif hinunterfahren? BeyondKitz macht’s möglich – zumindest virtuell. Mit der neuen Fan-Zone wird der Skisport rund um das Hahnenkamm-Rennen in diesem Jahr in all seinen Facetten erlebbar gemacht.

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Wie viele andere Sportarten hat sich auch der Skisport in den letzten Jahren enorm verändert. Genau diese Veränderungen waren ausschlaggebend für die Entstehung von BeyondKitz, wie WWP Co-CEO Mirjam Hummel-Ortner erzählt: „Heutzutage ist es möglich, jedes Skirennen auf der ganzen Welt vom Handy aus zu verfolgen, egal, an welchem Ort und zu welcher Zeit. Das heißt, wir müssen vor allem für die jüngere Zielgruppe Anreize schaffen, trotzdem live in Kitzbühel vor Ort sein zu wollen.“ Und genau das sei der Gedanke hinter BeyondKitz –was hier geboten wird, ist durch das Smartphone schlichtweg nicht zu erleben.

Langeweile? Fehlanzeige! Abseits des Sportevents gibt es ein buntes Rahmenprogramm: Mit einer Virtual-Reality-Brille die Streif hinunterfahren und erleben, wie steil die Piste wirklich ist, mit einem Flugsimulator über das Areal fliegen oder einen Skisimulator ausprobieren – alles ist möglich. Tagsüber sorgen Velo-DJs für Festivalstimmung, abends verwandelt sich BeyondKitz in eine Partylocation. Ein exklusiver BOSS-Shop zeigt eigens entworfene KitzbühelKreationen und Helly Hansen wird mit Merchandise-Artikeln bei BeyondKitz vertreten sein –langweilig wird es also garantiert nicht.

Gelebter Austausch Was diese Fan-Zone so besonders macht? „Früher sind die Fans ihren Idolen im Allgemeinen viel näher gekommen, waren im Zieleinlauf ein paar

Meter von den Skifahrern entfernt. Heute sind drei Sicherheitsnetze und eine Handvoll SecurityBediensteter dazwischen“, erklärt Hummel-Ortner. Im BeyondKitz liege der Fokus hingegen auf Nahbarkeit und Interaktion: „Wir haben ganz große Namen der Skiwelt zu verschiedenen Talks eingeladen, bei denen das Publikum sich mit den Athleten austauschen, Fragen stellen und sie hautnah erleben kann.“

Nachhaltigkeit im Fokus Was das Design angeht, steht auch hier ganz klar die Nachhaltigkeit im Vordergrund: Das BeyondKitz wurde auf Asphalt gebaut, die Grundkonstruktion besteht aus Holz und auch in den Innenräumen wird deutlich, dass man sich viele Gedanken gemacht hat, ist auch WWP Co-CEO Philipp Radel überzeugt: „Das nachhaltigste Event ist natürlich immer noch jenes, das nicht stattfindet. Aber wenn wir schon so etwas Großes organisieren, geben wir unser Bestes, möglichst nachhaltig zu agieren – das spiegelt sich auch im BeyondKitz wider.“

Fan-Zone für alle Das BeyondKitz ist für das gesamte Publikum frei zugänglich, der Innenbereich ist am Donnerstag von 13 bis 17 Uhr, am Freitag und Samstag von 8:30 bis 17:30 Uhr und am Sonntag von 8:30 bis 16 Uhr geöffnet. Nicht einmal ein Ticket für das Skirennen wird benötigt – nur für die Abendveranstaltungen sind Eintrittskarten erforderlich. Während der KITZ-RACE-Club primär als Business-Plattform dient, soll das BeyondKitz also vor allem die junge Zielgruppe ansprechen – und das HahnenkammRennen auch für sie zu einem ganz besonderen Erlebnis machen.

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„Wir haben ganz große Namen der Skiwelt zu verschiedenen Talks eingeladen.“
Mirjam Hummel-Ortner, WWP Co-CEO

Kitzbühel in 1:

Bergbau Seinen heutigen

Reichtum verdankt Kitzbühel vor allem dem Tourismus. Doch bereits im 16. Jahrhundert war es eine sehr vermögende Stadt. Die Quelle des Wohlstands war damals der Abbau von Silber und Kupfer nördlich der Stadt. Die teilweise bis zu 900 Meter in den Boden reichenden Schächte galten als die tiefsten der Welt.

Bunte Häuser Eine Besonderheit von Kitzbühel sind seine bunten Häuser. Die pastellfarbenen Gebäude, die sich seit den 1930erJahren nicht verändert haben, fallen jedem, der durch den Ortskern spaziert, ins Auge. Verantwortlich für die Farbgebung war der Kitzbüheler Maler und Architekt Alfons Walde.

TEXT : Denis Pscheidl
MINUTEN

Gemüse auf der Streif Im Winter ist der Ganslernhang Schauplatz des Hahnenkamm-Slaloms. Im Sommer liefern sich verschiedene Gemüsesorten einen Wettlauf um einen Platz an der Sonne. Rosemarie Gasteiger ist Eigentümerin

des Ganslernhangs und des Hohenegghofs am Rande der Streif. Gemeinsam mit ihrer Familie bewirtschaftet sie die legendären Felder.

Vorhang auf Nicht nur Skifahren, sondern auch Kunst spielt eine große Rolle in Kitzbühel. So findet seit 2013 jährlich das Filmfestival Kitzbühel statt. Hier bekommen regionale und internationale Nachwuchsregisseure die Chance, ihre ersten filmischen Projekte zu präsentieren.

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DIE SCHNELLSTE JEMALS GEFAHRENE SIEGERZEIT AUF DER STREIF (FRITZ STROBL, 1997)
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HUNDERTSTEL
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SEKUNDEN

Legendäre Zimmer Fast so legendär wie die Streif selbst ist das Hotel Reisch in Kitzbühel. Um dem auch gerecht zu werden, finden sich in dem 1912 errichteten Hotel die sogenannten Legendenzimmer. Bilder schillernder Kitzbüheler Persönlichkeiten und Orte geben den Zimmern und Suiten ihre Namen.

Die Gams Auch das bekannte Kitzbüheler Logo –die rote Gams – stammt aus der Feder von Alfons Walde. 1931 hat er sie für den Kitzbüheler Ski Club entworfen, genauso wie die Bergstation der Hahnenkammbahn. Kein Wunder also, dass manche sagen, er habe Kitzbühel erfunden.

Auf den Spuren von 007 Jeder kennt den britischen Geheimagenten James Bond. Doch nur wenige wissen, dass Kitzbühel der Geburtsort der 007-Romane ist. Bond-Schöpfer Ian Flemming wohnte drei Jahre in einem – heute als Tennerhof bekannten – Hotel in Kitzbühel. Hier fand er die Inspiration für seine Romane wie „Casino Royale“ oder „Im Geheimdienst ihrer Majestät“.

Golf the Streif Einmal im Jahr ist es möglich, die legendärste Abfahrtsstrecke der Welt nicht mit Ski, sondern mit dem Golfschläger zu bezwingen. Bei „Golf the Streif“ schlagen Skistars, Fußballer und Rodelweltmeister gemeinsam mit passionierten Golfern ab.

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Unser gemeinsames Ziel: Highspeed! Seit 25 Jahren stolzer Partner des ÖSV.

Fünf Fragen

INTERVIEW: Juliane Wieser

an ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober

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Als Athletin gehörten Sie zur Slalom-Weltspitze. Wie finden Sie den Kitzbühel-Slalom? Wären Sie auch gerne auf dem Ganslernhang gefahren?

ROSWITHA STADLOBER: Diese Frage hat sich zu meiner aktiven Zeit nicht gestellt. Der Ganslernhang ist mit seinen vielen Geländeübergängen ein untypischer, aber sehr anspruchsvoller und attraktiver Hang, der alles fordert, was einen technisch guten Skifahrer ausmacht.

Auf welches der Hahnenkamm-Rennen fiebern Sie persönlich am meisten hin? Vielleicht doch die Abfahrt?

Die Abfahrt auf der Streif ist wohl das berühmteste Skirennen der Welt, als ehemalige Slalomläuferin freue ich mich aber vor allem auf den Slalom.

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„Es ist wichtig, Chancen, wann und wo immer sie sich auch ergeben, zu ergreifen.“

Welche Ihrer Aufgaben als ÖSV-Präsidentin bereitet Ihnen die größte Freude?

Es gibt viele spannende Aufgabenbereiche, das Schönste ist für mich aber der persönliche Kontakt und Austausch mit den Sportlerinnen und Sportlern.

Als erste Frau an der Spitze des ÖSV haben Sie eine Vorbildfunktion. Ist es manchmal schwierig, dieser Rolle gerecht zu werden? Und welche Ratschläge geben Sie insbesondere jungen Frauen und Athletinnen mit auf ihren Weg?

Ich war mein Leben lang dem Wintersport verbunden und wollte Verantwortung übernehmen. Dass ich nach 116 Jahren die erste Frau an der Spitze war, ist zwar eine schöne Geschichte, aber nicht das Wichtigste. Unabhängig, ob Frau oder Mann, sehe ich es als Ehre, so eine Funktion ausüben zu dürfen.

Den Frauen versuche ich unabhängig von ihrem sportlichen Weg aufzuzeigen, dass es wichtig ist, Chancen, wann und wo immer sich auch ergeben, zu ergreifen – auch dann, wenn es im ersten Moment schwierig erscheint.

In einem Interview haben Sie erklärt, mit dem ÖSV in ein neues Zeitalter gehen zu wollen. Ist der Aufbruch schon geglückt?

Wir haben in den letzten Monaten eine zukunftsweisende Strukturreform begonnen. Es ist uns gelungen, den MarkenProzess, die Digitalisierung und die notwendige Modernisierung des Verbandes in Gang zu setzen. Zudem sind uns Werte wie ein respektvolles Miteinander, nachhaltiges Handeln oder die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb des Verbandes wichtig.

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Mut

Eye ope

Die Streif: zweifelsohne die legendärste Abfahrt der Welt und eine der anspruchsvollsten Speed-Strecken im gesamten Skizirkus. Wir haben die Abfahrt der Superlative genauer unter die Lupe genommen.

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TEXT : Denis Pscheidl

ner 1937

fand das erste Rennen auf der Streif statt

Damals gewann der Österreicher Thaddäus Schwabl mit einer Zeit von 3:53,10. 1946 konnte er seinen zweiten Erfolg auf der Streif feiern.

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153 km /h

erreichte Michael Walchhofer 2006 im Zielhang. Normalerweise sind die Rennläufer hier mit Spitzengeschwindigkeiten um die 143 km/h unterwegs. Das schnellste Landtier – der Gepard –schafft nur rund 110 km/h.

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Der Zielschuss ist die schnellste Stelle der Streif.

Von 0 auf 120 km/h in 4 Sekunden

beschleunigen die Fahrer auf der Streif – so schnell wie ein moderner Sportwagen. Mit einem Gefälle von über 50 % hat die Streif den steilsten Startschuss im Weltcup.

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Auf die Rennläufer wirkt eine G-Kraft von bis zu

Während der Kompression in der Mausefalle sind die Athleten für kurze Zeit Kräften von etwa dem Zehnfachen ihres Körpergewichts ausgesetzt. Solche Werte erreichen sonst nur Kampfjetpiloten bei bestimmten Flugmanövern.

10 G
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Vom Starthaus an der Bergstation der Hahnenkammbahn auf 1.665 Metern bis zum Ziel in Rasmusleiten beträgt die Höhendifferenz

860 m

Das entspricht in etwa der Höhe des Burj Khalifa, des höchsten Gebäudes der Welt.

Vom Start bis zum Ziel legen die Läufer auf der Streif eine Strecke von

3.312 m

zurück. Im Fall von Fritz Strobl entspricht das einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 107 km/h – in etwa die auf österreichischen Autobahnen.

Die Streif kann aber nicht nur in eine Richtung bezwungen werden. Beim Streif Vertical Up geht es darum, die legendäre Strecke von unten nach oben zu bezwingen. Wie oder mit welchem Material die Athleten das schaffen, ist ihnen selbst überlassen. Die Rekordzeit liegt bei 30:29,10

Minuten – gehalten von Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann.

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Mit einem Gefälle von nur

2 %

ist das Gschöss das längste Gleitstück der Streif. Hier müssen die Fahrer eine möglichst aerodynamische Position einnehmen, um keine Geschwindigkeit zu verlieren.

Etwa 160 Meter nach dem Startschuss befindet sich die Mausefalle. Sie ist mit einem Gefälle von 85 % – also 40,4 Grad – das steilste Stück der Streif.

KITZ RACE INSIDE 2023 54
85% 55 KITZ-RACE- Inside 2023

An der Mausefalle befindet sich der längste Sprung der Strecke. Hier haben die Fahrer den höchsten Luftstand – ungefähr so hoch wie ein zweistöckiges Haus:

6 m hoch 80 m weit

katapultieren sich die Rennläufer hier mit über 110 km/h über die Kante.

So könnten sie leicht sechs hintereinander aufgestellte Linienbusse überspringen.

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Mehr als 10 Kilometer Zuschauernetze, 2.000 Meter G-Zäune, 1.300 Meter A-Netze und 4.000 Meter B-Netze werden zur Sicherheit der Fahrer und Zuschauer aufgestellt. Aneinandergereiht ergäben sie eine Strecke von

17,3 km

Zum Vergleich: Verkehrsflugzeuge fliegen in einer Höhe von 9 bis 12 Kilometern.

circa

100.000

Zuschauer stürmten im Jahr 1999 Kitzbühel, um die Hahnenkamm-Rennen live vor Ort zu verfolgen. Allein die Abfahrt auf der Streif lockte 50.000 Menschen in die Gamsstadt – rund das Sechsfache der Einwohnerzahl.

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Mehr als doppelt so schnell wie Thaddäus Schwabl, Sieger von 1937, war 1997 ebenfalls ein Österreicher. Fritz „The Cat“ Strobl absolvierte die Abfahrt in und hält damit den bis heute gültigen Streckenrekord.

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1:51,58

Über150MagazineproJahr…

… und mit KITZ-RACE-Inside
KITZ-RACE-Inside 2023 Das offizielle Magazin zum Das offizielle Magazin zum 83. Hahnenkamm-Rennen TARGET GROUP
ein ganz besonderes mehr.

Elegance is an attitude

Marco

LONGINES SPIRIT

TEXT : Esther Pirchner

Seit rund siebzig Jahren wagen Rennläufer den Sprung vom Starthaus auf die Streif. In diesem Rennanzug steckte Mitte der 1980er-Jahre vermutlich der Schweizer Pirmin Zurbriggen.

In der Sekunde des Starts mittendrin

Der Start zum Abfahrtslauf auf der Streif fordert die Speed-Profis mehr als jeder andere, denn so steil, eisig und schattig ist es nirgendwo sonst. Beim Abstoß aus dem Starthaus verlassen sie buchstäblich die Komfortzone.

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Spricht man vom Mythos Kitzbühel, dann denkt man zuerst an die Streif. Wer sich vom Starthaus auf die legendäre Strecke hinunterstürzt, den erwartet eine Abfahrt der Extreme. Das flößt allen gehörigen Respekt ein, und doch reagiert jeder Athlet anders, meint Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Ski Clubs (K.S.C.) und Chef des Organisationskomitees Hahnenkamm-Rennen.

Der Italiener Kristian Ghedina „plauderte und plapperte bis fünf Minuten vor dem Start“ gerade so, als ob er selbst gar nicht starten müsste – kein Wunder bei einem, der wegen einer Wette um eine Pizza und ein Bier im Zielsprung die Grätsche wagte. Fotos aus der Saison 1982/83 zeigen Franz Klammer und Leonhard Stock, wie sie sich die Wartezeit bis zum Start mit Kartenspielen verkürzen.

Andere Sportler, erzählt Huber, dürfe man eine Stunde vor dem Start kaum ansprechen, so sehr seien sie in ihre Konzentration versunken. Dabei gelingt manchen die Entspannung erstaunlich gut, wie einst den zwei Italienern Stefano Anzi und Giuliano Besson, die beim Meditieren einschliefen.

„Das will ich auch“ Kaum vorstellbar, dass das dem Liechtensteiner Marco Büchel passiert wäre. Den Riesentorlauf-Spezialisten packte beim Zuschauen im Zielraum 1999 das StreifFieber. „Ich wollte mir das Rennen einfach ansehen und auf gar keinen Fall selbst fahren. Ich dachte: ‚Ich bin zwar verrückt, aber nicht dumm.‘ Und dann war ich da unten im Ziel und wusste: ‚Das will ich auch.‘“ Ein Jahr später stand Büchel beim Abfahrtstraining selbst „mit zitternden Knien“ erstmals am Start, hörte einen Zuschauer rufen: „Schau dir den an, der ist ja ganz bleich!“, und ließ sich trotzdem auf den Höllenritt Streif ein.

Chronologie des Starthauses

1946 – ZU SPORTLICHEN ZWECKEN Der K.S.C. erhält vom Bürgermeister die Erlaubnis, die Luftwaffenbaracke „Vogelbeere“, die im Zweiten Weltkrieg der Warnung vor Luftangriffen diente, „rein zu sportlichen Zwecken“ zu nutzen. Die kleine Hütte ist fortan Lager und Startpunkt. Davor wärmen sich die Sportler in „Lis Mams Hahnenkamm Buffet“ auf, mit Tee und manchmal auch mit einem Schnaps zur Nervenberuhigung.

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Locker bleiben

Die Wartezeit vor dem Start verkürzten sich Franz Klammer (l.) und Leonhard Stock (r.) 1983 beim Kartenspiel. Wer die Partie gewann, ist nicht überliefert. Klammers vierter Abfahrtssieg folgte ein Jahr später: „Am Start habe ich gewusst, ich werde das gewinnen. Das habe ich ohne Zögern durchgezogen“, erzählte er später dem Standard. „Die Leute sind aus dem Häusl gewesen, ich selber war im siebenten Himmel.“

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Steiler Start Warum aber verlangt ausgerechnet dieser Start Abfahrtsläufern so viel ab? Auch andere Speed-Rennen bergen ein hohes Risiko, sind besonders schwierig zu fahren oder für Extreme anderer Art berühmt. Die Saslong-Abfahrt in Gröden wartet mit waghalsigen Sprüngen auf, die Kandahar-Piste in Garmisch-Partenkirchen hat den „freien Fall“ – einen Streckenabschnitt mit 92 % Gefälle – und am Lauberhorn in Wengen ist die Durchschnittsgeschwindigkeit am höchsten. Am Start sei Wengen aber konträr zu Kitzbühel, befindet Marco Büchel: „Es geht dort relativ flach weg, es ist sonnig, man kann seinen Rhythmus finden und sich eingewöhnen. Kitzbühel ist dunkel, schattig, steil und eisig. Man stößt sich ab und ist in derselben Sekunde mittendrin. Das ist den Athleten mehr als bewusst.“

Jubel statt Wildnis

Aktive Rennläufer haben ihre Routine, auf die sie zurückgreifen können: Aufwärmübungen, um körperlich und mental fit und inmitten des Rummels von Kitzbühel konzentriert zu sein. Matthias Mayer, Super-G-Sieger von 2017 und Abfahrtssieger von 2020, verweist auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Während rund ums Starthaus und die temporär aufgebaute Red Bull Energy Station, wo sich die Läufer vorbereiten, reger Publikumsbetrieb herrscht, liegt beispielsweise das Starthäuschen in Lake Louise „mehr oder weniger allein in der Wildnis“. Im Inneren des Streif-Starthauses hat man zudem die Erfolge früherer Sieger vor Augen, die Legende wird hier mit Fotos und anderen Erinnerungsstücken zelebriert.

1972 – PLATZ FÜR ZÄUNE

Im bitterkalten Herbst 1972 wird die Hütte um einen Lagerkeller für den Absperrzaun zur Pistensicherung ergänzt. 1973 erfolgt erstmals der Start aus dem fixen Startraum.

1986 – MEHR AUFENTHALTSRÄUME Clubraum, zwei Schlafräume, eine Küche, WC und Dusche kommen dazu, damit die Mitglieder des K.S.C. von hier aus zu Skiund Wandertagen aufbrechen können. Zehn Jahre später werden die Schlafräume wieder aufgelassen, um mehr Platz für die Athleten zu haben.

Ein Kitzbüheler auf der Streif Ein Stockerlplatz in der Abfahrt blieb Ernst Hinterseer (rechts im Bild) zwar verwehrt, dafür sammelte er ab 1954 aber zweite und dritte Plätze in Slalom, Riesenslalom und Kombination.

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Noch einmal Franz Klammer 1975, 1976, 1977 und dann wieder 1984 (Bild) hieß der Abfahrtssieger Franz Klammer. Ein Import aus Frankreich, der Staketenzaun, schützte damals die Rennläufer bei Stürzen und hielt die Zuschauer von der Piste fern. Insgesamt 20 km Zaun lagerten übers Jahr im Starthaus und in Materialhütten an der Strecke.

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Werner Franz, einst Weltcup-Abfahrtsläufer und heutiger Speed-Trainer der Speed-Ski-Mannschaft 2 des ÖSV, ist die Streif die aufregendste Abfahrt der Welt. 72
„Ma, geil!“ Für

Warum hebt sich der Start auf die Streif von den Starts anderer Abfahrten ab?

WERNER FRANZ: Die Aussicht von dort oben ist wunderbar, aber wenn es ums Rennen geht, dann ist es vor allem sehr steil. Man hat schnell eine hohe Geschwindigkeit und ist vom Start weg sehr gefordert.

Was ist aufregender: als Athlet dabei zu sein oder als Trainer?

(lacht) Auf alle Fälle als Athlet. Aber man hat auch als Trainer das gleiche Gefühl – das hätte ich mir früher nicht vorstellen können. Die Adrenalinausschüttung ist also bei Betreuern und Athleten hoch, deshalb ist es sehr ruhig im Starthaus. Bei anderen Starts ist es oft auch lustig. Man macht ein paar Schmähs, um die Zeit zu überbrücken, aber das ist in Kitzbühel schwer möglich.

Am Start der Streif gibt es immer viele Fans, die schon auf die Fahrer warten. Irritiert das eher oder ist es eine Motivation?

Irritiert hat mich das überhaupt nicht, ich habe das richtig toll gefunden. Einmal bin ich am Vortag bei der Sprintabfahrt Zweiter geworden. Bei der klassischen Abfahrt haben die Zuschauer am Start so laut hereingeschrien, dass ich den Starter gar nicht mehr gehört habe. Ich habe nur auf die Uhr geschaut, bis ich starten konnte, bin Richtung Mausefalle geschossen, und habe mir in dem Moment gedacht: Ma, ist das geil! Ich glaube, das geht allen Athleten so.

Sie sind von 1991 bis 2005 auf der Streif gestartet. Welche Fahrt ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Das war, als Fritz Strobl und ich das erste Mal zusammen in Kitzbühel waren. Hansi Hinterseer, damals Kommentator beim ORF, hat zu uns gesagt: „Wenn man vom Start Richtung Mausefalle hinunterschaut, das ist halb so wild. Ihr dürft nur nicht zur Mausefalle gehen und dort den Topathleten zusehen.“ Natürlich haben wir genau das gemacht und sind sehr nervös geworden. Beim Start – ich hatte die Nummer 55 oder 60 – habe ich dann auch noch dem Läufer vor mir nachgeschaut, den es ziemlich verzogen hat. Ich hatte dann ganz schön zu tun, dass ich über die Mausefalle hinuntergekommen bin. Mit der Zeit freundet man sich mit der Abfahrt aber an, und es sind ganz gute Ergebnisse herausgekommen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Im Startraum, wo die Serviceleute nur Minuten, bevor es losgeht, an der Bindung letzte Hand anlegen, herrscht dann angespannte Ruhe. Nur im Augenblick des Starts feuern die Betreuer „ihren“ Athleten heftig an, dann kehrt für knapp zwei Minuten wieder Stille ein.

Perfekte Rahmenbedingungen

Das Starthaus in Kitzbühel ist seit Jahren gut auf die Situation beim Abfahrtslauf abgestimmt. Mit den Trainings erstrecken sich die Speed-Rennen über mehrere Tage, zudem gibt es oft längere Wartezeiten, in denen die Rennläufer vor Wind und Wetter gut geschützt sein müssen. Seit den 1950er-Jahren startet man von hier, durch mehrere Umbauten wurde aus der einstigen Materialhütte ein richtiges Haus. Zuletzt wurde das Gebäude 2021 zum 750-Jahr-Jubiläum der Stadt Kitzbühel erweitert und erfüllt nun alle technischen Voraussetzungen für den Rennbetrieb und eine ganzjährige Nutzung durch den K.S.C. Ein Hauptanliegen war die Betriebssicherheit der Hahnenkamm-Rennen, sagt Jan Überall, Generalsekretär des K.S.C. und stv. Vorsitzender des Organisationskomitees.

Die gesamte Technik für Zeitnehmung, Übertragung, Stromsicherung und Haustechnik wurde in einem Technikraum zusammengeführt, Sanitäranlagen und Aufwärmbereich erweitert und an einer neuen Decke ein Anker für die Seilwinde angebracht. Mit dieser kann die Piste quasi bis zu den Skispitzen der Läufer präpariert werden. Im Inneren ist der Startraum wasserdicht gefliest, die Schneeauflage wird beim Rennen gekühlt und schmilzt anschließend einfach ab.

1996 – ÖFFNUNG FÜR ALLE Äußerlich einem Unterstand für Jungvieh auf der Alm ähnlich und mit rot-weiß-roten Fensterläden geschmückt, beherbergt die Hütte nun einen Warteraum und eine größere Küche. Der separate Startraum wird mit Informationstafeln ausgestattet und im Sommer auch für das Publikum geöffnet.

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1 + 5 Siege

2001 gewann Hermann Maier die Abfahrt auf der Streif, im Super-G gelangen ihm sogar fünf Siege, der emotionalste 2003, 17 Monate nach seinem Motorradunfall. Beim Super-G liegt der Start etwa 300 Höhenmeter unterhalb des Starthauses.

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Mit Hightech und Charme

Bei aller Hightech-Ausrüstung war es Michael Huber und Jan Überall wichtig, den Bestandsbau und den alpinen Charakter des Hauses zu erhalten. Das Dach wurde abgetragen, eine neue Decke eingezogen und oben ein Versammlungsraum für den K.S.C. mit Terrasse eingerichtet. Formal orientiert sich der Bau nicht mehr an klassischen Almhütten und Unterständen, sondern an den von Alfons Walde entworfenen Bauten der Hahnenkamm-Bergbahn. Architekt Michael Egger ließ dazu das Pultdach der Hanglinie folgen, das obere Stockwerk über das untere auskragen und die Fassade mit Lärchenschindeln verkleiden. Im Startraum selbst wecken schlichte Latten an Wänden und Decke Erinnerungen an die frühere Holzhütte mit Giebeldach.

Pure Emotion

Zusammen mit der Energy Station nebenan finden Athleten und Betreuer somit beste Bedingungen am Start vor. Und im Ziel? Da herrscht pures Hochgefühl, vor allem wenn man wie Matthias Mayer als Sieger ins Ziel gekommen ist: „Das ist das Größte, was man als Athlet durchleben darf. Es ist eine Befreiung, eine Freude und sicherlich etwas ganz Gewaltiges!“

2021 – VON DER HÜTTE ZUM HAUS Durch die Generalsanierung des Bestands und die Erweiterung um ein Stockwerk wird aus der Hütte ein Haus. Im Obergeschoss plant Architekt Michael Egger einen Versammlungsraum für den K.S.C. für ca. sechzig Personen. Hier findet u. a. die Verleihung der Gondeln an die Kitzbühel-Sieger statt. Im Startraum können Besucher im Sommer selbst einen Eindruck vom schwindelerregenden Blick auf die Streif bekommen und ihr Wissen zu den Skilegenden von Kitzbühel auffrischen.

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Komfort und Action

Das Starthaus der Streif (r.) bietet Rennläufern, Betreuern und K.S.C.-Mitgliedern mehr Komfort denn je. Jubelnde Fans rund um Starthaus und Energy Station (l.) gehören zum Kitzbühel-Feeling dazu.

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WO

LICHT IST, IST LEBEN.

www.trilux.com

TRILUX sorgt für Stimmung an der Streif!

TRILUX ist seit 2019 offizieller Lichtpartner der internationalen Hahnenkamm-Rennen. Wie in den Vorjahren übernimmt TRILUX die komplette Beleuchtung des KITZ-RACE-Clubs. Die TRILUXVorstände Hubertus Volmert (CEO) und Joachim Geiger (CSO/CMO) erläutern im Interview die Hintergründe und Ziele der Kooperation.

Herr Volmert, was steckt hinter der „Wo Licht ist, ist Leben“-Kampagne? Und wie hängt das mit dem KITZ-RACE-Club zusammen?

HUBERTUS VOLMERT: „Wo Licht ist, ist Leben“ zeigt, dass wir den Menschen in den Fokus unseres Denkens und Handels stellen. Es unterstreicht, was Licht für uns bedeutet. Denn Licht ist wichtig für den Sehprozess, gibt uns Energie und steuert unseren inneren Takt. Und Licht ist Emotion – es inszeniert Räume. Das machen wir im KITZ-RACE-Club erlebbar.

Herr Geiger, TRILUX bleibt offizieller Lichtpartner der Hahnenkamm-Rennen. Was war ausschlaggebend dafür, die Partnerschaft zu verlängern?

JOACHIM GEIGER: Wir freuen uns, dass beide Seiten an der erfolgreichen Partnerschaft interessiert sind – und wir auf den Erfolgen der ersten drei Jahre aufbauen können. Unsere Lichtlösungen helfen, Flächen und Gebäude individuell zu beleuchten und zu inszenieren. Wir veranschaulichen in Kitzbühel unsere applikationsspezifische Lichtkompetenz. Denn egal ob Office, Industry, Retail oder Outdoor: Gutes Licht unterstützt den Menschen, passgenau je nach Situation. Auf diese Weise erreichen wir bei den Hahnenkamm-Rennen unsere Kunden auch abseits der üblichen Berührungspunkte.

Viel Aufwand für ein Drei-Tages-Event. Was hat Sie an dem Projekt gereizt?

VOLMERT: Im KITZ-RACE-Club müssen viele verschiedene Anforderungen an die Beleuchtung vereint werden. Es geht um Licht für den

Innen- und Außenbereich sowie für sehr spezifische Räume wie die Bar oder den Beauty-Bereich. Die Beleuchtung muss funktional überzeugen und ästhetisch höchste Ansprüche erfüllen. Während die Spielräume in den klassischen Anwendungsbereichen oft begrenzt sind, können wir hier lichttechnisch etwas tiefer in die Trickkiste greifen. Auch der Installationsaufwand und die Nachhaltigkeit spielen eine Rolle. Diese Herausforderungen nehmen wir gerne an.

Auf welche Neuerungen dürfen sich die Gäste im KITZ-RACE-Club freuen?

GEIGER: Wir zeigen, was mit vernetztem Licht alles möglich ist: Alle Leuchten im KITZRACE-Club sind Human-Centric-Lighting-fähig. Sie verändern ihre spektrale Zusammensetzung analog zum natürlichen Sonnenlicht. Das stärkt den Biorhythmus und erhöht das Wohlbefinden – und sieht zudem richtig cool aus. Was man im KITZ-RACE-Club nicht auf den ersten Blick sieht, ist die Nachhaltigkeit. Wir suchen nach ganzheitlichen Konzepten für eine nachhaltige Nutzung der Leuchten bis zum Ende der Lebensdauer. Die Leuchten aus Kitzbühel setzen wir nach der Veranstaltung gezielt in anderen Projekten ein oder führen sie in unseren geschlossenen Produktionskreislauf zurück. Natur und Umwelt sagen Danke.

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Entgeltliche Einschaltung
Hubertus Volmert, CEO Joachim Geiger, CSO/CMO © TRILUX

Ein Hahn, ein Kamm, ein Rennen, ein Designer

Dominik Schubert hat den Design-Wettbewerb rund um das Poster des 83. Hahnenkamm-Rennens gewonnen. Im Gespräch berichtet er über Ideen, Inspiration und das Designen.

82 TEXT : Juliane Wieser
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warum hast du am Wettbewerb teilgenommen? Warum wolltest du das Plakat designen?

DOMINIK SCHUBERT: Ich bin ein großer Fan der Hahnenkamm-Rennen, weil ich auch sonst große Sportveranstaltungen mitverfolge, und die Rennen in Kitzbühel gehören einfach dazu. Weil ich selbst aus Tirol komme, dachte ich mir, dass es eine schöne Erfahrung wäre, den Wettbewerb zu gewinnen.

Hast du mit dem Erfolg gerechnet? Mit welchen Erwartungen bist du in den Wettbewerb gegangen?

Den Wettbewerb habe ich mehr als Übung angesehen, auch weil die Ideenfindung und der Designprozess immer sehr viel Spaß machen. Klar hat man die Hoffnung zu gewinnen, aber wirklich damit gerechnet habe ich nicht.

Was bedeutet der Sieg für dich persönlich?

Es ist total schön und ich freue mich extrem – auch weil ich schon lange nicht mehr in Tirol lebe und somit etwas aus der „alten Heimat“ mitnehmen kann. Prinzipiell bin ich kein großer Preisjäger, aber ich freue mich sehr und bin auch stolz drauf.

Was ist das Besondere am 83. Hahnenkamm-Rennen?

Bis jetzt habe ich die Rennen immer im Fernsehen mitverfolgt, aber diesmal bin ich zum ersten Mal live dabei.

Kannst du den Entwurf erklären?

Für mich waren die Kernelemente das Wichtigste. Ich wollte die Zahl 83, die auf die 83. Rennen hinweist, die Silhouette des Hahnenkamms und typografisch das Rennen in ein Keyvisual verpacken und in meinem Stil darstellen. Das Besondere am Plakat ist die Hintergrundfarbe: Zartrosa ist keine Farbe, die man in Tirol mit einem notorisch männlich dominierten Sportevent verbinden würde. Das Bild von Männlichkeit – insbesondere in seinen toxischen Zügen – ist generell ein Thema, bei dem hierzulande noch Aufholbedarf besteht, finde ich.

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Was macht ein gutes Plakat aus?

Aus meiner Sicht geht es um eine gut lesbare Botschaft in Kombination mit einer ansprechenden Gestaltung beziehungsweise einem ansprechenden künstlerischen Ansatz. In erster Linie ist ein Plakat ein Werbemittel, das Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die Botschaft, die Information verständlich und klar vermitteln muss.

Wie würdest du deine Kunst beschreiben?

Experimentell, farbenfroh und wild, teilweise mit etwas skurrilen Motiven und einer verborgenen Message. Man muss zwischen den Zeilen lesen.

Wie gehst du beim Designen vor?

Ich bin generell ein umtriebiger Mensch und habe immer Notizheft und Kamera dabei, um besondere Momente einzufangen. Im Regelfall fertige ich davon Skizzen an und bearbeite diese dann oft digital. Auch bei Auftragsarbeiten ist das ähnlich. Den ersten Entwurf finde ich zwar oft schon ganz gut, wenn dieser dann aber etwas länger liegen bleibt, habe ich eine neue, frische Perspektive darauf. Das ist wie bei einem jungen Wein, der schon ganz gut ist und im Laufe der Zeit nur noch besser wird.

Worin findest du Inspiration?

Ich bin viel unterwegs. Im Stillstand, wenn man nicht unterwegs ist, nutzt die farbenfrohste Fantasie nichts. Man muss das Leben erleben, um neue Impulse zu bekommen. Nur zu Hause vorm Fernseher lässt sich keine Inspiration finden. Ich bemühe mich, Eindrücke aufzusaugen und arbeite mit dem Erlebten aus dem täglichen Leben.

Was machst du, wenn du gerade nicht Kitzbühel-Plakate gestaltest?

Ich bin sehr kunst- und kulturinteressiert, gehe ins Museum oder Kino und bin gern unterwegs. Ansonsten spiele oder schaue ich Fußball und arbeite natürlich an meinen eigenen Projekten. Dazu kommen dann noch Kundenaufträge und schon ist der Tag vorbei.

Vielen Dank für das Gespräch.

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„Zartrosa ist keine Farbe, die man mit einem notorisch männlich dominierten Sportevent verbinden würde.“

Seit 1990 schreiben der Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) und die Bank für Tirol und Vorarlberg den Posterwettbewerb aus. Für die Gestaltung des Plakats der 83. Hahnenkamm-Rennen wählte eine Jury aus 1.024 Einreichungen von 605 Künstlern das Siegermotiv. Die Plakate können erworben werden und der Reinerlös geht an die Kitzbüheler Wintersportjugend des K.S.C.

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16.—22. JÄNNER 2023 DI–DO 17.–19.1. TRAINING (2x) 11.30 h MI 18.1. JUNIORS 10.00 // 13.00 h FR 20.1. ABFAHRT 11.30 h SA 21.1. ABFAHRT 11.30 h SO 22.1. SLALOM 10.30 // 13.30 h HAHNENKAMM RENNEN Art: Dominik Schubert Patronanz: BTV BÜHEL KITZ 83.

Dominik Schubert ist in Innsbruck geboren und aufgewachsen. Dort hat er auch studiert, bis er Ende 2018 nach Berlin gezogen ist. Seit knapp zwei Jahren lebt und arbeitet er als Visual Artist, Designer und Illustrator in Wien.

Schon während des Architekturstudiums in Innsbruck gründete er 2011 das Artwork-Label ASIT. Unter den Labels ASIT und THE GREAT CREATIVE SHARK verwirklicht er sich nun in verschiedensten Artwork-Projekten.

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G f f i g

eisig gibt’s nicht

Die beiden Pistenchefs von Streif und Ganslernhang, Herbert Hauser und Stefan Lindner, über den perfekten Aufbau einer Rennpiste, Wetterkapriolen und jenen Teamgeist, der in Kitzbühel am Ende fast alles möglich macht.

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„Für Laien ist das, was wir für die Rennen brauchen, ein einziger Eislaufplatz“, meint Stefan Lindner. Dabei gibt es die Zuschreibung „eisig“ im Zusammenhang mit Weltcup-Pisten eigentlich nicht – „griffi g“ nennt sich das. Je härter die Pisten, desto berechenbarer werden sie für die Läufer. „Würde der Ski in Bereichen wie der Ausfahrt Steilhang im weichen Schnee einsinken, wäre das absolut fatal“, sagt Herbert Hauser. Auf der Streif, wo Geschwindigkeiten gefahren werden, bei denen die Kanten so heiß werden, das die Skier ausbrennen können, hat niemand Lust auf derartige Überraschungen.

Eiszeit

Hausers und Lindners Aufgabe ist es, die Rennpisten so zu präparieren, dass sie möglichst sicher sind und faire Bedingungen für alle Läufer bieten. Keine Arbeit von ein paar Tagen – die Vorbereitungen beginnen zum Teil schon im Herbst. So wurde die Streif im Bereich nach der Hausbergkante mit Netzen und mobiler Holzverbauung versehen, um die winterliche Verbindung zwischen Wiese und Schnee zu stärken. Im schlimmsten Fall könnte der Hang sonst als Lawine abrutschen.

Auch die Schneeaggregate werden so früh wie möglich positioniert. Wenn es die Witterung erlaubt, ist die Grundpräparation bis Weihnachten abgeschlossen. Denn wie anderswo auch ist das Fundament hier ganz entscheidend. Es wird beschneit, maschineller Schnee und Naturschnee immer

wieder mit Wasser versetzt und mit schwerem Gerät durchgearbeitet, um den Aufbau der Schichten kompakter zu machen. Naturschnee hat ein Gewicht von 200 bis 300 Kilo pro Kubikmeter. Am Ende benötigt die Rennpiste bei den Speed-Rennen rund 500 Kilo, beim Slalom sind es solide 700 Kilo,

damit auf der schmalen Ideallinie –der Druckpunkt liegt immer ganz bei der Stange – auch die Läufer mit den hohen Startnummern im ersten Durchgang noch Chancen haben, unter die besten Dreißig zu fahren.

Vor allem die unterste Pistenschicht muss perfekt hart sein, Volleis im Idealfall. Obenauf folgt dann eben jene „griffi ge“ Piste, die den intensiven Belastungen während der Trainings und Rennen standhält. Mitentscheidender Faktor ist dabei naturgemäß das Wetter. Kristallklare, kalte Nächte helfen enorm, Föhn und neblige Taunächte können hingegen viel kaputt machen. „Wir müssen zu den guten Zeiten einfach alles herausholen, so überstehen wir auch schwierige Wetterphasen gut“, so Stefan Lindner.

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„Wenn es brenzlig wird, helfen wir hier alle zusammen.“
Stefan Lindner, Pistenchef Ganslernhang

Start: 1.665 Meter Ziel: 805 Meter Streckenlänge: 3.312 Meter durchschnittliche Neigung: 27 % maximale Neigung: 85 %

STREIF

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1937 wurde erstmals auf der heutigen Streif gefahren, damals gewann der Österreicher Thaddäus Schwabl mit einer Zeit von 3:53,10 Minuten. Seitdem hat sich bei Athleten, Material und Beschaff enheit der Piste viel getan: Den Streckenrekord hält Fritz Strobl, er meisterte die Streif 1997 mehr als doppelt so schnell, in 1:51,58.

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Teamwork

Hausers Markenzeichen ist die Bohrmaschine, mit der er unermüdlich den Pistenaufbau auf der 3.312 Meter langen Strecke überprüft. Seit mehr als 25 Jahren ist der Zimmerer und Bauer auf der Streif dabei, seit 2007 als Pistenchef. Ohne ein großes, fixes Team

seines Zeichens Landwirt samt Milchwirtschaft. Sein Team am Ganslern ist deutlich kleiner, die Ressourcen werden außerdem zwischen den Disziplinen aufgeteilt. So übersiedelt beispielsweise das Stangenteam auf den Ganslernhang, sobald die Arbeiten auf der Streif abgeschlossen sind.

und zahlreiche Helfer wäre der Aufwand niemals zu bewältigen. Rund 45 Leute sind in der heißen Phase in Vollzeit mit der Piste beschäftigt. Dazu kommen 35 für Zäune und andere Sicherheitsmaßnahmen, zehn fürs Sprühteam, noch einmal zehn für die Stangen und natürlich die Fahrer der Pistenbullys der Bergbahn. Vierzig Helfer stehen zusätzlich auf Abruf, um bei großen Neuschneemengen einzuspringen, fünfzig Skilehrer bilden das Rutschkommando, in der Rennwoche außerdem achtzig Bundesheersoldaten, die auf der Streif zur Verfügung stehen.

„Wenn es brenzlig wird, helfen wir hier alle zusammen“, meint Lindner,

Angerichtet Herbert Hauser sagt, der legendäre Hermann Maier habe vor gut zwei Dekaden den Trend eingeleitet, dass die Fahrer neben der Technik auch immer extremer ihre Kraft trainierten. Das, gepaart mit stetig besser werdendem Material, sorge dafür, dass die Läufer in den Kurven kaum langsamer werden. Wo es früher noch Rutschphasen gab, wird der Schwung jetzt durchgezogen, die Geschwindigkeiten steigen immer weiter.

Auch im Slalom sind die Radien immer enger und runder geworden. Zehn bis zwölf Tore mehr pro Lauf sind es am Ganslernhang im Vergleich zu früher. Die austrainierten Fahrer und die Verbindung zwischen Schuh und Ski, die kaum mehr Verdrehung zulässt, erlaubt den Läufern, auch die engsten Radien ohne Rutschen zu fahren. Das alles sorgt für spektakuläre Rennen, stellt aber auch neue Herausforderungen an die Pisten in Kitzbühel. Stefan Lindner: „Der Herbert und ich brauchen ein Gespür wie gute Köche, damit Streif und Ganslern am Ende so perfekt wie möglich dastehen.“

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„Würde der Ski in Bereichen wie der Ausfahrt Steilhang im weichen Schnee einsinken, wäre das absolut fatal.“
Herbert Hauser, Pistenchef Streif

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Seit 1937 wird der Slalom in Kitzbühel am Ganslernhang gefahren. Goasweg, Steilhang, Querfahrt Hohenegg, Stadei-Kurve und Talei: Das variantenreiche Gelände stellt große Herausforderungen an die Sportler – und ans Pistenteam.

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GANSLERNHANG

Start: 1.004 Meter Ziel: 811 Meter Streckenlänge: 590 Meter durchschnittliche Neigung: 35 % maximale Neigung: 70 %

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Auf der schmalen Ideallinie talwärts: Anforderungen an die Pisten wachsen –Stefan Lindner und Herbert Hauser beweisen Gespür.

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Emotion

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Die Angst des Slalomfahrers

Durch

TEXT : Lisa Schwarzenauer

vor dem

zweiten gang

Im Slalom reicht es nicht, eine gute Fahrt auf den Hang zu bringen: Schon der kleinste Fehler im zweiten Durchgang kann trotz Bestzeit im ersten Lauf das Aus bedeuten. Was beim Publikum für Spannung sorgt, ist für die Athleten eine enorme Herausforderung – vor allem mental.

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ruhig bleiben und mit vollem Fokus attackieren – oder klug dosieren – kann, hat die Chance, am Ende ganz oben zu stehen. Die kleinste Ablenkung oder Unsicherheit, ein falscher Gedanke, auch nur der Ansatz eines Fehlers, und alles ist vorbei. Mit Pech landet man nicht einmal in den hinteren Rängen, sondern scheidet ohne Weltcuppunkte aus.

Druck, der (n.) gewaltsame, zwanghafte, jemanden bedrängende Einwirkung von außen (Duden)

22. Jänner 2022, 13:45 Uhr, Startareal Ganslernhang.

Nach dem ersten Durchgang haben noch etwas mehr als eine Handvoll Fahrer die Chance auf den Sieg – darunter der Brite Dave Ryding. Der Slalom-Spezialist mit Startnummer 15 liegt mit 0,81 Sekunden Rückstand auf den führenden Alex Vinatzer auf Rang 6. Zwischen den beiden positioniert sind Clément Noël, Sebastian Foss-Solevaag, Giuliano Razzoli und Marc Rochat, knapp dahinter lauern Alexis Pinturault, Tommaso Sala, Lucas Braathen und Stefano Gross. Für sie ist noch so ziemlich alles möglich. Für die weiter hinten Platzierten ist der Sieg schon in weite Ferne gerückt, ein gutes Ergebnis mit einem perfekten Lauf aber trotzdem noch realistisch. Ein langweiliger zweiter Durchgang? Unmöglich. Ins Ziel schaffen es nach einem durchaus kuriosen Rennen am Ende nur 19 Fahrer. Unter den elf Ausfällen sind auch die Podiumskandidaten Stefano Gross, Alexis Pinturault, Sebastian Foss-Solevaag und Giuliano Rizzoli. Und ganz oben steht Dave Ryding, der mit 36 Jahren seinen ersten Weltcupsieg feiert.

Kopfsache

So sehr es auch in dieser Disziplin um physische Stärke, Fitness, Schnelligkeit und Talent geht, so ist der Slalom doch ein ganz anderes Biest als eine Abfahrt: Er ist nicht zuletzt ein Mental Game – der Sieg wird, überspitzt formuliert, im Kopf entschieden. Nur wer dem Druck gleich zweimal standhalten,

Dieses Risiko begleitet jeden Slalomfahrer – und macht nicht nur für die Athleten, sondern auch für das Publikum einen beträchtlichen Teil des Reizes aus: Alles ist möglich, im Schlechten wie im Guten. Das Favoritensterben im zweiten Durchgang letztes Jahr ist der beste Beweis, genau wie der Triumph von Dave Ryding oder auch die Aufholjagd von Henrik Kristoffersen, der sich mit einer Bestzeit im zweiten Lauf vom 24. auf den 3. Rang katapultierte. Denn das ist die Kehrseite des unberechenbaren Spiels: War der erste Lauf nicht optimal, ist dank der besseren Startnummer im finalen Durchgang oft immer noch einiges drin –sofern man bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen und das Risiko für sich zu nutzen.

Ungeliebter Begleiter Druck steht in beiden Szenarien mit im Starthaus. Die Intensität hängt dabei aber nicht nur vom Fahrer und seiner Erfahrung, sondern auch von der Leistung im ersten Durchgang ab: Wer mit einer guten Platzierung startet, hat alles zu verlieren; wer außerhalb der Top 10 gelandet ist, hat alles zu gewinnen.

„Ein guter erster Lauf bedeutet nicht allzu viel: Du hast eine schlechtere Startnummer im zweiten Durchgang und mehr Druck, mit dem du umgehen und unter dem du performen musst. Wenn du keinen guten ersten Lauf hast, hast du im zweiten Durchgang weniger Druck und kannst etwas freier fahren“, erzählt Ryding. „Mit der Zeit und mit mehr Erfahrung lernt man, wie man damit umgeht. Es ist wie bei allem anderen auch: Je öfter du etwas machst, umso besser wirst du darin.“ Das Mehr an Druck nimmt er für eine aussichtsreichere Ausgangslage im Finale gerne in Kauf: Für eine Aufholjagd an die Spitze lägen mit einem Platz am Ende des Klassements zu viele gute Fahrer und zu viel Zeit zwischen ihm und dem Podium.

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Hahnenkamm-Races
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Der Slalom-Spezialist Dave Ryding wurde 1986 in der nordenglischen Grafschaft Lancashire geboren. Skierfahrung sammelte er als Kind wintersportbegeisterter Eltern zuerst auf Indoor-Pisten in Großbritannien, erst mit 13 begann das Training auf Schnee. Im Jänner 2022 feierte er in Kitzbühel seinen ersten Weltcupsieg und schrieb als erster britischer Weltcup-Sieger seit der Einführung des Alpinen Skiweltcups Geschichte.

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Nach einem 2. Platz 2020 träumt ÖSV-Läufer Marco Schwarz vom Sieg am Ganslernhang.

„Man denkt sich: Jetzt nochmal Vollgas und alles rausholen!”

Was macht Slalomfahren herausfordernd?

MARCO SCHWARZ: Slalomfahren ist herausfordernd, weil es brutal schnell ist. Es ist eine schnelle Kraftsportart, es sind 60, 65 Schwünge, wo man auf ein paar Zentimeter, teilweise Millimeter bei den Toren dabei ist, das macht es sehr schwierig. Man braucht sehr viele Trainingstage, dass man da so runterblatteln kann.

Gehört Angst – vor Fehlern, vor dem Ausscheiden – zum Slalomfahren?

Teilweise gehört’s dazu, aber man versucht, das so gut wie möglich auszublenden. Es sind diese 60, 65 Schwünge, bei denen man sich sehr am Limit bewegt. Fehler können immer wieder passieren, aber dafür trainieren wir. Das Drumherum blenden wir aus.

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Wie verbringst du die Pause zwischen erstem und zweitem Durchgang, um dann wieder voll angreifen zu können?

Wenn die Möglichkeit besteht, setze ich mich kurz aufs Radl, um ein bisschen das Laktat abzubauen. Dann esse ich eine Kleinigkeit, schaue vielleicht noch kurz übers Video drüber und bespreche mich mit dem Trainer. Und dann liegt der Fokus schon wieder auf dem zweiten Durchgang.

Was geht vor dem zweiten Durchgang in deinem Kopf vor?

Es kommt immer darauf an, wie man nach dem ersten Durchgang liegt. Wenn man in Führung liegt, ist der Druck natürlich ein bisschen höher. Man erwartet sich dann um einiges mehr. Wenn man ein bisschen zurückliegt, denkt man sich: Jetzt nochmal Vollgas, alles rausholen und wieder konzentriert ans Werk gehen!

Wie fühlt es sich an, im Starthaus zu stehen und auf das Go zu warten?

Es ist ein sehr cooles Gefühl, es kribbelt, rundherum kriegt man gar nicht mehr so viel mit, da fokussiert man auf seinen Lauf und die wichtigsten Keypunkte, aber auch darauf, nicht zu viel zu denken und dann mit Vollgas rauszustarten.

Woran denkst du während des Laufs? Blendest du alles um dich aus und bist hyperfokussiert oder haben noch andere Gedanken Raum?

Man ruft sich die Schlüsselpunkte in Erinnerung – zum Beispiel: Ich muss den Ski mehr laufen lassen, so ganz kleine Dinge –, aber eigentlich ist man mehr oder weniger im Tunnel.

Welche Bedeutung hat der Slalom in Kitzbühel für dich?

Er ist sicher das Highlight im Jahr für jeden Slalomfahrer. Der Kurs ist sehr speziell, kein Schwung ist wie der andere, es ist sicher einer der schwierigsten Hänge und darum ist es auch ein Ziel, hier zu gewinnen. Ich denke sehr gern an das Jahr zurück, in dem ich Zweiter geworden bin. Das war mein Comebackjahr: In der Woche davor bin ich Dritter in Adelboden geworden und in Kitzbühel, beim Heimrennen, am Podium zu stehen, war dann sehr speziell.

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Nervenkitzel

Ein weiterer, damit verbundener Dauerbegleiter im Slalomzirkus: Angst. Nicht vor dem Rennen, der Strecke oder den möglichen Fehlern, sondern davor zu versagen. Im Gegensatz zum Druck sei sie allerdings nicht situationsabhängig, sondern immer im Hinterkopf mit dabei, betont Ryding:

Angst, die (n.) mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender Gefühlszustand [angesichts einer Gefahr]; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins (Duden)

„Die Angst vor dem Versagen bleibt gleich, egal in welcher Position man in den zweiten Durchgang startet.“ Ganz los werde man sie nie, aber man lerne, damit umzugehen und sie auszublenden, damit sie nicht überhandnimmt.

Das ist besonders bei so anspruchsvollen Strecken wie am Ganslernhang wichtig, die kein Zögern und keine Zweifel verzeihen. Egal, wie oft sie sich der Situation stellen –selbst Routiniers wie Ryding sind hier am Start nervös: „Kitzbühel ist einfach schwierig. Du musst dein Bestes geben, um keine Fehler zu machen und das Rennen überhaupt zu beenden.“

Über die Ziellinie Kitzbühel gilt nicht umsonst auch unter Slalomfahrern als das Mekka des Skisports. Dass Ryding ausgerechnet dort seinen bislang einzigen Weltcupsieg gefeiert hat, passt: Schon vor sechs Jahren war der Brite nah dran an der HahnenkammSensation. Damals musste er sich nach der überraschenden Führung im ersten Durchgang nur Marcel Hirscher geschlagen geben – und das, obwohl er bis dahin kein einziges Rennen am Ganslernhang beendet hatte.

Nervosität, die (n.) nervöser Zustand, nervöse Art; infolge psychischer Belastungen von innerer Unruhe, Zerfahrenheit oder Unsicherheit geprägter Zustand (Duden)

„Der Hang ist extrem herausfordernd. Das Gelände verändert sich mit jedem Schwung, es ist immer eisig und die Fans sind so nah dran. Ich habe 2017 auch nach dem ersten Lauf nur daran gedacht, dass ich das Rennen zu Ende fahren muss, weil ich das bisher noch nie geschaff t hatte.“ Der Fokus war so sehr auf diesem Ziel, dass das Ergebnis in dem Moment nicht wichtig war.

Durchbruch

Letztes Jahr war die Situation etwas anders. Am Renntag fühlte Ryding sich nicht besonders gut, und auch die Rennen davor waren trotz eines vielversprechenden Saisonstarts nicht wie geplant gelaufen. Ein Sieg stand nicht auf der To-do-Liste, aber er nahm sich vor, eine seltsame Serie zu durchbrechen: Bisher hatte er alle seine Podestplätze mit der Startnummer 8 eingefahren, dieses Mal wollte er es mit Startnummer 15 aufs Podium schaff en und sich selbst beweisen, dass sein Erfolg nicht an eine Zahl geknüpft ist.

„Ich habe ehrlicherweise nie darüber nachgedacht zu gewinnen. Ich habe einfach versucht, mein Bestes zu geben“, erinnert er sich. Während des Laufs dachte er darüber nach, die Geschwindigkeit möglichst über alle Wellen und Geländetypen mitzunehmen, aber es fühlte sich nicht wirklich anders an als bei anderen Rennen. „Als dann nur noch eine Person oben war und ich immer noch führte, war das ein echter Moment. 2017 hat Marcel unten auf mich gewartet, dieses Mal habe ich im Ziel auf Alex Vinatzer gewartet. Das war mir defi nitiv lieber als als Führender am Start zu stehen und zu versuchen, das runterzubringen.“ Niemand rechnete mit seinem Sieg, am allerwenigsten er selbst. Möglicherweise machte genau das den Unterschied.

Das ist das Schöne am Slalom: Er ist hart, physisch und mental, aber er schreibt die mit Abstand spannendsten Geschichten.

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Mit oder ohne Alkohol Österreichs bestes Bier.

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Egal, welches Wetter, welche Pistenverhältnisse, welches Rennen: Um im Slalom an der Weltspitze mitzumischen und um Podiumsplätze zu kämpfen, muss bei Technik-Spezialisten wie Dave Ryding jeder Schwung sitzen – alles außer der Fahrt selbst spielt während des Laufs keine Rolle, Angst und Zweifel müssen im Starthaus bleiben.

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ist immer eine gewisse Anspannung dabei“

ADRIAN PERTL: Die Hänge im Slalom sind immer schwierig, speziell wenn es Steilhänge und viele Geländeübergänge gibt. Auch die Dichte ist sehr groß. Man kann sich keine Fehler erlauben, sonst ist man schnell nicht mehr im zweiten Durchgang dabei. Angst würde ich es nicht nennen, aber es ist schon immer eine gewisse Anspannung dabei. Man will immer das Beste geben und nicht ausscheiden, aber im Slalom kann es natürlich sehr schnell passieren, dass man einfädelt oder am Innenski ausrutscht.

Was macht Slalomfahren herausfordernd? Gehört Angst – vor Fehlern, vor dem Ausscheiden – zum Slalomfahren? Adrian Pertl sammelte 2020 am Ganslernhang mit einem 8. Platz seine ersten Weltcuppunkte.
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„Es

Wie verbringst du die Pause zwischen erstem und zweitem Durchgang, um dann wieder voll angreifen zu können?

Man schaut sich meistens den ersten Durchgang nochmal an, dann schaut man, dass man ein bisschen runterkommt und eine Kleinigkeit isst. Die Pause ist dann meistens eh nicht so lang, oft geht es gleich weiter zur Streckenbesichtigung.

Was geht vor dem zweiten Durchgang in deinem Kopf vor?

Wenn der erste Lauf gepasst hat, konzentriere ich mich darauf, wieder einen guten Lauf runterzubringen. War der erste Lauf nicht so gut, versuche ich, nochmal voll anzugreifen und nach vorne zu springen.

Wie fühlt es sich an, im Starthaus zu stehen und auf das Go zu warten?

Es ist ein ganz spezielles Gefühl. Die Anspannung ist immer dabei und ich bin immer ein bisschen nervös, es ist aber auch ein cooles Gefühl, weil man weiß, jetzt fahr ich vor sehr vielen Zuschauern da runter.

Woran denkst du während des Laufs? Blendest du alles um dich aus und bist hyperfokussiert oder haben noch andere Gedanken Raum?

Da denkt man eigentlich nicht an viele Sachen, man versucht einfach, sich den Lauf vor dem Start einzuprägen. Während dem Lauf passiert alles instinktiv. Da schaut man immer von Schwung zu Schwung und versucht, alles andere auszublenden.

Welche Bedeutung hat der Slalom in Kitzbühel für dich?

Eine sehr große, weil ich hier das erste Mal in die Punktränge gefahren bin und sehr lang am Leaderboard sitzen konnte. Und natürlich ist es ein Heimrennen und es sind Tausende Zuschauer dort – es ist für mich schon ein sehr spezielles Rennen und ich freu mich immer wieder zurückzukommen.

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„ Jedes Jahr

TEXT :
Esther Pirchner

Wenn die Abfahrtsläufer über die Hausbergkante springen, die Linkskurve zur Traverse nehmen und im Zielhang noch einmal beschleunigen, liefern diese zwei den Ton zum Bild: das ORF-Kommentatorenduo Armin Assinger und Oliver Polzer über Spektakel, Stars und die wahren Verrückten auf der Streif.

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Olympia“

as Hahnenkamm-Rennen ist selbst Skisport-Laien ein Begriff. Was macht es so außergewöhnlich?

OLIVER POLZER: Kitzbühel ist das größte Weltcupwochenende der Saison. In Jahren ohne WM oder Olympische Spiele sind es überhaupt die größten Rennen, und das in allen Belangen. Zuschauer, Schwierigkeit der Strecke, Spektakel, Preisgeld, Siegerehrung, Emotionen, Partys, … nirgendwo im Weltcup ist all das so groß.

ARMIN ASSINGER: Man könnte sagen: Kitzbühel ist wie jedes Jahr Olympia.

Diese Stimmung und die Spannung der Abfahrt vermitteln Sie den ORF-Zuschauern gemeinsam aus der Sprecherkabine. Was bringt jeder von Ihnen mit, damit dieses Doppel funktioniert?

OLIVER POLZER: Armin ist Armin. Das ist seine Stärke. Er ist präsent, humorvoll und als ehemaliger Rennfahrer Skiexperte. Armin ist Mister Millionenshow und spricht ein großes Publikum an. Ich bin seit vielen Jahren im Skizirkus unterwegs, habe viel erlebt und führe immer noch viele Gespräche mit den Protagonisten. Zudem bin ich in den Statistiken daheim und bei jedem Rennen gut vorbereitet. Der Stoff geht mir also nicht aus.

DARMIN ASSINGER: Oliver ist ganz klar der Leader. Er sagt, wo es langgeht. Mein Part ist es, den Zuschauern verständlich zu machen, warum ein Fahrer schnell oder langsam ist. Diese Doppelconférencen bewähren sich als moderne Form der Sportübertragung – schließlich sehen vier Augen mehr als zwei. Und wir begegnen einander mit Respekt. Man muss aufmerksam zuhören und an der richtigen Stelle einhaken. Man wirft dem anderen einen Ball zu, der klaubt ihn auf und schmeißt eine Wuchtel retour.

Kommentare und Analyse müssen punktgenau passen. Welche Abläufe an den Renntagen braucht es dazu?

OLIVER POLZER: Wir müssen früh raus und auf die Piste. Bei der Streckenbesichtigung sind wir üblicherweise dabei.

ARMIN ASSINGER: Wir wählen einige neuralgische Stellen aus, wo es im Training zum Beispiel bestimmte Probleme gab oder ein Läufer besonders gut gefahren ist. Darüber sprechen wir auch mit Pistenchef Herbert Hauser und anderen Funktionären.

OLIVER POLZER: Danach geht es ins Studio, wo wir bis gut 14 Uhr live kommentieren. Armin geht danach in die Sauna (lacht) und ich gestalte noch diverse Rennzusammenfassungen für die Abendsendungen. Am Abend ist noch die Siegerehrung zu kommentieren, danach wird der nächste Tag vorbereitet … Das sind lange Tage.

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Armin Assinger

Der Speed-Spezialist Armin Assinger nützte die durch eine schwere Verletzung erzwungene Rennpause 1989/90 dazu, erstmals als Co-Kommentator in Kitzbühel am Start zu sein. Im März 1995 hängte er die Rennski an den Nagel und ließ sich auch vom damaligen ORFSportchef Elmar Oberhauser nicht mehr umstimmen. Stattdessen rief er sich ihm als CoKommentator in Erinnerung und nahm schon im Herbst 1995 wieder in der Sprecherkabine Platz. Seither punktet Assinger beim Publikum mit Fachwissen und kernigen Sprüchen –ein Markenzeichen wie einst Robert Seegers Norwegerpullis.

Bei Skirennen dabei zu sein, wird ihm nie langweilig. Da er auch die „Millionenshow“ moderiert, reduzierte er aber seine Auftritte als Sportkommentator, um sich dem Publikum „nicht zu oft zuzumuten“. Derzeit begleitet er „drei, vier Events im Winter mit großem Spaß an der Freude“.

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Zusammen bringen Armin Assinger (l.) und Oliver Polzer (r.) mehr als ein halbes Jahrhundert Erfahrung auf bzw. an der Streif mit in die Sprecherkabine. Die Speed-Rennen in Kitzbühel kommentieren sie auch 2023 wieder gemeinsam. Dass es dabei zwar ernsthaft, aber nicht immer bierernst zugeht, kommt bei Hahnenkamm-Fans gut an – und sorgt bei dem Duo selbst für blendende Laune.

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Oliver Polzer

Oliver Polzer war vor rund 25 Jahren zum ersten Mal für die ORF-Sportredaktion im Einsatz: zuerst als Reporter bei Side-Events, später als Startreporter bei den Liveübertragungen. Als solcher interviewte er unter anderem „Arnold Schwarzenegger bei seinem ersten Rennen in Kitzbühel. Keiner wusste, ob er tatsächlich da ist. Plötzlich stand er vor mir. Ich hab das Mikro hingestreckt, mich vorgestellt und losgelegt.“

Polzer war Assistent von Robert Seeger und folgte ihm als Kommentator nach. Seit 2007 kommentiert er die Speed-Rennen mit Armin Assinger, den Slalom erst mit Hansi Hinterseer, dann mit Thomas Sykora. Selbst ein begeisterter Skifahrer, versucht er auf Tour immer wieder selbst zum Skifahren zu kommen. Über nette Tipps von Hans Knauß zum Fahrstil freut er sich besonders – „komischerweise sind es aber jedes Mal dieselben“.

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Als Fernsehzuschauer sehen wir Sie vor der Kulisse des Zielraums. Bekommen Sie die Stimmung dort mit?

OLIVER POLZER: Wir sind (leider) etwas abgeschirmt. Aber wenn wir uns umdrehen und da hinausschauen, sehen und spüren wir die vielen Menschen im Ziel, das ist immer wieder beeindruckend. Kommentiert wird vom Bildschirm – durch das Fenster sehen wir ja nur den Zielauslauf.

Den kennen Sie auch aus der Perspektive vom Zielhang her, Armin. Heben sich bestimmte Rennen besonders von den anderen ab?

ARMIN ASSINGER: Ja, nach meiner schweren Verletzung hatte ich hier 1991 mein Comeback mit einem elften Platz in der Abfahrt. Und in meiner letzten Rennsaison 1994/95 wurde ich Zweiter in der Abfahrt und Dritter im Super-G – dem ersten in Kitzbühel überhaupt. Beim Abendessen nach den Rennen lernte ich den damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky kennen, mit dem ich seither immer wieder einmal nette Kontakte habe. Auch deshalb erinnere ich mich gerne daran zurück.

Jetzt als Kommentator hier zu sein, …

ARMIN ASSINGER: … ist wesentlich weniger Stress (lacht). Als Athlet muss man vom Start bis zum Abbremsen im Ziel hochkonzentriert sein. Jeder kleinste Fehler kann schwerwiegende Folgen haben – eine außergewöhnliche psychische Belastung.

Die habe ich als Kommentator natürlich nicht mehr, aber trotzdem lebt man mit. Es gibt viele schöne Momente, wenn großartige Siege eingefahren werden, wenn Österreicher gewinnen oder wenn Christian Ghedina bei 140 km/h beim Zielsprung eine Grätsche macht …

OLIVER POLZER: Die Fahrt von Stephan Eberharter 2004 war einzigartig und unvergesslich, auch Hermann Maiers Sieg im Super-G 2003 nach dem Motorradunfall. Den Sieg von Hans Knauß 1999 hab ich noch gut im Gedächtnis. Der Hans ist mir sehr ans Herz gewachsen – da ist auch Emotion drin.

ARMIN ASSINGER: Das gilt natürlich genauso für die schrecklichen Momente. Wenn ich an die Stürze von Aksel Lund Svindal und Hannes Reichelt oder an den Unfall von Hans Grugger beim Abfahrtstraining 2011 zurückdenke, das sind ganz schlimme Augenblicke. Auch mein Bruder ist einmal schwer gestürzt, als ich kommentiert habe

OLIVER POLZER: Wenn man solche dramatischen Unfälle als Kommentator begleiten muss, vergisst man das nie.

Haben Sie dieses extreme Risiko auch im Hinterkopf, wenn Sie selbst die Strecke besichtigen?

OLIVER POLZER: Es ist mir besonders bewusst geworden, als ich vor vielen Jahren als junger Startreporter auch einmal über die Mausefalle

gerutscht bin. Nie wieder! Am nächsten Tag war Slalom und ich war natürlich oben live im Einsatz. Als Stephan Eberharter im Startbereich aufgetaucht ist, hab ich zu ihm gesagt: „Ich weiß jetzt, was ihr für Verrückte seid. Ich bin gestern über die Mausefalle gerutscht!“ Steff hat mich angelächelt und gesagt: „Du bist der Verrückte! Die Mausefalle kann man nicht runterrutschen, da muss man springen, sonst wird’s gefährlich!“

Glücklicherweise gehen die Rennen oft für alle gut aus.

ARMIN ASSINGER: Das merkt man vor allem bei der KITZ-RACE-Party am Ende. Alle atmen auf, wenn das Rennen möglichst unfallfrei über die Bühne gegangen ist, die Rennläufer und die Veranstalter. Das ist eine richtige Feel-good-Atmosphäre, einfach wunderschön!

Vielen Dank für das Gespräch.

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Wer macht die Streif zur Streif?

Berichte von der Rennstrecke bietet der Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) unter anderem auf Facebook und Instagram. Dort rücken die drei Medien-Profis der Kitzbüheler Agenturen alpinguin und Floobe aber nicht Sportler und Promis in den Fokus, sondern zeigen die zahlreichen Helfer, Gelingen der Rennen sorgen. selbst.

Wenn die FIS am Dreikönigstag nach der Schneekontrolle traditionell den Startschuss zum Hahnenkamm-Rennen gibt, dann beginnt auch für Lili Spatz und Christoph Steiner von alpinguin (Foto und Text) sowie Flo Obermoser von Floobe (Video) die heiße Phase. Sie sind mit Aufnahmegerät, Foto- und Videokamera immer dabei, wenn Lawinensicherungsnetze befestigt und Gleitplanen montiert werden oder die Präparierung der Rennstrecke erfolgt. Sie holen diejenigen vor den Vorhang, die im Hintergrund am reibungslosen Ablauf der Rennen arbeiten, porträtieren das Sicherheitsteam und das Pistenteam, die Pressebetreuung, das Quartierbüro und viele andere mehr. Mit Videoclips, Fotos und Geschichten – insgesamt rund 300 Postings alleine im Jänner und einige mehr übers Jahr verteilt – zeigen sie, mit wie viel Leidenschaft und Begeisterung die 300 bis 350 Mitglieder des Kernteams dabei sind.

Bei ihren Zehntausenden Followern aus Österreich, Deutschland, dem übrigen Europa und den USA kommen diese Blicke hinter die Kulissen gut an. Ob eine Fahrt mit der Pistenmaschine ansteht, die Sicherheitsnetze an der Piste angebracht werden oder die Helfer des Bundesheers in Kitzbühel eintreff en, Spannung und Begeisterung sind fast genauso groß wie bei den Rennen

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Freunde haben, die Après-Ski genauso ernst nehmen wie du.

Mastercard and Priceless are registered trademarks, and the circles design is a trademark, of Mastercard International Incorporated.

Im Kör des At

144 TEXT : Theresa Kirchmair

per hleten

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KITZ-RACE- Inside 2023

Die Streif verlangt den Spor bezwingen, alles ab. Sportm Schobersberger und Sportw Hans-Peter Platzer erklären Seite der legendären Abfah

Aufwärmphase fördert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung der Muskulatur

Egal, wie oft ein Rennfahrer in Kitzbühel antritt, er fährt nie zweimal die gleiche Streif. Sicht und Untergrundbeschaffenheit sind bei jedem Lauf anders, die berühmte Strecke präsentiert sich jedes Jahr in anderer Form. Diese Abfahrt ist komplex – so wie die körperlichen Vorgänge, die sie erst möglich machen.

Der Grundstein für einen erfolgreichen Lauf wird schon vor dem Start gelegt. Während die Anspannung immer größer wird, steht das finale Aufwärmen an. Mit den moderaten Einheiten, die man früher absolvierte, hat die aktuelle Praxis herzlich wenig zu tun. Es wird gesprintet, Liegestütz um Liegestütz gemacht, mit Terrabändern die Muskulatur in Richtung des schmalen Grates zwischen perfekter Vorspannung und Überlastung geformt. Aufwärmen dieser Intensität würde für Laien einen sehr starken Trainingsreiz darstellen und könnte sogar zu Überlastung führen. Bei den trainierten Profis ist es notwendig, um sich auf die kommenden Spitzenleistungen vorzubereiten.

tlern, die sie ediziner Wolfgang issenschaftler die physiologische rt.

Die Bewegung fördert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung der Muskulatur. Dabei produziert der Körper auch in der winterlichen Kälte Wärme. Wichtig: Die Fahrer dürfen sich nicht zu sehr aufheizen, der von ihnen aufsteigende Dampf könnte sonst später die Brillen beschlagen und damit die Fahrt deutlich erschweren. Nicht nur die Sicht, die Beinkraft oder die Schnelligkeit des Skis beeinflussen die Performance, es ist eine empfindliche Balance von mentaler Kompetenz und körperlicher Leistungsfähigkeit, die über Sieg und Niederlage entscheidet. Hormonell befinden sich die Fahrer nämlich im urtümlichen Zustand von Flucht oder Kampf. Adrenalin und Stresshormone wie Cortisol rauschen durch ihre Blutbahnen. Das aktiviert metabolische Reserven und treibt die Herzfrequenz zusammen mit dem Aufwärmen auf bis zu 140 Schläge pro Minute. Jeder Sportler ist anders –manche übertreffen diesen Wert noch bei Weitem.

Intensives Aufwärmen und gezieltes Ganzkörpertraining machen sich am Start bezahlt: Die

Hormoncocktail Adrenalin und Stresshormone wie Cortisol rauschen durch ihre Blutbahnen.

Herzfrequenz bis zu 140 Schläge pro Minute

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Der Sportwissenschaftler betreute in der Vergangenheit zahlreiche Spitzensportler im Athletiktraining und ist nun am Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) am Landeskrankenhaus Natters/Tirol Kliniken zuständig für Leistungsphysiologie und Trainingsplanung.

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Start Abfahrt 1.665m

Sportler müssen sich förmlich aus dem Starthaus katapultieren und innerhalb kürzester Zeit in eine aerodynamische Position finden. Diese Änderung der Biomechanik innerhalb von Zehntelsekunden lässt die Sauerstoffsättigung der Muskulatur zum ersten Mal leicht absacken, während der Körper in vier Sekunden auf bis zu 120 km/h beschleunigt. Der Starthang ist nur 160 Meter lang, danach kommt bereits eines der ikonischsten Streckenstücke der Streif: die Mausefalle. Mit 85 % Gefälle ist sie der steilste Abschnitt, hier legen die Athleten mit bis zu 80 Metern den weitesten Sprung hin. In Kombination mit 6 Metern Luftstand und der folgenden Kompression ist die Landung eine der schwierigsten Situationen, die die Körper der Fahrer aushalten müssen. Hoher Muskeltonus und koordinatives Können sind gefragt, um aerodynamisch zu springen. Die Wucht der Landung entfesselt dann für den Bruchteil einer Sekunde Kräfte von bis zu 10 G, also der zehnfachen Erdanziehungskraft. Rücken-, Bein-, Rumpf- und Beckenmuskulatur müssen perfekt synergetisch trainiert sein, um dem standhalten zu können. Der Kopf drückt in diesem Moment mit 40 Kilo auf die Schultern, ohne ideal aufgewärmte Nacken- und Rumpfmuskulatur kaum haltbar. Das folgende Karussell, eine enge Kurve, bringt es immer noch auf bis zu 3 G Belastung.

Entgegen dem, was man als Laie erwarten würde, gibt es während dieser aufreibenden Passagen kaum Änderungen im Adrenalin- und Cortisolspiegel der Athleten. Der Grund: Der Pegel, mit dem sie ins Rennen starten, kann innerhalb der wenigen Sekunden nicht übertroffen werden. Beide Hormone haben hohe Halbwertszeiten und bleiben durchgehend auf einem ähnlichen Niveau.

Das Herz wortwörtlich noch höher schlagen lässt der anschließende Steilhang, der nur mit exaktem Timing zu bewältigen ist. Der rasche Rhythmuswechsel zwischen Be- und Entlastung macht sich in Herz-Kreislauf-System und Lunge bemerkbar, durch die aufeinanderfolgenden Schwünge schwankt die Oxygenierung der Muskulatur. Soll heißen: Während des Schwungs wird der Muskel kurzzeitig sauerstoffärmer, in der Entlastungsphase steigt die Sättigung wieder. In der Bewegung arbeiten sie außerdem konzentrisch und exzentrisch, verkürzen und verlängern sich

Karussellkurve

Steilhang

Mausefalle bis 120 km/h steilste Stelle mit 85 % Sprung bis 80 m

Wucht der Landung bis zu 10 G Druckverteilung Kopf drückt mit 40 Kilo auf die Schultern

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Gschöss Gleitstück, bis 50 km/h

Seidlalmsprung Hälfte der Abfahrtstrecke

Lärchenschuss Gleitstück, bis 100 km/h

Alte Schneise über 120 km/h

also. Hier muss der Körper zur Energiegewinnung schon auf anaerobe Prozesse zurückgreifen, die Kraft wird ohne Sauerstoff erzeugt. Bei solchen Prozessen bildet der Körper Laktat, ein Stoffwechselprodukt, anhand dessen sich der Sauerstoffmangel im Gewebe messen lässt. Die Anforderungen des Steilhangs sorgen für eine erste Laktatspitze im Körper, die aber erst verzögert im Blut messbar ist. Über die gesamte Abfahrt hinweg sind, je nach Athlet, 60 bis 65 % der Prozesse anaerob und damit laktatfördernd.

Komplett anders gestaltet sich die Situation bei Brückenschuss und Gschöss, einer langen Gleitpassage. Was am Bildschirm vergleichsweise entspannt aussieht, ist für die Athleten mit hoher Muskelspannung verbunden – hier gilt es, in tiefer Hocke Zeit zu sparen. Ebendiese Spannung und der gleichbleibende Winkel bedeuten eine isometrische Belastung – die Muskeln verändern ihre Länge nicht. Damit wird die Durchblutung der Beine ob der unveränderten Position vorübergehend noch stärker reduziert als im Steilhang. Es kommt zur lokalen Hypoxie, also einem Sauerstoffmangel, wegen der unveränderten Position noch stärker als im Steilhang. Wie der jeweilige Athlet sich in den Gleitpassagen optimal verhält, wird in Gleittests im Labor erforscht: Tiefe der Hocke, Spurweite, Vor- und Rücklage werden genau austariert.

Hausbergkante rund 100 km/h

Über die alte Schneise geht es weiter zum Seidlalmsprung, der die Mitte der Rennstrecke markiert. Die Athleten können nicht sehen, welches Gelände dahinterliegt und müssen ihn gewissermaßen blind absolvieren. Die lang gezogenen Gleitkurven danach werden mit 80 bis 100 km/h gefahren, nach einer Minute bei derart hoher muskulärer und kognitiver Leistung lässt die Leistungsfähigkeit bereits nach. Trotzdem müssen die Athleten den Kräften in den Kurven widerstehen, das braucht wieder einen extrem hohen Muskeltonus. Andernfalls würden sie abdriften und in den Netzen landen.

Schon geht es in Richtung Hausbergkante und Traverse. Die Einfahrt richtig zu erwischen, ist entscheidend – und für den ermüdenden Körper enorm anstrengend. Die hohen Geschwindigkeiten erfordern noch größere muskuläre Anspannung. Zusätzliche Schwierigkeit: In der Einfahrt

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Brückenschuss

Der Sportmediziner leitet das ISAG in Natters und als Universitätsprofessor das gleichnamige Institut an der UMIT TIROL – Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und -technologie in Hall.

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Wolfgang

Zielsprung bis zu 150 km/h

und am Hausberg selbst sind die Athleten auf einer Schräge unterwegs, die Ski stehen also auf verschiedenen Ebenen auf der Piste – eine völlig unphysiologische Situation bei bis zu 110 km/h. Nicht nur darauf müssen sich die Fahrer einstellen, sondern auch auf die Schläge, die die Traverse kennzeichnen. Innerhalb von Zehntelsekunden müssen sie sich an das rasant wechselnde Terrain anpassen, während der unruhige Untergrund die Muskelspannung weiter antreibt.

Im letzten Abschnitt, dem Zielsprung, werden mit bis zu 150 km/h die höchsten Geschwindigkeiten der gesamten Streif erreicht. Mit den letzten Toren vor Augen geht der Körper schon in Richtung Ausbelastung, die physiologischen und mentalen Reserven sind bald aufgebraucht. Unter Mobilisierung der letzten Kräfte wird die Muskelspannung gehalten, um die bestmögliche Zeit ins Ziel zu bringen.

Glück und Unglück liegen auf der Streif nahe beieinander, besonders beim Blick auf das finale Ergebnis. Im Ziel haben die Läufer in Sachen Metabolismus und Laktat 90 % der Maximalwerte erreicht. Ihr Stoffwechsel ist stark aktiviert, die Kälte belastet die Lunge und ruft bei manchen Husten und Kälteasthma hervor.

Die Regenerationszeiten der metabolischen Parameter unterscheiden sich voneinander, einige halten den Körper noch Stunden nach dem Event im Rennmodus. Die muskuläre Sauerstoffsättigung ist innerhalb kürzester Zeit wieder auf dem Ausgangsniveau. Der Laktatwert steigt im Ziel noch weiter, Cortisol mit seiner Halbwertszeit von 100 Minuten wird nur langsam abgebaut, Adrenalin hält sich ebenfalls länger im Körper. Die Herzfrequenz, die während eines Abfahrtsrennens auch bei 190 Schlägen pro Minute liegen kann, wird bei Läufern mit guter Erholungsfähigkeit in drei Minuten wieder um die 100 Schläge pro Minute betragen. Es liegt eine Sauerstoffschuld vor, da der Körper in seiner metabolischen Anstrengung so viel Sauerstoff verbraucht hat. Daher bleibt der Stoffwechsel noch über einen längeren Zeitraum aktiviert. Bis dieser wieder herunterfährt, der durch das Adrenalin erhöhte Umsatz sich legt, die Muskeln wieder auf den regulären Spannungszustand zurückgehen und man sich regeneriert, dauert es einige Stunden. Wie viel Kraft die Streif körperlich und mental tatsächlich kostet, lässt sich beim Blick in die Gesichter der Athleten nur erahnen.

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Querfahrt
Ziel 805 m Herzfrequenz 100 Schläge pro Minute Hormoncocktail wird nur langsam abgebaut

Schauen Sie sich das Rennen an?

Ja, seit vielen Jahren, vor Ort oder über TV.

Das Rennen ist ein Pflichttermin –entweder live oder vor dem TV.

Spektakulärste Abfahrt im Weltcup.

Was verbinden Sie mit der Streif?

Spannung und Nervenkitzel pur.

Als Referatsleiter Medizin im ÖSV bin ich sozusagen „mittendrin“.

Wie finden Sie das Rennen?

Extrem in jeder Hinsicht.

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Wille

Von 100 auf null und wieder zurück

Seine Karriere lehrte Daniel Albrecht die wichtigste Lektion seines Lebens: „Never give up.“ Die zentrale Rolle darin spielt der Sturz, den er beim Training in Kitzbühel 2009 erlitt –und nach dem er wieder aufstehen musste.

INTERVIEW: Haris Kovacevic

2009 war Daniel Albrecht einer der vielversprechendsten Skirennfahrer der Welt. Beim Training, einen Tag vor dem Hahnenkamm-Rennen, erlitt er einen schweren Sturz.

Wlich war ich bekannt als Athlet, der beim Training eher langsam macht.

enn

Sie heute an dieses Ereignis 2009 zurückdenken, was geht Ihnen durch den Kopf? Es war natürlich ein absoluter Wendepunkt in meinem Leben. Ich war gerade dabei, sportlich meinen Zenit zu erreichen und reiste sehr hungrig nach Kitzbühel. Ich war topfit. Mein Training war ausgewogen, mein Material perfekt auf mich zugeschnitten, konditionell habe ich nie bessere Leistungen vollbracht, die Stimmung unter uns Athleten war super, im Speziellen in unserem Team. Noch dazu ging es um Kitzbühel. Ich brauche niemandem zu erklären, welche Bedeutung das Rennen für jeden Skirennfahrer hat. Dort einmal zu gewinnen, heißt im Grunde automatisch, Legendenstatus zu erreichen. Aber die Abfahrt lag mir sehr. Denn auch wenn sie großteils technisch nicht sehr anspruchsvoll war, konnte man mit dem einen oder anderen technischen Trick an vielen Stellen das Tempo mitnehmen, Geschwindigkeit aufbauen und den Wettkampf für sich entscheiden – und genau das wollte ich: Ich wollte gewinnen.

Hätten Sie gewonnen?

Darüber habe ich wirklich sehr oft nachgedacht und so ganz losgelassen hat es mich nie. Ich habe mir meine Trainingsfahrten in Kitzbühel später auf Band angesehen und war überrascht, wie flott ich da unterwegs war. Eigent-

Ich erkläre mir das so: Ich wollte sehen, was möglich war, ohne alle meine Geheimnisse zu verraten. Meine Form hatte da einfach einen Höhepunkt erreicht. Das hat sich schon beim Saisonauftakt in Sölden abgezeichnet – dort ging ich zum ersten Mal mit neuem Material auf die Piste und gewann, obwohl ich nicht einmal mein ganzes Können in die Schwünge legte. Um ehrlich zu sein, machte mich diese Lockerheit fast ein bisschen nervös. Gefreut hab ich mich über den Sieg natürlich trotzdem – und war dann umso heißer auf die Streif.

Aber Hahnenkamm ist Hahnenkamm. Glauben Sie, Sie hätten die Leistung auch dort abrufen können?

Ich glaube schon. Es gibt am Hahnenkamm zwei, drei technische Passagen, die perfekt sein müssen, um Tempo in die flacheren Abschnitte mitzunehmen. Bei der Einfahrt in den Steilhang zum Beispiel machen viele den Fehler, etwas zu hoch hinaufzufahren, um danach mehr Richtung zu haben –ich hingegen wusste, dass ich den Radius da eng fahren muss, um nicht langsamer zu werden. Ich nahm mir vor, beim Rennen ganz direkt hineinzuziehen, und musste dann nur schauen, dass es sich bis zur nächsten Kurve ausgeht.

Dann gibt es da noch das Tor kurz vor der Einfahrt in die Zieltraverse. Da fährt man eigentlich etwas runder –das sieht nicht nur gut für die Kameras aus, es fühlt sich auch gut an. Nur Didi Cuche fuhr da sehr direkt und ruppig. Ich hab ihn damals gefragt, warum er das macht, was das eigentlich soll. Und

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er meinte, dass das eines der wichtigsten Tore ist, das aber keiner sieht, und dass man da frech reinfahren muss, sonst verliert man Zeit. Ich war also nicht nur gut in Form, sondern kannte auch die Strecke sehr gut.

Wie kam es dann zu Ihrem Sturz? Das war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Zuerst einmal hatte ich eine sehr niedrige Startnummer erwischt und die Wetterverhältnisse am besagten Tag waren auch viel schlechter als zuvor. Dann gab es einige Besonderheiten auf der Zielpassage: Die Sprungstelle war in diesem Jahr 10 oder 20 Meter weiter nach hinten versetzt – das war ziemlich mutig. Selbst Didi Cuche, der weiß Gott keine großen Probleme mit Sprüngen hatte, meinte, dass das kaum machbar ist bei dem Tempo. Sie flachten den Absprung also etwas ab –nur brachte mir das nichts: Auf meiner idealen Linie fuhr ich an der Stelle 1 bis 2 Meter weiter rechts, dort war der Absprung nicht abgeflacht. Der Trainer gab uns außerdem den Rat, den Sprung gut zu drücken. Und so geschah es dann: Eine Bodenwelle trieb mich nach oben, der Windschlag richtete meinen Oberkörper auf und bei 140 Kilometern pro Stunde samt Gegenwind wusste ich, dass nichts mehr zu machen war.

Können Sie sich an den Sturz erinnern?

Nein, an den ganzen Tag des Unfalls nicht. Ich hab mir aber nach meiner Entlassung vom Schweizer Fernsehen den Sturz aus allen Perspektiven zusammenschneiden lassen und hab mir das Video wirklich unzählige Male angesehen. Deswegen weiß ich genau, was da passiert ist.

Wie war es, sich selbst stürzen zu sehen?

Ich musste zuerst realisieren, dass ich diese Person auf dem Video bin. Normalerweise ist es so, dass man bei Menschen mitleidet, die man stürzen sieht, vor allem, wenn es Sportsfreunde sind. Bei mir selber habe ich aber rein gar nichts gefühlt. Das ist ein psychischer Selbstschutz, vermute ich.

Ich sehe auf dem Video aber, dass ich in der Luft versuche, den Ski von meinem rechten Bein noch abzustoßen, um ein bisschen Gegenbewegung zu erhalten. Ich schaff es aber nicht und sehe dann, wie ich denke: Jetzt bist du am Arsch. Es würde mich interessieren, wie viele Gedanken mir in dem Moment sonst so durch den Kopf schossen.

Der Moment, der Daniel Albrecht von 100 auf null katapultiert und der einen Wendpunkt in seinem Leben markiert: „Es würde mich interessieren, wie viele Gedanken mir in dem Moment durch den Kopf schossen.“

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„Mein Training war ausgewogen, mein Material perfekt auf mich zugeschnitten, konditionell habe ich nie bessere Leistungen vollbracht, die Stimmung unter uns Athleten war super, im Speziellen in meinem Team. Noch dazu ging es um Kitzbühel. Ich brauche niemandem zu erklären, welche Bedeutung das Rennen für jeden Skirennfahrer hat. Dort einmal zu gewinnen, bedeutet im Grunde automatisch, Legendenstatus zu erreichen.“ – Daniel Albrecht

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Aus einer Skifahrerfamilie kommt Daniel Albrecht nicht – dass er also Skifahrer geworden ist, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Als aber sein älterer Bruder im Alter von vier Jahren Ski zu Weihnachten geschenkt bekam, war es um den damals zweijährigen Daniel geschehen. Er verbrachte fortan jede Minute, die er konnte, auf der Piste. Als seine Lehrerin ihn im Alter von 13 fragte, was er später werden wollte, war für ihn die Sache klar: „Ich will Skirennfahrer werden.“ Und er blieb dabei auch entgegen den Beteuerungen der Lehrerin, dass das kein richtiger Beruf sei – weil man den nicht erlernen könnte. Daniel recherchierte und erfuhr vom Skigymnasium in Stams in Tirol.

Wie haben Sie die Zeit in Stams in Erinnerung?

Ich kam aus dem Wallis in der Schweiz und wurde sprachlich nicht verstanden. Dann kam auch noch die andere Mentalität dazu: Was in der Schweiz lustig war, war in Tirol nicht lustig und umgekehrt. Außerdem war ich den Buben da körperlich unterlegen. Vor allem im ersten Jahr hatte ich furchtbares Heimweh. Das Einzige, was mich dort gehalten hat, war meine Liebe zum Skifahren und die Aussicht, einmal davon leben und bei den großen Rennen mitfahren zu können. Das gab mir die Kraft, alle Strapazen durchzustehen. Mit jedem Jahr ging es dann auch besser. Ich lernte mit dem Druck umzugehen und schloss die Schule mit einer ziemlich dicken Haut ab.

Hat die Skischule Sie zu dem mental starken Skirennfahrer gemacht, als der Sie später bekannt waren?

Das ist ein bisschen die Henne-Ei-Frage: Bin ich Skirennfahrer geworden, weil ich die Stärke in mir gespürt habe, oder habe ich gelernt, stark zu sein, weil ich es brauchte, um Skirennfahrer zu werden? Meine Grundeinstellung war jedenfalls immer, dass ich das, was ich mache, mit Lockerheit mache. Ich hatte auch den Vorteil, dass meine Eltern ein Restaurant führten – da lernt man früh, selbstständiger zu leben und auf sich selbst zu hören. Ich wusste, was ich wollte und was mein Körper kann, und habe mich daran orientiert. Wenn mir dann ein Trainer gesagt hat, ich solle dieses oder jenes machen, und ich nicht verstehen konnte, wieso, dann habe ich das abgelehnt. Dabei konnte ich auch ziemlich konfrontativ sein.

War das auf dem Weg zum Profi nicht auch ein Hindernis?

Ich lernte mit der Zeit, meine Methoden anzupassen. Das Konfrontative legte ich ab und ging dazu über, meine Ziele so zu erreichen, dass ich jenen, die die Entscheidungen trafen, versuchte, das Gefühl zu geben, sie seien selbst darauf gekommen. So kam ich ins Schweizer Team, so kam ich zu meinem ersten Weltcup im Slalom, so machte ich von mir reden und konnte meine Ziele erreichen.

Sie gingen die Profikarriere also mit Selbstbewusstsein an?

Ja, aber nicht nur: Ich war stets bemüht, mich zu verbessern, wo ich nur konnte. Immer, wenn ich selbst entschieden habe, wie und was, bin ich am weitesten gekommen. Wenn mir andere ihre Meinungen gesagt und Tipps gegeben haben, funktionierte es nicht – leider habe ich erst viele Jahre später begriffen, dass ich viel mehr selbst hätte entscheiden müssen, wo meine Grenzen sind und was sie für mich bedeuten.

Gab es nie Mentoren in Ihrer Karriere, die Ihnen wertvolle Tipps gaben?

Doch schon, nur viel weniger als man meinen würde. Ich hatte das Glück, Karl Frehsner kennenzulernen, der auch verantwortlich war, dass ich als junger Athlet gefördert wurde. Er sah einen wirklich als Athleten an und wusste genau, was man hören musste, um besser zu werden. Seine technischen Korrekturen waren nicht wirklich lupenrein, aber sie halfen einem, schneller und besser zu werden und auch Selbstvertrauen zu schöpfen.

Wie gingen Sie mit Ihren ersten

Erfolgen um?

Ich konnte sehr gut mit Erfolg umgehen. Schließlich signalisierte er allen anderen, dass ich schon wüsste, was ich tat, und ich bekam mehr Freiheiten und vor allem mehr Möglichkeiten. Nach den Juniorenweltmeisterschaften kam der Europacup, dann musste ich schauen, ins Weltcup-Team zu kommen. Ich kletterte diese Leiter hoch, indem ich mich selbst stets verbessert habe und das gleichzeitig alle anderen wissen ließ. Es gab einen Kampf, den ich nach innen führte, in dem ich alles tat, um fitter und besser zu werden, und einen nach außen, in dem ich alle Verantwortlichen zu überzeugen versuchte, dass ich die richtige Wahl sei.

Mit Anfang zwanzig kamen die ersten großen Erfolge: Weltcupsiege, Weltmeistertitel. Atomic meldete sich, als ich 24 war, und wollte in Absprache mit mir Materialänderungen vornehmen –ich hatte ein super Team um mich herum, gutes Material, war selbst topfit und gewann das Rennen in Sölden, ohne alle Register ziehen zu müssen. Und dann kam Kitzbühel.

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„Leider habe ich erst viele Jahre später begriffen, dass ich viel mehr selbst hätte entscheiden müssen, wo meine Grenzen sind und was sie für mich bedeuten.“
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Daniel Albrecht ist ehemaliger Schweizer Skirennfahrer. 2003 konnte er sich gleich dreimal zum Juniorenweltmeister und einmal zum Vizejuniorenweltmeister küren lassen, 2007 wurde er Weltmeister in der Superkombination, Vizeweltmeister im Slalom und erreichte im Teambewerb den dritten Platz. Im selben Jahr und im Jahr darauf sicherte er sich acht Podestplätze bei Weltcuprennen – viermal stand er ganz oben. Nach seinem Sturz beim Training auf der Streif 2009 versuchte er ein Comeback an die Weltspitze, erklärte aber 2012 nach einem weiteren Unfall in Lake Louise seinen Rücktritt. Er ist Familienvater und Geschäftsführer von Mondhaus – einem Unternehmen, das sich auf den nachhaltigen Bau von Häusern spezialisiert hat.

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Beim Sturz am 22. Jänner 2009 erlitt Daniel Albrecht ein Schädel-Hirn-Trauma. Am 12. Feber erwachte er aus dem Koma und wurde nach Bern verlegt. Wenige Tage nach seiner Entlassung Ende April 2009 stand er wieder auf Skiern –und schon im Juli begann er die Vorbereitungen für die folgende Weltcup-Saison.

Was ist das Erste, an das Sie sich nach Ihrem Sturz erinnern?

Die Lichter im Spital in Bern. Ich wurde von der Intensivstation in die Neurochirurgie gebracht und sah die Lichter im Gang über mir und sie erinnerten mich an den Tunnel am Matterhorn, den man zu Fuß passieren muss, um am Zermatt Ski zu fahren. Ich dachte mir: Seit wann gibt es denn ein Taxi, das einen da hochfährt?

Skifahren scheint also sehr stark in meinem Unterbewusstsein verankert gewesen zu sein, ohne dass ich wusste, dass ich Skirennfahrer war. Als ich das erfahren habe und als man mir vom Unfall erzählte, wollte ich als Allererstes sehen, was da passiert ist, und dann so schnell es geht wieder auf die Piste.

Wie ging es dann weiter?

Ich stand am Kaunertaler Gletscher fünf Tage nach meiner Entlassung auf der Piste, hatte mir die Skischuhe selbst angebunden und fragte mich, wie man denn jetzt genau Ski fährt. Ich habe es dann doch ohne Probleme hinbekommen. Und nach zwei Tagen ging ich zum Trainer und sagte ihm, dass ich wieder am Weltcup teilnehmen wollte. Das war im Nachhinein ein Fehler.

Wieso?

Ich hätte sagen sollen, dass ich wieder gewinnen will – nicht nur Weltcup fahren. Man suggerierte mir in der Folge, dass das nicht gehe und dass ich auf mich achten müsse. Es entstand eine Situation, die ich oft in meinem Leben mitbekommen habe – nämlich, dass andere glaubten, entscheiden zu

können, was gut und möglich für mich ist und wo meine Grenzen liegen. Selbst als ich in Beaver Creek den respektablen 21. Platz einfuhr, wollte man mich bremsen und es hieß, ich solle Vorsicht walten lassen und alles verarbeiten. Ich konnte das nicht verstehen und ärgere mich bis heute, dass ich damals nachgegeben habe. Irgendwann glaubte ich tatsächlich, ich könne mich selbst nicht mehr richtig einschätzen. Das war ein großer Fehler. Aus heutiger Sicht hätte ich fahren müssen. Ich weiß, wie mein Körper funktioniert: Wenn er das Gefühl hat, dass etwas mit Lockerheit und Spaß gemacht wird, dann wird es erfolgreich sein, egal wie unrealistisch es klingen mag – das ist auch die Lehre von den Vorträgen, die ich mittlerweile halte.

Sie halten Vorträge, in denen Sie Ihre Geschichte erzählen?

Genau. Ich glaube, dass jeder aus dem Trauma eine Lehre für sich ziehen kann. Was mir aber selbst besonders am Herzen liegt, ist, dass die Menschen an sich glauben. Die Quintessenz aus meiner Geschichte ist im Grunde: „Never give up“ – von 100 auf null und wieder zurück.

Wollten Sie je wieder in Kitzbühel fahren?

Und wie! Ich hab mir sogar nach meinem Rücktritt überlegt, zu Red Bull zu gehen und zu fragen, ob sie mir einen Startplatz organisieren könnten, damit ich noch das Rennen gewinne. Ich hatte den Mut dann aber doch nicht. Vielleicht fehlte mir nach den Kämpfen, die ich zuvor führen musste, auch die Energie dazu.

Ich kann rückblickend wirklich mehr als zufrieden sein. Denn ich habe mehr erreicht, als ich je erwarten konnte. Nach einem schweren Schädel-HirnTrauma muss ich mit keinen größeren Beeinträchtigungen leben. Das ist sehr wichtig. Und ich glaube, dass sich viele aus meiner Geschichte einen kleinen Teil herausnehmen können und ich so anderen helfen kann. Das ist eine Riesensache.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Wird die Welt immer so unberechenbar sein?

Werden meine Investitionen den Sturm überstehen?

Wie kann ich sicher sein?

Bei einigen Fragen im Leben ist man nicht allein. Gemeinsam können wir eine Antwort finden. © UBS 2023. Alle Rechte vorbehalten.

Martin Murray ist CEO von waterdrop. Mit seinem Bruder Henry und Co-Founder Christoph Hermann entwickelte der Österreicher mit schottischen Wurzeln den ersten Microdrink in Form von kleinen, zuckerfreien Würfeln, die Wasser mit Frucht- und Pflanzenextrakten sowie Vitaminen anreichern. Waterdrop spart dabei im Vergleich zu traditionellen Getränkeherstellern 98 % Plastik und CO2-Emissionen ein. Die Mission des stark wachsenden Unternehmens, das mittlerweile auch den Sprung in die USA geschafft hat: Drink more water!

INTERVIEW: Leonie Werus

Kurz gefragt und schnell geantwortet

Was ist Martin Murrays größtes verborgenes Talent? Wen hält er für den besten Skifahrer? Und was tut er, wenn es mal stressig wird? Der CEO und Co-Founder von waterdrop verriet uns das und noch einiges mehr.

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Tirol in drei Worten: Hurra, die Gams!

Das macht für mich die Faszination Kitzbühel aus: Die fast unmenschliche Leistung der „Gladiatoren auf Ski“. Wenn man die Strecke mal live gesehen hat, versteht man, wie verrückt es ist, da runterzufahren. Das zieht eben international sehr viel Energie und Besucher an, die dem Respekt zollen.

Zuletzt auf Skiern gestanden bin ich … am Hahnenkamm 2022.

So gut fahre ich Ski auf einer Skala von 1 bis 10: 7 Speckknödel oder Kaiserschmarrn? Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster Sessel- oder Schlepplift? Schlepplift, zu zweit fährt es sich doch besser.

Mit dieser Persönlichkeit würde ich gerne gemeinsam Abendessen: Elon Musk

Der größte Skifahrer aller Zeiten ist … jeder, der die Streif gewinnt.

Mit diesem Skifahrer würde ich gerne mal in der Gondel sitzen: Rainer Schönfelder

Kein Hahnenkamm-Rennen ohne … die WWP ;-)

In dieser Disziplin würde ich beim Hahnenkamm-Rennen am liebsten antreten: Après-Ski

Dieses Getränk bestelle ich mir im KITZ-RACE-Club: einen waterdrop-Mocktail oder vielleicht sogar waterdrop-Cocktail

So starte ich am liebsten in den Tag: Kraftsport

Erfolg bedeutet, … das zu tun, was man mit Herzblut macht.

So viel Wasser trinke ich täglich: 2–3 Liter

So viele waterdrop Bottles habe ich zu Hause: ca. dreißig (sehr viele Unikate)

Krawatte oder Fliege? Fliege

Nach diesem Motto leite ich mein Unternehmen: Just do it!

Nach einem langen Arbeitstag gönne ich mir … ein eiskaltes Bier.

Mein größtes verborgenes Talent ist … Planking

Das kann ich gar nicht: Tischfußball

Wenn es mal stressig wird, ... gehe ich spazieren.

Soziale Medien sind für mich … ein Marketingkanal.

Österreich oder Schottland – dieser Nation drücke ich beim Sport die Daumen: Wintersportarten Österreich, Sommersportarten Schottland

Vielen Dank für das Gespräch!

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COMES EXHILARATION WITH TRUST

ATLE LIE MCGRATH, MICHAEL ROTTENSTEINER & ALEKSANDER AAMODT KILDE, NORWEGIAN ALPINE SKI TEAM
HELLYHANSEN.COM
Aleksander Aamodt Kilde - Norwegian Alpine Ski Team, knows it takes more than skill and training to win races. It’s the trust he has in his team that allows him to succeed.

Zu den Wurzeln

Eigenbau: Martin Huber im hauseigenen Gemüsegarten

INTERVIEW: Michael Rathmayr
Kitzbühel
authentische
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Am Fuße der Streif werden im „Wirtshaus –Das Mocking“ Spezialitäten aus dem Raum
serviert:
österreichische Küche, delikat und kreativ interpretiert.

Schlicht unglaublich“ sei das, was die Sportler bei den Hahnenkamm-Rennen zeigten, sagt Martin Huber. Gemeinsam mit seiner Schwester Andrea Posch führt der passionierte Koch (und ebensolche Skifahrer) das zeitlos schöne Wirtshaus, nur einen Steinwurf von der Hahnenkammbahn-Talstation entfernt. Die spektakulären Rennen hätten für die Region „natürlich einen riesengroßen Stellenwert, davon profitiert jeder hier in der Gegend“.

Auf dem Ruhm, dem Glanz und Glamour ausruhen wolle man sich aber keineswegs. Stattdessen liegt es den beiden Kindern einer Kitzbüheler Metzger-Großfamilie am Herzen, im Mocking

nachhaltig zu wirtschaften und die Region aktiv mitzugestalten.

Regional, saisonal Für die saisonal abgestimmte Küche arbeiten Andrea und Martin mit ausgewählten Lieferanten aus der möglichst nahen Umgebung zusammen. „Natürlich wäre es bequemer, alles aus einer Hand zu beziehen. Aber durch den regelmäßigen Dialog mit unseren Produzenten können wir die Qualität unserer Rohstoffe positiv beeinflussen.“ Jakobsmuscheln und Konsorten sucht man auf der Speisekarte des Mocking trotz der hohen kulinarischen Ansprüche vergebens.

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Teamgeist im Mocking: Andrea Posch (Mitte) mit ihrem Bruder Martin Huber und dessen Lebensgefährtin Viktoria Wurzer
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Das Mocking: zeitlos in den Stuben, transparent in der Küche, unverfälscht auf dem Teller

Stattdessen werden Süßwasserfisch und andere im Brixental und im Leukental verfügbare Delikatessen kredenzt. Unverfälscht und trotzdem kreativ will man dabei sein – sich für Trends und Gastwünsche zu verbiegen, ist folgerichtig keine Option.

Gerichte wie „Pochierte Lachsforelle. Selleriestampf. Spinat. Tagetes-Béarnaise“ spiegeln das wider – kulinarische Traditionspflege auf höchstem Niveau.

Mit Schwung Neben dem stetig gewachsenen Metzgereibetrieb bleibt auch die Landwirtschaft der Hubers weiter intakt – viel los also bei Andrea, Martin und ihrer

Familie. Zum Skifahren kommen die beiden eher ganz zu Beginn oder zum Ende der Wintersaison. „Wenn wir mitten in der Hauptsaison viel Zeit fürs Carven hätten, wäre das ein eher schlechtes Zeichen“, scherzt Martin Huber.

Langweilig wird es Familie Huber am Hahnenkamm-Wochenende mit Sicherheit nicht: Ihre ans Wirtshaus angrenzende Mockingwiese wird in diesem Jahr erstmals mit dem futuristischen Unterhaltungskonzept BeyondKITZ bespielt.

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„Natürlich wäre es bequemer, alles aus einer Hand zu beziehen. Aber durch den regelmäßigen Dialog mit unseren Produzenten können wir die Qualität unserer Rohstoffe positiv beeinflussen.“
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Erinnerung an den „Hausherrn der Streif“

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Vor zwei Jahren, am 26. Jänner 2021, verstarb Dr. Karl Reisch im 93. Lebensjahr. Der meinungsstarke, tief in Kitzbühel verwurzelte Rechtsanwalt, Land- und Gastwirt ermöglichte rund um die Hahnenkamm-Rennen vieles, formulierte richtungweisende Prinzipien und setzte diese auch um.

Als Hausherr der Rasmusleiten, des Streif-Zielgeländes, und langjähriger Vorsitzender des Weisenrates des Kitzbüheler Ski Clubs konnte der öffentlichkeitsscheue Ehemann und Vater von sieben Kindern das Rampenlicht nicht immer vermeiden. Auch als Schirmherr der erfolgreichen Charity-Rennen konnte er vieles bewegen und setzte sich persönlich für die Unterstützung in Not geratener Bauernfamilien aus Nord- und Südtirol ein.

Für den Enkel von Ski- und Tourismuspionier Franz Reisch stand immer die Sache, nie seine Person im Vordergrund. Die jüngere Geschichte Kitzbühels und jene der Hahnenkamm-Rennen bleiben untrennbar mit Klaus Reisch und seiner Familie verbunden.

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Umschlag

Foto: Helmut Fohringer/APA/ picturedesk.com

Editorial

Foto: Karin Gruber S. 7

Interview: „Wir haben uns nicht einmal gestritten“

Foto: Franz Oss, Werek/ Süddeutsche Zeitung Photo S. 16–27

Glitzer, Glamour und die Gams Foto: WWP S. 28–37

Kitzbühel in 1:51,58

Foto: shutterstock.com, Jan Hetfleisch, Gregor Sailer/ Tirol Werbung S. 38–41

Fünf Fragen an die ÖSV-Präsidentin

Foto: Franz Oss S. 42–45

Eye Opener

Foto: Privat, Audi, JFK/EXPA/picturedesk.com, Herbert Pfarrhofer/picturedesk.com, Brandstätter/ APA/picturedesk.com S. 48–59

In der Sekunde des Starts mittendrin

Foto: Werek/Süddeutsche Zeitung Photo, Stefan Zauner, K.S.C./Bodenseer, EXPA pictures, Herbert Neubauer/APA/picturedesk.com, K.S.C./Ulli Dorner, Mathias Kniepeiss S. 62–81

Interview: Ein Hahn, ein Kamm, ein Rennen, ein Designer

Foto: Christian Reister Illustration: Dominik Schubert S. 82–87

Griffig – eisig gibt’s nicht Foto: Stefan Zauner, alpinguin, K.S.C., WWP, WWP/Hans Bezard S. 90–101

Eine Frage der Perspektive Foto: WWP, Robert Jäger, Daniel Maurer, GEPA pictures/Thomas Bachun S. 102–113

Die Angst des Slalomfahrers vor dem zweiten Durchgang Foto: WWP/Hans Bezard, Stefan Zauner, WWP, ÖSV/GEPA S. 118–133

Interview: „Jedes Jahr Olympia“ Foto: shutterstock.com, Oliver Polzer, alpinguin Illustration: Monika Cichoń S. 134–143

Im Körper des Athleten Foto: ISAG, Mathias Kniepeiss, WWP/Hans Bezard/Star-Agency, WWP S. 144–153

Interview: Von 100 auf null und wieder zurück Foto: Rob Lewis, Leonhard Föger/Reuters/ picturedesk.com, GEPA pictures/Josef Bollwein S. 158–169

Wordrap: Kurz gefragt und schnell geantwortet Foto: Waterdrop S. 170–173

Zu den Wurzeln Foto: Mathäus Gartner S. 174–187

Erinnerung an den „Hausherrn der Streif” Foto: Thomas Böhm S. 188–189

Foto-Index
18 www.velo.com DERPUSH RUFT! AUFINDENWINTER NACHDEINEMGESCHMACK. Offizieller Festival- & Music-Partner vom Hahnenkammrennen
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Erinnerung an den „Hausherrn der Streif“

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Zu den Wurzeln

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pages 173, 176-177, 180, 183-184, 186

Kurz gefragt und schnell geantwortet

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Wird die Welt immer so unberechenbar sein?

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Von 100 auf null und wieder zurück

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tlern, die sie ediziner Wolfgang issenschaftler die physiologische rt.

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pages 146-153

Die Streif verlangt den Spor bezwingen, alles ab. Sportm Schobersberger und Sportw Hans-Peter Platzer erklären Seite der legendären Abfah

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Wer macht die Streif zur Streif?

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„ Jedes Jahr

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ist immer eine gewisse Anspannung dabei“

1min
pages 131-132

„Man denkt sich: Jetzt nochmal Vollgas und alles rausholen!”

3min
pages 125-127

zweiten gang

3min
pages 118, 121-122, 124-125

STREIF

1min
pages 93-95

G f f i g

1min
pages 89-93

Ein Hahn, ein Kamm, ein Rennen, ein Designer

2min
pages 81, 83-87, 89

TRILUX sorgt für Stimmung an der Streif!

1min
page 80

In der Sekunde des Starts mittendrin

7min
pages 62, 65-67, 70-76

an ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober

1min
pages 43-44

Kitzbühel in 1:

1min
pages 37-40

Ein FanErlebnis der nächsten Generation

1min
pages 35-36

Glitzer,

3min
pages 28-34

„Vielleicht haben sie sich gedacht, der Narrische, der komplett Verrückte, schafft das ja vielleicht.“

5min
pages 21-23, 25-26

„Es geht darum, ob die Chemie stimmt, und das weiß man innerhalb einer Zehntelsekunde.“

0
pages 18, 20

uns nicht ritten“

2min
pages 16-17

Programm

1min
page 11

Energy on Snow

2min
pages 6-9
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