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QUARTIER-MAGAZIN
Bern, 24. Februar 2021
MARKUS & JOHANNES
Die reformierten Kirchgemeinden rücken näher Die reformierten Kirchgemeinden Markus und Johannes wollen ihre Angebote besser aufeinander abstimmen und orte stattfinden sollen. Ein Beispiel vermehrt gemeinsam auftreten. In einem Pilotprojekt haben sie deshalb Ernst Steiner als Koordinator angestellt. dafür ist das Kerzenziehen in der Karin Meier Adventszeit. «Es macht wenig Sinn, wenn zwei Kirchgemeinden jedes Jahr ein eigenes Kerzenziehen organisieren und durchführen. Besser ist es, die Kräfte zu bündeln, sodass Raum für anderes bleibt», sagt Ernst Steiner.
Neu als Koordinator tätig: Ernst Steiner. Bild: Ramon Lehmann
E
rnst Steiner ist in der Johanneskirche kein Unbekannter: Als der neue Kirchgemeinderat unter der Federführung des Präsidenten Marco Ryter seine Arbeit aufnahm und frischen Wind ins Nordquartier brachte, war Ernst Steiner mit von der Partie. Als selbstständiger Event- und Kulturmanager, der bei der Eröffnung der ursprünglichen Markthalle in Bern mitgewirkt hatte, kannte er sich mit der in Kirchgemeinden verbreiteten Projektarbeit aus. Weil er zwischen eigenen Aufträgen immer wieder Zeitfenster hatte, in denen er sich als Kirchgemeinderat vermehrt einbringen konnte, fungierte er bald als wichtiges Bindeglied zwischen dem Rat und den Mitarbeitenden. Seine Arbeit wurde so geschätzt, dass er als eine Art Koordinator angestellt wurde und deshalb aus dem Kirchgemeinderat austrat. Bald stellte sich heraus, dass seine Arbeit auch kirchgemeindeübergreifend von Nutzen sein würde. In einem auf ein Jahr befristeten Pilotprojekt wirkt Ernst Steiner deshalb als Koordinator der Kirchgemeinden Johannes und Markus. Angestellt ist er von beiden Kirchgemeinden in einem Pensum von insgesamt 50%.
Ernst Steiner vor der Johanneskirche an der Breitenrainstrasse.
Klassik in den Kirchen Seit seinem Arbeitsbeginn am 1. September 2020 hat Ernst Steiner bereits einige Initiativen aufgegleist. So wollen die beiden Organistinnen der Kirchgemeinden wie auch der Organist der Pfarrei St. Marien ihr Angebot an Kirchenmusik spätestens ab diesem Winter gemeinsam kommunizieren. Die Idee dahinter: Durch die koordinierte Planung soll die klassische Musik in den Kirchen des Nordquartiers besser wahrgenommen werden. «Indem wir unsere Konzerte und anderen musikalischen Gefässe ausserhalb der Gottesdienste sichtbar machen, wollen wir unsere musikbegeisterten Mitglieder besser abholen», sagt Ernst Steiner. Denn diese würden für ein Konzert oder einen Anlass mit Musik in jede der drei Kirchen gerne gehen. Ein Projekt, bei dem sich die kirchgemeindeübergreifende Zusammenarbeit bereits beweisen konnte, ist der Nordstern. Dies ist eine Tour durchs Nordquartier während der Adventszeit. Jeden Tag wird die Adresse einer anderen sozialen Organisation oder Institution angepeilt, die sich den Gästen kurz vorstellt und sie verköstigt. Ziel des Nord-
Bild: Christine Häberli
sterns ist es, die sozialen Angebote im Quartier besser bekannt zu machen und den vielen Partnerinnen und Partnern der Kirchgemeinden ein Gesicht zu geben. «Von der Vernetzung profitieren alle: Die Menschen im Nordquartier, die auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen schon viele Male bei einer Organisation vorbeigegangen sind, deren Mitarbeitende und deren Arbeit aber nicht kennen. Die Kirchgemeinden wiederum lernen ihre Partnerinnen und Partner noch besser kennen», sagt Ernst Steiner. Sozialarbeit mit Schwerpunkten Die Zusammenarbeit der Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone der beiden Kirchgemeinden ist ebenfalls bereits fortgeschritten. Die Beteiligten sind daran, eine strategische Planung zu verabschieden. Darin werden sie festhalten, welche Schwergewichte und Wirkungsfelder die kirchliche Sozialarbeit in Zukunft haben soll und welche Leistungen vorwiegend von spezialisierten Organisationen im Nordquartier erbracht werden. Ebenfalls koordiniert werden verschiedene Anlässe für Familien, Kinder und Seniorinnen und Senioren, die künftig nur noch an einem der beiden Stand-
Viele Absprachen In seiner Funktion als Koordinator verbringt Ernst Steiner viel Zeit mit Absprachen. Seine wichtigsten Ansprechpersonen sind die Mitarbeitenden und Räte der Kirchgemeinden Johannes und Markus, an deren Sitzungen er teilnimmt. Weiter tauscht er sich regelmässig mit dem Team der katholischen Pfarrei St. Marien und den Mitgliedern der Begleitgruppe des Pilotprojekts aus. Letztere wurde ihm zur Seite gestellt, weil die Funktion des Koordinators in der Stadt Bern ein Novum ist. Die Begleitgruppe setzt sich aus kirchlichen Vertreterinnen und Vertretern sowie einem externen Profi für Organisationsentwicklung zusammen. Dank dieser guten Vernetzung innerhalb der kirchlichen Gruppen fungiert Ernst Steiner auch als eine Art «Informationskanal». In der restlichen Zeit des Pilotjahrs will er die Initiativen zur Zusammenarbeit, die bislang aufgegleist wurden, «zu Boden bringen», sodass sie auch nach aussen hin Früchte tragen. «Natürlich hoffe ich auch, dass sich meine Stelle so sehr bewährt, dass sie in eine reguläre Anstellung überführt wird und Koordinationsstellen auch in weiteren Kirchgemeinden geschaffen werden.»
ZUR PERSON Ernst Steiner (56) hat eine Lehre im Detailhandel abgeschlossen und sich zum Detailhandelsökonom weitergebildet. Später machte er sich als Event- und Kulturmanager selbstständig und absolvierte eine Weiterbildung zum Kulturmanager. Er liebt es, auf dem Meer und auf Seen zu segeln. Weitere Hobbys sind Kochen, Lesen und Wintersport. Ernst Steiner ist Vater zweier Kinder und wohnt im Breitenrainquartier.