ZurQuelle #05 - Titelthema: Herkunft

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Ein Herz für JOACHIM GAUCK Silvester Stallone. Arnold Schwarzenegger. Und jetzt Joachim Gauck. Baller, baller, baller! Macht Platz für den Frieden, die Freiheit, das Glück! Und wer sich in den Weg stellt, wird verbal weggesprengt, denn die Boys haben einen Plan: Kaaaawumms! Einst besiegte Sergeant Gauck die DDR, doch mit dem Alter kam die Langeweile: Bundespräsident. Pff. Doch nicht mit ihm! Denn nun lädt er aus humanitären Gründen wieder zum Ballern ein. BOOM! Gaucki - Du, Fuchs.


Editorial

#5 LEBT, BITCHES WIE AUCH TITELGEBENDER ROBOTER STEHT ZURQUELLE #5 IM ZEICHEN FÜR ALL DAS, WAS DIE 80ER GEIL GEMACHT HAT. ZUMINDEST OPTISCH. EIN BISSCHEN FRIEDENSBEWEGUNG IST DABEI, DAVID HASSELHOFF NUR IMPLIZIT ABER DOCH STETS IM HERZEN. DU KENNST UNS. DAS ALLERALLERGEILSTE STUDIERENDENMAGAZIN MIT ALLEM, WAS GEIL IST: DOZIERENDENINTERVIEWS, FOTOS VON EUREN LIEBLINGS-WGS UND DIESES MAL MIT AM START: SUPER WICHTIGE TIPPS FÜR ERSTSEMESTLER. FROM QUELLE WITH LOVE, BITCHES. WENN ES EUCH GEFÄLLT (WAS ES TUT, WEILS GEIL IST) DANN KOMMT VORBEI. TRINKT EIN BIER MIT UNS ODER EINEN BÄRENJÄGER. WIE PUTIN, DER BÄRENJÄGER, FÜHLT IHR EUCH, WENN WIR UNSERE HIRNE GEMEINSAM IN TERRITORIEN STÜRMEN LASSEN, IN DENEN SIE NICHTS VERLOREN HABEN. FÜR UNSEREN ONLINEAUFTRITT, DIE REDAKTION, FÜR DIE WERBEKUNDEN-AKQUISE, FÜR ILLUSTRATIONEN UND DAS LAYOUT SUCHEN WIR NOCH GEILE MENSCHEN MIT GEILEN IDEEN, GEIL VIEL LUST, MITZUMACHEN UND GEIL VIEL KLUGHEIT IM KOPF. ROBERT HOFMANN

HERKUNFT _ SEITE 8

FOTOREIHE _ SEITE 28

Delphine heißen eigentlich Herkunft. Springt einer aus dem Wasser, fragt man sich: Wo kommt der denn her?

Wir waren auf der Suche nach dem typischen Studierendenzimmer: Eine Hommage an das schöne Wohnen.


WIR GENDERN IM GENERISCHEN FEMININUM

AUSGABE 05 : HERKUNFT *

INHALTS VERZEICHNIS STUDIUM

GESELLSCHAFT

16_ Ersti-Survival-Kit Tipps und Tricks nicht nur f端r Erstis.

08_ Sind wir nicht alle Sternenstaub?* Leitartikel Herkunft.

20_ In der Sprechstunde Mit Stefan Tolksdorf.

34_ Ein Puppenspiel Positiver Rassismus ist auch Rassismus.

24_ Shit Happens* D端nnes zwischen den Seminaren.

38_ Bad Information Good Information* Patriotismus unter Todesstrafe.

28_ Fotoserie: Studierendenzimmer Schmulen, wie Kommilitoninnen wohnen.

42_ Wir sind Helene* Heldin der Deutschen.

KULTUR

WEITERE PERLEN

44_ No Hair No Cry K旦rperbehaarung: Das letzte Tabu.

05_ Impressum

50_ Meet the Maker Der verr端ckte Professor in der Kultur.

54_ Psychotest: Welcher WG-Typ bist du? 56_ Zwei aus Zwanzigtausend

Bildverweise: S.1 ArchMan, S.5 Pannochka (Shutterstock)

VON DER QUELLE ZUR SKYLINE


IMPRESSUM HERAUSGEBER Freddie Mercury CHEFREDAKTION Sarah Emminghaus, Christoph Groß, Robert Hofmann ART DIREKTION Christoph Groß, Thomas Schwaiger REDAKTION David Bäuerle, Debora Beiter, Yana Duckwitz, Carolin A. I. Gries, Alex Hilckmann, Robert Hofmann, Katja Jahnke, Alia Lübben, Hannah Reiners, Pascal Wienicke, Florence Wilken KONTAKT UND ANZEIGEN Redaktion@zQzaubert.de

UNSER COVERTIER Diese zur Familie der Wale gehörenden Meeressäuger sind zuerst einmal wahnsinnig süß. Und überhaupt des Menschen beste Freundin im Wasser. Egal ob als Therapeutin oder als abgerichtete Kriegskameradin, die es versteht Seeminen an feindlichen Schiffen zu installieren. Was die Hündin auf dem Festland ist, ist der Delphin im Wasser: Eine leicht trainierbare, und wenn wir ehrlich sind, etwas zu naive Menschenfreundin, die sich nur zu gern von uns ausnutzen lässt. Die meisten unter uns kennen nur eine Art von Delphinen. Den netten Serienheld Flipper. Dieser toughe Klugscheißer ist ein Kämpfer für das Gute und hilft den Menschen wo er nur kann. Doch verbinden wir mit Delphinen immer nur diese TV-Diva und damit den großen Tümmler, dabei gibt es über 40 Arten. Die wurden nur leider vom aufmerksamkeitsgeilen Flipper verdrängt. Der Trainer der insgesamt fünf weiblichen Delphine, machte sich übrigens nach Ende der Serie dafür stark, dass keine Tiere mehr für Filme abgerichtet werden. Bisschen spät. Zwei der Delphindamen starben nach dem Dreh. Sie konnten mit dem plötzlichen Trainingsstopp nicht umgehen. Aber Themawechsel. Die anderen Delphinarten sind es auch wert, etwas näher angeschaut zu werden. Da gibt’s zum Beispiel die Weißstreifendelphine. Die haben nicht nur nen geilen Namen, sondern sehen auch verdammt schick aus. Mit weißem Unterkörper und dem eleganten schwarzen Rücken �lanieren sie gerne im Nordpazi�ik. Und das ist, wie gesagt nur eine von 40 süßen Delphinarten. Krass oder? Und jetzt kommst du Flipper.

ZURQUELLE dankt dem Studentenwerk und dem ASTA der Universität Potsdam. Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV ist Robert Hofmann.

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REDAKTION


von links nach rechts KATJA, PHILOSOPHIE „DER BART ALS GESCHLECHTSZEICHEN MITTEN IM GESICHT IST OBSZÖN. DAHER GEFÄLLT ER DEN WEIBERN.“ (ARTHUR SCHOPENHAUER) FLORENCE, PHILOSOPHIE „NE, ICH TRINKE KEINEN TEE, ICH BIN ATHEIST.“ (HELGE SCHNEIDER) ALEX, TECHNISCHER UMWELTSCHUTZ „ICH BIN NUR EIN EINFACHER MANN, DER VERSUCHT SEINEN WEG IM UNIVERSUM ZU GEHEN.“ (JANGO FETT) DAVID, GERMANISTIK UND POLITIK & VERWALTUNG „VIELE, DIE SICH AUF DEN WEG DER SELBSTFINDUNG MACHEN, SIND ÄNGSTLICH, SIE KÖNNTEN ANKOMMEN.“ (ROGER WILLEMSEN) SARAH, FRANZÖSISCHE PHILOLOGIE UND LATINISTIK „OY WITH THE POODLES ALREADY!“ (LORELAI GILMORE) THOMAS, CHINASTUDIEN „DREI HALBE SIND AUCH EIN SCHNITZEL.“ (VOLKSWEISHEIT) ROBERT, GESCHICHTE UND SOZIOLOGIE „TO A KID LOOKING UP TO ME: LIFE AIN‘T NOTHING BUT BITCHES AND MONEY“ (N.W.A.) CHRISTOPH, GESCHICHTE UND LER „OUR BODYS WANT MORE STRETCHING.“ (THE/DAS) ALIA, KULTURWISSENSCHAFTEN UND ANGLISTIK „ICH HABE ANTHROPOLOGIE STUDIERT, WEIL ICH GERNE IM CAFÉ SITZE UND LEUTE BEOBACHTE. ICH HATTE AUCH MAL EIN CAFÉ. UND EIN PUPPENTHEATER. DAS WAR SCHÖN.“ (ESSAM FAWZY, ALIS PAPA) YANA, GERMANISTIK UND LINGUISTIK „DIE SCHÖNHEIT IST DIE BREITHEIT.“ (KLAUS AUS DEM ERDGESCHOSS) HANNAH, KOMPARATISTIK UND MUSIKWISSENSCHAFT „DAS LEBEN IST DIE SCHLIMMSTE SCHWEINEREI, DIE MIR BEGEGNET IST, UND DASS GOETHE DIESE TATSACHE MIT KEINER SILBE ERWÄHNT HAT, IST EIN SKANDAL.“ (HÆRVÆRK VON TOM KRISTENSEN) PASCAL, GERMANISTIK UND GESCHICHTE „WINE IS FINE, BUT WHISKEY‘S QUICKER.“ (HANK MOODY) DEBORA, GERMANISTIK UND RELIGIONSWISSENSCHAFT „I‘M JUST LIKE ANY MODERN WOMAN TRYING TO HAVE IT ALL. LOVING HUSBAND, A FAMILY. IT‘S JUST, I WISH I HAD MORE TIME TO SEEK OUT THE DARK FORCES AND JOIN THEIR HELLISH CRUSADE.“ (MORTICIA TO GOMEZ, HER HUSBAND)

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T I T E LT H E M A


THE FUTURE IS NOT SET. THERE IS NO FATE BUT WHAT WE MAKE FOR OURSELVES, ABER HERKUNFT, DA IST NICHT DRAN ZU RÜTTELN. DIE STEHT FEST UND WIR MÜSSEN GUCKEN, WAS DAS FÜR UNS HEISST. HERKUNFT IST ÜBERALL. ÜBERALL, MANN. KEIN ENTKOMMEN. JEDES TÜTCHEN GRAS STELLT SICH DIE GLEICHE FRAGE: PLANTAGE ODER HOMEGROWN, GENETISCH MODIFIZIERT ODER MIT BIER GEDÜNGT? NICHT NUR GRAS IST SICH SEINER HERKUNFT UNGEWISS, NICHT NUR GRAS FÜHLT SICH DEPLATZIERT IN SEINER WENIGE GRAMM FASSENDEN PLASTIKWELT. GEHT UNS NULL ANDERS ABER HEY! AM ENDE KOMMEN WIR ALLE AUS DEM ALL. STERNENSTAUB WIE AUCH SCHON DIE DINOS. MACHT UNS ZWAR KLEIN ABER VERBINDET AUCH. IST EIGENTLICH VOLL OK.


HERKUNFT

SIND WIR NICHT ALLE STERNENSTAUB? Geld, Gott und Nationale Grenzen – die dunkle Materie unseres Daseins, die uns allzu leicht vergessen lässt, dass wir Kinder ein und desselben Universums sind LEITARTIKEL

KATJA JAHNKE

„Heim a t “ und „Herkunft“ – Ausdrücke, die nicht nur tendenziell unkuhl wirken und geschichtlich stark vorbelastet sind, noch dazu scheinen sie erst in ihrer Auf hebung Gestalt anzunehmen. Wenn Hotel Papa gegen die 6er WG getauscht wird, aber auch die tägliche Konfrontation mit Fremden machen bewusst, was als selbstverständlich galt. Der gewohnte Alltag scheint durchbrochen, wann immer wir einen Schritt in fremde Gefilde wagen. Unfreiwillig davon betroffen sind vor allem die, die unter den Begriff „Flüchtling“ subsumiert werden. Ein Ausdruck, der, ohne unser Ref lexionsvermögen zu beanspruchen, nahelegt, dass es sich um Menschen handelt, die sich auf der Flucht befinden. Wer dennoch ein Unwohlsein in der Magengegend verspürt, weil sie nicht weiß, was „Flüchtling“ eigentlich meint, findet bei Wikipedia nützliche Infos. Hier erfährt sie, dass es sich nicht um dreiste Herumlungerer han- 10 delt, die dem reichen Deutschland ei-


nen Besuch abstatten, um sich auf ihrem Faulpelz auszuruhen. steht in den Auch mit dem rot-blauen Monster, das gerne mal das Unter- Sternen, die bewusstsein hartschuftender Arbeiterinnen überfällt, um oft der einzige sie daran zu erinnern, wie viel sie zur Erwirtschaftung Beweis dafür sind, der Steuergelder beigetragen haben, stehen sie eher auf dass wir alle denselKriegsfuß. Grund genug sich zu solidarisieren. ben Planeten bewohDass diese Infos nicht reichen, um ein Mindestnen. Zu groß scheinen maß an Empathie vorauszusetzen, das bei jeder die Unterschiede, wenn der Dreijährigen ausgelöst wird, wenn sie sieht, wie vermeintliche Ureinwohner Mogli vor Shirkan die Flucht ergreift und der Berlins einer Frau begegnet, dicke Balu schluchzend im Regen dahin zu die für ihren 6-Lagen Look böse vegetieren droht, ist traurig genug. Für Blicke von Hipstern erntet, die sie die Einsicht, dass viele der Abschiebuninsgeheim um ihren Style beneiden. gen die Menschenrechte untergraben, Lässt man hingegen beiseite, was ist hingegen nicht einmal Mitgefühl uns tagein tagaus ansozialisiert wird: nötig. Denn tatsächlich handelt es Nationale und regionale Identität, sich um Personen, die auf Grund Religion, Rollenklischees usw. – politischer Verfolgung ihre und wirft stattdessen einen Blick Hood verlassen mussten, weil in‘s Physikbuch, stellt man fest, ihr eigenes und das Leben dass wir letztlich alle Sterihrer Family gefährdet nenstaub sind. Erst war da 11 ist. Auf der Suche nach dieser Urknall, der irgendAsyl f lüchten sie in ein eine Ordnung brachte und das Land, da sich nur alldann gab es diese Pfütze auf g r o zu gern mit seinen dem ominösen Planeten, den ße Unhumanitären wir liebevoll „Erde“ nennen. Wie bekannte Werten brüstet. schnell aus Flüssigem Leben entund explosive Ob sie ihre stehtww, kann eine jede beobachten, Universum oder die Schwester die das erstklassige Dosenravioli von kleine Pfütze, aus der jemals Aldi in einem Topf vergisst – das unsere fischigen Vorfahren w ie d e rkriecht nämlich schneller aus seieinstmals schlüpften, als gesehen, ner tomatigen Ur-Lache heraus, meinsame Wurzel und unser aller als sie dreimal den Kochtopf Ursprung für viele etwas vage. Und umkreisen kann. Und ebenso wer auf die Frage nach der Herkunft mit schnell offenbart die frisch „All“ antwortet, landet eher in der Klapse als geschlüpfte Made den evobei der neuen Partybekanntschaft. Aber abgeselutionären Expansionshen von den funkelnden Punkten, die vom Firmadrang, der die nahe ment aus auf uns herunterleuchten – gibt es eine uniVerwandtschaft zu verselle Idee von Heimat? uns Menschen vollDie Mühen reißen nicht ab, den Begriff wieder salonends Nichtsdesfähig zu machen, und ob Rap Song, Ballade oder bei RTL2, totrotz scheint man ist sich einig: Heimat ist ein Gefühl. Diese Aussage ist so


HERKUNFT

schwammig, dass jede, die einmal Heimweh hatte, weise nickend in den Chorgesang einsteigt und sogleich eine passende Anekdote zum Besten gibt. Aber was stattfinden, wenn ist die Basis dessen, was als „Gefühl zu zwei sich begegHause zu sein“ beschrieben wird? Geht nen und dafür man dieser Frage nach,wird man schnell sorgen, dass sich auf die Vorstellung von SelbstverständBekanntschaft und lichkeit zurückgeworfen, der Vertrauen irgendwann Vertrauund Geborgenheit innewohnen. Diese en einstellt. Form von Sicherheit kann nicht auf ratiWie wichtig es ist, onalem Weg hergestellt werden und auch einander bekannt zu von 20 Safety Cams, die unseren nächtlisein, wird wiederum chen Heimweg dokumentieren, bleibt sie klar, wenn man den Umunerreicht. Sie entspringt vielmehr der gang der Langzeitberlinegemeinsamen Handlungspraxis. Und das rinnen mit denjenigen schafft Raum für die Idee, dass Heimat beobachtet, die erst seit „genau dann, wenn“ man selbst aktiv wird: kurzem in einem der providas „Juten Morjen“ beim Bäcker, das versorischen Bettenlager nächkaterte Backgammonspiel beim Späti oder tigen. Denn die Vorurteile, das Gegrummel des Hausmeisters, der mit denen Flüchtlinge kämpseine Mieterin dabei ertappt, wie sie pafen müssen, lassen sich nur nisch einen Topf voll Maden im Hausmüll dann ausräumen, wenn man entleert. Dabei scheint es weniger wichtig, das Individuum kennenlernt, dass man vor Freude Herzrasen kriegt, das sich hinter seiner Kategorials dass wir gewohnheitsmäßig aufeinansierung verbirgt. So vielfältig die dertreffen. Denn eine Begegnung reicht Weltbevölkerung, so verschieden aus, um Unterschiede und Ähnlichkeidie Bewohner der Notunterkünften abzugleichen. Assimilation und Inte, die allzu oft in den großen Topf dividuation haben Berger und Luckmann „kriminell und gefährlich“ gewordie Momente genannt, die unweigerlich fen werden. Und so schwach wie die These „die sind doch alle gleich“, so falsch ist die Vermutung, Europa sei

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das Hauptziel der Flüchtenden. Tatsächlich schafft es nur ein Bruchteil hierher und auch Deutschland liegt mit seinen Asylzahlen seit Jahren im Mittelfeld: Zwar gab es einen gewaltigen Schub, der die Bewerberzahlen in die Höhe schießen ließ, doch das war in den 90ern nicht anders. 2012 lagen wir mit 9 Asylanträgen pro 10.000 Einwohner auf dem 10. Platz innerhalb der EU. Unabhängig davon muss berücksichtigt werden, dass ein Land wie die Bundesrepublik mitveranwortlich dafür ist, welche Zustände andernorts herrschen und wie mit bestimmten Bevölkerungsgruppen verfahren wird. Die Verantwortung dafür, wie mit Menschen umgegangen wird, die Traumatisches durchmachen mussten, liegt aber nicht allein bei dem Staat, diesem großen Unbekannten, der in einer geheimen Kammer tagt und willkürlich Gesetze strickt. Auch der vermeintliche Gutmensch, der es schafft, noch nach dem zwölften Bier in der Stammkneipe seine Kritik am System hinauszulallen, darf sich fragen, ob es das schon gewesen ist. Pöbeln und Biertrinken implizieren zwar unsere Gesellschaftsfähigkeit, bei der bloßen Ref lexion darf es aber nicht bleiben, wenn man seinen Worten auch Bedeutung beimisst. Viel zu groß ist die Versuchung, den abstrakten Begriff der

HEIMAT IST EIN GEFÜHL. DIESE AUSSAGE IST SO SCHWAMMIG, DASS JEDE, DIE EINMAL HEIMWEH HATTE, WEISE NICKEND IN DEN CHORGESANG EINSTEIGT „Gesellschaft“ auf Behörden, Ämter und politische Handlungsträger zu reduzieren: „DIE müssen besser mit DENEN umgehen“ und andere plakattaugliche Floskeln gehören zum guten Ton, nur getan wurde dadurch nichts. Es scheint beschlossene Sache, dass man selbst gar kein Teil der Gesellschaft ist, auf die in Texten, Diskussionsrunden und Hausarbeiten so gerne verwiesen wird. Dabei ist es nicht irgendeine, sondern unsere Gesellschaft, die Flüchtlinge aufnehmen soll, denn – so viel gesunder Menschenver-


KATJA JAHNKE

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stand sei vorausgesetzt: Jemanden in ein Land zurückschicken, in dem sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gefoltert und/oder getötet wird – das ist nicht human. Human sein hingegen wollen alle schrecklich gern. Soweit, so wenig nachvollziehbar der Gedanke, dass die Aufnahme eines Flüchtlings damit endet, dass dieser ein Dach zur Verfügung gestellt bekommt. Sicher sind es zunächst die Grundbedürfnisse, die abgedeckt werden müssen, aber wieso resigniert auf Sozialämter verweisen, wenn es um die Bereitstellung von Matratzen, Laken oder Essen geht? In einem Land, das – dem gesunden Menschenverstand zum Trotz – von einer christlich-demokratischen Partei regiert wird, spielt „Nächstenliebe“ oft nur noch im Religionsunterricht eine Rolle. Denn auch wenn Dach und Zeltbett bereitgestellt wurden, „Zuhause“ ist auch für uns mehr als die Aneinanderreihung verschiedenfarbiger Plattenbauten. Dass der Neuanfang in einem fremden Land für einen Flüchtling realisierbar ist, sollte deshalb das Anliegen einer jeden sein, die mit Begriffen wie „Humanität“ und „Werten“ um sich wirft. Besonders dann, wenn sich die Versprechen unserer geliebten Politikerin als „großer Bluff“ erweisen, weil das „Eingungspapier Oranienplatz“ für un-

gültig erklärt wird, muss der Frustration zum Trotz gehandelt werden – denn während die Flüchtlinge ihren Teil der Abmachung mit der Räumung der Zelte erfüllt haben, ist der Henkel, an den sie sich hoffnungsvoll klammerten, von der Tasse gebrochen, als man diese zum Munde führte. Mit anderen Worten: Die umfassende Prüfung von Einzelfällen und andere Zugeständnisse kommen nicht zustande, weil Herr Henkel das Schreiben zwar vorgestellt hat, die Bevollmächtigung durch den Senat jedoch ausgeblieben ist. Während sich die ein oder andere in‘s Fäustchen lacht, heißt es, der Versuchung widerstehen, wahllos Rückspiegel zu zerdeppern, und sich stattdessen um die Belange der Flüchtlinge kümmern. Ob es dabei bleibt, sich freundlich zuzunicken oder ob man sich in einer der zahlreichen Initiativen engagiert, sei jeder selbst überlassen. Wenn aber die nächste Abschiebung ansteht, darf auf den Besuch der Eckkneipe gerne verzichtet werden. Stattdessen kann sich eine jede darauf besinnen, dass auch sie eine Gästekammer, eine Couch oder eine Luma zu Hause hat. Denn auch der größte Putzteufel kann gegen 1,2 Funken Sternenstaub mehr in seiner Bude eigentlich nichts sagen.


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I S ER DAS

T I K L A V I V R SU

MT EH E R H Ü C B E RN A B BaRchEs nach! IE , m ST UeDrde fame W

t. . Zumindest vielleich der Ernst des Lebens nt gin be hs zt jet sec , zt eit jet Es ist sow geht, wirst du und dem Bafög-Amt . Wenn es nach Oma ßend Karriere machen lie sch an d hustlen un ste Zeit be die zt jet t Semester ordentlich mm ko Beispiel an uns, ein n ge ge d auf hin un n dir tio du Nimmst r in Slow-Mo pfehlen einen Bachelo em r s. Wi . ium ns ud be St s Le s de n deine re Perle iten noch einige weite den nächsten drei Se Stefan Raab Nen Bachelor? Waddehaddedudeda? Wilhelm II Statt für internationale Diplomatie zu lernen, rein in die Praxis und einen Weltkrieg von der Hütte reißen. Günter Jauch und Wolfgang Joop Potsdam scheint sie anzuziehen - zöger auch du keine Sekunde und reih dich ein!

Mark Zuckerberg Egal wie lange du sie lüstern anstarrst, keine deiner Kommilitoninnen will mit dir ausgehen. Gründe ein soziales Netzwerk!

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SPIELE FÜR DAS SEMINAR

bei Geldmangel

...kannst du als Uni Potsdam oder TU-Studierender deinen Studiausweis als Fahrkarte verkaufen. Klappt super, weil keine Kontrolleurin das Bild kontrolliert und eine Exkursion beim Gericht gibt es beim Auffliegen obendrein! (Für knapp 20€ bekommst du schon einen Ersatzausweis.)

PENIS-SPIEL

Eine (du!) beginnt, leise „Penis“ zuflüstern. Deine Mitspielerin wiederholt das gleiche Wort, dieses Mal aber lauter. Und so weiter. STAND - LAND - FLUSS

Kategorien: Todesursache, Scheidungsgrund, Tier, Revolutionsführer, Phobie, Barocker Maler, Eine Zahl GRUPPENKLATTSCHEN

Eine steht auf, alle machen mit STROHHALM MIT PAPIERKÜGELCHEN


BIBLIOTHEKEN WO BEKOMMT MAN IMMER EINEN SITZPLATZ? VOLKSWAGENBIBLIOTHEK AM ZOO Gute Platzchancen, dafür aber ziemlich laut und ungemütlich. HU GRIMM Riesig, fast keine Sitzgelegenheit, schon gar nicht für Nicht-HU‘ler, dafür aber schöne Menschen. Tipp: Bestell ein Buch im Forschungslesesaal und du bekommst auch als Nicht-HU-Studierender garantiert einen Platz. GOLM Wenn du kein Problem hast, an einem Ort zu sein, an dem keiner sein will, findest du hier eine Bibliothek, in der niemand ist. Golm bietet Ruhe, viele Sitzplätze und Raumlicht, das einfadet. Spacy. STABI Teppichboden, 70er Jahreflair, kein lästiges Büchersuchen und Sitzplätze en masse gibt es gegen 30€ Jahresgebühr. Hier findest du so ziemlich alles. HU THEOLOGIE AM HACKESCHEN MARKT Gemütlich, ein schönes Ambiete und sehr ruhig. Platzgarantie! Generell sind alle Zweigbibliotheken der HU zu empfehlen, da sie zentral liegen und für jede zugänglich sind.

Weisheiten

ERASMUS ist deine Chance aus einer Langzeitbeziehung rauszukommen - inklusive Länderpunkte! Mit Pommes kann man in der Mensa nichts falschmachen Keine Anwesenheitsliste = keine Anwesenheitspflicht Du kannst an anderen Unis Kurse belegen!

Toilette Royal

Die schönsten Klos der Unis Neues Palais: Obere Mensa Golm: Bilbiothek HU: Juristische Fakultät im 1. Geschoss Alex: „An der TU kann man überall scheißen.“ Griebnitzsee: Haus 6 FU: Vor der Mensa in der Silberlaube die Treppe runter - mit Kicker!

Glory Holes Zum Entspannen

HU: Gebäude 1, Haupteingang rein, gleich rechts im 2.OG TU: Institut für Mathematik, 2. OG. hinten, gegenüber vom Rechnerraum FU: Klappe Geschichtsgebäude, Haupteingang und dann rechts runter in den Keller. Uni Potsdam: Sorry, Freunde, da muss noch jemand nachziehen - YOLO!

c.t. und s.t. Viertelstunde zu spät kommen oder nicht. Das ist hier die Frage exzerpieren Hierzu wird kein Skalpell benötigt Supervenienz Nie verkehrt, um zwischen Philosoph und Physiker zu vermitteln Relativismus wolln wir nicht, weil geht halt immer.Aber: geht halt immer! Intuition ultimative Standardreferenz, um die eigene These zu begründen multiple choice Ja, du kannst auch am Sonntag noch im Berghain feiern Modul klingt wie ein DER UNI-BEGRIFFE! Regalteil bei Ikea und jedes Semester bekommst du ein paar neue dazu BIB Bücher Immer zurückBringen oder auch ein guter Ort zum schlafen Logik wenn A=Bier + B=Jägermeister dann C=Kater argumentieren Um C vorzubeugen, zwischen A und B ein X(=beliebiges nichtalkoholisches Getränk deiner Wahl) hinzufügen, weil die Elektrolyte und so!


TO:MAIL@PROF.DE HAUSARBEIT..

LASS DIR ZEIT BEIM STUDIEREN

Das Geilste am Studium ist der Kater und glaube uns, Abgabetermin sind dagegen noch beschissener als ein Halbmarathon am Morgen. Also, hier ein paar nützliche Ausreden für die spätere Abgabetermine. Liebe Professorin,

Mit besten Grüßen, .................. Ab und zu lässt dein AStA etwas aus dem Goldtresor der Studierendengelder für dich RECHTSBERATUNG Es

WER LÄNGER STUDIERT... hat mehr Zeit für sinnlose Projekte kann einmal im Jahr richtig schön schlemmen (Erstsemester-Buffet) Wer länger studiert, ist weniger tot hat mehr Zeit für tiefgehende Recherche kann öfter ausschlafen

Als wäre es nicht genug, dass der Hund meine Hausarbeit auffrisst, da schluckt im selben Augenblick meine Schildkröte auch noch meinen Rechner herunter. Wann ist eigentlich die Abgabe der Hausarbeit? Die Qualität der bisher gesichteten Literatur entspricht nicht meinen Ansprüchen an die Hausarbeit. Ich habe meine Jo-jo verloren. Wussten Sie, dass Loona in Berlin auftritt? Mir reicht es eigentlich vollkommen, wenn Sie meinen Vortrag bewerten. Der Inhalt der Hausarbeit würde sich ohnehin nicht groß davon unterscheiden. Ich möchte Ihnen hiermit mitteilen, dass ich meine Hausarbeit später abgebe. Schöne Grüße aus Lloret!

springen. Deren Angebote findest du alle auf der jeweiligen Homepage, hier die Perlen: SEMESTERTICKETRÜCK-

ERSTATTUNG Über soziaist jedes Mal das gleiche. SERVICE-ANGEBOTE VOM ASTA le Härtefälle oder schwere Während du zu Beginn Erkrankungen macht man nur Mercedessterne keine Witze. Nochmehr Gründe dein Cash wieder zu abbrichst, tanzt du am Ende des Abends um angebekommen, findest du auf deiner AStA-Seite. zündete Autos und schreist Passanten ins Gesicht: „Ich habe Feuer gemacht! FEUER GEMACHT!“ NASSSTAUBSAUGER Scheiße. Mama hat GeburtsMit etwas Glück beschafft die AStA-Rechtsberatag und du stehst wieder mit leeren Händen da? tung dir ein Einzelzimmer in Moabit. Stay tuned! Gutscheine gehen immer! Einmal nassstaubsaugen. (UP) (FU) PRÜFUNGSRECHTSBERATUNG Naaaa, beim MIETERHILFE Du hast schon die zweite Wohnung Abschreiben auch den Namen deines Nachbarns im Haus angemietet, um dein privates Hostel mit übernommen? Du sympathischer Trottel! Zwölfbettzimmern auf Vordermann zu bringen und BEAMER Alter, kennst du schon „One Night in findest es unfair, dass dich dein Vermieter kündigen Paris“ in 3D? Borg dir nen‘ Beamer! (HU, UP) will? (UP)


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S T E F A N T O L KS D ORF

IN D E R S P RE C H S T U N DE

STUDIUM

ICH HABE CHAOS IN MEINEM KOPF. -

sagt Stefan von der TU Berlin 端ber sich selbst. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er seit vielen Jahren als beliebtester Dozent bei den Studierenden gilt.


EIN INTERVIEW VON KATJA JAHNKE

Du hast Politik und Philosophie in Potsdam studiert. Hattest du ein Vorbild, dessen Witze du klaust? Ja, Prof. Hans Julius Schneider, der hat zwar nicht so viele Witze erzählt, aber immer ein ehrliches Feedback gegeben. Sein Slogan war: Weniger ist mehr in der Philosophie, was man auf einer Seite nicht klar sagen kann, kann man auch nicht auf 10 Seiten klar sagen und alles, was man nur so vage im Kopf hat, ist eben noch kein Gedanke, sondern bestenfalls das Gefühl, das da irgendwo ein Argument schlummert. Gab es denn auch Kindheitshelden? Also ich hatte lange keinen Fernseher und hab auch nicht gelesen - ich war immer draußen, die Natur war viel interessanter. Wenn du demokratisch gewählter Kanzler der ganzen Welt wärst, was wäre deine erste Amtshandlung? Ich bin kein großer Vertreter des Parteiensystems und denke, dass Demokratie und Parteiensystem nicht notwendig zusammenhängen. Anstelle von Berufspolitikern brauchen wir Experten, die sich wirklich auskennen und keine finanziellen Interessen haben Fragen zu entscheiden, die das Wohlergehen aller betrifft. Statt einer hohen Wahlbeteiligung sollte es Wesensmerkmal der Demokratie sein, eine begründete Wahl treffen zu können. Woran denkst du, wenn ein Student 3 Stunden nicht aufhört zu schwafeln? Da habe ich eine psychoanalytische Neigung - ich frage mich oft: Was ist eigentlich die Motivationslage des Studenten so lange zu reden, welche Komplexe gibt es? Manchmal überlege ich auch einfach, was ich alles noch erledigen muss. Bist du an einer Reise zum Mond interessiert? Überhaupt nicht. Ich habe Höhenangst. Ich bin auch noch nie geflogen.

Also hast du nie davon geträumt Astronaut zu sein? Nein, als Kind hatte ich keine klaren Berufsziele - ich hab ziemlich viel Sport gemacht und ich glaube, wenn man sehr viel Sport macht, hat man gar nicht so viel Zeit über andere Sachen nachzudenken. Und plötzlich stand fest: du wirst Dozent? Zunächst habe ich überlegt Medizin zu studieren. Was ich heute noch interessant finde, ist all das, was mit Viren und Krankheitserregern zu tun hat, Hauptsache kein direkter Patientenkontakt. Philosophie hängt ja immer auch mit der Frage zusammen, was es heißt ein guter Mensch zu sein? Ich denke, Leichtigkeit aufzugeben, ist, was es heißt ein guter Mensch zu sein. Und was machst du, wenn du dich so richtig ärgerst? Ich glaube, die Leute würden mich manchmal als penetrant bezeichnen, weil ich dann solange über etwas sprechen will, bis das Vorurteil beseitigt ist. Welches philosophische oder politische Problem würdest du gern lösen? Zum Beispiel die Frage, wie eine akzeptable Verteidigung eines moralischen Realismus aussieht. Es würde einiges daraus folgen, wenn man die Leute davon überzeugen könnte, dass es moralische Werte gibt, die nicht von sozialen Faktoren abhängen und zeitunabhängig sind. Gab es Niederlagen wähend des Studiums? Meine erste Hausarbeit war eine Katastrophe – ich hatte keine Ahnung, dachte aber, ich muss was zu Heidegger schreiben – mir wurde dann ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass das nicht Philosophie ist. Es war zu viel, es war zu allgemein, es war zu viel Geschwafel, es war zu ungenau, es waren Thesen, aber keine Argumente.

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KATJA JAHNKE

STUDIUM

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Stichwort „Geschwafel“: Ist Kneipenpolitik oder Kneipenphilosophie schlimmer? Streng genommen finde ich Kneipenphilosophie nicht schlimm, weil man daran auch sieht, dass ein gewisser Drang zur Reflexion vorhanden ist. In der neuen Quelle Ausgabe geht es um Heimat und Herkunft – was fällt dir dazu ein? Ich bin ja im Osten bei meiner Mutter aufgewachsen und die Care Pakete, die bei uns ankamen, waren der Wahnsinn - die müssen gedacht haben, wir laufen nackich rum! Ansonsten bezeichne ich mich auch heute noch gern als Ossi, tendiere aber auch dazu zu betonen, dass ich Europäer bin. Ich denke, dass Europa eine extreme Geschichte hinter sich hat: viele Nationalstaaten, die sich bekriegt haben und trotzdem habe ich den Eindruck, dass wir, was Ideale anbelangt, heute sehr weise und reif sind. Manchmal glaube ich, andere Kontinente machen vielleicht unsere Geschichte nach und sind noch ein bisschen zurück. Was ist deine Lieblings-Süßigkeit? Snickers. Die Kombination von Erdnüssen und Schokolade ist nobelpreisverdächtig. Das Seminar „Philosophie des Todes“ war so voll, dass bei den ersten Terminen Studentinnen auf und unter den Tischen saßen – hast du Angst vorm Tod? Ja. „Nein“ kann man nicht als Antwort geben. Das ist eine ganz natürliche, emotionale Einstellung, aber es gibt gute Gründe, die helfen können, damit umzugehen. Und wenn dann die Sonnensysteme kollidieren - das lässt ja keinen Raum für die Illusion erinnert zu werden..? Wenn ich nicht mehr bin, ist das schlimm genug – da bin ich Egoist. Ob ich erinnert werde oder nicht, ist mir egal. Ich denke, es ist wichtig, sich selbst nicht ganz so wichtig zu nehmen, alle tendie-

SNICKERS IST NOBELPREISVERDÄCHTIG ren dazu, viel zu selbstverliebt zu sein. Was ist deine größte Marotte? Ich bin zu ungeduldig und ich habe Chaos in meinem Kopf. Außerdem bin ich ein bisschen zu rechthaberisch und sehr streng mit mir selbst und anderen. Was ist das nervigste Vorurteil, das man als Philosoph ertragen muss? Was mich wirklich nervt, ist die Modeerscheinung zu sagen, es gäbe keine Wahrheit in der Philosophie - alles sei relativ und wie man argumentiert, sei Geschmackssache - das ist es nicht. Ein Argument ist gültig oder ungültig, ob ich Leberwurst mag oder nicht, das ist ein Geschmacksurteil, aber moralische Werte sind es nicht. Außerdem gilt Philosophie oft als brotlose Kunst und das stimmt nicht. Philosophie ist der Weg zur Glückseligkeit und wenn das kein Brot ist, dann weiß ich auch nicht. Was willst du deinen Studentinnen auf den Weg geben? Klarheit des Denkens und Sprechens ist eine wichtige Fähigkeit, die man immer wieder schulen muss, insbesondere in der Politik, wo die Begrifflichkeiten oft zu undurchsichtig sind und nur noch aneinander vorbeigeredet wird.


14. Februar 2015 Universit채tsball Campus Griebnitzsee


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H AP P E N T I S SH

STUDIUM

nie w o Br

TIT

E LT

HEMA: HERKUN

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DAS GESCHÄFT. ES BETRIFFT UNS ALLE.

TEXT UND RECHERCHE ALEX HILCKMANN

Es gibt die stressigen Tage in der Uni. Du verbringst den ganzen Tag dort. Du lernst oder arbeitest dort, isst dort, du lebst quasi dort. Das heißt, dass du auch irgendwann auf den Pott musst. Das gehört dazu, das ist natürlich. Wer damit offen umgeht, erntet von manchen Zeitgenossinnen dennoch hin und wieder angewiderte oder irritierte Blicke. Es gibt allerlei Tabuthemen, die sich teilweise langsam aufweichen, doch die Kacke bleibt steinhart. Manche Tabus sind vielleicht

ganz sinnvoll, so bringt man Menschen möglicherweise in unangenehme Situationen, spricht man etwa den Tod geliebter Mitmenschen an. Das möchte man nicht. Das vermeidet man lieber. Aber auf den Pott muss jede, optimalerweise jeden Tag. Warum also nicht darüber reden? Ein Vorstoß in Richtung Tabubruch wagt das Kinderbuch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“. Das bereitete mir auch als Erwachsener noch sehr viel Freude.


DER FLACHSPÜLER Aka die Terasse: Wie der Name bereits suggeriert steht hierbei die Aussicht im Vordergrund. Wer seinen Stuhlgang aus welchen Gründen auch immer analysieren will, ist hiermit gut beraten. Abzüge in der B-Note gibts von allen, die gern im stehen pinkeln: Wer das mit kurzen Hosen testete, spürte den Sprühregen auf den Beinen, es sei denn, man zielt ins kühle Nass und lässt, bedingt durch die Lautstärke, das ganze Haus wissen, was man grade tut.

DER TIEFSPÜLER Der Tiefspüler: Diese Toilettenart ist kein Freund von Leuten, die sich gern von Trockenfrüchten ernähren. Oder Nichtraucherinnen. Oder Teetrinkerinnen. Denn fester Stuhlgang führt hierbei regelmäßig dazu, dass abgeworfene Bomben beim Einschlag das gesamte Hinterteil mit dem �lüssigen Inhalt der Toilette benetzen. Der Trick: Werft die Bombe ab, bevor ihr beginnt zu pinkeln, sonst lasst ihr euch danach mit dem Wissen nieder, in eurer eigenen Pisse zu sitzen. Ein Stück Toilettenpapier auf der Wasserober�läche tuts auch.

Der Buchtitel verrät eigentlich schon alles über den Inhalt, außer, wer es denn letztendlich war. Darin wird dem Maulwurf auf den Kopf gekackt. Darauf hin macht er sich auf die Suche nach dem Täter und lernt ganz neugierig, wie der Kot verschiedener Tiere aussieht. Ich werde hier nicht spoilern, welches Tier es am Ende war. Auch der menschliche Stuhlgang kann ganz aufregend sein. Die Pferde kacken Äpfel, die Kühe Fladen und Ziegen produzieren „malzbonbonfarbene Knöllchen, die dem kleinen Maulwurf fast schon gefielen“. Doch das menschliche Produkt ist so vielfältig: Es gibt die schwarzen, festen Brocken, die f luffigen, hellbraunen Sahnehäubchen, den klassischen Kuhf laden, die Golf bälle und ganz faszinierend: die mehrfarbigen, zunehmend dunkler werdenden Würste, gesprenkelt mit gelben Punkten: Die tauchen auf, nachdem man Mais gegessen hat! Als der kleine Maulwurf den Ziegenschiss sah, war er ganz begeistert. Die vielfältige menschliche Produktpalette würde ihn glatt aus den Socken hauen. Für einige ist der Klogang in der Uni ein Paradies. Ich zum Beispiel fühle mich immer bestens durch diverse Malereien und Sprüche unterhalten. Andere bevorzugen den Arbeitsplatz, denn nichts ist schöner, als während des Geschäfts auch noch Geld zu verdienen. Viele sind jedoch am liebsten in ihrer vertrauten Umgebung, wenn es passiert, und meiden öffentliche Klos. Denen entgehen solche Goldstücke:


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STUDIUM

DIE HOCKTOILETTE

Ein Loch im Boden scheint auf den ersten Blick nicht besonders komfortabel zu sein, sind wir Mitteleuropäerinnen es schließlich gewohnt, uns beim Klogang hinzusetzen. In manchen Situation ist diese Toilettenart aber nicht nur für Hygienefanatikerinnen das Paradies. Zum Beispiel, wenn Ihr in einer indischen Großstadt an einem Fernbusbahnhof auf euren Bus wartet und vorher etwas gegessen hattet, dass von jetzt auf gleich massive Verdauungsanomalien auslöst. Nicht vergessen: In dieser Situation gilt BYOT – Bring Your Own Toilettenpapier.

„Bismarck biss Mark bis Mark Bismarck biss.“ (Unbekannter Künstler, Erdgeschoss Hauptgebäude der TU Berlin) Wer mehr über Scheiße erfahren möchte, googelt Giulia Enders, Medizinstudentin und Autorin des Buchs „Darm mit Charme“. Von ihr kommen Fun Facts wie dieser: Bevor das Produkt euren Hinterausgang verlässt, wird gecheckt, ob es gasförmig oder fest ist. Der Aggregatzustand f lüssig kann nicht erkannt werden, daher kommt es zu Situationen,

die der ein oder andere von uns sicher schon hatte, aber niemals zugeben würde. Die symphatische Studentin wurde bekannt durch ihren Auftritt bei einem Science Slam, ein Event, wo Leute auftreten und sich wissenschaftliche Erkenntnisse um die Ohren hauen. Seit dem war sie unter anderem schon bei Lanz, wo sie ohne rot zu werden über Kacke spricht und damit die anderen Teilnehmer der Talkrunde mit jahrenlanger Medienerfahrung zu verschmitzten kichern bringt.


DESSERT

DIE POMMES ROBERT HOFMANN

nannt werden dürfte, obwohl sie in Frankreich stattfand, was ein wenig seltsam anmutet, aber eigentlich nur logisch ist, wenn man darüber nachdenkt) waren Kartoffeln nämlich gerade mega en vogue. In den USA populär wurde die Pommes zu Zeiten des Ersten Weltkrieges (Den damals auch niemand „Erster Weltkrieg“ nannte), als GIs mit der belgischen Küche in Berührung kamen. Die belgische Armee sprach Französisch, was die Belgierinnen heute sicherlich ärgert, weil es dazu beigetragen hat, dass ihnen die Urheberschaft für die Pommes entwendet wurde. Einen kurzen Lichtblick dürften sie gesehen haben, als die amerikanische Regierung 2003 forderte, „French Fries“ in „Freedom Fries“ umzubenennen, um Frankreich eins reinzuwürgen nachdem dieses auf die Teilnahme am Irakkrieg verzichtet hatte. Und hierzulande? Sind Pommes genauso geil wie überall sonst und werden gegessen von jung und alt. Etwa 300.000 Tonnen werden davon jährlich verzehrt. Das ist sehr viel. Und sehr lecker.

Wer ist nicht weltgrößter Pommes Fan? Niemand, und wer anderes behauptet, lügt. Pommes werden auch Fritten genannt. Interessant ist, dass beide Worte auf den selben Ursprung zurückgehen: Pommes (de terre) frites. Frittierte Kartoffeln. Soweit, so altbekannt. Weniger bekannt ist, dass Pommes, obwohl sie in den USA „French Fries“ genannt werden, wahrscheinlich aus Belgien stammen, wo sie 1781 erstmals erwähnt wurden – mit dem Hinweis darauf, dass die Zubereitungsmethode bereits hundert Jahre alt sei. Kurios, weil Belgien hundert Jahre zuvor nicht einmal die Kartoffel kannte. Wer da lügt, bleibt offen, doch warum sich der französische Anspruch auf die Entdeckung des kulinarischen Geniestreichs durchsetzen konnte, ist wohl darauf zurückzuführen, dass Frankreich für kulinarische Köstlichkeiten berüchtigt ist. Frankreichs Lügengeschichte erklärt das Jahr 1789 zum Entdeckungsjahr der Pommes. Am Vorabend der französischen Revolution (die weder damals noch heute in Frankreich „französische Revolution“ ge-

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Alles beginnt mit dem Kampf auf dem Wohnungsmarkt: Wer fälscht, gewinnt. Wer WG-Annoncen beantwortet, bekommt keine Antworten. Und wer in Cottbus sucht, hat es einfach. Nach der Unterschrift auf dem Mietvertrag folgt nicht nur wegen der Hot-Dogs der Besuch bei IKEA. Bett und Billy-Regal sollen es richten, Besteck klaut man in der Mensa. Peu à peu entsteht ein neues Heim, das mit Schätzen vom Flohmarkt geschmückt wird. Von Berlin bis Potsdam, von Atelierwohnung bis Studierendenwohnheim haben wir für euch das typische Studierendenzimmer gesucht.

TYPISCHE STUDIERENDENZIMMER fotografiert von V. C.


Der Prenzlauer Berg hat es nicht leicht. Zurecht. Zurecht! Doch der wunderschöne Kiez gewinnt uns mit seinem Spätiverkäufer bereits nach wenigen Sekunden. „Gläser hoch!“, sagt er, als wir sein Geschäft velassen. Guter Mann.

„Im Winter mussten wir nie heizen, weil durch die Öfen der Bäckerei der Fußboden gewärmt wurde.“

Jette


Als wir die Klingel neben seinem Namensschild drücken, holen wir ihn schlagartig aus dem Land der Träume zurück. Turbodoppeltsympathisch, schenkt er uns mit seinen Fotos doch regelmäßig wunderbare Augenblicke.

„Wartet ihr schon lange vor der Tür?“

Joseph


Es klingt wie das Fegefeuer auf Erden: Wohnen im Studierendenheim. Und dann auch noch in Potsdam! Tatsächlich ist dann aber alles wie immer: Rosa, Playboy-Bunny und Campingkochplatte.

„Um 11 Uhr ist immer noch morgens!“

Vicky


Lautstark hören wir den Fernseher aus Annes Nachbarwohnung laufen, in der Frau Gerlach wohnt, bzw. liegt. Eine alte Dame, deren Lebensinhalt sich auf den vierten Kanal beschränkt. Manchmal klingelt sie bei der WG und fragt, ob deren TV auch kaputt sei: „Wir haben keinen Fernseher.“ „Aber ist euer Gerät auch kaputt?“ „Nein, wir haben keinen Fernseher.“ In der Regel wurden dann mal wieder die Batterien verkehrtrum eingesteckt. Happy Gerlach!

„Ich kenne jede Werbung, die tagsüber auf RTL läuft, ohne einen Fernsehr zu besitzen.“

Anne


Als läge vor einen das Meer, ruht der Blick aus Andrés Zimmer auf der Wasseroberfläche der schwerfällig vorbeifließenden Spree. Doch Kitsch will Exklusivität; 2015 schlägt die Mediaspree ein weiteres Kapitel auf. Irgendwie schade. Schon wieder schade.

„Nach dem Bachelor Museumskunde? Ein Zweitstudium in Mathematik! Also, damit ich weiterhin das Semesterticket nutzen kann.“

André


EIN PUPPENSPIEL

GESELLSCHAFT: HERKUNFT

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ALIA LÜBBEN

Wenn „wir“, helle, europäisch anmutende Menschen, verreisen, gerade in Entwicklungsländer, dann kommt bei unserem Auftreten oft Bewunderung auf, wahrscheinlich als Produkt unseres exportierten Schönheitsideals. Die Auswirkungen dieser Ideale auf die Bevölkerung dieser Länder sind erschreckend.


Das westliche Schönheitsideal hat eine Kontroverse zur Folge, die sich meist gegen Magerwahn, Schönheitsoperationen und Hormonzufuhr zum Muskelauf bau richtet, sowohl bei Frauen als auch bei Männern – generell Aspekte, die vor allem unseren eigenen Kulturkreis betreffen. Dass auch andere Länder, insbesondere Urlaubsländer, so sehr und auf eine völlig andere Weise beeinf lusst werden, ist uns kaum bewusst. Was schnell auffällt, ist ein Verhalten, das auf den ersten Blick positiv wirkt, in Sprache, Haltung und Blick gegenüber europäisch anmutenden Ausländern. Beispielsweise wenn man in Kairo auf der Straße mit „Mademoiselle“ angesprochen wird – einem der vielen Begriffe aus dem Französischen, die in der Sprache Ägyptens immer noch stark verankert sind, wo Französisch die Sprache der Oberschicht war. Auch heute beschreibt Französisch noch Dinge, die mit dieser in Relation stehen, wodurch es stark abgrenzend wirkt und das „Kastensystem“ noch deutlicher macht. Lange Jahre sprach man in den Haushalten der Oberschicht nur Französisch – Arabisch wurde auf der Straße gesprochen und von vielen Angehörigen dieser gesellschaftlichen Klasse, wenn überhaupt, erst als Zweitsprache erlernt. Auch dies zeigt den Blick auf Europa als etwas „Besseres“, „Entwickelteres“, „Unbeschmutztes“. Und man selbst, als europäisch anmutend, fällt in die gleiche Sparte wie diese Begriffe: erhaben, besser, schöner, eleganter - reiner. Ein Argument, dass auch in vielen Diskussionen um Skin-Bleaching-Cremes fällt. Die Sängerin Dancia antwortete in einem Interview auf die Frage nach der Benennung des Produkts, für das sie wirbt, „Whitenicious“, mit der Aussage: „White means pure. [...] white in general. [...] A lot of people don‘t feel clean with dark spots.“ Tatsächlich stehen einige hochrangige Celebrities unter Verdacht, ihre Haut zu bleichen, allen voran Nicki Minaj, Beyoncé, Rihanna, Iman – in einigen Fällen kommt dieser Verdacht je-


doch durch die Auf hellung der Haut- und Haarfarbe bei Werbeauftritten jener durch Photoshop. Dies ist fast ebenso erschreckend wie die Tendenzen, die es mittlerweile in einigen süd-ost-asiatischen Ländern gibt. Dass es für diese Cremes auch dort einen Markt gibt, jedoch mit anderem FORTSETZUNG Hintergrund als der europäischen Schönheitsdoktrin, ist vielen bekannt. Es geht jedoch mittlerweile so weit, dass chirurgische Eingriffe zur Veränderung des Gesichtszüge durchgeführt werden, wie der Implantation eines Nasenhöckers(!) – ein Feature eines typisch mittel – bis westeuropäischen Gesichts, das hierzulande eher chirurgisch entfernt als implantiert wird – oder einer Lidfalte. Zwar muss man sich in Japan Gott sei Dank nicht gleich für eine Lidfalte unter‘s Messer legen – schließlich gibt es „eye putti“, einen Kleber, mit dem man sie etwas preisgünstiger und schmerzloser noch schnell vor der Uni GESELLSCHAFT herrichten kann – trotzdem ist SEITE 36 allein die Idee solch eines Verhältnisses zu den durch unsere Medien transportierten Schönheitsidealen bzw. Normalvorstellungen, denn das sind sie ja eigentlich, erschreckend. Doch im Prinzip ist es nicht minder erschreckend, als unser eigenes Streben nach äußerlicher Perfektion. Hier hat Schönheit gottgegeben zu sein, oder mittlerweile, in Bezug auf Fitnesswahn und Diätkämpfe, Produkt von Fleiß und harter Arbeit. Deshalb neigt man eher dazu, kleine Eingriffe zu vertuschen. Andernorts ist so etwas positiver konnotiert. Für eine Schönheits-OP muss man reich sein oder f leißig und standhaft und sich das Geld zusammengespart haben. Man steht also dazu oder ist sogar stolz darauf. Die antike Vorstellung der Schönheit als Zeichen der Tugendhaftigkeit erlebt eine Renaissance mit einem nord-west-europäischen Gesicht als Inkarnation dieser. Es ist nicht nur ein Idealbild äußerlicher Perfektion, was hier vermittelt werden

soll, sondern ein Idealbild von Fleiß oder aber von gesellschaftlicher Norm. Schon in dem Aufsatz „The Negro Artist and the Racial Mountain“ von 1926 thematisiert Langston Hughes dieses Problem und spricht von einer Familie der damaligen afro-amerikanischen Mittelklasse: „[...]the mother often says „Don‘t be like niggers“ when the children are bad. A frequent phrase from the father is, ‚Look how well a white man does things.‘ And so the word white comes to be unconsciously a symbol of all virtues.“ Weiß, das ist in diesem Fall ein gesellschaftliches Ideal, eine moralische Norm, ein Vorbild, dem man sich angleicht; ob der Farbe oder den Gesichtszügen. Und selbst das Exotische, was bei uns als schön angesehen wird, ist in seiner Form Schönheit als Ausdruck von Wildheit. Schön, eben weil es exotisch ist, sich sträubt gegen gesellschaftliche Norm, schön, weil es anders ist, nicht wegen seiner Kompatibilität mit unserem Gesellschaftsbild. Auch das ist Rassismus. Von beiden Seiten. Und obwohl die scheinbare Bewunderung des „Anderen“ auf den ersten Blick positiv wirkt, so ist sie doch gerade deshalb so gefährlich.


DESSERT

HOME IS WHERE MY PHONE IS KATJA JAHNKE

kommt zu einer weiteren Tinder-Bekanntschaft – denn egal wo du bist, dein I-Phone hat dich schon vernetzt: Während du deinem Traum eines Vagabundenlebens nachjagst, baut das kleine Technikwunder alle drei Meter dein ganz privates Eigenheim und wenn du vor Kälte zitternd am Moskauer Bahnhof nächtigst, ist dein BFF nicht weit, um dein Herz mit einem glorifizierenden Kommentar zu erwärmen. Dass man mal das Land verlassen hatte, um die Welt zu sehen und jetzt nur auf das eigene Display starrt, ist nicht mal paradox, denn unsere Welt ist umgezogen und hat die Weite des Alls gegen ihre neue Heimat Mobiltelefon getauscht. Ob es sich lohnt Hunderte von Euros zu zahlen, um diese Welt in ihrer kompakten Gestalt einer Plastikhülle aus verschiedenen Winkeln zu sehen – schweißbeperlt aus dem Dschungel oder Kumbaya singend aus Afrika– diese Frage ermisst die moderne Smartphone Nutzerin wohl am besten an den Likes ihrer Facebook-Fotos.

Alle reisen um die Welt und jede malt sie so, wie es ihr gefällt. „Nicht ohne meine Hose“ lautete der Slogan einer Kultserie für Kinder in den 90ern – „Nicht ohne mein I Phone“ heißt das Motto der ehemaligen Zuschauerinnen, die jetzt im Pseudo-Alleingang die Welt erobern. „ As long as you love me“ wurde gegen „as long as I have wifi“ getauscht, eine Lebenseinstellung, mit der man sich in indischen Slums und in Sibirien genauso zu Hause fühlt wie in der eigenen WG-Küche. Immerhin hat sie alles dabei: das externe Gedächtnis hält all die Situationen parat, an denen sie selbst gar nicht wirklich teilhatte, weil sie zu sehr mit dem Bedienen der Handykamera beschäftigt war. Facebook lässt eine auch nach 7h Flug nicht im Unklaren darüber, mit wem sich die Ex die letzte Nacht um die Ohren geschlagen hat. Und was bis vor kurzem die verzaubernde Begegnung mit der mysteriösen Einheimischen war, die man nach 5 Wochen Einsamkeit am Strand von Bali trifft, ver-

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GESELLSCHAFT: HERKUNFT FLORENCE WILKEN 38

Stellen wir uns einen jungen Mann vor. Er ist begeistert von Computern. Wenn seine Eltern ihn nicht ab und zu darauf hinweisen, mal ein wenig zu schlafen, verbringt er Stunden vor dem Rechner und eignet sich so ein umfangreiches technisches Wissen an. Nach der Schule beginnt er ein Informatikstudium, unterbricht dieses jedoch nach einigen Monaten, um als Soldat für den Auslandseinsatz ausgebildet zu werden. Sein Pf lichtbewusstsein gegenüber der eigenen Nation ist nicht verwunderlich. Die Eltern sind beide ausführende Organe des Staates, der Vater bei der Küstenwache und die Mutter als Angestellte im Bundesbezirksgericht. Er möchte aktiv etwas beitragen zur nationalen Sicherheit, die Werte seines Vaterlandes auch im Ausland verteidigen. Sein Vorhaben endet abrupt, nachdem er sich beim Ausbildungstraining unglücklich beide Beine bricht. Er nimmt das Studium wieder auf. Aufgrund seines technischen Know-hows wird

SEIN PFLICHTBEWUSSTSEIN GEGENÜBER DEM STAAT IST NICHT VERWUNDERLICH.

BAD INFORMATION GOOD INFORMATION


bald eine bedeutende Geheimdienstorganisation auf ihn aufmerksam und er beginnt dort einen Job im IT-Sicherheitsbereich. Sein Aufstieg geht schnell, als diplomatischer Vertreter wird er ins Ausland geschickt und hat wegen seiner Sicherheitseinstufung Zugriff auf eine große Anzahl geheimer Daten. Spätestens jetzt merkt er, in welchen Dimensionen des Handelns er sich wirklich bewegt. Ihm wird allmählich klar, dass all diese Informationen auch zum Schlechten benutzt werden können, hier geht es nicht nur um die Sicherheit des eigenen Landes, sondern um die Sicherheit jedes Einzelnen, egal wo auf der Welt. Es geht um elementare Bürgerrechte, die verletzt werden, wenn jeder wie ein potenzieller Verbrecher behandelt und ausspioniert wird.

Doch den Zweifeln zum Trotz arbeitet er noch einige Jahre weiter in der Branche, wechselt sogar zum weltweit größten Auslandsgeheimdienst und entwickelt verschiedene Computerprogramme zur Datensammlung und Informationsbeschaffung. Dann fasst er endlich den Entschluss: Er wählt gezielt geheimes Material aus, f liegt nach Hong Kong und überreicht dort ausgewählten Journalisten die heiße Ware. Sie sollen entschieden, welche Information an die Öffentlichkeit gelangen, betont er. Er will niemandem schaden, er will auf klären, „My priority is not about myself, it‘s about making sure, that the family that I left behind, the country that I left behind can be helped by my actions. I am doing this to serve my country.” und dafür geht er einen gefährlichen Weg. Dieser Weg hat ihn weit weg von seinem Zuhause, den USA, geführt. Ihm ist bewusst, dass er in seinem Land dafür angeklagt und verfolgt werden könnte, deswegen beantragt er in den größten europäischen Staaten Asyl, das wird ihm verweigert. Einzig Russland, nicht gerade der beste Kumpel der USA, erklärt sich bereit, ihn aufzunehmen.

Edward Snowden wird wegen Weitergabe und Veröffentlichung geheimer Daten der Spionage angeklagt, Todesstrafe nicht ausgeschlossen. Seit einem Jahr hält er sich in Russland an einem geheimen Ort auf. Er bekommt Todesdrohungen von verärgerten Amerikanerinnen, die um ihre Sicherheit fürchten. Anscheinend wissen diese nicht, dass sie sich besser vor ihrem eigenen Land fürchten sollten, welches durch seine gläsern


FORTSETZUNG

SEITE 40

GESELLSCHAFT: HERKUNFT

gewordenen Bürgerinnen problemlos hindurchschaut. Ein Land, das sein auf klärerisches Selbstverständnis zu vergessen scheint, welches doch seit rund 200 Jahren in der Verfassung festgehalten ist.

Wir leben in einer Welt, in der jeder mit dem nötigen Know-how prinzipiell an alle nur denkbaren Informationen herankommt. Wir sind informiert, wir wissen viel, wir sind aufgeklärte Weltbürgerinnen. Doch wissen wir eigentlich, was die anderen über uns wissen? Die anderen, das sind in diesem Fall die großen unsichtbar agierenden Instiutionen. Ein junger, erfolgreicher Mann, gerade 30 Jahre alt, setzt alles aufs Spiel, aber nicht weil es ihm egal ist, sondern weil es um seine Heimat geht. „The Bill of Rights“ von 1798 konstatiert das Recht jeder Bürgerin darauf, den Staat auf Missstände hinzuweisen und um Abstellung dieser zu ersuchen. Auch das kontrovers diskutier-

te Recht auf Waffenbesitz ist Teil der Verfassung. Snowden machte von diesen Rechten Gebrauch, indem er seinen Staat auf Missstände hinwies und die Waffe, die er wählte, ist das Werkzeug unserer modernen Kommunikationsgesellschaft: Informationen.„I dont think that there has ever been the question, that I like to go home.“, Snowden am 29.05.2014.


DESSERT

BANDSALAT YANA DUCKWITZ

genommen: die Peinlichkeit mit Walkman auf dem S-Bahnhof zu stehen, sich drei Mal verstohlen umzublicken und dann die Kassette mit den selbstaufgenommenen Radiosongs herauszunehmen und zu wenden. Goldene Zeiten. Ich hatte Kassetten zum Baden, zum Malen, für den Klogang. Meine Familie hat teilweise wochenlang die gleiche Harry-Potter-Kassette im Bad gehört, bis sich endlich jemand erbarmte, den nächsten Teil einzulegen. Und dann: wenn die Lieblingskassette so richtig heißgelaufen war, und Bibi und Tina kurz davor waren, die Ursache für Amadeus Kolik herauszufinden, die Katastrophe: Bandsalat. Ein Wort, das 2006 in die Liste der vom Aussterben bedrohten Wörter aufgenommen wurde. Da half nur: Finger rein und Magnetband aufwickeln. Wie wehmütig süß einem diese belastende Drecksarbeit doch plötzlich vorkommt, während der iPod sich durch die 60 Gigabite-Auswahl shufflet.

Erinnert Ihr Euch noch an das Gefühl? Ihr gleitet mit dem Finger das Regal entlang, oder wühlt in den Untiefen einer Kiste nach der passenden Seelenstreichlerin. Kassettenhülle (wenn noch vorhanden) auf und rein das Teil. Meist war ein Zurückspulen zum Anfang notwendig bis das Intro einsetzte. Nach gruseligen Filmen ist ein „Hexhex, plingpling“ zur Nachtruhe sehr heilsam. Aufgewühlte Gemüter beruhigt Rufus Becks Dumbledore-Stimme. Tim, Karl, Klößchen und Gabi unterstützen beim Aufräumen und die tausendundein Herrder-Ringe-Sprecher können eine unerträgliche Italien-Autoreise eingepfercht auf der Rückbank zu einer Abenteuerfahrt durch Mittelerde werden lassen, die dann doch nicht so schnell enden soll. Wenn da nicht dieses vermaledeite Umdrehen wäre. Ein lautes Klock und man schreckt aus dem Schlaf, Geschwister spielen Ching, Chang, Chong darum, wer noch mal aufstehen muss, um zum Kassettenrekorder zu tapern und auch sehr gern

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WIR SIND

HELENE

DEBORA BEITER

Es geschah an einem Samstag, im Auto meiner Tante. Die Sonne schien und es war schön wieder auf dem Land zu sein, in der Idylle. Nichts schien diesen Frieden stören zu können, als die Radiosprecherin die Stimme erhob. Sie klang aufgeregt, so als würde sie etwas Sensationelles verkünden, Atemberaubendes. Es ertönten aus den Boxen die rhythmischen Introklänge eines Hits, genauer gesagt eines Schlagers und eine klare Frauenstimme, engelszungengleich, hob an, um diese Zeilen zu singen, durch welche scheinbar eine ganze Nation ihr verarmtes emotionales Hochbefinden ausdrückt. Und meine Tante ging ab. Meine Tante, deren Trockenheit ich immer sehr schätzte, geriet außer sich. Ihr kleiner Körper wog sich wild im Takt der Musik, einer Teufelsaustreibung gleich, die kurzen Finger verkrampften sich um das Lenkrad und mit Beunruhigung musste ich feststellen, dass sie mit den

Knien wippte. Die Lust drang aus ihren Poren, pulsierte auf ihrer Haut und in einem orgastischen »Atemlos!« brach es aus ihr heraus. Sie sang mit. Meine Tante ging ab. Sie ging steil auf Helene Fischer. Ich war hilf los, verstört, traurig. Wie sollte es weitergehen, wenn selbst die Ratio dem Fieber unterlag? Doch darf ich mit ihr nicht zu hart ins Gericht gehen. Sie ist schließlich auch nur ein Mensch, der dem Zauber der wunderbaren Helene erlegen ist. Sie war die Erlösung für junge, hippe Menschen, die tagein tagaus unter geschmackvollen Musikrichtungen gelitten hatten. Dieser Zwang, Stil haben zu müssen, Anspruch und Extravaganz. Damit ist nun Schluss. Durch Helene darf sich der junge Mensch zur Geschmacklosigkeit bekennen und zwar mit Stolz! Sie kann sich hinter Phrasen wie „Ich finde Schlager scheiße, aber Helene ist schon geil!“ verstecken. Die erotische Attraktivität des Messias entschul-

FLICKR - ABHIJAY ACHATZ; CC LICENSE

GESELLSCHAFT: HERKUNFT

Junge Menschen suchen nach Heldinnen, sagt das Klischee. In Helene haben sie eine gefunden. Leider.


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digt nicht nur den Wahn ihrer Jüngerinnen, nein: Sie rechtfertigt und begründet ihn auch. War der Schlager nach seiner Hochphase bis in die 70er verpönt und als hirn- und geschmackloser Ausdruck elterlichen Spießigkeit verschrien, hat er sich seit den 90ern heimtückisch durch Gebrauch von Ironie wieder in die Herzen junger Menschen zurückgeschlichen. Heute ist wieder Hochkonjunktur. Mit einem Marktanteil von 16,2 Prozent regierte die süße Helene am 1. Weihnachtsfeiertag 2013 auf ZDF die Quoten. Es gab mal eine Zeit, da galt Schlager als peinlich, man leugnete, dass man Andrea Berg auf dem iPod hatte. Heute ist er in der Jugendkultur gesellschaftsfähig geworden. Helene bringt Harmonie in die Wohnzimmer der Nation, in denen, Hand in Hand, Großmutter und Enkeltochter vor dem Fernseher sitzen und ihrer reinen Stimme lauschen.

DURCH HELENE, DARF SICH DER JUNGE MENSCH ZUR GESCHMACKLOSIGKEIT BEKENNEN UND ZWAR MIT STOLZ! Trotzdem: Die vielgefeierte musikalische Erneuerung des Schlagers durch Frau Fischer hält bei genauerer Betrachtung nicht Bestand. Ja, sie sieht besser aus als Frau Berg & Co, die Kleider sind kürzer und die Rhythmen ein wenig schneller, doch sind es dieselben Melodien, trivialen Texte und der Missbrauch von Synthesizer geblieben. Fairerweise muss man anmerken, dass

ohne die Erfüllung dieser Kriterien das Genre des modernen Schlagers nicht repräsentiert wäre. Helene steht für mehr als für die geschmackliche Beschränktheit ihrer Rezipienten. Sie vermittelt Heimat und Harmonie dergestalt, wie es sie nie gegeben hat – was den Schlager im Wesentlichen charakterisiert. In der Schlagerforschung (ja, die gibt es) wird Schlagerpopularität als eine Art Befindlichkeitsthermostat einer Nation interpretiert. Wird es hässlich in der Welt, schunkelt die Bevölkerung zu stumpfen Melodien und feiert eine apolitische Einstellung. Diese beruhigende Wirkung scheinen Heino und Hannelore nicht auf junge Menschen ausüben zu können, sehr wohl aber unsere Helene. Sie singt von starken Gefühlen: Spannungen („Fieber“), dem vollen Leben („Atemlos“) und Liebe (der Rest), gemischt mit ein bisschen Sex. Das spricht jede an, unabhängig vom Alter. Der Musikethnologe Julio Mendívil beschreibt den Schlager als „ein musikalisches Stück Heimat“. Und „Heimat“ finden junge Menschen gut, sagt eine Studie (2013) der Konrad-Adenauer Stiftung. Es scheint nicht nur in der Musik eine Annäherung der Generationen zu geben, neun von zehn Jugendlichen (Alter 16 bis 29) befanden die Werte „Leistung“, „Sicherheit“ und „Heimat“ als positiv. Lustigerweise wurde „konservativ“ negativ eingeordnet. Hört sich auch verdammt unsexy an. Ganz anders als Helene. Sie steht für Lebensfreude und Sex mit Anstand. Der Fischer-Hype ist Symbol des neuen Konservatismus. Vorbei sind die Zeiten, bei denen man auf Iggy Pop und Co gegen das System wetterte. Wir wollen keine Rebellion. Wir wollen Helene.


SARAH EMMINGHAUS

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NO HAIR NO CRY

Haare. Auf dem Kopf bei s채mtlichen Geschlechtern akzeptiert, bei M채nnern sonst 체berall auch meistens, bei Frauen wird es schon schwieriger. Achselhaare, Beinhaare und nat체rlich Schamhaare werden von den meisten Menschen als unhygienisch und unattraktiv empfunden. Was steckt dahinter? ILLUSTRATIONEN: ERIK HEISE


Ich habe einen guten Freund. Lieber Kerl, charmant, witzig, etc. Nur bei einem Thema geraten wir regelmäßig aneinander: Frauen. Ohne das Thema zu elaborieren, soll hier nur ein bestimmter Aspekt herausgegriffen werden, nämlich seine Meinung zu Körperbehaarung von Frauen. Schambehaarung, Achseln, Beine. Geht gar nicht, sagt er. So überhaupt gar nicht. Damit steht er nicht alleine; jede kennt eine witzige Schamhaarstory aus dem Bekanntenkreis und im Gespräch ist es längst kein Tabuthema mehr, solange es um andere geht. Natürlich ist es eine legitime Präferenz, wieso auch nicht. Ich stehe auch nicht auf Bärte bei Männern. Ist ja das Gleiche, möchte man meinen. Stimmt nur leider nicht – Stigmatisierung weiblicher Körperbehaarung hat eine lange Geschichte. Schon im antiken Rom haben Frauen sich rasiert. Im Mittelalter wollten sie dadurch Filzläuse abhalten – damals ging es tatsächlich noch um die Gesundheit. So richtig hat aber erst Gilette 1915 für die Rasier-Doktrin unter Frauen gesorgt – „Summer Dress and Modern Dancing combine to make necessary the removal of objectionable hair“. Objectionable = anstößig: damit war es für die moderne Frau vorbei. Zwar gab es in den 60ern und 70ern Versuche, Haare wieder salonfähig zu machen; die kamen aber hauptsächlich von radikalen Feministinnen und sind nicht in der breiten Masse angekommen. Heute, da Feminismus und Gleichheit mehr denn je vom Mainstream aufgenommen werden,

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SARAH EMMINGHAUS

GESELLSCHAFT

stellt sich wieder die Frage: Warum ist dieses Ideal so hartnäckig? Beim Intimwerden mit einem neuen Menschen besteht immer die Angst, dass derjenige eine zwar angezogen attraktiv findet, aber nicht mehr so begeistert ist, wenn er die Schamhaarfrisur sieht – ob nun gewaxt, rasiert, getrimmt, gefärbt. Das gilt entgegen des Klischees nicht nur für Männer. Jede hat Präferenzen und jede steht auf etwas. Wie bei vielen Geschmacksfragen tauchen auch bei diesem Thema Fragen auf: Woher kommt eine bestimmte Präferenz? Warum stehen so viele heterosexuelle Männer auf komplett rasierte Frauen? Und ist das Thema für Frauen wirklich relevanter? Ist die Komplettrasur einfach ein weiteres Schönheitsideal, das uns aufgedrängt wird? Laut einer Studie entfernen sich 65 % der deutschen Frauen alle Schamhaare – das klingt viel, ist aber im Gegensatz zu Großbritannien und den USA, wo es 95% der Frauen sind, immer noch wenig. Das Thema ist laut Karín Lesnik-Oberstein das letzte Tabu, wenn es um Feminismus geht. So betitelt sie auch ihre Essay-Sammlung: „The last taboo. Women and body hair“ versammelt erstmals faszinierende Beobachtungen zum Thema. Besonders die These, die der Titel aufstellt, lässt sich erstaunlich einfach bestätigen: Wir reden zwar gerne über verschiedene Schamhaarfrisuren oder teilen witzige Geschichten - darüber oder über die Geschichte der Körperbehaarung findet sich im Netz ein Haufen Material, aber wann wird in den Medien schon eine Frau gezeigt, deren Beine oder Achseln nicht rasiert sind? Sogar wenn im Fernsehen für Rasierer geworben wird, „rasieren“ sich die Models ihre Beine, deren Haut bereits vor dem Rasieren einem Babypopo ähnelt. Auch viele Pornos bestärken dieses Schönheitsideal; die Vaginas von Frauen in Pornos sehen viel zu oft aus wie die eines zwölfjährigen Mädchens. Womit sich direkt ein beunruhigender Grund für das Ideal – beziehungsweise die Norm – der Frau ohne Körperbehaarung aufdrängt, denn wann waren wir das letzte

Mal unbehaart? Richtig: als wir Kinder waren. Unschuldig, naiv, unmündig. Der Zusammenhang ist kaum von der Hand zu weisen – Haare gelten als männlich, stark; eine unrasierte Frau kann in der Vorstellung der meisten bloß eine männerhassende Feministin oder eine Lesbe sein. Am besten beides. „Unhygienisch“ finden es viele obendrein – unlogisch, wenn man bedenkt, dass unrasierte Männer als vollkommen normal gelten und mangelnde Hygiene höchstens unrasierten Sportlern vorgeworfen wird. Was männliche Körperbehaarung angeht, hat David Beckham seinen Part dazu beigetragen, dass metrosexuelle Männer sich nicht mehr allzu sehr schämen müssen, wenn sie lieber glatte Beine hätten. Inzwischen sind haarige Rücken fast so verpönt wie Damenbärte und Männer mit rasierten Achseln sind längst keine Seltenheit mehr – die Angst kommt auf, dass sich durch Gleichstellung der Geschlechter auch Männer demnächst härteren Normen unterwerfen müssen um attraktiv zu sein.


Male deinen Frisurvorschlag, gib ihm einen Namen und schick uns dein Kunstwerk!

Name..

Lade dein Bild hier hoch: facebook/zqzaubert Wäre es nicht am besten, wenn wir alle unter Einhaltung der Hygiene-Basics tun und lassen könnten, was wir wollen? Und höchstens durch individuelle Präferenzen eingeschränkt wären? Pustekuchen. So funktioniert unsere Gesellschaft nicht. Ich gebe zu, auch ich finde Damenbärte verwirrend und gewöhne mich nur

mit Mühe an Achselhaare bei Frauen. Es ist ein Prozess, auf den einzulassen sich lohnt. So etwas Normales, evolutionär Sinnvolles – zum Beispiel beugen Haare Hautirritationen vor – und Persönliches von gesellschaftlichen Normen bestimmen zu lassen, ist ähnlich dämlich wie Fat- oder Slutshaming. Mind your own business.


„R ELENTLESS UND DAS R AVEN-ICON SIND EINGETRAGENE SCHUTZMARKEN. ERHÖHTER KOFFEINGEHALT (32MG /100 ML).“


DESSERT

OLI P. CHRISTOPH GROSS

erzeugt. Oli braucht keine Vorband. Oli lässt seine Anhänger schwitzen und in das Kondenswasser der Scheiben Wörter wie “Sex” schreiben. Während sie hämisch grinsen, laufen auf der anderen Fensterseite Fans mit dem Kopf gegen die Scheibe, weil sie vor lauter Aufregung nicht mehr den Eingang finden. Immer wieder. Gegen die Scheibe. Immer wieder. Und das alles, ohne auch nur einen Ton von Oli zu hören. Der Postbahnhof hat sich schon längst zum botanischen Gartenhaus verwandelt, als ein Moment der Stille Marzahn verstummen lässt. In Zeitlupe erscheint er: dick, schlecht abtrainiert, gezeichnet von zu viel Hack in Butter, bunte Tattoos auf den fleischigen Oberarmen, aber die Stimme - wie einst! Zart. Ausdauernd. Treffsicher. Bereits nach “Flugzeuge im Bauch” ist sein phänomenaler Auftritt vorüber. Und zwei Tatsachen werden deutlich. Vielmehr Entertainment kann ein Mensch nicht vertragen. Und niemand muss gegen einen Baum fahren, um Gotteserlebnisse herbeizuführen. Während die Masse zu Musik aus den 90ern langsam das Adrenalin wegtanzt, verlasse ich schweißgebadet mit schwarzen Punkten vor den Augen den Club. Viel Zeit zum Erholen habe ich nicht, denn bald folgen die Poké-Days 2014.

Die meisten kennen ihn als Moderator der Pokémon-Days 2010, 2011, 2012 und 2013, viele lieben ihn für seinen unverwechselbaren Gesang. Er, die schauspielende Weißwurst, der deutsche Herbert Grönemeyer war endlich wieder in der Stadt. Oli P. kam, sang und begeisterte. Unruhe erfüllte die Straßen wenige Stunden vor seinem großen Auftritt im Postbahnhof. Überall wurde gemunkelt: Welche Lieder er wohl spielen würde? Vor dem Club in der Schlange pushten sich die Fans gegenseitig, massierten Fremde, um sich zu entspannen und sangen Lieder vom Spandauer Kulturgut Petszokat. Nach stundenlangem Ausharren in der unruhigen Menschenschlange bestätigte sich der gewonnene Eindruck auch im Inneren der Konzerthalle: Ganz offensichtlich war Marzahn auf Klassenfahrt und heute stand der Diskobesuch an. Innerhalb der ersten zehn Minuten wurde ich zweimal beleidigt und auf dem vermeintlichen Fluchtort Klo stellvertretend geoutet: “Der Typ neben mir lutscht Schwäääänze!” Höhnendes Gelächter. Wer jetzt meint, Marzahn müsse per se als gewaltbereit bezeichnet werden, verkennt, dass jede ihrer Handlungen auf das Entertainment-Talent Olis zurückzuführen ist. Denn Oli weiß, wie man Spannung

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HOFMAN

N

E H T T E ME R O B E RT

R E K MA


KULTUR

Wo das Wissen endet, beginnt die Spekulation und mit dem Unbekannten geht die Furcht davor einher. Einst war es die Religion, die uns Bilder für das entwarf, was dort begann, wo der eigene Horizont endete. Langsam, aber sicher wurde sie von der Wissenschaft verdrängt, die von nun an Licht in die Dunkelheit bringen sollte, die unsere Unkenntnis repräsentierte. Sie stand an der Grenze unseres Wissens und versuchte, diese zu verschieben. Das Schaffen von Wissen ist aber der Laien unverständlich und so wurde die Wissenschaft selber verdächtig. Schließlich bewegt sie sich in der Grauzone unseres Nichtwissens, in der alles möglich scheint. Um diesem furchteinf lößenden Nichtwissen ein Gesicht zu geben, etablierte sich die wahnsinnig lachende Fratze des Mad Scientists. Dessen Hauptmotiv ist es, sich über die göttliche Schöpfung zu stellen und menschliches Leben zu erschaffen oder dieses wenigstens beliebig zu manipulieren. Ob es die Nähe zur Religion ist, der der Mad Scientist den Kampf ansagt, oder eine Urangst vor dem Verlust des Monopols auf die eigene Reproduktion und der Einzigartigkeit der menschlichen Existenz, ist unwesentlich. Es ist vor allem das Gottspielen, das dem Mad Scientist seinen Wahnsinn verleiht. Und weil die Populärkultur alles in sich aufsaugt und ständig wiederverwertet, ist der in verschiedensten Variationen auftretende Gott-Komplex kein Zufall, sondern ein der Figur des Mad Scientist inhärentes Motiv. Er selbst taucht in der Geschichte immer wieder auf. Als der erste Mad Scientist gilt Daidalos der griechischen Mythologie. Dieser war Konstrukteur und baute unter ande-

rem das Labyrinth des Minotaurus. Auch Faust fällt in die Kategorie des wahnsinnigen Wissenschaftlers. Auf seiner Suche nach mehr Wissen oder mehr Action im Leben geht er auch über Leichen. Der absolute Klassiker unter den Wissenschaftlern mit Gott-Komplex ist Frankenstein. Obwohl er eine wunderhübsche Frau hat, verzichtet er auf den natürlichen Weg des Lebenschaffens und erweckt stattdessen eine aus Leichenteilen zusammengesetzte Kreatur zum Leben, durch die seine Frau zu Tode kommt und auch er zugrunde geht. 1927 schuf Fritz Lang in „Metropolis“ den Wissenschaftler Rotwang, der einen Robotermenschen baut, der das soziale Gefüge der verkommenen Megastadt aus den Angeln hebt und einen Aufstand der Arbeiter provoziert. Anfang der 60er, als amerikanische Schüler lernten, dass es ausreicht, sich zu ducken und unterzustellen, um einem Atomschlag zu entgehen, treffen wir Dr. Strangelove, dem es auch im Angesicht der drohenden Vernichtung der Menschheit durch einen Atombombenregen gleichgültig ist, ob er seine militaristischen, sexistischen und rassistischen Gesellschaftskonzepte im faschistischen Deutschland oder der amerikanischen Demokratie an die Frau bringt. Die nächste Welle an wahnsinnigen Wissenschaftlern in den 80ern ließ neue Ideen zum Zug kommen. Es ging ihnen weniger um die Erschaffung menschlichen Lebens, als darum, dieses durch Computerund Robotertechnik zu ergänzen. Mitte der 90er wurde die fiktive


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Wissenschaft vor allem von Biologen und Medizinern beherrscht. Man experimentierte mit Genen, klonte und spielte mit der Schöpfung. Hier finden wir den eklig wahnsinnigen Wissenschaftler Dr. Moreau, der, von einem 250 kg schweren Marlon Brando mehr als gewichtig verkörpert, schwer atmend eklige Tier-Mensch-Hybriden schafft. Die Idee war so neu nicht, basiert der Film doch auf einem Roman H.G. Wels‘, den dieser Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben hatte, als Darwin, Mendel und seine Erbsen noch ganz frisch waren. Die Entwicklung der Mad Scientists folgt einem Muster. Die Popkultur richtet ihren aktuellen Mad Scientist nämlich immer nach dem aktuell präsentesten Forschungsbereich aus. Daidalos war Konstrukteur, Faust Alchemist und Frankenstein ein Bindeglied zwischen seriöser Wissenschaft und romantischer Alchemie. Auf den ersten Weltkrieg folgte ein Fortschritts-Pessimismus, dem auch die Perzeption der Wissenschaft zum Opfer fiel. Die Darstellung Rotwangs, der sich vor allem als Mechaniker und Elektriker versteht, ist von einer Urbanisierungs-, Industrialisierungs und generellen Zivilisationskritik beherrscht. Und auch die äußere Erscheinung des verrückten Wissenschaftlers ist kein Zufall. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Einstein seiner Zunft durch sein schrulliges Auftreten ein liebenswürdiges Image verpasst – da war der Glaube an den Fortschritt der Wissenschaft noch mit dem an die menschliche Tugend verknüpft. Nach

dem Krieg war das anders. Es dauerte nicht lang und Lang schuf Rotwang nach Einsteins Vorbild. Nun fehlten nur noch der Laborkittel und die wahnsinnige Lache, die das Bild perfekt machen sollten Strangelove fungierte dann als Bindeglied zwischen Zweitem Weltkrieg und Kaltem Krieg sowie als Inkarnation der Furcht vor dem Atomkrieg und kritisierte die Kooperation mit Nazi-Wissenschaftlern. Der 2. Weltkrieg bot auch ganz reale Beispiele für Mad Scientists, weil Nazis aber gerne Mägen umdrehen, sollen sie hier keinen Platz finden. Die auf kommende und immer wichtiger werdende Computertechnik schlug sich in der Darstellung der Wissenschaft der 80er nieder. RoboCop oder der Terminator zeugen von der Furcht vor der Unkontrollierbarkeit der Erfindungen, die dem Menschen die Arbeit abnehmen sollen – in einer Zeit, in der zahlreiche Menschen in den USA ihre Arbeit aufgrund einer heftigen Wirtschaftskrise verloren. In den 90ern wurde dann vor allem mit Medizin und Genen experimentiert. Heute lässt sich eine Tendenz erkennen, dass es wieder Computer sind, die sich, f lankiert durch das Internet, verselbstständigen oder zweckentfremdet werden. So greif bar das irrationale Gefühl der Bedrohung durch die Wissenschaft in ihrer Unverständlichkeit durch den Mad Scientist auch wird, die Popkultur erkennt auch fast jedes Mal, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Selbst wenn der Wissenschaftler erfolgreich ist, am Ende wächst ihm sein göttlicher Erfolg über den Kopf. Wenn es nicht seine Schöpfung ist, deren Opfer er wird, dann zumindest James Bonds.


KULTUR: HERKUNFT

PORNSITE SUCHBEGRIFFE Weltweit

drunk (2)

anorexic (3)

Irland Die Irin mag ihre Wichsvorlage am liebsten wie sich selbst: Stockbesoffen und hilflos brabbelnd. Denn wenn nix mehr geht, dann geht die Irin ab. Legal? Egal. Sexy.

girls peeing in bed (5)

Pakistan Macht die Kleine Pipi, hat die Pakistanerin Grund genug zu masturbieren. Sie kriegt nicht genug vom warmen Nass, dafür verbringt sie auch ne Stunde auf dem Tower of Power.

Andere Länder, andere Fetische. ZurQuelle hat sich schlau gemacht und geguckt, worauf sich die Welt so einen runterholt. Meistens sich selbst, der häufigste Suchbegriff ist oft die eigene Nationalität. Langweilig. Xenophob? Aber hey! Wo der Fetisch hinfällt, richtig? (suchplatzierung in klammern)

Marokko “Hänsel, streck deinen Finger heraus!”. Die Vorliebe der Marokkanerin liegt da nicht weit von entfernt. Je knochiger desto besser. Nicht gesund aber zum Anbeißen.

indian aunty (3)

Indien Während die verhasste Nachbarin ins Bett pinkelt, verführt die Inderin ihr Tantchen. Ihr indisches Tantchen wohlgemerkt, denn die Pakistanerinnen pinkeln ihr zu oft ins Bett. ILLUSTRATIONEN: THOMAS SCHWAIGER 53

mom and son (2)

Ungarn Ödipus, Ödipus, was hast du nur mit den Ungarinnen gemacht? Auf Platz drei übrigens der Begriff: „mom son“. Du weißt wenigstens, was du willst, du altes Kudorf.

japanese (1)

China Erbfeindschaft? Ja schon, aber muss das heißen, dass die Nachbarin auf der Insel plötzlich nicht mehr quietschen und jammern soll? Unsinn. Je weniger beidseitig, desto besser.


ZURQUELLE WEISS WELCHE WG DU WILLST

PSYCHOTEST

Nachdem du deinen Eltern über Jahre auf der Nase herumspaziert bist und auch kein Problem damit hattest, ihnen wie selbsverständlich hineinzupupsen, haben sie dich Nachdem du deinen Eltern über Jahre auf der Nase herumspaziert und auch kein Proendlich in deinem 7. bist Semester rausgeworfen. blem damit hattest, ihnen wie selbsverständlich„Zeit, hineinzupupsen, haben sie dich endlich erwachsen zu werden“, sagen sie, in deinem 7. Semester rausgeworfen. „Zeit, erwachsen zu werden“, sagen „Leck mich fett“ denkst du sie, und„Leck suchstmich dir fett“ denkst du und suchst dir die günstigste Möglichkeit des Unterschlupfens. Die WG. die günstigste Möglichkeit des UnterschlupDoch welche WG passt zu dir? Lass es uns gemeinsam fens. Dieherausfinden. WG. Doch welche WG passt zu dir? Lass es uns gemeinsam herausfinden.

1. SONNTAGMORGEN. BIERSCHISS UND

4. DAS EWIGE THEMA... PINKELN IM

DAS KLOPAPIER IST LEER. WAS NUN?

STEHEN. JA ODER NEIN?

Bei Kaisers einbrechen Im Café die Toilette benutzen Beim Duschen scheißen Bis Montag anhalten

Ø  Bei Kaisers einbrechen

Ø  Im Café die Toilette benutzen

Logo. Meine Freiheit. Meine Menschenrechte!   Wir gendern beim Pipi machen. Urinella für alle! Ø  Bis Montag anhalten erwartet das niemand.   Come on, im Waschbecken   Vom zu vielen Sitzen gibt es Hämorriden.

Ø  Beim Duschen scheißen

2. 4:00 NACHTS UND DEIN MITBEWOHNER

5. NÄ! DER KLEMPNER HAT DAS WARME

BUMST IMMER NOCH LAUTSTARK SEINE

WASSER ABGEDREHT UND DU STINKST

BEKANNTSCHAFT. WIE REAGIERST DU?

DERBE NACH LETZTER NACHT.

Du lässt laut Backstreet Boys - „Quit Playing Games Witah My Heart“ in repeat laufen. Du gehst rüber und machst mit. Du klopfst an und fragst ihn, ob du kurz seinen Locher borgen darfst.   Du wirst kurz ein bisschen geil, schläfst dann aber doch in der Küche.

Ab zu den Punks in den Neptunbrunnen. Lass   das Messer besser daheim. Mit dem Wasserkocher die halbe Badewanne   auffüllen.   Alles locker, Pooh! Ein bißchen mehr Deo als   sonst reicht auch.   Naturduft. Wie gestern. Und morgen.

3. DER PUTZPLAN WIRD PARTOUT NICHT

6. DU ZIEHST IN EINE 2ER-WG UND STELLST

EINGEHALTEN. STRAFEN MÜSSEN HER!

NACH WENIGEN TAGEN FEST, DASS DEIN

Nackedei-Putzen, yes! 100 Liegestütze minus eine für jeden runtergebrachten Müllsack. Finger in die Augen, da kennste nichts! Es den betroffenen Eltern förmlich per Brief mitteilen.

MITBEWOHNER SCHALKE-FAN IST.   PAH! PAH! PAH!  NEEEEEEEEEEIN!   Leck mir den Damm! Warum ich??   Und dabei habe ich so auf mein Karma   geachtet... #theodizee


7. DIE POLIZEI STEHT VOR DER TÜR.

9. GESTERN NOCH SHOPPING QUEEN,

WARUM?

MORGEN KOCHEN FÜR DAS DAS PERFEKTE

Ihr habt die Wohnung geflutet, um Hochwasser   zu spielen. Regen beim Untermieter inklusive.   Bei euch wohnen sieben Erasmusstudierende illegal in der Kammer. Das neue Audiopackage für Counterstrike klingt jetzt besonders realistisch.   Die drei Dogs sind meine Freunde.

DINNER. WEN LÄDST DU EIN?   Josef Fritzl   Steve Irwin The Crocodile Hunter   Jörg Kachelmann  LadySunshine94@web.de

8. WAS VERSTEHST DU UNTER EINEM

10. DAS WOHNZIMMER WIRD NEU

SPLITTER?

DEKORIERT. WIE?

Häh? ich spiele WoW seit ich 12 bin, darauf gehe ich gar nicht erst ein. Meine Kreditkarte, freitags und samstags auf dem Berghain-Klo. Die Weigerung, Tag und Nacht mit mir zu saufen hat noch jede meiner Beziehungen gesplittet. 10 Tage-Tourist in Kroatien.

Topfpflanzen-Oase, Antifa-Flagge und Sitzkissenreis Bierkisten und Campingtisch, Bierkisten und Bierkisten, Bierbierbier geschwungener Tresen durch den gesamten Raum, Eichenholz-Barhocker und eine hochwertige Jazzband in die Ecke Lan-Party Gerätschaften in die Mitte, Tische an die Wand und die Party kann beginnen

Alnatura-Gang Alnatura ist eure Religion. Al Pacino hat damit nichts zu tun. Und Al Jazeera müsste euer Früchtemüsli heißen. Falsch, Freunde! Aber hey, wir checken das: Die Duftkerzen benebeln euch derbe. In der Uni trinkt ihr „echten Mate-Tee aus Argentinien“ und euer Sprechtempo ist quälend einschläfernd. Super anstregend, dafür aber nachhaltig.

WoW-WG Nä, wie geil! Ihr kennt euch von PC-Games.de und wagt nun gemeinsam den Schritt in die Zivilisation. Eine eigene Wohnung! Und es gibt einiges aufzuholen: Zigaretten, Alkohol und den ersten Kuss. Zum Glück habt ihr das 27. Lebensjahr seit zwölf Jahren überschritten und keine Quersumme ergibt 23 - so kann euch nichts widerfahren.

WG der Zugezogenen „Berlin ist soooooo geil!!!!!“ Ja, ja.. Alter. Den Scheiß haben wir schon so oft gehört. Nach drei Monaten bist du ein Wrack, denn Berlin ist für dich eine Überdosis. Drogen, Schulden und Techno-Spanier bilden ein Bermuda-Dreieck, in dem du dich selbst zerstörst. Und damit dein Leben richtig zur Hölle wird, ziehst du auch noch freiwillig mit Gleichgesinnte in eine WG.

XING-WG Gender-Debatten: „Gibt es auf der Welt nicht dringlichere Probleme?“ Atom-Ausstieg: „Gibt es auf der Welt nicht dringlichere Probleme?“ Wo ist MH-370: „Gibt es auf der Welt nicht dringlichere Probleme?“ Dringlich bist vor allem du und dein Auto. Damit du dir das auch leisten kannst, musst du in eine WG ziehen. Das findest du ultra scheiße und lässt es deine WG-Dudes und Papa jeden Tag spüren.


Z W E I A US Z W A N Z I GTA US EN D

A m e l i e , Ps yc h ol ogi e

WELCHES LIED LÄUFT BEI DEINER BEERDIGUNG?

LIEBLINGSKASSETTE DEINER KINDHEIT

Das Twin Peaks Theme

Bibi Blocksberg, was sonst?

UNTER DEINEM BETT LIEGT?

WELCHES WORT BRINGST DU VON ZUHAUSE MIT?

Ich schlaf im Stehen

zappendusta

DEIN KATERREZEPT?

DER BESTE SNACK

Konterbier. Hilft aber nur kurzfristig.

Nüsschen, definitiv. DER DÜMMSTE TIPP DEINER ELTERN

UND WENN ALLE STRICKEN REISSEN?

Da hab ich grad nicht aufgepasst. Knasttätowiererin

SO WIRST DU STERBEN

DAS HÄTTE NICHT SEIN MÜSSEN

Cadillac - Serpentine - Côte d’Azur Jeweils der letzte Drink

DEINE LIEBLINGSFORMEL?

DURCH DIE NACHT MIT

‘nem Nimbus 2000

300 gr Mehl+200 gr Butter +100 gr Zucker +1 Ei = Mürbeteig

IN WEN BIST DU HEIMLICH VERLIEBT?

WELCHE ERFINDUNG BRAUCHT DIE WELT?

Mein Hausmeister Gregor, der hat so ein schönes Schraubenzieherset

Nutellaverschlüsse, die sich rückstandslos entfernen lassen (für die bessere Mikrowellennutzbarkeit) 56


Z W E I A US Z W A N Z I GTA USE N D

Ti m , Ge rm a n i s ti k un d Ge s c h i c ht e

WELCHES LIED LÄUFT BEI DEINER BEERDIGUNG?

LIEBLINGSKASSETTE DEINER KINDHEIT

Das Outro der Bugs Bunny Show

Die Knickerbocker-Bande

UNTER DEINEM BETT LIEGT?

WELCHES WORT BRINGST DU VON ZUHAUSE MIT?

Pornoheftchen, was sonst!?

Dit

DEIN KATERREZEPT?

DER BESTE SNACK

Eier mit Speck

Kinder Pingui

UND WENN ALLE STRICKEN REISSEN?

DER DÜMMSTE TIPP DEINER ELTERN

Sheriff in den USA oder Diktator in Afrika

Iss nicht so viel Kinder Pingui! SO WIRST DU STERBEN

DAS HÄTTE NICHT SEIN MÜSSEN

Hab ich alles verdrängt...

Als Gefangener auf dem Planeten der Affen

DURCH DIE NACHT MIT

DEINE LIEBLINGSFORMEL?

Poldi und Schweini

Formel 1

IN WEN BIST DU HEIMLICH VERLIEBT?

WELCHE ERFINDUNG BRAUCHT DIE WELT?

Ich bin nie heimlich verliebt, ich stalke. Und zwar dich!

Meister Quittes magische Bohnen, verdammt nochmal!

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Kurzgeschichte Teil 1 Als ihn der Wirt unsanft der Schenke verwies – mit groben Schlägen trieb er ihn vor sich her, hinaus auf die Straße - hatte er bereits seinen Gleichgewichtssinn verloren. Joseph stand wankend vor dem Eingang Zum lachenden Krug und verfluchte alle, die sich darin befanden, mit einem lauten „Ach, fahrt doch zur Hölle.“. Dabei war dieses Ach ein ganz unwirklicher Laut, der lange in seiner Kehle kratzte. Teil 2: www.zqzaubert.de/teil2 und per qr-code:


Was knuddoenlt? die Redakti Robert Knut: Weiß, flauschig, babysüß - nicht groß, gelb, psychopathisch Christoph Mein kleines, gelbes Kissen: Nun seit vierzehn Jahren, wenn auch schon in der 7. Generation Ali Waschmaschine: Ich knuddelte meine Waschmaschine während des Umzugs. Ein flüchtiger Kuss war auch drin, doch der war etwas blutig. Bald leben wir trotzem unter einem Dach Katja LOVERMAN: In Gedanken steh ich knietief im Pferdemist und umarme das Pony mit dem pornösen Namen Yana Jasmins Tiger aus Disneys Aladdin: Seit ich vier bin möchte ich unter seine Pranke kriechen und safe wegratzen Florence Knuddeluff: Weil er so heißt man! Hannah Das Schaf, das 6 Jahre in der freien Natur gelebt hat. Ungeschoren: Es ist so flauschig! David Am liebsten meinen Kühlschrank: Er soll auch mal was zurückbekommen Alex Den imaginären Waschbär: der Chipskrümel unter meinem Schreibtisch aufsammelt und diebisch kichert Debora Highland cattle Kalb: Schaut niedlich aus und schmeckt gut Sarah Meine Kuscheltierkatze: Von mir 1998 originellerweise „Kätzchen“ genannt Pascal In Gedanken meiner Leidensgenossinnen im überfüllten Regio von Berlin nach Potsdam.


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