ZurQuelle #11 - Titelthema: Schmutz

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#11

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A SMALL STEP FOR US BUT A GIANT LEAP FOR YOU


EIN HERZ FÜR ERIKA STEINBACH (CDU) Erika, ehemalige Präsidentin der NSNachfolgeorganisation »Bund der Vertriebenen«, am liebsten verbringst du deine Freizeit auf Twitter. Wild ist das da. Morgens: »Alle Abschieben!«, mittags: »Guckt mal, schönes Veilchen!«, abends: »Homos sind krank!« Erika, wie schön, dass es dich gibt und du dich für Dinge einsetzt, die nie outdaten. Nur durch dich können die Deutschen nachts noch ruhig schlafen. Auch das Recht von Geflüchteten liegt dir seit Jahrzehnten am Herz, das strahlst du mit deiner gepuderten Haut, deinen blondierten Haaren und aus jeder einzelnen ostschnapsverklebten Pore aus. Du bist der Leuchtturm des progressiven Humanismus in einer griesgrämig zurückblickenden Welt.


EDITORIAL

THEMA: SCHMUTZ

WE TAKE YOU TO THE CANDY SHOP. GIRL, ONE TASTE OF WHAT WE GOT … Die #11 war kein Zuckerschlecken. Die Chefredaktion war mental oder oder sogar oder und und physisch weit in der Ferne. Neben der Produktion des Hefts hatten wir tausend Projekte, die die Zeit aufschleckten wie die Bitches von 50 Cent seinen Lollipop: Videoproduktion, Entwicklung der Webseite und einen immer weiterwachsenden Anspruch an uns selbst. Es war nicht leicht, aber jetzt, da die Nummer elf vor euch liegt, können wir nun wieder Zucker schlecken, bis der Zucker weggeschleckt ist, also spätestens dann, wenn es an die #12 geht. Auch im Süßwarenladen finden wir Schmutz. Alles bisschen eklig hier. Ratten, Ungeziefer und Schimmel. Weil wir die Monothematik fest ins Herz geschlossen haben, führt kein Weg drumherum. Unsere Fotostrecke beschäftigt sich mit dem Schönsten, was der Schmutz zu bieten hat: Berliner Eckkneipen. Wenn ihr wissen möchtet, welche Kneipe eure liebste ist, dann schaut in unsere Zweitsemestertipps. Schaut sowieso mal in sie rein: viel Wissenswertes und alles nicht ganz sauber. Ein bisschen traurig wird es, wenn wir uns Gedanken darüber machen, wie obdachlose Frauen ihr Leben zu bewältigen haben. Männer haben es leichter, aber auch schwer. Viele fühlen sich schon als Weltenretter, wenn sie den Supermärkten ihren Müll klauen. Da lachen andere drüber: Potsdamer Hausbesetzerinnen zum Beispiel. Warum fühlen sich Opfer von sexueller Gewalt schmutzig? Ist das im gewalttätigen Akt selbst bereits angelegt? Dann sind da Messies, die eigentlich ganz harmlos sind und poppig wird es, wenn Miley Cyrus und Helene Fischer die Hüllen fallen lassen und ihre Images vergleichen. Am Ende wird die WG geputzt, oder eben nicht, wie das bei WGs häufig der Fall ist, denn sie sind keine Candy Shops. Uwe Boll rundet das Ganze im Interview ab: Was ist Trash? Sind seine Filme Trash? Und wer ist alles ein Arschloch? (viele) Habt viel, viel Spaß mit der #11 und esst nicht zu viel und schaut mal in unserem Süßigkeitenladen vorbei – wir lassen euch probieren. Robert Hofmann


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REDAKTION

#11

ALI

Kulturwissenschaften und Anglistik/ Amerikanistik

»Wenn sich die Mehrheit faschisiert, musst du Minderheit sein.« Antilopen Gang

ANNA Z.

Koreastudien und Ostasienwissenschaften

»I didn‘t just get the cure to el cancer, I got the cure to el everything.« Deadpool

ANNA S.

Soziologie und Germanistik

»I wasted my time till time wasted me!« Savatage

ANNE

Englischsprachige Literatur

»Weich ist stärker als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt.« Hermann Hesse

CAROLIN

Zur Quelle

»Es is 'ne Scheisse mit dieser Scheisse … und ich spiegel mich darin.« Danger Dan

CHRIS

Literaturwissenschaft

»Just because you got the monkey off your back doesn’t mean the circus has left town.« George Carlin

FRANZISKA

Journalismus

»Die Hälfte des Himmels wird von Frauen getragen.« Mao Zedong

FYNN

Computerlinguistik

»I know words, I have the best words.« renommierter Komiker Donald Trump

JONAS

Drehbuch

»Bitch, you know I don‘t do downers, bitch. You know I‘m an upper ho.« Sin-Dee Rella, Tangerine

LUNA

Deutsche Philologie

»Für mich ist wichtig gesundes Essen, frisches Essen weil es gesund ist. Für meine Kinder kann es auch mal aus der Dose sein.« Nadine, Frauentausch

MALU

Jura

»I can hire one-half of the working class to kill the other half.« Jay Gould


»Okay, ich muss gesteh‘n: Hier ist es dreckig wie ne Nutte. Doch ich weiß; das wird schon wieder mit‘n bisschen Spucke.« Sido, Mein Block

Physik

PATRICK

»Don’t cry – work.« Rainald Goetz

Jura

RITA

»I’m not a businessman, I’m a business, man.« Jay-Z

Gesellschaft: damals und heute

ROBERT

»Onstage, I make love to 25,000 people. Then I go home alone.« Janis Joplin

Linguistik und Anglistik/ Amerikanistik

SARAH

»Einen nackten Hund kann man nicht rasieren!“ New Kids Turbo

Germanistik und Geschichte

SAMUEL

»Ächz, Stöhn, Keuch.« Erika Fuchs

Kultur und Dings

SÖREN

»My theory on Feds is that they‘re like mushrooms, feed ‘em shit and keep ‘em in the dark.« Staff Sgt. Bryce Dignam

Kommunikationsdesign

SVEN

»Ich bleibe auf dem Teppich, auch wenn der Teppich fliegt.« Winfried Kretschmann

Kulturwissenschaften und BWL

TILLA

»Now here‘s a funky introduction of how nice I am, Tell your mother, tell your father, send a telegram.« R.I.P.: Phife Dawg

Sinologie

THOMAS

»Ich gebe kein‘ Fick, lese kein Buch, denke nicht nach, alles ist gut.« NMZS & Danger Dan

Kommunikationsdesign

WENKE

»My heart goes shalalalala shalala in the morning.« Vengaboys

Europäische Literaturen

YANA

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#11: Schmutz


Wer mit dem Gedankentreibenlassen anfängt, kommt schnell auf schmutzige Gedanken. Schmutzige Gedanken führen zu feuchtem Zeug an der Hand: eben noch Körpereigentum, jetzt Schmutz, also wegmachen. Too dirty to clean my after. Was? Lieber nicht, sonst will niemand mehr seine schmutzigen Gedanken mit dir ausleben. Pfui, dann lieber die Schmutzwäsche reinigen, denn in einem sauberen Hemd steckt ein gesunder Körper mit einem gesunden Geist, dessen Gedanken wiederum gerne schmutzig sein können, was möglicherweise dazu führt, dass blaue Cocktailkleidchen mit eingangs beschriebener Körperflüssigkeit besudelt werden. Schmutzig wie Lügen, die behaupten, nie Körperflüssigkeiten auf Cocktailkleidchen von Praktikantinnen entladen zu haben. Man ist, was man isst, aber wer Schmutz isst, der ist kein Schmutz, denn von menschlichem Schmutz wollen wir hier gar nicht anfangen, aber sauber ist es trotzdem nicht, das Essen von Schmutz. Aber im Junkfood ist der Schmutz ja schon konnotiert und Schmutz keineswegs immer schlecht, man denke etwa an ungewaschene After. Eight. Ölteppich vor San Francisco – Nov. 2007


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Roberto Blanco Es hat einfach nicht sein sollen. Roberto Blanco, Sohn zweier kubanischer Varietékünstlerinnen, war für eine Karriere im Showbiz praktisch prädestiniert. Deswegen war es unausweichlich, dass das Medizinstudium in Madrid nach nur zwei Semestern zuende ging. Stattdessen kam er 1956 nach Deutschland und startete eine Karriere als Unterhaltungskünstler. Und weil ein bisschen Spaß (und Trash) sein muss, machte Blanco die typisch deutsche Kategorie »Schlager« zu seinem Markenzeichen. Trotz eines Akzents und einer Hautfarbe, mit der ein Großteil der deutschen Schlagerfans in den 60ern nichts zu tun hatte oder haben wollte, wurde er groß und größer. Vielleicht wurde er auch gerade aufgrund all dessen erfolgreich. Eine Art Tanzbär, über den man sich ironisch wie ernsthaft amüsieren konnte und beim Kauf dessen Platten man sich einreden konnte, nicht rassistisch zu sein. Individuelles Whitewashing durch einen Schwarzen, der weiße Musik machte. In eine Schublade stecken ließ sich Roberto jedenfalls nicht. Neben seiner Gesangskarriere und mehreren Filmrollen moderierte der gebürtige Tunesier drei Fernsehshows mit seiner stets guten Laune und dem viel zu breiten Grinsen. Die Roberto Blanco Show erreichte 1976 mit cleveren Alliterationen wie STUDIUM

Foto: via Sixt

Studienabbrecher der Ausgabe:

»Tausend Takte Temperament« 49 Prozent Einschaltquoten. Frei nach einem seiner berühmtesten Hits, Heute so, morgen so, experimentierte Blanco auch mit Duetten. Zusammen mit Tony Marshall interpretierte er zum Beispiel mit Resi bring Bier David Hasselhoffs Crazy For You zum Sauflied um, was diesem seinerzeit sicher ziemlich gut gefallen hätte. Als die Karriere schließlich stagnierte und das Geld knapp wurde, machte Roberto Blanco mit Werbung für Potenzmittel auf sich aufmerksam. Nicht besonders authentisch, denn die Schattenseiten des Erfolges, die er als Arzt so wohl nicht erlebt hätte, offenbaren sich unter anderem in der öffentlichen Ausschlachtung des Rosenkriegs mit seiner Exfrau Mireille. Auch die zweifelhafte Auszeichnung einer Ehrenmitgliedschaft in der CSU, deren Joachim Herrmann Blanco 2015 als »wunderbaren Neger« bezeichnete, wäre Blanco abseits des Ruhms wohl erspart geblieben. Wahrscheinlich wollte Joachim Herrmann durch seine Aussage auch nur ausdrücken, wie wenig er Blanco auf seine Hautfarbe reduzierte. Wie so viele Deutsche vor ihm. Roberto: Im bunten Sakko gefällst du uns viel besser als im weißen Kittel. JOHANNA HEIDRICH



IN DER SPRECHSTUNDE

PROFESSOR GERHARD DANZER INTERVIEW: ROBERT HOFMANN


011

Wir sind Materie. Gerhard Danzer ist promovierter Arzt und Psychologe, Chefarzt an der Klinik für Psychosomatik in Neuruppin, leitet dort eine Praxis und lehrt an der Medizinischen Hochschule Brandenburg sowie an der Charité und der Uni Potsdam.

Kennen Sie Loona? Nein. Da muss ich eher zurückfragen: Wer ist das? Ist es eine zeitgenössische Künstlerin? An der Stelle bin ich noch in einer anderen Zeit verfangen, die womöglich schon längst vergangen ist. Das ist aber auch ein Teil dessen, was meine Identität ausmacht: Ich erlebe mich in manchen Bereichen meiner Person wie auch der Kultur so, dass ich aus einer anderen Zeit komme und in eine andere Zeit will. In welche Zeit wollen Sie gern? Eine Zeit, die man auch als Utopie bezeichnen könnte. Eine Zeit oder eine Landschaft, eine Region, eine Epoche, wo es um Themen geht, die im Mittelpunkt stehen dürften. Themen wie Erziehung, Bildung, Selbst-, Menschen- und Weltkenntnis. Wenn diese im Mittelpunkt einer Sozietät, einer Kultur stünden, dann könnten viele zur Zeit sehr drängende Probleme deutlich minimiert werden. Wer sind wir? Es gibt eine Formel, die ich in irgendeinem

Buch mal verwandt habe, die lautet: »Der Mensch ist Materie, die nach ihrer Bedeutung sucht.« Das würde ich, glaube ich, immer noch so ausdrücken. Ihre allwöchentliche Montagsvorlesung heißt »Wer sind wir? Philosophische, psychologische und medizinische Anthropologie«. In Ihrem gleichnamigen Band sind unter den von Ihnen vorgestellten westlichen Autorinnen nur drei Frauen vertreten. Können weiße Männer der Frage am Besten auf den Grund gehen? Die Schlagseite hin zum Männlichen hatte einen Grund: Meinem Empfinden nach ist der Beitrag der männlichen Ärzte, Psychologen, Philosophen in den letzten Jahrhunderten aus verständlichen, auch aus patriarchalisch geprägten, Kulturentwicklungen heraus größer als derjenige der Frauen. Das gilt allein von der Zahl her, allein von dem, was Männern zur Verfügung stand: sich kulturell zu betätigen, sich Wissen und eine gewisse Form von Souveränität in der Bewegung, in der Kultur zu erobern. Das war jahrhundertelang immer den Männern mehr vorbehalten als den Frauen. Helfen Ihnen Ihre Erfahrungen als Humanmediziner dabei, das Wesen des Menschen zu ergründen, oder stiften sie eher (neue) Verwirrungen? Ich bin heilfroh, dass ich Arzt geworden bin und dass ich immer noch ärztlich tätig bin, weil mich das auf eine bestimmte Art und Weise in die Wirklichkeit hineinzieht und gleichzeitig konfrontiert, mit der Wirklichkeit des Menschseins. Das ist der Mensch: oft ein sehr notleidendes, ein sehr hilfloses Wesen. Und dann in der Hilflosigkeit, gerade, wenn Krankheit eine dominante Rolle spielt, ist er noch mal ungemein würdevoll. ZQZAUBERT.DE


012 Ihre Vorlesung ist sehr beliebt, es kommen auch vermehrt ältere Menschen. Sind das Ihre Bekannten oder Fachkolleginnen? Ich würde sagen, es sind drei verschiedene Gruppen: die einen, die ich einigermaßen gut kenne, die zweiten, die ich aus beruflichen Zusammenhängen her schon mal gesehen habe, und die dritten, die aus Zufall zu dieser Vorlesung dazu gestoßen sind. Bei ihrem sogenannten Michelangelo-Prinzip in der Vorlesung gilt: Es wird abgegeben, wenn's fertig ist. Hat sich das für Sie und Ihre Studentinnen bewährt? Ob das jetzt alles zu einem bestimmten Zeitpunkt kommt oder nach und nach, für mich ist es so oder so Arbeit. Meist eine schöne Arbeit. Für die Studierenden, glaube ich, ist es ein Aspekt, der ihnen etwas weiterhelfen kann. Mein Impuls ist der Versuch, ihnen das Üben als etwas Lustvolles, etwas Angenehmes, Interessantes und Spannendes erscheinen zu lassen. Nicht als etwas, das von vornherein mit einem Termin versehen ist, zu dem manche es dann doch nicht immer schaffen. Manche kommen dann erst nach zwei Jahren und haben es doch irgendwie hingekriegt. Was hielten Sie davon, wenn im Studiensystem weniger auf Deadlines und dergleichen gesetzt würde? Ich halte von Deadlines wenig, wenn sie von Außen vorgegeben werden. Denn mancher braucht für ein und denselben Entwicklungsschritt Wochen, der andere Monate, der nächste Jahre. In der Entwicklung von uns Menschen brauchen wir nicht selten so etwas wie ein Moratorium, eine Zeit, in der wir in Ruhe gelassen werden, wenn wir für STUDIUM

uns wachsen und reifen dürfen. Ich plädiere überhaupt nicht für Verwahrlosung, für Nichtstun, für Es-wird-schon-werden; nein, gar nicht. Wir müssen aufpassen, dass sich die Regularien nicht so sehr über die Inhalte her machen. Dass wir zum Schluss nur noch miteinander darüber verhandeln, wann wir wie viele Credits bekommen. Sie stellen frei, in welcher Form die Abgabe gemacht wird, woran erinnern Sie sich besonders gern? Vor dreieinhalb Jahren hat einer ein Hörspiel konzipiert. Er hatte sich, ausgehend von der Vorlesung über Ernst Cassirer, in einer ganz ergreifenden Art, überlegt: Wie wäre es, wenn Cassirer auf seiner Überfahrt von Europa nach Amerika auf dem Schiff einen anderen Philosophen träfe und beide anfingen, über Cassirers Philosophie, sein Leben, den Nationalsozialismus und das Exil nachzudenken. Das hat mich sehr berührt. Ich habe auch eine Studentin, die hat einmal einen Kurzfilm über Karen Horney zusammengestellt. Es ging dabei auch um Begriffe und Konzepte von Horney: Wie visualisiert man reales Selbst, ideales Selbst, falsches Selbst? Das Denken ist etwas, was wir an den Universitäten versuchen, miteinander üben, lernen oder erweitern. Man kann es in verschiedenen Medien, in verschiedenen Ausdrucksformen versuchen: den Erkenntnisakt, das Nachdenken, das Vorausdenken, das Probehandeln. Sie haben dem Interviewtermin am »frühen Vormittag« zugestimmt. Von wann bis wann geht dieser? Der frühe Vormittag geht von acht bis halb elf. Das ist der frühe Vormittag und dann kommt der späte Vormittag und dann kommt der Mittag und so weiter.



STUDIUM TEXT: LUNA GRAFFÉ

ERASMUS IN UMEÅ

FREDAGSMYS UND LÖRDAGS GODIS

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Stockholm, okay. Aber Umeå? Zugegeben, ganz oben auf Hellis Wunschliste stand das nordschwedische 100.000-Einwohner-Städtchen nicht. Trotzdem ist sie nun hier. Wenn schon Schweden, überlegte Helli sich, dann richtig: nass, kalt und dünn besiedelt. Nach nicht allzu langer Zeit aber saß sie in ihrem Zimmerchen im Studentinnenwohnheim, schlug die Beine übereinander, rechnete aus, dass sie noch sieben Monate vor sich hatte und war sich nicht mehr so sicher. Einzig ein Kunstwerk an der Wand spendete Trost: Irgendwas mit Birken. Die Anfangszeit war nämlich schwierig. So gerne wollte Helli das wahre Schweden erleben: Die Leute, die Sprache und die kleinen roten Schwedenhäuschen. Doch fies wie die Schwedin, blieb sie lieber für sich. Nichts außer »Hallo und Tschüss« in der Wohnheimküche. Um bei minus 27 Grad und permanenter Dunkelheit nicht in Depressionen zu verfallen wie so viele ihrer Kommilitoninnen, musste sich Helli was einfallen lassen. Die schwedische Gesellschaft hat vorgesorgt, damit nicht alle ihre Angehörigen dem Suizid oder kleinen Vampirmädchen anheimfallen. Helli wählte Vitamin D in Pillenform und regelmäßiges auspowern im Fitnesscenter um die Ecke. Geil auch

die Lichträume: ganz wunderbar gemütlich, gratis und vollgepumpt mit UV-Licht. Auf flauschigen Sofas und knuddeligen Kissen machen es sich die Studentinnen hier bequem und bekämpfen ihren Melaninmangel – man hat immerhin den Ruf des schönsten europä­ischen Volks zu verteidigen. Zur Uni geht Helli natürlich gerne und regelmäßig. Nur manchmal, wenn die schwedische »Du-Reform« in den Seminaren auf sie herniederprasselt, fühlt sie sich wie bei einem IKEA-Besuch und vermisst die deutsche Spießigkeit. Vor einigen Jahrzehnten wurde in Schweden die Förmlichkeit abgeschafft. Einfach so, per Gesetz. Seitdem duzt man sich. Nicht mehr nur Lovergirls, Freunde und gute Bekannte – einfach alle. Auch mit dem Geld ist das so eine Sache: Nichts, wirklich gar nichts kostet weniger als zehn Kronen, circa einen Euro. Vom Alkohol gar nicht anzufangen. Selbst in der ranzigen Eckkneipe zahlt die Schwedin mindestens sechs Euro für ein mittelmäßiges Bier. Den Absacker spontan zu kaufen, ist auch nicht drin. Die Öffnungszeiten des Systembolaget, dem Alki-Supermarkt, sind alkoholismuserschwerend kurz. Jenseits von Alkoholgelüsten gibt sich die Schwedin gerne den Süßigkeiten hin

und süßes Gebäck wird mit ebenso süßem Kaffee in großen Mengen zu sich genommen. Richtige Schlemmermäulchen sind sie, diese Nordlichter. In den Supermärkten tummeln sich die Süßigkeiten-Liebhaberinnen vor dem riesigen Regal mit unzähligen Varianten an Bonbons, sauren Drops und bunten Lollis. Samstag heißt Lördag und am Lördag kauft die Schwedin Lördagsgodis, also Samstagssüßigkeiten. Immer! Zu gerne übernimmt Helli diesen Brauch und rangelt vereint mit den Schwedinnen um die besten Leckerbissen. Nach einigen Monaten lief es dann auch mit ihren Mitbewohnerinnen besser. Vodka wirkt nämlich selbst bei verkrampften Schwedinnen. Wer braucht schon Erasmus-Partylife, wenn es Lördagsgodis und Fredagsmys gibt. Das Freitagskuscheln beschreibt den perfekten Freitagabend: Wein mit den Freundinnen, zusammen kochen, Chips essen und fernsehen. Und Helli kuschelt, was das Zeug hält. Jetzt kann man langsam wieder rausgehen, ohne sofort sämtliche Glied­maßen an die Kälte zu verlieren. Nach dem Mittagessen scheint sogar noch die Sonne. Die Selbstmordrate sinkt. Bald ist Sommer!

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ZQZAUBERT.DE


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WENN DIE INNERE LEERE MIT DINGEN GEFÜLLT WIRD STUDIUM


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TEXT: SARAH LUDWIG

»Wichtig« ist allerdings relativ: Zwar besteht der Inhalt wirklich zu 98 Prozent aus Zetteln, doch haben diese ihren tatsächlichen Nutzen bereits vor Jahren verloren – sofern sie ihn denn je besaßen. Überdurchschnittlich oft stößt man in dieser Schublade auf Eintrittskarten, Kassenbons und Fahrscheine, darunter auch einige der Deutschen Reichsbahn. Der Glanzpunkt der Schublade ist eine Handvoll winziger Papiere, auf denen in einer Schriftgröße von maximal sechs Punk-

Ich hab da diese Schublade. Sie heißt offiziell »wichtige Zettel«, auch wenn in Kinderschrift noch »Kleinkram« daraufgekrakelt ist.

ten kurze, kryptische Gedankenfetzen einer vom Unterricht gelangweilten Teenagerin aufgezeichnet sind. Es ist eine abwechslungsreiche Zusammenstellung aus spontanen, mehr oder eher weniger lyrischen, doch in jedem Fall hochdramatischen emotionalen Ergüssen; dazu diverse Songtextschnipsel sowie furchtbar unlustige, dafür aber original und in Echtzeit dokumentierte Wortwechsel zwischen Lehrerinnen und Klassenkameradinnen. ZQZAUBERT.DE


018 Wenn jemand von Messies redet, dann fühle ich mich immer ein wenig mitgemeint. Meine Mutter sagt immer, was ich aufbewahre, habe wenigstens einen Erinnerungswert. Doch dann frage ich mich, ob der Unrat, den ein offiziell anerkannter Messie so ansammelt, für diesen etwa keinen Wert hat? Würde er all die Dinge sonst aufheben? DIE ÄUSSERE SUCHE NACH INNEREM ZUSAMMENHALT

In der einschlägigen Fachliteratur (Wikipedia) wird das Messie-Syndrom als »psychische Wertbeimessungsstörung« bezeichnet: Betroffene würden Gegenstände also auf andere Weise bewerten als der Großteil der Bevölkerung. Ihnen falle es sehr schwer, sich von Dingen zu trennen. Einige der Betroffenen seien dazu ständig darum bemüht, ihre Sammlungen noch weiter auszubauen. Wenn man sich diesen Artikel so durchliest, dann fühlt man sich in seinem Wissen kaum bereichert, in der Selbstdiagnose aber durchaus bestätigt: »Bereiche der Wohnung nicht mehr betretbar« – check! »Chronische Probleme mit Zeiteinteilung und Pünktlichkeit« – ja, nun … check! Die pathologische Form des Messietums übersteigt natürlich in seinen Symptomen die weitverbreitete häusliche Chaoswirtschaft, denn in der finden sich in der Regel nicht auch die eigenen Exkremente. Derart schwerwiegende Symptome sind zwar nicht die Regel, doch grundsätzlich liegt der Symptomatik oft eine innere Fragmentierung zugrunde: Dabei werden Teile der eigenen Persönlichkeit nicht akzeptiert und deshalb STUDIUM

abgespalten, oft werden sie auch auf andere projiziert. Damit fehlen den Betroffenen jedoch existentielle Anteile ihrer Selbst und es entsteht ein Gefühl von innerer Leere. Und die verlangt nach Füllung, was meist mit unterschiedlichsten Substanzen und Verhaltensweisen zu erreichen versucht wird. Das Horten von Gegenständen kann also als äußere Suche nach innerem Zusammenhalt gedeutet werden, als aktives Steuern gegen das eigene Auseinanderfallen. ÜBERFORDERUNG DURCH ÜBERFLUSS

Ich bin kein Messie. Horst schon – jedenfalls sagt er das. Seiner eigenen Beschreibung nach lebt er in einer Art überfüllter Bücherhöhle. Er nennt Verlustängste als Hauptgrund für seine Blockade gegen das Ausmisten. Seiner Einschätzung nach braucht er nicht sonderlich lange für das Auffinden von Dingen, denn seine scheinbare Unordnung folgt einer inneren Systematik, die er problemlos überblickt. Um sich zum Wegwerfen einiger seiner Habseligkeiten entscheiden zu können, hätte er jedoch gerne Unterstützung. Die Unterhaltung mit Horst bestätigte den Verdacht der Überforderung vieler Messies durch den Überfluss, der sie umgibt. Ich schickte ihm einen Fragebogen, zur Sicherheit einmal als angehängtes Word-Dokument und noch einmal im Textfeld der Mail. Es dauerte sechs Tage und sechs Mails, bis ich ihm deutlich genug erklärt hatte, dass seine Antworten sowohl als separates Dokument, direkt in der Mail, telefonisch und ja, auch zwei Tage nach dem ursprünglich angepeilten Termin noch angenommen würden.


FOTO: (c) BooWow / www.flickr.com

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Das Ausfüllen des Fragebogens schien an sich keine große Herausforderung für ihn darzustellen, die Fülle an Möglichkeiten ihn aber dennoch zu verunsichern. Aber das ist durchaus nachvollziehbar, wenn man die Zeit hochrechnet, die man in seinem Leben etwa schon vor Supermarktregalen verbracht hat, unfähig, sich für eine Sorte Mehl zu entscheiden. Dann war da noch dieser Absatz, der eigentlich nichts mehr zum Thema beiträgt. Doch er war einfach zu schön, um ihn zu löschen. Deswegen steht er nun noch hier. Steht er im Weg? Kommt ihr daran vorbei?

S Lieblingsdiktator der Autorin: »Mussolini, Regenbogenfisch. Gefürchteter Tyrann seit 2004. Lebt heute endlich in Frieden mit seinem letzten überlebenden Untertan, der siamesischen Rüsselbarb(i)e.« MESSIE – UND DANN?


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V. III. IST DAS

N A H RU N G N N A K R E D O DAS WEG?

IV. RESSORT


021 TEXT: MALU WECKERLING

Superdesignte  Produktparadiese bieten  uns makellose Ware feil  und aus der Norm fallendes  oder zu weit gereiftes Obst  und Gemüse wird von  den wenigsten Märkten  geduldet – vom Containern,  Foodsharing und der Frage:  Wohin mit all dem Überfluss?

Jedes verpackte NahV. rungsmittel kommt I. mit einem Fluch zur III. Welt. Es ist dazu verII. dammt, spätestens an VI. seinem Verfallsdatum IV. aus dem Verkehr gezogen zu werden. Auch viele Lebensmittel, die es in unsere Küche geschafft haben, finden I. Obst IV. Brot ihr Ende mitnichten II. Gemüse V. Süssigkeiten im Verzehr. Stattdes- III. Milchprodukte VI. Fleisch sen wird – alarmiert durch die Zahl auf der Verpackung – jedes achte Lebensmittel der Überproduktion und Überfluss auf der einen Müllwirtschaft anvertraut. In der Produktions- und Hunger und Ressourcenverschwendung kette fällt in Deutschland eine jährliche Vernich- auf der anderen Seite zu entspannen, ist ein tung von 500.000 LKW-Ladungen Nahrung an. subversiver Kampf gegen Vernichtung von geDie Vorselektion in der überregulierten nießbaren Lebensmitteln entstanden. Er spielt Produktionskette, die Verhaltensweise des sich in den Mülltonnen des Lebensmittelhangierigen Kaufens und späteren Wegschmei- dels oder durch ausgetüftelte Essensrettung und ßen von noch genießbaren Lebensmitteln -verteilung in Kooperation mit dem Handel ab. lässt sich mit Verschwendung und Ignoranz zu sammenfassen. Denn auch in diesem Land gibt ZUGRIFF VON HINTEN: CONTAINERN es Menschen, die nicht auf Rosen gebettet sind. 1,5 Millionen Menschen werden hierzulande Für Containern – der Lebensmittelbevon Tafeln unterstützt. Jedes Lebensmittel ist schaffung aus der Tonne – sind Abfallbezudem Produkt von Arbeitskraft, Wasser, Roh- hälter von Lebensmittelmärkten im Schutze stoffen, Energie sowie der Belastung von Böden, der Dunkelheit anzusteuern. Nützlich sind: Luft, Grundwasser. Dass diese Ressourcen noch Latexhandschuhe und Taschenlampe. Die nicht einmal hier, sondern in Marokko, Chile Containerwundertüten bieten eine zufällige oder Ghana verbraucht werden, macht uns in Auswahl an Produkten. Salatdressing, Eier, gesteigertem Maße verantwortlich. Und auch Milchprodukte, Weichspüler, Blumenerde Rosen fliegen häufig einfach in den Müll, ob- – was in Supermarktregalen schlummert, wohl man prima auf ihnen hätte liegen können. die nicht zu unserer Stammroute gehören, Im Bemühen, diese perverse Situation von kommt hier erstmals richtig zur Geltung.

VI.

ZQZAUBERT.DE


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IST DAS N A H RU N G N N A K R E D O DAS WEG? Während sich im Internet über Verarbeitung der Containerware, über Zugangswege und Zugriffszeiten zu den Tonnen rege ausgetauscht wird, ist die Begeisterung des Handels begrenzt. Er wehrt sich mit Müllpressen, hohen Zäune und Strafanzeigen. Verfahren werden in der Regel allerdings wegen Geringfügigkeit eingestellt und die Unternehmen sind aus Marketinggründen auch nicht daran interessiert, dass es wirklich zu einem Prozess kommt. ORGANISIERTER BEUTEZUG: FOODSHARING

Foodsharing ist eine Initative, die in Abstimmung mit willigen Märkten Foodsaver-Teams entsendet, die Lebensmittel direkt aus den Geschäften abholen. Anstatt sich bei Dunkelheit am Rande der Legalität in Mülltonnen zu tummeln, kann man als Foodsaver durch die Eingangstür an die üppigen aber eigentlich müllgeweihten Reste der Verschwendungsgesellschaft herantreten. Dort werden von der Supermarktbetreiberin nicht mehr verkäufliche Lebensmittel hübsch aufgestapelt – das spart nämlich Abfallkosten. Zwar muss man das Essen mitnehmen, egal, ob es sich um 2 oder 20 Kisten Granatäpfel handelt. Dafür nehmen öffentliche Kühlschränke, Fair-Teiler und Abnahmestellen wie Flüchtlingslager oder Obdachlosenhilfen die geretteten Lebensmittel gerne entgegen. Foodsaver darf jede sein, die ein Quiz zu Fragen über Zuverlässigkeit und Nahrungsverständnis gelöst hat. Weitere Bedingung ist, dass gerettete Lebensmittel niemals verkauft, getauscht oder gegen Spende abgegeben werden. Unentgeltlichkeit ist eine fundamentale Grundidee der Lebensmittelrettung. STUDIUM

IST DAS ALLES?

In Kopenhagen öffnete jüngst ein Supermarkt, der verbannte Lebensmittel mit ehrenamtlicher Hilfe verschenkt. Hierzulande gibt es Läden, die ausschließlich Brotwaren von gestern anbieten. Natürlich sind sowohl das Containern als auch die koordinierte Alternative des Foodsharings wichtige Schritte, um auf den Überfluss und die Verschwendung aufmerksam zu machen und diese aktiv einzudämmen. Natürlich kann auch Foodsharing fundamentale Verteilungsungerechtigkeiten und damit einhergehende Verschwendung nicht alleine eindämmen. Es braucht eine Herangehensweise, die tiefer greift. Im Gegensatz zu Frankreich, wo nicht verkaufte Lebensmittel gespendet werden müssen, findet unsere Regierung, dass dies ja schon oft genug freiwillig passiere. Mit dieser nachsichtigen Einstellung kommt sie sicher der deutschen Schwarz-Gruppe, dem größten Handelskonzern Europas, und den Aldis und Edekas entgegen, die sich nämlich nicht am Foodsharing beteiligen. Kostenloses Essen auf dem Markt gefährdet den Absatz. Die Produktion von und der Umgang mit Nahrung muss strukturell angegangen werden, denn die aktuelle Überflusspraxis geht auf Kosten von Mensch und Natur. Außerdem bleiben Hungrige weltweit ohne elementarste Lebensmittel.

M Lieblingsdiktatorin der Autorin: »Gewieft lenkt, drückt, dealt er in den Machtzentren. Flott ist da noch ein Land gebändigt. Der IWF kann prima ohne Volkes Stimme.«


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Die Kunst der Cunnilinguistik Dass es gut ist, über Sex zu reden, wissen wir spätestens seit dem Aufklärungs­ unterricht in der Schule. Aber beim Sex reden? Das finden viele peinlich oder zum Kichern. Die Kunst des Dirty Talks ist ein schmaler Grat, der sich über tiefe Täler von Geschmacklosigkeit, political incorrectness und Lächerlichkeit zieht. Mir wurde das zum ersten Mal schmerzlich bewusst, als mir ein Niederländer sagte, er finde mich »fucking lekker«. Diese interkulturelle Stolperfalle war zwar nicht vorhersehbar, brachte mich aber dermaßen zum Lachen, dass aus einem erotischen Vorspiel gezwungenermaßen eine kurze Aufklärung über die semantische Eigenart seines Kompliments wurde. Spaß hatten wir dann trotzdem, aber hauptsächlich ohne Worte. Dabei gibt es wenig Besseres, als sich beim Sex Komplimente zu machen, auszutauschen (also nicht nur fluid, sondern verbal) oder gegenseitig anzuspornen. Erfahrungsgemäß kann man sich nämlich mit der Körperspräche nicht so differenziert ausdrücken, wie man glaubt. Also gilt es, ein Vokabular zu finden, das weder billig und abgedroschen nach 50 Cent klingt, der Frauen anbietet, auf

seinem Magic Stick zu reiten und seine liebevollen Großzügigkeiten durch seine Stellung als selbsternannter Love Doctor legitimiert, noch die Partnerin degradiert (es sei denn, das wird gewünscht). Grundsätzlich ist es natürlich Geschmackssache, wie weit man sich vom ›sicheren‹ Stöhnen in den Dschungel der erotischen Metaphern und Anspielungen hineinwagen will. Aber das Spektrum ist breit und Experimentierfreude wird regelmäßig belohnt: Obwohl es heutzutage angeblich keine Tabus mehr gibt, ist es im echten Leben meistens doch nicht so einfach, seine sexuellen Fantasien und Wünsche jemandem, mit dem man sie potentiell verwirklichen will, ins Gesicht zu sagen. Umso besser kommt es an, wenn man sich mal traut! Denn Begehren, Mut und (Un-) Zweideutigkeit sind verdammt sexy. Rita Jordan

TITEL DES ARTIKELS DESSERT


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STUDIUM


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Das große Problem mit der Wohnung  sind nicht die Mitbewohner, die anderer  Leute Milch leertrinken. Das große  Problem mit der Wohnung ist das Putzen.  Eine Meditation über die Vergeblichkeit  menschlichen Ordungsstrebens. TEXT: SÖREN MAAHS

PUTZEN IST SINNLOS

Putzen ist eine sinnlose Tätigkeit und reine Verschwendung an Zeit und Energie, eine nie abgeschlossene Sauarbeit, während man sich eigentlich Lustvollem hingeben könnte. Kaum hat man alles durchgefeudelt, kommen sogenannte Freunde zu Besuch, die gedankenlos auf die Dielen aschen und Bier über die Cocktailsessel kippen. Und nach ein paar Tagen lässt der hinterlistige Staub sich schon wieder gleichmäßig auf Vorhängen, Bücherregalen, Topfpflanzen und Plastik-Klimbim nieder. Jedesmal saugt man den Staub der letzten Woche weg, nur dass Platz gemacht werde für den Staub der nächsten. Man verliert täglich. Nämlich Hautschuppen, Sekretkrusten, Haare von jederlei Wuchsort. Alles fällt schwerkraftgelenkt zu Boden, wird von Türwinden, Lüftchen und Verwirbelun-

gen zusammengetrieben und ballt sich, zusammen mit dem Pöbel des Grundes, den wir Staub nennen, zu gräulichen Wollmäusen. Solange wir leben, geht das so. Es gibt Dreck, den wird man nicht los. Auf Zahnbürsten tummeln sich die gleichen Fäkalkeime wie auf Klobrillen. Man weiß, dass es so ist und tut, als wäre nichts. Und gerade in Betten reichern sich hohe Ekelkonzentrationen an: Hausstaubmilben, Schweißrückstände, Pilzsporen und Samenflüssigkeit. Milben und ihre Exkremente kommen unterhalb von 1.200 Höhenmetern in jedem Haushalt vor. Unausrottbar, anspruchslos, atombombensicher, das treueste Haustier. Als ihr natürlicher Feind gilt das Silberfischchen. Im Modersiff einfach tausende Silberficker anzüchten, hat sich das Milbenproblem erledigt. Dafür halt Silberfischchenproblem. Ganz ohne Trade-offs geht’s eben nicht. ZQZAUBERT.DE


026 PUTZEN IST GEFÄHRLICH

Gelangen Putzmittel der potenteren Sorte aus Versehen in Augen und Nase, gesellt sich zur Beraubung des Augenlichts der unwiederbringliche Verlust des Geruchssinns. Mal ganz abgesehen davon, dass manche Aggroreiniger Krebs erregen und die Umwelt schädigen. Beim Fensterputzen riskiert man, aus dem 4. Stock zu fallen, vom Bürgersteig gekratzt und in den nächsten Krankenhausgulag geschaufelt zu werden, wo Bakterienhorden ihr multiresistentes Unwesen treiben. Zum Glück kann das leicht vermieden werden: Statt wie ein Depp mit Sidolin Streifenfrei zu hantieren, hält man seine Fenster mit einer überlegenen Technik der Formel 1 sauber und überklebt die Fenster einfach mit Klarsichtfolie innen und außen (Obacht, wirft leicht Blasen). Wenn man mehrere Schichten Folie übereinander anbringt, braucht man bei Bedarf nur die oberste abzuziehen und die Sicht ist wieder ungetrübt.

die Experten zu einem Sandstrahlreiniger. Der empfiehlt sich aber nur für recht grob zu reinigende Räumlichkeiten. Bohrinseln zum Beispiel. Oder im Braunkohleabbau. So eine normal verdreckte WG-Küche kann man hinterher wegschmeißen, dafür ist sie hübsch sauber. Macht man das regelmäßig, geht es schnell ins Geld. ENTROPIE: KEINEN FICK GEBEN

Entropie, ein Angeberwort, was das genau heißt müsste man erst mal auf Wikipedia nachlesen. Irgendwie fasert alles aus, wenn Entropie ist. Es schweift ab, wird unkontrollierbar, und wahrscheinlich ist dieser ganze Sauhaufen, in dem wir uns täglich suhlen, ein gutes Beispiel für Entropie. Sich der Entropie aktiv entgegenzustellen, etwa durch tägliches Aufräumen oder wöchentliches Putzen, bedeutet, sich mit der Natur anzulegen. Das kann böse enden und man darf sich nicht TOTALE MASCHINENREINIGUNG wundern, wenn die Natur zurückschlägt, zum Beispiel in Form eigener Kinder oder Gibt es eine Endlösung der Putzfrage? Erdbeben, die einem zeigen, wo die Entropie Hat Gott deswegen den Saugroboter erfunden Most holt. Wer eins wird mit der Natur, den? Ein Haushaltsgerät, mit dem man mit findet sich einfach mit der Entropie ab. geringstmöglichem Aufwand künftig das Akzeptiert man die Schmutzwäschehaufen ganze Heim zu reinigen im Stande wäre? im Schlafzimmer erst mal als physikalische Holzfußböden und Kachelfugen schon, aber Unausweichlichkeit, wird alles leichter. So was ist mit ranzigen Backöfen, verkalkten Klo- unterwirf dich der Natur und lebe fürderhin schüsseln, hohen Fenstern? Vielleicht doch auf einer höheren Existenzstufe: in lässiger besser einen Kärcher? Mit 3.000 Bar mal so Unordentlichkeit, die an Schlamperei grenzt. richtig den Muschelbewuchs aus der Badewanne entfernen? Fett den Abfluss entmoosen? Für RICHTIG hartnäckigen Dreck raten

STUDIUM


027 STAUB ZU STAUB IM EWIGEN REINIGUNGSKREISLAUF

Im Laufe der Zeit nimmt überall die Unordnung zu, wenn man keine Energie reinsteckt. Das verschimmelte Essen im Abwaschbecken riecht süßlich nach Verwesung. Wo man hintritt, bekommt man nicht nur krümelige Füße, sondern hinterlässt saubere Fußstapfen. Mehrmals täglich denkt man »Verdammt, schon wieder in die gleiche klebrige Kaffeepfütze getreten« oder »Eigentlich unpraktisch, dass die Pfandflaschen der letzten fünf Monate genau vor der Wohnungstür stehen« – wie's halt ist, wenn lang genug Königin Entropie ihr Zepter schwang. Als wäre das nicht genug, holen wir uns Müll von der Straße, nennen die Straße Flohmarkt und den Müll Cocktailsessel, in dem ein Zoo wimmelt aus Motten, Kakerlaken, Sackratten und Bettwanzen. An den Schuhen holt man das verpisste Berlin in die Wohnung. Berlin, eine kaputte Stadt, die nur noch von Hundescheiße, EasyJet-Set-Kotze und Maklerseuche zusammengehalten wird. Alles schwappt hier rein, der Wintermatsch, der ganze Dreck legt sich wie ein schmieriger Film auf die Seele eines jeden empfindsamen Menschen.

S Lieblingsdiktator des Autors »Raketenstart: Staatsakt, Pomp, Trara. Endlich Abschuss Richtung Weltall. Rakete fliegt lustigen Bogen und plumpst in ein Loch. Alle so: Fuck! Mobutu bleibt cool.«

Umgeben vom dreckigen Elend wedelt man eine Obstfliegenwolke beiseite, weint ins faulige Spülwasser und bedauert, niemals den bescheuerten WG-Putzplan eingehalten zu haben. Jetzt ist die kritische Verdreckungsmasse erreicht, die Tatendrang auslöst. Man greift zu Glitzi dem Schrubberspülschwamm, zum Wischmop mit Kugelgelenk-Technologie und zum Staubsauger mit 10.000 Watt am Rohr. Kündigen dazu noch Familie oder der Heizungsableser ihren Besuch an, bringt das zusätzliche Putzbeschleunigung in Flash-Attacken. Danach reicht’s erst mal für die nächsten drei Monate. Oder vier. Oder bis wir dereinst selbst in Flusen zerspellt von dannen gehen.


Fotostrecke: Berliner Eckkneipen Bilder: Vincent Voignier

VINCENTVOIGNIER.BLOGSPOT.DE

Da, wo der Tag so dunkel ist wie die Nacht; da, wo sich Fuchs und Hase schon vormittags gute Nacht sagen: Dahin hat es uns verschlagen. Eigentlich verschlägt es uns hier allabendlich hin, denn so schön wie in den verraucht-verruchten Berliner Eckkneipen ist es kaum irgendwo. Menschen aller Milieus, Altersklassen und Grade des Alkoholismus finden hier zusammen, um gemeinsam dem Abgrund entgegenzufeiern: Schweigend am Tresen sitzend, in der Ecke knutschend oder der Jukebox eine Schlagerplaylist gönnend. Hier die schönstschmutzigsten Eckkneipen der Stadt.


029

linke Seite: Eck-Kneipe Mariannenplatz 9a 10997 Berlin-Kreuzberg rechte Seite: Zur Quelle Alt-Moabit 87 10559 Berlin-Moabit


Stammtisch Weserstr. 159 12045 Berlin-Neukรถln



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linke Seite: Bürkner Eck Hobrechtstraße 39 12047 Berlin-Neukölln rechte Seite: Beim Dicken Mariannenplatz 9a 10997 Berlin-Kreuzberg


033


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BÄ DAVID


036

SCHUTZLO Braucht es auch für Männer eine Armlänge Abstand? Nicht selten werden auch sie Opfer sexueller Übergriffe und nur wenige trauen sich, nach Hilfe zu fragen. Woran liegt das? Und wie lässt sich das ändern?

GESELLSCHAFT RESSORT


037

OS TEXT: ALIA LÜBBEN

Vom Rücksitz des Taxis aus schiele ich möglichst unauffällig nach vorne zur Person auf dem Fahrersitz. Sie wirft einen kurzen Blick in den Spiegel und sieht mich an, dann sind ihre Augen wieder auf die Straße gerichtet. Instinktiv kontrolliere ich, ob die Kindersicherung eingeschaltet ist. In diesem Moment fühle ich mich zurückversetzt an jenen Abend vor vier Jahren, denke an den Taxifahrer, dessen Worte mich durch Kleidung und Haut hindurch im Innersten erschütterten. Ich hatte nach dem Vorfall keine körperlichen Verletzungen und war außer Gefahr, aber ich fühlte mich unglaublich hilflos. Ich fühlte mich verantwortlich – aber wie hätte ich es herausgefordert haben sollen? Die Spuren von Gewalt müs-

sen nicht am Körper sichtbar sein. Was am meisten trifft, ist, dass der eigene Schutzwall durchbrochen wird. Gewalt kann sehr subtil sein und in den seltensten Fällen geht es dabei um Sexualität. Wenn überhaupt, dann nur zweitrangig, denn hauptsächlich geht es um Macht. Aus diesem Grund handelt es sich auch bei einer Vergewaltigung nicht um Sex. Sex ist einvernehmlich, eine Vergewaltigung ist ein reiner Gewaltakt. Ein Großteil sexueller Gewalt wird innerhalb eines Vertrauensverhältnisses ausgeübt. Die Täterinnen, die meist männlich sind, aber durchaus auch weiblich sein können, sind sich der Erniedrigung ihres Opfers bewusst. Sie demonstrieren damit ihre Macht ihm gegenüber. TITELZQZAUBERT.DE DES ARTIKELS


038 SEXUELLE GEWALT ALS MITTEL DER UNTERDRÜCKUNG Die systematische Einschüchterung von Frauen auf einer sexuellen Ebene wird in Diktaturen häufig als Mittel zur Kontrolle und Unterdrückung der gesamten Gesellschaft genutzt. Nicht nur die Frauen selbst leiden darunter, sondern auch die Männer, denen in einer patriarchalen, heteronormativen Gesellschaft die Kontrolle über »ihre« Frauen genommen wird. In Kriegen sind auch sexuelle Gewaltakte gegen Männer keine Seltenheit. Statt um patriarchale Strukturen zu festigen, nutzen die Vergewaltiger sie als psychische Waffe wie Studien, zuletzt aus den Kriegsgebieten im Kongo, Uganda und Ruanda, zeigen. Der stereotype männliche Täter entspricht einem heteronormativen Bild. Dies unterstreicht nochmals, dass der sexuelle Übergriff im Zuge des Kriegsgeschehens reines Mittel zum Zweck ist und nicht die sexuelle Befriedigung des Täters im Vordergrund steht.

GESELLSCHAFT RESSORT

Die Vergewaltigung von Männern durch Männer hat eine lange Geschichte, die bis in das antike Persien, Griechenland und China reicht und fällt unter den Begriff »Kulturelle Destabilisierung«. Außerhalb des Kriegsgeschehens werden Vergewaltigungen an Männern für gewöhnlich als »sexuelle Nötigung« deklariert. Neben der Scham, die Taten anzuzeigen, führt dies zusätzlich dazu, dass sexuelle Gewalt gegenüber Männern kaum von der Gesellschaft wahrgenommen wird. Die Frau, die bereits die Rolle der Passiven innehat, wird selbstverständlich als Opfer akzeptiert, da die Tat diese Opferrolle widerspiegelt und die gesellschaftlichen Strukturen dadurch reinszeniert werden. DER KLEINE UNTERSCHIED Ein sexueller Gewaltakt bedeutet Erniedrigung. Wegen gesellschaftlicher Voreingenommenheit und Unerfahrenheit mit sexueller Gewalt gegen Männer gehen männliche Opfer jedoch sehr viel seltener an die Öffentlichkeit oder suchen Hilfe. Hinzu kommen innere Konflikte, beispielsweise weil es bei einigen Männern auch während einer Vergewaltigung zu einer Erektion kommen kann. Die Bewertung der Situation wird dann zusätzlich erschwert, weil die Opfer davon ausgehen, nur bei positiven Empfindungen zu einer Erektion kommen zu können.


039 Da folglich sehr viel weniger männliche Opfer sexueller Gewalt Hilfe in Anspruch nehmen, existieren auch weniger Anlaufstellen. Organisationen wie LARA, eine Einrichtung in Charlottenburg für vergewaltigte und sexuell belästigte Frauen, richten sich ausschließlich an weibliche Opfer und bieten in einem geschützten Raum psychologische und rechtliche Betreuung. Kann man nicht mehr zwischen geschützem und ungeschützem Raum unterscheiden, kann es zu einem Triggermoment kommen. Ein Detail wie die Kindersicherung eines Taxis erinnert an einen bestimmten Vorfall und man fühlt sich in den Moment der Schutzlosigkeit zurückversetzt. Darum gilt es, sich auf zwei Dinge zu konzentrieren: dass sich die Geschädigte in Sicherheit und im Recht fühlt. Denn auch wenn die Täterin, egal ob Mann oder Frau, mit einem blauen Auge davonkommt, signalisiert man, nach innen und nach außen, dass es sich bei sexueller Belästigung nicht um ein Kavaliersdelikt handelt und sexuelle Gewalt, ob nun verbal oder physisch, keinen Platz in der Gesellschaft haben darf.

A Lieblingsdiktatorin der Autorin: »Es hält deine Zukunft in seinen Händen und wenn du nicht alles genauso angeklickt hast, wie es das wünscht, dann war alles umsonst. Das Prüfungsamt.«

TITEL DES SCHUTZLOS ARTIKELS


040

Im Jahre 2018 werden gut 500.000 Menschen hierzulande ohne festen Wohnsitz sein. Ein Viertel von ihnen sind Frauen, denen sich im Alltag ganz spezifische Probleme stellen. Wie sehen diese aus und wie geht man damit um? Wir haben nachgefragt. TEXT: FRANZISKA SCHULZ

GESELLSCHAFT


041

»Wenn ich meine Tage habe, gehe ich einfach betteln und kaufe mir davon Binden«, lacht die junge Frau und schiebt sich einen Löffel Grünkohl mit Brühwurst in den Mund. Sie ist Mitte Zwanzig, kommt aus Polen und spricht fließend Englisch. Sie hat kurze braune Haare und trägt einen schwarzen Anorak, graue Leggins und Stulpen über den Turnschuhen. Man sieht ihr nicht an, dass sie seit über einem Jahr auf der Straße lebt. »Duschen ist auch kein Problem, da gibt es ja Einrichtungen», erneut lacht sie. Wenn die Berliner Obdachlosenhilfe auf Tour geht, kommen viele, um sich etwas vom Essen zu holen, das die Freiwilligen zuvor liebevoll gekocht haben. Frauen sind hier in der Unterzahl und auf dreißig männliche Obdachlose kommen nur drei oder vier Frauen, darunter ein paar Seniorinnen. In Deutschland sind etwa 25 Prozent aller Obdachlosen Frauen. Viele von ihnen versuchen, die Normalität möglichst lange zu wahren. Dabei ist nichts von dem, was sie täglich durchleben, wirklich normal. Das größte Problem ist natürlich die Versorgung und Unterkunft, doch auch die kleinen Dinge, an die man zuerst gar nicht denken würde, erinnern immer wieder an das Chaos und die Entwürdigung, der sie ausgesetzt sind: Ein Tampon etwa muss im Busch gewechselt werden oder in einem Gemeinschaftsbad einer Unterkunft, beides Orte, die nur wenig Hygiene bieten. Diejenigen, die es schaffen, ihre äußere Fassade aufrechtzuerhalten, gehen auch manchmal in einem Restaurant auf Toilette oder duschen im Schwimmbad. Es gibt viele Tricks um sich selbst gewisse Standards zu erhalten. »Ich kaufe mir keine Kondome: Wenn ich Sex haben will, zähle ich einfach die Tage aus.« Und wieder lacht die junge Frau. ZQZAUBERT.DE


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DAS VERTRAUEN ZURÜCKGEWINNEN

Viele Frauen sind durch Erlebnisse wie sexuelle Übergriffe vor oder während ihrer Obdachlosigkeit traumatisiert. Viele kommen aus gewaltdominierten Beziehungen. Als wäre das nicht bereits genug Leid, fehlt es ihnen jetzt an Schutz, leben sie im Chaos und fühlen sie sich schmutzig. Wie gehen sie damit um? »Wie Studien gezeigt haben, reagieren Männer auf schwierige, traumatisierende Erlebnisse viel eher mit Suchterkrankungen, Frauen verfallen eher in andere Symptomatiken, um ihre Situation aushalten zu können, oder die durch das Aushalten selbst bedingt sind«, erklärt Frau Aust, Leiterin des Sozialdienstes bei FrauenbeDacht, einer Frauenunterkunft im Wedding. Aus diesem Grund bietet FrauenbeDacht auch psychologische Unterstützung an. Die Frauen sollen dabei vor allem dazu bewegt werden, Hilfe anzunehmen und Ärzte aufzusuchen. »Die Frauen haben viele schlechte Erfahrungen gemacht und sind sehr misstrauisch. Manche haben auch schon Krankenhausaufenthalte hinter sich, während derer sie sich GESELLSCHAFT

sehr abgestempelt gefühlt haben. Viele haben auch die Hoffnung verloren. Wir wollen ihr Vertrauen in die angebotene Hilfe wieder aufbauen und sie auf ihrem Weg in die Hilfsangebote begleiten«, erzählt eine junge Psychologin, die seit einem Jahr in der Unterkunft arbeitet. Männer sind hier nicht erlaubt, Frauenbesuch auch nur bis 22 Uhr. Die Frauen dürfen hier solange wohnen, bis sie wieder eine eigene Wohnung gefunden haben. Manchmal geht das ganz schnell, manchmal dauert es Jahre und einige kehren auch zurück, weil Mietschulden sie erneut in die Wohnungslosigkeit drängen. DIE SCHWIERIGE RÜCKKEHR IN DIE NORMALITÄT

Nicht alle Frauen können oder wollen in solchen Unterkünften leben und viele suchen Schutz in einer Zweckbeziehung, innerhalb derer man sich gegenseitig unterstützt und beschützt. Sehr häufig werden diese Beziehungen jedoch von Drogenkonsum begleitet, denn die sorgen wenigstens eine Zeitlang für ein gutes Gefühl und lassen Schmutz und Angst vergessen. Sie sind aber häufig auch der Anfang einer Abwärtsspirale.


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Von den jungen Frauen, die sich bei der Obdachlosenhilfe Essen holen, befinden sich alle in einer langjährigen Beziehung. Sie schnattern, essen und lachen; keine Spur von Verzweiflung. Vielleicht weil sie erst am Anfang ihrer Obdachlosigkeit stehen. Die älteren Damen sitzen abseits und löffeln schweigend ihre Schalen aus. Sie haben oft schon dreißig Jahre Alkoholabhängigkeit hinter sich. Alle Frauen hier sind stark, keine Frage, doch manchmal ist einfach schon zu viel kaputt gegangen und es kommt auf das Verhältnis von Kraft und Verletzlichkeit an, auf persönliche Voraussetzungen, wie gut oder schlecht die Frauen mit ihrer Situation umgehen. Kann nach solchen Erfahrungen überhaupt wieder ein eigenes Leben geführt werden? Die Psychologin lächelt: »Es ist ein anstrengender, langer Weg, aber unwahrscheinlich ist es nicht. Sonst hätte alles, was wir hier machen, keinerlei Sinn.«

»Wenn ich meine Tage habe, gehe ich einfach betteln und kaufe mir davon Binden.« F Lieblingsdiktator der Autorin: »Menschenschlächter und Frauenrechtler … irgendwie: Mao Zedong.«

WENN ALLES STINKT



045

Grün ist das Neue Schwarz Dass der Klimawandel keine Erfindung von Al Gore war, dürfte mittlerweile überall angekommen sein. Viele Firmen haben zudem gemerkt, dass Menschen bereit sind, für ein besseres ökologisches Gewissen mehr Geld auszugeben. Daher sind Klimaschutzprojekte in den Marketingabteilungen ein beliebtes Mittel, um sowohl am eigenen Image zu werkeln, als auch einen Öko-Zuschlag für die eigenen Produkte zu verlangen. Richtig gemacht ist es eine Win-Win-Situation für alle. Die Kundin hat das Gefühl, etwas Gutes zu unterstützen, das Unternehmen macht Profit und auch die Tiere im Urwald haben endlich wieder Grund zu lachen und können sich gegenseitig aufessen, ohne fürchten zu müssen, womöglich gerade eine Spezies auszulöschen. Geilo! Eines der bekanntesten Beispiele ist das Regenwaldprojekt einer großen deutschen Brauerei. Sie garantiert für jeden gekauften Kasten Bier den Schutz eines Quadratmeters Regenwald. Coole Sache: Saufen, und dabei die Welt retten. Meistens ist es aber so, dass Unternehmen Vorhaben dieser Art kurz nach der guten Absicht schon wieder zu überdenken beginnen. Umweltschutz geht nämlich auch ganz schön ins Geld.

Manche hindert das aber nicht daran, ihre Absicht öffentlichkeitswirksam zu verkünden, dann aber niemals umzusetzen. Wer Nachhaltigkeit predigt und nebenbei tonnenweise CO2 in die Umwelt pustet, der betreibt dann Greenwashing. Paradebeispiel ist ein Energieversorger, der eine Unterschriftenkampagne für den Klimaschutz bewirbt, aber seinen Strom aus fossilen Quellen oder Atomkraft bezieht. Ganz schön blöd, Vattenfall. Holt euch doch beim nächsten Mal Hilfe bei PWC. Die Wirtschaftsprüferinnen geben auf ihrer Webseite viele Tipps, wie man sich nicht so leicht beim Greenwashing erwischen lässt. Um nicht blind auf angeblich grüne Werbekampagnen reinzufallen, ist die Webseite klima-luegendetektor.de eine gute Anlaufstelle. Eine Gruppe rund um den Umweltjournalisten Nick Reimer versucht hier für Transparenz zu sorgen. Die einzige Möglichkeit, Greenwashing zu unterbinden ist nämlich, Menschen dafür zu sensibilisieren und die Unternehmen so – wenn auch eher langfristig – zu zwingen, tatsächlich etwas Gutes zu tun, um sich damit brüsten zu können. Darauf ein Bier. Cheers! Patrick Reuter

DESSERT


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GESELLSCHAFT


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SCHAND FLECK IM BLUMEN BEET TEXT: ANNA SCHÖNEMANN

Während in Berlin ein Großaufgebot der Bundespolizei die Rigaer Straße besucht, lebt man in der Zeppelinstraße in Potsdam in fast spießbürgerliche Manier friedlich vor sich hin.

ZQZAUBERT.DE


048 DER PUNK IST VERELENDETEM MAINSTREAM GEWICHEN

Wenn der Kremser in Potsdam auf Schlössertour geht, kommt er vor dem Schloss Charlottenhof an den Fassaden der Zeppelinstraße vorbei. Der Touristin zeigt sich dann ein völlig verkommenes und bunt beschmiertes Haus, das brutal mit aller zuvor bestaunten Potsdamer Pracht bricht. »Zufrieden sind wir damit nicht!«, kommentiert dazu der Kutscher und Tourführer. Aber tatsächlich wohnen Menschen in der Zeppi 25. Es ist ein sogenanntes Ausweichprojekt der Stadt mit Nutzungsüberlassung durch Pachtvertrag – die wohl inzwischen gebräuchlichste Art, Komplikationen einer illegalen Hausbesetzung zu vermeiden. Auch wenn das Thema im Zuge der fortschreitenden Gentrifizierung aktueller denn je ist, kann man die besetzten Häuser in Potsdam und Berlin heute an zwei Händen abzählen. Sie wurden weitestgehend legalisiert: Ein Status, der vielen aus der Szene unheimlich bleibt, so auch einem, der lieber und leider namenlos bleiben möchte, weswegen wir ihn einfach »Loona« nennen wollen. »Es ist ein Unterschied, ob es nun heißt, ›Deine Klotür muss 30 cm nach rechts gesetzt werden, weil das Bauvorschrift ist‹ oder man sich statt einer Tür für einen Vorhang entscheiden kann.« Ein Haus zu besetzen und fernab von Bauaufsichtsbehörden zu agieren, ist eben nicht mehr so einfach.

In den 80er Jahren gab es eine große Hausbesetzungwelle in Westberlin, nachdem die Flächensanierungspolitik des Senats ihre Wirkung entfaltet hatte und große Wohnungsnot herrschte. Zur Wendezeit gab es eine solche Welle auch im Ostteil der Stadt, da die Westberliner Polizei noch nicht befugt war, in der DDR für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch größere Räumungsaktionen wurden während dieser Hochphasen trotzdem immer wieder durchgeführt. Heute hört man von hausbesetzenden Rentnerinnen, die sich gegen ihre Verdrängung an den Stadtrand wehren oder von Aktivistinnen, die sich nach dem Motto: »Wenn Menschen auf der Straße schlafen müssen, werden leerstehende Häuser eben besetzt«, für Flüchtlinge stark machen. Solche ›Zwischenfälle‹ sind allerdings für gewöhnlich eine Zeitungsmeldung später schon vergessen. SCHÖNHEITSREPARATUR STATT URLAUB AM BALLERMANN

Die Bewohner der Zeppi 25 verhalten sich eigentlich recht ruhig. Ihre gemeinsame Aufgabe besteht darin, das denkmalgeschützte Gebäude und das Grundstück am Leben zu erhalten: Es werden Entrümpelungen durchgeführt, feuchte Mauern abgeklopft, Fenster abgedichtet, Außenwände isoliert, Leitungen verlegt, Böden ausgebessert, Wände gestrichen. Urlaub falle aufgrund größerer Baustellen so manches Mal flach. * Alle Namen von der Redaktion geändert.

GESELLSCHAFT


049 FAIRES WOHNEN KÖNNTE FUNKTIONIEREN – AUCH IM KAPITALISMUS

Fast alle hier haben Abitur, ein paar studieren, wieder andere gehen arbeiten. Jana* hatte das Haus während ihres Studiums auf dem Weg zum Neuen Palais entdeckt und schon damals den Wunsch gehegt, dort einzuziehen. Sie liebt die Geselligkeit, das Zusammensein mit den Menschen, die ihre Vorstellungen von einer alternativen Lebensweise teilen. Ihre Vision vom fairen Wohnen für alle sei keineswegs utopisch. Mieten und damit verbundene Restriktionen seien vielmehr eine kapitalistische Erscheinung und verwerflich, weil Wohnen eines der menschlichen Grundbedürfnisse darstellt. Man müsse ganz einfach genossenschaftlich bauen, auf Beteiligungsart. Nach Amortisierung der Kosten könne man gegebenenfalls weiter zahlen, um so eine finanzielle Basis für weiteren Wohnraum zu schaffen. Carl*, auch ein Bewohner der Zeppi 25, würde eine richtige Hausbesetzung der legalen Variante vorziehen: »Warum sollen wir jemandem ein Prunkschloss bauen und ihm dafür auch noch Geld geben?«, fragt er in Anspielung auf die Pflichten, die ein Pachtverhältnis mit sich bringt. Allein die Renovierung der mehrfach kritisierten Fassade würde sich auf eine fünfstellige Summe belaufen. POTSDAM VERHANDELT NICHT FAIR, ABER BERLIN TREIBT DEN PFLOCK INS HERZ DER SZENE

Beachvolleyballfeld, eine Fahrradwerkstatt sowie einen antikapitalistischen Umsonstladen (kein Verkauf, kein Tausch). »Jede Stadt sollte so etwas haben, dann sind die Linken beschäftigt!«, hat mal einer gesagt. Auch wenn die ›Zeppis‹ diese Meinung nicht teilen, gefällt sie ihnen allemal besser als die aktuelle Politik in Berlin. In der berüchtigten Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain betreibt Till* aus der Zeppi eine Schmiede. Er ist legal dort, muss also um seine Werkzeuge nicht bangen, aber das gilt für die anderen meist nicht. Erst Mitte Januar drangen etwa 500 Polizisten in das besetzte Haus in Friedrichshain ein. Drei Leute, die zuvor einen Polizisten niedergeschlagen hatten, waren wohl darin untergetaucht. Im Zuge der Durchsuchung stellte man einige Pflastersteine sowie Krähenfüße und weiteren Sperrmüll sicher. Wer sich durch die Rigaer bewegt, muss mit Kontrollen rechnen, Blaulicht wird nicht gerne aber häufig gesehen. In der Zeppi bleibt man von derlei Schikane weitgehend verschont. Zumindest bisher. A Lieblingsdiktator der Autorin: »Atatürk. Mustafa Kemal, Vater der Türken und

Das Veranstaltungszentrum La Datscha wirbt mit dem Slogan: »Potsdams besetztes Haus mit Havelblick!« Das Zentrum unterhält ein

Raki-Liebhaber. In der Türkei tragen Leberzirrhosen seinen Namen: Atatürk’ün hastaligi (Atatürk-Krankheit). Şerefe!« SCHANDFLECK IM BLUMENBEET


050

DIRTY POPSCHLAMPE ODER …

KULTUR


051

DIE HEILIGE JUNGFRAU DES SCHLAGERS?

TEXT: FYNN DOBLER

Miley Cyrus’ Image könnte dem von Helene Fischer nicht unähnlicher sein. Bei genauerer Betrachtung verschwimmen aber die Konturen und Vorurteile lösen sich auf.

Helene Fischers Welt blüht, wo man hinschaut: Die Schlagersängerin ist mittlerweile Haushaltsware in deutschen Hausständen, seit sie mit ihrer Familie von Sibirien nach Rheinland-Pfalz auswanderte. Alles, was sie anfasst, scheint sie nur noch berühmter zu machen. Sicherlich, ihre Karriere lahmte anfangs, nachdem sie 2000 ihren Realschulabschluss machte. Ein paar Engagements hier, eine Rolle in der Rocky Horror Show da, und schon fand ihr Demoband 2004 seinen Weg in die Hände eines findigen Impresarios, der sie abrupt in die oberen Sphären des deutschen Schlagerhimmels katapultierte. Schlagerschmalz, olé! ZQZAUBERT.DE


052 Seitdem gibt es alle zwei Jahre mindestens ein neues Album. Und seit 2011 kaspert die Helene-Fischer-Show am ersten Weihnachtsfeiertag jedes Gefühl von Besinnlichkeit zu Tode und seit 2013 vergeht kein Monat, in dem man nicht wenigstens einmal einen Ohrwurm von Atemlos durch die Nacht hat. Seit 2013 vergeht auch kein Monat, in dem die Schmutzpresse frei bleibt von einen Namen: Miley Cyrus. Atemlos durch die Schlagzeilen gehetzt, fällt einem auf, dass sich Mileys und Helenes Karrieren zeitlich recht parallel abspielen. Um 2004 herum ging es auch für Miley los, denn da beginnt sie ihre Karriere als Star der Kinderserie Hannah Montana, die ein internationaler Erfolg wird. Bekannt wurde Miley mit vom Country geprägter Musik – also quasi Schlager, nur in amerikanisch, und ohne Florian Silbereisen. Das Bemerkenswerte an beiden Lebenswegen ist aber weniger diese zeitliche Synchronität, sondern vielmehr der krasse Unterschied in Sachen persönlicher Inszenierung. Helene Fischer hat bekanntermaßen eine weißere Weste als jeder andere Mensch, der je auf einer Bühne stand und ihr bisher brutalster Skandal war ein Kuss. Er galt Florian Silbereisen und der schien sich nicht so recht wohl dabei zu fühlen: Unfassbar! Ein Trauerfall der deutschen Tratschkultur!

FOTOS Miley Cyrus: (c) David Gabber / PR Photos Helene Fischer: (c) dpa / Eduscho-Tchibo

KULTUR

AUCH SCHLECHTE PRESSE IST GUTE PRESSE. Das findet hingegen Miley Cyrus. Allerdings ist es nicht so, als wäre jedwede Berichterstattung über Miley Cyrus hässlich und schlecht! Aber leider ist offensichtlich, dass Mileys übertriebene Selbstsexualisierung alles andere als erotisch ist, dafür umso skandalöser. Und das ist klug eingefädelt, denn wenn man zu jung ist, um verruchten Sexappeal zu haben, dann muss man eben um so lauter schreien, um gehört zu werden.

Und durch die Zerstörung des braven Alter Egos aus den Bergen ist Miley auf dem Weg zu lang anhaltendem Erfolg; egal wie ihre Musik auch klingen mag: In guter Erinnerung wird sie auf jeden Fall bleiben. Die perlweiße Helene Fischer hingegen ist erst 2013 für Leute unter 50 interessant geworden, als sie es wie durch ein Wunder schaffte, ein hörenswertes Album zu produzieren. Die Schlagereinflüsse sind deutlich, aber nicht deutlich genug, um angewidertzurückzuschrecken. Es ist corny und cheesy genug, um ironisch gehört werden zu können – was den Anschluss an den modernen Hipster-Lifestyle


053 erst möglich macht. Wenn es aber noch traditioneller würde, hätte es sich bald erledigt mit Helenes three years of fame, so gefährlich nah wie die Lieder jetzt schon am Schmalz sind. Denn ansonsten gibt es nichts, was die neue Heilige der deutschen Schlagerwelt aktuell und relevant hält. Wenn es nicht bald eine ordentliche Schlagzeile gibt, ist es gut möglich, dass sich wieder alle außer ihrer Standardklientel von ihr und dem Genre abwenden. DER DEUTSCHE SCHLAGER IST SAUBER UND REIN

Koks im Musikantenstadl, Spatzenjudas und Scheinpartnerschaften einiger Volksmusikerpaare für die Medien: Vielleicht würde also eine arrangierte Partnerschaft mit Flori Helenes Karriere für immer in die Geschichte der Schlager eingehen lassen? Oder wie wäre es bei Helene mal mit einem positiven Drogentest oder einem Nacktkonzert? Denn wirklich sauber ist doch in Wirklichkeit niemand, nicht einmal die Volksmusik! Gut, Image und Karriere dürften dann für Helene ruiniert sein, aber als legendäre Skandalnudel der Volksmusik bliebe sie länger in Erinnerung. Das zeigt ja zum Beispiel Roy Black, den kennt man noch heute. Aber was ist mit Christian Anders? Ulli Martin? Die kennt keine Sau mehr, zumindest nicht, wenn man nicht schon hundert Jahre alt ist. Ob natürlich die Schmutz- und Sudelpresse immer bedient werden muss und ob es nicht eigentlich um die Musik geht, darüber lässt sich diskutieren. Aber es soll hier eine vorsichtige Prognose aufgestellt werden: Wer sich nichts von Miley abschaut, hat in der Medienlandschaft bald nichts mehr zu suchen. Die Frage ist nur: Zieht die Volksmusik irgendwann mit? Wir dürfen gespannt sein.

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Lieblingsdiktator des Autors: »Schröders BFF, zusammen durch dick und dünn, bester real life Bond-Bösewicht, komplett mit Macho-Bildern auf Pferd und Griffeln am Gashahn: So lieben wir Putin.« MILEY / HELENE


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16 ab

freigegeben


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»Ich knalle euch weg, ihr Wichser!« INTERVIEW: ROBERT HOFMANN Vor einiger Zeit hat sich Uwe Boll einen unrühmlichen Namen gemacht, indem er Computerspiele für die Kinoleinwand adaptierte. Trotz großer Fanbase waren die Rechte an den Titeln billig zu haben. Weder Publikum noch Kritiker konnten mit den Filmen etwas anfangen. Als schließlich auch Hollywood erkannte, dass mit solchen Filmen Geld verdient werden kann, musste Boll umsatteln und er begann, politischere Filme zu drehen: Politischere Filme voll exzessiver Gewaltdarstellung. Nachdem die Finanzierung der Filme immer schwieriger wurde, hat er nun angekündigt, nach seinem nächsten mit dem Filmemachen aufzuhören. Uwe Boll lebt in Kanada, das Interview führen wir per Skype. Er sitzt dabei auf seinem Hometrainer. Manchmal kommt auch seine Frau ins Bild und bespricht mit Boll den Tagesablauf: Dann fühlen wir uns kurz als Teil des Lebens dieses berühmt-berüchtigten Regisseurs, der häufig – völlig unberechtigt – »schlechtester Regisseur der Welt« genannt wird.

Ist das mit Ihnen und Ihrem Restaurant so wie bei Rocky 6, wo die Leute vor allem in Rockys Restaurant kommen, um den Champ zu treffen? Naja, ich bin nicht so populär wie Rocky, aber so ungefähr ist es natürlich.

Wie weh würde es Ihnen tun, wenn Sie jetzt ihre Ankündigung wahrmachen und das Filmedrehen an den Nagel hängen müssten? Ich habe zwischen Rampage 2 und Rampage 3 zwei Jahre lang nichts gedreht und natürlich vermisse ich das Filmemachen. Ich bin aber sehr froh, dass ich Rampage 3 noch durchgezogen habe, auch wenn es finanziell keinen Sinn machte. Aber die Filmbranche ist halt, wenn es um Indie-Filme geht, absolut in der Toilette: Der Videomarkt ist weg, nur wenige Filme werden von den Mini-majors gekauft und Streamingportale zahlen nicht genug. Ich hoffe, dass sich das Preisgefüge in vier, fünf Jahren normalisiert haben wird. Wie lange haben Sie für die Kämpfe gegen Ihre Kritiker trainiert? Ich habe während der Drehs zu Seed und Postal trainiert und hatte am Set immer Handschuhe und Mundschutz dabei. Während der Lunchbreaks habe ich mit meinem Stunt Coordinator Sparring gemacht. Der ist Thaiboxer, ein tougher Typ und da ging es auch oft härter zur Sache. Deswegen war ich gut vorbereitet. Leider waren meine Gegner dann allesamt Gurken und ich konnte nicht wirklich glänzen. Welchen politischen Anspruch stellen Sie an Ihre Filme? Die Videospielverfilmungen waren einfach nur Unterhaltung. Aber die Filme der letzten Jahre – Darfur, Assault on Wall Street, Rampage – sind zwar alle auch Genre-Filme, aber dabei trotzdem politisch. Bei Darfur wollte ich etwa zeigen, dass hunderttausende Menschen massakriert worden sind und wir nichts gemacht haben. Man kann mit Filmen akut zwar nichts verändern, aber Denkanstöße geben ZQZAUBERT.DE


056 und ein Gewissen entwickeln, sodass Leute in 20 Jahren sagen: Wir wussten es alles und wir haben es passieren lassen. Ich bin eben kein Steven Spielberg, der am Ende einen blauen Himmel zeigt. Was macht einen guten Film für Sie aus? Er muss unterhalten. Das ist das Allerwichtigste. Es bringt ja nichts, einen großen Anspruch zu verwirklichen, wenn niemand dann den Film gucken will. Ich habe überhaupt nichts gegen Filme, die einfach nur Genre sind, keine Botschaft haben, dafür aber gut unterhalten. Dafür sind Filme gemacht worden. Sie haben mit Til Schweiger einen Film gedreht. Wie ist es, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der ein ähnlich großes Ego hat wie man selbst? Schweiger hat sich sehr kooperativ verhalten, er ist ja auch Filmemacher. Außerdem hat er für den Film in Deutschland Werbung gemacht. Christian Slater oder Jason Statham haben das für Alone in the Dark und Schwerter des Königs nicht gemacht, sondern sich nach dem Dreh wie Arschlöcher verhalten. Auch persönlich hatte ich nie Probleme mit Schweiger. Ich sehe natürlich, was er in Deutschland so macht und ob das immer so clever ist, da kann man mal ein Fragezeichen ranmachen. Aber wenigstens ist er kein Arschloch. Ihre neueren Filme werden nicht mehr so negativ aufgenommen. Was machen Sie anders? Wenn man so viele Filme gemacht hat wie ich, wird man auch automatisch besser. Man entwickelt eine gewisse Routine – ich sehe blind, wie lange ich für irgendwas brauche. Wenn die Crew Lampen rumträgt, dann weiß ich: Aha, 17 Minuten noch. Außerdem fühlen sich die SchauspieKULTUR

ler oft sehr wohl bei uns, weil wir häufig ohne Drehbuch arbeiten. Ich will, dass sich die Leute mit ihrer Rolle identifizieren. Manchmal klappt das sehr gut: Brendan Fletcher ist da super. Aber manchmal ist jemand eben auch scheiße. In Rampage 3 war einer der beiden FBI-Agenten beispielsweise zu statisch, zu fixiert: Der hat sich selbst ein Drehbuch geschrieben, damit er was hatte, woran er sich festhalten konnte. (Uwe Boll steigt von seinem Hometrainer und legt sich auf den Boden, wo er für den Rest des Interviews verweilt, halb ein Interview gibt und halb seine tägliche Dosis Rückentraining absolviert. Uwe Boll wirkt sehr fit.) Was machen Sie dann? Ist es okay, wenn der dann einfach nur abliest? Nein. Entweder verliert so jemand seine Sätze, indem sie auf andere ausgelagert werden oder ich rufe rein: »Was machst du als nächstes?« und er soll spontan antworten. So habe ich das auch bei Darfur gemacht. In einer Szene sind ein paar Journalisten unter Zivilisten in einem Raum und ein paar bewaffnete ISIS-ähnliche Typen kommen rein. Daraufhin hauen die Journalisten ab. Ich frage dann die Schauspieler: Wer von euch würde zurückgehen, um den Zivilisten zu helfen? Wenn keiner will, dann geht auch keiner und ich drehe eben ein Massaker ohne euch. Wie wichtig war Ihr Studium für das, was Sie dann später gemacht haben? Am Schluss war nur der Doktortitel wichtig, wegen dem wurde ich nämlich bei Taunusfilm angestellt. Das Germanistikstudium hat mir beim Filmemachen nur insofern geholfen, als dass ich viel gelesen habe. Dadurch hatte ich


057 etwas mehr Ahnung von Storystructure und so. Und was in der Literatur funktioniert, das funktioniert in abgespeckter Version häufig auch im Film. Aber die Uni war definitiv besser als Schule, denn die habe ich gehasst. An der Uni konnte man wenigstens machen, was einen grob interessiert hat. Wobei – beim Examen musste ich deutsche Grammatik machen, das war katastrophal. Alles nur ins Kurzzeitgedächtnis und sofort wieder vergessen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Ja, das ist Wahnsinn. Trotzdem lernt man an der Uni das Lernen. Man kriegt eine gewisse Disziplin rein. Auch lernt man, flexibler zu denken und Sachen zu hinterfragen. Wenn etwas für mich keinen Sinn macht, interessiert mich das auch nicht. So mache ich auch meine Filme: Ich hinterfrage die Dinge und wenn es für mich Sinn macht, dann stehe ich auch dahinter. Man muss eben immer beide Seiten der Medaille sehen, alle Fakten abwägen und dann eine Entscheidung treffen. Ob das gegen andere Leute geht, gegen Parteien, Religionen, Nationen oder gegen das Gesetz, steht auf einem anderen Blatt; wie bei Assault on Wall Street: Ist der Protagonist des Films berechtigt, Banker zu erschießen? Ich sage: Natürlich. Er verliert alles, seine Frau bringt sich um, als sie schwanger ist und nun sitzt er allein auf der Straße. Er schaut auf sein Leben, ist ein beschissener Penner, muss betteln und ist für immer verschuldet. Und die scheiß Banker sitzen auf ihrer Yacht. Also sagt er: »Euer Leben ändert sich jetzt auch. Ich knalle euch weg, ihr Wichser.« Da habe ich 100 Prozent Sympathie für ihn.

Natürlich, aber es ist auch einfach schwer, die alteingesessene Scheiße zu gefährden. Das Problem in Deutschland ist, dass es die totalen Idioten sind, die sich organisieren, wie etwa die AfD. Es gibt in Deutschland keine einzige Organisation von intelligenten Mittelschichtlern, die die Zukunft im Auge haben und sich mit den echten Themen beschäftigen wollen und nicht nur mit Sperenzchen. Die nicht sagen: »Scheißegal, wenn ich tot bin, dann habe ich es eh hinter mir.« Also meinen Sie, liegt die Lösung schon noch im Parteiensystem? Ja, ich sehe einfach keine andere Möglichkeit als die Demokratie. Auch wenn man häufiger mal das Volk befragen sollte. Bei der Syrienfrage würden aber sicherlich 70 Prozent sagen, dass niemand mehr reinkommen soll. Das wäre verkehrt. Merkel hat von Anfang an völlig falsch gehandelt: Die einzige Lösung für die Syrienflüchtlinge wäre gewesen, eine Sicherheitszone in Nordafrika einzurichten. Stattdessen werden zwei Millionen nach Deutschland gelassen und dann brennen pro Woche fünfzig Flüchtlingsunterkünfte. Wenn in Deutschland irgendwann sowas passieren würde wie in Paris, dann würden diese Heime allesamt niedergebrannt. Da sind die Deutschen noch mal anders drauf als die Franzosen.

R Lieblingsdiktator des Interviewers: »Ein verrückter Hund. Autodesigner, goldene Gewänder, Reisen im Luxuszelt statt im Hotel

Nicht jeder kann (und sollte) ja einfach eine Knarre in die Hand nehmen, oder?

(Höhenangst). Gaddafi, König der Könige, du verrückter Hund.« INTERVIEW: UWE BOLL



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Tipps für ein effizientes Zeitmanagement Nachdem du im ersten Semester all deine Motivation verpulvert hast, musst du folgende Veranstaltungen nicht mehr besuchen: • Alles ohne Klausur am Ende. • Alles ohne Anwesenheitsliste. • Alles, bei dem du keine Aussicht darauf hast, hotte Kommilitoninnen und/oder hotte Dozentinnen zu treffen. • Alles, was vor vor 12 und nach 16 Uhr ist. • Alles, was Montags oder TITEL DES ARTIKELS Freitags stattfindet.


Der Erasmus Ratgeber: Paris: gebummst, ! Klar wird hier Stadt der Liebe l’amour und , ch Oh, là, là: die ur nd he isc inuit, auch zw nicht nur à m die Menschen für teuer und da ist er x. Bi . ui nßä? Zack, Se so. Huiui fro wu Parle d echt Englisch. un hl sc ck hi en sc ch is re sp weil die Un auch ganz gut, Studieren geht d. sin respektierlich

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ucherbereich c: separater Ra c: Billard

Drogen-Checklist – was hattest du schon, was hast du noch vor? Mit welchen Drogen solltest du feiern gehen, mit welchen nicht? • Ritalin  (Vor allem in der Prüfungszeit zu empfehlen.) • Morphium  (Zum Runterkommen.)

e Männer c: alte betrunken

• Ketamin  (Nicht von er Polizei nachweisbar, weil Tests zu teuer sind.)

c: Kaffee

• Ecstasy  (Häufig mit lustigen Smileys. Ist so lustig wie es aussieht.)

c: Salzstangen c: Tresen c: Livemusik c: Classic Rock

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• Koks  (Eher was für hinterm Steuer, aber auch auf dem Arsch des Callboys ein Genuss.) • Speed  (Wie hundert Kaffee auf einmal – ohne Dünnschiss, dafür mit Ego-Boost. Ziemlich gut.) • MDMA  (Ohne hätte sich Elektro nicht durchsetzen können. Mit MDMA wird alles geil und verträumt. Ziemlich schön.) • Heroin  (Die Königsklasse. Die wenigsten trauen sich ran, aber die Kenner wissen, was sie daran lieben. Zerstört Langeweile genauso wie dein Leben. Win-Win!) • Crystal Meth  (Nicht alles, was Politikerinnen tun, ist schlecht. Mit Meth bist du auf der sicheren Seite. In Tschechien sehr billig.) • Crocodile  (Für Mutige. Erst wirst du ganz wild, dann fallen dir Hautlappen ab, bis du aussiehst wie ein Krokodillederstiefel, eine Krokodillederweste, ein Krokodillederportemonnaie oder ein Krokodil. Stylisch. Yolo.) Ausführliche Infos zu allem, was es über das lustig-bunten Sammelsurium an legalen und nicht ganz so legalen Drogen zu wissen gibt, findet ihr unter:  www.drogen-info-berlin.de Und hier alles zu Risiken und Nebenwirkungen der wichtigsten Drogen:  www.sueddeutsche.de/thema/Drogen


062 PAPST — Mal kommt er alt und freundlich daher, mal alt und grummelig und mal alt und hip. Eines geht mit dem höchsten Amt, das Gott zu vergeben hat, aber immer einher: Eine Liebe zum Detail, wenn es darum geht, das Leben von Menschen ein kleines bisschen weniger lebenswert zu machen. Das macht sicher Spaß, immerhin muss man sich nicht irgendwelchen Weisungen fügen. Denn wenn man das absolute und unanfechtbare Vertrauen des Chefs genießt, dann kann niemand einem das Weihwässerchen reichen.

STAR AUS DEM MICKEY MOUSE CLUB — Alleine zwischen 1993 und 1995 kamen allerlei Stars bei herum. Wie eine Stargebärmaschine. Eine Art Alienmutter, die nichts anderes tut, als schleimige Medieneier zu legen. Einige schlüpften: Britney Spears, Christina Aguilera, Justin Timberlake und Ryan Gosling – sie sind der Disney-Klüngel. Einige Kinderstars von damals sind, nachdem sie gezielt die latent pädophilen Vorlieben von weißen Vätern aus der Mittelschicht angesprochen hatten, im Himmel verbrannt. Vorher aber haben sie sich ein paar ordentliche Persönlichkeitsstörungen zugelegt, die uns und die Klatschpresse einige Jahre auf Trab hielten.

SCHEIDUNGSANWÄLTIN — Die Trennung von der Liebsten ist in der Regel nicht so rosig wie das Zusammenkommen. Da kann oft nur noch eine Scheidungsanwältin helfen. Und wie sagt man so schön: „Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt.“ Je schlammiger also die Scheidungsschlacht, umso mehr ist dann wohl erlaubt, bis hin zu doppelt so viel. Alle menschlichen Abgründe werden offengelegt: Fremdgehen, Spielschulden und Drogensucht. Wenn dann Haus, Auto und Sorgerecht für die Kinder weg sind, hat man endlich wieder Zeit für seine Hobbys: Spielen, Drogennehmen und so weiter – nur das Fremdgehen wird schwieriger.

THEATERREGISSEURIN — Nervlich zerrüttet sitzt du da und überlegst, wie du bloß den Kunstblutkonsum finanzieren sollst. Kompromisse zwischen künstlerischem Ideal und Sach- und Personalzwängen bescheren dir schlaflose Nächte. Dabei willst du doch bloß kompromisslose Kunst mit Kunstblut machen! Der drohende Verriss der Feuilletonnistinnen befeuert deine süchtig machende Originalitätssucht. Zumindest so lange, bis du dir à la Birdman auf der Bühne die Nase wegschießt und alle das als „superrealistisches Theater“ feiern. Immerhin am Kunstblut gespart.


063 ABDECKERIN — Die gute Seite des exzessiven deutschen Billigfleischkonsums bedeutet Jobsicherheit für Tierverwerter – jemand muss den Dreck ja wegmachen. Was früher Abdecker hieß und aufgrund der hohen Seuchengefahr jenseits der Stadtgrenzen erledigt wurde ist heute hochtechnisiert, gesetzlich bis ins Detail geregelt und immer noch seuchengefährdet. Dank der Tierkörperbeseitgungsanstalten dieses Landes werden jährlich fast drei Millionen Tonnen Schlachtabfälle wieder nutzbar gemacht. Zum Beispiel als Fleischmehl, das dann wieder an die Tiere verfüttert wird (the circle of life). Wem der Job bis hierhin eine attraktive Berufsalternative schien, dem sei mit Verweis auf die BSE-Infektionsraten davon abgeraten. Weiterstudieren und als vegetarische Taxifahrerin: in Relation nicht unattraktiv.

PHARMALOBBYISTIN — Heutzutage braucht es Heldinnen, die das Wohlergehen des Volkes im Sinne haben. Diese ist mindestens so gebildet wie eine Ärztin, aber dabei viel schöner. Keine Verlockung ist groß genug, um die Pharmavertreterin von ihrer Mission abzuhalten: Die Gesundheit des Menschen zu fördern. Aber auch sie muss leben; Qualität hat bekanntlich ihren Preis, aber für die Gesundheit zahlt man ja gerne: Die Pillen bewirken Haarausfall und explosionsartigen Durchfall? Die hauseigene Studie sagt was anderes? Kaufen Sie bitte trotzdem nicht bei der geldgeilen Konkurrenz!

­P OPMUSIKPRODUZENTIN —Work, work, work, work, work, work. Ja, ne, is klar. So ein Dreck, und doch funktioniert es! Popmusik: oxymoronisch und gleichzeitig scheißbeliebig, genau an der Schmerzgrenze. Autotuning gepaart mit Pornovideos (quasi): So penetrieren pralle Popsternchen unsere Augen und Ohren bei jeder noch so kleinen Gelegenheit, bis wir es selbst geil finden, uns aber dafür schämen so wie für die schlüpfrigen Gedanken an die Füße der kettenrauchenden Nachbarin. Die fiese Drahtzieherin des Ganzen sitzt derweil in ihrer Villa, zählt das schmutzige Geld und hört richtige Musik. Jazz etwa.

JUGENDREISEVERANSTALTERIN — Abwarten bis die Kleinen sich in die unappetitliche Lebensphase vorgefräst haben, viel Hitze in sich spüren und dann zuschlagen! Die Eltern sind unendlich dankbar: Hauptsache weit weg, Hauptsache Gewissen beruhigt. Eine Billounterkunft irgendwo im Neubaugebiet am Meer wird gestellt, Essen gibt es kaum, dafür macht die Dorfdisko extra auf. Die Kinder kommen schon klar und liegen seit der Busfahrt sowieso schon im Koma, merken nichts mehr. Nachdem das Initiationsritual in unterschiedlicher Gestalt hundertfach vollzogen wurde, resümiert der Veranstalter, dass der Trip ganz toll war. Das Kind findet das auch, hat aber eigentlich keine Erinnerungen mehr. Klare Empfehlung also!


ZWEI AUS ZWANZIGTAUSEND CHRISTIAN, PHSYCHOLOGIE

UNTER DEINEM BETT LIEGT?

WER HAT UNS VERRATEN?

Ein kaputter Schreibtisch, Kabelkanäle und Staub.

Der Bologna-Prozess.

UND WENN ALLE STRICKE REISSEN?

Fremdenlegion oder Tod vortäuschen. Klappt immer.

WELCHE ERFINDUNG BRAUCHT DIE WELT?

Einen Replikator in Mikrowellenformat. LIEBLINGSSERIE DEINER KINDHEIT

Jedem, der mitwill. Willst du?

Ich erweitere auf den Plural und haue mal das RTL 2 Nachmittags-AnimeProgramm in den Raum. So gut damals.

IN WEN BIST DU HEIMLICH VERLIEBT?

KRASS UNTERSCHÄTZT…

In die dort hinten.

Sonntage im Bett und auf der Couch. Luxus.

DER DÜMMSTE TIPP DEINER ELTERN?

WARUM LIEGT HIER EIGENTLICH STROH?

Alles anzubohren.

Weil wir in Golm sind. Da sollte man eigentlich auch Agrarwissenschaften studieren können. Wäre eine Idee.

DURCH DIE NACHT MIT…

SO WIRST DU STERBEN

Glücklich und zufrieden auf meinem Landsitz als Baron von Irgendwas. Oder auf einem Bahnhof wegen »Verspätung bei der vorherigen Fahrt«.

WELCHE SPECIAL-ABILITY HÄTTEST DU ALS SUPERHELD?

WER ODER WAS KÖNNTE RUHIG MAL ETWAS LOCKERER DAHERKOMMEN?

Familienurlaubsvideos. Hort süßer Peinlichkeiten.

Die Menschheit.

Unsichtbarkeit. Ihr wisst warum. LIEBLINGS VIDEOKASSETTE?


ZWEI AUS ZWANZIGTAUSEND A D R I A N , I N F O R M AT I K

UNTER DEINEM BETT LIEGT?

WER HAT UNS VERRATEN? (WIRD NOCH)

Liam Neeson.

Mark Zuckerberg.

UND WENN ALLE STRICKE REISSEN?

WELCHE ERFINDUNG BRAUCHT DIE WELT?

Fifa mit meinen besten Freunden.

Das Blitzdings.

DURCH DIE NACHT MIT…

LIEBLINGSSERIE DEINER KINDHEIT

Bill Murray oder Mark Zuckerberg.

Pokémon.

IN WEN BIST DU HEIMLICH VERLIEBT?

KRASS UNTERSCHÄTZT…

Emma Watson.

Enton.

DER DÜMMSTE TIPP DEINER ELTERN?

WARUM LIEGT HIER EIGENTLICH STROH?

»Da musst du jetzt durch ...«

Und warum stellt ihr mir so bescheuerte Fragen?

SO WIRST DU STERBEN

Glücklich.

WELCHE SPECIAL-ABILITY HÄTTEST DU ALS SUPERHELD?

Zeitreisen.

WER ODER WAS KÖNNTE RUHIG MAL ETWAS LOCKERER DAHERKOMMEN?

LIEBLINGS VIDEOKASSETTE?

Das Prüfungsamt der TU.

Indiana Jones und der Tempel des Todes.


066

Staubsaugen für den Umweltschutz Neben Pekingsuppen, Winkekatzen und Jackie Chan ist China leider auch für ein zweifelhaftes Verhältnis zur Umwelt bekannt. Die UN-Klimakonferenz im letzten Jahr hat gezeigt, dass China allein mehr CO2 produziert als die USA und Europa zusammen – und wie man sich vorstellen kann, produzieren Europa und die USA zusammen nicht wenig CO2. Weil die chinesische Regierung sich einen feuchten Kehricht um die Naturgüter des Landes schert, hat ein Chinese das Problem nun selbst in die Hand genommen: Der Performancekünstler Jianguo Xiongdi reiste nach Peking, um dort dem Smog Einhalt zu gebieten: Bewaffnet mit Staubsauger und Atemmaske lief er für 100 Tage durch die Straßen und saugte die verstaubte Luft. Die meisten Passantinnen nahmen ihn und seinen Protest jedoch nicht wahr oder hielten ihn für eine Hightech-Putzhilfe. Trotzdem erregte sein Projekt in China große mediale Aufmerksamkeit, und die

DESSERT

ist auch nötig, denn Chinas Umweltlage verschlechtert sich stetig. So entspricht die Schadstoffmenge, die man an einem Tag aus der Luft in Peking aufnimmt, im Mittel ungefähr einem halben Helmut Schmidt, also 21 gerauchten Zigaretten. Je nach Wind oder staatlich verordneten Ruhetagen für die Fabriken ist die Belastung allerdings jeden Tag unterschiedlich. Deswegen wird in den chinesischen Wetterberichten immer auch eine Prognose über die Luftqualität abgegeben: morgen durchwachsen mit Aussicht auf Teer, Abgase und, nun ja, Wolken. Aus dem gesammelten Dreck ließ Jianguo zum Abschluß seines Projekts einen Ziegel pressen und schmuggelte diesen auf eine Baustelle. Und wer weiß, vielleicht sind Häuser aus Schmutz demnächst total en vogue in Peking. Und nebenbei würde dann sogar noch etwas Gutes für die Umwelt getan werden. Super Hip und so. Patrick Müller

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WORAN WÜRDE DIE REDAKTION GERNE RIECHEN? Luna: Am Rauch von ausgepusteten Streichhölzern. Angeblich giftig, aber so geil. Sören: Am Wunderbaum Limited Edition »U-Bahnhof Hermannplatz«. Jonas: Einmal noch am Fruchtwasser meiner Mutter. Nur einmal. Robert: An Pink. fruchtig, süß und anzüglich. Und dann reinbeißen. Anna Z.: Am Duft von Napalm am Morgen. Christopher: Ich hasse Riechen. Samuel: An Protestwählerinnen. Um der Frage nachzugehen: Kann man es riechen, dass dir jemand ins Hirn geschissen hat? Ali: An David Gandy. Nur aus Interesse: Kann ein Mensch, der so gut aussieht und sich so schön anhört, auch noch gut riechen? Caro: Am Sommerregen. Anne: An den Händen deines immergeilen Bruders. Tilla: An den goldenen Brathähnchen, die durchs Paradies fliegen. Fynn: Am Konzept von Montagmorgen. Einfach nur, um zu wissen, wie das so ist. Sarah: An nassen Textilien. Lange und ausgiebig. Warum kann man sich bloß nicht sattriechen?! Rita Jordan: An einem Kakapo. Der Geruch des Eulenpapageis wird als modrig, blumig und honigartig beschrieben. Anna S.: An Grenouilles Parfüm würde ich nur allein oder zusammen mit einem Partner meiner Wahl, hinter verschlossener Tür riechen wollen! Franziska: An der Ruhe vor dem Sturm. Yana: An Säuglingskopfhaut. Malu: An dem Whisky, den zu entkorken sich die Rundfunkräte in der Seligkeit des Geldstroms der Bürger tagtäglich entscheiden. Patrick: An der Luft im Berghain. Johanna: Am Gipfelkreuz des Mount Everest.



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