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zur
e l l e Qu
PRO CAMPUS-PRESSE AWARD BESTES MAGAZIN FÜR STUDIERENDE VON ZAUBERNDEN FÜR ZAUBERNDE
EIN HERZ FÜR YANIS VAROUFAKIS Junge. In Lederjacke stolzierst du breitbeinig die roten Teppiche der EU entlang, sagst das, von dem du denkst, dass deine Wählerinnen es auch denken oder zumindest genauso cool finden wie dich, weil du Lederjacke trägst und so tust, als würdest du sagen, was du denkst. Varoufakis, du bist der Typ!
EDITORIAL
T
M E H
N A A:
T S G
LEUTE, LEUTE Alles neu macht der Mai. Aber der April? Der macht, was er will. Wir auch. Und ihr auch. Und deswegen sind wir auch so gut. Ihr und wir. Supergut. Supergut ist eines dieser Attribute, mit denen wir uns schon immer gern geschmückt haben. Geil auch. Seit Januar ist das jedoch nicht mehr nur bloße Selbsteinschätzung, sondern offiziell. Die Initiative Pro Campus-Presse hat uns nämlich zum besten Studierendenmagazin des deutschsprachigen Raumes gekürt. Und das ist auch euer Verdienst: Herzlichen Glückwunsch also. Dazu natürlich auch ein kleines Dankeschön für all die Unterstützung und für die Liebe, mit der ihr uns begegnet. Ohne wär‘s nur halb so geil. Dass wir in euren Händen liegen können und ihr deswegen zu unseren Füßen, verdanken wir der AG Studiumplus. Diese hat uns die Möglichkeit gegeben, die hier vorliegende Ausgabe im Rahmen eines Seminars zu gestalten. ZurQuelle als Dozentinnen könnt ihr euch schlecht vorstellen? Wir uns auch – geil war’s trotzdem. Denn es brachte uns mit vielen neuen, hübschen und klugen Gesichtern zusammen, die wiederum viele neue, hübsche und kluge Blickwinkel und Gedanken mitgebracht haben, von denen der größte Teil auch in dieses Heft mit eingeflossen ist. Geil! Doch was genau haltet ihr denn nun in Händen? Unser Titelthema ist diesmal die Angst. Das klingt vielleicht wenig einfallsreich, aber das ist Quatsch. Denn das Ergebnis ist noch geiler, als erwartet. Angst, Liebe, Hass und Zombies. Ein Psychotest und eine Vorstellung eurer Lieblingsphobien runden das Ganze smoothly zu einer wundervollen Ausgabe ab, auf die ihr ebenso stolz sein dürft wie wir. Robert Hofmann
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Isabel Germanistik und Geschichte „Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“ (Jean Anouilh) Anna Kulturwissenschaft und Italienische Philologie „Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel Murmel.“ (Dieter Roth) Daniel Geschichte und Politik & Verwaltung „Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müsstest.“ (Seneca) Naemi Germanistk und EWI „Wer nichts verdient außer Geld, verdient nichts, außer Geld.“ (Aus dem Film Bandits) Christopher Komparatistik „Er hat immer Hunger, er muss immer essen.” (Frank Spilker) Sören Kulturwissenschaft „Los geht’s.” (Rainald Goetz) Hannah Germanistik und Musikwissenschaft „Why can’t they let a girl marry three men, or as many as want her, and save all this trouble?” (Lucy, Bram Stoker’s Dracula) Stephan Psychologie „Eine Salve freudlosen, harten, dummen Lachens. So lachen nur Deutsche. Sogenannte Gaskammer-Lache.” (Heinz Strunk) Thomas Sinologie „Ich lebe nur einmal. Und so wie ich lebe, ist einmal auch genug.“ (Falco) Robert Geschichte und Soziologie „I pity the fool.” (Mr. T) Ali Kulturwissenschaft und Anglistik „Sind wir noch in Berlin?” „Ne, ich seh den Fernsehturm nicht mehr.” (Meine in der Küche sitzenden Mitbewohnerinnen) Yana Germanistik und Linguistik „Jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt.“ (Kid Kopphausen) Rita Jura „After I jumped, it occured to me, life is perfect, life is the best. I guess you don’t really see it that clearly when you’re alive.” (The Million Dollar Hotel) Sarah Latinistik und Französische Philologie „S: ,I just don‘t understand why nobody tells you how bad it’s gonna be in the real world.’ M: ,Yeah they do. It‘s pretty much all they tell you.’“ (Shoshanna und Marnie, Girls) Fidélité Kulturwissenschaft und Französische Philologie „Ich habe Steine mitgebracht. Ihr esst doch Steine, oder?“ (unbekannt) Konstanze Kulturwissenschaft und Spanische Philologie „Das Reh springt hoch, das Reh springt weit. Warum auch nicht – es hat ja Zeit!“ (Heinz Erhardt) Christoph Geschichte und LER „Mehr Schutz für die, die uns schützen!“ (CSU)
Angst?
Angst ist so menschlich wie Fried Chicken, Pommes oder Loona. Alle haben Angst und Angst ist nicht das Ende. Mit Angst umzugehen, ist die Königin. Caesar, kein König, aber immerhin Imperator, ging mit der Angst seiner Soldaten auf ganz besondere Art um. Feigheit wurde mit Dezimation bestraft: Jeder zehnte Soldat seines Heeres verlor dabei sein Leben. Das waren andere Zeiten. Später sahen viele im Fluoridgehalt des Trinkwassers eine Geheimoperation des KGB. Wieder andere können schon seit Anbeginn der Zeit den Anblick eines Staubsaugers nicht ertragen. Angst ist für alle die gleiche, damals wie heute. Aber Feigheit vor der Feindin führt – zumindest hierzulande – nicht mehr zum Tod. Das Gefühl bleibt dennoch das gleiche. Schweiß tritt aus allen Poren, die Hände verkrampfen sich. Der Blick ist starr, die Pupillen geweitet und den ganzen Körper überzieht eine eispockige Gänsehaut. Kein Grund, zu verkrampfen, kleines Babyhündchen: Wir nehmen dich liebevoll bei der Hand und führen dich durch unser Titelthema.
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STU
E V I R DY D
Du kennst das. Es ist Montag, der Wecker klingelt: Vorlesung. Du bist mittlerweile im siebten Semester und Vollprofi: Gründe, liegen zu bleiben, schüttelst du noch in der ersten Snoozephase locker aus dem Ärmel. Ein schlechtes Gewissen? Digga! Vollprofi!
diesem Zustand bitte einen Vortrag halten? Niemand! Schon mal etwas von Blutvergiftung gehört? Plötzliche Pflasterebbe? Du aber bist Vollprofi, dich stoppt kein Blut. Mittwochmorgen. Der Wecker klingelt nicht. Und du? Ahnst nichts. Diesem Fauxpas begegnest du mit
Nix da, deine Argumente haben Qualität:
professioneller Leichtigkeit und nennst
Das Müsli schmeckt nicht, der Deoroller
es Schicksal, deine Uniwoche ist hiermit
ist seit Wochen trocken – eh, du zahlst
auch vorüber. Zeit fürs Wochenende.
schon seit Jahren keine Kirchensteuer mehr. Wecker aus. Weiterschlafen. Du kennst das. Es ist Dienstag,
Klar, du erkennst dich in diesen Zeilen wieder und qualifizierst dich damit direkt
der Wecker klingelt – Seminar. Grün-
für die Chefredaktion von Studierenden-
de, liegen zu bleiben, gibt es genug: Die
magazinen.
Synchronstimme von Bruce Willis nervt,
Und so ist StudyDrive dein Schicksal.
die letzte Bachelorfolge hast du noch
Auf der Plattform findest du sämtliche
nicht gestreamt und Pope reimt sich auf
Materialien von Kursen, die du aus triftigen
Dope. Hihi. Und schon bist du zurück im
Gründen nicht wahrnehmen konntest. Das
Land der Träume – geil, Glücksbärchis!
Beste ist: Wir sind viele! 80.000 Studieren-
Dienstagabend bereitest du pflicht-
de unterstützen sich gegenseitig im Liegen-
bewusst deinen Vortrag für den darauf-
bleiben. Auf die nächsten sieben Semester!
folgenden Tag vor und dann passiert es! Brot, Schnitt, Finger, Blut. Wer kann in
Check das: www.studydrive.net ANZEIGE
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MOODPANDA, HILF UNS
TEXT SARAH EMMINGHAUS
STUDIUM
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ANGST, ANGST, ANGST. KEINE REDET GERNE DARÜBER, DOCH WIR ALLE HABEN SIE. ZEIT, UNS DAS EINZUGESTEHEN.
Wir haben keine Angst. So hat Nina Pauer 2011 ihr erstes Buch genannt, in dem sie anekdotisch von den Ängsten ihrer Generation erzählt. Auch wenn ihre Generation – sie wurde 1982 geboren – knapp an der unsrigen vorbeischrappt, lassen sich viele Probleme und Charakteristika auf diese übertragen. Natürlich will Pauer auf das Gegenteil des Titels hinaus: Wir haben höllische Angst – vorm Scheitern, vorm Auf-der-Strecke-bleiben, davor, etwas zu verpassen. Sich selbst, die Liebe – ein Wort übrigens, das wir dank Tinder und Casual Sex kaum mehr in den Mund nehmen – oder die S-Bahn, obwohl die eh alle drei Minuten fährt. Gerannt wird trotzdem, den CofFOTO: NIKE.COM
fee to go in der einen und das Handy – nein, Smartphone – in der anderen Hand. Bereits der völlig selbstverständliche Coffee to go ist Teilen unserer Elterngeneration suspekt. Warum den Kaffee auf dem Weg zur Arbeit gehetzt aus einem Pappbecher trinken, wenn man dies auch gemütlich daheim bei der morgendlichen Zeitungslektüre tun könnte? Deuten wir dies als das Symbol für den Kern all unserer Ängste: der Angst vor zu wenig Zeit. Wie oft jammern sie in der U-Bahn über die Jugend von heute, die sich nicht mehr ohne Handy beschäftigen kann – es werde nicht mehr miteinander geredet und in der WWW.ZQZAUBERT.DE
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U-Bahn herrsche Schweigen. Lange schon frage ich mich, ob man in den 90ern in der U1 ständig fröhliche Gespräche mit Fremden geführt hat. Einen Nerv trifft dieses Stöhnen der Anderen aber doch, nämlich dann, wenn es um das Thema der Erreichbarkeit geht. Und es stimmt, wir wollen nichts verpassen. Während des Einkaufs zu whatsappen, morgens als erstes die E-Mails, später dann noch Twitter, Facebook und Tinder checken – dass das alles ein Zeichen von Angst, vielleicht sogar Panik ist, muss nicht erst eine Psychologin feststellen. „Der Weg zum optimierten Ich“ Smartphones können den Eindruck erwecken, als wären sie dazu in der Lage, diesen Ängsten Einhalt zu gebieten. Oder uns zumindest dabei zu helfen, die Kontrolle zurückzugewinnen. Wieso Angst vor dem Verpassen haben, wenn sich die Zeit und Energie dank Apps optimal nutzen lässt? Alles können wir tracken: wie viele Schritte wir heute gelaufen sind, welche Produkte im Supermarkt wie viele Kalorien haben und welche die beste Schlafphase für das Aufwachen ist. Den Überblick bieten hier zum Glück Internetseiten wie selbstoptimierung.com, mit dem schönen Zusatz: „Der Weg zum optimierten Ich“. Apps zu den Themen Alltag, Sport und Kinder helfen. Unter Gesundheit verspricht die Seite gar, dass das Smartphone nun endlich zum „Gesundheitsüberwacher” werde. Yay! Die Apps heißen Optimize me, FatSecret App oder The STUDIUM
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Mappiness App. Letztere misst, wie glücklich die Nutzerin ist. Eine weitere App mit dem Namen MoodPanda will schließlich dabei helfen, Depressionen zu überwinden. Hierzu stellt sie eine Reihe von Fragen und meint daraufhin, die Nutzerin und ihre Stimmung zu kennen.
Zukunftsperspektive Strickerin
Es gibt eine Gegenbewegung. Eine Welt, in der es ums Häkeln, Weltflucht, Basteln, Rezepte und mindfulness geht. Ein Paradebeispiel für das damit verbundene Lebensgefühl ist die Zeitschrift Flow – Magazin für Achtsamkeit Inspiration, Zeitgeist und Paperlovers verkörpert. Innehalten sollen wir, uns nicht zu sehr von der Außenwelt stressen lassen, die kleinen Dinge wertschätzen. Das klingt mega schön. Und sehr leicht zieht es einen hinein in diese Welt, in der sich alles so warm und kuschelig anfühlt. Sollten wir nicht alle lieber unsere Jobs kündigen oder das Studium abbrechen und der Hauptstadt entfliehen, um ein Leben auf dem Land zu beginnen, hauptberuflich zu stricken? An dieser Stelle sollten wir uns jedoch Die Welt ignorieren scheint keine Lösung noch einmal vor Augen führen, was Selbstop- zu sein, so hübsch gehäkelte Tischdecken timierung eigentlich bedeutet. Wer nach Opti- auch aussehen mögen. Also trete ich mir liemierung strebt, die will besser werden, besser ber in den Hintern. Und in euren. Klar, durch funktionieren – und zwar in allem. Sie begibt Smartphones und Social Media lassen wir uns sich auf einen langen Weg und verbessert erst stressen. Ja, es gibt viel zu viele Studierende dieses, dann jenes. Dabei scheint zwar der Weg und viel zu wenige Jobs. Ständig hören wir das Ziel zu sein, doch er hat kein Ende: Wir uns an, wie dumm unsere Generation ist, wie können immer besser werden, immer opti- uninteressiert und langweilig oder wie indivimierter. Innehalten oder gar ankommen wird dualistisch und egoistisch. Da wird es schon dadurch unmöglich. Und in diesem Sinne ist schwierig zu erkennen, wo der eigene Wille auch die Häkelwelt der Selbstoptimierung un- anfängt und wann Fremdbestimmung und terworfen: Dort gelten ebenfalls Regeln, auch Panikmache überhandnehmen. Es ist nicht dort wird optimiert. Man schaue nur einmal einfach, es ist nicht immer schön. Doch wir auf Instagram oder Pinterest – Konkurrenz in dürfen Angst haben und beizeiten jammern. Sachen ästhetischstes Essensfoto findet sich Und wenn wir es brauchen, dann dürfen wir überall. auch in die Achtsamkeitswelt flüchten. Wir dürfen überhaupt viel mehr, als wir uns eingestehen wollen. Zum Beispiel ehrlich sein. Deshalb: Ja, ich hab Angst. Was nun zu tun ist, kann mir bestimmt MoodPanda sagen. WWW.ZQZAUBERT.DE
IN DER SPRECHSTUNDE
ANDREAS KÖSTLER
PROFESSUR FÜR KUNSTGESCHICHTE
Interview von Alia Lübben
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Sie wurden ja bereits von unseren Kolleginnen vom Kulturblog Kulturie inter-
Ich muss dann ja selbst so früh aufstehen. Trotzdem gibt es so wenige Kurse für
viewt. Sind Sie dennoch aufgeregt? Und was
uns Kulturwissenschaftlerinnen dieses
ist Ihr bestes Mittel dagegen?
Semester …
Nein, eigentlich nicht mehr. Mein bestes Mittel: Einmal kurz durchatmen und das Ganze nicht so ernst nehmen.
Auch wir müssen unseren Teil zum Wirtschaftswachstum beitragen. Das heißt: Wir bräuchten entweder mehr Studierende oder eine Dozentin oder einen Dozenten weniger auf zehn Jahre. Dann gibt es mehr Punkte für weniger Anwesenheit.
Haben Sie eigentlich das generische Femininum in der Frage bemerkt?
Nein! Kolleginnen? Man hört ja nicht, ob man das mit kleinem oder großem „I“ schreibt. Außerdem waren es ja auch nur Kolleginnen! Lehren Sie eigentlich in Potsdam, weil nebenan die Krönung von Menzel hängt?
(lacht) Nein, ich will nur die Studentinnen darauf hinweisen, dass sie in alle Museen gehen sollten, die Potsdam zu bieten hat, damit sie sich nicht nur auf Berlin beschränken. Und in die Schlösser, zumal wir hier direkt gegenüber eines haben. Welches aus ihrer Lieblingsepoche stammt?
Ne, ne, ne! Eigentlich gibt es in Potsdam gar nichts, was für mich wichtig ist, ich bin nämlich von der Ausbildung her Mediävist (Genauer: Mittelalterliche Kunstgeschichte; Anm. d. Red.). Eigentlich hab ich hier gar nichts verloren. Sind Ihre Kurse zu so unmöglichen
Dabei rühmt sich Deutschland damit das Land der Dichterinnen und Denkerinnen zu sein.
Wir haben zwar noch eine relativ hohe Theater- und Museumsdichte, es wird trotzdem immer mehr abgebaut. Das geht nicht ewig so und wird auch irgendwann auffallen. Aber die Produktion von Daimler geht immer noch vor. Der Seehofer hatte München ja eine Philharmonie versprochen. Aber was ist passiert? Nichts. War das jetzt eigentlich die Frage zur Kulturpolitik? Nein, das war die Frage, weshalb ihre Kurse um 8 Uhr morgens sind. Unser Titelthema ist übrigens Angst. Mir ist aber keine Frage eingefallen. Fällt Ihnen eine kreative Frage zum Thema Angst ein?
Angst? Ne, ich hab keine Angst. Ich hab mir abgewöhnt Angst zu haben. Und ich dachte, jetzt kommt eine
Zeiten, damit nur Studentinnen sie besuchen,
kreative Antwort!
die sich wirklich für die Themen interessie-
Gar nicht! Ich bin auch unkreativ. Bei Kunstgeschichte denken immer alle, es sei ein kreatives Fach … Kunst ist ein kreatives Fach.
ren?
Ne, das wurde mir leider zugewiesen. Da habe ich den Termin von 8 bis 10 bekommen.
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SÖREN MAAHS
DER HOCH STAPLER SEITE 016
VON DER ANGST VOR BEWERBUNGSGESPRÄCHEN UND IHREM ORTHOPÄDISCHEN HEILMITTEL IM GROSSEN SELBSTLOSEN SELBSTVERSUCH
STUDIUM
Ein Bewerbungsgespräch ist etwas Scheußliches, um das fast niemand mindestens einmal im Leben umhinkommt – so ähnlich wie ins Klo zu fassen, um das Portemonnaie zu retten. Unterwürfigste Ranschmeißerei, verkrampftes Grinsen, nervöses Transpirieren in die gebügelte Bewerbungsgesprächsbluse und das Verpassen jeder Gelegenheit, sich selbst über den grünen Klee zu loben – Bewerbungsgespräch eben. Zum Fürchten. Nicht gerade dabei hilfreich, in den Köpfen der Personalverantwortlichen die Hoffnung auf reibungslose Funktionserfüllung zu entzünden, ist das Hochstaplersyndrom, diese Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit. Kaum lese ich das Anforderungsprofil mit der Liste notwendiger und wünschenswerter Eigenschaften von Idealbewerberinnen, schleicht es sich ein, das Gefühl nagender Unsicherheit und tiefen Unbehagens. Egal, wie gut ich tatsächlich qualifiziert bin, es muss jemand anderes gemeint sein, jemand, der auf jeden Fall besser geeignet ist. Selbst die in unserer modernen Leistungsgesellschaft weithin anerkannten Privilegien – Jugend, weiße Haut, Y-Chromosom – immunisieren nicht gegen das Hochstaplersyndrom. Wem es gebricht an der Fähigkeit zur ungenierten Selbstlobhudelei in Momenten, wo sie angebracht ist oder sogar erwartet wird, dem verspricht die psychologische Forschung umgehend Linderung oder gar Abhilfe. WWW.ZQZAUBERT.DE
So erschien im European Journal of Social Psychology jüngst (vor ein paar Jahren) die Studie Body posture effects on self-evaluation: A self-validation approach. Dem Artikel zufolge kann eine selbstbewusste Körperhaltung das Selbstvertrauen stärken. Der hier von der Wissenschaft anempfohlene Tipp zur Überwindung des Hochstaplersyndroms ist identisch mit Omas Ermahnung, nicht so krumm dazustehen: Edle Körperhaltung zeitigt edle Lebensläufe, die auf Sonnenterrassen spät, sanft und vielbeweint enden. Krummer Rücken kann jede, du Loser. Wir von ZurQuelle tun ja bekanntlich alles – auch jedes noch so fragwürdige Experiment – für unsere bis zur Selbstaufgabe geliebten Leserinnen. Ich habe mich also, anlässlich eines Bewerbungsgesprächs für einen hochangesehenen Kartenabreißerinnen-, Türöffnerinnen- und -schließerinnenjob in einem Berliner Opernhaus, als Proband im selbstlosen Selbstversuch mit realistischer Testumgebung, diese Methode ausprobiert. Egoreklame eines Erdnussflips Um den knallharten Forschungsmethoden evidenzbasierter Empirie Rechnung zu tragen, ging ich wenige Minuten vor dem Gespräch aufs Klo, schloss mich in einer Kabine ein, und nahm Haltung an: Beine schulterbreit, Rücken aufgerichtet, Brust rausgestreckt, Schultern zurückgeworfen, Kopf hochgereckt, Hände auf die Hüften gelegt und trotzigen Blicks kühn die Klotür angestarrt. Feldherr auf dem Hügel. Diese Pose, etwa fünf Minuten lang eingenommen, verleiht Spannkraft, Durchsetzungsvermögen, alles. STUDIUM
Die Testergebnisse waren bemerkenswert. Jede Neigung zu Selbstkritik, Selbstekel oder Bescheidenheit waren wegexorziert. Zurück blieb das Schwein von aalglattem Heuchler, das zu sein ich immer schon begehrt hatte. Während des Bewerbungsgesprächs kam die heillose Egoreklame aus meinem Mund nur so hervorgerauscht, jede noch so unverfrorene Übertreibung meiner völlig ausgedachten Qualitäten schien mir recht. Ich fühlte mich gut, fühlte mich wie auf Drogen. Ich war ein handelsüblicher Erdnussflip, der sich als Croustille Maïs Soufflé Cacahuète ausgab. Als das Bewerbungsgespräch beendet war und der Job in der Tasche, wurde mir nicht ohne Scham bewusst, was für ein Monster diese Körperhaltungstechnik aus mir gemacht hatte. Bin ich wirklich, wie ich behauptet hatte, in eine alte Dynastie von Kartenabreißerinnen hineingeboren worden? Handelte es sich bei dem nachweislich nie erhaltenen Goldenen Preis der Innung deutscher Türöffnerinnen und -schließerinnen um eine strategische Falschangabe oder lediglich eine dem Bluff nahestehende, kreative Wahrheitsanreicherung? Wie dem auch sei, die orthopädische Technik war bewiesenermaßen effektiv, vielleicht zu effektiv. Möglicherweise war die Dosis einfach zu hoch und zwei, höchstens drei Minuten wären völlig ausreichend gewesen? Zum Schluss, quasi zum Erden und Runterkommen, eine Mahnung an uns alle. In einer Abwandlung des berühmten Sprichworts „Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind” ließe sich ebenso gut sagen: Nur weil du dich wie eine Hochstaplerin fühlst, heißt das nicht unbedingt, dass du keine bist.
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HER C E R B AB N E I D S T U R AU S G A B E DE
B
S E T A ILL G
Bill Gates ist auch 2015 wieder der
zubrechen und ein Startup zu gründen.
reichste Mann der Welt. Wie es dazu
Die Firmengeschichte von Microsoft liest
kam? Mit dreizehn schrieb er auf dem
sich wie ein geschicktes Risikospiel mit
Schulcomputer ein Tic-Tac-Toe-Spiel,
einigen Bluffs, viel Expertise und konse-
dann hackte er dessen Betriebssystem.
quenter Unternehmensführung. Viele von
Damit fiel er auf – und wurde prompt
uns werden sich noch daran erinnern, wie
engagiert, um im Programm nach Fehlern
der PC als Viereckige-Augen-Verursacher
zu suchen. Dann programmierte er ein
und Auslöser von Amokläufen angesehen
System für seine Schule, das Schülerin-
wurde, uns aber stundenlang in seinen
nen bestimmten Klassen zuordnete. Der
Bann zog. Aus der Überzeugung heraus,
Schlingel baute natürlich einen Kniff ein,
dass zu viel Geld bloß die eigenen Kinder
sodass seiner Klasse besonders viele
verderbe, gründete Gates mit seiner Frau
schöne Mädchen zugewiesen wurden.
die größte private Stiftung der Welt. Selbst
1974 löste Gates – zu dieser Zeit Harvard-
Apple-Enthusiastinnen und Entwicklungs-
Ersti – das Pfannkuchen-Sortierproblem.
hilfe-Kritikerinnen können Bill Gates dank-
Die Aufgabe dabei ist, einen Stapel Pfann-
bar sein. Dafür, dass er Kinder in Afrika vor
kuchen effizient nach Größe zu sortieren,
Malaria bewahrt, uns damals die digitale
damit er am Ende mit dem größten Pfann-
Revolution ins Wohnzimmer brachte und
kuchen ganz unten und dem kleinsten ganz
dafür, dass wir auch ohne abgeschlosse-
oben serviert werden kann. Bills Lösung
nes Studium Hoffnung haben dürfen.
kam so unerwartet wie sie brillant war, und für dreißig Jahre blieb sie unbestritten.
Rita Jordan
Trotzdem beschloss der damals 19-Jährige nach nur einem Jahr, sein Studium abDESSERT
Es ist ein wenig wie der Big-Brother-Container: 200 Studentinnen – zum ersten Mal für längere Zeit im
TEXT YANA DUCKWITZ
es mit dem Portugiesischlernen bisher nicht so weit her ist: In betrunkenem Zustand funktioniert die Kommunikati-
ERASCHMUSCH FOR LIFE
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und Emilia Galotti, durchforstet ihr Hirn nach Restinfos aus der zehnten Klasse. Dafür ist der Sprachkurs witzig.
STUDIUM
Ausland und ganz auf sich gestellt – zusammengepfercht in den WGs einer fremden Stadt. Unter dem Vorwand, ihr Studium im internationalen Rahmen fortzuführen, lernen sie sich auf Speed-Dating-artigen Einführungsveranstaltungen und schlechten Bumspartys kennen. Was wird geschehen? Wer mit wem? Bleiben die Nationen unter sich? Und geht irgendwer in die Uni? Loona (Name nur geringfügig geändert; Anm. d. Red.) ist seit sechs Monaten in Lissabon. Vier weitere sind yet to come. Die Ex-Bonnerin, Ex-Potsdam-Studierende und derzeitige FUlerin hat hier die Zeit ihres Lebens. Die Zauberdroge, die das möglich macht, heißt Erasmus. Wie „Eraschmusch“ klingt es, wenn die Portugiesinnen das aussprechen. Nach anfänglichen BAföG-Problemen und Zeiten, in denen sie sich zwischen Alkohol und Spaghetti entscheiden musste, einer WG mit einer fünfzigjährigen Brasilianerin, die fröhlich die Zimmer durchkramte und nach dem Vermissen nicht weniger Menschen, ist sie zu einer Profi-Erasmitin geworden. Auch wenn
Die professora ist Anfang dreißig, heiß und hat was mit dem Italiener aus der zweiten Reihe. Einmal kam eine Ärztin in den Kurs, die über Geschlechtskrankheiten aufklären wollte – inklusive kostenlosem Chlamydien-Schnelltest! Ihr merkt, woher der Wind weht. Doch abgesehen vom Sich-gegenseitig-Tripper-Beibringen können auch ganz andere Skills erworben werden. Loona klaute schon immer wie ein Rabe und Lissabon ist das perfekte Pflaster, dieses Hobby zu perfektionieren. Ein Kumpel weiß riesige Käselaibe unbemerkt aus dem Supermarkt zu trans-
WWW.ZQZAUBERT.DE
portieren und will von nun an härter mit Loona trainieren. Im August, wenn sie dieses neue Leben der Dinnerparties, phony Bekanntschaften, Herzensmenschen und dem Hamster Joao verlassen muss, veranstaltet sie einen Flohmarkt mit ihrem Diebesgut.
ERASMUS, DU ALTE PUFFMUTTI!
on einwandfrei. Sangria und Bier gibt’s in der Malle-artigen Partyaltstadt ab einem Euro in verschiedenen Größen gestaffelt und ausschließlich in Plastikbechern (Umweltschutz wird hier mehr als klein geschrieben, geradezu unleserlich ist er). Die verrückte Mexikanerin mit dem Bulldoggengesicht erzählt, dass sie demnächst heiraten wird. Nach ein paar XXL-Sangriarunden spricht sie nur noch Spanisch – beide nicken, lachen und verstehen. Wenig später knutscht sie mit dem dritten Typen, der ein rosa Hemd trägt und aussieht wie Neville Longbottom. Erasmus, du alte Puffmutti! Was machst du mit den braven Studentinnen und ihren ehemals vorbildlichen Beziehungen? Von der ersten Germanistikprüfung in der Uni erfährt Loona nur zufällig. Als sie eintrifft, sitzen alle schon da und schreiben. Wer hatte nochmal gesagt, dass die Portugiesinnen derbe entspannt seien? Sie quält sich durch zwei Fragen über Sturm und Drang
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Sascha Schlegel
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DAS
GRUSEL KABINETT DOKTOR QUELLE de s
HUI. BUH. WIR HABEN DEINE GRUSELIGSTEN URÄNGSTE GESAMMELT UND MUNDGERECHT ZUBEREITET. WIR FASSEN SIE IN WORTE, WAS SIE KLEIN UND FAST SCHON HANDZAHM NIEDLICH SCHEINEN LÄSST. ABER BEWARE! GANZ SO SÜSS WIE IM ZARTEN FRÜHLINGSLICHT SIND SIE NÄMLICH DES NACHTS GANZ UND GAR NICHT.
Friggaphobie Wer Angst vorm fünften Tag der Woche hat, leidet an genau dieser Phobie. Es ist schwer zu glauben, dass es Menschen gibt, die Angst vor diesem Tag der Erlösung haben – doch es gibt sie wirklich! Viel seltsamer an der ganzen Sache ist jedoch, dass es im Gegensatz dazu keine spezielle Angst vor Montag – dem eigentlichen Horrortag der Woche – gibt. ANGST
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Spionitis Der Krieg ist ausgebrochen und du findest das supergeil. Das Problem: Ziemlich sicher ist jede, die auch nur ein wenig anders aussieht als du, mit Akzent spricht oder aus dem Ausland kommt, im Dienste ihrer Feindlichkeit unterwegs. Für dein Vaterland und die Sicherheit von dessen Infrastruktur krempelst du die Ärmel hoch und vermöbelst mal so richtig den Franzmann von nebenan. Alles Spioninnen. Überall.
Aulophobie Angst vor Flöten oder dem Klang einer Flöte. Betroffene meiden Konzerte oder Gelegenheiten, in denen sie eine Flöte hören oder gar berühren müssten. (Nicht, was ihr denkt! Vielleicht aber doch.) Kommt eine Paranoia hinzu, schließt die Angst auch die Besitzerinnen von Flöten mit ein. Und panflötendominierte 90er-Jahre-Actionfilme. WWW.ZQZAUBERT.DE
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Koumpounophobie Hierbei handelt es sich um die übersteigerte Abneigung dagegen, Knöpfe anzufassen oder an eigenen Kleidungsstücken zu tragen. Dies kann soweit gehen, dass die Person bereits Knöpfe an Anderen ekelhaft findet oder es sogar vermeidet, das Wort „Knopf” auszusprechen. Die Angst vor Knöpfen ist meist verbunden mit negativen Ekelphantasien: So stellen sich die Leidenden häufig vor, die Knöpfe könnten glitschig oder klebrig sein und ewig an ihnen anhaften.
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Halitophobie Die Betroffene glaubt, extremen Mundgeruch zu haben. In den meisten Fällen handelt es sich dabei nur um eine Einbildung, die also nicht der Wahrnehmung der Außenwelt entspricht. Da Mundgeruch für den Großteil der Gesellschaft jedoch ein Tabuthema ist, führt die Phobie nicht selten zu sozialer Isolation der Erkrankten, denn sie will den anderen ihre fiktive Fahne ersparen.
because I‘m
Cherophobie Die Cherophobikerin ist ein armer Tropf, denn sie fürchtet sich krankhaft vor Fröhlichkeit und Heiterkeit. Das Vermeiden von Festivitäten wie Faschingsparties, Silvester und der Musikantenstadl mag zwar per se keine schlechte Idee sein. Doch geht die Cherophobikerin zum Lachen nicht einmal in den Keller. Eine Betroffene wird wohl auch nie einer zQ-Redaktionssitzung beiwohnen können. NUMMER 07
happy!
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Barophobie Haben wir nicht alle schon einmal heimlich vom Fliegen geträumt? Man breitet die Arme aus, erhebt sich in den Himmel und es heißt tschüss, hässlicher Erdboden. Für Menschen mit Barophobie wäre das die Hölle. Barophobie ist die permanente Angst davor, dass die Schwerkraft ausfällt und man einfach davonschwebt. Viele der Betroffenen tragen immer ein Seil bei sich, um sich im Ernstfall irgendwo festbinden zu können.
Korophobie Oft wird die Kastrationsangst Freuds belächelt. Dennoch möchten wir Sigmund nicht einfach so abschreiben, bringt doch Koro auch heute noch viele Indonesierinnen und Malaysierinnen um den Schlaf. Die Angst vor der Retraktion des Genitals lässt Betroffene verzweifelt an allem festhalten, was an ihnen hängt. Sollte dies zeitweise nicht möglich sein, dann können Brüste, Vulva und Penis durch entsprechende Schienen und Geräte vor dem Rückzug in den Körper gesichert werden. WWW.ZQZAUBERT.DE
Anna Gien
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PANIC T E ST
YCHO 054 PS
e. So ch feig Der ziemli m d il n F u y f Disne n doo nig e m ö h e k c d n s e us bis o n Lö w llem a , ein v a d r n r e r o d e v u ich änen sen Br Laut k die Hy em fie yä n e n n wir c ke n h Scar, d felhyänen. n ke n n e o v h a b ra p n c vielü e S T n r d lä in n ie u d rk t lfer meist eifenDies e r . rne en He n t t e s e S s g ö m d lb b d il n e eren F Aas: Währe sen un eute s sie die in and ihrer B rinnen t sind n geris n r d t e ö o s o n n h v s u e c D e s z s r . n hfr we n 95 Pro ne ist ganz en hie übrige egal, Fleisc d e r Lö bis zu e dien völlig yä n sich d e re r König yä n e n Vorlag n ä h re Re g e l üpfelh er Beute an r lh ls r T isch e e A fe T d n . ie p e n a ü D t in T ar Mufas ge n d auf de ö we n . ihnen en die L ja – s yä n e n g b t e u H le A n z t r e t is fa e m ll le a ei d, litä de Nicht ) . Da b r ga r E nen sin stellte Riva rasitismus, s sotinnen ntilope ode sserin d a rge lb ihre tuden ptopa A S g Aasfre le , r fi K u e u t n n ä nerha n e h G u t In yä n e n b h ie f: lh n o c d u a : u fe t R a lt p en leich chten hande der Tü vianen. m sog s Phänomen le e e n h d d e c a s lt r ie e a ha en frönt s verbreitete sich g den P ialver ht ein en. r e twa U n re c a s S oz tier es auch Ameis wiede eit affen, llin. D Beute llig zu eiten n e (ein w ö ’s s e iz in v n s e e e , u a b G t lf r ln aus. o t e h fü a o ic h m W s N m s c h e a s h r e s t d c w u n S ra un um a n ge und z der bö uund T ncher r teilt e sehr t alles so wie m ma Komm n unte ten Klatsch ko m m e h a t , e b e n lich ein elt de htern. ruppe n s m c ee h G ä d ä u le n e n e h r d n a c n e n ä s n sie eres u sich in klein er den hen den Ge den meiste Die Hy n Clans ist jetzt t imm esond c e r u h B t is ir e z c n z s d w w z n n u , z t a a n a e a g t r e s ge n wa s g s lass htigun o und 80 Tie G e ge n ga r e t e n . Da ich als Gleichberec un Fact: Im bis zu ist so knoch fasst F ennt s s is . k m n n e u e n e h a P c n ig r r rü Ein Cla ool, was? M errscht üb äne de n – Ge rwar te nnlichen Hy t. C ns h ä st zu e verein er Cla s m fa ie r r d a e alb das w hen. fehlt d Innerh so ste über – ar ten h mal ubtier t wird nizier einfac re n R a
E N Ä Y DIE H
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ALL YOU NEED IS LOVE TEXT ANNA GIEN
GESELLSCHAFT
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Kannibalismus, Extremismus und unmoderne Werte – sie alle gehören zur Liebe. Doch halten wir kurz inne, nehmen die Zunge aus dem Ohr der Kommilitonin und hinterfragen das mal.
„I want to eat you up, honey.” – wir haben uns zum Fressen gern und am liebsten würde man sein Gegenüber ganz verschlingen. Eine solch kannibalistische Liebesmetaphorik ist im zeitgenössischen Liebesdiskurs nicht selten. Doch ist diese leicht destruktive Form der Einverleibung der geliebten Person nicht originärer Teil unseres modern-amourösen Wortschatzes, sondern taucht bereits in einem ganz anderen Kontext auf, nämlich dem der – Achtung, Concept Dropping – Transsubstantiation. Das meint die Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi: Jesus essen im Prinzip.
Überhaupt weist das moderne Liebeskonzept viele Parallelen zu eine Religion auf. Es hat seine eigene Symbolik und das rote stilisierte Herz ist heute so präsent, wie früher das Kruzifix; es besitzt seine eigenen Hymnen und Choräle und es gibt wenige Songs, die sich nicht um die Liebe drehen („All you need is love …“, „Love is all around me …“); und ihm werden Altäre in Form ausladender Pärchenfotocollagen und dergleichen mehr errichtet. Im Extremfall wird die Liebe zum alleinigen Sinn des Lebens – ein Dogma der Liebe. In diesem Fall wird freilich keine Gegenargumentation mehr zugelassen und auf Kritik folgt eine sofortige mentale Inquisition und die Verfemung.
Dionysische Orgien, christliches Orgelsolo Unsere als selbstverständlich geltende Auffassung der Liebe ist historisch allerdings gar nicht so fest verankert, wie es uns in all dem wohligen Gesäusel erscheinen mag. Tatsächlich etablierte sich das Prinzip der monogamen Lebens- und Liebespartnerschaft erst um 1800, innerhalb der Romantik. In der Antike ging es noch recht ungezügelt zu: Liebesbeziehungen fanden meist außerhalb der offiziellen Partnerschaft statt und Sex unter Männern war mehr oder minder gesellschaftlich akzeptiert. Auch waren sexuelle Ausschweifungen kein gesellschaftliches Tabu, man denke nur an die
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dionysischen Orgien. Die Christianisierung und der damit verbundene Keuschheitsfeldzug der katholischen Kirche bereitete dem wilden Treiben zumindest auf dem Papier ein Ende. Sex hatte nurmehr der Fortpflanzung zu dienen und ausschließlich im Rahmen einer monogamen Ehegemeinschaft stattzufinden. Selbstverständlich waren diese Reglements für viele nur Formsache. Sexualität wurde von Fürsten und Fronbauern gleichermaßen und auf ziemlich anarchische Weise ausgelebt. Spätestens mit den Fesselspielchen des Marquis de Sade wurde dann noch etwas mehr Selbstbestimmung in den Diskurs eingeführt, womit der Grundstein für unser zeitgenössisches Verständnis von Liebe und unsere so selbstverwirklichende Promiskuität gelegt war.
Liebe will klare Seitdem ist viel passiert. Doch der Glaube an fortschrittliche Entwicklung und an die Liberalisierung von Sex und Liebe im Laufe des letzten Jahrhunderts, die mit einem Haufen verbrannter BHs einherging, ist im Grunde genommen nur ein Trugschluss. Zwar unterstand die Liebe früher einer strengen kirchlichen Doktrin. Im Dunklen jedoch gab man seinen Trieben in der Regel nach. Heute sind die amourösen Ansichten jeder Einzelnen offengelegt, die sexuelle Orientierung ist auf diversen Onlineplattformen einsehbar. Es wird essenziell, sich dem Urteil der moralischen Metaebene auszusetzen, um Teil des Systems zu sein. Denn wie die Religion neigt auch die Liebe zum GESELLSCHAFT
Entscheidungen Willst du mit mir gehen? Ja Nein Später
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Extremismus und verlangt klare Entscheidungen: Nicht mehr die zwischen Protestantismus, Katholizismus, Hinduismus oder Islam, sondern zwischen E-Darling und Tinder, zwischen kompromissloser Monogamie und amourösem Imperialismus. Wer sich für Letzteres entscheidet und sich von der Idee der Zweierbeziehung zu distanzieren versucht, wird von Amors monogamen Jüngerinnen gnadenlos gelyncht. Und zwar nach Vorbild des bekannten Präzedenzfalles aus der europäischen Literaturgeschichte: Don Juan stirbt einsam und fährt zur Hölle. Ihm wird sein rücksichtsloser Egoismus vorgeworfen. Doch ist die Glorifizierung einer monogamen Beziehung nicht auch nur ein Egotrip, eine Äußerung im Zeichen permanenter Selbstbeweihräucherung? Die Anderen werden zur Projektionsfläche für die eigene Egozentrik. So argumentieren zumindest die modernen Don Juans jedweden Geschlechts. Die Forderung nach radikaler sexueller Freiheit und Individualität wirkt fast schon totalitär – alles oder nichts, unser zeitgenössischer Liebesdiskurs ist offenbar der einer hedonistischen Selbstverwirklichungsgesellschaft. So erscheint die destruktive Ebene des metaphorischen Liebeskannibalismus auch
nicht mehr so abwegig: Wir fressen unser Gegenüber auf, verschlingen es aus reinem Egoismus. Doch wenn wir uns unsere Liebhaberinnen einverleiben wollen, sind sie dann nur austauschbare Projektionsflächen für unsere eigenen Wünsche? Die Liebe wäre dann eine recht einseitige und einsame Angelegenheit. In Anbetracht unserer Situation scheint die Frage nach Echtheit und Selbstlosigkeit allerdings nur nebensächlich. Zur perfekten Selbstvermarktung der Generation Y gehört schließlich ein passendes Liebesentwurf: Monogamie, Polyamorie, Libertinage oder agnostische Resignation – aus dem bunten Regal der Konzepte kannst du frei wählen. All you need is – some kind of – love … WWW.ZQZAUBERT.DE
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Christoph GroĂ&#x;
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DIE RECHTE ORDNUNG Diese Abwertung findet sich nicht nur in unserer Kultur: In manchen ghanaischen Stämmen ist es Linkshänderinnen verboten, den Thron zu besteigen; im arabischen Raum ist die juckende rechte Hand ein gutes Omen für finanziellen Erfolg. Wem hingegen die linke Hand kribbelt, kann sich schon einmal darauf einstellen, mit dieser demnächst tief in die Tasche greifen zu müssen. In vielen Kulturen rund um den Erdball wird zudem die linke Hand während des Essens unterm Tisch gelassen, da sie als unrein gilt. Als wäre die verbale und kulturelle Herabsetzung nicht schon genug, nötigt auch der Alltag eine Linkshänderin zu einem ungewollten Hindernisrennen. Bereits allmorgendlich in der Küche begegnen ihr Wasserkocher und Toaster, beide mit der Skala auf der falschen Seite. Das gleiche gilt für die Kaffeemaschine. Die Mikrowelle hat nicht bloß alle Bedienelemente auf der rechten Seite, sondern lässt sich auch noch nach links öffnen, damit sie mit rechts komfortabel befüllt werden kann. Ganz zu schweigen vom einseitigen Wellenschliff bei Brotmessern oder von
An manchen Tagen will auch einfach überhaupt nichts funktionieren: Der Schnürsenkel ist gerissen, du verbrennst dir die Zunge an zu heißem Kaffee und bekleckerst damit obendrein noch dein weißes Hemd. An einem solchen Tag beten sie dir dann immer wieder vor, du seiest „heute Morgen wohl mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden”. Und wenn du schon motorisch wenig anspruchsvolle Tätigkeiten nicht gebacken bekommst, dann habest du „eindeutig zwei linke Hände”. Diese beiden Beispiele lassen bereits erahnen, worum es im Folgenden gehen soll. Bedeutungsleere Binsenweisheiten sind jedoch nur der Anfang einer schier endlosen Kette von Diskriminierungen der linken Seite. So wird ein zwielichtiger Mensch in Deutschland gerne mit „linker Vogel“ betitelt. Wer ein krummes Ding dreht, der macht „linke Geschäfte“ und unwichtige Sachen lässt man „links liegen“. Die negative Konnotation der unrechten Seite blickt auf eine lange Vergangenheit: Schon das lateinische Wort sinister meint nicht bloß „links“, sondern auch „unheilvoll“.
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LEFT SI LLA THGIR OB BROTMESSER ODER SUPPENLÖFFEL, OB GELDAUTOMAT ODER PORTEMONNAIE: AUS DER SICHT EINER LINKSHÄNDERIN SIND DIE MEISTEN DINGE SCHLICHTWEG FALSCH KONSTRUIERT, NÄMLICH VON RECHTSHÄNDERINNEN.
TEXT KONSTANZE STOLL
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und dilettantisch behaupten, ich sei mit dem falschen Fuß aufgestanden oder hätte zwei linke Hände; meistere ich doch tagtäglich all jene durch Industrie und Gesellschaft errichteten Fallen und trotze mit meinem Linkshänderinnenlineal, dem Linkshänderinnencollegeblock und einem händigkeitsneutralen Portemonnaie allen Strapazen. Am 13. August ist übrigens der Weltlinkshänderinnentag, um auf die Diskriminierung motorisch Anderslebender aufmerksam zu machen. Dean R. Campbell rief diesen Tag 1976 nicht grundlos an einem Freitag ins Leben: Es ist eine ironische Anspielung auf die unzähligen Mythen, welche sich sowohl um die Linkshändigkeit als auch diesen traditionellen Unglückstag ranken. Anders als der unsinnige Wiggle Your Toes Day, welcher genau eine Woche früher zelebriert wird, bietet der Tag der Linkshänderinnen eine unvertzichtbare Plattform. Gekämpft wird zum Beispiel für die Freiheit, eine Dose Ravioli zu öffnen, ohne dabei lebensgefährliche Verletzungen riskieren zu müssen. Ich schließe mich an und plädiere hiermit für Dosen mit Ringverschluss und natürlich für mehr händigkeitsneutrale Produkte! Seitdem es hierzulande nämlich als Körperverletzung gilt, Linkshänderinnen umzuschulen, gehöre ich ja einem nicht mehr allzu geringen Teil unserer Gesellschaft an. Nicht zu vergessen: Das Mekka der Linkshänderinnen ist der Stamm der Mofus in Kamerun. Dort gilt die linke als die starke, gute und ehrenwerte Seite und die rechte als die schwache.
Suppenkellen mit Ausgusskerbe. Und nun stelle sich mal eine all die Strapazen vor, welche die Linkshänderin in einem für den Rechtsverkehr gebauten Auto erwarten. Beleuchten wir das Ganze einmal von der finanziellen Seite: Schon der Kauf eines geeigneten Geldbeutels dauert länger als gedacht. Benutzt eine Linkshänderin instinktiv ein handelsübliches Portemonnaie, bekommt sie es schnell mit dem Scheinfach zu tun. Die Scheine tapezieren den Fußboden, denn das anscheinende Scheinfach zeigt nicht nur scheinbar nach unten. Auch Geld- und Fahrkartenautomaten machen deutlich, welche Handseite regiert. Eine lethargische Linkshänderin hat hier ihren Geldbeutel in der rechten Hand und muss nun ihre Geldkarte mit der linken Hand umständlich zur rechten Seite führen, um dort im richtigen Winkel den Kartenschlitz zu treffen. Der Fahrkartenautomat möchte überdies die PIN-Nummer auf der rechten Seite wissen und man mag an dieser Stelle kurz innehalten und sich die hierfür nötigen Verrenkungen vorstellen.
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AUCH LINKSHÄNDERINNEN HABEN RECHTE Hürden begegnen und Erniedrigungen widerfahren der Linkshänderin also in allen denk- wie undenkbaren Lebenssituationen. Und jetzt soll noch eine kommen
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D I A R F A U O Y E ? K AR R A D E H T OF You‘re not afraid of the dark, are you?
trächtigen. Zum Beispiel mit dem Blitz-
– das fragt Richard B. Riddick in allen drei
licht deiner Handykamera. Damit knipst
Filmen seine Feinde, ehe er sie niedermäht.
du jemanden in der Dunkelheit ruckzuck
Okay, dank seiner Nachtsichtaugen hat
blind. Und da es nur in eine Richtung blitzt,
er einen Vorteil. Aber mit ein bisschen
ist deine Nachtsicht höchstens durch die
Geduld, Übung und den richtigen Infos
Hintergrundbeleuchtung des Displays und
bist du die nächste Top-Killerin – oder
die Reflexion des Blitzes ein wenig beein-
kannst zumindest furchtlos zu nächtlicher
trächtigt. Eine Bauernregel zur Nachtsicht
Stunde nach Hause gehen, weil du weißt:
besagt außerdem: Niemals direkt das
Was sich dort im Dunkel der Nacht ver-
angucken, was man sehen will. Schaue
birgt, sollte lieber Angst vor dir haben.
also am besten immer so, dass das, was
Jemand bei Dunkelheit zu überfallen,
du wahrnehmen möchtest, nur aus dem
ist niederträchtig, denn du verlässt dich
Augenwinkel zu sehen ist. So wirst du es
darauf, deinem Opfer trotz der gleichen
auf wundersame Weise besser erkennen.
physischen Voraussetzungen überlegen
Wie du endgültig zur Serienkille-
zu sein. Entweder nutzt du das Überra-
rin wirst oder zumindest den nächsten
schungsmoment aus oder schlichtweg die
Horrorfilmabend überlebst, ohne dir
Tatsache, dass dein Gegenüber weniger
dabei in die Hose zu machen, kannst
sehen kann als du. Deine Augen gewöhnen
du auf zQzaubert.de nachlesen.
sich nämlich mit der Zeit an die Dunkelheit. Und das Wissen, dass deine Augen besser an die Dunkelheit gewöhnt sind, bringt
Alex Hilckmann
dir einen klaren Vorteil. Du kannst die Nachtsicht der anderen auch leicht beeinDESSERT
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WELCOME TO THE DARK SIDE CHAUVINISTINNEN JEGLICHER AUSPRÄGUNG VERSTECKEN IHREN HASS GERNE HINTER EINER VERMEINTLICH BEGRÜNDETEN SORGE. DAMIT WOLLEN WIR AUFRÄUMEN. Auch bei dir. TEXT ROBERT HOFMANN
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Es gibt da diesen Spruch im Internet, der es aufgrund seiner Griffigkeit geschaff t hat, Viralität zu erlangen. Wohl wegen seiner beruhigenden, irgendwie weise klingenden Stimme, wurde er fälschlicherweise Morgan Freeman zugeordnet. »I hate the word homophobia. It‘s not a phobia. You are not scared. You are an asshole.« Und tatsächlich – wer von Homo-, Islamo-, Trans-, Xeno- und so weiter -phobie spricht, meint doch eigentlich eine Feindlichkeit gegen diese Minderheiten Warum ist das so? Die Antwort liegt irgendwo zwischen biologistischen, sozialen und wirtschaftlichen Erklärungsversuchen begründet. Der Schlüssel zum Verständnis ist Yoda. Das ist der kleine grüne Mann in der zerschlissenen grauen Kutte im Dagobah-System, der Luke Skywalker erklärt, er dürfe keine Angst haben, gegen Darth Vader zu kämpfen. Angst nämlich führe zu Wut, Wut zu Hass und Hass zu Leid. Danach komme dann die dunkle Seite der Macht, deren Analogie zum Nazi-Regime hier aber nicht bedient werden muss, weil wir sonst schnell in Teufels Küche geraten. Wenn wir also hier Phobie mit Feindlichkeit gleichsetzen, ist die Brücke zum Hass geschlagen. In einem Wort stecken Ursache, Wirkung, Erklärung und Relativierung. Das merken nicht alle, doch die, die es merken, können sich dahinter verstecken und ihren irrationalen Hass mit einer vermeintlich begründeten Angst legitimieren. Musliminnen sind Terroristinnen, Homosexuelle bedrohen die WWW.ZQZAUBERT.DE
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heterosexuelle Familie, Flüchtlinge aus der Ferne nehmen unsere Arbeitsplätze und sind kriminell. Wenn Hass seinen Anfang in Angst nimmt, wo liegt dann deren Ursache? Woher kommt die Angst? Für den Ursprung der Angst, die eine jede zur Sith werden lassen muss, finden sich einige fadenscheinige Erklärungen, die allesamt wie billige Versuche klingen, sich zu rechtfertigen. Wie etwa jene, dass Angst vor Fremdem in der Natur ganz selbstverständlich sei und als Schutz diene. „Haha“, denkt sich die Sith-Auszubildende, „dann bin ich also auf der sicheren Seite, wenn ich allmontaglich lauthals gegen die Überfremdung anbrülle!“ Und tatsächlich fällt es schwer, die Angst vor etwas Fremdem grundsätzlich von der Hand zu weisen. Die Definition dessen, was als fremd erachtet wird, ist allerdings ein offensichtliches Konstrukt der Sozialisierung, eine fiese Brühe aus kulturellen, sozialen und familiären Faktoren. Diese Tatsache allein zeigt der Fremdenhasserin deshalb den gelbroten Mittelfinger. Feste Regeln und eine gewisse Konformität, etwa durch die Hautfarbe, führen also zur Exklusion von Menschen, die anders aussehen, beten oder knutschen und deswegen vermeintlich die eigene Ordnung in Frage stellen. Gleichzeitig ist es die Reduktion von Komplexität, die Gruppen dazu bewegt, das Andersartige abzulehnen und sich abzugrenzen. So konsolidiert man sich nach innen, legitimiert Herrschaft und fühlt sich wohl, wenn alles so bleibt, wie es ist. Deshalb
muss Überfremdung durch Flüchtlinge von außen und die Homo- und Transsexuellen von innen verhindert werden. Ablehnung als Garantie dafür, nicht umdenken zu müssen. Angst aus Faulheit sozusagen. Müssen wir die Ursachen der Angst also schon dort suchen, wo wir uns als Mitglieder von etwas Konkretem definieren? Und muss dieses Konkrete nicht schon deshalb anderes ausschließen, um sich selbst erhalten zu können? Die Antwort klingt plakativ, muss aber ganz klar dort aufgegriffen werden, wo sie vor langer Zeit bereits gegeben wurde, wenngleich in einer weit, weit entfernten Galaxis. Vermeide die Absolute! Liebe nämlich ist Jedis verboten, damit sich diese Liebe nicht in egoistische Verlustangst verwandeln kann, was wiederum den ganzen Kreislauf von Wut und Hass in Gang setzte. So gilt es, den Mut zu besitzen, sich der – zugegeben verlockenden – Versuchung zu widersetzen, den eigenen Freundeskreis mit der Gesellschaft gleichzusetzen und zu idealisieren. Und bei aller Liebe, das gilt auch für dich: Die Welt besteht nun mal nicht nur aus heterosexuellen, weißen und christlichen Mittelständlerinnen des Bildungsbürgertums. Liebe zu Deutschland, die du so gerne liest, führt dazu, dass du Dinge nur deshalb uncool findest, weil du von ihnen einfach keine Ahnung hast. Und das willst du doch gar nicht, oder? Zumindest weißt du, dass du es nicht wollen solltest, immerhin bist du eine aufgeklärte Weiße mit westlicher Bildung. Aber wie, ja wie nur können wir uns
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dagegen wehren? Auch dieses Mal müssen sowieso nicht und wird immer eine KonstJedis herhalten, damit wir eine Antwort erruktion derer bleiben, die von der Ungleichhalten. „Only a Sith deals in absolutes“, sagt heit zwischen Menschen profitieren. Wer Obi-Wan Kenobi. Das ist Quatsch, schließlich das ist, lassen wir aus rahmensprengenden ist die Aussage selbst bereits absolut. Und Gründen offen, dass es aber der Kapitalismus überhaupt: Jemand, der die Liebe verbieten ist, sei dennoch verraten. will, um so den Hass zu vermeiden, dabei Wir müssen immer und immer wieder selbst aber offen dazu steht, das Fliegen zu unseren Intellekt bemühen, um zu erkennen, hassen, ist als Mentor ohnehin mehr als fragwo unsere Meinungen anderen Menschen würdig. schaden: Schwarzen, Muslimas, HomosexuTrotzdem: Es gilt vor allem, Verallgemeiellen oder auch nur Frauen, Männern, oder nerungen im Sinne von Vorurteilen abzuunserer RTL II schauenden Nachbarin mit lehnen. Hierbei muss klargestellt werden, der beneidenswerten Schnapsfahne morgens dass Vorurteile voll okay, weil menschlich um zehn. sind, dass diese aber immer wieder aufgespürt und hinterfragt gehören. Prinzipiell lässt sich sagen, dass alle verallgemeinernden Aussagen über Gruppen von Menschen nicht nur falsch, sondern unverhohlen böse sind. Ganz recht: Böse. Sith-böse, Imperator-Palpatine-böse. Oder, wem Star Wars als Analogie dann doch zu WAS MACHEN WIR NUN DARAUS? nerdig ist: CruellaDe-Vil-böse – das ist die, die hundertGanz einfach. Du verlierst nichts, wenn du darauf verzichtest, deine undein Hundekleine Welt geiler zu finden als alles andere. Deine Deutschkenntnisse mababys für einen gechen dich genauso wenig besser als andere Menschen wie deine Religion punkteten Mantel oder die Tatsache, dass du auf Brüste stehst. Was für dich normal ist, ist nicht getötet hätte, wären normal. Du bist nicht normal. Sieh das ein und akzeptiere, dass alle anders die Vierbeiner nicht sind als du. Deshalb brauchst du auch keine Angst mehr zu haben, nicht schlauer als sie genormal zu sein oder dass das, was dich in deinen Augen normal machte, eines wesen. Tages nicht mehr als normal gilt. So müssen wir gucken, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle leben können und niemand sich auf den Sack geht, dass wir für uns die Differenz zwischen „Denen“ und „Uns“ auflösen. Denn die gibt es
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, G N U T H C A D N A L Y B B U T E L TE Bis vor kurzem glaubte ich, YouTube
großen Kosmetikherstellerinnen. Doch
bestehe aus Musikvideos, die ich mir –
natürlich geht es vor allem um die Fans.
dank GEMA – nicht ansehen darf und aus
Und die himmeln nun, statt des weit ent-
Nerds, die mir beim Zocken helfen. Doch
fernten Stars, das Mädchen von nebenan
als ich aus Gründen der persönlichen
an, welches sich nicht zu schade ist, wirk-
Kompetenzerweiterung nach Videos zur
lich jede Frage zu Lippenstift und Jungs-
professionellen Eyelinerverwendung
problemen zu beantworten. Wie konnte
gegoogelt hatte, eröffnete sich mir eine
ich bisher nur ohne das Wissen leben, wie
völlig neue Welt: Das Reich der Beauty
ich meine Augenbrauen richtig highlighte?
Gurus. Sie erinnern an die Charaktere aus
Wie hätte ich ahnen können, dass 13-Jäh-
amerikanischen Vorstadtserien, in denen
rige noch nicht so viel Rouge brauchen wie
selbst die Antagonistinnen so nett sind,
18-Jährige, oder dass schlecht liegendes
dass man nicht weiß, ob man sie liebhaben
Haar durch Mützen kaschiert werden kann?
oder vollkotzen soll. Sie sind immer nett
Das Gute an dieser völlig sorgenfrei-
und haben immer Spaß: bei Challenges,
en First-World-Realität: Es zeigt mir, wie
beim Schminken, bei der Präsentation
glücklich ich eigentlich bin – ohne fünf
ihrer Einkäufe. Ihr größtes Problem ist die
verschiedene Lidschatten, ohne Kamera,
Suche nach dem richtigen Concealer für
ohne Fans. Nach zwanzig langen Minu-
nicht vorhandene Pickel. Dazu gibt es dann
ten leidlicher Lidstrichlehre verlasse
noch den süßen Boyfriend und fertig ist das
ich schließlich ungeschminkt das Haus
Abziehbild für das Mädchen von heute.
- die Sonne strahlt mich trotzdem an.
So manche Vloggerin verdient damit gar nicht schlecht, denn dem vielgeklickten Beauty Guru winken einträgliche Deals mit DESSERT
Naemi-Theresa Eydam
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WIESO DIE AMERIKA NERINNEN IM FALLE TEINER ZOMBIEAPOKALYPSE EINEN GROSSEN VORTEIL HABEN UND WAS WIR AUF DIESER SEITE DES ATLANTIKS TUN KÖNNEN, UM DIE ÜBERLEBENSCHANCEN AUSZUGLEICHEN. Die USA sind Meisterinnen der Kriegsführung, das wissen wir alle. Zumindest wenn es darum geht, geostrategische Vorteile im Namen der Demokratie und Freiheit zu sichern. Nicht alle jedoch wissen von der apokalyptischen Suppe, die in geheimem Laboren und nassen Gräbern unbemerkt vor sich hinköchelt. Doch die USA haben davon Wind bekommen und kurzerhand einen Plan entwickelt, der die Menschheit im Falle einer Zombieapokalypse vor dem Tod durch Verspeisung bewahren soll. Und wer anders als der Leuchtturm der Demokratie und Freiheit, als die größte Militärmacht der Erde, sollte diese Aufgabe übernehmen? Und diese nehmen die USA sehr ernst und erstellten 2011 den CONPLAN 8888 (auch Counter-Zombie-Dominance genannt). Er soll das Überleben der Menschheit im Falle des Seuchenzuges wütender Leichenhorden sichern und als Hilfestellung für Soldatinnen dienen, die sich im absoluten Chaos untoter Grausamkeit wiederfinden. Die Behauptung, der Plan diene eigentKULTUR
lich als Vorbereitung für einen Konfliktfall mit anderen Staaten, ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Nichtdestoweniger geht es aber um das große Ganze, um unser Überleben. Die US-Regierung setzt alles daran, auf den möglichen Ernstfall vorbereitet zu sein. Dies umfasst die Errichtung eines Bunkers in der Wüste Nevadas, das Horten von Dosenfutter sowie das ausgiebige Training im Umgang mit Feuerwaffen größeren Kalibers. Aber was gilt es tatsächlich zu beachten, wenn unsere Mitmenschen plötzlich lauthals nach „Braaaains!” gierend durch die Straßen schlurfen? Mithilfe des Strategiepapiers haben die Amerikanerinnen zwar vor allem die vom Militär zu ergreifenden Maßnahmen festgelegt. Doch auch die Bürgerin von nebenan braucht eine gute Guideline, um sich erfolgreich in einer Zombieapokalypse zurechtzufinden. Hier einige Tipps, die zum Überleben wenigstens der ersten wenigen Tage beitragen könnten: 1. Korrekte Identifizierung eines Zombies: Grundregel: Schieß nicht gleich auf alles, was sich bewegt – seien wir doch ehrlich: Wenn Du überlebt hast, gibt es sicher auch andere, denen dies gelungen ist und du alte Akademikerbeule bist sicherlich nicht die Survivalkünstlerin vorm Herrn. Deshalb: Überprüfe dein Gegenüber genau. Schlurfender, lustlos anmutender Gang und leerer Gesichtsausdruck gleich Zombie? Wrong! Das könnte genauso gut deine 80-jährige Nachbarin oder die pausenlos zugedröhnte Hippie-Mitbewohnerin sein. Sollte die ungepflegte, auf dich zuwankende
049 Gestalt jedoch ihre Arme nach dir ausstrecken und zudem gierig die Zähne fletschen, dann schieß! Sofern du eine Waffe dabei hast, immerhin bist du nicht in den USA. 2. Umgang mit einem Zombie: Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Zombie ins Jenseits zu befördern – sollte es so etwas für sie überhaupt geben, denn immerhin hast du es hier mit gottverdammten lebendigen Toten zu tun. Beide Optionen zielen auf das Gleiche ab: den Kopf. Entweder mit der Knarre oder mit dem gefundenen Werkzeug, wozu in jedem Fall auch alte Nagelbretter zählen. Die sorgen aber für die größere Sauerei und sind schwer. Schusswaffen hingegen sind komfortabel und bei ausreichendem Abstand verhältnismäßig sauber. All hail the second amendment! 3. Zufluchtsort: Wähle deinen Zufluchtsort sorgfältig aus. Eine schlechte Wahl stellen Gebäude mit zu vielen Fenstern und Türen dar. Dennoch sollte dein Refugium mehr als nur einen Ausgang besitzen, schließlich könntest du unter Umständen fliehen wollen. Und zwar in die entgegengesetzte Richtung der heranwankenden Gehirnschlürferinnen. Der Geheimtipp sind hier Baumärkte. Diese bieten viel Platz, gut gesicherte Eingänge, Unmengen an Saatgut für den Nahrungsanbau und das Wichtigste: Waffen (der mühsameren Art). Wofür auch immer du dich entscheiden magst: Fenster und Türen solltest du ge-
schlossen halten. Lüften kannst du erst dann, wenn die Toten wieder so richtig tot sind. Eine Sache, der du dir in diesen Zeiten niemals wirklich sicher sein kannst. Ein Dilemma. 4. Verhalten nach einem Zombiebiss: Sollte der Zombie nur deinen Arm angefressen haben, dann hast du Glück gehabt: Einfach abbinden und Knochensäge ansetzen. 1, 2, 3 und Saw! Hattest du weniger Glück und erwischte die Tote eine überlebensnotwendige Stelle deines Körpers, dann sei so gut und überlasse es nicht deinen Freundinnen, mit dir fertig zu werden. Denn das war ihnen schon zu viel, als du noch nicht untot warst. Im Ernstfall seid ihr natürlich auf euch allein gestellt. Aber betrachtet unsere wenigen Ratschläge einfach als einen kleinen Beitrag für die Planung eures individuellen Überlebenskampfes während der nächsten Zombie-Apokalypse. Letztlich könnte diese auch etwas Gutes haben: In einer von gehirnfressenden Zombies bevölkerten Welt hielten wir Menschen vielleicht endlich zusammen. Obama und Putin würden liebevoll miteinander kuschelnd gemeinsam ihre Armeen gegen die Bedrohung ins Feld ziehen lassen. Die Israelinnen und Palästinenserinnen würden den Terror und die Unterdrückung vergessen, um Seite an Seite ihre MGs zu schultern. Die Zombies als Stifterinnen des Weltfriedens … … also, ihr vergammelnden Zombiehorden: Bring it on! WWW.ZQZAUBERT.DE
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DISNEY HAT MIR
VOR STELLUNGEN
UNREALISTISCHE VON
GEFAHR VERMITTELT TEXT CHRISTOPHER GRIPP
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DAS ANDERE UND FREMDE SIND NICHT NUR ANDERS UND FREMD, SONDERN AUCH GEFÄHRLICH. FRÜHER GAB ES LEICHTEN SCHUTZ, HEUTE NURMEHR DAS KOMPLIZIERTE RISIKOMANAGEMENT.
Erziehung ist so eine Sache. Unsere Erzieherinnen hielten ihre Erzieherinnen rückblickend für unfähig, wollten so einiges besser machen. Ähnlich verhält es sich mit dem Blick auf die Menschen, die für meine Erziehung zuständig waren. Und wenn wir dann einmal an der Reihe sind, dann machen auch wir es besser – noch besser. So weit, so klar. Eine der ersten Fragen, die sich Eltern stellen müssen, ist die nach dem richtigen Input für die Kinder. Geige oder Klavier? Fußball oder Tennis? Das sind dann schon die wirklich großen Fragen, die nach der richtigen Weichenstellung. Es beginnt meist bereits bei der Auswahl der zugestandenen Fernsehzeit sowie des erlaubten Fernsehprogramms: Welche Kinderserien dürfen die Kleinen schauen, welche nicht? Meine Eltern waren da ziemlich streng und ich durfte mir weder Power Rangers noch He-Man anschauen, doch alles von Disney war okay. Deshalb ging ich mit meiner Großmutter auch regelmäßig in den je aktuellen Zeichentrickfilm besagter Urheberschaft. Ein Input, der ohne Zweifel großen Anteil an der Formung meines Weltbildes nahm. Klar, der Spruch „Disney
hat mir unrealistische Vorstellungen von Liebe vermittelt” ist schon ein Gemeinplatz, doch ich würde noch weiter gehen und sagen: „Disney hat mir unrealistische Vorstellungen der Bedrohung vermittelt”. Dies jedoch auf eine viel perfidere Art und Weise, als es vielleicht der für mich auf dem Index stehende He-Man getan hätte: Nämlich in Form der subtilen Vermittlung eines kontingent Bösen, gekennzeichnet durch eine Bedrohung, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Bevor ich meinen wohltuenden Disney-Rant fortsetze, will ich einen Schritt zurückgehen, sagen wir ungefähr 200 Jahre. Also ungefähr in die Zeit um 1800, der Gärungszeit vieler Diskurse unserer guten alten Moderne. Damals stellten sich die wohlwollenden Eltern genau die gleichen Fragen hinsichtlich der geistigen und sozialen Formung des Nachwuchses. Zwar ging es dabei seinerzeit weniger um Fernsehserien als um die klassische Lektüre. Doch auch die war damals recht verpönt. Lieber erzählte man den Kindern Geschichten (das modern-faule Pendant ist hier der Kinobesuch), vorzugsweise von der Kinderfresserin, dem schwarzen Mann, dem Mummelratz. Doch auch der PopelWWW.ZQZAUBERT.DE
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mann und der Stoßbube waren beliebt. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie recht düster daherkamen, vermummt wie der Mummelmann oder eben schwarzen Teints. Sie alle nehmen die unartigen Kinder mit, oder ihnen direkt das Leben. So wurden Kinder, die nicht schwimmen konnten und zu nahe am Wasser standen, vom Hakemann ins Wasser gezogen und ertränkt. Der Stoßbube schubste die kleinen Racker gerne, und zwar Klippen herab. Der Popelmann schleppte sie schlichtweg in den Sumpf, um sie zu ersticken. Die Liste ist lang, aber die Funktionsweise immer gleich: Ein Kind ist unachtsam und wird dafür mit einem grausamen Tod bestraft. Fair enough.
selbstverschuldet und die Prophylaxe gegen diesen Tod einfach: nicht an den Rand stellen. Mufasa, König des Geweihten Landes, ein rechtschaffener und weiser Herrscher, wird hinterrücks ermordet. Für sein Gutlöwentum! Bambis Mutter wurde ja bekanntlich auch ermordet. Jedoch ohne Grund. Der Täter: der Mann. Eine Figur, die wir nie zu Gesicht bekamen. Die Moral: Mütter können jederzeit Opfer heimtückischer Morde werden, sie sind dieser Gefahr schutzlos ausgeliefert. Ähnlich erging es den niedlichen 101 Dalmatinerwelpen der Cruella de Vil, der Grande Dame des Disney-Wahnsinns. Sie will eben einen neuen Pelz und dafür müssen die Hundebabys halt gehäutet Löwen mit Narben können gar nicht anders, als dich hinabstoßen. werden: herzDie moderne Erziehungswissenschaftleloser geht nicht, für Kinder unrin würde hier wohl den Kopf schütteln oder verständlicher auch nicht. gleich laut aufschreien und lang erklären, Die heile Welt: Schon damals war sie warum Erziehung mittels Angsterzeugung im Kino bedroht von der Dunkelheit und schlecht ist. Schön und gut, aber hat der vom grundlos Bösen. Und so wie ich damals finstere Scar seinen rechtschaffenen Bruder sicher in meinem Kinderbett lag und von Mufasa nicht in die Schlucht gestürzt? Ist hinterhältigen Onkeln albträumte, so lauert Scar nicht der Stoßbube der 90er? Ja, er ist die Gefahr auch heute – bei aller Sicherheit es, doch er ist böser. Und damit weiter mit – überall. Das lehrte mich damals Disney dem Rant. Denn ich habe damals im Kino bit- und sagen mir heute die Nachrichten. Die terlich geweint, als Mufasa tot im Canyon lag. einzige vorbeugende Maßnahme gegen Ich hatte danach Albträume von kaustischen diese ständige Bedrohungslage ist dabei Hyänen und meuchelnden Narbenmännern. immer nur Risikominimierung. Deshalb Das wäre mir vor 200 Jahren wahrscheinlich wäge ich auch heute noch täglich ab, wann nicht passiert, hätte mir meine Großmutter es wirklich notwendig ist, mich in Gefahr vom Stoßbuben erzählt, der gerade wieder zu bringen – und wann nicht. Dabei gilt es ein Kind eine Klippe hinabgeschubst hat. zumeist nicht, sich lediglich in großzügigem Denn der Stoßbube stößt ja nur Kinder, die Abstand zu etwaigen Klippen zu bewegen, zu nahe an der Klippe stehen, was ohne Einsondern sie ganz und gar aus dem Leben wände eben gefährlich ist. Der Fall wäre also zu verbannen: Scheiß auf die Aussicht. KULTUR
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C I N A P T ‘ N DO Alarmanlagen sind etwas für Langwei-
Geld, Einfluss oder beides. Denn bei knapp
lerinnen. Wer Überfälle wirklich fürchtet,
20.000 Euro ist das Klientel für solch eine
rüstet das eigene Heim mit einem Pa-
Spielerei eher spärlich gesät. Der englische
nic-Room aus. So etwas kennen wir spä-
Boyband-Sänger Louis Tomlinson
testens seit dem gleichnamigen Film von
ließ sich wohl 2013 einen Panikraum
David Fincher. Bei Bedrohung durch Einbre-
installieren – und das, obwohl mit seinem
cherinnen dient dieses kleine Kämmerchen
Namen bloß Teenies etwas anfangen
als Rückzugsort für die Anwesenden. Wer
können, die halbtönnigen Explosionen in
es sich leisten kann, lässt sich daheim ei-
der Regel weniger zugeneigt sind. Auch
nen etwa 10 Quadratmeter großen Bereich
Madonna, Paul McCartney und Christian
mit Telefonanlage, verstärkten Wänden
Wulff sollen einen besitzen. Es scheint fast
und einer gepanzerten Tür einrichten, die
so, als sei dieses Accessoire ein absolutes
bis zu einer halben Tonne TNT standhält
Must-Have für die Reichen und Mächtigen.
– wovon der Rest des Hauses nur träumen
Für 350.000 bis 1.000.000 Euro erhält
kann. Die Luxusvariante des Panikraums
man gar einen Panikraum, in dem sich fünf
ist zudem mit Lebensmittelkonserven und
Leute für bis zu zwei Wochen aufhalten
Wasserkanistern ausgestattet und verfügt
können. Der Durchschnittsbürgerin bleibt
über eine Toilette, separate Belüftung,
leider nur, sich ihre Tricks bei Home Alone
Kameraüberwachung, Waffen zur Selbst-
abzuschauen. Und ob das spannender
verteidigung sowie Notbeleuchtung. Der
ist, als in einem Panic-Room auszuhar-
Eingang versteckt sich entweder hinter
ren, muss jede für sich entscheiden.
einem schicken Bücherregal oder sieht wie eine ganz normale Zimmertür aus. Wer sich einen Panic-Room leistet, hat meistens DESSERT
PSYCHOTEST WIE ÄNGSTLICH BIST DU? IN DER SAMMELUMKLEIDE...
FREDDY, JASON, MICHAEL – UND JETZT? It’s Britney, bitch! Loona, Venga- und die Backstreetboys. Korn, Bier, Schnaps und Wein, digga.
Kommt auf das Verhältnis der Geschlechtsorgane meiner Mitumziehenden zu den meinen an. Meistens nicht so geil. Eigentlich immer. Aber passt schon.
Ein Wort, das mich immer in perhorreszierende Angststarre versetzt. Ganz steif werde ich da. Ja geil, ist das sowas wie das Zwanglos III?
HAST DU ANGST, DEINE SORGSAM GEPFLEGTEN ÄNGSTE KÖNNTEN SICH ALS UNBEGRÜNDET HERAUSSTELLEN? Der Weg ist das Ziel; und wenn es Katzen regnet, sind aufgeregte Hunde nicht weit und die fressen keine Katzen. Unter anderem deshalb, weil sie eine gesunde Angst vor deren Krallen haben. Tipp: Häufiger mal eine Katze fressen. Du läufst kalkweiß an, faltest die Hände und hoffst, dass Loona deine Gebete erhört. Tut sie aber nicht, weil Loona in ihrer Aufgeklärtheit selbst nicht an sich glaubt.
LEG DEN FINGER IN DIE WUNDE, STREU SALZ DARAUF UND HÖR SIE STINKEN: WOVOR HAST DU DIE GRÖSSTE ANGST? Nur vor Ladehemmung und zu grellen Explosionen. Ne, im Ernst: Angst ist für Sucker. Angst ist für Sucker und ich sauge gerne an der Brust meiner Phobien. Ängste? You name ‘em. So pauschal möchte ich das lieber nicht beantworten. Zu schnell, zu hart, zu Scooter. Da bleibe ich lieber in meiner Comfort zone – Ya feel me.
Nö. Meine Angst davor, mit einem Partner nachts das Bett zu teilen aus Furcht vor Erstickung an einer Kohlenmonoxidvergiftung, hervorgerufen durch die Atmung des anderen, ist total gerechtfertigt. Amerikanische Wissenschaftler bestätigen mich übrigens in meiner Auffassung. Gleiches gilt für Katzen. Tatsächlich kann es sein, dass all die Hege – und von der Pflege brauchen wir gar nicht anzufangen – für die Katz war. Mittelgeil. Aber hey, viel hilft viel und lieber zu viel als genug.
LAUTES LACHEN UND KLIRRENDE BIERFLASCHEN IM WOHNZIMMER. GEHST DU RÜBER? Alter, niemals. Ich habe heute weder geduscht, noch masturbiert und überhaupt habe ich seit Anfang der Woche keine Menschen gesehen. Ich bin doch nicht bescheuert. Boom, Sounds of Fiesta: Vamos a la playa, bitches! Nur noch 22 Seiten Seminarlektüre, dann werde ich wild.
Du wohnst im 12. Stock, irgendwo hinter Eiche, das ist hinter Potsdam, also wirklich weit draußen, wo eigentlich niemand sein will. Nachts klopft es an dein Fenster und du so: “Uh, die Pizza ist da: Bitches, Butches, Dykes & Divas.” “Oh, no. Bibi Blocksberg hat meinen Aufenthaltsort ausmachen können. It’s over, Hannover.” “Schwabbel, schwabbel, wapp, wapp, oink oink, ey.Was?”
AUF DER FAMILIENFEIER ... Ich gebe Onkel Holger High five für den frauenfeindlichen Witz, stoße mit Opa Wilhelm auf Hitlers Autobahnen an, flirte heftig mit Großtante Frieda und falle abends geschafft aber glücklich in ihr Bett.
10.000 METER ÜBER NORMALNULL, MIT EINEM RUMMS FÄLLT DAS LINKE TRIEBWERK AUS. WIE VERHÄLTST DU DICH? Ist mir egal, bin sowieso schon angeschickert. Ich nehme den Vorfall einfach als Anlass, um bei der Stewardess ein Buddy-Holly-und-RitchiValens-Gedenk-Gedeck (was auch immer das sein soll) zu bestellen. Ich laufe kalkweiß an, falte die Hände und hoffe, dass Loona meine Gebete erhört (tut sie aber nicht, weil Loona in ihrer Aufgeklärtheit nicht einmal an sich selbst glaubt). Geil, digga. Zeit, den neuen Boostpack zu starten. Action zu Wind, Wasser und Luft.
Während Opa Wilhelm gerade seine Stalingraderlebnisse nachspielt und der „Den-Franzos-tötende-Stoß“ das Buffet herunterzureißen droht, bin ich rechtzeitig zur Stelle, um den Tisch festzuhalten. Helikopter, brumm brumm. Ich verstecke mich mit einem Gläschen Sekt auf dem Klo und warte auf das Ende (Stalingrad 2, nuklearer Winter).
DAS MONATSENDE IST NOCH NICHT ERREICHT. DU ABER HAST KEINE KOHLE IN DER KATZE UND AUCH KEINEN KRÜMEL KRÄUTERLYONER IM KÜHLSCHRANK. PASSENDEN PLAN PARAT? Ich weiß nicht, aber schlechte Alliterationen machen mir wirklich Angst, da fühl ich mich gleich total erstes Semester und die Blicke der vielen neuen, fremden Menschen auf mir. Wer sagt denn heute noch Katze zum Portemonnaie, du Loser! Ich geb Pfand ab und dann zu Aldi. Die Jagdwurst wird rationiert und alles ist gut. Kein Grund zur Panik. Wieviele Tage sind es denn noch bis zum Wochenende? Wirklich gar keine Knete im Karton? Ich find Alliterationen übrigens total toll, aber bei so vielen Variablen kann ich keine klare Aussage machen. Sorry!
Indifferenz (gefühlvoll wie ein Stein) Typ Schwarzenegger. Statt mit den Wimpern zu zucken, schulterst du deinen Patronengurt und besiegst die Angst mit einem gezielten Schuss zwischen die Augen. Ist dir egal, weil du kannst es ja und es ist schon besser so. Nicht für die Angst, aber für dich. Angstneurotiker mit phobischen Lebensphasen und anal-retentivem Charakter Es ist natürlich ein wenig peinlich, buchstäblich vor jeder Maus zu fliehen, aber so ist es halt, wenn man du ist, was zum Glück nur du bist. Lässt sich aber auch wenig dran ändern, weswegen man dich einfach nur still verachtet. Wir fühlen mit dir schon deshalb, weil wir dich nie zu Gesicht bekommen.
Voll normal, bisschen langweilig. Du. Eine gesunde Furchtlosigkeit prägt deinen Alltag. Du trotzt Gefahren ohne sie zu verkennen. Die Aufgabe, auf dem Mars die Gesellschaft neu aufzubauen, ist durchaus eine Option für dich. Nicht uncool, aber auch ein wenig hirnrissig. Mach ruhig, guck aber auch, dass dein gesunder Menschenverstand dich am Ende nicht zum arroganten Trottel macht, ne.
Z WEI AUS Z WA NZI G TAUS END J E N N Y, G E R M A N I S T I K U N D A N G L I S T I K
UND WENN ALLE STRICKEN REISSEN?
WELCHES WORT BRINGST DU VON ZUHAUSE MIT?
Mama
„Nu“
SO WIRST DU STERBEN
DER DÜMMSTE TIPP DEINER ELTERN
Nach dem Frühstück
Mach dir warme Gedanken!
DURCH DIE NACHT MIT
LIEBLINGSKASSETTE DEINER KINDHEIT
Jan Böhmermann
Nu Pogodi
IN WEN BIST DU HEIMLICH VERLIEBT?
WER HAT UNS VERRATEN?
Moritz Bleibtreu
Unser Karma
DEINE LIEBLINGSFORMEL
WARUM LIEGT HIER EIGENTLICH STROH?
Expecto Patronum!
Bist du eigentlich Cro?
WELCHES LIED LÄUFT BEI DEINER BEERDIGUNG?
WELCHE SPECIAL-ABILITY HÄTTEST DU ALS SUPERHELD?
Bittersweet Symphony von The Verve
Ich könnte den Geschmack von allen Lebensmitteln beliebig ändern.
WELCHE ERFINDUNG BRAUCHT DIE WELT?
Einen Traumrekorder, der unsere Träume in Filme umwandelt.
Dann würde Wasser an einem Tag nach Cola, und am anderen nach Mangoshake schmecken. Und Rosenkohl nach Knödeln.
Z WEI AUS Z WA NZI G TAUS END
TA M Á S , I N F O R M AT I K
UND WENN ALLE STRICKEN REISSEN?
WELCHES WORT BRINGST DU VON ZUHAUSE MIT?
Zurück in den Wald!
„Stumarest“ und „Lochnkopp“
SO WIRST DU STERBEN
DER DÜMMSTE TIPP DEINER ELTERN
Ich mache mir da keine Illusionen: In einem Krankenhaus.
„Mach dit doch mit dem Mathe-Leistungskurs. In Mathe biste doch jut, oda nich?“
DURCH DIE NACHT MIT
LIEBLINGSKASSETTE DEINER KINDHEIT
Oliver Polak & Micky Beisenherz IN WEN BIST DU HEIMLICH VERLIEBT?
„Lang lebe Ned Devine“ WER HAT UNS VERRATEN?
Sandra Heimlich DEINE LIEBLINGSFORMEL
Sozialdemokraten WARUM LIEGT HIER EIGENTLICH STROH?
Zwei Drittel Heizöl, ein Drittel Benzin WELCHES LIED LÄUFT BEI DEINER BEERDIGUNG?
It‘s a Sin von den Pet Shop Boys WELCHE ERFINDUNG BRAUCHT DIE WELT?
Cocktailautomaten!
Warum sieht diese Zeitschrift nicht aus wie das andere beschissene Studimagazin? WELCHE SPECIAL-ABILITY HÄTTEST DU ALS SUPERHELD?
Das Versprühen von heißem Frittenfett. Echt jetze
BYE, BYE
S
LT N E K TIO E R AK O V ED O W IE R D ICH
Isabel Blutwurst und Rosenkohl Beides ruft bei mir extremen Brechreiz hervor. Daniel Gefüllte Waggons der U8 am Wochenende Kotze, Suff und Partyschweiß – mehr ist dazu nicht zu sagen. Christopher Pupse Meine Nase ist eine Prinzessin. Sören Wenn jemand in der Kabine neben dir scheißt, man kaninchenartig erstarrt, und der Nachbar stoßweise feuchte Reste in die Schüssel furzt. Anna Hannah H&M-Umkleidekabinen Stephan Menschen, die an ihren Augen herumfummeln. Robert Deutschen, die nicht zugeben können, dass sie David Hasselhoff Fans sind. Ali 1. Patriotismus. 2. Sierra-Tequila. 1.: Ist ekelig. 2.: Ist auch ekelig. Yana Altherrenwitze und -schmatzer. Man wartet wartet in Schockstarre mit gequältem Grinsen bis man sich zum Übergeben entfernen kann. Rita Whiskey-Cola und die dazugehörige Fahne, das weckt furchtbare Erinnerungen an den geschmacklosesten Abschnitt meiner zarten Jugend und das damals Erbrochene. Hanna Getrocknete Shiitakepilze. Sehen aus und riechen ungfähr wie dehydrierte Rattenhirne. Sarah Essensreste Im Gesicht, in der Küche, überall Fidélité Dieser Teller mit Restessen, der schon seit Tagen in der WG-Küche steht und langsam ein Eigenleben entwickelt. Naemi David Hasselhoff. Konstanze Nacktschnecken und Schweißflecken Gut, dass mir nicht beides in Kombination miteinander begegnet. Florence Mein Vater war Zahnarzt, was bleibt nach jahrelanger Indoktrination: Ungepflegte Zähne sind das Allerallerallerekeligste auf der Welt! Christoph „Kennt ihr das, wenn man Hackfleisch gegessen hat und dann das Fett zwischen den Zähnen hängt?“ No offense, Sören. Thomas Sören „Kennt ihr das, wenn man Hackfleisch gegessen hat und dann das Fett zwischen den Zähnen hängt?“