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QUELLE
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EIN HERZ FÜR
Wladimir Putin Ach, Wladimir, du alte Muskelsau. Wie ein säbelzahniger Monster-Eber reitest du Pferde, fängst die Fische und sammelst die Krims dieser Erde. Du machst dir die Welt, wiewiewiewiewie sie dir gefällt und wir gucken ganz gebannt dabei zu. Du alter Haifisch, du krasses KGB-Killer-Kommando und Mother of Dragons. Ohne dich wäre internationale Politik nur noch Klitschko und NSA. Unser Herz sei dein.
EDITORIAL
hart aber quelle Qui-Qua-Quelle-Time. Dreimal schon hieltet ihr uns in euren Händen. Pures Gold. Heute gelb. Frühlingshaft und fröhlich wie das Gemüt. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Das sagt schon eine alte Redewendung. Eine andere sagt, dass aller guten Dinge drei seien. Das ist Quatsch. Das mit dem Glänzen aber nicht. Denn frühlingshaft fröhlich oder nicht, unsere Themen sind diesmal sehr ernst, seriös und anspruchsvoll. Da haben wir die Kompromittierung blumiger Begriffe, die Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg vor sich herträgt, durch Bundespräsidenten, denen eine größere Rolle Deutschlands im Ausland eine Herzensangelegenheit ist. Oder die Durchsetzung der Universitäten durch das Militär. Oder den Rassismus von südamerikanischen Naturvölkern in Inselidyllen. Alles nicht so schöne Themen, deren Relevanz aber umso größer ist. No Bullshit. Gar kein Bullshit? Unsinn! Denn seien wir ehrlich, was wäre ZurQuelle ohne Unterhaltung? Plötzlich nur noch mega klug? Das will doch niemand lesen. Gleich und gleich gesellt sich gern, das gilt auch für klug und klug, genauso aber für lustig und lustig. Und weil wir zwar nicht behaupten, dass unsere Leser uns gleich sind – das ist niemand, noch nicht einmal in der klassenlosen Gesellschaft aber doch, dass wir einen hohen Grad an Klugheit und einen hervorragenden Sinn für Humor teilen, kann schon jetzt und hier mit Sicherheit festgestellt werden, dass zurQuelle #3 euch mega gut gefallen wird. Witz und Witzigkeit sind der Quelle liebstes Stilmittel. Klingt nicht witzig, ist es auch nicht, aber doch unterhaltsam: Der Unterschied zwischen Horror- und Terrorfilmen wird definiert. Auch werdet ihr erfahren, welche Gummibärchen als Abführmittel genutzt wer-
den können und dass Freundschaft viel liebevoller und authentischer ist, als die romantische Liebe. Passend zu unserer Onlineaktion zur EU-Wahl starten wir unser Projekt mit einer Darstellung der Geschichte des europäischen Gedankens und warum dieser durch die europäische Integration neoliberaler Quatschköpfe kaputtgemacht wird sowie einem Überblick über die rechten EU-Kritiker und Vollidioten, die sich bald voraussichtlich im EU-Parlament tummeln werden. An der Onlineaktion seid ihr herzlich eingeladen mitzumachen. Was haltet ihr von Europa und der EU? Den Fragebogen dazu gibt es im Internet, auf Facebook oder ZurQuelleZaubert.de. Für Unterhaltung sorgt auch die neue Rubrik Desserts, die euch mit mehreren fröhlichen kleinen Texten überrascht – dieses Mal mit Affen, Boxern und Harry Rowohlt. ZurQuelle #3 ist wieder umwerfend geil. Das Attribut „affengeil“ wird sich aber bewusst gespart. Denkt mal drüber nach, wieso. Auch zur dritten Ausgabe muss noch einmal ganz explizit auf die Einladung, unserem regen Treiben beizuwohnen, hingewiesen werden. Schreibt ihr, layoutet ihr, trinkt ihr gerne Bier? Diskutiert ihr, kritisiert ihr, habt ihr eine Meinung? Wollt ihr uns kennenlernen? Kommt vorbei. zurquelle-magazin@yahoo.de. Wir stehen in Kontinuität mit den Demokraten des Paulskirchenparlaments, wenn ihr Demokraten mit einem Faible für Tradition und Progression seid, zwingt euch euer Geschichtsbewusstsein, eure Neugierde und euer Durst geradezu, zu erfahren, wo und wie die Quelleredaktion ihre begeisternden Gedanken hervorzaubert. Kommt vorbei. Zaubert mit. ROBERT HOFMANN
DIE REDAKTION VON LINKS NACH RECHTS
ROBERT GESCHICHTE UND SOZIOLOGIE, "LAST NIGHT II STRANGLED A SNAKE, I MURDERED A BRICK, I'M SO MEAN I MAKE MEDICINE SICK" (MUHAMMAD ALI) JAN DEUTSCHE PHILOLOGIE UND ALLGEMEINE & VERGLEICHENDE LITERATURWISSENSCHAFTEN, "IF YOU DON'T LIKE WHAT'S BEING SAID CHANGE THE CONVERSATION" (DON DRAPER) CANAN PHILOSOPHIE UND GERMANISTIK, "MY GREATEST PAIN IN LIFE IS THAT I WILL NEVER BE ABLE TO SEE MYSELF PERFORM LIVE." (KANYE WEST) ALICE SCHWARZER "INZWISCHEN IST ALLES LEGAL." (ALICE SCHWARZER) DAVID GERMANISTIK UND POLITIK, "DER ÜBERGANG VOM MILITÄR- IN DAS INDUSTRIEZEITALTER GEHT AUSGESPROCHEN LANGSAM VORAN" (MICHEL HOUELLEBECQ) TONI SOZIOLOGIE UND POLITIK, “FICTION, I BELIEVED, WAS THE TRANSMUTATION OF EXPERIENTIAL DROSS INTO LINGUISTIC GOLD." (JONATHAN FRANZEN) CARO GERMANISTIK UND PHILOSOPHIE, "I THINK IT'S TIME TO UNCHOOSE SOME OF THOSE CHOICES" (GIRLS) RONJA GERMANISTIK UND POLITISCHE BILDUNG, "SPUCKEN HAT NICHTS MIT MEINUNGSFREIHEIT ZU TUN." (BART SIMPSON) ALIA KULTURWISSENSCHAFTEN UND ANGLISTIK AMERIKANISTIK, "TON AMOUR POUR ELLE, IL EST À TOI. IL T'APPARTIENT.(...) CE QUE TU DONNES, MOMO, C'EST À TOI POUR TOUJOURS; CE QUE TU GARDES, C'EST PERDU À JAMAIS!" (ÉRIC-EMMANUEL SCHMITT) CHRISTOPH GESCHICHTE UND LER, "WENN DU ANGST VOR DER ZUKUNT HAST, KAUF DIR EINEN POOL!" (BILDERBUCH) SARAH GERMANISTIK UND SPANISCHE PHILOLOGIE, "LET ME LIVE, LOVE AND SAY IT WELL IN GOOD SENTENCES." (SYLVIA PLATH) OLGA SOZIOLOGIE UND POLITIK, "ALWAYS, NO, SOMETIMES THINK IT'S ME/ BUT YOU KNOW I KNOW WHEN IT'S A DREAM/ I THINK I KNOW I MEAN -- ER -- YES, BUT IT'S ALL WRONG/ THAT IS, I THINK I DISAGREE." (THE BEATLES) MATTI EUROPEAN STUDIES, "DIE GEFÄHRLICHSTE WELTANSCHAUUNG IST DIE WELTANSCHAUUNG DER LEUTE, WELCHE DIE WELT NIE ANGESCHAUT HABEN." (ALEXANDER VON HUMBOLDT) ALEX TECHNISCHER UMWELTSCHUTZ, "NEIN." (JOHANN WOLFGANG VON GOETHE) JOTA RECHTSWISSENSCHAFT, "TRUST ME, YOU COULD USE A LITTLE SALSA IN YOUR WHITE RICE." (MAX BLACK) SOPHIE ANGLOPHONE MODERNITIES IN LITERATURE AND CULTURE, "I HAVEN'T BEEN EVERYWHERE, BUT IT'S ON MY LIST." - SUSAN SONTAG ERIK PHILOSOPHIE UND GERMANISTIK, "WAS NUTZT ALLER SONNENAUFGANG WENN WIR NICHT AUFSTEHEN?" (GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG)
DESSERT
UNSER FREUND VOM COVER
CHRISTIAN ANDERS
IN UNSERER ZEIT UND UNSEREM ALTER HAT EINE JEDE EINE LIEBLINGSSCHLAGERSÄNGERIN, DAS GEHÖRT EINFACH DAZU, WIE DER ZIGARETTENMUFF IN HAAR, BETT UND KLAMOTTEN NACH DEM ABEND IN DER QUELLE. WO LICHT IST, MUSS AUCH SCHATTEN SEIN UND WO DIE QUELLE IST, MUSS AUCH EINE SPEAKUP SEIN. DAHER GEHÖRT ZUR LIEBLINGSSÄNGERIN AUCH DIE GEHASSTESTE SÄNGERIN. WIE BEI BRITNEY UND CHRISTINA. UND WER NICK MAG, KANN NICHT BRIAN COOL FINDEN. DESHALB IST DA CHRISTIAN ANDERS. NACH DEM „ZUG INS NIRGENDWO“ KAM NICHT MEHR VIEL. DESHALB LERNTE DER MANN KARATE UND WURDE ZUM EINZIGEN MARTIAL-ARTS FILMPRODUZENT, REGISSEUR UND SCHAUSPIELER IN SEINEM GELIEBTEN HEIMATLAND. SPÄTER VERSUCHTE ER DIE WELT DAVON ZU ÜBERZEUGEN, DASS DER HI-VIRUS VON DER WHO ENTWICKELT WURDE, UM DER HOMOSEXUALITÄT UND SCHWARZEN DEN GARAUS ZU MACHEN UND BRACHTE DAS PROTOKOLL DER WEISEN VON ZION IN REIMFORM, UM DIE WELT IN NAZISTISCHEN SCHLAGERN VOR DER JÜDISCHEN WELTVERSCHWÖRUNG ZU WARNEN. DAS WAR SOGAR PROSIEBEN ZU DOOF, DIE SEINEN VERTRAG KÜNDIGTEN UND DAFÜR SORGTEN, DASS CHRISTIAN ANDERS, DER WOHL EINZIGE OFFEN NEONAZISTISCHE SCHLAGERSTAR DER WELT, FÜR DIE NÄCHSTEN TAUSEND JAHRE RECHTS LIEGEN GELASSEN WIRD. MITTLERWEILE IST CHRISTIAN ANDERS NUN AUCH PLEITE, SCHLÄFT GELEGENTLICH SOGAR AUF DER STRASSE WIE EIN PERROLITO, DER IM GEGENSATZ ZU ANDEREN KLEINEN HÜNDCHEN ABER NICHT SÜSS, SONDERN MENSCHENVERACHTEND UND RASSISTISCH IST. NEBEN SEINER POLITISCHEN IDIOTIE BEZAUBERT CHRISTIAN ANDERS ABER VOR ALLEM DURCH DIE TATSACHE, DASS ER SICH SEIT DEN NEUNZIGERN LANOO NENNT. SOGAR DER UNGEÜBTESTEN DAN BROWN FANATIKERIN DÜRFTE DIE GENIALITÄT UND SUBTILE SCHÖNHEIT DIESES OFFENSICHTLICHEN ANAGRAMMS INS AUGE SPRINGEN. HIERFÜR DANN DOCH WIEDER EIN PAAR PROPS, DU BRAUNER HUND, DU.
UNSER TIERMODEL FÜR DIE DRITTE AUSGABE ERSCHIEN ZUM SHOOTING SEHR ENTSPANNT UND GESPRÄCHSFREUDIG. ER SELBST IST CHEF EINER KLEINEN GRUPPE, DIE AUS ACHT WESTLICHEN FLACHLANDGORILLAS BESTEHT UND IM SÜDLICHEN KAMERUN LEBT UND WANDERT. WIE DIE MEISTEN SEINER ARTGENOSSEN IST ER ARBEITSLOS UND FRISST BEINAHE DEN GANZEN TAG BLÄTTER, AB UND AN FRÜCHTE UND WENN ES ETWAS ZU FEIERN GIBT: AMEISEN. IM GEGENSATZ ZU SEINEN IM GRENZGEBIET VON UGANDA UND RUANDA LEBENDEN KOLLEGEN DER ÖSTLICHEN BERGGORILLAS, IST ER EHER WENIGER TRAINIERT UND NICHT GANZ SO BREIT GEBAUT. „DIE IN DEN BERGEN SIND DOCH ALLES NUR MACHOS, KÖNNEN JA NOCH NICHT MAL RICHTIG KLETTERN“ SPOTTET ER ABFÄLLIG. SEINE DIREKTEN ARTVERWANDTEN KOLLEGEN DER CROSS-RIVER-GORILLAS SCHÄTZT ER DAGEGEN SEHR: „DIE SIND ECHT SUPER, MIT DENEN KANN MAN GUT ZUSAMMEN SITZEN UND FRESSEN, LEIDER WERDEN SIE VON EUCH ABGESCHLACHTET UND SIND DAHER MASSIV BEDROHT“. ABGESEHEN VON DIESER KRITISCHEN ANMERKUNG GEGENÜBER UNS MENSCHEN, ERWÄHNT ER ABER KEINE GROSSEN NATÜRLICHEN FEINDE, NUR DIE LEOPARDEN GREIFEN SICH AB UND AN SEINE KINDER. DOCH SEINE GRUPPE SCHÜTZT DIE JUNGEN SEITDEM STÄRKER UND AUFMERKSAMER. SOWIESO FINDET OLLI SEINE GRUPPE SUPER, DAS EINZIGE MÄNNCHEN DAS ER AKZEPTIERT IST SEIN SOHN, DER REST DER GANG BESTEHT AUS WEIBCHEN, MIT DENEN ER ALLEN SCHON WAS AM LAUFEN HATTE, OLLI DAZU: „WARUM NUR EINE, WENN MAN ALLE HABEN KANN“ SAGTS UND TROMMELT LAUTHALS LACHEND MIT ALLER KRAFT AUF SEINE DUNKLE BRUST. IN DER PAUSE UNSERES SHOOTINGS VERDRÜCKT ER MIR NICHTS DIR NICHTS LOCKER ZEHN KG BLÄTTER UND LEGT SICH DANN ERST EINMAL FÜR FÜNF STUNDEN AUFS OHR. ERST DANN KANN ES WEITER GEHEN, MIT OLLI AUS KAMERUN, EIN GORILLA WIE ER IM BUCHE STEHT.
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DU WIRST GESUCHT ALS GESTALTERIN DU KENNST DICH MIT DER GÄNGIGEN SOFTWARE AUS UND HAST LUST UNSERE ONLINEAUFTRITT UND DAS MAGAZIN MIT ZU ENTWICKELN? WIR WERDEN DICH LIEBEN! ALS AUTORIN ALS INFORMATIKERIN NENNT MAN DIE POSITION ÜBERHAUPT INFORMATIKER? WIR WISSEN ES NICHT. DENNOCH BRAUCHEN WIR DRINGEND HILFE BEI UNSEREM BLOG UND SIND FÜR NEUE DIGITALE IDEEN SEHR AUFGESCHLOSSEN! (HAT DA JEMAND APP GESAGT?) ALS COVERTIER MUSKELN SETZEN WIR VORAUS. EN MASSE. MIT VIEL
DEINE QUELLE
DESSERT
WIE COOL IST HARRY ROWOHLT EIGENTLICH?
BOXSPORT
ALS MUHAMMAD ALI GEORGE FOREMAN IN KINSHASA NIEDERSTRECKTE, WAR DAS EIN SPEKTAKEL, DAS DIE WELT BEWEGTE. DER RUMBLE IN THE JUNGLE HATTE GEHALTEN, WAS EIN FÄHNCHENWEDELNDER DON KING VERSPROCHEN HATTE. DAS SCHWERGEWICHTSBOXEN ERLEBTE SEINEN ZENIT. DOCH ZENITE SIND NICHT ALLES, WENN ES DANACH IM BOBBYCAR BERGAB RICHTUNG PARKINSON GEHT. DAS WAR DEM GREATEST OF ALL TIME ABER SCHNURZPIEP, WEITERKÄMPFEND UND SICH DURCHGEHEND FEIERN LASSEND, WURDE ER LANGSAM ALT UND KRANK. GENERAL MACARTHUR MEINTE, NACHDEM ER GEFEUERT WORDEN WAR, WEIL ER DEN ATOMSCHLAG GEGEN CHINA PROPAGIERT HATTE, „TRUE HEROES DON'T DIE, THEY JUST FADE AWAY“ UND TATSÄCHLICH – ALI LEBT IMMER NOCH UND WENN ÜBERHAUPT, VERBLASST SEIN ANDENKEN KAUM SPÜRBAR. UND STATTDESSEN? ZWEI BRÜDER, DIE DAS BOXGESCHEHEN DERART DOMINIEREN, DASS ES DEM EINEN SO LANGWEILIG WIRD, DASS ER LIEBER IN SEINEM HEIMATLAND EINE REVOLUTION VERMARKTET. DABEI HINTERLÄSST ER EINEN SCHERBENHAUFEN, AUF DEM NUN SEIN KLEINER, 2M GROSSER BRUDER THRONT. WEIL DER ABER AUCH DER GREATEST OF ALL TIME SEIN MÖCHTE, DAS ABER NICHT WERDEN KANN, SOLANGE SEINE GEGNER ALLESAMT UNFÄHIGE DOOFKÖPPE BLEIBEN, MÜSSEN DIESE EBEN ZU GEFÄHRLICHEN KILLERMASCHINEN HOCHSTILISIERT WERDEN. SO TRITT EIN UMS ANDERE MAL DAS GUTE GEGEN DAS BÖSE AN. SEINE GEGNER WERDEN NICHT NUR SPORTLICH ÜBERHÖHT, AUCH WERDEN IHNEN KLARE ROLLEN UND ZUGEHÖRIGE CHARAKTEREIGENSCHAFTEN ZUGEWIESEN, DIE SIE IN FILMCHEN, AUF PRESSEKONFERENZEN UND IN SHOWEINLAGEN VOR UND NACH DEN KÄMPFEN ZUM BESTEN GEBEN KÖNNEN. DA WIRD IN GESICHTER GESPUCKT, MIT FLASCHEN ZUGEHAUEN UND DIE GESAMTE FAMILIE EINES SPORTLERS ENTEHRT. UND WLADIMIR KLITSCHKO BLICKT STOISCH UND WIRKT WIE EIN AUFGEPUMPTER ZEN-MÖNCH IN POLYESTERKUTTE. WARUM MAN SICH DAS ANGUCKT, IST DIE FRAGE. ABER GEIL IST'S SCHON.
WENN MAN JEMANDEN TOLL FINDET, SOLLTE MAN ES IMMER SAGEN. WARUM NICHT AUCH MAL NETT SEIN? WER FREUT SICH NICHT DARÜBER, DASS MAN TOLL GEFUNDEN WIRD. HARRY HÖRT DAS SICHER AUCH GERN. WIR BEIDE HABEN UNS NATÜRLICH NIE GETROFFEN, AUSSER IN MEINEM KOPF. UND WIE HABEN WIR DA GELACHT, GESOFFEN UND GERAUCHT. OBWOHL ER NICHT MEHR TRINKT - WEGEN SEINER POLYNEUROPATHIE, HABE ICH GELESEN. EINE KRANKHEIT, DIE ER NUR EMPFEHLEN KANN. TROTZDEM IST ER SEIT 1996 AMBASSADOR OF IRISH WHISKEY. MANCHE WÜRDE VIELLEICHT SAGEN, HARRY SEHE AUS WIE EIN OBDACHLOSER - ODER WIE MARX. TATSÄCHLICH SPIELT ER, WENN ER ZEIT HAT, EINEN OBDACHLOSEN NAMENS HARRY IN DER LINDENSTRASSE UND DIE POLITISCHE RICHTUNG STIMMT AUCH. MIT EINER ROLLE IN EINER IRRELEVANTEN FERNSEHSENDUNG HAT MAN ES GESCHAFFT: DIE MEISTEN WÜRDEN SICH ZURÜCKLEHNEN UND VON EINEM BERG DROGEN UND SCHNELLEM SEX BEGRABEN LASSEN. NICHT SO HARRY. ER IST DER NEXT LEVEL SHIT. ER SCHREIBT, ER ÜBERSETZT, ER REZITIERT. SCHRIFTSTELLER, KOLUMNIST FÜR DIE ZEIT (POOH’S CORNER), SPRACHBESESSENER SOWIE GENIALER ÜBERSETZER UND WENN HARRY VORLIEST, WIRD AUF EINMAL ALLES GUT, ALS MÜSSE MAN NIE MEHR FRÜH AUFSTEHEN. SEINE LESUNGEN SIND ÜBERLAUFEN UND DIE KARTEN SIND BEGEHRTER ALS FETTIGES NACH EINER LANGEN BERLINER NACHT. DIE EDDIE DICKENS BÜCHER VON PHILIP ARDAGH SIND VIELLEICHT EINE SEINER BESTEN ÜBERSETZUNGS- UND LESEARBEITEN. WENN MAN ES SO DRAUF HAT WIE HARRY, WENN MAN SO KLUG UND WITZIG, WENN MAN SO VERLIEBT IN DIE LITERATUR IST, DANN BLEIBT NUR ZU SAGEN: HARRY, DU BIST GROSSARTIG! ODER WIE ER SELBST SEINE COOLNESS BESCHREIBT: „WENN MAN IN SEINER JUGEND EIN HIPPIE WAR UND SICH EINIGERMASSEN TREU GEBLIEBEN IST, SIEHT MAN EBEN ALS ALTER SACK AUS WIE EIN PENNER UND NICHT WIE JOSCHKA FISCHER.“ 8
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A P R I L
Blattkritik
KOMM VORBEI UND KRITISIERE DIE AUSGABE _ 18H _ ZUR QUELLE (U TURMSTR)
ZQZAUBERT.DE ZQZAUBERT.DE ZQZAUBERT.DE ZQZAUBERT.DE WIR SIND SOOO 2.0
HEX, HEX!
WIZZWIZZ!
HACE BRUJERIAS!
ABRAKADABRA.
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ZUR QUELLE ABO OSTERN STEHT VOR DER TÜR UND DU HAST NOCH KEIN GESCHENK FÜR DEINE LIEBSTEN? DEINE BESTE FREUNDIN HEIRATET UND DU HAST NOCH KEIN GESCHENK FÜR DEINE LIEBSTE? DEINE LETZTE HAUSARBEIT WAR BESSER ALS 4,0 UND DU WILLST DICH BELOHNEN? HOL DIR UNSER ABO UND DIE SONNE WIRD NIE WIEDER AUFHÖREN ZU SCHEINEN. INDIANEREHRENWORT! FÜR 20€ LIEGT DER ZAUBER IM BRIEFKASTEN. WWW.ZURQUELLEZAUBERT.DE
TITELTHEMA
EUODER
EUROPA? DIE IDEE, DASS EUROPA EINE EINIGUNG NÖTIG HAT, IST FAST SO ALT WIE DIE EXISTENZ ZAHLREICHER NATIONALSTAATEN AUF DEM KONTINENT. DEM NÄHER DENN JEMALS ZUVOR, WERDEN HEUTE NEUE FRAGEN RELEVANT. IST DIE EU DIE MANIFESTATION DIESER IDEE? KANN UND WILL DIE EU DAS LEISTEN? UND WOLLEN DIE STAATEN INNERHALB DER EU DAS?
DER ZERFALL DES EUROPÄISCHEN GEDANKENS Das Projekt EU ist seit nunmehr etwa sechzig Jahren ständige Begleiterin der Staaten Europas. Mal mehr, mal weniger präsent, übte es doch immer gewaltigen Einfluss auf das Miteinander der Länder aus, die sich erstmals in ihrer Geschichte bereit zeigten, nationale Kompetenzen an eine supranationale Institution zu übertragen. Immerhin haben die europäischen Bürgerinnen in den letzten sechzig Jahren keinen Krieg innerhalb der EU erlebt. ROBERT HOFMANN
Die Einigung Europas ist keine Idee, die im 20. Jahrhundert entstand. Durch das Aufstreben des osmanischen Reiches, das mit seinen Armeem immer wieder bis vor die Tore der Zentren euroäischer Zivilisation vordrang, wurde der monarchistische Herschaftsanspruch der europäischen Adligen gefährdet. Als Reaktion wurden bereits im 17. Jahrhundert erste Stimmen laut, die die europäische Integration als notwendig für den Selbsterhalt erachteten. Natürlich war eine solche Idee kaum vereinbar mit dem Neid, den ein Herrscherinnenhaus auf das andere aufbringen konnte und so
behielt man das bewährte System der ständigen Kleinund Großkriege bei, verschliss Humankapital, um Einfluss und Ländereien zu erbeuten. Im 18. Jahrhundert dann bildete sich im fernen Westen, jenseits des Atlantiks ein konkretes Anschauungsobjekt, das als Vorbild für die europäisch denkenden Philosophinnen dienen konnte. Schon Immanuel Kant erachtete ein föderales europäisches Staatensystem als essentiell für die Erhaltung des Weltfriedens. Doch auch hier wollten die großen Dynastien von Machtverzicht, geschweige denn von ewigem Frieden nichts 12
TITELTHEMA
wissen. George Washingtons Worte „Eines Tages werden, nach dem Muster der Vereinigten Staaten [von Amerika], die Vereinigten Staaten von Europa gegründet werden.“ verhallten so nahezu ungehört. Der zugehörige Verfassungsentwurf Benjamin Franklins, blieb ungenutzt in Schubladen liegen. Aber wie auch sonst, 1778 wurde Europa vom Absolutismus regiert. Bei unzähligen von Gottes Gnaden regierenden Monarchen ist die Vorstellung von Kompromissen und der Aufgabe nationaler Symbolik geradezu absurd. Als dann ein paar Jahre später aus dem Schoße der Gleichheit der Hass erwuchs, der in der Ungleichheit entstanden war, wurde Europa ohnehin wieder zu einem einzigen Schlachtfeld. Als Konsequenz zog man sich komplett in die nationalstaatliche Ideologie zurück, diese wurde zum Maß aller Dinge und der Sieg über andere Nationalstaaten zur einzigen Währung, die auf internationalem Parkett anerkannt wurde. Bald aber entstand fernab der inzestgeprägten Diplomatenkreise eine neue Ideologie, die sich einer ganz anderen Herangehensweise verschrieb. 1848 veröffentlichte Karl Marx sein Manifest der Kommunistischen Partei und legte somit den Grundstein für eine Bewegung, die sich dem Humanismus und Pazifismus verschreiben sollte. Die internationale Solidarität wurde zum höchsten Gut erklärt und als einzige Möglichkeit anerkannt, die geschundenen Völker Europas aus ihrer Misere zu befreien. Der linke Internationalismus fand in dem Mantra „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“ seine Gründungsurkunde und Stoßrichtung. Freilich konnte es in diesem Kontext nur um eine „Vereinigung freier Völker“ gehen, ein Zusammenschluss von bürgerlich, monarchistischen Nationalstaaten wäre so ziemlich das letzte gewesen, wofür Karl Marx hätte einstehen wollen.Trotzdem war eine Vorstellung von einem Europa gegründet, das friedlich und geeint für die Interessen aller Menschen arbeitet. Bis heute ist es diese Vorstellung die die europäische Integration jenseits von wirtschaftlichen Interessen und machtpolitischen Ränkespielen vorantreibt. Doch auch wenn die Proletarier aller Länder nach wie vor stolz die rote Fahne schwangen, waren es die bürgerlichen, aristokratischen, wirtschaftlichen und militärischen Eliten, die dem europäischen Kontinent ihren Stempel aufzwangen. So kam es, wie es kommen musste und erst die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bot vor allem aufgrund französischer und deutscher Politiker wieder einiges an Potential. Der Völkerbund war als vornehmlich europäische Institution gegründet worden und fungierte für die
pazifistischen Internationalisten aller Länder als Identifikationsobjekt, das den Glauben an einen höheren Sein-Zustand des Kontinents erlaubte. Trotzdem kam Hitler, der mit seiner Vision von Europa scheiterte und damit, mehrere Millionen Menschenleben später, die Notwendigkeit für eine neue Herangehensweise erkennbar werden ließ. Heute fast vergessen, wurde die europäische Integration für die Nachkriegszeit erstmals in den "12 Thesen" des Hertensteiner Programms definiert. Eine Europäische Union sollte bestimmte wirtschaftliche, politische und militärische Kompetenzen ihrer Mitgliedsstaaten übernehmen, wurde jedoch nie verwirklicht. Stattdessen wurde 1951 die Montanunion gegründet, die eine autonome Rüstung einzelner mitteleuropäischer Staaten ausschließen sollte. Der Pleven-Plan jedoch, die konsequente Fortführung dieses Gedankens, der die Gründung einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft und, wenn auch mittelfristig, eine „bundesstaatliche oder staatenbündliche Europäische Gemeinschaft“ vorsah, wurde 1954 vom französischen Parlament abgelehnt. Somit wurde die europäische Einigung vorerst um ihre politische Dimension erleichtert und - bezeichnenderweise - lediglich wirtschaftlich vollzogen. 1957 wurde vor allem der Vertrag zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft richtungsweisend für die europäische Einigung. Allerlei den Handel zwischen den Staaten hemmende Faktoren wurden beseitigt. Man spricht von der negativen Integration, die nicht durch die Schaffung gemeinsamer Regeln und Auflagen stattfindet, sondern durch den Wegfall individueller. Eine wirtschaftsliberale Ausrichtung der Gemeinschaft ist hier also bereits erkennbar. 1970 erst einigte man sich darauf, bis 1980 eine Europäische Union errichtet zu haben, die der wirtschaftlichen Integration endlich auch ein internationalistisches Gesicht geben könnte. Dieses Vorhaben scheiterte im Jahr 1975, nachdem die EWG zwei Jahre zuvor um Großbritannien, Dänemark und Irland erweitert worden war. Norwegen lehnte den EWG-Beitritt übrigens 1973 in einem Referendum ab. Der sozialdemokratisch geprägte Sozialstaat, den es sich erarbeitet hatte, galt den Bürgerinnen als zu schützenswert, als dass sie ihn wegen einer immer neoliberaler agierenden Institution wie der EWG hätten aufgeben wollen. Dieses Muster sollte sich bis heute durch den Prozess der europäischen Einigung ziehen. Wirtschaftliche Interessen preschen vor, bis sie einer politischen Legitimation bedürfen, die daraufhin mehr 13
oder weniger halbherzig erzeugt wird. Die positive, politische Integration hinkt der negativen wirtschaftlichen dabei fast immer hinterher. Im Jahr 1979 fand dann erstmals eine Wahl zum 1954 gegründeten Europäischen Parlament statt. Dieses legte 1984 einen Verfassungsentwurf vor, der die EWG auf weitgehend demokratisches Terrain geführt und eine Integration bedeutet hätte, die sich auch als eine solche hätte bezeichnen können, wurde von den Staats- und Regierungschefs abgeschmettert, die es nicht einsahen, irgendwelche Zügel aus der Hand zu geben. Die Einheitliche Europäische Akte, die 1987 in Kraft trat schuf dann erstmals so etwas wie politische Integration, indem sie erste Weichenstellungen für eine gemeinsame Außenpolitik institutionalisierte, schrieb aber auch als Hauptanliegen fest, dass bis 1993 ein gemeinsamer Binnenmarkt zu errichten sei. Hier wird deutlich, wie politisch kleine Zugeständnisse gemacht werden mussten, um der ökonomischen Integration Vorschub leisten zu können. Mit dem Vertrag von Maastricht nun, der 1992 ratifiziert wurde, schuf man diesen Binnenmarkt. Gleichzeitig wurden bestehende Verträge zusammengelegt und der europäische Staatenbund offiziell zur Europäischen Gemeinschaft, die eine gemeinsame Wirtschafts-, Außen-, Sicherheits-, Innen- und Justizpolitik umfasst. Was auf den ersten Blick anmutet wie ein großer Schritt in Richtung positiver Integration, verschleiert nur, dass es sich tatsächlich um die Konstruktion einer Möglichkeit handelt, transnational operierenden Unternehmen allerlei Instrumente an die Hand zu geben, um innerhalb Europas Arbeitskostengefälle auszunutzen, damit Gewinne maximal gesteigert werden können. Durch den Wegfall reglementierender Wirtschaftspolitik der Supranationalen Institution EG und den Binnenmarkt bei gleichzeitiger Beibehaltung nationalstaatlicher Befindlichkeiten und Neids, musste ein Klima geschaffen werden, das Unternehmen einlädt, sich dort an Arbeitskraft zu bedienen, wo diese am günstigsten ist, um dann in die Länder zu exportieren, in denen der größte Profit zu erwarten ist. Je günstiger die Arbeitskraft, desto günstiger auch das Produkt. So lohnt sich sogar der Export in Staaten, in denen die Gewinnmarge vergleichsweise klein ist. Darunter leidet dann die jeweils nationale Wirtschaft, es gehen Arbeitsplätze verloren und ein neuer Niedriglohnsektor entsteht. VWL für Dumme und doch ist es tatsächlich so einfach.
Durch die Währungsunion seit 2001 wurde das beschriebene Problem noch einmal verstärkt – so man es denn als Problem betrachten möchte, was den Politikerinnen der wohlhabenden europäischen Staaten scheinbar fernliegt. In Westeuropa hat die EU Frieden gebracht. Im Osten hat der immer geringer werdende Einfluss Russlands durch Panslawismus und Krim-Annektionen dazu geführt, dass Staaten in Situationen gerieten, in denen Bevölkerungsteile einfacher gegeneinander aufgebracht werden konnten als Superman gegen Batman, wenn der mal wieder Lois Lane anquatscht. Auch in diesen Situationen bleibt die EU dann selten untätig und beweist, dass der Pazifismus, den sie nach innen hoch hält, nach außen nur noch halb so viel wert ist, wenn konkrete wirtschafts- oder sicherheitspolitische Interessen berührt werden. Nun stellt sich die Frage, warum die Politik das unbedingt mitmachen muss. Immerhin war der europäische Gedanke, bevor er damals erstmals in die Tat umgesetzt wurde, doch von Internationalismus, Pazifismus und der Idee geprägt, dass man auf eine gemeinsame Kultur oder doch zumindest gemeinsame Klasseninteressen aufbauen könnte. Das Problem liegt nämlich genau hier. Während es der neoliberalen Politikerinnen liebstes Spiel ist, Finanzmärkte zu deregulieren, Unternehmen mit Steuergeschenken zu überhäufen und dafür zu sorgen, dass die normale Arbeitnehmerin im unübersichtlichen Dschungel des supranationalen Wirtschaftsgeflechts auf sich allein gestellt bleibt, gibt es andere Gruppen, die ihre Idee verraten sehen, weiterhin aber an ihr festhalten wollen. Der Internationalismus, den die europäische Linke seit jeher vertritt, ist weiterhin das Leitmotiv ihrer Europapolitik. Die internationale Solidarität als wirtschaftliches Konzept, das auf Kooperation und Hilfe setzt statt auf Austeritätszwang und Kreditvergabe, wird jenem entgegengesetzt. Denn der Nationalstaatsgedanke ist ebenso überholt wie Teil des Problems. Er schadet in seiner blinden, ignoranten Konsequenz auch den Staaten, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Kraft eine Allgemeingültigkeit ihrer Überlegenheit reklamieren. Denn dort sind es ebenfalls die Arbeitenden, die ausgebeutet werden. Und die Vorstellung, dass es europäischen Mitbürgerinnen woanders, wo es wärmer und gemütlicher ist, wo der Feierabend früher, das Abendessen später und das Bier schon mittags kommt, zu gut gehe, als dass sie deren Unterstützung verdient hätten, ist nichts als blinde nationalstaatliche Ignoranz. 14
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Trotzdem kehrt die europäische Linke der EU nie vollständig den Rücken, auch wenn sie diese als neoliberal, militaristisch und undemokratisch betrachtet. Sie glaubt an deren Reformierbarkeit. Nun ist es sicherlich nicht diese Linke, die sich breitschlagen lässt, den Schulterschluss mit den neoliberalen Elementen der nationalstaatlichen Entscheidungszirkel zu suchen, doch gemäßigte Formen, nennen wir sie hier zum Beispiel „Sozialdemokratinnen“ haben da weniger, wenn auch nicht keine Bedenken. So arbeiten zwei konkurrierende Parteien gemeinsam für ein Projekt, auch wenn beide eine verschiedene Seite der selben Medaille auszuformen versuchen. Zu ihrem Unglück sind es die Sozialdemokratinnen, die die Rückseite bearbeiten müssen, während die neoliberale Kontrahentin auf der anderen Seite nur noch an der Vergoldung der bereits ausgearbeiteten Strukturen werkelt. Die Frage, wie man dieses Dilemma auflösen könnte, ohne die EU aufzugeben, ist nicht einfach zu beantworten. Solange der Kapitalismus die Politik definiert und der Nationalstaat dessen Hoheitsgebiet ist, womöglich gar nicht. Dieses überträgt er nämlich auch auf die nationalstaatlichen Gesellschaften, die sich weigern, ihr erarbeitetes Kapital dorthin zu schicken, wo Leute es nötiger brauchen. Auch wenn die positive Integration noch lange nicht da angekommen ist, wo die Bürgerinnen sie benötigen: Echte Demokratie, Schutz der arbeitenden Bevölkerung, ein faires Steuersystem, sozialer Ausgleich, ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt und der Verzicht auf aggressive Expansion in Staaten, die auf irgendeine Art von wirtschaftlichem oder sicherheitspolitischem Interesse sind. Bis dahin bleibt aber die EU die einzige Institution, die uns als schlagkräftiges Instrument innerhalb Europas zur Verfügung steht, um diese Dinge anzugehen. Und wer weiß, vielleicht haben die Linken ja ein Konzept, das sie, wenn sie einmal die Chance dazu erhalten, befähigt, die EU zu dem werden zu lassen, was sie verdient: Eine Friedensmacht auf wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Basis nach innen und außen. Wofür die EU aber vor allem stehen sollte, ist das, was sie für uns Menschen unmittelbar bedeutet. Die Freizügigkeit, die Vernetzung, die Kommunikationsmöglichkeiten und die Bildung, die uns allen zumindest potentiell Sprachkenntnisse zur Verfügung stellt, die den Kontakt mit anderen EU-Bürgerinnen ermöglichen. Die EU ist ein Instrument für ein geeintes Europa.Und das ist der eigentliche Europäische Gedanke.
"VERSCHMILZT DIE WIRTSCHAFT EUROPAS ZUR GEMEINSCHAFT, UND DAS WIRD FRÜHER GESCHEHEN, ALS WIR DENKEN, SO VERSCHMILZT AUCH DIE POLITIK." WALTHER RATHENAU
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CHAMPIONS LEAGUE
EUROVISION SONGCONTEST
DAS SCHÖNSTE AN EUROPA IST ZWEIFELSOHNE DIE CHAMPIONS LEAGUE. WIE LANG WÄREN MEINE FINGERNÄGEL NUR OHNE DIE SPIELE MEINER GELBEN LIEBE AM DIENSTAGABEND? GANZ SICHER NICHT VIEL KÜRZER ALS DER FERNSEHTURM. WIRKLICH. ALLEIN DER GEDANKE AN DAS VIERTELFINALE IM APRIL LETZTEN JAHRES, ALS WIR IN DER 91. UND 92. MINUTE MIT ZWEI TOREN DAS SPIEL DREHTEN, VERLEIHT MIR HEUTE NOCH GÄNSEHAUT. NACH DEN TOREN WURDE SO LAUT GESCHRIEN, DASS WIR ANSCHLIESSEND ALLE WIE FRANK ZANDER KLANGEN. IRGENDWIE GEIL. „WILLSTE NE‘ CD KAUFEN?“ DIESES WUNDERSCHÖNE GEFÜHL MIT FREMDEN IN DEN ARMEN ZU LIEGEN, SICH ZU VERBRÜDERN, GEGENSEITIG BLUMEN FÜR DEN ANDEREN ZU PFLÜCKEN, WÜNSCHE ICH MIR MANCHMAL VON DER EU – WEIL EUROPA SO WUNDERBAR SEIN KÖNNTE! DOCH DIE KESSEN MARKETINGFREUNDE AUS BRÜSSEL HABEN SICH LEIDER DIE FALSCHEN SEITEN VOM FUSSBALL ABGESCHAUT UND SO IST DIE EU GENAUSO UNDEMOKRATISCH WIE DER EUROPÄISCHE FUSSBALLVERBAND GEWORDEN. PLUMPS! EIN GRIFF INS KLO. DA SITZEN SÖHNE GROSSER FUNKTIONÄRE IN AUFSICHTSRÄTEN VON UNTERNEHMEN, DIE DANN WENIGER RENTABLE DEALS ALS DIE KONKURRENZ ANBIETEN UND TROTZDEM DEN ZUSCHLAG BEKOMMEN. STICHWORT ADIDAS. DA WIRD KORRUPTION BEI DER VERGABE VON GROSSPROJEKTEN NACHGEWIESEN UND NIEMAND BEKLAGT SICH, WEIL EINFACH ALLE KORRUPT SIND. STICHWORT KATAR. DOCH GOTT SEI DANK ZIEHEN DIE VERBÄNDE AN DEN RICHTIGEN STELLEN LINIEN, DIE NICHT ÜBERSCHRITTEN WERDEN DÜRFEN. DER SENILE BECKENBAUER KONNTE ZU UNSERER ALLER ERLEICHTERUNG BEWEISEN, DASS IN KATAR KEINE SKLAVEN ARBEITEN. WEIL ER SIE NIRGENDS GESEHEN HAT. DANKE, FRANZ! DIESER FRANZ GEHÖRT ZU DER GRUPPE, DIE SICH AUS RESTEN, ALSO AUSGEDIENTEN PERSONAL, REKRUTIERT UND AUF DIE LETZTEN TAGE NOCH BOCK AUF MACHT HAT. IST MEISTENS SCHEISSE, WESHALB ICH MIR VON HERZEN WÜNSCHE: MÖGE AUCH HIER DIE EU DIE KURVE BEKOMMEN. DIESMAL ABER GERNE VOR DER NACHSPIELZEIT.
„WE DON’T WANNA PUT IN“ HIESS DAS LIED, MIT DEM GEORGIEN 2009 BEIM EUROVISION SONG CONTEST TEILNEHMEN WOLLTE, DER DAMALS AUCH NOCH AUSGERECHNET IN MOSKAU STATTFAND. DASS SICH DAS GANZE EHER NACH „WE DON’T WANNA PUTIN“ ANHÖRTE, WAR ANGEBLICH REINSTER ZUFALL, DOCH IN ANBETRACHT DER EISIGEN STIMMUNG ZWISCHEN BEIDEN LÄNDERN EHER UNWAHRSCHEINLICH. DER ESC VERBIETET POLITISCHE TEXTE, GEORGIEN WURDE ZUR ÄNDERUNG GEZWUNGEN UND ENTSCHIED SICH LETZTENDLICH KOMPLETT GEGEN EINE TEILNAHME. MAN MUSS ALSO FEINGEFÜHL BEWEISEN, WENN MAN DEN ESC ALS POLITISCHE BÜHNE NUTZEN MÖCHTE. PORTUGAL, EINES DER ERFOLGSLOSESTEN TEILNEHMERLÄNDER, HAT DIES BEREITS MEHRMALS GESCHAFFT. 1973 SANG MAN EINEN SUBTIL SATIRISCHEN SONG ÜBER EINEN STIERKAMPF, DER IN WAHRHEIT JEDOCH DAS DIKTATORISCHE REGIME SALAZARS DARSTELLEN SOLLTE. 1974 SCHLIESSLICH DIENTE DER PORTUGIESISCHE BEITRAG ALS AKUSTISCHES SIGNAL FÜR DEN BEGINN DER NELKENREVOLUTION. IM LETZTEN JAHR ZENSIERTE MAN IN WEISSRUSSLAND UND RUSSLAND DEN KUSS ZWEIER FRAUEN WÄHREND DER FINNISCHEN PERFORMANCE. "HOMOSEXUELLE PROPAGANDA" UND SO... AUCH DIESES JAHR GAB ES IN BEIDEN LÄNDERN BEREITS PETITIONEN, DEN ÖSTERREICHISCHEN AUFTRITT NICHT ZU SENDEN. ÖSTERREICH SCHICKT NÄMLICH CONCHITA WURST, EINE TRANSE MIT BART. IRGENDWIE AUCH NUR SUBTIL POLITISCH DER WEISSRUSSISCHE BEITRAG 2011 – „I LOVE BELARUS“. GESUNGENER KITSCH-PATRIOTISMUS ÜBER EUROPAS LETZTE DIKTATUR. HERRLICH. UND WAS KÖNNEN WIR DIESES JAHR SONST NOCH ERWARTEN? FRANKREICH SCHICKT ELEKTROPOP UND RAPPT ÜBER SCHNURRBÄRTE, POLEN RAPPT AUCH, ABER ÜBER SLAWISCHE BRÜSTE UND DÄNEMARK SCHICKT EINE ORIGINALGETREUE KOPIE VON BRUNO MARS. WIR WISSEN, WER RUSSLAND DIESMAL KEINE PUNKTE GEBEN WIRD. EUROPA KANN SO EINFACH SEIN.
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TITELTHEMA
RECHTES EUROPA
Das kommende EU-Parlament wird das wohl EU-kritischste seiner Geschichte. Doch was wollen die rechten Parteien von Europa? MATTI GEYER
Das Abschneiden radikaler und EU-kritischer Parteien bei der Europawahl wird mit Spannung beobachtet. Umfragen sehen die Front National in Frankreich, die Freiheitspartei in den Niederlanden, die österreichische FPÖ sowie die UKIP in Großbritannien manchmal als Wahlsieger, manchmal als zweit- oder drittstärkste Kraft. Fest steht, das kommende Europaparlament wird wohl das EU-kritischste in seiner Geschichte werden. Doch was wollen diese Parteien genau erreichen? Verfolgen sie überhaupt ein gemeinsames Ziel? Bisher hat das mit der Zusammenarbeit rechter Parteien im Europaparlament eher schlecht als recht funktioniert. Dieses Jahr wird es aller Voraussicht nach drei euroskeptische Fraktionen geben. Zum einen die europäischen Konservativen und Reformisten. Die moderateste der drei Fraktionen besteht zu einem Großteil aus Abgeordneten der britischen und tschechischen Konservativen. Die meisten Mitte-Rechts-Parteien Europas haben sich in der Europäischen Volkspartei zusammen gefunden, doch den Tschechen und Briten war diese Formation zu EU-freundlich. Beide Parteien setzen sich für Reformen innerhalb des Konstrukts EU ein, eine Rückbesinnung auf wirtschaftliche Zusammenarbeit und weniger politische Einmischung aus Brüssel. Dann gibt es die Fraktion mit dem wohlklingenden Namen „Europa der Freiheit und der Demokratie“. Hier findet man vor allem die Wahren Finnen, die UKIP und die Lega Nord und schon wird es schwieriger Parallelen zu finden. Die Lega Nord ist nicht grundsätzlich gegen die EU. Sie ist vor allem gegen den Süden Italiens. Doch eine zu starke Machtverlagerung gen Brüssel lehnt sie ab, da sie dadurch auch die eigene Autonomiebestrebung gefährdet sieht. Ganz anders die Wahren Finnen. Die möchten Finnland eher früher als später aus der EU heraus führen. So sieht das auch die UKIP. Großbritannien könne sich auch außerhalb der EU Wirtschaftspartner suchen,
oder gar eine enge Wirtschaftsunion mit Commonwealth-Staaten gründen. Sollte es die AfD ins Parlament schaffen, wird sie wohl mit einer der beiden bereits beschriebenen Fraktionen zusammenarbeiten. Denn die dritte Fraktion ist selbst der AfD oder der UKIP zu radikal. In der Europäischen Allianz für Freiheit werden sich Planungen zufolge nach der Wahl u.a. Front National, Vlaams Belang, FPÖ und Geert Wilders Freiheitspartei zusammenschließen. Die Front National möchte raus aus dem Euro, nicht aber zwangsläufig auch aus der EU. Das aber auch nur, sofern Grenzen wieder eingeführt werden und am besten auch sämtliche Muslime den Kontinent verlassen haben. Das möchte auch Geert Wilders. Muslime – pfui, Bulgaren und Rumänen auch, wie generell alles östlich der Oder. Inzwischen wird von der Freiheitspartei sogar der holländische EU-Austritt verlangt. Die FPÖ möchte offiziell so weit wohl noch nicht gehen, doch den Euro möchte auch sie loswerden. Und Muslime sowieso. Es scheint also ein gemeinsamer Nenner zu existieren. Sowohl gegen den Islam als auch die EU zu sein, gehört inzwischen bei rechten Parteien zum guten populistischen Ton. Doch sind dies nur drei Parteien einer viel größeren Fraktion. Hinzu kommt u.a. der Vlaams Belang, der sich vor allem für die Unabhängigkeit Flanderns stark macht, und aller Voraussicht nach auch die Lega Nord, die sich nun doch noch EU-skeptischer geben möchte. Doch als zu rechtsextrem möchte sich keine dieser Parteien sehen. NPD, BNP oder die griechische „goldene Morgenröte“ sind daher nicht in dieser Fraktion erlaubt und werden wahrscheinlich fraktionslos bleiben. Vielleicht sollte man einfach den Sieger des kurz zuvor stattfindenden Eurovision Song Contests zum EU-Kommissar ernennen. Immerhin funktioniert „Europa“ hier schon seit 59 Jahren, und zwar sogar mit viel Kitsch, Pathos, singenden Omas und manchmal sogar mit Muslimen.
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IN DER
S P R EC H ST U N D E
S T E FA N L U B O S C H I K K U LT U R G E S C H I C H T E D E R N E U Z E I T
ZUM STUDIUM
WARUM DIE UNI POTSDAM?
WELCHES HAUSARBEITSTHEMA NICHT MEHR LESEN?
Potsdam kam einst für mein Magisterstudium in die engere Wahl, weil die Stadt nur zwei Stunden von der Ostseeküste entfernt liegt, wenn man sportlich fährt. Danach ging es dann gleich irgendwie weiter: ein Doktorvater, der mir vertraut; ein Promotionsthema, das ganz das meine wurde; und natürlich eine halbe Assistentenstelle bzw. die Dozentur. Darum blieb ich an dieser Universität.
KÖNNEN
SIE
Martin Luther und der Bauernkrieg. HABEN SIE SCHON MAL VERKATERT UNTERRICHTET?
Ja, natürlich. CHARLES BUKOWSKI ODER CARLOS CASTANEDA?
Carlos Castaneda. WARUM IST DER FLUGHAFEN BER EINE ERFOLGSGESCHICHTE UND WAS HAT LOTHAR MATTÄUS DAMIT ZU TUN?
WAS BEMÄNGELN SIE AN DER UNI POTSDAM?
Die zunehmende Bevormundung in Studium, Forschung und Lehre durch die Strukturen, die wir uns zum Teil selbst schaffen oder zumindest unwidersprochen hinnehmen.
Wenn Sie es etwa als ein raffiniertes Instrument betrachten, um die Bürger*innen durch Verdummung zu entmündigen und gefügiger zu machen, weil dem Kultur- und Bildungssektor nun endlich überlebensnotwendige Mittel mit Verweis auf eine nachvollziehbare, ja selbstevidente Haushaltsnotlage entzogen werden können; oder wenn Sie es als ein Filetstück berlin-brandenburgischer Sozialpolitik verstehen: als eine gewaltige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, auf Jahrzehnte angelegt, deren Finanzierung nie infrage steht… Wenn Sie es so sehen wollen, handelt es sich diesem Flughafen fraglos um einen bombastischen Erfolg. – Lothar Matthäus ist mir hingegen egal; Fußball hat mich darüber hinaus allenfalls unter kulturhistorischen Aspekten interessiert. Bäm!
WELCHE NACHRICHT VERBINDEN SIE MIT IHRER STUDIENZEIT?
Jacques Derrida ist in jenen Jahren gestorben, und Evelyn Hamann auch. WAS WAR IHR GEILSTES ERLEBNIS BEIM DOZIEREN, WELCHES IHR UNGEILSTES?
Mit Superlativen bin ich von Berufs wegen vorsichtig. Und ich würde die Antwort gern vage halten. Geil: freundlich neckende Studierende zum Beispiel und intellektueller Wettstreit. Ungeil: zur Schau gestelltes Desinteresse und die Verlegenheit, wenn die Technik versagt. – Das klingt jetzt sicher etwas langweilig.
WARUM GEHÖRT DIE AFD INS EU-PARLAMENT? WARUM DIE CSU?
WO LIEGEN IHRE HEIMLICHEN INTERESSEN, DIE VOM DOZIEREN NUR EINGESCHRÄNKT WERDEN?
Sie gehören dann und nur dann ins EU-Parlament, wenn sie gewählt wurden. Darüber hinaus meine ich, dass man sich gerade dort mit den Belangen der einzelnen europäischen Regionen wie auch einer überregionalen Europaskepsis auseinandersetzen – oder dass man sie zumindest aushalten sollte. Dass man solcherlei oft nicht ohne bornierte Kirchturmpolitik, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, grobe Pampereien und dergleichen unerfreuliche Äußerungen bekommt, ist leider ebenso Teil der Wahrheit.
Schlafen, Zootiere Füttern, Disco, Lego und Promovieren. MÜSSEN DOZIERENDE EIN VORBILD SEIN?
In wissenschaftlicher Hinsicht – unbedingt. Und gewisse Qualitäten im Zwischenmenschlichen wären sicher nicht verkehrt. Ansonsten würde ich Dozierende in dieser Hinsicht gern entlastet sehen. Warum sollten sie diesbezüglich mehr wuppen müssen, als eigentlich jeder Mitmensch wuppen sollte? Dozierende mit (vermeintlichen) Schwächen, Schrulligkeiten und Selbstironie waren mir außerdem immer sympathischer.
WIE HEISST IHR HUND, WIE HIESSE ER, WENN SIE EINEN HÄTTEN, OBWOHL SIE KEINEN HABEN?
Wenn ich einen hätte, würde er Wieland heißen. Er wäre ein Dackel.
HABEN SIE SCHON MAL NACH SYMPATHIE BENOTET?
WENN SIE NOCHMAL STUDIEREN MÜSSTEN, WAS WÜRDEN SIE ANDERS MACHEN?
Ich befürchte: ja, auch wenn ich mich um eine gerechte und billige Benotung bemühe. Eine bessere Antwort können wohl nur ein Psychoanalytiker geben.
Vielleicht würde ich mehr Fächer und Sprachen ausprobieren. Aber eigentlich bereue ich nichts.
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ZUM STUDIUM
Z L E P S F A H C S M I F L O W ODER AUCH RSITÄT E V I N U R E D N A R Ä T I L I M A N TO
N IA
n im teresse nen In und noc h e ig e e ganz tudentinnen n. e en ihr d hab l für arme S ch Kontant iversin u lt ansta kmitte sind reichli Freien Un , hat c o L . k r t n Gepäc niversitäte Projekt de 00 genann me 7 re ble eU ärmer erdisziplinä ungsbereich herheitspro int ur ic ch Das in Sonderfors r globale S iviler Akte 000 z , fü 2 o g ls n n n a e e u g h t tä isc sun zieh Einbe rojekte. Zw erium gut iel, L ö t das Z n. D urch P is e de gisch gsmin . Das zu fin ilitärstrate Verteidigun len bezahlt SL I m u h s t in c a u s d it h n t c ne 0 hat utsche Ho rschungsins er dem 1 0 2 und an de ffenfo deutlich üb stütr e Wa io. € 46 M französisch er Physik tliche Unte en. d a til h n k c n o s e je t n m o u Pr de de ntin liegen e n von bsolve lausel bot A Höchstsatz n F lugbahn einer Zivilk ich ts g ea BAföG schten dies r Forderun at eine) stell reie r e f h o d f n ie , n li g d o r n v Be zu en und ersität ählte ür sie b ge s e h Mal a nische Univ ge, was es f ass die gew ken ra ,d ec ec h (die T entin die F ch bedeutet üstungszw maR d s u n li u t e a z S r b o u g der af t m schun lich, ihr gla te Forh r c o s F n e W iss sinstitution och lächer anzier esser d g ehrfin b Bildun lehnt. Es ist ie bundesw aber auch e, sd n, die ab nicht wollen, das er verstärkt ilen L ebe enziv D u M chen z ritisch sei. uf tritt im eitung von k A r nicht b , g s e n t n u u n n A h r a k r ta sc t e, g e Z w e c k e d e u n u t z e n , c htk e r c e e t g s ve r zum ten z durst s h g n c n e e s r u s h is Forsc reiheit ng und W rein und F ra or nhe sc hen- orsc hungsd von v , deren t h F ic h n t c dur den n. sc haf w e rd e Metho Gesell dern? Alles fertigt ern solche ried lichen in h r e v f d l steht Verhin g zu einer t, Kriege zu rung, sovie . In e ie g is n is s W r u e a ilit den rität r werb . An eutet M g e s we h te Prio höchs itärische bed ängt: Bund wehr werbun ng. h il hu es Zivilm der U-Bahn ängt: Bund erheitsforsc che h h is n ic n e I m S r e f est. gentu n: nun ja, i eine akad a rbeitsa as u . Q k . c den A studiert m e ie ziolog en Zw ni der U h: Militärso und denselb c u a in r Ode für e hnung Bezeic
HA R E IN
entlich ich eig ni zu e r ie d ät stu aatlichen U em iversit t er Un r an einer s in nach ein iin e r ü ä f nt it e s il a d u nivers w M t An die S itt ihrer U oder at das h h s ic s a r und w Das fragt n Webauf t t zu Ber lin en n ä ? de iversit ntentio suchen Blick auf eie Un ilitärische I Studienr F n e e h w ac lweis Als sie m ter r wah . ie auf en hin tät, hie ät Potsdam zielle Hilf ieht, geht s ger it n s le a rs b n n e e fi A iv t r k n e U nu ivil roje nicht h ihicht-z ungsp und n und Forsch eckt dabei sondern auc xen td , le n gänge uche. Sie en ngsanstalten f die komp em r u s u a ih n d e k il r c in u B li n Sp ärs an ngslosen B ilitärische , so emit il M des ahnu ilen und M s Ausmaß enen, a iv ren eig ngen des Z ner wartet d ru u b o e S Unive w . r Ve an der sur für Umfeld r. g n n e u t h s s n äc h arübe Militärforsc Erst Profe rteit sie d e pört is degang der ell erzählt: eckte das V nsr n t e io s h t c r a W s r e r t e i se De oop ahin c hen der K otsdam 996, d sität P eschichte 1 004 dann issenschaf tli des 2 g . r m Sozialw der Beginn fiMilitä isteriu te 07 it dem gsmin digun der UP m ehr, und 20 s, zur Hälf ter w die spä g vertra der Bundes ilitar y Stu wei Jahre haf t M Z t esellsc Institu udiengangs undeswehr. für G iversität t t s B u r e it t t ie s s Un Ma e In ch d rgisch r t dur em die hängen der nanzie Brandenbu ndet, an d in r d s it ü a r ABG wird d herheit geg nteile hat. M heitsfirma I r a e ic s h S g . n ic und sc hu die S htlich jetzt m For bersic ADS, Potsda skonzern E wird es unü achen sich ing w m n Rüstu ere. Langsam erung aber erne versch zu F t i d h e r n r c e f a ü d Er n und s in ngig, hts de n und n a bh ä m der Graue eit, angesic in zivil, u naiver Trau re br schon Wunsches, n. Ist das ein e n n ration e r d den K o o p e oh l d zu le tin? e n r u ih n w t e forsch den Studen Ber lin tarn at ihr das hne h o ät em r r n it e f s e w r lt r r e e e a, iv w ie Un chickter. H men und H schungse r F Die For ge s . Da ge d e r et was ge n a u noc h Ganz rch die Gän ? t h c u ra beigeb k huschen d ec Tarnfl
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RD
SATAN'S LITTLE DEATH BEARS
Diese Kundenrezensionen auf Amazon hauen so richtig auf die Kacke. ALEX HILCKMANN
Auf Amazon wird ein Produkt verkauft, das viele Kundinnen angeregt hat, ihrer kreativen Ader Ausdruck zu verleihen: die zucker- und fettfreie Variante der Gummibärchen, gesüßt mit Lycasin. Das Produkt löste einen weiteren, wahren Shitstorm aus. Nicht jedoch einen, wie wir ihn kennen, im Neuland der Netzwelt, sondern, back to the roots, auf der Toilette. Die verhamlosende Warnung in der Produktbeschreibung ("with ingredients that can cause intestinal distress if eaten in excess") wurde von vielen ignoriert oder überlesen und so entstanden die lustigsten, kreativsten und zugleich widerlichsten Kundinnenrezensionen auf Amazon. Im Grunde beginnen die Rezensionen alle ähnlich, man habe die Warnungen in der Beschreibung und von Bekannten missachtet und wollte bloß ein paar Gummibärchen essen ohne lästige Kalorien aufzunehmen. Diese schmeckten hervorragend, ein himmlischer Genuss. Doch nach kurzer Zeit, während man einer Tätigkeit nachgeht, die keine unangenehmen Unterbrechungen zulässt, etwa dem Besuch im Fußballstadion, auf der Arbeit im Krankenwagen als Sanitäterin oder während eines Dates, bricht die Hölle über die Konsumentinnen herein. Eingeleitet durch trompetengleiche Geräusche aus der Magengegend, gepaart mit Schweißausbrüchen und Schmerzen, die alles bisher Erlebte in den Schatten stellen. Ich vermag es jedoch nicht, die große Ansammlung über Dünnschiss-Kurzgeschichten gebührend zu beschreiben, daher lasse ich ein paar Zitate sprechen: "IF YOU VALUE YOUR LIFE, I SUGGEST NOT ACCEPTING UNPACKAGED GUMMY BEARS FROM PEOPLE. IF THERE ARE PEOPLE IN YOUR LIFE YOU ARE DISGUSTED WITH, YOU KNOW WHAT TO DO." SHUN BESSHO
"IF YOU LOVE EXPLOSIVE, PROJECTILE DIARRHEA THIS IS THE CANDY FOR YOU." R. MICHAEL
"HOW ARE THESE ALLOWED TO BE SOLD? SEND THEM TO IRAN." KELVIN DAVIS
"UNFORTUNATELY , I WAS NOT ABLE TO SIT FAST ENOUGH BEFORE SPRAYING THE BACK WALL AND TOILET TANK WITH A PUTRID BLACK PAINT." J. SARGAN
"IDEAL GIFT FOR YOUR CONGRESSIONAL REPRESENTATIVES" DELERIOUSLYHAPPYTAXPAYER
"AFTER READING THAT THESE LITTLE JEWELS WERE MADE IN AUSTRIA, I IMAGINE A ROUGE NAZI CHEMICAL WEAPONS SCIENTIST ESCAPED TO AUSTRIA AFTER THE WAR AND SET UP SHOP MAKING UNSUSPECTING MASSES SUFFER FOR THEIR DEFEAT." J.SARGANT
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ZUR KULTUR
UNDANK
IST DER PARTYLOHN Hin und hergerissen zwischen der Hochachtung, die dir Gleichgesinnte entgegenbringen und dem Hass, der dir von allen anderen Seiten entgegenschlägt, verwandelst du die Tanzfläche zu glühender Lava, wenn du die Privatparty um deine DJ-Künste und Loona bereicherst. ROBERT HOFMANN
Wehe dir, du armer Tropf, der du dich bereit erklärtest, dem tanzfreudigen, doch musikgeschmackverirrten Publikum die Vorzüge des Guten nahezubringen. In der Hoffnung, dass guter Wille an sich bereits eine Qualität ist, die die Umwelt anerkennen kann und will, hast du dich vertan wie der Sozialist, der immer noch nicht begriffen hat, dass der Mensch zu seinem Glück gezwungen werden muss, bevor er echte Freiheit kosten kann. Deshalb stehst du hinter dem improvisierten DJ-Pult auf der Party von Christoph, Peter oder John (Matrix, Rambo, McLane) und versuchst, dein Gespür für das, was die Crowd bewegen würde, an die Leute zu bringen. Zum Glück gibt es die Homegirls. Die stehen ums Pult herum und feiern ganz unvoreingenommen all das, was du ihnen vorsetzt. Aber sind die nicht sowieso die Betrunkensten? Würden die nicht auch alles feiern, was das Schimpansenbaby ihnen großzügig aus seiner Windel zuwürfe? Doch Ego-Zittern ist fehl am Platz. Wer Schwäche zeigt, wird von den Hyänen gefressen – und die gibt es in der wilden und grausamen Steppe des samstäglichen Partyalltags en masse. Also schwillt die Brust, der Rücken biegt sich in schnurgerade Position und die Mähne wächst bis über den Kopf. Jeder Muskel gespannt, um einer jeden Hyäne, die sich nähert, unvermittelt einen Prankenhieb zu versetzen, der ihr den Appetit auf den schmackhaften Einfluss auf die Musik verderben muss. Die Stimmung steigt, das kleine WG-Zimmer, als Dancefloor völlig ungeeignet, platzt aus allen Nähten, die Hitze wird unerträglich, erste Shirts werden durchsichtig, zu Loona und David Hasselhoff singen die Groupies nicht mehr mit, sie schreien. Die Boxen qualmen fast, doch dass die Musik von dem Knattern und Rauschen der Lautsprecher, die ihren Defekt mittlerweile mehr als andeuten, fast vollständig in den Schatten gestellt wird, interessiert nicht. Solange
Britneys Stimme noch auszumachen ist, ist auch die Partystimmung unsterblich wie ein Highlander mit Köpfchen. Trotzdem reißt der Strom der Hinterbänkler, die sich, von ihren verwundeten Vorgängern eher angestachelt als eingeschüchtert präsentieren, nicht ab. Immer mehr Aasfresser trauen sich nach vorne, schimpfen, wünschen und drängeln. „Mach doch mal was Ordentliches“, „Guck mal, alle wollen das hören“, „Wenn du tanzen willst, ist das ok, ich mach hier gerne weiter“. Je besser die Geier aussehen, desto schwerer wird es, ihrem Drängen nicht nachzugeben, doch der erfahrene und selbstbewusste König der Savanne weiß, dass diese nur von ihren minderwertigen, doch manipulativeren Artgenossen nach vorne geschickt worden sind, um den Inhaber des DJ-Throns zu becircen. Und doch. Langsam singt die Freude an der Macht. Was ist Macht gegen Liebe? Denn die Leute, die dich lieben, du König aller, du Herrscher über Hell und Dunkel, Meister aller Klassen, großer geliebter Führer, tanzen nun mal, sie haben keine Zeit, sich um dein seelisches Wohlergehen zu sorgen. Und so thronst du einsam über deinem Königreich und erlebst nichts als Anfeindungen. Dass das Königreich effizient regiert wird, ist Nebensache, denn wer wird dir ein Monument errichten, wenn alle doch nur mit sich selbst zufrieden sind? Also trittst du ab. Nicht verbittert, denn das sähe dir nicht ähnlich. Du hast dich aufgeopfert und hattest eine großartige Zeit. Du hast die Macht gekostet und sie war zuckersüß wie der feinste und älteste Scotch. Nun soll sich jemand anders damit herumplagen, das Szepter ist schwer geworden, das Purpur stand dir von Beginn an nicht und Hermelin zu tragen ist sowieso irgendwie eklig. John, ob er die Musik gehört hat oder nicht, ist dir jedenfalls dankbar, dass du die Meute eine Zeit lang beschäftigt hast. Wer tanzt, kann nicht randalieren und darauf kommt es in Privatwohnungen ja letztlich an. 23
GUNA YALA ODER: HÄNDE WEG VON MEINEN NÜSSEN! Politik im Paradies – Der Backpack-Urlaub für die S-Bahnfahrt. Garantiert ohne beschwerliche Moskitostiche und ständiges Blättern im Lonely Planet! RONJA C. KOLLS
Das wunderschöne Stückchen Erde – oder sagen wir lieber Wasser, denn so viel Erde gibt es hier gar nicht – Guna Yala (ehem. San Blas), wo die Fototapete ohne Wand zu hängen scheint, befindet sich südöstlich von Panama-City. Das Gebiet umfasst einen ca. 200 km langen, schmalen Küstenstreifen und 365 vorgelagerte Inselchen mit traumhaften Korallenriffen. Hier leben etwa 40.000 Indigene, Kunas genannt. Das Spannende an Guna Yala neben den atemberaubend weißen Sandstränden ist, dass es sich erlauben kann, Touristinnen zu verbieten, ihre Inselchen scharenweise zu bevölkern und vor Palmen, Einbäumen und Molas 24
ZUR KULTUR
(traditionelle Stickereien) zu posieren. Denn die Region ist nach einem blutigen Aufstand im Jahr 1925 und einem offiziellen politischen Vergleich 1930 semi-autonom und wird durch den Kuna-General-Kongress, einer Art Ältestenrat, regiert. Die Vorstellung der einsamen Insel greift hier nicht, weil alle paar Meter ein anderes kleines Eiland mit weißem Sandstrand aus dem kristallklaren Wasser auftaucht. Ein gewisses Robinson-Feeling stellt sich dennoch ein, was an den strengen Regeln bezüglich des Tourismus liegen mag. Die größeren Inseln und der Küstenstreifen sind zwar mehr oder weniger problemlos erreichbar, aber für den Besuch kleinerer Inseln bedarf es der Erlaubnis des jeweilig zuständigen Saila, einem Häuptling, und einer kleinen Gebühr. Das Land darf außerdem weder ge- oder verkauft, noch ge- oder verpachtet werden. Deshalb sucht man auch vergeblich nach den investitionsschweren Bauten gängiger Hotelketten. Das ist gut so, denn auch wenn Tourismus eine Menge Geld einspielt, er kann doch so einiges an Kultur und Land kaputt machen – zu dieser Aussage bedarf es kein Beispiel. Die Kunas schützen so recht erfolgreich ihre Traditionen und Inseln. Das heißt aber auch: eine Kuna-Frau und ein weißer Mann zusammen? Niemals! Die Kunas sind nicht nur bedacht darauf, ihre Traditionen zu wahren, sondern auch ihr „besonderes Erbgut“. Nicht nur dieser Gedanke erinnert irgendwie an Nazi-Deutschland. Manch europäischer Urlauber zuckt beim Anblick der Kuna-Flagge zusammen, zeigt sie doch eine Swastika auf gelb-rotem Grund. Diese hat mit Adolf Hitler zwar nichts zu tun, das Prinzip der "Reinhaltung des Blutes" stimmt dennoch kritisch. Diese Diskussion lässt sich mit einem Kuna wohl eher nicht führen, immerhin verdanken sie ihr Privileg, frei und selbstbestimmt leben zu können, eben diesem "besonderen Erbbgut". Die Kunas haben eine der höchsten Albinoraten der Welt. Zum Vergleich: in den USA liegt sie bei 1 zu ca. 40.000, auf einigen Kuna-Inseln dagegen bei 1 zu 165. Dies beindruckte einige US-Forscherinnen so sehr, dass ein Kuna-Vertreter sogar bis zum damaligen Präsidenten Hoover ins Weiße Haus eingeladen wurde, um von den Kunas zu erzählen. So kam auch die helfende Allianz zwischen Kunas und USA zustande. Als Panama 1921 offiziell unabhängig wurde, und den Kunas die hispanische Kultur aufdrängen wollte, zeigten die Kunas ihnen, dass auch eine noch so kleine Gegnerin nicht zu unterschätzen sein sollte. Sie handelten
einen Pakt aus. Wohlwissend: Wer von kleinen nichts zu fürchten haben will, holt sich die große Schwester mit in den Einbaum. Die USA hatten gerade in Panama ohnehin überall ihre Finger im Spiel, das liegt vor allem an Panamas größtem, bekanntesten und wichtigsten Bauwerk, dem Panama-Kanal. Um die Ernsthaftigkeit der Kuna-Forderungen zu unterstreichen, schickten die USA ein Schiff der US-Marine in die Karibik. Seitdem ist es den Kunas erlaubt, ihre eigenen Regeln für ihr Land aufzustellen, ihre Autonomität zu wahren und über die Jahre weiter auszudehnen. Heute werden sie nur noch in außenpolitischer und militärischer Hinsicht von Panama vertreten; sie zahlen keine panamesischen Steuern, haben ihre eigene Regierung und Polizei und kontrollieren jegliche Entwicklungen ihres Territoriums. Es sitzen sogar Kuna-Abgeordnete im panamesischen Parlament. Überhaupt sind die Kunas echte Basisdemokratinnen. Alle wichtigen Entscheidung bezüglich ihres Gebiets werden im congreso, einer Dorfversammlung, gemeinsam entschieden; hier kommen sie mehrmals in der Woche zusammen. Die wichtigsten Stimmen haben übrigens die Frauen, denn die Kunas sind matriarchalisch organisiert. Das geht so weit, dass erstgeborene Söhne als Töchter erzogen werden, da sonst die Erblinie ausstirbt. So gibt es unter den Kunas auffällig viele Transvestiten im uneigentlichen Sinn. Da die Kunas die Souveränität über ihr Land besitzen, was in Lateinamerika einmalig für Indigene ist, fehlen hier auch die typischen Merkmale von Kolonialisierung und der sogenannten Zivilisation. Das heißt „Bye Bye Big Mac“ und „Hallo dulemasi“ (Traditionelles Kuna-Essen mit Kokosnussmilch, Fisch, Kochbananen und Yucca.). „Ciao Coca Cola“ und statt dessen eine frische coco. Diese haben generell einen großen Wert bei den Kunas, denn lange Zeit waren sie Tauschmittel für Grundnahrungsmittel. Wer also viele Kokosnüsse besitzt, gilt als wohlhabend. Außerdem hat jede einzelne Kokospalme ihre Besitzerin. Den großen Luxus sucht man dagegen vergeblich; die meisten Inseln verfügen weder über Elektrizität noch über fließendes Wasser. Wie die meisten indigenen Völker, plagt auch die Kunas große Armut. Sie verfügen zwar über ihr Land, das aber ist wirtschaftlich wenig ergiebig. Ihre kargen Inseln, Kokosnüsse und Korallenriffe drohen langsam zu verschwinden. Die Gründe hierfür kann sich jeder denken: Erderwärmung und ansteigende Meeresspiegel – Auch das Paradies ist nicht sorgenfrei. 25
INHALT NUMMER DREI : ZWANZIG 14 ZUR QUELLE
TITEL: EU ODER EUROPA? 12
Der Zerfall des Europäischen Gedankens Die Neoliberalisierung der europäischen Integration 16
Europa Desserts Champions League und Eurovision 17
Rechtes Europa Überblick über das rechte Parteienspektrum Europas
STUDIUM 22
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In der Sprechstunde Stefan Luboschik
Satan's Little Death Bears Süßigkeiten und Flitzekacke
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Wolf im Schafspelz Militär an der Universität
Undank ist der Partylohn Das Leid des Privatparty-DJs
KULTUR 24
Guna Yala Rassistische Albinos im Inselidyll
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INHALT INTERAKTIV NUMMER WIR ZWEI GENDERN : ZWANZIG IM 14 GENERISCHEN ZUR QUELLE FEMININUM.
KULTUR STUDIUM 28 8
Fotoreihe: Liegende Schönheiten The Nine Semester Ich Fotografiert von Joseph Oehlert um 4 Semester Rechtfertigung für das Überziehen derWolfgang Regelstudienzeit 34 10
"May I Introduce..." In der Sprechstunde von Dr. Jürgen Heiß Ein Konzertbericht 12
35 in echt Star Trek
Horror Terror Gibt esvs. Aliens? Was sind eigentlich Horrorf ilme?
POLITIK UND GESELLSCHAFT STUDIUM 40
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Orient Renaissance Unser bevormundender Blick auf Ägypten
Denn sie wissen, was sie tun Frei.Wilds Spiel mit13der Grauzone Bestialische Nüchternheit 38 Buchrezension: Agotha Christoph Bundesdeutsche Gewissheiten - Das große Heft Wie Gauck die Welt gesehen haben will
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Jede Liebe ist Liebe Gleichstellung aller Lebensentwürfe!
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Gab es auch eine Berliner Mauer 44 in Leipzig? Crew Love Is True Love Wer willTouristenführer Romantik, wenn er Freundschaft haben kann? Wir lassen einen berichten 16
WEITERES
Che Guevara Superstar 6 DESSERTS 7 AUFRUF 9 BLATTKRITIK 46 PSYCHOTEST 48 ZWEI AUS ZWANZIGTAUSEND Kommunismus, der große Sale 50 IMPRESSUM • BILDVERWEISE 51 WAS TRINKT DIE REDAKTION?
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LIEGENDE SCHÖNHEITEN JOSEPH WOLFGANG OHLERT F O T O G R A F I E R T VO N
JOSEPH IST SCHÜLER DER OSTKREUZ SCHULE FÜR FOTOGRAFIE
JOSEPHWOLFGANG.OHLERT.DE
„MAY I INTRODUCE…“
MeltBooking! veranstaltet unter dem Namen „Introducing“ eine Konzertreihe in deutschen Großstädten für internationale Bands- und das kostenlos für die Konzertteilnehmerinnen. Online angemeldet und zack – schon ist ein Platz auf der Gästeliste gesichert. JOTA BABAHMIDOU
Nach 1 ½ Stunden Schlange stehen vor dem Bi Nuu am Schlesischen Tor ging es endlich ins Warme, Konzertbeginn war um 21 Uhr und den Anfang machte „The Majority Says“. Die sechsköpfige Indie-Pop-Band, welche sich 2010 in der schwedischen Kleinstadt Linköping zusammenfand, lässt Einflüsse ihrer Kolleginnen The Cardigans und Of Monsters and Men erkennen – und das nicht nur vom Auftreten her. Obwohl meiner Konzertbegleitung und mir die Band noch völlig unbekannt war, gewann sie gleich unsere Sympathie. Die Schwedinnenbande vor uns elektrisierte; gleich im ersten Song schaffen sie es, die Gitarren erzittern zu lassen – der Saal verwandelt sich ruckartig wie von einer großen Welle erschlagen in eine Hüpfburg. Man will mitklatschen, mitsingen und sich einfach treiben lassen von Hannah und ihren ausgesprochen süßen Schwedenjungs. Neben einigen treuen, mitgrölenden Fans findet man im Publikum auch den einen oder anderen Dr. Leonard Hofstadter, der begeistert mitklatscht. Das „Sky Du Mont- Double“, wie es meine Konzertbegleitung so treffend erwähnt, schien noch nicht überzeugt von TMS, jedoch kommt dieser noch im Verlauf des Abends auf seine Kosten… Das Sextett, welches sich wahrscheinlich bei Urban Outfitters eingekleidet hat, tourt zurzeit noch durch Deutschland und feilt nebenbei tief im schwedischen Wald am neuen Album, welches voraussichtlich im Frühjahr erscheint.
gedämpften Zustand ist das ein Auftritt, den ich jeder ersparen würde, die nicht auf sinnloses Geschrei von einem Typen steht, dessen Haare man eigentlich nur mit einer Schere anständig zurechtschneiden möchte. Frontsänger Jonny Bell, der das Ergebnis eines Ray Garveys und Wolfgang Petris sein könnte, tourt aktuell noch mit seiner Band durch Deutschland. Don’t forget your earplugs! Last but (definitely) not least: Temples. „It could be Lennon and McCartney…“ „The dude on the guitar has Roger Waters hair!“ Eine Band, ein Wort: TRIPPY - halluzinatorisch, bizarr, psychedelisch, bewusstseinsverändernd. Diese Band aus Großbritannien, 2012 gegründet in Northamptonshire, scheint aus Omas Kleiderkiste entsprungen zu sein. Leadsinger James Bagshaw führt mit seinem zart besaiteten und dezent hallenden Gesang im roten Glitzerpulli mit goldener Halskette, wildem Lockenkopf und Glitzerstaub um die Augenpartie à la Lady Gaga die Hörerinnen in eine andere Bewusstseinsebene. Das Androgyne an dieser reinen Männerband bringt den Neuling in die Gafferhaltung: wegschauen geht nicht - aber das will man auch gar nicht. Die Frisuren und leichten X-Beine tragen ihr Übriges bei. Als erster Gedanke ploppt nicht nur bei mir eine gewisse Ähnlichkeit zu den Beatles auf. Post-Beatles, die allerdings Regenbogen kotzen. Sie sind der wahrgewordene, musikalische Bewusstseinstrip, während man sich Rauschmittel tief durch die Lungen zieht und den Kopf in den Nacken legt. Eine dezente Duftwolke umhüllte in dieser Nacht das Bi Nuu, das Publikum befand sich definitiv in einer anderen (Atmo-) Sphäre und Temples haben ihr Ziel erreicht.
Jetzt ist der Moment gekommen für das Sky du Mont- Double: Crystal Antlers (dt. kristallenes Geweih) stürmt eine Stunde später die Bühne. Zu dem Trio aus Long Beach, Kalifornien, lässt sich nur eines sagen: Garage triff t auf Indie und Psych-Rock, Ohrenbetäubung und Headbanging stehen auf der Tagesordnung - also eigentlich nur Krach. Wegen des lauten und tiefen Gebrülls der Band, gepaart mit unglaublich unpassendem Gitarrengeschrei, bleibt meiner Konzertbegleitung und mir nichts anderes übrig, als Ohropax aus Taschentüchern zu basteln. Aber selbst im
Alle drei Auftritte konnten nicht unterschiedlicher sein. Doch das bunte Line-Up führte die Hörerin auf die unterschiedlichsten Reisen. Die nächsten Introcuding-Konzerte im April stehen schon fest – also eine perfekte Gelegenheit, sich mal wieder treiben zu lassen.
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ZUR KULTUR
HORROR VS. TERROR
In vielen modernen Horrorfilmen wird explizit gefoltert, abgeschlachtet und gequält. Doch hat das noch etwas mit Horror zu tun? Nein, diese Filme sind bereits eine Stufe weiter. ERIK WENK
Es ist ein Jammer, dass so selten Horrorfilme gedreht werden. Sicher, die Genre-Bezeichnungen neben zahlreichen kürzlichen Veröffentlichungen wie „Paranormal Activity: Die Gezeichneten“, „Wolf Creek 2“ oder dem Remake von „Evil Dead“ sagen etwas anderes, doch Fakt ist, dass die meisten Horrorfilme eigentlich gar keine sind. Meist sind es nur Gewaltorgien und Geisterbahnfahrten voller Schockeffekte und sinnloser Grausamkeit, die vielleicht Stress und Hass erzeugen, aber nicht das, was Horror eigentlich bedeutet: Das Grauen. Grauen zu empfinden heißt, sich auf seine Angst einlassen zu können. Es heißt, sich für eine gewisse Zeit in eine Sphäre des Unheimlichen und Übernatürlichen vorzuwagen, in der die Gesetze der Realität nicht gelten. Horrorfilme in diesem Sinne funktionieren über die Atmosphäre und die Handlung und nicht nur über Effekte und die Liter vergossenen Kunstblutes. Doch wenn die oben genannten Filme kein Horror sind, was sind sie dann? Ein Blick auf das französische Kino hilft da weiter: Frankreich hat seit einigen Jahren den zweifelhaften Ruf, die härtesten „Horror“filme überhaupt hervorzubringen (z.B. „Haute Tension“ (2003) oder „Martyrs“ (2008)), welche sich durch die überaus explizite und ausführliche Darstellungen von Folter und Gewalt auszeichnen. Schnell bürgerte sich dafür der Begriff der französischen „Terror-Welle“ ein, aus der sich der Gegensatz zum Horrorfilm ableiten lässt: Der Terrorfilm. Beide Wörter stammen aus dem Lateinischen: „Horror“ heißt „das Starren, Sichaufsträuben der Haare, Schauder, Grausen, Entsetzen“ während „Terror“ mit „Schrecken, einschüchternder Eindruck, schreckender Gegenstand“ übersetzt werden kann. Horror ruft Grauen hervor, Terror Schrecken. Schrecken und die Darstellung unerträglicher Grausamkeit sind jedoch nichts, worauf man sich einlassen kann – man kann es nur erleiden. Schrecken erzeugt nicht die berühmte Gänsehaut oder den Schauder auf dem Rücken. Terror-Filme schütteln die Zuschauerin stattdessen die ganze Zeit durch, bis sie vor An-
spannung völlig entnervt ist. Eine beliebte Analogie verdeutlicht dies: Ein Frosch, der in einem Behälter sitzt, springt sofort heraus, wenn heißes Wasser hinein gegossen wird. Ist der Behälter hingegen mit kaltem Wasser gefüllt, das langsam erhitzt wird, merkt der Frosch gar nicht, wie die Temperatur steigt, und wenn das Wasser kocht, ist es schon zu spät. Exakt das ist der Unterschied zwischen Horror und Terror: Bei Terror springt man sofort auf und wird erschreckt, bei Horror hingegen merkt man ganz lange überhaupt nicht, was eigentlich los ist, bis der Zuschauerin plötzlich klar wird, dass sie in etwas ganz Unheimliches geraten ist. In diesem Moment – wenn der Frosch stirbt – schaudert es einen. Ein weiterer Unterschied zwischen Terror und Horror ist der zwischen dem Expliziten und dem Diffusen: Terrorfilme halten voll drauf, Horrorfilme hingegen zeigen uns das Ungreifbare – oder besser: Sie zeigen es gerade nicht. Eine geschlossene Tür kann mehr Grauen auslösen als die zerstückelte Leiche, die dahinter zum Vorschein kommt, denn das Zeigen macht das Grauen fassbar, löst es auf und versiegelt die Vorstellungskraft, welche uns immer noch am meisten Angst macht. „Ohne Phantasie gibt es kein Grauen“, lässt Arthur Conan Doyle Sherlock Holmes einmal sagen. Die Grenze zwischen Horror und Fantasy ist dementsprechend fließend: Bei dem einen löst das Übernatürliche Grauen aus, bei dem anderen ein märchenhaftes Erstaunen. In Terrorfilmen hingegen spielt das Übernatürliche keine Rolle: Sie zeigen uns nichts, was nicht täglich in den Folterkellern dieser Welt geschieht. Und dies löst kein Grauen aus, sondern nur blanke Wut. WIR EMPFEHLEN: BIS DAS BLUT GEFRIERT DAS UNHEIMLICHE TRITT NIE IN ERSCHEINUNG, WEIL ES VON EINEM GANZEN HAUS BESITZ ERGRIFFEN HAT ALIEN DIE DÜSTERE ATMOSPHÄRE AUF DEM RAUMFRACHTER „NOSTROMO“ IST DER HEIMLICHE STAR DES FILMS BLAIR WITCH PROJECT 3 STUDENTINNEN VERSCHWINDEN SPURLOS SICH IM WALD, NUR IHRE VIDEOKAMERA WIRD GEFUNDEN PONTYPOOL IN EINEM KLEINSTADT-RADIOSTUDIO GEHEN SELTSAME ANRUFE EIN
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DENN SIE WISSEN, WAS SIE TUN Die heimattreuen Deutschrocker Frei.Wild wurden erneut für den Echo nominiert, kündigten jedoch bereits im Vorfeld an, nicht zur Veranstaltung zu erscheinen. Sind sie ernsthaft beledigt oder passt die Absage perfekt zum Böse-Buben Image? Wahrscheinlich beides. DAVID BÄUERLE
Es scheint wohl so, als wollte der noch recht frische Ethik-Rat des Echos mit der positiven Überprüfung der Nominierung Frei.Wilds einen kleinen Versöhnungsgruß in Richtung der Musiker schicken. Als letztes Jahr im Vorfeld der Preisverleihung die Band wieder ausgeladen wurde, aufgrund Boykott-Drohungen mitnominierter Musikerinnen wie MIA und Kraftklub, war die Empörung auf Seiten der Frei.Wild Fans entsprechend groß. Die eine Seite unterstellte der Gruppe nationalistisches und nach rechts offenes Gedankengut in ihren Songs zu verbreiten, die Gegenseite dagegen behauptete diese Einordnung sei eine plumpe Vereinfachung und werde den Rockmusikern nicht gerecht. Dieses Jahr sollten sie nun wieder mit von der Partie sein. Doch woher dieser plötzliche Sinneswandel? Zuerst einmal vorneweg, die Preisträgerinnen des Echos werden nicht von einer unabhängigen Jury nach künstlerischen Kriterien erkoren, sondern lediglich anhand der Verkaufszahlen ermittelt. Somit war die Nominierung der Südtiroler jedenfalls kein bewusst einkalkulierter Coup der Verantwortlichen, sondern folgte schlicht der Logik des Nominierungsprozesses.
Doch nachdem letztes Jahr die Deutsche Phono-Akademie, die Ausrichter des Echos, kurzerhand die Band wieder auslud, erschien die diesjährige Nominierung zumindest überraschend. Auch weil das Thema Frei.Wild keinesfalls abgeschlossen ist, sondern durchwegs kontrovers bleibt: Es stellt sich wiederholt die Frage: wie ist die Band nun wirklich einzuordnen? Der Frontmann Phillip Burger stellte mehrfach klar, dass sie nicht der Rechtsrock Ecke zuzuordnen seien und auch unter keinen Umständen diesem Milieu zugeordnet werden wollten. Vor jedem Konzert gäbe es strenge Einlasskontrollen, die die Besucherinnen nach einschlägigen Symbolen und Kleidungsmarken absuchen und somit im Vorfeld aussortieren, auch werden die Fans mehrfach während den Konzerten zu „Nazis raus!“ Rufen animiert, womit verdeutlicht werden soll, dass „Extremisten jeglicher Art“ nicht erwünscht sind. Klingt beim ersten Mal nach einem sicheren Alibi, wenn man sich jedoch die Text einzelner Songs genauer anschaut, bleibt einer doch, in Anbetracht der bemühten Rhetorik, zeitweise die Spucke weg: Zeilen wie, „Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache / Für uns Minderheiten eine Herzenssa36
ZUR POLITIK UND GESELLSCHAFT
che“ oder „Wann hört ihr auf eure Heimat zu hassen / Wenn ihr euch ihrer schämt, dann könnt ihr sie doch verlassen“ rufen deutliche Assoziationen auf und sind in keiner Weise mit harmloser Heimatverbundenheit zu begründen, auch deshalb nicht, weil die Band nicht müde wird sich als unpolitisch zu labeln. Zusätzlich und dies soll nur am Rande erwähnt werden, war Frontmann Burger selbst bis 2008 Mitglied der rechtspopulistischen Partei Die Freiheitlichen (ähnlich der FPÖ in Österreich), aus der er nur unter Druck seines Managements wieder austrat. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass Frei.Wild aus Südtirol und nicht aus Deutschland stammen und dort laut Burger eine andere Verbundenheit zum Heimatbegriff bestehe, bleibt bei vielen Liedern ein überaus abstoßender Nachgeschmack. Die Geschichte Südtirols ist durchaus bewegt, gehört die Region doch geschichtsbedingt zum bairisch und ladinisch geprägten Kulturraum und wurde mit der Machtergreifung der italienischen Faschistinnen 1922 gewaltsam italinisiert. Erst mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Region Stück für Stück der Weg in die Autonomie eröffnet und somit auch der starken deutschsprachigen Minderheit (immerhin 69,4%) entgegen gekommen. Aufgrund dieser Erfahrung spielt der Identitätsbegriff bis heute eine wichtige Rolle, auch unter jungen Menschen. Zwar grenzt sich die Band in ihren Texten von rechten Gesinnungen ab - „Nicht von Gestern, Realisten. Wir hassen Faschisten, Nationalsozialisten (Song: Wahre Werte)“ - doch ob man seine Heimatliebe, die Verbundenheit zu ihr und den dazugehörigen Traditionen mit Texten wie „Südtirol, du bist noch nicht verlorn, in der Hölle sollen deine Feinde schmorn (Song: Südtirol)“ wirklich sinnvoll ausdrückt, bleibt mehr als fraglich und nährt nun mal den Verdacht, dass damit ein relativ simples Kalkül einhergeht: Der Versuch sich durch platte, bewusst provokative Texte auf äußerst sensible Pflaster zu begeben und bei jeglicher Kritik darüber sofort mit dem intellektuell dürftigen Haudrauf-Argument Das wird man ja wohl noch sagen dürfen zu kommen. Es liegt daher nahe, angesichts der kritischen Medienresonanz, sich die Rolle des unverstandenen Opfers überzustreifen und diese zur soliden Verkaufsstrategie umzuwandeln, zumal die Marktlücke wieder frei ist, nach dem Abgang der Bösen Onkelz. Dass Frei.Wild keine rassistische Rechtsrock-Band ist, haben die Mitglieder wohl mehr oder weniger versucht deutlich zu machen. Dadurch ist die Band, deren Stil zum sogenannten „Identitätsrock“ gezählt wird, je-
doch keineswegs harmloser oder weniger kritikwürdig. Auch wenn ihre Texte in Südtirol harmloser reflektiert oder aufgenommen werden mögen, so muss ihnen klar sein, wie sie in Deutschland ankommen. Der Satz, man solle doch seine Heimat verlassen, wenn sie einer nicht passt, lässt sich problemlos als eine beliebige NPD-Phrase einordnen. Man nimmt Frei.Wild nur schwerlich ab, dass ihnen dies nicht bewusst ist. Auch die eigene Opfer-Stilisierung erscheint mitunter makaber, denn im Vergleich zu tatsächlichen Opfern abseits der Gesellschaft, wirken einzelne, wohl gewollt diffuse Textzeilen wie blanker Hohn: „Keine Gnade und im Zweifel nicht für dich/Heut gibt es den Stempel, keinen Stern mehr/Und schon wieder lernten sie es nicht/Und sagst du mal nicht Ja und Amen/Oder schämst dich nicht für dich/Stehst du am Pranger der Gesellschaft" (Song: Wir reiten in den Untergang). Dass dieses Jahr nun wieder Bands wie Jennifer Rostock mit Boykott drohen, war daher abzusehen und den Echo Veranstalterinnen bestimmt nicht völlig neu. Dass sie nun gar nicht erschienen sind, kann durchaus als Versuch gesehen werden, sich weiterhin als authentisch und außerhalb des verlogenen „Establishment“ darzustellen, ob es ihnen was nutzt, wird man noch sehen. Sicher bleibt dagegen, dass Frei.Wild offen Nationalismus propagiert und sich zur harmlosen Band stilisiert, die sich zu unrecht kritisiert sieht. Dieses Prinzip funktioniert zwar marketingtechnisch einwandfrei und ist kommerziell ein glatter Durchbruch, doch ist es eben auch bedenklich und für Fans eine offene Einladung für simplifizierenden Populismus und anspruchsloses Schwarz-Weiß-Denken bei Themen wie Multikulturalität, Zuwanderung und politischer Korrektheit. Auch wenn die Band nicht als klassischer Rechtsrock eingeordnet werden soll, muss sie einer gründlichen Kritik unterzogen werden. Ein erster Schritt den Kritikerinnen tatsächlich ernstgemeint etwas entgegen zu setzen, wäre beispielsweise ein Stück, das sich reflektierend mit der eigenen Heimat auseinandersetzt und selbstkritisch zur Diskussion einlädt. Denn die eigene Heimat zu lieben, bedeutet nicht, dass man sich ihr und ihrer Traditionen nicht kritisch annehmen darf, im Gegenteil: Man sollte es sogar. Doch würde das eventuell zu empfindlichen Umsatzeinbußen führen. Und die will Frei.Wild sicherlich um jeden Preis vermeiden. Denn letztendlich ist es doch am Schönsten mit seiner Heimat ordentlich Kasse zu machen, anstatt sich mit ihr ernstgemeint auseinanderzusetzen. Da kann der Echo wohl wirklich nichts gegen sagen. 37
BUNDESDEUTSCHE GEWISSHEITEN
Joachim Gauck schwärmt auf der Sicherheitskonferenz von der Lage der Nation, aber was genau will er uns eigentlich sagen? Versuch einer dialektischen Lesart. OLGA KEDENBURG
„Dies ist ein gutes Deutschland, das beste, dass wir je hatten.“ Joachim Gauck beginnt seine Rede mit der Feststellung, es handele sich bei der Bundesrepublik heute um „eine stabile Demokratie, frei und friedliebend, wohlhabend und offen.“ Gleich im nächsten Abschnitt wird angemahnt, Deutschland müsse für diese Sicherheit in Kooperation mit der NATO, also militärisch, international einstehen. An Gaucks Begriff der Sicherheit lässt sich die methodische Seite, die Adorno in seinen Einführungsvorlesung zur Dialektik zumindest für die Hegel'sche Konzeption bennent, beispielhaft darstellen: Dieser Begriff muss 'bewegt', also mit seinem Gemeinten konfrontiert werden, um die Widersprüche zwischen diesen beiden herauszustellen und somit die Realität und ihre sprachliche
Aneignung aneinander zu messen. Die Verwendung des unbestimmten Begriffs von 'Sicherheit' impliziert seine Universalität, gemeint und angestrebt ist hier jedoch ein partikularer: Der Schutz einer Nation und die Festigung ihrer Hegemonie. Wenn das durch Krieg erreicht werden soll, welcher das genaue Gegenteil universaler Sicherheit für die Angegriffenen bedeutet, so beinhaltet der Begriff auch seine Negation, nämlich die Gefahr und Zerstörung.Die Anerkennung der Nichtidentität von ursprünglichen Bestimmungen und dem, was sie meinen, zeigt ihre Unzulänglichkeit, somit die Notwendigkeit ihrer ständigen Kritik. Es sollte konkret analysiert werden, was zum Beispiel 'Sicherheit' in einem speziellen Kontext faktisch umfasst und was mit der Verwendung des Wortes beabsichtigt 38
ZUR POLITIK UND GESELLSCHAFT
wird, anstatt dessen alltägliche, absolut positive Besetzung einfach hinzunehmen. Als einen solchen Schutz vor Demagogie, 'sophistischer Manipulation', versteht sich die Dialektik als Methode schon in ihrer antiken Form seit Platon. In Gaucks Rede wird nun weiter ausgefüht, in welcher Weise Deutschland in Zukunft vermehrt in internationale Konflikte eingreifen soll, wenn von einer „Verantwortung, die wir so noch nicht eingeübt haben“ gesprochen wird. Indem der Satz mit „Wir Deutschen“ beginnt, anstatt die Bundesrepublik zu nennen, ignoriert Gauck geflissentlich, dass Deutschland in seiner Geschichte den Krieg als Mittel der Politik sehr wohl bereits 'geübt' hat, wenn auch langfristig mit bisher mäßigem Erfolg. Denn eigentlich enthält 'Deutschland' geschichtlich gesehen nicht nur die die Demokratie, sondern eben auch die vergangene Diktatur. Auf die Folgen dieser großzügig übersehenen historischen Entgleisung des friedliebenden Deutschland bezieht sich Gauck im Folgenden selbst, wenn er seine Dankbarkeit für die „Aussöhnung mit unseren Nachbarn“ nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die Einbindung in die NATO bekundet, die er als Grundlage für den heutigen Wohlstand nennt. Passenderweise wird an dieser Stelle das Ziel eines deutschen außenpolitischen Engagements für die Zukunft konkretisiert: Es soll in der Erhaltung des globalen Ordnungsgefüges bestehen, das zuvor als „offene[r] Weltordnung“ charakterisiert wurde. Was genau darunter verstanden werden soll, findet sich, wenn betont wird, es reime sich „Freihandel auf Frieden und Warenaustausch auf Wohlstand“. Die Aufgabe der Bundesrepublik scheint also darin zu bestehen, in Zukunft die liberalisierte globale Ökonomie auch wieder mit militärischen Mitteln zu sichern. Scheinbar ist diese Weltordnung so schützenswert, dass sie „es Deutschland erlaubt, Interessen mit grundsätzlichen Werten zu verbinden.“ Wenn höhere Ziele mit eigenen Motiven so glücklich zusammenfallen, wie es der dehnbare Begriff 'Freiheit' darzustellen erlaubt, kann ein aufrechter Staatsmann ruhig einräumen, dass Deutschland (wer immer das genau sein mag) überdurchschnittlich „von der offenen Ordnung der Welt" profitiert. Nachdem eine grundsätzliche Bereitschaft zum militärischen Eingreifen in weltpolitisches Geschehen nun so wirkungsvoll argumentiert ist, bleibt die Frage zu klären, unter welchen Bedingungen darauf zurückgegriffen werden kann. Hier gibt Gauck zu bedenken, dass das Prinzip staatlicher Souveränität „gewalttätige Regime nicht unantastbar machen“ dürfe, zunächst wird also klargestellt, dass bei den Prinzipien
der UN gelegentlich ein völkerrechtliches Auge zugedrückt werden muss. Schließlich zögen Kontroversen im Sicherheitsrat ein „Spannungsverhältnis zwischen Legalität und Legitimität“ nach sich, angesichts dessen der aufrichtige Verteidiger der Menschenrechte sich bekümmert zeigt, „dass nicht überall dort eingegriffen wird, wo es ethisch, zum Schutz von Leib und Leben bedrohter Menschen geboten wäre“. Die kommenden Passagen diskutieren Argumente für und wider deutsches Eingreifen in internationale Konflikte zum Schein an, um in einem Plädoyer für entschlossenes Handeln zu münden. Hoffnungsvoll dürfen wir vernehmen, dass sich der Erfolg des Eurokrisen-Managements noch steigern lässt, denn: „Deutschland, der Welt zugewandt, wird ein noch besserer Freund und ein noch besserer Alliierter sein“. Anhand der Verwendung der Bezeichnung 'Alliierter' für Deutschland kann sich das Dialektische in den Dingen selbst vergegenwärtigt werden: Auch die realen Entsprechungen des Gesagten unterliegen der geschichtlichen Bewegung. Die Anerkennung des ständigen Wandels von Dingen, Begriffen und ihrem Verhältnis führt zu einem geschichtlichen Wahrheitsbegriff, in dem die Gültigkeit einer Erkenntnis nicht absolut festgeschrieben werden kann. Vielmehr habe auch die Wahrheit selbst einen 'Zeitkern'; folglich muss dialektisches Denken die konkreten Phänomene in ihrer geschichtlichen Bedeutung bestimmen. In der historischen Entwicklung wandelten sich Konflikte und Konstellationen derart, dass Deutschland heute in das mit eingeschlossen ist, was die Bezeichnung 'Alliierte' meint. Verwendet Gauck sie in Bezug auf Deutschland als NATO-Mitlgied, kann seine Aussage von der positiven Besetzung des Wortes durch die geschichtliche Rolle als antifaschistisches Bündnis profitieren. Und auch wer sich an dieser Umdeutung stört und mit dem Begriff der 'Alliierten' noch immer eine ganz andere Position Deutschlands im großen zwischenstaatlichen Freundeskreis assoziiert, kann beruhigt werden: Die Deutschen dürfen ihrer Nation wieder vertrauen, denn aus Freiheit, Sicherheit und Wohlstand erwächst „die Kraft, sich der Welt zuzuwenden“. Mit Joachim Gauck, der im Zurückziehen auf Allgemeinplätze wie keiner vor ihm brilliert, hat die vermittelnde Funktion des Bundespräsidenten ihren Meister gefunden: Freiheit und Sicherheit, wer würde diesen immer wieder gepredigten Werten widersprechen wollen? Und gerade weil das alles so nett ist, lohnt sich die Frage, was hier eigentlich gesagt wird, in welcher Form diese Ideale ihre reale Entsprechung finden sollen und ob wir diese Deutung und Umsetzung von Leitbildern akzeptieren wollen. 39
ling ist schließlich nicht umsonst gewählt. Es beschreibt ein Erwachen aus einem Dornröschenschlaf, ein Begreifen, in diesem Fall ähnlich dem eines Kindes, das erstaunt erkennt, dass man mit dem Umstoßen eines Dominosteins eine ganze Kettenreaktion auslöst. Die Araberinnen, sie haben endlich erkannt, dass sie von Diktatoren unterdrückt werden, sie lehnen sich auf und folgen unserem westlichen Beispiel der Demokratie und kommen auf diese Weise ein Stück näher an die Zivilisation. Twitter und Facebook, als Medien der jüngeren Generation, aus dem Westen importiert, haben scheinbar den ganzen Trubel gestartet. Hier wurden diese Jugendlichen als Heldinnen gefeiert, Obama soll gesagt haben, man solle dem gesamten ägyptischen Volk den Friedens-Nobel-Preis verleihen. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass dieser eine Belohnung darstellen soll, für etwas, dass man ihnen nicht zugetraut hätte. Gewiss, toll ist das alles, aber es ist wie ein Schulterklopfen für ein kleines Kind. Diese Richtung ist jetzt wieder etwas veraltet, der Aufruhr um die "Demokratisierung" des Nahen Ostens etwas abgeklungen. In Bezug auf Ägypten nur ab und zu noch die Frage, ob es dort nicht gefährlich sei, jetzt gerade, ob man nicht Angst habe, wegen der Fundamentalistinnen.
ORIENT RENAISSANCE. Tahrir. Taksim. Wie war das jetzt nochmal? Ein Blick auf die europäische Sichtweise der nah-östlichen Ereignisse. ALIA LÜBBEN
Als Kind wurde ich, wenn ich in den Sommerferien vor der Hitze Kairos, wo ich zu der Zeit noch lebte, ins etwas kühlere Bremen floh, oft gefragt, ob ich auf Kamelen zur Schule reite, oder ob ich in einer Pyramide wohnen würde. Mittlerweile hat man hier in Europa durch die politischen Ereignisse in den letzten zwei Jahren andere Bilder im Kopf, wenn man an Ägypten denkt. Man hat für die Ereignisse in den arabischen Ländern sogar einen eigenen Namen gefunden - "Arabischer Frühling". Auch wenn das Bild von für ihre Freiheit kämpfenden Jugendlichen ein vollkommen anderes und scheinbar nicht annähernd so naives darstellt, wie das von einem Turban tragenden Beduinen, der im Licht der untergehenden Nachmittagssonne auf seinem Kamel sitzend lange Schatten auf die Sanddünen der Sahara wirft, so ist es doch ebenso romantisiert und vielleicht sogar noch gefährlicher als unsere kindliche Bilderbuchvorstellung. Allein der Begriff des "Arabischen Frühlings" spiegelt dies wieder, das Wort Früh-
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Aber es sei doch jetzt hoffentlich etwas sicherer, wo das Militär Mohammed Mursi und seine Muslim Brüder verscheucht hat. Sowieso, wie kamen die überhaupt an die Macht? Da haben diese Menschen so hart für die Demokratie gekäpft und dann kommen diese Islamistinnen an die Spitze? Kopfschütteln. Hier versagt schließlich die Reichweite des westlichen Denkens, Vorurteile vernebeln die Sicht auf die Grundidee der Demokratie. Geht es nicht darum, jemanden zu wählen, mit der Mehrheit der Stimmen des Volkes? Genau das ist doch geschehen - es wurde eine Partei gewählt, wahrscheinlich die einzige in ganz Ägypten, die eine Struktur hatte, systematisch karitative Arbeit geleistet hat, die in der Bevölkerung schon zu Amtszeiten Mubaraks, als sie als Partei als solche kaum agieren konnte, ein hohes Ansehen in der normalen Bevölkerung hatte. Trotzdem - man muss doch Staat und Religion trennen! Aber kommt nicht unsere eigene Kanzlerin aus den Reihen einer christlichen Partei? Außerdem muss man von einer völlig anderen Mentalität ausgehen, einer anderen Kultur, in der die Religion im täglichen Leben verankert ist, in den Phrasen und Floskeln, in dem Miteinander der Menschen, ob koptisch oder moslemisch, wie in Bayern das "Grüß Gott". Selbstverständlich ist das (Medien-)Inter-
esse an dem Wandel da unten löblich, vielleicht sogar einigermaßen konstruktiv. Jedoch ist es nach meiner Meinung zu selbstbezogen, zu wenig selbst-reflektierend. Denn wie immer ist das wirklich Interessante, wie wir selbst mit den Neuigkeiten umgehen, es sagt so viel zu unserer eigenen Einstellung zu gewissen Themen aus, in diesem Fall unter anderem Demokratie und Orientalismus und der Diskriminierung, die damit einhergeht. Kürzlich las ich einen zynischen Artikel in einem Magazin für urbane Jugend-Kultur über einen libanesischen Rapper, der aufgrund seines Vollbarts, den er als Zeichen seiner subkulturellen Zugehörigkeit zum westlichen Hipstertum trug, in seinem Heimatland fälschlicherweise für einen Islamisten gehalten und festgenommen wurde. Aber auch wenn wir jetzt lachen, diese Aktion ist nicht minder eine von Unverständnis und einer einseitigen Sichtweise, wie unser voreiliges Urteilen über das Geschehen in Ländern, von deren Kultur wir keine Ahnung haben. Schließlich ist sie die Grundlage der Gesellschaft und der zentrale Aspekt, auf den auch die Politik eingehen muss. Die Politik eines anderen Landes, dessen Kultur so völlig von der unseren abweicht, mit dieser zu vergleichen oder gar nach unseren Maßstäben zu bewerten, das ist schlicht fatal.
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jede Lie be ist
LIEBE
Liebe wird oft als die schönste Emotion beschrieben. Bei der Betrachtung der Lebenswirklichkeit „alternativer“ Liebesformen wird allerdings schnell klar: In Deutschland ist die freie Gestaltung immer noch gesetzlich beschränkt. CAROLIN A. I. GRIES
Jede Liebe ist Liebe. Leider ist diese Sichtweise durch Normen und Vorurteile noch nicht bei allen Menschen angekommen. Besonders fatal ist es, wenn diese Menschen Funktionen einnehmen, die ihnen erlauben über die rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung von Identitäten zu entscheiden. Politikerinnen zum Beispiel, oder auch Bestseller-Autorinnen. Als Letzteres wird Matthias Matussek oft bezeichnet. Der bei der Axel Springer AG angestellte Publizist ist nicht erst seit dem „Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so“-Artikel bei Welt Online ein negatives Beispiel für eine bestehende homophobe Haltung in der heutigen Gesellschaft. Diese fand dort in folgenden Aussagen ihren Niederschlag: „Ich glaube nicht, dass die Ehe zwischen Männern und Frauen gleichen Geschlechts derjenigen zwischen Mann und Frau gleichwertig ist.“ oder „Ich glaube auch an die Polarität der Schöpfung und daran, dass es für Kinder wichtig ist diese Polarität zu erleben.“ Herabwürdigende Aussagen, die in ihrem selbstgefälligen Ton das Ausmaß der vorurteilsschwangeren Engstirnigkeit veranschaulichen.
Jedoch werden den Lebensmodellen, die sich außerhalb des Bereichs der heterosexuellen und monogamen Beziehung positionieren, immer noch staatliche Grenzen gesetzt. Zum Beispiel, wenn zwei Menschen sich entscheiden, den gemeinsamen Bund rechtlich durch die Ehe zu besiegeln, sind sie in Deutschland gezwungen, auf die Alternativform der "Eingetragenen Lebensgemeinschaft" zurückzugreifen. Ein progressiver Kompromiss? Nein, denn diese Form bietet nicht die selben Rechte und die selbe Anerkennung, wie sie Paare in einer verschiedengeschlechtlichen Ehe erleben. Die Öffnung der Ehe strebt hingegen die ganzheitlich rechtliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung homosexueller Paare an. Seit der Jahrtausendwende tritt diese Recht in einigen Ländern in Kraft, zum Beispiel im Jahr 2000 in den Niederlanden oder seit März im Vereinigten Königreich (Nordirland ausgenommen). Die öffentliche Wirkung der Bemühungen von Politikerinnen und Verbänden die gleichgeschlechtliche Ehe zu legalisieren, kann man an den Ergebnissen themenbezogener Umfragen ablesen. Während im Jahr 2006 noch 48 % der Befragten in Deutschland gegen die Öffnung der Ehe stimmten (Institut Angus Reid), waren es im Februar diesen Jahres 27% (I. Emnid). Der Ausschluss dieser Möglichkeit hat zur Konsequenz, dass die heterosexuelle Liebe per Gesetz als Norm legitimiert wird. Dies verstärkt die Idee "alternativer" Liebes- und Lebenspraxis als „normabweichend“ und führt so zu ihrer Abwertung. Ein politischer Mechanismus, der seine
Einschränkung beim Heiratswunsch
Die emotionale und körperliche Vereinigung mit einer Person gleichen Geschlechtes oder unterschiedlichen Personen gleichzeitig, bei denen Individuen das Geschlecht und/oder die Geschlechtsidentität wechseln, ist eine Art von Liebe, wie jede andere. 42
ZUR POLITIK UND GESELLSCHAFT
diskriminierende Auswirkung an den Einzelschicksalen zeigt: gleichgeschlechtliche Paare, die jahrelang in der Auseinandersetzung mit der Bürokratie stehen, um im schlimmsten Fall doch daran zu scheitern. Geschlecht und Geschlechtsidentität sind Bezugspunkte, die als Ordnungskategorie im deutschen Recht benutzt werden.
das Konstrukt „Mama-Papa-Ehe“ im Laufe der Jahre aufgestülpt. Unter anderem konnte beobachtet werden, dass ihre sexuelle Entwicklung elternunabhängig ist. Außerdem sind sie zumeist über die negative gesellschaftliche Stellung einer gleichgeschlechtlichen Beziehung aufgeklärt. Konsequenterweise trägt das Selbstverständnis vielfältiger Lebensmodelle zur Toleranz durch Erfahrung konkreten Miteinanders bei. In der Diskussion rückt oft aus dem Blickfeld, dass sich der rechtliche Ausschluss auch auf Menschen bezieht, die sich für die Polyamorie entscheiden haben. Eine Form, bei der mehr als zwei Menschen zur selben Zeit miteinander eine Beziehung führen. Ihnen ist es nichtmal erlaubt, eine vergleichbare Form der Ehe einzugehen oder gleichwertige Erziehungsberechtigte zu sein.
Wunsch auf Nachwuchs Es gibt auch Entwicklungen im Kampf um rechtliche Anerkennung, die aber in erster Linie die Unmöglichkeit einer uneingeschränkten gleichgeschlechtlichen Eheschließung unplausibel machen. Seit 2008 ist es mit dem "Transsexuellengesetz" erlaubt, eine gleichgeschlechtliche Ehe zu führen, sofern eine Partnerin während der verschiedengeschlechtlich geschlossenen Ehe das biologische Geschlecht gewechselt hat. Diese ohnehin fragwürdige Bedingung wird drei Jahre später vom Bundesverfassungsgericht durch ein weiteres "Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit (...)" entkräftet. Es legt die Bedingung fest, dass das Ausgangsgeschlecht der eingegangenen Ehe beizubehalten sei. Auch bei einem Adoptionsvorhaben sind gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland Grenzen gesetzt. Menschen, die in einer Eingetragenen Partnerschaft leben, dürfen kein nicht-leibliches Kind adoptieren. Lediglich die eingeschränkte Adoption leiblicher Kinder eines Partners wird anerkannt. Dieses Unrecht wird oft unter dem Deckmantel des Kindesschutzes umgesetzt. Ohne Frage kann die Kontrolle der Lebensbedingungen von Menschen, die ein Kind adoptieren wollen, als sinnvoll für das Wohl der Heranwachsenden bewertet werden. Jedoch ist es offensichtlich, dass die Dinge, die solch ein Vorhaben möglich machen sollten, nämlich liebevoller Umgang, finanzielle Absicherung etc., in keinster Weise von der gewählten Geschlechtsidentität und dem sexuellen Begehren abgeleitet werden können. Es ist ein Fehlschluss, von der Geschlechtsidentität induktiv auf die Persönlichkeit und dergleichen schließen zu können! Bereits in den 90er Jahren konnte die Familienforschung feststellen, dass die Kinder, die von einem gleichgeschlechtlichen Paar aufgezogen wurden, keine Einschränkungen in ihrer Entwicklung nehmen. Wieso auch? Wird ihnen doch ebenfalls nur
Überdenken und mitgestalten!
Jedoch bleibt die Frage, ob man sich überhaupt in ein System eingliedern möchte, dass durch den eigenen Auschluss mitkonstituiert ist. Denn die alleinige Toleranz einer vermeintlich „normabweichenden“ Lebensform schließt nicht ihre Anerkennung ein. Vielmehr betont dies den „unnatürlichen“ Charakter und bestätigt die Normvorstellung einer ehelichen, heterosexuellen, monogamen und durch Reproduktivität ausgezeichneten Beziehung. Das Recht auf eine Eingetragene Lebensgemeinschaft kann als Ausdruck einer toleranten Haltung gewertet werden, die allerdings in der Abgrenzung zu der „normalen“ Ehe, die Anerkennung auslässt. Funktioniert grenzfreier Einschluss überhaupt, wenn die heteronormative Idee, die in den Rechtsregelungen eingeschrieben ist, selbst nur durch Abgrenzung definiert ist? Mit dieser Argumentation kritisieren feministische Perspektiven die Zuwendung zum Staat durch den Wunsch auf Heirat und Adoption. Ob durch Erweiterung der aktuellen Gesetzesbedingungen oder durch Konstruktion von Alternativformen: Damit dieses Teilziel der Gleichberechtigung erreicht werden kann, gilt es, das Thema weiterhin präsent zu machen und Schwachsinn produzierenden Meinungsbildern entgegenzuhalten (Ne, Matussek, das ist gar nicht gut so. Das ist menschenverachtend!), sowie als Einzelperson oder in Gruppen für die Anerkennung jeglicher Liebesformen und Lebensmodelle aktiv einzustehen. Für eine Gesellschaft in der jede Liebe Liebe ist und als solche gelebt werden kann. 43
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Irgendein Philosoph hat mal gesagt, niemand würde wählen, ohne Freundinnen zu leben, auch wenn man alle anderen Güter hätte. Selbst wenn nur sechs Katzen zu Hause warten, sind die ja auch Freundinnen. Die Cat Crew sozusagen. Das Gefühl der Freundschaft ist ein tiefes. Sie ist eine Form der Liebe. Ist sie vielleicht sogar die „wahre Liebe“, von der man immer hört? Die Frage nach der Liebe ist eine, die wir alle stellen. Die unzähligen Versuche sie zu beantworten, teilen wir vor allem mit unseren Freundinnen. Nichts hilft bei Liebeskummer so sicher wie die Crew – nicht mal ein Pott Schokoeis. Abgesehen vom Sex, was unterscheidet die Beziehungen der Freundschaft von denen der Liebe? Erstere brauchen keinen körperlichen Beweis, Letztere hingegen genießen den eigenen Körper und den der anderen. Dieser Unterschied ist wesentlich. Doch sonst ist Freundschaft Liebe, oder? Natürlich gibt es verschiedene Arten von Freundschaft mit unterschiedlicher Intensität. Es gibt die „Bekannten“, die man immer wieder auf Partys trifft. Diese haben eine oft durch die ein oder andere extreme Phase begleitet. Gemeinsam hat man den Weltschmerz nächtelang gefeiert und ertränkt. Es gibt auch so etwas wie „Zweckfreundschaft“, innerhalb derer
man sich aufgrund äußerer Umstände auf freundlicher Basis miteinander arrangiert. Manchmal zum Beispiel mit Mitbewohnerinnen oder Kommilitoninnen. Ein anderes Freundschaftsverhältnis ist das von Intellektuellen - „Kulturfreundinnen“ sozusagen. Man teilt eine Leidenschaft für Literatur, Kunst, Politik, Sport – you name it. Man ist verbunden durch den Austausch, das Suchen. Historisch gibt es dafür zahllose Beispiele: Brieffreundschaften unter schlauen Köpfen - auch Liebesbeziehungen entstehen schon immer vor dem Hintergrund intellektueller Bereicherung. Ein sehr bekanntes dieser Beispiele ist die Freundschaft zwischen Jean-Paul Sartre und Albert Camus. Die beiden Existenzialisten waren geistig Verbundene, machten gemeinsam Erfahrungen in der Resistance und trafen sich wöchentlich zum Mittagessen. Bei gutem Essen lässt sich klüger über die absurde menschliche Existenz reden und Essen passt ja zum Glück überhaupt zu allem. Mit dem Erscheinen von Camus‘ Werk „Der Mensch in der Revolte“, das unter anderem das marxistische Revolutionskonzept angreift, überwog das Trennende das Gemeinsame der beiden Freunde. Die Freundschaft zerbrach an einer inhaltlichen Auseinandersetzung über das linke Selbstverständnis. Camus sagte, Sartre sei ein bürgerlicher Stalinist. Sartre wirft Camus politischen Neutralismus
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ZUR POLITIK UND GESELLSCHAFT
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vor. Harte Punchlines, intellektueller Bitchfight. Wer zuerst angefangen hat, ist wie immer unerheblich. Doch dieses Beispiel zeigt, dass ein freundschaftlicher Bund auch enden kann. Ein weiterer Unterschied zu dem ganzen Romantikkram ist dabei, dass Freundschaft nicht mit einem mehr oder weniger dramatisch abschließenden Gespräch beendet werden muss. Es muss auch keinen konkreten Anlass geben wie bei Jean-Paul und Albert, meistens schläft der Kontakt einfach ein, irgendwelche äußeren Umstände bringen das so mit sich. Doch neben dem Essen, ist Schlafen eine der besten Tätigkeiten und wirkt bekanntlich erholend. Dies gilt nicht selten auch für Freundschaften. Man kann so nach einiger Zeit wieder zueinander finden. Camus und Sartre hatten zum Schluss ja auch wieder warme Worte füreinander. Doch welche Art von Freundschaft ist die intensivste? Auf Dauer reicht es wohl nicht samstags gemeinsam feiern zu gehen oder gerne über Lyrik zu sprechen. Die wohl höchste Form der Freundschaft ist eine, die sich durch eine tiefere Verbundenheit auszeichnet: Der Suche nach sich selbst mit und durch die Freundin. Eine Verbundenheit also, die auf der Wertschätzung der Persönlichkeit der Freundin beruht. Was dabei wesentlich ist: das Gemeinsame, das Gegenseitige und das Teilen auf Dauer. Die anerkennende Bestätigung der eigenen
Person durch eine dir ähnliche, ist eine Form von Glück, denn es bedeutet zugleich die Anerkennung der eigenen Person durch sich selbst. Eine solche Freundschaft beweist sich vor allem in der Fähigkeit der Freundinnen zur Kritik. Dieser ewige Mist mit der Kritik. In jedem Lebensbereich wichtig, in jedem schwierig und nervig. Die Freundin allerdings kritisiert unter der Voraussetzung eines beständigen Wohlwollens gegenüber ihrer Vertrauten. Natürlich nur insofern sie eine gute Freundin ist. Auch hier geht es wieder um Austausch und Suche und darum, was das Besondere jeder guten zwischenmenschlichen Beziehung ist: Es geht darum, an einander zu wachsen, an sich selbst zu wachsen. Klingt romantisch und kitschig und das ist es irgendwie auch. Freundschaft ist eben eine Version von Liebe. Definiert man eine solche Art von Verbundenheit, kommt man dem Begriff der „wahren Liebe“ sehr nah. Denn diese Form der Zwischenmenschlichkeit ist eine allgemeine. Sie kann sich genauso in der familiären Liebe, der romantischen Liebe und in jeder anderen Form zeigen. Und was für ein großes Glück sind Freundinnen, die nicht nur beim Besuch einer Ausstellung neben dir fragend vor einem Gemälde stehen, sondern im Club auch ein Bier von der Bar mitbringen und mit dir eine Burgerorgie feiern, wenn es beschissen läuft. Ist das nicht „wahre Liebe“? Wenn wir auf der Suche nach der großen Romanze dann und wann scheitern, gibt es eine beständige Form der Liebe, die uns immer wieder auffängt: die Freundschaft.
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DIE GROSSE LIEBE? COME ON, NICHT JETZT.. TOLLE GESPRÄCHE? COME ON, NICHT JETZT.. EIN ROMANTISCHES DATE? COME ON, NICHT JETZT.. AUFGEREGT AUF WOLKE 7 DURCH DIE WELT ZIEHEN? COME ON, NICHT JETZT..
ZWEI AUS ZWANZIGTAUSEND
MEIN NÄCHSTES REISEZIEL:
WARUM WEINST DU?
AUF MEINEM MP3-PLAYER LIEF ALS LETZTES;
WAS NERVT DICH?
AUF MEINEM NACHTTISCH LIEGT:
WAS FEHLT DIR?
DIE BESTE BAR DER STADT?
DEINE SCHLIMMSTE JUGENDSÜNDE:
WO SIEHST DU DICH IN 10 JAHREN?
DURCH DIE NACHT MIT...
UND WENN ALLE STRICKE REISSEN...
DEIN LIEBLINGSZITAT:
ZWEI AUS ZWANZIGTAUSEND
MEIN NÄCHSTES REISEZIEL:
WARUM WEINST DU?
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F IN D E D E N F E H L E R
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DAS TRINKT DIE REDAKTION
Robert • Gin and Juice Because it helps me to come up with funky-ass shit like every single day Ronja • Bier Weil: Bier! David • 1927er Chateau Domaine Foncaussade Bergerac, Bordeaux Richtige Temperatur beachten! Caro • Kaffe (mit kurz gesprochenem "e") Drei Löffel mit heißem Wasser Matti • Anchor Steam Das beste Bier aus Amerika, in Berlin u.a. im Bird erhältlich Leyla • Wein Wein, Wein, immer Wein! Dunkelrot! Sarah • Kaffee Kaffee kann alles! Macht kreativ, wach und glücklich. Canan • Espresso Ohne Zucker. Man muss auch mal durchziehen Christoph • Ayran mango Wenn es so weit ist, will ich darin bestattet werden Ali • T.H.Ginger Beer + Gurke + 1 Tropfen Restvodka + Amaretto Weil Mule muss. Und Not macht erfinderisch. Toni • Heißer Mate-Tee Hilft gegen alles und hält die Studentin ultimativ wach und den konzentrierten Indianer-auf-der-Jagd Blick auf die Bücher geheftet. Prüfungszeit, olé! Jota • Vanille-Hagenbutten-Tee Ich will den Frühling auch auf der Zunge spüren! Daniel • Tomatensaft Weil mir rot einfach steht Sophie • Milch Schmeckt nach flüssigem Glück Alex • Tequilla Irgendwoher müssen die Vitamine kommen Jan • White Russian Man kann nicht jeden Tag einen Bären erlegen Olga • Kaffee Zu viel Kaffee, zu wenig Wasser, zu selten Champagner
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