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HÜTTENPALAST CITY-GLAMPING IN BERLIN

text Claude Hervé-Bazin fotos Jan Brockhaus

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Puck, Kleine Schwester, Nomad, Schneewittchen... jeder der acht Retro-Wohnwagen hat einen Namen, eine Geschichte und eine spezielle Deko, wie hier das verblüffende Holzmosaik.

Hinter der Pforte ein Hofgarten, hinter dem Hofgarten eine ehemalige Staubsaugerfabrik, darin ein Hotel mit Oldtimerwohnwagen. Indoor-Campingglück mitten in der Grossstadt. Oder Berlin zusammengefasst in einer Schrebergartenidylle.

Hermannplatz, U-Bahn-Linie 8. Beim Anblick der gelb-grauen Wandfliesen der U-Bahn-Station fühlt man sich ein paar Jahrzehnte in eine Zeit zurückversetzt, in der Neukölln noch der Berliner Arbeiterklasse gehörte. Das historisch rote, dann alternative Viertel im amerikanischen Sektor lockte damals kaum die Massen an. Nach dem Fall der Mauer, die nur wenige Häuserblöcke weiter verlief, verkam es noch mehr. Inzwischen hat sich der Stadtbezirk aber gewandelt. Studenten und Yuppies sind eingezogen und haben ihm zu neuem Kolorit verholfen.

GANZ SCHÖN SCHRÄG

Hundert Meter der Weserstrasse entlang, links in die Hobrechtstrasse und schon steht rund 150 Meter weiter eine nichtssagende Fassade, genauso anonym wie die anderen. Hier sollen wir heute übernachten? Das Eingangstor öffnet sich zu einem Innenhof mit Aussenlift aus einem anderen Zeitalter. Der quietscht bestimmt. Was soll's! Wir sind dem Charme der Hinterhofoase bereits verfallen. Spalierwein, Hortensien, Farne, Palmen, Sonnenblumen und rosa Gänseblümchen zaubern ein kleines Stück Natur – im Topf – mitten in die Stadt, wo Vögel zwitschern, sobald die ersten Sonnenstrahlen in den Hof dringen. Die Inhaberinnen Sarah und Silke, eine ehemalige Fashion Designerin und eine Event Managerin, haben ihre Talente gebündelt und einen verrückten, coolen und verspielten Ort geschaffen, der zu Berlin passt wie die Faust aufs Auge. Als sie auf dem Höhepunkt der Krise von 2008 auf die alte, baufällige Fabrik stiessen, hatten sie zunächst ganz konventionelle Pläne. Sie wollten ein Café und ein Hotel eröffnen. Bis Sarah plötzlich eine zündende Idee hatte. Was, wenn sie in der Fabrikhalle Hütten aufstellten? Silke hatte Bedenken. «Wenn, dann Hütten auf Rollen, damit wir sie verschieben und den Saal vermieten können», warf sie ein. Ein Kompromiss war schnell gefunden: Es sollten vor allem Wohnwa-

gen sein.

GLÜCK AUF RÄDERN

Über dem Hüttenpalast weht ein sanfter Retro-Wind. Er versetzt uns in eine Zeit, als die Ostdeutschen unter dem wachsamen Auge Moskaus in winzigen Wohnwagen vor den Toren der Stadt Urlaub machten. Dabei konnten sie in der Tristesse des kommunistischen Überwachungsstaats wenigstens etwas Freiheit schnuppern. Die Camping-Idylle wollte aber verdient sein. Zehn Jahre mussten die DDR-Bürger warten, bis sie einen Wohnwagen erstehen durften. Für den Hüttenpalast wurden die Oltimer chic aufgemöbelt und mit komfortablen Betten ausgestattet. Der Friedel im Alu-Look aus den 1960er-Jahren. Der weiss-türkise Puck aus den Fünfzigern. Das kultige Dübener Ei (mit echtem Namen Würdig 301), das mit seiner unverwechselbaren Form einen Ehrenplatz erhielt und über den andern Wagen thront. Und das kleine, leichte Schneewittchen (Weferlinger Heimstolz) aus Sperrholz, das sogar von einem Trabant gezogen werden konnte. In den kleinen bis sehr kleinen Wohnwagen ist kaum für mehr Platz als für Betten. Schon gar nicht für ein Badezimmer. Dafür stehen geschlechtergetrennte, blitzsaubere Gemeinschaftsbäder zur Verfügung. Sie werden ebenso geteilt wie der Aufenthaltsraum im Retro-Stil und manchmal auch das Schnarchen der Wohnwagennachbarn. Wie auf jedem Camping steht das Miteinander im Vordergrund. Jeder Wohnwagen verfügt über einen kleinen Vorplatz mit Liliput-Terrasse, von wo man seinen Nachbarn zuwinken oder ein kleines Schwätzchen halten kann. Das zusammengesuchte Gartenmobiliar, die Kinoscheinwerfer und die Gartenzwerge schaffen ein lustiges Schrebergartenfeeling, als Kontrapunkt zur grauen Vergangenheit und zur strengen Architektur. Morgens nach dem Frühstück steigt man aufs Fahrrad (kann an der Rezeption gemietet werden) und fährt durch Berlin. Ganz leicht und ganz frei.

www.huettenpalast.de Die Wohnwagen des Hüttenpalasts stammen aus den Jahren 1930 bis 1980. Einige kommen aus Westdeutschland, die meisten aber aus der ehemaligen DDR.

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