AFA Architekturmagazin 03/2016

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ARCHITEKTUR

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DESIGN

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INTERIEUR

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REISEN

9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG „Innovatives Bauen“

Le Havre –

die Stadt des Betons Road-Trip mit

MCLAREN SPORTS SERIES

AUSGABE 03 | 2016 4,90 Euro

540C, 570S und 570GT

WO LEBEN WIR MORGEN?

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns Ihnen heute die neue Ausgabe des AFA Architekturmagazins zu präsentieren. Nicht nur das Design hat sich geändert, auch mit dem Inhalt schlagen wir in Zukunft eine neue Richtung ein. Wir freuen uns, zukünftig für Sie über spannende Themen und Innovationen aus dem Bereich Architektur, Design, Interieur und Reisen zu berichten. Außerdem freuen wir uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie ab 2017 die Möglichkeit haben, das AFA Architekturmagazin an diversen Verkaufsstellen in ganz Deutschland zu erstehen. Die Welt ist im Umbruch, die Städte werden immer voller, Wohn- und Lebensräume sind begrenzt und werden immer teurer. Um in Zukunft eine adäquate Lösung für die Menschen und ihre Bedürfnisse zu finden muss jetzt gehandelt werden. Einige Architekten haben sich bereits in der Theorie mit diesem Gedanken beschäftigt und Interessante Projekte entwickelt. Näheres erfahren Sie in dem Artikel „Wo leben wir morgen?“ ab Seite 6. Einiges ändert sich bei uns, die guten Dinge bleiben! Auch in diesem Herbst veranstaltet AFA eine Baufachveranstaltung mit dem Thema „Innovatives Bauen“. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den Themen Brandschutz, Sicherheitstechnik, Gebäudetechnik und Gebäudeautomation. Alle wichtigen Informationen zur Veranstaltung finden Sie ab Seite 44. Wir freuen uns Sie bei interessanten Vorträgen, vielseitigen Fachgesprächen und der einen oder anderen Leckerei begrüßen zu dürfen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen des Magazins!

Herausgeber und Veranstalter Dipl.-Ing. Architekt Frank Pawlak Gefällt Ihnen unser Magazin? Sagen Sie uns Ihre Meinung unter: info@afa-architekturmagazin.de

AFA Architekturmagazin

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WO LEBEN WIR MORGEN?

INNOVATIVE

PRODUKTE

29

Wenn Architektur in die Zukunft blickt...

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ARCHITEKTEN

Hofrichter-Ritter Architekten

PORTRÄT

Innovative Produkte

29 Gestaltungsvielfalt mit Formen und Materialien 30 Luftwechsel nach Norm 31 Kulturwerft Gollan 32 Sicher in Form und Funktion 33 Gesetzeskonforme brand schutztechnische Abdichtung von Bauteilfugen 34 Intelligent, sicher, funkvernetzt – und fit fürs Smart-Home-System

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19 Unternehmensporträt Hekatron Vertriebs GmbH Dauerhaft Sicherheit dank fristgerechtem Meldertausch 21 Wettbewerbe

22 Innovatives und nachhaltiges Einfamilienhaus 24 Terroropfer Architektur

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35 Wärmepumpen: Die Wärmeerzeuger der Zukunft? 36 Transformierte Bunkerbauten

Objektberichte

41 Architektur vereint Motorsport und Wintererlebnis 42 Der Allianz Tower in Istanbul: Ein Leuchtturm für Technologie und Kultur


Inhalt 44 Vom Kloster zum Designhotel – Kruisheren Hotel Maastricht

9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG

51 Messen

INNOVATIVES BAUEN

52 Das russische Bauhaus 54 Architekturzeichnung

Neue Wege für eine überholte Disziplin?

58 Ausstellungen 60 Buchbesprechungen

Design

62 Drei „Special Mention“ für Kati Meyer-Brühl

64

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ARCHITEKTUR

REISEN

AUTOMOBILE

FAHRBERICHTE

ROAD-TRIP Romantisch unterwegs mit dem sportlichen ­Powerpaket

66 AFA Architekturmagazin

Architekturreisen 64 Nicht nur Poesie in Beton – Die Stadt Le Havre 69 Katwijk – die kleine Küstenstadt mit Charakter 76 Happy Birthday, Jeep! 78 Fahrberichte Skoda Superb Combi

Renault Espace TCe 200 EDC

Peugeot 308 GTi

Mitsubishi L200

Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi

Volvo V40 D4

Toyota Proace

Seat Leon

82 Ausblick & Impressum

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WO LEBEN WIR

MORGEN?

Wenn Architektur in die Zukunft blickt...

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N

icht zuletzt durch die Globalisierung befindet sich die Gesellschaft im steten Wandel. In vielerlei Hinsicht bedeutet sie dem Individuum Freiheit –

gleichsam droht sie Handlungsspielräume einzuschränzahlen, jedoch auch im Kontext der zunehmenden Bedeutung ökologischer und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit eröffnet sich die Diskussion: Wie und wo werden wir in Zukunft leben? Eine Frage, die sich nicht nur für Politologen und Sozialwissenschaftler als eine zentrale der heutigen Zeit erweist. Mehr denn je ist sie auch für die Architektur Anlass, Bauweisen und Strukturen – insbesondere unter der Folie von Städtebau und Stadtsoziologie – neu zu denken. Ebenso eröffnen jüngste Technologien völlig neue Möglichkeiten in puncto Bau, und auch stehen Architekten vor wesentlichen Herausforderungen, um der Verzahnung zwischen ökonomischen, öko-

Fotos: © VINCENT CALLEBAUT ARCHITECTURES

ken. Im Hinblick auf weltweit wachsende Bevölkerungs-

Wohnen unter der Meeresoberfläche: Das Underwater Eco Village von Vincent Callebaut.

logischen und sozio-kulturellen Ansprüchen einer immer produktiver werdenden Gesellschaft gerecht zu werden. Kreativität, der Blick über den Tellerrand, das Entwickeln

stammen könnten. 250 Geschosse umfasst ein Segment,

neuer, mitunter zunächst utopisch und abstrakt erschei-

das mit 1.375.000 Quadratmetern Gesamtoberfläche eine

nender Visionen ist stark gefragt.

in sich abgeschlossene Stadt beherbergt. Die Etablierung von Permakultur und Landwirtschaft soll dem Prinzip des

Bei genauer Beobachtung von visionären Entwürfen wird

nachhaltigen Wirtschaftens unter Berücksichtigung aller

schnell deutlich: Ökologische Veränderungen beeinflussen

Ressourcen Rechnung t­ ragen.

diese maßgeblich. Längst ist die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel unumgänglich und befruchtet Szenarien zur Schaffung alternativer Lebensräume. Steigt durch

Neue Gemeinschaftsstrukturen für überbevölkerte Metropolen

die ­Erderwärmung der Meeresspiegel und führt dies zu einer reduzierten (bebaubaren) Landfläche, rückt Wasser

10.000 Wohnungen zwischen 25 und 250 Quadratmeter sind

als ­mögliches bewohnbares Element in den Fokus. Mit dem

vorgesehen, daneben Büros, eine Forschungsstation, Sea-

Underwater Eco Village erzählt Vincent Callebaut seine ­

farming-Projekte, gemeinschaftlich zu betreuende Gärten,

Zukunfts­vision in Form von sogenannten Oceanscrapern.

Wasseraufbereitungsanlagen sowie Lagunen und Freizeit-

Schwimmende Inseln sind sie, aus recyceltem Ozeanmüll

einrichtungen für alle Bewohner. Die Idee einer kommune-

docken die autarken Module an die Küste Rio de Janeiros

nähnlichen Selbstorganisation – diesmal an Land implemen-

an. Über die Wasseroberfläche ragen seerosenähnlich die

tiert – verfolgen auch Mass Studies mit ihrem Entwurf für die

500 Meter Durchmesser umfassenden Körper, wölben

Seoul Commune 2026. Entworfen für die Ausstellung des

ihre vier symmetrisch angeordneten und üppig begrünten

Vitra Museums „Open House: Intelligent Living by Design“

Blütenblätter empor, während sie sich unterhalb spindel-

entwickelt das Konzept die in Asien populäre Typologie der

artig 1000 Meter in die Meerestiefe schrauben, stets um-

„Towers in the Park“ weiter und widmet sich so einer alter-

ringt von feinen Tentakeln, die von gigantischen Quallen

nativen Gemeinschaftsstruktur innerhalb längst überbevölkerter Metropolen. Auf insgesamt 393.362 Quadratmetern soll ein Komplex aus privatem, halb-öffentlichem und öffentlichem Raum entstehen, charakterisiert von kalebassenfömigen Türmen mit g ­ itterartiger Waben­struktur.

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Wie in einem überdimensionalen Aquarium könnte man sich im Underwater Eco Village fühlen.

Vincent Callebauts schwimmende Strukturen.

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Fotos: © VINCENT CALLEBAUT ARCHITECTURES

AFAleben Wo Architekturmagazin wir morgen?


© John Wardle Architects

Mit etwa 2.590 Wohn­zellen sucht es nach einer formalen

Verkehrte Welt: In der Multiplicity von John Wardle befindet sich die Natur über der Stadt.

wie ästhetischen Antwort für jene hyperindividualisierte ­Gesellschaft mit ihren Ein- bis Zwei-Personen-­Haushalten. Längst lösen die „Türme im Park“ den seit 40 Jahren in Korea vorherrschenden Hilberseimerschen Plattenbau ab und gelten als Mahnmal für Lebensqualität: Park und emporstrebende Türme stehen sich dabei allegorisch für Außenund Innenraum gegenüber. Diesem statischen Konzept begegnet Seoul Commune 2026 durch ein Spiel aus Maßstab, Funktion, vertikalen und horizontalen Verbindungen sowie digitaler Kommunikation: Durch begrünte ­Geschosse werden die 15 unterschiedlichen Türme – mit 16 bis 53 Etagen und bis zu 63 Meter hoch – zum Park selbst, gliedern sich in ihrer natürlichen Anmutung in die Landschaft ein, während sie ständig miteinander im Dialog s­ tehen.

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Wo leben wir morgen?

Sechs rund gestaltete Zelltypen mit bis zu 33 Metern Durchmesser sind zum Wohnen gedacht – Räume, die sozialer Interaktion gewidmet sind, so Wohn- und Esszimmer, befinden sich außerhalb der privaten Einheiten. Jene fungieren als personalisierte Hotelzimmer: Rückzugsort einerseits, jedoch ohne Anonymität und stets flexibel kombinierbar mit weiteren Zellmembranen. Organische Dispositionen dominieren hier also: Tageslicht dringt durch die fotovoltaische Verkleidung der wabenartigen Öffnungen. Auch die bis zu 64 Meter breiten Trichter zuoberst lassen Helligkeit in die innenliegenden Atrien strömen. Geotextilbeschichtungen fördern zudem das Wachstum der Pflanzenhaut der Türme. Um diese herum führen Fußgängerwege, eine zentrale Brücke symbolisiert die Programmatik von Gemeinschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.

Leben auf multiplen Levels Melbournes Zukunft imaginieren John Wardle Architects und der Filmemacher Stefano Boscutti in ähnlicher Weise – nur umgekehrt: Bei Multiplicity findet Natur über der Stadt statt. Vertikalität, das Leben auf multiplen Levels unter Beibehaltung bestehender städtischer Grundraster, ist Kern des Konzepts, das auf die rasant steigende Verdichtung urbaner Umfelder reagiert. Denn unzählige Straßen und Häuser brauchen Fläche, wertvolles Umland fällt dann oftmals dem Betondschungel zum Opfer.

© Mass Studies

Flexible Wabenstruktur in den Türmen der Seoul Commune 2026.

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© VINCENT CALLEBAUT ARCHITECTURES

Indem sich nun die Dächer der Stadt – unterstützt von

Zukunftsvisionen, bedarf in erster Linie Fantasie. „Form fol-

haushohen Pylonen – zu tragenden Elementen transfor-

lows fiction“ war daher der von Buscotti inspirierte Leitsatz.

mieren, werden Landschaft und Natur im wörtlichen Sinne

Zugrunde liegen dennoch reale Dispositionen, mit denen

erhoben, während sich Leben ebenso darunter ungehin-

sich Stadtplaner konfrontiert sehen: Multiplicity ist eine

dert fortsetzt. Eine solche Trennung mag der Idee einer

provokative „Hyperverdichtung“, die ebenso das trendhafte

gleichgestellten, homogenen Gesellschaft auf den ersten

Streben nach Grün berücksichtigt und dadurch sich selbst

Blick widersprechen, doch zielt sie gerade dadurch auf

zu versorgen in der Lage ist. Als rein fiktiv gilt ebenso Pe-

Ausgeglichenheit und Ästhetik ab. Die schwebende Platt-

ristaltic City. Das silbern glänzende Stahlgebilde von Terre-

form macht nachhaltige Landwirtschaft und Stadtleben

form One hat nicht nur seine Gestalt mit einem gestrande-

gleichzeitig in insitu möglich. Das Dach als Schattenspen-

ten Raumschiff gemein. Es versteht sich auch als autarke

der denkt dabei klimabedingte Erderwärmung und deren

und stark dynamische Konstellation für neuen Lebensraum

Folgen für städtische Bewohner mit. Das, wie die meisten

in New York.

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Wo leben wir morgen?

Das sich emporstreckende Gebäude beherbergt gegeneinander verschobene, kapselartige Räume, deren sich ständig bewegende, äußerst weiche und volumetrische Außenhäute die Größe des Inneren determinieren. Agieren die textilummantelten Schläuche peristaltisch, fungieren sie gleichsam als begehbare Gelenke zwischen über der Konstruktion thronender Landschaft und Stadt. Durch ein solch hohes Maß an Flexibilität unter Negierung der traditionellen Organisation von Kern und Raum, gelingt es, die Koexistenz von Offenheit, Zirkulation und Öffentlichkeit auf der einen Seite sowie Privatsphäre auf der anderen Seite aufzulösen: Die Typologie der gestapelten Architektur weicht einer nachgiebigen Struktur, deren höchste Prämisse die Realisierung fließender, spontaner und gleichwohl heterogener sozialer Interaktion ist.

High-Tech versus Tradition In Kontrast dazu ließe sich eine von vornherein geclusterte Nutzungsvorgabe, wie beispielsweise jene des „The Multilayered Square Skyscraper“ stellen. Das Konzept für einen innovativen Wolkenkratzer der Zukunft, mit dem Santiago H. R. Miret, Federico E. Menichetti, Melisa Brieva und Gaston H. Hermida jüngst an der Evolo Skyscraper Competition teilnahmen, sieht sich als Stapel aus öffentlichen Plätzen in futuristisch-sozio-kulturellem Gewand. Rankt sich der Blick an der stählernen Wirbelsäule des für die Plaza de Mayo in Buenos Aires intendierten Kolosses empor, entfalten sich die wie horizontale Segel angeordneten Stockwerke in unterschiedlich dimensionierter Auskragung. So high-tech der Bau gestaltet sein mag, Anklänge an Dächer eines Tempels werden evident – und fern liegt der Gedanke an eine religiöse Nutzung tatsächlich nicht. Als Verbund von Epizentren beherbergt das Projekt fünf generische, für den Fortbestand einer Gesellschaft essentielle Bereiche in Form von „Squares“ zum komplementären Konstrukt. Ein offener Ort zur Entfaltung von Glaube unter einem Dach mit den Bereichen Arbeit und Freizeit. Gleichsam erhält Politik ein Gesicht, stets nahbar für die Menschen: Jene, die sich auf den terrassierten und von Pflanzen umsäumten Ebenen begegnen oder andere etwa, die das Gebäude in seiner Funktion als zentralen Verkehrsknoten nutzen. Auf unterschiedliche Funktionsbereiche auf einer einzigen ideellen Oberfläche.

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© Werner Sobek

übereinander angeordneten „Plazas“ ergänzen sich somit


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Wo leben wir morgen?

Vom Großdimensionalen zum Individualraum, dennoch

nem flachen, ufo-ähnlichen Oval. Es zeigt einen spartanisch

ebenso mit philosophisch geprägtem Zugriff, beschäftigt

­gestalteten inneren Zentralraum: Wände oder Raumtren-

sich das Büro Philippe Rahm. „Domestic Astronomy“ – ins

nungen in fest installierter Form w ­ erden hier vergebens

Leben gerufen für die Ausstellung „Green Architecture for

gesucht. Flexibilität dominiert stattdessen das Bild: Einzel-

the Future“ (Humlebæk, Dänemark 2009) – stellt den Pro-

ne Bad- oder Kücheninstallationen lassen sich entlang der

totypen eines Wohnraumes dar, bei dem Gegenstände und

massiven Bodenplatte an nahezu jedweden Ort innerhalb

Personen nicht Flächen, sondern Atmosphäre, abstrakten

der futuristischen Behausung platzieren. Die Außenhülle

Raum also, einnehmen. Die Pfade der Horizontalität wer-

ist außerdem ausgestattet mit einer elektrochromen Folie

den verlassen, neue Anordnungen und Bewegungsmuster

– so lässt sich das 360-Grad-Panorama teilweise oder ganz

ergeben wiederum neue Zonen aus Temperatur, Licht,

abdunkeln.

Zeit und Raum: Ein eigenes Ökosystem, Astronomie in vier Wänden.Durch die Aus-Nutzung von Raumtemperaturen

Klar ist, derartige Entwürfe sind – zumindest aktuell – nicht

innerhalb vertikal ausgerichteter Wohnungen soll schließ-

realisierbar. Dennoch: Sie öffnen den Horizont für inno-

lich der Energieverschwendung entgegengewirkt werden.

vative Denkweisen, als Utopie durchspielen sie das heute (noch) Unmögliche.

Ein ufo-ähnliches Oval Anders dagegen bei Werner Sobeks Entwurf R129 (Visualisierung unten): Sein Haus der Zukunft ­besteht aus transparentem Kunststoff sowie Karbonhohlträgern, geformt zu ei-

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Laura Stillers


Abonnement AFA Architekturmagazin Seien Sie immer informiert über die aktuellsten Geschehnisse aus A ­ rchitektur, Design und Lifestyle. Ja, hiermit bestelle ich das AFA Architekturmagazin im Jahres-Abo (4 Ausgaben) zum Preis von 16,90 Euro statt 19,60 Euro einschließlich Porto (Versand außerhalb Deutschlands zzgl. Porto). Schneiden Sie den Coupon aus, stecken Sie ihn in einen frankierten Umschlag und ­senden ihn an: AFA Architekturmagazin Hans-Böckler-Straße 190 50354 Hürth Oder scannen Sie den Coupon ein und senden diesen per Mail an: info@afa-architekturmagazin.de

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Architektenporträt

Erst die Zusammenführung des Ortes, des Entwurfes und HOFRICHTER-RITTER Architekten ZT GmbH Färbergasse 6, A – 8010 Graz T +43 316 723538 F +43 316 723538-19 office@hofrichter-ritter.at www.hofrichter-ritter.at

die Identifikation des Bauherren mit dem Bauwerk führt zu einer guten Lösung.

02. Welche Rolle spielt der Architekt als Gestalter unserer Umwelt? Ganz im Gegenteil zur aktuellen Situation in Österreich sollte der Architekt maßgeblichen Anteil an der Qualität des uns umgebenden Lebensraumes haben. Dabei meinen wir nicht nur die „materiellen“ räumlichen Elemente, sondern auch

01. Welche Art von Projekt würden Sie gerne realisieren?

die „immateriellen“ wie Schall und Licht, aber auch struk-

Projekte, hinter denen auch engagierte Bauherren stehen.

planung.

turgebende wie Infrastruktur, Verkehrssysteme und Raum-

Neben dem Entwurf ist für das Gelingen eines Bauwerkes die Vision und das Engagement der der Bauherren wichtig.

Des Weiteren müssen wir Architekten auch in der Mei-

Es sollte eine Synergie zwischen Architekt und Bauherr statt-

nungsbildung tätig sein und die Wichtigkeit der Qualität des

finden. Wir sehen jede Art von baulicher Intervention als Auf-

­Lebensraumes für die Gesellschaft immer wieder kommu-

gabe der Architektur

nizieren.

Auch die eigene Intention und Einstellung sollte im Idealfall

03. Was ist Ihre ganz persönliche ArchitekturPhilosophie?

mit der des Bauherren zusammenpassen.

Architektur ist eine künstlerische Tatsache, ein Phänomen innerer Bewegung; sie steht über reinen Konstruktionsfragen, durch Form, Symbolik, Ausdruck und Haltung. Architektur dient nicht nur den Privilegierten, sondern der gesamten Gesellschaft.

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04. Was möchten Sie den Bewohnern / Nutzern Ihrer Gebäude vermitteln?

Projektpartner: Erfurth Spezialbau GmbH

Dass die Nutzer je nach Art des Gebäudes (Museum, Wohnbau etc…) das Zusammenspiel von Form und Inhalt als angemessen empfinden und sich je nach Nutzung das Gebäude auch aneignen können.

07. Welches Ihrer Projekte oder Objekte ist für Sie besonders wichtig? Immer das nächste.

05. Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten? Am liebsten mit „echten Materialien“, die an der Oberfläche

08. Was ist Ihr Leitmotiv beim Planen und Bauen?

auch zeigen, was sie sind – und immer wieder mit neuen

Neben den unter Punkt 03. definierten Punkten sehen wir

Materialien.

Planen und Bauen als respektvollen, zielorientierten Kommunikationsprozess aller Beteiligten.

06. Welchen Stellenwert hat neben dem Gebäude der Ort, an dem das Bauwerk entsteht? Neben den städtebaulichen Rahmenbedingungen hat jeder

09. Was reizt Sie besonders am Umbauen und Modernisieren?

Ort seine Geschichte, ein Art Gedächtnis. Seine geografische

Bei Umbauten kommt es zu einer Überlagerung von ver-

Lage hat er seit Jahrmillionen! Damit respektvoll umzugehen,

schiedenen Bauepochen. Die jeweiligen Qualitäten und das

ist für uns von entscheidender Bedeutung.

„Weitererzählen“ einer einst begonnenen Geschichte im

Die Qualität eines Gebäudes besteht auch aus der Annähe-

Spannungsfeld der Gegenwart ist eine sehr reizvolle und

rung. Der Umraum ist eine Art Foyer, das den Nutzer auf

verantwortungsvolle Aufgabe.

das Gebäude vorbereitet. Mit diesem Aspekt zu arbeiten, ist für uns wichtig in der Dramaturgie des Erfahrens eines

10. Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Bauwerkes.

Von meiner Umwelt.

AFA Architekturmagazin

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SPEZIALBAU GMBH … HAT DIE LÖSUNG Die Firma Erfurth Spezialbau GmbH steht ­Ihnen seit über 25 Jahren bei der Realisierung Ihrer individuellen sowie kreativen Bauvorhaben mit einer großen Spannbreite an qualitativ hochwertigen handwerklichen Dienstleistungen zur Seite. Seit jeher wurden Kundennähe und ein perfekter Kundenservice, der auch im Notfall schnellstens reagiert, großgeschrieben. Damit Sie als Kunden stets vom neuesten Stand der Technik profitieren und wir Sie zu Ihrer vollsten Zufriedenheit betreuen können, werden unsere Mitarbeiter regel­ mäßig auf alle Produktneuheiten geschult.

Die Firma Erfurth Spezialbau GmbH ist Ihr kompetenter Ansprechpartner für: Betoninstandsetzungen CFK-Lamellenverstärkungen mit ­Klebearmierung Dekorative mineralische Beläge Design-Böden – Polyurethan- und ­Epoxidbeläge Injektionen | Rissverpressungen Kellerabdichtungen Kunstharzindustriefußböden Mauerwerks- u. Gewölbever­ festigungen Mauerwerkstrockenlegungen Schwimmbäderisolierungen

8055 Graz, Puchstraße 208a Tel.: 0316/24 24 02, Fax.: 0316/24 24 02 - 20 Email: erfurth.graz@erfurth.at Homepage: www.erfurth.at 4490 St. Florian, Im Astenfeld 8 Tel.: 07224/655 90, Fax.: 07224/655 90 – 20 Email: erfurth.linz@erfurth.at Homepage: www.erfurth.at

Terrassen- und Balkonisolierungen Untergrundvorbereitungen


Unternehmensporträt

Dauerhaft Sicherheit dank frist­ gerechtem Meldertausch Hekatron ist führender Spezialist in der Entwicklung, der Herstellung und im Vertrieb von Systemen des anlagentechnischen Brandschutzes – „m ade in Germany“.

SECURITY ESSEN, 27. – 30.09.2016 · Halle 3, Stand 3D56

Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen Verantwortung – beispielsweise indem es über aktuelle Branchenthemen wie den laut DIN 14677 vorgeschriebenen Meldertausch bei Feststellanlagen aufklärt.

Das Unternehmen Hekatron Zum umfassenden Portfolio modernster Brandschutztechnologie des in Sulzburg bei Freiburg ansässigen Unternehmens Hekatron gehören Brandmeldeanlagen, wie sie in zahlreichen Objekten vom Verwaltungsgebäude bis zum Flughafenterminal zum Einsatz kommen, außerdem Rauchwarnmelder für Wohnungen und schließlich Feststellanlagen, die dafür sorgen, dass Feuerschutztüren und -tore sich im Brandfall automatisch schließen. Mit der neuen HPlus Dienstleistungsmarke bietet Hekatron zudem ein neues, umfangreiches Angebot an Leistungen und Services, und zwar für alle Fragestellungen rund um Planung, Finanzienisse der Partner und Kunden abgestimmt.

Meldertausch – Norm und Pflicht Ein Thema, dem Hekatron große Bedeutung für die Bran-

© HEKATRON

rung, Personal und Vernetzung – individuell auf die Bedürf-

Christian Rudolph, Vertriebsleiter Markt Deutschland, Hekatron.

che beimisst, ist der erstmals durch die DIN 14677 festgesetzte Tauschzyklus für Rauchschalter. Demnach müssen Rauchschalter ohne Verschmutzungskompensation nach fünf ­Jahren ausgetauscht werden. Für Rauchschalter mit ­ Verschmutzungskompensation, wie den millionenfach bewährten ORS 142 von Hekatron, dagegen gilt eine ­Austauschfrist von acht Jahren. „Gerade vor dem Hintergrund, dass in der Praxis ­viele Feststellanlagen 20 Jahre und länger im Betrieb sind, sollte die Branche die DIN 14677 als wichtigen Meilenstein begreifen.

AFA Architekturmagazin

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Unternehmensporträt

Leider gilt aber nach wie vor, dass rund 70 Prozent aller Feststellanlagen im Markt keiner regelmäßigen Funktionsprüfung, Wartung und Instandsetzung unterzogen werden“, bedauert Christian Rudolph, Gesamtvertriebsleiter Deutschland bei Hekatron. „Als Spezialist für Brandmeldetechnik übernehmen wir Verantwortung und haben dementsprechend bereits seit Inkrafttreten der DIN 14677 auf deren Bedeutung für die Branche hingewiesen. Jetzt starten wir mit einem umfassenden Whitepaper und Veröffentlichungen in wichtigen Fachmedien zu diesem Thema eine neue Sicherheits-Offensive.“ Hekatron bietet Betreibern und Instandhaltern mit dem Austausch-Rauchschalter ORS 142 A wertvolle Unterstützung für den normgerechten Austausch. Der ORS 142 A entspricht technisch dem ORS 142 und ist auch zu Vorgängermodellen kompatibel. Als Neugerät hat er 24 Monate Garantie. Das Whitepaper DIN 14677 von Hekatron mit ausführlichen Informationen und Tipps steht zum Download bereit ­unter: www.hekatron.de/produkte/feststellanlagen/richtlinien-und-­ normen.html Weitere Informationen auf www.hekatron.de

© HEKATRON

9.2016 · 20


Wettbewerbe Troldtekt® Award 2016 Bewerbungsschluss: 24.10.2016 Verfahren: Award / Auszeichnung (nur für Studenten) Nähere Infos unter: www.troldtekt. com/Awards/Troldtekt-Award/Troldtekt-Award-2016

AN ART PAVILION FOR GIOVANNI BELLINI Abgabetermin: 26.11.2016 Verfahren: Offener Wettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.icarch.us/new_competitions

The Community Planning & Design Initiative Africa Anmeldeschluss: 31.12.2016 Verfahren: Offener Wettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.cpdiafrica.org

Drawing of the Year 2016 – Habitation Bewerbungsschluss: 01.11.2016 Verfahren: Award / Auszeichnung (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.aarch.dk/ info/updates/drawing-of-the-year-2016

The house of DaDa Bewerbungsschluss: 15.12.2016 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.competitionline.com/de/ausschreibungen/244464

Kip Island Auditorium Anmeldeschluss: 18.01.2017 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.kipislandauditorium.beebreeders.com

Uferpark Friedrichshafen Bewerbungsschluss: 04.11.2016 Verfahren: Städtebaulicher Ideenwettbewerb nach RPW 2013 und anschl. Workshop Nähere Infos unter: www.uferpark.friedrichshafen.de

A house for Odilon Redon Bewerbungsschluss: 15.12.2016 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.icarch.us INTERNATIONAL DESIGN COMPETITION - PRAGUE STREET FURNITURE Abgabetermin: 20.12.2016, 15:00 Hlavní město Praha Verfahren: Wettbewerb odbor evidence,Offener správy a využití majetku Magistrátu hlavního města Prahy (auch für Studenten), Zweistufig vyhlašuje Nähere Infos unter: www.iprpraha.cz/mobiliar ------------------------------------------------------------------------------------------------

„Textile Structures for New Building“ Contest 2017 Abgabetermin: 26.02.2017 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.techtextil-student.com

Halle 3, v souladu s ustanovením § 6 zákona č. 137/2006 Sb., o veřejných zakázkách, ve znění pozdějších předpisů,

„Auf IT gebaut“ Bauberufe mit Zukunft Anmeldeschluss: 14.11.2016 Verfahren: Award / Auszeichnung (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.ingkh.de/ aktuelles/news/einzelansicht/news/ wettbewerb-auf-it-gebaut-bau­berufemit-zukunft/

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AFA Architekturmagazin

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Wettbewerb

Innovatives und nachhaltiges Einfamilienhaus für kleines Budget werk A Architektur gewinnt den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“

Zum sechsten Mal lobte der Call-

geistert vom disziplinierten Umgang mit den preiswertesten

wey Verlag in Zusammenarbeit

Materialien (Wellblech, Estrich, Holztafeln), der das Ziel der

mit dem Deutschen Architektur

Sparsamen adelt: Ein Musterbeispiel der Einfachheit für das

Museum und der Unterstüt-

kleine Budget. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist perfekt. Die

zung des InformationsZentrum

Flächen werden optimal genutzt und intelligent differenziert,

Beton sowie Hofquartier den

so dass die 145 Quadratmeter für bis zu sechs Personen ge-

Wettbewerb „Häuser des Jahres

nügend Platz bieten. Natur- und Recyclingbaustoffe, wie Holz

– die besten Einfamilienhäuser“

und Zellulosedämmungen, sorgen schon während des Baus

aus. Die überzeugend besetzte

für einen sehr effizienten Energieverbrauch. Als „KfW Effizi-

Jury erkor im Februar 2016 aus

enzhaus 55“ leistet es einen verantwortungsvollen Umgang

202 Einreichungen 50 Projekte

mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Der Bauty-

und benannte aus diesen einen

pus ist tradiert, jedoch schafft die Verwendung eines einheit-

Preisträger, zwei Auszeichnun-

lichen Materials für die gesamte Gebäudehülle (Dach und

gen und fünf Anerkennungen.

Wand) sowie die raffinierte Gliederung der Fassade durch

Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz

Vertikalfenster eine erfreulich gute Integration des Wohn-

von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situati-

hauses in die Umgebung. Gerade in den stetig wachsenden,

on und auf konsequente Ausführung gelegt.

urbanen Ballungsgebieten bedarf es Wohnlösungen, die sowohl wirtschaftlich als auch platzsparend umgesetzt werden

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis gewann Gun-

können. Die „Kleine Welle“ erfüllt die Erwartungen an ein

tram Jankowski von werk A Architektur aus Berlin für das

modernes Stadthaus und zeigte in beispielhafter Weise der

Projekt Kleine deutsche Welle in Olching. Die Jury war be-

Jury ein Modell für zukünftiges Bauen.

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Wettbewerb

Anerkennungen gingen an: bächlemeid architekten stadtplaner, Konstanz, für das Haus „Charakterrolle“ in Konstanz. Davide Macullo architects, Lugano (CH), für das Haus „­Verwandlungskunst“ in Preonzo. peter haimerl. Architektur, München, für sein Objekt „Die Liebe zur Geometrie“ in München-Alt-Riem. savioz fabrizzi architects, Sion (CH), für das Haus „Bergbau“ in Val d‘Hérens. archinauten / dworschak + mühlbachler architekten zt gmbh, Linz (A), für ein „Artefakt“ in Linz-St. Magdalena.

Die Jury Vorsitz: Peter Cachola Schmal (Direktor des DAM); Dr.-Ing. Auszeichnungen gingen an:

Wolfgang Bachmann (Publizist); Bernardo Bader (Architekt

Thomas Kröger Architekten, Berlin, für das Haus ­

und Preisträger des Jahres 2015); Nils Holger Moormann

„Landluft“ in Gerswalde.

(Designer); Ulrich Nolting (InformationsZentrum Beton);

Markus Schietsch Architekten, Zürich, für das Haus „Über den Wiesen“ in Ipsach.

AFA Architekturmagazin

Meinhard von Gerkan (Architekt, Büro gmp). Homepage zum Wettbewerb: http://haeuser-des-jahres.com

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TERROROPFER ARCHITEKTUR Warum Architektur immer Terroropfer sein wird und wie

vom 11. September auf das World Trade Center, der 2.996

man mit ihr den Umgang mit Terrorismus in Städten fin-

Menschen das Leben kostete, mehr als 6.000 Verwundete

den kann.

und einen Schaden von geschätzten 1,4 Billionen US-Dollar verursachte. Die Köpfe des Anschlags, Mohammed Atta,

Die Auswirkungen von Terrorismus auf Städte und ihre

ein Architekt und Stadtplaner, und Ramzi Binalshibh erfan-

Architektur sind vielfältig. Der Architektur kommt dabei

den jedoch das Rad nicht neu, sondern nutzten Kenntnisse

eine Opferrolle zu, weil Terrorismus immer ikonoklastisch

um die Bedeutung von städtischen Symbolen aus, um ein

ist – Symbole der Identität und Lebensart des verhassten

auf die Kultur und Bevölkerung des Zieles abgestimmtes

Gegners werden medienwirksam angegriffen. Werden

Attentat zu entwickeln. Hierbei zeigten sie sich als gelehrige

sie zerstört, wird damit ihre symbolische Bedeutung um-

Schüler der Geschichte des Terrors gegen die wirtschaft-

gekehrt. Das hervorstechendste Beispiel ist der Anschlag

liche Infrastruktur von Städten: Am 16. September 1920

Schnittansicht durch Leon de Greiff-Bibliothek

24


Fotos: © Werner Sobek

Aussicht von der Dachterrasse der Bibliothek

explodierte um 12.01 Uhr ein Pferdefuhrwerk vor der Bank J.P. Morgan in der Nähe der Börse. Die Ladung aus Dynamit und Eisenteilen tötete 30 und verletzte mehr als 300 Menschen, vorwiegend Bankiers. Der bislang schwerste Anschlag auf die Wirtschaft der Vereinigten Staaten verursachte einen Schaden von 1,5 bis 2,5 Millionen US-Dollar (ca. 18,7 bis 31,2 Millionen US-Dollar nach heutigem Wert). Der Börsenhandel wurde für einen Tag ausgesetzt. Der Attentäter, vermutlich der italienischstämmige Anarchist Mario Buda, wurde nie gefasst. Er kann für sich in Anspruch nehmen, den Prototyp des modernen Autobombenanschlags erfunden zu haben: Ein exponiertes Ziel mit hoher Medienwirksamkeit zu treffen und enormen Schaden zu verursachen. Mit dieser Herangehensweise gelang es der IRA und ihren Splittergruppen, städtische Sicherheitskonzepte, das internationale Versicherungswesen und die Zielauswahl zukünftiger Terroristen grundlegend zu verändern. Bis 1992 wurden durch die IRA überwiegend militärische und politische Ziele innerhalb der protestantischen Counties Nord­ irlands angegriffen. 1992 läutete die IRA mit dem Anschlag auf den denkmalgeschützten Firmensitz der Baltic Exchange einen Strategiewechsel ein. Angriffe richteten sich nun gegen die britische Wirtschaftsbasis und deren bekannte architektonische Wahrzeichen. Versicherer, Banken, Handelsunternehmen und Shopping-Malls wurden zu Zielen. Die Anschläge zeichneten sich durch enorme Sach- und Versicherungschäden aus.

AFA Architekturmagazin

25


Corporation Street, die Docklands von London und auf das Arndale Center in Manchester einen Gesamtschaden von mehr als 2,1 Milliarden Pfund (heutiger Wert). Die Stadtverwaltung Londons sah sich hiernach gezwungen, entweder den Verlust des Versicherungsschutzes durch internationale Rückversicherer in Kauf zu nehmen oder die Stadt in ein Äquivalent einer mittelalterlichen Festungsanlage umzuwandeln. Um die Inner City wurde daher ein sogenannter „Ring of Steel“ gelegt – ein Überwachungsystem aus Verkehrs und Personenkameras, Bilderkennungssoftware und baulicher Schließung von über hundert ZugangspunkFotos: © Werner Sobek

ten zum Stadtkern. Die Inner City von London wurde somit zum Prototyp eines städtischen Panoptikons. In Ergänzung hierzu spielen Force-Protection-Maßnahmen im Bauwesen eine immer größere Rolle. Hierbei werden Gebäudebauteile auf die Abmilderung und Umleitung von Sprengdruck ausgelegt, von der Straßenkante zurückgesetzt und so ge-

Innenraum der Leon de Greiff-Bibliothek

formt, dass Druckwellen nicht durch die Gebäudestruktur

Der Anschlag auf das denkmalgeschützte Baltic Exchange

werden. Diese technischen Maßnahmen sind in erster Linie

Gebäude, Sitz eines Unternehmens, das Informationen

Reaktionen, die mittels erheblichem finanziellen Aufwand

über den Handel mit wichtigen Gütern auf Standardschiff-

die Weiterführung des Status Quo Ante sicherstellen sol-

fahrtsrouten vertreibt, verursachte einen Schaden in Höhe

len. Eine völlig andere Herangehensweise haben die Stadt-

von 1,47 Milliarden Pfund. Auf Drängen der britischen Denk-

planer der kolumbianischen Stadt Medellín gewählt.

verstärkt oder gegen empfindliche Teilbereiche geleitet

malschutzbehörde, English Heritage, wurde das Gebäude rückgebaut und zwecks Wiederaufbau eingelagert. Als klar

Terror in Städten Kolumbiens

wurde, dass ein denkmalkonformer Wiederaufbau finanziell nicht umsetzbar war, wurde das Grundstück veräußert.

Die städtischen Gefüge von Medellín und Bogota wurden

Die Rückversicherungsgesellschaft SwissRe ließ durch das

seit den 1980er Jahren bis Ende der 1990er durch den

Büro Foster & Partners an dieser Stelle das Hochhaus „The

Drogenkrieg zwischen dem Medellín- und dem Cali-Kartell

Gherkin“ errichten. Im Jahr 1993 erlitt die City durch das

schwer gezeichnet. Hierbei lieferten sich die Narcotraffican-

Attentat auf Bishopsgate, einen Teil des Financial District,

tes der Kartelle einen mehrjährigen Krieg untereinander,

einen Schaden von cirka einer Milliarde Pfund. Hierbei wur-

mit der kolumbianischen Drogenpolizei, regierungsnahen

den der NatWest Tower und weite Teile von Bishopsgate

paramilitärischen Todesschwadronen und Spezialeinhei-

beschädigt. 1996 verursachte eine Attentatsserie auf die

ten der US-Regierung. Die Bevölkerung Kolumbiens und

26


© Felipe_Mesa

© Sergio Gomez © Sergio Gomez

Das Orquideorama als Erweiterung des botanischen Gartens

der USA gegen Pablo Escobar zurück. Er durfte eine milde Strafe in dem eigens von ihm erbauten Luxusgefängnis „La Catedral“ absitzen. 1992 wurde der Deal unter internationalem Druck aufgehoben und der Krieg erneut angefacht, bis Escobar 1993 ermordet wurde. Das übriggebliebene

insbesondere der Stadt Medellín wurde von allen Seiten

Cali-Kartell und danach die FARC-Guerilla, die in Kolumbien

mit Terror überzogen. Anfänglich, um die Personalstruk-

52 Jahre lang einen Bürgerkrieg mit terroristischen Mitteln

tur des Kartells direkt anzugreifen. Dessen bekanntestes

ausfocht, übernahmen die Methoden Escobars nahtlos

Gesicht, Pablo Escobar, setzte Autobomben als Werkzeug

und griffen seitdem regelmäßig die Symbole der regieren-

gegen seine Gegner und ihre Wahrzeichen ein. 1984 wurde

den Oligarchie an, die sich in Gated Communities zurück-

ein Anschlag auf die US-Botschaft in Bogota verübt. Einige

zog. Die zurückgelassene arme Bevölkerung musste sich

Monate später wurde die Zentrale des kolumbianischen

in einem immer weiter schrumpfenden öffentlichen Raum

Inlandsgeheimdienstes gesprengt – die Explosion zerstör-

zurechtfinden, der durch Abverkauf sukzessive in Gated

te die Fensterscheiben im Radius von elf Kilometern und

Communities, exklusive Einkaufszentren, private Schulen

beschädigte etwa 1.500 Gebäude schwer. Die Spirale der

und Bildungseinrichtungen umgewandelt wurde. Städte in

Gewalt weitete sich im Verlauf des Konfliktes immer weiter

der Stadt, unzugänglich für die Mehrheit der Bürger. Ge-

aus. Behörden, Tageszeitungen, Shopping Malls, Hotels und

gen diesen Trend versucht die Stadt Medellín seit dem Jahr

Bars wurden zu Zielen. Unter dem Druck der geplagten Be-

2000 mit Methoden des Städtebaus und der Architektur

völkerung wies die Regierung 1991 den Auslieferungsantrag

vorzugehen.

AFA Architekturmagazin AFA Architekturmagazin

27


© Felipe_Mesa

Blick auf das Orquideorama aus der Vogelperspektive

Die grundlegende Annahme bei der Lösung der Probleme

Deren hohe Energieeffizienz erlaubt es, mittels UN-Förder-

ist, dass alles mit allem verbunden ist. Demnach müssen

mitteln zum Klimaschutz und Emissionshandel den Betrieb

alle Bewohner und Interessensgruppen gleichwertig be-

dauerhaft zu sichern. 2011 wurde im Stadtviertel Communa

handelt und Lösungen so entwickelt werden, dass man aus

13 eine Freiluft-Rolltreppe in Betrieb genommen, die eine

entstehenden Wechselwirkungen Vorteile ziehen kann. Auf

Höhe von etwa 28 Stockwerken erschließt und den Bewoh-

städtebaulicher Ebene soll dies mittels dreier Werkzeuge

nern den Aufstieg erleichtert. Moderne Architektur spielt bei

erreicht werden:

der Verwirklichung der Konzepte eine entscheidende Rolle, so zum Beispiel die Leon de Greiff-Bibliothek von Giancarlo

1. Das Integral Urban Project: Es vereint partizipatorische

Mazzanti, eine öffentliche Bibliothek in einer Parklandschaft,

Methoden wie Bürgerhaushalte und Bürgerplanung zur

die anstelle eines Gefängnisses erbaut wurde. Ein weiteres

Wiedererschließung und Entwicklung von ehemals öffent-

Beispiel ist das Orquideorama. Diese Erweiterung des bota-

lichen Stadt- und Bildungsräumen in sich. Es soll größere

nischen Gartens spendet Schatten und erweist der lokalen

Bereiche der Stadt neu strukturieren und ihnen eine eige-

Orchideenzucht eine Reverenz. Orchideenzucht ist ein wich-

ne Identität geben.

tiger lokaler Wirtschaftszweig. So trägt das Orquideorama städtebaulich dazu bei, dass sich die Einwohner mit ihrer

2. Eine zusammenhängende Flächennutzungsplanung,

Stadt und der Arbeit, die sie in ihr machen, identifizieren.

die auf egalitäre und bedarfsorientierte Stadtentwicklung

Mit den Worten des ehemaligen Bürgermeisters Eduardo

abzielt. Es sollen die Interessen aller beteiligten Gruppen

Fajardo ausgedrückt: „Unsere schönsten und wichtigsten

berücksichtigt werden.

Gebäude müssen sich in den Armenvierteln befinden.“ Auf diese Weise rücken entfremdete Stadtteile wieder in die

3. Eine zusammenhängende Planung von Grün-, Ver-

Stadt und Bewohner werden dazu motiviert in ihrem Viertel

kehrs- und Bildungsflächen. Der öffentliche Personen-

zu arbeiten, weil es eine Identifikationsquelle, Arbeit, Bildung

nahverkehr wurde deutlich ausgebaut, die Verkehrstak-

und Sicherheit bietet.

tung auf die Bedürfnisse der Einwohner angepasst und die Verkehrsmittel unter Berücksichtigung der besonderen

Bedürfnisorientierung statt Rebranding

Topografie Medellíns ausgewählt. Die Lage der Stadt im Aburrá-Tal, umgeben von Bergzügen, an deren Hängen die

Medellín versucht nicht, sich in einem langwierigen Prozess

ärmsten Stadtviertel hinaufwachsen, bedingt ungewöhnli-

neu zu erfinden. Probleme wie Armut, Kriminalität, Korrupti-

che Lösungsansätze. Die Bevölkerung der ärmsten Barrios

on und Besitzkonzentration sitzen viel zu tief, um mit einem

bewohnt die steilsten Berghänge. Die für Projektentwickler

Rebranding gelöst werden zu können. Vielmehr versucht

niedrige Attraktivität der Hanggrundstücke und die Nähe

man, den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung zu tra-

zu Tagelohnstellen lässt die Bewohner teilweise sehr lange

gen, ihnen vor Ort mit modernen technischen Mitteln eine

Auf- und Abstiegszeiten in Kauf nehmen. Um diese Bürger

einfache Lösung zu bieten und die Teile und Dienstleistun-

besser in das Stadtgeschehen einzubinden, wurden Seilbah-

gen dafür vor Ort herzustellen.

nen zu den Vierteln Santo Domingo und San Javier erbaut.

28

Paul Mocanu


Innovative Produkte

Gestaltungsvielfalt mit Formen und Materialien Büro- und Verwaltungsgebäude sollten idealerweise so

gekonnt umgesetzter Modulbau sich optisch und auch

konzipiert sein, dass bei einer Expansion das Gebäude

technisch nicht von der konventionellen Bauweise unter-

mitwachsen kann. Hier kann SÄBU schnell und bedarfs-

scheidet. Neben der individuellen Grundriss-, Form- und

orientiert reagieren. Ob frei stehende Bürogebäude, an

Fassadengestaltung erhielt die Funktionalität einen hohen

Lagerhallen oder Produktionshallen angebaut oder sogar

Stellenwert. Hier wurden die verschiedenen Funktionsbe-

integriert – das modulare Bauen schafft schnellen, flexib-

reiche so gesetzt, dass jederzeit eine Anpassung an die be-

len und wirtschaftlichen Raum für die Industrie, den Han-

trieblichen Veränderungen und Bedürfnisse erfolgen kann.

del und die Kommunen.

Hierzu gehört neben der flexiblen Raumnutzung auch die

In diesem Fall benötigte SÄBU kurzfristig mehr Platz für die Verwaltung und den Vertrieb. Als Resultat entstand ein

Möglichkeit der späteren Gebäudeaufstockung oder eines Erweiterungsbaus.

Bürogebäude über drei Geschosse mit einer Grundfläche

Das ansprechende Verwaltungsgebäude in modularer

von 2.183 Quadratmetern. Als Generalbauunternehmen

Bauweise besticht durch architektonisch markante Merk-

für Modulgebäude sollte der Neubau demonstrieren, dass

male, wie Auskragungen in Form von Kuben und das Ma­ terialspiel der Gebäudehülle aus Glas, Aluminium und Stein. Die Fenster sind in einem gekonnten Kontrast zur hellen

schnell. effizient.

modular.

­Fassade in Anthrazit gerahmt. Im Innenraum wurde mit hochwertigen Materialien gearbeitet, unter anderem Granitstein an den Böden und Treppenstufen sowie Edelstahlgeländer und mit Edelstahl ummantelte Stützen der Galerie. Betritt man das Gebäude, steht man in einem großzügigen Foyer und hat im Kern den Blick nach oben über eine dreigeschossige Galerie. Die Büros sind lichtdurchflutet, zur Galerie hin verglast und offen gestaltet sowie in hochwertiger und zugleich moderner Raumausstattung realisiert. Das Gebäude vereint anspruchsvolle Architektur mit hoher Wirtschaftlichkeit. Die Verwendung dauerhaft pflegeleichter Materialien für die Fassade wie Alu-Welle, Alu-Kassetten, Glas und Klinker

BEI UNS ENTSCHEIDET

DER ARCHITEKT WELCHE LEISTUNGEN VON SÄBU ÜBERNOMMEN WERDEN.

ist ein weiterer Baubestandteil. Das großzügige Foyer, das Treppenhaus mit offener Galerie und Lichtdecke, helle Büros und große Konferenz- und Schulungsräume schaffen eine angenehme Arbeitsumgebung und veranschaulichen die Vielfalt des modularen Bauens. Im Frühjahr 2016 entsteht ein weiteres Bürogebäude am SÄBU-Gelände, ein ge-

Büro- & Verwaltungsgebäude. Hospitale. Shops. Kindertagesstätten.

Schulen.

Universitätsgebäude.

konntes und architektonisch hochwertiges Pendant zu dem Bestandgebäude.

E-MAIL: modulbau@saebu.de WEB: www.saebu-modulbau.de

Weitere Informationen unter

www.saebu.de

AFA Architekturmagazin

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Innovative Produkte

Luftwechsel nach Norm Dezentrale Lüftungssysteme erfüllen EnEV-Vorgaben Gebäudehüllen werden immer dichter, der Luftwechsel in

Kubikmeter pro Stunde betragen. Für bewohnte Gebäu-

Räumen wird herausfordernder. Abhilfe schaffen dezent-

de mit normaler Nutzung empfiehlt die Norm mindestens

rale Lüftungssysteme, die den nach DIN 1946-6 geforder-

eine Nennlüftung von 95 Kubikmetern pro Stunde. Der not-

ten Luftaustausch gewährleisten.

wendige Luftaustausch hängt vom Dämmstandard, von der

Mit einer dichten und wärmebrückenfreien Dämmung

Wohnfläche und der Bewohnerzahl ab. Auch die Lage und

soll die vorhandene Wärme in Gebäuden gehalten werden.

die natürliche Fugenlüftung spielen eine Rolle. All diese Fak-

So werden Heizkosten gespart und die Umwelt entlastet. Al-

toren sind in einem Lüftungskonzept, das bei Neubau oder

lerdings muss bei der energetischen Optimierung für einen

Sanierung für jede Nutzungseinheit erstellt werden muss, zu

ausreichenden Luftwechsel im Haus gesorgt werden – für die

berücksichtigen.

Gesundheit der Bewohner und zum Schutz des Gebäudes.

Den geforderten Mindestluftwechsel gewährleisten de-

Denn in den eigenen vier Wänden wird geatmet, geschwitzt,

zentrale Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung wie die

gekocht, geduscht und gebadet. Die mit viel Feuchtigkeit an-

der inVENTer GmbH. Hier wird dank gezielt angeordneter

gereicherte Raumluft muss raus, um Schimmel vorzubeugen.

Lüftungsgeräte in den Außenwänden die Frischluft von außen

Das gelernte Lüftungsverhalten vieler Menschen – nach dem

durch den Wohnraum geleitet. Der von inVENTer erforsch-

Duschen stoßlüften, morgendliches Querlüften – reicht nicht

te und entwickelte Keramikwärmespeicher in den Geräten

mehr aus. Und zu lange sollte das Fenster auch nicht offen

nimmt dabei die Wärme der Raumluft auf und gibt sie bis zu

stehen, damit vor allem im Winter keine wertvolle Energie

91 Prozent wieder an die Zuluft ab. Mit dieser Innovation defi-

verloren geht. Fakt ist: Perfektes Lüften kann von Bewohnern

nierte inVENTer den Lüftungsstandard neu. Deren intelligen-

nicht vorausgesetzt werden. Vor allem dann, wenn sie für

te Lüftungstechnik ohne zusätzliche Rohrsysteme ist schnell

längere Zeit nicht da sind oder schlafen.

montiert und einfach zu bedienen. Außerdem passen die Lö-

Der erforderliche Luftwechsel in Gebäuden ist nach aktu-

sungen zu jeder Wohn- und Arbeitssituation – von Dachschrä-

eller Energieeinsparverordnung (EnEV) und DIN 1946-6 de-

gen über Laibungslösungen bis hin zum Souterrainbereich.

finiert. Halten Planer und Architekten diese nicht ein, ergibt

Wer sich für inVENTer entscheidet, erhält immer ein kosten-

sich für sie ein beträchtliches Haftungsrisiko. Zum Bauten-

freies Lüftungskonzept dazu. Die darin enthaltene energeti-

schutz bei Abwesenheit der Nutzer sollte auf einer Fläche

sche Bewertung dient als Grundlage für die Berechnung des

von 70 Quadratmetern der Luftvolumenaustausch ca. 30

EnEV-Nachweises, der für eine Bauzulassung notwendig ist.

Vertrauen Sie dem Original. www.inventer.de

Dezentrale Wohnraumlüftung Kostenlose Planung und Beratung Elegantes und unauffälliges Design Flexible Lösungen für jede Situation TÜV-geprüfte, DIBt-zugelassene Systeme Kompetente Schulung durch inVENTer ®

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Innovative Produkte

Kulturwerft Gollan Für Thilo Gollan war es eine verrückte Idee und gleichzeitig ein Herzensprojekt, als er den rund 20 Jahre brachliegenden Industriepark kaufte. Seinen Traum, ein Kulturzentrum für Lübeck zu errichten, hat er realisiert. Vor rund 135 Jahren entstand eines der ältesten Fabrikgebäude Schleswig-Holsteins. In dem imposanten und behutsam sanierten Industriedenkmal aus Backstein und Stahl werden modernes Design und historische Architektur zu einer faszinierenden Symbiose zusammengeführt. In den teils 18 Meter hohen Hallen wurden damals Schiffe, Bagger und LKW-Auflieger gebaut. Zukünftig soll in den miteinander verbundenen Hallen genügend Platz für Lesungen, Events und private Feiern sein. Eine Beheizung dieser Räume mit der notwendigen Leistung und unauffälligen, integrierbaren Systemen war die Aufgabenstellung an die PENDER Strahlungsheizung GmbH. Die Vorteile der geringen Aufheizzeit und geringen Wärmeunterschiede in Kombination mit flexibler Bauweise waren bedeutende Kriterien. In-

Hallen richtig heizen und lüften

dustrielle Optik ja, nicht aufdringlich und vor allem auch bei leisen Events nicht störend.

Zukunftsweisende und effiziente Hallenheizsysteme von Pender. www.pender.de 

Vorher

PENDER Strahlungsheizung

PENDER Strahlungsheizung GmbH Industriestraße 7 D-68526 Ladenburg Telefon: 06203 / 92 66 19 Telefax: 06203 / 92 66 28 verkauf@pender.de

Nachher – Besondere Anforderungen erfordern individuelle Lösungen!

So entschied sich der Bauherr Gollan-Bau für Dunkelstrahler der Serie Vario Midi mit einem Rohrdurchmesser von 250 Millimetern und einer Gesamtlänge von 118 Metern, sowie Dunkelstrahler der Serie Vario Maxi mit einem Rohrdurchmesser von 355 Millimetern und einer Gesamtlänge von 210 Metern. Als Gesamtleistung mussten 720KW installiert werden. Um die gewünschte Stille zu gewährleisten, wurde daher zunächst ein Teil der Wärmewellengeräte mit den Brennern außerhalb der Halle installiert und die Dunkelstrahler zusätzlich mit Rohrschalldämpfern versehen. So finden Weihnachtsfeiern, Business-Events, Candlelight Dinner oder Hochzeiten nun in dieser spektakulären Kulisse die besten Voraussetzungen.

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Innovative Produkte

Sicher in Form und Funktion Zäune, Tore und Geländer von Zaunteam Wer Wert auf die Gestaltung von Grundstücken legt, stößt irgendwann auf Grenzen – die des Grundstücks und die der Gestaltung. Zäune sind dabei weit mehr als Grenzmarkierungen oder beliebige Accessoires zur Abschottung. Das gilt für private Liegenschaften genauso wie für den gewerblichen oder öffentlichen Raum. Grundstücksbesitzer wie auch Verantwortliche in Unternehmen oder für Einrichtungen wie Spielplätze oder Freizeitanlagen kommen heute nicht mehr an gestiegenen Anforderungen an Schutz und Detektion vorbei. Doch welche praxiserprobten Lösungen gibt es derzeit auf dem Markt, um Funktion und Form am Grundstücksrand miteinander in Einklang bringen zu können? Bei Sicherheitszäunen denken viele zunächst an Elektrozäune. Überwindungsversuche werden mit kurzen, sehr schmerzhaften, aber für den Menschen ungefährlichen Stromstößen quittiert. Für Planer sind dagegen die Optionen

Lösungen für fast jede Zaun-Anforderung

Alarm bei Sabotage, individuell konfigurierbare Schutzzonen sowie Ausbaufähigkeit mit optischen oder biometrischen

Je nach Spezifikation können Modularität, Sabotagesicher-

Überwachungskomponenten interessant. Elektrozäune sind

heit, intelligentes Alarm-Management, Übersteigdetektion,

im Vergleich mit anderen Sicherheitszaunsystemen meist

Untergrabschutztechnologie bis hin zur gestalterischen Frei-

die geringere optische Beeinträchtigung. Dass Sicherheit

heit in nahezu allen RAL-Farbtönen im Vordergrund stehen.

und Detektion aber auch elegant und zeitgemäßer – bis

Auch in der Materialwahl ist die Vielfalt groß: von Alumini-

hin zum digitalen und „intelligenten“ Zaun aussehen kön-

um über Stahl, Mauerwerk, Naturstein oder Drahtgeflecht

nen, beweisen Alternativen, die derzeit den sicherheits- wie

bis hin zu unterschiedlichsten Holzarten. Kombinationen

­designorientierten Markt erobern.

verschiedener Materialien, unterschiedliche Zaunmatten, Füllungen oder Glas runden die Bandbreite der erhältlichen Zaunlösungen ab. Besonders hohe Ansprüche an Sicherheit und Design erfüllen Zaunsysteme mit digitalem Detektionssystem. Sie erkennen präzise und zuverlässig Schwingungen, die beispielsweise beim Durchtrennen oder Aufhebeln entstehen. Spezielle Abdeckbleche schaffen auch für bereits bestehende Zäune „intelligente“ Zaunkronen, die mit Dämpfungsschaltelementen Gewichtsauflagen erkennen können, die beim Überwindungsversuch entstehen – ohne regelmäßige Wartung! Leistungsfähig und modular, dabei auch ästhetisch optimal – entdecken Sie die ganze Vielfalt von Zäunen, Toren und Geländern bei Zaunteam: vor Ort bei Ihrem regionalen Partner, per Telefon unter der kostenfreien Nummer 080084 86 888 oder online unter www.zaunteam.com.

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Hitzefrei! Gerexte Fugen schützen Leben. Fugenfüllsysteme für den Brandschutz.

Gesetzeskonforme brandschutztech­ nische Abdichtung von Bauteilfugen in Massivwänden und -decken mit ­Fugenfüllsystemen

Fugenschnur SG 300 N

Die Rex Industrie-Produkte Graf von Rex GmbH aus Vellberg in Baden-Württemberg hat sich der Herstellung und dem Vertrieb von Fugenfüll-Systemen für baulichen Brandschutz verschrieben. Rex stellt sowohl Architekten und Planern als auch den ausführenden Baufirmen geeignete Fugenfüllmaterialien und die dazugehörigen bauaufsichtlichen Nachweisdokumente wie Europäische Technische Zulassung (ETA)

Litaflex-Vario-Element

oder allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse zur Verfügung. Dass Brandschutzprodukte nicht zwangsläufig auch teuer sein müssen, beweist der Hersteller Rex Industrie-Produkte mit dem Klassiker Rex-Fugenschnur SG 300 und der Weiterentwicklung SG 300 N. Dieses Produkt wird seit vielen Jahren erfolgreich verwendet, um Gebäudefugen brandschutztechnisch einwandfrei zu verschließen. Es handelt sich dabei um eine elastische, mit Glasgarn umflochtene Steinwollschnur

Litaflex SM 30 + AF Faltelement

mit der Baustoffklasse A1 = nichtbrennbar. Aufwändige Brandversuche bei zugelassenen und zertifizierten Brandprüfstellen der Länder ergaben, dass je nach Anzahl der Lagen von Fugenschnur der Durchgang von Feuer und Rauch durch die Fuge um 90 bis 180 Minuten verzögert werden kann – im Ernstfall lebensrettende Zeit für die Gebäudeevakuierung. Auch beim kürzlich in Stuttgart eröffneten MILANEO-Shoppingcenter, einem Gebäu-

Litaflex SM 30 + AF Fugenblock

dekomplex mit zirka 43.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 200 Shops, vertraute man auf zertifizierte Brandschutzqualität. Die Fachfirma BELFOR Prevention GmbH aus Duisburg verlegte dort über 16.000 Meter der Fugenschnur SG 300. Der Nachweis erfolgt bei der Fugenschnur SG 300 N über eine Europäische Technische Bewertung, das CE-Zeichen sowie das Ü-Zeichen. Dieses Dokument wird vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ausgestellt. Voraussetzung dafür sind erfolgreich bestandene Brandprüfungen ...

Lesen Sie den gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Innovative Produkte“.

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Brände verhindern, Funktionserhalt sichern. Dazu dienen Rex-Brandschutzprodukte. Rex Industrie-Produkte Graf von Rex GmbH Großaltdorfer Straße 59 74541 Vellberg Tel.: 07907 / 9620-0 Fax: 07907 / 9620-80 info@rex-industrie-produkte.de

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Innovative Produkte

Intelligent, sicher, funkvernetzt – und fit fürs Smart-Home-System Einbindung in Smart-Home-Systeme Als neue Schlüsselstelle ins digitale Gebäude wird darüber hinaus der neue Genius Port ab dem ersten Quartal 2017 zur Verfügung stehen. Dieser zentrale Datenknoten bündelt alle Informationen der Rauchwarnmelder und stellt sie ins Internet. Der größte Nutzen des Genius Ports für den End­ anwender liegt darin, dass alle Daten nun über die Cloud in das smarte Gebäude übermittelt werden können und damit beispielsweise für das Smart-Home-System des Hekatron-Partners digitalSTROM verfügbar sind. „Auf Unternehmensebene geht es im Bereich von Smart-Home- und © HEKATRON

Smart-Building-Lösungen entscheidend um vertrauensvol-

Peter Ohmberger, Geschäftsführer Hekatron Vertriebs GmbH.

le Kooperationen. Dabei ist es notwendig, Partnerschaften auf Augenhöhe zu generieren, um den möglichen Kundennutzen über ein intelligentes Geschäftsmodell voll auszuschöpfen und den wechselseitigen Zugang in eine größere Gebäudewelt zu ermöglichen“, erläutert Peter Ohmberger, Geschäftsführer der Hekatron Vertriebs GmbH. In diesem Sinne kooperiert Hekatron auch mit der digitalSTROM

Hekatrons smarte Rauchwarnmelder Genius Plus und

AG. Intuitiv in der Anwendung und einfach einzubauen,

Genius Plus X genügen höchsten Ansprüchen an De-

kommuniziert deren Technologie über die bestehenden ­

tektionssicherheit, Qualität und Design. Darüber hin-

Strom­leitungen und vernetzt sämtliche elektrischen Geräte

aus können sie mit Smartphones kommunizieren und

­mit­einander.

­lassen sich zukünftig via Genius Port sogar in Smart-­ Home-Systeme integrieren.

Die neue Hekatron-Rauchwarnmeldergeneration – das sind der Stand-Alone-Melder Genius Plus und der funkvernetz-

Auf Knopfdruck geben die intelligenten Melder der neuen

bare Genius Plus X. Beide tragen das für höchste Qualität

Rauchwarnmelder-Generation Genius Plus alle wichtigen

stehende Q-Label, das nachweist, dass sie die neuen und

Daten vom Batteriezustand bis zum Verschmutzungsgrad an

weltweit härtesten Qualitätsprüfungen gemäß der vf-

das mit der entsprechenden App ausgestattete Smartphone

db-Richtlinie 14-01 bestanden haben.

weiter. Endanwender beispielsweise können mit der Genius Home App eine einfache Melder-Diagnose durchführen. Die Genius Pro App ermöglicht es dem Rauchwarnmelder-Profi darüber hinaus, bei seinen jährlichen Wartungsterminen digitale Wartungsprotokolle direkt auf dem Smartphone zu erstellen, archivieren und verschicken. Zudem bietet ihm die Genius Pro App ebenso einfache wie umfangreiche Diagnosemöglichkeiten.

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Weitere Informationen unter www.hekatron.de

und www.genius-plus.de


Innovative Produkte

Wärmepumpen: Die Wärmeerzeuger der Zukunft? Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung hat ein ehrgeiziges Ziel: Zwischen 80 und 95 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als noch vor 26 Jahren sollen im Jahr 2050 in Deutschland produziert werden. Beim Thema umweltfreundliches Heizen sieht der Plan die Zukunft klar in der Strom-Wärmepumpe. Der Contracting Dienstleister gc Wärmedienste GmbH (german contract) hat bereits zahlreichen Kunden zu dieser innovativen Technik in den eigenen vier Wänden verholfen. Der UN-Klimagipfel hat Ende des letzten Jahres in Paris beschlossen, die globalen Netto-Treibhausgasemissionen nach 2050 auf null zu reduzieren und die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung soll nun die Maßnahmen

chern Sonnenwärme, die die Wärmepumpe ihnen entzieht

festlegen, mit deren Hilfe Deutschland diese Ziele erreichen

und an den zu beheizenden Raum abgibt.“ Wärmepum-

kann. Auch der Bereich der Raumheizungen wird in dem

pen können also verschiedene natürliche Energiequellen

Papier behandelt, sind diese doch für rund 70 Prozent des

wie Luft, Wasser und das Erdreich nutzen, möglich ist aber

Energieverbrauches eines Haushaltes verantwortlich. Der

auch eine Wärmegewinnung aus Abwärme. Am Beispiel ei-

Plan sieht vor, dass in Zukunft vermehrt klimafreundliche

ner Luft-Wasser-Wärmepumpe würde der Prozess dann

Strom-Wärmepumpen verbaut werden. Auch heute schon

wie folgt aussehen: Die Pumpe entzieht der Umgebungsluft

fällt die Wahl jedes dritten Ein- und Zweifamilienhausbesit-

Wärme. Gleichzeitig wird mit ihr ein schon...

zers auf die Wärmepumpe.

Effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen

Lesen Sie den gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Innovative Produkte“.

Doch wie funktioniert eine solche Wärmepumpe überhaupt? Roland Gilges, Geschäftsführer von german contract, nutzt

Die Ventilatoren der Wärmepumpe auf dem Dach des neuen Clubhauses saugen die Umgebungsluft ab und führen sie dem Wärmekreislauf zu.

zur Erklärung einen anschaulichen Vergleich: „Die Funktionsweise einer Wärmepumpe gleicht im Prinzip der eines Kühlschrankes, nur umgekehrt. Der Kühlschrank entzieht Lebensmitteln Wärme, die er über die Lamellen an seiner Rückseite an den Raum abgibt. Nach diesem Prinzip arbei-

© german contract

tet auch eine Wärmepumpe: Wasser, Erde und Luft spei-

AFA Architekturmagazin

35


TRANSFORMIERTE

Fotos: © PlanungsbüroBunker

BUNKERBAUTEN

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Bunkerbauten

Visualisierung des möglichen Umbaus des Flakbunkers im Heiligengeistfeld

M

assive Hochbunker – sie erinnern noch heute an

scheinung anbelangt, kann man nicht behaupten, dass Luft-

eine Zeit der Zerstörung. Als Mahnmale stehen

schutzbunker das Stadtbild negativ beeinträchtigen, da sie

sie da, oft ungenutzt und ebenso heruntergekom-

ja bewusst im Sinne der Tarnung in das damalige Stadtbild

men. Um 1940 als funktionale Schutzbehausungen erbaut,

integriert wurden. Viele haben Spitz- oder Walmdächer, eini-

sind sie heute in ihrer ursprünglichen Funktion überflüssig

ge sind auch, in Gebieten, in welchen es angebracht schien,

geworden. Dieser Thematik nimmt sich seit einigen Jahren

als Flachdachkonstruktionen ausgeführt. Bei nicht wenigen

die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an. Ziel ist die

Bunkern wurden die oft mindestens zwei Meter dicken

Veräußerung von möglichst vielen Bunkeranlagen, verbun-

Stahlbetonaußenwände mit Klinkern verkleidet. Dennoch

den mit der Hoffnung auf eine Umnutzung. So soll den Bau-

mögen sie für viele umliegende Anwohner wie ungenutzte

werken, insbesondere den Hochbunkern, eine neue Zweck-

Schandflecken wirken. Aber ihre besondere Ästhetik hat Po-

bestimmung zukommen. Die erste Generation ohne direkte

tential, das mit architektonischem Fingerspitzengefühl in ex-

Kriegserfahrung nimmt sich der Problematik mit weniger

travagante Architektur transformiert werden kann.

Emotionen, aber dennoch mit viel Sensibilität bezüglich des historischen Kontextes an. Dabei stellen viele Aspekte die

Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten

Architekten stets vor eine Herausforderung. Angefangen bei einem Abriss, der sich mit meterdicken Stahlbetonau-

Gelungene Beispiele finden sich dafür viele. Einige werden

ßenwänden sehr schwierig gestaltet. Ebenso aufwändig ist

zu exklusiven Wohnräumen umgebaut, andere werden zu

die Erweiterung von Fensteröffnungen, welche in die Wände

Clubs oder Proberäume umgenutzt, welche von den dicken

gesprengt werden müssen. Aber auch die Einhaltung von

Wänden profitieren. Auch Museen finden durch den Mangel

Brandschutzauflagen oder Denkmalschutz-Bestimmungen

an Fenstern in Bunkern ideale Räumlichkeiten für Ausstel-

bei einer Modernisierung erfordern entsprechende Be-

lungen. Es gibt viele Nutzungen, die sich in die monumenta-

rücksichtigung und Fachkenntnis. Was die ästhetische Er-

len Zeitzeugen integrieren lassen – wobei

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Fotos: © INDEX Architekten BDA

Bunkerbauten

Bunkeraufstockung in Frankfurt / Main

Wohnbauten wohl mehr Aufwand bei der Modernisierung

wickeln Index Architekten ein kostengünstiges Lösungskon-

bedürfen und umstrittener sein dürften als diverse öffent-

zept, das Raum für Kunst, Kultur, Innovation und Interaktion

liche Kollektivnutzungen, die dem Gemeinwohl oder kollek-

bereitstellt. So entstehen in dem unteren, ursprünglichen

tiven Interessengruppen dienen. Zumal bei Kollektivnutzun-

Bunker Proberäume für Musiker sowie Ausstellungsberei-

gen das Gebäude oft auch als Mahnmal erhalten bleiben

che für Kunst. Im oberen Neubau hingegen werden auf ins-

kann und dennoch die Möglichkeit besteht, den Bau sinnvoll

gesamt 600 Quadratmetern Nutzfläche fünf Künstlerateliers

zu nutzen und ihn zu beleben. Aus diesem Grund werden

in der unteren Etage und neue Räumlichkeiten des Instituts

im Folgenden zwei öffentlich genutzte Projekte vorgestellt.

für Neue Medien in der oberen Etage angeboten. Innerhalb von neun Monaten entsteht auf dem massiven Beton-Bun-

Ein geglücktes Umnutzungsobjekt findet sich in der Schmick­

ker eine zweigeschossige Leichtbaukonstruktion aus Holz

straße 18 am Frankfurter Osthafen. Das Gebiet wird seit 1912

und Trapezblech, welche an sich 6,40 Meter misst und das

größtenteils als Umschlagplatz für Güterhandel der Binnen-

Gebäude insgesamt auf eine Höhe von 14,50 Metern anhebt.

schifffahrt genutzt. Der Bunker mit einer Grundfläche von

Die Aufstockung ersetzt das Dach und lässt den ursprüng-

etwa 450 Quadratmetern diente den Handelsleuten zum

lichen Bunker darunter wie einen massiven Sockel wirken.

Schutz vor Luftangriffen. Das ursprüngliche Walmdach ist im

Der Neubau hingegen ist nicht nur in Leichtbau konstruiert,

Laufe der Zeit marode geworden und hätte eine kosteninten-

sondern macht die Leichtigkeit seiner Konstruktion auch

sive Modernisierung erfordert. Um dem zu entgehen, ent-

nach außen visuell sichtbar. Dies wird einerseits erreicht, indem man den neuen Quader auf dem Bunkergrundriss um vier Meter in Längsrichtung verschiebt, was eine Kragung auf der Westseite und einen tiefen Freibereich mit der gleichen Spannweite auf der Ostseite des Gebäudes zur Folge hat.

38


Bunkerbauten

Leichtes Pendant zum Betonsockel Aber auch die Tatsache, dass der innenliegende Gebäudekern ringsum von einem Laubengang umschlossen wird, welcher durch eine Metallgitterfassade bündig mit dem Bunker abschließt, trägt dazu bei, dass der obere Bereich als leichtes Pendant wahrgenommen wird. Ein Beleuchtungskonzept verleiht dem Gebäude bei Dunkelheit eine imposante Atmosphäre mit modernem Charme, die stark im Kontrast zu dem tristen, introvertierten Betonsockel steht. Die Lichtinstallation repräsentiert adäquat die neue Nutzung, der historische Charakter des Gebäudes wird dabei aber dennoch respektvoll beibehalten. Die vertikale Erschießung der oberen Etagen erfolgt über einen im Freien liegenden Treppenaufgang im Norden und durch einen geschlossenen Treppenturm im Osten. Die Laubengänge als horizontale Erschließung funktionieren ebenso als Fluchtwege. 2004 wurde das Gebäude fertiggestellt und 2017 dürften sich die Investitionskosten amortisiert haben. Ein weiteres interessantes Projekt wird derzeit in Hamburg diskutiert und soll vielleicht sogar bis Ende 2016 konkret werden. Es handelt sich um eine Erweiterung mit einer „grünen Lunge“ über fünf Etagen und einer Fläche von 7500 Qua­ dratmetern auf dem Dach des Flakbunkers im Heiligengeistfeld, einem Viertel im belebten Stadtteil St. Pauli. Der Bunker, welcher 18.000 Menschen zum Schutz aufnehmen konnte und gleichzeitig der Abwehr diente, wurde um 1942 unter anderem durch die Leitung von Albert Speer erbaut – ein deutscher Architekt und zu NS-Zeiten Rüstungsminister, dessen

AFA Architekturmagazin

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Bunkerbauten

Der ehemalige Bunker in der Schmickstraße

Nachfahren noch heute ein erfolgreiches Architekturbüro

Die Aussichten auf eine Realisierung des Projekts auf der

in Frankfurt führen. Der Flakbunker ist einer von zwei in

Grundlage von Bürgerpartizipation sind dennoch sehr gut.

Hamburg und wird bereits durch Medien- und Veranstal-

Zum einen steht der Pächter Thomas J. C. Matzen hinter den

tungsunternehmen genutzt, unter anderem beherbergt er

Plänen der Anwohner und zum anderen wurde auch in einer

drei Clubs: Übel & Gefährlich, Terrace Hill und Turmzim-

Sonderbezirksversammlung am 5. Juli 2016 von politischer

mer. Die Idee, den Bau mit einem grünen Dach durch etwa

Seite für die Umsetzung des Vorhabens entschieden, auch

228 größtenteils immergrüne Gewächse zu erweitern, ent-

wenn das Ergebnis knapp war. Nun müssen noch Details

stammt der Anwohnerinitiative Hillegarten, die sich mit der

mit der Bauaufsicht abgestimmt und die Baugenehmigung

Aufwertung des Bunkers seit über zwei Jahren intensiv be-

erteilt werden, welche sich derzeit noch in der Prüfung be-

schäftigte, bevor sie ihre Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt

findet. Man kann weiterhin gespannt sein auf das Ergeb-

hat. Die Interessengemeinschaft mit originellem Namen hat

nis, welches uns vielleicht schon in wenigen Jahren erwarten

in den vergangenen Jahren bereits für kontroverse Diskus-

wird.

sionen gesorgt und auch Gegner auf den Plan gerufen, die das Vorhaben als Greenwashing kritisieren. Denn neben der

So können aus Orten der Angst Bereiche friedlicher Natur,

öffentlich zugänglichen Parkfläche sollen auch kommerzielle

Räume der Kommunikation, Interaktion, Kunst, Kultur und

Einrichtungen vorgesehen werden, von denen der Pächter

des Zusammenlebens entstehen, ohne dass die Vergangen-

durch Mieteinnahmen profitieren wird. Das ist eine Bedin-

heit in Vergessenheit gerät. Denn die Belebung eines Bun-

gung des Pächters, der sich entgegenkommend dazu be-

kers steigert auch die Präsenz der Vergangenheit und erhält

reiterklärt hat, einen großen Teil der Investitionskosten zu

somit eher seine Bedeutung als Mahnmal, als wenn man ihn

tragen sowie sich der Parkpflege anzunehmen.

in Vergessenheit geraten lässt oder gezwungen ist, ihn als wenn man ihn als Schandfleck betrachtet.. Tamara Scheck

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Objektbericht

Architektur vereint Motorsport und Wintererlebnis Am Fuße der Timmelsjoch Hochalpenstraße auf 2.175 m Seehöhe befindet sich Europas höchstgelegenes Motorrad-Museum – der Mountain Crosspoint. Es war ein wahrhaft ambitionierter Plan: Ein Motorrad-Museum, eine moderne Seilbahnstation, die Mautstelle einer der populärsten Hochalpenstraßen des Landes sowie ein großzügig gestaltetes Restaurant in einem Gebäude zusammenführen. Das Zwillings-Brüderpaar Alban und Attila Scheiber steht als Bauherr hinter diesem wohl weltweit einzigartigen Konzept. Den beiden Ötztalern wurde die Leidenschaft für Motoren und Motorräder von Ihrem Vater, dem früheren Profi-Rennfahrer Alban Scheiber senior, in die Wiege gelegt.

Museum der Superlative In den vergangenen Jahren haben die Scheibers eine der kostbarsten Sammlungen historischer Motorräder in Österreich aufgebaut und stellen die rund 170 erlesenen Exponate nun am Timmelsjoch aus. Zehntausende Motoradbegeis-

Gebäudehülle: Von Schneewechte inspiriert, in Holz ausgeführt

terte fahren jedes Jahr über Österreichs höchst gelegenen Straßen-Grenzübergang, und somit am Crosspoint und dem

Der Top Mountain Crosspoint besticht mit einer zeitgemä-

darin untergebrachten Motorrad-Museum vorbei.

ßen Formensprache. Der Tiroler Architekt Michael Brötz zeichnet für die geschwungen-organische Linienführung des

Ein weiteres Highlight ist die im selben Gebäude unterge-

Objektes verantwortlich. „Schneewechten standen Pate für

brachte moderne Talstation der Kirchenkar-Gondelbahn.

die Form. Auf diese Art lässt sich das Gebäude mit der Landschaft wesentlich besser verschmelzen und auch bei der Wahl der Materialien haben wir auf Natürlichkeit gesetzt“, erklärt der Planer. Die Gebäudefassade wurde fast durchgängig in Holz ausgeführt.

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Objektbericht

Der Allianz Tower in Istanbul: Ein Leuchtturm für Technologie und Kultur Mit einer speziellen Elementfassade zeigt Schüco Gesicht

185,5 Meter ragt er empor. Längst

Gänzlich von einem gläsernen Gewand

Monument für das Spiel mit Gegensät-

macht er die zahlreichen Bürokom-

umhüllt, steht der Allianz Tower in

zen, das sich insbesondere an der Fas-

plexe und Häuser zu seinen Füßen zu

Istanbul da und gilt schon jetzt als Sym-

sadengestaltung ablesen lässt. So wird

Miniaturen und stellt sie gleicherma-

bol für neue Wege im Hochhausbau.

die Idee von vollflächiger Durchläs-

ßen in den Schatten. Selbst dagegen

Denn was auf den ersten Blick nach

sigkeit, unter anderem erzeugt durch

strahlt er selbstbewusst, der jüngst

einem weiteren gewöhnlichen Wolken-

eine

fertiggestellte Allianz Tower in Istan-

kratzer aussieht, vereint in Wahrheit

der Ganzglasfassade, durch kontras-

bul – und zeigt Gesicht: Denn seine

eine ganze Vielfalt an Argumenten, um

tierende und reliefartige Ornamente

Ganzglasfassade spiegelt nicht nur

den neuen Turm zu Recht als gelunge-

konterkariert. Über das Gebäude sind

ein meisterhaftes Spiel mit neuesten

nes Wahrzeichen inmitten seines he-

diese Sonneschutzpaneele in edel

Technologien und nachhaltiger Ge-

terogenen Umfelds betiteln zu können.

schimmerndem Brillantgold je nach

bäudetechnik wider. Auch kulturelle

Allen voran natürlich sein skulpturaler

Himmelsrichtung asymmetrisch und

Bezüge blitzen an dem Koloss keines-

Charakter: Denn ganz und gar nicht

unterschiedlich dicht verteilt. „Eine mo-

wegs ab.

war es die Intention des New Yorker

derne Synthese von Kultur und Klima“,

Büros FXFOWLE, nach dessen Entwür-

so beschreibt Schüco das Konzept, das

fen der Allianz Tower sich vom Boden

als ausführendes Unternehmen für

erhebt, die 40 Geschosse in bereits ge-

diese hinterlüftete Vorhangfassade,

lernter Form Ebene für Ebene überei-

hier in objektspezifischer Ausführung

nander zu stapeln. Ganzheitlichkeit re-

des Produktes UCC 65 SG, verantwort-

präsentiert hier jede Linie der kantigen,

lich zeichnet.

flächenbündige

Außenansicht

sich nach oben hin verjüngenden Form des Gebäudes. Eine rigide Geometrik, die baukulturelle Reminiszenzen an die

„Moderne Synthese von Kultur und Klima“

lokale osmanische Ästhetik aufweist: Anklänge an kappadokische Feenkami-

Und in der Tat dürfte sie nicht nur

ne, wie sie aus Anatolien bekannt sind,

wegen ihrer nahezu künstlerisch ge-

werden spürbar. Auch wenn konzep-

prägten Optik eines der wesentlichen

tionell durch unterschiedliche Gärten

Elemente des imposanten Bauwerks

innerhalb des Bauwerks sowie durch

sein.

den üppig begrünten Sky Garden mit

schen wie ökonomischen Ansprüchen

gigantischem Ausblick über das Um-

und Sicherheitsaspekten galt es hier

land, nämlich den asiatischen Teil der

im Hinblick auf Windlasten, Regen-

Metropole Istanbuls und darüber hinaus, das wuchtige Bauwerk mit seinem Standort verschmelzen mag – der Allianz Tower bleibt gleichermaßen ein

42

Nicht

nur

(fertigungs)techni-


Objektbericht

dichtigkeit zu genügen: So sorgen an den Kontaktpunkten der geneigten Fassaden CNC-gefertigte Verbindungselemente für überaus präzise Anschlüsse. In Bereichen, bei denen die Neigung mehr als 16 Grad beträgt hingegen, übernehmen eigens angefertigte Dichtungsprofile die Drainage. Sonderlösungen finden sich gemäß dem Bielefelder Fassadenspezialisten Schüco ebenfalls bei den doppelschaligen Sicherheitsglas-Aufbauten: Um das Gebäudeinnere effizienter vor Sonneneinstrahlung zu schützen und eine

umfassende

Wärmedämmung

gewährleisten zu können, wurde hier eine Low-E-­Beschichtung zusätzlich zu einem durch keramisches Punktraster definierter Glasbau integriert. Ein besonderes Augenmerk ist fernerhin der Nachhaltigkeit des ganzheitlichen

(81 von 110 möglichen Rating-Punkten)

Klimakonzeptes

worden.

trägt der Allianz Tower nun als erstes

Schließlich hat das Bauwerk sein Ziel

Hochhaus in der Türkei die höchste

erreicht und konnte alle notwendi-

Zertifizierung LEED Platin.

gewidmet

gen Prinzipien in puncto Energie- und Wasser-Effizienz, Raum- und Stand-

Laura Stillers

ortqualität, Verwendung nachhaltiger und regionaler Materialien erfüllen: Mit einer außergewöhnlich klaren Wertung

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Objektbericht

Dem Himmel so nah Vom Kloster zum Designhotel

M

aastricht zählt aufgrund seiner vielen Sehenswür-

Beinahe unerwartet taucht die ehemalige Klosteranlage

digkeiten und des großen kulturellen Angebots,

Kreuzherrenkirche hinter einer Straßenbiegung auf. Wir fah-

besonders für Wochenendtouristen, zu den be-

ren bis vor den Hoteleingang und werden dort von einem

liebtesten Ausflugszielen in den Niederlanden. Dementspre-

Portier freundlich begrüßt, das Gepäck geben wir ab und das

chend hoch ist das Hotelangebot in der Stadt. Wer etwas

Auto wird für uns geparkt. Somit haben wir die Gelegenheit

Besonderes sucht, sollte ein Zimmer im Kruisherenhotel im

in aller Ruhe das Äußere Erscheinungsbild des Designhotels

Zentrum von Maastricht buchen, denn hier verschmelzen

zu genießen. Schon fast unscheinbar liegt das alte Kloster

eine bis dahin ungenutzte Kirche und ein Hotel zu einer ein-

zwischen der umliegenden Bebauung und einer Allee mit

zigartigen Synergie. Zwei Redakteurinnen machten sich da-

altem Baumbestand. Von Außen ist die neue Nutzung kaum

her auf den Weg in eine der ältesten Städte der Niederlan-

zu erkennen, die gepflegte Begrünung auf dem kleinen Platz

de, um sich dieses besondere Designhotel einmal genauer

vor dem Hotel erinnert an einen Klostergarten. Einzig der

anzusehen.

Eingangsbereich lässt erahnen, dass sich im Inneren noch etwas anderes abspielt.

Von dem Eingang wird man förmlich in das Innere der Kirche gezogen.

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Objektbericht

blicken in Richtung des ehemaligen Chors. Was wir vorher nicht sehen konnten: oben auf dem eingeschossigen roten Baukörper befindet sich der Restaurantbereich und scheint zwischen den monolithischen Kirchenwänden zu schweben.

Sakral und profan unter einem Dach Fotos: © Etienne van Sloun

Es war eine große Aufgabe für den Architekten Rob Brouwers, denn die denkmalpflegerischen Auflagen waren hoch. Die Kirche wurde zwar, seit Napoleon die Mönche aus der Kirche vertrieb, nicht mehr als Gotteshaus genutzt, dennoch musste der gesamte Hotelbereich reversibel angelegt werden. Somit entschied Brouwers sich für einen freistehenden Ein Zimmer im Dachgeschoß des Hotels.

Körper mitten im Raum und ermöglicht den Besuchern dadurch die Kirche aus noch nie dagewesenen Perspektiven zu betrachten.

Kunst statt Heiligenbilder Vom Aufzug aus gelangt man über einen Steg in den angrenNicht etwa ein hölzernes Eichentor zeigt uns den Weg in die

zenden Klosterbereich, in welchem die Zimmer liegen. Un-

gotische Kirche, wir betreten sie vielmehr durch einen kup-

ser Zimmer befindet sich in der zweiten Etage, direkt unter

ferfarbenen Eingangstunnel, der uns wie ein Trichter in das

dem Dach. Heute haben die Zimmer nichts mehr

Kirchenschiff leitet. Beim Anblick des Innenraums bleiben wir erstmal stehen. Wir befinden uns zweifelsohne in einer Kirche, allerdings findet man hier weder Gebetsbänke, noch einen Beichtstuhl oder einen Altar. Ein großer roter Baukörper aus Stahl erstreckt sich entlang des Mittelschiffs. Hier schlägt heute das Herz des Hotels, denn in und um diesen freistehenden Körper sind die Rezeption mit Backoffice, die Bar, das Restaurant und ein gläserner Aufzug angeordnet. Trotz des ungewohnten Anblicks wandert unser Blick, wie in Kirchen üblich, automatisch nach oben. Das alte Kreuzgewölbe thront nach wie vor über der ungewohnten Szene. In den Nischen der Seitenschiffe, in welchen früher Heiligenstatuen standen und gebetet wurde, laden nun gemütliche Sitzmöbel zum Ausruhen und Verweilen ein. Farbenfrohe Kunstwerke eines niederländischen Malers ersetzten die früheren Gottesbilder. Nach unserem ersten Innehalten werden wir an der kleinen Rezeption empfangen und bekommen unseren Zimmerschlüssel. Mit dem Aufzug fahren wir nach oben und wieder fesselt uns die Aussicht in den Kirchenraum. Wir

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Eine neue Verbindung von neu und alt.

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Objektbericht

Der Blick von dem kleinen Steg in den Kirchenraum.

mit den düsteren und kleinen Schlafkammern der Mönche zu tun. Das Zimmer ist hell, trotz des winzigen Dachfensters. Spiegel rings um das Fenster sorgen dafür, dass möglichst viel Licht den Weg ins Zimmer findet und vergrößern das Fenster außerdem optisch. Die alten Dachbalken sind noch vorhanden und sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Auch das Bad ist hell und modern. Der Spagat zwischen altem Bestand und modernem Schick ist den Architekten und Designern sehr gut gelungen. Am Abend zieht es uns in die Weinbar, welche sich im Chor des entweihten Gotteshauses befindet. Wir nehmen in der

Die Weinbar im ehemaligen Chor.

gemütlichen Sitzecke aus rotem Samt und braunem Leder Platz und während wir unseren Weißwein genießen, blicken

Frühstück wie im Himmel

wir auf das beeindruckende gläserne Weindepot hinter der Bar. Ein seltsames Gefühl - man sitz in einer Kirche, hat ein

Nach einer erholsamen Nacht freuen wir uns auf das Früh-

Glas Wein in der Hand und dort wo sonst der Altar steht und

stück. Jetzt, am Morgen, scheint die Sonne durch die großen

der Priester das Wort Gottes verkündet, steht jetzt ein jun-

Facettenfenster an der Ostseite der Kirche und taucht den

ger Mann hinter einer Theke und poliert Weingläser.

gesamten Raum in ein wundervolles Licht. Die modernen

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Objektbericht

Sitzen in gemütlicher Runde.

Lichtinstallationen von Designer Henk Vos schweben wie große Schirme über dem Restaurantbereich und geben uns das Gefühl die Streben des Kreuzgewölbes wären zum Greifen nah. Es herrscht eine angenehme Ruhe, leise spielt Musik im Hintergrund und wir bleiben nach dem Frühstück noch eine Weile sitzen, trinken unseren Milchkaffee und lassen die vielen Eindrücke auf uns wirken.

Kirche und Hotel, geht das? Egal ob beim ersten Betreten des Hotels, auf dem Zimmer oder während des Frühstücks im Restaurant, immer prallen zwei Welten auf einander und man erwischt sich bei dem Gedanken: „Ist das angemessen? Das ist doch eigentlich eine Kirche.“ Es ist angemessen! Denn den Architekten ist es mit viel Feingefühl gelungen eine homogene Mischung aus Bestand und neuer Nutzung zu entwickeln, ohne dass das eine das andere dominiert. Trotz der aufwendigen Umbauten hat die Kirche ihren sakralen Anschein nicht verloren, sie bietet nun vielmehr eine Kulisse für die neue Nutzung und eben diese Wechselwirkung ist der Grund für den besonderen Reiz dieses Hotels. Anika Beer

AFA Architekturmagazin

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AFA-Veranstaltung

Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung für Architekten, Ingenieure und Sachverständige ­werden Neuerungen aus dem Bereich Brandschutz, Sicherheitstechnik, Gebäudeautomation und Gebäudetechnik umfassend vorgestellt und aktuelle Themen diskutiert. Zusätzlich präsentieren auf der angeschlossenen Fachmesse ­renommierte Firmen ein breites Spektrum an neuen ­Produkten und professionellen Dienstleistungen. Die Fortbildungspunkte für die 9. AFA-Baufach­veran­ staltungen sind bei der Architektenkammer NRW und ­Ingenieurkammer Bau beantragt, weitere Anerkennungen­auf Anfrage. Denken Sie an Ihr Fortbildungskonto und melden Sie sich direkt an!

9. AFA Baufachveranstaltung

INNOVATIVES BAUEN 16. November 2016 Kultur- und Medienzentrum, Steinstraße 15, 50259 Pulheim

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AFA-Veranstaltung

9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG INNOVATIVES BAUEN |

Brandschutz | Sicherheitstechnik | Gebäudeautomation | Gebäudetechnik | 09.00 Uhr

„Come together“ / Einlass zu den Messeständen

09.30 Uhr

Begrüßung durch Frank Pawlak, Dipl.-Ing. Architekt, Veranstalter und Herausgeber AFA-Architekturmagazin

09.45 Uhr

„Zauberwort“ BIM – Was ist heute sinnvoll?

BIM in der Planung, der Bauausführung und dem Betrieb BIM light – Einstieg in die Digitalisierung Kommunikationspattform für Projektbeteiligte in der Bauausführung

Referent: Herr Thomas Heptner, Dipl.-Ing., Skill Software GmbH

10.30 Uhr

Lüftung von Aufzugsschächten

Der Aufzug im Gebäude

Aufzugsicherheit Sanierung von Aufzugsanlagen/Energetische Ertüchtigung Baurechtliche Anforderungen

Referent: Herr Kurt Seifert, Geschäftsführer Brandschutz-Technik und Rauchabzug GmbH

11.15 Uhr

Pause (30 Minuten)

11.45 Uhr

Installationsschächte – einfach und effektiv zur Systemlösung

12.30 Uhr

Mittagspause, Gespräche und Besuch der Messestände (60 Minuten)

13.30 Uhr

Einsatzmöglichkeiten und Funktionsweise von textilen Rauch- und Brandschutzsystemen Rauchschürzen und Rauchvorhänge nach DIN Feuerschutzvorhänge und Ihre möglichen Schutzziele Brandschutzhauben für Elektrogeräte

Referent: Herr Michael Hein, Maschinenbauer, Stöbisch Brandschutz GmbH

14.15 Uhr

Energieeffizient und barrierearm Bauen und Sanieren in Wohngebäuden

Referent: Frau Manuela Mohr, KfW Bankengruppe

15.00 Uhr

VdS-Richtlinie 3406-Sicherheitsmanagement: Gütesiegel der Objektsicherheit Verbriefte Objektsicherheit als Baustein des Architektenwettbewerbs Aktueller Status Umsetzung in der Praxis

Referent: Herr Klaus Behling, Dipl-Ing. und Prokurist, Von zur Mühlen’sche GmbH

15.45 Uhr

Diskussion / Besuch der Messestände

Voraussichtliches Ende 17.00 Uhr

Allgemeine Problemstellung bei Installationsschächten Grundidee von I 90 Installationsschächten Einsatzmöglichkeiten Referent: Herr Michael Leibold, Dipl-Ing., Knauf Insulation GmbH

Innovativer und unsichtbarer Brand- und Rauchschutz

Energieeffizient Bauen/ Sanieren Altersgerecht Umbauen Förderung für kommunale/soziale Gebäude

Architektur vs. Sicherheit – muss das so sein?

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AFA-Veranstaltung

9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG INNOVATIVES BAUEN

✗ Ja, ich will dabei sein! Anmeldung zur 9. AFA Baufachveranstaltung „Innovatives Bauen“ am 16. November 2016 im Kultur- und Medienzentrum Pulheim, Steinstraße 15, 50259 Pulheim Kostenbeitrag 25,– € (inkl. MwSt.) Per Mail: info@afa-architekturmagazin.de | Stichwort: „9. AFA Baufachveranstaltung“ Per Telefon: 02233 - 805 977-1 Über unsere Webseite: www.afa-architekturmagazin.de | Rubrik: „AFA Baufachveranstaltungen“

Vorname

Name

PLZ/Ort

Anzahl der Personen

Telefon

E-Mail

Ort, Datum

Unterschrift

Bitte überweisen Sie den Kostenbeitrag an folgendes Konto: Kölner Bank eG, IBAN: DE 13 3716 0087 0688 3310 05, BIC: GENODED1CGN

Aktuellste Informationen entnehmen Sie bitte unserer Website: www.afa-architekturmagzin.de unter „AFA Baufachveranstaltungen“


Ballistischer Schutz bietet Sicherheit Die weltweit operierende Röchling-Gruppe ist mit 77 Standorten

Kein Durschuss: DuroProtect® mit 52 Schuss im Kaliber 7,62 x 39 (AK 47) beschossen

in 22 Ländern und über 8.500 Mitarbeitern ein führender Anbieter von Kunststoff für technische Anwendungen. Auch im Bereich des ballistischen Schutzes bietet Röchling mit DuroProtect®, ­LignoProtect® und LiteProtect® durchschuss-, sprengwirkungs-, splitter-, brand- oder einbruchhemmende aus thermo- und duroplastischen Werkstoffen an, die in zivilen und militärischen Bereichen im Einsatz sind. Sie erfüllen die maßgeblichen internationalen ballistischen Normen wie z. B. UL-752, NIJ, EN 1522/1523, VPAM PM2007 und Stanag 2280.

Sicher gestoppt: Mit Kalaschnikow (AK47) Kaliber 7,62 x 39 getestete LignoProtect® Schutzplatte

Röchling Engineering Plastics SE & Co. KG Röchlingstraße 1 | 49733 Haren/Germany | Tel.: +49 5934 701-0 ballistics@roechling-plastics.com | www.roechling.com

Messen

Bau + Energie Bern 2016 08.12.2016-11.12.2016 Messe mit Kongress für energieeffizientes B ­ auen und Sanieren, modernen Holzbau und erneuerbare Energien. Ort: Bernexpo, Mingerstrasse 6, CH-3000 Bern

Bau München 2017 16.01.2017-21.01.2017 Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme. Ort: Messe München, Messegelände, 81823 München

zeba 2017 27.01.2017-27.01.2017 Fachtagung zur Zukunft von Energie, Bauen und Architektur. Ort: Messe Innsbruck, Kapuzinergasse 11, A-6020 Innsbruck

GEVEL 2017 06.02.2017-10.02.2017 Fachmesse für Fassadenbau & Architektur. Ort: Jaarbeurs Utrecht, Jaarbeursplein 6, NL-3521 AL Utrecht

polis Convention 2017 17.05.2017-18.05.2017 Messe für Stadtentwicklung mit fachbegleitendem K ­ ongress. Ort: AREAL BÖHLER Düsseldorf, Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf

AFA Architekturmagazin

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Objektbericht

Das russische Bauhaus WChUTEMAS – die Wiege einer revolutionären russischen Architektur

Auf ein Dekret der Sowjetregierung

Keramik umfassten, und Kunstwerk-

ein und prägte die propädeutische

hin, erfolgte 1920 die Gründung der

stätten, zu denen Architektur, Ma-

architektonische

Hochschule, die auch vielfach als

lerei sowie Skulptur gehörten. Eine

hatte mit Wladimir Krinski und Nikolaj

das „russische Bauhaus“ bezeichnet

weitere Unterteilung gab es in die

Dokutschajew eine neue Unterrichts-

wurde. Ziel der russischen Lehrin-

Bereiche „Fläche“, „Raum“ und „Plas-

methode für Architektur entwickelt,

stitution war es, der Kunstausbil-

tik“. Demgemäß unterrichteten Maler

welche im, für alle Studenten grund-

dung in der Sowjetunion eine neue,

zum Thema Fläche, die Bildhauer zur

legenden und verbindlichen, Fachbe-

systematisierte Richtung zu geben:

Skulptur und für den Raum waren die

reich „Raum“ gelehrt wurde. Ihm ging

Ein „Kader der bildenden Kunst,

Architekten verantwortlich.

es um eine „rationale, gesetzmäßige

Lehre.

Ladowski

Erfassung der emotionalen Wirkung

die die Forderungen des Staates in Kunstangelegenheiten mit maximal

Die ideelle und künstlerische Ausrich-

des Raums.“ Die Folge war die Ab-

vollendeter Technik einerseits und

tung der WChUTEMAS als homogen

kehr von historischen Vorbildern und

einem klaren Verständnis für die

zu bezeichnen wäre allerdings ver-

die Hinwendung zu expressiven, ku-

Aufgaben des Aufbaus des Arbeiter-

fehlt. Der oft vehement geführte Dis-

bistischen Entwürfen, die, trotz teils

und Bauernstaates“ sollte geschaf-

kurs der Lehrkräfte über die Leitlinie

utopischer Anmutung und Absicht,

fen werden.

der Schule kollidierte immer wieder

von absoluter Funktionalität durch-

an den unterschiedlichen Auffassun-

drungen waren.

Architektur und Kunst wurden als

gen darüber, ob es in Richtung Pro-

ein wesentliches Mittel zum Zweck

duktionskunst,

betrachtet, den „Neuen Menschen“

reiner Kunst gehen sollte.

angewandter

oder

Für Ladowski war die Architektur aber auch ein Feld, um „Wunder“ zu erschaffen. An seinen Gedanken dazu

zu prägen. Die beiden Disziplinen stellten eine richtungsweisende Maß-

Das umfangreiche künstlerische Po-

lässt sich zudem die angestrebte­Syn-

nahme dar, um eine neue Beziehung

tenzial dieser Bewegung lässt sich am

these des Disziplinen und die neue

zwischen Gesellschaft und Kunst zu

Kollegium der Dozenten ablesen, hier

Ausrichtung der Baukunst ablesen:

realisieren.

waren viele große Namen der russischen Avantgarde vertreten, wie z.B.

„Die Technik schafft Wunder. In der

Eine Umbenennung der Hochschule

El Lissitzky, Alexander Rodtschenko,

Architektur müssen Wunder geschaf-

im Jahr 1927 in „WChUTEIN“ – Höhe-

Wladimir Tatlin, Naum Gabo, Mois-

fen werden. Die Wunder der Vergan-

res Künstlerisch – Technisches Insti-

sej Ginsburg, Gustav Klucis, Nikolaj

genheit basierten auf der Fronarbeit

tut“ sollte ihre wissenschaftliche Aus-

Ladowski, Konstantin Melnikow, Lju-

der Massen, und das Entscheidende

richtung dokumentieren.

bow Popowa, Alexej Schtschussew,

war die Quantität der Arbeit. Im Raum

Warwara Stepanowa, Alexander Wes-

schweben architektonische Wunder

nin und Wassily Kandinsky.

der Gegenwart. Erschaffen werden

Die acht Fakultäten der WChUTEMAS

sie durch die Kunst, und das Entschei-

waren unterteilt in Produktionswerkstätten, welche Holz- und Metallbe-

Der Architekt Nikolaj Ladowksi brach-

arbeitung, Textil, Druckgewerbe und

te eine psychoanalytische, emotionale Perspektive mit in die Diskussion

52


Objektbericht

Ehemaliges WChUTEMAS-Gebäude in Moskau

Die Bemühungen der WChUTEIN, diesen

praktischen

Anforderun-

gen gerecht zu werden, zu denen seit Ende November 1929 auch eine staatliche Verordnung gehörte, innerhalb von 3 Jahren Spezialisten zur Bewältigung des Fünfjahresplans dende an ihnen wird die Quantität

tale Transportsysteme. Die sonstige

auszubilden, scheiterten letztendlich

des Geistes sein. Der Raum, und nicht

technische Ausstattung wie Telefon,

am sozialistischen Realismus. Am 30.

der Stein, ist das Material der Archi-

Radioempfangs- und Sendeanlagen

März 1930 wurde die WChUTEIN auf-

tektur. Dem Raum muss die bildhau-

sollte eine gleichzeitige Arbeitsweise

gelöst. Die Werkstätten wurden mit

erische Form der Architektur dienen.

des wissenschaftlichen Kollektivs des

der Architektur- und Baufakultät der

Dem Raum und dann der bildhaueri-

Instituts ermöglichen.

Moskauer Technischen Hochschule zusammengelegt und in diesem Zuge

schen Form muss die Malerei dienen. In dieser gegenseitigen Zuordnung

Die Dissonanzen in der ideellen Aus-

das „Architektur- und Bauinstitut“

würdige ich ihr Zusammenspiel mit

richtung der WChUTEMAS/ WChUTEIN­

gegründet. Dieses unterstand fortan

der Architektur.“

warfen allerdings immer wieder diesel-

dem Volkswirtschafts- anstatt dem

ben Fragen auf: Ging es um eine Tech-

Bildungskommissariat. Die Bereiche

Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von

nisierung der Kunst oder um die Kunst

Malerei und Skulptur wechselten

Ivan Leonidow, der Entwurf für das

der Technik? Lassen sich Kunst und

nach Leningrad an die Akademie der

Lenin-Institut für Bibliothekswissen-

Technik überhaupt auf einer Ebene

Künste.

schaft auf den Sperlingsbergen in

vereinigen? Nicht zuletzt ging es auch

Moskau aus dem Jahr 1928. Erklärtes

um die Selbstdarstellung des noch

Die Zeit der WChUTEMAS / WChUTEIN

Ziel: „Durch maximalen Einsatz tech-

jungen sozialistischen Staates. Die

war historisch betrachtet sehr kurz.

nischer Möglichkeiten eine Antwort

immensen Ausgaben für Stahl, Beton

Die Schule erlangte international nie

auf die Anforderungen des heutigen

und Glas, Defizite in der technischen

die Bekanntheit, wie sie dem deut-

Lebens finden.“ Eine Bibliothek aus

Ausrüstung der Bauindustrie und die

schen Bauhaus zuteilwurde. Doch

dem Materialien Stahlbeton, Glas

lange Dauer der Ausbildung waren

gilt sie bis heute als die berühmteste

und Metall für 15 Mio. Bände, mit gro-

handfeste Probleme. Gebraucht wur-

Kunstschule Russlands und der rus-

ßen Lesesälen und Auditorien sowie

den Bauleiter und Architekten, die effi-

sischen Avantgarde. Deren Einfluss

Forschungsinstituten und einem Wis-

zient Mammutprojekte wie den ersten

auch auf die heutige westliche Kunst

senschaftstheater (Planetarium). Der

Fünfjahresplan – 200 Industrie- und

dürfte bis heute unbestreitbar sein.

Weg von Buch zum Leser sollte kom-

1000 Agrarstädte – umsetzen konnten,

plett automatisiert und mechanisiert

ohne mit teuren und nur zu importie-

erfolgen über vertikale und horizon-

renden Materialien das Volksvermö-

Claudia Bassier

gen zu „verschwenden“.

AFA Architekturmagazin

53


Ausstellung

Architekturzeichnung Neue Wege für eine überholte Disziplin?

„Wer zeichnet Häuser? – Der Architekt?

selbstbewusst aus der Anonymität.

nen Idee gegenüber einem gebildeten

Früher einmal – hat keine Zeit – muss

Eine besondere Wandlung erfährt

Dritten zum Zwecke der Diskussion

Geld verdienen – Maschine geht schnel-

das Verständnis der Zeichnung in der

und Beauftragung eines – die Grund-

ler und präziser. Der Häuserzeichner

Renaissance unter Leon Battista Al-

lage des Wettbewerbswesens. Heute

ist in Mißkredit geraten“, so Hans Döll-

berti. Nach seinem Verständnis ist die

erscheint die Zeichnung als Mittel zur

gast 1957 in „Häuser-Zeichnen“. Das

Zeichnung Ausdruck des gedanklichen

(Selbst-)Darstellung nicht mehr geeig-

Ende des gezeichneten Hauses war da-

Entwurfs. Der Architekt als Vertreter

net. In Zeiten digitaler Entwurfs- und

mals schon in Aussicht. „Lassen Sie das

der freien Künste hebt sich in ihr über

Planungsmethoden ist sie überholt.

Ihren Computer mal schnell zeichnen“,

die Vertreter der praktischen Künste

Das dreidimensionale Modell ist Re-

heisst es heute. Ein ikonischer Satz, der

empor. Die Architekturzeichnung wird

gelprodukt integrierter, dreidimensi-

mit drastischer Wucht die Unkenntnis

zum ersten mal nicht mehr als Kom-

onaler Planungsprozesse. Die Weiter-

und das Desinteresse an der Architek-

munikationsmittel zwischen Fachleu-

gabe von Modelldaten an Spezialisten

tenarbeit illustriert. Eine weitere Ein-

ten des Bauwesens gesehen, sondern

für Visualisierung ist kurzfristig mög-

sicht aus diesem Satz lässt sich über

als Mittel zur Kommunikation der eige-

lich und nötig. Die Weiterbearbeitung

die Erwartungshaltung von Bauherren an die Architekturdarstellung ableiten. Konsumierbar soll´s sein, bittschön. Wenn es geschwind geht, macht es auch nix. Die Architekturzeichnung spielt angesichts der Gegebenheiten des Baubetriebs keine Rolle mehr. Ein wenig verwundert einen dann schon, dass im Moment der eine oder andere Architektenwettbewerb

ausdrücklich

gezeichnete Beiträge einfordert. Wird hier aus Nostalgie heraus eine sterbende Kunst hochgehalten oder hat die Darstellungsform durchaus noch

Die Architekturzeichnung kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Ihre Entwicklung aus

anonymen

Konstruktionsrissen

über Polier- und Werkzeichnungen dauerte von der Antike bis in die Gotik. In der Gotik tritt der Werkmeister

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Fotos: © Tchoban Foundation

moderne Inhalte zu bieten?


des Modells für Darstellungszwecke ist Marktstandard. Die Aufarbeitung von Diskrepanzen aus zweidimensionaler Planung werden von Visualisierungsbüros immer häufiger im Stundensatz an die Auftraggeber zurückgegeben. Das Ergebnis ist meist ein fotorealistisches, aber sehr generisches Rendering, welches Details nicht zu konkret wiedergibt. Der Vermarktung sollen Finanzierungspolster durch Darstellung teurer Bauteile nicht genommen werden. Die Käuferschaft soll keine Möglichkeit haben, einen Haftungsanspruch aus eben jener zu konkreten Darstellungsweise herzuleiten. Suggeriert wird das fertige, exklusive Wunschlos-Glücklich-Projekt, das in einem mehrtägigen Bemusterungsprozess nur noch individualisiert wird. Schlüsselübergabe, wohnfertig, in exakt [psychologisch akzeptables

AFA Architekturmagazin

55


Ausstellung

Zeitfenster hier] Monaten. Statische und haustechnisch not-

offen lassen. Eine Architekturzeichnung braucht Zeit. Der

wendige Anpassungen können zu Veränderungen der Nutz-

Akt des Zeichnens ist bestimmt vom Wechselspiel konstru-

fläche führen und bedingen keinen Haftungsanspruch. In

ierenden Denkens und intuitiven Ausarbeitens von Details.

der Wahrnehmung der Beteiligten ist die Projektdarstellung

Eine Synthese aus Denken, Sehen und Zeichnen. Phasen der

kaum noch als Sonderleistung begründbar. Der Umweg, eine

Mustergenerierung erlauben dem Gehirn abzuschweifen,

Zeichnung anzufertigen und diese dann zu digitalisieren, er-

den geplanten Konstruktionsablauf en passant anzupassen

scheint als frivole Spielerei.

oder zu ändern – Handwerk also. Der Zeitfaktor ist ein großer Luxus, den es zu bezahlen gilt. Das Ergebnis erhebt sich

Zeichnung als kommunikatives Werkzeug

in seiner Lebendigkeit und künstlerischen Qualität über den Großteil dessen, was Renderings bieten können, ist wand-

Dabei werden Vorteile übersehen, die dem Medium Zeich-

lungsfähig und in der Lage Ideengehalt zu vermitteln, ohne

nung innewohnen. Gestalter, die diskutieren, erreichen

eine Ausführungsweise vorab endgültig festzulegen. Archi-

immer den Punkt, an dem Ideen mittels Skizzen illustriert

tekturzeichnung hat künstlerische Bedeutung.

werden. Eine Sprache der Zeichnung. Eine Zeichnung ist ein kommunikatives, integratives Werkzeug. Jeder kann zeich-

Das Ende der wirtschaftlichen Anwendbarkeit der Architek-

nen. Jeder kann also auf dieser Ebene mit jedem in einen

turzeichnung im Baubetrieb ist bereits da. Das soll nicht

gestalterischen Diskurs treten. Vorausgesetzt, man traut sich

wegdiskutiert werden. Einer grundlegenden Neuorientie-

zu, seine Ideen zu illustrieren und preiszugeben. Die gestalte-

rung der Architekturzeichnung steht also nichts mehr im

rische Bandbreite reicht von präzise abstrahierendem Mini-

Weg. Wie könnte diese aussehen? „Urban Sketching“ ist eine

malismus über expressiven, schnellen Pinselstrich bis hin zu

Bewegung, die den reproduzierenden Aspekt der Architek-

perfekt ausgearbeiteten Tuschezeichnungen, die kein Detail

turzeichnung aufgreift und sich städtische Situationen an-

56


Ausstellung

eignet. Skizzenhaft und schnell bis präzise und langsam. Die Akteure zeichnen vor Ort und vermitteln ihren subjektiven Eindruck der Stadt über das Internet an die gesamte Community. Diese kommentiert, diskutiert und bewertet die Beiträge auf hohem Niveau. Vom zeichnenden Architekten geht die Zeichnung nun über an den zeichnenden Bürger. Dieser beteiligt sich aktiv an der Generierung eines Bildes der Stadt, das breit kommuniziert wird. Ein für alle erreichbarer und nachvollziehbarer Prozess. Durch seine Offenheit entsteht die Lebendigkeit und Präsenz, die wir mit der europäischen Stadt assoziieren: im Gegensatz zu Renderings, die es zwar vom Bürgerbeteiligungsworkshop aufs Bauschild schaffen, aber den Betrachter auf Abstand halten. Ihrer eigenen, Fotos: © Tchoban Foundation

marktimmanenten Ikonografie folgend lehnen sie offene Beteiligung ab. Von der Aneignung und Generierung des Bildes der Stadt ist der Schritt zur Gestaltung des Stadtbildes nur noch ein kleiner. Die Architekturzeichnung ist dabei, sich demokratischere und pluralistische Wege zu eröffnen. Sie in den Wettbewerb zurückzuholen, kann somit gleichbedeutend damit sein, die Architektur wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. Das wäre eine gute Sache. Paul Mocanu

Peter Cook. Retrospektive Das Museum für Architekturzeichnung in Berlin zeigt vom 30.10.2016 - 12.02.2017 das zeichnerische Werk des bekannten britischen Architekten Peter Cook, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert. Peter Cook gehört zweifelsfrei zu den führenden Köpfen der Archigram-Gruppe und wurde 2007 von der britischen Königin für seine Verdienste um die Architektur zum Ritter geschlagen. Die Ausstellung ermöglicht einen Einblick in das Werk des Künstlers, von Archigram bis CRAB, von 1968 bis heute, von Plug-In City bis Hidden City. Kuratiert wird die Ausstellung Peter Cook. Retrospektive von der Gründerin des Aedes Architektur­forums, Frau Dr. h. c. Kristin Feireiss und der Direktorin des Museums für Architekturzeichnung­, Frau Nadejda Bartels. Tchoban Foundation. Museum für A ­ rchitekturzeichnung Christinenstraße 18a, 10119 Berlin Ausstellungseröffnung am 29. Oktober 2016 um 19 Uhr Laufzeit: 30. Oktober 2016-12. Februar 2017 Öffnungszeiten: Mo-Fr 14-19 h, Sa-So 13-17 h Tickets: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

AFA Architekturmagazin

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© Nachlass Alexander Girard, Vitra Design Museum

Ausstellungen

Textiles & Objects Shop New York City, gestaltet von Alexander Girard für Hermann Miller, 1961

Frankfurt/Main Häuser des Jahres 2016 Die besten Einfamilienhäuser Deutsches Architekturmuseum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main 22.09.2016-20.11.2016 Dessau Simultanität der Moderne Die Van-Nelle-Fabrik und das Bauhaus Dessau Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38, 06846 Dessau 23.09.2016-06.01.2017

Weil am Rhein Alexander Girard A Designer’s Universe

Frankfurt/Main Maatwerk Masswerk Architektur aus Flandern und den Niederlanden Deutsches Architekturmuseum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main 08.10.2016-12.02.2017 Weil am Rhein Ronan & Erwan Bouroullec Rêveries Urbaines Vitra Design Museum Weil am Rhein, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein 08.10.2016-22.01.2017 Ausstellung Maatwerk Masswerk Zeebrugge Sea Terminal, Brugge, Belgium, Architects: OMA

Foto: © Karin Borghouts

Vitra Design Museum Weil am Rhein, ­Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein 12.03.2016-19.01.2017 Augsburg Holzbaupreis Bayern 2014

München Annett Zinsmeister Urban Shelter

Berlin Volkwin Marg: Die Welt eines Architekten

BNKR München, Ungererstraße 158, 80805 München 30.09.2016-26.02.2017

Jubiläumsausstellung zum 80. Geburtstag des Architekten Aedes Architekturforum, Christinenstraße 18-19, 10119 Berlin 22.10.2016-01.12.2016

© Foto Alexandre Zveiger, Lugano

Köln CRAB: Peter Cook and ­ Gavin Robotham And it’s Archigram Antecedents

ANERKENNUNG Davide Macullo architects Haus Verwandlungskunst

58

AIT ArchitekturSalon Köln, Barthonia Forum, Vogelsanger Straße 70, 50823 Köln 06.10.-09.12.2016 Berlin 20 m2 Berlin Hochschule Darmstadt – ­Lückenbebauungen für Berlin Architektur Galerie Berlin SATELLIT, Karl-Marx-Allee 98, 10243 Berlin 07.10.-05.11.2016

© Studio Bouroullec

Architekturmuseum Schwaben ­Augsburg, Thelottstraße 11, 86150 Augsburg 22.09.2016-20.11.2016

Ronan & Erwan Bouroullec. Rêveries Urbaines


Ausstellungen

Stuttgart Hautnah JSWD Architekten Die Raumgalerie Stuttgart, Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart 28.10.-26.11.2016

Berlin Edelaar Mosayebi Inderbitzin Garten Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin 04.11.-17.12.2016

München Die fünfte Ansicht Von Gewölben, Schalen, Kuppeln, Dächern und ihren Ingenieuren Oskar von Miller Forum München, Oskar-von-Miller-Ring 25, 80333 München 28.10.-27.11.2016

Frankfurt/Main Hot to Cold: An Odyssey of Architectural Adaptation Bjarke Ingels Group (BIG) Deutsches Architekturmuseum DAM Frankfurt/Main, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main

Herford Der fremde Raum Angriffe, Verwandlungen, Explosionen MARTa Herford, Goebenstraße 2-10, 32052 Herford 29.10.2016-05.02.2017

München Francis Kéré Radically Simple Architekturmuseum der TU München, Barer Strasse 40 (Pinakothek der Moderne), 80333 München 17.11.2016-26.02.2017

Frankfurt/Main Die Erneuerung des Wohnens Europäischer Wohnungsbau 1945-1975 Deutsches Architekturmuseum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main 24.11.2016-18.12.2016 Berlin Harvard GSD Superstudio A House, A Palace Architektur Galerie Berlin SATELLIT, Karl-Marx-Allee 98, 10243 Berlin 26.11.-17.12.2016

www.bueroquadrat.at

Kompetenzzentrum Büroquadrat Salzburg. AFA Architekturmagazin Rindenfurniere

Eine Gute Antwort auf die „Sehnsucht nach Natur“: 59 für beeindruckende Wandverkleidungen im Innen- und Außenbereich 5020 Salzburg, Landsturmstraße 3a, office@bueroquadrat.at


Buchbesprechungen

Rom Architekturführer Marina Kavalirek 248 Seiten DOM publishers Preis: 38,00 Euro

In den Fokus gerückt werden außergewöhnliche, jedoch weniger bekannte Gebäude, die ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Von Kulturbauten über Wohnungsbauobjekte bis hin zu Sakralgebäuden – in der Gesamtheit der 140 vorgestellten Bauwerke offenbart sich eine große stilistische Vielfalt.

Best of Interior

Die 15 besten Blogger füllen mit ihren Ideen das „Best of

Wohnideen aus dem wahren Leben. Die Blogger Trends

Interior“-Buch 2016 und geben damit eine Inspirations-

Nicole Knaupp 208 Seiten CALLWEY Preis: 29,95 Euro

Wohnszene regen zu einfachen, aber zugleich raffinier-

Eine Ordung als Anfang Franz Kiener 272 Seiten Park Books Preis: 58,00 Euro

quelle für das eigene Zuhause. Die neusten Trends der ten Deko- und Einrichtungstipps zum Nachmachen für alle Räume an.

Diese erste monografische Publikation über Franz Kiener stellt sein Leben und Werk umfassend dar. Reich mit Abbildungen und Plänen illustrierte Texte mehrerer renommierter Autorinnen und Autoren werden ergänzt durch persönliche Notizen des Architekten, der so den Leser gleichsam persönlich durch sein Schaffen über 60 Jahre begleitet

Großstadt gestalten.

In vielen Großstädten ist das frühe 20. Jahrhundert mit

Stadtbaumeister in Deutschland

den Namen bekannter Stadtbaumeister verbunden. Die-

Markus Jager / Wolfgang Sonne (Hg.) Deutsches Institut für Stadtbaukunst 224 Seiten DOM publishers Preis: 38,00 Euro

ser Band bietet erstmals einen Überblick über Aufgaben

HIDDEN URBANISM

und Vorstellungen der Stadtbaumeister dieser Zeit und befragt ihre Leistungen auf Anregungen für die heutige kommunale Stadtplanung.

Die Moskauer Metro umfasst ein Streckennetzwerk mit

Architecture and Design of the Moscow Metro 1935-2015

einer Gesamtlänge von 320 Kilometern und ist das welt-

Sergey Kuznetsov / Alexander Zmeul / Erken Kagarov 352 Seiten DOM publishers Preis: 98,00 Euro

mehr als 2,4 Millonen Passagiere fast 200 Stationen, die

60

weit faszinierendste Transportsystem. Jedes Jahr nutzen architektonisch reich gestaltet sind. Diese aufwendig gestaltete Publikation konzentriert sich auf die Architektur und das dazugehörige Design.


Licht und Beleuchtung

Dieses Handbuch versteht sich als professionelles

Handbuch und Planungshilfe

Nachschlagewerk rund um den Einsatz von künstlichem

Philippe P. Ullmann 408 Seiten DOM publishers Preis: 88,00 Euro

Mies van der Rohe. Das kunstlose Wort Gedanken zur Baukunst Fritz Neumeyer 416 Seiten DOM publishers Preis: 48,00 Euro

Schäden an Sichtflächen Bauschäden sind vermeidbar Kurt Schönburg 336 Seiten Fraunhofer IRB Verlag Preis: 68,00 Euro

THE INVENTION OF SPACE All About Space. Volume 1 Dieter Dietz / Matthias Michel / Daniel Zamarbide (Hg.) Mit Texten von Matthias Michel und Fotografien von Dylan Perrenoud. 292 Seiten Park Books Preis: 38,00 Euro

Wohnen in Grün Dekorieren und Stylen mit Pflanzen Igor Josifovic / Judith de Graaff 176 Seiten Preis: 29,95 Euro

und natürlichem Licht in der Architektur. Dabei geht es sowohl um die Inszenierung eines Gebäudes mit Taglicht und Nachtlicht als auch um eine behagliche Beleuchtung von Innenräumen.

Fritz Neumeyers im Jahr 1986 veröffentlichtes Werk „Das kunstlose Wort“ ist inzwischen ein Klassiker der Architekturtheorie. In dieser ersten wissenschaftlichen Untersuchung der Ideenwelt von Ludwig Mies van der Rohe steht das Wort im Mittelpunkt – als Schlüssel zu dessen Philosophie des Bauens und zum Verständnis seiner Bauten.

Das Buch ist ein Nachschlagewerk mit konkreten Fakten zur Erkennung und Bewertung von Baumängeln und -schäden im Sichtbereich. Dazu gehören auch baurechtliche Fragen.

Ein erfrischend intelligentes Experiment zur Schaffung von Raum und gleichzeitig der erste von vier neuen Bänden der EPFL School of Architecture.

„Wohnen in Grün“ ist Inspiration, Ideensammlung und Handbuch für alle, die mehr Pflanzen in ihr Zuhause bringen wollen. Das Buch führt durch verschiedene „grüne“ Wohnungen in fünf europäischen Ländern und zeigt, wie schön, einzigartig, kreativ und bisweilen sogar künstlerisch es sich mit Pflanzen leben lässt.

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Design

Möbel die auf ganzer Linie begeistern Drei „Special Mention“ für Kati Meyer-Brühl

Ohrensessels, löst aber die traditionellen Merkmale eines solchen Möbelstücks bewusst auf. Statt Füßen hat poem eine Drehbasis mit integriertem Neigemechanismus, die Ohrenbacken sind nur leicht angedeutet und die Armlehnen sind in der Gestaltungsweise völlig innovativ - oder fehlen sogar ganz. Die Ausstrahlung der Sofas und Sessel magnat beruht auf der großen Einfachheit und Klarheit der Form, für die Erik Magnussen als Designer bekannt war. Die leicht nach außen gebogenen Lehnen und grazilen Konturen wirken Die Sitzmöbel attitude, muskat und poem sind vom Rat für

aber auch schwungvoll und sorgen zudem für viel Bewe-

Formgebung mit der Auszeichnung „Special Mention“ des Ger-

gungsspielraum beim Sitzen. magnat ist mit exklusiven

man Design Award 2017 gewürdigt worden. Prämiert wurden

Lederbezügen ausgestattet.

zudem die Sofas und Sessel magnat, die der dänische Designer Erik Magnussen vor rund 25 Jahren in Zusammenarbeit

Das Familienunternehmen brühl wurde 1948 als Matrat-

mit brühl entworfen hat.

zen-­und Polstermöbelmanufaktur gegründet. Der Neubau­ des Firmengebäudes, entstanden ab 1971, fügt sich

Kati Meyer-Brühl wurde für ihre Möbelentwürfe mit zahl-

harmonisch in die umgebende Landschaft ein und beher-

reichen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Creative Director

bergt­eine moderne und besonders umweltfreundliche

von brühl und verbindet in ihrer Arbeit eine leichthändi-

Produktion. brühl setzt seinen Schwerpunkt auf die Her-

ge, eigenständige und international verständliche Design-

stellung hochwertiger, nachhaltiger Sitzmöbel in unver-

sprache mit höchster Qualität, Nachhaltigkeit und Um-

kennbar eigenständigem

weltfreundlichkeit.

Design. brühl orientiert sich an den Bedürfnissen

Das Sofa attitude, ausgestattet mit luxuriösem Sitzkom-

von Mensch und Umwelt

fort, kann mittels absenkbarer und vorschwenkbarer

und übersetzt diese in

Armlehnen sowie im Sofarücken verborgener Bügel zum

zeitgemäße,

Aufstecken von Kopfpolstern besonders vielseitig genutzt

und vielseitige Sitzkon-

werden. Die Sofas und Sessel muskat verbreiten natürli-

zepte.

chen, minimalistischen Charme und sind mit ihrer klaren Form sehr kombinationsfähig. Für den massiven Holzrahmen wurde eine Auswahl aus sieben Farbtönen zusammengestellt. Der Sessel poem reflektiert das Konzept des

62

innovative


Design

AFA Architekturmagazin

63


Architekturreise

Nicht nur Poesie in Beton Es wird ein Rückblick auf eine bewegte

Zweiten Weltkrieges bis 1954 wieder aus über 133 Hektar

Vergangenheit, wenn im kommenden

Asche gehoben hatte: Als architektonisches Laboratorium

Jahr mit einem bunten Kaleidoskop an

wurde Le Havre schließlich steingewordenes Exempel für

Festivitäten das 500-jährige Bestehen

Perrets meisterhaften Umgang mit aus zermahlenem Schutt

Le Havres zelebriert wird. Die nord-

und Stahlfragmenten hergestelltem, armiertem Sichtbeton.

französische Stadt am Atlantik, die seit

Im Gleichklang stehen dazu auch die Ansprüche an Komfort

Juli 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe

und Natürlichkeit der rational standardisierten Behausun-

zählt, offenbart in ihrer Gestalt tatsäch-

gen: Ruhig, großzügig, stets durchflutet von Luft und Licht

lich eine Geschichte mit zahlreichen

sollten sie entsprechend der Prinzipien der modernen Ar-

Meilensteinen. Vier Tage lang war AFA

chitektur sein.

in der Hafenmetropole unterwegs – auf den Spuren ihrer reichen Schätze.

Lange Straßenachsen, breite Boulevards

Aus 72 Metern Höhe wirkt die Präsenz der – zumindest der

Urbanes Leben für eine urbane Gesellschaft, erschaffen am

Einwohnerzahl nach – größten Stadt der Normandie noch

Reißbrett, wie es sich auch Perrets Zeitgenosse Le Corbusier

imposanter. Es ist ein 360-Grad-Panorama, das das 17.

für sein ideologisches Portfolio zueigen gemacht hatte. Zum

Stockwerk des Turmes des Hôtel de Ville eröffnet und aus

Trotze aller späteren Kritiker jedoch hielten beide zeitlebens

der Vogelperspektive das streng geometrische Raster des

an jener „Poesie des Betons“ fest. Gezeichnet von langen

urbanen Gefüges vor Augen führt. Dem zwischen 1952 und

Straßenachsen, breiten Boulevards, sich zum Ozean hin öff-

1958 erbauten Gebäude und jenem städtischen Grundriss

nend, umsäumt von statisch wirkenden Häuserkolonnen, of-

ist eines gemein: Beide tragen sie die unverkennbar neoklas-

fenbart sich die identitätsstiftende Ästhetik des Perret’schen

sizistische Handschrift von Auguste Perret (1874-1954), nach

Le Havre. Als malerisch ließen sich die vielfältigen Oberflä-

dessen Masterplan sich die zerstörte Stadt nach Ende des

chenstrukturen beschreiben: Geprägt von groben Steinen

64

© Patrice Le Bris-OTAH

© OTAH

Architekturreise nach Le Havre


Architekturreise

Spiel aus Formen und Elementen: Jean Nouvels „Les Bains des Docks“

hier, durchzogen von feinen Glassplittern dort, eklektisch in ornamentaler Hinsicht, jedoch immer in charakteristischer Mehrfarbigkeit. Rund 10.000 Wohnungen sind innerhalb des triangelförmigen Gitternetzes aus etwa 100 orthogonal angelegten, siebenstöckigen Blocks um die Rue de Paris, die Avenue Foch und dem Boulevard François 1er entstanden, ergänzt von Bauten für Stadtverwaltung, Schulen, Gewerbe und Hafen. Noch heute ermöglicht das Appartement Témoin Perret Einblicke in jenen ursprünglichen Typus von Standardwohnung: in modularer Bauweise, eingerichtet mit Möbeln aus serieller Massenproduktion, gekennzeichnet von einer größtmöglichen Flexibilität in der Raumfolge, hell durch einen umlaufenden Balkon und zahlreiche Fenster. Im Inneren fällt die noch originale, offene Küche auf, die, ausgestattet mit neuester Technik, den Dialog mit weiterem funktiverbindet. Längst verfolgte das fortschrittliche Konzept für die Rehabilitierung des Stadtkerns also nicht ausschließlich architektonische Ziele. Obgleich mit einem solch schöpferischen Akt – zu finden im Übrigen nicht nur bei Perret –, mit dem Einhauchen neuen Lebens in eine dem Boden gleichgemachte Stadt, stets Anklänge

AFA Architekturmagazin

© Hilke Maunder-OTAH

onalen Arrangament sucht und Wohnbereiche miteinander

65


Architekturreise

vier Säulengruppen als Sockel dient. Mit seinem achteckigen Grundriss ist dieser im Gegensatz zu seinem Unterbau multiperspektivisch konzipiert: Das Stadtbild dominierend, artikuliert sich jede der acht Außenwände als Ansichtsseite. Der Turm überrascht stets durch den Kontrast aus Masse und Volumen sowie freistehenden Betonpfeilern. Von außen kaum vorstellbar, dass er ein Hohlraum ist, füllen im Inneren 12.768 Glasbausteine in sieben Farben, gestaltet von der Künstlerin Marguérite Huré (1895-1967), die heilige Halle mit stets neuem Licht. Folgt der Blick von hier aus der Sichtachse zum Bassin du Commerce ist es, als würde sich

© OTAH

das Konzept des starren und streng geradlinigen Betonbaus

Blick in das Turminnere der Église Saint-Jospeh

der Selbstverwirklichung des Stadtplaners mitschwingen

auflösen und wiederum einer „Poesie der Kurven“ weichen: Le Volcan, der Vulkan, erhebt sich unvermittelt mit seinen zwei kegelförmig geschwungenen Baukörpern aus dem Boden der Place du Général-de-Gaulle.

Die Rolle des Dazwischen

mögen, Le Havre sollte auf komfortable und dennoch unkomplizierte und leichte Weise die traumatisierte Gesell-

Weiß getüncht sind sie, heute blättert stellenweise die Far-

schaft für die schmerzhaften Einbußen der Vergangenheit

be ab – dennoch, die Maison de la Culture du Havre, wie

entschädigen.

das nahezu surrealistische, 1982 vom brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer (1907-2012) vollendete Ensemble

Von diesem lebendigen Minimalismus ist auch der Rathaus-

offiziell heißt, hat an ursprünglichem Glanz nicht verloren.

bau gekennzeichnet. 1947, in seinen späten Jahren, schuf

Bibliothek sowie Theater, Kino und Konzertsaal beherbergt

Perret den Stahlskelettbau, dessen klar strukturiertes Fassa-

es heute auf einer inneren Gesamtnutzfläche von etwas

denraster sich zu einem der größten Plätze Europas öffnet.

mehr als 12.200 Quadratmetern: Wie viele von Niemeyers

Ein ästhetisches Pendant und gleichsam den Höhepunkt im

Bauten in monumentalem Stil sind die Elemente über ver-

Oeuvre des Architekten findet der markante Einzelbau in

schiedene Rampen zugänglich. Jenes Dazwischen war es

der Église Saint-Joseph. Mit seinem 107 Meter hohen, obe-

schließlich, worum es dem Architekten ging, jener Interak-

liskenartigen Turm überragt die zwischen 1951 und 1956

tionsraum, alleine schon evoziert durch die außergewöhn-

erbaute Kirche einem Leuchtturm ähnlich die übrigen Bau-

lich skulpturale Anmutung der Trichter. Das Grafische, das

ten und wirkt wie ein monumentales Denkmal – nicht nur

Le Havres Ästhetik zweifelsohne innewohnt, tritt hier einmal

für Zerstörung und Wiederaufbau der Stadt, sondern für

mehr zutage, es ist zu deuten als Zitat eines stets immanen-

die Entstehung einer gänzlich neuen Ära der Nachkriegs-

ten künstlerischen Ausdrucks. So sehr jedoch Le Havre mit

zeit. Wie ein Fächer verbreitert sich aus der Frontalansicht

seiner schlichten Eleganz dazu verleitet, den Blick in die Ver-

der würfelförmige Saalbau, dessen Mitte dem Turm über

gangenheit zu werfen und obschon das Konzept als nahezu unantastbar erscheint – die Metropole am Meer lebt aus ar-

„Les Bains des Docks" artikuliert eine klare Kubatur

66

chitektonischer Sicht von Gezeiten. Hier die majestätischen Betonalleen des Stadtkerns, dort alte Bausubstanz im Viertel Saint-Vincent, herrschaftliche Villen im Stil längst vergesse-


© Patrick Boulen

Stade Oceane: Le Havres Aushängeschild direkt am Hafen, das Stade Océane

werk durch die fließend silhouettierte, organisch geformte

den Hafen von Honfleur umringen. Indes streben zeitge-

Hülle scheint. Sie steht im harschen Kontrast mit der spär-

nössische Protagonisten danach, der Stadt mit neuartigen

lich bepflanzten Industriekulisse ringsherum sowie den line-

Bauwerken ein zukunftsträchtiges Gesicht zu schenken. Luc

ar angeordneten Hausreihen. Katharina Kriener hingegen

Delamain (SCAU – Société de Conception d’Architecture et

reflektiert das Kubische des urbanen Gefüges in ihrem Ent-

d’Urbanisme) beispielsweise gelang dies mit dem 2012 eröff-

wurf und inszeniert es in einem Gebäude am Wasser. Noch

neten Stade Océane (siehe Bild oben), das sich längst zum

ziert eine Großbaustelle jenen Ort, an dem voraussichtlich

Aushängeschild von Le Havre etabliert hat. Sanft, durchläs-

Ende 2016 das Centre de Congrès et d’Exposition (siehe Bild

sig und durchgängig blau, mit ondulierendem Dach werden

unten) in gleißend-goldener Außenhülle erscheinen wird. Di-

hier maritime Reminiszenzen offenbar geweckt. Auf einem

rekt an den Docks, im Quartier Saint Nicolas gelegen, soll der

das technische Equipment verbergenden Sockelgeschoss

überdimensionale Kubus seine Umgebung im wörtlichen

thront der schlauchartige Kessel, dessen stählernes Trag-

Sinn widerspiegeln und

© Richez_Associés mit Paul Andreu architecte paris

ner Bäderarchitektur oder pittoreske Fachwerkfassaden, die

AFA Architekturmagazin

67


Architekturreise

als aufmerksamkeitsstarker Repräsentant der Stadt fungieren. Im Inneren beherbergt das Zentrum zwei riesige Hallen: Bis zu 2.000 Plätze sollen dann, bei Großveranstaltungen wie Konzerten, Theater oder Bühnenshows, dafür sorgen, dass der neue Unterhaltungsgigant zum Menschenmagnet wird. Besonders um die Bassins der historischen Docks Vauban herum, die nach dem Londoner Vorbild seit 1840 entstanden, sind die hohen Bestrebungen des letzten Jahrzehnts in puncto Stadtentwicklung kaum zu übersehen. Bereits im Juli 2008 hatte das Büro des Pariser Stararchitekten und Pritzker-Preisträgers Jean Nouvel mit Les Bains des Docks am © OTAH

Quai de la Réunion ein architektonisches Glanzlicht in jenem monochrom erscheinenden Areal implementiert.

Ein Meisterwerk artifizieller Wasserlandschaft

Quadratmetern haben die Planer ein Meisterstück artifizieller Wasserlandschaft erschaffen. Grüne Grotten und spru-

Im Fokus der antiken Thermen entlehnten Badeanlage

delnde Mineralquellen treffen hier auf puristisches Interieur

steht das Element Wasser. Nahezu gedrungen wirkt der Ku-

– unterschiedliche Farben und entsprechendes Lichtdesign

bus nicht nur seiner flachen Form wegen und erinnert an

dienen den verschiedenen Besuchergruppen als Orientie-

sorgsam gestapelte Schiffscontainer. Lediglich über drei

rungselemente. Taucht der renommierte Lichtplaner Yann

Geschosse erstreckt sich die schwarze Fassade aus quad-

Kersalé die Fassade des flachen und betont horizontalen

ratischen Platten, in die in unregelmäßiger Rhythmisierung

Bauwerks in der Dunkelheit der Nacht in spektakuläre Schat-

grünlich schimmernde Fensteröffnungen eingeschnitten

tierungen, wird evident: Les Bains des Docks sind Treffpunkt

sind. Variationen aus Licht und Schatten charakterisieren

und Ruhepol zugleich. Im kontrastreichen Dialog reflektie-

das Konzept des Projektes. So zeigen sich die Innenseiten

ren sie symbolisch das Bild einer Stadt zwischen Vergangen-

des kubischen Gebildes sowie seine vor- und zurücksprin-

heit und Zukunft, für die Modernität längst zur Konstante

genden Wände in grell reflektierendem Weiß. Auf etwa 5.000

geworden ist. Doch nicht nur deshalb wird das zunächst rauh und kühl er-

Cite A Docks: Containerarchitektur der Cité A Docks

scheinende Le Havre, das seine Gäste warm und herzlich empfängt, für Liebhaber von Architektur und Design stets ein Besucht wert sein.

© Vincent Fillon www.unregard.net

Laura Stillers

68


Architekturreise

Katwijk – die kleine Küstenstadt mit Charakter Architektur, Kultur und Erholung

Die kleine Stadt Katwijk liegt, nur wenige Autominuten von Den Haag entfernt, an der niederländischen Küste. Das beschauliche Städtchen ist bekannt für seine Sandstrände, an denen die gemütlichen Strandhuisjes zur Übernachtung einladen. Doch auch abseits der Strände kann das alte Fischerdorf durchaus begeistern. Schon von weitem sind der Leuchtturm de Vuurbaak und die historische Andreaskirche zu sehen. Am Fuße der weißen Kirche von 1460, bringen kunstvoll gestaltete Fische aus Bronze regelmäßig die erfrischende Briese des Meeres auf den Boulevard. Wer es noch etwas älter mag hat die Möglichkeit auf den Spuren des römischen Limes zu wandern. Im Zentrum kann die „neue Kirche“ aus dem Jahr 1887, welche nach den Plänen des Architekten Jesse entworfen wurde, besichtigt werden. Für Technikbegeisterte ist das Louwman Museum in Den Haag nur einen Katzensprung entfernt. In dem privatgeführten Museum können 250 antike und klassische Automobile bewundert werden. Katwijk ist eine vielfältige Küstenstadt mit einem besonderen Charakter.

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Automobile

Road-Trip Romantisch unterwegs mit dem sportlichen ­Powerpaket Nervenkitzel, Entspannung und die Lust auf Neues – das war das Ziel unseres­­Architektentrios samt einer Tochter als Beifahrerin, als es sich zu einem ­Road-Trip mit den neuen McLaren Modellen 570 GT, 570 S und 540 C entschloss. Formel 1 für die Straße – das klingt nach echtem Abenteuer! Damit aber auch die anderen beiden Faktoren nicht zu kurz kommen, wurde die Natur-Route „Romantische Straße“ von München über Augsburg, Würzburg, Frankfurt bis Düsseldorf und als Nachtquartiere das Schloss Leitheim in Augsburg und der Steigenberger Hof in Frankfurt gewählt. Diese Wahl stellte sich am Ende des Road-Trips als eine Spitzenentscheidung heraus, denn die Testfahrer wurden in nichts enttäuscht. Aber schön der Reihe nach…

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Automobile

I

n München angekommen, konnten wir unser Entzücken und Staunen beim Anblick der drei neuen McLaren -Modelle nicht mehr zurückhalten. Es ist eben etwas

­anderes, diese Giganten plötzlich zum Greifen nah vor sich zu haben, als sie auf bloßen Abbildungen in Prospekten zu betrachten. Klar, dass man mit solchen Traumautos nicht einfach irgendwo rumfährt. Deshalb hatten wir uns vorher für Deutschlands älteste und berühmteste Touristik-Route entlang der „Romantischen Straße“ entschieden. Da wir keine Eile hatten, wollten wir diese Strecke langsam von Zielpunkt zu Zielpunkt in drei Tagesetappen genießen. ­Romantische Weindörfer, hübsche Fachwerkorte in alten Reichs- und Residenzstädten, Schlösser und Burgen – das schien uns eine angemessene Route für die Ausfahrt solch edler Autos. Die drei atemberaubenden Sportwagen unterscheiden sich zunächst von vorn betrachtet scheinbar nur in der jeweiligen Lackfarbe. Der erste Wagen trägt den Schriftzug „McLaren 540 C“ auf der Mittelkonsole. Die ungewöhnliche Optik des Mittelmotor-Coupés lässt bereits erwarten, dass es außergewöhnlich rasant fährt. Bevor wir jedoch starten und den 540 PS starken V8 im Heck zum Leben erwecken, müssen wir erst einmal die Türen aufbekommen. Die Öffner verbergen sich nämlich unsichtbar auf der Unterseite der oberen Türpaneele in Form von bündig eingelassenen Sensortasten. Wer den Trick kennt, lässt die Türen lässig und spektakulär nach vorn aufschwingen. Die laut McLaren „dihedral“ (V-förmig) angeschlagenen Türen öffnen nicht nur äußerst effektvoll, sondern geben auch einen sehr großzügigen Ausschnitt frei. Außerdem fallen die massiven Türschweller im Vergleich

Ein Druck auf die D-Taste, etwas Gas – und der Exot rollt los.

zu denen der übrigen McLaren-Fahrzeuge um acht Zentime-

Ganz brav, ohne Hektik, ohne Verschlucken, ohne unnötiges

ter flacher aus – ganz im Sinne einer problemlosen Nutzung

Spektakel. Ehe man sich versieht, wechselt das SSG-Dop-

im Alltag. An Bord überrascht der McLaren 540 C mit einem

pelkupplungsgetriebe (Seamless Shift Gear) im Automa-

ebenso sauber wie schick gefertigten Cockpit und einem be-

tik-Modus bereits in den nächsthöheren Gang und lässt den

achtlichen Raumangebot. Zudem fühlen sich die Sportsitze

Mittelmotor-Boliden völlig handzahm durch das städtische

schon im Stand passgenau an. Tatsächlich erweisen sich die

Verkehrsgetümmel schnüren. Das adaptiv gedämpfte Fahr-

Sitze auch auf Dauer als ausgesprochen bequem und bieten

werk bügelt dabei sogar grobe Fahrbahnflicken gekonnt

dennoch einen tadellosen Seitenhalt. Die Knöpfe der optio-

aus. Solch einen hohen Fahrkomfort erwartet angesichts

nal elektrischen Sitzeinstellung liegen in einem engen Spalt

des dramatischen Designs wohl niemand. Auf manuelles

zwischen Seitenwangen und Mitteltunnel verborgen. Einmal

Schalten umgestellt und die Dämpfer im Sport-Programm

justiert, möchte man das luftig wirkende Cockpit gar nicht

gestrafft, entfaltet der McLaren 540 C eine spürbar inten-

mehr verlassen. Die gesamte Bedienung ist auf wenige Tas-

sivere Leistungsbereitschaft: Ein kräftiger Gasstoß, und er

ten reduziert, und die Handhabung der diversen Display-Me-

stürmt so vehement davon, dass eventuelle Zweifel an den

nüs gelingt schon nach kurzer Zeit mühelos. Aber wir wollen

Werksangaben im Röhren des V8 sogleich verschwinden:

endlich fahren. Also Fuß auf die Bremse, Startknopf drücken

null auf 100 km/h in 3,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit

und schon kann es losgehen. Ansatzlos springt der V8 an.

320 km/h.

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xus-Unterkunft erneut sehr positiv überrascht. Das Schloss Leitheim, die ehemalige Sommerresidenz der Äbte des nahegelegenen Klosters Kaisheim, ist ein dreigeschossiges quadratisches Gebäude, welches auf einer Anhöhe über dem Nordufer der Donau mit Fernblick auf die Donau-Lechebene liegt. Das gesamte Areal wurde als Prototyp eines repräsentativen geistlichen Herrensitzes erbaut. Die Messerschmitt-Stiftung errichtete das 98-Betten-Hotel, um für das Schloss Leitheim eine dauerhafte wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Mit welcher Dynamik das Projekt vorangetrieben wurde, verdeutlichte Architekt Wolfgang Obel. Noch bevor auf dem westlichen Flügel der Dachstuhl aufgesetzt worDer selbstentwickelte V8 mit 3,8 Liter Hubraum und dop-

den sei, seien an diesem Abschnitt bereits die Außenwände

pelter Turboaufladung packt schon im mittleren Drehzahl-

verputzt und Fenster eingesetzt worden. 1542 wurde der

bereich kräftig zu: Zwischen 3.500 und 6.500 Touren liegen

Leitheimer Weinberg mit einer festen Mauer umgeben und

permanent 540 Newtonmeter an. Doch erst wenn die digi-

ein prächtiges Weingärtnerhaus errichtet. 2014 wurde das

tale Nadel auf dem Zentralinstrument die Fünf passiert, legt

historische Gebäude einfühlsam renoviert und die zauber-

der V8 jegliche Zurückhaltung ab und scheint regelrecht zu

haften, holzgetäfelten Stuben und eleganten Speiseräume

explodieren. Sein volles Können musste der Flitzer freilich

liebevoll ausgestattet. Das Restaurant „Weingärtnerhaus“

nur bedingt unter Beweis stellen, weil es einfach zu scha-

verdankt seinen Namen den historischen Weinbergen, die

de gewesen wäre, an einer derart traumhaften Landschaft

direkt unterhalb des Schlosses liegen. Im Restaurant kann

einfach vorbei zu rauschen. Aber: er kann! Nach so viel Fahr-

man wählen, ob man die kulinarische Speisenvielfalt am

vergnügen bereits auf der ersten Fahretappe war es Zeit für

offenen Kamin oder beim schönen Kachelofen genießen

einen Austausch mit den Kollegen und für den ersten Stopp.

möchte. Die Zimmerausstattung ist beeindruckend: Es gibt wahlweise Kingsizebetten (180 x 200 cm) oder zwei Twin-

Komfortables Nachtquartier

betten (jeweils 100 x 200 cm), LED-Leseleuchten über den Betten, große Schreibtische, Flachbildschirm-Fernseher mit

Am Hotel Schloss Leitheim 10 Kilometer östlich von Donau-

Satelliten-TV, freies W-LAN, Zimmersafes und Minibars. Am

wörth angekommen, wurden wir beim Anblick unserer Lu-

Anreisetag erhält der Gast eine Flasche Schloss-Mineralwas-

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Automobile

ser und findet im Bad hochwertige Kosmetikprodukte vor. Eine sehr harmonische Wellnesslandschaft sorgt außerdem für Wohlbefinden, Gesundheit und Entspannung. Es besteht die Wahl zwischen klassischer Sauna, Sanarium oder Dampfbad, Kneippanwendungen oder Abreibungen mit Schnee aus dem Eisbrunnen. Die Spa-Nutzung ist für alle Hotelgäste inklusive. Ebenso die Nutzung des modern ausgestatteten Fitness-Raums. Der Blick von Sanarium und Ruhebereich in das Donautal ist atemberaubend schön. Bei zarten Klängen kann man hier oberhalb der historischen Weinbergterrassen auf bequemen Outdoor-Liegen ausgezeichnet entspannen oder durch den Garten spazieren. Vielfältige Massageangebote runden die Perfektion noch ab. Hier möchte man gerne länger verweilen. Aber es gibt auch außerhalb des Hotels viel zu sehen, denn die ehemalige freie Reichsstadt

hin zum Fuggerhaus aneinander. Sehenswert ist auch das

Donauwörth bietet eine Menge an Sehenswürdigkeiten. Die

gotische Münster oder das Bürgerspital aus dem 17. bezie-

Reichsstraße mit ihren imposanten Patrizierhäusern gilt als

hungsweise 18. Jahrhundert. Das Schloss, das ansonsten nur

einer der schönsten Straßenzüge Süddeutschlands und ist

während Veranstaltungen, wie dem Leitheimer Konzertsom-

Teil der „Romantischen Straße“. Inmitten der historischen

mer geöffnet ist, kann im Sommer zu bestimmten Terminen

Altstadt reihen sich hier die prächtigen Patrizierhäuser bis

besichtigt werden.

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Automobile

Pure Ekstase auf der Landstraße

Unser zweiter Stopp ist das Hotel Steigenberger Hof in Frankfurt, erbaut im Jahr 1876. Das 5-Sterne-Deluxe-Hotel

Als es am nächsten Tag weitergeht, stellt sich die Frage, ob

bietet 303 moderne Zimmer und Suiten. Im Hotel gibt es

der McLaren 570 S die tolle Performance des 540 C tat-

zudem zwei exklusive Restaurants und zwei Bars. Die lu-

sächlich noch toppen kann. Optisch unterscheidet sich der

xuriösen Zimmer und Suiten im klassischen oder modern

S nur marginal: Seitenschweller und Diffusor fallen minimal

renovierten Design sowie der neue, atemberaubende Well-

voluminöser aus, die Karbon-Keramik-Bremsanlage gehört

nessbereich THE SPA lassen jedes Besucherherz höher

zum Standard-Trimm. Größter Unterschied: Der McLaren

schlagen. Der Steigenberger Frankfurter Hof liegt zentral

570 S rollt routinemäßig auf Performance-orientierten Pirelli

im Herzen der Stadt, nur wenige Gehminuten von den Ge-

P Zero Corsa-Reifen und hat 30 PS mehr. Außerdem sind

schäfts- und Einkaufszentren sowie den kulturellen Attrakti-

seine Dämpfer straffer abgestimmt, und der Auspuff klingt

onen der Stadt entfernt. Dieses Luxus-Hotel in Frankfurt am

kerniger. Schon beim Start bellt der V8 unverhohlen aggres-

Main, das über eine Terrasse, einen rund um die Uhr geöff-

siv auf. Was folgt, ist pure Ekstase auf der Landstraße. Dank

neten Fitnessbereich, eine Bibliothek und ein Klavier sowie

Mittelmotor und Sperrdifferenzial baut der Hinterradantrieb

einen Wellnessbereich verfügt, bietet seinen Gästen über

eine unerschütterliche Traktion auf. Doch das Beste ist die

100 Jahre Erfahrung und erstklassigen Service sowie eine un-

filigrane Lenkung, die jegliche Information von der Fahr-

vergleichliche Eleganz. Neben einem rund um die Uhr geöff-

bahnoberfläche gefühlsecht bis in die Fingerspitzen weiter-

neten Business Center gibt es eine Computer Station, kos-

gibt. Ferner arbeitet sie unglaublich direkt und setzt dank des

tenloses W-LAN, moderne Veranstaltungstechnik, Personal,

ursprünglich für die Formel 1 entwickelten Brake Steer-Sys-

das mit der Technik weiterhilft, und ein Konferenzzentrum.

tems Richtungswechsel bedingungslos um. Verblüffend ist

Es gibt außerdem einen Catering- sowie einen Shuttleser-

indes, um wie viel entschlossener der 570 S anreißt. Er wirkt

vice zum Flughafen. Sowohl Haus- als auch Servicetiere sind

über das gesamte Drehzahlband vitaler als der 540 C und

hier willkommen. Klar, dass auch unserem Team angesichts

fühlt sich noch schneller an, als es die technischen Daten

von soviel Luxus der Abschied schwer fiel. Aber wir freuten

ausweisen. Und das will was heißen: null auf Tempo 100? 3,2

uns auch auf die letzte Etappe.

Sekunden. 200 km/h? 9,5 Sekunden. Spitze? 328!

Der reiselustige 570 GT Beim Umstieg in den McLaren 570 GT fällt das langgestreckte Glasdach, das in einem eleganten Bogen als seitlich angeschlagene Heckklappe ausläuft und am zehn Millimeter höheren Bürzel der Abrisskante endet, direkt auf. Es verschafft dem Topmodell der Baureihe einen unverwechselbaren Auftritt. „Touring Deck“ heißt die mit feinem Leder ausgeschlagene Ablage, die sich hinter den Sitzen unter einer zur Seite öffnenden Glashaube erstreckt. Den früher wie ein Kunstwerk drapierten Motor kann man unter einem schmalen Streifen Lochblech jetzt allenfalls noch erahnen. Aber dafür passen nun bis zu 220 Liter auf die Premium-Pritsche. Zusammen mit der 150 Liter großen Kuhle im Bug kommt der

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570 GT so auf ähnlich viel Stauraum wie ein VW Golf und

stufige Doppelkupplung mit bis zu 600 Nm traktiert. Selbst

taugt schon fast zum Urlaubsauto. Damit stellt der GT klar,

wenn auch das Getriebe etwas sanftmütiger wirkt und das

dass er der Reiselustigste unter den drei Sportwagen ist.

Gewicht mit dem ganzen Glas auf 1.350 Kilo gestiegen ist,

Seine Entwickler tragen dem zusätzlich Rechnung, indem sie

raubt einem der 570 GT noch immer den Atem: Denn 3,4

seine Federelemente noch softer abstimmten als im 540 C

Sekunden von 0 auf 100 und 328 km/h Spitze reichen allemal

und sich bis hin zu den Reifen einer optimalen Geräusch-

zum Powerplay mit dem Praktiker. Und spätestens, wenn

dämmung gewidmet haben. Doch keine Sorge! Nur weil

man die beiden Drehknöpfe für Antrieb und Handling...

McLaren die praktische Seite betont, machen die Briten bei der Performance keine Kompromisse. Hinter der Gepäck­ ablage tobt wie eh und je der 3,8 Liter große V8-Motor, der eindrucksvolle 419 kW/570 PS mobilisiert und die sieben-

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Automobile

Happy Birthday, Jeep!

ein anderes modernes Serienauto ähnelt so stark einem Ur-Modell. Jeep gelang es konsequent, über 75 Jahre seiner Pionierrolle bei der Eroberung neuer Marktsegmente gerecht zu werden. Dies durch Modellreihen wie den 1963 gestarteten Wagoneer als Vorreiter von Offroadern mit Pkw-Komfort à la Range Rover, den Pick-up Jeep Gladiator (ab 1963), den Jeep Cherokee für jüngere Lifestylekunden (ab 1974), den luxuriösen Jeep Grand Wagoneer mit 5,9-Liter-V8 und sensationell hoher Anhängelast (ab 1984) und den Jeep Grand Cherokee.

2016 ist ein besonderes Jahr für Jeep,

Allradlers war ein Regierungsauftrag,

Nicht zu vergessen die Flut an Jeep-­

denn der beliebteste aller SUVs feiert

also ein „Governmental Project“, kurz:

Concept-Cars und außergewöhnliche­

sein 75–jähriges (!) Jubiläum. In sei-

GP und gesprochen Dschipie.

Leistungsträger wie zuletzt der 257 km/h schnelle Grand Cherokee Hemi

nem Geburtsjahr 1941 dachte freilich noch niemand daran, dass aus die-

Daraus wurde schließlich Jeep. Willys-­

mit 6,4-Liter-V8 und 344 kW/468 PS

sem ersten geländetauglichen Auto

Overland ließ sich 1950 die Jeep-Mar-

Leistung. Heute zeigt aber auch der

eine der erfolgreichsten Geländewa-

kenrechte schützen und fortan mar-

kleine Renegade allen Konkurrenten,

genfamilien der Welt und der Vorrei-

kierte das Jeep-Logo nicht nur die auch

welche Faszination das Jeep-Logo auf

ter einer gesamten Fahrzeuggattung

in der Landwirtschaft geschätzte zivile

Kunden ausübt. Für Fiat Chrysler Au-

entstehen würde –­nicht einmal sein

CJ-Serie, sondern viele Pioniere unter

tomobiles vielleicht das schönste Ge-

Erfinder, der geniale Automobilkons-

den Lifestyle- und Luxus-Geländewa-

schenk zum Jubiläum.

trukteur Karl Probst. Die Historie des

gen. Jeep wuchs, und der Hersteller

Jeeps ist schnell erzählt: Die US-Army

Willys-Overland fusionierte mit der Kai-

Unveränderliche Gestaltungselemen-

benötigte im Zweiten Weltkrieg drin-

ser-Frazer Corporation.

te, extreme Geländegängigkeit, robuste Technik – diese Merkmale prägten

gend ein „leichtes Aufklärungsfahrzeug mit Vierradantrieb“. Ausgewählt

Heute gehört Jeep zu Chrysler und

wurde schließlich ein Modell des Her-

damit zum Konzern Fiat Chrysler Auto-

stellers Willys-Overland, das ab 1941

mobiles (FCA). So wechselhaft die Un-

zur Ikone wurde.

ternehmensgeschichte auch war: Die Modellpolitik von Jeep ist sich in ihren

Ein Symbolbild hierfür sind im Jeep

Grundzügen treu geblieben. Der Jeep

sitzende GIs, die als Kaugummi vertei-

CJ-5 wurde mehr als 30 Jahre lang fast

lende Befreier von der Nazi-Diktatur

unverändert gebaut. Im Prinzip ist auch

gefeiert werden. Dieser Wagen war die

der aktuelle Jeep Wrangler – zumindest

Basis für die Marke Jeep, deren Name

optisch – noch sehr eng an dieses Auto

zum Gattungsbegriff für Geländewa-

angelehnt: Siebenschlitziger Kühler-

gen avancierte. Die Entwicklung des

grill,­ runde Scheinwerfer, trapezförmige­ Radhäuser, Haken zur Motorhaubenverriegelung, Kastendesign – kaum

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die Marke Jeep in den vergangenen 75


Jahren. Zum Markenjubiläum gibt es

historischen Jeep-Meilensteinen. Auch

jetzt zudem die „75th Anniversary Spe-

zukünftig wird Jeep weiter vom SUV-

cial Edition“: Limitierte Sondermodelle

Boom profitieren. Im vergangenen Jahr

aller Jeep-Baureihen mit üppiger Aus-

waren es 1,2 Millionen verkaufte Autos.

stattung, bronzefarbenen Zierelementen und Sonderfarben.

Das Ziel für 2018 ist, weltweit zwei Millionen Autos zu verkaufen. Im kommen-

Das Mantra dabei lautet, Altbewähr-

den Jahr wird Jeep einen neuen Kom-

tem treu bleiben und dennoch innova-

pakt-SUV im Format des VW Tiguan

tiv sein. Am 26. Juli 2016 veranstaltete

vorstellen. Anschließend soll eine neue

Fiat Chrysler Automobiles in Wörth am

Generation der Markenikone Wrangler

Main eine nationale Fahrvorstellung.

erscheinen, unter anderem auch als

Neben einer Pressekonferenz gab es

Pick-up-Variante, und eine Neuauflage

dort auch die Möglichkeit zu Testfahr-

des Flaggschiffs Grand Cherokee ist

ten mit den neuen Jeep Modellen der

ebenso geplant. Glückwunsch, Jeep,

75th Anniversary Special Edition sowie

auf die nächsten 75 Jahre!

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Automobile

Der clevere Riese Skoda Superb Combi Autos werden zunehmend größer und Skoda ist hier eine treibende Kraft. Der Superb ist ein wahrer Riese von einem Auto: 4,86 Meter lang, 1,86 Meter breit und 1,48 Meter hoch. Damit rangiert der Superb Combi größentechnisch deutlich über der Klassenkonkurrenz. Trotzdem überrascht das immense Platzangebot – vor allem im Fond: Speziell die Beinfreiheit ist konkurrenzlos gut, hier sitzen die Hinterbänkler

verkauft. Sein Auftritt erfolgt eher kühl und clean, was aber

absolut befreit. Die Marke Skoda wird für Volkswagen im-

vor allem in der hochwertigen „Style“-Ausstattung durchaus

mer wichtiger. Dass Skoda nahezu unschlagbar ist, was die

repräsentativ aussieht. Sie schmückt sich beispielsweise mit

Bereitstellung hochgradig vernünftiger Automobile betrifft,

allerlei Chromzierrat, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und einer

braucht längst nicht mehr erwähnt zu werden. Inzwischen

eloxierten Dachreling. Trotz seiner enormen Länge weist

aber klopfen die Tschechen sogar sanft am Tor zur Ober-

Skodas Größter gar nicht mal die Dimensionen eines Stra-

klasse an. Hier sucht der Superb den Wettbewerb, der sich

ßenkreuzers auf. Und doch: Was sich innen an Platz auftut,

auch in jüngster Generation wieder überwiegend als „Combi“

ist phänomenal.

Außen Sport, innen Komfort Renault Espace TCe 200 EDC Der Name „Espace“ (französisch: „Raum“) war Programm. Ge-

screen und der logisch aufgebauten Menüstruktur verste-

niale Ideen zeichnen sich unter anderem durch Zeitlosigkeit

hen. Außerdem gibt es unzählige Einstellungsoptionen für

aus. Der Renault Espace war so eine geniale Idee und ver-

Lenkung, Motor und Getriebesteuerung (Sport, Eco, Neutral,

körpert bereits seit 1984 die europäische Großraumlimousine

Comfort, personalisiert). Auch für die Farbpalette der Grafik

schlechthin. Da Vielseitigkeit angesagt ist, erfindet der Espace

oder das Ambientelicht und vieles mehr kann viel auspro-

sich in der fünften Generation komplett neu. Er bewegt sich

biert und ausgeschöpft werden. Doch der Renault Espace

zwischen Van und SUV. Das Interieur fühlt sich hochwertig

TCe 200 EDC – der einzige Benziner im Programm – bringt in

und gediegen an. Die Generation iPad wird sich auf Anhieb

der Ausstattung Intens noch viel mehr Dinge mit, die woan-

mit dem wunderbar großen, gestochen scharfen Farb-Touch-

ders extra bezahlt werden müssen.

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Lesen Sie die gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Automobile/Fahrberichte“.

Kompaktsportler­mit 271 PS Peugeot 308 GTi Peugeot baut wieder einen Hot Hatchback, der seinem Na-

gebauten Vorderachse mit 1,67 Grad negativem Radsturz

men gerecht wird. Der 1,6-Liter-Motor im Peugeot 308 GTi

für besseres Einlenkverhalten und mehr Grip in Kurven. An

stammt direkt aus dem RCZ R. Dabei schlägt er mit 272 PS

der angetriebenen Achse hat Peugeot Sport auch das Tor-

den aktuell stärksten Golf GTI um 42 PS. Laut Hersteller wiegt

sen-Differenzial aus dem hervorragenden RCZ R eingebaut.

der Peugeot 308 GTi weniger als 1,3 Tonnen (vollgetankt,

37 Prozent beträgt die Sperrwirkung beim Beschleunigen,

ohne Fahrer). Leichtes Spiel gibt es auch beim Fahrwerk:

30 Prozent beim Bremsen.

Dessen Komponenten bestehen teilweise aus Aluminium, etwa die Querlenker an der nach dem McPherson-­Prinzip

Der neue Power-Pick-Up Mitsubishi L200 Von wegen größer, schwerer, bulliger! Entgegen dem USTrend vieler Pick-ups, hat der neue Mitsubishi L200 weiterhin „nur“ glatte drei Meter Radstand. Die Karosserie wuchs nur im Millimeterbereich und Motor und Wendekreis schrumpften sogar – denn die Entwickler fanden Leichtbau und Verbrauchsreduktion wichtig. Einen seriösen Auftritt legt er hin, der Mitsubishi L200 Club Cab. Die vielen Rundungen haben sie ihm wegretuschiert, statt des Bübchen-Gesichts schaut der neue Mitsubishi L200 nun aus strenger gezeichneten Klarglas-Scheinwerfern und leistet sich auch in der Seitenansicht nicht mehr die stilistische Extravaganz des Vorgängers. Erreicht wurde das mit simplen Maßnahmen – eine in die Hecktüren fortlaufende Sicke der Ladefläche, die im Einstiegsbereich nach hinten gezogene Kabine statt der bisherigen kreisförmigen Rundung und die insgesamt etwas höher bauende Pritsche.

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Automobile

Platz und Komfort für den Alltag Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi Baby von Hyundai-Designchef Peter Schreyer ein Hingucker. Klar gezeichnete Linien, knackige Kanten, ein durch die neuen Scheinwerfer noch einmal schärferer Blick und der fast schon coupéhafte Heckabschluss mit dem kräftigen Spoiler heben ihn aus der Masse heraus. Schön, dass darunter die Alltagstauglichkeit nicht leidet. Das Platzangebot ist klassengemäß üppig, auch hinter großen Fahrern haben erwachsene Fondpassagiere noch gut Platz. Der Kofferraum gibt mit einem Volumen von 553 bis 1.719 Litern ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, die Ladekante ist niedrig. Materialqualität und Der neue Hyundai i40 Kombi übernimmt im Konzert der Mit-

Verarbeitung sind überdurchschnittlich gut. Schicke Details

telklasse-Lademeister die Rolle der schicken, eher extrover-

wie Chromeinfassungen an den Tasten und jede Menge Kla-

tiert gestylten Alternative für kühle Rechner, die auch noch

vierlack tragen ebenso zum hochwertigen Eindruck bei wie

Sinn für gutes Design haben. Denn fraglos ist das große

die klar gezeichneten, hochauflösenden Bildschirme.

Sportgeist mit viel Stil Volvo V40 D4

Lesen Sie die gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Automobile/Fahrberichte“.

Eine sehr flotte Linienführung und eine bis ins Detail gelun-

nent mit aktiviertem Fernlicht fahren, ohne dabei entgegen-

gene Optik hat er, der Volvo V40. Selbst die Haube fällt trotz

kommende oder vorausfahrende Fahrzeuge zu blenden.

Einhaltung der Fußgängerschutz-Vorgaben im Vergleich zur

Außerdem lassen diese Scheinwerfer den neuen Volvo V40

Konkurrenz schön nach unten ab. Der V40 D4 ist auf jeden

nicht nur athletischer wirken – sie unterstreichen zusätz-

Fall einer der sportlichsten Vertreter seiner Klasse, der zudem

lich seine Zugehörigkeit zur neuesten Generation der Volvo

mit einem hohen Maß an Sicherheit glänzen kann. Die ein-

Fahrzeuge. Die gute und wohnliche Ausstattung spricht

zigartigen T-förmigen Voll-LED-Scheinwerfer „Thors Hammer“

ebenso für den V40 wie der sehr kultivierte und kräftige Mo-

mit dynamischem Kurvenlicht und erweitertem LED-Fernlicht

tor, der auch beim Verbrauch noch im Rahmen bleibt.

leuchten selbst die dunkelsten Straßen immer optimal aus. Durch den Fernlichtassistenten kann man Sie sogar perma-

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Japan-Bus hat einiges auf dem Kasten Toyota Proace Mit dem neuen Proace wagt Toyota den Wiedereinstieg in das Segment der Kleintransporter, das sich besonders für Baustellen-Trupps, Handwerker-Teams, aber auch für große Familien empfiehlt. Die Japaner setzen bei diesem Kleintransporter besondere Akzente auf Sicherheit und Komfort. Der Proace schließt nun die Lücke, die durch den Wegfall des von 1967 bis 2011 gebauten Hiace entstanden ist. Das

führt, zudem sind die Scharniere der Heckklappe verstärkt

neue Modell stammt aus der Kooperation mit dem franzö-

worden. Im vorderen Stoßfänger sorgt jetzt eine Trittstufe

sischen PSA-Konzern. In seiner Version mit Hochdach und

für bessere Reinigungsmöglichkeit der Frontscheibe, am

langem Radstand erinnert der Proace fast an einen Sprin-

Heck stellt eine Rückfahrkamera bessere Übersichtlichkeit

ter, so voluminös präsentiert sich sein zu beladendes Las-

sicher. Laut ­Hersteller soll sich auch die Aerodynamik des

tenabteil. Fast Stehhöhe und bis zu sieben Kubikmeter La-

Fahrzeugs deutlich verbessert haben. Sitzt man erstmal auf

deraum lassen das noch leere Heck riesig erscheinen. Das

dem Fahrersitz, dann zeigt der Japaner, was in ihm steckt.

kantig klare Design, hinter dem sich dieses hallenähnliche

Den ­ Antrieb der Kasten-Version mit Doppelkabine über-

Volumen versteckt, macht durchaus eine gute Figur. Robus-

nimmt der 2,0 Liter große Vier-Zylinder von PSA mit 128 PS

ter hat der Hersteller die vergrößerte Ladefläche dank neu

und einem maximalen Drehmoment von 320 Nm bei 2.000

gestalteter Bodenrippen und verstärkter Querträger ausge-

Umdrehungen in der Minute.

Feuriger Flitzer Seat Leon Unter dem Label Ecomotive bietet Seat jetzt einen besonders effizienten Leon mit Dreizylinder-TSI-Motor an. Drei Zylinder, ein Turbolader, vier Ventile und ein Liter Hubraum genügen dem guten Stück, um ordentliche 115 PS und 200 Newtonmeter Drehmoment ab 2.000 Umdrehungen zu generieren. Grundsätzlich ist ein Seat Leon eher sportlich abgestimmt. Das ist auch beim Ecomotive nicht anders. Ein knackiges Fahrwerk, die Karosserie ebenso scharf gestylt, aber dennoch praktisch und grundvernünftig. Das Ecomotive-Modell unterscheidet sich optisch nur im Bereich der Aerodynamik von seinen Kollegen. Am Augenfälligsten sind der geschlos-

eigenständig. Der Innenraum ist vorbildlich aufgeräumt. Die

sene Kühlergrill und der seitlich an der Heckscheibe herun-

Armaturen wirken nicht nur dank der Chromleisten hoch-

tergezogene Dachspoiler. Ansonsten ist alles ganz normal

wertig und die gute Rundumsicht ist ein weiterer Pluspunkt

Leon inklusive der bekannt-tollen LED-Scheinwerfer und

des Spaniers. Der Blick nach hinten bietet eine bessere Sicht

dem unaufgeregten Interieur. Beim Design ist der Seat sehr

als in manchen Kleinwagen.

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AFA Architekturmagazin

Ausblick 04  | 2016

Impressum

„Ist das Architektur, oder kann das weg?“ Wie Architektur subjektiv auf uns wirkt

AFA Architekturmagazin für Architekten 19. Jahrgang 2016, Ausgabe 03|2016

Materialisierung des Lichts Das Spiel mit Licht und Glas

Herausgeber Frank Pawlak, Dipl.-Ing. Architekt (FH)

Wohnen im Alter Wie Räume das Altern erleichtern können

Chefredakteur

Reisen PARIS – très chic! Erleben Sie das neue unerwartete Gesicht der Hauptstadt Von „Nuit Blanches“ bis zum Musee Du Branly Jaques Chirac von Jean Nouvel

Redaktion

Frank Pawlak

Anika Beer, B.A.

Sekretariat +49 (0) 2233 805 977 1

Autoren Laura Stillers, Annika Schmidt, Paul Mocanu, Tamara Scheck, Anika Beer, Klaus Hahn, Michael Koch

Lektorat © Paris Tourist Office - Fotograf : Jacques Lebar

Laura Stillers

Messe Leitfaden BAU München Alle Highlights für Sie auf einen Blick! Veranstaltungen Nachlese 9. AFA Baufachveranstaltung „Innovatives Bauen“ Automobile Rennstreckenfeeling für die Straße Corvette Z06

Mediaberatung Deutschland: Bernd Wagner +49 (0) 2233 805 977 1 wagner@afa-architekturmagazin.de

Grafikdesign weiss.design, Köln www.weiss.design

Druck Yesprint e.K. www.yesprint.de

Copyright Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers

Erscheinungsweise Vierteljährlich, Stückpreis 4,90 Euro

Verlag Frank Pawlak Verlag Hans-Böckler-Straße 190 50354 Hürth

Kontakt +49 (0) 2233 805 977 1 info@afa-architekturmagazin.de www.afa-architekturmagazin.de

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