|
ARCHITEKTUR
|
DESIGN
|
INTERIEUR
|
REISEN
9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG „Innovatives Bauen“
Le Havre –
die Stadt des Betons Road-Trip mit
MCLAREN SPORTS SERIES
AUSGABE 03 | 2016 4,90 Euro
540C, 570S und 570GT
WO LEBEN WIR MORGEN?
|
2
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns Ihnen heute die neue Ausgabe des AFA Architekturmagazins zu präsentieren. Nicht nur das Design hat sich geändert, auch mit dem Inhalt schlagen wir in Zukunft eine neue Richtung ein. Wir freuen uns, zukünftig für Sie über spannende Themen und Innovationen aus dem Bereich Architektur, Design, Interieur und Reisen zu berichten. Außerdem freuen wir uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie ab 2017 die Möglichkeit haben, das AFA Architekturmagazin an diversen Verkaufsstellen in ganz Deutschland zu erstehen. Die Welt ist im Umbruch, die Städte werden immer voller, Wohn- und Lebensräume sind begrenzt und werden immer teurer. Um in Zukunft eine adäquate Lösung für die Menschen und ihre Bedürfnisse zu finden muss jetzt gehandelt werden. Einige Architekten haben sich bereits in der Theorie mit diesem Gedanken beschäftigt und Interessante Projekte entwickelt. Näheres erfahren Sie in dem Artikel „Wo leben wir morgen?“ ab Seite 6. Einiges ändert sich bei uns, die guten Dinge bleiben! Auch in diesem Herbst veranstaltet AFA eine Baufachveranstaltung mit dem Thema „Innovatives Bauen“. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den Themen Brandschutz, Sicherheitstechnik, Gebäudetechnik und Gebäudeautomation. Alle wichtigen Informationen zur Veranstaltung finden Sie ab Seite 44. Wir freuen uns Sie bei interessanten Vorträgen, vielseitigen Fachgesprächen und der einen oder anderen Leckerei begrüßen zu dürfen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen des Magazins!
Herausgeber und Veranstalter Dipl.-Ing. Architekt Frank Pawlak Gefällt Ihnen unser Magazin? Sagen Sie uns Ihre Meinung unter: info@afa-architekturmagazin.de
AFA Architekturmagazin
3
WO LEBEN WIR MORGEN?
INNOVATIVE
PRODUKTE
29
Wenn Architektur in die Zukunft blickt...
6
ARCHITEKTEN
Hofrichter-Ritter Architekten
PORTRÄT
Innovative Produkte
29 Gestaltungsvielfalt mit Formen und Materialien 30 Luftwechsel nach Norm 31 Kulturwerft Gollan 32 Sicher in Form und Funktion 33 Gesetzeskonforme brand schutztechnische Abdichtung von Bauteilfugen 34 Intelligent, sicher, funkvernetzt – und fit fürs Smart-Home-System
16
19 Unternehmensporträt Hekatron Vertriebs GmbH Dauerhaft Sicherheit dank fristgerechtem Meldertausch 21 Wettbewerbe
22 Innovatives und nachhaltiges Einfamilienhaus 24 Terroropfer Architektur
4
35 Wärmepumpen: Die Wärmeerzeuger der Zukunft? 36 Transformierte Bunkerbauten
Objektberichte
41 Architektur vereint Motorsport und Wintererlebnis 42 Der Allianz Tower in Istanbul: Ein Leuchtturm für Technologie und Kultur
Inhalt 44 Vom Kloster zum Designhotel – Kruisheren Hotel Maastricht
9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG
51 Messen
INNOVATIVES BAUEN
52 Das russische Bauhaus 54 Architekturzeichnung
Neue Wege für eine überholte Disziplin?
58 Ausstellungen 60 Buchbesprechungen
Design
62 Drei „Special Mention“ für Kati Meyer-Brühl
64
48
ARCHITEKTUR
REISEN
AUTOMOBILE
FAHRBERICHTE
ROAD-TRIP Romantisch unterwegs mit dem sportlichen Powerpaket
66 AFA Architekturmagazin
Architekturreisen 64 Nicht nur Poesie in Beton – Die Stadt Le Havre 69 Katwijk – die kleine Küstenstadt mit Charakter 76 Happy Birthday, Jeep! 78 Fahrberichte Skoda Superb Combi
Renault Espace TCe 200 EDC
Peugeot 308 GTi
Mitsubishi L200
Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi
Volvo V40 D4
Toyota Proace
Seat Leon
82 Ausblick & Impressum
5
WO LEBEN WIR
MORGEN?
Wenn Architektur in die Zukunft blickt...
6
N
icht zuletzt durch die Globalisierung befindet sich die Gesellschaft im steten Wandel. In vielerlei Hinsicht bedeutet sie dem Individuum Freiheit –
gleichsam droht sie Handlungsspielräume einzuschränzahlen, jedoch auch im Kontext der zunehmenden Bedeutung ökologischer und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit eröffnet sich die Diskussion: Wie und wo werden wir in Zukunft leben? Eine Frage, die sich nicht nur für Politologen und Sozialwissenschaftler als eine zentrale der heutigen Zeit erweist. Mehr denn je ist sie auch für die Architektur Anlass, Bauweisen und Strukturen – insbesondere unter der Folie von Städtebau und Stadtsoziologie – neu zu denken. Ebenso eröffnen jüngste Technologien völlig neue Möglichkeiten in puncto Bau, und auch stehen Architekten vor wesentlichen Herausforderungen, um der Verzahnung zwischen ökonomischen, öko-
Fotos: © VINCENT CALLEBAUT ARCHITECTURES
ken. Im Hinblick auf weltweit wachsende Bevölkerungs-
Wohnen unter der Meeresoberfläche: Das Underwater Eco Village von Vincent Callebaut.
logischen und sozio-kulturellen Ansprüchen einer immer produktiver werdenden Gesellschaft gerecht zu werden. Kreativität, der Blick über den Tellerrand, das Entwickeln
stammen könnten. 250 Geschosse umfasst ein Segment,
neuer, mitunter zunächst utopisch und abstrakt erschei-
das mit 1.375.000 Quadratmetern Gesamtoberfläche eine
nender Visionen ist stark gefragt.
in sich abgeschlossene Stadt beherbergt. Die Etablierung von Permakultur und Landwirtschaft soll dem Prinzip des
Bei genauer Beobachtung von visionären Entwürfen wird
nachhaltigen Wirtschaftens unter Berücksichtigung aller
schnell deutlich: Ökologische Veränderungen beeinflussen
Ressourcen Rechnung t ragen.
diese maßgeblich. Längst ist die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel unumgänglich und befruchtet Szenarien zur Schaffung alternativer Lebensräume. Steigt durch
Neue Gemeinschaftsstrukturen für überbevölkerte Metropolen
die Erderwärmung der Meeresspiegel und führt dies zu einer reduzierten (bebaubaren) Landfläche, rückt Wasser
10.000 Wohnungen zwischen 25 und 250 Quadratmeter sind
als mögliches bewohnbares Element in den Fokus. Mit dem
vorgesehen, daneben Büros, eine Forschungsstation, Sea-
Underwater Eco Village erzählt Vincent Callebaut seine
farming-Projekte, gemeinschaftlich zu betreuende Gärten,
Zukunftsvision in Form von sogenannten Oceanscrapern.
Wasseraufbereitungsanlagen sowie Lagunen und Freizeit-
Schwimmende Inseln sind sie, aus recyceltem Ozeanmüll
einrichtungen für alle Bewohner. Die Idee einer kommune-
docken die autarken Module an die Küste Rio de Janeiros
nähnlichen Selbstorganisation – diesmal an Land implemen-
an. Über die Wasseroberfläche ragen seerosenähnlich die
tiert – verfolgen auch Mass Studies mit ihrem Entwurf für die
500 Meter Durchmesser umfassenden Körper, wölben
Seoul Commune 2026. Entworfen für die Ausstellung des
ihre vier symmetrisch angeordneten und üppig begrünten
Vitra Museums „Open House: Intelligent Living by Design“
Blütenblätter empor, während sie sich unterhalb spindel-
entwickelt das Konzept die in Asien populäre Typologie der
artig 1000 Meter in die Meerestiefe schrauben, stets um-
„Towers in the Park“ weiter und widmet sich so einer alter-
ringt von feinen Tentakeln, die von gigantischen Quallen
nativen Gemeinschaftsstruktur innerhalb längst überbevölkerter Metropolen. Auf insgesamt 393.362 Quadratmetern soll ein Komplex aus privatem, halb-öffentlichem und öffentlichem Raum entstehen, charakterisiert von kalebassenfömigen Türmen mit g itterartiger Wabenstruktur.
AFA Architekturmagazin
7
Wie in einem überdimensionalen Aquarium könnte man sich im Underwater Eco Village fühlen.
Vincent Callebauts schwimmende Strukturen.
8
Fotos: © VINCENT CALLEBAUT ARCHITECTURES
AFAleben Wo Architekturmagazin wir morgen?
© John Wardle Architects
Mit etwa 2.590 Wohnzellen sucht es nach einer formalen
Verkehrte Welt: In der Multiplicity von John Wardle befindet sich die Natur über der Stadt.
wie ästhetischen Antwort für jene hyperindividualisierte Gesellschaft mit ihren Ein- bis Zwei-Personen-Haushalten. Längst lösen die „Türme im Park“ den seit 40 Jahren in Korea vorherrschenden Hilberseimerschen Plattenbau ab und gelten als Mahnmal für Lebensqualität: Park und emporstrebende Türme stehen sich dabei allegorisch für Außenund Innenraum gegenüber. Diesem statischen Konzept begegnet Seoul Commune 2026 durch ein Spiel aus Maßstab, Funktion, vertikalen und horizontalen Verbindungen sowie digitaler Kommunikation: Durch begrünte Geschosse werden die 15 unterschiedlichen Türme – mit 16 bis 53 Etagen und bis zu 63 Meter hoch – zum Park selbst, gliedern sich in ihrer natürlichen Anmutung in die Landschaft ein, während sie ständig miteinander im Dialog s tehen.
AFA Architekturmagazin
9
Wo leben wir morgen?
Sechs rund gestaltete Zelltypen mit bis zu 33 Metern Durchmesser sind zum Wohnen gedacht – Räume, die sozialer Interaktion gewidmet sind, so Wohn- und Esszimmer, befinden sich außerhalb der privaten Einheiten. Jene fungieren als personalisierte Hotelzimmer: Rückzugsort einerseits, jedoch ohne Anonymität und stets flexibel kombinierbar mit weiteren Zellmembranen. Organische Dispositionen dominieren hier also: Tageslicht dringt durch die fotovoltaische Verkleidung der wabenartigen Öffnungen. Auch die bis zu 64 Meter breiten Trichter zuoberst lassen Helligkeit in die innenliegenden Atrien strömen. Geotextilbeschichtungen fördern zudem das Wachstum der Pflanzenhaut der Türme. Um diese herum führen Fußgängerwege, eine zentrale Brücke symbolisiert die Programmatik von Gemeinschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.
Leben auf multiplen Levels Melbournes Zukunft imaginieren John Wardle Architects und der Filmemacher Stefano Boscutti in ähnlicher Weise – nur umgekehrt: Bei Multiplicity findet Natur über der Stadt statt. Vertikalität, das Leben auf multiplen Levels unter Beibehaltung bestehender städtischer Grundraster, ist Kern des Konzepts, das auf die rasant steigende Verdichtung urbaner Umfelder reagiert. Denn unzählige Straßen und Häuser brauchen Fläche, wertvolles Umland fällt dann oftmals dem Betondschungel zum Opfer.
© Mass Studies
Flexible Wabenstruktur in den Türmen der Seoul Commune 2026.
10
© VINCENT CALLEBAUT ARCHITECTURES
Indem sich nun die Dächer der Stadt – unterstützt von
Zukunftsvisionen, bedarf in erster Linie Fantasie. „Form fol-
haushohen Pylonen – zu tragenden Elementen transfor-
lows fiction“ war daher der von Buscotti inspirierte Leitsatz.
mieren, werden Landschaft und Natur im wörtlichen Sinne
Zugrunde liegen dennoch reale Dispositionen, mit denen
erhoben, während sich Leben ebenso darunter ungehin-
sich Stadtplaner konfrontiert sehen: Multiplicity ist eine
dert fortsetzt. Eine solche Trennung mag der Idee einer
provokative „Hyperverdichtung“, die ebenso das trendhafte
gleichgestellten, homogenen Gesellschaft auf den ersten
Streben nach Grün berücksichtigt und dadurch sich selbst
Blick widersprechen, doch zielt sie gerade dadurch auf
zu versorgen in der Lage ist. Als rein fiktiv gilt ebenso Pe-
Ausgeglichenheit und Ästhetik ab. Die schwebende Platt-
ristaltic City. Das silbern glänzende Stahlgebilde von Terre-
form macht nachhaltige Landwirtschaft und Stadtleben
form One hat nicht nur seine Gestalt mit einem gestrande-
gleichzeitig in insitu möglich. Das Dach als Schattenspen-
ten Raumschiff gemein. Es versteht sich auch als autarke
der denkt dabei klimabedingte Erderwärmung und deren
und stark dynamische Konstellation für neuen Lebensraum
Folgen für städtische Bewohner mit. Das, wie die meisten
in New York.
AFA Architekturmagazin
11
Wo leben wir morgen?
Das sich emporstreckende Gebäude beherbergt gegeneinander verschobene, kapselartige Räume, deren sich ständig bewegende, äußerst weiche und volumetrische Außenhäute die Größe des Inneren determinieren. Agieren die textilummantelten Schläuche peristaltisch, fungieren sie gleichsam als begehbare Gelenke zwischen über der Konstruktion thronender Landschaft und Stadt. Durch ein solch hohes Maß an Flexibilität unter Negierung der traditionellen Organisation von Kern und Raum, gelingt es, die Koexistenz von Offenheit, Zirkulation und Öffentlichkeit auf der einen Seite sowie Privatsphäre auf der anderen Seite aufzulösen: Die Typologie der gestapelten Architektur weicht einer nachgiebigen Struktur, deren höchste Prämisse die Realisierung fließender, spontaner und gleichwohl heterogener sozialer Interaktion ist.
High-Tech versus Tradition In Kontrast dazu ließe sich eine von vornherein geclusterte Nutzungsvorgabe, wie beispielsweise jene des „The Multilayered Square Skyscraper“ stellen. Das Konzept für einen innovativen Wolkenkratzer der Zukunft, mit dem Santiago H. R. Miret, Federico E. Menichetti, Melisa Brieva und Gaston H. Hermida jüngst an der Evolo Skyscraper Competition teilnahmen, sieht sich als Stapel aus öffentlichen Plätzen in futuristisch-sozio-kulturellem Gewand. Rankt sich der Blick an der stählernen Wirbelsäule des für die Plaza de Mayo in Buenos Aires intendierten Kolosses empor, entfalten sich die wie horizontale Segel angeordneten Stockwerke in unterschiedlich dimensionierter Auskragung. So high-tech der Bau gestaltet sein mag, Anklänge an Dächer eines Tempels werden evident – und fern liegt der Gedanke an eine religiöse Nutzung tatsächlich nicht. Als Verbund von Epizentren beherbergt das Projekt fünf generische, für den Fortbestand einer Gesellschaft essentielle Bereiche in Form von „Squares“ zum komplementären Konstrukt. Ein offener Ort zur Entfaltung von Glaube unter einem Dach mit den Bereichen Arbeit und Freizeit. Gleichsam erhält Politik ein Gesicht, stets nahbar für die Menschen: Jene, die sich auf den terrassierten und von Pflanzen umsäumten Ebenen begegnen oder andere etwa, die das Gebäude in seiner Funktion als zentralen Verkehrsknoten nutzen. Auf unterschiedliche Funktionsbereiche auf einer einzigen ideellen Oberfläche.
12
© Werner Sobek
übereinander angeordneten „Plazas“ ergänzen sich somit
AFA Architekturmagazin
13
Wo leben wir morgen?
Vom Großdimensionalen zum Individualraum, dennoch
nem flachen, ufo-ähnlichen Oval. Es zeigt einen spartanisch
ebenso mit philosophisch geprägtem Zugriff, beschäftigt
gestalteten inneren Zentralraum: Wände oder Raumtren-
sich das Büro Philippe Rahm. „Domestic Astronomy“ – ins
nungen in fest installierter Form w erden hier vergebens
Leben gerufen für die Ausstellung „Green Architecture for
gesucht. Flexibilität dominiert stattdessen das Bild: Einzel-
the Future“ (Humlebæk, Dänemark 2009) – stellt den Pro-
ne Bad- oder Kücheninstallationen lassen sich entlang der
totypen eines Wohnraumes dar, bei dem Gegenstände und
massiven Bodenplatte an nahezu jedweden Ort innerhalb
Personen nicht Flächen, sondern Atmosphäre, abstrakten
der futuristischen Behausung platzieren. Die Außenhülle
Raum also, einnehmen. Die Pfade der Horizontalität wer-
ist außerdem ausgestattet mit einer elektrochromen Folie
den verlassen, neue Anordnungen und Bewegungsmuster
– so lässt sich das 360-Grad-Panorama teilweise oder ganz
ergeben wiederum neue Zonen aus Temperatur, Licht,
abdunkeln.
Zeit und Raum: Ein eigenes Ökosystem, Astronomie in vier Wänden.Durch die Aus-Nutzung von Raumtemperaturen
Klar ist, derartige Entwürfe sind – zumindest aktuell – nicht
innerhalb vertikal ausgerichteter Wohnungen soll schließ-
realisierbar. Dennoch: Sie öffnen den Horizont für inno-
lich der Energieverschwendung entgegengewirkt werden.
vative Denkweisen, als Utopie durchspielen sie das heute (noch) Unmögliche.
Ein ufo-ähnliches Oval Anders dagegen bei Werner Sobeks Entwurf R129 (Visualisierung unten): Sein Haus der Zukunft besteht aus transparentem Kunststoff sowie Karbonhohlträgern, geformt zu ei-
14
Laura Stillers
Abonnement AFA Architekturmagazin Seien Sie immer informiert über die aktuellsten Geschehnisse aus A rchitektur, Design und Lifestyle. Ja, hiermit bestelle ich das AFA Architekturmagazin im Jahres-Abo (4 Ausgaben) zum Preis von 16,90 Euro statt 19,60 Euro einschließlich Porto (Versand außerhalb Deutschlands zzgl. Porto). Schneiden Sie den Coupon aus, stecken Sie ihn in einen frankierten Umschlag und senden ihn an: AFA Architekturmagazin Hans-Böckler-Straße 190 50354 Hürth Oder scannen Sie den Coupon ein und senden diesen per Mail an: info@afa-architekturmagazin.de
Bestellung Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ, Ort
Datum, Unterschrift
Zahlungsweise Per Rechnung
Per Bankeinzug
Kontoinhaber
Bank
IBAN
BIC
AFA Architekturmagazin
15
Architektenporträt
Erst die Zusammenführung des Ortes, des Entwurfes und HOFRICHTER-RITTER Architekten ZT GmbH Färbergasse 6, A – 8010 Graz T +43 316 723538 F +43 316 723538-19 office@hofrichter-ritter.at www.hofrichter-ritter.at
die Identifikation des Bauherren mit dem Bauwerk führt zu einer guten Lösung.
02. Welche Rolle spielt der Architekt als Gestalter unserer Umwelt? Ganz im Gegenteil zur aktuellen Situation in Österreich sollte der Architekt maßgeblichen Anteil an der Qualität des uns umgebenden Lebensraumes haben. Dabei meinen wir nicht nur die „materiellen“ räumlichen Elemente, sondern auch
01. Welche Art von Projekt würden Sie gerne realisieren?
die „immateriellen“ wie Schall und Licht, aber auch struk-
Projekte, hinter denen auch engagierte Bauherren stehen.
planung.
turgebende wie Infrastruktur, Verkehrssysteme und Raum-
Neben dem Entwurf ist für das Gelingen eines Bauwerkes die Vision und das Engagement der der Bauherren wichtig.
Des Weiteren müssen wir Architekten auch in der Mei-
Es sollte eine Synergie zwischen Architekt und Bauherr statt-
nungsbildung tätig sein und die Wichtigkeit der Qualität des
finden. Wir sehen jede Art von baulicher Intervention als Auf-
Lebensraumes für die Gesellschaft immer wieder kommu-
gabe der Architektur
nizieren.
Auch die eigene Intention und Einstellung sollte im Idealfall
03. Was ist Ihre ganz persönliche ArchitekturPhilosophie?
mit der des Bauherren zusammenpassen.
Architektur ist eine künstlerische Tatsache, ein Phänomen innerer Bewegung; sie steht über reinen Konstruktionsfragen, durch Form, Symbolik, Ausdruck und Haltung. Architektur dient nicht nur den Privilegierten, sondern der gesamten Gesellschaft.
16
04. Was möchten Sie den Bewohnern / Nutzern Ihrer Gebäude vermitteln?
Projektpartner: Erfurth Spezialbau GmbH
Dass die Nutzer je nach Art des Gebäudes (Museum, Wohnbau etc…) das Zusammenspiel von Form und Inhalt als angemessen empfinden und sich je nach Nutzung das Gebäude auch aneignen können.
07. Welches Ihrer Projekte oder Objekte ist für Sie besonders wichtig? Immer das nächste.
05. Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten? Am liebsten mit „echten Materialien“, die an der Oberfläche
08. Was ist Ihr Leitmotiv beim Planen und Bauen?
auch zeigen, was sie sind – und immer wieder mit neuen
Neben den unter Punkt 03. definierten Punkten sehen wir
Materialien.
Planen und Bauen als respektvollen, zielorientierten Kommunikationsprozess aller Beteiligten.
06. Welchen Stellenwert hat neben dem Gebäude der Ort, an dem das Bauwerk entsteht? Neben den städtebaulichen Rahmenbedingungen hat jeder
09. Was reizt Sie besonders am Umbauen und Modernisieren?
Ort seine Geschichte, ein Art Gedächtnis. Seine geografische
Bei Umbauten kommt es zu einer Überlagerung von ver-
Lage hat er seit Jahrmillionen! Damit respektvoll umzugehen,
schiedenen Bauepochen. Die jeweiligen Qualitäten und das
ist für uns von entscheidender Bedeutung.
„Weitererzählen“ einer einst begonnenen Geschichte im
Die Qualität eines Gebäudes besteht auch aus der Annähe-
Spannungsfeld der Gegenwart ist eine sehr reizvolle und
rung. Der Umraum ist eine Art Foyer, das den Nutzer auf
verantwortungsvolle Aufgabe.
das Gebäude vorbereitet. Mit diesem Aspekt zu arbeiten, ist für uns wichtig in der Dramaturgie des Erfahrens eines
10. Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Bauwerkes.
Von meiner Umwelt.
AFA Architekturmagazin
17
SPEZIALBAU GMBH … HAT DIE LÖSUNG Die Firma Erfurth Spezialbau GmbH steht Ihnen seit über 25 Jahren bei der Realisierung Ihrer individuellen sowie kreativen Bauvorhaben mit einer großen Spannbreite an qualitativ hochwertigen handwerklichen Dienstleistungen zur Seite. Seit jeher wurden Kundennähe und ein perfekter Kundenservice, der auch im Notfall schnellstens reagiert, großgeschrieben. Damit Sie als Kunden stets vom neuesten Stand der Technik profitieren und wir Sie zu Ihrer vollsten Zufriedenheit betreuen können, werden unsere Mitarbeiter regel mäßig auf alle Produktneuheiten geschult.
Die Firma Erfurth Spezialbau GmbH ist Ihr kompetenter Ansprechpartner für: Betoninstandsetzungen CFK-Lamellenverstärkungen mit Klebearmierung Dekorative mineralische Beläge Design-Böden – Polyurethan- und Epoxidbeläge Injektionen | Rissverpressungen Kellerabdichtungen Kunstharzindustriefußböden Mauerwerks- u. Gewölbever festigungen Mauerwerkstrockenlegungen Schwimmbäderisolierungen
8055 Graz, Puchstraße 208a Tel.: 0316/24 24 02, Fax.: 0316/24 24 02 - 20 Email: erfurth.graz@erfurth.at Homepage: www.erfurth.at 4490 St. Florian, Im Astenfeld 8 Tel.: 07224/655 90, Fax.: 07224/655 90 – 20 Email: erfurth.linz@erfurth.at Homepage: www.erfurth.at
Terrassen- und Balkonisolierungen Untergrundvorbereitungen
Unternehmensporträt
Dauerhaft Sicherheit dank frist gerechtem Meldertausch Hekatron ist führender Spezialist in der Entwicklung, der Herstellung und im Vertrieb von Systemen des anlagentechnischen Brandschutzes – „m ade in Germany“.
SECURITY ESSEN, 27. – 30.09.2016 · Halle 3, Stand 3D56
Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen Verantwortung – beispielsweise indem es über aktuelle Branchenthemen wie den laut DIN 14677 vorgeschriebenen Meldertausch bei Feststellanlagen aufklärt.
Das Unternehmen Hekatron Zum umfassenden Portfolio modernster Brandschutztechnologie des in Sulzburg bei Freiburg ansässigen Unternehmens Hekatron gehören Brandmeldeanlagen, wie sie in zahlreichen Objekten vom Verwaltungsgebäude bis zum Flughafenterminal zum Einsatz kommen, außerdem Rauchwarnmelder für Wohnungen und schließlich Feststellanlagen, die dafür sorgen, dass Feuerschutztüren und -tore sich im Brandfall automatisch schließen. Mit der neuen HPlus Dienstleistungsmarke bietet Hekatron zudem ein neues, umfangreiches Angebot an Leistungen und Services, und zwar für alle Fragestellungen rund um Planung, Finanzienisse der Partner und Kunden abgestimmt.
Meldertausch – Norm und Pflicht Ein Thema, dem Hekatron große Bedeutung für die Bran-
© HEKATRON
rung, Personal und Vernetzung – individuell auf die Bedürf-
Christian Rudolph, Vertriebsleiter Markt Deutschland, Hekatron.
che beimisst, ist der erstmals durch die DIN 14677 festgesetzte Tauschzyklus für Rauchschalter. Demnach müssen Rauchschalter ohne Verschmutzungskompensation nach fünf Jahren ausgetauscht werden. Für Rauchschalter mit Verschmutzungskompensation, wie den millionenfach bewährten ORS 142 von Hekatron, dagegen gilt eine Austauschfrist von acht Jahren. „Gerade vor dem Hintergrund, dass in der Praxis viele Feststellanlagen 20 Jahre und länger im Betrieb sind, sollte die Branche die DIN 14677 als wichtigen Meilenstein begreifen.
AFA Architekturmagazin
19
Unternehmensporträt
Leider gilt aber nach wie vor, dass rund 70 Prozent aller Feststellanlagen im Markt keiner regelmäßigen Funktionsprüfung, Wartung und Instandsetzung unterzogen werden“, bedauert Christian Rudolph, Gesamtvertriebsleiter Deutschland bei Hekatron. „Als Spezialist für Brandmeldetechnik übernehmen wir Verantwortung und haben dementsprechend bereits seit Inkrafttreten der DIN 14677 auf deren Bedeutung für die Branche hingewiesen. Jetzt starten wir mit einem umfassenden Whitepaper und Veröffentlichungen in wichtigen Fachmedien zu diesem Thema eine neue Sicherheits-Offensive.“ Hekatron bietet Betreibern und Instandhaltern mit dem Austausch-Rauchschalter ORS 142 A wertvolle Unterstützung für den normgerechten Austausch. Der ORS 142 A entspricht technisch dem ORS 142 und ist auch zu Vorgängermodellen kompatibel. Als Neugerät hat er 24 Monate Garantie. Das Whitepaper DIN 14677 von Hekatron mit ausführlichen Informationen und Tipps steht zum Download bereit unter: www.hekatron.de/produkte/feststellanlagen/richtlinien-und- normen.html Weitere Informationen auf www.hekatron.de
© HEKATRON
9.2016 · 20
Wettbewerbe Troldtekt® Award 2016 Bewerbungsschluss: 24.10.2016 Verfahren: Award / Auszeichnung (nur für Studenten) Nähere Infos unter: www.troldtekt. com/Awards/Troldtekt-Award/Troldtekt-Award-2016
AN ART PAVILION FOR GIOVANNI BELLINI Abgabetermin: 26.11.2016 Verfahren: Offener Wettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.icarch.us/new_competitions
The Community Planning & Design Initiative Africa Anmeldeschluss: 31.12.2016 Verfahren: Offener Wettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.cpdiafrica.org
Drawing of the Year 2016 – Habitation Bewerbungsschluss: 01.11.2016 Verfahren: Award / Auszeichnung (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.aarch.dk/ info/updates/drawing-of-the-year-2016
The house of DaDa Bewerbungsschluss: 15.12.2016 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.competitionline.com/de/ausschreibungen/244464
Kip Island Auditorium Anmeldeschluss: 18.01.2017 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.kipislandauditorium.beebreeders.com
Uferpark Friedrichshafen Bewerbungsschluss: 04.11.2016 Verfahren: Städtebaulicher Ideenwettbewerb nach RPW 2013 und anschl. Workshop Nähere Infos unter: www.uferpark.friedrichshafen.de
A house for Odilon Redon Bewerbungsschluss: 15.12.2016 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.icarch.us INTERNATIONAL DESIGN COMPETITION - PRAGUE STREET FURNITURE Abgabetermin: 20.12.2016, 15:00 Hlavní město Praha Verfahren: Wettbewerb odbor evidence,Offener správy a využití majetku Magistrátu hlavního města Prahy (auch für Studenten), Zweistufig vyhlašuje Nähere Infos unter: www.iprpraha.cz/mobiliar ------------------------------------------------------------------------------------------------
„Textile Structures for New Building“ Contest 2017 Abgabetermin: 26.02.2017 Verfahren: Offener Ideenwettbewerb (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.techtextil-student.com
Halle 3, v souladu s ustanovením § 6 zákona č. 137/2006 Sb., o veřejných zakázkách, ve znění pozdějších předpisů,
„Auf IT gebaut“ Bauberufe mit Zukunft Anmeldeschluss: 14.11.2016 Verfahren: Award / Auszeichnung (auch für Studenten) Nähere Infos unter: www.ingkh.de/ aktuelles/news/einzelansicht/news/ wettbewerb-auf-it-gebaut-bauberufemit-zukunft/
V Praze dne 30. 9. 2016
a vydává k tomu tyto
soutěžní podmínky
– Anzeige –
HLAVNÍ MĚSTO PRAHA Mariánské náměstí 2‚110 01 Praha 1 Tel: +420 236 002 376, www.praha.eu INSTITUT PLÁNOVÁNÍ A ROZVOJE HLAVNÍHO MĚSTA PRAHY, příspěvková organizace Vyšehradská 57/2077, 128 00 Praha 2 Tel: +420 236 001 111, www.iprpraha.cz
Maßgeschneiderte Fernlehrgänge zum Energieeffizienz-Experten Qualifizieren Sie sich noch heute zum: jederzeit möglich: •Einstieg Energieberater Wohngebäude • Energieberater Nichtwohngebäude (Energieberatung • Fachplaner Hocheffizienzgebäude (Niedrigstenergiegebäude 2020)
Anerkannt vonfürKfW, dena und BAFA www.energieberater-ausbildung.de
www.energieberater-ausbildung.de
derTU Darmstadt Kooperationmit der In Kooperation
AFA Architekturmagazin
21
Wettbewerb
Innovatives und nachhaltiges Einfamilienhaus für kleines Budget werk A Architektur gewinnt den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“
Zum sechsten Mal lobte der Call-
geistert vom disziplinierten Umgang mit den preiswertesten
wey Verlag in Zusammenarbeit
Materialien (Wellblech, Estrich, Holztafeln), der das Ziel der
mit dem Deutschen Architektur
Sparsamen adelt: Ein Musterbeispiel der Einfachheit für das
Museum und der Unterstüt-
kleine Budget. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist perfekt. Die
zung des InformationsZentrum
Flächen werden optimal genutzt und intelligent differenziert,
Beton sowie Hofquartier den
so dass die 145 Quadratmeter für bis zu sechs Personen ge-
Wettbewerb „Häuser des Jahres
nügend Platz bieten. Natur- und Recyclingbaustoffe, wie Holz
– die besten Einfamilienhäuser“
und Zellulosedämmungen, sorgen schon während des Baus
aus. Die überzeugend besetzte
für einen sehr effizienten Energieverbrauch. Als „KfW Effizi-
Jury erkor im Februar 2016 aus
enzhaus 55“ leistet es einen verantwortungsvollen Umgang
202 Einreichungen 50 Projekte
mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Der Bauty-
und benannte aus diesen einen
pus ist tradiert, jedoch schafft die Verwendung eines einheit-
Preisträger, zwei Auszeichnun-
lichen Materials für die gesamte Gebäudehülle (Dach und
gen und fünf Anerkennungen.
Wand) sowie die raffinierte Gliederung der Fassade durch
Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz
Vertikalfenster eine erfreulich gute Integration des Wohn-
von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situati-
hauses in die Umgebung. Gerade in den stetig wachsenden,
on und auf konsequente Ausführung gelegt.
urbanen Ballungsgebieten bedarf es Wohnlösungen, die sowohl wirtschaftlich als auch platzsparend umgesetzt werden
Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis gewann Gun-
können. Die „Kleine Welle“ erfüllt die Erwartungen an ein
tram Jankowski von werk A Architektur aus Berlin für das
modernes Stadthaus und zeigte in beispielhafter Weise der
Projekt Kleine deutsche Welle in Olching. Die Jury war be-
Jury ein Modell für zukünftiges Bauen.
22
Wettbewerb
Anerkennungen gingen an: bächlemeid architekten stadtplaner, Konstanz, für das Haus „Charakterrolle“ in Konstanz. Davide Macullo architects, Lugano (CH), für das Haus „Verwandlungskunst“ in Preonzo. peter haimerl. Architektur, München, für sein Objekt „Die Liebe zur Geometrie“ in München-Alt-Riem. savioz fabrizzi architects, Sion (CH), für das Haus „Bergbau“ in Val d‘Hérens. archinauten / dworschak + mühlbachler architekten zt gmbh, Linz (A), für ein „Artefakt“ in Linz-St. Magdalena.
Die Jury Vorsitz: Peter Cachola Schmal (Direktor des DAM); Dr.-Ing. Auszeichnungen gingen an:
Wolfgang Bachmann (Publizist); Bernardo Bader (Architekt
Thomas Kröger Architekten, Berlin, für das Haus
und Preisträger des Jahres 2015); Nils Holger Moormann
„Landluft“ in Gerswalde.
(Designer); Ulrich Nolting (InformationsZentrum Beton);
Markus Schietsch Architekten, Zürich, für das Haus „Über den Wiesen“ in Ipsach.
AFA Architekturmagazin
Meinhard von Gerkan (Architekt, Büro gmp). Homepage zum Wettbewerb: http://haeuser-des-jahres.com
23
TERROROPFER ARCHITEKTUR Warum Architektur immer Terroropfer sein wird und wie
vom 11. September auf das World Trade Center, der 2.996
man mit ihr den Umgang mit Terrorismus in Städten fin-
Menschen das Leben kostete, mehr als 6.000 Verwundete
den kann.
und einen Schaden von geschätzten 1,4 Billionen US-Dollar verursachte. Die Köpfe des Anschlags, Mohammed Atta,
Die Auswirkungen von Terrorismus auf Städte und ihre
ein Architekt und Stadtplaner, und Ramzi Binalshibh erfan-
Architektur sind vielfältig. Der Architektur kommt dabei
den jedoch das Rad nicht neu, sondern nutzten Kenntnisse
eine Opferrolle zu, weil Terrorismus immer ikonoklastisch
um die Bedeutung von städtischen Symbolen aus, um ein
ist – Symbole der Identität und Lebensart des verhassten
auf die Kultur und Bevölkerung des Zieles abgestimmtes
Gegners werden medienwirksam angegriffen. Werden
Attentat zu entwickeln. Hierbei zeigten sie sich als gelehrige
sie zerstört, wird damit ihre symbolische Bedeutung um-
Schüler der Geschichte des Terrors gegen die wirtschaft-
gekehrt. Das hervorstechendste Beispiel ist der Anschlag
liche Infrastruktur von Städten: Am 16. September 1920
Schnittansicht durch Leon de Greiff-Bibliothek
24
Fotos: © Werner Sobek
Aussicht von der Dachterrasse der Bibliothek
explodierte um 12.01 Uhr ein Pferdefuhrwerk vor der Bank J.P. Morgan in der Nähe der Börse. Die Ladung aus Dynamit und Eisenteilen tötete 30 und verletzte mehr als 300 Menschen, vorwiegend Bankiers. Der bislang schwerste Anschlag auf die Wirtschaft der Vereinigten Staaten verursachte einen Schaden von 1,5 bis 2,5 Millionen US-Dollar (ca. 18,7 bis 31,2 Millionen US-Dollar nach heutigem Wert). Der Börsenhandel wurde für einen Tag ausgesetzt. Der Attentäter, vermutlich der italienischstämmige Anarchist Mario Buda, wurde nie gefasst. Er kann für sich in Anspruch nehmen, den Prototyp des modernen Autobombenanschlags erfunden zu haben: Ein exponiertes Ziel mit hoher Medienwirksamkeit zu treffen und enormen Schaden zu verursachen. Mit dieser Herangehensweise gelang es der IRA und ihren Splittergruppen, städtische Sicherheitskonzepte, das internationale Versicherungswesen und die Zielauswahl zukünftiger Terroristen grundlegend zu verändern. Bis 1992 wurden durch die IRA überwiegend militärische und politische Ziele innerhalb der protestantischen Counties Nord irlands angegriffen. 1992 läutete die IRA mit dem Anschlag auf den denkmalgeschützten Firmensitz der Baltic Exchange einen Strategiewechsel ein. Angriffe richteten sich nun gegen die britische Wirtschaftsbasis und deren bekannte architektonische Wahrzeichen. Versicherer, Banken, Handelsunternehmen und Shopping-Malls wurden zu Zielen. Die Anschläge zeichneten sich durch enorme Sach- und Versicherungschäden aus.
AFA Architekturmagazin
25
Corporation Street, die Docklands von London und auf das Arndale Center in Manchester einen Gesamtschaden von mehr als 2,1 Milliarden Pfund (heutiger Wert). Die Stadtverwaltung Londons sah sich hiernach gezwungen, entweder den Verlust des Versicherungsschutzes durch internationale Rückversicherer in Kauf zu nehmen oder die Stadt in ein Äquivalent einer mittelalterlichen Festungsanlage umzuwandeln. Um die Inner City wurde daher ein sogenannter „Ring of Steel“ gelegt – ein Überwachungsystem aus Verkehrs und Personenkameras, Bilderkennungssoftware und baulicher Schließung von über hundert ZugangspunkFotos: © Werner Sobek
ten zum Stadtkern. Die Inner City von London wurde somit zum Prototyp eines städtischen Panoptikons. In Ergänzung hierzu spielen Force-Protection-Maßnahmen im Bauwesen eine immer größere Rolle. Hierbei werden Gebäudebauteile auf die Abmilderung und Umleitung von Sprengdruck ausgelegt, von der Straßenkante zurückgesetzt und so ge-
Innenraum der Leon de Greiff-Bibliothek
formt, dass Druckwellen nicht durch die Gebäudestruktur
Der Anschlag auf das denkmalgeschützte Baltic Exchange
werden. Diese technischen Maßnahmen sind in erster Linie
Gebäude, Sitz eines Unternehmens, das Informationen
Reaktionen, die mittels erheblichem finanziellen Aufwand
über den Handel mit wichtigen Gütern auf Standardschiff-
die Weiterführung des Status Quo Ante sicherstellen sol-
fahrtsrouten vertreibt, verursachte einen Schaden in Höhe
len. Eine völlig andere Herangehensweise haben die Stadt-
von 1,47 Milliarden Pfund. Auf Drängen der britischen Denk-
planer der kolumbianischen Stadt Medellín gewählt.
verstärkt oder gegen empfindliche Teilbereiche geleitet
malschutzbehörde, English Heritage, wurde das Gebäude rückgebaut und zwecks Wiederaufbau eingelagert. Als klar
Terror in Städten Kolumbiens
wurde, dass ein denkmalkonformer Wiederaufbau finanziell nicht umsetzbar war, wurde das Grundstück veräußert.
Die städtischen Gefüge von Medellín und Bogota wurden
Die Rückversicherungsgesellschaft SwissRe ließ durch das
seit den 1980er Jahren bis Ende der 1990er durch den
Büro Foster & Partners an dieser Stelle das Hochhaus „The
Drogenkrieg zwischen dem Medellín- und dem Cali-Kartell
Gherkin“ errichten. Im Jahr 1993 erlitt die City durch das
schwer gezeichnet. Hierbei lieferten sich die Narcotraffican-
Attentat auf Bishopsgate, einen Teil des Financial District,
tes der Kartelle einen mehrjährigen Krieg untereinander,
einen Schaden von cirka einer Milliarde Pfund. Hierbei wur-
mit der kolumbianischen Drogenpolizei, regierungsnahen
den der NatWest Tower und weite Teile von Bishopsgate
paramilitärischen Todesschwadronen und Spezialeinhei-
beschädigt. 1996 verursachte eine Attentatsserie auf die
ten der US-Regierung. Die Bevölkerung Kolumbiens und
26
© Felipe_Mesa
© Sergio Gomez © Sergio Gomez
Das Orquideorama als Erweiterung des botanischen Gartens
der USA gegen Pablo Escobar zurück. Er durfte eine milde Strafe in dem eigens von ihm erbauten Luxusgefängnis „La Catedral“ absitzen. 1992 wurde der Deal unter internationalem Druck aufgehoben und der Krieg erneut angefacht, bis Escobar 1993 ermordet wurde. Das übriggebliebene
insbesondere der Stadt Medellín wurde von allen Seiten
Cali-Kartell und danach die FARC-Guerilla, die in Kolumbien
mit Terror überzogen. Anfänglich, um die Personalstruk-
52 Jahre lang einen Bürgerkrieg mit terroristischen Mitteln
tur des Kartells direkt anzugreifen. Dessen bekanntestes
ausfocht, übernahmen die Methoden Escobars nahtlos
Gesicht, Pablo Escobar, setzte Autobomben als Werkzeug
und griffen seitdem regelmäßig die Symbole der regieren-
gegen seine Gegner und ihre Wahrzeichen ein. 1984 wurde
den Oligarchie an, die sich in Gated Communities zurück-
ein Anschlag auf die US-Botschaft in Bogota verübt. Einige
zog. Die zurückgelassene arme Bevölkerung musste sich
Monate später wurde die Zentrale des kolumbianischen
in einem immer weiter schrumpfenden öffentlichen Raum
Inlandsgeheimdienstes gesprengt – die Explosion zerstör-
zurechtfinden, der durch Abverkauf sukzessive in Gated
te die Fensterscheiben im Radius von elf Kilometern und
Communities, exklusive Einkaufszentren, private Schulen
beschädigte etwa 1.500 Gebäude schwer. Die Spirale der
und Bildungseinrichtungen umgewandelt wurde. Städte in
Gewalt weitete sich im Verlauf des Konfliktes immer weiter
der Stadt, unzugänglich für die Mehrheit der Bürger. Ge-
aus. Behörden, Tageszeitungen, Shopping Malls, Hotels und
gen diesen Trend versucht die Stadt Medellín seit dem Jahr
Bars wurden zu Zielen. Unter dem Druck der geplagten Be-
2000 mit Methoden des Städtebaus und der Architektur
völkerung wies die Regierung 1991 den Auslieferungsantrag
vorzugehen.
AFA Architekturmagazin AFA Architekturmagazin
27
© Felipe_Mesa
Blick auf das Orquideorama aus der Vogelperspektive
Die grundlegende Annahme bei der Lösung der Probleme
Deren hohe Energieeffizienz erlaubt es, mittels UN-Förder-
ist, dass alles mit allem verbunden ist. Demnach müssen
mitteln zum Klimaschutz und Emissionshandel den Betrieb
alle Bewohner und Interessensgruppen gleichwertig be-
dauerhaft zu sichern. 2011 wurde im Stadtviertel Communa
handelt und Lösungen so entwickelt werden, dass man aus
13 eine Freiluft-Rolltreppe in Betrieb genommen, die eine
entstehenden Wechselwirkungen Vorteile ziehen kann. Auf
Höhe von etwa 28 Stockwerken erschließt und den Bewoh-
städtebaulicher Ebene soll dies mittels dreier Werkzeuge
nern den Aufstieg erleichtert. Moderne Architektur spielt bei
erreicht werden:
der Verwirklichung der Konzepte eine entscheidende Rolle, so zum Beispiel die Leon de Greiff-Bibliothek von Giancarlo
1. Das Integral Urban Project: Es vereint partizipatorische
Mazzanti, eine öffentliche Bibliothek in einer Parklandschaft,
Methoden wie Bürgerhaushalte und Bürgerplanung zur
die anstelle eines Gefängnisses erbaut wurde. Ein weiteres
Wiedererschließung und Entwicklung von ehemals öffent-
Beispiel ist das Orquideorama. Diese Erweiterung des bota-
lichen Stadt- und Bildungsräumen in sich. Es soll größere
nischen Gartens spendet Schatten und erweist der lokalen
Bereiche der Stadt neu strukturieren und ihnen eine eige-
Orchideenzucht eine Reverenz. Orchideenzucht ist ein wich-
ne Identität geben.
tiger lokaler Wirtschaftszweig. So trägt das Orquideorama städtebaulich dazu bei, dass sich die Einwohner mit ihrer
2. Eine zusammenhängende Flächennutzungsplanung,
Stadt und der Arbeit, die sie in ihr machen, identifizieren.
die auf egalitäre und bedarfsorientierte Stadtentwicklung
Mit den Worten des ehemaligen Bürgermeisters Eduardo
abzielt. Es sollen die Interessen aller beteiligten Gruppen
Fajardo ausgedrückt: „Unsere schönsten und wichtigsten
berücksichtigt werden.
Gebäude müssen sich in den Armenvierteln befinden.“ Auf diese Weise rücken entfremdete Stadtteile wieder in die
3. Eine zusammenhängende Planung von Grün-, Ver-
Stadt und Bewohner werden dazu motiviert in ihrem Viertel
kehrs- und Bildungsflächen. Der öffentliche Personen-
zu arbeiten, weil es eine Identifikationsquelle, Arbeit, Bildung
nahverkehr wurde deutlich ausgebaut, die Verkehrstak-
und Sicherheit bietet.
tung auf die Bedürfnisse der Einwohner angepasst und die Verkehrsmittel unter Berücksichtigung der besonderen
Bedürfnisorientierung statt Rebranding
Topografie Medellíns ausgewählt. Die Lage der Stadt im Aburrá-Tal, umgeben von Bergzügen, an deren Hängen die
Medellín versucht nicht, sich in einem langwierigen Prozess
ärmsten Stadtviertel hinaufwachsen, bedingt ungewöhnli-
neu zu erfinden. Probleme wie Armut, Kriminalität, Korrupti-
che Lösungsansätze. Die Bevölkerung der ärmsten Barrios
on und Besitzkonzentration sitzen viel zu tief, um mit einem
bewohnt die steilsten Berghänge. Die für Projektentwickler
Rebranding gelöst werden zu können. Vielmehr versucht
niedrige Attraktivität der Hanggrundstücke und die Nähe
man, den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung zu tra-
zu Tagelohnstellen lässt die Bewohner teilweise sehr lange
gen, ihnen vor Ort mit modernen technischen Mitteln eine
Auf- und Abstiegszeiten in Kauf nehmen. Um diese Bürger
einfache Lösung zu bieten und die Teile und Dienstleistun-
besser in das Stadtgeschehen einzubinden, wurden Seilbah-
gen dafür vor Ort herzustellen.
nen zu den Vierteln Santo Domingo und San Javier erbaut.
28
Paul Mocanu
Innovative Produkte
Gestaltungsvielfalt mit Formen und Materialien Büro- und Verwaltungsgebäude sollten idealerweise so
gekonnt umgesetzter Modulbau sich optisch und auch
konzipiert sein, dass bei einer Expansion das Gebäude
technisch nicht von der konventionellen Bauweise unter-
mitwachsen kann. Hier kann SÄBU schnell und bedarfs-
scheidet. Neben der individuellen Grundriss-, Form- und
orientiert reagieren. Ob frei stehende Bürogebäude, an
Fassadengestaltung erhielt die Funktionalität einen hohen
Lagerhallen oder Produktionshallen angebaut oder sogar
Stellenwert. Hier wurden die verschiedenen Funktionsbe-
integriert – das modulare Bauen schafft schnellen, flexib-
reiche so gesetzt, dass jederzeit eine Anpassung an die be-
len und wirtschaftlichen Raum für die Industrie, den Han-
trieblichen Veränderungen und Bedürfnisse erfolgen kann.
del und die Kommunen.
Hierzu gehört neben der flexiblen Raumnutzung auch die
In diesem Fall benötigte SÄBU kurzfristig mehr Platz für die Verwaltung und den Vertrieb. Als Resultat entstand ein
Möglichkeit der späteren Gebäudeaufstockung oder eines Erweiterungsbaus.
Bürogebäude über drei Geschosse mit einer Grundfläche
Das ansprechende Verwaltungsgebäude in modularer
von 2.183 Quadratmetern. Als Generalbauunternehmen
Bauweise besticht durch architektonisch markante Merk-
für Modulgebäude sollte der Neubau demonstrieren, dass
male, wie Auskragungen in Form von Kuben und das Ma terialspiel der Gebäudehülle aus Glas, Aluminium und Stein. Die Fenster sind in einem gekonnten Kontrast zur hellen
schnell. effizient.
modular.
Fassade in Anthrazit gerahmt. Im Innenraum wurde mit hochwertigen Materialien gearbeitet, unter anderem Granitstein an den Böden und Treppenstufen sowie Edelstahlgeländer und mit Edelstahl ummantelte Stützen der Galerie. Betritt man das Gebäude, steht man in einem großzügigen Foyer und hat im Kern den Blick nach oben über eine dreigeschossige Galerie. Die Büros sind lichtdurchflutet, zur Galerie hin verglast und offen gestaltet sowie in hochwertiger und zugleich moderner Raumausstattung realisiert. Das Gebäude vereint anspruchsvolle Architektur mit hoher Wirtschaftlichkeit. Die Verwendung dauerhaft pflegeleichter Materialien für die Fassade wie Alu-Welle, Alu-Kassetten, Glas und Klinker
BEI UNS ENTSCHEIDET
DER ARCHITEKT WELCHE LEISTUNGEN VON SÄBU ÜBERNOMMEN WERDEN.
ist ein weiterer Baubestandteil. Das großzügige Foyer, das Treppenhaus mit offener Galerie und Lichtdecke, helle Büros und große Konferenz- und Schulungsräume schaffen eine angenehme Arbeitsumgebung und veranschaulichen die Vielfalt des modularen Bauens. Im Frühjahr 2016 entsteht ein weiteres Bürogebäude am SÄBU-Gelände, ein ge-
Büro- & Verwaltungsgebäude. Hospitale. Shops. Kindertagesstätten.
Schulen.
Universitätsgebäude.
konntes und architektonisch hochwertiges Pendant zu dem Bestandgebäude.
E-MAIL: modulbau@saebu.de WEB: www.saebu-modulbau.de
Weitere Informationen unter
www.saebu.de
AFA Architekturmagazin
29
Innovative Produkte
Luftwechsel nach Norm Dezentrale Lüftungssysteme erfüllen EnEV-Vorgaben Gebäudehüllen werden immer dichter, der Luftwechsel in
Kubikmeter pro Stunde betragen. Für bewohnte Gebäu-
Räumen wird herausfordernder. Abhilfe schaffen dezent-
de mit normaler Nutzung empfiehlt die Norm mindestens
rale Lüftungssysteme, die den nach DIN 1946-6 geforder-
eine Nennlüftung von 95 Kubikmetern pro Stunde. Der not-
ten Luftaustausch gewährleisten.
wendige Luftaustausch hängt vom Dämmstandard, von der
Mit einer dichten und wärmebrückenfreien Dämmung
Wohnfläche und der Bewohnerzahl ab. Auch die Lage und
soll die vorhandene Wärme in Gebäuden gehalten werden.
die natürliche Fugenlüftung spielen eine Rolle. All diese Fak-
So werden Heizkosten gespart und die Umwelt entlastet. Al-
toren sind in einem Lüftungskonzept, das bei Neubau oder
lerdings muss bei der energetischen Optimierung für einen
Sanierung für jede Nutzungseinheit erstellt werden muss, zu
ausreichenden Luftwechsel im Haus gesorgt werden – für die
berücksichtigen.
Gesundheit der Bewohner und zum Schutz des Gebäudes.
Den geforderten Mindestluftwechsel gewährleisten de-
Denn in den eigenen vier Wänden wird geatmet, geschwitzt,
zentrale Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung wie die
gekocht, geduscht und gebadet. Die mit viel Feuchtigkeit an-
der inVENTer GmbH. Hier wird dank gezielt angeordneter
gereicherte Raumluft muss raus, um Schimmel vorzubeugen.
Lüftungsgeräte in den Außenwänden die Frischluft von außen
Das gelernte Lüftungsverhalten vieler Menschen – nach dem
durch den Wohnraum geleitet. Der von inVENTer erforsch-
Duschen stoßlüften, morgendliches Querlüften – reicht nicht
te und entwickelte Keramikwärmespeicher in den Geräten
mehr aus. Und zu lange sollte das Fenster auch nicht offen
nimmt dabei die Wärme der Raumluft auf und gibt sie bis zu
stehen, damit vor allem im Winter keine wertvolle Energie
91 Prozent wieder an die Zuluft ab. Mit dieser Innovation defi-
verloren geht. Fakt ist: Perfektes Lüften kann von Bewohnern
nierte inVENTer den Lüftungsstandard neu. Deren intelligen-
nicht vorausgesetzt werden. Vor allem dann, wenn sie für
te Lüftungstechnik ohne zusätzliche Rohrsysteme ist schnell
längere Zeit nicht da sind oder schlafen.
montiert und einfach zu bedienen. Außerdem passen die Lö-
Der erforderliche Luftwechsel in Gebäuden ist nach aktu-
sungen zu jeder Wohn- und Arbeitssituation – von Dachschrä-
eller Energieeinsparverordnung (EnEV) und DIN 1946-6 de-
gen über Laibungslösungen bis hin zum Souterrainbereich.
finiert. Halten Planer und Architekten diese nicht ein, ergibt
Wer sich für inVENTer entscheidet, erhält immer ein kosten-
sich für sie ein beträchtliches Haftungsrisiko. Zum Bauten-
freies Lüftungskonzept dazu. Die darin enthaltene energeti-
schutz bei Abwesenheit der Nutzer sollte auf einer Fläche
sche Bewertung dient als Grundlage für die Berechnung des
von 70 Quadratmetern der Luftvolumenaustausch ca. 30
EnEV-Nachweises, der für eine Bauzulassung notwendig ist.
Vertrauen Sie dem Original. www.inventer.de
Dezentrale Wohnraumlüftung Kostenlose Planung und Beratung Elegantes und unauffälliges Design Flexible Lösungen für jede Situation TÜV-geprüfte, DIBt-zugelassene Systeme Kompetente Schulung durch inVENTer ®
30
Innovative Produkte
Kulturwerft Gollan Für Thilo Gollan war es eine verrückte Idee und gleichzeitig ein Herzensprojekt, als er den rund 20 Jahre brachliegenden Industriepark kaufte. Seinen Traum, ein Kulturzentrum für Lübeck zu errichten, hat er realisiert. Vor rund 135 Jahren entstand eines der ältesten Fabrikgebäude Schleswig-Holsteins. In dem imposanten und behutsam sanierten Industriedenkmal aus Backstein und Stahl werden modernes Design und historische Architektur zu einer faszinierenden Symbiose zusammengeführt. In den teils 18 Meter hohen Hallen wurden damals Schiffe, Bagger und LKW-Auflieger gebaut. Zukünftig soll in den miteinander verbundenen Hallen genügend Platz für Lesungen, Events und private Feiern sein. Eine Beheizung dieser Räume mit der notwendigen Leistung und unauffälligen, integrierbaren Systemen war die Aufgabenstellung an die PENDER Strahlungsheizung GmbH. Die Vorteile der geringen Aufheizzeit und geringen Wärmeunterschiede in Kombination mit flexibler Bauweise waren bedeutende Kriterien. In-
Hallen richtig heizen und lüften
dustrielle Optik ja, nicht aufdringlich und vor allem auch bei leisen Events nicht störend.
Zukunftsweisende und effiziente Hallenheizsysteme von Pender. www.pender.de
Vorher
PENDER Strahlungsheizung
PENDER Strahlungsheizung GmbH Industriestraße 7 D-68526 Ladenburg Telefon: 06203 / 92 66 19 Telefax: 06203 / 92 66 28 verkauf@pender.de
Nachher – Besondere Anforderungen erfordern individuelle Lösungen!
So entschied sich der Bauherr Gollan-Bau für Dunkelstrahler der Serie Vario Midi mit einem Rohrdurchmesser von 250 Millimetern und einer Gesamtlänge von 118 Metern, sowie Dunkelstrahler der Serie Vario Maxi mit einem Rohrdurchmesser von 355 Millimetern und einer Gesamtlänge von 210 Metern. Als Gesamtleistung mussten 720KW installiert werden. Um die gewünschte Stille zu gewährleisten, wurde daher zunächst ein Teil der Wärmewellengeräte mit den Brennern außerhalb der Halle installiert und die Dunkelstrahler zusätzlich mit Rohrschalldämpfern versehen. So finden Weihnachtsfeiern, Business-Events, Candlelight Dinner oder Hochzeiten nun in dieser spektakulären Kulisse die besten Voraussetzungen.
AFA Architekturmagazin
31
Innovative Produkte
Sicher in Form und Funktion Zäune, Tore und Geländer von Zaunteam Wer Wert auf die Gestaltung von Grundstücken legt, stößt irgendwann auf Grenzen – die des Grundstücks und die der Gestaltung. Zäune sind dabei weit mehr als Grenzmarkierungen oder beliebige Accessoires zur Abschottung. Das gilt für private Liegenschaften genauso wie für den gewerblichen oder öffentlichen Raum. Grundstücksbesitzer wie auch Verantwortliche in Unternehmen oder für Einrichtungen wie Spielplätze oder Freizeitanlagen kommen heute nicht mehr an gestiegenen Anforderungen an Schutz und Detektion vorbei. Doch welche praxiserprobten Lösungen gibt es derzeit auf dem Markt, um Funktion und Form am Grundstücksrand miteinander in Einklang bringen zu können? Bei Sicherheitszäunen denken viele zunächst an Elektrozäune. Überwindungsversuche werden mit kurzen, sehr schmerzhaften, aber für den Menschen ungefährlichen Stromstößen quittiert. Für Planer sind dagegen die Optionen
Lösungen für fast jede Zaun-Anforderung
Alarm bei Sabotage, individuell konfigurierbare Schutzzonen sowie Ausbaufähigkeit mit optischen oder biometrischen
Je nach Spezifikation können Modularität, Sabotagesicher-
Überwachungskomponenten interessant. Elektrozäune sind
heit, intelligentes Alarm-Management, Übersteigdetektion,
im Vergleich mit anderen Sicherheitszaunsystemen meist
Untergrabschutztechnologie bis hin zur gestalterischen Frei-
die geringere optische Beeinträchtigung. Dass Sicherheit
heit in nahezu allen RAL-Farbtönen im Vordergrund stehen.
und Detektion aber auch elegant und zeitgemäßer – bis
Auch in der Materialwahl ist die Vielfalt groß: von Alumini-
hin zum digitalen und „intelligenten“ Zaun aussehen kön-
um über Stahl, Mauerwerk, Naturstein oder Drahtgeflecht
nen, beweisen Alternativen, die derzeit den sicherheits- wie
bis hin zu unterschiedlichsten Holzarten. Kombinationen
designorientierten Markt erobern.
verschiedener Materialien, unterschiedliche Zaunmatten, Füllungen oder Glas runden die Bandbreite der erhältlichen Zaunlösungen ab. Besonders hohe Ansprüche an Sicherheit und Design erfüllen Zaunsysteme mit digitalem Detektionssystem. Sie erkennen präzise und zuverlässig Schwingungen, die beispielsweise beim Durchtrennen oder Aufhebeln entstehen. Spezielle Abdeckbleche schaffen auch für bereits bestehende Zäune „intelligente“ Zaunkronen, die mit Dämpfungsschaltelementen Gewichtsauflagen erkennen können, die beim Überwindungsversuch entstehen – ohne regelmäßige Wartung! Leistungsfähig und modular, dabei auch ästhetisch optimal – entdecken Sie die ganze Vielfalt von Zäunen, Toren und Geländern bei Zaunteam: vor Ort bei Ihrem regionalen Partner, per Telefon unter der kostenfreien Nummer 080084 86 888 oder online unter www.zaunteam.com.
32
Hitzefrei! Gerexte Fugen schützen Leben. Fugenfüllsysteme für den Brandschutz.
Gesetzeskonforme brandschutztech nische Abdichtung von Bauteilfugen in Massivwänden und -decken mit Fugenfüllsystemen
Fugenschnur SG 300 N
Die Rex Industrie-Produkte Graf von Rex GmbH aus Vellberg in Baden-Württemberg hat sich der Herstellung und dem Vertrieb von Fugenfüll-Systemen für baulichen Brandschutz verschrieben. Rex stellt sowohl Architekten und Planern als auch den ausführenden Baufirmen geeignete Fugenfüllmaterialien und die dazugehörigen bauaufsichtlichen Nachweisdokumente wie Europäische Technische Zulassung (ETA)
Litaflex-Vario-Element
oder allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse zur Verfügung. Dass Brandschutzprodukte nicht zwangsläufig auch teuer sein müssen, beweist der Hersteller Rex Industrie-Produkte mit dem Klassiker Rex-Fugenschnur SG 300 und der Weiterentwicklung SG 300 N. Dieses Produkt wird seit vielen Jahren erfolgreich verwendet, um Gebäudefugen brandschutztechnisch einwandfrei zu verschließen. Es handelt sich dabei um eine elastische, mit Glasgarn umflochtene Steinwollschnur
Litaflex SM 30 + AF Faltelement
mit der Baustoffklasse A1 = nichtbrennbar. Aufwändige Brandversuche bei zugelassenen und zertifizierten Brandprüfstellen der Länder ergaben, dass je nach Anzahl der Lagen von Fugenschnur der Durchgang von Feuer und Rauch durch die Fuge um 90 bis 180 Minuten verzögert werden kann – im Ernstfall lebensrettende Zeit für die Gebäudeevakuierung. Auch beim kürzlich in Stuttgart eröffneten MILANEO-Shoppingcenter, einem Gebäu-
Litaflex SM 30 + AF Fugenblock
dekomplex mit zirka 43.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 200 Shops, vertraute man auf zertifizierte Brandschutzqualität. Die Fachfirma BELFOR Prevention GmbH aus Duisburg verlegte dort über 16.000 Meter der Fugenschnur SG 300. Der Nachweis erfolgt bei der Fugenschnur SG 300 N über eine Europäische Technische Bewertung, das CE-Zeichen sowie das Ü-Zeichen. Dieses Dokument wird vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) ausgestellt. Voraussetzung dafür sind erfolgreich bestandene Brandprüfungen ...
Lesen Sie den gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Innovative Produkte“.
AFA Architekturmagazin
Brände verhindern, Funktionserhalt sichern. Dazu dienen Rex-Brandschutzprodukte. Rex Industrie-Produkte Graf von Rex GmbH Großaltdorfer Straße 59 74541 Vellberg Tel.: 07907 / 9620-0 Fax: 07907 / 9620-80 info@rex-industrie-produkte.de
www.rex-industrie-produkte.de
33
Innovative Produkte
Intelligent, sicher, funkvernetzt – und fit fürs Smart-Home-System Einbindung in Smart-Home-Systeme Als neue Schlüsselstelle ins digitale Gebäude wird darüber hinaus der neue Genius Port ab dem ersten Quartal 2017 zur Verfügung stehen. Dieser zentrale Datenknoten bündelt alle Informationen der Rauchwarnmelder und stellt sie ins Internet. Der größte Nutzen des Genius Ports für den End anwender liegt darin, dass alle Daten nun über die Cloud in das smarte Gebäude übermittelt werden können und damit beispielsweise für das Smart-Home-System des Hekatron-Partners digitalSTROM verfügbar sind. „Auf Unternehmensebene geht es im Bereich von Smart-Home- und © HEKATRON
Smart-Building-Lösungen entscheidend um vertrauensvol-
Peter Ohmberger, Geschäftsführer Hekatron Vertriebs GmbH.
le Kooperationen. Dabei ist es notwendig, Partnerschaften auf Augenhöhe zu generieren, um den möglichen Kundennutzen über ein intelligentes Geschäftsmodell voll auszuschöpfen und den wechselseitigen Zugang in eine größere Gebäudewelt zu ermöglichen“, erläutert Peter Ohmberger, Geschäftsführer der Hekatron Vertriebs GmbH. In diesem Sinne kooperiert Hekatron auch mit der digitalSTROM
Hekatrons smarte Rauchwarnmelder Genius Plus und
AG. Intuitiv in der Anwendung und einfach einzubauen,
Genius Plus X genügen höchsten Ansprüchen an De-
kommuniziert deren Technologie über die bestehenden
tektionssicherheit, Qualität und Design. Darüber hin-
Stromleitungen und vernetzt sämtliche elektrischen Geräte
aus können sie mit Smartphones kommunizieren und
miteinander.
lassen sich zukünftig via Genius Port sogar in Smart- Home-Systeme integrieren.
Die neue Hekatron-Rauchwarnmeldergeneration – das sind der Stand-Alone-Melder Genius Plus und der funkvernetz-
Auf Knopfdruck geben die intelligenten Melder der neuen
bare Genius Plus X. Beide tragen das für höchste Qualität
Rauchwarnmelder-Generation Genius Plus alle wichtigen
stehende Q-Label, das nachweist, dass sie die neuen und
Daten vom Batteriezustand bis zum Verschmutzungsgrad an
weltweit härtesten Qualitätsprüfungen gemäß der vf-
das mit der entsprechenden App ausgestattete Smartphone
db-Richtlinie 14-01 bestanden haben.
weiter. Endanwender beispielsweise können mit der Genius Home App eine einfache Melder-Diagnose durchführen. Die Genius Pro App ermöglicht es dem Rauchwarnmelder-Profi darüber hinaus, bei seinen jährlichen Wartungsterminen digitale Wartungsprotokolle direkt auf dem Smartphone zu erstellen, archivieren und verschicken. Zudem bietet ihm die Genius Pro App ebenso einfache wie umfangreiche Diagnosemöglichkeiten.
34
Weitere Informationen unter www.hekatron.de
und www.genius-plus.de
Innovative Produkte
Wärmepumpen: Die Wärmeerzeuger der Zukunft? Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung hat ein ehrgeiziges Ziel: Zwischen 80 und 95 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als noch vor 26 Jahren sollen im Jahr 2050 in Deutschland produziert werden. Beim Thema umweltfreundliches Heizen sieht der Plan die Zukunft klar in der Strom-Wärmepumpe. Der Contracting Dienstleister gc Wärmedienste GmbH (german contract) hat bereits zahlreichen Kunden zu dieser innovativen Technik in den eigenen vier Wänden verholfen. Der UN-Klimagipfel hat Ende des letzten Jahres in Paris beschlossen, die globalen Netto-Treibhausgasemissionen nach 2050 auf null zu reduzieren und die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung soll nun die Maßnahmen
chern Sonnenwärme, die die Wärmepumpe ihnen entzieht
festlegen, mit deren Hilfe Deutschland diese Ziele erreichen
und an den zu beheizenden Raum abgibt.“ Wärmepum-
kann. Auch der Bereich der Raumheizungen wird in dem
pen können also verschiedene natürliche Energiequellen
Papier behandelt, sind diese doch für rund 70 Prozent des
wie Luft, Wasser und das Erdreich nutzen, möglich ist aber
Energieverbrauches eines Haushaltes verantwortlich. Der
auch eine Wärmegewinnung aus Abwärme. Am Beispiel ei-
Plan sieht vor, dass in Zukunft vermehrt klimafreundliche
ner Luft-Wasser-Wärmepumpe würde der Prozess dann
Strom-Wärmepumpen verbaut werden. Auch heute schon
wie folgt aussehen: Die Pumpe entzieht der Umgebungsluft
fällt die Wahl jedes dritten Ein- und Zweifamilienhausbesit-
Wärme. Gleichzeitig wird mit ihr ein schon...
zers auf die Wärmepumpe.
Effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen
Lesen Sie den gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Innovative Produkte“.
Doch wie funktioniert eine solche Wärmepumpe überhaupt? Roland Gilges, Geschäftsführer von german contract, nutzt
Die Ventilatoren der Wärmepumpe auf dem Dach des neuen Clubhauses saugen die Umgebungsluft ab und führen sie dem Wärmekreislauf zu.
zur Erklärung einen anschaulichen Vergleich: „Die Funktionsweise einer Wärmepumpe gleicht im Prinzip der eines Kühlschrankes, nur umgekehrt. Der Kühlschrank entzieht Lebensmitteln Wärme, die er über die Lamellen an seiner Rückseite an den Raum abgibt. Nach diesem Prinzip arbei-
© german contract
tet auch eine Wärmepumpe: Wasser, Erde und Luft spei-
AFA Architekturmagazin
35
TRANSFORMIERTE
Fotos: © PlanungsbüroBunker
BUNKERBAUTEN
36
Bunkerbauten
Visualisierung des möglichen Umbaus des Flakbunkers im Heiligengeistfeld
M
assive Hochbunker – sie erinnern noch heute an
scheinung anbelangt, kann man nicht behaupten, dass Luft-
eine Zeit der Zerstörung. Als Mahnmale stehen
schutzbunker das Stadtbild negativ beeinträchtigen, da sie
sie da, oft ungenutzt und ebenso heruntergekom-
ja bewusst im Sinne der Tarnung in das damalige Stadtbild
men. Um 1940 als funktionale Schutzbehausungen erbaut,
integriert wurden. Viele haben Spitz- oder Walmdächer, eini-
sind sie heute in ihrer ursprünglichen Funktion überflüssig
ge sind auch, in Gebieten, in welchen es angebracht schien,
geworden. Dieser Thematik nimmt sich seit einigen Jahren
als Flachdachkonstruktionen ausgeführt. Bei nicht wenigen
die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an. Ziel ist die
Bunkern wurden die oft mindestens zwei Meter dicken
Veräußerung von möglichst vielen Bunkeranlagen, verbun-
Stahlbetonaußenwände mit Klinkern verkleidet. Dennoch
den mit der Hoffnung auf eine Umnutzung. So soll den Bau-
mögen sie für viele umliegende Anwohner wie ungenutzte
werken, insbesondere den Hochbunkern, eine neue Zweck-
Schandflecken wirken. Aber ihre besondere Ästhetik hat Po-
bestimmung zukommen. Die erste Generation ohne direkte
tential, das mit architektonischem Fingerspitzengefühl in ex-
Kriegserfahrung nimmt sich der Problematik mit weniger
travagante Architektur transformiert werden kann.
Emotionen, aber dennoch mit viel Sensibilität bezüglich des historischen Kontextes an. Dabei stellen viele Aspekte die
Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten
Architekten stets vor eine Herausforderung. Angefangen bei einem Abriss, der sich mit meterdicken Stahlbetonau-
Gelungene Beispiele finden sich dafür viele. Einige werden
ßenwänden sehr schwierig gestaltet. Ebenso aufwändig ist
zu exklusiven Wohnräumen umgebaut, andere werden zu
die Erweiterung von Fensteröffnungen, welche in die Wände
Clubs oder Proberäume umgenutzt, welche von den dicken
gesprengt werden müssen. Aber auch die Einhaltung von
Wänden profitieren. Auch Museen finden durch den Mangel
Brandschutzauflagen oder Denkmalschutz-Bestimmungen
an Fenstern in Bunkern ideale Räumlichkeiten für Ausstel-
bei einer Modernisierung erfordern entsprechende Be-
lungen. Es gibt viele Nutzungen, die sich in die monumenta-
rücksichtigung und Fachkenntnis. Was die ästhetische Er-
len Zeitzeugen integrieren lassen – wobei
AFA Architekturmagazin
37
Fotos: © INDEX Architekten BDA
Bunkerbauten
Bunkeraufstockung in Frankfurt / Main
Wohnbauten wohl mehr Aufwand bei der Modernisierung
wickeln Index Architekten ein kostengünstiges Lösungskon-
bedürfen und umstrittener sein dürften als diverse öffent-
zept, das Raum für Kunst, Kultur, Innovation und Interaktion
liche Kollektivnutzungen, die dem Gemeinwohl oder kollek-
bereitstellt. So entstehen in dem unteren, ursprünglichen
tiven Interessengruppen dienen. Zumal bei Kollektivnutzun-
Bunker Proberäume für Musiker sowie Ausstellungsberei-
gen das Gebäude oft auch als Mahnmal erhalten bleiben
che für Kunst. Im oberen Neubau hingegen werden auf ins-
kann und dennoch die Möglichkeit besteht, den Bau sinnvoll
gesamt 600 Quadratmetern Nutzfläche fünf Künstlerateliers
zu nutzen und ihn zu beleben. Aus diesem Grund werden
in der unteren Etage und neue Räumlichkeiten des Instituts
im Folgenden zwei öffentlich genutzte Projekte vorgestellt.
für Neue Medien in der oberen Etage angeboten. Innerhalb von neun Monaten entsteht auf dem massiven Beton-Bun-
Ein geglücktes Umnutzungsobjekt findet sich in der Schmick
ker eine zweigeschossige Leichtbaukonstruktion aus Holz
straße 18 am Frankfurter Osthafen. Das Gebiet wird seit 1912
und Trapezblech, welche an sich 6,40 Meter misst und das
größtenteils als Umschlagplatz für Güterhandel der Binnen-
Gebäude insgesamt auf eine Höhe von 14,50 Metern anhebt.
schifffahrt genutzt. Der Bunker mit einer Grundfläche von
Die Aufstockung ersetzt das Dach und lässt den ursprüng-
etwa 450 Quadratmetern diente den Handelsleuten zum
lichen Bunker darunter wie einen massiven Sockel wirken.
Schutz vor Luftangriffen. Das ursprüngliche Walmdach ist im
Der Neubau hingegen ist nicht nur in Leichtbau konstruiert,
Laufe der Zeit marode geworden und hätte eine kosteninten-
sondern macht die Leichtigkeit seiner Konstruktion auch
sive Modernisierung erfordert. Um dem zu entgehen, ent-
nach außen visuell sichtbar. Dies wird einerseits erreicht, indem man den neuen Quader auf dem Bunkergrundriss um vier Meter in Längsrichtung verschiebt, was eine Kragung auf der Westseite und einen tiefen Freibereich mit der gleichen Spannweite auf der Ostseite des Gebäudes zur Folge hat.
38
Bunkerbauten
Leichtes Pendant zum Betonsockel Aber auch die Tatsache, dass der innenliegende Gebäudekern ringsum von einem Laubengang umschlossen wird, welcher durch eine Metallgitterfassade bündig mit dem Bunker abschließt, trägt dazu bei, dass der obere Bereich als leichtes Pendant wahrgenommen wird. Ein Beleuchtungskonzept verleiht dem Gebäude bei Dunkelheit eine imposante Atmosphäre mit modernem Charme, die stark im Kontrast zu dem tristen, introvertierten Betonsockel steht. Die Lichtinstallation repräsentiert adäquat die neue Nutzung, der historische Charakter des Gebäudes wird dabei aber dennoch respektvoll beibehalten. Die vertikale Erschießung der oberen Etagen erfolgt über einen im Freien liegenden Treppenaufgang im Norden und durch einen geschlossenen Treppenturm im Osten. Die Laubengänge als horizontale Erschließung funktionieren ebenso als Fluchtwege. 2004 wurde das Gebäude fertiggestellt und 2017 dürften sich die Investitionskosten amortisiert haben. Ein weiteres interessantes Projekt wird derzeit in Hamburg diskutiert und soll vielleicht sogar bis Ende 2016 konkret werden. Es handelt sich um eine Erweiterung mit einer „grünen Lunge“ über fünf Etagen und einer Fläche von 7500 Qua dratmetern auf dem Dach des Flakbunkers im Heiligengeistfeld, einem Viertel im belebten Stadtteil St. Pauli. Der Bunker, welcher 18.000 Menschen zum Schutz aufnehmen konnte und gleichzeitig der Abwehr diente, wurde um 1942 unter anderem durch die Leitung von Albert Speer erbaut – ein deutscher Architekt und zu NS-Zeiten Rüstungsminister, dessen
AFA Architekturmagazin
39
Bunkerbauten
Der ehemalige Bunker in der Schmickstraße
Nachfahren noch heute ein erfolgreiches Architekturbüro
Die Aussichten auf eine Realisierung des Projekts auf der
in Frankfurt führen. Der Flakbunker ist einer von zwei in
Grundlage von Bürgerpartizipation sind dennoch sehr gut.
Hamburg und wird bereits durch Medien- und Veranstal-
Zum einen steht der Pächter Thomas J. C. Matzen hinter den
tungsunternehmen genutzt, unter anderem beherbergt er
Plänen der Anwohner und zum anderen wurde auch in einer
drei Clubs: Übel & Gefährlich, Terrace Hill und Turmzim-
Sonderbezirksversammlung am 5. Juli 2016 von politischer
mer. Die Idee, den Bau mit einem grünen Dach durch etwa
Seite für die Umsetzung des Vorhabens entschieden, auch
228 größtenteils immergrüne Gewächse zu erweitern, ent-
wenn das Ergebnis knapp war. Nun müssen noch Details
stammt der Anwohnerinitiative Hillegarten, die sich mit der
mit der Bauaufsicht abgestimmt und die Baugenehmigung
Aufwertung des Bunkers seit über zwei Jahren intensiv be-
erteilt werden, welche sich derzeit noch in der Prüfung be-
schäftigte, bevor sie ihre Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt
findet. Man kann weiterhin gespannt sein auf das Ergeb-
hat. Die Interessengemeinschaft mit originellem Namen hat
nis, welches uns vielleicht schon in wenigen Jahren erwarten
in den vergangenen Jahren bereits für kontroverse Diskus-
wird.
sionen gesorgt und auch Gegner auf den Plan gerufen, die das Vorhaben als Greenwashing kritisieren. Denn neben der
So können aus Orten der Angst Bereiche friedlicher Natur,
öffentlich zugänglichen Parkfläche sollen auch kommerzielle
Räume der Kommunikation, Interaktion, Kunst, Kultur und
Einrichtungen vorgesehen werden, von denen der Pächter
des Zusammenlebens entstehen, ohne dass die Vergangen-
durch Mieteinnahmen profitieren wird. Das ist eine Bedin-
heit in Vergessenheit gerät. Denn die Belebung eines Bun-
gung des Pächters, der sich entgegenkommend dazu be-
kers steigert auch die Präsenz der Vergangenheit und erhält
reiterklärt hat, einen großen Teil der Investitionskosten zu
somit eher seine Bedeutung als Mahnmal, als wenn man ihn
tragen sowie sich der Parkpflege anzunehmen.
in Vergessenheit geraten lässt oder gezwungen ist, ihn als wenn man ihn als Schandfleck betrachtet.. Tamara Scheck
40
Objektbericht
Architektur vereint Motorsport und Wintererlebnis Am Fuße der Timmelsjoch Hochalpenstraße auf 2.175 m Seehöhe befindet sich Europas höchstgelegenes Motorrad-Museum – der Mountain Crosspoint. Es war ein wahrhaft ambitionierter Plan: Ein Motorrad-Museum, eine moderne Seilbahnstation, die Mautstelle einer der populärsten Hochalpenstraßen des Landes sowie ein großzügig gestaltetes Restaurant in einem Gebäude zusammenführen. Das Zwillings-Brüderpaar Alban und Attila Scheiber steht als Bauherr hinter diesem wohl weltweit einzigartigen Konzept. Den beiden Ötztalern wurde die Leidenschaft für Motoren und Motorräder von Ihrem Vater, dem früheren Profi-Rennfahrer Alban Scheiber senior, in die Wiege gelegt.
Museum der Superlative In den vergangenen Jahren haben die Scheibers eine der kostbarsten Sammlungen historischer Motorräder in Österreich aufgebaut und stellen die rund 170 erlesenen Exponate nun am Timmelsjoch aus. Zehntausende Motoradbegeis-
Gebäudehülle: Von Schneewechte inspiriert, in Holz ausgeführt
terte fahren jedes Jahr über Österreichs höchst gelegenen Straßen-Grenzübergang, und somit am Crosspoint und dem
Der Top Mountain Crosspoint besticht mit einer zeitgemä-
darin untergebrachten Motorrad-Museum vorbei.
ßen Formensprache. Der Tiroler Architekt Michael Brötz zeichnet für die geschwungen-organische Linienführung des
Ein weiteres Highlight ist die im selben Gebäude unterge-
Objektes verantwortlich. „Schneewechten standen Pate für
brachte moderne Talstation der Kirchenkar-Gondelbahn.
die Form. Auf diese Art lässt sich das Gebäude mit der Landschaft wesentlich besser verschmelzen und auch bei der Wahl der Materialien haben wir auf Natürlichkeit gesetzt“, erklärt der Planer. Die Gebäudefassade wurde fast durchgängig in Holz ausgeführt.
AFA Architekturmagazin
41
Objektbericht
Der Allianz Tower in Istanbul: Ein Leuchtturm für Technologie und Kultur Mit einer speziellen Elementfassade zeigt Schüco Gesicht
185,5 Meter ragt er empor. Längst
Gänzlich von einem gläsernen Gewand
Monument für das Spiel mit Gegensät-
macht er die zahlreichen Bürokom-
umhüllt, steht der Allianz Tower in
zen, das sich insbesondere an der Fas-
plexe und Häuser zu seinen Füßen zu
Istanbul da und gilt schon jetzt als Sym-
sadengestaltung ablesen lässt. So wird
Miniaturen und stellt sie gleicherma-
bol für neue Wege im Hochhausbau.
die Idee von vollflächiger Durchläs-
ßen in den Schatten. Selbst dagegen
Denn was auf den ersten Blick nach
sigkeit, unter anderem erzeugt durch
strahlt er selbstbewusst, der jüngst
einem weiteren gewöhnlichen Wolken-
eine
fertiggestellte Allianz Tower in Istan-
kratzer aussieht, vereint in Wahrheit
der Ganzglasfassade, durch kontras-
bul – und zeigt Gesicht: Denn seine
eine ganze Vielfalt an Argumenten, um
tierende und reliefartige Ornamente
Ganzglasfassade spiegelt nicht nur
den neuen Turm zu Recht als gelunge-
konterkariert. Über das Gebäude sind
ein meisterhaftes Spiel mit neuesten
nes Wahrzeichen inmitten seines he-
diese Sonneschutzpaneele in edel
Technologien und nachhaltiger Ge-
terogenen Umfelds betiteln zu können.
schimmerndem Brillantgold je nach
bäudetechnik wider. Auch kulturelle
Allen voran natürlich sein skulpturaler
Himmelsrichtung asymmetrisch und
Bezüge blitzen an dem Koloss keines-
Charakter: Denn ganz und gar nicht
unterschiedlich dicht verteilt. „Eine mo-
wegs ab.
war es die Intention des New Yorker
derne Synthese von Kultur und Klima“,
Büros FXFOWLE, nach dessen Entwür-
so beschreibt Schüco das Konzept, das
fen der Allianz Tower sich vom Boden
als ausführendes Unternehmen für
erhebt, die 40 Geschosse in bereits ge-
diese hinterlüftete Vorhangfassade,
lernter Form Ebene für Ebene überei-
hier in objektspezifischer Ausführung
nander zu stapeln. Ganzheitlichkeit re-
des Produktes UCC 65 SG, verantwort-
präsentiert hier jede Linie der kantigen,
lich zeichnet.
flächenbündige
Außenansicht
sich nach oben hin verjüngenden Form des Gebäudes. Eine rigide Geometrik, die baukulturelle Reminiszenzen an die
„Moderne Synthese von Kultur und Klima“
lokale osmanische Ästhetik aufweist: Anklänge an kappadokische Feenkami-
Und in der Tat dürfte sie nicht nur
ne, wie sie aus Anatolien bekannt sind,
wegen ihrer nahezu künstlerisch ge-
werden spürbar. Auch wenn konzep-
prägten Optik eines der wesentlichen
tionell durch unterschiedliche Gärten
Elemente des imposanten Bauwerks
innerhalb des Bauwerks sowie durch
sein.
den üppig begrünten Sky Garden mit
schen wie ökonomischen Ansprüchen
gigantischem Ausblick über das Um-
und Sicherheitsaspekten galt es hier
land, nämlich den asiatischen Teil der
im Hinblick auf Windlasten, Regen-
Metropole Istanbuls und darüber hinaus, das wuchtige Bauwerk mit seinem Standort verschmelzen mag – der Allianz Tower bleibt gleichermaßen ein
42
Nicht
nur
(fertigungs)techni-
Objektbericht
dichtigkeit zu genügen: So sorgen an den Kontaktpunkten der geneigten Fassaden CNC-gefertigte Verbindungselemente für überaus präzise Anschlüsse. In Bereichen, bei denen die Neigung mehr als 16 Grad beträgt hingegen, übernehmen eigens angefertigte Dichtungsprofile die Drainage. Sonderlösungen finden sich gemäß dem Bielefelder Fassadenspezialisten Schüco ebenfalls bei den doppelschaligen Sicherheitsglas-Aufbauten: Um das Gebäudeinnere effizienter vor Sonneneinstrahlung zu schützen und eine
umfassende
Wärmedämmung
gewährleisten zu können, wurde hier eine Low-E-Beschichtung zusätzlich zu einem durch keramisches Punktraster definierter Glasbau integriert. Ein besonderes Augenmerk ist fernerhin der Nachhaltigkeit des ganzheitlichen
(81 von 110 möglichen Rating-Punkten)
Klimakonzeptes
worden.
trägt der Allianz Tower nun als erstes
Schließlich hat das Bauwerk sein Ziel
Hochhaus in der Türkei die höchste
erreicht und konnte alle notwendi-
Zertifizierung LEED Platin.
gewidmet
gen Prinzipien in puncto Energie- und Wasser-Effizienz, Raum- und Stand-
Laura Stillers
ortqualität, Verwendung nachhaltiger und regionaler Materialien erfüllen: Mit einer außergewöhnlich klaren Wertung
AFA Architekturmagazin
43
Objektbericht
Dem Himmel so nah Vom Kloster zum Designhotel
M
aastricht zählt aufgrund seiner vielen Sehenswür-
Beinahe unerwartet taucht die ehemalige Klosteranlage
digkeiten und des großen kulturellen Angebots,
Kreuzherrenkirche hinter einer Straßenbiegung auf. Wir fah-
besonders für Wochenendtouristen, zu den be-
ren bis vor den Hoteleingang und werden dort von einem
liebtesten Ausflugszielen in den Niederlanden. Dementspre-
Portier freundlich begrüßt, das Gepäck geben wir ab und das
chend hoch ist das Hotelangebot in der Stadt. Wer etwas
Auto wird für uns geparkt. Somit haben wir die Gelegenheit
Besonderes sucht, sollte ein Zimmer im Kruisherenhotel im
in aller Ruhe das Äußere Erscheinungsbild des Designhotels
Zentrum von Maastricht buchen, denn hier verschmelzen
zu genießen. Schon fast unscheinbar liegt das alte Kloster
eine bis dahin ungenutzte Kirche und ein Hotel zu einer ein-
zwischen der umliegenden Bebauung und einer Allee mit
zigartigen Synergie. Zwei Redakteurinnen machten sich da-
altem Baumbestand. Von Außen ist die neue Nutzung kaum
her auf den Weg in eine der ältesten Städte der Niederlan-
zu erkennen, die gepflegte Begrünung auf dem kleinen Platz
de, um sich dieses besondere Designhotel einmal genauer
vor dem Hotel erinnert an einen Klostergarten. Einzig der
anzusehen.
Eingangsbereich lässt erahnen, dass sich im Inneren noch etwas anderes abspielt.
Von dem Eingang wird man förmlich in das Innere der Kirche gezogen.
44
Objektbericht
blicken in Richtung des ehemaligen Chors. Was wir vorher nicht sehen konnten: oben auf dem eingeschossigen roten Baukörper befindet sich der Restaurantbereich und scheint zwischen den monolithischen Kirchenwänden zu schweben.
Sakral und profan unter einem Dach Fotos: © Etienne van Sloun
Es war eine große Aufgabe für den Architekten Rob Brouwers, denn die denkmalpflegerischen Auflagen waren hoch. Die Kirche wurde zwar, seit Napoleon die Mönche aus der Kirche vertrieb, nicht mehr als Gotteshaus genutzt, dennoch musste der gesamte Hotelbereich reversibel angelegt werden. Somit entschied Brouwers sich für einen freistehenden Ein Zimmer im Dachgeschoß des Hotels.
Körper mitten im Raum und ermöglicht den Besuchern dadurch die Kirche aus noch nie dagewesenen Perspektiven zu betrachten.
Kunst statt Heiligenbilder Vom Aufzug aus gelangt man über einen Steg in den angrenNicht etwa ein hölzernes Eichentor zeigt uns den Weg in die
zenden Klosterbereich, in welchem die Zimmer liegen. Un-
gotische Kirche, wir betreten sie vielmehr durch einen kup-
ser Zimmer befindet sich in der zweiten Etage, direkt unter
ferfarbenen Eingangstunnel, der uns wie ein Trichter in das
dem Dach. Heute haben die Zimmer nichts mehr
Kirchenschiff leitet. Beim Anblick des Innenraums bleiben wir erstmal stehen. Wir befinden uns zweifelsohne in einer Kirche, allerdings findet man hier weder Gebetsbänke, noch einen Beichtstuhl oder einen Altar. Ein großer roter Baukörper aus Stahl erstreckt sich entlang des Mittelschiffs. Hier schlägt heute das Herz des Hotels, denn in und um diesen freistehenden Körper sind die Rezeption mit Backoffice, die Bar, das Restaurant und ein gläserner Aufzug angeordnet. Trotz des ungewohnten Anblicks wandert unser Blick, wie in Kirchen üblich, automatisch nach oben. Das alte Kreuzgewölbe thront nach wie vor über der ungewohnten Szene. In den Nischen der Seitenschiffe, in welchen früher Heiligenstatuen standen und gebetet wurde, laden nun gemütliche Sitzmöbel zum Ausruhen und Verweilen ein. Farbenfrohe Kunstwerke eines niederländischen Malers ersetzten die früheren Gottesbilder. Nach unserem ersten Innehalten werden wir an der kleinen Rezeption empfangen und bekommen unseren Zimmerschlüssel. Mit dem Aufzug fahren wir nach oben und wieder fesselt uns die Aussicht in den Kirchenraum. Wir
AFA Architekturmagazin
Eine neue Verbindung von neu und alt.
45
Objektbericht
Der Blick von dem kleinen Steg in den Kirchenraum.
mit den düsteren und kleinen Schlafkammern der Mönche zu tun. Das Zimmer ist hell, trotz des winzigen Dachfensters. Spiegel rings um das Fenster sorgen dafür, dass möglichst viel Licht den Weg ins Zimmer findet und vergrößern das Fenster außerdem optisch. Die alten Dachbalken sind noch vorhanden und sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Auch das Bad ist hell und modern. Der Spagat zwischen altem Bestand und modernem Schick ist den Architekten und Designern sehr gut gelungen. Am Abend zieht es uns in die Weinbar, welche sich im Chor des entweihten Gotteshauses befindet. Wir nehmen in der
Die Weinbar im ehemaligen Chor.
gemütlichen Sitzecke aus rotem Samt und braunem Leder Platz und während wir unseren Weißwein genießen, blicken
Frühstück wie im Himmel
wir auf das beeindruckende gläserne Weindepot hinter der Bar. Ein seltsames Gefühl - man sitz in einer Kirche, hat ein
Nach einer erholsamen Nacht freuen wir uns auf das Früh-
Glas Wein in der Hand und dort wo sonst der Altar steht und
stück. Jetzt, am Morgen, scheint die Sonne durch die großen
der Priester das Wort Gottes verkündet, steht jetzt ein jun-
Facettenfenster an der Ostseite der Kirche und taucht den
ger Mann hinter einer Theke und poliert Weingläser.
gesamten Raum in ein wundervolles Licht. Die modernen
46
Objektbericht
Sitzen in gemütlicher Runde.
Lichtinstallationen von Designer Henk Vos schweben wie große Schirme über dem Restaurantbereich und geben uns das Gefühl die Streben des Kreuzgewölbes wären zum Greifen nah. Es herrscht eine angenehme Ruhe, leise spielt Musik im Hintergrund und wir bleiben nach dem Frühstück noch eine Weile sitzen, trinken unseren Milchkaffee und lassen die vielen Eindrücke auf uns wirken.
Kirche und Hotel, geht das? Egal ob beim ersten Betreten des Hotels, auf dem Zimmer oder während des Frühstücks im Restaurant, immer prallen zwei Welten auf einander und man erwischt sich bei dem Gedanken: „Ist das angemessen? Das ist doch eigentlich eine Kirche.“ Es ist angemessen! Denn den Architekten ist es mit viel Feingefühl gelungen eine homogene Mischung aus Bestand und neuer Nutzung zu entwickeln, ohne dass das eine das andere dominiert. Trotz der aufwendigen Umbauten hat die Kirche ihren sakralen Anschein nicht verloren, sie bietet nun vielmehr eine Kulisse für die neue Nutzung und eben diese Wechselwirkung ist der Grund für den besonderen Reiz dieses Hotels. Anika Beer
AFA Architekturmagazin
47
AFA-Veranstaltung
Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung für Architekten, Ingenieure und Sachverständige werden Neuerungen aus dem Bereich Brandschutz, Sicherheitstechnik, Gebäudeautomation und Gebäudetechnik umfassend vorgestellt und aktuelle Themen diskutiert. Zusätzlich präsentieren auf der angeschlossenen Fachmesse renommierte Firmen ein breites Spektrum an neuen Produkten und professionellen Dienstleistungen. Die Fortbildungspunkte für die 9. AFA-Baufachveran staltungen sind bei der Architektenkammer NRW und Ingenieurkammer Bau beantragt, weitere Anerkennungenauf Anfrage. Denken Sie an Ihr Fortbildungskonto und melden Sie sich direkt an!
9. AFA Baufachveranstaltung
INNOVATIVES BAUEN 16. November 2016 Kultur- und Medienzentrum, Steinstraße 15, 50259 Pulheim
48
AFA-Veranstaltung
9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG INNOVATIVES BAUEN |
Brandschutz | Sicherheitstechnik | Gebäudeautomation | Gebäudetechnik | 09.00 Uhr
„Come together“ / Einlass zu den Messeständen
09.30 Uhr
Begrüßung durch Frank Pawlak, Dipl.-Ing. Architekt, Veranstalter und Herausgeber AFA-Architekturmagazin
09.45 Uhr
„Zauberwort“ BIM – Was ist heute sinnvoll?
BIM in der Planung, der Bauausführung und dem Betrieb BIM light – Einstieg in die Digitalisierung Kommunikationspattform für Projektbeteiligte in der Bauausführung
Referent: Herr Thomas Heptner, Dipl.-Ing., Skill Software GmbH
10.30 Uhr
Lüftung von Aufzugsschächten
Der Aufzug im Gebäude
Aufzugsicherheit Sanierung von Aufzugsanlagen/Energetische Ertüchtigung Baurechtliche Anforderungen
Referent: Herr Kurt Seifert, Geschäftsführer Brandschutz-Technik und Rauchabzug GmbH
11.15 Uhr
Pause (30 Minuten)
11.45 Uhr
Installationsschächte – einfach und effektiv zur Systemlösung
12.30 Uhr
Mittagspause, Gespräche und Besuch der Messestände (60 Minuten)
13.30 Uhr
Einsatzmöglichkeiten und Funktionsweise von textilen Rauch- und Brandschutzsystemen Rauchschürzen und Rauchvorhänge nach DIN Feuerschutzvorhänge und Ihre möglichen Schutzziele Brandschutzhauben für Elektrogeräte
Referent: Herr Michael Hein, Maschinenbauer, Stöbisch Brandschutz GmbH
14.15 Uhr
Energieeffizient und barrierearm Bauen und Sanieren in Wohngebäuden
Referent: Frau Manuela Mohr, KfW Bankengruppe
15.00 Uhr
VdS-Richtlinie 3406-Sicherheitsmanagement: Gütesiegel der Objektsicherheit Verbriefte Objektsicherheit als Baustein des Architektenwettbewerbs Aktueller Status Umsetzung in der Praxis
Referent: Herr Klaus Behling, Dipl-Ing. und Prokurist, Von zur Mühlen’sche GmbH
15.45 Uhr
Diskussion / Besuch der Messestände
Voraussichtliches Ende 17.00 Uhr
Allgemeine Problemstellung bei Installationsschächten Grundidee von I 90 Installationsschächten Einsatzmöglichkeiten Referent: Herr Michael Leibold, Dipl-Ing., Knauf Insulation GmbH
Innovativer und unsichtbarer Brand- und Rauchschutz
Energieeffizient Bauen/ Sanieren Altersgerecht Umbauen Förderung für kommunale/soziale Gebäude
Architektur vs. Sicherheit – muss das so sein?
AFA Architekturmagazin
49
AFA-Veranstaltung
9. AFA BAUFACHVERANSTALTUNG INNOVATIVES BAUEN
✗ Ja, ich will dabei sein! Anmeldung zur 9. AFA Baufachveranstaltung „Innovatives Bauen“ am 16. November 2016 im Kultur- und Medienzentrum Pulheim, Steinstraße 15, 50259 Pulheim Kostenbeitrag 25,– € (inkl. MwSt.) Per Mail: info@afa-architekturmagazin.de | Stichwort: „9. AFA Baufachveranstaltung“ Per Telefon: 02233 - 805 977-1 Über unsere Webseite: www.afa-architekturmagazin.de | Rubrik: „AFA Baufachveranstaltungen“
Vorname
Name
PLZ/Ort
Anzahl der Personen
Telefon
Ort, Datum
Unterschrift
Bitte überweisen Sie den Kostenbeitrag an folgendes Konto: Kölner Bank eG, IBAN: DE 13 3716 0087 0688 3310 05, BIC: GENODED1CGN
Aktuellste Informationen entnehmen Sie bitte unserer Website: www.afa-architekturmagzin.de unter „AFA Baufachveranstaltungen“
Ballistischer Schutz bietet Sicherheit Die weltweit operierende Röchling-Gruppe ist mit 77 Standorten
Kein Durschuss: DuroProtect® mit 52 Schuss im Kaliber 7,62 x 39 (AK 47) beschossen
in 22 Ländern und über 8.500 Mitarbeitern ein führender Anbieter von Kunststoff für technische Anwendungen. Auch im Bereich des ballistischen Schutzes bietet Röchling mit DuroProtect®, LignoProtect® und LiteProtect® durchschuss-, sprengwirkungs-, splitter-, brand- oder einbruchhemmende aus thermo- und duroplastischen Werkstoffen an, die in zivilen und militärischen Bereichen im Einsatz sind. Sie erfüllen die maßgeblichen internationalen ballistischen Normen wie z. B. UL-752, NIJ, EN 1522/1523, VPAM PM2007 und Stanag 2280.
Sicher gestoppt: Mit Kalaschnikow (AK47) Kaliber 7,62 x 39 getestete LignoProtect® Schutzplatte
Röchling Engineering Plastics SE & Co. KG Röchlingstraße 1 | 49733 Haren/Germany | Tel.: +49 5934 701-0 ballistics@roechling-plastics.com | www.roechling.com
Messen
Bau + Energie Bern 2016 08.12.2016-11.12.2016 Messe mit Kongress für energieeffizientes B auen und Sanieren, modernen Holzbau und erneuerbare Energien. Ort: Bernexpo, Mingerstrasse 6, CH-3000 Bern
Bau München 2017 16.01.2017-21.01.2017 Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme. Ort: Messe München, Messegelände, 81823 München
zeba 2017 27.01.2017-27.01.2017 Fachtagung zur Zukunft von Energie, Bauen und Architektur. Ort: Messe Innsbruck, Kapuzinergasse 11, A-6020 Innsbruck
GEVEL 2017 06.02.2017-10.02.2017 Fachmesse für Fassadenbau & Architektur. Ort: Jaarbeurs Utrecht, Jaarbeursplein 6, NL-3521 AL Utrecht
polis Convention 2017 17.05.2017-18.05.2017 Messe für Stadtentwicklung mit fachbegleitendem K ongress. Ort: AREAL BÖHLER Düsseldorf, Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf
AFA Architekturmagazin
51
Objektbericht
Das russische Bauhaus WChUTEMAS – die Wiege einer revolutionären russischen Architektur
Auf ein Dekret der Sowjetregierung
Keramik umfassten, und Kunstwerk-
ein und prägte die propädeutische
hin, erfolgte 1920 die Gründung der
stätten, zu denen Architektur, Ma-
architektonische
Hochschule, die auch vielfach als
lerei sowie Skulptur gehörten. Eine
hatte mit Wladimir Krinski und Nikolaj
das „russische Bauhaus“ bezeichnet
weitere Unterteilung gab es in die
Dokutschajew eine neue Unterrichts-
wurde. Ziel der russischen Lehrin-
Bereiche „Fläche“, „Raum“ und „Plas-
methode für Architektur entwickelt,
stitution war es, der Kunstausbil-
tik“. Demgemäß unterrichteten Maler
welche im, für alle Studenten grund-
dung in der Sowjetunion eine neue,
zum Thema Fläche, die Bildhauer zur
legenden und verbindlichen, Fachbe-
systematisierte Richtung zu geben:
Skulptur und für den Raum waren die
reich „Raum“ gelehrt wurde. Ihm ging
Ein „Kader der bildenden Kunst,
Architekten verantwortlich.
es um eine „rationale, gesetzmäßige
Lehre.
Ladowski
Erfassung der emotionalen Wirkung
die die Forderungen des Staates in Kunstangelegenheiten mit maximal
Die ideelle und künstlerische Ausrich-
des Raums.“ Die Folge war die Ab-
vollendeter Technik einerseits und
tung der WChUTEMAS als homogen
kehr von historischen Vorbildern und
einem klaren Verständnis für die
zu bezeichnen wäre allerdings ver-
die Hinwendung zu expressiven, ku-
Aufgaben des Aufbaus des Arbeiter-
fehlt. Der oft vehement geführte Dis-
bistischen Entwürfen, die, trotz teils
und Bauernstaates“ sollte geschaf-
kurs der Lehrkräfte über die Leitlinie
utopischer Anmutung und Absicht,
fen werden.
der Schule kollidierte immer wieder
von absoluter Funktionalität durch-
an den unterschiedlichen Auffassun-
drungen waren.
Architektur und Kunst wurden als
gen darüber, ob es in Richtung Pro-
ein wesentliches Mittel zum Zweck
duktionskunst,
betrachtet, den „Neuen Menschen“
reiner Kunst gehen sollte.
angewandter
oder
Für Ladowski war die Architektur aber auch ein Feld, um „Wunder“ zu erschaffen. An seinen Gedanken dazu
zu prägen. Die beiden Disziplinen stellten eine richtungsweisende Maß-
Das umfangreiche künstlerische Po-
lässt sich zudem die angestrebteSyn-
nahme dar, um eine neue Beziehung
tenzial dieser Bewegung lässt sich am
these des Disziplinen und die neue
zwischen Gesellschaft und Kunst zu
Kollegium der Dozenten ablesen, hier
Ausrichtung der Baukunst ablesen:
realisieren.
waren viele große Namen der russischen Avantgarde vertreten, wie z.B.
„Die Technik schafft Wunder. In der
Eine Umbenennung der Hochschule
El Lissitzky, Alexander Rodtschenko,
Architektur müssen Wunder geschaf-
im Jahr 1927 in „WChUTEIN“ – Höhe-
Wladimir Tatlin, Naum Gabo, Mois-
fen werden. Die Wunder der Vergan-
res Künstlerisch – Technisches Insti-
sej Ginsburg, Gustav Klucis, Nikolaj
genheit basierten auf der Fronarbeit
tut“ sollte ihre wissenschaftliche Aus-
Ladowski, Konstantin Melnikow, Lju-
der Massen, und das Entscheidende
richtung dokumentieren.
bow Popowa, Alexej Schtschussew,
war die Quantität der Arbeit. Im Raum
Warwara Stepanowa, Alexander Wes-
schweben architektonische Wunder
nin und Wassily Kandinsky.
der Gegenwart. Erschaffen werden
Die acht Fakultäten der WChUTEMAS
sie durch die Kunst, und das Entschei-
waren unterteilt in Produktionswerkstätten, welche Holz- und Metallbe-
Der Architekt Nikolaj Ladowksi brach-
arbeitung, Textil, Druckgewerbe und
te eine psychoanalytische, emotionale Perspektive mit in die Diskussion
52
Objektbericht
Ehemaliges WChUTEMAS-Gebäude in Moskau
Die Bemühungen der WChUTEIN, diesen
praktischen
Anforderun-
gen gerecht zu werden, zu denen seit Ende November 1929 auch eine staatliche Verordnung gehörte, innerhalb von 3 Jahren Spezialisten zur Bewältigung des Fünfjahresplans dende an ihnen wird die Quantität
tale Transportsysteme. Die sonstige
auszubilden, scheiterten letztendlich
des Geistes sein. Der Raum, und nicht
technische Ausstattung wie Telefon,
am sozialistischen Realismus. Am 30.
der Stein, ist das Material der Archi-
Radioempfangs- und Sendeanlagen
März 1930 wurde die WChUTEIN auf-
tektur. Dem Raum muss die bildhau-
sollte eine gleichzeitige Arbeitsweise
gelöst. Die Werkstätten wurden mit
erische Form der Architektur dienen.
des wissenschaftlichen Kollektivs des
der Architektur- und Baufakultät der
Dem Raum und dann der bildhaueri-
Instituts ermöglichen.
Moskauer Technischen Hochschule zusammengelegt und in diesem Zuge
schen Form muss die Malerei dienen. In dieser gegenseitigen Zuordnung
Die Dissonanzen in der ideellen Aus-
das „Architektur- und Bauinstitut“
würdige ich ihr Zusammenspiel mit
richtung der WChUTEMAS/ WChUTEIN
gegründet. Dieses unterstand fortan
der Architektur.“
warfen allerdings immer wieder diesel-
dem Volkswirtschafts- anstatt dem
ben Fragen auf: Ging es um eine Tech-
Bildungskommissariat. Die Bereiche
Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von
nisierung der Kunst oder um die Kunst
Malerei und Skulptur wechselten
Ivan Leonidow, der Entwurf für das
der Technik? Lassen sich Kunst und
nach Leningrad an die Akademie der
Lenin-Institut für Bibliothekswissen-
Technik überhaupt auf einer Ebene
Künste.
schaft auf den Sperlingsbergen in
vereinigen? Nicht zuletzt ging es auch
Moskau aus dem Jahr 1928. Erklärtes
um die Selbstdarstellung des noch
Die Zeit der WChUTEMAS / WChUTEIN
Ziel: „Durch maximalen Einsatz tech-
jungen sozialistischen Staates. Die
war historisch betrachtet sehr kurz.
nischer Möglichkeiten eine Antwort
immensen Ausgaben für Stahl, Beton
Die Schule erlangte international nie
auf die Anforderungen des heutigen
und Glas, Defizite in der technischen
die Bekanntheit, wie sie dem deut-
Lebens finden.“ Eine Bibliothek aus
Ausrüstung der Bauindustrie und die
schen Bauhaus zuteilwurde. Doch
dem Materialien Stahlbeton, Glas
lange Dauer der Ausbildung waren
gilt sie bis heute als die berühmteste
und Metall für 15 Mio. Bände, mit gro-
handfeste Probleme. Gebraucht wur-
Kunstschule Russlands und der rus-
ßen Lesesälen und Auditorien sowie
den Bauleiter und Architekten, die effi-
sischen Avantgarde. Deren Einfluss
Forschungsinstituten und einem Wis-
zient Mammutprojekte wie den ersten
auch auf die heutige westliche Kunst
senschaftstheater (Planetarium). Der
Fünfjahresplan – 200 Industrie- und
dürfte bis heute unbestreitbar sein.
Weg von Buch zum Leser sollte kom-
1000 Agrarstädte – umsetzen konnten,
plett automatisiert und mechanisiert
ohne mit teuren und nur zu importie-
erfolgen über vertikale und horizon-
renden Materialien das Volksvermö-
Claudia Bassier
gen zu „verschwenden“.
AFA Architekturmagazin
53
Ausstellung
Architekturzeichnung Neue Wege für eine überholte Disziplin?
„Wer zeichnet Häuser? – Der Architekt?
selbstbewusst aus der Anonymität.
nen Idee gegenüber einem gebildeten
Früher einmal – hat keine Zeit – muss
Eine besondere Wandlung erfährt
Dritten zum Zwecke der Diskussion
Geld verdienen – Maschine geht schnel-
das Verständnis der Zeichnung in der
und Beauftragung eines – die Grund-
ler und präziser. Der Häuserzeichner
Renaissance unter Leon Battista Al-
lage des Wettbewerbswesens. Heute
ist in Mißkredit geraten“, so Hans Döll-
berti. Nach seinem Verständnis ist die
erscheint die Zeichnung als Mittel zur
gast 1957 in „Häuser-Zeichnen“. Das
Zeichnung Ausdruck des gedanklichen
(Selbst-)Darstellung nicht mehr geeig-
Ende des gezeichneten Hauses war da-
Entwurfs. Der Architekt als Vertreter
net. In Zeiten digitaler Entwurfs- und
mals schon in Aussicht. „Lassen Sie das
der freien Künste hebt sich in ihr über
Planungsmethoden ist sie überholt.
Ihren Computer mal schnell zeichnen“,
die Vertreter der praktischen Künste
Das dreidimensionale Modell ist Re-
heisst es heute. Ein ikonischer Satz, der
empor. Die Architekturzeichnung wird
gelprodukt integrierter, dreidimensi-
mit drastischer Wucht die Unkenntnis
zum ersten mal nicht mehr als Kom-
onaler Planungsprozesse. Die Weiter-
und das Desinteresse an der Architek-
munikationsmittel zwischen Fachleu-
gabe von Modelldaten an Spezialisten
tenarbeit illustriert. Eine weitere Ein-
ten des Bauwesens gesehen, sondern
für Visualisierung ist kurzfristig mög-
sicht aus diesem Satz lässt sich über
als Mittel zur Kommunikation der eige-
lich und nötig. Die Weiterbearbeitung
die Erwartungshaltung von Bauherren an die Architekturdarstellung ableiten. Konsumierbar soll´s sein, bittschön. Wenn es geschwind geht, macht es auch nix. Die Architekturzeichnung spielt angesichts der Gegebenheiten des Baubetriebs keine Rolle mehr. Ein wenig verwundert einen dann schon, dass im Moment der eine oder andere Architektenwettbewerb
ausdrücklich
gezeichnete Beiträge einfordert. Wird hier aus Nostalgie heraus eine sterbende Kunst hochgehalten oder hat die Darstellungsform durchaus noch
Die Architekturzeichnung kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Ihre Entwicklung aus
anonymen
Konstruktionsrissen
über Polier- und Werkzeichnungen dauerte von der Antike bis in die Gotik. In der Gotik tritt der Werkmeister
54
Fotos: © Tchoban Foundation
moderne Inhalte zu bieten?
des Modells für Darstellungszwecke ist Marktstandard. Die Aufarbeitung von Diskrepanzen aus zweidimensionaler Planung werden von Visualisierungsbüros immer häufiger im Stundensatz an die Auftraggeber zurückgegeben. Das Ergebnis ist meist ein fotorealistisches, aber sehr generisches Rendering, welches Details nicht zu konkret wiedergibt. Der Vermarktung sollen Finanzierungspolster durch Darstellung teurer Bauteile nicht genommen werden. Die Käuferschaft soll keine Möglichkeit haben, einen Haftungsanspruch aus eben jener zu konkreten Darstellungsweise herzuleiten. Suggeriert wird das fertige, exklusive Wunschlos-Glücklich-Projekt, das in einem mehrtägigen Bemusterungsprozess nur noch individualisiert wird. Schlüsselübergabe, wohnfertig, in exakt [psychologisch akzeptables
AFA Architekturmagazin
55
Ausstellung
Zeitfenster hier] Monaten. Statische und haustechnisch not-
offen lassen. Eine Architekturzeichnung braucht Zeit. Der
wendige Anpassungen können zu Veränderungen der Nutz-
Akt des Zeichnens ist bestimmt vom Wechselspiel konstru-
fläche führen und bedingen keinen Haftungsanspruch. In
ierenden Denkens und intuitiven Ausarbeitens von Details.
der Wahrnehmung der Beteiligten ist die Projektdarstellung
Eine Synthese aus Denken, Sehen und Zeichnen. Phasen der
kaum noch als Sonderleistung begründbar. Der Umweg, eine
Mustergenerierung erlauben dem Gehirn abzuschweifen,
Zeichnung anzufertigen und diese dann zu digitalisieren, er-
den geplanten Konstruktionsablauf en passant anzupassen
scheint als frivole Spielerei.
oder zu ändern – Handwerk also. Der Zeitfaktor ist ein großer Luxus, den es zu bezahlen gilt. Das Ergebnis erhebt sich
Zeichnung als kommunikatives Werkzeug
in seiner Lebendigkeit und künstlerischen Qualität über den Großteil dessen, was Renderings bieten können, ist wand-
Dabei werden Vorteile übersehen, die dem Medium Zeich-
lungsfähig und in der Lage Ideengehalt zu vermitteln, ohne
nung innewohnen. Gestalter, die diskutieren, erreichen
eine Ausführungsweise vorab endgültig festzulegen. Archi-
immer den Punkt, an dem Ideen mittels Skizzen illustriert
tekturzeichnung hat künstlerische Bedeutung.
werden. Eine Sprache der Zeichnung. Eine Zeichnung ist ein kommunikatives, integratives Werkzeug. Jeder kann zeich-
Das Ende der wirtschaftlichen Anwendbarkeit der Architek-
nen. Jeder kann also auf dieser Ebene mit jedem in einen
turzeichnung im Baubetrieb ist bereits da. Das soll nicht
gestalterischen Diskurs treten. Vorausgesetzt, man traut sich
wegdiskutiert werden. Einer grundlegenden Neuorientie-
zu, seine Ideen zu illustrieren und preiszugeben. Die gestalte-
rung der Architekturzeichnung steht also nichts mehr im
rische Bandbreite reicht von präzise abstrahierendem Mini-
Weg. Wie könnte diese aussehen? „Urban Sketching“ ist eine
malismus über expressiven, schnellen Pinselstrich bis hin zu
Bewegung, die den reproduzierenden Aspekt der Architek-
perfekt ausgearbeiteten Tuschezeichnungen, die kein Detail
turzeichnung aufgreift und sich städtische Situationen an-
56
Ausstellung
eignet. Skizzenhaft und schnell bis präzise und langsam. Die Akteure zeichnen vor Ort und vermitteln ihren subjektiven Eindruck der Stadt über das Internet an die gesamte Community. Diese kommentiert, diskutiert und bewertet die Beiträge auf hohem Niveau. Vom zeichnenden Architekten geht die Zeichnung nun über an den zeichnenden Bürger. Dieser beteiligt sich aktiv an der Generierung eines Bildes der Stadt, das breit kommuniziert wird. Ein für alle erreichbarer und nachvollziehbarer Prozess. Durch seine Offenheit entsteht die Lebendigkeit und Präsenz, die wir mit der europäischen Stadt assoziieren: im Gegensatz zu Renderings, die es zwar vom Bürgerbeteiligungsworkshop aufs Bauschild schaffen, aber den Betrachter auf Abstand halten. Ihrer eigenen, Fotos: © Tchoban Foundation
marktimmanenten Ikonografie folgend lehnen sie offene Beteiligung ab. Von der Aneignung und Generierung des Bildes der Stadt ist der Schritt zur Gestaltung des Stadtbildes nur noch ein kleiner. Die Architekturzeichnung ist dabei, sich demokratischere und pluralistische Wege zu eröffnen. Sie in den Wettbewerb zurückzuholen, kann somit gleichbedeutend damit sein, die Architektur wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. Das wäre eine gute Sache. Paul Mocanu
Peter Cook. Retrospektive Das Museum für Architekturzeichnung in Berlin zeigt vom 30.10.2016 - 12.02.2017 das zeichnerische Werk des bekannten britischen Architekten Peter Cook, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert. Peter Cook gehört zweifelsfrei zu den führenden Köpfen der Archigram-Gruppe und wurde 2007 von der britischen Königin für seine Verdienste um die Architektur zum Ritter geschlagen. Die Ausstellung ermöglicht einen Einblick in das Werk des Künstlers, von Archigram bis CRAB, von 1968 bis heute, von Plug-In City bis Hidden City. Kuratiert wird die Ausstellung Peter Cook. Retrospektive von der Gründerin des Aedes Architekturforums, Frau Dr. h. c. Kristin Feireiss und der Direktorin des Museums für Architekturzeichnung, Frau Nadejda Bartels. Tchoban Foundation. Museum für A rchitekturzeichnung Christinenstraße 18a, 10119 Berlin Ausstellungseröffnung am 29. Oktober 2016 um 19 Uhr Laufzeit: 30. Oktober 2016-12. Februar 2017 Öffnungszeiten: Mo-Fr 14-19 h, Sa-So 13-17 h Tickets: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
AFA Architekturmagazin
57
© Nachlass Alexander Girard, Vitra Design Museum
Ausstellungen
Textiles & Objects Shop New York City, gestaltet von Alexander Girard für Hermann Miller, 1961
Frankfurt/Main Häuser des Jahres 2016 Die besten Einfamilienhäuser Deutsches Architekturmuseum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main 22.09.2016-20.11.2016 Dessau Simultanität der Moderne Die Van-Nelle-Fabrik und das Bauhaus Dessau Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38, 06846 Dessau 23.09.2016-06.01.2017
Weil am Rhein Alexander Girard A Designer’s Universe
Frankfurt/Main Maatwerk Masswerk Architektur aus Flandern und den Niederlanden Deutsches Architekturmuseum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main 08.10.2016-12.02.2017 Weil am Rhein Ronan & Erwan Bouroullec Rêveries Urbaines Vitra Design Museum Weil am Rhein, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein 08.10.2016-22.01.2017 Ausstellung Maatwerk Masswerk Zeebrugge Sea Terminal, Brugge, Belgium, Architects: OMA
Foto: © Karin Borghouts
Vitra Design Museum Weil am Rhein, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein 12.03.2016-19.01.2017 Augsburg Holzbaupreis Bayern 2014
München Annett Zinsmeister Urban Shelter
Berlin Volkwin Marg: Die Welt eines Architekten
BNKR München, Ungererstraße 158, 80805 München 30.09.2016-26.02.2017
Jubiläumsausstellung zum 80. Geburtstag des Architekten Aedes Architekturforum, Christinenstraße 18-19, 10119 Berlin 22.10.2016-01.12.2016
© Foto Alexandre Zveiger, Lugano
Köln CRAB: Peter Cook and Gavin Robotham And it’s Archigram Antecedents
ANERKENNUNG Davide Macullo architects Haus Verwandlungskunst
58
AIT ArchitekturSalon Köln, Barthonia Forum, Vogelsanger Straße 70, 50823 Köln 06.10.-09.12.2016 Berlin 20 m2 Berlin Hochschule Darmstadt – Lückenbebauungen für Berlin Architektur Galerie Berlin SATELLIT, Karl-Marx-Allee 98, 10243 Berlin 07.10.-05.11.2016
© Studio Bouroullec
Architekturmuseum Schwaben Augsburg, Thelottstraße 11, 86150 Augsburg 22.09.2016-20.11.2016
Ronan & Erwan Bouroullec. Rêveries Urbaines
Ausstellungen
Stuttgart Hautnah JSWD Architekten Die Raumgalerie Stuttgart, Ludwigstraße 73, 70176 Stuttgart 28.10.-26.11.2016
Berlin Edelaar Mosayebi Inderbitzin Garten Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin 04.11.-17.12.2016
München Die fünfte Ansicht Von Gewölben, Schalen, Kuppeln, Dächern und ihren Ingenieuren Oskar von Miller Forum München, Oskar-von-Miller-Ring 25, 80333 München 28.10.-27.11.2016
Frankfurt/Main Hot to Cold: An Odyssey of Architectural Adaptation Bjarke Ingels Group (BIG) Deutsches Architekturmuseum DAM Frankfurt/Main, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main
Herford Der fremde Raum Angriffe, Verwandlungen, Explosionen MARTa Herford, Goebenstraße 2-10, 32052 Herford 29.10.2016-05.02.2017
München Francis Kéré Radically Simple Architekturmuseum der TU München, Barer Strasse 40 (Pinakothek der Moderne), 80333 München 17.11.2016-26.02.2017
Frankfurt/Main Die Erneuerung des Wohnens Europäischer Wohnungsbau 1945-1975 Deutsches Architekturmuseum DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt/Main 24.11.2016-18.12.2016 Berlin Harvard GSD Superstudio A House, A Palace Architektur Galerie Berlin SATELLIT, Karl-Marx-Allee 98, 10243 Berlin 26.11.-17.12.2016
www.bueroquadrat.at
Kompetenzzentrum Büroquadrat Salzburg. AFA Architekturmagazin Rindenfurniere
Eine Gute Antwort auf die „Sehnsucht nach Natur“: 59 für beeindruckende Wandverkleidungen im Innen- und Außenbereich 5020 Salzburg, Landsturmstraße 3a, office@bueroquadrat.at
Buchbesprechungen
Rom Architekturführer Marina Kavalirek 248 Seiten DOM publishers Preis: 38,00 Euro
In den Fokus gerückt werden außergewöhnliche, jedoch weniger bekannte Gebäude, die ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Von Kulturbauten über Wohnungsbauobjekte bis hin zu Sakralgebäuden – in der Gesamtheit der 140 vorgestellten Bauwerke offenbart sich eine große stilistische Vielfalt.
Best of Interior
Die 15 besten Blogger füllen mit ihren Ideen das „Best of
Wohnideen aus dem wahren Leben. Die Blogger Trends
Interior“-Buch 2016 und geben damit eine Inspirations-
Nicole Knaupp 208 Seiten CALLWEY Preis: 29,95 Euro
Wohnszene regen zu einfachen, aber zugleich raffinier-
Eine Ordung als Anfang Franz Kiener 272 Seiten Park Books Preis: 58,00 Euro
quelle für das eigene Zuhause. Die neusten Trends der ten Deko- und Einrichtungstipps zum Nachmachen für alle Räume an.
Diese erste monografische Publikation über Franz Kiener stellt sein Leben und Werk umfassend dar. Reich mit Abbildungen und Plänen illustrierte Texte mehrerer renommierter Autorinnen und Autoren werden ergänzt durch persönliche Notizen des Architekten, der so den Leser gleichsam persönlich durch sein Schaffen über 60 Jahre begleitet
Großstadt gestalten.
In vielen Großstädten ist das frühe 20. Jahrhundert mit
Stadtbaumeister in Deutschland
den Namen bekannter Stadtbaumeister verbunden. Die-
Markus Jager / Wolfgang Sonne (Hg.) Deutsches Institut für Stadtbaukunst 224 Seiten DOM publishers Preis: 38,00 Euro
ser Band bietet erstmals einen Überblick über Aufgaben
HIDDEN URBANISM
und Vorstellungen der Stadtbaumeister dieser Zeit und befragt ihre Leistungen auf Anregungen für die heutige kommunale Stadtplanung.
Die Moskauer Metro umfasst ein Streckennetzwerk mit
Architecture and Design of the Moscow Metro 1935-2015
einer Gesamtlänge von 320 Kilometern und ist das welt-
Sergey Kuznetsov / Alexander Zmeul / Erken Kagarov 352 Seiten DOM publishers Preis: 98,00 Euro
mehr als 2,4 Millonen Passagiere fast 200 Stationen, die
60
weit faszinierendste Transportsystem. Jedes Jahr nutzen architektonisch reich gestaltet sind. Diese aufwendig gestaltete Publikation konzentriert sich auf die Architektur und das dazugehörige Design.
Licht und Beleuchtung
Dieses Handbuch versteht sich als professionelles
Handbuch und Planungshilfe
Nachschlagewerk rund um den Einsatz von künstlichem
Philippe P. Ullmann 408 Seiten DOM publishers Preis: 88,00 Euro
Mies van der Rohe. Das kunstlose Wort Gedanken zur Baukunst Fritz Neumeyer 416 Seiten DOM publishers Preis: 48,00 Euro
Schäden an Sichtflächen Bauschäden sind vermeidbar Kurt Schönburg 336 Seiten Fraunhofer IRB Verlag Preis: 68,00 Euro
THE INVENTION OF SPACE All About Space. Volume 1 Dieter Dietz / Matthias Michel / Daniel Zamarbide (Hg.) Mit Texten von Matthias Michel und Fotografien von Dylan Perrenoud. 292 Seiten Park Books Preis: 38,00 Euro
Wohnen in Grün Dekorieren und Stylen mit Pflanzen Igor Josifovic / Judith de Graaff 176 Seiten Preis: 29,95 Euro
und natürlichem Licht in der Architektur. Dabei geht es sowohl um die Inszenierung eines Gebäudes mit Taglicht und Nachtlicht als auch um eine behagliche Beleuchtung von Innenräumen.
Fritz Neumeyers im Jahr 1986 veröffentlichtes Werk „Das kunstlose Wort“ ist inzwischen ein Klassiker der Architekturtheorie. In dieser ersten wissenschaftlichen Untersuchung der Ideenwelt von Ludwig Mies van der Rohe steht das Wort im Mittelpunkt – als Schlüssel zu dessen Philosophie des Bauens und zum Verständnis seiner Bauten.
Das Buch ist ein Nachschlagewerk mit konkreten Fakten zur Erkennung und Bewertung von Baumängeln und -schäden im Sichtbereich. Dazu gehören auch baurechtliche Fragen.
Ein erfrischend intelligentes Experiment zur Schaffung von Raum und gleichzeitig der erste von vier neuen Bänden der EPFL School of Architecture.
„Wohnen in Grün“ ist Inspiration, Ideensammlung und Handbuch für alle, die mehr Pflanzen in ihr Zuhause bringen wollen. Das Buch führt durch verschiedene „grüne“ Wohnungen in fünf europäischen Ländern und zeigt, wie schön, einzigartig, kreativ und bisweilen sogar künstlerisch es sich mit Pflanzen leben lässt.
AFA Architekturmagazin
61
Design
Möbel die auf ganzer Linie begeistern Drei „Special Mention“ für Kati Meyer-Brühl
Ohrensessels, löst aber die traditionellen Merkmale eines solchen Möbelstücks bewusst auf. Statt Füßen hat poem eine Drehbasis mit integriertem Neigemechanismus, die Ohrenbacken sind nur leicht angedeutet und die Armlehnen sind in der Gestaltungsweise völlig innovativ - oder fehlen sogar ganz. Die Ausstrahlung der Sofas und Sessel magnat beruht auf der großen Einfachheit und Klarheit der Form, für die Erik Magnussen als Designer bekannt war. Die leicht nach außen gebogenen Lehnen und grazilen Konturen wirken Die Sitzmöbel attitude, muskat und poem sind vom Rat für
aber auch schwungvoll und sorgen zudem für viel Bewe-
Formgebung mit der Auszeichnung „Special Mention“ des Ger-
gungsspielraum beim Sitzen. magnat ist mit exklusiven
man Design Award 2017 gewürdigt worden. Prämiert wurden
Lederbezügen ausgestattet.
zudem die Sofas und Sessel magnat, die der dänische Designer Erik Magnussen vor rund 25 Jahren in Zusammenarbeit
Das Familienunternehmen brühl wurde 1948 als Matrat-
mit brühl entworfen hat.
zen-und Polstermöbelmanufaktur gegründet. Der Neubau des Firmengebäudes, entstanden ab 1971, fügt sich
Kati Meyer-Brühl wurde für ihre Möbelentwürfe mit zahl-
harmonisch in die umgebende Landschaft ein und beher-
reichen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Creative Director
bergteine moderne und besonders umweltfreundliche
von brühl und verbindet in ihrer Arbeit eine leichthändi-
Produktion. brühl setzt seinen Schwerpunkt auf die Her-
ge, eigenständige und international verständliche Design-
stellung hochwertiger, nachhaltiger Sitzmöbel in unver-
sprache mit höchster Qualität, Nachhaltigkeit und Um-
kennbar eigenständigem
weltfreundlichkeit.
Design. brühl orientiert sich an den Bedürfnissen
Das Sofa attitude, ausgestattet mit luxuriösem Sitzkom-
von Mensch und Umwelt
fort, kann mittels absenkbarer und vorschwenkbarer
und übersetzt diese in
Armlehnen sowie im Sofarücken verborgener Bügel zum
zeitgemäße,
Aufstecken von Kopfpolstern besonders vielseitig genutzt
und vielseitige Sitzkon-
werden. Die Sofas und Sessel muskat verbreiten natürli-
zepte.
chen, minimalistischen Charme und sind mit ihrer klaren Form sehr kombinationsfähig. Für den massiven Holzrahmen wurde eine Auswahl aus sieben Farbtönen zusammengestellt. Der Sessel poem reflektiert das Konzept des
62
innovative
Design
AFA Architekturmagazin
63
Architekturreise
Nicht nur Poesie in Beton Es wird ein Rückblick auf eine bewegte
Zweiten Weltkrieges bis 1954 wieder aus über 133 Hektar
Vergangenheit, wenn im kommenden
Asche gehoben hatte: Als architektonisches Laboratorium
Jahr mit einem bunten Kaleidoskop an
wurde Le Havre schließlich steingewordenes Exempel für
Festivitäten das 500-jährige Bestehen
Perrets meisterhaften Umgang mit aus zermahlenem Schutt
Le Havres zelebriert wird. Die nord-
und Stahlfragmenten hergestelltem, armiertem Sichtbeton.
französische Stadt am Atlantik, die seit
Im Gleichklang stehen dazu auch die Ansprüche an Komfort
Juli 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe
und Natürlichkeit der rational standardisierten Behausun-
zählt, offenbart in ihrer Gestalt tatsäch-
gen: Ruhig, großzügig, stets durchflutet von Luft und Licht
lich eine Geschichte mit zahlreichen
sollten sie entsprechend der Prinzipien der modernen Ar-
Meilensteinen. Vier Tage lang war AFA
chitektur sein.
in der Hafenmetropole unterwegs – auf den Spuren ihrer reichen Schätze.
Lange Straßenachsen, breite Boulevards
Aus 72 Metern Höhe wirkt die Präsenz der – zumindest der
Urbanes Leben für eine urbane Gesellschaft, erschaffen am
Einwohnerzahl nach – größten Stadt der Normandie noch
Reißbrett, wie es sich auch Perrets Zeitgenosse Le Corbusier
imposanter. Es ist ein 360-Grad-Panorama, das das 17.
für sein ideologisches Portfolio zueigen gemacht hatte. Zum
Stockwerk des Turmes des Hôtel de Ville eröffnet und aus
Trotze aller späteren Kritiker jedoch hielten beide zeitlebens
der Vogelperspektive das streng geometrische Raster des
an jener „Poesie des Betons“ fest. Gezeichnet von langen
urbanen Gefüges vor Augen führt. Dem zwischen 1952 und
Straßenachsen, breiten Boulevards, sich zum Ozean hin öff-
1958 erbauten Gebäude und jenem städtischen Grundriss
nend, umsäumt von statisch wirkenden Häuserkolonnen, of-
ist eines gemein: Beide tragen sie die unverkennbar neoklas-
fenbart sich die identitätsstiftende Ästhetik des Perret’schen
sizistische Handschrift von Auguste Perret (1874-1954), nach
Le Havre. Als malerisch ließen sich die vielfältigen Oberflä-
dessen Masterplan sich die zerstörte Stadt nach Ende des
chenstrukturen beschreiben: Geprägt von groben Steinen
64
© Patrice Le Bris-OTAH
© OTAH
Architekturreise nach Le Havre
Architekturreise
Spiel aus Formen und Elementen: Jean Nouvels „Les Bains des Docks“
hier, durchzogen von feinen Glassplittern dort, eklektisch in ornamentaler Hinsicht, jedoch immer in charakteristischer Mehrfarbigkeit. Rund 10.000 Wohnungen sind innerhalb des triangelförmigen Gitternetzes aus etwa 100 orthogonal angelegten, siebenstöckigen Blocks um die Rue de Paris, die Avenue Foch und dem Boulevard François 1er entstanden, ergänzt von Bauten für Stadtverwaltung, Schulen, Gewerbe und Hafen. Noch heute ermöglicht das Appartement Témoin Perret Einblicke in jenen ursprünglichen Typus von Standardwohnung: in modularer Bauweise, eingerichtet mit Möbeln aus serieller Massenproduktion, gekennzeichnet von einer größtmöglichen Flexibilität in der Raumfolge, hell durch einen umlaufenden Balkon und zahlreiche Fenster. Im Inneren fällt die noch originale, offene Küche auf, die, ausgestattet mit neuester Technik, den Dialog mit weiterem funktiverbindet. Längst verfolgte das fortschrittliche Konzept für die Rehabilitierung des Stadtkerns also nicht ausschließlich architektonische Ziele. Obgleich mit einem solch schöpferischen Akt – zu finden im Übrigen nicht nur bei Perret –, mit dem Einhauchen neuen Lebens in eine dem Boden gleichgemachte Stadt, stets Anklänge
AFA Architekturmagazin
© Hilke Maunder-OTAH
onalen Arrangament sucht und Wohnbereiche miteinander
65
Architekturreise
vier Säulengruppen als Sockel dient. Mit seinem achteckigen Grundriss ist dieser im Gegensatz zu seinem Unterbau multiperspektivisch konzipiert: Das Stadtbild dominierend, artikuliert sich jede der acht Außenwände als Ansichtsseite. Der Turm überrascht stets durch den Kontrast aus Masse und Volumen sowie freistehenden Betonpfeilern. Von außen kaum vorstellbar, dass er ein Hohlraum ist, füllen im Inneren 12.768 Glasbausteine in sieben Farben, gestaltet von der Künstlerin Marguérite Huré (1895-1967), die heilige Halle mit stets neuem Licht. Folgt der Blick von hier aus der Sichtachse zum Bassin du Commerce ist es, als würde sich
© OTAH
das Konzept des starren und streng geradlinigen Betonbaus
Blick in das Turminnere der Église Saint-Jospeh
der Selbstverwirklichung des Stadtplaners mitschwingen
auflösen und wiederum einer „Poesie der Kurven“ weichen: Le Volcan, der Vulkan, erhebt sich unvermittelt mit seinen zwei kegelförmig geschwungenen Baukörpern aus dem Boden der Place du Général-de-Gaulle.
Die Rolle des Dazwischen
mögen, Le Havre sollte auf komfortable und dennoch unkomplizierte und leichte Weise die traumatisierte Gesell-
Weiß getüncht sind sie, heute blättert stellenweise die Far-
schaft für die schmerzhaften Einbußen der Vergangenheit
be ab – dennoch, die Maison de la Culture du Havre, wie
entschädigen.
das nahezu surrealistische, 1982 vom brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer (1907-2012) vollendete Ensemble
Von diesem lebendigen Minimalismus ist auch der Rathaus-
offiziell heißt, hat an ursprünglichem Glanz nicht verloren.
bau gekennzeichnet. 1947, in seinen späten Jahren, schuf
Bibliothek sowie Theater, Kino und Konzertsaal beherbergt
Perret den Stahlskelettbau, dessen klar strukturiertes Fassa-
es heute auf einer inneren Gesamtnutzfläche von etwas
denraster sich zu einem der größten Plätze Europas öffnet.
mehr als 12.200 Quadratmetern: Wie viele von Niemeyers
Ein ästhetisches Pendant und gleichsam den Höhepunkt im
Bauten in monumentalem Stil sind die Elemente über ver-
Oeuvre des Architekten findet der markante Einzelbau in
schiedene Rampen zugänglich. Jenes Dazwischen war es
der Église Saint-Joseph. Mit seinem 107 Meter hohen, obe-
schließlich, worum es dem Architekten ging, jener Interak-
liskenartigen Turm überragt die zwischen 1951 und 1956
tionsraum, alleine schon evoziert durch die außergewöhn-
erbaute Kirche einem Leuchtturm ähnlich die übrigen Bau-
lich skulpturale Anmutung der Trichter. Das Grafische, das
ten und wirkt wie ein monumentales Denkmal – nicht nur
Le Havres Ästhetik zweifelsohne innewohnt, tritt hier einmal
für Zerstörung und Wiederaufbau der Stadt, sondern für
mehr zutage, es ist zu deuten als Zitat eines stets immanen-
die Entstehung einer gänzlich neuen Ära der Nachkriegs-
ten künstlerischen Ausdrucks. So sehr jedoch Le Havre mit
zeit. Wie ein Fächer verbreitert sich aus der Frontalansicht
seiner schlichten Eleganz dazu verleitet, den Blick in die Ver-
der würfelförmige Saalbau, dessen Mitte dem Turm über
gangenheit zu werfen und obschon das Konzept als nahezu unantastbar erscheint – die Metropole am Meer lebt aus ar-
„Les Bains des Docks" artikuliert eine klare Kubatur
66
chitektonischer Sicht von Gezeiten. Hier die majestätischen Betonalleen des Stadtkerns, dort alte Bausubstanz im Viertel Saint-Vincent, herrschaftliche Villen im Stil längst vergesse-
© Patrick Boulen
Stade Oceane: Le Havres Aushängeschild direkt am Hafen, das Stade Océane
werk durch die fließend silhouettierte, organisch geformte
den Hafen von Honfleur umringen. Indes streben zeitge-
Hülle scheint. Sie steht im harschen Kontrast mit der spär-
nössische Protagonisten danach, der Stadt mit neuartigen
lich bepflanzten Industriekulisse ringsherum sowie den line-
Bauwerken ein zukunftsträchtiges Gesicht zu schenken. Luc
ar angeordneten Hausreihen. Katharina Kriener hingegen
Delamain (SCAU – Société de Conception d’Architecture et
reflektiert das Kubische des urbanen Gefüges in ihrem Ent-
d’Urbanisme) beispielsweise gelang dies mit dem 2012 eröff-
wurf und inszeniert es in einem Gebäude am Wasser. Noch
neten Stade Océane (siehe Bild oben), das sich längst zum
ziert eine Großbaustelle jenen Ort, an dem voraussichtlich
Aushängeschild von Le Havre etabliert hat. Sanft, durchläs-
Ende 2016 das Centre de Congrès et d’Exposition (siehe Bild
sig und durchgängig blau, mit ondulierendem Dach werden
unten) in gleißend-goldener Außenhülle erscheinen wird. Di-
hier maritime Reminiszenzen offenbar geweckt. Auf einem
rekt an den Docks, im Quartier Saint Nicolas gelegen, soll der
das technische Equipment verbergenden Sockelgeschoss
überdimensionale Kubus seine Umgebung im wörtlichen
thront der schlauchartige Kessel, dessen stählernes Trag-
Sinn widerspiegeln und
© Richez_Associés mit Paul Andreu architecte paris
ner Bäderarchitektur oder pittoreske Fachwerkfassaden, die
AFA Architekturmagazin
67
Architekturreise
als aufmerksamkeitsstarker Repräsentant der Stadt fungieren. Im Inneren beherbergt das Zentrum zwei riesige Hallen: Bis zu 2.000 Plätze sollen dann, bei Großveranstaltungen wie Konzerten, Theater oder Bühnenshows, dafür sorgen, dass der neue Unterhaltungsgigant zum Menschenmagnet wird. Besonders um die Bassins der historischen Docks Vauban herum, die nach dem Londoner Vorbild seit 1840 entstanden, sind die hohen Bestrebungen des letzten Jahrzehnts in puncto Stadtentwicklung kaum zu übersehen. Bereits im Juli 2008 hatte das Büro des Pariser Stararchitekten und Pritzker-Preisträgers Jean Nouvel mit Les Bains des Docks am © OTAH
Quai de la Réunion ein architektonisches Glanzlicht in jenem monochrom erscheinenden Areal implementiert.
Ein Meisterwerk artifizieller Wasserlandschaft
Quadratmetern haben die Planer ein Meisterstück artifizieller Wasserlandschaft erschaffen. Grüne Grotten und spru-
Im Fokus der antiken Thermen entlehnten Badeanlage
delnde Mineralquellen treffen hier auf puristisches Interieur
steht das Element Wasser. Nahezu gedrungen wirkt der Ku-
– unterschiedliche Farben und entsprechendes Lichtdesign
bus nicht nur seiner flachen Form wegen und erinnert an
dienen den verschiedenen Besuchergruppen als Orientie-
sorgsam gestapelte Schiffscontainer. Lediglich über drei
rungselemente. Taucht der renommierte Lichtplaner Yann
Geschosse erstreckt sich die schwarze Fassade aus quad-
Kersalé die Fassade des flachen und betont horizontalen
ratischen Platten, in die in unregelmäßiger Rhythmisierung
Bauwerks in der Dunkelheit der Nacht in spektakuläre Schat-
grünlich schimmernde Fensteröffnungen eingeschnitten
tierungen, wird evident: Les Bains des Docks sind Treffpunkt
sind. Variationen aus Licht und Schatten charakterisieren
und Ruhepol zugleich. Im kontrastreichen Dialog reflektie-
das Konzept des Projektes. So zeigen sich die Innenseiten
ren sie symbolisch das Bild einer Stadt zwischen Vergangen-
des kubischen Gebildes sowie seine vor- und zurücksprin-
heit und Zukunft, für die Modernität längst zur Konstante
genden Wände in grell reflektierendem Weiß. Auf etwa 5.000
geworden ist. Doch nicht nur deshalb wird das zunächst rauh und kühl er-
Cite A Docks: Containerarchitektur der Cité A Docks
scheinende Le Havre, das seine Gäste warm und herzlich empfängt, für Liebhaber von Architektur und Design stets ein Besucht wert sein.
© Vincent Fillon www.unregard.net
Laura Stillers
68
Architekturreise
Katwijk – die kleine Küstenstadt mit Charakter Architektur, Kultur und Erholung
Die kleine Stadt Katwijk liegt, nur wenige Autominuten von Den Haag entfernt, an der niederländischen Küste. Das beschauliche Städtchen ist bekannt für seine Sandstrände, an denen die gemütlichen Strandhuisjes zur Übernachtung einladen. Doch auch abseits der Strände kann das alte Fischerdorf durchaus begeistern. Schon von weitem sind der Leuchtturm de Vuurbaak und die historische Andreaskirche zu sehen. Am Fuße der weißen Kirche von 1460, bringen kunstvoll gestaltete Fische aus Bronze regelmäßig die erfrischende Briese des Meeres auf den Boulevard. Wer es noch etwas älter mag hat die Möglichkeit auf den Spuren des römischen Limes zu wandern. Im Zentrum kann die „neue Kirche“ aus dem Jahr 1887, welche nach den Plänen des Architekten Jesse entworfen wurde, besichtigt werden. Für Technikbegeisterte ist das Louwman Museum in Den Haag nur einen Katzensprung entfernt. In dem privatgeführten Museum können 250 antike und klassische Automobile bewundert werden. Katwijk ist eine vielfältige Küstenstadt mit einem besonderen Charakter.
AFA Architekturmagazin
69
Automobile
Road-Trip Romantisch unterwegs mit dem sportlichen Powerpaket Nervenkitzel, Entspannung und die Lust auf Neues – das war das Ziel unseresArchitektentrios samt einer Tochter als Beifahrerin, als es sich zu einem Road-Trip mit den neuen McLaren Modellen 570 GT, 570 S und 540 C entschloss. Formel 1 für die Straße – das klingt nach echtem Abenteuer! Damit aber auch die anderen beiden Faktoren nicht zu kurz kommen, wurde die Natur-Route „Romantische Straße“ von München über Augsburg, Würzburg, Frankfurt bis Düsseldorf und als Nachtquartiere das Schloss Leitheim in Augsburg und der Steigenberger Hof in Frankfurt gewählt. Diese Wahl stellte sich am Ende des Road-Trips als eine Spitzenentscheidung heraus, denn die Testfahrer wurden in nichts enttäuscht. Aber schön der Reihe nach…
70
Automobile
I
n München angekommen, konnten wir unser Entzücken und Staunen beim Anblick der drei neuen McLaren -Modelle nicht mehr zurückhalten. Es ist eben etwas
anderes, diese Giganten plötzlich zum Greifen nah vor sich zu haben, als sie auf bloßen Abbildungen in Prospekten zu betrachten. Klar, dass man mit solchen Traumautos nicht einfach irgendwo rumfährt. Deshalb hatten wir uns vorher für Deutschlands älteste und berühmteste Touristik-Route entlang der „Romantischen Straße“ entschieden. Da wir keine Eile hatten, wollten wir diese Strecke langsam von Zielpunkt zu Zielpunkt in drei Tagesetappen genießen. Romantische Weindörfer, hübsche Fachwerkorte in alten Reichs- und Residenzstädten, Schlösser und Burgen – das schien uns eine angemessene Route für die Ausfahrt solch edler Autos. Die drei atemberaubenden Sportwagen unterscheiden sich zunächst von vorn betrachtet scheinbar nur in der jeweiligen Lackfarbe. Der erste Wagen trägt den Schriftzug „McLaren 540 C“ auf der Mittelkonsole. Die ungewöhnliche Optik des Mittelmotor-Coupés lässt bereits erwarten, dass es außergewöhnlich rasant fährt. Bevor wir jedoch starten und den 540 PS starken V8 im Heck zum Leben erwecken, müssen wir erst einmal die Türen aufbekommen. Die Öffner verbergen sich nämlich unsichtbar auf der Unterseite der oberen Türpaneele in Form von bündig eingelassenen Sensortasten. Wer den Trick kennt, lässt die Türen lässig und spektakulär nach vorn aufschwingen. Die laut McLaren „dihedral“ (V-förmig) angeschlagenen Türen öffnen nicht nur äußerst effektvoll, sondern geben auch einen sehr großzügigen Ausschnitt frei. Außerdem fallen die massiven Türschweller im Vergleich
Ein Druck auf die D-Taste, etwas Gas – und der Exot rollt los.
zu denen der übrigen McLaren-Fahrzeuge um acht Zentime-
Ganz brav, ohne Hektik, ohne Verschlucken, ohne unnötiges
ter flacher aus – ganz im Sinne einer problemlosen Nutzung
Spektakel. Ehe man sich versieht, wechselt das SSG-Dop-
im Alltag. An Bord überrascht der McLaren 540 C mit einem
pelkupplungsgetriebe (Seamless Shift Gear) im Automa-
ebenso sauber wie schick gefertigten Cockpit und einem be-
tik-Modus bereits in den nächsthöheren Gang und lässt den
achtlichen Raumangebot. Zudem fühlen sich die Sportsitze
Mittelmotor-Boliden völlig handzahm durch das städtische
schon im Stand passgenau an. Tatsächlich erweisen sich die
Verkehrsgetümmel schnüren. Das adaptiv gedämpfte Fahr-
Sitze auch auf Dauer als ausgesprochen bequem und bieten
werk bügelt dabei sogar grobe Fahrbahnflicken gekonnt
dennoch einen tadellosen Seitenhalt. Die Knöpfe der optio-
aus. Solch einen hohen Fahrkomfort erwartet angesichts
nal elektrischen Sitzeinstellung liegen in einem engen Spalt
des dramatischen Designs wohl niemand. Auf manuelles
zwischen Seitenwangen und Mitteltunnel verborgen. Einmal
Schalten umgestellt und die Dämpfer im Sport-Programm
justiert, möchte man das luftig wirkende Cockpit gar nicht
gestrafft, entfaltet der McLaren 540 C eine spürbar inten-
mehr verlassen. Die gesamte Bedienung ist auf wenige Tas-
sivere Leistungsbereitschaft: Ein kräftiger Gasstoß, und er
ten reduziert, und die Handhabung der diversen Display-Me-
stürmt so vehement davon, dass eventuelle Zweifel an den
nüs gelingt schon nach kurzer Zeit mühelos. Aber wir wollen
Werksangaben im Röhren des V8 sogleich verschwinden:
endlich fahren. Also Fuß auf die Bremse, Startknopf drücken
null auf 100 km/h in 3,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit
und schon kann es losgehen. Ansatzlos springt der V8 an.
320 km/h.
AFA Architekturmagazin
71
xus-Unterkunft erneut sehr positiv überrascht. Das Schloss Leitheim, die ehemalige Sommerresidenz der Äbte des nahegelegenen Klosters Kaisheim, ist ein dreigeschossiges quadratisches Gebäude, welches auf einer Anhöhe über dem Nordufer der Donau mit Fernblick auf die Donau-Lechebene liegt. Das gesamte Areal wurde als Prototyp eines repräsentativen geistlichen Herrensitzes erbaut. Die Messerschmitt-Stiftung errichtete das 98-Betten-Hotel, um für das Schloss Leitheim eine dauerhafte wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Mit welcher Dynamik das Projekt vorangetrieben wurde, verdeutlichte Architekt Wolfgang Obel. Noch bevor auf dem westlichen Flügel der Dachstuhl aufgesetzt worDer selbstentwickelte V8 mit 3,8 Liter Hubraum und dop-
den sei, seien an diesem Abschnitt bereits die Außenwände
pelter Turboaufladung packt schon im mittleren Drehzahl-
verputzt und Fenster eingesetzt worden. 1542 wurde der
bereich kräftig zu: Zwischen 3.500 und 6.500 Touren liegen
Leitheimer Weinberg mit einer festen Mauer umgeben und
permanent 540 Newtonmeter an. Doch erst wenn die digi-
ein prächtiges Weingärtnerhaus errichtet. 2014 wurde das
tale Nadel auf dem Zentralinstrument die Fünf passiert, legt
historische Gebäude einfühlsam renoviert und die zauber-
der V8 jegliche Zurückhaltung ab und scheint regelrecht zu
haften, holzgetäfelten Stuben und eleganten Speiseräume
explodieren. Sein volles Können musste der Flitzer freilich
liebevoll ausgestattet. Das Restaurant „Weingärtnerhaus“
nur bedingt unter Beweis stellen, weil es einfach zu scha-
verdankt seinen Namen den historischen Weinbergen, die
de gewesen wäre, an einer derart traumhaften Landschaft
direkt unterhalb des Schlosses liegen. Im Restaurant kann
einfach vorbei zu rauschen. Aber: er kann! Nach so viel Fahr-
man wählen, ob man die kulinarische Speisenvielfalt am
vergnügen bereits auf der ersten Fahretappe war es Zeit für
offenen Kamin oder beim schönen Kachelofen genießen
einen Austausch mit den Kollegen und für den ersten Stopp.
möchte. Die Zimmerausstattung ist beeindruckend: Es gibt wahlweise Kingsizebetten (180 x 200 cm) oder zwei Twin-
Komfortables Nachtquartier
betten (jeweils 100 x 200 cm), LED-Leseleuchten über den Betten, große Schreibtische, Flachbildschirm-Fernseher mit
Am Hotel Schloss Leitheim 10 Kilometer östlich von Donau-
Satelliten-TV, freies W-LAN, Zimmersafes und Minibars. Am
wörth angekommen, wurden wir beim Anblick unserer Lu-
Anreisetag erhält der Gast eine Flasche Schloss-Mineralwas-
72
Automobile
ser und findet im Bad hochwertige Kosmetikprodukte vor. Eine sehr harmonische Wellnesslandschaft sorgt außerdem für Wohlbefinden, Gesundheit und Entspannung. Es besteht die Wahl zwischen klassischer Sauna, Sanarium oder Dampfbad, Kneippanwendungen oder Abreibungen mit Schnee aus dem Eisbrunnen. Die Spa-Nutzung ist für alle Hotelgäste inklusive. Ebenso die Nutzung des modern ausgestatteten Fitness-Raums. Der Blick von Sanarium und Ruhebereich in das Donautal ist atemberaubend schön. Bei zarten Klängen kann man hier oberhalb der historischen Weinbergterrassen auf bequemen Outdoor-Liegen ausgezeichnet entspannen oder durch den Garten spazieren. Vielfältige Massageangebote runden die Perfektion noch ab. Hier möchte man gerne länger verweilen. Aber es gibt auch außerhalb des Hotels viel zu sehen, denn die ehemalige freie Reichsstadt
hin zum Fuggerhaus aneinander. Sehenswert ist auch das
Donauwörth bietet eine Menge an Sehenswürdigkeiten. Die
gotische Münster oder das Bürgerspital aus dem 17. bezie-
Reichsstraße mit ihren imposanten Patrizierhäusern gilt als
hungsweise 18. Jahrhundert. Das Schloss, das ansonsten nur
einer der schönsten Straßenzüge Süddeutschlands und ist
während Veranstaltungen, wie dem Leitheimer Konzertsom-
Teil der „Romantischen Straße“. Inmitten der historischen
mer geöffnet ist, kann im Sommer zu bestimmten Terminen
Altstadt reihen sich hier die prächtigen Patrizierhäuser bis
besichtigt werden.
AFA Architekturmagazin
73
Automobile
Pure Ekstase auf der Landstraße
Unser zweiter Stopp ist das Hotel Steigenberger Hof in Frankfurt, erbaut im Jahr 1876. Das 5-Sterne-Deluxe-Hotel
Als es am nächsten Tag weitergeht, stellt sich die Frage, ob
bietet 303 moderne Zimmer und Suiten. Im Hotel gibt es
der McLaren 570 S die tolle Performance des 540 C tat-
zudem zwei exklusive Restaurants und zwei Bars. Die lu-
sächlich noch toppen kann. Optisch unterscheidet sich der
xuriösen Zimmer und Suiten im klassischen oder modern
S nur marginal: Seitenschweller und Diffusor fallen minimal
renovierten Design sowie der neue, atemberaubende Well-
voluminöser aus, die Karbon-Keramik-Bremsanlage gehört
nessbereich THE SPA lassen jedes Besucherherz höher
zum Standard-Trimm. Größter Unterschied: Der McLaren
schlagen. Der Steigenberger Frankfurter Hof liegt zentral
570 S rollt routinemäßig auf Performance-orientierten Pirelli
im Herzen der Stadt, nur wenige Gehminuten von den Ge-
P Zero Corsa-Reifen und hat 30 PS mehr. Außerdem sind
schäfts- und Einkaufszentren sowie den kulturellen Attrakti-
seine Dämpfer straffer abgestimmt, und der Auspuff klingt
onen der Stadt entfernt. Dieses Luxus-Hotel in Frankfurt am
kerniger. Schon beim Start bellt der V8 unverhohlen aggres-
Main, das über eine Terrasse, einen rund um die Uhr geöff-
siv auf. Was folgt, ist pure Ekstase auf der Landstraße. Dank
neten Fitnessbereich, eine Bibliothek und ein Klavier sowie
Mittelmotor und Sperrdifferenzial baut der Hinterradantrieb
einen Wellnessbereich verfügt, bietet seinen Gästen über
eine unerschütterliche Traktion auf. Doch das Beste ist die
100 Jahre Erfahrung und erstklassigen Service sowie eine un-
filigrane Lenkung, die jegliche Information von der Fahr-
vergleichliche Eleganz. Neben einem rund um die Uhr geöff-
bahnoberfläche gefühlsecht bis in die Fingerspitzen weiter-
neten Business Center gibt es eine Computer Station, kos-
gibt. Ferner arbeitet sie unglaublich direkt und setzt dank des
tenloses W-LAN, moderne Veranstaltungstechnik, Personal,
ursprünglich für die Formel 1 entwickelten Brake Steer-Sys-
das mit der Technik weiterhilft, und ein Konferenzzentrum.
tems Richtungswechsel bedingungslos um. Verblüffend ist
Es gibt außerdem einen Catering- sowie einen Shuttleser-
indes, um wie viel entschlossener der 570 S anreißt. Er wirkt
vice zum Flughafen. Sowohl Haus- als auch Servicetiere sind
über das gesamte Drehzahlband vitaler als der 540 C und
hier willkommen. Klar, dass auch unserem Team angesichts
fühlt sich noch schneller an, als es die technischen Daten
von soviel Luxus der Abschied schwer fiel. Aber wir freuten
ausweisen. Und das will was heißen: null auf Tempo 100? 3,2
uns auch auf die letzte Etappe.
Sekunden. 200 km/h? 9,5 Sekunden. Spitze? 328!
Der reiselustige 570 GT Beim Umstieg in den McLaren 570 GT fällt das langgestreckte Glasdach, das in einem eleganten Bogen als seitlich angeschlagene Heckklappe ausläuft und am zehn Millimeter höheren Bürzel der Abrisskante endet, direkt auf. Es verschafft dem Topmodell der Baureihe einen unverwechselbaren Auftritt. „Touring Deck“ heißt die mit feinem Leder ausgeschlagene Ablage, die sich hinter den Sitzen unter einer zur Seite öffnenden Glashaube erstreckt. Den früher wie ein Kunstwerk drapierten Motor kann man unter einem schmalen Streifen Lochblech jetzt allenfalls noch erahnen. Aber dafür passen nun bis zu 220 Liter auf die Premium-Pritsche. Zusammen mit der 150 Liter großen Kuhle im Bug kommt der
74
570 GT so auf ähnlich viel Stauraum wie ein VW Golf und
stufige Doppelkupplung mit bis zu 600 Nm traktiert. Selbst
taugt schon fast zum Urlaubsauto. Damit stellt der GT klar,
wenn auch das Getriebe etwas sanftmütiger wirkt und das
dass er der Reiselustigste unter den drei Sportwagen ist.
Gewicht mit dem ganzen Glas auf 1.350 Kilo gestiegen ist,
Seine Entwickler tragen dem zusätzlich Rechnung, indem sie
raubt einem der 570 GT noch immer den Atem: Denn 3,4
seine Federelemente noch softer abstimmten als im 540 C
Sekunden von 0 auf 100 und 328 km/h Spitze reichen allemal
und sich bis hin zu den Reifen einer optimalen Geräusch-
zum Powerplay mit dem Praktiker. Und spätestens, wenn
dämmung gewidmet haben. Doch keine Sorge! Nur weil
man die beiden Drehknöpfe für Antrieb und Handling...
McLaren die praktische Seite betont, machen die Briten bei der Performance keine Kompromisse. Hinter der Gepäck ablage tobt wie eh und je der 3,8 Liter große V8-Motor, der eindrucksvolle 419 kW/570 PS mobilisiert und die sieben-
Lesen Sie die gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Automobile/Fahrberichte“.
TRADITION TRIFFT MODERNE ... ... Service trifft Lebensart, internationale Gäste treffen zusammen: Im Steigenberger Frankfurter Hof werden klassische Grandhotel-Traditionen erfrischend neu umgesetzt. Mit Mitarbeitern, die Service mit Leidenschaft leben, und mit zeitlosem Ambiente im Herzen der Stadt. Begeben Sie sich auf eine kulinarische Reise durch unsere drei Restaurants oder entspannen Sie im großzügigen WellnessBereich unseres THE SPA auf 1.000 m². Wir freuen uns auf Sie!
STEIGENBERGER FRANKFURTER HOF Am Kaiserplatz · 60311 Frankfurt am Main · Germany Tel.: +49 69 215-02 frankfurter-hof@steigenberger.de www.frankfurter-hof.steigenberger.de
AFA Architekturmagazin
75
Automobile
Happy Birthday, Jeep!
ein anderes modernes Serienauto ähnelt so stark einem Ur-Modell. Jeep gelang es konsequent, über 75 Jahre seiner Pionierrolle bei der Eroberung neuer Marktsegmente gerecht zu werden. Dies durch Modellreihen wie den 1963 gestarteten Wagoneer als Vorreiter von Offroadern mit Pkw-Komfort à la Range Rover, den Pick-up Jeep Gladiator (ab 1963), den Jeep Cherokee für jüngere Lifestylekunden (ab 1974), den luxuriösen Jeep Grand Wagoneer mit 5,9-Liter-V8 und sensationell hoher Anhängelast (ab 1984) und den Jeep Grand Cherokee.
2016 ist ein besonderes Jahr für Jeep,
Allradlers war ein Regierungsauftrag,
Nicht zu vergessen die Flut an Jeep-
denn der beliebteste aller SUVs feiert
also ein „Governmental Project“, kurz:
Concept-Cars und außergewöhnliche
sein 75–jähriges (!) Jubiläum. In sei-
GP und gesprochen Dschipie.
Leistungsträger wie zuletzt der 257 km/h schnelle Grand Cherokee Hemi
nem Geburtsjahr 1941 dachte freilich noch niemand daran, dass aus die-
Daraus wurde schließlich Jeep. Willys-
mit 6,4-Liter-V8 und 344 kW/468 PS
sem ersten geländetauglichen Auto
Overland ließ sich 1950 die Jeep-Mar-
Leistung. Heute zeigt aber auch der
eine der erfolgreichsten Geländewa-
kenrechte schützen und fortan mar-
kleine Renegade allen Konkurrenten,
genfamilien der Welt und der Vorrei-
kierte das Jeep-Logo nicht nur die auch
welche Faszination das Jeep-Logo auf
ter einer gesamten Fahrzeuggattung
in der Landwirtschaft geschätzte zivile
Kunden ausübt. Für Fiat Chrysler Au-
entstehen würde –nicht einmal sein
CJ-Serie, sondern viele Pioniere unter
tomobiles vielleicht das schönste Ge-
Erfinder, der geniale Automobilkons-
den Lifestyle- und Luxus-Geländewa-
schenk zum Jubiläum.
trukteur Karl Probst. Die Historie des
gen. Jeep wuchs, und der Hersteller
Jeeps ist schnell erzählt: Die US-Army
Willys-Overland fusionierte mit der Kai-
Unveränderliche Gestaltungselemen-
benötigte im Zweiten Weltkrieg drin-
ser-Frazer Corporation.
te, extreme Geländegängigkeit, robuste Technik – diese Merkmale prägten
gend ein „leichtes Aufklärungsfahrzeug mit Vierradantrieb“. Ausgewählt
Heute gehört Jeep zu Chrysler und
wurde schließlich ein Modell des Her-
damit zum Konzern Fiat Chrysler Auto-
stellers Willys-Overland, das ab 1941
mobiles (FCA). So wechselhaft die Un-
zur Ikone wurde.
ternehmensgeschichte auch war: Die Modellpolitik von Jeep ist sich in ihren
Ein Symbolbild hierfür sind im Jeep
Grundzügen treu geblieben. Der Jeep
sitzende GIs, die als Kaugummi vertei-
CJ-5 wurde mehr als 30 Jahre lang fast
lende Befreier von der Nazi-Diktatur
unverändert gebaut. Im Prinzip ist auch
gefeiert werden. Dieser Wagen war die
der aktuelle Jeep Wrangler – zumindest
Basis für die Marke Jeep, deren Name
optisch – noch sehr eng an dieses Auto
zum Gattungsbegriff für Geländewa-
angelehnt: Siebenschlitziger Kühler-
gen avancierte. Die Entwicklung des
grill, runde Scheinwerfer, trapezförmige Radhäuser, Haken zur Motorhaubenverriegelung, Kastendesign – kaum
76
die Marke Jeep in den vergangenen 75
Jahren. Zum Markenjubiläum gibt es
historischen Jeep-Meilensteinen. Auch
jetzt zudem die „75th Anniversary Spe-
zukünftig wird Jeep weiter vom SUV-
cial Edition“: Limitierte Sondermodelle
Boom profitieren. Im vergangenen Jahr
aller Jeep-Baureihen mit üppiger Aus-
waren es 1,2 Millionen verkaufte Autos.
stattung, bronzefarbenen Zierelementen und Sonderfarben.
Das Ziel für 2018 ist, weltweit zwei Millionen Autos zu verkaufen. Im kommen-
Das Mantra dabei lautet, Altbewähr-
den Jahr wird Jeep einen neuen Kom-
tem treu bleiben und dennoch innova-
pakt-SUV im Format des VW Tiguan
tiv sein. Am 26. Juli 2016 veranstaltete
vorstellen. Anschließend soll eine neue
Fiat Chrysler Automobiles in Wörth am
Generation der Markenikone Wrangler
Main eine nationale Fahrvorstellung.
erscheinen, unter anderem auch als
Neben einer Pressekonferenz gab es
Pick-up-Variante, und eine Neuauflage
dort auch die Möglichkeit zu Testfahr-
des Flaggschiffs Grand Cherokee ist
ten mit den neuen Jeep Modellen der
ebenso geplant. Glückwunsch, Jeep,
75th Anniversary Special Edition sowie
auf die nächsten 75 Jahre!
AFA Architekturmagazin
77
Automobile
Der clevere Riese Skoda Superb Combi Autos werden zunehmend größer und Skoda ist hier eine treibende Kraft. Der Superb ist ein wahrer Riese von einem Auto: 4,86 Meter lang, 1,86 Meter breit und 1,48 Meter hoch. Damit rangiert der Superb Combi größentechnisch deutlich über der Klassenkonkurrenz. Trotzdem überrascht das immense Platzangebot – vor allem im Fond: Speziell die Beinfreiheit ist konkurrenzlos gut, hier sitzen die Hinterbänkler
verkauft. Sein Auftritt erfolgt eher kühl und clean, was aber
absolut befreit. Die Marke Skoda wird für Volkswagen im-
vor allem in der hochwertigen „Style“-Ausstattung durchaus
mer wichtiger. Dass Skoda nahezu unschlagbar ist, was die
repräsentativ aussieht. Sie schmückt sich beispielsweise mit
Bereitstellung hochgradig vernünftiger Automobile betrifft,
allerlei Chromzierrat, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und einer
braucht längst nicht mehr erwähnt zu werden. Inzwischen
eloxierten Dachreling. Trotz seiner enormen Länge weist
aber klopfen die Tschechen sogar sanft am Tor zur Ober-
Skodas Größter gar nicht mal die Dimensionen eines Stra-
klasse an. Hier sucht der Superb den Wettbewerb, der sich
ßenkreuzers auf. Und doch: Was sich innen an Platz auftut,
auch in jüngster Generation wieder überwiegend als „Combi“
ist phänomenal.
Außen Sport, innen Komfort Renault Espace TCe 200 EDC Der Name „Espace“ (französisch: „Raum“) war Programm. Ge-
screen und der logisch aufgebauten Menüstruktur verste-
niale Ideen zeichnen sich unter anderem durch Zeitlosigkeit
hen. Außerdem gibt es unzählige Einstellungsoptionen für
aus. Der Renault Espace war so eine geniale Idee und ver-
Lenkung, Motor und Getriebesteuerung (Sport, Eco, Neutral,
körpert bereits seit 1984 die europäische Großraumlimousine
Comfort, personalisiert). Auch für die Farbpalette der Grafik
schlechthin. Da Vielseitigkeit angesagt ist, erfindet der Espace
oder das Ambientelicht und vieles mehr kann viel auspro-
sich in der fünften Generation komplett neu. Er bewegt sich
biert und ausgeschöpft werden. Doch der Renault Espace
zwischen Van und SUV. Das Interieur fühlt sich hochwertig
TCe 200 EDC – der einzige Benziner im Programm – bringt in
und gediegen an. Die Generation iPad wird sich auf Anhieb
der Ausstattung Intens noch viel mehr Dinge mit, die woan-
mit dem wunderbar großen, gestochen scharfen Farb-Touch-
ders extra bezahlt werden müssen.
78
Lesen Sie die gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Automobile/Fahrberichte“.
Kompaktsportlermit 271 PS Peugeot 308 GTi Peugeot baut wieder einen Hot Hatchback, der seinem Na-
gebauten Vorderachse mit 1,67 Grad negativem Radsturz
men gerecht wird. Der 1,6-Liter-Motor im Peugeot 308 GTi
für besseres Einlenkverhalten und mehr Grip in Kurven. An
stammt direkt aus dem RCZ R. Dabei schlägt er mit 272 PS
der angetriebenen Achse hat Peugeot Sport auch das Tor-
den aktuell stärksten Golf GTI um 42 PS. Laut Hersteller wiegt
sen-Differenzial aus dem hervorragenden RCZ R eingebaut.
der Peugeot 308 GTi weniger als 1,3 Tonnen (vollgetankt,
37 Prozent beträgt die Sperrwirkung beim Beschleunigen,
ohne Fahrer). Leichtes Spiel gibt es auch beim Fahrwerk:
30 Prozent beim Bremsen.
Dessen Komponenten bestehen teilweise aus Aluminium, etwa die Querlenker an der nach dem McPherson-Prinzip
Der neue Power-Pick-Up Mitsubishi L200 Von wegen größer, schwerer, bulliger! Entgegen dem USTrend vieler Pick-ups, hat der neue Mitsubishi L200 weiterhin „nur“ glatte drei Meter Radstand. Die Karosserie wuchs nur im Millimeterbereich und Motor und Wendekreis schrumpften sogar – denn die Entwickler fanden Leichtbau und Verbrauchsreduktion wichtig. Einen seriösen Auftritt legt er hin, der Mitsubishi L200 Club Cab. Die vielen Rundungen haben sie ihm wegretuschiert, statt des Bübchen-Gesichts schaut der neue Mitsubishi L200 nun aus strenger gezeichneten Klarglas-Scheinwerfern und leistet sich auch in der Seitenansicht nicht mehr die stilistische Extravaganz des Vorgängers. Erreicht wurde das mit simplen Maßnahmen – eine in die Hecktüren fortlaufende Sicke der Ladefläche, die im Einstiegsbereich nach hinten gezogene Kabine statt der bisherigen kreisförmigen Rundung und die insgesamt etwas höher bauende Pritsche.
AFA Architekturmagazin
79
Automobile
Platz und Komfort für den Alltag Hyundai i40 Kombi 1.7 CRDi Baby von Hyundai-Designchef Peter Schreyer ein Hingucker. Klar gezeichnete Linien, knackige Kanten, ein durch die neuen Scheinwerfer noch einmal schärferer Blick und der fast schon coupéhafte Heckabschluss mit dem kräftigen Spoiler heben ihn aus der Masse heraus. Schön, dass darunter die Alltagstauglichkeit nicht leidet. Das Platzangebot ist klassengemäß üppig, auch hinter großen Fahrern haben erwachsene Fondpassagiere noch gut Platz. Der Kofferraum gibt mit einem Volumen von 553 bis 1.719 Litern ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, die Ladekante ist niedrig. Materialqualität und Der neue Hyundai i40 Kombi übernimmt im Konzert der Mit-
Verarbeitung sind überdurchschnittlich gut. Schicke Details
telklasse-Lademeister die Rolle der schicken, eher extrover-
wie Chromeinfassungen an den Tasten und jede Menge Kla-
tiert gestylten Alternative für kühle Rechner, die auch noch
vierlack tragen ebenso zum hochwertigen Eindruck bei wie
Sinn für gutes Design haben. Denn fraglos ist das große
die klar gezeichneten, hochauflösenden Bildschirme.
Sportgeist mit viel Stil Volvo V40 D4
Lesen Sie die gesamten Artikel auf www.afa-architekturmagazin.de in der Rubrik „Automobile/Fahrberichte“.
Eine sehr flotte Linienführung und eine bis ins Detail gelun-
nent mit aktiviertem Fernlicht fahren, ohne dabei entgegen-
gene Optik hat er, der Volvo V40. Selbst die Haube fällt trotz
kommende oder vorausfahrende Fahrzeuge zu blenden.
Einhaltung der Fußgängerschutz-Vorgaben im Vergleich zur
Außerdem lassen diese Scheinwerfer den neuen Volvo V40
Konkurrenz schön nach unten ab. Der V40 D4 ist auf jeden
nicht nur athletischer wirken – sie unterstreichen zusätz-
Fall einer der sportlichsten Vertreter seiner Klasse, der zudem
lich seine Zugehörigkeit zur neuesten Generation der Volvo
mit einem hohen Maß an Sicherheit glänzen kann. Die ein-
Fahrzeuge. Die gute und wohnliche Ausstattung spricht
zigartigen T-förmigen Voll-LED-Scheinwerfer „Thors Hammer“
ebenso für den V40 wie der sehr kultivierte und kräftige Mo-
mit dynamischem Kurvenlicht und erweitertem LED-Fernlicht
tor, der auch beim Verbrauch noch im Rahmen bleibt.
leuchten selbst die dunkelsten Straßen immer optimal aus. Durch den Fernlichtassistenten kann man Sie sogar perma-
80
Japan-Bus hat einiges auf dem Kasten Toyota Proace Mit dem neuen Proace wagt Toyota den Wiedereinstieg in das Segment der Kleintransporter, das sich besonders für Baustellen-Trupps, Handwerker-Teams, aber auch für große Familien empfiehlt. Die Japaner setzen bei diesem Kleintransporter besondere Akzente auf Sicherheit und Komfort. Der Proace schließt nun die Lücke, die durch den Wegfall des von 1967 bis 2011 gebauten Hiace entstanden ist. Das
führt, zudem sind die Scharniere der Heckklappe verstärkt
neue Modell stammt aus der Kooperation mit dem franzö-
worden. Im vorderen Stoßfänger sorgt jetzt eine Trittstufe
sischen PSA-Konzern. In seiner Version mit Hochdach und
für bessere Reinigungsmöglichkeit der Frontscheibe, am
langem Radstand erinnert der Proace fast an einen Sprin-
Heck stellt eine Rückfahrkamera bessere Übersichtlichkeit
ter, so voluminös präsentiert sich sein zu beladendes Las-
sicher. Laut Hersteller soll sich auch die Aerodynamik des
tenabteil. Fast Stehhöhe und bis zu sieben Kubikmeter La-
Fahrzeugs deutlich verbessert haben. Sitzt man erstmal auf
deraum lassen das noch leere Heck riesig erscheinen. Das
dem Fahrersitz, dann zeigt der Japaner, was in ihm steckt.
kantig klare Design, hinter dem sich dieses hallenähnliche
Den Antrieb der Kasten-Version mit Doppelkabine über-
Volumen versteckt, macht durchaus eine gute Figur. Robus-
nimmt der 2,0 Liter große Vier-Zylinder von PSA mit 128 PS
ter hat der Hersteller die vergrößerte Ladefläche dank neu
und einem maximalen Drehmoment von 320 Nm bei 2.000
gestalteter Bodenrippen und verstärkter Querträger ausge-
Umdrehungen in der Minute.
Feuriger Flitzer Seat Leon Unter dem Label Ecomotive bietet Seat jetzt einen besonders effizienten Leon mit Dreizylinder-TSI-Motor an. Drei Zylinder, ein Turbolader, vier Ventile und ein Liter Hubraum genügen dem guten Stück, um ordentliche 115 PS und 200 Newtonmeter Drehmoment ab 2.000 Umdrehungen zu generieren. Grundsätzlich ist ein Seat Leon eher sportlich abgestimmt. Das ist auch beim Ecomotive nicht anders. Ein knackiges Fahrwerk, die Karosserie ebenso scharf gestylt, aber dennoch praktisch und grundvernünftig. Das Ecomotive-Modell unterscheidet sich optisch nur im Bereich der Aerodynamik von seinen Kollegen. Am Augenfälligsten sind der geschlos-
eigenständig. Der Innenraum ist vorbildlich aufgeräumt. Die
sene Kühlergrill und der seitlich an der Heckscheibe herun-
Armaturen wirken nicht nur dank der Chromleisten hoch-
tergezogene Dachspoiler. Ansonsten ist alles ganz normal
wertig und die gute Rundumsicht ist ein weiterer Pluspunkt
Leon inklusive der bekannt-tollen LED-Scheinwerfer und
des Spaniers. Der Blick nach hinten bietet eine bessere Sicht
dem unaufgeregten Interieur. Beim Design ist der Seat sehr
als in manchen Kleinwagen.
AFA Architekturmagazin
81
AFA Architekturmagazin
Ausblick 04 | 2016
Impressum
„Ist das Architektur, oder kann das weg?“ Wie Architektur subjektiv auf uns wirkt
AFA Architekturmagazin für Architekten 19. Jahrgang 2016, Ausgabe 03|2016
Materialisierung des Lichts Das Spiel mit Licht und Glas
Herausgeber Frank Pawlak, Dipl.-Ing. Architekt (FH)
Wohnen im Alter Wie Räume das Altern erleichtern können
Chefredakteur
Reisen PARIS – très chic! Erleben Sie das neue unerwartete Gesicht der Hauptstadt Von „Nuit Blanches“ bis zum Musee Du Branly Jaques Chirac von Jean Nouvel
Redaktion
Frank Pawlak
Anika Beer, B.A.
Sekretariat +49 (0) 2233 805 977 1
Autoren Laura Stillers, Annika Schmidt, Paul Mocanu, Tamara Scheck, Anika Beer, Klaus Hahn, Michael Koch
Lektorat © Paris Tourist Office - Fotograf : Jacques Lebar
Laura Stillers
Messe Leitfaden BAU München Alle Highlights für Sie auf einen Blick! Veranstaltungen Nachlese 9. AFA Baufachveranstaltung „Innovatives Bauen“ Automobile Rennstreckenfeeling für die Straße Corvette Z06
Mediaberatung Deutschland: Bernd Wagner +49 (0) 2233 805 977 1 wagner@afa-architekturmagazin.de
Grafikdesign weiss.design, Köln www.weiss.design
Druck Yesprint e.K. www.yesprint.de
Copyright Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers
Erscheinungsweise Vierteljährlich, Stückpreis 4,90 Euro
Verlag Frank Pawlak Verlag Hans-Böckler-Straße 190 50354 Hürth
Kontakt +49 (0) 2233 805 977 1 info@afa-architekturmagazin.de www.afa-architekturmagazin.de
82
Turbulent wird transparent. Energie wird innogy. Energiemanagement optimiert Ihr Unternehmen. Profitieren Sie von einer Ăźbersichtlichen Datentransparenz und leiten Sie gemeinsam mit uns EffizienzmaĂ&#x;nahmen fĂźr Ihr Unternehmen ab. Jetzt unter innogy-energiemonitoring.com
HEKATRON Remote – das Original Fernzugriff auf höchstem Niveau mit der Integral IP Zentrale Ortsunabhängiger, vollumfänglicher und sicherer Anlagenzugriff Fehleranalyse in Echtzeit – auch mit mobilen Endgeräten von unterwegs Mehrstufiges Sicherheitskonzept: Mehrere Identifikationsschritte sowie eine gesicherte Datenübertragung
Weitere Infos: emote www.hekatron.de /r