12 minute read

Sind Apfelsinen und Tomaten aus Südeuropa “People Proof”?

Illegale Arbeitnehmer werden in Spanien mit hohen Geldstrafen belegt, Foto Coexphal

Sind Apfelsinen und Tomaten aus Südeuropa “People Proof”?

Immer wieder werden wir dazu aufgerufen, Achtsamkeit anderen gegenüber zu entwickeln und füreinander dazu sein. Dennoch kamen unlängst in der Sendung “Keuringsdienst van Waarde“ (KvW) Missstände bei Tomaten- und Apfelsinenpflückern ans Tageslicht. Und das nicht etwa in sogenannten Risikoländern, sondern gerade in Südeuropa. Das sorgte für Wirbel und ließ erkennen, dass sich die Beseitigung von Missständen durch Zertifikate, Tarifverträge und Gesetzgebung nur unzureichend garantieren lässt. Wie sehr sind Apfelsinen und Tomaten aus Südeuropa‚ People Proof‘, und wie steht es darum in den Niederlanden?

In der KvW-Sendung interviewte die spanische Journalistin Joanna Morena einige Pflücker in der spanischen Region Almería, meist illegale afrikanische Migranten. Einer der dortigen Arbeiter sagt, dass er etwa 35 Euro an einem achtstündigen Arbeitstag verdient. Der legale Mindestlohn pro Stunde in der Region beträgt Morena zufolge 7,28 Euro. Es gibt auch Mitarbeiter, die über Diskriminierung klagen. “Sie behandeln uns wie Tiere und Sklaven“, sagt eine Frau. Morena gibt an, in jenen Betrieben Menschen interviewt zu haben, die über die erforderlichen Zertifikate für die Belieferung von Supermärkten verfügen. Wenn Unternehmen mit den Erfahrungen der Journalisten konfrontiert werden, sagen sie, dass dies bei ihnen nicht vorkommt, und sie verweisen auf den Preisdruck als Ursache des Drucks auf die Arbeiter.

Bei MG Fruit haben einige Leute schon seit den achtziger Jahren Erfahrung mit dem Import von Obst und Gemüse aus Almería. Sie haben noch immer täglichen Kontakt mit Unternehmen in Spanien und kennen die untersuchte Region sehr gut. Maaike González, Operations Manager von MG Fruit, kann sich nicht vorstellen, dass Migranten dort schlecht behandelt werden: „Ich persönlich habe so etwas noch nie gehört. Käme es tatsächlich zu menschenverachtenden Situationen, wäre das in den spanischen Medien sicherlich thematisiert worden. Das vorherrschende Gefühl bei Unternehmen aus Almería ist dagegen, dass die mittel- und nordeuropäischen Medien negativ über sie berichten, egal wie

Viele Mitarbeiter werden auch in Verpackungsunternehmen benötigt, Foto Coexphal

transparent sie sind und wie gesetzeskonform sie arbeiten.“ Soweit Maaike weiß, finden abgesehen von den Supermarkt-Audits keine gesonderten Kontrollen statt, außer bei Tesco. „Tesco hat ein eigenes Zertifikat mit umfangreichen Regeln und Anforderungen ins Leben gerufen. Sie kommen ein paar Mal jährlich vorbei, um das zu kontrollieren, von den Arbeitsbedingungen bis hin zum Standort des Besens in der Halle. Sie sind unglaublich streng, und Lieferanten mit einem Tesco-Zertifikat sind darauf enorm stolz.“

SUPERMÄRKTE AM ZUG

Oxfam meint, dass es in der Macht und in der Verantwortung der Supermärkte liegt, Missstände in der Lieferkette zusammen mit ihren Lieferanten anzupacken und hierfür Verantwortung zu tragen. Im OxfamRapport „Ripe for Change” (2018) wird herausgestellt, dass die Macht der Supermärkte in den vergangenen 15 bis 20 Jahren enorm zugenommen hat. In den Niederlanden beherrschen fünf Supermärkte (Albert Heijn, Aldi, Jumbo, Lidl und PLUS) gut drei Viertel des Marktes. „Mit unserer niederländischen und internationalen Rangliste (siehe Abbildung) zeigen wir, was die Supermärkte auf dem Papier und in der Praxis tun, um Ausbeutung zu verhindern. 2019 haben Albert Heijn und Jumbo anlässlich unsere Kampagne ‚Behind the Barcodes‘ neue Menschenrechtsrichtlinien übernommen. Vor kurzem hat auch Lidl zugesagt, die Menschenrechte in ihren Ketten zu respektieren. Die Richtlinien und die Zusagen der Supermärkte sind gute erste Schritte, aber die Rangliste zeigt, dass die meisten Supermärkte noch sehr Das internationale Supermarkt-Ranking des Jahres 2019 von Oxfam widmet sich vier Themen, nämlich Transparenz und Verantwortung sowie konkreten Maßnahmen der Supermärkte zum Schutz der Arbeiter, Kleinbauern und Frauen, die unsere Lebensmittel erzeugen.

Die Erzeuger von Coexphal bieten mehr als 40.000 Einwanderern und mehr als 70.000 Spaniern legale Arbeitsplätze. Foto Coexphal

Coexphal-Produzenten setzen sich für legale Arbeit ein

Der Anbauverband Coexphal gab 2018 eine ausführliche Erklärung zum Einsatz von Immigranten ab. Coexphal umfasst mehr als 83 Unternehmen aus Almeria, die 70 % des Exports und 65 % der Obst- und Gemüseproduktion repräsentieren. Die Region erlebt einen ungeahnten Migrationsdruck mit unerwünschten Auswirkungen, die sich nur schwer verhindern lassen. Diese Tatsache kann man jedoch nicht den Gemüseproduzenten im Südosten Spaniens anlasten. Die haben 40.000 Emigranten und mehr als 70.000 Spaniern legale Arbeit bieten können. Ihrer Arbeit und der Arbeit von Immigranten aus gut 120 unterschiedlichen Nationen ist es zu verdanken, dass sich die Gemüsebranche entwickelt hat. Die Produzenten sind sich dessen bewusst, sie sind dankbar für deren Hilfe und wollen, dass sie unter den besten Bedingungen arbeiten und sich wohlfühlen. Man muss auch wissen, dass die Kontraktierung von illegalen Immigranten in Almeria eine Handlung ist, die strafrechtlich verfolgt wird. Das spanische Gesetz ahndet dies sehr streng. Zuwiderhandlungen werden mit bis zu 100.000 Euro und Gefängnisstrafen bis zu 5 Jahren geahndet.“

ungenügend abschneiden. Wir sehen zwar, dass die Menschenrechte in den Lieferketten der Supermarktbranche zunehmend beachtet werden und Supermärkte ihre diesbezügliche Verantwortung offensichtlich wahrnehmen, dennoch gibt es noch eine Menge zu tun. Auch Aldi und PLUS können nicht mehr zurückstehen“, so Charlotte Vollaard von Oxfam Novib.

Oxfam zufolge ist Tesco Vorreiter in der internationalen Supermarkt-Rangliste 2019 mit einer Gesamtpunktzahl von 38 Prozent. „Tesco spricht am offensten darüber, wie man niedrige Löhne in deren Lieferketten anpacken will. Als einer der wenigen Supermärkte hat man dort zugesagt, unlautere Handelspraktiken zu verbannen, könnte aber beispielsweise beim Thema Kleinbauern noch Schritte einleiten.“ Beim niederländischen Ranking des Jahres 2019 stehen die beiden Supermärkte Albert Heijn (17 Prozent) und Jumbo (16 Prozent) an der Spitze, dies aufgrund neuer Menschenrechtsrichtlinien und Zusagen, die in jenem Jahr gemacht wurden. Die kürzlichen Zusagen von Lidl wurden hierbei noch nicht berücksichtigt.

ALBERT HEIJN UND JUMBO MIT 6 BZW. 3 FOLGENABSCHÄTZUNGEN PRO JAHR

Oxfam zufolge erkannte Albert Heijn 2019, dass man dort zu viel Gewicht auf Social Audits und Zertifizierungen legt und dies nicht genug sei für den Schutz der Menschenrechte. Man verspricht, in den Lieferketten mindestens sechs Folgenabschätzungen pro Jahr durchzuführen, wenn dort die Menschenrechte unter Druck stehen. Hierzu sollen lokale Arbeitnehmer, Gewerkschaften, Bauern und Vertretern von Gemeinschaften (einschließlich Frauen) sowie NGOs einbezogen werden. Auf die Due-Diligence-Politik in Südeuropa angesprochen sagt die Sprecherin Pauline van den Brandhof, dass der Aufbau eines Due-Diligence-Vorgehens ein fortwährender Prozess sei, der täglich verbessert werde. Auch Jumbo veröffentlichte 2019 Richtlinien zu den Menschenrechten. Die Jumbo-Sprecherin macht geltend, dass es auch in Südeuropa eine Untersuchung zum Branchenverband CBL gibt, wo man darauf hinweist, dass ‚Preisabsprachen in der Kette keine Entschuldigung für schlechte Arbeitsbedingungen sein dürfen‘. Oxfam zufolge hat Jumbo 2019 zugesagt, dreimal jährlich eine Abschätzung über das Vorgehen bei Menschenrechten durchzuführen und diese zu veröffentlichen. Jumbo wird, ebenso wie Albert Heijn, ein Beschwerdeverfahren gemäß UN-Richtlinien installieren, damit den Beschwerden von Produzenten oder Arbeitern über Ihre Arbeitsbedingungen und Löhne nachgegangen wird und Lösungen hierfür gesucht werden können.

LIDL UNTERSUCHT SPANISCHE BEEREN

Lidl hat im vergangenen Jahr neue Menschenrechtsrichtlinien veröffentlicht. Oxfam zufolge macht Lidl auf zwei Ebenen weiter. Lidl verspricht nämlich eine komplette Veröffentlichung der Menschenrechtsüberprüfungen, während Albert Heijn und Jumbo nur zugesagt haben, etwas über die Überprüfungen zu veröffentlichen, ohne anzugeben, wie dies geschehen soll. Lidl erklärt sich außerdem dazu bereit, Richtlinien für die Gleichheit zwischen Mann und Frau zu entwickeln, ein Thema, mit dem sich andere Supermärkte noch schwertun, so Oxfam.

Auf die Due-diligence-Politik in Südeuropa angesprochen, erklärt Lidl-Sprecherin Chantal Goenee, dass der kürzlich veröffentlichte Verhaltenskodex auf alle Vereinbarungen mit Lieferanten anwendbar ist, egal in welchem Land der Lieferant aktiv ist. „Außerdem führen wir im Rahmen

Bei niederländischen Pilzen wurden soziale Missstände praktisch beseitigt, sagt Fair Produce

unserer Due-diligence-Politik eine Risikoanalyse durch. Hierbei schauen wir uns auf der Basis von Produkten und diversen Risikoindikatoren die Menschenrechtslage an, also wie hoch das Risiko für Menschenrechtsverletzungen bei bestimmten Produkten aus bestimmten Ländern ist. Diese Risikoanalyse beschränkt sich nicht auf Produkte aus ‚Entwicklungsländern‘, sondern erstreckt sich auf alle Produkte und alle Herkunftsländer. Wir schauen uns demnach auch Produkte aus Spanien oder Italien an, wo es leider auch Missstände auf dem Gebiet der Menschenrechte gibt. Auch deshalb werden wir 2021 ein Human Rights Impact Assessment für Beeren aus Spanien durchführen.“

WIRKLICH BIO?

Die Bio-Gesetzgebung kennt keine weitergehenden Vorschriften für gute Arbeitsbedingungen. In Reaktion auf den Bericht der KvW-Sendung gibt der Supermarkt an, dass man den Arbeitsbedingungen bei EkoPlaza viel Beachtung schenke, indem man sich dazu entschlossen habe, nicht bei Handelshäusern oder Spotmärkten zu kaufen, sondern direkte Beziehungen mit Produzenten und Händlern einzugehen, die es vorziehen, aus einem Pioniergeist heraus biologisch zu handeln und dadurch eine gewisse Kontrolle über lokale Expertise zu haben. So arbeitet EkoPlaza in Italien schon seit Jahren mit der Familie Barchitta zusammen, was zu jahrelangen Geschäftsbeziehungen mit einer Reihe von Lieferanten geführt hat, die auf allen Ebenen innovativ sind.

EkoPlaza ist die in Spanien vorherrschende Problematik bewusst. „Auch hier ist leider bekannt, dass es innerhalb der Produktion noch immer viele Unternehmen gibt, die nicht immer mit Verträgen arbeiten und auf diese Weise die Situation missbrauchen. Was für Almería gilt, muss auch an anderen Orten in Spanien beachtet werden. Deshalb arbeiten wir oft und gerne mit Solid Organic Link zusammen, eine speziell errichtete Organisation zur Verbesserung von Produktion, Überwachung, Kontrolle, Logistik und Kommunikation in Spanien. Ebenso wie in Italien streben wir auch hier eine gute Zusammenarbeit in der Kette an, um gute Produkte zu einem guten Preis zu bekommen“, so EkoPlaza. Der biologische Supermarkt schaut sich auch in den Niederlanden um. „Auch hier gibt es Saisonarbeiter, mit denen nicht immer ehrlich zusammengearbeitet wird. Unsere Obst- und Gemüsesparte hat dieses Thema schon seit einiger Zeit auf der Agenda.“

MISSSTÄNDE IN DER NIEDERLÄNDISCHEN PILZBRANCHE BESEITIGT

in der KvW-Sendung wird der Schwerpunkt auf Südeuropa gelegt, aber vor gerade einmal zehn Jahren gab es Missstände in der niederländischen Pilzbranche. Aus diesem Grunde wurde 2011 Fair Produce Nederland als Kettengütesiegel gegründet, womit die Einhaltung der Vorschriften zur fairen Behandlung der Mitarbeiter bei der Herstellung der Produkte garantiert wird. Dies beinhaltet einen ehrlichen Lohn gemäß Gesetzgebung und Verordnungen der Niederlande, die Bereitstellung guter Unterkünfte und das Arbeiten unter guten Arbeitsbedingungen. Mittlerweile sind 95 Prozent der Unternehmen in der Pilzbranche nach Fair Produce NL zertifiziert und soziale Missstände sind so gut wie beseitigt, sagt der Vorsitzende Uli Schnier. Fair Produce wurde speziell für die niederländische Pilzbranche errichtet, eignet sich aber mit Anpassungen auch für andere Länder und Branchen. „Auch das international bekanntere GlobalGAP hat eine soziale Komponente (GRASP), die sich aber in erster Linie mit außereuropäischen Problemen befasst, wie etwa dem Verbot der Kinderarbeit, zielt jedoch nicht auf das in der KvW-Sendung benannte Lohndumping. Es gibt allerdings Ansätze, GRASP um Fair Produce-Module zu erweitern, worüber jedoch noch Gespräche geführt werden. Jede Branche und jedes Land hat hinsichtlich der Ausmerzung von Missständen eine eigene, spezielle Vorgehensweise, wodurch es kompliziert wird. Fair Produce ist erfolgreich, weil sich alle Akteure dazu bekannten. Gesetzgebung und Verordnungen können Missstände nur dann verhindern, wenn diese auch ausreichend intensiv angewendet werden, denn das Risiko von Unterbezahlung und Ausbeutung von (Arbeits-)Migranten ist immer präsent. Auf internationaler Ebene wurde das noch nicht effektiv geregelt“, erklärt Uli. (ML) 

maaike@mgfruit.nl charlotte.vollaard@oxfamnovib.nl pauline.van.den.brandhof@ah.nl corporatecommunicatie@jumbo.com csr@lidl.nl www.ekoplaza.nl info@fairproduce.nl

<<< Das ist Jac

Als dritte Generation des uber 100 Jahre jungen Familienunternehmens stand er an der Wiege von Jac van den Oord Potatoes, wie wir es heute kennen. Seine Leidenschaft fur Kartoffeln, seine Handwerkskunst, die standige Suche nach den neuesten Kartoffelinnovationen, aber auch sein eigener charakteristischer, hartnackiger Stil, sind bis in die DNA von Jac van den Oord Potatoes gebacken. Und in dieser Tradition kreiert Jac van den Oord Potatoes jetzt wieder etwas Neues. Oder besser gesagt, wir setzen die Tradition fort. In einem familiaren, revolutionaren Stil. Jac = LOVING POTATOES!

Wie wir Kartoffeln schon jahrelang auswahlen, einfach nach Kochtyp. Fur die Grundzubereitung von leckerem Eintopf oder Bratkartoffeln.

Wenn die Zubereitungsmethode und Verwendung entscheidend sind bei der Auswahl fur kartoffeln, wie etwa herrlich grillen und ofengaren, frische Pommes backen oder die Babykartoffel zum Spargel.

Und wenn Sie etwas Besonderes in Bezug auf Farbe oder Geschmack wollen, helfen wir Ihnen dabei. Mit einer kostlichen lila Vitelotte oder der extrem schmackhaften La Ratte Kartoffel zum Beispiel. Und was halten Sie von den Erstlingen Maltas?

Wenn die Gro e entscheidend ist bei der Wahl der Kartoffeln, wie zum Beispiel die kleinsten Babykartoffeln: unsere “goldenen Babys”.