Verschiedene
Illegale Arbeitnehmer werden in Spanien mit hohen Geldstrafen belegt, Foto Coexphal
Sind Apfelsinen und Tomaten aus Südeuropa “People Proof ”? Immer wieder werden wir dazu aufgerufen, Achtsamkeit anderen gegenüber zu entwickeln und füreinander dazu sein. Dennoch kamen unlängst in der Sendung “Keuringsdienst van Waarde“ (KvW) Missstände bei Tomaten- und Apfelsinenpflückern ans Tageslicht. Und das nicht etwa in sogenannten Risikoländern, sondern gerade in Südeuropa. Das sorgte für Wirbel und ließ erkennen, dass sich die Beseitigung von Missständen durch Zertifikate, Tarifverträge und Gesetzgebung nur unzureichend garantieren lässt. Wie sehr sind Apfelsinen und Tomaten aus Südeuropa‚ People Proof‘, und wie steht es darum in den Niederlanden?
I
n der KvW-Sendung interviewte die spanische Journalistin Joanna Morena einige Pflücker in der spanischen Region Almería, meist illegale afrikanische Migranten. Einer der dortigen Arbeiter sagt, dass er etwa 35 Euro an einem achtstündigen Arbeitstag verdient. Der legale Mindestlohn pro Stunde in der Region beträgt Morena
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AGF Primeur • 2021
zufolge 7,28 Euro. Es gibt auch Mitarbeiter, die über Diskriminierung klagen. “Sie behandeln uns wie Tiere und Sklaven“, sagt eine Frau. Morena gibt an, in jenen Betrieben Menschen interviewt zu haben, die über die erforderlichen Zertifikate für die Belieferung von Supermärkten verfügen. Wenn Unternehmen mit den Erfahrun-
gen der Journalisten konfrontiert werden, sagen sie, dass dies bei ihnen nicht vorkommt, und sie verweisen auf den Preisdruck als Ursache des Drucks auf die Arbeiter.
Bei MG Fruit haben einige Leute schon seit den achtziger Jahren Erfahrung mit dem Import von Obst und Gemüse aus Almería. Sie haben noch immer täglichen Kontakt mit Unternehmen in Spanien und kennen die untersuchte Region sehr gut. Maaike González, Operations Manager von MG Fruit, kann sich nicht vorstellen, dass Migranten dort schlecht behandelt werden: „Ich persönlich habe so etwas noch nie gehört. Käme es tatsächlich zu menschenverachtenden Situationen, wäre das in den spanischen Medien sicherlich thematisiert worden. Das vorherrschende Gefühl bei Unternehmen aus Almería ist dagegen, dass die mittel- und nordeuropäischen Medien negativ über sie berichten, egal wie