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kostenlos & wertvoll

No 10 | März 2018 – Juni 2018

ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

KUNSTFREIHEIT

AMERIKA

LITERATUR

KUNST BRAUCHT KEINE MORALWÄCHTER

AUSSTELLUNGEN ZUR AMERIKANISCHEN KUNST

BÜCHER, KUNST, ORTE, EMPFEHLUNGEN



Inhalt

Editorial

Titelbild: Jean-Michel Basquiat, Self-Portrait, 1983, Oil on paper and wood,Collection Thaddaeus Ropac, © VG BildKunst Bonn, 2018 & The Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York. Courtesy Collection Thaddaeus Ropac, London. Siehe hierzu S. 20, Agenda: BASQUIAT. BOOM FOR REAL bis zum 27. Mai 2018 in der Schirn, Frankfurt.

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Forum

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avenidas

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„Ein komisches Bauchgefühl“

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Welcome to India

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Der zweite Kunstraub

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Schwarzes Ferkel

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Amerika quo vadis?

Inhalt & Editorial Ideenreich, praktisch & schön ... und der Frühling kann kommen

Eugen Gomringer

Anmerkungen zu einer merkwürdigen Debatte

Farbenpracht, Mode und Nachhaltigkeit

Des Wahnsinns falsche Beute

Kunst kommt von Können, nicht von korrekt.

Vier Ausstellungen zeigen einen Überblick amerikanischer Kunstgeschichte

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Entdeckung

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Back to the Roots

in der FAZ vom 28. Februar 2018 fragt Peter Eisenberg: „Wann begreifen die Leute endlich, dass das grammatische Geschlecht mit dem biologischen Geschlecht nichts zu tun hat?“ In seinem Beitrag legt er luzide dar, was endlich Ruhe in diese mittlerweile unsägliche Debatte um einen frauen- und gendergerechten Sprachgebrauch bringen müsste – wenn man sie denn sachlich, wissenschaftlich und objektiv führen würde. Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht wieder ein kurioser Vorstoß zur Änderung unserer Sprache vorgenommen würde. Längst hat dieses Phänomen auch den Kunstbetrieb eingeholt, so dass gleich drei unserer Autoren sich dieses Themas angenommen haben.

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Skandal. Skandal.

Liebe Leserinnen und Leser,

Das ausdruckstarke Werk der Malerin Marél

Die wohl älteste Jazz-Scheune zwischen Tradition und Wohltätigkeit

Wenn die Freiheit der Kunst mit der moralischen Schere beschnitten wird

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Kreatives Galeriekonzept

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Agenda

Unter den vielen Ausstellungen in diesem Jahr hat offensichtlich Amerika einen besonderen Schwerpunkt gebildet: Gleich vier Ausstellungen zeigen bedeutende Künstler mit ihren Werken, die das amerikanische Kunstgeschehen von 1945 bis heute facettenreich widerspiegeln. Mit der großen Schau in der SCHIRN zu Jean-Michel Basquiat wird ein außergewöhnlicher Künstler umfassend beleuchtet. Wie eine Kerze, die an beiden Enden gleichzeitig brennt, hat er in aller Lebenskürze ein virtuoses und tiefsinniges Werk geschaffen, das es in dieser sich vielfach wandelnden Gesellschaft neu zu entdecken und zu verstehen gilt.

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Lesestoff

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Kunststoff

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nico

Alexandra Wendorf Chefredakteurin

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Impressum

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Von der Kunst, eine Galerie zu gründen

News, Termine und Veranstaltungen

Literaturempfehlungen

Bücher und Kataloge zu Kunst & Kultur

Kunstvolle Neuigkeiten für Kinder und Jugendliche

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Forum Kunst, Fashion, Design und Architektur

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Nein, kein Gemälde ...

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Forum Kunst, Fashion, Design und Architektur

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Natürlich farbenfroh. Diese Körbe sind im Set farblich aufeinander abgestimmt und lassen jeden Tisch besonders freundlich wirken. www.takatomo.de

... und der Frühling kann kommen.

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avenidas avenidas y flores flores flores y mujeres avenidas avenidas y mujeres avenidas y flores y mujeres y un admirador

Eugen Gomringer, 1953

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Die Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin-Hellersdorf, by OTFW, Berlin [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

„Ein komisches Bauchgefühl“ Anmerkungen zu einer merkwürdigen Debatte Text Peter Lodermeyer

W

enn die in unserer gegenwärtigen Kulturlandschaft eher randständige Kunstform der Lyrik in die Schlagzeilen der Massenmedien gerät, kann man sich – leider – sicher sein, dass dann nicht über literarische Formen und künstlerische Qualität diskutiert wird, sondern kontroverse politische Meinungen aufeinander prallen. So war es zuletzt im Fall von Günter Grass, der sein Prosagedicht „Was gesagt werden muss“ am 4. April 2012 in drei großen europäischen Zeitschriften erscheinen ließ und so als Vehikel benutzte, um seine Sorge über eine angeblich von Israel ausgehende Bedrohung für den Weltfrieden kundzutun. Der Text wurde, wie nicht anders zu erwarten, über Wochen höchst kontrovers, ja mit politischem Furor diskutiert. Von Grass’ gezielter Provokation mit lyrischen Mitteln könnte Eugen Gomringers Gedicht „avenidas“, das seit Monaten durch die Feuilletons geistert, kaum weiter entfernt sein. Das auf Spanisch verfasste Gedicht verkündet keine Ansichten des Autors, verbreitet keine Thesen, macht überhaupt keine Aussagen, sondern verknüpft nur einzelne Wörter als sprachliches Material miteinander und bringt sie in eine strenge Form. Dennoch hat es Studentinnen des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Alice Salomon Hochschule (ASH) in Berlin-Hellersdorf dazu bewogen, einen offenen Brief an die Hochschulleitung zu schreiben und sich darüber zu beklagen, dass dieses Gedicht, in dem von Alleen, Blumen, Frauen und einem Bewunderer die Rede ist, angesichts alltäglicher

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Situationen, in „denen Frauen* sich nicht immer wohl fühlen können“, wie „eine Farce“ wirke, „eine Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige und sexualisierende Blicke überall sein können.“ Stein des Anstoßes war die Präsenz des Gedichts an einer 14 mal 15 Meter messenden Wand an der Südfassade der Hochschule, wo das Gedicht anlässlich der Verleihung des Alice Salomon Lyrikpreises 2011 an Eugen Gomringer platziert worden war. Nachdem die Hochschule den offenen Brief des AStA zum Anlass genommen hat, über eine Neugestaltung der Fassade abstimmen zu lassen, wobei man sich für eine Übermalung des Gedichts und seine Ersetzung durch einen Beitrag der Lyrik-Preisträgerin Barbara Köhler ab Herbst 2018 entschied, verkündete die Hochschule auf ihrer Website wenig taktvoll: „Alice Salomon Hochschule Berlin entscheidet sich für die Kunst auf ihrer Südfassade“. Die Art des Umgangs mit der Sprache gehört zu den interessanten Nebenaspekten dieser Debatte. Welchen gesellschaftlichen Nutzen – wenn es denn einen gibt –, könnte Lyrik sonst haben, als die Sensibilität für geschriebene und gesprochene Sprache zu erhöhen? Leider haben sich – auf beiden Seiten der Debatte – viele Kommentatoren für eine Sprache der Denunziation und Eskalation entschieden. So hat ein Gegner des Gedichts im Radio rbb gefragt: „Regt die Altherren-Lyrik wirklich noch an oder nur noch

auf?“ und es als „dieses heteronormative Gesabber“ bezeichnet. (Apropos Altherren-Lyrik: Gomringer war 1953, als er das Gedicht erstmals publizierte, gerade einmal 28 Jahre alt.) Doch auch etliche Verteidiger der „avenidas“ waren um verbale Keulenschläge nicht verlegen. Wenn den Autorinnen des AStA-Briefes wahlweise Tugendterrorismus, Gender-Wahn, Barbarei oder gar Faschismus attestiert wird, ist auch das vor allem sprachliche Kraftmeierei. Welches Vokabular stünde denn dann noch zur Verfügung, wenn einmal wirklich Kunstwerke zensiert, verboten und vernichtet werden sollten? Es lohnt sich, nicht nur „avenidas“, sondern auch den offenen Brief und die Stellungnahme des AStA sehr genau zu lesen, um zu sehen, welche sprachlichen Mittel hier zum Einsatz kommen. In der Stellungnahme fällt auf, dass darin gleich fünfmal das Wort „Bauchgefühl“ vorkommt: „Ihr wisst nicht genau, wie der Dichter es gemeint hat, aber irgendwie gibt es euch ein komisches Bauchgefühl. Und ein komisches Bauchgefühl im eigenen Haus – das ist doch nicht schön.“ Nun sollte man von Studierenden schon erwarten, dass sie gelernt haben, „irgendwie“ komische Gefühle in präzise begriffliche Analysen zu übersetzen. Gefühle können bekanntlich trügen, und ein Sprachkunstwerk verdient eine Kritik, die auf einer sorgfältigen Lektüre beruht. Doch die Autorinnen lehnen genau das ab: „Wenn wir ein komisches Bauchgefühl bekommen, dann hat das eine Ursache und dann werdet ihr uns das auch nicht

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By Caeschfloh (Own work) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

wegquatschen können. Das ist eine Negierung unserer Erfahrungen. Das bedeutet nichts anderes, als zu sagen: ‚Ich als Mann (denn die meisten, die jetzt groß rumschreien, sind männlich) finde das Gedicht voll gut und sehe keine Sexismusprobleme und deswegen darfst du das auch nicht, denn ich kenne mich ja viel besser aus. Ich verstehe diese Kunst richtig!’. Nein, so funktioniert das nicht! Und nein, du kennst dich nicht besser aus. Auch nicht, wenn du was mit Kunst oder so studiert hast.“ Es ist schon bemerkenswert, dass eine zur Veröffentlichung bestimmte Erklärung in diesem umgangs- bzw. jugendsprachlichen Ton gehalten ist. (Allein das „oder so“ ist seit J. D. Salingers „Der Fänger im Roggen“ längst ein Klischee jugendlichen Sprechens.) Das trotzige Insistieren auf die Verlässlichkeit des Gefühls hat mit einem „akademischen“ Suchen nach dem besten Argument wahrlich nichts zu tun. Da mag sich zwar ein ehrliches Betroffensein artikulieren – das ändert aber nichts daran, dass die zentrale Argumentation und die Entscheidung für eine kunstferne Beurteilung des Kunstwerks „avenidas“ völlig verfehlt sind, zumal jede kunstinterne Expertise von vornherein mit dem Verdacht männlichen Vorurteils abgetan wird. Interessanterweise heißt es in dem Schreiben: „Das Wort Sexismus fällt in diesem Brief kein einziges Mal und dementsprechend werfen wir es Eugen Gomringer auch nicht vor.“ Was denn sonst, da doch in dem offenen Brief gesagt wird, die „Entfernung oder Ersetzung des Gedichtes“ wäre „ein Fortschritt in die Richtung, dass es unsere Degradierung zu bewunderungswürdigen Objekten im öffentlichen Raum, die uns Angst macht, nicht auch noch in exakt solchen Momenten poetisch würdigen würde“? Dass „avenidas“ die Degradierung von Frauen würdige, ist ein massiver Sexismusvorwurf, der aber keineswegs konkret belegt, sondern mit einer abenteuerlichen sprachlichen Volte bloß behauptet wird, indem Bewunderung als Degradierung von Frauen zu bewunderungswürdigen Objekten aufgefasst wird. Bewunderung ist aber ein Affekt, der Distanz voraussetzt. Sie zielt per definitionem nicht auf Übergriffigkeit und Herabwürdigung ab. Mache ich etwa Anna Netrebko, wenn ich sie für ihre Stimme und ihre Schauspielkunst verehre, zu einem Objekt, ziehe ich sie herab, degradiere ich sie? Das ist offensichtlich absurd. Absurd ist auch, dass Gomringers Gedicht in den meisten Kommentaren zur Sache nur auf der Bedeutungsebene betrachtet wird. Aber Konkrete Poesie ist immer primär die Arbeit an der Form und der Visualität des Gedichts. Auch wenn Gomringer betonte, dass er nie auf die Wortbedeutung verzichtet habe, so reduzierte er die Inhaltsebene doch drastisch zugunsten der Form. In „avenidas“, der ersten seiner Konstellationen, dem Startschuss zur Konkreten Poesie, werden nur Substantive aufgereiht und durch das Wort „y“ (und) zusammengehalten. Wen oder was der „admirador“ bewundert, wird im Gedicht gar nicht gesagt und bleibt Sache der Interpretation. Die Journalistin Anna Sauerbrey schrieb im „Tagesspiegel“: „Das Gedicht von Eugen Gomringer ist sexistisch. Mit genial einfachen stilistischen Mitteln werden Frauen und Objekte semantisch gleichgesetzt und zum passiven Betrachtungsobjekt eines männlichen Flaneurs“. Hier werden Semantik und Syntax verwechselt. Es werden Wörter als Sprachmaterial syntaktisch (durch das „und“) gleichwertig verkoppelt, aber das geschieht eben nicht auf der Bedeutungsebene. Es wird ja keineswegs behauptet, dass

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Alleen, Blumen und Frauen in irgendeiner Weise dasselbe oder gleichwertig sind. Dass der „Bewunderer“ durch eine Hermeneutik des Verdachts zum Sexisten umgedeutet wird, ist etwa so sinnvoll, wie einem Mann, der aus Höflichkeit einer Frau in den Mantel hilft, zu unterstellen, dass er ihr damit nur signalisieren wolle, dass sie zu schwach und hilflos sei, um ohne männlichen Beistand zurechtzukommen. Ist nicht auch der Streit um „avenidas“ eine Frage der Form, des Stils und der Höflichkeit? Es scheint so, denn noch unverständlicher als der offene Brief des AStA-Vertreterinnen ist die Reaktion der Hochschule darauf. Es ist schon befremdlich, dass man sofort nach der ersten, vereinzelten Äußerung eines Unbehagens das Gedicht zur Disposition stellte, über das die damalige Rektorin Theda Borde noch wenige Jahre zuvor stolz verkündete: „Wir freuen uns sehr über diese bleibende Erinnerung an unseren Poetikpreisträger Eugen Gomringer und sind uns sicher, dass die Strahlkraft des Kunstwerkes weit über unsere Hochschule und den Bezirk Hellersdorf hinausgeht.“ Wie die Tochter des Dichters, Nora Gomringer, ihrerseits eine bekannte und erfolgreiche Lyrikerin, erklärte: „Hätte man mit freundlichem Brief an Jury und Dichter dem Wunsch um Neugestaltung der Wand Ausdruck verliehen mit einem konkreten Vorschlag zum Ersatz, es wäre uns allen eine große Anstrengung erspart geblieben.“ Wenn man aber jeder Empfindlichkeit, jedem vagen Unbehagen sofort nachgäbe, wäre der öffentliche Raum schon bald von jeglicher Kunst leergefegt. Die Pegida-Anhänger, die sich über die drei senkrecht aufgestellten Busse echauffierten, die der syrisch-deutsche Künstler Manaf Halbouni vor einem Jahr in Dresden als „Monument“ aufstellte, empfanden ganz sicher ein komisches Bauchgefühl und glaubten sich an Dinge erinnert, von denen man als selbsterklärter Schützer des Abendlandes nichts wissen will. Gott sei Dank hat die Stadt Dresden den Stimmen, die nach einer Entfernung der Installation riefen, nicht nachgegeben. Bauchgefühle, egal ob sie sich eher links, rechts oder in der Mitte äußern, dürfen nicht über die Präsenz oder Nichtpräsenz von Kunstwerken im Stadtbild entscheiden. Man kann es Ironie nennen oder – mit Hegel – eine List der Vernunft: Seit dem Beschluss, Gomringers Gedicht von der Südfassade der Alice Salomon Hochschule zu entfernen, haben der Dichter und seine Kunstform der Konkreten Poesie soviel Beachtung (und sicher auch Bewunderung) gefunden wie seit vielen Jahren nicht mehr. Im Netz kursieren Dutzende von zum Teil recht geistreichen Nachdichtungen der „avenidas“. Kürzlich war zu lesen, dass man sowohl in Gomringers Wohnort Rehau als auch in Bielefeld und im schweizerischen Schaffhausen darüber nachdenke, „avenidas“ bald im öffentlichen Raum zu zeigen. Seit dem 6. Februar wird an der Fassade der Berliner Akademie der Künste Gomringers Gedicht „schweigen“ in zwei Versionen, auf Deutsch und Spanisch, präsentiert, und seit dem 22. Februar hängt „avenidas“ auf Initiative der Stiftung Brandenburger Tor für sechs Wochen auf ein Banner gedruckt vor dem Max Liebermann Haus in unmittelbarer Nähe zu Berlins berühmtestem Bauwerk. Dass die Alice Salomon Hochschule auf ihrer Website neuerdings mit dem Slogan „Mehr als Fassade“ für sich wirbt, zeigt, dass man sich auch dort durchaus auf Sprachwitz versteht.


chtzehn Stunden Reiseerfahrung reicher und mindestens genau so viele Nerven ärmer, spuckte uns das gelbe, klapprige Tuk Tuk irgendwo auf einer lärmenden Straße und bei diesigem Nachthimmel aus. Die Luft war klamm und schlang sich um das Gesicht wie das heiße Tuch, was wir zuvor noch im Flugzeug bekommen hatten. Dröhnende Hupen, beißende Lichter, Menschen-Gewusel und eine stickige Hitze, die das sechzehn Kilo schwere Gepäck auf dem Rücken zu einem wahren Hinkelstein werden ließ – so standen wir durchgeschwitzt und mit einer Fliege auf der Nase auf den Straßen Madurais. Welcome to India. Es war der Anfang einer dreiwöchigen Reise durch den Süden Indiens und nach dem kurzen Aufenthalt in Bangalore, wo wir landeten, war der Bundesstaat Tamil Nadu unsere erste richtige Station. Auch, wenn es anfänglich nicht so schien, hatte uns der Rikscha-Fahrer doch richtig verstanden und uns ganz in der Nähe unseres Hotel rausgelassen. Ein richtiges Bett und eine warme Dusche waren plötzlich zum Greifen nah und als wir an der Lobby auch noch mit einem Getränk begrüßt wurden, stieg das Urlaubsgefühl und verdrängte die Reisestrapazen, die klebrigen T-Shirts und die verspannten Schultern. Das Zimmer war fensterlos und klein, aber es kam uns wie ein Ruhetempel des Maharadscha vor. Ruhig war es tatsächlich und das Bett oder besser gesagt, die üppige Matratze, gewährte uns den erholsamsten Schlaf der gesamten Reise, was uns bedauerlicherweise zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst war. Meine naive Vorstellung von einer warmen Dusche wurde schnell eines besseren belehrt, als ich den Hahn voll aufdrehte und mir der eiskalte Strahl auf die Kopfhaut hämmerte, um dann als Tropfen langsam den Nacken runterzurollen. Ungelenkig und mit hochgezogenen Schultern machte ich einen Satz nach vorne und stand bedröppelt, im wahrsten Sinne des Wortes, in der Mitte des Badezimmers. Nach dem Hitzeschock bei der Ankunft, folgte also der Kälteschock unter der Dusche, aber im selben Moment musste ich schmunzeln: Hatte ich bei knapp vierzig Grad Außentemperatur wirklich an heißes Wasser geglaubt? Am nächsten Tag schälten wir uns förmlich aus dem Bett – die lange Anreise und die neuen Eindrücke forderten deutlich mehr Schlaf als die scheußlichen sieben Stunden, die ständig überall empfohlen werden. Aber das Frühstück ließ nicht ewig auf sich warten und so saßen wir einen Tag nach unserer Ankunft das erste Mal um neun Uhr morgens vor Chapatis, Idlis, Kokoschutney und einem braunen Curry, das mich trotz seiner Schärfe nicht aus dem schlaftrunkenen Zustand katapultieren konnte. Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht viel von Indien gesehen. Bei unsere Ankunft war es bereits dunkel und unser Tunnelblick in Richtung Hotel ließ den indischen Trubel an uns vorbeirauschen. Auf die SMS meiner Eltern, wie denn der erste Eindruck sei, konnte ich auch nur vage antworten und betonte vor allem das bequeme Bett. Aber all das änderte sich, als wir nach einer zweiten Runde Schlaf nach dem Frühstück am frühen Nachmittag zum ersten Mal bei Tageslicht auf dem schiefen Bürgersteig vor unserem Hotel standen. Mit dick eingecremten Gesichtern machten wir uns auf den Weg durch die verschlungen, kleinen Straßen, vorbei an riesigen Kreuzungen und unzählig blinkenden Shops, die über Handys, Süßigkeiten, Flip Flops,

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WELCOME TO INDIA

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Farbenpracht, Mode und Nachhaltigkeit Text Mascha Schlubach

Ladekabel, Früchte, Blumen und Chips alles verkauften, was in einen circa fünf Quadratmeter großen Laden passt. Und während wir so durch diese große, geschäftige Stadt schlenderten, wurde mir bewusst, was mir bisher entgangen war: Die Vielfalt und die strahlenden Farben der indischen Saris. Von überall kamen uns in leuchtenden Gewändern Frauen entgegen, die mal gemächlich, mal energisch umherschwirrten, die Straßen kreuzten und sie mit unendlich viel Leben füllten. Dass Indien bunt ist, war mir schon vor der Reise klar. Nicht zuletzt ist diese Vorstellung auch von den vielen Bollywood-Schnulzen infiltriert, die einem im Zuge des Lebens wohl oder übel über den Weg laufen und das Klischee von kitschig-prächtigen Saris in schirr unendlicher Farbkombination befeuern. Meine Vorstellung war also auf ein Farbenmeer eingestellt, aber wie so oft, kann die Vorstellung nicht ansatzweise das, was die Realität kann. Die Kamera in meiner Hand war pausenlos im Einsatz, weil in jeder Straße, hinter jeder Ecke neue Farben und noch buntere Stoffe warteten, die an mir vorbeizogen und denen ich jedes Mal staunend hinterher sah. Dass sich aber sogar die Realität selbst übertreffen kann, wurde mir beim Betreten des Minakshi-Tempels klar, der mit seinen zwölf verzierten und fast sechzig Meter hohen Türmen wie ein riesiger Wächter über die gesamte Stadt ragt. Nach einer aufwendigen Sicherheitskontrolle, Indien ist furchtbar bürokratisch, betraten wir barfuß und in freudiger Erwartung die Tempelanlage. Was sich hinter diesen üppig verzierten Mauern und Türmen abspielte ist wohl am ehesten mit einem Rausch zu vergleichen – ein Farb- und Musikrausch. Von überall strömten Menschen durch das Steingemäuer und wir ließen uns mitziehen von dem Sog aus lächelnden Gesichtern. Und ich lächelte auch, denn ich war im Sari-Paradies angekommen. Gelb, orange, pink, rot, lila, blau, türkis, grün, rosa, bestickt, mit Ornamenten verziert, matt oder glänzend, goldfarben gesäumt oder mit durchwebten Glitzerfäden – alles schien möglich und alles war dort in diesem Tempel vereint. Auch die Kinder, bis hin zu den Allerkleinsten, waren in bunte Kleider und Gewänder gehüllt und ich konnte meine Entzückung und Faszination nicht verbergen. In quietschender Begeisterung schaute ich ständig nach rechts und links, um alles wahrzunehmen, was mir möglich war und rannte dabei wie ein Kind bei Toys ‚R‘ Us durch die steinernen Gänge der Anlage. Ich war verliebt. Liebe auf den (fast) ersten Blick sozusagen. Diese Farbexplosion im Herzen des Minakshi-Tempels hatte mich so sehr gepackt, dass sie mich während der gesamten Reise nicht mehr losließ. Wir fuhren weiter nach Munnar ins Hochgebirge, nach Fort Kochi an die Westküste, nach Ooty mit einer alten Zahnrad-Dampflok und schließlich bis zum Agonda Beach in Goa. Egal, wo wir landeten, die Farben blieben unser treuer Begleiter und zogen mich bis zum Schluss in ihren Bann. Um ein wenig von dieser Lebensfreude in Form von Kleidung mit nach Hause zu nehmen, dachte ich darüber nach, mir selbst einen Sari zu kaufen, aber letztlich verwarf ich die Idee wieder. Die Vorstellung, den leuchtenden Stoff ja doch nie aus den dunklen Untiefen meines Schranks zu entlassen, obwohl man sich fest vornimmt: „Diesen Sommer ziehe ich ihn an“, hat mich dann

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Ein Farbenmeer von Saris inmitten eines indischen Dorfplatzes. Foto ©: pixabay

doch davon abgehalten – ein fataler Fehler. Denn als wir Anfang Dezember letzten Jahres wieder Berliner Boden unter unseren Füßen hatten und im vorweihnachtlichen Trubel lediglich die Schaufenster der Kaufhäuser und die Wohnfenster der Hochhäuser leuchteten, wurde mir klar, dass ich etwas Wichtiges zurückgelassen hatte. Welcome to Germany – Welcome Tristesse. Von überall her strömten mir auch in Berlin die Menschen entgegen, aber es waren diesmal keine fröhlichen Farbkleckse, sondern, passend zum grauen Himmel, ernsthafte Gestalten mit schwarzen Mänteln und Daunenjacken. Die können zwar in Schnitt und Passform sehr vielfältig ausfallen, aber alles, was sich da im farblichen Spektrum ein wenig abhebt und über das Maximum eines fröhlichen Mausgrau hinausgeht, fällt schon auf. Die Frustration über die farblose Suppe, die einem jeden Tag in Form von Wetter, Gegend und Kleidung serviert wurde wuchs und da wirkte die Entdeckung eines Labels aus Berlin wie eine inspirierende Wohlfühlkur nach indischer Art auf mich. An einem kalten Tag im Januar bin ich also auf dem Weg nach Berlin Mitte, um die Designerin von Zazi Vintage zu treffen und ein wenig Farbe zu tanken. Durch die großen Fenster des Ladens leuchten mir schon von draußen die bunten Kleider und Mäntel entgegen und Jeanne de Kroon, die Gründerin des Labels strahlt genau so fröhlich wie ihre Kleidung und nimmt mich herzlich in Empfang. Der Laden selbst ist noch ein wenig im Umbruch, aber auf zwei langen Kleiderstangen und vor einer tiefblauen Wand lassen die vielen Unikate den Raum schon lebendig wirken. „Wir sind erst vor drei Wochen hier eingezogen, deswegen ist noch nicht alles fertig, aber die Wandfarbe ist ganz gut, oder?“, grinst Jeanne und bietet mir einen Platz auf dem grünen Retro-Samt-Sofa an. Sofort sprudelt es aus ihr heraus und ich lasse mich mitnehmen auf eine kleine Reise durch ferne Länder und die Geschichte von Zazi Vintage.

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„Ich hatte schon immer große Freude an Mode und habe mir ständig alles selbst genäht. Mein Abiballkleid habe ich zum Beispiel aus alten Gardinen gemacht“, erinnert sich die gebürtige Holländerin. Dass sie mit dem Designen von Kleidung irgendwann erfolgreich sein würde, hätte sie sich aber nie träumen lassen und entschied sich, dem kreativen Elternhaus zum Trotz, für ein Jurastudium, um was „bodenständiges“ zu machen. „Nach drei Tagen habe ich das Studium dann aber sehr erfolgreich wieder abgebrochen und bin Straßenmusikerin in Paris geworden“, lacht die 23-jährige. Vom Wunsch getrieben irgendwas mit Mode zu machen, ging sie dann nach New York, um als Model zu arbeiten, aber auch das habe sich nicht richtig angefühlt. „Ich habe für Fast Fashion gemodelt, wo ein neues T-Shirt fünfzehn Euro kostet. Das hat überhaupt nicht zu meiner Vorstellung von Nachhaltigkeit gepasst und überhaupt war die ganze Branche nicht mein Ding.“ Wie so oft, landete auch sie schließlich in Berlin. „Die Stadt, wo man wirklich frei und alles sein kann, was man will“, sagt Jeanne. An der Freien Universität studierte sie Politik und Philosophie, um nach fünf Monaten festzustellen, dass sich ihre Mode ziemlich an den gängigen Modestil angepasst hatte. „Ich trug schwarze Haare, schwarze Hosen, schwarze Jacken und schwarze Rollkragenpullover und sah plötzlich genau so aus wie alle in meinem Kurs.“ Bei dieser Aufzählung muss ich lachen, weil ich mich an meine Zeit im Kunstgeschichtsstudium zurückerinnere, wo ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe. Wo sind die Farben geblieben, fragen wir uns und schwärmen dabei von der bunten Vielfalt indischer Mode. „Ich musste dann einfach mal aus dem tristen Berliner Winter raus und bin spontan nach Nepal geflogen. Da hatte ich dann das erste Mal dieses Wow-Erlebnis mit den Farben und war, in bunte Gewänder gekleidet, plötzlich ein ganz anderer Mensch. Ich bin dann noch nach Äthiopien und Zentralamerika gereist und

mein Kleiderschrank war irgendwann vollgestopft mit knalliger Mode aus der ganzen Welt“, erzählt Jeanne und will mir davon unbedingt später noch ein Foto zeigen. Durch ihre vielen Reisen wird ihr klar, dass Mode als Kommunikationsform eine besondere Sprache zwischen Menschen entstehen lassen kann und entwickelte noch während des Studiums einige Projekte. Mit diesen Ideen und einer großen Portion Idealismus im Rucksack, reiste sie nach Indien und machte dort eine wichtige und prägende Erfahrung. „Als ich durch Indien lief, kam mir plötzlich eine Frau entgegen, die mich ansprach und mir erzählte, dass das Top, was ich trug in der Fabrik hergestellt wird, wo sie arbeitet. Das hat mich ziemlich umgehauen und interessiert. Sie erzählte mir, dass sie sich bei einer Frauenrechtsbewegung engagiert, um für bessere Arbeitsbedingung zu kämpfen. Vierzehn-Stunden-Tage sind da die Regel und 90 Prozent der Baumwolle aus Indien ist genetisch modifiziert.“ Wenn Jeanne über die miserablen Zustände in den Fabriken und die Folgen der Globalisierung spricht, gestikuliert sie energisch und man spürt ihren starken Willen, etwas verändern, etwas bewegen zu wollen. Gesagt, getan. Um eine NGO aus Mumbai, die sich gegen Zwangsprostitution stark macht, zu unterstützen, gründete sie 2016 ihr erstes eigenes Label: Zazi Vintage war geboren. „Ich hatte keine Ahnung, was ich genau vorhatte, aber mein Konzept war eigentlich ganz simpel: Ich lasse Kleider in Indien produzieren, verkaufe sie in Deutschland und das Geld geht wieder zurück nach Indien, an die Näherinnen vor Ort.“ Egal ob Ikat-Seide aus Usbekistan oder recycelte Teppiche aus der Mongolei, die Materialen, die für die Kleider und Mäntel von Zazi Vintage benutzt werden, sind hochwertig, nachhaltig und freundlich zur Umwelt. Verarbeitet werden die Stoffe dann von mittlerweile dreißig Frauen in dem kleinen Dorf Bhikamkor in


Zazi Vintage-Gründerin Jeanne de Kron gemeinsam mit den Frauen der „IPHD“ in Bhikamkor, Rajasthan. Foto ©: Stefan Dotter

Rajasthan, wo die Frauenrechtsorganisation „IPHD“ (International Partnership for Human Development) den Ablauf und die Produktion der Kleidung koordiniert und die Frauen und Kinder vor Ort unterstützt. Eigentümerin und Frauenrechtlerin ist Madhu Vaishnav oder wie Jeanne sie liebevoll nennt: Mama Madhu. „Madhu ist meine zweite Mama. Meine indische Mama sozusagen. Ich habe noch nie eine so inspirierende Frau getroffen und es ist unglaublich toll mit ihr zusammen zu arbeiten und das Projekt durch die Mode meines Labels unterstützen zu können.“ So nähen die Frauen beispielsweise nur drei bis fünf Kleider im Monat, haben Zugang zur Bildung, normale Arbeitszeiten und das Gehalt ist so hoch, dass sie davon was zur Seite legen können. Jeanne und Madhu geht es vor allem darum, das Bewusstsein des Dorfes zu verändern, die Frauen zu stärken und ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen. „Angenommen, Zazi Vintage macht von heute auf morgen pleite. Was machen die Frauen dann? Madhu und mir ist es wichtig, dass sie lernen aus sich selbst heraus etwas aufzubauen. Deswegen gibt es die Möglichkeit, dass sie sich durch das angesparte Geld selbstständig machen, einen Mikrokredit bekommen und größere Investitionen tätigen können. Dadurch entsteht die Chance, dass immer wieder neue Frauen zum Projekt dazukommen, weil andere bereits auf eigenen Beinen stehen.“ Aus der gemeinsamen Kooperation zwischen Zazi Vintage und der „IPHD“ ist mittlerweile auch eine Schule für Mädchen hervorgegangen, um der Benachteiligung gegenüber den Jungen entgegenzuwirken und ihnen den Zugang zu regelmäßiger Bildung zu ermöglichen. Für das Modelabel selbst plant die Designerin aus Den Haag schon eine Ausweitung nach Nepal und das Amazonas-Gebiet. „Ich möchte gerne neue Regionen und die Kleidungstradition dort, die Stoffe und Materialien kennenlernen, um wieder neue Brücken in andere Länder zu schlagen.“ Wenn Jeanne über all das spricht, sieht man ihr die Passion förmlich an. Neben mir sitzt eine sympathische, entschlossene Frau, die in kurzer Zeit ein Label ins Leben gerufen hat, was persönliche Freude an Vintage-Kleidung und das dringliche Bedürfnis, die immer noch prekären Verhältnisse des Modemarkts verändern zu wollen, vereint. Dabei geht es um mehr als nur schöne und faire Mode. Es geht darum sie nutzbar zu machen, indem sie zum Verbindungselement zwischen der eigenen und einer fremden Welt wird. „Mode ist für mich schon immer eine Form der Kommunikation gewesen. Eine Ausdrucksform wie eine zweite Haut.“, sagt Jeanne und fährt dabei mit den Händen über den roten Baumwollstoff ihres Kleides. Am Ende des Interviews bin ich beeindruckt von so viel Mut, Idealismus und Durchhaltevermögen. Ich lasse meinen Blick noch einmal an den Kleidern und Mänteln entlang wandern und für einen kurzen Moment fühle ich mich nach Indien zurückversetzt. Ich denke an den Minakshi-Tempel, als ein Sari prächtiger und bunter war als der Nächste und meine Augen nicht genug bekommen konnten von dem Farbenmeer. Bevor ich die wunderbare Welt von Zazi Vintage wieder verlasse und mich zurück in den grauen Alltag begebe, muss ich Jeanne noch eine letzte Frage stellen. Was bedeuten Farben für dich, frage ich sie. Da lehnt sie sich zurück, atmet einmal tief ein und sagt mit einem breiten Lächeln im Gesicht: „Farben bedeuten leben.“

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Saris - ein Meer an Farben und Mustern Zwischen den Inderinnen und den Saris besteht eine „tiefe, identitätsstiftende Verbundenheit“, weshalb dieses außergewöhnliche Kleidungsstück noch immer im Zuge der Tradition einen wichtigen Stellenwert in Indien hat. Er repräsentiert eine Kultur, die sich designgeschichtlich mindestens tausend Jahre zurückverfolgen lässt und dabei ebenso mannigfaltig ist wie die Ausstattungen und Formen der jeweiligen Gewänder. Ein Sari, der in den verschiedenen Regionen Indiens unterschiedliche Namen wie lugda, dhoti, pata, seere, sadlo oder kapad trägt, besteht aus einteiligen oder mehrteiligen Stoffbahnen, die in bestimmter Wickeltechnik um den Körper gebunden werden. Das Entscheidende hierbei ist, dass der Sari niemals durchstochen bzw. genäht, sondern lediglich durch die Art des Wickelns fixiert wird, um so den Anspruch von Rein- und Einfachheit zu bewahren. Die Farbenvielfalt der Saris, die uns heute als ein signifikantes Merkmal begegnet, ist allerdings eine recht junge Errungenschaft. Denn erst im späten 19. Jahrhundert wurden chemische Farbstoffe eingeführt. Davor wurden die Gewänder in ganz Indien komplett in weiß gefertigt, was nicht nur Kostengründen geschuldet war, sondern ebenfalls der Idee von Reinheit und Zurückhaltung Ausdruck verleihen sollte. So vielfältig wie Indien selbst ist, so vielfältig sind auch die Modelle der Saris, weshalb es ohnehin nicht die Definition des einen Saris gibt. Er variiert sowohl in den unterschiedlichen Bundesstaaten als auch im Bezug auf die Tragweise der jeweiligen Frauen. So ist der Sari durch seine Form und Struktur nicht nur regional different, sondern gibt durch die Art und Weise des Tragens auch Aufschluss auf den Charakter und die Haltung der Trägerin. Denn die Frauen können zusätzlich den Stoff ganz individuell binden, sodass der Sari auf dem Fahrrad ebenso praktisch ist wie bei der Betätigung von körperlicher Arbeit und gleichzeitig einen personalisierten Charakter bekommt. Damit ist er für Rta Kapur Chishti, Autorin und Wissenschaftlerin, das „einzigartigste und vielseitigste Kleid der Welt.“ Aber natürlich steht auch der Sari dem Wandel der Zeit gegenüber – industrielle Webereien und Spinnereien lösten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den handbedienten Webstuhl ab und verdrängten damit in vielen Orten die nun arbeitslosen Weber und die traditionelle Fertigkeit bzw. Herstellungsweise der ausgefallenen Gewänder. Aber auch die Globalisierung und der damit einhergehende Import von Billigware wie Chiffon und Seide aus China, erschwert mittlerweile sogar den großen Textilfabriken das Überleben. Außerdem orientieren sich die indischen Frauen stark an der westlichen Mode, wodurch der Sari als Alltagskleidung immer mehr in den Hintergrund rückt. Nur bei besonderen Anlässen wie beispielsweise der Hochzeit, wird der Sari nach wie vor getragen und bleibt so immer noch ein fester Bestandteil der indischen Mode und Kultur. Buchempfehlung: Sari. Das schönste Kleid der Welt. Dumont Verlag. ISBN 9783832194581. Mit Farbschnitt, in eigens gestalteter Seide gebunden. Rta Kapur Chishti ist Co-Autorin und Herausgeberin verschiedener Publikationen über Saris und indische Textilien. Sie gründete die „Sari School“, die Saris herstellt und Workshops zum Tragen von Saris organisiert. Das Buch ist nicht mehr im Buchhandel aber durchaus noch antiquarisch erhältlich.

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Der zweite Kunstraub Des Wahnsinns falsche Beute Text Ulrich J. C. Harz & Victoria Thiele

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Tante Cornelia hingen an den Wänden, ie schwer haben sich die Austürmten sich auf Tischen, stapelten stellungsmacher mit dieser politisch sich in Schubladen. Das Arrangement spektakulären, künstlerisch spewar eher Deponie als Drapierung. Die kulativen Doppelausstellung getan. Bundeskunsthalle in Bonn möchte Zeitgleich in Bern und Bonn werden ein Hort der Wissenschaft sein, nicht die Bestände jenes alten Mannes Cordie Räuberhöhle eines alten Mannes. nelius Gurlitt gezeigt, der den MilliHier hängen die Bilder in Reih und ardenkunstschatz der Nazis gehütet Glied, sortiert nach Künstlern, aufhat wie Alberich das Rheingold. Nach geschlüsselt nach Epochen, versehen reißerischen Titelstories in Focus und mit Notizen. Der Weg jedes Bildes ins Spiegel ist die Realität im Museum anHause Gurlitt wird, soweit bekannt, gekommen und das sind erstklassige vermerkt. Der Besucher betritt ein Künstler mit zweitrangigen Werken. begehbares Register, wie es vielleicht Kryptisch titelt die Bundeskunsthalein Kunsthändler anlegen würde. Ein le „Bestandsaufnahme Gurlitt. Der Kunsthändler wie Hildebrand Gurlitt. NS-Kunstraub und die Folgen“. Die Folgen sind ein zweiter Raub, rechtDer Staat, die Kunst und der Tod lich so bedenklich wie der erste. GurDie Ausstellung „Bestandsaufnahme litt wird im Zug von Salzburg nach Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die FolMünchen vom Zoll kontrolliert, man gen“ zeigt Gemälde und erzählt Gefindet eine große Summe Bargeld, schichten. Man sollte Zeit mitbringen, durchsucht seine Wohnung und findet Lucas Cranach der Jüngere (1472–1553), Werkstatt, Das Christuskind mit dem um allen Handlungssträngen zu folgen: eine Sammlung, von der keiner geJohannesknaben 1540 (?), Tempera und Öl auf Eichenholz, 35,3×25,6 cm, Kunstmuseum den Kunstepochen Europas mit ihren Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014, Provenienz in Abklärung/aktuell kein Raubkunstverwusst hat. Die Werke, die er seit 1960 dacht. Foto: Mick Vincenz © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland wichtigsten Akteuren, Hitlers Lieblingsbewacht hat, werden beschlagnahmt, maler Makart, die Biographie von Hilder alte Mann stirbt wenig später, debrand Gurlitt. Die Bundeskunsthalle sein Biograph Maurice Remy schreibt, zeigt die vielen Gesichter des vermeinter wurde durch die Beschlagnahme in lichen Dramas, die vielen Facetten von Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt: der den Tod getrieben. Seitdem ist das ein Fall für die Kunstrepublik Deutschland, für Leiter des Hamburger Kunstvereins, der wegen seines Einsatzes für die Moderne das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste und für das Staatsministerium für entlassen wird. Der Vierteljude, der seine Galerie auf den Namen seiner Frau einKultur und Medien. tragen lassen muss. Der Kunsthändler, der für die Nazis „Entartete Kunst“ verkauft und Raubkunst in Frankreich erwirbt. Derselbe Kunsthändler, der nach dem Krieg Provenienzforschung und Restitution von aller Schuld freigesprochen wird und den Verbleib seiner Sammlung vertuscht. Monika Grütters redet viel und sagt wenig. Wie einen guten Neujahrsvorsatz kün1956 stirbt Hildebrand Gurlitt durch einen Unfall, sein Sohn wird zum Hüter des digt sie an, dass Deutschland die Restitution von Raubkunst ganz neu aufrollen väterlichen Erbes. will. Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn sei eine „Bestandsaufnahme Gurlitt“, kein Ergebnis, sondern ein Ausgangspunkt. Ein Anfang, nach sieben JahCornelius Gurlitts eigene Provenienz ist lückenhaft: Was ist in den 50 Jahren nach ren, nach der Arbeit von 15 Experten, nach verbrauchten 1,9 Millionen Euro. Die Hildebrands Tod passiert? Wir wissen es nicht. Das einzige Portrait von ihm in dieKulturpolitikerin vergisst zu erwähnen, dass sie auch ein Ende ist. Das Ende von ser Ausstellung ist Teil einer Collage mit Zeitungsartikeln über den „Fall Gurlitt“. Cornelius Gurlitt. Ihm sind keine Gemälde, keine Zeichnungen, keine Skulpturen zugeordnet, nur ein Koffer. In diesem seien Kunstwerke „griffbereit“ gelagert worden.. Cornelius ist Am 6. Mai 2014 stirbt Rolf Nikolaus Cornelius Gurlitt, herzkrank, allein, in einer hier ein Gewissensgeplagter, der seine Schätze nicht genießen kann, sondern nur leeren Wohnung. Den größten Teil seines Lebens hat er hier mit seinen Gemälden um ihren Besitz fürchtet. verbracht. Werke von Max Beckmann, Edvard Munch, Honoré Daumier und seiner

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Fünfzig Jahre Einsamkeit Die Details, die seit dem Schwabinger Kunstfund ans Licht gekommen sind, zeichnen ein anderes Bild von Cornelius. Als Kind und junger Mann bewundert er seinen Vater für dessen Kraft, die Kompetenz, den Kampfgeist. Cornelius, der wie ein Uhrwerk von der Energie seines Vaters aufgezogen wurde, bleibt vier Jahre nach dessen Tod stehen. Er bricht sein Studium der Kunstgeschichte ab und lebt jahrzehntelang als eine Art Museumswächter unter seinen Bildern. Er kauft keine Kunst, er lebt nicht im Luxus, er prahlt nicht mit dem Prunk, der ihn umgibt. Malereien finanzieren ihm die Mahlzeiten, Kunstwerke sind seine Krankenkasse. Er verkauft Bilder, um Arztrechnungen zu bezahlen. In den 90er Jahren veräußert er in der Schweiz ein Werk, der Erlös liegt auf einem Schweizer Konto. 2010 hebt er 9.000 Euro ab und fährt im ICE nach Deutschland. Der zweite Kunstraub Auf eine Zollkontrolle im Zug folgt eine Hausdurchsuchung in München. Man verdächtigt Gurlitt der Steuerhinterziehung. Üblicherweise werden dabei Unterlagen, USB-Sticks, Festplatten konfisziert – doch der riesige Kunstschatz degradiert den Verdacht zum Vorwand. Vier Tage lang beschlagnahmen die Fahnder 1.280 Werke aus der Wohnung. Der menschenscheue Cornelius kann nur stumm dabei zusehen. Der Zweck heiligt die Mittel. Es geht schließlich um Milliardenbeträge, um hunderte Fälle von Raubkunst, um den Nachlass eines habgierigen Monsters. So ist es für die Öffentlichkeit zu lesen, als die Presse nach 20 Monaten der Geheimhaltung Wind von der Geschichte bekommt. Die Milliardenwerte in Gemälden zerfallen schnell zu Millionenwerten in Papierarbeiten. Von den hunderten Raubkunstfällen bestätigen sich sechs. Und der Sohn des Monsters, Cornelius Gurlitt, hat regelmäßig Steuern gezahlt – in Österreich, an seinem Erstwohnsitz. Die deutschen Beamten sind nicht zuständig. Es droht ein Justizskandal – von der glorreichen Wiederherstellung von Recht und Gerechtigkeit bleibt die unrechte und ungerechte Enteignung eines alten Mannes. Die Kunst wurde ein zweites Mal geraubt. Der tiefe Fall Gurlitt Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat sich vor Euphorie in einem politischen Minenfeld verrannt. Ihre Reaktion ist halb Flucht nach vorn, halb Schritt zurück. Es wird eine Taskforce eingerichtet. 15 internationale Experten sollen unter der Leitung von Ingeborg Berggreen-Merkel den Fall aufklären. Auf der Liste steht nur eine einzige Provenienzforscherin. Sie arbeitet in Wien - nicht in Deutschland. Im April 2014 verspricht man Cornelius Gurlitt die Rückgabe seiner Bilder, sobald die Taskforce ihre einwandfreie Herkunft bestätigt hat. Gurlitt stirbt einen Monat später. Er erklärt das Kunstmuseum Bern zum Erben seiner Sammlung. Ein stiller Mensch nimmt Rache. Nach zwei Jahren veröffentlicht die Taskforce einen Bericht: Die Provenienz von zwölf von 499 Werken wurde aufgeklärt. Eines davon ist ein Familienportrait von Cornelius’ Urgroßvater. Bei dieser Geschwindigkeit würde es über 45 Jahre dauern, die Herkunft aller Bilder zu ermitteln. Die Enkel der ursprünglichen Besitzer wären dann längst tot. Das Projekt wird begraben, die Bundeskunsthalle nennt ihre Ausstellung „Bestandsaufnahme“, Monika Grütters übt sich in der Kunst der Verlegenheitsreden. Bis heute wurden insgesamt fünf Werke ihren rechtmäßigen Erben zurückgegeben. Berggreen-Merkel erscheint nicht zur Eröffnung in Bonn. Die Ausstellung soll der Welt zeigen, wie Deutschland seine Vergangenheit aufarbeitet. Wie ein Rechtsstaat mit einem Kunstraub den Raub eines Unrechtsstaats wieder gutmacht. Diese Bestandsaufnahme hat vor der Geschichte keinen Bestand, der Besuch lohnt dennoch wegen des akribischen Kataloges, der voller Detektivarbeit steckt, wegen der Details, die zeigen, wie hell die Kunst in dunklen Zeiten leuchten kann. An der Seite der Bundeskunsthalle versteckt sich eine Statue, die den Geist der Ausstellung ach so treffend benennt. Sie heißt „Mein innerer Schweinehund“.

„Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die Folgen“ läuft noch bis zum 11. März 2018 in der Bundeskunsthalle Bonn. Literatur zum Thema: Ausstellungskatalog Bestandsaufnahme Gurlitt / Kunstmuseum Bern. München, erschienen im Hirmer Verlag. Der Fall Gurlitt, Maurice Philip Remy Bestandsaufnahme Gurlitt, der Katalog zur Ausstellung Die Bilder sind unter uns, Stefan Koldehoff sowie im Netz: www.taskforce-kunstfund.de/aktuell.htm www.spiegel.de/einestages/cornelius-gurlitt-die-liebe-seines-lebens-spiegel-reportage-von-2013-a-1141018.html www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen/bestandsaufnahme-gurlitt.html

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Kunst kommt von Können, nicht von korrekt. Kommentar Ulrich J. C. Harz

Clare Gannaway dürfte aktuell die bekannteste Museumskuratorin der westlichen Welt sein. Nicht, weil sie eine meilensteinsetzende Ausstellung kuratiert hat, nicht weil sie mit der Manchester Art Gallery ein Museum von Weltruf führt, nein, einfach, weil sie ein Bild abgehängt hatte, welches ihr nicht political correct erschien. Es traf „Hylas und die Nymphen“ von John William Waterhouse, ein schwül-laszives Verführungssujet aus dem 19. Jahrhundert. Das Bild würde jedem Nachtclub gut anstehen, es zeigt sieben ziemlich niedliche Nymphen, die den mythologischen Hylas zu sich in einen Waldtümpel locken. Und natürlich sind alle Sieben barbusig, braunäugig und brünett. Miss Gannaway behauptete angesichts der gesammelten internationalen Häme über die Abhängaktion, sie habe nur eine Diskussion darüber auslösen wollen, ob und wie solche Bilder mit einem antiquierten Frauen- und Männerbild heute gehängt werden sollten. Aber zwischenzeitlich wurde das mythenschwangere libertinäre Opus abgehangen und magaziniert, also zensiert. Ob Gannaway, vom Typ eher feministisch-suffragetisch als naive Nymphe wirklich den Disput zum Frauenkörperbild befeuern wollte oder vielmehr ihre eigene Karriere, bleibt Spekulation. Aber die Aktion ist symptomatisch für jene political correctness, die seit Harvey Weinstein und Kevin Spacey alles ans Licht zerrt, was im Dunkeln gemunkelt wurde. Selbst das Boulevardblatt Bild, sonst nicht für liberale Aufgeklärtheit bekannt, mahnte Ende Januar „Jetzt wird die Kunst kastriert!“ Das trifft nicht nur die Bilder. In Berlin wird alsbald eine 6-Etagen-Hauswand überstrichen, weil sie zuvor mit einem pseudosexistischen Gedicht des 93-jährigen Eugen Gomringer bemalt worden ist. Das Gedicht, im Original auf Spanisch, beschreibt angeblich die Sicht eines Mannes auf Frauen. „Altherrenphantasie“, – wohlgemerkt er schrieb das Gedicht 1953 im jungen Alter von 28 Jahren – wie auch beim 47-jährigen Waterhouse oder aber nur vorauseilende Sexismus-Angst an der Alice-Salomon-Hochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik? Das Gedicht ist ein Gedicht. Die Berliner Studierendenvertreter, die hier eine sexistische Attacke im Blick des Bewunderers vermuten und das Gedicht entfernt wissen wollen, sind nur die Speerspitze der Kulturcontrolletis und Betroffenheitsbevollmächtigten. Es steht zu vermuten, dass diese empörten Sozialpädagogen auch bei „Des Knaben Wunderhorn“ in eine ganz eigene Richtung empfunden hätten. Wie sagt unser Nationaldichter Goethe: „Im Auslegen seid nur frisch und munter, legt ihr nichts aus, dann legt was unter.“ Noch kruder wird die Kunstzensur, wenn sie von europäischen Institutionen ausgeübt wird. So hat das „Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum“ der deutschen Produktion Constantin Film untersagt, die Markenrechte an dem Erfolgsfilm „Fack ju Göhte“ zu schützen. Und das in vollem Ernst. Die hanebüchene Begründung: Für einen Rechteschutz darf der Titel nicht so vulgär sein, er muss dem Geschmack einer vernünftigen Person mit durchschnittlicher Empfindlichkeits- und Toleranzschwelle entsprechen. Haben den Film 7 Millionen geschmacklose Zuschauer gesehen? Hier wird die Kultur am Gängelband geführt. Hier wird der geschmacksneutrale Zuschauer zum Maß aller Dinge gemacht. Hier wissen anmaßende Institutionen nicht mehr, wo die Grenzen der Einmischung sind. Ja, Kunst ist anarchisch und wild, sie kennt und anerkennt keine Grenzen und Einschränkungen, ja, sie darf alles und jeder kann das finden, wie er will. Und wir rufen der Geschmackspolizei ein fröhliches „Fuck you, Zensur!“ zu. Und wären damit am Ende.

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William N. Copley, Imaginary Flag for U.S.A., 1972, stitched and sewn fabric (cotton, nylon, polyester), 127 x 182 cm, William N. Copley Estate, New York ©VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Amerika quo vadis? Vier Ausstellungen zeigen einen Überblick amerikanischer Kunstgeschichte Text Alexandra Wendorf

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hink“ steht in großen Lettern auf William N. Copleys Imaginary Flag for U.S.A. geschrieben – genau dort, wo sich auf der amerikanischen Flagge die 50 Sterne der Bundesstaaten befinden. 1972, gegen Ende des Vietnamkriegs und zu Beginn des Watergate Skandals entstanden, ist diese subversive Flagge ein Gegenentwurf zu einem ideologisch verbrämten Patriotismus. Heute erscheint sie aktueller denn je und so lassen sich Bezüge in der großen Amerika-Schau zur gegenwärtigen Situation sicherlich vielfach herstellen, sollten aber nicht den freien Blick auf die Werke nehmen: Mit einer Zusammenstellung der bekanntesten Künstler Amerikas wie beispielsweise Alex Katz, Roy Lichtenstein, Jeff Koons, Robert Longo, Cindy Sherman, Jeff Koons und Andy Warhol zeigt der Kurator Helmut Friedel in „AMERICA! AMERICA! HOW REAL IS REAL?“ im Museum Frieder Burda in Baden-Baden eine „unglaubliche künstlerische Vitalität“. Mit den rund 70 Werken werden sowohl Vorstellungen des „American way of life“ als auch die oftmals ernüchternde Kritik daran deutlich. Zugleich werden durch die Thematisierung von Reproduzierbarkeit in Massenmedien, Werbung und Konsumgesellschaft bestehende Machtverhältnisse und die Wahrnehmung von Wirklichkeit in Frage gestellt. In der Parallelausstellung „THE AMERCAN DREAM“ im Museum Assen im Niederländischen Drents und in der Kunsthalle Emden wird ebenfalls ein faszinierender Einblick in den „American way of life“ gegeben. Anhand der Themen Mensch, Stadtleben, Landschaft, Genre und Stillleben bietet die Ausstellung mehr als nur einen kunsthistorischen Überblick. Die Werke, die aus großen amerikanischen Museen, Firmensammlungen und Privatsammlungen vor allem an der Ostküste stammen, nehmen die Betrachter mit auf eine Reise durch die Kultur und die Geschichte

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der USA in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Drents Museum in Assen setzt bei dieser Doppelausstellung den Fokus auf die Zeit von 1945 bis 1965, die in Emden mit Werken des amerikanischen Realismus von 1945 bis 2017 fortgesetzt wird. Der Traum unbeschränkter Möglichkeiten, es vom sprichwörtlichen Tellerwäscher zum Millionär bringen zu können, wird hier sichtbar genauso wie der bitteren Enttäuschung und Desillusionierung: Die Werke veranschaulichen die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen und historischen Ereignissen: der Kalte Krieg (1945-1990), die Bürgerrechtsbewegung, der Mord an Martin Luther King 1968 und jener an John F. Kennedy 1963, der Vietnamkrieg 1964-1975, die Mondlandung 1969, der Golfkrieg 1991/2003 oder der Anschlag vom 11. September 2001. Auch soziale Unruhen, das Entstehen der Subkulturen in den Städten, Drogen, Aids und Probleme der Waffengesetze stehen im Fokus. Der Amerikanische Realismus ist eine Strömung mit ganz unterschiedlichen und überraschenden Ausprägungen. Während es Edward Hopper, dem großen Meister dieser Richtung, um Atmosphäre und die Darstellung seiner Umgebung geht, lässt Andrew Wyeth sich vom Landleben inspirieren. Künstler wie Andy Warhol experimentieren dagegen mit der scheinbar oberflächlichen Ästhetik von Massenmedien. Ab den 1960er-Jahren wird die Replik zu einem wichtigen Thema, und die Grenzen zwischen Kunst und Wirklichkeit verwischen sich. Ab dem 23. November 2018 widmet sich das Wallraf-Richartz-Museum in Köln mit einer großen Überblicksausstellung der US-amerikanischen Kunst zwischen 1650 und 1950. Die Schau beginnt mit Werken aus der Kolonialzeit bis hin zu den Meistern des

amerikanischen Realismus und endet mit Beispielen des Abstrakten Expressionismus. Aufgeteilt in acht Ausstellungskapitel spiegeln die Gemälde, Skulpturen und Fotografien sowie Beispiele der Native American Art in chronologischer Abfolge grundlegende künstlerische Entwicklungen und Strömungen, die wohl in dieser Übersicht so noch nie in Deutschland zu sehen waren. Bei so vielen Einsichten in die Kunstgeschichte Amerikas stellt sich unweigerlich die Frage, nach einem Ausblick auf die gegenwärtige Entwicklung Amerikas, die fragwürdiger denn je zu sein scheint. Im Verstehen der Vergangenheit, liegt immer auch die Möglichkeit des Begreifens der Gegenwart und einer realistischen Einschätzung für die nahe Zukunft. Diese Ausstellungen könnten ihren Teil durch ihre unterschiedlichen Blickwinkel dazu beitragen.

AMERICA! AMERICA! HOW REAL IS REAL? Frieder Burda Museum, Baden-Baden Die Ausstellung läuft bis zum 21. Mai 2018 www.museum-frieder-burda.de THE AMERICAN DREAM Amerikanischer Realismus 1945 – 2017 Die Ausstellung läuft bis zum 27. Mai 2018 Teil 1: Drents Museum Assen (Werke 1945 – 1965) Teil 2: Kunsthalle Emden (Werke 1965 – 2017) www.kunsthalle-emden.de www.drentsmuseum.nl Es war einmal in Amerika 300 Jahre US-amerikanische Kunst Wallraf-Richartz-Museum Köln 23. November 2018 - 24. März 2019 www.wallraf.museum


barton ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

Marél, Komposition, 50 x 70 cm, 2005

Entdeckung Das ausdrucksstarke Werk der Malerin Marél Text Arthur Bach

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icht alle künstlerischen Talente kommen frisch von der Akademie und werden beim alljährlichen Rundgang entdeckt. Manchmal muss man sich auf eine Wasserburg ins Rheinland begeben und das Staunen neu erlernen: Marél von Steinling (kurz Marél) ist eine solche Entdeckung. Von 1954 bis 1958 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in München und arbeitet seitdem kontinuierlich an ihrem künstlerischen (Lebens)Werk. Vor allem ihre abstrakten Arbeiten, die sich durch eine große Farbintensität und Vielschichtigkeit auszeichnen, fallen dem Betrachter sofort auf. Sie haben eine ganz eigene Formensprache, die bei aller Abstraktion auch immer wieder Gegenständliches erahnen lässt. Hier erkennt man eine Symbiose unterschiedlichster kunsthistorischer Rückgriffe, die subtil zitiert und gänzlich neu verwoben werden, ohne dass die Malerin dies bewusst einsetzt. So malt Marél – die übrigens auch Bildhauerei gelernt hat – auch gegenständliche Stillleben, Portraits und Landschaften, als wären sie inspiriert durch die Klassische Moderne. Die Malerin scheint diese unterschiedlichsten Stilrichtungen neu zu interpretieren und in ihren abstrakten Werken frei und individuell zu komponieren. Dabei ist die Farbigkeit von besonderer Qualität, die an Kirchenfenster gotischer Kathedralen erinnert und den Betrachter auf intensive Weise in ihren Bann zieht. Ähnlich der mittelalterlichen Farbgebung, springen gelbe Flächen vor das mittlerweile zu dem für die Malerin zum Synonym gewordenen MarélBlau; Rot-Orange vibriert vor Grün während schwarze Linien strukturierende Akzente setzen. Die in Öl gemalten Werke wirken dabei ungemein zeitgemäß, lebendig und enthalten trotz aller Abstraktion auch narrative Elemente. Von sich selbst sagt Marél – die jeden Tag in ihrem Atelier malt: „Die Malerei ist meine Berufung, meine Begabung ein Geschenk, das mir die Möglichkeit gibt, mich zu offenbaren.“ Diese Begabung gilt es nun, einem breiteren Publikum vorzustellen. Es gibt in Kürze die seltene Gelegenheit, eine der wenigen öffentlichen Ausstellungen zu besuchen, und einen Einblick in ihr Schaffen zu nehmen: am Sonntag, den 15. April von 12-18 Uhr im Kulturhof Velbrück, Meckenheimer Str. 47 in Metternich (Weilerswist). Für einen guten Zweck (»Bürger helfen Bürgern e.V.«) wird eins ihrer Bilder versteigert.

Ihre Anregungen und Ihre Wünsche sind uns wichtig! Wir sind (fast) überall für Sie da. www.barton-mag.de info@barton-mag.de Facebook

+49.228.390 74 58

barton-mag.de

www.marel-von-steinling.de

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Sie SagenIhr e s un ung! Mein

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Back to the Roots Die wohl älteste Jazz-Scheune zwischen Tradition und Wohltätigkeit Text Mascha Schlubach

Der Trompeter und Sänger Kermit Ruffins bei einem Auftritt in der „Dew Drop Jazz & Social Hall“. Foto: © AbbyPhoto, LLC

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ine breite Straße zieht sich durch die Abenddämmerung entlang an kargen Bäumen und verschlafenen Häusern, die dicht nebeneinander liegen und im Dunkeln einzig die Silhouetten ihrer Dächer preisgeben – manchmal zeigt ein Licht im Inneren der Häuser plüschige Sofas oder dunkle Holzschränke der Wohnzimmer. Die großen Straßenlaternen scheinen gelblich auf den Asphalt und lassen die Briefkästen, den Bürgersteig und die Vorgärten nur schemenhaft erkennen. Es ist eine amerikanische Nachbarschaft wie sie im Buche steht – idyllisch und vor allem ruhig. Aber der Schein trügt. Nicht ohne Grund legt man knapp sechsundfünfzig Kilometer von New Orleans aus, davon achtunddreißig über eine Brücke quer über den Lake Pontchatrain zurück, um dann endlich am Nordufer des Sees anzukommen und folgendes Ortsschild zu lesen: Welcome to Mandeville. Eine kleine Stadt, dessen Name an verwunschene Märchen denken lässt, und die Teil der St. Tammany Gemeinde in Louisiana ist. Dass sich genau hier, zwischen gemütlichen Häusern und leisen Straßen, eine einzigartige Jazz-Erfahrung machen läßt, wirkt fast utopisch. Doch der Weg, der einen zuvor noch durch die beschauliche Nachbarschaft geführt hat, führt einen geradewegs zu einem ganz besonderen Ort. Zwischen großen, knorrigen Eichen und etwas versetzt neben einer kleinen Baptistenkirche, steht eine alte Holzscheune, aufgesetzt auf dicken Steinen und bunten Glühbirnen am Giebel. Vor dem Eingang sind drei Stände aufgebaut – Kasse, Fanartikel und Getränke. Obwohl es draußen nur zwei Grad sind, schmeckt das kalte Bier. Die Stimmung ist ausgelassen und die Leute tummeln sich zwischen den Ständen mit Getränken in den Händen und einem Lächeln im Gesicht. Dort eine Umarmung, hier eine Begrüßung – es ist eine familiäre Stimmung, nachbarschaftlich und freundlich. Eine dreistufige Treppe führt hinauf zum Eingang in das Herz der Scheune, das sich von seiner authentischsten Seite zeigt – ein großer Raum mit morbidem Charme, schlichten Sitzbänken und einer kleinen Bühne im vorderen

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Bereich auf der bereits Schlagzeug, Piano und Mikro stehen und auf ihren anstehenden Einsatz warten. Doch der Blick bleibt bei dem Schild oberhalb der Bühne hängen. Auf einem Holzbalken steht in eingeritzten Großbuchstaben: DEW DROP JAZZ & SOCIAL HALL – ERECTED 1895. „Dies ist die älteste, unveränderte Jazz-Halle der Welt“, erzählt mir Dennis Schaibly, stellvertretender Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Friends of the Dew Drop“ und der Mann für den Sound, wie er selbst sagt. Gemeinsam mit rund dreißig Kernmitgliedern des Vereins und vielen Freiwilligen sorgt Dennis dafür, dass dieser historische Ort erhalten bleibt und mit regelmäßigen Jazzkonzerten immer wieder zu neuem Leben erweckt wird. Dass sich die Geschichte der „Dew Drop Jazz & Social Hall“ bis ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, macht diesen Ort zu einem besonderen kulturgeschichtlichen Zeitzeugnis. Am fünften Mai 1885 gründete eine Gruppe afroamerikanischer Bürger von Mandeville, unter der Leitung von Olivia Eunio, die „Dew Drop Social and Benevolent Association“ und legten zehn Jahre später, 1895, den Grundstein an dem Ort, wo noch immer die Halle steht. Genau das Jahr, welches nach heutigem Stand die Geburtsstunde des New Orleans Jazz oder des traditionellen Jazz in der Rampart Street und in den Tanzhallen von Storyville in New Orleans markiert. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs 1865 und dem damit zumindest offiziell in Kraft tretenden Verbot der Sklaverei, kümmerte sich der Verein vor allem um Hilfsbedürftige der afroamerikanischen Gemeinschaft aus der Gegend. Sie verteilten Essen und sammelten durch regelmäßige Musikveranstaltungen Spenden, um so die Bedürfnisse und Kosten der Gemeinde zu decken. „Die Dew Drop war schon vor 123 Jahren ein richtiger Treffpunkt – ein Ort, wo Menschen der Gegend zusammen gekommen sind“, erklärt Dennis und verschwindet kurze Zeit danach wieder hinter dem Mischpult, um den Soundcheck für das Konzert vorzubereiten.


Zwar hat Musik in der „Dew Drop“ schon immer eine große Rolle gespielt, aber erst als einige Jazzpioniere aus New Orleans Anfang des 20. Jahrhunderts das Unterhaltungsviertel Milenberg verließen und mit dem Dampfschiff den Lake Pontchatrain überquerten, um ans Nordufer nach Mandeville zu gelangen, entwickelte sich das kleine Dorf zu einem signifikanten Musikzentrum. Diesen Zulauf an Menschen und die damit wachsende Popularität des Ortes nutzte die „Dew Drop Social and Benevolent Association“ aus, indem sie regelmäßig am Samstagabend Musik- und Tanzveranstaltungen organisierte, wo sowohl Anfänger als auch Profis die Bühne betraten und gemeinsam musizierten – der Jazz in seiner frühesten Form hatte ein neues Zuhause gefunden. Die Veranstaltungen erfreuten sich großer Beliebtheit und der Verein bemühte sich, neben den sozialen Tätigkeiten, zunehmend um die Realisierung und Organisation der Konzerte und legte damit einen Meilenstein innerhalb der Jazzgeschichte.

und zieht sich dabei ein paar Handschuhe über. Es ist ein eisig kalter Abend und ich bin froh als wir uns dem kleinen Gemeindehaus hinter der Halle nähern, wo man sich in der Pause mit typischem Südstaatenessen stärken kann. Die freiwilligen Helfer der Kirche verkaufen dort selbstgemachtes Cornbread mit roten Bohnen und Reis – ein traditionelles Essen in New Orleans und das Richtige zum Aufwärmen. „Es ist wirklich großes Glück, dass so viele Freiwillige das Projekt „Dew Drop“ unterstützen. Hier wäscht jede Hand die andere. In der Pause beispielsweise hilft die Kirche bei der Beköstigung und kümmert sich um die Vorbereitungen in der Halle vor den Konzerten“, erzählt Dennis während sich der kleine Raum langsam mit immer mehr Gästen füllt. Das Herz der Jazz-Halle bleibt aber der gemeinnützige Verein „Friends of the Dew Drop“, der nicht nur alles zusammenhält und koordiniert, sondern auch für die Organisation der Konzerte und das Line-Up verantwortlich ist. So trifft sich zum Beispiel regelmäßig ein dafür zuständiges Komitee, um die Liveacts für die anstehende Saison zu planen. Dabei stellt jeder seine persönliche Liste an Vorschlägen vor, aus denen dann eine gemeinsame Konzertreihe entwickelt wird.

Daran anknüpfend entwickelten sich die Folgejahre, insbesondere die 20er und 30er Jahre zu einer Blütezeit – nicht nur für die Dew-Drop-Halle, sondern für die gesamte Jazz-Community. Die kleine Bühne in Mandeville beherbergte nun mehr wahre LegenSeit der Verein den des Jazz wie 2006 die Obhut beispielsweise Budder „Dew Drop Jazz dy Bolden, Kid Ory and Social Hall“ und Andy Anderson. übernommen hat „Sogar Louis Armsund regelmäßige trong soll mehrmals Veranstaltungen in der „Dew Drop“ stattfinden, steigt gespielt haben, die Popularität des noch bevor er überOrtes zunehmend. haupt berühmt wur„Es ist verrückt de“, erzählt Dennis zu beobachten, Schaibly mit einem wie sehr das InteLächeln im Gesicht. resse an der „Dew Aber die Hochphase Drop“ in den letzwar nicht von lanten Jahren gestieger Dauer als sich gen ist. Musiker in den 40er Jahren und Bands, die Zwischen alten Bäumen: Die „Dew Drop“ von der Lamarque Street aus gesehen. Foto: © AbbyPhoto, LLC einige Unternehmen schon immer hier mit besonderen Vergespielt haben, losicherungsangebocken mittlerweile ten bildeten und so so viele Leute, dass das ehrenamtliche Engagement des Vereins immer mehr in den Hintergrund geriet. der Platz oft nicht reicht. Wir haben hundert Sitzplätze, aber meistens kommen Als dann zusätzlich einige der ersten Gründungsmitglieder der „Dew Drop Social doppelt so viele Besucher.“ Als die Pause vorbei ist, muss sich Dennis beeilen, um and Benevolent Association“ verstarben, verlor auch die kleine Scheune aus Holz rechtzeitig wieder hinter dem Mischpult zu stehen. Als Toningenieur ist er unabihre besondere Energie und verwahrloste. Auch die Gründung und Organisation dingbar für jedes Konzert. Und auch ich laufe geradewegs zurück zur Halle, um eines neuen Vereins, zusammen mit einer neuen Halle ganz in der Nähe, ließ die noch einen der begehrten Sitzplätze zu ergattern. Denn auch an diesem Abend „Dew Drop“ immer mehr in Vergessenheit geraten. Erst als Jaqueline Vidrine, eine drängen sich die Leute durch die alte Holztür in die bunt erleuchtete Scheune, um Geschäftsfrau aus Mandeville, 1993 das Gebäude erwarb und es im Jahr 2000 der den zweiten Teil des Konzerts mitzuerleben. Die Stimmung ist wie zu Anfang ausStadt spendete, erlebte die kleine Halle ihre Renaissance. Noch im selben Jahr orgelassen. Es wird gepfiffen, geklatscht und getanzt, bis Germaine Bazzle um 22 ganisierten der Naturschutzpark, die New Orleans Jazz Kommission und die GeorUhr ihren letzten Song anstimmt und mit einem begeisterten Applaus von der Bühge-Buck-Stiftung einen Abend, der dem traditionellen Jazz gewidmet war und zum ne verabschiedet wird. Draußen tummeln sich wieder Freunde, Vereinsmitglieder, ersten Mal nach sechzig Jahren standen wieder Musiker auf der kleinen Bühne im Nachbarn und Besucher aus der ganzen Welt für ein letztes Getränk und ich bin Herzen von Mandeville. Der berühmte Klarinettist Dr. Michael White eröffnete gegerührt an dem Abend ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die eine große Passion meinsam mit einer großen Jazzband den Abend und ließ den Ort zu neuem Leben gemein hat: die Musik. Es ist nicht nur die alte, hölzerne Halle mit ihrer langen erwecken. Der Neuanfang der „Dew Drop“ war beschlossen und wurde im August Geschichte, die magisch ist, sondern auch die Menschen um sie herum, die diesen 2006 besiegelt, als zwei Mitglieder des Stadtrates von Mandeville, Zella Walker und Ort zu einem Raum voller Begegnungen, Leben und Freude werden lassen. Trilby Lenfant, den gemeinnützigen Verein „Friends of the Dew Drop“ gründeten und der Jazz als verlorener Sohn an den Ort zurückkehrte, wo er einst so glorreich Ich bedanke mich bei Dennis für den schönen Abend und seine Zeit und bevor zelebriert wurde. ich wieder ins Auto steige, fällt mir ein, dass ich ihn noch gar nicht gefragt habe, was die „Dew Drop“ ganz persönlich für ihn bedeutet. Da lächelt er und deutet mit Wie lebendig die alte Scheune seitdem wieder ist, spüre ich, als sich der Raum langseiner rechten Hand in den klaren Nachthimmel: „Ich weiß nicht, wie oft ich den sam mit Leuten füllt und die Stimme von der New Orleans Jazzlegende Germaine Sternen schon gedankt habe, dass ich vor sechs Jahren gefragt wurde, ob ich dem Bazzle durch die Reihen schwingt. Gemeinsam mit Schlagzeug und Piano, erinnert Verein beitreten will. Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die vielen Konzerte zu beder markante Scatgesang an den Stil von Louis Armstrong und man ist verzaubert gleiten und die Halle lebendig zu halten, macht mich glücklich. Ganz ehrlich, für von der einzigartigen Atmosphäre, der gemeinsamen Liebe zur Musik und der bemich gibt es keinen Ort, wo ich lieber wäre.“ Wieder führt eine breite Straße durch wegende Geschichte hinter der hölzernen Fassade. „Wenn die Musiker auf der Bühdie ruhige Nachbarschaft mit den verschlafenen Häusern, vorbei an den gepflegten ne stehen, dann spüren sie dieses spezielle Gefühl, diesen traditionellen Geist, der Vorgärten und den gelben Lichtern der Laternen, aber diesmal mit einem Gefühl von den Wänden der Halle ausgeht und dieses Gefühl kommt dann auch beim Puvon Glück. Ein Gefühl, das immer dann aufkommt, wenn man einen ganz besondeblikum an. Das ist wie ein Rausch“, erzählt Dennis, als wir in der Pause eine Runde ren Ort gefunden hat. um das alte Gebäude drehen. „Es gibt weder eine Heizung noch eine Klimaanlage in dewdropjazzhall.com | www.facebook.com/dewdropjazzhall/ der Halle. Man kommt also öfters mal ins Frieren oder ins Schwitzen“, lacht Dennis

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Skandal. Skandal. Wenn die Freiheit der Kunst mit der moralischen Schere beschnitten wird Text Spunk Seipel

S

kandal! Skandal! Skandal! Kaum eine Woche vergeht, in der nicht irgendwo in einer Galerie, einem Museum oder einer Kunsthochschule ein Skandal ausgerufen wird. Der Skandal in der Kunst, lange als historisches Phänomen abgehakt, prägt die aktuelle Kunstwelt wie kaum eine Epoche zuvor. Der Skandal, eigentlich eine Ausnahmeerscheinung, wird zum Alltag in einer aufgeregten Zeit.

einen Skandal aus, wenn sie ein vermeintlich diskriminierendes Kunstwerk entdecken. Aber wird sich nicht immer jemand finden, der sich durch ein Kunstwerk beleidigt fühlt? Was, wenn sich jemand von abstrakten Malereien gestört fühlt, weil dadurch bestimmte gesellschaftliche Probleme nicht thematisiert werden?

Letztes Jahr wurde das Bild von einem schwarzen Opfer des Rassismus in Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), Johannes der Täufer, ca. 1610, den USA von der weißen Malerin Öl auf Leinwand, 159 x 124 cm, Galleria Borghese, Rom Dana Schutz auf der Whitney Biennale skandalisiert. Der Skandal bestand Dabei erinnert vieles an längst darin, dass eine Weiße das Leid von vergangene Zeiten. Selbsternannte Schwarzen ausbeute. Ob die NichttheMoralwächter verurteilen Künstler matisierung des schwarzen Leids besser wäre, wurde Gutes angestoßen worden. Museen und Kunstakadeund Kuratoren nicht nur wegen ihrer Arbeit, sondern bei diesem Streit nicht gefragt. Vielen ist eine totale mien öffnen sich der Inklusion. Es gibt so viele Muauch wegen ihres Privatlebens. Es gibt einen WettSegregation der Rassen und Gruppen im Namen der seumsdirektorinnen und Kunstprofessorinnen wie streit, wer als erster einen Verstoß gegen die neuen Political Correctness lieber, als dass jemand die Kultur noch nie in Deutschland. Beim Thema Raubkunst guten Sitten in der Kunst entdeckt. Wer die radikalste einer anderen Gruppe „benutzen“ würde. Das kann wird inzwischen auch an die koloniale Vergangenheit These am lautesten vertritt, scheint offensichtlich die nur zur totalen Rassentrennung und Entfremdung der Deutschlands gedacht und zuweilen sogar gehandelt. größte Beachtung zu genießen und erweckt den EinMenschen führen. Künstler und Kuratoren mit Migrationshintergrund druck, unangreifbar zu sein. Nur der Verdacht, ein haben bessere Chancen im Kunstbetrieb und werden Kunstwerk könnte sexistisch oder rassistisch sein, Ebenfalls in New York fordern Tausende, dass im Menicht mehr nur auf ihren erdachten Exotenstatus rereicht aus, um Karrieren zu zerstören. Widerspruch tropolitan Museum ein Bild von Balthus abgehängt duziert. Selbst die Kritiker profitieren von diesen Fortwird mit dem simplen Argument weggewischt, dass wird. Schon 2014 sagte das Folkwang Museum in Esschritten. man auf der richtigen Seite stehe. Kritiker sind versen eine Balthus-Ausstellung ab. Die Bilder des Madächtig selber Sexisten, Rassisten oder reaktionär zu lers werden letztendlich nur noch unter einem rein Zugleich zeigen die Beispiele aber auch, dass der Kunstsein. Das alles geschieht natürlich nur in der besten sexistischen Gesichtspunkt gesehen. Eine Einbahnbetrieb nicht besser als die Gesellschaft ist. All das sind Absicht. Im Namen einer Political Correctness, die die straße bei der Interpretation der surrealen Bildwelten auch Probleme in der Politik, der Wirtschaft, in der BilWelt zum besseren verändern will. des polnischen Malers. dung und jeden anderen Bereich der Gesellschaft. Aber es wird eine überhöhte moralische Erwartungshaltung Prinzipiell kann man gegen Political Correctness nichts Auch dass in Manchester ein vermeintlich sexisdeutlich, die viele politisch korrekten Menschen an die sagen. Wer ist schon für Rassismus, Sexismus oder tisches Bild von John William Waterhouse aus dem Kunst haben. Kunst habe über der „normalen Welt“ zu den Auschluss behinderter Menschen aus dem KunstJahr 1896 abgehängt wurde sorgt nicht für Ruhe in der stehen. Kunst solle Vorbildcharakter haben und erziebetrieb? Political Correctness will Minderheiten schütSexismusdebatte. Es zeigt zudem, wie besessen vom herisch im positiven Sinne sein. Kunst muss einfach zen und stärken, Ungleichheiten sichtbar machen und Sexismus jene sind, die sich für die Zensur solcher besser sein als die gegenwärtige Welt. diese beseitigen. Diffamierender Sprachgebrauch soll Bilder aussprechen. Sie können Bilder nur noch unter erkannt und einer betroffenen Gruppe durch neue einer sexistischen Sichtweise sehen. Die Frau ist in Doch widerspricht nicht genau diese Erwartung der Wörter ihre Würde zurückgegeben werden. An sich ihren Augen prinzipiell zum Objekt gemacht worden. Kunst, wie wir sie schätzen und lieben? Kunst soll ein gutes Ansinnen. Andere Interpretationen können nicht mehr gelten. uns eine „andere Welt“, nicht unbedingt eine besseTatsächlich lebte der abgebildete Hylas in einer hore Welt, zeigen. Politisch korrekte Zeitgenossen sind Tatsächlich sind im Zuge der Political Correctness viele moerotischen Beziehung mit Herakles. Die Nymphen offensichtlich nicht dieser Meinung. Sie rufen schnell schlechte Gewohnheiten aufgedeckt und so manch

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drängten ihn in den Wassertod. Die Frauen spielen in dieser Sage eine bedrohliche, mächtige Rolle. Doch die Zensur sieht die nackten Brüste ausschließlich als sexistisches Frauenbild welches nicht mehr zeitgemäß ist. Wird eine Folge dieser Diskussion sein, dass der nackte weibliche Körper nicht mehr darstellbar sein wird? Zumindest nicht von Männern?

Kreatives Galeriekonzept Von der Kunst, eine Galerie zu gründen Text Alexandra Wendorf

Hier spiegelt sich auch die Hierarchisierung der „Opfer“ in der Debatte. Schwarze und Frauen werden nur noch als Opfer wahrgenommen. Weiße Männer prinzipiell als Täter. Wer sich dieser Hierarchisierung nicht unterordnet, gilt als reaktionär. Viele fürchten im Zuge dieser Debatten zurecht um die Freiheit der Kunst. Oft wird zudem eine Unkenntnis der Kunstgeschichte deutlich. Historische Zusammenhänge ignoriert. Kann man heutige Maßstäbe auf die Kunst von Gestern übertragen? Kann man noch Caravaggio (Mörder, Gewalttäter, Pädophiler), Bernini (Gewalttäter), da Vinci und Michelangelo (beiden wird Pädophilie unterstellt) heute noch ausstellen? Was ist mit Kunst, die sich auf deren Arbeiten bezieht? All die radikalen Maßnahmen der letzten Monate werden die Kunst, wie wir sie heute kennen, verändern. Political Correctness, so der Vorwurf, wird der Kunst das nehmen, was sie interessant und spannend macht. Was ihre eigentliche Aufgabe in der westlichen Kunst ist und über Jahrhunderte schwer erkämpft wurde: Frei zu sein von Konventionen. Kunst ist da, um zu irritieren und zu provozieren. Kann sie das, wenn in den Köpfen der Kuratoren und Künstler eine politisch korrekte Schere existiert? Tatsächlich passt das eine nicht mit dem anderen zusammen. Kunst, die die Grenzen der Freiheit auslotet, kann per se nicht politisch korrekt sein. Das bedeutet nicht, dass Sexisten und Rassisten einen Freifahrtschein bekommen sollen, sobald sie sich Künstler nennen. Aber wenn Kunst nur noch nach moralischen Gesichtspunkten bewertet wird, verliert sie ihre Intellektualität, Innovationskraft und jede Spannung. Zudem werden viele auf eigene Widersprüche stoßen und bemerken, dass ihre Forderungen nicht unbedingt besser sind als andere. Warum nur eine Frauenquote bei Ausstellungen? Die Quoten haben bewirkt, dass bedeutend mehr Frauen in leitender Position im Kunstbetrieb sind als früher. Aber es gibt zahlreiche Minderheiten, die bislang im Kunstbetrieb massiv marginalisiert werden und bislang keine Quote haben. Abschaffung einer sexistischen Sprache? Gerne. Aber diskriminiert man damit nicht diejenigen, die auf leichte Sprache angewiesen sind. Einer Sprache, die bewusst auf das gendern der Texte verzichtet, um leicht verständlich zu werden. Wer möchte sagen, welche Maßnahme wichtiger ist? Und werden Texte nicht irgendwann unlesbar, wenn man überall Sternchen, Unterstriche etc. einführt? Bei Übersetzungen von Museumstexten wird ganz schnell deutlich, dass viele politisch korrekt gedachte Maßnahmen doch nur an das eigene Publikum gerichtet sind. Englisch ist Standard als Zweitsprache in Ausstellungen. Warum wird nie ins türkische, arabische oder polnische übersetzt? Die Bevölkerung vor der eigenen Haustür wird bei weitem nicht so ernst genommen wie der internationale Kunstbetrieb, der für die Karriere viel wichtiger ist. Ist das politisch korrekt? Diese wenigen Beispiele entlarven ein Dilemma innerhalb der Debatte. Viele Ideen werden direkt von Universitäten in den USA übernommen. Die Sprache ist akademisch und schließt all jene aus, die sich nicht für dieses Thema interessieren oder nicht die nötige Bildung haben. Political Correctness wollte Sprache als Machtmittel enttarnen und dadurch Diskriminierungen beseitigen. Nun wird aber gerade von führenden Köpfen der Bewegung Sprache als Machtmittel benutzt. Wer nicht up to date bei Fachbegriffen ist, wird als rückständig gebrandmarkt. Feindbilder wie der „weiße, alte Mann“ ersetzen alte Feindbilder. Und die marginalisierten Minderheiten? Für die wird gesprochen und eingefordert, ohne sie zu Wort kommen zu lassen, wenn sie nicht die Sprache des Diskurses beherrschen. Vertreter der Minderheiten werden nur zum Diskurs zugelassen, wenn sie über genau den richtigen Wortschatz verfügen. Zudem kann man den Wortführern der Political Correctness eine arrogante Ungeduld unterstellen. Wer Zeit braucht für sein eigenes Meinungsbild, wird auch als reaktionär verachtet. Bereichert Political Correctness nicht auch den Kunstbetrieb? Doch, zuweilen schon. Wie oben angeführt, ist die Kunstszene bunter, vielfältiger geworden. Das ist die gute Seite, die man nie in der aktuellen Diskussion vergessen sollte. Doch muss man einfach auch feststellen, dass inzwischen diese Entwicklung oft das Maß überzogen hat, wenn fast wöchentlich ein neuer Skandal ausgerufen wird. Wenn nicht mehr diskutiert, sondern im Namen der Political Correctness verurteilt wird. Wenn Zensur im Sinne einer Moral zum Standard in den Köpfen von Kuratoren und Künstlern wird. Zu viele der Zensurmaßnahmen erinnern an die Skandale im 19. Jahrhundert. Gab es Skandale vor einigen Jahren in der Kunst fast ausschließlich, wenn die Freiheit der Kunst eingegrenzt wurde, sind es heute die Skandale, die entstehen, wenn etwas nicht der gemeinhin postulierten Moral entspricht. Die Freiheit der Kunst, des Denkens wird so allzu oft eingeschränkt. Das ist ein Skandal.

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Alice Morishita, Weaver, Tinte und Acryl auf Papier, 40 x 50 cm, 2015

„A

ls Künstlerin habe ich selbst erfahren müssen, wie groß sich der Dschungel in der Kunstszene anfühlt und dass man sich auch bei den Möglichkeiten unseres heutigen digitalen Zeitalters, durchaus darin verlieren kann.“ Gerade Autodidakten haben es besonders schwer, an Wettbewerben teilzunehmen und bis zu den Jurys größerer Kunstausstellungen durchzukommen. „Ganz zu schweigen davon, überhaupt mal eine Galerietür zu öffnen und dort auszustellen“, weiß Maren Bosbach zu berichten, die vielfach in der Kunstszene gesehen hat, wie häufig künstlerische Freiräume in der Sackgasse eines schmal organisierten Systems enden können. So hat sie vor gut einem Jahr mit ihrer Künstlerkollegin Wendy Hack eine eigene Galerie in Bonn eröffnet, um jungen und älteren Talenten fernab vom herkömmlich etablierten Kunstmarkt einen attraktiven Ausstellungsraum und Veranstaltungsort zu bieten. Mit der Kombination aus kaufmännischer Ausbildung im Rechts-, Trainings-, und Immobilienbereich und einer seit zwei Jahrzehnten andauernden Unternehmertätigkeit bringt Bosbach das nötige wirtschaftliche Wissen mit, während Wendy Hack, mit ihrer langjährigen Erfahrung bei der Realisierung internationaler Kunstprojekte über enge Beziehungen zu Künstlern aus China, Indien und Australien verfügt. So ergänzen sich die beiden Galeristinnen auf besondere Weise und lassen die „UPdate Gallery“ zu einem außergewöhnlichen Veranstaltungsort inmitten der Bonner Altstadt werden. Schräg gegenüber dem Bonner Frauenmuseum setzt die „UPdate Gallery“ in dem multikulturellen Quartier einen neuen Akzent mit international besetzten Ausstellungen, Lesungen und exklusiven Events. „Mit dem Willen, talentierte Künstler, unabhängig des künstlerischen Bildungsbackgrounds, zu fördern und ihnen durch gezielte Strategien Wege zu ebnen, wollen wir deren Bekanntheitsgrad steigern und langfristig ausbauen“, erläutert Bosbach das Konzept. So können beispielsweise ausländische Künstler auch das nahe gelegene Atelier nutzen und in Art eines Artists in ResidenceProgramms in Bonn arbeiten und ausstellen. Austausch zwischen den Künstlern und mit dem Publikum werden dabei gefördert. „Internationale Projekte sorgen dafür, dass unsere regionalen Künstler sich zukünftig auch im Ausland präsentieren können,“, ergänzt Wendy Hack, „so planen wir aktuell ein Projekt zwischen den Partnerstädten Bonn und Chengdu.“ Dank des netzwerkbasierten Programms und der klaren Zielstrebigkeit sollte man bald mehr von dieser Galerie hören – und sehen – dürfen. www.update-gallery.com

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Agenda News, Termine und Veranstaltungen

MARINA ABRAMOVIC THE CLEANER 20. APRIL BIS 12. AUGUST 2018 IN DER BUNDESKUNSTHALLE, BONN

Radikal, umstritten und bewundert zugleich: Marina Abramovic ist eine der meistdiskutierten internationalen Künstlerinnen – vor allem im Bereich ihrer bahnbrechenden Performances, mit denen sie immer wieder die eigenen physischen und psychischen Grenzen auslotet. Die große europäische Retrospektive ist exklusiv in Deutschland ab dem 20. April in Bonn zu sehen und spiegelt umfänglich die Facetten ihres Werks. Abramovicć setzt sich auseinander mit Erinnerung, Schmerz, Verlust, Ausdauer und Vertrauen. Die Ebene der Zeit (-erfahrung) und der Umgang mit dem eigenen Körper sind weitere Faktoren, die ihr Werk so eindrücklich werden lassen. Die Ausstellung umfasst alle Schaffensphasen bis in die Gegenwart: Filme, Fotografie, Malerei, Objekte, Installationen sowie ausgesuchtes Archivmaterial belegen den eindrücklichen Kosmos der Künstlerin und spiegeln ihre enorme Bandbreite. Vor allem einige Re-Performances und partizipative Arbeiten bereichern das intensive Ausstellungserlebnis.Eine Ausstellung der Bundeskunsthalle in Kooperation mit dem Moderna Museet, Stockholm, und dem Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk. www.bundeskunsthalle.de

Edo Bertoglio, Jean-Michel Basquiat wearing an American football helmet, 1981, Photo: © Edo Bertoglio, courtesy of Maripol, Artwork: © VG Bild-Kunst Bonn, 2018; The Estate of Jean-Michel Basquiat, Licensed by Artestar, New York

BASQUIAT. BOOM FOR REAL BIS 27. MAI 2018 IN DER SCHIRN, FRANKFURT Im New York der 1970er-Jahre hinter­ließ Jean-Michel Basquiat auf Häuser­wän­den Graf­fiti-Nach­rich­ten, colla­ gierte Base­ball- und Post­kar­ten, kreierte seine eigene Klei­dung, malte auf Türen, Fens­ter­rah­men und auf riesi­gen Lein­wän­den. Heute zählt der gerade einmal 28 Jahre alt gewordene Basquiat (1960–1988) zu den bedeu­tends­ten Malern des 20. Jahr­hun­derts. Aus der sich im Lower Manhat­tan versam­meln­den Kunst­szene des Post-PunkUnder­ground kommend, eroberte das Wunder­kind ohne akade­mi­sche Ausbil­dung die Kunst­welt. Er arbei­tete mit Künst­ler­freun­den wie etwa Andy Warhol, Keith Haring oder auch Blon­die zusam­men. Basqui­ats leben­dige, rohe Bilder­welt entspringt einer Bele­sen­heit, die sich in großen Schrift- und Text­frag­men­ ten durch das gesamte Werk zieht. Mehr als 30 Jahre nach Basqui­ats letz­ter Präsen­ta­tion in einer öffent­li­chen Samm­lung in Deutsch­land widmet die SCHIRN dem Werk des US-ameri­ka­ni­schen Ausnah­me­künst­lers eine große Einzel­aus­stel­lung und zeigt eine heraus­ra­gende Auswahl von über 100 Werken. Viele der Leih­ga­ben aus inter­na­tio­na­len Museen und priva­ten Samm­lun­gen waren zuvor noch nicht in Deutsch­land zu sehen. Erst­mals wird dabei auch Basqui­ats Bezie­hung zu Musik, Text, Film und Fern­se­hen in einem über­ge­ord­ne­ten kultu­rel­len Zusam­men­hang deut­lich. So einzigartig dieser Künstler war, so großartig ist nun die Schau, zu der Rose-Maria Gropp in der F.A.Z. vom 17. Februar 2018 mit Begeisterung schreibt: Hinter „Boom for Real“ steht jahrelange Forschungsarbeit, der Wille zum Verstehen dieser oft enigmatischen, kürzelhaften Zeichenwelt. Die Pfade, die die Ausstellung durch Basquiats kurzes, schnelles Leben schlägt, lassen die Gestalt eines sensibel nervösen Jungen und Mannes erstehen, der die Eindrücke ungefiltert durch sich hindurchströmen lässt. Hören, Lesen und Sehen, immer wieder Sehen, um die Kunst der großen Meister zu inhalieren, war seine Art, die des Autodidakten.“ www.schirn.de

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Marina Abramović, Rhythm 10, Performance, 1 Stunde, Museo d’Arte Contemporanea Villa Borghese, Rom, Italien, 1973, Detail, Silbergelatineabzug, © Marina Abramović Courtesy of the Marina Abramović Archives VG Bild-Kunst, Bonn 2018


Agenda News, Termine und Veranstaltungen

Merowingerzeitliche Goldscheibenfibel Goldscheibenfibel mit Almandineinlagen, 7. Jh © LVR-Landesmuseum Bonn, Foto: Jürgen Vogel

BEWEGTE ZEITEN ARCHÄOLOGIE IN DEUTSCHLAND 21.09.2018 BIS 06.01.2019 IM MARTIN-GROPIUS-BAU, BERLIN Paul Klee, Gespenst eines Genies, 1922 Ölpause und Aquarell auf Papier, auf Karton, 50 x 35 cm, National Gallery of Modern Art, Edinburgh © National Galleries of Scotland

PAUL KLEE. KONSTRUKTION DES GEHEIMNISSES BIS ZUM 10. JUNI 2018 IN DER PINAKOTHEK DER MODERNE, MÜNCHEN Erstmals widmet die Pinakothek der Moderne dem Werk Paul Klees mit „Konstruktion des Geheimnisses“ eine große Sonderausstellung. Paul Klee (1879–1940) ist einer der bedeutendsten und wandlungsfähigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Gemälde und Papierarbeiten bestechen durch Erfindungsreichtum, subtilen Humor, virtuose Farbgebung und Experimentierfreude. Der umfangreiche Münchner Bestand, zu dem Meisterwerke wie „Der Vollmond“ (1919), „Wachstum der Nachtpflanzen“ (1922), „Abenteurer-Schiff“ (1927) und „Das Licht und Etliches“ (1931) gehören, wird zusammen mit rund 130 hochkarätigen Leihgaben aus bedeutenden öffentlichen und privaten Klee-Sammlungen in Europa, den Vereinigten Staaten und Japan präsentiert. Die Ausstellung zeigt Klee als „denkenden Künstler“, der in seinen Bildern systematisch die Grenzen des Rationalen auslotet und hin zum Geheimnisvollen und Rätselhaften überschreitet. Im Zentrum der Ausstellung stehen die 1920er-Jahre, in denen Klee einer der prägenden Meister am Staatlichen Bauhaus ist. „Konstruktion des Geheimnisses“ zeichnet nach, wie er sich in Weimar und Dessau produktiv mit den neuen Herausforderungen einer technisierten, rationalisierten Welt auseinandersetzt. www.pinakothek.de

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Karl Schmidt-Rottluff Masken, 1938, Brücke-Museum Berlin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

KARL SCHMIDT-ROTTLUFF: EXPRESSIV, MAGISCH, FREMD BIS 21. MAI 2018 IM BUCERIUS KUNSTFORUM

Digitale Kommunikations- und schnelle Transportmöglichkeiten bringen die Menschen immer enger zusammen und lassen die Globalisierung als modernes Phänomen erscheinen. Tatsächlich aber ist die überregionale Vernetzung mit allen ihren Auswirkungen seit jeher ein fester Bestandteil der Gesellschaft und beeinflusst das Leben der Menschen seit prähistorischer Zeit grundlegend. Täglich machen Archäologen Entdeckungen, die dies eindrucksvoll belegen. „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ präsentiert die spektakulärsten archäologischen Neufunde der letzten 20 Jahre von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Anhand der vier Themen Mobilität, Konflikt, Austausch und Innovation werden mit über 1000 Exponaten die Folgen überregionaler Interaktion auf persönlicher, wirtschaftlicher und kultureller Ebene erfahrbar gemacht.

Die Werke werden in direkten Dialog mit afrikanischen und ozeanischen Objekten aus der umfassenden ethnografischen Sammlung des Künstlers gesetzt, der bereits als junger Mann begann, außereuropäische Kunst und Kultgegenstände zu sammeln. Die Ausstellung präsentiert neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Nachlass des Künstlers und veranschaulicht, wie Schmidt-Rottluff stilistische und inhaltliche Anregungen umsetzte und darüber hinaus Motive direkt in seine Bilder übernahm.

Das Europäische Kulturerbejahr 2018 richtet den Blick auf Austauschprozesse und auf Beziehungen innerhalb Europas. Unter dem Motto „sharing heritage“ wird das reiche kulturelle Erbe Europas in unterschiedlichen Projekten präsentiert und neu erschlossen. Über allem steht dabei die Bewegung des Menschen als verbindendes Grundprinzip der Geschichte: Diese ist die Ausgangslage für die Verbreitung von Waren und Ideen, dem Entstehen von Handel und Fortschritt sowie auch damit verbundenen strukturellen Veränderung und Konflikten. Aus diesem Grund ist die Ausstellung nicht chronologisch gegliedert, sondern orientiert sich an den vier Themen Mobilität, Austausch, Konflikt und Innovation. Allen Exponaten ist gemein, dass sie trotz ihrer Einzigartigkeit nicht allein stehen, sondern immer als Teil eines europäischen Netzwerks zu sehen sind. Im Zentrum der Ausstellung steht im Lichthof des Martin-Gropius-Baus die Hafenmauer des römischen Köln, die in den letzten Jahren durch den Bau der Kölner U-Bahn freigelegt wurde.

www.buceriuskunstforum.de

www.smb.museum

Die Ausstellung untersucht erstmals die Faszination des berühmten „Brücke“-Künstlers für außereuropäische Kunst und Kultgegenstände und seine lebenslange Rezeption der für ihn magischen Kraft dieser Objekte.

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Lesestoff Literaturempfehlungen

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Unweit der Frankfurter Skyline brodeln soziale Unruhen. In in den Vorstadt-Ghettos brennen die Autos. Ronnie, der Kokain-Dealer der Investmentbanker, versucht eine Gratwanderung: Sein Ziel ist es, seine Eltern aus dem Problembezirk herauszuholen, aber er muss seine Kunden in Edelrestaurants und Luxusbordelle begleiten. Als eine Bankiers-Frau entführt wird, gerät er zwischen die Fronten und muss inmitten von Rausch, Lust und Gewalt nicht nur sein eigenes Leben retten. Spannung auf höchstem Niveau!

Norddeutschland, Anfang der 80-er Jahre. Der junge Benno sucht nach Orientierung. Nach der Schulzeit, in der er mit zwei Todesfällen aus seinem engsten Freundeskreis konfrontiert wird und sein Vater unheilbar erkrankt, flüchtet er in die Musik. Er beginnt ein Musikstudium in Groningen. Ein Traum scheint Wirklichkeit zu werden, aber Benno verliert den Boden unter den Füßen. Ein lakonischer Roman über den Anfang vom Ende.

Emil Ludwigs (1881-1948) Lebensgeschichte ist spannend wie ein Roman! Sie handelt vom Aufstieg eines mittellosen Bohémien zum Bestsellerautor der 1920er Jahre, dessen Biographien über historische Persönlichkeiten in mehr als 20 Sprachen übersetzt werden. Bei alldem spielt der Mensch Emil Ludwig eine wichtige Rolle: der Künstler und Goethe-Enthusiast, der Lebenskünstler, der kein Verhältnis zum Geld hat und dessen Ehe turbulent verläuft … Eine wahre Geschichte.

»Drei meisterlich komponierte Novellen führen in die Welt der Kunst. Dabei berühren sie die Grenze zum Absurden, der Leser schwankt zwischen Realität und Irrealität, zwischen Wahrheit und Fiktion.« Mit diesen Worten empfahl Sandra Hiemer den Kunden der Hamburger Buchhandlung Felix Jud im »Magazin 5 plus« Rainer Wieczoreks vorliegende Trilogie. Jede Novelle weist eigenes Personal und eine andere Spielhandlung auf. Der Künstler im Spannungsfeld zwischen Intimität und Öffentlichkeit, äußerer und innerer Realität.

Klemms fulminantes Romandebüt »Beckenrand« ist eine Coming-of-age-Geschichte, die noch nicht jeder erlebt hat. Ein popliterarisches Stationendrama. Vier junge Leute auf einem als Tagesausflug mit Übernachtung geplanten Trip ins marokkanische Tanger. Kaum auf afrikanischem Boden angelangt, als sie in den Sog atemberaubender erotischer Turbulenzen geraten …

Emotionen erscheinen uns wie Objekte, die wir in unserem Inneren erkennen. Tatsächlich aber können wir sie weder direkt beobachten noch benennen, wie wir es bei äußeren Gegenständen gewohnt sind. Wittgenstein hat dies mit seinem berühmten »Privatsprachenargument« gezeigt. Wie ist es dennoch möglich, dass wir über Emotionen sprechen können?

Allzu menschliche Figuren bevölkern Bernd Schroeders unheimliche und humoristische Geschichten. Er erzählt über Hartnäckigkeit und Vergänglichkeit der Liebe, von menschlicher Hybris und Gebrechlichkeit, vom Willen zum Leben und vom Wissen um den Tod. Seine meisterhaft pointierten Anekdoten erhalten ihre poetische Leuchtkraft durch einen Blick für das Merkwürdige und Skurrile.

Kathinka Dittrich van Weringh gehörte 27 Jahre zum Goethe-Institut. Sie lässt den Leser teilhaben an ihren Begegnungen mit Künstlern, Filmemachern, Schriftstellern und Musikern, mit Funktionären und Politikern und stellt die Frage nach der Zukunft Europas und der westlichen Welt: eine lesenswerte Autobiographie einer Grande Dame der Kulturvermittlung!

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Lesestoff Literaturempfehlungen

Ramona Raabe Das pathologische Leiden der Bella Jolie, Novelle 14,95 Euro, Dittrich Verlag

Die Novelle der jungen Schriftstellerin Ramona Raabes »Das pathologische Leiden der Bella Jolie« - ein Höhepunkt des Bücher-Frühjahrs 2018 - erzählt von einer fiktiven Suchterkrankung, welche das hochaktuelle Phänomen der »Selfie«-Kultur auf dramatische Weise zuspitzt und ihm zugleich eine sensible Tiefe verleiht. Die Protagonistin dieser eindrucksvollen Erzählung führt ein Leben im Zyklon des Selfie-Wahns, voller Sehnsucht nach einem Ich, das sich bewahren lässt. Eine moderne Variante des Narziss-Mythos – nicht romantisch und verklärt, sondern zeitgemäß und realistisch. Sie nennt sich ›Bella Jolie‹. Ihr Gesicht ist digital genauestens registriert. Sie fotografiert es, jeden Tag, hundert Mal am Tag, irgendwann tausend Mal. Bis sie nicht mehr lebt. Der Fall wird zu einer gesellschaftlichen Sensation. Wer war diese Frau, die ihren Anblick scheinbar so sehr liebte, dass er sie tötete? Wegbegleiter zeichnen ein zutiefst widersprüchliches Psychogramm einer aufgeweckten und lebensmüden Tochter, Freundin und Geliebten... Eine eindringliche Novelle über die Sehnsucht nach dem Ich, das sich bewahren lässt.

Ramona Raabe wurde 1992 in Köln geboren. Sie studiert Literatur und Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin und der University of California, Los Angeles. Bereits im Grundschulalter begann sie kreativ zu schreiben und wurde seither mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Martha-Saalfeld-Förderpreis 2013. Kurzgeschichten von ihr erschienen auch bei Dittrich, zuletzt 2016 in: »Unbehauste. 24 Autoren über Fremdsein.« Ramona Raabe lebt in Berlin.

Michael F. Huse Codex 177. Ein Jahr mit Blutmond 18,95 Euro, Dittrich Verlag

»Entweder halten alle nichts, oder alle etwas Gleichwertiges - oder gemeinsam halten sie das Eine. Gebt diese Schrift niemals in nur eine Hand. Niemals!« Teresa Wagner betreibt eine besonders zwielichtige Form der Archäologie. Sie plündert alte Schiffswracks und verkauft die Beute auf dem internationalen Antiquitätenmarkt. Ohne es zu ahnen, fördert Teresa ein Geheimnis zutage, das unser modernes Weltbild von Grund auf in Frage stellt. Und von jetzt an geht es nicht bloß um antike Münzen oder wertvollen Schmuck. Ihr zunächst unscheinbarer Fund katapultiert Teresa mitten hinein in ein Komplott skrupelloser, ja dämonischer Kräfte. Mörderische Widersacher verfolgen Teresa und ihren Begleiter, den Wissenschaftsingenieur Niklas Berger, unerbittlich durch halb Europa. Trotz der Warnung ihres ehemaligen Professors in Kairo, erkennt die taffe Archäologin die Dimension ihres Fundes zu spät. Denn sowohl radikale Kreise im Vatikan wie auch in der islamischen Welt sind sich darin einig, dass der CODEX 177 niemals an das Licht der Öffentlichkeit kommen darf. Wie bereits zwölfhundert Jahre zuvor muss die sogenannte Verbindende Schrift verschwinden und soll jetzt endgültig vernichtet werden … “In diesem Romandebüt folgt der Leser atemlos einer Heldin, die nicht nur ein großes Rätsel, sondern auch ihre eigene Widersprüchlichkeit auflöst.”

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Michael F. Huse realisierte Filme für Fernsehen und Kino. Aktuell ist er als Autor und Regisseur in der Film- und Kommunikationsbranche tätig. Seine internationalen Arbeiten führten ihn zur intensiven Beschäftigung mit den wechselseitigen Abhängigkeiten und gegenseitigen Beeinflussungen in einer wirtschaftlich wie medial nahezu perfekt, kulturell jedoch unzureichend, vernetzen Welt.

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Kunststoff Bücher und Kataloge zu Kunst & Kultur

Weit und wandlungsreich ist der indische Götterhimmel. Die Göttinnen und Götter haben viele Gesichter und viele Namen, die Verwandtschaft ist weit verzweigt. Trotz göttlicher Kräfte werden durchaus weltliche Verwicklungen verhandelt, der vielschichtige Stoff der indischen Mythologie ist aus List und Liebe, Zwist und Zuneigung gewebt. Begleitet werden die Nacherzählungen von Miniaturmalereien aus der Sammlung des Museums Rietberg, Zürich. Diese Kunstform erlebte ihren Höhepunkt zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert an den Fürstenhöfen Indiens. Baobab Verlag, 30 Seiten, 19,00 Euro

In diesem Buch werden 40 der schönsten Buchhandlungen Deutschlands, Österreichs und in der Schweiz vorgestellt. Diese Buchhandlungen stechen heraus durch ein besonderes Ladenkonzept, ein außergewöhnliches Sortiment oder eine unverwechselbare Atmosphäre, in der man gern nach Büchern stöbert. Viele der Buchhandlungen sind in ihren Städten zur Institution geworden. Knesebeck Verlag, 160 Seiten, 19,95 Euro

Wer der Mode in ihrer luxuriösesten Form verfallen ist, kennt nur ein Ziel: Paris, die Wirkungsstätte von Ikonen wie Karl Lagerfeld oder Christian Louboutin. Für alle, die das Flair der eleganten Metropole schon vor Reisebeginn auskosten möchten, hat die erfolgreiche Mode-Illustratorin und Bestseller-Autorin Megan Hess diesen unverzichtbaren Guide geschneidert. In ihrem charmenten Zeichenstil präsentiert sie die ultimativen Must-gos in der Hauptstadt der Mode und ihre persönlichen Lieblingsorte: vom Haute-Couture-Shopping bei Lanvin, Cartier und Hermès bis zur Schnäppchenjagd in der Rue Saint-Honoré, vom Galerien-Bummel im Marais und einem Besuch in Coco Chanels Privat-Appartement bis zum entspannten Café au lait im berühmten Café de Flore. Très chic!

Mit der Suche nach einer reinen Malerei ebnete die Kunstrichtung des Orphismus in den 1910er-Jahren den Weg in die Abstraktion. Die Publikation stellt Ursprünge und Einflüsse sowie die hohe Bedeutung dieser Keimzelle der Abstraktion für die Entwicklung der modernen Kunst erstmals umfassend vor. Mit »Licht«, »Farbe«, »Form« und »Simultanität« thematisiert sie zentrale Aspekte der orphischen Ästhetik. Inspiriert von den Werken Robert Delaunays entwickelte Guillaume Apollinaire im Jahr 1912 aus einer Analyse des Kubismus den Begriff des Orphismus. Er sah darin eine neue Tendenz der modernen Malerei. Sie basierte auf Kombinationen von Elementen, die nicht der visuellen Wirklichkeit entlehnt, sondern gänzlich vom Maler erschaffen wurden. Apollinaire beschrieb damit als einer der Ersten eine vollkommen abstrakte Kunst. Der Katalog stellt diese Frühgeschichte der Abstraktion vor: Über 120 Abbildungen zeigen bedeutende Werke der Avantgarde u. a. von Sonia und Robert Delaunay, Wassily Kandinsky, Paul Klee, František Kupka, Fernand Léger, August Macke und Francis Picabia. Hirmer Verlag, 224 Seiten, 49,90 Euro

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Basquiat eroberte als Newcomer ohne akademische Ausbildung das New York der späten 1970er Jahre. Der junge Mann, der aus der Post-Punk-Underground-Szene von Lower Manhattan kam, zählt heute zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Berühmtheit erlangte Basquiat erstmals anlässlich seiner zusammen mit dem Künstler Al Diaz unter dem Pseudonym SAMO© entstandenen rätselhaften Graffiti. Anschließend arbeitete er in den Bereichen Collage, Xerox-Kunst, Postkarten, Performances und Musik, bevor er seinen Ruf als einer der bedeutendsten Maler seiner Generation festigte. Das Buch beinhaltet einführende Essays, die Basquiats Praxis in einen breiteren kunsthistorischen Kontext stellen und seine Karriere unter dem Aspekt der Performance betrachten. Sechs thematische Kapitel bieten neue Forschungsergebnisse mit Essays des Dichters Christian Campbell über SAMO©, des Kurators Carlo McCormick über New York/ New Wave, des Schriftstellers Glenn O‘Briens über die Downtown-Szene, der Wissenschaftlerin Jordana Moore Saggese über Basquiats Beziehung zu Film und Fernsehen und des Musikwissenschaftlers Francesco Martinelli über Basquiats Besessenheit vom Jazz. Außerdem gibt es ausführliche Texte zu ausgesuchten Werken, seltenes Archivmaterial und zahlreiche Fotos, die veranschaulichen, dass Basquiats Vermächtnis heute einflussreicher und relevanter ist als je zuvor. Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main bis zum 27. Mai 2018 Prestel Verlag, 296 Seiten, 49,95 Euro

Prestel Verlag, 208 Seiten, 18,00 Euro


nico Kunstvolle Neuigkeiten für Kinder und Jugendliche

ES REICHEN WENIGE LINIEN

ANREGEND!

KULTIG

Dieses spielerische und interaktive Zeichenbuch der preisgekrönten Illustratorin Faye Moorhouse enthält über vierzig aquarellierte Tierumrisse, die mithilfe unterschiedlicher Ideen und Anleitungen ganz leicht aus- und weitergemalt werden können. Indem das Zeichnen auf die wesentlichen Prozesse reduziert wird, können aufstrebende Künstler jeden Alters ihre Fähigkeiten verbessern, das Zeichnen üben und ihr künstlerisches Selbstvertrauen erweitern.

Mit dieser Ausgabe geht die Peanuts-Werkausgabe nun langsam ihrem Ende entgegen. Bisher sind fünf Bände erschienen und der aktuelle Band beinhaltet die Jahre 1997-1998 und ist der drittletzte der Reihe. Die Comics von Charles M. Schulz sind einfach Kult und sollten auchin einer Kinder- und Jugendbibliothek nicht fehlen. Carlsen Verlag, 344 Seiten, 32,90 EUR

Charley Harper (1922-2007) legte mit seiner meisterlichen Verwendung einfacher geometrischer Formen und Muster in lebhaften Farben das Wesen jedes Vogels, Käfers, Waschbären, Otters oder Elefanten in seinen Illustrationen frei. Seinen Stil bezeichnete er selbst als „minimalen Realismus … anstatt alles in ein Bild hineinzulegen, versuche ich, alles wegzulassen … ich reduziere bis zu den einfachsten visuellen Bestandteilen, ohne die Identität aus dem Blick zu verlieren und steigere so die Intensität.“ Seine Arbeiten, eine zugleich anspruchsvolle und witzige darstellerische Annäherung an die Natur und die Tierwelt, wurden zu Ikonen der Wildlife-Kunst. Knesebeck Verlag, 132 Seiten, 35,00 EUR

Knesebeck Verlag, 96 Seiten, 10,00 EUR

MYTHOLOGIE ALS GRAPHIC NOVEL Während Jens Harder weiterhin an seiner Bild- und Kulturgeschichte der Menschheit arbeitet (Alpha, Beta), beschäftigt er sich mit dem ältesten überlieferten Epos der Geschichte: Gilgamesch. Es ist die Geschichte des Königs Gilgamesch und seines Freundes Enkidu - neu erzählt in einem ganz eigenen Comicstil. Jens Harder zeigt mit dieser Graphic Novel erneut, wie er die graphische Erzählung mit Mitteln aus der Vergangenheit vorantreibt. Carlsen Verlag, 144 Seiten, 24,99 EUR

REDENSARTEN AUS ALLER WELT Weißt Du, wie es ist, im Sauerkraut zu radeln? Bist Du auch schon mal mit dem Bart im Briefkasten erwischt worden? Oder fühlst Du Dich vielleicht manchmal wie ein Tintenfisch in einer Garage? Die Redewendungen, Sprüche und Sprichwörter in ›Auch Affen fallen mal von Bäumen‹ sind mal komisch, mal romantisch oder auch philosophisch, immer aber offenbaren sie die bemerkenswerte Vielfalt, den Humor und die Eindringlichkeit der Sprachen und Kulturen der Welt. Auf ihren Reisen um den Globus hat Ella Frances Sanders Redensarten gesammelt, die man im üblichen Sprachunterricht nicht kennenlernt. Es sind die Sprüche, die man erst dann versteht, wenn man in eine Kultur eingetaucht ist und in ihr lebt. Auch wenn dieses Buch nicht explizit für Kinder gedacht ist, finden wir es sehr lesenswert, um schon früh in andere Kulturen und auf ein mal andere Art zu tauchen. Außerdem ist es sehr schön illustriert. Dumont Verlag, 112 Seiten, 18,00 EUR

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KUNST KINDERLEICHT ERKLÄRT Dieses Kinderkunstbuch ist spitze! Kein Kanon der berühmtesten Bilder der Welt, keine langweiligen Geschichten von Meisterwerken, die man kennen sollte. Nein, endlich eine Schule des Sehens, die all die Kunst – bei der man sich selbst zum Teil wundert, warum sie eigentlich dazu zählt – ganz einfach erklärt. Skulpturen, die aus echten Menschen gebildet werden? Kunst mit Verdopplung? Alles in Weiß? Der gemeinsame Nenner der vorgestellten Werke ist die Überraschung. Und gerade damit schult dieses Buch gleichermaßen den Blick und die Neugier, das Sehen und das Verstehen. Die vorgestellten Werke stammen alle aus dem Museum of Modern Art in New York – der wichtigsten Kunstsammlung des 20. Jahrhunderts. Damit schenkt dieser Band zugleich einen sympathischen Einblick in diese herrliche Sammlung und einen völlig neuen Blick auf sie.

SURREALES ABC-KINDERBUCH Die surrealen Bild-Erfindungen René Magrittes sind hier in den beliebten Typus des ABC-Kinderbuches gebracht. Bild und Wort gehen eine immer wieder überraschende und immer wieder begeisternde Verbindung ein. Die Wörter beschreiben das, was sich dem Blick verbirgt oder sie benennen das, was man doch sieht. Hier können Blick und Wort Verstecken spielen, hier blättern Groß und Klein um die Wette auf der Suche nach neuem Sinn. Ein phantastisches Bilderbuch, um neue Bilder zu entdecken, Wörter zu lernen und sich von der vielseitigen bildnerischen Kreativität des belgischen Surrealisten entführen zu lassen. René Magritte (1898–1967). Der surrealistische Maler ist der große Bild-Erfinder des 20. Jahrhunderts. Sein Mann mit Melone oder seine Wolkenbilder sind weltberühmt. Die magische Wirkung seiner Gemälde beruht auf der unerwarteten, paradoxen Gegenüberstellung alltäglich vertrauter Objekte, wo durch Magritte hinter der banalen Erscheinungsform das Rätselhafte und Wunderbare der Wirklichkeit sichtbar macht und der geheimnisvollen Natur des menschlichen Wahrnehmens und Denkens nachspürt. Dumont Verlag, 280 Seiten, 6,99 EUR

Dumont Verlag, 224 Seiten, 19,95 EUR

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