Barton No 2

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barton

kostenlos & wertvoll

No 9 | Oktober 2017 – Januar 2018

ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

DIE KRAFT DER KUNST

KREATIVE WEGE GEHEN

TIPPS: LESENS+ SEHENSWERT

KULTURELLE BRÜCKEN MITTELS KUNST & MUSIK

GOPEA: DAS ABENTEUER KUNSTFÖRDERUNG

BÜCHER, KUNST, ORTE, AUSSTELLUNGEN



Inhalt

Editorial 03 04

Titelbild: Hendrik Kerstens, Aluminium Foil, 2012, 152,4 x 127 cm, Fotografien, pigment print, 5 – AP 1 © Hendrik Kerstens

Liebe Leserinnen und Leser, es liegt etwas in der Luft. Es ist nicht überall greifbar aber doch vielerorts spürbar: gesellschaftliches, kulturelles und soziales Engagement. Vermehrt, verstärkt und effektiv. Diese Entwicklung ist in Deutschland nicht erst seit dem ersten großen Flüchtlingsstrom zu beobachten, sondern ist seit längerer Zeit eine feste Konstante unserer Gesellschaft. Gerade in der Kultur wäre schon lange Vieles gar nicht möglich, wenn sich nicht unzählige Menschen mit großem Idealismus engagieren würden - sei es in der Kunst, Musik, Literatur oder im Theater. Doch erfahren wir häufig kaum etwas davon und wissen zu wenig von den Menschen, die hinter den vielen Projekten stehen. Denn es sind ja gerade nicht die Leuchttürme, die auf diese Weise vorangetrieben werden, sondern die vielen kleinen, unspektakulären Veranstaltungen und Programme, die künstlerische Schaffensprozesse in Gang setzen und deren Partizipation ermöglichen. Die Redaktion von barton hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, zukünftig beispielhafte Projekte und Fördermaßnahmen vorzustellen. So möchten wir unseren Beitrag dazu leisten, diesem Engagement die Wertschätzung entgegenzubringen, die es verdient. Und Ihnen, Liebe Leserinnen und Leser, möchten wir einen Einblick in eine Welt voller großartiger Ideen, interessanter Persönlichkeiten und erstaunlicher Lösungen geben, die so vielfältig sind wie die Kunst selbst. Lassen Sie sich anstecken von der unglaublichen Begeisterung, die in jedem dieser Projekte steckt! Alexandra Wendorf Chefredakteurin barton | No 9

Inhalt & Editorial Forum

Zusätzliche Informationen, Videos und Bilder zu den nachfolgenden Beiträgen finden Sie mit diesem Icon. Sie müssen lediglich eine kostenlose App für AUGMENTED REALITY auf Ihrem Smartphone herunterladen (z.B. junaio) und die Kamera Ihres Smartphones auf die jeweiligen Abbildungen oder Texte halten.

Design, das formal, praktisch ... und phantasievoll ist

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Sehnsucht nach Folklore

08

Die Stadt der Diamanten

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EUROPALIA ARTS FESTIVAL

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„45 Kilo Mädchentraum“

Warum das Trachten nach Trachten wieder modern wird

Antwerpen feiert sich und seine Vergangenheit

Indonesien zu Gast in Belgien

Gründungsgeschichte mit Bauhaus-Wurzeln

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GOPEA

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Vom Reiz des Unheimlichen

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Balance

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Die Kraft der Kunst

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Wer folgt Eurydike?

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Ein Jahrhundert des Kindes

Das Abenteuer der Kunstförderung

Im Verborgenen die Metaphern des Lebens finden

Skulpturen und Installationen von Manuela Leinhoß

Wie junge Menschen kulturelle Brücken bauen

Hybrides Musiktheater als Gesamtkunstwerk

Wie sollen unsere Kinder morgen leben?

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Agenda

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Lesestoff

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Kunststoff

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nico

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Impressum

News, Termine und Veranstaltungen

Literaturempfehlungen

Bücher und Kataloge zu Kunst & Kultur

Kunstvolle Neuigkeiten für Kinder und Jugendliche

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Forum

Kunst, Fashion, Design und Architektur

Wer denkt da nicht an Mondrian? Marcel Wanders gehört zu den renommiertesten Designern unser Zeit und gewann für seine Produkte eine Vielzahl an Auszeichnungen. 2001 wurde Wanders in der Kategorie „Designer des Jahres“ nominiert und zahlreiche Hotels tragen seine Designer-Handschrift. Sein Stil ist nicht festzulegen und scheint aus einer ewigen Quelle an Inspiration zu entspringen. www.moooi.com

Mondrian kommt selten allein ... ... ob Blumenvase oder Serviertablett – die Malerei von Piet Mondrian inspiriert nicht nur zeitgenössi- sche Künstler bis zum heutigen Tag, sondern auch Designer. Farbenfroh und asbtrakt-geometrisch setzen diese Objekte in jedem Wohnbereich Akzente und kunsthistorische Zitate. www.animicausa.com

Design, das formal, praktisch ....

Ist das ein Korb oder eine Flasche?

Nordisches Design Was ist Loos?, fragt die Kunsthalle Wien, wenn sie in ihrer Ausstellung vom 28.9. bis zum 12.11.2017 Objekte der niederländischen Designerin Ineke Hans zeigt. Die Ausstellung gibt einen Überblick über Arbeiten von Ineke Hans und geht Fragen nach dem aktuellen Zustand und der Zukunft des Designs nach. Ausgehend von den Anforderungen einer Zeit, in der Wohnraum immer teurer und knapper wird, entgrenzte Arbeitsverhältnisse entstehen und neue Produktions- und Distributionsmethoden verfügbar sind, muss Design mehr als nur Funktionalität aufweisen. Abb.: Ineke Hans, Kunsthalle Wien Chair, 2017, Courtesy Gebrüder Thonet Vienna, © Foto: Jorit Aust | www.kunsthallewien.at

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Wer hätte ihnen das angesehen? Diese Körbe sind nicht etwa aus Filz hergestellt, sondern aus recycelten PET-Plastikflaschen. Wieder einmal ein großer Schritt in die richtige Richtung und dazu auch noch so attraktiv! Diese Körbe sind schlicht, schön, praktisch und klug- ganz klar skandinavisches Design. Es gibt sie in vielen Farben und tragen so ganz nebenbei zur Entlastung der weltweiten Umweltverschmutzung durch Plastikteile bei. Die Weltmeere werden es ihnen danken. muuto.com


Forum

Kunst, Fashion, Design und Architektur

Wenn Monster kommen ... ... kommen sie selten allein. Ob sie dann auch so komfortabel und attraktiv sind wie diese Monster Chairs? Aus Filzstoff mit feiner Steppung und Stickerei wurden sie ebenfalls von Marcel Wanders entworfen. Sie laden eindeutig zum bequemen und so gar nicht furchterregenden Sitzen ein. www.moooi. com

Merinowolle für die Füße ... ... wer da bisher nur an Socken gedacht hat, muss nun einen Schritt weiterdenken: Allbirds sind aus feiner Merinowolle gefertigt und versprechen ein natürliches Laufgefühl abseits jeglicher Synthetikstoffe. Anschmiegsam und atmungsaktiv wie ein Kaschmirpullover - nur eben für die Füße. www.allbirds.com

... und phantasievoll ist. Ein Modell, zwei Lösungen. Eine Glühbirne bringt bekanntermaßen Licht. Sie hängt normalerweise von der Decke und erhellt einen Raum - bei den Puristen ohne Schirm und Schnörkel. Möchte man nun aber gerne eine Tischlampe haben, ist die Lösung denkbar einfach: die Hängelampe mit ihrer Fassung in einen Holzklotz stellen - und schon erstrahlt das Licht am Tisch ... nudcollection.com

Ab ins Körbchen, oder lieber ins Nest? Soft Ice oder Marmor?

Mit diesem Sofa hat Patricia Urquiola eine harmonische Kombination aus handwerklichem Können und Material geschaffen. In Anlehung an asiatische Körbe hat sie sich - eher untypisch für B&B italia products – nicht industrieller Produktion gewidmet, sondern vielmehr echte Handarbeit in den Mittelpunkt gestellt. Klassisch und modern zugleich. www.bebitalia. com

Was auf den ersten Blick wie Kunststoff aussieht und vorgeben könnte, noch etwas ganz anderes zu sein, ist tasächlich Edelstahl mit feiner Emaileschicht. Ein schönes Material, neu interpretiert. Ungewöhnlich und praktisch. Die Teller gibt es in zwei Größen und zwei Farben. www. hay.dk

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Sehnsucht nach Folklore Warum das Trachten nach Trachten wieder modern wird Text Alexandra Wendorf

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Im Museum Kunst der Westküste treten im n unserer beschleunigten, globalisierten Welt Rahmen der Ausstellung „Reload! Tracht – scheinen viele Menschen auf der Suche nach Kunst – Mode“ erstmals zeitgenössische künstihren eigenen Wurzeln zu sein und darin sehnlerische Arbeiten sowie aktuelles Modedesign suchtsvoll einen Halt zu suchen, was sie unter den älteren Werken gegenüber und gestatten Heimat verstehen. Die Fragen nach Identität, einen Blick von heute auf das Thema. Dabei regionaler und kultureller Zugehörigkeit wersind ausgewählte Positionen zu sehen, die den heutzutage immer dringender gerade auch nicht zuletzt mit „artfremden“ Materialien wie angesichts weltumspannender FlüchtlingswanPlastik oder Geschirrhandtüchern, wie sie zum derungen bei gleichzeitigen nationalistischen Beispiel Catharina Bond und Hendrik Kerstens Strömungen. Ein - zumindest in Europa - längst einsetzen, das Wesen der Tracht ironisch-kriüberkommen geglaubtes Streben nach natiotisch hinterfragen. Künstlerinnen wie Sabine nalem Ausdruck manifestiert sich dabei nicht Dehnel, Sandra Heinz, Anja Luithle, Annette zuletzt in der Kleidung. So war und ist sie immer Schröter, Trine Søndergaard und Mila Teshaieauch Ausdruck der sozialen, gesellschaftlichen va geben zudem in Malerei, Fotografie, Graund eben auch regionalen bzw. nationalen Zufik und Keramik vielfältige Einsichten in den gehörigkeit. Das Gefühl, zu spüren und zu wisBoom Studio, o. T. aus dem Projekt „Nach Neuem Trachten“, 2013–15, künstlerischen Umgang mit der Tracht. Als ein sen, woher man kommt, offenbart sich auch Foto ©: Patrick Slesiona Synonym für Heimatverbundenheit, Identifikaim Tragen heimischer Trachten, die früher als tion und Traditionspflege scheint sie gerade für Kleidung der Zeichen erkennen ließen, welchen die zeitgenössische Kunst ein in mehrfacher Hinsicht reizvolles Sujet für die persönsozialen Stand die Trägerin oder der Träger hatte sowie welcher Herkunft man war. liche Auseinandersetzung. Auch im Modedesign finden sich eindrückliche Beispiele, Viele Regionen besaßen eigene Trachten und weltweit gibt es noch heute zahlreiche die zeigen, wie heutige Modemacher die Tracht interpretieren und sie als Haute CouKulturen, in denen sie eine bedeutende Rolle spielen. In den europäischen Ländern ture oder für den Alltag neu erfinden. jedoch ging das Tragen von Trachten mit dem Aufkommen der Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stetig zurück und die städtisch-bürgerliche Absolventen des Studiengangs Modedesign der Hochschule Hannover haben sich Mode setzte sich durch. etwa intensiv mit der Schaumburger Tracht beschäftigt und Kreationen geschaffen, in denen Elemente der ursprünglichen Kleidung spielerisch verfremdet oder überformt Heute werden Trachten bei uns oft nur noch zu besonderen Anlässen getragen oder wurden. Nico Dams widmete sich in seinem Abschlussprojekt explizit der friesischen in Vereinen gepflegt. Allein modische Dirndl und Lederhosen sind seit einigen Jahren Tracht und realisierte unter dem Titel „Rungholt“ Kleider, die das Trachtenthema in wieder sehr beliebt und insbesondere jüngere Menschen kleiden sich zu VeranstalFarbe, Form und Material ästhetisch weiterdenken. Vivienne Westwood bedient sich tungen wie dem Oktoberfest in München damit. Die Tracht oder das, was man darununterschiedlichster Quellen und verbindet in ihren Modellen zum Beispiel alpenlänter versteht, gilt wieder als schick und salonfähig. Auch in der Kunst war und ist die dische Trachtenelemente spielerisch mit Tartandesigns. Das Münchner Label NOH Tracht ein Sujet, das immer wieder aufgegriffen wurde. Zahlreiche Werke mit diesem NEE wiederum entfremdet das Dirndl, das als moderne weibliche Tracht in MitteleuFokus befinden sich heute auch in der Sammlung des Museum Kunst der Westküste. ropa anerkannt zu sein scheint, indem die Designerinnen es aus afrikanischen WaxSo kamen um 1900 zum Beispiel Künstler wie Otto Heinrich Engel, August Wilckens stoffen schneidern. Dadurch wird das Kleid, das historisch betrachtet gar keine Tracht oder Johan Julius Exner nach Fanø und Föhr, um die auf den Inseln lebenden Frauen ist, aus seinem angestammten Kontext herausgelöst und zum farbenfrohen Sinnbild und Mädchen in ihren Trachten zu malen oder zu zeichnen. In idealisierenden Dareiner Verschmelzung scheinbar nicht zu vereinender Kulturen und Weltregionen. Es stellungen zeigen diese Arbeiten, wie sich die aus den Städten kommenden Maler zeigt sich, dass die Tracht voller Geschichte(n) ist und bereits im 19. Jahrhundert in das ländliche Leben vorstellten. Dabei gehörte für die Künstler die dunkelfarbige der Kunst unterschiedliche Betrachtungsmöglichkeiten vorherrschten. Tracht der Frauen als zentrales Bildthema dazu. Noch heute herrscht der Eindruck vor, dass das Tragen der aufwendigen Föhrer Festtagstrachten mit ihrem opulenten Mit den verschiedenen Positionen der interdisziplinären Gruppenausstellung wird Brustschmuck zu jenem Zeitpunkt noch selbstverständlich gewesen sei und ihr Ausoffenbar, wie viel mehr noch in ihr zu sehen und zu lesen ist, wenn sie explizit vom sehen stets demjenigen auf den Bildern entsprochen habe. Dass dem jedoch nicht heutigen Standpunkt aus thematisiert wird. so ist, zeigen etwa Grafiken um 1800, auf denen zu sehen ist, dass frühere Trachten buntfarbig und aus verschiedenen Materialien genäht waren. Im Laufe der Zeit veränderten sie sich durch die unterschiedlichsten Einflüsse, bis sie schließlich ganz aus dem öffentlichen Bild verschwanden. Reload! Tracht – Kunst – Mode | bis 07. Januar 2018 | www.mkdw.de

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Jan Fabre, Skull with diamond, 2013, Mixture of jewel beetle wing-cases, polymers, glass

Die Stadt der Diamanten Anwerpen feiert sich und seine Vergangenheit Text Arthur Bach

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ntwerpen ist seit über 500 Jahren das Weltzentrum des Diamantenhandels. Über 84% aller Rohdiamanten und über 50% aller geschliffenen Diamanten laufen über Antwerpen in den Handel oder in die Industrie. Insofern nimmt es nicht Wunder, dass die Geschichte Antwerpens und die des weltweiten Diamantenhandels eng miteinander verknüpft sind. Weil jüdischen Bewohnern im Mittelalter die Handwerksberufe verboten waren, verlegten sie sich auf den Handel – in Antwerpen unter anderem mit Diamanten. So kam es, dass in keiner anderen Stadt Europas die orthodoxe jüdische Kultur bis heute so selbstverständlich zum Stadtbild gehört und heute circa 20.000 Juden in Antwerpen leben. Die Geschichte des Diamanten als Schmuckstück sowie die des Diamanthandels werden ab Oktober 2017 mit diversen Veranstaltungen unter dem Titel „Antwerp Diamond Capital since 1447“ näher beleuchtet und entsprechend gefeiert. Den Höhepunkt der Festivitäten bilden die Eröffnung des brandneuen Diamanten-Erlebniszentrums DIVA „Antwerp Home of Diamonds“ im Frühjahr 2018 und die Ausstellung „Strahlende Sehnsucht im MAS“ Das MAS zeigt, wie Sehnsüchte in Form von Diamanten Gestalt annehmen und der Mensch seinem Leben durch den Erwerb kostbarer Objekte Sinn und Bedeutung zu verleihen versucht. Menschen sehnen sich nach Macht und Ansehen, nach Liebe und Zärtlichkeit, nach dem ewigen Leben, Spiritualität oder nach Reichtum. Alle diese Sehnsüchte werden in schönen, manchmal kostbaren, seltenen und die Phantasie anregenden diamantenen Objekten zum Ausdruck gebracht und greifbar. Obwohl ein Diamant eigentlich nicht mehr ist als eine bestimmte, unter extrem hohem Druck zusammengepresste Menge Kohlenstoff,

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verkörpert er in kultureller Hinsicht jedoch eine Vielzahl menschlicher Sehnsüchte: Fürsten illustrieren damit ihre Macht, Verliebte drücken damit Ihre Gefühle aus und die Reichen nutzen ihn als Statussymbol. Welche bedeutende Rolle spielen dabei Diamanten? War das schon immer so und gilt das für alle Kulturen? Wer also im Laufe des Jahres des Diamanten nach Antwerpen fährt, sollte sich neben funkelnder Steine, Brueghel und Rubens auch die Stadt genauer ansehen: Antwerpen begrüßt jährlich über 60.000 Binnen- und Seeschiffe, die in einem Seehafen anlegen, der 80 Kilometer im Landesinneren liegt – ein geographische Besonderheit, die dafür sorgt, dass das Hinterland gut erreichbar ist. Dank des Hafens fließt auch jede Menge Wissenschaft und technisches Know-how in die Stadt. Internationale wissenschaftliche Studien und maritime Spezialausbildungen sind in Antwerpen keine Seltenheit. An dieser Stelle sei auch der wunderschöne Nottebohmsaal erwähnt. Er befindet sich im ältesten Teil der Bibliothek, wo er 1936 als Prunksaal eingerichtet wurde. Er beherbergt nicht nur eines der Magazine der Bibliothek und den Ausstellungssaal. Dort befinden sich auch einige ausgefallene Stücke der Sammlung wie die Globen von Blaeu oder der ägyptische Schrank mit Reiseberichten von Lepsius. Ein besonderes Kennzeichen der Stadt ist seit eh und je ein gewisses Pionierdenken – man denke dabei nur an die Buchdruckkunst, die dort entstanden ist. Heutzutage stehen dafür neben dem Konservatorium, den Forschungszentren, dem Fachbereich Multimedia Technology, der Modeabteilung der Akademie der Schönen Künste und vielen anderen

Einrichtungen auch die Antwerpener Unternehmen und die zahlreichen Startups, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Antwerpener bezeichnen ihre Stadt gern als „Weltstadt”, nennen Sie aber auch oft ein „Dorf”, in dem jeder jeden kennt, was nicht so einfach ist, denn Antwerpen ist mit über 510.000 Einwohnern und 174 verschiedenen Nationalitäten die größte Stadt Flanderns. Veranstaltungen und Ausstellungen in Antwerpen: Strahlende Sehnsucht im MAS vom 18.10.2017 - 14.1.2018 Hanzestedenplaats 1, 2000 Antwerpen www.mas.be DIVA das Diamantenmuseum wird am 7. Mai 2018 eröffnet. Ab dem 7. Dezember 2017 kann man Tickets vorbestellen und vorher virtuell das Museum besuchen: „ DIVA, the new star in Antwerp, and her butler Jérome will take you on a journey through Antwerp’s diamond story. Outstanding workmanship, fascinating anecdotes, intense emotions and impressive sets await you in this brilliant museum ...“ www.divaantwerp.be Olivier Theyskens – She walks in beauty – im Modemuseum vom 12.10.17 bis 18.03.18 Die Ausstellung zeigt einen der faszinierendsten belgischen Designer: Olivier Theyskens. Die Schau erkundet seine 20-jährige kreative Entwicklung im Modebusiness, seine Handwerkskunst und die sich wandelnden Atmosphären seiner Arbeit anhand einer Vielzahl von Silhouetten, die mit dem Geist der Couture erfüllt sind. www.momu.be Ai Weiwei im FOMU vom 27.10. 2017 bis 18.2.2018 zeigt das FOMU eine Einzelausstellung des chinesischen bildenden Künstlers und Aktivisten Ai Weiwei. www.fotomuseum.be


Ninik Towok; Flores, eastern Indonesia, 19th century, wood and beads; Patung Atoni Lilit Toni, Timor, East Nusa Tenggara, alle Museum Nasional Indonesia, Fotos ©: Arkadius

EUROPALIA ARTS FESTIVAL Indonesien zu Gast in Belgien Text Arthur Bach

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or zwei Jahren hat Indonesien als Gastland der Frankfurter Buchmesse spannende Einblicke in eine hierzulande kaum bekannte Kunst- und Kulturszene geboten: Indonesien. Nun haben Kulturinteressierte in Deutschland wieder Gelegenheit, das Land der 17.000 Inseln aus neuen Perspektiven – jenseits der Klischees von Exotik, Erdnusssoße und Balinesischer Tänze – zu entdecken. Als Gastland des internationalen Kunst-Festivals EUROPALIA (EUROPALIA ARTS FESTIVAL) präsentiert sich Indonesien vom 10. Oktober 2017 bis zum 21. Januar 2018 mit hochkarätigen Ausstellungen, Konzerten und Performances in Belgien und sieben weiteren europäischen Ländern – darunter Deutschland und die Niederlande. In mehr als 50 Städten können Besucher die unglaubliche Breite zwischen kulturellem Erbe und zeitgenössischem Schaffen, zwischen Exotik und Dynamik, erleben. Gemeinsam mit Dutzenden von Kuratoren und Partnern aus Europa und Indonesien wurde das ambitionierte Programm entwickelt. Dabei entstehen neue Kreationen und Kooperationen zwischen der Kunstszene der verschiedenen Länder. Unter dem Aspekt „Ahnen“ nähert sich das Festival dem diesjährigen Gastland aus einer überraschenden Perspektive. So bietet die Auftaktausstellung „Ancestors & Rituals“, die im BOZAR – Palast der Schönen Künste in Brüssel präsentiert wird, Einblicke in die faszinierende Welt rund um Ahnenkult, Rituale und Mythen in

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Indonesien. Dabei werden archäologische und ethnische Schätze, darunter wertvolle Exponate aus dem National Museum in Jakarta, im Kontext mit zeitgenössischen Kunstwerken gezeigt, wobei ein Großteil der Exponate als Leihgaben erstmals in Europa zu sehen sein werden. In den zwei weiteren Hauptausstellungen manifestiert sich vor allem das Thema Austausch: Die Schau „Archipel“ im Kunstmuseum La Boverie in Lüttich (Liège) widmet sich Indonesiens Pionierrolle als Seefahrernation. Die Ausstellung „Power and other Things“ (Macht und andere Dinge), die ebenfalls in Brüssel im BOZAR gezeigt wird, betrachtet zwei Jahrhunderte der Kunst in Indonesien von der holländischen Kolonialzeit bis zu zeitgenössischen Themen wie Migration. Eine Vielzahl der kulturellen Wurzeln Indonesiens liegen in der Austronesischen Kultur, die durch Flüchtlinge, die etwa Taiwan verlassen mussten, vor mehr als 5000 Jahren in dem Archipel Einzug gehalten haben. Die großartige Dong Son-Kultur Nord-Vietnams, die für ihre Bronze-Arbeiten berühmt sind, hatte ebenfalls großen kulturellen Einfluss. Nun wird dieser Austausch auf das vielseitige Konzept des Festival-Programms durch den künstlerischen Austausch und die Zusammenarbeit auch in den Bereichen Musik und darstellende Künste fortgesetzt. Über „artist in residence“-Programme kommen zahlreiche indonesische Künstler, darunter Musiker, Tänzer, Choreografen und Architekten, nach Europa

und umgekehrt um mit lokalen Künstlern zu kooperieren und neue Produktionen zu starten. Bei der Erstellung des Festivalprogramms wurde versucht, so viele Regionen Indonesiens wie möglich einzubeziehen um die Vielzahl der unterschiedlichen Kulturen und Traditionen abzubilden: So können sich die Besucher etwa auf Vokal- und Instrumentalmusik aus Sulawesi und zahlreiche weitere ausgefallene Aufführungen aus den verschiedensten Landesteilen freuen. Auch außerhalb der Museen und Konzertsäle können Besucher indonesische Kultur aus den unterschiedlichsten Perspektiven erleben: So öffnet etwa am 17. September das EUROPALIA INDONESIA Festival Center in Brüssel die Tore für Familien und lädt zu einer Vielzahl an Aktivitäten ein. Und der indonesische Designkünstler Faisal Habibi gestaltet das Bâtiment Dynastie auf dem Kunstberg Mont des Arts in Brüssel innen und außen kunstvoll um.

Ausstellungen in Belgien: Ancestors & Rituals im BOZAR in Brüssel vom 10.10.2017 bis zum 21.1.2018 www.bozar.be Die Königreiche des Meeres. Archipel im La Boverie in Liège vom 25.10.2017 bis 21.01.2018 de.laboverie.com www.europalia.eu

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In bester Bauhaus-Tradition: Breadboxes von MYKILOS.

„45 Kilo Mädchentraum“ Gründungsgeschichte mit Bauhaus-Wurzeln Text Mascha Schlubach

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hren eigenen Traum haben Daniel Klapsing und Philipp Schöpfer in Berlin wahr gemacht und 2013 das Designstudio mykilos gegründet. Das aus DDR Zeiten stammende Gebäude beherbergt dort Möbel mit Stil und Verstand. Leipziger Straße, Berlin-Mitte. An der viel befahrenden Allee, ein wenig versteckt hinter blühenden Bäumen, lugen zwei große Fensterfronten durchs Geäst. Sie geben den Blick auf einen loftartigen Raum frei, dessen schwindelerregende Deckenhöhe sich bereits von außen erahnen lässt. Oberhalb der gläsernen Eingangstür, die mit ihrem weißen, langen Türgriff an den Eingang einer Arztpraxis erinnert, befinden sich zwei Buchstaben. In kantiger Form und in kräftigem Schwarz stehen die Initialen M und K – hier ist das Designstudio MYKILOS zuhause. Transparent gestatten die riesigen Fenster die Sicht auf das, was das Herz des jungen Labels ausmacht: minimalistische, kluge Möbel und Wohnaccessoires. Im Inneren des Ladens angekommen, bestätigt sich die Ahnung von außen – hohe Decken, metallene Rohre, industrieller Charme, Raum zum atmen. Sofort fallen die dominierenden Farben ins Auge. Schwarz, grau, weiß und rosa. Passend dazu hängt ein rosafarbener Lamellenvorhang von der Decke und dient als räumliche Trennung. „Es gibt eben nicht nur diese langweiligen Zahnarzt-Wartezimmer-Lamellen in weiß“, lacht einer der beiden Gründer und Designer, Philipp Schöpfer. Auf einer Onlineseite gesichtet, habe damit vor drei

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Jahren die Rosa-Phase angefangen und irgendwie nicht mehr aufgehört. „Es war eine Art Selbstläufer und jetzt ist die Farbe fester Teil unseres Labels“, erzählt der gebürtige Stuttgarter. Aber ihre Produkte definieren sich über weitaus mehr als nur über ihren Anstrich. Die Gründer Philipp Schöpfer und Daniel Klapsing, beides Absolventen der Bauhaus-Universität in Weimar, absolvierten dort 2008 und 2012 ihren Abschluss. Als Produktdesigner und mit den Wurzeln des Bauhaus verbunden, haben sich beide schon immer mit dem Bereich des Handwerks beschäftigt. „Während unseres Studiums haben wir sehr viel Zeit in der Holzwerkstatt verbracht und sind schnell mit der Industrie in Berührung gekommen“, erinnern sich die Beiden. Es ging also nicht nur um die gedankliche Konzeption eines kreativen Designs, sondern vor allem auch um die physische Realisierung dessen. „Wir wollten nicht nur Autorendesigner sein, sondern auch Teil der Produktion selbst und die Uni hat dafür den Rahmen geboten“, so Schöpfer. Von dem Wunsch getrieben Möbel zu entwerfen und zu entwickeln, gründeten sie noch während ihres Studiums, 2007, das Designstudio 45Kilo. Die Namensgebung ergab sich zufällig an einem Abend unter Freunden: „Wir waren in Weimar unterwegs und plötzlich ist eine Freundin von uns in Gelächter ausgebrochen, weil sie zufällig einen ehemaligen Klassenkameraden gesehen hat und sich dabei an eine Situation aus der Schulzeit erinnern musste. Die sind damals nachts

zusammen ins Freibad eingebrochen und der Typ hat dann nach ein paar Bier irgendwann oberkörperfrei und ziemlich selbstbewusst behauptet, er sei der ‚45 Kilo Mädchentraum‘. Dieser Spargeltarzan in Bodybuilder-Pose muss ein herrliches Bild gewesen sein.“ Beeindruckt von der selbstbewussten Art ihres Namensgebers, und mit einem Augenzwinkern, entstand dann 2011 ein neues Label. Der Slogan: MY BAUHAUS IS BETTER THAN YOURS. Als Kooperation gedacht, arbeiteten sie gemeinsam mit zwei Grafikern aus Weimar an neuen Projekten. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, löste sich das Quartett jedoch nach einiger Zeit wieder auf. Einzig das Wort „MY“ aus dem Titel blieb bestehen und so kamen die beiden jungen Designer 2013 zur dritten Label-Gründung – MYKILOS war geboren. „Wir wollten mit unseren Entwürfen endlich richtig in Serie gehen, produzieren und vertreiben“, erzählt Daniel. Gesagt, getan, doch der Weg war oftmals steiniger als gedacht. Besonders die vielen neuen Aufgaben, die so ein Betrieb mit sich bringt, hat die Gründer anfänglich zu schaffen gemacht. „Die größte Herausforderung war eigentlich, sich bewusst zu machen, dass man sich vom Designer zum Unternehmer entwickeln muss, um das Label am leben zu halten. Diese neue Form der Verantwortung frisst sehr viel Energie, aber man lernt auch unglaublich viel dazu“, sagt Philipp. Das Studium bereitet einen eben nicht auf die kaufmännischen Fragen


Links: Das Gründerduo von MYKILOS Daniel Klapsing und Philipp Schöpfer. Rechts: Innenansicht des Berliner Designstudios.

nach Buchhaltung, Verkauf oder Vertrieb vor; alles Garderoben oder eine hängende Steckdo„Es geht darum, dass es Produkte sind, die rollbare Bereiche, die für die beiden Jungunternehmer sosenleiste als Lampe – die Reise scheint unendlich. jeden umgeben und mit denen sich dann Wie kommt man überhaupt auf all diese Ideen? Die mit neues Terrain waren. Auch die finanzielle Situation hat die Entwicklung des Labels auf eine harAntwort darauf ist einfach: „Wir sind keine Erfinder. auch jeder identifizieren kann.“ te Probe gestellt. Da es keine großen Geldspritzen Wir beobachten nur alles um uns herum sehr aufgab, sondern einzig private Darlehen, konnte das merksam. Unsere Umgebung, die Leute, die alltägUnternehmen nur organisch wachsen und hat sich letztlich durch jedes verkaufte lichen Situationen, die eigene Wohnung, all das sind unsere Inspirationsquellen und Objekt wieder weiter finanziert. Mittlerweile sieht es anders aus. „Inzwischen tragen bieten gleichzeitig den Spielraum, Fehler zu entdecken und das Produkt anschliedie stetig größer und lukrativer werdenden Projekte und Verkäufe das Unternehmen ßend effizienter zu machen“, erklärt Philipp. Altes verstehen, hinterfragen, neu denallein, was uns wirklich sehr stolz macht.“ Ein Verdienst, der sowohl auf das Durchken und weiter entwickeln, ist eine stetige Herangehensweise des Designer-Duos. Es haltevermögen und das Herzblut der beiden Designer, aber auch auf deren innovageht um Nutzbarkeit und Langlebigkeit. Um Objekte, die vom Alltag inspiriert und tiven und praktischen Interieur-Stücke zurückgeht. Auf die Frage nach dem ersten für den Alltag konzipiert sind, ihn angenehmer, praktischer werden lassen. Dafür Erfolgsprodukt, gibt es eine klare Antwort: „Was den seriellen Verkauf betrifft, ist brauchen die beiden keine glorreiche Eingebung: „Die Entstehung der Produkte ist der Brotkasten in jedem Fall unser größter Erfolg und er hält immer noch an.“ Bemeist unspektakulär, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass es Produkte sagter Brotkasten ist in seiner Idee so simpel und genial, dass man sich ärgert nicht sind, die jeden umgeben und mit denen sich dann auch jeder identifizieren kann.“ selbst darauf gekommen zu sein. Der Clou des Produkts ist der Deckel, denn er ist Das kurze und prägnante Credo von MYKILOS trifft es also ziemlich genau: Defining nicht nur Pendant zu dem aus Stahl bestehenden Korpus, sondern zeitgleich auch new classics. Alte Klassiker überdenken und an den Stellen neu konzipieren, wo es ein Schneidebrett. Dieses Brett gibt es in zwei unterschiedlichen Materialien. Wer Verbesserungspotential gibt, ist für die beiden kein Ausdruck von Überheblichkeit, es klassisch mag, greift zur hölzernen Ausstattung. Die ausgefallenere Variante besondern vielmehr ein öffentliches Bekennen zum Objekt selbst; eine Zuneigung und steht aus dem handelsüblichen P.E. 500 (Polyethylen), was ein beliebtes Material für Wertschätzung der Konzeption. Schneidebretter an der Supermarkt-Frischetheke ist. „Das Material bietet viele Vorteile. Es ist lebensmittelecht und waschmaschinenfest und damit sehr unkompliziert Die Idee der Wertschätzung scheint ohnehin ein wichtiger Aspekt bei MYKILOS zu in der Handhabung“, erklärt Daniel. Das Besondere an dem Deckel des Brotkastens sein. Schaut man sich die Möbel einmal genauer an, ist jede Schraube sichtbar, jedes ist allerdings die unterschiedliche Färbung. Normalerweise begegnen einem diese Kabel und jede Konstruktion offen dargelegt. Nichts wird wie ein ästhetischer Makel Bretter in langweiligen Standardfarben und vor allem in weiß. versteckt, alles ist transparent, weil keine Schraube und kein noch so winziges Teil überflüssig oder nichtig ist. Es ist die Wertschätzung der einzelnen Funktionen, ebenEbenso formklar, elegant und klug konzipiert, sind die Küchen von MYKILOS. 2008 so wie den jeweiligen Materialien gegenüber. So werten die beiden Designer oftmals fing alles an: „Die Eltern von Daniel brauchten eine neue Küche und da haben wir Materialien auf, indem sie ihnen eine neue Ausstattung bieten und in andere Zusamkurzerhand entschlossen einfach selbst Hand anzulegen. Wir haben die alte Küche menhänge setzen. Plötzlich erscheint das so oft verkannte Linoleum in neuem Glanz rausgerissen, eine Neue entworfen, entwickelt, produziert und eingebaut. Das war – als edle Oberfläche eines Couchtisches. „Ich glaube, Linoleum ist mein liebstes Maunfassbar viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Freunde wollten plötzlich auch eine terial, weil es so ehrlich ist und sich damit extrem viel machen lässt. Außerdem hat es neue Küche haben und so entwickelte sich die erste ‚selbstgemachte‘ Küche zu einem viele praktische Vorteile und altert besonders schön“, schwärmt Philipp. Ihre Wertwirklich lukrativen Geschäft,“ sagt Philipp. Ursprünglich jedes Mal als Unikat entschätzung zeigt sich aber auch gegenüber den jeweiligen Produktionsstätten und die worfen, haben die beiden Designer mittlerweile drei Serien entwickelt, die den untersind gar nicht so leicht zu finden. „Jedes Objekt wird woanders gefertigt, weil jede schiedlichsten Ansprüchen gerecht werden sollen. „Wir wollen einfach gerne seriell Produktion ihre eigene Expertise hat. Das Einzige, was alle gemein haben, ist, dass produzieren, um mehr Menschen erreichen zu können: also gute Produkte für viele alles in Europa produziert wird.“ Der Brotkasten wird bereits seit 2016 in Berlin proMenschen.“ Das Modell MK3 Berlin Block beispielsweise besteht aus einzelnen Moduziert, nachdem er zuvor in Litauen und Thüringen hergestellt wurde. Eine richtige dulen, die beliebig zusammengestellt werden können, sodass die Küche sehr flexibel Produktion zu finden, bedarf viel Zeit und Geduld, aber wenn sie einmal gefunden zu gestalten ist. Außerdem dienen unterschiedlich große und in dunkelgrau gefärbte ist, kann daraus eine fruchtbare Symbiose erwachsen. Die Aufhebung der Schranken Plastikboxen als Schubkasten. Das hat den Vorteil, dass die Kästen herausnehmbar zwischen Handwerk und Kunst, ist ein zentraler Gedanke der alten Bauhaus-Ära. und somit auch anderweitig verwendbar sind. Außerdem ist das Material extrem roSich auf Augenhöhe begegnen und ein Zahnrad entstehen lassen, wo das Eine nicht bust und pflegeleicht. Dass die Küchen einmal, neben dem Brotkasten, zu einem der ohne das Andere greift, ist wohl die beste Ausgangssituation, um sich selbst und alle Dauerbrenner werden würden, hätten Daniel und Philipp am Anfang auch nicht geum sich herum produktiv werden zu lassen. Philipp Schöpfer und Daniel Klapsing glaubt. „Die Küche ist ein wichtiger Ort innerhalb der Wohnung, dort hält man sich haben es verstanden, sich mit ihrem allumfassenden Betrieb, von der Idee über die gerne auf, weil es etwas geselliges hat. Außerdem ist es eine Art neues Statussymbol. Produktion, bis hin zum Versand, von anderen Unternehmen abzugrenzen. Aber vor Die Küche hat definitiv das Auto abgelöst“, so Daniel. allem macht sie ihre Passion und die Verbundenheit zu ihrer Arbeit zu einem Label, dessen Leidenschaft aus den Möbeln spricht und dann zu uns. Begibt man sich weiter auf Design-Entdeckungsreise bei MYKILOS, fallen einem noch viele weitere Accessoires und Möbel ins Auge. Ob Messerblöcke mit Schaschlickspießen, Tischoberflächen auf denen man keine Fingerabdrücke mehr sieht, MYKILOS | Leipziger Straße 65 | 10117 Berlin | www.mykilos.com

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GOPEA Das Abenteuer der Kunstförderung Interview Dr. Peter Lodermeyer

Die beiden Gründer von GOPEA: Kunstförderer und Kunstliebhaber Rainer Robben (links) und Jürgen Schomakers (rechts)

„G

allery of pre-established art“, kurz: GOPEA – so heißt das private Künstlerförderprojekt, das von Jürgen Schomakers (Bonn) und Rainer Robben (Nordhorn) 2015 ins Leben gerufen wurde. Dabei handelt es sich um ein breit aufgestelltes Projekt, bei dem u.a. Publikationen, Ausstellungen, Auktionen und die Wahl eines Preisträgers ineinandergreifen. GOPEA soll Künstlern in der schwierigen Übergangsphase zwischen Studium und freier Künstlerlaufbahn zugutekommen. Gesucht werden Förderer und Sammler, die sich von den Werken junger Künstler begeistern lassen. Mit den beiden GOPEA-Gründern sprach Peter Lodermeyer.

Ihr seid Unternehmensberater bzw. Apotheker von Beruf. Wie kommt man als jemand, der bis dahin gar nichts mit dem Kunstbetrieb zu tun hatte, dazu, ein Künstlerförderprojekt ins Leben zu rufen, und dazu noch ein so ausgefeiltes und komplexes wie GOPEA?

Jürgen Schomakers: Es ist eigentlich eine Rückkehr zu den Wurzeln jugendlichen Interesses für die Kunst. Bereits zur Schulzeit haben Rainer und ich uns intensiv mit Malerei beschäftigt. Immer aber waren wir auch realistisch genug zu erkennen, dass uns Talent und Mut fehlten, uns selber an der Malerei zu versuchen. Unsere Kreativität haben wir dann im Bereich Musik in einem eigenen Projekt verwirklicht. Ein wenig Künstlerseele steckt in uns. In der Lebensmitte beginnt man Dinge zu überdenken und auch

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altvertraute Leidenschaften wiederzuentdecken. Wir wollten uns wieder intensiver mit Kunst beschäftigen und dieses Bindeglied unserer langen Freundschaft wiederbeleben. Ich bewundere den Mut junger Künstler, die sich ohne Wenn und Aber der Kunst verschrieben haben – das ist, wie wir wissen, ein Berufsfeld ohne soziale Sicherung und ohne Gewährleistung auf selbstbestimmten Erfolg. Wir haben uns seinerzeit anders entschieden und möchten jetzt jungen Menschen, die zweifelsohne großes Talent, Kreativität und Enthusiasmus besitzen, ein Stück weit Hilfe und Vernetzung anbieten. Vielleicht kommt uns auch die Tatsache zugute, dass wir uns als Familienväter durchaus bewusst sind, wie wichtig – nicht nur finanzielle – Förderung in den frühen Jahren der Karriere eines jungen Menschen sein kann. Ein wichtiger Punkt eures Projekts besteht in der Einbindung staatlicher Kunstakademien und -hochschulen. Warum habt ihr euch die Künstler, die ihr förderungswürdig findet, nicht einfach bei Akademierundgängen und Ausstellungsbesuchen zusammengesucht?

JS: Wir wollten uns im Rahmen des Projektes bewusst Qualitätsfilter setzen, die außerhalb des eigenen Geschmacks angesiedelt sein sollten. Staatlich anerkannte Kunstakademien haben hier eine wichtige Funktion, indem sie mittels Eingangsprüfung aus einer Vielzahl an Bewerbern nur wenige Studierende pro Semester aufnehmen. Der erste Nachweis von Talent ist somit erbracht. Den zweiten Filter im GOPEA-Projekt bildeten die Lehrenden an den Kunsthochschulen, die wir im

zweiten Schritt um Nennung besonders talentierter Schüler aus ihren jeweiligen Klassen gebeten hatten. Ein weiterer – banaler, aber elementarer – Aspekt, weshalb wir die Künstler nicht auf Rundgängen und Ausstellungen gesucht haben, ist: Rainer und ich hätten uns bei der Auswahl vermutlich niemals auf denselben Künstler festlegen können. Unsere Geschmäcker sind sehr unterschiedlich. Das Projekt hätte wohl bis heute keine Umsetzung gefunden und unsere Freundschaft existenziell gelitten. Beides mussten wir vermeiden. Rainer Robben: Ich kann nur bestätigen, dass dies sicherlich für Streitigkeiten gesorgt hätte (lächelt). Euer Projekt ist in einem Zweijahresrhythmus angelegt. Ihr habt zunächst von allen 55 Künstlern des Jahrgangs 2015, die in das Projekt involviert sind, jeweils eine Arbeit angekauft. Eine Bekannte, der ich von GOPEA erzählte, meinte dazu: „Sehr clever. Wenn auch nur ein paar davon berühmt werden, erfährt die Sammlung eine enorme Wertsteigerung.“ Hat sie recht?

JS: Das ist ein Aspekt, der uns mit zunehmender Dauer auch bewusst geworden ist. Nur ist es ja so, dass Rainer und ich von dieser erhofften Wertsteigerung nicht profitieren. Die Bilder der Sammlung werden schließlich unter den Förderern versteigert, der Erlös der Auktion fließt zu gleichen Teilen an die Künstler zurück. Wenn sich also bereits zum Zeitpunkt der Auktion diWertsteigerung einzelner Arbeiten im Bieterverhalten bemerkbar machte, so profitierten in erster Linie – und zu Recht – die Künstler davon.


Gespräche in den Ateliers der Künstler in Weimar und Alfter. Unten: Ausstellung im Kunstraum „hase29“, Osnabrück, und das Bilderlager vor der Auktion.

Die Auktion fand am 19. Mai dieses Jahres in Nordhorn statt. Wer konnte daran teilnehmen?

JS: An der Auktion konnten nur diejenigen Personen teilnehmen, die bis dahin im Besitz der GOPEA-Card waren. Diese erhält man als Förderer des Jahrgangs 2015 zusammen mit der limitierten Kunstbuchedition, die in Zusammenarbeit mit dem Verlag Kettler hergestellt worden ist und alle teilnehmenden Künstler mit ihrem Werk vorstellt. RR: Uns waren die Ausstellungen und die hochwertige Kunstbuchedition als Präsentationsplattform für die Studierenden extrem wichtig. Die Werke der jungen Künstlerinnen und Künstler wollten gezeigt werden. Den zeitlichen Aufwand für diese Unternehmungen haben wir uns von unseren Hauptberufen abgezweigt. Zur Minimierung des finanziellen Aufwands tragen die Beiträge der Förderer bei. Was genau geschieht mit dem Erlös aus der Auktion?

RR: Der Erlös betrug 14.000 Euro. 50% gehen an den GOPEA-Förderpreisträger und die anderen 50% fließen zu gleichen Teilen an die verbleibenden 54 Künstler zurück. Zum Förderpreisträger wurde übrigens der in 1988 Basel geborene Maler Dave Bopp gewählt, der bei Reto Boller an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studierte. JS: Das Charmante ist also das Prinzip der „Partizipation des Kollektivs“. Ist die Qualität des Jahrgangs stark, profitieren alle gemeinsam davon. Vermutlich ist das eine Erfahrung, die die Künstler an dieser Stelle zum letzten Mal in ihrer Karriere machen werden, bevor es dann im rauen Kunstmarkt wieder um Singularinteressen geht. Beeindruckend finde ich den enormen Zeit- und Arbeitsaufwand, den ihr getrieben habt, um die über ganz Deutschland verstreuten Künstler und ihre Professoren zu treffen und die Kunstwerke persönlich einzusammeln. Ihr habt ja sogar ein eigenes Transportfahrzeug dafür, eine Art „GOPEA-Mobil“.

JS: Ja, das Kennenlernen vor Ort war uns ein besonderes Anliegen. Wir wollten in den „Backstage“-Bereich der Akademien. Wir wollten unbedingt die jungen Men-

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schen in ihren Ateliers in den Kunsthochschulen aufsuchen, Farbe riechen, das kreative Umfeld wahrnehmen und mit den Künstlern in Diskussionen zur Kunst und ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Kunstmarkt eintauchen. Das GOPEA-Mobil war wichtig, um für uns das altvertraute Gefühl aufleben zu lassen, wieder mal auf Tour zu sein. Früher war der Wagen vollbepackt mit Instrumenten, jetzt auf unserer GOPEA-Tour im Sommer 2015 mit den Arbeiten der jungen Künstler. RR: Um aufrichtig zu sein, handelte es sich beim GOPEA-Mobil um mein privates Wohnmobil, versehen mit GOPEA-Logos. Es scheint, dass euch der persönliche Kontakt zu den Künstlern und Künstlerinnen besonders wichtig ist. Haben diese Begegnungen euren eigenen Zugang zur Kunst, zur Malerei verändert?

JS: Oh ja. Ich für meinen Teil habe eine Menge dazu gelernt. Zu jedem der 55 Bilder der GOPEA-Sammlung gibt es jetzt ein Gesicht und eine Geschichte. Die jungen Künstler befinden sich in ständigem Diskurs und in Interaktion mit ihrer jeweiligen Lebenswelt. Das prägt die Bilder, auch wenn es nur eine Momentaufnahme sein kann. Der erste Eindruck eines Bildes verschafft die notwendige Aufmerksamkeit. Ein neuronales Netzwerk wird nach Aufnahme von Form und Farbe in Schwingung gebracht. Es erfolgt der unbewusste Abgleich mit vertrauten Seherlebnissen und Stimmungen. Das ist die erste Ebene. Mittlerweile hat sich mir aber auch eine zweite Ebene erschlossen. Dies allerdings häufig erst, nachdem man sich im Gespräch mit den Künstlern selbst oder Personen, die dem Kunstbetrieb näher stehen als wir, eingehender mit einzelnen Werken auseinandergesetzt hat. Ich vertraue weiterhin meinem ersten Eindruck, bin aber umso glücklicher, wenn ein Bild sich erst mit der Zeit, sozusagen über die „kognitive Hintertür“, einen Zugang verschafft, nachhaltig und elementar.

www.gopea.de

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Otto Marseus van Schrieck, Landschaft mit Reptilien, Insekten, Alpenveilchen und Distel, um 1657, Leinwand, 37,3 × 48,7 cm, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv. 2206 (OK)

Vom Reiz des Unheimlichen Im Verborgenen die Metaphern des Lebens finden Text Alexandra Wendorf

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enagerie der Medusa heißt die feine Ausstellung im Staatlichen Museum Schwerin über den Maler Otto Marseus van Schrieck, die ab Mitte November 2017 in den Niederlanden zu sehen sein wird. Ein Gewirr von Schlangen erscheint uns sofort vor dem geistigen Auge und drastische Darstellungen des abgeschlagenen, Blut triefenden Kopfes der Medusa von Rubens oder Caravaggio werden uns gewahr. So erschreckend erscheinen hingegen die subtilen Waldbodenstilleben des Marseus‘ van Schrieck nicht, obgleich Schlangen neben Kröten und Echsen seine präferierten Motive sind. Sich über den Boden windend und schlängelnd nähern sie sich den ahnungslosen Schmetterlingen und Faltern und der Betrachter ahnt den Moment, in dem ein Leben ausgelöscht sein wird. Es sind diese Augenblicke des Vorwegnehmens, die Ahnung um das, was geschehen wird, die beim Betrachter dieser Bilder eine eigentümliche Faszination auslösen. Marseus van Schrieck selbst bleibt als Maler distanziert, indem er lediglich beobachtet und in höchster künstlerischer Perfektion die Natur darstellt. Als Maler des 17. Jahrhunderts steht Marseus an der Schwelle von Religiosität und Wissenschaft, ist quasi ein Vermittler und Grenzgänger. Das macht seine Bilder neben ihrem malerischen Reiz so interessant: Sie stellen nicht nur Naturbeobachtungen mit erstaunlicher Präzision dar, sondern erzählen auch von der möglichen Interpretation derselben in jener Zeit. Wir sprachen mit dem Kurator Dr. Gero Seelig über diese außergewöhnlichen Werke und deren Deutungsmöglichkeiten bis in die heutige Zeit.

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Sie haben einmal bemerkt, dass Marseus‘ Stilleben nicht im typischen Sinne als Vanitas-Darstellungen zu begreifen wären Wohl stellt die Schlange eine „Todesdrohung“ dar. Je lebendiger der Künstler den Schrecken zu gestalten vermag, desto überzeugender sei seine Beherrschung der Todesdrohung. Kommt der Künstler in diesem Sinne Perseus gleich, der den Schrecken der Medusa bändigt und ihn somit beherrschbar macht?

Bei Führungen in der Ausstellung ist mir vor allem vor Rubens‘ Bild immer klarer geworden, dass es genau darum geht, dass das Gemälde im Grunde der Schild des Perseus ist, der das Bild der Medusa spiegelt, wodurch Perseus sie sieht, ohne dabei zu sterben. Der Künstler bändigt und überwindet den Tod, den das, was er zeigt, eigentlich bringen müsste. Der ganze Medusen-Mythos hat ja ganz tief und untergründig mit Kunst zu tun, und es ist nur folgerichtig, dass ihr Haupt zum Zeichen der Athene, der Weisheits-, Wissenschafts- und Kunstgöttin wird, nachdem Perseus es ihr überreicht hat und sie es an ihren Schild geheftet hat. Dieses Vermögen aus totem Material, den Farbsubstanzen, Leben zu schaffen, nämlich lebendig wirkende Bilder, setzt den Künstler in Parallele zum heilenden Arzt und rückt ihn letztlich sogar in eine göttliche Nähe.

Die Darstellung von Dunklem und Verborgenem übt einen unverändert hohen Reiz auf den Betrachter aus. Welche Motivation steckt wohl dahinter? Wir schauen ja heute nicht minder fasziniert auf die Bildwelten von Otto Marseus van Schrieck wie seine Zeitgenossen.

Mir scheint, dass die Faszination dafür aus ganz tiefen

psychologischen Schichten stammt, die man damals noch nicht durchschauen konnte, oder anders als wir heute meinen sie zu durchschauen. Wir denken an Unter- und Unbewusstes, damals dachte man in mythologisch-literarischen Kategorien, die vielleicht mindestens ebenso treffend waren. Der Mechanismus ist derselbe, der nur unterschiedlich beschrieben wird. Er wirkt natürlich heute auch noch – anders als konventionelle Ikonographie in Form von Allegorie und Symbolik, die man heute erst wieder entschlüsseln muss. Im Katalog zur Ausstellung schreiben Sie, dass Künstler einen wesentlichen Anteil an der Formulierung eines neuen Weltbildes haben. Befindet sich der Künstler also an der Grenze zwischen Religion und Wissenschaft, zwischen Altem und Neuem? Ist er in der Lage mehr zu sehen und wahrzunehmen als andere? Was damals galt, scheint heute genauso Bestand zu haben?

Es ist ein schöner Gedanke und ich möchte gerne zustimmen, dass Künstler immer die Seismographen der gesellschaftlichen Erdstöße waren und sind. Das gilt sicher für die Moderne mindestens ebenso wie für die Alte Kunst, doch bin ich trotzdem skeptisch, weil die Moderne sich zu oft in einer Weise ausdrückt, die sich kaum noch nachvollziehbar mitteilt. Natürlich soll man sich Alte Kunst anschauen, und ich staune oft über die Äußerungen zur Moderne, da ich denke: das haben alte Werke alles auch zu bieten. Staatliches Museum Schwerin bis zum 15. Oktober 2017 Vom 5. November 2017 bis zum 11. März 2018 im Rijksmuseum Twenthe, Enschede


Balance Skulpturen und Installation von Manuela Leinhoß Text Arthur Bach

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ber sein filmisches Schaffen hat Carl Theodor Dreyer, der heute als großer Visionär des skandinavischen Kinos gilt, einst gesagt: „Mit meinen Filmen will ich in die verborgensten Gedanken meiner Schauspieler eindringen und die ganze Vielfalt ihres Ausdrucks zeigen. Denn gerade darin offenbaren sich die Charaktere, ihre unbewussten Gefühle, die Geheimnisse, die auf dem Grund ihrer Seele ruhen.“ Meisterhaft gelang es dem dänischen Regisseur in Filmen wie ‚Gertrud‘, dem Drama über eine Frau, die kompromisslos ihr Ideal der absoluten Liebe verfolgt, Momente stiller Eindringlichkeit und sich verändernder Balance zu erzeugen. Beginnt man, sich mit den Arbeiten von Manuela Leinhoß auseinanderzusetzen, wundert es nicht zu hören, dass Dreyers Werk und dessen Inszenierung diskreter Intensität, die Künstlerin fasziniert. Auch Leinhoß’ skulpturale Arbeiten, für die sie neben Holz und Metall oft sensible Materialien wie Gips, Modielliermasse, Pappmaché und Folien verwendet, sind Träger von komplexen Stimmungen und Irritationen. Ihre fiktionalen Objekte, die nicht selten – sei es durch hautähnliche Texturen der Oberflächen, deren Prägungen und Farbaufträge aber auch durch die Andeutung von Körperteilen – auf den antastbaren menschlichen Körper verweisen oder an Alltagsgegenstände zu erinnern scheinen, deren konkrete Funktionen im Verborgenen bleiben, verdeutlichen das Erleben von Nähe und Distanz, Entfremdung und Intimität: Anatomie und Schicksal, Veränderung und Austausch, Erfahrung und Vorurteil, Haltung und Verlust, Beihilfe und Unterdrückung, Servilität und geheimer Zwang, Kompromiss und Betrug, Gemütlichkeit und Elend, Euphorie und Beginn, Muskulatur und Angst, Liebe und Annexion, Dichtung und Wirklichkeit. Leinhoß‘ Arbeiten tragen Titel wie ‚my body is a battleground‘, ‚Condensation piece‘ oder ‚A formal feeling comes‘ und deuten so Bezugnahmen an, mit denen das Werk der Künstlerin korrespondiert. Für die Einzelausstellung ‚WOMAN FOOD AND GOD‘ etwa, die im Nürnberger Kunstverein zu sehen war, hatte sie den Titel eines Ratgeber-Buches übernommen und in ihre künstlerische Praxis überführt, denn gleichrangig zu den drei anderen war das vierte Element der Aufzählung, das begrifflich nicht verfasste ‚Und‘, zu lesen. In Leinhoß‘ Arbeiten vollzieht sich ein Miteinander von Sinnlichem, Robustem, Fragilem, Kontrolliertem, Zufälligem, Geheimnisvollem, Groteskem und verbleibt darin schwebend. Dieses Austarieren ist ein Balanceakt oder – wortwörtlich prägnanter vielleicht – ein: Breakdance. www.manuelaleinhoss.com

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Die Kraft der Kunst Wie junge Menschen kulturelle Brücken bauen Text Mascha Schlubach

Links: Jérôme Lenzen, erster Vorsitzender und Mitbegründer von ArtAsyl, rechts: Einblick in das Kunstprojekt „Human Rights“ Fotos: © Sebastian Miller (l.), Marcos Angeloni (r.)

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rtAsyl – ein kurzer, prägnanter Name, der die „Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, „Kunst verbindet Kulturen“ ist ein zentraler Gedanke von ArtAsyl. Vor allem in der heutigen Zeit ist das Sache im Kern trifft. Es geht um Kunst und es geht Kommunikation zu ermöglichen, ohne dass Thema Integration wichtiger denn je. Wie schafft es um Integration. Zwei Bereiche, die symbiotisch werden können, wie der ehrenamtliche Verein aus sprachliche Barrieren im Wege stehen. Die euer Verein die Brücke zwischen den Menschen unKulturen zu schlagen und Kunst zu Köln beweist. Im September 2015 haben sich 10 Kunst bietet uns diese Möglichkeit, indem terschiedlicher einem Verbindungselement werden zu lassen? junge Menschen zusammengeschlossen, um den wir den Pinsel oder das Musikinstrument Zunächst sei gesagt, dass wir uns auch aus pragFragen nach Migration und Integration mit einer matischen Überlegungen auf die Kunst als Medium Sprache zu begegnen, die jeder versteht: Der Spraan die Stelle von Worten setzen.“ festgelegt haben. Wir haben nach einer Möglichkeit che der Kunst. Mit gemeinsamer Kraft und dem gesucht, Kommunikation zu ermöglichen, ohne Wunsch dort anzupacken, wo es am nötigsten ist, dass sprachliche Barrieren im Wege stehen. Die Kunst bietet uns diese Möglichkeit, haben die Initiatoren zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helfern eine Plattform indem wir den Pinsel oder das Musikinstrument an die Stelle von Worten setzen. Dageschaffen, die geflüchteten Menschen die Möglichkeit bietet künstlerisch tätig zu durch wurden wir von den Geflüchteten verstanden und sie konnten uns auf Anhieb werden. In unzähligen Projekten und Workshops wird gemalt, getanzt und musiverstehen. Bei keinem unserer Projekte kamen Dolmetscher zum Einsatz. Mittlerweiziert, denn es soll vor allem darum gehen, den oftmals traumatisierten Teilnehmern le sprechen die meisten Kinder schon super Deutsch, an unserer Verständigung hat einen Raum zu geben, Vergangenes zu verarbeiten, sich auszudrücken und die eidas allerdings nichts geändert. Da gab es eigentlich nie Probleme. gene Kreativität zu fördern. Eine Herangehensweise, die 2016 auch den Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Köln-Innenstadt überzeugt hat und der seitdem als Jetzt mal fernab von den pragmatischen Beweggründen: Wie stark ist der Glaube an die Schirmherr des Vereins fungiert. Wir haben Jérôme Lenzen, erster Vorsitzender Kraft der Kunst für dich? und Mitbegründer von ArtAsyl, in Köln getroffen. Ich erinnere mich noch an eines unserer ersten Projekte: Wir kamen in einem Geflüchtetenheim an und rotz vorheriger Aushänge und Ankündigungen waren kaum Kinder im Projektraum. Wir machten uns zunächst nichts daraus und bauten unsere Lieber Jérôme, wann wurde ArtAsyl gegründet und wie kam es eigentlich zu der Idee? Gab es auf deiner Seite eine Art Initialzündung, um das Projekt ins Musikinstrumente auf. Sobald E-Gitarre und Schlagzeug zu hören waren, strömten Leben zu rufen? die Kinder aus allen Richtungen zu uns und machten begeistert mit. Mein Glaube an die Kraft der Kunst wurde durch dieses Erlebnis sehr gestärkt. Es hat mir gezeigt, ArtAsyl wurde am 3. September 2015 gegründet. Die Idee entstand allerdings schon dass wir mit Kunst, in diesem Falle Rockmusik, viel mehr erreichen können als mit deutlich früher. Als in Dresden die Pegida-Anhänger anfingen Montags „spazieren“ gut gemeinten Worten. Wir haben einen Zugang zu den Kindern gefunden, eine Sprazu gehen, reifte mehr und mehr der Gedanke diesem Trend etwas entgegen zu setche, die auch ohne Worte verstanden wird. zen, eine eigene Initiative zu starten. Es ging darum ein Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft zu formulieren, aber es gleichzeitig nicht dabei zu belassen, sondern mit Wenn man sich auf eurer Homepage umsieht, ist man beeindruckt von dem vielfältigen konkreten Taten diese offene Gesellschaft auch zu gestalten. Dies verschmolz dann Programm, was ihr aufgestellt habt – von Musikpraxis über Kunstunterricht, bis hin zu mit meiner ursprünglichen Idee eines interkulturellen Ateliers. In vielen Gesprächen Tanz und Theater sowie diverse Malkurse, ist alles dabei. Gibt es etwas, was besonders mit meinen Freunden Johannes (Paasche, Zweiter Vorsitzender) und Julius (Brunbeliebt ist bei den Teilnehmern? cken, Gründungsmitglied) wurde der Plan schließlich immer konkreter, wir haben Das ist eine schwierige Frage, denn das Interesse der Kinder und Jugendlichen verviel Kaffee und auch das eine oder andere Kölsch getrunken. Am Ende stand dann die teilt sich je nach Alter auf unsere unterschiedlichsten Angebote. Sicherlich erfreuen Gründung von ArtAsyl, obwohl das eigentlich erst der Anfang von allem war.

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artasyl hat schon einige Projekte erfolgreich realisiert: „Montagsmaler“ und SemiCologne. Kunst verbindet Kulturen“, Fotos: © Jérôme Lenzen (l.), Sebastian Miller (r.)

sich elektronische Musikinstrumente besonderer Beliebtheit. Ebenfalls beliebt bei den „älteren“ Kids sind Comics und Graffiti, was auch eine Studie der Bundeskunsthalle belegt, die wir in unsere Projektplanung haben einfließen lassen. Das wichtige an unserem Projektangebot ist aber nach wie vor ein breit ausgelegtes Verständnis von Kunst. Dazu gehört ein Hip-Hop-Tanzkurs oder ein Projekt zu kreativem Programmieren genauso wie klassische Malkurse und Klavierunterricht. Wie schafft man es überhaupt so viele unterschiedliche Projekte auf die Beine zu stellen?

zu Gast hater von seiüber die te erzählt vor allem wir den Gepower of choice zurückgeganzer Tagesablauf schon fremdvom Terminkalender bis zum Mittagessen, wenigstens in der Kunst ihre Entscheidungsfreiheit

ten und ner Reise Balkanrouhat, war ihm wichtig, dass fl flüchteten üchteten die ben. Wenn ihr bestimmt ist, dann sollen sie zurückgewinnen.

Diese Vielzahl von Projekten lässt sich nur durch unser junges und dynamisches Team umsetzen. Wir sind im engeren Kreis gerade einmal zu fünft für die Koordinierung sämtlicher Aktivitäten zuständig, doch wesentlich ist das Verständnis untereinander, wir sind mehr als nur Kollegen, wir sind Freunde. Das macht unsere Im September 2017 gab es in Köln erstmalig eine Kunstausstellung, die von euch initiiert Arbeit einfacher, weil wir uns gut verstehen und gemeinsam Spaß haben. Um uns wurde. Unter dem Namen „SemiCologne. Kunst verbindet Kulturen“ haben geflüchtete herum wirken zudem eine ganze Menge weitere Ehrenamtliche in den Projekten vor und lokale Künstler und Künstlerinnen ihre Arbeiten präsentiert. Die dreitägige Ausstellung war ein voller Erfolg, weshalb sich die Frage aufdrängt, ob ihr in Zukunft weiter in Ort, ohne die wir das Programm gar nicht stemmen könnten. Ich denke es ist zudem die Richtung plant, die Kunst, die innerhalb der Projekte entsteht, transparenter zu maganz wesentlich, dass wir den Verein in Köln gegründet haben. Hier begegnen wir chen und so einen öffentlichkeitswirksamen Zugang so vielen weltoffenen und toleranten Menschen, denen eine solidarische Gesellschaft am Herzen liegt. „Die Integration ist die große zivilisato- zu schaffen? Diese Stadt hat sich ihre Werte bewahrt, auch und des zweijährigen Geburtstags von rische Herausforderung unserer Gegen- Anlässlich gerade in dem Moment, als sie am meisten herausArtAsyl wollten wir durch die Ausstellung einerseits wart und unserer Generation. Sich jeden Einblick in unsere Projekte gewähren und zum angefordert wurden. Auf diesem Fundament ließ sich die Idee von ArtAsyl erfolgreich verbreiten. Tag dieser Aufgabe zu stellen, treibt uns an. deren lokale und geflüchtete Künstler gleichberechtigt nebeneinander ausstellen. Das soll und wird in Wir wollen Verantwortung übernehmen Zukunft ganz sicher noch häufiger passieren, denn So einen Verein am Leben zu halten, ist sicherlich eine große Herausforderung, die viel Energie kostet. Du der Zuspruch seitens der Kölner Bürgerinnen und und gestalten; das ist Motivation genug!“ bist als erster Vorsitzender der Ansprechpartner für Bürger war großartig. Die Ausstellung bietet uns zualles, was die Projekte, Kooperationen, Fördermittel dem die Möglichkeit den Kindern und Jugendlichen und Kontaktaufnahmen des Vereins betrifft. Woher nimmst du deine Motivation und vor eine Plattform zu bieten, damit sie sich selbst auch als Künstler wahrnehmen und Anallem: was treibt dich an? erkennung für ihre Kunst erhalten. In gewisser Regelmäßigkeit möchten wir das auch Ich empfinde es als großes Glück, dass ich unserem Verein so viel Zeit widmen darf. weiterhin tun. Eigene feste Räumlichkeiten für unsere Projekte, in denen dann auch Motivationsprobleme sind bislang keine aufgetreten (lacht). Das hat sicherlich damit eine Dauerausstellung entstehen könnte, wäre natürlich ein sinnvoller nächster Schritt. zu tun hat, dass wir als Team ArtAsyl zwar freiwillig machen, gleichzeitig aber die Relevanz der Aufgabe erkennen. Die Integration ist die große zivilisatorische HerausNächster Schritt klingt nach Zukunftsmusik. Aber erst noch ein Schritt zurück: Wenn du forderung unserer Gegenwart und unserer Generation. Sich jeden Tag dieser Aufgabe die letzte Zeit von ArtAsyl rekapitulierst, wie fällt dein Resümee bis jetzt aus? Und was sind zu stellen, treibt uns an. Wir wollen Verantwortung übernehmen und gestalten; das Wünsche für die Zukunft? ist Motivation genug! Zu sehen, wo die Idee ArtAsyl heute steht, macht mich unglaublich froh! Mein Zwischenfazit ist also sehr positiv, weil sich der Verein in ungeahnter Weise weiterentwiNeben all den tollen Projekten, die ihr ins Leben gerufen habt, ist mir eins besonders präckelt hat. Neben unserer Projektarbeit haben wir mit ArtBuddy ein Tandemprogramm sent. Es trägt den schönen Namen „Montagsmaler“. Hier konzentriert ihr euch ja besonfür geflüchtete und lokale Künstler aufgebaut, wir hatten unsere Ausstellung und haders auf die individuelle, künstlerische Förderung von geflüchteten Kindern zwischen 6 ben die Grenze von 100 Mitgliedern durchbrochen. Das ist schon aller Hand. Ganz und 12 Jahren. Damit schafft ihr den Raum für persönliche Entwicklung und die kreative zufrieden bin ich aber natürlich noch nicht, denn das erklärte Ziel einer eigenen RäumAuseinandersetzung mit sich selbst, was neben dem Fokus der Integration ein elemenlichkeit für den Verein ließ sich noch nicht verwirklichen, obwohl wir das finanzielle tares Anliegen sein sollte. Wie nehmen die Kinder diese Form von kreativer Freiheit an? Fundament dafür gelegt haben. Hier wünsche ich mir, dass uns jemand in Köln, vielDas Projekt Montagsmaler ist wirklich etwas Besonderes, es handelt sich um ein leicht auch die Stadt, ein passendes Angebot macht. ArtAsyl braucht endlich ein zu kunsttherapeutisches Angebot. Unsere Mitglieder Theresia und Noelia gehen dabei Hause für die Umsetzung unserer Ideen. sehr individuell und verständnisvoll auf die Bedürfnisse der Kinder ein. Die beiden machen das wirklich toll! Eines der im Projekt entstandenen Bilder wurde sogar bei unser Ausstellung SemiCologne ausgestellt und der erst neunjährige Künstler konnte es seiner stolzen Mutter zeigen. Wir geben den Kindern bei solchen kunsttherapeutischen Projekten die Möglichkeit selbst das Tempo zu bestimmen, selbst zu entscheiden, was sie wann der Leinwand, oder dem Papier anvertrauen möchten. Das ist ein ganz wewww.artasyl.de sentlicher Aspekt unserer Arbeit. Als wir 2016 den Menschenrechtsanwalt Edgar Raoul

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Wer folgt Eurydike? Hybrides Musiktheater als Gesamtkunstwerk

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Text Alexandra Wendorf

rpheus folgte Eurydike in den Hades. Durch den betörenden Klang seiner Lyra selbst Persephone milde stimmend, gelang es ihm, für einen kurzen Moment, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überschreiten und gar den Tod selbst zu überwinden. Kaum am Ziel seines Strebens angelangt und nur noch kurze Schritte davon entfernt, seine geliebte Eurydike wieder in die Welt der Lebenden zu führen, scheiterte er schließlich und verlor sie für immer. Der mythologische Stoff, aus dem eine Vielzahl von Opern und Theaterstücken entstanden ist, dient auch als Vorlage für eine völlig neuartige Form des Musiktheaters. Nach O.R.PHEUS im Jahr 2012 wird nun EURYDIKE unter der künstlerischen Leitung von Evelyn Hriberšek uraufgeführt. In der Alten Feuerwache im Kreativquartier in München wird sich dann wieder eine Zauberwelt von ganz eigenem Reiz öffnen und in der Verbindung von Musiktheater, Bildender Kunst, Film, Games und Hightech die Grenzen zwischen virtueller und analoger Welt verschwimmen lassen: hybrid und interdisziplinär. Hriberšek, die nach ihrem Architekturstudium auch ein Bühnen- und Kostümbildstudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und München abgeschlossen hat, gehört zu jener Generation junger Künstler, die spartenübergreifend arbeiten und vor allem die Möglichkeiten einer sich rasant weiterentwickelnden Welt erkennen und einzusetzen vermögen. „Schon während des Studiums habe ich begonnen, an den Schnittstellen zu arbeiten und die Grenzen zwischen den Bereichen aufzubrechen und auszuloten“, sagt sie im Hinblick auf ältere Projekte, die jedoch nicht im Rahmen des Studiums entstanden sind. Vielmehr hatte sie ihr Studium immer wieder unterbrechen müssen, um diese Projekte zu verwirklichen. Nach wie vor wird dem interdisziplinären Ansatz in der künstlerischen Ausbildung nicht der Wert beigemessen, der längstens den Ansprüchen der angehenden Künstler gerecht werden würde. Vielleicht liegt dieser Umstand auch darin begründet, dass die technologische Entwicklungen von den Künstlern viel schneller und dynamischer aufgegriffen und experimentell angewendet werden, als es die Lehrpläne vorsehen. Insofern hatte Hriberšek mit ihren digitalen Anwendungen Pioniermut bewiesen, der schließlich in dem Projekt O.R.PHEUS in einem ehemaligen Münchener Bunker mündete. Hier tauchten die Besucher in eine völlig neuartige Welt ein, die einen wesentlichen Aspekt des mythologischen Stoffs zum Thema hatte: Grenzüberschreitung – die ebenselbst auch für den Schaffensprozess der Künstlerin werkimmanent ist. In dieser sinnlich, emotional und haptisch erlebbaren Kunstwelt konnte manch ein Besucher gar eine sehr persönliche Grenzerfahrung machen und analog zu Orpheus in die Tiefen seiner inneren Welt hinabsteigen. Was etwas nebulös und geheimnisvoll klingen mag, ist das Ergebnis einer über fünf Jahre lang vorbereiteten interaktiven Rauminstallation, die mittels neuester Technologien wie Augmented Reality, einer eigens entwickelten App, Soundsystemen und Lichttechnik zu einem höchst modernen theatralischen Gesamtkunstwerk verschmolzen ist.

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EURYDIKE ist nun die Fortsetzung, in der die Künstlerin ihre große Liebe zum authentischen Raum und dem interaktiven Musiktheater neue Gestalt verleiht und um aktuelle Genderthemen und neueste technische Entwicklungen erweitert. „Ich lade die Besucher zu Grenzüberschreitung, Selbstversuch und Experiment ein, „erläutert Hribersek, „die Menschen können einen phantastische Wort erforschen und sich selbst erproben; sie sind Zuschauer und Akteure gleichermaßen“ Das Besondere an ihren Theaterproduktionen: Jeder Besucher geht allein ohne Begleitung für maximal eine halbe Stunde durch die eigens geschaffene Kunstwelt. Reale Räume und Gänge, die mit sorgsam zusammengetragenen Requisiten ausgestattet sind, ersetzen die herkömmliche Bühne, ein Auditorium gibt es nicht. „Es ist keine Filmset-Staffage, sondern eine reale, echte Welt, in der sich der Besucher bewegt und mit der mit allen Sinnen interagieren kann. Ein Lost Place, der vom Besucher zum Leben erweckt wird. Bei EURYDIKE kommt neben den Komponenten, die bereits bei O.R.PHEUS galten die Besonderheit dazu, das wir verschiedenen Technologien neu mischen und zusammenführen und mit 3D-Sound arbeiten.“ Mit der Erweiterung um diese virtuelle Sequenzen gerät der Besuch zu einem wahrhaft traumhaften und interaktiven Erlebnis – was ist wahr, was ist Vorstellung, was ist Wirklichkeit? Zeit und Raum, wesentliche Konstanten in ihren Inszenierungen werden auf diese Weise intensiv erlebbar und können auch irritieren, gar erschreckend wirken. Ich entwickle keine klassischen Theaterproduktionen, sondern Mixed Reality Experiences oder theatreale Erlebnisse an der Schnittstelle von realer und virtueller Welt. „Alice im Wunderland von Lewis Caroll hat auch zwei Seiten“, erklärt Hriberšek ihr Konzept, das mit der Ambivalenz von Schönheit und Schrecken, von Faszination und Irritation spielt. So gewährt sie unterschiedlichste Blickwinkel, die aber immer auch dem Diktum von Entscheidung und Limitierung unterliegen. Der Besucher ist frei und doch zugleich eingeschränkt, indem er sich immer wieder neu entscheiden und den Faktor Zeit berücksichtigen muss. Es entwickelt sich ein außerordentlich intensives Erleben, so wie es womöglich die cineastische (Traum-)Welt, jedoch nicht eine herkömmliche Bühneninszenierung hervorzurufen vermag. „Fünfzig Prozent der Besucher kommen ein zweites Mal, um erneut abzutauchen und sich dem intensivem, emotionalen Erleben hinzugeben. Meine Arbeit hinterlässt rosa Kratzer in den Herzen und Köpfen der Besucher und schickt sie verändert zurück in die Realität.“, resümiert die Künstlerin. Es ist die pure Kraft der Imagination, die durch die Vielfalt künstlerischer Formen und hochprofessionell eingesetzter digitaler Medien eine besondere Intensität erfährt – und vielleicht eine Idee für das Theater der Zukunft bereithält.

www.eurydike.org | Alte Feuerwache, München | ab 10. Oktober bis Ende 2017


Ein Jahrhundert des Kindes Wie sollen unsere Kinder morgen leben? Text Mascha Schlubach

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as ist aus dem „Jahrhundert des Kindes“ geworden, das die Autorin Ellen Key (1849-1926) im Jahre 1902 in ihrem gleichnamigen Buch ausrief? Ihr Werk ist immer noch hochaktuell und bietet für aktuelle Debatten rund um die Kindererziehung eine wichtige Grundlage. Wer es liest, erhält Denkanstöße hinsichtlich der Bedürfnisse von Kindern. Die schwedische Reformpädagogin und Schriftstellerin Ellen Key war zweifelsohne visionär und legte mit ihrer Studie ein fundamentales Werk vor, das dem Kind eine ganz neue Stellung innerhalb der Gesellschaft vermachte und aus pädagogischer Sicht ach heute noch nahezu revolutionär ist. Es ging nicht mehr darum, Kinder als unfertige Erwachsene anzusehen und sie als solche zu begreifen. Vielmehr verstand Key das Kind als ein eigenständiges Individuum mit speziellen Wünschen und ernstzunehmenden Bedürfnissen, die es zu respektieren und anzuerkennen gilt. Damit schaffte sie ein neues Grundverständnis und eine Freiheit des Kindes, das sich dadurch dem viel zu eng geschnürten Mieder der Erwachsenen entziehen konnte. Nach über 100 Jahren fragen wir uns mehr denn je wie Kinder heute leben sollen und wie sie leben wollen. Was umgibt sie? Wie sehen ihre Lebenswelten aus, und was sagt diese Umgebung über die Gesellschaft im Ganzen aus? Anders gefragt: Welche Rolle spielen Kinder in einer Konsumgesellschaft? Um diese und andere Fragen zu beantworten, kann ein Blick zurück in die Geschichte des nordischen Designs helfen: Gerade skandinavische Entwürfe für Möbel, Spielsachen, Bücher, Hygieneprodukte und Kleidung, aber auch Schulund Spielplatzarchitektur, Reklame, Werbekampagnen und Kunstprojekte weisen einen interessanten Weg auf. Auf dieser Basis lassen sich auch Objekte anderer Designer besser verstehen, die den neu gewonneneAnspruch des Kindes widerspiegeln. Ein Beispiel dafür liefert der im Jahr 1944 entworfene „Peter‘s chair“ von Hans J. Wegner. Aus der Not heraus geboren, weil sich kein passendes Geschenk für den Sohn eines Freundes finden und problemlos per Post nach Kopenhagen schicken ließ, entwickelte Wegner kurzerhand ein eigenes Produkt. Die Idee eines Stuhls war geboren, der sich auseinanderbauen und ebenso simpel wieder zusammensetzen lässt. Wegner hatte den Wunsch, dass Peter, der Sohn des Freundes, ganz alleine in der Lage war, seinen Stuhl funktionstüchtig zu machen – ohne Nägel, ohne Hammer, ohne Kleber. Damit schuf er ein auf Autonomie beruhendes Möbelstück, was das Kind in seiner Selbstständigkeit fördert und pädagogisch fordert,

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ohne dabei auf das Eingreifen eines E r wa ch s e n e n angewiesen zu sein. Auch das 2012 ins Leben gerufene Projekt „Little Sun“ von Olafur Eliasson und Frederik Ottesen zielt auf Unabhängigkeit des Kindes ab. Das Konzept ist einfach; am Anfang

ner Firma baukind ganz neue Dimensionen. Das Architekturbüro konzentriert sich vornehmlich auf Kitabau und dessen Gestaltung und verleiht vorerst tristen Gebäuden einen lebendigen Anstrich, der optimal auf die Bedürfnisse von Kindern abgepasst ist – Fußleisten werden zu Murmelbahnen, Flure zu Ralley-Stationen und Garderoben zu Kletterparadiesen. Es gehe darum die so genannten „Unräume“ wie Flur und Garderobe sinnvoll zu nutzen, sie spielbar zu machen und Bewegung zu fördern, erzählt eine der Gründerinnen Nathalie Dziobek-Bepler. Wie schön, dass es vermehrt Projekte gibt, bei denen das Kind im Mittelpunkt steht und wir uns darauf besinnen können, dass Kindheit etwas Wichtiges ist, etwas, das uns alle eint und das den Anspruch erheben sollte, so wertvoll wie möglich gestaltet und gelebt zu werden. „Das Jahrhundert des Kindes“ darf kein Buchtitel bleiben, sondern muss Namensgeber für die Zukunft werden.

steht, wie so oft, eine Frage: Wie schafft man es, Kindern auf der ganzen Welt den Zugang zu Licht zu ermöglichen? Strom ist in vielen Ländern dieser Erde ein Gut, auf das nur wenige zugreifen können, aber es gibt eine Kraft, die jeden erreicht – Sonnenkraft. Die Solarenergie ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr und stellt in sonnenreichen Gegenden wie Afrika eine große Chance dar. Diese Chance nutzten die Sonnen von Eliasson und Ottesen für sich, indem sie über eine Solarzelle auf der Rückseite Sonnenstrahlen speichern und diese in Licht umwandeln. Bis zu 50 Stunden kann eine aufgeladene Sonne halten und Kindern auch noch in der Dunkelheit das Lesen ermöglichen.

Der Artikel basiert auf der Ausstellung „A Century of Child“, die bis zum 22. Oktober 2017 in den Nordischen Botschaften | Felleshus, in Berlin-Tiergarten läuft sowie auf das Buch „Das Jahrhundert des Kindes“ von Ellen Key, Beltz Taschenbuchverlag, 12,90 Euro Abbildungen & Infos: www.nordischebotschaften.org © Monkey by Kay Bojesen: www.kaybojesen-denmark. com | Little Sun by Olafur Eliasson: littlesun.com (Foto: © Franziska-Russo | www.baukind.de | vaeterzentrum-berlin.de | Peter‘s Chair by Hans J. Wagner: www.carlhansen.com

Neben dem Design von Alltagsgegenständen und Möbeln für Kinder sind zwei weitere Aspekte interessant: Die Rolle des Vaters von Heute und die Architektur für Kinder. Sujets, die einem im Vergleich zu anderen Themen weniger offensiv im Alltag begegnen und gerade deshalb eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Dass unsere Freunde aus dem Norden im Bezug auf Elternzeit und Elterngeld dabei wieder einmal die Nase vorn haben, ist keine Überraschung und auch die neuen Zukunftsmodelle von finnischen Schulen sind, im Hinblick auf die Rolle des Lehrers, der digitalen Medien und der Architektur mehr als visionär. Doch auch in Deutschland will man neue Wege gehen. So zeugt die Einrichtung eines Väterzentrums im Prenzlauer Berg in Berlin von dem Wunsch und vor allem von der Nachfrage, Männer in ihrer neuen Rolle als Papa zu unterstützen. Und auch das Thema Architektur für Kinder erhält durch die Berli-

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News, Termine und Veranstaltungen

JIL SANDER 4. November 2017 – 6. Mai 2018 PURE GOLD. UPCYCLED! UPGRADED! bis 21. Januar 2018

“Meine ästhetischen Vorstellungen entwickeln sich aus dem, was ich in meinem Leben geschätzt und gelernt habe und was ich vom Zeitgeist erspüre.” Jil Sander gehört zu den einflussreichsten Modedesignerinnen ihrer Generation. In ihrer weltweit ersten Einzelausstellung in einem Museum präsentiert Jil Sander in raumgreifenden multimedialen Installationen und Tableaus die Auswirkungen ihrer Gestaltungshaltung auf Ästhetik, Material und Form von Mode- und Produktdesign, Architektur und Gartenkunst. Die Präsentation, die facettenreicher kaum sein könnte, macht den Erfindungsreichtum und die kreative Kraft einer Gestalterin sichtbar, der es darum geht, die Persönlichkeit eines Menschen hervorzuheben. Was Jil Sander als Designerin ausmacht, ist die „Mission Moderne“. Und modern ist für sie eine Gestaltung, in der das Individuum zu seinen Stärken findet. Im Zentrum steht dabei die Frage nach der Qualität im Design. www.museumangewandtekunst.de Portrait Jil Sander, Marie Claire Germany, 1991 © Peter Lindbergh

Maria mit Kind und Stifterinnen, um 1520/30, LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

DIE ZISTERZIENSER – DAS EUROPA DER KLÖSTER bis 28. Januar 2018 Vom späten 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts gründen die Zisterzienser mehr als 650 Klöster. Der sogenannte Konzern der Weißen Mönche durchdringt wie ein Netzwerk den Kontinent und entwickelt sich zu einem der mächtigsten Verbände der Christenheit. Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen werden zu einem dynamischen Element der europäischen Zivilisation. Mit über 150 kostbaren Ausstellungsobjekten aus ganz Europa können die Spiritualität und die Lebenswelt der Klöster entdeckt werden. Die Ausstellung konzentriert sich auf die mittelalterliche Blütezeit des Ordens. Die Zisterzienser besinnen sich auf die Regel des heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert – „Bete und arbeite“ – und finden zu einer tiefen Religiosität, die von vielen Menschen bis heute bewundert wird. Sie fordern eine Reduktion auf das Wesentliche in Lebensführung, Kunst und Architektur. Sie schaffen Werte und Innovationen, die auch heute noch faszinieren. Die Ausstellung stellt den Orden, seine Strukturen und seine Entwicklungen anhand von prachtvollen Gemälden, Skulpturen, Handschriften aber auch Alltagsgegenständen aus ganz Europa vor. Architekturmodelle, CAD – Rekonstruktionen, Musik und Mitmachstationen machen die Klosterwelt der Zisterzienser lebendig. www.landesmuseum-bonn.lvr.de

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Die Ausstellung widmet sich dem Thema Müll und präsentiert Ansätze zur Wiederverwendung von bereits verarbeitetem Material als Rohstoff für die Erschaffung neuer und hochwertigerer Objekte. Die Designentwürfe diskutieren den Umgang mit Abfallund Billigmaterialien und zeigen auf, dass Upcycling weder eine minderwertige Produktionsweise darstellt noch als ökologisches Nischenprojekt oder als spezifisch „postmoderne“ Strategie zu verstehen, sondern ein weltweit aufgegriffenes Designkonzept der Gegenwart ist. Die Schau wurde als innovatives co-kreatives Format entworfen und bietet erstmals einen Überblick über experimentelle Fertigungs- und Gestaltungsmethoden und leistet damit einen Beitrag, diese aktuelle globale Designströmung einem breiten Publikum zu vermitteln. Zusätzlich wird die digitale Plattform puregold.ifa.de über die Ausstellung hinaus einen anwachsenden Wissensspeicher sowie ein Netzwerk für die internationale Maker-Szene bieten. www.mkg-hamburg.de Ramón Llonch/Artlantique, Palmarin armchair, Sessel, 2014, Wiederverwertete Planken von Pirogen, H 110 x B 60 x T 56 cm, Galería Out of Africa, Spanien, © Ramón Llonch, Foto: Joël Ventura García


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News, Termine und Veranstaltungen

PETR PAUL RUBENS KRAFT DER VERWANDLUNG Ab 17. Oktober 2017 bis 21. Januar 2018

Paul Cézanne, Blick auf das Meer bei L‘Estaque, 1883 –1885, © bpk / Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

CÉZANNE. METAMORPHOSEN 28. Oktober BIS 11. Februar 2018 Paul Cézanne hat als Maler, Zeichner und Aquarellist ein überaus facettenreiches Werk geschaffen. Aufgrund seiner Tendenz zur Abstraktion der Bildelemente gilt er als wichtiger Wegbereiter der Moderne. Cézanne selbst hatte jedoch den Anspruch, die Malerei auf Grundlage der klassischen Kunst zu erneuern. Die Ausstellung der Kunsthalle Karlsruhe wirft einen neuen Blick auf Cézannes lichte Landschaften, seine Badenden, Porträts und Stillleben. Sie zeigt seine Arbeitsweise als einen faszinierenden Prozess der Verwandlung der wahrgenommenen Natur in ein Gefüge farbiger Bildelemente. Cézanne als Geheimnissuchender, der das Wesen der Welt einzufangen versucht – es ist ein anderer Cézanne, als der Künstler, der bisher in retrospektiven Ausstellungen erlebt werden konnte. Erstmals macht eine Cézanne-Ausstellung dessen Werk als eine Einheit erfahrbar. Statt der klassischen chronologischen oder nach Bildgattungen geordneten Werkbetrachtung sind hier Gemälde verschiedener Gattungen und Schaffensphasen nebeneinander zu sehen. Wie hängt die Dramatik der frühen Figurenbilder mit der Erhabenheit und Dauerhaftigkeit seiner Stillleben zusammen? Häufig wird angenommen, Cézanne habe im Spätwerk mit seinen künstlerischen Anfängen gebrochen. In der Ausstellung werden die inneren Zusammenhänge der verschiedenen Phasen und Entwicklungen aufgezeigt. Daneben wird auch deutlich, welche bedeutende Rolle der Kopie im Schaffen von Cézanne zukam. Die Ausstellung macht auch Doppeldeutigkeiten im Werk des Franzosen sichtbar. Er verflüssigte feste Strukturen und materialisiert weich fließende Formen. www.kunsthalle-karlsruhe.de

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Peter Paul Rubens (1577 Siegen - 1640 Antwerpen) war seinerzeit ein Star – und ist es bis heute! Sein Name steht für die Malerei einer ganzen Epoche, die Zeit des Barock. Doch wirken seine originellen Bilderfindungen bis in die Gegenwart und prägen mitunter zeitgenössische Künstler. Jetzt widmet ihm das Kunsthistorische Museum Wien in Kooperation mit dem Frankfurter Städel Museum eine umfassende Schau. Die Ausstellung thematisiert einen bisher wenig beachteten Aspekt in Rubens Schaffensprozess: Sie zeigt, wie tief er in den Dialog mit Kunstwerken berühmter Vorgänger und Zeitgenossen eintrat und wie dies sein etwa fünfzigjähriges Schaffen prägte. Neben Originalskulpturen aus Marmor und Bronze von der Antike bis zur Renaissance werden auch Gemälde und Grafiken von Rubens’ Vorläufern und Zeitgenossen in der Ausstellung zu sehen sein, darunter Schlüsselwerke von Tizian und Tintoretto, von Goltzius, Rottenhammer und Elsheimer sowie von Giambologna, Van Tetrode und Van der Schardt. www.khm.at Peter Paul Rubens (1577 Siegen - 1640 Antwerpen) Die vier Paradiesflüsse (Detail) um 1615, Öl auf Leinwand, 208 × 283 cm Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, Inv. GG 526, © KHM-Museumsverband

Jacopo Tintoretto, Selbstporträt, um 1547, Öl auf Leinwand, 45 x 38 cm, Philadelphia Museum of Art. Foto: © Philadelphia Museum of Art TINTORETTO – A STAR WAS BORN 6. Oktober 2017 BIS 28. Januar 2018 Als erstes Museum startet das Wallraf-Richartz-Museum in Köln in diesem Herbst den internationalen Reigen von hochkarätigen Ausstellungen zum 500. Geburtstag des Malers Jacopo Tintoretto (*1518/19 Venedig – Venedig 1594). In seiner großen Sonderschau widmet sich die Kölner Gemäldegalerie erstmals dem hinreißenden Frühwerk des italienischen Meisters, der zu den produktivsten und einflussreichsten Künstlern aller Zeiten gehört. Dafür holt das Wallraf zahlreiche kostbare Leihgaben aus den großen Museen der Welt. Die Ausstellung bietet den Besuchern nicht nur weltberühmte Werke des jungen, malwütigen und einfallsreichen Tintoretto, sondern auch brandneue Forschungsergebnisse. Schon in seinem Frühwerk zeigt Tintoretto eine unnachahmliche Erzählkunst, die ihm bei Jean-Paul Sartre den Ehrentitel des „ersten Filmregisseurs“ eintrug. Wie kein anderer venezianische Maler reflektiert Tintoretto die Lebenswirklichkeit seiner Heimat. Auf durchaus riskante Weise spiegelt er auch die sozialen und religiösen Spannungen seiner Zeit. So zeugen seine Bilder vom Glanz und Elend einer untergehenden Großmacht. Religiöse, allegorische, erotische Gemälde sowie Porträts des jungen Tintoretto kommen in der Kölner Ausstellung nicht nur erstmals zusammen, sondern begegnen auch verwandten Werken seiner künstlerischen Vorbilder und Konkurrenten wie zum Beispiel Andrea Schiavone und Paris Bordone. Ausgewählte Zeichnungen, Druckgraphiken und Skulpturen verdeutlichen darüber hinaus den weiten kulturellen Horizont des aufstrebenden Malers. Einst selbst ein „Moderner“, wurde Tintoretto zum zeitlosen Vorbild und blieb es bis heute. www.museenkoeln.de

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Lesestoff Literaturempfehlungen

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Der Maler Eduard Senckmann, der einst die Kirchenorgelfabrik seines Vaters erbte und zu einem Künstlerhaus umbauen ließ, stirbt, ohne ein Testament zu hinterlassen. Auf dem Dachboden befinden sich dreihundert Gemälde, über die wenig bekannt ist. Unten leben und üben junge Musiker. Ein eigentümliches Spiel beginnt zwischen Anwesenden und Abwesenden, zwischen Greifbarem und sich Entziehendem, Haltbarem und Unhaltbarem, Form und Verlust.

Ein anregendes höchst originelles, packend geschriebenes Buch zu Ludwig den II. Eine schier überbordende Fülle an Wissen, spannend das Verhältnis zu Richard und Cosima Wagner, »Mini-Exkursen«, Geschichten und Anekdoten, beispielsweise zu Friedrich Nietzsches Verhältnis zu Wagner und erklärenden Exkursen zu Werken Wagners. In packender und leichtfüßiger Erzählweise räumt die Autorin mit viel Fama auf und belegt kenntnisreich so manchen Irrtum.

Emil Ludwigs (1881-1948) Lebensgeschichte ist spannend wie ein Roman! Die vorliegende Lebensgeschichte handelt vom Aufstieg eines mittellosen Bohémien zum Bestsellerautor der 1920er Jahre, dessen Biographien über historische Persönlichkeiten in mehr als 20 Sprachen übersetzt werden. Bei alldem spielt der Mensch Emil Ludwig eine wichtige Rolle: der Künstler und Goethe-Enthusiast, der Lebenskünstler, der kein Verhältnis zum Geld hat und dessen Ehe turbulent verläuft … Eine wahre Geschichte.

Ein Spiel mit der Wirklichkeit: Wer ist der Mönch am Meer? Was sucht der Wanderer aus Schuberts »Winterreise« draußen in der Kälte? Hat Pater Lorenzo aus Shakespeares »Romeo und Julia« womöglich ganz andere Beweggründe, als bisher bekannt? In neun Gedankenspielen sucht die Autorin nach Antworten auf unmögliche Fragen. Sie betreffen historische Figuren und solche aus der Literatur- und Kulturgeschichte.

Constantin Klemms fulminantes Romandebüt »Beckenrand« ist eine Coming-of-age-Geschichte, die noch nicht jeder erlebt hat. Ein popliterarisches Stationendrama. Vier junge Leute auf einem als Tagesausflug mit Übernachtung geplanten Trip ins marokkanische Tanger. Kaum auf afrikanischem Boden angelangt, als sie in den Sog atemberaubender erotischer Turbulenzen geraten …

Qualitätsmanagement ist riskant – nicht nur für Organisationen, auch für die Gesellschaft. Wie es dennoch gelingen kann und was in diesem Kontext die Bedingungen ›guter‹ Entscheidungen sind, danach fragt die Organisationsethik.

Wo ist der Mensch wirklich frei? In der Kunst. Wo ist er der Welt und sich selbst am nächsten? In der Liebe. »Es ist ein schönes und im höchsten Maße inspirierendes Buch, das uns Jürgen Mittelstraß hier vorlegt.« kulturbuchtipps.de

Kathinka Dittrich van Weringh gehörte 27 Jahre zum Goethe-Institut. Sie ist eine Kultur-Vermittlerin par excellence und lässt den Leser teilhaben an ihren Begegnungen mit Künstlern, Filmemachern, Schriftstellern und Musikern, mit Funktionären und Politikern und stellt die Frage nach der Zukunft Europas und der westlichen Welt

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Lesestoff Literaturempfehlungen

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Bordelle existieren seit etwa 2600 Jahren. Bis in die Gegenwart wird das Vorhandensein dieser Orte klandestiner, kasernierter, stationärer Prostitution kontrovers diskutiert. Die vorliegende Arbeit befragt das europäische Bordellwesen in historischer und soziologischer Perspektive ausführlich nach den (Hinter-) Gründen seiner Entstehung. Der Ausblick richtet sich auf die aktuellen Debatten zum Prostituiertenschutzgesetz von 2017.

Norddeutschland, Anfang der 80-er Jahre. Der junge Benno sucht nach Orientierung. Nach der Schulzeit, in der er mit zwei Todesfällen aus seinem engsten Freundeskreis konfrontiert wird und sein Vater unheilbar erkrankt, flüchtet er in die Musik. Er beginnt ein Musikstudium in Groningen. Ein Traum scheint Wirklichkeit zu werden, aber Benno verliert den Boden unter den Füßen. Ein lakonischer Roman über den Anfang vom Ende.

Für’s Zweifeln und Zaudern gibt es überraschend gute Gründe, besonders diesen: Entscheidungen sind genau dann nötig, wenn gute Gründe fehlen. Das macht aus vernünftigen – gut begründeten – Entscheidungen ein Paradoxon. »Only those questions that are in principle undecidable we can decide.« (Heinz v. Foerster) Ein Brevier mit Trostreichungen für Manager, Berater, Supervisoren, Coaches, Entscheidungstheoretiker und alle, die an Entscheidern oder am Entscheiden zu verzweifeln drohen.

Warum ist es notwendig, dass wir mit anderen Menschen befreundet sind? Das Buch macht deutlich, dass Freundschaften nicht nur soziale Verhältnisse sind, sondern existentielle Bedeutung haben, indem sie sich dem lebensbedrohenden Alleinsein entgegensetzen. Darüber hinaus führt sie das moderne Hollywood -Kino als ernstzunehmende Ressource philosophischen Denkens ein.

Allzu menschliche Figuren bevölkern Bernd Schroeders unheimliche und humoristische Geschichten. Er erzählt über Hartnäckigkeit und Vergänglichkeit der Liebe, von menschlicher Hybris und Gebrechlichkeit, vom Willen zum Leben und vom Wissen um den Tod. Seine meisterhaft pointierten Anekdoten erhalten ihre poetische Leuchtkraft durch einen Blick für das Merkwürdige und Skurrile.

Ein Leben ohne Not ist nicht denkbar und ein Leben ohne Notizen auch nicht. So beginnt die Ich-Figur mit dem Abfassen ihrer »Englischen Überlegungen«, und eröffnet die Chance, von sich selbst Notiz zu nehmen. Am Ende allen Spiels, aller Betrachtungen, sehen wir einen Menschen, der dabei ist, sich auf die Spur zu kommen, und eine Vorstellung davon entwickelt, was unser wirkliches Kapital ist.

Identität und Zugehörigkeit. Heimat und Herkunft. Aber auch Neuanfang und Integration: Diese Begriffe prägen unsere heutige Zeit wie schon lange nicht und stellen die Frage, was sie für einen selbst bedeuten. Was ist Heimat und wie lässt sich Vertrauen in der Fremde finden? Wohin führt der Weg, wenn es kein Ankommen zu geben scheint?

Czwalina reflektiert kritisch die Folgen unzureichender Aufarbeitung geschichtlicher Traumata wie den Holocaust, zeichnet die Konsequenzen dieses Defizits für die nächsten Generationen nach. Es ruft zur Vergangenheitsbewältigung ebenso wie zur Versöhnung auf und zeigt, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit der Erfolgsfaktor für die Bewältigung von Gewaltkonflikten in der Gegenwart ist.

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Kunststoff

Bücher und Kataloge zu Kunst & Kultur

Der Katalog widmet sich insbesondere dem plastischen Schaffen Mirós in den 1960er und 70er Jahren, das im Verhältnis zum malerischen und grafischen Werk weniger bekannt ist. Der Künstler kombiniert gefundene Alltagsgegenstände zu fantastischen Wesen, die anschließend in Bronze gegossen werden. Einige von ihnen sind farbig bemalt und wirken wie seinen sprühendbunten Gemälden entsprungen. Für Miró bevölkern sie seine „traumhafte Welt lebender Monster“. Zusammen mit einer Auswahl an Gemälden und Arbeiten auf Papier stehen sie in einem unmittelbaren Dialog verschiedener Gestaltungsmedien und beleuchten Mirós auf alle Gattungen übergreifende Kunst.

Nick Cave, Musiker und Schriftsteller, Schauspieler und Drehbuchautor, ist einer der vielseitigsten und auch erfolgreichsten Künstler der letzten Jahrzehnte. Reinhard Kleist zeigt in diesem Artbook die unterschiedlichsten Facetten dieser Künstlerpersönlichkeit. Gezeichnete und gemalte Porträts und Szenen aus dem Leben Caves laden ein, den Popstar zu betrachten, den man kennt, und dazu weitere großartige Seiten durch Reinhard Kleists sehr persönliche Bilder zu entdecken. Carlsen Verlag, 96 Seiten, 24,99 Euro

Um 1900 wandelten sich Kunst und Architektur grundlegend. Mit der Geburt des Reformgartens manifestiert sich dies auch in Gärten und Parks. Der bürgerliche Hausgarten bildete von nun an eine Erweiterung der Wohnung. Das „einfache“ Volk verlangte nach Freizeitmöglichkeiten in öffentlichen Parks. Volksparks mit Wiesenflächen für Sport und Erholung entstanden. Bekannte Architekten wie Joseph Maria Olbrich oder Peter Behrens widmeten sich der architektonischen Gartengestaltung. Maler wie Max Liebermann und Emil Nolde porträtierten ihre eigenen Gärten. Die textlich hervorragend begleitete Publikation gestattet erstmals einen umfassenden Einblick in diese besondere Epoche. Anhand von originalen Plänen, Zeichnungen, Fotos, Modellen, Kostümen und Gemälden belegt der großzügig bebilderte Band den historischen Umbruch. Wienand Verlag, 200 Seiten, 36,00 Euro

Der Katalog erscheint zur Ausstellung im Max Ernst Museum in Brühl (3.9.2017 – 28.1.2018). Joan Miró ging es um eine „Kunst für alle“ mit einer direkten und offenen Bildsprache. Die Ausstellung greift diesen Gedanken auf und überführt ihn in das digitale Zeitalter. Eigens dafür entwickelte das Max Ernst Museum in Zusammenarbeit mit dem Cologne Game Lab (CGL), Institute for Game Development & Research der Technischen Hochschule Köln die Augmented Reality-App Miró 2.0 – mit den beiden Anwendungen „Miró 360°“ für den Katalog und „Mirós Monster“ für die Ausstellung. Download der App „Miró 2.0“ für Android und iOS unter: www.miro.lvr.de Wienand Verlag, 240 Seiten, 48,00 Euro

Licht ist das Urphänomen, das in den Werken von Heinz Mack zur Sichtbarkeit gebracht wird. Die Suche nach den Möglichkeiten seiner Veranschaulichung hat das facettenreiche Œuvre des aus dem Zero-Kreis hervorgegangenen Künstlers über ein halbes Jahrhundert für immer neue Ideen offengehalten und formal wie technisch inspiriert. Sein Werk sprengt die überkommenen Gattungen der Kunst und führt dem Schöpferischen ungekannte Techniken und Materialien zu. Das vom Künstler selbst aus der Gesamtheit seines Schaffens zusammengestellte Buch entfaltet das Spektrum natürlichen und künstlichen Lichts, wie es nur in den zur Wirklichkeit gebrachten Imaginationen eines Mystikers erfahren werden kann, der souverän über die rationalen Mittel der Moderne gebietet. Hirmer Verlag, 458 Seiten, 69,00 Euro

Die detailgetreuen Arbeiten des Amsterdamer Malers Otto Marseus van Schrieck, Erfinder des Waldbodenstilllebens, faszinieren bis heute. Erstmals wird er nun im Kontext seiner Zeitgenossen gezeigt. Sichtbar werden eine unbekannte Seite des Goldenen Jahrhunderts der niederländischen Malerei und die Schönheit von Stillleben, aber auch die Faszination des Dunklen, Verborgenen, Unheimlichen. Die Werke Otto Marseus van Schrieck fragen nach dem Verhältnis von Kunst und Wissenschaft im 17. Jahrhundert. Der Maler war mit bedeutenden Gelehrten vieler Länder bekannt, etwa Johannes Swammerdam und Cassiano Dal Pozzo. Sein Werk zeigt den Paradigmenwechsel von der Buchgelehrsamkeit zur empirischen Wissenschaft. Tier- und Pflanzenstudien bereiten die Werke vor, die faktisch die Illustrationen zu den Forschungen der Wissenschaftler bilden. Mit ihnen gehörte der Maler zu einer internationalen Gelehrtenrepublik, auf die das noch heute gültige Weltbild Europas zurückgeht. Hirmer Verlag, 224 Seiten, 39,90 Euro

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nico

Kunstvolle Neuigkeiten für Kinder und Jugendliche

MIT KUNST MATHE LERNEN! KUNST-MEMO Wer kennt sie nicht, die Pferde Franz Marcs oder den Hasen Albrecht Dürers? Diese und viele andere berühmte Tiermotive bedeutender Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Henri Rousseau und Roy Lichtenstein werden in diesem Gedächtnisspiel vorgestellt. Anschaulich erzählen ihre kleinen Bildergeschichten von treuen Begleitern und tierischen Freunden, aber auch von der Wildheit und Erhabenheit der Löwen. Die 36 Motive aus allen Epochen der Kunstgeschichte sind für kleine und große spielfreudige Tierfreunde ein wunderschönes Mitbringsel. Seemann-Henschel Verlag, Tier-Memo. Pappe, 72 farbige Karten mit 36 verschiedenen Motiven, 9,90 EUR

ALLES SUPER NORMAL Wahnsinn, wie verschieden wir sind! Einer ist verträumt, die andere groß. Manche haben eine andere Hautfarbe als die meisten um sie herum, und manche finden Dinge schwer, die anderen leichtfallen. Alles ganz normal. Aber was ist schon normal? In diesem Bilder-Lesebuch geht es genau darum: Bilder, Comics, Fotos, lustige und nachdenkliche Texte und Geschichten, die anregen, Menschen neu und anders zu betrachten. Sie alle zeigen, dass wir viel mehr gemeinsam haben als uns unterscheidet. Und sie machen Mut, so zu sein, wie man ist, und andere sein zu lassen, wie sie sind – normal eben und ganz besonders. Ab 9 Jahre. Beltz Verlag, 167 Seiten, 16,95 EUR

ANREGEND! Denken ist ein Abenteuer, das dich verändern kann. Wage den Sprung und hinterfrage deine Welt: Zu Themen von Natur und Tieren über Liebe, Gesellschaft und Medien bis zum Sinn des Lebens findest du hier philosophische Theorien, Thesen, Fragen und Gedankenexperimente. Fülle sie mit deinen Ideen und Erfahrungen, denn Philosophieren bedeutet selbst denken und handeln! Ab 14 Jahre.

Was haben Kunst und Mathematik gemeinsam? Sehr viel! Vom Mathemuffel zum Geometriemeister ist es also gar kein weiter Weg. In diesem ungewöhnlichen Mal- und Kritzelbuch voller unterhaltsamer Zeichenaufgaben wird nämluch ganz nebenbei auch Mathematik vermittelt. Leicht verständliche Anweisungen erklären Schritt für Schritt, wie geometrische Formen und Muster entstehen und welche mathematischen Geheimnisse darin verborgen liegen. Ob wunderbare Mosaike oder Mandalas, verzerrte keltische Knoten oder faszinierende Bildkompositionen – ganz spielerisch zeigt sich hier, wie Mathematik und Kunst zusammenhängen – und dass beides Spaß machen kann! Ab 8 Jahre. Knesebeck Verlag, 96 Seiten, 12,95 EUR

BAUHAUS-ARCHITEKTUR

Beltz Verlag, 56 Seiten, 14,95 EUR Barton Verlag, 100 Seiten, 13 EUR

Es ist Vollmond im Wald ...und etwas Sonderbares geht vor sich. Ein Wolf öffnet plötzlich seine Augen, Reineke Fuchs zuckt erschrocken zusammen, und eine Wildschweinmutter beginnt nervös zu grunzen. Was ist das bloß für ein Geräusch, das alle Tiere des Waldes weckt? Sind sie in Gefahr? Alles steht still und lauscht gespannt in den Wald hinein. Welches Geheimnis birgt diese Vollmondnacht? Durch die aufwendige Stanzung, die an Scherenschnitte erinnert, gelingt es dem Autor, die Magie einer Vollmondnacht plastisch heraufzubeschwören und eine Bildergeschichte zu erzählen, die voller Überraschungen steckt. Antoine Guilloppé, geboren in Chambéry, studierte Grafikdesign an der Émile-Cohl-Schule in Lyon. Seit 1999 widmet er sich ausschließlich der Illustration von Büchern und veröffentlichte seitdem als Autor und Illustrator über 20 Bilderbücher. Beliebt sind vor allem seine Lasercut-Bilder. »Die aufwendige Stanztechnik der Bilder erinnert an Scherenschnitte und verwandelt das Buch in eine hinreißende Kostbarkeit.« Leselotsen-Jury, buchjournal

Beltz Verlag, 140 Seiten, 16,95 EUR

Die Häuser für die Bauhaus-Lehrer und ihre Familien gleichen weißen Schuhkartons. Darin wohnten die Kandinskys, Klees und Gropius’ nicht nur gerne, sie nutzten sie auch, um in ihnen zu experimentieren, zu feiern und mit Klees Katze zu spielen. Oft wünschten sie sich Gardinen, so viele Passanten schauten neugierig rein: Denn da war was los bei den Bauhaus-Meistern!

TRAUMHAFTE SCHERENSCHNITTE

LET’S MAKE SOME GREAT ART

Knesebeck Verlag, 40 Seiten, 24,95 EUR

Kunst kommt von Können? Nein: Kunst kommt von Kritzeln – und: »Das kannst Du auch«. Also her mit dem Buch und los geht’s. Ob Formen schneiden mit Matisse, Figuren zeichnen aus Papierschnipseln oder Schablonen herstellen – dieses Buch zum Kleben, Zeichnen, Malen, Schneiden befeuert Deine Kreativität. Tolle Ideen und Anregungen erklären zudem mit einfachstem Material ganz beiläufig wichtige Gesichtspunkte bedeutender Maler und Bildhauer. Das Mitmach-Buch schärft den Blick, den Verstand und die Sinne. Vor allem aber macht es neugierig auf Kunst und führt mit seinem humorvollen Feuerwerk von Vorlagen und Anregungen zu fast künstlerischer Leichtigkeit. Wer damit keinen Spaß bekommt, dem können wir auch nicht helfen. DUMONT Verlag, 224 Seiten, 18,00 EUR

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DAS ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

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Das Zeitungsmagazin für Kunst, Kultur, Literatur & Architektur ist wertvoll, aber dennoch kostenlos. barton liegt in ausgewählten Kulturinstitutionen wie Museen, Sammlungen, Kunstvereinen, Galerien, Kunstmessen, Hotels und Wirtschaftsclubs, Lounges etc. aus und ist im Abonnement in Deutschland, Österreich und in der Schweiz erhältlich. © Abbildungen liegen bei den jeweiligen Künstlern sowie bei den angegebenen Fotografen und Institutionen. Für Icons haben wir Motive von Flaticon, Gregor Cresnar, verwendet. © Flaticon. Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, sind verboten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages sowie stets nur mit Quellenangabe statthaft. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bild- oder Fotomaterial übernehmen wir keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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Aus Gründen der Lesbarkeit wurde in den redaktionellen Beiträgen einheitlich die maskuline Form für Berufsbezeichnungen, Titel etc. verwendet. Die gewählte Schreibweise umfasst Frauen und Männer gleichermaßen. Ebenso wurde zugunsten eines besseren Leseflusses in den Texten auf die Nennung akademischer Titel verzichtet. Wir bitten für beides um Verständnis.

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