Barton no1 issuu

Page 1

No 8

barton

Januar – April 2017

ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

Neu, gratis wertvoll + .

MODE: ESTHER PERBANDT

KUNST: SOFIE MULLER

TIPPS: LESENS+ SEHENSWERT

UNVERKENNBAR, URBAN UND EIGEN

SKULPTUREN, DIE UNTER DIE HAUT GEHEN

BÜCHER, KUNST, ORTE, AUSSTELLUNGEN



Inhalt

Editorial

Zusätzliche Informationen, Videos und Bilder zu den nachfolgenden Beiträgen finden Sie mit diesem Icon. Sie müssen lediglich die kostenlose App LAYAR für AUGMENTED REALITY auf Ihrem Smartphone herunterladen, diese App öffnen und die Kamera Ihres Smartphones auf die jeweiligen Abbildungen oder Texte halten.

barton!

03 04

Forum

06

Enfants en vogue

Inhalt & Editorial

Dinge, die das Leben schöner und einfacher machen

Eine belgische Erfolgsgeschichte zwischen künstlerischer Kreation und kommerzieller Produktion

„Wenn wir wollen, daß alles bleibt wie es ist, dann ist es nötig, daß sich alles verändert.“ Frei nach Giuseppe Tomasi di Lampedusas „Der Leopard“, haben auch wir uns verändert: Aus nicolai-Zeitungsmagazin ist barton geworden. Mit unserem (Zeitungspapier)Format bleiben wir uns treu und setzen doch etwas andere Schwerpunkte. Im Zusammenschluss mit den Verlagen Barton und Velbrück (Metternich) sowie Dittrich (Berlin) und vielen freundschaftlich und partnerschaftlich verbundenen Verlagen bieten wir der Literatur eine große Plattform, auf der wir Ihnen, liebe Leser, Lesens- und Sehenswertes empfehlen. Kunst, Kultur von Mode bis Design und Architektur sind unsere Themen, denen wir unsere Aufmerksamkeit widmen und Ihnen Anregungen und so manchen Blick hinter die Kulissen eröffnen. So begeben wir uns in dieser Ausgabe zur Show von Esther Perbandt nach Berlin, besuchen die belgische Bildhauerin Sofie Muller und lernen ein neues Forum für Gegenwartskunst am Rhein kennen, das mit privatem Engagement aus einer Kunstsammlung hervorgegangen ist. Ihnen wollen wir Holland in diesem Jahr besonders ans Herz legen, wo Sie viele Veranstaltungen rund um die Geburtsstätte des Europäischen Designs erleben können. Darüber hinaus können Sie in unserem Webzine barton-mag.de viele weitere Artikel, Interviews, Ausstellungsempfehlungen und Literaturtipps finden. Besonders für Kunstliebhaber und Sammler empfehlen wir unsere dortige Rubrik „Editionen“ mit „Collectors Choice“ und „Art Spot“. Auch werden hier Kunst- und Kulturprogramme für Kinder und Jugendliche aus der vielfältigen Museumslandschaft vorgestellt. Schauen Sie also rein!

Alexandra Wendorf Chefredakteurin

08

Unisex

10

Antipolare Avantgarde

12

Mentale Skulpturen

14

Wer willst Du sein?

17

„Kunst muss man leben“

Die Auflösung der Geschlechtergrenze ordnet die Modewelt neu

Die Berliner Modekünstlerin und Designerin Esther Perbandt

Die belgische Bildhauerin Sofie Muller

Gedanken zur Gender-Diskussion

Eine private Kunstsammlung wird zum privat geführten Forum für Gegenwartskunst

18

Kunst stiftet an

20

Agenda

22

Lesestoff

24

Von Mondrian bis Dutch Design

25

nico

27

Impressum

Eine Ateliergemeinschaft bewegt eine ganze Region

News, Termine und Veranstaltungen

Literaturempfehlungen

Unsere Kulturreise führt nach Holland

Kunstvolle Neuigkeiten für Kinder und Jugendliche

Titelbild: Sofie Muller, Jonas, 2011, patinierte Bronze, Höhe: 120 cm, Foto © Sofie Muller

barton | No 8

Seite 03


Forum Kunst, Fashion, Design und Architektur

Klar und einfach Angelehnt an das Industriedesign der 30er Jahre, zeichnet sich auch der ‚Herrenberger Hocker‘ aus dem Atelier Haußmann durch seine Schlichtheit und Funktionalität aus. Die Stahlrohrkonstruktion und die Sitzfläche aus gebeiztem und geöltem Buchenholz machen ihn besonders robust. Ein zeitloses und komfortables Möbelstück, das in seiner Schlichtheit besticht. www.atelierhaussmann.de

Wer sagt, dass man im Schlaf nur träumen kann ... ... wenn man doch mit einer Propellermaschine weit weg fliegen, mit dem Bulli auf Reisen gehen, oder gar mit der Rakete zum Mond fliegen kann. Bisher wohl nur für das Kinderzimmer kreiiert, könnten diese tollen Schlafund Kuschelplätze sicherlich auch Erwachsene begeistern. www.circu.net

Dinge, die das Leben schöner ... Modulares Regalsystem Der junge Designer Florian Gross hat für die Müller Möbelwerkstätten das Regalsystem „Konnex“ entworfen. Einfach und individuell lässt sich das Regal nach den eigenen Vorstellungen gestalten. Die quadratischen Module können durch ihre seitlichen Kerben auf verschiedene Weise ineinandergesteckt werden. www.muellermoebel.de und floriangross.net

Gedächtnisstütze für das ganze Jahr Vier junge Unternehmerinnen aus Stuttgart haben den ausgefallenen Posterkalender „dot on“ kreiert, auf dem man gerne seine Termine festhält. Mit den bunten Klebepunkten lässt sich der Wandplaner individuell und übersichtlich gestalten. Den Farben lassen sich verschiedene Themen wie Geburtstage oder Ferien zuordnen und auf den beschreibbaren Klebedots die Details notieren. www.dot-on.de

Ordnung halten ... ... geht so viel leichter, wenn die Materialien dafür schön anzusehen sind. Die schwedischen „Buchbinder“ suchen genau für diesen Zweck edle Stoffe, gute Formen und tolle Farben aus. Dabei immer bedacht praktisch und funktional zu sein. So macht Arbeit Spaß und die Ordnung stellt sich (fast) von ganz allein ein. www.bookbindersdesign.com

Seite 04


Forum Kunst, Fashion, Design und Architektur

Weniger ist mehr ... ... das wissen wir eigentlich; doch selten wird dieser Satz auch wirklich beherzigt. Bei der von Mattias Stålbohm für muuto designten Hängelampe kann man allerdings eine Reinform des zugrundeliegenden Gedankens finden: Die Glühbirne als unverfälschte Lichtquelle - nicht mehr und nicht weniger. In vielen Farben erhältlich, ist sie auch im ausgeschalteten Zustand ein echter Blickfang. Pure and simple ... www.muuto.com

Bücher wirken erhellend. Was benötigt man, um zu lesen? Ein gutes Buch, vielleicht eine Brille und auf jeden Fall Licht. Der in San Francisco lebende Architekt und Designer Max Gunawan hat diese Bedingungen seinem Objekt Lumio zu Grunde gelegt. Es ist kein Buch und sieht dennoch so aus, es funktioniert wie ein Buch und entpuppt sich als Lampe. Öffnet man die hölzernen “Buchdeckel” von Lumio, strömt warmes Licht aus den “Buchseiten”, die umso stärker leuchten, je weiter man das “Buch” öffnet. Diese Idee leuchet nicht nur Design-Liebhabern ein. www.hellolumio.com

... und einfacher machen.

Dreidimensional Möbel aus 2D Abwicklungen dreidimensional wachsen zu lassen, ist die Grundidee bei Loll. Wenn lasergeschnittenes Blech bis zu seiner größten Ausweitung gezogen wird, entsteht eine Statik und damit eine hohe Belastbarkeit. Aus diesem Weitertragen eines simplen Prinzips erblühen Beistelltische. Hersteller: pulpo. ww.e27.com

Diogenes auch. Diese Lampe ist zum Lesen da. Unauffällig steht sie im Hintergrund und vollbringt wetvolle Dienste; individuell dimm- und ausrichtbar, lenkt sie die Lichtquelle genau dahin, wo man sie benötigt. Fast schon ein echter Klassiker in dieser schlichten Form. Foto ©: belux. www.belux.de

nicolai | No 8

Strahlende Schönheit Hier trifft eine legendäre Stehleuchte, die 1909 von Mariano Fortuny y Madrazo entworfen wurde, auf die edlen Stoffe der Firma Fortuny in verschiedenen, frischen Designs. Die Stoffe werden in der weltweit bekannten Weberei auf der Insel Giudecca in Venedig gefertigt. Das Ergebnis des luxuriösen Zusammenspiels ist die strahlende „Fortuny Giudecca papiro“ - durch und durch eine strahlende Italienerin. www.pallucco.com

Seite 05


Enfants en vogue Eine Belgische Erfolgsgeschichte zwischen künstlerischer Kreation und kommerzieller Produktion Text Olivia Steinweg

D

enkt man an Mode aus Belgien, so denkt man an Dries Van Noten. Die Kollektionen des aus Antwerpen stammenden Designers gehören zu den großen Highlights auf den renommiertesten Laufstegen der Welt. Seine Kreationen sind von einer nie dagewesenen poetischen Sensibilität geprägt; die Stoffe, Drucke und Stickereien eine Hommage an die Kunst. Seit über 30 Jahren bezaubert Van Noten seine Kunden mit Romantik, die er in feinfühliger Art und Weise durch seine Mode zum Leben erweckt.

einzukaufen. In Belgien hat Kreativität einen hohen Stellenwert. Sein Kind gut aussehen zu lassen ist selbstverständlich. Und wer sich teure Designermode nicht leisten kann, wird selber kreativ und schneidert für den Nachwuchs aus Stoff-Restposten der Designer-Ateliers Kleider, Hemden, Hosen & Co.. Wir haben mit Roberta Zingg - Mitgründerin und Mitinhaberin des Kindermoden-Online-Shops stadtlandkind. ch - über den Stellenwert belgischer Kindermode unterhalten. Roberta Zingg ist selber Mutter von drei Kindern und weiß, worauf es bei Mode für Kinder ankommt. Sie hat viele belgische Labels im Programm und liebt deren unverwechselbaren Stil.

Auch die Kindermode Belgiens verschafft sich mittlerweile weit über seine geographischen Grenzen hinaus Gehör. Klassischer und moderner Stil ergänzen sich auf eine wundervolle Art und Weise. Zwischen Materialien, Texturen, Formen und Farbtönen findet ein gelungenes Zusammenspiel statt.

Roberta, was macht den belgischen Kindermode-Look aus?

Eine wahre Meisterin ihres Faches und Pionierin der Branche ist Anne Kurris. Bevor sie 1998 ihre erste eigene Kindermoden-Kollektion ins Leben rief, arbeitete Kurris als Grafik-Designerin für Dries Van Noten. Ihre farbenfrohen, fantasievollen und bildreichen Designs sind von Pop-Art und der Natur inspiriert. Ein Mix aus bunten Bonbonfarben und verspielten Motiven nimmt uns mit auf eine Reise durch eine bezaubernde Kinderwelt, aus der man gar nicht zurückkehren mag. Mal als abstrakte Zeichnungen, dann wieder fotorealistisch tummeln sich farbenprächtige Prinzessinnen, Blumen und eine ganze Horde an Tieren auf den mit Sorgfalt ausgesuchten Materialien. Auch die Kollektionen des Labels Simple Kids aus Antwerpen präsentieren sich voller lebhafter Farben, fantasievollen Mustern und kindlicher Verspieltheit. Mit viel Herzblut mischt Chefdesignerin Melanie Ireland gekonnt den Vintage-Style der 60er und 70er mit einem bequemen Casual-Style, der den Kindern die Freiheit lässt, die sie zum Toben und Erkunden der Welt benötigen. Alles in Allem Kollektionen, die nur so vor Lebensfreude, Übermut und Exzentrik sprühen. Das Label Bellerose ist in Belgien bekannt für den Casual-Chic-Look. Die aktuelle Kollektion ist inspiriert von den Gemälden der Künstlerin Frida Kahlo, der mexikanischen Folklore und dem kalifornischen Biker-Stil. Das Ergebnis ist ein wundervoller Mix aus traditionellen Mustern, entkrampften Formen und kontrastierenden Texturen. Und gerade weil die belgische Kindermode für ihre Farbenpracht so bekannt ist, überraschen die Kreationen der Künstlerin Caroline Bosmans umso mehr. Ihr exzentrischer Stil ist zwar verspielt, aber farblich komplett reduziert. Schwarz und Weiß und vielleicht auch mal hier und da ein zarter Rosé- oder Pastelgelb-Ton – das war’s. Umso auffälliger sind dann aber wieder die Designs und Muster. In ihrer aktuellen Kollektion EMOtICON überrascht Bosmans uns mit überdimensional großen Smileys, die uns mal lachend, dann wieder erschrocken oder verliebt in die Augen schauen. „I love to work with the boundaries between boys and girls. I love androgyn fashion. Everything can be worn by boys and girls, except for the skirts and dresses“ erklärt die Designerin ihre Modelinie, die sie ganz bewusst zum Großteil unisex konzipiert hat.

Seite 6

Die Belgier haben den Sinn für Design, belgische Mode ist selbstbewusst und hat Stil. Ich denke da an Klassiker wie Maan und Bellerose. Wie sieht es mit den Stoffen, Schnitten und Farben belgischer Kindermode aus?

Ich empfinde die Schnitte belgischer Mode im Allgemeinen als geradliniger, die Stoffe als fester und die Prints als prägnanter, als es bei deutscher Kindermode der Fall ist. Was mir auffällt, ist auch, dass die belgischen Labels bei der Fotografie ihrer Produkte keine Kompromisse eingehen. Die Shootings werden ebenso hochwertig produziert, wie die Kollektionen selbst. Gibt es eine bestimmte Linie die sich durch alle Kindermode-Labels zieht?

Nein. Es gibt Labels wie Miss Chips, die Stil und Verspieltheit auf eine ganz natürliche Art vereinen, aber dann gibt es auch Labels, die weniger verspielt sind und komplett auf Rüschen und Schnörkel verzichten. Die Belgier scheuen sich nämlich nicht vor einer Prise Ernsthaftigkeit. Kindermode muss nicht immer fröhlich sein. Oben: Caroline Bosmans. Unten: Anne Kurris

Belgische Mode liegt im Trend – das ist schon lange bekannt. Die berüchtigten „Sechs aus Antwerpen“ – darunter Dries Van Noten, Marina Yee, Martin Margiela, Demeulemeester, Dirk Van Saene, Dirk Bikkembergs und Walter Van Beirendonck haben in den 80er Jahren dem Massenmarkt den Kampf angesagt und sind bis heute Vorbilder in Sachen Originalität, Kreativität, Know-how und einer gesunden Portion an Radikalität. So können auch die Kindermodedesigner und vielversprechenden Talente der Branche auf eine lange und reiche Tradition belgischer Mode zurückblicken. Was aber genau macht belgische Kindermode aus und worin unterscheidet sie sich zu deutschen Kollektionen? Auch wenn Mode für Kinder in Deutschland einen immer höheren Stellenwert bekommt, haben Länder wie Skandinavien, Frankreich, Italien und Belgien uns eine Nase voraus. Nur langsam erst entwickeln die deutschen Mütter und Väter ein Interesse an ausgewählter Qualität, Bio-Mode oder echter Designer-Ware für ihre Kinder. Und langsam sind sie auch bereit für Qualität mehr Geld auszugeben, statt in den großen Modeketten

Gibt es ein Label, das den belgischen Look am besten verkörpert?

Mein persönlicher Favorit ist das belgische Label Caroline Bosmans. Die Kleidungsstücke sind zeitlos, die Schnitte sehr grafisch, die Qualität hochstehend. Caroline Bosmans macht Kunst, sie hat Humor, und der ist schwarz. Wer in ein Caroline Bosmans Stück investiert, wird sich lange daran erfreuen. Ich habe deshalb auch für Herbst eine kleine Kollektion in Mama-Größen für unseren Webshop eingekauft. Neugierig geworden, haben wir die Modedesignerin Caroline Bosmans gefragt, welchen Unterschied es zwischen deutscher und belgischer Kindermode gibt. Bosmans hält sich dezent vor Vergleichen zurück und erklärt allein die Herangehensweise belgischer Designer an Mode: „I think Belgian fashion is highly individualised. For me as a Belgian designer it is very important to bring a personal vision.“ Vielleicht ist gerade das der kleine, feine Unterschied: Kommerziell zu bleiben, aber Individualität zu wahren. www.driesvannoten.be | www.simplekids.be www.bellerose.be | www.annekurris.com www.carolinebosmans.com | www.stadtlandkind.



Unisex Die Auflösung der Geschlechtergrenze ordnet die Modewelt neu Text Olivia Steinweg

Links: Capsule Foto ©: Stromae/Mosaert, Rechts: Stromae in concert.

F

rauen und Männer konsumieren unterschiedlich, meint man zu glauben. In der Mode führt das dazu, dass die Klischees von Rosa und Blümchen für Mädchen und Hellblau und Piratenmuster für Jungen, immer noch fest in unseren Köpfen verankert sind. Und weil das, was in der Kindheit erlernt wurde, im Erwachsenenalter meist fortgesetzt wird, greifen auch ausgewachsene Frauen und Männer gerne zu den Produkten, die sozusagen für sie entworfen wurden. Dennoch hat sich im Laufe der Zeit ein Umdenken in der Gesellschaft vollzogen, das sich auch in den Kleiderschränken bemerkbar macht. Das gesellschaftlich relevante Thema der Gleichberechtigung, ordnet die Modewelt neu. Die Auflösung typisch weiblicher oder männlicher Attribute spiegelt sich in einer androgynen Haltung wider. 2011 bereits sorgte Männermodel Andrej Pejic bei einer Jean Paul Gaultier-Modenschau für Verwirrung, als er zum krönenden Abschluss der Show das Brautkleid vorführte. Vielen bekannt ist auch die androgyne Casey Legler, die 2012 in die Kartei einer der weltweit größten Modelagenturen aufgenommen wurde, um exklusiv als Männermodel zu arbeiten. So entschied sich 2013 auch Supermodel Elliott Sailors vom Männertraum zum Männermodel zu werden. Sie ließ sich ihre langen Haare abschneiden, tauschte ihre Kleidung in eine Herrengeraderobe um und verzichtete zukünftig komplett auf Make-up. Sailors und ihr Mann haben damit kein Problem, sie finden die Durchlässigkeit der Genderrollen sogar besonders spannend und schön.

Seite 08

Viele Unternehmen sind bereits auf den genderneutralen Trend aufgesprungen. So auch die britische Kaufhauskette Selfridges in der Londoner Oxford Street, die im März 2015 einen Pop-Up-Store mit ausschließlich Unisex-Kleidung eröffnet hat. „Wir wollen unsere Kunden auf eine Reise mitnehmen, auf der sie ohne Begrenzungen und Klischees einkaufen können“, erklärt Selfridges seine vorerst nur auf sechs Wochen beschränkte Kampagne. Auf drei Etagen kann der Kunde Unisex-Mode und weitere geschlechtsneutrale Waren, darunter Beauty-Produkte und Accessoires, kaufen.

mixture of the meeting of the “English school” cuts, the checker and isometric patterns and the warm colors of the African wax“, beschreibt Stromae die Kollektion, die er selbst täglich trägt und in Kombination mit einer schwarzen Fliege zu seinem Markenzeichen geworden ist. Dass sie unisex ist, verwundert nicht. In einem seiner bekanntesten Songs „Tous Les Mêmes“ („Alle die Gleichen“), ist sein Gesicht zur Hälfte Mann, zur Hälfte Frau. Stromae mag sich nicht festlegen. Die Palette seines Schaffens ist so breit und umfassend, dass er einfach in keine Schublade passt und passen will.

Wir gehen nach Belgien: Hier und in Frankreich ist er bekannt wie ein bunter Hund. Der aus Brüssel stammende Rapper und Musikproduzent Paul Van Haver alias Stromae, mischt bereits seit 15 Jahren mit einem Mix aus Rapp, Hip Hop, Dance, Elektro, Pop und Chanson in der Musik-Szene mit. Den wirklichen Durchbruch erzielt Stromae (Maestro mit umgedrehten Silben) dann 9 Jahre später, als er mit „Alors on danse“ die Menschen auf der ganzen Welt zum tanzen bringt. Nun hat sich der Belgier mit ruandischen Wurzeln gemeinsam mit dem Kreativkollektiv Mosaert an eine Modelinie gewagt. Und siehe da, wie nicht anders erwartet, wird sie zum Riesenerfolg und die zweite Capsule Collection folgt. Das Design ist bunt, so wie es sich für einen Paradiesvogel gehört. Aber dann sind da plötzlich die schon fast altmodisch anmutenden Schnitte und Materialien. Die reine Woll-Kollektion im College-Stil setzt sich aus Polo-Shirts, Cardigans und Kniestrümpfen zusammen. „It is characterized by a

Und in der Haute Couture? Rad Hourani, ein in Jordanien geborener Modedesigner, war der Erste in der Geschichte, der eine Unisex Haute Couture-Kollektion auf den Laufsteg brachte. Hourani sagt über sich selbst, dass er nicht an Trends interessiert ist. Hinter seinem Tun und die Entscheidung, sich ausschließlich auf Unisex-Mode zu konzentrieren, verbirgt sich weit mehr als Mode allein.

Rad Hourani, Ihre Mode ist weder weiblich noch männlich. Sie ist unisex. Warum?

Die Idee entstand aus einer Reihe von Fragen. Wer hat entschieden, dass der Mann auf diese Weise und die Frau auf jene Weise gekleidet sein soll? Oder wie Menschen unterschiedlichen Alters sich zu kleiden haben? Wer hat diese Regeln festgelegt? Alle meine Kollektionsteile sind unisex. Jedes Teil kann


Fotos ©: Fotos: © Rad Hourani

unabhängig von Geschlecht oder Alter getragen werden. Es macht für mich keinen Sinn, Kleidung zu begrenzen und deshalb habe ich ein Jahr lang den weiblichen und den männlichen Körper studiert um letztendlich eine Kollektion zu entwickeln, die beiden passt. Ich denke, es geht um das Yin und Yang, das Negative und das Positive, das Maskuline und das Feminine, das Dunkle und das Helle, das Passive und das Aktive, das Intuitive und das Logische, das Kalte und das Warme, das Weiche und das Harte. Mode von Rad Hourani steht für reduzierte, geometrische Schnitte, klare Linien und glatte Materialien. Sind das typische Attribute für Unisex-Mode?

Ich fühle mich durch den Begriff der Reinheit angezogen. Durch die Wahl einfacher, starker Linien, bemühe ich mich, Geschlechtergrenzen verschwimmen zu lassen. Ich designe von einem sehr jungfräulichen Standpunkt aus und versuche mich der klassischen Prêt-à-porter Regeln, die uns glauben machen wollen, dass Frauen und Männer unterschiedliche Ansätze verdienen, zu entziehen. Meine Kollektionsteile sind zeitlos und frei von Geschlechterdifferenzierung. Ich hoffe damit Menschen zu erreichen, die sich nicht vorrangig als Frau oder Mann definieren, sondern über den klassischen demografischen Kriterien stehen. Was bedeutet für Sie Unisex?

Unisex ist eine neue Art des Seins, die von jedermann, überall und jederzeit angewandt werden kann. Die unisex Kleidung von Rad Hourani gibt dem Träger physische und mentale Freiheit. Ich sehe das

barton | No 8

Gehirn als Computer, der alles um sich herum aufsaugt und wenn er voll ist nicht mehr funktionieren kann. Wir leben in einer Zeit, in der wir zu vielen Reizen ausgesetzt sind, auf die wir ständig reagieren müssen und in der wir selten Zeit haben zu reflektieren. Ich bin bereit, jederzeit alles von meiner Festplatte zu löschen und von Anfang an zu beginnen. Ist Ihre Mode auch ein gesellschaftliches Statement?

Die Umstände haben ergeben, dass ich schon früh in meinem Leben reisen musste und ich fühlt mich gezwungen, dies auch in Zukunft zu tun. Das hat mich gelehrt, über Dinge in einem größeren, globalen Zusammenhang nachdenken - ganz ohne Einschränkungen. Ich möchte diesen Begriff übertragen und designe Kleidung, die überall und jederzeit getragen werden. Meine Entwürfe sind für Menschen, die eine gewisse Nüchternheit schätzen ohne dabei geschniegelt zu wirken.

Dürfen wir noch Frau oder Mann sein?

Ja, selbstverständlich! Ich versuche nicht, eine Frau wie einen Mann oder einen Mann wie eine Frau zu kleiden. Ich kreiere nur Kleidung, die Menschen modern aussehen lässt – ganz ohne Grenzen. Ist Unisex-Mode bereit für den Mainstream?

Absolut! Unisex-Mode ist eine Lifestyle, das heißt eine Ausdrucksweise, die frei von allen Bedingungen ist. Meine Botschaft dreht sich nicht allein um Kleidung, Kunst oder Film, sondern um einen kompletten Lifestyle, eine neue Art zu sein. Ich bin dankbar zu sehen, wie viele Menschen auf das was ich tue reagieren und ich bin froh weiterhin das tun zu dürfen, was ich liebe zu tun.

Träumen Sie von einer androgynen Gesellschaft, in der das Beste von beiden Geschlechtern zusammenkommt?

Androgynität ist ein Stil, so wie Weiblichkeit und Männlichkeit. Ich interessiere mich nicht für einen Stil. Ich bin an einem freien Leben ohne Einschränkungen interessiert. Ich hoffe, meine Unisex-Vision in die Welt zu kommunizieren und habe die Hoffnung, am Aufbau einer schrankenlosen, modernen Welt beteiligt sein zu dürfen. Ich will, dass die Menschen alles, was sie von der Gesellschaft auferlegt bekommen - Gender Einschränkungen, Religion, Grenzen, Alter, Rasse, Nationalität etc. - hinterfragen. Ja, ich bin ein Träumer und ich kann nicht ohne zu träumen leben!

www.radhourani.com stromae.net | mosaert.com

Seite 09


Esther Perbandt, multipel vor der Berliner Volksbühne Foto: © Birgit Kaulfuß

Antipolare Avantgarde Die Berliner Modekünstlerin und Designerin Esther Perbandt Text Alexandra Wendorf

M

ode und Theater liegen nicht weit auseinander. Inszenierung und das Eintauchen in eine andere Welt, (Ver)Kleidung, Rollenspiel und Darstellung – es gibt viele Parallelen. Für Esther Perbandt ist diese Verbindung wesentlich und so stellt sie ihre neue Herbst Winter 2017/18-Kollektion im Großen Haus der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz vor: In einem Bühnenbild des unvergessenen Bert Neumann, inspiriert vom Berlin der 20er und 30er Jahre, eine schwarz-weiße Filmwelt vergangener Tage. In Kontrast gesetzt zu einer zeitlosen Moderne, die die Absurdität von Funktionalität und Kontroversen aufzeigt. Die Musik ist von dem Komponisten und Musiker Sven Helbig komponiert worden. Esther Perbandt ist Künstlerin, Designerin, Visionärin, Performerin und Entertainerin. Geboren und aufgewachsen in Berlin, abgehärtet in Moskau und geschliffen in Paris. Sie steht für lässig-feminine Androgynität, eine autarke Persönlichkeit und hat sich vor allem mit ihren außergewöhnlichen Showinszenierungen im Inund Ausland einen Namen gemacht. Hinter ihrem seit 13 Jahren bestehenden Label „esther perbandt“ steht die Vision einer modernen Persönlichkeit, unabhängig und selbstbewußt. Wie immer ist auch die diesjährige Kollektion maßgeblich schwarz mit wenigen weißen Akzenten. Dazu noch ein grau-schwarz-karierter Stoff, mehr nicht. Durch die Verwendung eines sehr steifen Stoffes, einem so-

Seite 10

genannten Deutschkeder, der eher für Arbeitskleidung bestimmt ist, wird die Idee unterstrichen, dass ihre Kleidung wie eine Schutzhülle wirkt. „Man kann damit in den Krieg ziehen; und wenn es der eigene innere Krieg ist. Es macht dich stark.“ Wir trafen Esther Perbandt in ihrem Ladengeschäft in Berlin-Mitte. Esther Perbandt, die Inszenierung Ihrer Show ähnelt Kinoszenen der 20er und 30er Jahre, auch fühlt man sich an Bilder des Dadaismus oder des Expressionismus, wie etwa von George Grosz erinnert. Sammeln Sie solche Inspirationsquellen?

Ich bin Eklektiker im positiven Sinne. Ich nehme Dinge auf, die mir gefallen und adaptiere sie zu meinem eigenen Stil. Was ich brauche, ist ein Überthema, einen gebauten Horizont, meinen Himmel. Von da fängt es an, selber zu laufen und ob am Ende noch jemand sagt, das erinnert mich aber an ... ist mir ziemlich schnuppe (und lacht). Eine Inszenierung kann sowohl positiv als auch negativ verstanden werden, wenn man sie auf Menschen, Personen bezieht. Läuft man nicht auch Gefahr, sich zu maskieren, andere zu manipulieren? Oder ist das gerade ein Spiel, das Mode so faszinierend macht?

Wenn ich die schrecklichen Nachrichten aus der ganzen Welt höre, frage ich mich selber, warum zur Hölle ich eigentlich „Mode“ mache und nicht irgendetwas Nützli-

cheres. Das lässt mich manchmal zweifeln. Aber dann sage ich mir, dass es auf der Welt auch immer schöne Dinge geben muss, die einen andere Dinge vergessen lassen und einen zum Träumen einladen. Und das kann ich vielleicht ganz gut. Andere Menschen können anderes gut und das sollte wertfrei bleiben. Und etwas Schönes dann auch noch schön zu inszenieren, macht für mich das Paket rund und homogen. Es ist der Moment eines Traumes, der dann später Teil der Realität und des Alltags wird. Was bedeutet der Begriff Haltung für Sie? Bezogen auf den Körper aber auch auf die „innere“ Haltung eines Menschen.

Ist es nicht so, dass wir uns zu Menschen hingezogen fühlen, die anmutig sind, die eine schöne aufrechte Haltung haben? Sie strahlen eher Stärke aus, man schaut sie gerne an, zumindest ich. Und ja, automatisch denke ich an die innere Haltung. Irgend etwas, irgendjemand innen drin muss das doch „halten“. Ich glaube nicht, dass man das trennen kann. Kann Kleidung auf die innere wie äußere Haltung eine Wirkung haben?

Kleidung kann stark machen und schützen. Es ist eine Art Panzer. Sie kann Selbstbewußtsein geben. Ich bin mir sicher, dass sie Menschen um mindestens einen Zentimeter wachsen lassen kann. Ich beobachte das seit fast neun Jahren in meinem eigenen Laden. Ich


Esther Perbandt, Kollektion 2017/18, Schauspielerin Vicky Krieps und Schauspieler Alexander Scheer in der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz Fotos: © Birgit Kaulfuß

kenne die Meinungen einiger, die sagen, dass Bekleidung aber auch übertüncht, verdeckt, das Wahre versteckt. Ich finde das nicht, zumindest meistens nicht. Ich finde Bekleidung kann auch kleine Pflänzchen herauskitzeln, die man sich manchmal nicht traut, zu giessen. Diesen Job übernimmt dann die Kleidung. Die Show beginnt; jedes Jahr aufs Neue. Mit großer Kraftanstrengung wird jede Kollektion aus der Taufe gehoben. Wie kann man dem Druck der Öffentlichkeit einerseits entgehen, andererseits daraus auch seine Kraft und Inspiration schöpfen? Jedes Jahr zwei Kollektionen ... nunmehr 13 Jahre lang ...

Aus dem Druck der Öffentlichkeit schöpfe ich ganz bestimmt keine Kreativität. Er ist wie eine wilde Bestie. Ich bin sehr sensibel und verletzlich. Zwei Mal im Jahr stülpt man sich einmal komplett von innen nach außen und lässt einen mitten auf dem Asphalt stehen, wie ein gehäutetes Kaninchen. Aber genau dafür trage ich ja meine Schutzkleidung, die manchmal abweisender wirkt als nötig. Der Druck und die Leistungsorientiertheit, der Perfektionismus, den ich mir selber aufbürde, ist schon hart genug. Jedes mal in der Endphase einer Kollektion frage ich mich, warum ich das überhaupt mache. Ich leide wie ein Hund. Dann ist die Show, ist alles fertig und alles geht plötzlich runter wie Trüffelbutter. Jedem seine Droge. Das hat die Natur fantastisch eingerichtet. Man vergisst den Schmerz sofort. Genau wie bei gebärenden Müttern. Sonst würde keine einzige Frau ein zweites Kind freiwillig bekommen und kein Designer eine weitere Kollektion machen. Mit Kleidung gibt ja jeder, bewusst oder unbewusst, Signale, Zeichen und Informationen über sich selbst preis. Was sagt wohl jemand, der „esther perbandt“ trägt, über sich aus?

Das ist in der Tat sehr unterschiedlich; das habe ich in neun Jahren Laden-Erfahrung gelernt. Wer meine Kleidung trägt, hat aber zumindest ein klares Bewusstsein darüber, was man trägt. Allen ist gemein, dass sie andere mit ihrer Kleidung neugierig machen, mehr erfahren zu wollen. Sie laden den Betrachter ein, genauer hinzuschauen. Zwei Mal, drei Mal, mehrmals. Man begreift es nicht sofort. Irgendwie sind die Spielregeln anders. Die Codes sind unscharf, verschwommen. Es gibt nicht den Code: kurzer Rock und enges tiefausgeschnittenes Oberteil gleich sexy Biene. So etwas versteht man innerhalb von Sekunden. Ein Blick reicht, entweder, man ist interessiert und pirscht sich an, oder man wendet sich ab. Bei „esther perbandt“ muss oft das Gehirn einen Gang höher geschaltet werden, man fragt, was ist das, wie funktioniert das und warum trägt diese Person das. Was mag wohl die „innere Haltung“ dieser Person sein. Und wie gesagt, mitunter kann das ganz schön neugierig machen auf das, was sich darunter verbirgt. Ihre Mode hat militärische Anklänge. Was fasziniert Sie daran? Militär bzw. Uniformen lassen Individualität ja eher nicht zu; Ihre Entwürfe sind aber durchaus individualistisch. Geben derartige Entwürfe Halt im Sinne von Strenge und Stärke oder findet sich hier die Möglichkeit, typische Gender-Merkmale aufzuheben?

barton | No 8

Uniformen haben mich schon immer fasziniert. Sie üben einen erotischen Reiz aus, Strenge und Kraft. Und ja, sie geben einem fast automatisch Haltung. Sie können einschüchtern. Sollen sie ja auch im ursprünglichen Sinne. Sie sind für Sieger gemacht. Das hat eigentlich nichts mit Gender-Auflösung zu tun. Was mich für meine Kollektionen daran reizt, ist, die „Haltung“, die Stärke und Teilelemente herauszufiltern, das Ganze aufzubrechen und in eine Alltagsuniform zu verwandeln. Wobei Uniform hier das falsche Wort ist, denn es geht ja gerade nicht darum, zu „uniformieren“. Vielleicht kann man es so sagen: Ich zerlege Uniformen in viele kleine Bestandteile und jeder kann sich seine persönliche „Uniform“ daraus zusammenstellen. Ihre Mode wirkt sehr urban und kompromisslos. Ich kann mir Ihre Entwürfe nur schwer in einer ländlichen oder kleinstädtischen Umgebung vorstellen. Braucht Mode generell eine zu ihr passende Umgebung, eine gesellschaftlich-kulturelle Struktur? Inwieweit bedingen sich diese Dinge einander? Entsteht das eine aus dem anderen?

In gewisser Weise stimmt das schon. Aber es kommt auch sehr auf das Styling an. Man kann „esther perbandt“ auch ohne weiteres in einer ländlichen oder kleinstädtischen Umgebung tragen. Aber vielleicht kann es dort eher down gedressed sein. Wohingegen man in einer Großstadt richtig Gas geben kann. Ich war vor einem Jahr mal in Düsseldorf, das ich nicht als Kleinstadt bezeichnen würde. Als ich bei der Ankunft am Bahnhof in ein Taxi steigen wollte, sagte der Taxifahrer zu mir: „Sie sind wohl zum Karneval hier, oder?“ Ich war so empört, dass ich mir fast ein anderes Taxi gesucht hätte. Aber es hat mir einfach nur wieder vor Augen geführt, dass das, was für mich eine solche Selbstverständlichkeit ist, für andere absolut außerirdisch sein kann. Während der Fashion Week in L.A. hat Vera von Lehndorff in einem gemeinsamen Interview mit Ihnen einmal gesagt (F.A.Z. vom 14.6.2016): „Wir haben heute Sehnsucht nach dem Schöpferischen und Persönlichen.“ Trifft das zu, auch wenn wir doch zugleich eine Entindividualisierung in unserer Gesellschaft beobachten können? Glauben Sie, dass diese Sehnsucht wirklich existiert?

Hier muss ich eigentlich noch mal auf meine zweifelnden Gedanken verweisen, dass ich mich manchmal frage, warum ich in diesen schlimmen Zeiten „Mode“ mache. Mit Angst müssen wir alle leben. Aber es ist die Frage wie jeder damit umgeht und das fällt sehr unterschiedlich aus. Vielleicht ist es genau das, dass wir uns heute umso mehr nach etwas Schöpferischem sehnen, etwas Neuem, Frischem. Weil es nach Wiederanfang und Heilung riecht. Aber wenn ich so nachdenke, scheint es sich aufzuteilen: In diejenigen, die ihre Ängste beruhigen, indem sie möglichst leise und ohne Wiederspruch mit dem Strom fließen, und die anderen, die sich erst recht der „Schöpfung“ bedienen. www.estherperbandt.com

Seite 11


Mentale Skulpturen Die belgische Bildhauerin Sofie Muller Text Dr. Peter Lodermeyer

Sofie Muller, AL/XXXII/16, 2016, Alabaster, H x B: 29 x 26 cm. Foto: © Sofie Muller

D

ie in Gent lebende Künstlerin Sofie Muller, Jahrgang 1974, gehört zu den erfolgreichsten belgischen Bildhauern ihrer Generation. Ihre Arbeiten kreisen immer wieder um existenzielle Themen wie Verletzung und Traumatisierung, psychische Fragilität, Einsamkeit und Sehnsucht nach Gemeinschaft; vor allem aber erforschen sie den menschlichen Körper als Ausdrucksträger seelischer Zustände und mentaler Befindlichkeiten. Die schmalen Grate zwischen Stabilität und Beschädigung, Gesundheit und Krankheit werden mit großer Ernsthaftigkeit immer wieder neu ausgelotet. „Was die Arzneien nicht heilen, heilt das Eisen; was das Eisen nicht heilt, heilt das Feuer; was aber das Feuer nicht heilt, muss als unheilbar gelten.“ Diesen Lehrsatz des Hippokrates, des berühmtesten Arztes des griechischen Altertums und Begründers der wissenschaftlichen Medizin, zitiert Sofie Muller gerne, wenn sie über ihre Arbeiten spricht. Es fasziniert sie, dass diese Aussage auch nach 2400 Jahren nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt hat. In dem Zitat werden zwei Motive benannt, die von großer Bedeutung für Mullers Skulpturen, Zeichnungen und Installationen sind. Vor allem in ihren installativen Arbeiten vertreten medizinische Spezialscheren unterschiedlichster Art, teils alt und verrostet, das von Hippokrates erwähnte „Eisen“, also die Operationsinstrumente. Neben den Scheren kommen auch andere antiquarische Fundobjekte, die zu einem großen Teil aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Labors stammen, als bedrohliche Requisiten zum Einsatz: Waagen, Bunsenbrenner, Reagenzgläser, Glaskolben mit und

Seite 12

ohne Flüssigkeiten, käfigartige Drahtschränke und vieles mehr. „Feuer“ ist ein elementares Motiv in Sofie Mullers Arbeit, oder besser gesagt, die Spuren, die das Feuer hinterlässt: Verbrennungsrückstände, verkohltes Holz, Brandflecken, Ruß. Über die Jahre hat sie eine ganz spezielle Zeichentechnik entwickelt und zu virtuoser Beherrschung perfektioniert, die mit den Rauchspuren von Kerzenflammen arbeitet. Mithilfe von Schablonen und Kerzenrauch bringt sie geisterhaft zarte, in ihrer Immaterialität an Röntgenaufnahmen erinnernde Schemen von Körpern und Körperteilen aufs Papier. Manchmal werden die Rauchspuren durch rote Partien belebt und kontrastiert; das Pigment dafür liefert das Blut der Künstlerin. Bekannt geworden ist Sofie Muller insbesondere mit ihren verstörenden, psychologisch einfühlsamen und handwerklich anspruchsvollen Bronzefiguren von Kindern und Jugendlichen. Ein besonders beklemmendes Beispiel dafür ist „Jonas“ von 2011, die Figur eines kleinen Jungen in einem altmodischen dunkelgrauen Anzug, der ein paar Nummern zu groß ist. Offenbar hat jemand ihn am Jackenkragen an einen Kleiderhaken oder Nagel gehängt. Seine schlaff herabhängenden Arme und der ausdruckslose Gesichtsausdruck des Jungen machen deutlich, dass er sich nicht gegen die Quälerei zu Wehr setzt – vielleicht, weil er an sie schon gewöhnt ist und er längst resigniert hat. Die Augen des Knaben sind, wie bei fast allen Figuren Sofie Mullers, zu sanften Mulden verwischt, wie man es vergleichbar in vielen der berühmten Wachsbüsten des italienisch-französischen Bildhauers Medardo Rosso sehen kann, eines Künstlers der frühen Moderne,

den Sofie Muller bewundert. „Wenn man die Augen realistisch gestaltet, ziehen sie sofort alle Aufmerksamkeit auf sich; das will ich vermeiden“, sagt Muller im Gespräch. Das Verwischen der Augenpartie ist eine ungemein wirkungsvolle Maßnahme, da sie die Vorstellungskraft des Betrachters befeuert. Da man keinen Augenkontakt zu den Figuren aufnehmen kann, ist man zu größerer Einfühlung angehalten und lenkt die Aufmerksamkeit vom Äußeren um auf die – vermutete – psychische Befindlichkeit der dargestellten Person. Im Gespräch erzählt die Künstlerin, dass es sich bei ihren Figuren von Kindern und Jugendlichen stets um „psychologische Portraits“ von Personen aus ihrem privaten Umfeld handelt. Deren besondere Geschichte bzw. Problematik aber teilt sie bewusst nicht mit. Die Offenheit für unterschiedliche Assoziationen und vielfältige, auch gegensätzliche Interpretationen ist ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Dementsprechend sind die Skulpturen in hohem Maße kontextsensibel angelegt und ermöglichen, je nach räumlichem Umfeld und Ausstellungsthema, sehr divergente Lesarten. Das gilt auch für „Jonas“. Zunächst ist man geneigt, den Jungen für das Mobbingopfer seiner Mitschüler zu halten, der vielleicht nur gehänselt wird, weil er nicht die hippen Markenklamotten wie seine Altersgenossen trägt. Der altmodische Kommunionsanzug könnte aber auch darauf hindeuten, dass Jonas aus einer anderen Zeit stammt. Es könnte auch ein Zitat aus einem alten Film sein. Die Geschichte Belgiens und die bis heute schwelenden Spannungen zwischen Flamen und Wallonen könnten durchaus auch den


Sofie Muller, links: Jonas, 2011, Rauchzeichnung, 57 x 34,5 cm, Mitte: Clarysse, 2011, patinierte Bronzefigur, verbrannte Holztische, Figur, Höhe: 97 cm, rechts: AL/XXIX/16, 2016, Alabaster, 34 x 24 cm Fotos: © Sofie Muller

Hintergrund für das bilden, was dem Jungen zugestoßen ist. Und wenn die Figur nicht knapp über dem Boden aufgehängt ist, sondern in großer Höhe, wie zum Beispiel an der Fassade des Wohnhauses von Sofie Muller in Gent, wo seit Jahren eine Version dieser Skulptur angebracht ist, wird aus dem realistischen Abbild eines Mobbingopfers ein markantes Symbol für Ausgesetztheit, Hilflosigkeit und Einsamkeit. Das wohl bekannteste Werk Mullers ist ihre Installation „Clarysse“, ebenfalls von 2011, eine Arbeit, die bei ihrer Präsentation in der prominent besetzten Gruppenausstellung „Forever Young. Der Mythos der Jugend“ in der Kunsthalle Nürnberg 2013/14 viel Beachtung und großes Medienecho fand. Zu sehen ist ein junges Mädchen, das vornübergebeugt in einer Schulbank sitzt und die Hände wie im Schreck nach oben führt, dorthin, wo eigentlich sein Kopf sein sollte, wobei stattdessen jedoch nur ein ovaler Brandfleck auf der Tischplatte zu sehen ist. Auch die Bänke und Stühle in den Reihen davor sind in unterschiedlich starkem Maße versengt, als wären sie von einer Feuerwalze erfasst worden. Es wird wohl kaum einen Betrachter geben, dem beim Anblick dieser eindringlichen Szene keine Erinnerungen an traumatische Schulerlebnisse in den Sinn kommen. Sofie Muller deutet an, dass die Installation einen autobiographischen Hintergrund hat. Sie erlebte als Heranwachsende Blackouts, bei denen die ganze Welt in einem schwarzen Loch von Bewusstlosigkeit zu versinken schien. Der Titel „Clarysse“ ist eine Anspielung auf Clarisse McClellan aus Ray Bradburys berühmtem, 1966 von François Truffaut verfilmten Roman „Fahrenheit 451“, mit deren ernsthaftem und introvertiertem Wesen sich die Künstlerin identifizieren konnte. Dass Mullers Einzelfiguren eine so starke psychologische Wirkung entfalten, hängt nicht allein mit pointierten Verfremdungen des realistischen Körperbildes zusammen, ebenso wichtig ist die bis ins Detail äußerst sorgfältige handwerkliche Ausführung. Es spielt sicher eine Rolle, dass Muller ursprünglich von der Malerei herkommt. Für ihre solide, eher traditionelle Ausbildung, bei der die Aktzeichnung einen wichtigen Grundpfeiler bildete, ist sie im Nachhinein dankbar, weil sie eine gute Basis für das freie Modellieren ihrer Figuren schuf. Auf eine ausgeprägte malerische Sensibilität verweist die ungewöhnliche Farbigkeit der Bronzeskulpturen.

barton | No 8

Dabei handelt es sich ausschließlich um Patina und nicht etwa um eine nachträgliche Bemalung. Da die für Bronze übliche Standardpatinierung in Grün, Braun oder Schwarz für ihre Zwecke nicht ausreichte, hat Sofie Muller sich einen Spezialisten für die chemischen und physikalischen Feinheiten der Bronzebehandlung gesucht, der ihr dabei half, auch unübliche Patinafarben wie Weiß, Rot oder Blau zu realisieren. Der hohe handwerkliche Anspruch, der sich hier ausdrückt, hat ihren Ursprung sicher auch darin, dass die Künstlerin aus einer alteingesessenen Antiquitätenhändlerfamilie stammt. Aufgewachsen in einem Haushalt, in dem die Präsenz altmeisterlicher Gemälde und Skulpturen vor allem des 17. Jahrhunderts Normalität war, hat sie ihre Arbeiten stets an den hohen Qualitätsvorgaben historischer Kunst gemessen. Seit 2015 arbeitet Sofie Muller an einer Serie von Alabasterköpfen, für deren Realisierung sie eigens die Technik der Steinbearbeitung mit Hammer und Meißel erlernt hat. Statt sie wie üblich plastisch zu modellieren, arbeitet sie die Köpfe also skulptural aus dem Material heraus. Alabaster weist mit seiner leichten Transparenz und den feinen Adern große Ähnlichkeiten mit der menschlichen Haut auf. Ganz bewusst wählt die Künstlerin dabei „minderwertiges“ Material, d. h. Alabasterstücke, die von Erde verunreinigt sind, Einschlüsse, Risse, Löcher oder Bruchkanten aufweisen. Diese Normabweichungen werden zu Bedeutungsträgern, sobald die Gesichter Gestalt annehmen. Mit ihren verschleierten Augenhöhlen oszillieren die Köpfe gespenstisch zwischen Leben und Tod, wobei die Versehrungen und Verunreinigungen des Materials als psychische und physische Verletzungen oder als Materialisierungen von Charaktereigenschaften interpretiert werden können. So kommt in die Arbeiten eine enorme Spannung hinein, die noch gesteigert wird, wenn die Köpfe aus zwei Steinen unterschiedlicher Farbigkeit zusammengesetzt sind. Bei der Betrachtung dieser Skulpturen wird unmittelbar deutlich, warum Sofie Müller von ihren Arbeiten als „mentalen Skulpturen“ spricht. Sie sind deshalb so eindrucksvoll, weil die Künstlerin den Mut aufbringt, vorurteilslos auf die Rätsel der menschlichen Existenz zu schauen, ohne vor ihrer Verletzlichkeit und ihren Abgründen zurückzuschrecken. www.sofiemuller.be

Seite 13


Wer willst Du sein? Gedanken zur Gender-Diskussion Text Dr. Spunk Seipel

E

in junger Mann sitzt am Straßenrand und gibt seinem Baby die Brust. Das Foto der tschechischen Künstlerin Lenka Klodova hat genau den Sprengstoff, der sich hinter dem scheinbar kleinen Wort Gender verbirgt. Kaum ein Begriff hat in den letzten Jahren eine derartige Karriere als Reizwort gemacht. Gender weckt Emotionen, meist Angst und Wut. Es ist ein Kampfbegriff, der ganze Gesellschaften zu spalten droht. Das englische Wort Gender wurde zum Kurznamen einer Wissenschaft von den Geschlechtern. Es ist weit mehr als eine Theorie. Es ist ein Kampfbegriff um die Deutungshoheit, wie man leben kann und welchen Respekt man den individuellen Lebensweisen anderer Menschen entgegenbringen soll. Gender sprengt tradierte Normen der Geschlechterverhältnisse: Das Geschlecht ist ein soziales Konstrukt, nicht angeboren. Vermutlich hat nur Darwin mit seinen 1858 veröffentlichten Theorien über die Evolutionslehre für einen vergleichbaren Aufruhr und Widerstand gesorgt. Tatsächlich ähneln sich die Gegner Darwins und die der Gendertheorien in ihren Argumenten. Natürlich glänzen auch die Genderaktivisten mit manch absurder Aktion. Es scheint einen eine Wettbewerb zu geben, wer die radikalste Forderung aufstellt oder die kompliziertesten Begriffe erfindet. Das ist oft Munition für die Gegner und wird noch für Jahrzehnte Stoff für Witze liefern. Auch dieser Text wird vermutlich von Genderaktivisten zerrissen. Die Grammatik wurde trotz besseren Wissens nicht „gegendert“, maskuline Endungen beibehalten und auf die unaussprechbaren und unlesbaren Sternchen an Wortenden verzichtet.

Seite 14

Man könnte oft lachen, ob der oft kleinkarrierten Grabenkriege, die sich Genderaktivisten und Gegner liefern. Doch ist die Lage ernst. Die Diskussionen über Unisextoiletten und die genderkorrekte Schreibweise von akademischen Titeln entscheiden inzwischen den Ausgang von Wahlen. Wird in Schulen über die bloße Existenz von sexuellen Minderheiten geredet kommt es zu Massenaufständen. Gerade diejenigen, die anderen Kulturen einen unzumutbaren Umgang in der Geschlechterfrage unterstellen fühlen sich durch Theorie und Praxis der Genderwissenschaft in ihrer Existenz bedroht und beharren auf konservative Rollenmodelle. Gelassenheit und Pragmatismus fehlt beiden Seiten. Fast immer wird der Eindruck erweckt, dass die Theorie über das soziale Geschlecht aus dem Nichts über uns hereingebrochen ist. Ein Blick auf die Kunst des 20. Jahrhunderts, auf die Popkultur oder die Mode zeigt, dass dieses Gefühl falsch ist. 1920 fotografierte Man Ray in seinem Studio den Übervater der modernen Kunst Marcel Duchamp als Transvestit. Stark geschminkt, der Damenhut mit breiter Krempe, hält sich der Künstler den Fuckskragen vor das Gesicht und signierte das Bild mit seinem Pseudonym RRose Sélavy. Der Name bedeutet in französischer Aussprache „Eros, c’est la vie“ („Eros, das ist das Leben“). Schon 1919 hatte er einem billigen Druck der Mona Lisa, einer jahrhundertenalten Ikone der Zwitterhaftigkeit, respektlos einen Schnauzbart aufgemalt. Noch intensiver hinterfragte Claude Cahun in ihren fotografischen Selbstportäts in den 20er und 30er Jahren die Erwartungen an sie als Frau in der Gesellschaft.


barton ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

Für Museen und Galerien bieten wir einen besonderen Linke Seite: Ivo Hofsté, Mo with highhee, Foto. Ivo Hofsté und Michel Overbeeke. Rechte Seite, oben: Lenka Klodova. Foto: © Lenka Klodova

Besuchen Sie uns auch auf barton-mag.de

Service: Sie können kostenlos und mit nur ein paar wenigen Klicks Infos zu Ihren

Experimente mit verschiedenen Kostümen, Haarschnitten und Inszenierungen machen deutlich, welch großer Druck auf Frauen in den 1930er Jahren existierte. Ihr Lebenswerk besteht aus der Suche nach der eigenen Identität. Das Rollenspiel vor der Kamera oder mit der Staffelei wurde seitdem ein durchgehendes Motiv in der bildenden Kunst. Die Zahl der Künstlerinnen und Künstler, die ihre geschlechtliche Identität hinterfragen, ist unüberschaubar. Große Ausstellungen in den wichtigsten Museen der Welt zeugen von der Bedeutung dieses Themas für die Kunst. Sie beweisen, dass Kunst, die in Stereotypen verharrt, keine gute Kunst sein kann, weil sie nichts Neues sucht. Nicht immer werden Fragen der Geschlechtsidentität dabei durch Travestie hinterfragt. Ivo Hofsté zeigt das komplexe Verhältnis der Geschlechtergrenzen, indem er seinem männlichem Modell einen Damenschuh vor das Gesicht bindet. Zwang und Sehnsucht sind so nahe. Noch einflussreicher für das Spiel mit der sexuellen Identität sind Popmusiker und Modemacher. Sie halten sich nicht an die starren Grenzen der Geschlechternormen. David Bowie, angeregt von bildenden Künstlern, wurde als androgyne Kunstfigur Ziggy Stardust zum Weltstar. Ihm folgten zahlreiche Stars, die mit androgynen Stilmitteln die Definition von klaren Geschlechtergrenzen aufheben und das Publikum verwirrten. Die Wirkung ist enorm. Vergleicht man Idealbilder von Frauen und Männern in den 1930er Jahren und Heute, entdeckt man, dass sich die Geschlechter im äußeren Erscheinungsbild immer mehr annähern. Die dünnen Mondsichelaugenbrauen von Greta Garbo sind den buschigen, männlichen, Augenbrauen von Cara Delevingne gewichen. Modedesigner befreiten Frauen vom Korsett und steckten sie in Hosen und Businessanzüge, die mehr Bewegungsfreiheit auch in Hinblick auf gesellschaftliche Freiheit bedeuten und vor Jahrzehnten für Verwirrung ob der nicht mehr klar abgrenzbaren Geschlechtergrenzen sorgten. Männer tun dagegen sich mit Röcken und Puffärmel immer noch schwer. Aber Unisex wird immer populärer. Hätten die heutigen Kritiker der Genderwissenschaft vor hundert Jahren gelebt, es wären genau diese Männer gewesen, die den Frauen weiterhin ein Sakko oder gar das Wahlrecht verboten hätten. Feminismus und Gender bedrohen Männer in ihrer Macht und haben ihnen diese nie rauben können. So ist es an der Zeit, mehr Gelassenheit in die Diskussion um diese junge Wissenschaft zu bringen. Die Freiheiten, die diese oft kompliziert klingenden Theorien mit sich bringen, zu entdecken und umzusetzen. Was Künstlerinnen und Künstler für sich erproben, das kann im Alltag nicht schlecht sein. Als Lenka Klodova als Mann verkleidet ihr Kind säugte, da spielte sie nur mit Rollen und Erwartungen. Es war ein Spiel, das den Wunsch nach individueller Freiheit spiegelt. Gender bedeutet nicht Angst, sondern Freiheit, die wir uns alle nehmen sollten.

www.ivooo.nl

barton | No 8

Seite 15

Veranstaltungen und Ausstellungen inklusive Bilder in unseren Kalender eintragen.

barton-mag.de


„Kunst muss man leben“ Eine private Kunstsammlung wird zum privat geführten Forum für Gegenwartskunst Text Alexandra Wendorf

Der ehemalige Speisesaal ist jetzt der große Ausstellungsraum des KAT_A mit außergewöhnlichem Flair. Die Wände erzählen Geschichte während die Kunstwerke Positionen aktueller Kunstproduktion zeigen. Foto: © Ulrich Dohle.

M

„Mit den neuen Räumen und den damit

it der Entscheidung, Kunstwerke ihrer privaDiese Werke im „Haus Hedwig“ werden mit Insverbundenen Möglichkeiten hat die kon- tallationen und Skulpturen auf dem historischen ten Sammlung in einen öffentlichen Dialog zu führen, ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: zeptuelle Zusammenstellung der Arbeiten Parkgelände ergänzt. Rund um die klassizistische „Kunst muss man leben und sie lebendig halten“, Villa „Haus im Turm“ mit gleichnamigem Restaueine viel größere Dimension erhalten.“ beschreibt die Kunstsammlerin Andra Lauffs-Wegrant fügen sich Werke wie beispielsweise „HB-DAA“ ner diesen Schritt, mit dem sie seit November 2014 von Michael Sailstorfer, „Modified Social Benches“ das KAT_A als neues Forum für internationale Kunst der Gegenwart in Bad Honnef von Jeppe Hein oder „Chelsea Kramer“ von Michaela Meise ein. Oftmals ironische am Rhein geschaffen hat. Umkehrungen der allgemeinen Erwartung versetzen das Publikum in Erstaunen. So sind auch die fünf Edelstahlpalmen „Neusilber“ von David Zink Yi eine Intervention Dafür bietet das historisch interessante Gebäude „Haus Hedwig“, das während des im öffentlichen Raum und eine hochästhetische und zugleich kritische Auseinander2. Weltkrieges auch als Lazarett diente, großzügige und vielseitige Möglichkeiten: setzung mit Identität und Herkunft, Natur und Künstlichkeit. Durch das Wechselspiel Die ca. 400 qm große Ausstellungsfläche erstreckt sich auf den ehemaligen Speizwischen Innen- und Außenraum bietet KAT_A nicht nur einen abwechslungsreichen sesaal mit angrenzendem Raum sowie der hauseigenen Kapelle. Die über vier Meter Ausstellungsrahmen, sondern lässt den Ausstellungsbesuch zu einem Erlebnis werhohen Wände zeigen Spuren längst vergangener Tage. Hier ist kein typischer White den. Zwischen Siebengebirge und Rhein gelegen, kann man hier Natur und Kunst Cube entstanden, sondern ein individueller und außergewöhnlicher Ausstellungsgenießen und auf besondere Weise verbinden. ort, an dem Werke der Sammlung in wechselnden Themenausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese Räume sind dabei Herausforderung und Andra Lauffs-Wegner schätzt das Herausarbeiten thematischer Bezugspunkte und Möglichkeit zugleich für die ausgestellten Kunstwerke; sie müssen sich einerseits das Spiel mit künstlerischen Interventionen, mit denen gewohnte Wahrnehmung auf behaupten und können andererseits große Wirkung entfalten. „Die Arbeiten erhalten auf die Probe gestellt werden. „Ironie, intelligenter Witz und ästhetisch anspruchsauf diese Weise eine besondere Aura und können in den unterschiedlichen Räumen volle Umsetzungen sind mir sehr wichtig“, erläutert sie eine zentrale Idee ihrer Ausimmer wieder in neuen veränderten Kontexten zu anderen Arbeiten gestellt werden. stellungskonzeption. So wurde die engagierte Sammlerin mit dem Schritt, Teile ihrer Zudem ist es sehr spannend, die Kunstwerke nicht nur in privater Umgebung, sonSammlung in der Öffentlichkeit zu präsentieren, zugleich auch Kuratorin. In Eigendern in einem geschichtsträchtigen Ausstellungsraum zu erleben“, beschreibt Andra regie und dem sicheren Gespür für inhaltliche und formale Schwerpunkte stellt sie Lauffs-Wegner ihre Wahl. ihre Arbeiten in dialogisierende Kontexte. Eine Entwicklung, die sich folgerichtig aus der Sammlung ergeben hat. „Zu Beginn meiner Sammlung hatte ich kein wirklich zuIn den jeweiligen Ausstellungen werden Positionen sowohl international etablierter grundeliegendes Konzept und hatte vielmehr Kunst intuitiv gekauft und zusammenals auch junger Künstler der Sammlung in neue Kontexte gestellt, um kunsthisgestellt. Dennoch wusste ich sehr genau – sozusagen schlafwandlerisch – wo und torische Aspekte zu beleuchten oder interessante Fragestellungen zu formulieren. wie welche Arbeit jeweils hängen oder stehen sollte. Der rote Faden der Sammlung Die aktuelle Ausstellung widmet sie den Fotoarbeiten ihrer Sammlung, die u.a Ruffs ergab sich so von ganz allein, bis er deutlich erkennbar war. Mit den neuen Räumen „Nudes ox03“, Stan Douglas‘ „Exodus“, Candida Höfers „Theatre municipal Calais“, und den damit verbundenen Möglichkeiten hat die konzeptuelle ZusammenstelThomas Struths „Grafenberger Wald“ und seine jüngsten Photogramme, Fotoarbeiten lung der Arbeiten eine viel größere Dimension erhalten und macht unglaublichen von Annette Kelm, Wolfgang Tillmans sowie Katharina Sieverding zeigen. Spaß!“, beschreibt die kunstbegeisterte Mutter zweier erwachsener Kinder den

Seite 16


Oben: Die Palmeninstallation „Neusilber“ von David Zink Yi im Skulpturenpark von KAT_A. Unten: Die Kunstsammlerin Andra Lauffs-Wegner in der ehm. Kapelle, die jetzt Ausstellungsraum ist. Im Vordergrund: Tatjana Trouvé, im Hintergrund Olafur Eliason. Fotos: © Ulrich Dohle, Alexandra Wendorf

„Es ist aufregend, Neues zu entdecken, den

Weg, der sie von der Sammelleidenschaft zur jetmit dieser anzuregen. „Im unmittelbaren Umfeld direkten Austausch mit Künstlern zu pfle- der Kunstwerke entstehen so oftmals sehr intereszigen Ausstellungstätigkeit geführt hat. Den dafür nötigen Blick und die praktische Erfahrung hat sie gen und zu sehen, wie sie sich entwickeln.“ sante Diskussionen und intensive Betrachtungen. dabei durch früheste Begegnungen mit der KunstKünstlergespräche, Lesungen und spezielle Veranwelt trainieren und sammeln können. Schon als staltungen führen darüber hinaus zu Begegnung Kind begleitete sie ihren Vater auf den Weg in Museen und Galerien und wuchs und anregendem Diskurs. Ausführliche Texte zu den jeweiligen Werken und Künstinmitten der hochkarätigen Sammlung ihrer Eltern mit bedeutenden Werken eulern sind in den Ausstellungsbooklets und auf der Website www.kat-a.de zusammenropäischer Künstler der 1960er und 1970er Jahre, der Pop Art, Arte Povera und gefasst. Weitere Ergänzungen und Neuigkeiten kann man auf dem Blog oder per des Minimalismus auf. Als Studentin kaufte sie ihre erste eigene Arbeit, „Sleeping Newsletter erfahren. Woman“ von George Segal, der schnell eine Grafik von Robert Rauschenberg folgte. Heute haben es der studierten Betriebswirtin und Kunsthistorikerin, die schon Insbesondere Kunstvereine und Kunsthochschulen sind eingeladen, KAT_A als ErEnde der 1970er Jahre weitsichtig über die “Moderne Kunst als Kapitalanlage“ ihre weiterung ihrer Kunstvermittlung und Studien zu nutzen. Die vielfältigen RäumlichDiplomarbeit schrieb, vor allem Fotokunst und konzeptuelle Arbeiten angetan. Dakeiten sind ideal für Seminare und Vorträge und stehen nach Anmeldung für derbei sammelt sie sowohl etablierte als auch junge aufstrebende Positionen. „Es ist artige Veranstaltungen allen Kunstinteressierten, Dozenten und Studentinnen und aufregend, Neues zu entdecken, den direkten Austausch mit Künstlern zu pflegen Studenten zur Verfügung. Erst kürzlich wurde in einem Nebentrakt des Ausstellungsund zu sehen, wie sie sich entwickeln“, erzählt Andra Lauffs-Wegner begeistert. gebäudes im „Haus Hedwig“ das CAFÉ KAT_A und eine kleine Bibliothek eingerichtet. Besonders Besuchergruppen von Kunstvereinen und kulturellen Fördervereinen Vielfach inspiriert sie hierbei auch der gedankliche Austausch in zahlreichen wird hier die Möglichkeit geboten, das Café im Rahmen des Ausstellungsprogramms Kunstgremien und Gespräche mit anderen Kunstsammlern und Kunstliebhabern. als attraktiven Veranstaltungsort für eigene Veranstaltungen, Vorträge oder Lesun„Ich liebe es, sich mit künstlerischen Positionen auseinanderzusetzen, zu überlegen zu nutzen. So schließt sich der Kreis des Vermittlungskonzeptes von KAT_A, das gen, wie Kunst zu definieren sei, welche gesellschaftlichen Auswirkungen sie hat sich zu einer lebendigen Begegnungsstätte für zeitgenössische Kunst entwickelt. und wie Künstler gefördert werden können. Kunst ist einfach ein ganz wesentlicher Teil meines Lebens. Durch den Umgang mit Kunstwerken, Künstlern, Galeristen, und anderen Sammlern wird der eigene Horizont ständig erweitert. Kunst ist für mich eine enorme Bereicherung und ich bin von der Idee fasziniert, diese Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse mit anderen kunstbegeisterten Menschen Die aktuelle Ausstellung „Fotografie_Installation“ läuft bis März 2017. Öffnungszeiten im gegenseitigen Dialog zu teilen“. nach Vereinbarung. Die Besucher werden durch die Ausstellung geführt. Bitte melDeshalb führt Andra Lauffs-Wegner die Besucher ihrer Ausstellungen gerne persönlich durch ihre Ausstellungsräume und den anschließenden Park. Der private und durchaus persönliche Rahmen von KAT_A ist bewußt gewählt, um einen direkteren Zugang zur Kunst zu eröffnen und zur weitergehenden Auseinandersetzung

barton | No 8

den Sie sich deshalb mindestens drei Tage vorher auf der Homepage www.kat-a. de mit Hilfe des Ticket-Formulars an oder senden eine E-Mail an. Bitte dabei den Wunschtermin und die Anzahl der Personen angeben.

KAT_A | Drachenfelsstr. 4–7, 53604 Bad Honnef-Rhöndorf | info@kat-a.de | www.kat-a.de

Seite 17


Oben: Frank Baquet, Maria I, 2010, Serie von Fünf, 120 x 180 cm, Fineartprint on Canvas, Unten: Ausstellungsansichten Kunsthaus Troisdorf © Fotos: Frank Baquet

Kunst stiftet an Eine Ateliergemeinschaft bewegt eine ganze Region Text Alexandra Wendorf

A

„Verständnis für Kunst und Kultur dessen Ausstellungseröffnungen und Konzerte regellles hatte mit der Suche nach Atelierräumen bekann erst durch die Begegnung mit mäßig wahre Besucherströme nach Troisdorf locken. gonnen. Da es in Troisdorf bei Köln keine gab, hatten selten kommen die Besucher von Köln und sogar die Künstler Frank Baquet, Rolf Mallat, Tor Michael Künstlern und deren Werk entstehen.“ „Nicht Düsseldorf hierher“, sagt Frank Baquet und fügt hinzu: Sönksen und Masoud Sadedin früh den Plan entworfen, Masoud Sadedin „Mit den zahlreichen Veranstaltungen ist das Kunstein leer stehendes Gebäude zu nutzen, um darin funkhaus inzwischen aus dem kulturellen Leben gar nicht tionale Atelierräume und einen großen Ausstellungsmehr wegzudenken.“ Dem unermüdlichen Engagement raum einzurichten. Bis es aber tatsächlich dazu kam, des 1964 geborenen Fotokünstlers ist es maßgeblich zu verdanken, dass sich die Kulvergingen über 20 Jahre des Wartens und Hoffens. Schließlich war es 2012 so weit: turveranstaltungen durch einen hohen künstlerischen Anspruch und eine verlässNach unzähligen Gesprächen und Verhandlungen, manchem Misserfolg und einem liche Professionalität auszeichnen. „Es ist von Vorteil, dass Künstler die Geschicke nie enden wollenden Optimismus wurde das Kunsthaus Troisdorf eröffnet und die eines solchen Hauses leiten. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, ursprüngliche Idee konnte Wirklichkeit werden: Ein ehemals leer stehendes Gebäude über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken, dabei die Qualität von Kunst zu geder Stadtwerke wurde gekauft und umfangreich renoviert. Ein großer Ausstellungswährleisten und die Bedürfnisse der regionalen wie auch überregionalen Besucher raum, neun Atelierräume und drei Probenräume für Musiker entstanden auf über zu berücksichtigen.“ Zudem haben der vielfache Kunstpreisträger Baquet sowie die 1.000 qm – großzügig, offen und einladend für Künstler, Kunst- und Musikfreunde. sieben weiteren Künstler, die ihre Atelierräume in der ersten Etage gemietet haben, klare Ziele vor Augen: In der Region zu arbeiten und dabei die Entwicklung der inSeitdem hat sich das Kunsthaus mit seinem auffallenden Säulenportikus an der Mülternationalen Kunstszene im Blick zu behalten. Gemeinsam schreiben sie Ausstelheimer Straße zu einem weithin bekannten Ort zeitgenössischer Kunst etabliert,

Seite 18


lungsbeteiligungen aus, laden Künstler und Musiker aus ihren weltweiten Künstlernetzwerken ein und sorgen auf diese Weise für eine kraftvolle Belebung der größten Stadt im Rhein-Sieg-Kreis. Hinzu kommen Führungen, Künstlergespräche, Matinees, Lesungen und Konzerte mit zeitgenössischer und experimenteller Musik. Musikalisch setzt das Kunsthaus schon seit längerem avantgardistische Impulse. Hier haben sich u. a. Bandprojekte wie Sonic Heads und Dephaze zusammengefunden. Darüber hinaus engagieren sich viele der Künstler, die in den Ateliers des Kunsthauses Troisdorf arbeiten, in der städtischen Kulturarbeit, wie etwa der 1956 geborene und 1986 aus dem Iran emigrierte Masoud Sadedin. Der kürzlich mit dem renommierten Rhein-Sieg-Kunstpreis ausgezeichnete Künster war von Anfang an bei der Gründung des Kunsthauses dabei und zeigt einmal mehr, wie sehr Kunst über alle gesellschaftlichen und kulturellen Unterschiede verbinden kann: „Die existenziellen Erfahrungen der Menschen ähneln sich viel mehr als man denkt. Durch die Emigration wurde mir dieser Umstand immer klarer. Heute bin ich überzeugt, dass wir Menschen nur eine ernsthafte Chance zum Überleben haben, wenn wir die nationalen und kulturellen Barrieren überwinden, voneinander und von unseren vielfältigen Fähigkeiten profitieren und unsere Kräfte bündeln.“

zu steigern“, bringt Frank Baquet die Kulturarbeit des Kunsthauses auf den Punkt, während Masoud Sadedin ergänzt: „Uns Gründungsmitgliedern war diese Aufgabe immer bewusst und so haben wir versucht, die Messlatte sehr hoch zu halten. Dadurch haben wir in den vergangenen vier Jahren nach und nach ein breites Publikum erreicht, das uns gerne besucht, mit uns Gespräche führt und Freunde und Kunstinteressierte mitbringt.

Masoud Sadedin, ohne Titel, aus der Serie „Die Schwelle“, 150 x 100 cm 2014 Foto ©: Masoud Sadedin

Heute profitieren viele Menschen vom Kunsthaus: Lehrer, Erzieher, Angestellte, Künstler aus anderen Städten und Ländern, ansässige Firmen, Schüler – und natürlich wir Künstler.“ Der bisherige Erfolg gibt ihnen Recht. Ein neuer „Meilenstein“ ist das seit 2015 ausgelobte Atelierstipendium, bei dem einem Künstler für zwei Jahre ein Atelier kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die aktuelle Stipendiatin ist die deutschfranzösische Künstlerin Aurelia Lucchesi. Dass solche ambitionierten Vorhaben gelingen, hängt jedoch nicht allein vom Engagement der Künstler ab, sondern natürlich auch von den finanziellen Möglichkeiten, die wie überall im Kulturbetrieb nicht gerade üppiger werden. Dessen sind sich Baquet und Sadedin wohlbewusst, die deshalb auch immer an einer gesunden Verbindung zwischen Kultur und Wirtschaft interessiert sind und die zukünftig intensiviert werden soll. „Kunst & Genuss“ wäre ein Thema, zu dem den Künstlern noch zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Bereichen einfielen. Man darf also gespannt sein, was sich im Kunsthaus Troisdorf noch alles tun wird. Eines ist mit Sicherheit jetzt schon klar: langweilig wird es hier nicht, an der Mülheimer Straße 23.

So bietet der für seine rätselhaft figurativen Bilder weithin bekannt gewordene Künstler gemeinsam mit Jette Jertz, Tor Michael Sönksen, Rolf Mallat u. a. in der KreativWerkstatt Jette Jertz, aus der Serie „Keep on walking“, Arbeiterinnen, 2016, Mischtechnik, Troisdorf e.V. viele Aktionen für Kinder und 108 x 150 cm © Foto: Jette Jertz Erwachsene an. Zusammen wollen sie mit „Individualität und Eigensinn“ Kunst in den öffentlichen Raum bringen und einen wirkungsvollen Beitrag zur Förderung des kulturellen Images der Stadt leisten. So auch die 1985 in Troisdorf geborene MirDie Künstler sorgen mit ihren vielen Aktivitäten und Ideen für Bewegung. Ganz jam Wingender, die seit ihrem Studium der Malerei und Kulturpädagogik an der im Sinne der aktuellen Bildserie von Jette Jertz „Keep on Walking“. Nichts ist dem Alanus Hochschule intensiv mit Kindern und Jugendlichen in der KreativWerkstatt Stillstand überlassen, sondern stets in Entwicklung und Fortbewegung begriffen. arbeitet. In ihrem Atelier im Kunsthaus Troisdorf kann sie anschließend umso inNicht zuletzt auch wegen des sich hinter dem Kunsthaus befindlichen freien Grundtensiver ihre eigenen surrealen Bildkompositionen entstehen lassen. In kollegialer, stückes, das viel Platz für einen zukünftigen Skulpturenpark bieten könnte. Mögja freundschaftlicher Zusammenarbeit schaffen die so vielfach sozial und geselllich wär’s – und diese Künstler haben schon vieles möglich gemacht. Jetzt steht schaftlich engagierten Künstler ein kreatives und produktives Umfeld, das unteraber erst einmal alles im Vorzeichen eines großen Jubiläumsfestes: Am 27. Oktober schiedlichste positive Prozesse in Gang bringt. 2017 wird gefeiert und am Folgetag ein Jubiläumskonzert mit den Musikern des Hauses gegeben. Darin liegt vielleicht auch der Grund für die besondere Atmosphäre des Kunsthauses, die auch während der Ausstellungen und Veranstaltungen zu spüren ist: Hier arbeiten Künstler nicht „einfach“ nur an ihren Werken, sondern wirken tagtäglich mit ihrer künstlerischen Energie in die Gesellschaft hinein, schaffen einen Kunsthaus Troisdorf, Mülheimer Straße 23, 53840 Troisdorf wechselseitigen Austausch, der in jeder Hinsicht anregend wirkt. Ob sie nun Kinwww.kunsthaus-troisdorf.de | info@kunsthaus-troisdorf.de dergartengruppen durch die Ausstellungen führen, ein Benefizkonzert für FlüchtKünstler der Ateliers: Frank Baquet, Kazem Heydari, Jette Jertz, Marc Kirschvink, Rolf Mallat, linge organisieren oder spannende Themenausstellungen ausschreiben: „Was wir Masoud Sadedin, Mirjam Wingender machen, hat Hand und Fuß und wir arbeiten kontinuierlich daran, uns qualitativ Musiker der Proberäume: Sonic Heads, Dephaze | Javuz Duman und Siavosh Sadedin

barton | No 8

Seite 19


Agenda News, Termine und Veranstaltungen

CRANACH. MEISTER − MARKE − MODERNE 8. April bis 30.Juli 2017 Als einer der Höhepunkte im Reformationsjahr 2017 widmet das Museum Kunstpalast in Düsseldorf dem berühmten Wittenberger Maler vom 8. April bis 30. Juli die groß angelegte Werkschau. Erstmals nimmt die Ausstellung Cranach den Älteren in seiner Gesamtheit und Modernität in den Blick und beleuchtet neben seinen Erfolgsstrategien den Einfluss des herausragenden Künstlers bis in die Kunst der Moderne und Gegenwart. Neueste Forschungsergebnisse offenbaren bislang unbekannte Seiten dieses Ausnahmekünstlers. Zu sehen sind hochkarätige Exponate wie die lebensgroße „Venus“ aus St. Petersburg, Christus und die Ehebrecherin aus Budapest und der sogenannte Prager Altar, dessen weitverstreute Teile für die Laufzeit der großen Schau in Düsseldorf vereint werden. Weitere bedeutende Tafelbilder, Zeichnungen und Drucke dokumentieren die maßgebliche Rolle Cranachs bei der Verbreitung der Reformation und sein geschicktes Agieren im Dienste der bedeutendsten fürstlichen Auftraggeber des 16. Jahrhunderts. Zudem untersucht die Ausstellung Cranachs Position im Netzwerk der Künstler seiner Zeit. www.smkp.de

OTTO FREUNDLICH. KOSMISCHER KOMMUNISMUS 18. FEBRUAR BIS 21. MAI 2017

Haegue Yang Intermediate Hairy Taoist Fairyball, 2015, (künstliches Stroh, Stahlständer, Pulverbeschichtung, Lenkrollen, Plastikbänder, Kunststoffpflanzen, Schnur, Federn, Metallglocken). Courtesy of Galerie Barbara Wien, Berlin

HAEGUE YANG QUASI-PAGAN SERIAL bis 30. April 2017 Die Präsentation bildet den Auftakt für das letztes Jahr initiierte Ausstellungsformat „Neuland“. Im jährlich wechselnden Rhythmus lädt das Museum der Hamburger Kunsthalle Künstler ein, den neuen Projektraum mit eigens hierfür geschaffenen Werken zu bespielen und sich mit globalen Veränderungsprozessen, mit Fragen von Migration, Identität und Verortung, Verlust und Zugehörigkeit zu beschäftigen.

Otto Freundlich (1878–1943) kannte alle und kannte alles. Kaum ein Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich so leidenschaftlich und intelligent mit den unterschiedlichen Strömungen der Kunst auseinandergesetzt. Persönliche Bekanntschaft, oft auch Freundschaft, verband ihn mit den führenden Künstlern von Expressionismus, Fauvismus, Kubismus, Orphismus, Dadaismus, Suprematismus, De Stijl, Bauhaus, Konstruktivismus, mit den Kölner Progressiven und schließlich den Abstrakten. An gegenseitiger Beeinflussung hat es nicht gefehlt. Und doch verfolgte Freundlich mit seinen Gemälden und Skulpturen, mit seinen Mosaiken und Glasmalereien einen ganz eigenen Weg. Die Ausstellung will die Arbeits- und Lebenswege Otto Freundlichs abschreiten und die Entwicklung seines künstlerischen und philosophischen Denkens nachvollziehen. www.museum-ludwig.de

Haegue Yang (*1971 in Seoul, Südkorea) nahm 2012 an der documenta 13 in Kassel teil, 2009 vertrat Südkorea auf der Biennale in Venedig und blickt auf zahlreiche internationale Einzelausstellungen zurück. Unter dem Titel „Quasi-Pagan Serial“ hat Yang eine dynamische Austellungsinszenierung geschaffen, die auf die von Oskar Mathias Ungers gestaltete Architektur anspielt. Die strenge, an geometrischen Rastern ausgerichtete Raumstruktur findet sich u.a. in dem seriellen Charakter der ausgestellten Werke wieder.

Lucas Cranach der Ältere, Judith mit dem Kopf des Holofernes, um 1530, Malerei auf Holz, The Metropolitan Museum of Art, Rogers Fund, 1911 / Foto ©: bpk | The Metropolitan Museum of Art

Seite 20

Die vier anthropomorphen Strohskulpturen „The Intermediates“ zitieren volkstümliche Motive sowie Rituale oder Tanzformationen aus verschiedenen Regionen wie Afrika, Südamerika, Süd- und Ostasien, dennoch wirken sie wie hybride Charaktere. Ironischerweise sind die Skulpturen aus Kunststroh gefertigt. Abstrakt und assoziationsgewaltig, wirken sie geheimnisvoll. www.hamburger-kunsthalle.de

Otto Freundlich, Komposition Rot-Grün, 1939, 65 x 54,5 Öl auf Leinwand, Museum Ludwig, Köln Foto ©: Rheinisches Bildarchiv Köln


Agenda News, Termine und Veranstaltungen

„DER LUTHEREFFEKT. 500 JAHRE PROTESTANTISMUS IN DER WELT“ – 12. APRIL BIS 5. NOVEMBER 2017 DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM IM MARTIN-GROPIUS-BAU, BERLIN „LUTHER UND DIE DEUTSCHEN“ – 4. MAI BIS 5. NOVEMBER 2017 WARTBURG-STIFTUNG AUF DER WARTBURG, EISENACH „LUTHER! 95 SCHÄTZE – 95 MENSCHEN“ – 13. MAI BIS 5. NOVEMBER 2017 STIFTUNG LUTHERGEDENKSTÄTTEN IN SACHSEN-ANHALT, LUTHERHAUS/ AUGUSTEUM, LUTHERSTADT WITTENBERG Drei Ausstellungen bereiten das Thema „Reformation“ in all seinen Facetten und Ausprägungen mit jeweils eigener inhaltlicher Schwerpunktsetzung für ein breites Publikum auf. Sie ergänzen sich, bauen aufeinander auf und bieten einen umfassenden Überblick über entscheidende Aspekte der Reformation. Die dreiteilige Konzeption unterstreicht macht die Reformation und ihre Wirkung für unser heutiges Selbstverständnis, unsere Gesellschaft sowie ihre geistig-kulturelle, soziale und politische Tragweite in Deutschland sichtbar und verdeutlicht ihre Strahlkraft, die sie auf der ganzen Welt entfaltete und bis heute unvermindert anhält. www.3xhammer.de

barton | No 8

René Magritte, La Lampe philosophique, 1936, Öl auf Leinwand, 46 x 55 cm, Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2016 MAGRITTE. DER VERRAT DER BILDER 10. FEBRUAR BIS 5. JUNI 2017

Rudolf Belling: Kopf in Messing, 1925, Messing, 33,3 x 22,5 x 19 cm, Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin | © bpk /Nationalgalerie, SMB / VG Bild-Kunst, Bonn 2016 RUDOLF BELLING | SKULPTUREN UND ARCHITEKTUREN | 8. APRIL BIS 17. SEPTEMBER 2017

Der Maler René Magritte (1898–1967) ist ein Magier der verrät­sel­ten Bilder. Die Schirn Kunst­halle Frank­furt widmet dem großen belgi­schen Surrea­lis­ten vom 10. Februar bis 5. Juni 2017 eine konzen­trierte Einzel­aus­stel­lung, die sein Verhält­nis zur Philo­so­phie seiner Zeit abbil­det. Magritte sah sich nicht als Künst­ler, sondern viel­mehr als denken­der Mensch, der seine Gedan­ken durch die Male­rei vermit­telt. Ein Leben lang beschäf­tigte es ihn, der Male­rei eine der Spra­che gleich­ran­gige Bedeu­tung zu verlei­hen. Seine Neugier und die Nähe zu großen zeit­ge­nös­si­schen Philo­so­phen, etwa zu Michel Foucault, führ­ten ihn zu einem bemer­kens­wer­ten Schaf­fen, zu einer Verfrem­dung der Welt, die auf einzig­ar­tige Weise akku­rate, meis­ter­hafte Male­rei mit konzep­tu­el­lem Denken verbin­det. Die Ausstel­ lung beleuch­tet in fünf Kapi­teln Magrit­tes Ausein­an­der­set­ zung mit der Philo­so­phie. Seine Wort-Bilder reflek­tie­ren seine grund­sätz­li­chen Über­le­gun­gen zum Verhält­nis von Bild und Spra­che, weitere zentrale Bild­for­meln befas­sen sich mit den Legen­den und Mythen der Erfin­dung und der Defi­ni­tion der Male­rei. Die quasi wissen­schaft­li­che Methode, der er in seiner Male­rei folgte, bezeugt seinen Argwohn gegen­über einfa­chen Antwor­ten und einem simplen Realis­mus. Die Schirn präsen­tiert Magrit­tes meis­ter­hafte Bilder­rät­sel der 1920er- bis 1960er-Jahre, wie etwa das emble­ma­ti­sche Selbst­bild­nis „La Lampe philo­so­phi­que“ (1936), „La Condi­tion Humaine“ (1948), „Les Mémoires d’un Saint“ (1960), „Le Beau Monde“ (1962) oder „L’Heureux Dona­teur“ (1966). Die Ausstel­lung vereint rund 70 Arbei­ten, darun­ter zahl­rei­che Meis­ter­werke aus bedeu­ ten­den inter­na­tio­na­len Museen, öffent­li­chen und priva­ten Samm­lun­gen.

„Was verschiebt sich? Was treibt? Was bleibt? Die documenta 14 sucht Antworten auf diese Fragen in Athen und Kassel. Ob sie welche findet, wird man noch sehen. Die Website jedenfalls ist reich an Informationen und noch reicher an offenen Fragen. Zum Beispiel, warum die Vermittlung von Kunst so komliziert und verkopft sein müsse. Schon auf der letzten documenta hatte man sich mehr Kunst und weniger politisch-gesellschaftlichen Überbau gewünscht. Traut man der Kunst denn nicht zu, dass sie aus sich heraus die Wahrnehmung und das Bewusstsein der Menschen ändern und wecken kann? Schlimm wird‘s vor allem, wenn an Kunst moralische Erwartungen geknüpft werden, dann läuft sie Gefahr, ihre Freiheit und Wirkunsgkraft zu verlieren.

www.schirn.de

www.documenta14.de

Rudolf Belling zählt zu den wichtigsten deutschen Bildhauern der Klassischen Moderne. Die Ausstellung ist die erste umfassende Präsentation seines Werks seit 40 Jahren und belegt Bellings Bedeutung für die Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Er war als Bühnen- und Kostümbildner, Bau- und Werbeplastiker, Porträtbildner sowie als Designer aktiv; in Zusammenarbeit mit Architekten entstanden Innenräume, Bauplastiken, Brunnen und Denkmäler; Bau-Utopien fanden Ausdruck in visionären Entwürfen. www.smb.museum DOCUMENTA 14 ATHEN 8. APRIL BIS 16. JULI 2017 KASSEL 10. JUNI BIS 17. SEPTEMBER 2017

Seite 21


Buch! des e j ern Wir lief , schnell und Einfach kostenfrei! versand lbrueck.de .ve www eraten! b ch si ie Lassen S 4 83 60 30 0225

Lesestoff Literaturempfehlungen

Dittrich Verlag, 14,95 Euro

Dittrich Verlag, 14,95 Euro

Dittrich Verlag, 24,80 Euro

Dittrich Verlag, 19,95 Euro

Fahimeh Farsaie erzählt hinreißend lakonisch die bizarre Geschichte eines Einbürgerungsversuchs. Fahimeh Farsaie wurde 1952 in Teheran geboren. Als Redakteurin, Film- und Literaturkritikerin war sie im Iran für mehrere Zeitungen tätig. Wegen ihrer Leidenschaft für engagierte Kunst und Literatur war sie unter dem Schah-Regime 18 Monate im Gefängnis. Unter der Khomeini-Regierung wurde sie ebenfalls, wegen einer Erzählung gegen den Krieg, verfolgt. Seit 1983 lebt sie in Deutschland.

In einer realistischen Erzählweise, die stets von Rückblenden unterbrochen wird, verarbeitet Farsaie die Erfahrungen des Exils und des Verbundenseins mit der eigenen Heimat. Die Erzählungen reflektieren spezifische Probleme einer selbstbewussten und aktiven Frau aus einem anderen Kulturkreis. So entsteht ein bitter- zärtliches Bild von hoher Sensibilität und Poesie über ein Leben, das ausweglos scheint, in dem mehrmals alles zerbricht.

Boris Zabarko, selbst Uberlebender des Ghettos von Schargorod hat 86 ergreifende und erschütternde Berichte von Uberlebenden der Ghettos in der Ukraine gesammelt. Der Leser erhält Informationen über die Schwierigkeiten der Flucht, des Untertauchens und der Rettung durch Menschen, die ihr Leben und das Leben ihrer Familien riskierten, um diese gejagten, gequälten und verzweifelten Juden zu retten, und sei es nur für eine Nacht. Die mahnende Erinnerung ist die Triebfeder für diese Zeitzeugenberichte.

Peter Fuhrmann hat über ein halbes Jahrhundert die internationale Musikszene als Publizist beobachtet und in Rundfunk, Fernsehen und Presse darüber berichtet. In dieser vom Zufall bestimmten Auslese des Autors wird vieles Unbekannte reflektiert, was jenes gottbegnadete Ausnahmevölkchen bisweilen öffentlich oder privat betreibt. Viele Leser werden nach der Lektüre von den angesprochenen musikalischen Höhepunkten sicher selbst einige Kostproben hören wollen.

Czwalina reflektiert kritisch die Folgen unzureichender Aufarbeitung und zeichnet die Konsequenzen dieses Defizits für die nächsten Generationen nach. Es ruft zur Vergangenheitsbewältigung ebenso wie zur Versöhnung auf und zeigt, dass die Aufarbeitung von traumatischen Ereignissen der Vergangenheit der Erfolgsfaktor für die Bewältigung von Gewaltkonflikten in der Gegenwart ist.

Dieser Gedichtband handelt handelt von den Fragen einer jungen Erwachsenen an das Leben und zeigt einen Kreislauf von Eindrücken und von Fragen, gestellt bei einem Kaffee auf dem Balkon, einem Blick auf die Zeit oder mitten im Strom des Alltags. Gedanken, die jeder Mensch kennt, die uns jedoch in diesen gewählten Augenblicken einladen, sie bleistiftkauend noch einmal neu zu entdecken.

Ein Leben ohne Not ist nicht denkbar und ein Leben ohne Notizen auch nicht. So beginnt die Ich-Figur mit dem Abfassen ihrer »Englischen Überlegungen«, und eröffnet die Chance, von sich selbst Notiz zu nehmen. Am Ende allen Spiels, aller Betrachtungen, sehen wir einen Menschen, der dabei ist, sich auf die Spur zu kommen, und eine Vorstellung davon entwickelt, was unser wirkliches Kapital ist.

Identität und Zugehörigkeit. Heimat und Herkunft. Aber auch Neuanfang und Integration diese Begriffe prägen unsere heutige Zeit wie schon lange nicht und stellen die Frage, was sie für einen selbst bedeuten. Was ist Heimat und wie lässt sich Vertrauen in der Fremde finden? Wohin führt der Weg, wenn es kein Ankommen zu geben scheint?

Dittrich Verlag, 29,90 Euro

Dittrich Verlag, 14,95 Euro

Dittrich Verlag, 22,00 Euro

Dittrich Verlag, 12,90 Euro

Seite 22


Lesestoff Literaturempfehlungen

Anhand einer Auswahl von 140 Werken der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und des Films behandelt das Buch die künstlerische Auseinandersetzung mit den sich ständig wandelnden Geschlechterrollen vom 19. Jahrhundert bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Viele Künstler definierten in ihren Werken männlich und weiblich als aktiv/passiv und rational/emotional, andere griffen diese traditionellen Rollenklischees an. Die begleitenden Essays diskutieren Schwerpunkte wie Adam und Eva, die Femme Fatale in der Kunst des 19. Jahrhunderts oder den Lustmord in den Arbeiten aus der Zeit der Weimarer Republik. Der Band bietet einen tiefen Einblick in die Komplexität des Sujets und beleuchtet die kunsthistorische Dimension dieses hochrelevanten aktuellen Themas. Der Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung im Städel, die bis zum 19. Mai 2017 in Frankfurt läuft.

Das Jubiläumsjahr 500 Jahre Hieronimus Bosch ist vorbei. Gut zu wissen, dass man alle Werke auch jetzt noch in hervorragender Qualität betrachten und viel über den aktuellen Forschungsstand erfahren kann. Dieses prachtvolle Buch liefert eine prägnante und umfassende Einführung in Boschs geheimnisvolle und verlockende Bilderwelt. Mit neuen, nach den letzten Restaurierungen der Gemälde erstmals publizierten Fotos stellt der Band das vollständige Werk vor. Alle Gemälde werden ganzseitig und in überraschenden Ausschnitten gezeigt. Die über ein Meter lange Falttafel des Garten der Lüste und zahlreiche Detailabbildungen erlauben es, die Bilderfindungen des Künstlers wirklich zu entdecken. Der Band setzt in Umfang und Qualität neue Maßstäbe und ist eine wahre Freude! Taschen Verlag, 300 Seiten, 99,99 Euro

Zum ersten Mal veranschaulicht eine Publikation die Entstehung und Entwicklung der britischen Pop Art derart umfassend und spartenübergreifend. 60 Jahre nach der legendären Ausstellung this is tomorrow im Jahr 1956 in London präsentieren Gemälde, Skulpturen, Architekturmodelle, Plakate, Fotografien, Fernsehbeiträge, Musik und Film den markanten Kulturwandel in Großbritannien von den späten 1940er-Jahren bis zum Ende der 1960er-Jahre. Ein echtes Standardwerk! Wienand Verlag, 320 Seiten, 49,80 Euro

Die Entwicklung der iranischen Zivilisationen gipfelte im Aufstieg des achämenidischen Weltreichs. Neue Perspektiven eröffnen sich auf eine in Europa wenig bekannte Bildwelt: die Tierkampfszenen auf Steingefäßen aus den erst vor Kurzem entdeckten Gräberfeldern von Jiroft im Südostiran, fantasievolle Malerei auf den Keramikgefäßen aus Susa, Kampfszenen auf dem Goldbecher von Hasanlu und Schätze aus den Gräbern zweier elamischer Prinzessinnen. Der Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik in Bonn 13. April bis 20. August 2017. Hirmer Verlag, 224 Seiten, 34,95 Euro

Prestel Verlag, 300 Seiten, 49,95 Euro

In ihrem neuen Buch nimmt die Kulturjournalistin Helga Meister die aktuelle Künstlerszene Düsseldorfs ins Visier. Ihr Interesse gilt dabei den künstlerischen Strategien, Ideen und Visionen ihrer Protagonisten, die zwischen 1960 und 1985 geboren sind und an der Kunstakademie Düsseldorf studiert haben. In insgesamt 70 individuellen, ebenso unterhaltsam wie kenntnisreich verfassten Porträts gelingt es Helga Meister, die Kunst und die Künstler für den Leser lebendig und vertraut werden zu lassen.

Wienand Verlag, 400 Seiten, 29,80 Euro

barton | No 8

Seite 23


Von Mondrian bis Dutch Design Unsere Kulturreise führt nach Holland Text Arthur Bach

D

ie Niederlande feiern auch nach dem Großereignis 500 Jahre Hieronimus Bosch in 2017 weiter. Dieses Mal drehen sich die Themen rund um Kunst und Kultur „Von Mondrian bis Dutch Design“ mit diversen Ausstellungen und Veranstaltungen. Denn 2017 jährt sich die Gründung der niederländischen Zeitschrift „De Stijl“ durch Theo van Doesburg zum 100. Mal. In dem Kunstmagazin gaben berühmte Künstler wie Piet Mondrian, Gerrit Rietveld und Bart van der Leck das Gedankengut der Kunstbewegung „De Stijl“ wieder – eine Kunstrichtung, die noch heute das „Dutch Design“ stark beeinflusst. Die internationale Kunst-, Architektur- und Designszene kennt zwei große Avantgarde-Bewegungen. Dies sind „De Stijl“ aus den Niederlanden und „Bauhaus“ aus Deutschland. De Stijl findet seinen Ursprung in Leiden im Jahre 1917, mit der Gründung der Zeitschrift De Stijl von Theo van Doesburg. Die Künstler, die sich bei De Stijl anschließen, suchen nach einer vollkommen „neuen Kunst“, die in ihrem Purismus auch eine Modernisierung der Gesellschaft einleiten soll. Sie hoffen, nicht nur eine „neue Kunst“, sondern eine neue, moderne Gesellschaft zu verwirklichen. Piet Mondrian war das große Vorbild für De Stijl, und seine Verwendung primärer Farben sowie horizontaler und vertikaler Linien wurde von Designern und Architekten in der Architektur, für Möbel, in der Mode und Werbung verwendet. De Stijl hat damit sowohl die Kunst als auch die Welt um uns herum stark beeinflusst und ist immer noch in den Ursprüngen des berühmten „Dutch Designs“ zu finden. Merkmale des erstmals 1993 erwähnten Begriffs Dutch Design sind minimalistisch, experimentell, innovativ, unkonventionell und mit Gefühl für Humor. Futuristische Entwürfe rücken die Funktion von Design in ein ganz anderes Licht. Die strenge Bildsprache und der „alte“ Glaube, dass Architektur und Design die Welt verbessern können, sind im aktuellen Dutch Design dennoch verankert und inspirieren immer noch zahlreiche niederländische Designer, wie beispielsweise Hella Jongerius, Maarten Baas, Joris Laarman und Piet Hein Eek. Besucher können nun die weltgrößte Mondrian-Sammlung im Gemeentemuseum Den Haag bewundern und den berühmten Künstler kennenlernen. Das architektonisch einzigartige Gemeentemuseum Den Haag präsentiert nicht nur die größte Sammlung von Mondrian-Kunstwerken, es zeigt darüber hinaus die größte Sammlung von De-Stijl-Werken. Seit 2011 stellt dieses großartige städtische Museum eine beeindruckende permanente Sammlung aus und führt den Besucher damit durch das gesamte Werk des Künstlers, von seinen frühesten Gemälden bis zum spektakulären ‚Victory Boogie Woogie‘. Es präsentiert aber auch Werke von Mondrians De-Stijl-Künstlerfreunden, wie Theo van Doesburg, Bart van der Leck und Gerrit Rietveld, und macht damit Den Haag zu einer unverzichtbaren Anlaufstelle für Freunde dieser Kunstbewegung. Weitere Höhepunkte sind unter anderem die Wiedereröffnung des renovierten Mondrian-Hauses in Amersfoort am 7. März, die Eröffnung des Van Doesburg-Rinsema-Hauses in Drachten. So hat Drachten beispielsweise ein starkes Band mit

Seite 24

Oben: Piet Mondrian - Victory Boogie Woogie, 1942-44 Foto © Gemeentemuseum. Unten: Smoke-Rietveld-Stuhl, Maarten Baas Foto©: NBTC

De Stijl. Hier führte Theo van Doesburg, eine der Schlüsselfiguren von De Stijl, seinen ersten bedeutenden Auftrag aus: ein prägnantes Farbschema für die Außenfassade und die Innenräume von 16 Wohnhäusern im sogenannten ‚Papageien-Viertel‘ ganz im Sinne der Verwendung von Primärfarben, die für De Stijl so typisch sind. Im Sommer 2017 wird eines dieser Häuser für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Kröller Müller-Museum in Arnheim beleuchtet ab 14. Oktober die Beziehung der Kunstsammlerin Helene Kröller-Müller zum De Stijl-Künstler Bart van der Leck. In Utrecht gibt es ganzjährig eine Fahrradtour unter dem Titel „De Stijl in Utrecht: Rietvelds Architektur“, und in Eindhoven, der „Designhauptstadt“ der Niederlande, kann man sich ebenfalls das ganze Jahr über auf einer Designroute kreativ begeben. Die Provinz Nordbrabant hat einige der wichtigsten Künstler und Designer Hollands hervorgebracht. Die Städte Eindhoven, Den Bosch, Breda, Tilburg und Helmond gelten als Zentren für Dutch Design und künstlerische Innovation. Designer aus dieser Region haben sich zu Meistern funktionaler, lösungsorientierter Konzepte entwickelt. So wird Brabant die Errungenschaften des Dutch Design mit einer ganzen Reihe spezieller Veranstaltungen, Ausstellungen, exklusiver Führungen und Design-Routen feiern. Vergessen sollte man antürlich auch nicht Utrecht, wo der Designer und Künstler Gerrit Rietveld, 16 Jahre nach Mondrian geboren wurde. Er bleibt eine der einflussreichsten Persönlichkeiten von De Stijl. Rietvelds Werk ist in Utrecht zu bewundern, vom Rietveld Schröder-Haus – das als architektonisches Paradestück von De Stijl gilt – bis hin zum Centraal Museum, wo sich die weltweit größte Sammlung der Werke des Künstlers befindet, darunter auch das Original des kultigen ‚Rot-Blauen Stuhls‘.

Gemeentemuseum Den Haag | Mondrian & De Stijl | während des gesamten Jahres Alle weiteren Termine und Ausstellungen dort in in anderen Museen, sowie Tourenvorschläge: www.holland.com | centraalmuseum.nl | www.gemeentemuseum.nl


nico Kunstvolle Neuigkeiten für Kinder und Jugendliche Zusammengestellt von Alexandra Wendorf und Minea Süss

FLOHZIRKUS GIBT ES WIRKLICH!

DAS BUNTE LEBEN VON LOUISE BOURGEOIS

Wer seinen eigenen Zirkus ins Leben rufen möchte, erfährt in der aufschlussreichen Faktensammlung mit historischen Fotomaterial, dass man hierzu Exemplare der Gattung Pulex Irritans – Menschenflöhe, benötigt. Zu welch außergewöhnlichen Taten die winzigen Tierchen fähig sind, können wir auf großformatigen Doppelseiten bewundern, die jeweils eine besondere artistische Attraktion vorstellen und uns in die Welt der Ilusionen und Sensationen entführen. Kinder, die das Lesen gerade für sich entdeckt haben, aber lange Texte noch zu anstrengend finden, werden an den Kommentaren der Akteure und Zuschauer ihre helle Freude haben. So wird im Handumdrehen aus Wimmelbildern ein Wimmelcomic.

In der Textilwerkstatt der Eltern lernt Louise alles über Blüten, Tiere, Farben und Gewebe. Sie erfährt, dass Purpurrot von Schnecken stammt, Gelb von Pflanzen, schwarze Wolle vom Schaf, alles Leben aber aus dem Fluss. Als ihre Mutter stirbt, beschließt Louise, Naturwissenschaftlerin zu werden. Doch das Blau, die Farbe des Flusses aus Kindertagen, „zwickt ihr Herz“. Wird Louise die Fäden der Erinnerung wieder aufnehmen – und zu etwas ganz Besonderem spinnen? E.A. Seemann Verlag, 40 Seiten, kompl. illustr., 16,95 EUR

FANTASTISCHE ERLEUCHTUNGEN MIT MODERNER KUNST

Gerstenberg Verlag, 32 Seiten, 14,95 EUR

Schon einmal etwas von Yves Klein und Internationalem Katzenblau gehört? Oder von Konzeptkunst à la Sophie Calle? Das lustig illustrierte Kunst-Activity-Buch ist eine grandiose Inspirationsspritze zur praktischen Erforschung und Erprobung moderner Kunst. Viele kreative Aufgaben und kleine Geschichten zeigen, wie man ein Heim-Spion wird, Eat-Art mit Senf und Pommes macht, wie Readymades aus Schraubenschlüsseln und Spülhandschuhen gehen und wie man als Seifen-Star tolle Skulpturen in der Wanne erschafft. EIN KUNSTBILDERBUCH AUS INDIEN

Barton Verlag, 100 Seiten, 13 EUR

barton | No 8

ABENTEUER UND SPANNUNG

ABENTEUER UND SPANNUNG

Baobab Books, 28 Seiten, Siebdruck, handgemacht, nummerierte Ausgabe, 42,00 EUR

Die Geschichte beginnt ganz harmlos. Um sich die Zeit zu vertreiben, haben sich die Bauernhoftiere ein Spiel ausgedacht. Nacheinander offenbaren sie den anderen eine Seite ihres Charakters, die Schabernack auf Kosten anderer treibt. Das allgemeine Gelächter verstummt, als die Maus auftaucht, um ihren Hunger zu stillen. Ihr Hunger ist so groß, dass sie die anderen Tiere nicht bemerkt. Still und mit weit aufgerissenen Augen schauen nun alle auf die Katze. Doch da ist das Pferd plötzlich schneller. „Da hebt das Pferd sein rechtes Vorderbein. KLACK tritt das Pferd auf die Maus.“ Entsetzen und Sprachlosigkeit greifen um sich. Aus Spaß ist unversehens bitterer Ernst geworden. Am Ende ist es dem Weitblick und dem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn des Pferdes zu verdanken, dass vermeintliche Boshaftigkeit tatsächlich Leben retten kann und gehörig zum Nachdenken anregt. Orell Füssli Verlag, 32 Seiten, 14,95 EUR

E.A. Seemann Verlag, 32 Seiten, kompl. illustriert, 9,95 EUR

Jedes Tableau dieses Buches macht uns darauf aufmerksam, wie kostbar die Welt des Wassers ist, und wird von den Gedanken des Künslter sowie von einem Gedicht aus der alten tamilischen Literatur begleitet. Obwohl diese Gedichte vor rund 2000 Jahren geschrieben wurde, wirken sie verblüffend zeitgenössisch. „Ein indisches Kleinod findet seinen Weg auf den deutschen Bilderbuchmarkt“ F.A.Z.

FLOHZIRKUS GIBT ES WIRKLICH!

Eine gleichaltrige Schwester für Anna! Zwischen Entsetzen und Entzücken schwanken die Gefühle der Achtjährigen, als ihr die Eltern eröffnen, dass sie ein weiteres Kind in die Großfamilie aufnehmen wollen. Doch schon beim ersten Kennenlernen ist klar: Diese beiden Mädchen sind wie füreinander geschaffen. »Annas Ohren sind Claras Ohren; Claras Beine sind Annas Beine, und beide zusammen haben ein Mundwerk wie ein Felsdrache«, sagt ihre Klassenlehrerin dazu. Natürlich ziehen Anna und Clara zusammen los, als die Katze Thankyou gestohlen wird und begeben sich auf eine abenteuerliche und gefährliche Suche, die ihre ganze Kraft und Intelligenz erfordert. Schließlich haben sie es zu tun mit PLEASE, dem Herrn der Schieflagen!

Das „Farben Buch“ von Hervé Tullet macht Kindern und Erwachsenen nicht nur eine Menge Spaß, sondern bringt den Kleinen allerlei über Farben bei. Das geht mit diesem Buch ganz einfach: Punkte drücken, Seite umblättern und schauen, was passiert! Christophorus Verlag, 64 Seiten,12,99 EUR

Seite 25



Impressum barton

barton ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR

DAS ZEITUNGSMAGAZIN FÜR KUNST, KULTUR, LITERATUR & ARCHITEKTUR FRÜHER NICOLAI-ZEITUNGSMAGAZIN - JETZT BARTON VERLEGER

Andreas v. Stedman Beratung Meckenheimer Str. 47 53919 Weilerswist WEBZINE

www.barton-mag.de KOOPERATION

www.barton-verlag.de www.dittrich-verlag.de www.velbrueck.de CHEFREDAKTEURIN

Alexandra Wendorf (V. i. S. d. P.) a.wendorf@barton-verlag.de Tel.: +49.228.390 74 58 Mobil: 0163.704 94 94 ARTDIREKTION

www.alexandrawendorf.de REDAKTION/FREIE AUTOREN

Edgar Abs (E. A.), Arthur Bach (A. B.), Julia Brodauf (J. B.), Ralf Bühler (R.B.) Dr. Ann-Katrin Günzel, (A.-K. G.), Ralf Hanselle (R. H.), Lena Hartmann (L. H.), Ulrich J. C. Harz (U. H.), Marianne Hoffmann (M. H.), Dr. Peter Lodermeyer (P. L.), Wiebke Ollendorf (W. O.), Marc Peschke (M. P.), Dr. Spunk Seipel (S. S.), Stefanie Zobel (S. Z.) ANZEIGENBERATUNG

Andreas v. Stedman m.thien@barton-verlag.de Tel.: +49.2254-84 70 71 Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 01 vom 1. Januar 2017. (als PDF auf www.barton-mag.de). Alle Rechte vorbehalten. MARKETING- UND VERTRIEBSLEITUNG

Barton Verlag c/o Velbrück GmbH Bücher & Medien Marietta Thien Meckenheimer Str. 47 53919 Weilerswist m.thien@barton-verlag.de Tel.: +49-2254-836 03 18 DRUCK

Bechtle Druck & Service GmbH & Co. KG Zeppelinstraße 116 73730 Esslingen VERTRIEB & ABONNEMENTSERVICE

barton erscheint 4 mal im Jahr.

e i S en Sag Ihre uns ung! Mein Ihre Anregungen und Ihre Wünsche sind uns wichtig! Wir sind (fast) überall für Sie da.

Das Zeitungsmagazin für Kunst, Kultur, Literatur & Architektur ist wertvoll, aber dennoch kostenlos. barton liegt in ausgewählten Kulturinstitutionen wie Museen, Sammlungen, Kunstvereinen, Galerien, Kunstmessen, Hotels und Wirtschaftsclubs, Lounges etc. aus und ist im Abonnement in Deutschland, Österreich und in der Schweiz erhältlich.

www.barton-mag.de

© Abbildungen liegen bei den jeweiligen Künstlern sowie bei den angegebenen Fotografen und Institutionen. Für Icons haben wir Motive von Flaticon, Gregor Cresnar, verwendet. © Flaticon.

Facebook

Vervielfältigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, sind verboten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages sowie stets nur mit Quellenangabe statthaft. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bild- oder Fotomaterial übernehmen wir keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde in den redaktionellen Beiträgen einheitlich die maskuline Form für Berufs­bezeichnungen, Titel etc. verwendet. Die gewählte Schreib­weise umfasst Frauen und Männer gleichermaßen. Ebenso wurde zugunsten eines besseren Leseflusses in den Texten auf die Nennung akademischer Titel verzichtet. Wir bitten für beides um Verständnis.

Copyright © 2017, barton-Zeitungsmagazin

info@barton-mag.de

+49.228.390 74 58

barton-mag.de


paraju.com


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.