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Feminismus und Medien: Japleen Pasricha

Laptop als Waffe

Mit ihrer Online-Plattform Feminism in India macht sich Japleen Pasricha für Geschlechtergerechtigkeit stark – mit Texten auf Hindi und Englisch. Von Natalie Mayroth, Mumbai

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Ich brauche Feminismus, weil ich in der Metro von Delhi sexuell belästigt wurde und Angst hatte, es zur Sprache zu bringen«, steht auf einem Zettel, den Japleen Pasricha auf einem Foto in der Hand hält. Zu sehen ist es in einem ihrer ersten Artikel auf ihrer Internetplattform Feminism in India (FII). Als sie 2010 an der Jawaharlal Nehru-Universität in NeuDelhi Germanistik studierte, erfuhr sie in einem öffentlichen Verkehrsmittel sexuelle Belästigung.

Der sonst so lauten Frau fehlten die Worte, sich zu wehren. Es dauerte vier Jahre, bis sie mit einem Artikel auf ihrer Plattform FII das Schweigen brach – nicht nur für sich selbst, sondern »für alle, die unter dem Patriarchat leiden«, wie sie in einem Text über den Vorfall schrieb. Später widmete sie sich in ihren Beiträgen Menstruationstabus, weiblicher Genitalkosmetik, Protesten gegen einen rechten Verein sowie der Pride-Parade in Neu-Delhi.

Mit der 31-Jährigen bekam die feministische Bewegung Indiens ein weiteres Gesicht aus der städtischen Mittelschicht. Ihr Laptop ist ihre Waffe im Kampf gegen die Ungleichbehandlung von Frauen und Geschlechterrollen. Auf Feminism In India, in Wikipedia-Artikeln und bei Online-Vorträgen tritt Pasricha für Gerechtigkeit ein. »Für mich war es wichtig, Ressourcen zu schaffen, die Chancengleichheit und Frauenrechte erklären«, sagt sie während des Videogesprächs.

Heute arbeiten bei ihrer Online-Plattform zehn Frauen: Sie schreiben Texte, produzieren Podcasts und Videos und veröffentlichen Comics. In den Beiträgen geht es um sexuelle und reproduktive Rechte, Partner_innenwahl jenseits von Religion und Kaste und die Diskriminierung von transgeschlechtlichen Menschen. In Indien über Feminismus zu sprechen, ist eine Kampfansage, denn Pasricha und ihre Mitarbeiterinnen hinterfragen männliche Privilegien. Und sie bekommen Gegenwind zu spüren in Form von Hass im Netz. »Das ist extrem belastend und kostet eine Menge mentale Energie«, sagt Pasricha. »Tatsächlich habe ich vor Kurzem meine persönlichen Social-Media-Accounts deaktiviert, weil ich wieder einmal mit Online-Belästigung konfrontiert war und schon einmal gestalkt wurde.« Auch über Corona-Mythen will Pasricha mit ihrem Team aufklären. FII stellt die wichtigsten Nachrichten über das Virus zusammen und veröffentlicht Hinweise zu Hilfsaktionen.

Wegen der Pandemie haben die Feministinnen ihren Aktivismus ganz auf das Digitale verlegt. Ihr Büro hat Pasricha aufgegeben. Die Kosten für das Medienunternehmen sind gestiegen und die Zeiten unsicher. Vermehrt werden kritische Medienschaffende auf Grundlage des Gesetzes zur Verhütung von Straftaten angezeigt. »Unvoreingenommene Medien geraten zunehmend unter Druck«, erklärt Pasricha in einem Youtube- Video, bei dem sie ein neues Unterstützer_innen-Abo vorstellt.

Die Artikel auf ihrer Plattform FII sollen frei zugänglich bleiben. Mit ihren Beiträgen auf Englisch und seit 2019 auch auf Hindi erreichen Pasricha und ihre Mitarbeiterinnen monatlich eine Million Menschen. Derzeit werden sie von der Stiftung für unabhängige und öffentlichkeitswirksame Medien (The Independent and Public-Spirited Media Foundation, IPSMF) gefördert und testen verschiedene Finanzierungsmodelle. Pasricha plant außerdem einen Beirat zu gründen, um mit FII weitere Diskriminierungsformen in den Blick zu nehmen. Der Kampf gegen das Patriarchat betrifft schließlich nicht nur die Mittelschicht.

IHNEN DROHT LEBENSLÄNGLICH, WEIL SIE LEBEN GERETTET HABEN

Bevor sie als die „El Hiblu 3“ bekannt wurden, waren sie Jugendliche, die sich für Fußball und Basketball begeisterten. Sie waren damals 15, 16 und 19 Jahre alt und wollten das, was wir alle wollen: eine sichere Zukunftsperspektive. Dieses gemeinsame Ziel führte sie von Guinea und Côte d’Ivoire nach Libyen. Weil sie unbedingt der Gewalt und Folter in den Haftlagern entkommen wollten, die dort für Flüchtlinge und Migrant_innen vorgesehen sind, gingen sie mit mehr als 100 anderen Menschen an Bord eines Schlauch- boots, das sie nach Europa bringen sollte. Das Boot geriet schon bald in Schwierigkeiten und wurde vom Öltanker „El Hiblu“ gerettet. Die Besatzung des Schiffs versuchte die Geretteten – rechtswidrig – nach Libyen zurückzubringen, obwohl sie versprochen hatte, dies nicht zu tun. Es kam auf dem Schiff zu Protesten, und man bat die drei Jugendlichen um Mithilfe, um die Situation zu beruhigen. Sie dolmetschten und verteidigten das Recht der Geretteten, nicht erneut Gewalt und Folter in Libyen ausgesetzt zu sein. Daraufhin änderte die Schiffsbesatzung den Kurs in Richtung Europa. Als der Tanker jedoch in maltesisches Gewässer einfuhr, stürmten die maltesischen Behörden das Schiff und behaupteten, die drei Jugendlichen hätten es mit Gewalt unter ihre Kontrolle gebracht. Bei ihrer Ankunft in Malta am 28. März 2019 wurden die drei inhaftiert. Seitdem gehen die maltesischen Behörden juristisch gegen sie vor. Es wurden so schwerwiegende Anklagen, darunter der Vorwurf des Terrorismus sowie der Vorwurf, das Schiff „entführt“ zu haben, gegen sie erhoben, dass ihnen lebenslange Haftstrafen drohen. Und dies, obwohl die Polizei bestätigt hatte, dass die Crew die Kontrolle über das Schiff hatte, es keine Verletzten gab und nichts zu Schaden gekommen war. Die drei Jugendlichen hatten schlicht versucht, ihre Sicherheit zu verteidigen und die übrigen Geretteten vor erneuter Folter und Gewalt in Libyen zu schützen. Im November 2019 wurden sie auf Bewährung aus der Haft entlassen. Alle haben in Malta Asyl beantragt. Doch angesichts des Gerichtsverfahrens fällt es den Jugendlichen schwer, optimistisch zu bleiben, Zwar werden im Moment zumindest Zeugenaussagen Doch wann die maltesische Justiz zu einem Urteil kommen will, ist nicht absehbar – für die Jugendlichen eine äußerst belastende Situation. Täglich müssen sie sich bei der Polizei melden. „Ich bin entmutigt und verzweifelt, denn dieses Gerichtsverfahren zieht sich hin. Es wirkt, als würden die Behörden sich weigern, die Wahrheit zu sehen“, sagte einer der Jugendlichen gegenüber Amnesty. Fordere Gerechtigkeit für die „El Hiblu 3“ und beteilige dich an unserer Online-Aktion an den maltesischen Generalstaatsanwalt. Alle Anklagen gegen die drei Jugendliche müssen fallengelassen und das Verfahren eingestellt werden!

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