5 minute read

Stille Vorwahlzeit

Neun Monate vor den Land tagswahlen ist es im Wipptal noch auffallend ruhig. Bis auf Thomas Zößmayr aus Mareit, der für das Team K ins Rennen geht, sind noch keine Wippta ler Kandidaten bekannt, die sich im Herbst offiziell der Wahl stellen. Gearbeitet und diskutiert wird sehr wohl – al lerdings hinter den Kulissen.

Der Erker hat bei SVP-Be zirkspräsident Sebastian Helfer nachgefragt, was die bishe rigen Arbeitssitzungen erge ben haben. „Wir starten gerade durch, haben die Landtagswah len andiskutiert und sind in der Vorbereitungsphase“, so Helfer. Entschieden sei noch nichts. Er sei froh, dass zum jetzigen Zeitpunkt zumindest einige potentielle Kandidaten im Gespräch seien, die zwar noch nicht zu-, aber auch nicht abgesagt hätten. Als Bezirk werde man auf jeden Fall versuchen, einen Landtagskandidaten zu finden. „Ob es uns gelingt, wird man innerhalb März wissen.“

Dass er selbst nicht als Kandidat in Frage kommt, hat Helfer bereits vor einigen Wochen verlauten lassen. Er will bis zum Ende dieser Amtsperiode Bürgermeister der Gemeinde Ratschings bleiben. Für den 30. Jänner hat er eine SVP-Bezirksleitungssitzung einberufen. Sie wird den Rahmen als Vorbereitung zu den Landtagswahlen definitiv abstecken. „Für Detailentscheidungen nehmen wir uns die notwendige Zeit“, so Helfer. Die Ortsgruppen und die Mitglieder sollen jedenfalls in die Vorbereitungen zu den Landtagswahlen auf Landesebene stark in die Programmerstel- lung einbezogen werden. Jedes Mitglied kann digital Vorschläge vorbringen und sich in die Diskussion einbringen. Dies, so Helfer, gelte auf Landes- wie auch auf Bezirksebene. Über die sogenannte Zehner-Liste haben der Landeshauptmann oder der Parteiobmann die Möglichkeit, fehlende Gruppierungen oder Vertreter zu ergänzen. Auf diesem Wege kann die Sammelpartei so breit wie möglich – von Mitte Rechts bis Mitte Links – aufgestellt werden. Helfer stellt dazu klar: „Sollte der Landeshauptmann oder der Parteiobmann auf der Zehner-Liste an einen Wipptaler denken, so würde dies nur in Abstimmung mit dem Bezirk akzeptiert werden.“ Bei mehreren Kandidaten werde es offene Vorwahlen im Bezirk geben. Tagesmedien haben bereits mögliche Wipptaler SVP-Kandidaten ins Spiel gebracht. Josef Tschöll, SVP-Wirtschaftsvorsitzender und Ar- beitsrechtsberater, sagt dazu, „noch nichts entschieden“ zu haben. Er spüre aber „enormen Druck von allen Seiten“. Mehrere potentielle Kandidaten seien derzeit im Gespräch, doch alle geben sich bedeckt. Zu diesem Zeitpunkt sei es auch noch verfrüht, sich zu äußern, so Tschöll, schließlich müsse auch die Gesamtstrategie der Partei berücksichtigt werden. Monika Reinthaler, Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Wipptal, fühlt sich ihrem Amt als Bezirkspräsidentin sehr verpflichtet. „Aber“, meint sie im Erker-Interview auf Seite 20, „im Leben kommt vieles anders, als man denkt. Ich hatte auch nie geplant, Bezirkspräsidentin zu werden. Deshalb habe ich gelernt: Sag niemals nie.“

Christian Egartner wurde 2008 in den Südtiroler Landtag gewählt, musste 2010 aber abdanken, nachdem das Kassationsgericht in Rom ent- schieden hatte, dass er zum Zeitpunkt der Wahl als gesetzlicher Vertreter des Konsortiums Conbau GmbH unwählbar gewesen war. Hat er nach 13 Jahren Pause wieder Lust auf Landespolitik bekommen? hat auch bei Franz Kompatscher, SVP-Landtagskandidat 2018, nachgefragt, ob er eine erneute Kandidatur ins Auge fasst. „Mehrere Personen haben mich angesprochen und ermutigt, es 2023 noch einmal zu versuchen“, so Kompatscher. „Gleichzeitig haben viele den Wunsch geäußert, die Kandidatenauswahl möge möglichst demokratisch und auf breiter Ebene, d. h. nicht nur unter den SVP-Mitgliedern, erfolgen. Da ich kein Parteiamt bekleide, ist es aber nicht meine Aufgabe, diesbezüglich Ratschläge zu erteilen. Bis zum heutigen Tag habe ich über eine mögliche Kandidatur nie nachgedacht.“

„Personell haben wir noch nie darüber gesprochen“, so Christian Egartner. Gespannt sei er erst einmal auf die Klausur am 4. Februar, bei der es u. a. um die Neuausrichtung der Partei und den Inhalt des Wahlprogrammes gehen wird.

Gemeindeübergreifende Bürgerliste

Schon seit Monaten hält sich das hartnäckige Gerücht, im Wipptal formiere sich eine gemeindeübergreifende Bürgerliste. Fragt man jedoch in den Wipptaler Gemeindestuben nach, in denen Bürgerlistler im Rat sitzen, scheint niemand Genaueres zu wissen. Allerorts fällt die Antwort ähnlich aus: „Leider kann ich derzeit in dieser Sache nicht weiterhelfen“, so Sterzings Bürgermeister Peter Volgger („Für Sterzing –Wipptal“). „Ich habe dazu noch keine näheren Informationen“, so Verena Überegger (Freie Liste Freienfeld), Bürgermeisterin der Gemeinde Freienfeld. „Wir haben keine näheren Informationen“, so Lucia Russo, Gemeinderätin der Bürgerliste „Gemeinsam Wiesen-Pfitsch“. „Ich habe dazu keine Informationen“, so Thomas Zößmayr von der Bürgerliste Ratschings. „Leider habe auch ich dazu keine Informationen“, so Armin Keim von der Freien Liste Brenner.

Fällt das Wort Bürgerliste, kommt einem u. a. Fritz Karl Messner, ehemaliger Bürgermeister von Sterzing, in den Sinn, der 2015 von der SVP zur Bürgerliste gewechselt hat. Ob vielleicht er Interesse an einer Landtagskandidatur hat? „Es ehrt mich, dass seit 25 Jahren vor den Landtagswahlen immer wieder mein Name als eventueller guter Kandidat ins Gespräch gebracht wird“, so Messner dem Erker gegenüber.

„Ich habe stets betont, dass ich es vorziehe, in vorderster Front mit großem Einsatz und viel Idealismus Positives für die

Bürger von Sterzing und des Bezirks bewegen zu wollen und nicht als Hinterbänkler oder gar aus Opportunismus im Landtag zu sitzen.“ Einer Kandidatur erteilt Messner also eine klare Absage.

Nichts Konkretes

Auch aus anderen Parteien sind derzeit noch wenig Details zu erfahren. „Wir sind derzeit – wie alle anderen Parteien wahrscheinlich auch – in Gesprächen mit möglichen Kandidaten, auch im Wipptal“, so die Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen Ulli Mair. Bis Drucklegung stand auch noch nicht fest, inwieweit sich im Wipptal die Grünen und die vor den Parlamentswahlen formierte Bewegung Vita für die Landtagswahlen rüsten. Fratelli d’Italia widme jedenfalls dem Wipptal die volle Aufmerksamkeit, heißt es auf Nachfrage bei Senator Alessandro Urzì. Die Bewegung sei in der gesamten Region aktiv, in Sterzing (mit Vorsitzendem Fabio Vetrò), Brenner (Giuseppe Sabatelli und Sandra Pederzini) sowie Franzensfeste (Noemi Del Marco). Über Namen zu sprechen, sei noch verfrüht. Die Nominierungen werden derzeit geprüft, die Kandidaten werden im Sommer bestimmt. Auch die Lega hat noch nicht entschieden, wann sie ihre Kandidatenliste präsentieren wird. Laut Massimo Bessone, Koordinator des Bezirks Eisacktal-Pustertal, gebe es starke Kandidaten. Einer von ihnen sei er selbst. Die Partei mache sich zurzeit auch u. a. auch im Wipptal auf die Suche nach guten Kandidaten.

Team K startet ins Wahljahr Während sich andere Parteien noch bedeckt halten, hat das Team K bereits im Jänner Weichen für das Wahljahr 2023 gestellt. Alle vier Landtagsmandatare, darunter auch Dr. Franz Ploner, langjähriger ärztlicher Leiter am Krankenhaus Sterzing, haben ihre Bereitschaft erklärt, im Herbst wieder anzutreten. Paul Köllensperger und Maria Elisabeth Rieder führen die Liste als Spitzenkandidaten an. Auf der Liste reihen sich auch mehrere neue Gesichter, u. a. ein Wipptaler. Wie berichtet (Erker 01/2023) möchte Thomas Zößmayr, Biobauer am „Waldförster-Hof“ in Mareit und Ge meinderat der Bürgerliste in Ratschings, für den Landtag kandidieren. Er wurde vom Bezirksbauernrat nominiert und tritt für das Team K an. Das Ergebnis der Basiswahl wird am 3. Februar bekannt gegeben.

Süd-Tiroler Freiheit

Die Bezirksgruppe der Süd-Tiroler Freiheit hat im vergangenen Herbst die ersten Weichen für die Landtagswahlen gestellt. Bei der Bezirksversammlung im Frühling wird die Entscheidung fallen, wer für den Bezirk Wipptal ins Rennen geht. „Diese Landtagswahlen werden sicher sehr spannend“, so Bezirkssprecher Jürgen Walter. „Wir möchten mit ein bis zwei Kandidaten präsent sein.“

Perspektiven für Südtirol

Offen ist, ob Peter Faistnauer, der seit September 2021 nicht mehr dem Team K angehört und die Fraktion „Perspektiven Für Südtirol (PFS)“ bildet, erneut bei den Landtagswahlen antreten wird. „Zum aktuellen Zeitpunkt kann ich dazu leider noch nichts sagen“, so der Landtagsabgeordnete auf Nachfrage des Erker rb

This article is from: