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1923 Vor hundert Jahren ...

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Wipptaler Sumserin

Wipptaler Sumserin

Zusammengestellt von Karl-Heinz Sparber

08.02.1923

Im Rausch verbrannt

Brixen, 5. Februar. Der nach Gossensaß zuständige und in St. Andrä bei Brixen wohnhafte Krämer Paul Pechlahner besuchte in Brixen am 3. Februar den Blasiusmarkt, von welchem ihn seine Frau gegen Abend - weil er ziemlich angeheitert war - abholte und nach Hause brachte. Dort gab sie ihm Kaffee und es schien, als ob P. wieder ernüchtert sei, weshalb sich seine Frau zu Bett begab und ihren Mann allein in der Küche ließ. Gegen Morgen bemerkten Nachbarn aus der Wohnung Pechlahners starke Rauchentwicklung, weshalb sie Lärm schlugen und die Frau weckten. Pechlahner wurde am Boden liegend mit verbrannten Kleidern und gräßlichen Brandwunden aufgefunden, die eine sofortige Überführung in das Sanatorium notwändig machten. Offenbar schlief P. nach dem Weggang seiner Frau ein, warf die Petroleumlampe um, welche explodierte, und die Kleider fingen Feuer. Heute früh erlag er seinen Verletzungen.

Allgemeiner Tiroler Anzeiger

12.02.1923

Absturz zweier Glocken infolge Seilbruches

Der „Tiroler“ berichtet aus Sterzing, 9. Februar. Heute wurde mit dem Aufzug der Glocken in den Turm der St. Margaretenkirche begonnen. Da die Glocke, die bis jetzt im Turme war, nicht zur Stimmung paßt, sollte sie zur Umgießung heruntergenommen werden. Nachdem sie schon ein Stück herabgeseilt war, riß der Strick und die Glocke fiel herunter. Sie wurde auch auf einer Seite stark beschädigt. Nun wollte man eine neue aufziehen, doch kaum war dieselbe 1 bis 2 Meter vom Boden erhöht, als das Seil wieder riß, so daß auch die zweite Glocke am Boden lag.

Innsbrucker Nachrichten

15.02.1923

Das Zirkular Nr. 3 vom Jahre 1923

Das Zirkular Nr. 3 vom Jahre 1923 der italienischen Staatseisenbahnen bestimmt, daß ab 15. Februar des Jahres im Bahnverkehr für die nachgenannten Südtiroler Orte nur die italienische Bezeichnung zu führen sei, und zwar für Brenner-Brennero, für Brennerbad-Terme del Brennero, für Gossensaß-Colle Isarco, für Sterzing-Vipiteno, für Franzensfeste-Fortezza, für Brixen-Bressanone, für Kastelruth-Castelrotto, für Völs am Schlern-Fiè, (…) für Bruneck-Brunico, für Klausen-Chiusa, für Runggaditsch-Roncadizza und für Wolkenstein-Santa Maria. Bei den anderen Orten wird neben der italienischen Bezeichnung noch der deutsche Name belassen: z. B. heißt Mauls von nun an Mules-Mauls. Wir möchten nur wissen, ob es jemanden in der Welt gibt, der weiß, was er sich z. B. unter „Fiè“ vorstellen soll. Der schöne Ort „Völs am Schlern“ ist weltbekannt, Fiè wird gänzlich unbekannt bleiben. Das gleiche gilt für „Brunico“ (Bruneck) oder Vipiteno (Sterzing). Die Verwelschung alter deutscher Städtenamen war sicherlich eine ganz überflüssige Maßnahme, die sich die italienische Regierung klugerweise hätte ersparen können.

Innsbrucker Nachrichten

16.02.1923

Eine Sense als Waffe

Der Bauernsohn Johann Volgger in Ridnaun kam am 17. Juli 1921 mit dem Bauernsohn Johann Gufler in Streit, dessen Folge war, daß ein Ringkampf entstand. Hiebei zog Johann Gufler den kürzeren; er wurde vom Volgger zu Boden gebracht, aber in keiner Weise verletzt. Nun mischte sich der 24 Jahre alte Bauernsohn Josef Mader aus Maiern in Ridnaun in den Streit und ging mit einer Sense bewaffnet gegen Johann Volgger vor. Dreimal holte Mader mit der Sense zum Hiebe gegen Volgger aus. Das erstemal ritzte er ihn an der Nase, das zweitemal zerriß er ihm den Rock, der dritte Hieb traf den Volgger am Oberschenkel und brachte ihm eine schwere Schnittwunde bei. Letzthin hatte sich Josef Mader vor dem Gerichte in Bozen wegen schwerer Körperverletzung zu verantworten. Er wurde schuldig erkannt und zu 5 Monaten und 25 Tagen Kerkers und zu 500 Lire Scha- denersatz verurteilt. Der Strafvollzug wird auf weiteres Wohlverhalten aufgeschoben. Allgemeiner Tiroler Anzeiger

20.02.1923

Die landwirtschaftliche Lehranstalt

Die Landwirtschaftliche Lehranstalt im Schloß Moos bei Sterzing wurde nach Dietenheim verlegt und dort der große, schöne Ansitz Mairamhof für diesen Zweck angekauft.

Innsbrucker Nachrichten

19.02.1923

Vom Eisenbahnzuge zermalmt

Der „Tiroler“ meldet aus Stilfes: Nachdem erst vor einem halben Jahre der Eisenbahner Johann Kargruber bei der eisernen Bahnbrücke oberhalb der Haltestelle Mauls vom Zuge überfahren worden war, ereignete sich am 20. Jänner, zirka 10 Uhr abends, an derselben Stelle wieder ein ähnliches, gräßliches Unglück. Es traf den 24jährigen Bremser Alberto Girotto aus der Provinz Treviso. Offenbar wurde auch er, als er auf dem Güterzug die Stelle passierte, vom Mittelgeländer der Brücke erfaßt, herausgeschleudert und vom Zuge zermalmt.

Innsbrucker Nachrichten

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