5 minute read

Digitale Autobahn

Seit Jahren nehmen im Bren nerkorridor sowohl der Ver kehr als auch die Belastung für Mensch und Umwelt stetig zu. Aus diesem Grund hat das Land Südtirol eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um zu prüfen, inwiefern eine digitale Verkehrssteuerung dazu beitragen kann, den Verkehrsfluss zu gewährleisten und gleichzeitig die negativen Auswirkungen der Autobahn zu reduzieren. Die Studie wurde Ende Dezember vorgestellt.

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden sowohl der technische als auch der rechtliche Aspekt einer solchen Einführung im Brennerkorridor geprüft. Ausgegangen ist man dabei von einem grenzüberschreitenden Szenario, in dem sich alle drei Autobahnbetreiber zwischen Rosenheim und Trient beteiligen und dieses digitale System, das auch als Weiterentwicklung des Dosierungssystems Tirols bei Kufstein gesehen werden kann, im Korri-

Brennerkorridor gelten sollen, ist allen Beteiligten bewusst, dass die Herausforderungen stetig größer werden. Die Kapazität der Autobahn bleibt dieselbe, das Verkehrsaufkommen jedoch steigt. Somit wird es mittelfristig ein neues digitales System benötigen, um den Verkehrsfluss zu steuern“, unterstrich Landeshauptmann Kompatscher. Das Ziel müsse sein, den Umweltschutz und den Schutz der Gesundheit der Bürger mit dem legitimen Interesse der Wirtschaft, über den Brenner Handel zu treiben, zu vereinen. „Daher haben wir als Land Südtirol diese Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und wir sind froh, dass wir in sämtlichen Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern auf offene Ohren und Neugierde gestoßen sind“, so Kompatscher. Der Landeshauptmann wies darauf hin, ridors festzulegen und umzusetzen, in der Straße und Schiene sich ergänzen und die Belastung für die Anrainergemeinden verringert wird.

„Aktuell werden europaweit die Weichen für die Mobilitätswende gestellt. Sie zielt darauf ab, den öffentlichen Verkehr zu fördern und beim verbleibenden Individualverkehr den Anteil der emissionsfreien Antriebe deutlich zu steigern“, so Mobilitäts- und Infrastrukturlandesrat Daniel Alfreider. Dies gelte auch für die europäischen Hauptverkehrsadern wie den Brennerkorridor.

„Wenn wir Personen- und Warenverkehr wirklich auf die Schiene verlagern wollen und den Restverkehr nachhaltiger gestalten, müssen wir das Konzept des ‚Brenner Digital Green Corridor‘ mit Nachdruck umsetzen. Dafür brauchen wir gemeinsame Daten für eine echte Verkehrssteuerung vestitionen in die emissionsfreie Mobilität. Die kommenden Jahre sind dafür entscheidend“, so der Landesrat.

Professor Walter Obwexer sieht keine rechtlichen Hürden, die auf europäischer oder nationaler Ebene einem solchen digitalen Verkehrsmanagement im Weg stehen würden: „Das Slot-System ist rechtlich möglich.“ Allerdings müsse die Anzahl der Slots auf technischer Ebene definiert werden, an der maximalen Kapazitätsgrenze der Infrastruktur ausgerichtet sein und ihre Vergabe dürfe niemanden diskriminieren, so Obwexer. „Die Einrichtung eines solchen Systems fällt in die Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten. Da die Autobahnstrecke Rosenheim-Trient auf dem Hoheitsgebiet von drei EU-Mitgliedsstaaten liegt, wäre ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen Italien, Österreich und Deutschland als rechtliche Grundlage dafür erforderlich.“

Ressortdirektor Martin Vallazza erörterte die technische Machbarkeit eines sogenannten Slot-Systems, wie man es aus Häfen und Umschlagterminals kennt. Demnach wird der Tag in verschiedene Slots eingeteilt, in die sich die Nutzer einer Infrastruktur einbuchen können. „Je nach Auslastung der Infrastruktur werden mehr oder weniger Fahrzeuge zugelassen, sodass die Flüssigkeit des Verkehrs bzw. des Arbeitsablaufes in einem Hafen gewährleistet und somit die Planbarkeit für die Frächter signifikant erhöht wird“, erläuterte Direktor Vallazza die Funktion des 5-Phasen-Systems (Buchung, Pre-Check-in, Checkin, Gate-in und Gate-out), das es ermöglicht, den Verkehrsfluss im Brennerkorridor zu erhöhen und die Verkehrsspitzen in die Zeitfenster zu verlagern, in denen es weniger Verkehr gibt. „Jetzt, da die Studie öffentlich ist, hoffen wir auf eine ruhige und sachliche Debatte mit allen Beteiligten und vor allem mit den Ministerien, die dann die Entscheidungen treffen müssen“, betonte Landeshauptmann Kompatscher abschließend. Die Machbarkeitsstudie kann auf der Website des Mobilitätsressorts heruntergeladen werden.

„Nicht umsetzbar“

Kritik an den Plänen übt indes die Handelskammer Bozen. Unter den aktuell vorherrschenden Bedingungen sei laut dieser ein solches Buchungssystem rechtlich und praktisch nicht umsetzbar. Der Schaden für die Wirtschaft wäre hingegen groß. Das geplante Slot-System sieht vor, dass Verkehrsteilnehmer, die in Zukunft den Brennerkorridor über die A22 befahren möchten, sich vorher über ein Buchungssystem einen Platz buchen. Wer das nicht macht und trotzdem die Autobahn benutzt, muss eine höhere Gebühr zahlen. Dieses System wäre zuerst nur für LKW geplant, könnte in der Folge dann aber auf alle Verkehrsteilnehmer ausgeweitet werden. De facto werden die Verkehrsspitzen vor allem durch den PKW-Verkehr verursacht, etwa an Feiertagen oder zu Beginn der Ferien. Währenddessen bleibt der LKW-Verkehr von Montag bis Freitag annähernd konstant.

„In der Nacht ist auf dem Brennerkorridor am wenigsten Verkehr, eine Umverteilung auf diese Stunden wäre sinnvoll. Dies ist jedoch nicht möglich, da in Tirol das Nachtfahrverbot für LKW gilt. Bevor man überlegt, ein solches Slot-System einzuführen, müsste deshalb zuerst das Nachtfahrverbot abgeschafft werden“, ist Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, überzeugt.

„Durch das Slot-System darf es zu keiner Einschränkung des freien Güter- und Personenverkehrs in der EU kommen. Der gleichberechtigte Zugang zum Buchungssystem und somit zur Nutzung der Autobahn aller Marktteilnehmer ist zu gewährleisten. Es muss vermieden werden, dass größere Betriebe mit den entsprechenden personellen Ressourcen die Slots buchen und die kleinen Betriebe auf der Strecke bleiben“, fordert Ebner.

„Unlauterer Wettbewerb“

Der Streit in Sachen freier Warenverkehr zwischen Tirol und Italien (Erker 01/2023) spitzt sich indes weiter zu. Der italienische Infrastrukturminister Matteo Salvini hat nun sogar in einem Schreiben an die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich gefordert. „Es kann nicht sein, dass italienische Unternehmen und Frächter geschädigt werden. Das ist unlauterer Wettbewerb“, so Salvini, der mit einer Blockade der Frächter am Brenner droht, sollte Österreich nicht nachgeben. bar

13,9 Millionen Fahrzeuge

13,9 Millionen Fahrzeuge, davon 2,48 Millionen Schwerfahrzeuge und 11,2 Millionen PKW, haben 2022 die Mautstelle Schönberg im nördlichen Wipptal passiert. Das Verkehrsaufkommen ist damit im Vergleich zu 2021 um 21 Prozent gestiegen. Bei den Schwerfahrzeugen wurde ein Plus von einem Prozent verzeichnet, bei den Kraftfahrzeugen waren es 26 Prozent.

Laut österreichischer Autobahngesellschaft Asfinag sei zu berücksichtigen, dass 2021 und teilweise auch 2022 aufgrund von Covid massive Verkehrs- und Reiseeinschränkungen herrschten. Die Monate Juni, Juli, August und September waren mit jeweils knapp 1,5 Millionen Fahrzeugen pro Monat die stärksten Verkehrsmonate des Jahres. Die Asfinag geht davon aus, dass 2022 österreichweit in etwa 2,5 Milliarden Euro an Mauterlösen eingenommen wurden. Davon entfallen 1,7 Milliarden Euro auf die LKW-Maut, 541 Millionen Euro auf die Vignette sowie 223 Millionen Euro auf Einnahmen auf allen Streckenmaut-Abschnitten (Brenner, Tauern, Pyhrn ...). Damit liegt das vorläufige Gesamtergebnis knapp 150 Millionen Euro über dem Vorkrisen-Niveau von 2019.

Die geplanten Baustellen für 2023 in Nordtirol werden derzeit in der Planung und Vorbereitung finalisiert und können vermutlich im Februar/März mit allen Details präsentiert werden. Aus derzeitiger Sicht der Asfinag gibt es hinsichtlich der Planungen keine groben Einschränkungen – mit Ausnahme jener Bauvorhaben, die standardmäßig notwendig sein werden. Hier gewährleiste die Autobahngesellschaft, dass trotz Sanierungen zwei Spuren pro Richtung aufrecht erhalten werden.

30.000 Fahrzeuge pro Tag

2022 waren insgesamt 10.964.606 Fahrzeuge auf der Autobahn unterwegs, 5.521.673 davon auf der Südspur, 5.442.933 auf der Nordspur.

Im Vergleich zum Rekordjahr 2019 hat der Gesamtverkehr 2022 somit um 2,3 Prozent abgenommen. Während der Schwerverkehr um ein Prozent angestiegen ist, nahm der PKW-Verkehr um etwa vier Prozent ab. Der Rückgang ist auf die coronabedingten Einschränkungen zurückzuführen, die in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 vor allem beim Leichtverkehr noch spürbar waren. In den darauffolgenden Monaten hat sich das PKW-Verkehrsaufkommen dem Rekordjahr 2019 angeglichen.

Bei der Analyse einzelner Abschnitte fällt auf, dass der Gesamtverkehr 2022 im Vergleich zu 2019 Richtung Süden zugenommen hat: Wurde am Brennerübergang ein Minus von 2,4 Prozent, zwischen Sterzing und Brixen/Vahrn ein Minus von 1,7 Prozent sowie zwischen Klausen und Bozen noch ein leichtes Minus von 0,4 Prozent verzeichnet, stieg der Verkehr zwischen Auer und San Michele bereits wieder um 0,7 Prozent. Somit hat die Pandemiesituation zwar den internationalen, aber nicht den innerregionalen Verkehr beeinflusst. Etwa 72 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens auf der Brennerautobahn A22 wird vom Leichtverkehr generiert, 28 Prozent entstammt dem Schwerverkehr.

Mittewald Schutz vor Muren

Der Gemeinderat Franzensfeste hat vor kurzem das Einreichprojekt zur Verminderung der Wassergefahr in der Zone „Greithwald“ in Mittewald genehmigt.

This article is from: