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Tatort WC und Wartesaal

Seit mehreren Monaten beschädigen Unbekannte immer wieder die Toiletten am Bahnhof Sterzing-Pfitsch. Ordnungshüter und Gemeinde ersuchen die Bevölkerung um ihre Mithilfe.

Aus der Wand gerissene Armaturen, fehlende Türgriffe, beschädigte Spiegel, zerstörte Toilettendeckel, demolierte Seifen- und Papierspender, verstopfte Abflüsse, beschmierte Wände …

In den Toiletten des Bahnhofes Sterzing-Pfitsch ist dieses Bild mittlerweile ein Dauerzustand. Schon seit Monaten liegt bei den Ordnungshütern eine Anzeige vor. Wer der oder die Täter sind, ist nach wie vor nicht bekannt. Zwar gebe es Vermutungen, so der zuständige Gemeindereferent Harald Hofer, aber nicht mehr. Er schließt nicht aus, dass es sich um Wiederholungstaten handelt. „Wut, Langeweile, Frust oder was auch immer wird an den Toiletten und im Wartesaal ausgelassen. Dabei gäbe es weit sinnvollere Möglichkeiten, um überschüssige Energien loszuwerden“, so Hofer.

Die einzige Toilette, die halbwegs unversehrt geblieben ist, ist jene für Menschen mit besonderen Bedürfnissen – weil der Schlüssel bei jedem Toilettengang in der Bahnhofsbar nebenan geholt und zurückgegeben werden muss. Trotz des von der Gemeinde beauftragten Sperrdienstes, der die Aufgabe hat, Wartesaal und WCs um 23.30 Uhr zu schließen und um 5.30 Uhr wieder zu öffnen, bleibt der Wartesaal mittlerweile rund um die Uhr geöffnet, weil ein halber Türflügel fehlt, nachdem er aus der Verankerung herausgeschlagen worden ist. Die WCs bleiben teilweise offen, weil die Schließvorrichtungen beschädigt wurden.

Kaum saniert, schon wieder ramponiert

Gegenüber vom Bahnhof hat die Reinigungsfirma SRD ihren Sitz, das Unternehmen reinigt täglich die Toiletten und den Wartesaal. Prokurist und Vertriebsleiter Manuel Ernandes, der zudem Gemeinderat der Stadtgemeinde Sterzing ist, weiß von den Schäden. Fast täglich sendet ihm das Reinigungspersonal Fotos von kaputten Seifenspendern, zerstörten Toilettenpapierspendern und zerbrochenen Klodeckeln. „Wahrscheinlich entstehen die Schäden nachts“, vermutet Ernandes. „Da Bus und Bahn hier anhalten, können die Täter von überallher stammen.“

Bis vor kurzem hat die Gemeinde Pfitsch die Schäden immer wieder beheben lassen. Mittlerweile geht die Sanierung aber ins Geld.

Mehrere Tausend Euro wurden bereits in neue WC-Garnituren, Abflussdienst, Reparatur von Türen und Schlössern gesteckt, finanziert aus der Gemeindekassa. Nun wären erneut Reparaturen nötig. Referent Hofer weigert sich mittlerweile, die Schäden sanieren zu lassen. Denn: Kaum sind sie beseitigt, sind am nächsten Tag neue da. „So macht eine Sanierung keinen Sinn“, so Hofer. Auch sei es unfair, wenn die Allgemeinheit für Vandalenakte anderer zur Kasse gebeten werde.

Videoüberwachung für den Bahnhof

Große Hoffnung wird nun auf eine Videokamera gelegt. Sie könnte der Gemeinde helfen, Randalierende zu identifizieren, um sie zur Verantwortung ziehen zu können. Die Kamera am Ticket- schalter im Wartesaal gehört der italienischen Eisenbahngesellschaft RFI. „Diese scheint etwas abzuschrecken, denn in diesem Bereich halten sich die Schäden in Grenzen“, so Hofer. Auf diese Kamera, die vielleicht auch Hinweise auf Täter geben könnte, habe die Gemeinde allerdings keinen Zugriff. Da die Gemeinde auf eigene Faust keine Kamera installieren darf, hat der Gemeindeausschuss beim Regierungskommissariat angefragt, ob eine Videokamera installiert werden könne. Bekommt sie die Zusage, wird eine

Markus Dialer betreibt seit über 22 Jahren die Bahnhofsbar, die von 6.00 bis 23.00 Uhr geöffnet ist. Wer hinter den Vandalenakten steckt, weiß auch er nicht. Dass es immer wieder zu solchen kommt, führt er u. a. auf die generelle Situation am Bahnhof zurück. Toiletten und Wartesaal werden nachts nicht geschlossen, die Zuständigkeiten zwischen Gemeinde und RFI in Sachen Reinigung seien nicht klar genug definiert, außerdem gebe es zu wenig Kontrollen, keine Videoüberwachung und kaum Schalterdienste. So müsse er sich mittlerweile um Dinge kümmern, für die er gar nicht zuständig wäre: gewisse Außenbereiche aufräumen und reinigen, Auskünfte über Fahrpläne erteilen, Fahrkarten organisieren ... Er tue es trotzdem, so Dialer, den Leuten zuliebe. Darauf angesprochen meint Gemeindereferent Harald Hofer: „Wir haben öfters über diese Situation gesprochen. Die Barbetreiber bemühen sich und helfen mit, das Areal sauber zu halten, was auch ihrem Betrieb zugutekommt.“ Von der Gemeinde würden sehr wohl Aufräumarbeiten erledigt, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. „Die Mitarbeiter vom Bauhof erledigen eine Fülle an Arbeiten und bemühen sich, auch den Bahnhof sauber und instand zu halten. Ich danke ihnen für ihre wertvolle Arbeit“, so Hofer.

Im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten führt die Stadtpolizei Sterzing am Bahnhof verstärkt Kontrollen durch, allerdings nur in den Tagesstunden. „Die Schäden passieren am späten Abend und in der Nacht und wir haben leider nicht das nötige Personal, um Spät- und Nachtdienste zu organisieren“, so Kommandant Egon Bernabé. Mittlerweile gebe es mehrere Anfragen für solche Dienste, aber dafür müsste das Personal verdoppelt werden. Derzeit sind drei Beamte fix im Außendienst tätig.

Verordnung ausgearbeitet, über diese abgestimmt und dann die Kamera aufgestellt. Bis dahin könnte aber noch einige Zeit vergehen.

Die Ordnungshüter und die Gemeinde ersuchen die Bevölkerung indes, ein besonderes Auge auf den Bahnhof zu haben und Hinweise zu geben, sollten sie Verdächtiges beobachten oder jemanden auf frischer Tat ertappen.

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