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Sterzing Startschuss für den neuen Firmweg
from ERKER 02 2023
by Der Erker
2019 fanden die letzten Firmungen in den Pfarreien der Seelsorgeeinheit Wipptal statt. Bischof Ivo Muser hat eine Arbeitsgruppe beauftragt, ein neues Fimkonzept vorzubereiten, das ein höheres Firmalter vorsieht. Damit wurde die gewohnte Firmpraxis aus dem Mittelschulalter herausgenommen. In der Seelsorgeeinheit Wipptal beschreitet Sterzing nun als erste Pfarrei den neuen Firmweg. Der Erker hat bei Dekan Christoph Schweigl, Pastoralassistent Simon Walter, Waltraud Haller, Vorsitzende des Pfarreienrates, und Jugenddienst-Mitarbeiterin Judith Wild nachgefragt.
Erker: Herr Dekan, was bedeutet die Firmung?
Dekan Christoph Schweigl: Glau- be und glauben können empfinde ich als Geschenk. Und ein Geschenk verdient sich Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Getaufte, so glauben Christen, sind mit Gottes Lebensgeist und Lebenskraft Beschenkte, Menschen, die in Lebensgemeinschaft mit Gott leben. Ob wir diese Lebensgemeinschaft nun „Gottesbeziehung“ oder „Freundschaft“, „Gottverbundenheit“ oder schlicht und einfach „Glaube“ nennen: Im Auf und Ab des Lebens bedarf sie der Pflege, der Vertiefung, der Stärkung. Und Firmung ist das „Sakrament der Stärkung“. Ein Sakrament ist für katholische Christen immer eine Form und ein Ort der Begegnung Gottes mit uns Menschen, aus der wir gestärkt hervorgehen sollen. Das Zeichen der Firmung ist die Salbung mit dem Chrisamöl.
Allein schon wenn wir daran denken, welche Wirkung eine Salbe oder Salbung in unserem Alltag haben, lässt sich erahnen, was das Sakrament der Firmung und der christliche Glaube im Leben der Christen bewirken können: Sie können aufbauend, stärkend, heilend sein und vieles andere mehr. So soll die Firmung den Glauben stärken, aber auch ermutigen, ihn öffentlich zu leben und zu bekennen.
Wie ist der neue Firmweg aufgebaut?
Dekan Christoph Schweigl: Der neue Firmweg gliedert sich in die drei Phasen: Information, Vorbereitung und Feier der Firmung. Beim Informationsabend wird den Jugendlichen und Eltern der Weg vorgestellt. Dabei sollen alle wichtigen Fragen geklärt werden, die es dem Jugendlichen ermöglichen, eine Entscheidung für den Firmweg zu treffen, sich anzumelden und den Weg bewusst auch gehen zu wollen. Mit einem Gespräch zwischen den in der betreffenden Pfarrei für die Firmvorbereitung Verantwortlichen und den jeweils interessierten Jugendlichen beginnt der Vorbereitungsweg auf dieses Sakrament. Der neue Firmweg setzt auf den freien Willen der Jugendlichen.
Frau Haller, inwieweit hat sich der Pfarreienrat bereits mit dem Thema beschäftigt?
Waltraud Haller: Im Pfarrei- enrat der Seelsorgeeinheit Wipptal , in der jede Pfarrei vertreten ist, wurde der gemeinsame Firmweg für die 16 Pfarreien des Wipptales besprochen. Folgende Punkte wurden beschlossen: Die Vorbereitung der Jugendlichen erfolgt im Alter von 15 bis 16 Jahren. Gefirmt werden die Jugendlichen mit Vollendung des 16. Lebensjahres. Die Feier der Firmung wird für die Jahre 2024, 2025 und 2026 für alle Pfarreien in Sterzing gefeiert werden. Die Vorbereitung der Gruppenleiter wird von einer Arbeitsgruppe in der Seelsorgeeinheit begleitet. Es können sich Nachbarpfarreien und kleinere Pfarreien auch zusammentun und gemeinsam den Vorbereitungsweg planen.
Wann startet die Firmvorbereitung in den Pfarreien konkret?
Waltraud Haller: Der Jahrgang 2007 ist in der Pfarrei Sterzing, Außerpfitsch und Innerpfitsch der erste, der zum Informationstreffen eingeladen wird. Die kleineren Pfarreien können auch mehrere Jahrgänge zusammennehmen und den Firmweg starten. 2024 werden acht weitere Pfarreien starten, 2025 folgen die letzten Pfarreien.
Was erwartet die Jugendlichen bei der Vorbereitung?
Waltraud Haller: Der neue Vorbereitungsweg sieht sechs Themenbereiche vor, die mit den Jugendlichen vertieft werden. Treffen in der Kleingruppe,
Begegnungen mit Menschen, denen der Glaube wichtig ist, eine Firmreise, Begegnung mit den Firmspender und ein soziales Projekt sind die Kernelemente des neuen Firmweges. Einige Begegnungen werden in der Pfarrei organisiert werden, andere für alle Firmgruppen auf der Ebene der Seelsorgeeinheit.
Herr Walter, wie sind die Reaktionen auf den neuen Firmweg?
Simon Walter: Das wird sich in den nächsten drei Jahren zeigen. 2021 durfte ich zwei Jugendliche mit Judith Wild vom Jugenddienst Wipptal auf das Sakrament der Firmung vorbereiten. Dabei haben wir gute Erfahrungen gesammelt. In der Begleitung der Jugendlichen ist mir klar geworden, dass der neue Firmweg nur dann gelingen kann, wenn ich bereit bin, den alten „Firmzopf“ abzuschneiden. Erst wenn ich die alten Muster loslasse, kann ich mich auf etwas Neues einlassen. Die Gespräche, Ausflüge und Begegnungen mit den Jugendlichen waren auch für uns als Begleiter sehr wertvoll. Wer den neuen Firmweg nur an den Zahlen beurteilen will, wie viele sich anmelden werden, der hat die falsche Optik. Als Glaubensgemeinschaft sind wir mit unseren Angeboten in der heutigen Zeit eine von vielen geworden. Wir sind aber da und laden ein, gemeinsam ein Stück des Glaubensweges gemeinsam zu ge- hen. Das ist wichtig.
Was passiert mit den Jugendlichen, die sich nicht zum Neuen Firmweg anmelden?
Simon Walter: Der neue Firmweg ist eine Einladung an die jungen Menschen. Für die Verantwortlichen in der Diözese ist er eine Anpassung an die heutigen pastoralen Erfordernisse, die ein „Durchfirmen“ der Jahrgänge nicht mehr als zielführend sieht, sondern die bewusste Entscheidung für einen Weg im Glauben. Das Angebot der Firmvorbereitung und Firmspendung steht den Getauften ein ganzes Leben lang zu. Wenn sich Jugendliche jetzt dafür nicht interessieren, so kann dies vielleicht später erfolgen, wenn sie ein Patenamt für ein Taufkind übernehmen möchten. Es wird in Zukunft neue Formen und Möglichkeiten der Vorbereitung auf das Firmsakrament geben, die uns immer wieder vor Augen führen, um was es im Kern geht: um den Glauben an Gott und um ein Ja zum diesem Glauben.
Frau Wild, wie unterstützt der Jugenddienst den neuen Firmweg?
Judith Wild: Die Pfarreien sind Mitglieder im Verein Jugenddienst und wir wollen sie bei diesem neuen Firmweg durch die Organisation der Firmreise und andere Initiativen unterstützen.