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Pfarrkirche zum Hl. Kreuz

Lage: Wiesen

Kirchenpatron: Heiliges Kreuz

Entstehungszeit und Erbauer: 16. Jh., erbaut u. a. von Adam Scheiter und Peter Steiner

Ein Gotteshaus in Wiesen wird erstmals in den Jahren 1276 und 1337 erwähnt. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wird die Kirche zum Heiligen Kreuz mehrfach mit Ablassbriefen hoher geistlicher Würdenträger ausgestattet. Im Jahr 1434 wird das Gotteshaus erneut mit drei Altären und dem angrenzenden Friedhof geweiht, was den Schluss nahelegt, dass der Sakralbau wohl am Beginn des 15. Jahrhunderts eine bauliche Umgestaltung erfahren haben muss. Die Kirche mit dem leicht abgesetzten polygonal abschließenden Presbyterium wurde in ihrer heutigen Form hingegen am Beginn des 16. Jahrhunderts –wohl zwischen 1505 und 1514 – ganz aus Granitquadern im spätgotischen Baustil errichtet. Der Turm – ebenfalls aus Granitquadern erbaut – weist maßwerkgeschmückte Spitzbogenfenster und einen für die Spätgotik eher untypischen Viereckhelm auf.

Das Heilige Kreuz – auch „Wahres Kreuz Christi“ genannt – bezeichnet jenes Kreuz, an dem Jesus Christus starb und das – folgt man der hagiographischen Überlieferung – schließlich am Beginn des 4. Jahrhunderts wieder aufgefunden wurde. Mehrere Legenden (Helena-Legende, Protonike-Legende und Cyriacus-Legende) berichten von der Auffindung des Heiligen Kreuzes und schildern das Geschehen auf unterschiedliche Weise. Alle ordnen das Ereignis jedoch Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin I., und dem jüdischen Rabbiner und späteren christlichen Märtyrer Judas Cyriacus zu. Cyriacus trat – so überliefert es die mittelalterliche „legenda aurea“ – nach der Auffindung des Heiligen Kreuzes zum Christentum über, wirkte darauf als Bischof von Jerusalem und fand schließlich zur Zeit der Christenverfolgungen unter Kaiser Julian Apostata den Tod. Helena reiste – so schildern es Ambrosius von Mailand und Eusebius von Caesarea – im hohen Alter nach Palästina und veranlasste in Jerusalem Ausgrabungen. Letztere förderten angeblich nicht nur die Reste des Kreuzes Christi, sondern auch die Reliquien der Heiligen Drei Könige zu Tage und legten den Ort des Heiligen Grabes frei. Helena ließ die Reste des Kreuzes in drei Teile aufteilen und beließ einen Teil in Jerusalem, einen Teil schickte sie nach Konstantinopel und einen Teil brachte sie selbst nach Rom. Letzterer befindet sich heute in der Reliquienkapelle des Heiligen Kreuzes im Petersdom. Der nach Konstantinopel verbrachte Teil wurde nach der Eroberung der Stadt durch die Kreuzfahrer 1204 weiter aufgeteilt. So fanden zahllose Splitter ihren Weg nach Europa und in viele abendländische Kirchen.

Das spitzbogige Hauptportal mit gekreuztem Rundstab und dem darüberliegenden Reliefstein, der Kreuz und Marterwerkzeuge zeigt, ist eine Arbeit des bekannten Sterzinger Baumeisters und Steinmetzes Adam Schaiter. Das ebenso spitzbogige, aus weißem Marmor gefertigte Seitenportal stammt hingegen von Steinmetz Peter Steiner aus Stilfes und weist in seiner Ausführung bereits in die beginnende Renaissance. Das Kircheninnere erfuhr wiederholt eine Veränderung und auch Haupt- und Seitenaltäre wurden mehrmals ersetzt. Im Jahr 1824 wurden die drei bestehenden Altäre – darunter befand sich auch der aus dem Jahr 1675 stammende Hochaltar – durch Barockaltäre ersetzt. Die Altarblätter zeigen am Hochaltar die Beweinung Christi nach der Kreuzabnahme, am linken Seitenaltar die hl. Helena und am rechten Seitenaltar einen Hintergrund für ein Kruzi- fix. Sie alle sind Auftragsarbeiten des bek Lorenzen im Pustertal stammen den Malers Josef Renzler. Die Seitenstatuen des Hochaltares stellen die hll. Sebastian, Josef, Johannes den Täufer und Florian dar. Besondere Aufmerksamkeit verdient ein Glasgemälde, das die hl. Helena zeigt und 1515 vom Gewerken Leonhard Pfarrkircher gestiftet wurde. Das Kircheninnere wurde schließlich zwischen 1827 und 1830 fast vollständig „entgotisiert“. Lediglich die eingezogenen Streben mit den vorgelagerten Diensten, die spitzbogigen Gurten, die Turmtür und das Sterngratgewölbe der alten Sakristei im Erdgeschoss des Turmes blieben in ihrer ursprünglichen spätgotischen Form und Gestaltung erhalten. Die Deckengewöl- die Verehrung des Heiligen Kreuzes, im Langhaus den Einzug von Kaiser Flavius Heraclius mit dem Kreuz in Jerusalem und über der Orgelempore die hl. Cäcilia. Die von Josef Renzler ausgeführten Ornamentmalereien, die einen Ausgleich zwischen dem spätgotischen Kirchenbau und der Barockausstattung schufen und 1903 vom Meraner Maler Hans Rohregger übertüncht und im neugotisch bzw. neuromanischen Stil neu ausgeführt wurden, wurden im Zuge einer Restaurierung im Jahr 1981 wieder freigelegt und präsentieren sich heute in ihrer ursprünglichen Gestaltung.

Harald Kofler

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