ERKER 05 2020

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Erker Jahrgang 32 - Mai 2020

Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement Einzelnummer 0,75 Euro G.D. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1,1 - Fil. Bozen - Postgebühr bar bezahlt

Monatszeitschrift für das südliche Wipptal - Mensile per l’Alta Val d’Isarco

„Sie leisten Unvorstellbares“ Geschichte

Die Spanische Grippe

Umwelt

Raufußhühner in Gefahr

Sport

Wipptaler Sportler und Corona

Erker 05/20

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Nächster Redaktionsschluss:

18.05.20

Inhalt

© Martin Schaller

Politik Wipptal: Ein Stimmungsbild aus den Gemeinden.............................20 Stillstand: Kommentar von Bezirkspräsident Karl Polig....................32 Notstand: Zuschüsse für Kleinunternehmer....................................70

8 Sie leisten Unvorstellbares Nach der Chronologie der Ereignisse vom Dezember 2019 bis zum 23. März in der März-Ausgabe folgt nun Teil 2 vom 24. März bis zum 23. April, vorsichtig optimistisch betitelt mit „Zurück ins Leben“. Interviews und Berichte aus der Wipptaler Coronazeit ergänzen ihn, u. a. ein Interview mit Oswald Mair, Direktor des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols.

Wirtschaft Wipptal: Interreg-Rat zieht Bilanz.....................................................7 Tourismus: HGV-Obmann Manfred Volgger im Interview................16 Hochbau: Christian Egartner über die Spätfolgen der Krise ............82 Gesellschaft Titelgeschichte: Zurück ins Leben.....................................................8 Kommentar: Die Corona-Krise als soziales Problem........................12 Altersheime: Im Gespräch mit Oswald Mair....................................26 Kultur Geschichte: Die Spanische Grippe im Wipptal................................48 Menschenbilder: Valentino Nannarone...........................................62 Musik: Erstes Album von Dubiose Symbiose....................................62 Pagine italiane Fotografia come passione...................................................................59 Wipptal e coronavirus ........................................................................60 Fiorello Zorzi........................................................................................62 Sport e coronavirus.............................................................................64 Sport Coronakrise: Bei Wipptaler Sportlern nachgefragt....................... ..66 Sportpsychologie: Interview mit Dr. Martin Volgger.........................67 Neuerscheinung: Südtiroler Sportjahrbuch......................................69

Erker-Extra Bauen & Sanieren.................................................................................70

6 Desinfiziert

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Dubiose Symbiose

67 Sinn und Struktur

Rubriken Laut §.....................................................................................................6 Gesundheit...........................................................................................15 Aus der Seelsorgeeinheit.......................................................................43 Jugendseite: WhatsUpp?! im Wipptol...................................................44 Tourentipp des Monats.........................................................................69 Rezept..................................................................................................86 Leute ...................................................................................................86 Jahrestage............................................................................................88 Gemeinden...........................................................................................87 Impressum............................................................................................87 Unterhaltung........................................................................................90 Veranstaltungen....................................................................................92 Kleinanzeiger........................................................................................93 Sumserin...............................................................................................93 Vor 100 Jahren.....................................................................................95

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Schmerzliche Erfahrungen gab es in dieser Zeit vor allem auch in den Seniorenwohnheimen, die von COVID 19 mit voller Wucht getroffen wurden. Trotzdem haben sich Führungskräfte und Mitarbeiter der fast unmenschlichen Herausforderung gestellt und haben die ihnen anvertrauten Senioren – Schatz und Gedächtnis unserer Gesellschaft – weiterhin umsorgt und gepflegt. Dafür gebührt ihnen in erster Linie unser aller Dank! Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserer Titelgeschichte „Zurück ins Leben“, in die wir viele Berichte, Kommentare und Interviews gepackt haben. Und noch einen Dank möchten wir loswerden. Er geht an die vielen Briefträger, die trotz der Schwierigkeiten, denen sie zurzeit in ihrem beruflichen Alltag auf Schritt und Tritt begegnen, den Erker pünktlich und verlässlich in die Wipptaler Haushalte bringen. Dafür sagen wir euch Danke!

Verbrauchermobil in Sterzing Die Verbraucherzentrale Südtirol – kurz VZS – ist ein wichtiger Beratungsdienst, wenn es um Fragen zu Produktqualität, Gebühren und Vertragsabschlüssen geht. Zusätzlich zu der Anlaufstelle in der Sterzinger Neustadt (Bürgerbüro, Rathausgebäude), derzeit aufgrund der Corona-Pandemie leider nur telefonisch oder via E-Mail erreichbar, macht auch das Verbrauchermobil regelmäßig Halt in der Fuggerstadt. Der nächste Termin ist für den 13. Mai geplant – vorbehaltlich weiterer Einschränkungen. Von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr werden zwei erfahrene Beraterinnen auf die Fragen und Probleme der Bürger eingehen. Diese führen Erstberatungen durch und

Zugriffszahlen 1. – 26.04.20

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TED Ergebnis April

Seitenaufrufe

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Die Mai-Frage

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über die verschiedensten Themen können beispielsweise auch Tests zur Strahlenbelastung durch das eigene Handy durchgeführt werden.

Erker

online

zum Vorjahr Redakteurin

vermitteln bei spezifischen Fragen (Telekommunikation, Reklamationen, Konsumentenrecht usw.) die Anliegen an die Fachleute der VZS weiter. Neben Informationsbroschüren

© Verbraucherzentrale Südtirol

die Welt steht seit Wochen, ja seit Monaten still – und in vielen Bereichen stehen uns weitere Wochen, wenn nicht Monate bevor. Allen voran der Tourismus sieht noch kein Licht am Ende des Tunnels und mit ihm unzählige Mitarbeiter, die buchstäblich im Regen stehen, einer ungewissen Zukunft entgegengehen. Und doch gibt es sie, die Lichtblicke, die uns Schritt für Schritt zurückführen, zurück ins Leben, wenn auch mit Einschnitten, Beschränkungen, Verhinderungen. Vor allem unsere sozialen Kontakte fehlen schmerzlich.

nein 29 %

ja 71 %

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Frauentag – Muttertag Am 8. März, dem Tag der Frau, sollte in Trens eine Veranstaltung für Frauen stattfinden. Wegen der Bestimmungen zu Covid 19 musste sie leider abgesagt werden. Frauen wollten im Kulturhaus ihre Talente und ihr Können zeigen und ihre Lebensgeschichte erzählen. Zahlreiche Vorbereitungen wurden bereits getroffen. „Wir danken allen, die uns in irgendeiner Form unterstützt und ihre Bereitschaft erklärt haben und hoffen auf ein nächstes Mal mit Kunst, Kreativität, Geschichten und Klängen“, so die Veranstalterinnen. Auch der im Mai anstehende Muttertag wird in diesem Jahr unter ganz besonderen Umständen gefeiert – ein Tag, an dem viele ihrer Mutter nicht nahe sein können. Die Frau im Wandel der Zeit Mann und Frau unterscheiden sich nicht nur körperlich voneinander. In alten Zeiten war die Frau die Hüterin des Feuers, der Mann war Jäger. Er schaffte die Nahrung herbei, sie bereitete die Nahrung zu. Die Hüterin des Feuers hatte eine große Verantwortung zu tragen, denn ohne Feuer keine Wärme, ohne Feuer kein Licht und ohne Feuer keine gekochte/ gebratene Nahrung. Und später: ohne Feuer keine Werkzeuge. Es gab eine klare Rollenverteilung. Heute trägt die Frau nicht mehr die Verantwortung über die Feuerstelle. In der historischen Entwicklung hat sich das Bild der Frau immer wieder stark verändert. Durch verschiedene politische und religiöse Einflüsse kam es zu einer Zeit, in der die Frau als minderwertig angesehen wurde und keine Rechte mehr hatte. Aber gerade in dieser Zeit taten sich Kämpferinnen hervor wie Hil-

degard von Bingen (Naturheilkunde), Maria Theresia (Schulpflicht), Marie Curie (Wissenschaft), Johanna von Orleans (Kriegerin), Rosa Luxemburg und Clara Zetkin (Arbeitsrechtlerinnen), Mutter Teresa (Missionarin der Nächstenliebe), Anne Burda (Verlegerin von Zeitschriften) und viele mehr. Diese Frauen kämpften für mehr Rechte der Frauen in der damaligen Zeit. Man schaue über den Tellerrand hinaus, wie es auch heute im 21. Jahrhundert noch Frauen ergeht, ohne jegliche Rechte. Bei der Erschaffung von Frau und Mann wollte Gott sicher zwei gleichwertige Wesen schaffen, die einander respektieren und sich auf Augenhöhe treffen. Auch unsere Mütter, Großmütter und Ahninnen waren Kämpferinnen. Sie haben uns den Weg bereitet, damit wir heute unsere Freiheiten genießen können. Dafür sei gerade ihnen gedankt. Was macht eine Mutter aus? Eine Mutter ist wohl vergleichbar mit unserer Mutter Erde. Sie gebiert Leben, nährt es, versorgt es mit allem, was es zum Gedeihen und Wohlfühlen braucht. Unsere Gesellschaft sollte das Bild der Mutter wieder mehr schätzen und respektieren, damit dieses Bild nicht krank wird wie unsere Mutter Erde. Vielleicht braucht es dafür Kämpferinnen. Liebe Frauen und Männer, lasst uns die Mütter an die erste Stelle setzen. Wir alle kehren gerne bei unseren Müttern ein, nicht nur an Muttertag, der am 10. Mai gefeiert wird. Lasst uns die Mütter unterstützen, ihr Bild, ihre Leistungen aufwerten. Eine Familie mit einer starken Mutter ist der beste und gesündeste Grundstein einer gut funktionierenden Gesellschaft. Monika Zöschg Erker 05/20

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Notizie dall'Alta Val d'Isarco

Der Trust und dessen Verwendungsmöglichkeiten Unter einem Trust versteht man ein Rechtsverhältnis, wonach eine Person Vermögenswerte (vorwiegend Liegenschaften oder Unternehmensbeteiligungen) zugunsten eines Begünstigten oder zu einem bestimmten Zweck auf eine andere Person (Trustee) zur Verwaltung überträgt. Das aus dem angloamerikanischen Raum stammende Rechtsinstitut wird im Allgemeinen vom Haager Übereinkommen über das auf Trusts anzuwendende Recht und deren Anerkennung vom 1. Juli 1985 (in Italien mit Gesetz vom 16. Oktober 1989, Nr. 364 ratifiziert) und, im Speziellen, von der jeweiligen Rechtsordnung, auf die sich die Parteien in der Gründungsurkunde des Trusts berufen (in der Praxis findet man sehr häufig einen Verweis auf das Recht des US-Bundesstaates von New Jersey), geregelt. Der Zweck eines Trusts besteht in der Regel darin, Vermögenswerte an eine Vertrauensperson (Trustee) zu übertragen, die dieses Vermögen im Einklang mit den vorgegebenen Bestimmungen und den ihr auferlegten Verpflichtungen verwaltet, verwendet oder gegebenenfalls darüber verfügt. In rechtlicher Hinsicht stellt das Vermögen des Trusts ein getrenntes Sondervermögen dar und ist nicht Bestandteil des persönlichen Vermögens des Trustees (noch jenes des ursprünglichen Begründers). Damit haben beispielsweise Gläubiger des Settlors oder des Trustees keinen Zugriff auf dieses Vermögen. Die Rechte in Bezug auf das Vermögen des Trusts hingegen lauten auf den Namen des Trustees. In der Praxis findet man eine Vielzahl von Erscheinungsformen des Trusts, der vorwiegend zur Vermögensverwaltung und zur Nachlassplanung eingesetzt wird (in bestimmten Fällen bedient man sich dessen auch zur Abwicklung bestimmter Geschäftstransaktionen). Beim Nachlasstrust überträgt der Begründer sein Vermögen, zum Zwecke einer flexibleren Regelung seiner Erbschaft, an den Trustee, mit der Maßgabe, dieses zugunsten dessen Erben nach seinen spezifischen Vorgaben zu verwalten. Für die Begründung eines solchen Trusts spielen nicht selten steuerliche Gründe eine maßgebliche Rolle. Eine weitere verbreitete Form ist der sogenannte Asset-Protection-Trust, womit eine Person sein Vermögen oder Teile davon an eine Vertrauensperson überträgt, um dieses vor eventuellen zukünftigen Gläubigern zu schützen. Damit wird den Gläubigern des Begründers als auch jenen des Trustees jeglicher Zugriff auf dieses gesonderte Vermögen verwehrt. Zu einer besseren und flexibleren Überbrückung von Unternehmenskrisen bedient man sich des sogenannten Liquidierungstrusts (Liquidation Trust), womit ein gesamter Betriebszweig oder ein Teil des Firmenvermögens an einen Trust übertragen und damit ausgesondert wird, damit dieser effizienter verwaltet und veräußert wird, um den Gläubigern dadurch einen höheren oder schnelleren Erlös zuzusichern. In der Praxis erweist sich der Trust als äußerst flexibles und ein für viele Zwecke einsetzbares Instrument, das den Beteiligten interessante rechtliche Gestaltungsmöglichkeiten bietet, die sie mittels herkömmlicher Rechtsinstitute nur teils oder gar nicht erreichen können. Abschließend sei auch erwähnt, dass der Trust, neben den vielen Vorteilen, die damit einhergehen, auch zu Missbräuchen geeignet und verwendet wird, wie die steigende Anzahl an Fällen, mit denen sich die Gerichte diesbezüglich zu befassen haben, zeigen.

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Dr. Alfred Gschnitzer Rechtsanwalt - Kanzlei D’Allura & Gschnitzer

Schneeerzeuger umgerüstet

Bereits seit einigen Wochen haben die Experten von Demaclenko in Sterzing Tests mit einem Schneeerzeuger, einer Propellermaschine, gestartet, um großräumige Desinfektionsmaßnahmen durchführen zu können. Nach den ersten erfolgreichen Praxistests mit Lastwagen samt Tank wurde gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Gossensaß auch ein Test in Verbindung mit einem Tanklöschfahrzeug durchgeführt. Die maximale Mobilität und der flexible Anwendungsbereich sind gewährleistet. Zum Einsatz kommen ein Hochleistungsschneeerzeuger und eine dem Schneeerzeuger vorgeschaltete Pumpe, die für den optimalen Wasserdruck sorgt,

und ein zu 100 Prozent biologisch abbaubares Desinfektionsmittel. Dabei sind eine maximale Mobilität und ein flexibler Anwendungsbereich gewährleistet. In Sterzing wurden die Straßen bereits Mitte April desinfiziert. Nachdem diese mobile Lösung der Agentur für Bevölkerungsschutz vorgestellt wurde, wird sie nun den Südtiroler Gemeinden für die flächendeckende Desinfektion der öffentlichen Räume kostenlos zur Verfügung gestellt. „Unser Dank für ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit ergeht an die Firma Demaclenko und die Freiwillige Feuerwehr Sterzing“, so die Gemeindeverwaltung von Sterzing.

Wipptal

Drei Konkursverfahren eröffnet Wurde im Jahr 2018 im Wipptal lediglich ein Konkursverfahren eröffnet, waren es im vergangenen Jahr drei. Südtirolweit wurden 54 Konkurse angemeldet. Das Wipptal führt die Rangordnung der Konkursverfahren bezogen auf 1.000 Unternehmen an, wenngleich mit sehr niedrigen absoluten Werten. Wie sich die Corona-Krise auf die Unternehmen im Bezirk auswirkt, ist derzeit noch nicht absehbar. Allerdings ist wohl mit einem weiteren Anstieg der Konkurse zu rechnen.


„Ein Wipptal ohne Grenzen ...“ Interreg-Rat zieht Bilanz

Im Interreg-Rat Wipptal zur Belebung und Weiterentwicklung der Grenzregion rund um den Brenner arbeiten Vertreter von 18 Nordund Südtiroler Gemeinden aus dem Wipptal an verschiedenen grenzübergreifenden Projekten für „ein Wipptal ohne Grenzen …“. Auf seiner ersten Sitzung im Jahr 2020 wurde in Sterzing u. a. ein Überblick über bereits umgesetzte und geplante Projekte gegeben und über die aktuelle Lage der grenzübergreifenden Zusammenarbeit gesprochen. Bisher wurden vom Interreg-Rat elf Kleinprojekte mit über 300.000 Euro genehmigt. Die Fördersumme betrug 240.000 Euro. Davon wurden fünf bereits abgeschlossen, sechs sind in Umsetzung. Hinzu kommen sieben Mittel-

projekte im Ausmaß von über einer Million Euro, wovon knapp 800.000 Euro an Fördergeldern vorgesehen sind. Ein Projekt wurde

bereits umgesetzt, die anderen sechs wurden vom Interreg-Rat genehmigt und befinden sich in der Umsetzungsphase. Zudem arbeiten engagierte Projektträger diesseits und jenseits des Brenners bereits auch an neuen Projekten. Erwähnt wurde in die-

sem Zusammenhang das Mittelprojekt „Neugestaltung der Naherholungsgebiete in Trins und Ratschings unter dem Motto ‚Erneuerbare Energien in der Natur erleben‘“. Als neue Mitglieder wurden für den Jugenddienst Wipptal Tamara Rieder, als neuer Vertreter des Tourismus Peter Linter in den Rat kooptiert. Da sich die aktuelle Förderperiode nun dem Ende zuneigt, machen sich die Mitglieder im Rahmen des Schirm-Projektes „Strategische Ausrichtung Wipptal 2021 – 2027“ derzeit Gedanken über die weitere Entwicklung der Region. Wegen der derzeitigen Corona-Krise ist die Zusammenarbeit momentan allerdings nur in sehr eingeschränktem Maße möglich.

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Zurück ins Leben von Barbara Felizetti Sorg

Unter dem Titel „Die Welt steht still“ haben wir in der April-Ausgabe eine Chronologie der Ereignisse vom Dezember 2019 bis zum 23. März 2020 veröffentlicht. Es folgt nun der zweite Teil vom 24. März bis zum 23. April. Können wir ihn – vorsichtig optimistisch – mit „Zurück ins Leben“ betiteln? 24. März Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation WHO sind nun Europa und die USA das Zentrum der Pandemie; 85 Prozent der neuen Infektionen in den vergangenen 24 Stunden seien dort gemeldet worden. Die chinesische Regierung hebt die Abriegelung der Provinz Hubei, die als Ausgangspunkt der Epidemie gilt, nach zwei Monaten weitgehend auf. US-Präsident Donald Trump will die Einschränkungen in den USA möglichst noch vor Ostern lockern. Der US-Leitindex Dow Jones erzielt den größten Tagesgewinn seit fast 90 Jahren. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen warnt vor Internet-Betrügern und angeblichen Wundermitteln gegen das Coronavirus. Das Internationale Olympische Komitee und die japanischen Gastgeber einigen sich darauf, die Olympischen Sommerspiele in Tokio ins Jahr 2021 zu verschieben; der Beginn der Spiele wird später auf den 23. Juli 2021 festgelegt. Die vom Südtiroler Gesundheitswesen dringend benötigte Großlieferung an medizinischer Ausstattung trifft in Bozen ein. 25. März Das Börsenbarometer an der Wall Street in New York klettert um mehr als elf Prozent auf rund 20.705 Punkte. Damit werden die heftigen Verluste einer ganzen Handelswoche an nur einem Tag ausgeglichen. Die US-Regierung einigt sich mit den Senatoren auf ein Hilfspaket zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pan-

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demie. UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert ein internationales Konjunkturpaket „wie zu Kriegszeiten“. Der brasilianische Präsident Bolsonaro verharmlost das Coronavirus und kritisiert die Ausgangsbeschränkungen. In einer Fernsehansprache beschuldigt er die Medien, ein Gefühl der Angst zu verbreiten. Die WHO warnt eindringlich davor, die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu früh wieder aufzuheben. Spanien meldet mehr Tote als China. Der britische Thronfolger Prinz Charles wird positiv auf das Coronavirus getestet. Das aus China eingetroffene Schutzmaterial wird von Oberalp-Geschäftsführer Christoph Engl den Führungskräften des Sanitätsbetriebs übergeben. 26. März Die G20-Staaten wollen insgesamt fünf Billionen Dollar investieren, um die Weltwirtschaft zu stützen. Die Staatschefs der 27 EU-Staaten einigen sich darauf, innerhalb der kommenden zwei Wochen gemeinsame finanzpolitische Maßnahmen ausarbeiten; Italien hat zuvor eine bereits vorab ausgehandelte Gipfelerklärung abgelehnt und bessere finanzielle Instrumente gefordert. Zudem stimmt das EU-Parlament mehreren Notfallmaßnahmen zur finanziellen Unterstützung der von dem Coronavirus stark getroffenen EU-Staaten zu. In Europa sind laut dem Anbieter von Luftfahrt-Daten OAG in dieser Woche im Jahresvergleich 60 Pro-

zent weniger Flugzeuge unterwegs gewesen; das sind 92.000 Flüge weniger als in der gleichen Woche im Jahr zuvor. In Italien wird ein über Hundertjähriger nach einer überstandenen Corona-Infektion aus dem Krankenhaus in Rimini entlassen. Nach intensiven Vorbereitungen stehen im neuen Trakt des Landeskrankenhauses Bozen zusätzliche Intensivbetten bereit. Zahlungsfristen bei Gemeindegebühren werden ausgesetzt. 27. März Papst Franziskus spricht den Segen „Urbi et Orbi“ auf dem menschenleeren Petersplatz in Rom. Die USA haben nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land. Dort gibt es inzwischen mehr als 82.000 bestätigte Fälle, in China sind es rund 81.800 und in Italien mehr als 80.000. Die europäische Polizeibehörde Europol sieht in der Pandemie eine schnelle Zunahme der Verbrechen. Laut einer Studie des Imperial College in London hätte es weltweit bis zu 40 Millionen Tote durch die Coronavirus-Pandemie geben können, wenn es keine Gegenmaßnahmen gegeben hätte. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson und Gesundheitsminister Matt Hancock werden positiv auf das Coronavirus getestet. Italien meldet an einem Tag fast 1.000 Tote im Zuge der Corona-Pandemie und damit so viele wie an keinem Tag zuvor. 28. März China beendet die Isolation der

Millionenmetropole Wuhan. Spanien schließt nicht lebenswichtige Unternehmen. Die Weltgesundheitsorganisation bietet in 13 verschiedenen Sprachen einen Online-Kurs mit Fakten und Verhaltensregeln rund um das Coronavirus an. Weltweit haben sich mehr als 600.000 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Den Tiroler Behörden droht wegen der Corona-Krise eine Sammel-Klage: Rund 400 Skiurlauber, die in Ischgl und im Paznauntal Urlaub gemacht haben, wollen sich dem österreichischen Verbraucherschutzverein anschließen. Italien verschärft die Einreisebestimmungen: Jeder, der einreist, muss u. a. den Grund seiner Reise, seinen Aufenthaltsort in Italien und seine Telefonnummer angeben; auch Menschen ohne Symptome müssen sich bei den örtlichen Gesundheitsbehörden melden und in eine 14-tägige Selbstisolation begeben. Ministerpräsident Giuseppe Conte kündigt an, für Familien in finanziellen Nöten 4,3 Milliarden Euro bereitszustellen; die Bürgermeister der Gemeinden sollen das Geld in Einkaufsgutscheine und Lebensmittelpakete investieren. 29. März Nach der Lockerung der Reisebeschränkungen in der chinesischen Provinz Hubei kommt es dort zu heftigen Tumulten. Nachdem Sicherheitskräfte einer benachbarten Provinz eine Brücke blockiert haben, um Menschen aus Hubei am Grenzübertritt zu hindern, kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Chinesische Staatsmedien


rufen die Bevölkerung dazu auf, Menschen aus Hubei nicht zu diskriminieren. 30. März Das Krankenhausschiff der US-Marine „USNS Comfort“ erreicht den Hafen von New York; das schwimmende Krankenhaus mit 1.000 Krankenbetten und zwölf Operationssälen soll die New Yorker Kliniken entlasten. Der US-Autokonzern Ford kündigt an, zusammen mit General Electric in den kommenden 100 Tagen 50.000 Beatmungsgeräte zu fertigen. China schickt Frankreich zehn Millionen Atemschutzmasken. Die WHO sieht im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen Mundschutztragen. Russland schließt seine Grenzen: An allen Grenzübergängen wird der Verkehr vorübergehend beschränkt, ausgenommen russische Diplomaten und LKW-Fahrer. In Italien verlangsamt sich die Zunahme der Neuinfektionen. Die Ausgangssperre wird bis zum 12. April verlängert. Mehr als 16.000 Ärzte und Pflegekräfte aus Mittel- und Süditalien melden sich freiwillig, um ihre Kollegen im Norden des Landes zu unterstützen. Die Bauarbeiten bleiben in Südtirol eingeschränkt. Einige Arbeiten sind möglich, aber nur mit Schutzausrüstung und bis zu fünf Arbeitern je Baustelle. Die ersten Personen, die in der Quarantänestation in Gossensaß untergebracht worden sind, verlassen die Einrichtung. 31. März Für UN-Generalsekretär António Guterres geht der Kampf gegen das Coronavirus international zu langsam, u. a. gebe es keine koordinierten Handlungen aller Länder unter Führung der WHO. Das autoritär geführte Turkmenistan in Zentralasien will das Coronavirus aus dem täglichen Sprachgebrauch verdrängen, notfalls auch mit Staatsgewalt. Die Werksschließung bei VW wird bis zum 19. April verlängert. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) verlängert die Bundesliga-Pause bis zum 30. April. Das italienische Innenministerium

präzisiert in einem Rundschreiben an die Präfekten und Regierungskommissäre Details hinsichtlich der Aufenthalte im Freien. Zur Abfederung der Corona-Folgen legt die Südtiroler Landesregierung ein Wirtschafts-, Familien- und Sozialpaket auf; es umfasst Maßnahmen von über zwei Milliarden Euro. 1. April Chinesische Wissenschaftler identifizieren nach eigenen Angaben mehrere Antikörper, die für ein Medikament zur Behandlung von Covid-19 infrage kommen könnten. Saudi-Arabien rät Muslimen weltweit von einer Pilgerfahrt nach Mekka ab. Das für Ende Juni geplante Tennis-Turnier von Wimbledon wird abgesagt. Die EU erwägt 100 Milliarden Euro für ein neues Kurzarbeiter-Modell. In Deutschland werden die bereits geltenden Kontaktsperren bis nach Ostern verlängert. Italiens Regierung verlängert die strengen Ausgangsbeschränkungen bis zum 13. April. Schweden schließt die größten Skigebiete. 2. April Russland schickt Hilfslieferungen in Form von medizinischen Masken und medizinischer Ausrüstung in die USA. Präsident Wladimir Putin erklärt den April zum offiziellen Urlaubsmonat. Griechenland riegelt ein Flüchtlingslager nahe Athen ab, weil dort Menschen mit dem Coronavirus infiziert sind. Der frühere Fußball-Nationalspieler Jerome Boateng bekommt von seinem Verein Bayern München eine Geldstrafe wegen Verstoßes gegen die Restriktionen in der Corona-Krise aufgebrummt. Die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronvirus laufen bis zum 13. April weiter. Mit einer Dringlichkeitsmaßnahme nimmt LH Arno Kompatscher Anpassungen für Südtirol vor. 3. April Die UN-Vollversammlung verabschiedet eine Resolution zur Be-

kämpfung der Corona-Pandemie und ruft darin zu internationaler Solidarität und Zusammenarbeit auf; die Resolution ist für die 193 Mitgliedsstaaten nicht rechtlich bindend. Die US-Regierung will die Behandlungskosten für unversicherte Amerikaner übernehmen, die wegen einer Erkrankung mit dem Coronavirus zum Arzt müssen. Google veröffentlicht anonymisierte Standortdaten seiner User; Regierungen aus 131 Ländern können so überprüfen, ob die Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wirken. Bundeskanzlerin Angela Merkel beendet nach zwei Wochen ihre häusliche Quarantäne; in ihrem Umfeld ist ein Arzt positiv getestet worden. Der Deutsche Fußballbund beschließt eine mögliche Saisonverlängerung: Je nach Entwicklung der Corona-Krise geht die Saison auch nach dem 30. Juni noch weiter. 4. April Unter dem Namen „Psychohilfe Covid19“ bietet in Südtirol ein Netzwerk von Fachleuten auf Initiative des Südtiroler Sanitätsbetriebes Hilfe für alle, die in diesen Wochen starken Belastungen ausgesetzt sind. 5. April Der weißrussische Herrscher Aljaksandr Lukaschenko ignoriert die Corona-Krise und lässt Fabriken, Geschäfte und Restaurants geöffnet; auch Fußballspiele werden weiterhin vor Publikum ausgetragen. In Spanien bringt die dreiwöchige Ausgangssperre Erfolge bei der Corona-Eindämmung: Madrid meldet den dritten Tag in Folge gesunkene Todeszahlen. 6. April In einem New Yorker Zoo wird ein Tiger positiv auf das Corona-Virus getestet. Die Hilfsprogramme der EU-Staaten reichen der US-Ratingagentur Moody‘s zufolge nicht aus, um den wirtschaftlichen Schaden, der durch die Epidemie entstanden ist, auszugleichen. Großbritanniens Premier Boris

Johnson wird aufgrund seiner Covid-19-Erkrankung auf die Intensivstation verlegt. In Frankreich werden an einem Tag 833 Coronatote gezählt, so viele wie nie zuvor. Bei einer Sichtkontrolle stuft das österreichische Rote Kreuz die von Südtirol aus China importierten und auch nach Österreich gebrachten Schutzmasken als unbrauchbar ein. Unter Einhaltung aller Schutzbestimmungen nimmt der Straßendienst in Südtirol seine Arbeiten sukzessive wieder auf. 7. April Laut WHO fehlen weltweit sechs Millionen Pflegekräfte. Die UN verlangen von ihren Mitgliedsstaaten, ihr Pflegepersonal aufzustocken. Die Bewohner von Wuhan dürfen wieder ihre Stadt verlassen, die seit 23. Jänner von der Außenwelt abgeriegelt ist. US-Präsident Donald Trump wirft der WHO im Umgang mit dem Coronavirus Versagen vor; er droht, Zahlungen an die WHO auszusetzen. Der neuseeländische Gesundheitsminister David Clark verstößt gegen die strengen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen; er fährt mit seiner Familie an den Strand und wird in der Folge innerhalb des Kabinetts degradiert. Paris verbietet tagsüber Sport im Freien. Lufthansa stellt den Betrieb von Germanwings ein. Italiens Regierung beschließt ihr bisher größtes Hilfspaket über 400 Milliarden Euro; es soll garantieren, dass die Betriebe im Land überleben können und investitionsfähig bleiben. Um die Auswirkungen der Corona-Krise abzufedern und den Neustart zu ermöglichen, beschließt die Landesregierung Gesetzesänderungen und verschiedene Maßnahmen. Mundschutz im Kontakt mit anderen ist Pflicht für alle Menschen in Südtirol. 8. April In den USA sterben binnen 24 Stunden fast 2.000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus – weltweiter Rekord, Erker 05/20

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der tags darauf erneut erreicht wird. Die EU-Kommission spricht sich dafür aus, das Einreisestopp in die EU bis zum 15. Mai zu verlängern. Die Landesabteilung Örtliche Körperschaften verteilt die staatlichen Corona-Hilfsgelder zur Lebensmittelversorgung von 2,8 Millionen Euro unter den 116 Gemeinden. Ein Abkommen mit den Banken soll den Weg durch und aus der Corona-Krise ebnen. Familien und Unternehmen können kurzfristig und unbürokratisch begünstigte Darlehen erhalten.

9. April Die Corona-Einschränkungen sollen nach einem Plan der EU-Kommission stufenweise und über einen Zeitraum von mehreren Monaten gelockert werden. Die EU-Finanzminister einigen sich auf ein 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket. Die spanische Regierung zeigt sich optimistisch, den Virusausbruch bald in den Griff zu bekommen. Finnland verlängert die Beschränkungen bis zum 13. Mai. In Deutschland haben nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit rund 650.000 Betriebe Kurzarbeit angekündigt. Die Agentur für Bevölkerungsschutz richtet in Bozen Schlafplätze für Obdachlose ein. 10. April Papst Franziskus betet in Rom den traditionellen Kreuzweg auf dem fast menschenleeren Petersplatz statt; die Festlichkeiten rund um Ostern werden im Internet und im Fernsehen übertragen. Der Weltfußballverband FIFA warnt davor, abgesagte Spiele zu früh wiederaufzunehmen. Die türkische Regierung verhängt in 31 Städten ein Ausgangsverbot für das Oster-Wochenende. Spanien vermeldet die niedrigste Totenzahl seit dem 24. März. Großbritannien meldet 980 Todesfälle an einem Tag. Die italienische Regierung verlängert die Ausgangssperre um wei-

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tere drei Wochen bis zum 3. Mai; ausgenommen sind Buchläden und Geschäfte für Kinderbekleidung. 11. April US-Präsident Donald Trump weist seine Regierung an, Italien Hilfe im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie zu leisten. In den USA sterben nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität erstmals mehr als 2.000 Menschen innerhalb von 24 Stunden an den Folgen einer Corona-Infektion. Eine chinesische Studie zeigt, dass das Coronavirus neurologische Symptome verursachen kann. Die WHO warnt davor, die Kontaktbeschränkungen gegen die Corona-Pandemie zu schnell aufzuheben. Der Papst feiert die Ostermesse ohne Pilger. In Italien steigt die Zahl der Todesfälle wieder an. 12. April Im Kampf gegen die Corona-Pandemie verlängern mehrere Länder ihre Ausgangsbeschränkungen, u. a. Argentinien, Venezuela, Saudi-Arabien und Spanien. Großbritannien verspricht der Weltgesundheitsorganisation WHO und Hilfsorganisationen 200 Millionen Pfund (etwa 230 Millionen Euro), um die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie in ärmeren Ländern einzudämmen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rät von der Buchung eines Sommerurlaubs ab. Italien verzeichnet die niedrigste Totenzahl binnen 24 Stunden seit mehr als drei Wochen. 13. April Nach Angaben der WHO ist das Coronavirus zehnmal tödlicher als die Schweinegrippe (H1N1), die 2009 zu einer Pandemie geführt hat. US-Präsident Donald Trump weist Vorwürfe zurück, frühe Warnungen vor dem Coronavirus ignoriert zu haben. In Spanien nehmen viele Industriebereiche die Arbeit wieder auf. Frankreich verlängert die Ausgangssperre bis zum 11. Mai.

In Italien steigt die Zahl der Coronavirus-Toten auf mehr als 20.000 an. LH Arno Kompatscher unterzeichnet in Umsetzung eines Dekrets von Ministerpräsident Giuseppe Conte eine weitere Dringlichkeitsmaßnahme im Zuge der Corona-Situation. 14. April Der Internationale Währungsfonds (IWF) erlässt 25 der weltweit ärmsten Länder wegen der Coronavirus-Krise einen Teil ihrer Schulden. Das katholische Hilfswerk „Misereor“ befürchtet ein Massensterben, sollte das Corona-Virus die Kriegsgebiete in Syrien und die überfüllten Flüchtlingslager im Libanon erreichen. Die EU-Kommission fordert eine enge Abstimmung bei der Lockerung der Beschränkungen. Die Türkei lässt wegen der Corona-Pandemie rund 90.000 Häftlinge vorübergehend frei. Österreich lockert die Ausgangsbeschränkungen schrittweise; alle kleinen Läden mit weniger als 400 m2 Verkaufsfläche sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen wieder öffnen – das sind rund 80 Prozent aller Einzelhändler. Italien verzichtet auf einen Teil des vereinbarten Hilfspakets der EU, d. h. auf 39 Milliarden Euro aus dem Rettungsfonds ESM; aus dem Hilfspaket sollen lediglich die Unterstützung beim Kurzarbeitergeld und die Darlehen der Europäischen Investitionsbank genutzt werden; die angebotenen Mittel aus dem Euro-Rettungsfonds ESM möchte Rom nicht anrühren. 15. April In den USA sterben innerhalb von 24 Stunden so viele Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion wie noch nie zuvor; nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität sind es mehr als 2.200 Todesfälle. US-Präsident Donald Trump setzt die Beitragszahlungen der USA an die WHO aus, wofür er von den UN kritisiert wird. Mehr als eine Million Menschen in Europa haben sich mittlerweile mit dem Coronavirus angesteckt – das ist mehr als die Hälfte aller Fälle

weltweit. In Dänemark werden Kinderkrippen, Kindergärten sowie die unteren Jahrgangsstufen von Schulen wieder geöffnet. Südtiroler Familien und Bürger in der aktuellen Krisenzeit schnell und unbürokratisch finanziell unterstützen sollen die Maßnahmen „Soforthilfe“ und „Sondermietbeitrag“. Rotationsfondsstundungen, Verfahrensvereinfachungen und Fristenverlängerungen beinhalten die „vorübergehenden Maßnahmen für Unternehmen“. Kleinbetriebe aus allen Sektoren erhalten Zuschüsse. 16. April Asiens Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr laut einem Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) zum ersten Mal seit 60 Jahren infolge der Corona-Epidemie ein Nullwachstum erleiden; mit einem neuen Topf für kurzfristige Finanzhilfen sollen Länder in Zahlungsschwierigkeiten unterstützt werden. Facebook will gegen Corona-Fake-News vorgehen. China meldet einen leichten Anstieg bei lokalen Corona-Infektionsraten. Mindestens 23 indigene Völker in zwölf der 27 brasilianischen Gliedstaaten haben die Zugänge zu ihren Dörfern blockiert, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu verhindern. Amnesty International warnt davor, dass im Zuge der Corona-Krise Menschenrechte in Europa zunehmend eingeschränkt werden. Großbritannien verlängert die Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie um drei Wochen. In Deutschland hat die Zahl der Infektionsfälle nach Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) die Schwelle von 130.000 überstiegen. Die Situation in Italien entspannt sich langsam: Die Zahl der Intensiv-Patienten sinkt deutlich, die Zahl der Infizierten steigt im Vergleich zum Vortag nur um 1,6 Prozent – der niedrigste Wert seit einem Monat.


17. April Die chinesische Stadt Wuhan korrigiert die Zahl der Corona-Toten überraschend um rund 50 Prozent nach oben. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Toten in Wuhan um 1.290 auf 3.896 Tote. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann nicht mit Sicherheit sagen, ob das Vorhandensein von Antikörpern gegen das Coronavirus einen vollständigen Schutz gegen eine zweite Erkrankung verleiht. Die Weltbank will in den kommenden 15 Monaten armen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika 160 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Infolge des dramatischen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den USA haben einer Studie zufolge innerhalb eines Monats Millionen Menschen ihre Krankenversicherung verloren. Das EU-Parlament hat drei Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt für den Kampf gegen die Coronavirus-Krise freigegeben; damit sollen auf EU-Ebene medizinische Hilfsgüter gekauft und der grenzübergreifende Transport von Patienten bezahlt werden. Ein Konvoi aus mehr als 100 Wohnmobilen fährt mit einer Sondergenehmigung durch Italien; es handelt sich um Griechenland-Touristen, die dort festsitzen. Werdende Väter dürfen in Südtirol wieder in den Kreißsaal, mit Ausnahme von Bruneck. 19. April Österreichs Tourismusministerin Elisabeth Köstinger deutet in der Corona-Krise bei der Frage nach Reisemöglichkeiten im Sommer Gesprächsbereitschaft gegenüber Deutschland an. DFB-Präsident Fritz Keller hält an der Notwendigkeit von Geisterspielen fest. Die italienische Küstenwache verlegt 34 Flüchtlinge und Migranten vom spanischen Rettungsschiff „Aita Mari“ auf ein Schiff der Marine, wo sie unter Quarantäne stehen. In der Schutzmaskenaffäre legt das INAIL ein negatives Gutachten vor; der Sanitätsbe-

trieb stoppt die Verteilung und Verwendung der betroffenen Schutzausrüstung. Die Opposition fordert die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. 20. April In Norwegen öffnen Kindertagesstätten wieder ihre Tore, allerdings unter strengen Auflagen. Tschechien will seine Grenzen wegen der Corona-Pandemie ein Jahr lang geschlossen halten. Italiens Regierungschef Guiseppe Conte fordert wegen der Corona-Krise von den Europäern mehr Solidarität. 21. April US-Präsident Donald Trump will jegliche Einwanderung in die Vereinigten Staaten zeitweise aussetzen. Das Münchner Oktoberfest fällt wegen der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr aus. Die WHO und das Robert-Koch-Institut warnen davor, die Corona-Beschränkungen zu früh zu lockern. In Norwegen finden in diesem Jahr keine Abi-Prüfungen statt, weder schriftlich noch mündlich. 22. April Die USA planen ein weiteres Corona-Hilfsprogramm – insgesamt geht es um 480 Milliarden Dollar. Die Einwanderung in die USA soll zunächst für 60 Tage ausgesetzt werden. Auf einem italienischen Kreuzfahrtschiff vor Japan werden 33 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. EU-Ratschef Charles Michel fordert nach der Coronakrise Reformen, um die EU stärker, effizienter und schlagkräftiger zu machen. Das Paul-Ehrlich-Institut genehmigt erstmals in Deutschland eine klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten gegen Corona; den Zuschlag erhält das Mainzer Unternehmen Biontech. 23. April Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt wegen der ersten Lockerungen der Corona-Auflagen in Europa vor einer zweiten Welle der Pandemie. Erker 05/20

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Im Blickpunkt

„Wipptaler halten sich an die Anordnungen“

Die Corona-Krise als soziales Problem Von Max Haller

In Zeiten der Corona-Pandemie musste die Stadtpolizei Sterzing plötzlich ihre Prioritäten verschieben: 80 Prozent der Tätigkeit muss nun für Kontrollen aufgewendet werden, ob sich die Bürger an die Verordnungen halten. Wie Egon Bernabè, Kommandant der Stadtpolizei Sterzing, dem Erker gegenüber erklärt, habe es anfangs einige Verwirrung gegeben, weil sich die Vorgaben innerhalb kürzester Zeit mehrmals änderten. Der Wille, sich an die Vorgaben zu halten, sei zwar vorhanden gewesen, es habe allerdings an Klarheit gefehlt. Am Beginn der Krise durfte man noch spazieren gehen, dann nicht mehr, man durfte noch einkaufen gehen, dann nur mehr in der eigenen Gemeinde. Viele Eltern glaubten, dass Spaziergänge mit den Kindern unternommen werden könnten, wenn nur die Abstandsregeln eingehalten würden, diese Regelung wurde dann verschärft. Auch die Eigenerklärungen, die innerhalb kurzer Zeit mehrmals verändert wurden, stifteten Verwirrung. „Die Vordrucke haben sich so schnell geändert, dass die Bürger kaum eine Chance hatten, sich die aktuelle Version zu besorgen, und nicht jeder hat einen Drucker zuhause oder verfügt über Internet. Deshalb war es uns wichtig, immer die aktuelle Version der Eigenerklärung bei einer Kontrolle dabei zu haben und gegebenenfalls auszuteilen“, so Bernabè. Insgesamt stellt der Sterzinger Kommandant der Stadtpolizei jedoch fest, dass sich die Bürger an die Anordnungen halten. „Ich muss die Sterzinger, aber auch die Wipptaler insgesamt sehr loben“, so Bernabè. at

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Die Daten über die Explosion der Arbeitslosigkeit weltweit zeigen nun eklatant: Die Corona-Krise trifft vor allem Menschen in weniger privilegierten und in benachteiligten sozialen Lagen. Dies gilt für eine Reihe von Fakten, auch in Bezug auf die Arbeitslosigkeit: Sie ist eine der wichtigsten Ursachen für Armut von Einzelnen und Familien. Arbeitslosigkeit trifft auch nicht alle Erwerbstätigen gleicherweise, sondern gerade Beschäftigte in weniger gut bezahlten Branchen. Von den nun über eine halbe Million Arbeitslosen in Österreich ist der Großteil in Beherbergung und Gastronomie, Bauwesen, Handel (mit Ausnahme weniger Sparten), Lagerung und Transport betroffen. Ähnliches gilt für Kurzarbeiter. Die Schließung von Geschäften, Gasthäusern und Hotels – auch in Südtirol ein massives Problem – betrifft die Kleinen darunter am härtesten, sie müssen von laufenden Einnahmen leben und ihre Einkommen sind vielfach nicht sehr hoch. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit auf die eigenen vier Wände wird jene weniger treffen, die große Wohnungen oder Einfamilienhäuser mit Balkon, Terrasse oder sogar Garten haben. Die Verlagerung der schulischen Bildung nach Zuhause und damit bei Kindern zu einem Großteil auf die Eltern wird leichter in geräumigen Wohnverhältnissen zu bewältigen sein und in Haushalten, die gut mit Computern ausgestattet und digital vernetzt sind. Hier werden auch Kinder mit Migrationshintergrund (in Österreich knapp ein Viertel, in Südtirol

zwölf Prozent der Schulkinder) zurückfallen. Erhöhte Risiken bestehen auch bei alten Menschen, die durch das Virus besonders gefährdet sind. Aber auch hier trifft es besonders sozial schwächere Gruppen. So sind vor allem alte Menschen in Alters- und Pflegeheimen besonders stark vom Virus betroffen; in solchen Heimen wohnen relativ weniger Männer und Frauen mit wohlhabendem Hintergrund (sie können sich private Rund-um-die-Uhr-Pflege leisten). Im Pflegebereich treten auch globale Ungleichheiten zu Tage. Während Österreich es sich leisten kann, ausländische Pflegekräfte durch attraktive Bonuszahlungen im Land zu halten bzw. sogar einzufliegen, wird übersehen, dass diese Pflegepersonen auch in ihren Herkunftsländern bei der Bewältigung der Coronakrise dringend gebraucht würden. Lässt man den Blick noch weiter in die Ferne nach Afrika, Lateinamerika oder Indien schweifen, so muss man erkennen, dass in diesen Ländern bereits ohne Coronavirus ein Großteil der Bevölkerung mit lebensbedrohlichen Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und HIV ohne ausreichende medizinische Versorgung zu kämpfen hat. Die Politik hat massive Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmen und Selbständigen getroffen. Dies ist sicherlich berechtigt. Genauso wichtig ist es aber, auch die sozialen Folgen der Krise zu erkennen und Maßnahmen zu setzen, um sie abzuschwächen. Auch in dieser Hinsicht gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Die Arbeitslosenunterstützung müss-

te großzügiger gewährt werden; die Schulen könnten sich überlegen, wie sie jenen Kindern, die nicht oder nur begrenzt am Fernunterricht teilnehmen konnten, besondere Unterstützung anbieten könnten; wirklich fraglich ist auch, ob die rigiden Ausgehempfehlungen bzw. -verbote notwendig sind; Kleinbetrieben in bestimmten Branchen sollte wieder die Öffnung erlaubt werden (was in Österreich seit 14. April ja wieder möglich ist). All diese Fakten illustrieren, dass das Coronavirus in seinen Folgen ungleiche Auswirkungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen hat. Wer bereits vor der Pandemie in einer prekären und benachteiligten Situation war, wird dies auch bleiben bzw. ohne abfedernde Maßnahmen sogar noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Daran wird auch das Prädikat „Heldinnen des Alltags“ wenig ändern. Eine symbolische Anerkennung bislang wenig beachteter und schlecht entlohnter Berufsgruppen kann die Ungerechtigkeit ungleicher Verteilung von Ressourcen und Lebenschancen nicht ausgleichen. Auch an die notwendigen Maßnahmen nach dem Ende der Krise sollte man denken. So hat der Wiener Ökonom Peter Rosner vorgeschlagen, dass alle Bezieher von Einkommen und Pensionen, die über dem Durchschnitt liegen, einen Beitrag zur Begleichung der im Zuge der Corona-Maßnahmen gemachten Staatsschulden leisten sollten. E


Notoperationen möglich

Zahlen richtig lesen Ständig werden wir mit Werten und Prozentzahlen zu Corona bombardiert. Das klingt objektiv, genau und aktuell – der Stand der Pandemie. Aber kein einzelner Wert genügt dafür, jeder hat seine Schwächen. Das muss man verstehen, um sich ein Bild machen zu können. Dr. Josef Frötscher erklärt, was Zahlen aussagen – und was nicht. „Bestätigte Fälle“: Was die Zahl aussagt: Bei so vielen Menschen fiel ein Test auf das Virus Sars-CoV-2 positiv aus. Sie sind infiziert. Und was nicht: Wie viele Menschen sich insgesamt mit Sars-CoV-2 angesteckt haben. Getestet werden nur ausgewählte Personen, vor allem solche mit Kontakten zu Erkrankten und mit Symptomen sowie Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, wie Ärzte und Pfleger. Das verzerrt die Statistik. „Dunkelziffer“: Was die Zahl aussagt: Es sind oder waren tatsächlich mehr Menschen mit dem Virus infiziert, ohne getestet worden zu sein. Und was nicht: Um wie viel die Zahl der Infizierten höher liegt als die der bestätigten Fälle. Die Dunkelziffer ist

eher ein in Zahlen gegossenes Gefühl von Experten. Die Schätzungen schwanken zwischen den Faktoren 5 und 20. Um die Ziffer zu bestimmen, müsste man eine repräsentative Stichprobe aus der Bevölkerung testen (siehe Österreich ca. 0,3 %). „Corona-Tote“: Was die Zahl aussagt: Wie viele Menschen, bei denen eine Infektion nachgewiesen wurde (siehe bestätigte Fälle), gestorben sind. Und was nicht: Ob diese Menschen tatsächlich an Covid-19 gestorben sind oder an einem anderen Leiden, aber mit dem Virus im Körper. Hierzulande zählen alle positiv Getesteten, die gestorben sind, als Covid-19-Opfer, auch wenn das Virus nicht die Todesursache war. Das verzerrt die Statistik, denn gerade alte Menschen leiden oft an mehreren Krankheiten. „Sterblichkeit“: Was die Zahl aussagt: Der Wert soll helfen, die Gefährlichkeit des Virus einzuschätzen. Er ergibt sich, indem man die Zahl der mit Covid-19 Gestorbenen durch die Zahl der bestätigten Fälle teilt. Und was nicht: Beide Ausgangswerte sind verzerrt. Die Zahl der Corona-Toten ist unzuverlässig und die

bestätigten Fälle enthalten nicht alle Infizierten. Deshalb lässt die Sterblichkeitsrate das Virus gefährlicher erscheinen, als es tatsächlich ist. „Genesene“: Was die Zahl aussagt: So viele Menschen sind nach einem positiven Test auf Sars-CoV-2 und eine Covid-19-Erkrankung als genesen gemeldet worden. Und was nicht: Weil die Gesundung anders als die bestätigten Fälle nicht gemeldet werden muss, taugt diese Zahl nicht viel. Vor allem Vergleiche sind kaum aussagekräftig, weil nur manche Behörden die Zahl der Gesundeten angeben. Klar ist nur, dass der tatsächliche Wert höher liegen muss. „Verdoppelungszeit“: Was die Zahl aussagt: Sie ist ein wichtiges Maß für Wachstumsprozesse und gibt an, vor wie vielen Tagen die Zahl der bestätigten Fälle halb so hoch war wie aktuell. Je höher der Wert, desto langsamer war die Ausbreitung. Und was nicht: Wie sich das Virus künftig verbreiten wird. Wann es doppelt so viele Fälle geben wird, sagt der Wert nämlich nicht. Er beschreibt die vergangene Entwicklung, für eine Hochrechnung taugt er nichts.

Ende März waren vier Beatmungsgeräte der Anästhesie des Krankenhauses Sterzing ins Krankenhaus nach Bozen geliefert worden. Im neuen postoperativen Aufwach-Intensiv-Trakt mangelte es vorübergehend an Beatmungsgeräten, um Covid-19-Patienten eine überlebenswichtige Beatmungstherapie anbieten zu können. Das Krankenhaus Sterzing stellte deshalb übergangsweise die Operationstätigkeit ein. Notfallpatienten wurden weiterhin versorgt und – falls notwendig – ins Krankenhaus nach Brixen oder Bozen verlegt. Anfang April sind die bestellten Langzeit-Beatmungsgeräte eingetroffen, die Beatmungsgeräte der Krankenhäuser von Sterzing, Innichen und Bruneck wurden in Bozen nicht mehr benötigt. Seitdem werden im Krankenhaus Sterzing wieder wie gewohnt Operationen vorgenommen.

Fugger-

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Begleitung in schwierigen Zeiten

Das Netzwerk der helfenden Berufe und freiwilligen Helfer im Land wird immer größer. Die Krisensituation stellt früher oder später alle vor eine große Herausforderung. Je länger diese Situation sich fortsetzt, desto mehr werden die Auswirkungen spürbar und sichtbar. Deshalb möchten die Counsellor in Südtirol einen freiwilligen Beitrag leisten. Sie bieten zusätzlich zu den bestehenden Anlaufstellen kostenlose Beratungssgespräche für die allgemeine Bevölkerung an, entweder telefonisch oder über Videochat. Besonders in der aktuellen Situation brauchen Menschen ein Gegenüber, das für sie da ist und ein offenes Ohr hat. Counsellor nehmen mit wertschätzender Haltung die Anliegen, Fragen und Sorgen ernst, die Menschen in dieser Zeit haben. Sie hören aufmerksam zu, ermutigen und suchen mit den Betroffenen nach neuen Möglichkeiten, Ideen und Entlastungsstrategien, um die momentane Situation erträglicher zu machen, nach dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe. Schweigepflicht und Respekt sind wichtige Prinzipien. Counsellor sind professionell ausgebildete Berater, die einer jungen, noch relativ unbekannten Berufsgruppe angehören. Sie bieten Unterstützung und Begleitung in verschiedenen Lebenslagen an. Interessierte finden die zur Verfügung stehenden Counsellor auf der Internetseite der Counsellorschule APL unter „Aktuelles aus der ApL“.

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„Der psychologische Aspekt wird unterschätzt“ Unter dem Namen „Psychohilfe Covid19“ bietet ein Netzwerk von Fachleuten auf Initiative des Südtiroler Sanitätsbetriebes Hilfe für alle, die in diesen Wochen starken Belastungen ausgesetzt sind. Der Erker hat bei Psychologe Dr. Roland Keim nachgefragt. Erker: Herr Keim, nehmen die Betroffenen das Angebot der Psychohilfe Covid 19 in Anspruch? Dr. Roland Keim: Ja, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie ich es aufgrund rezenter Studien und den Empfehlungen der WHO erwartet hätte. Wir haben unseren Dienst rechtzeitig vorbereitet und die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen auf Covid 19 konzentriert. Wir hatten in der ersten Zeit innerhalb des Gesundheitsbetriebes viel zu tun: Bereitstellung von Empfehlungen und Materialien für die besonders belasteten Angestellten und Schulungen im Umgang mit Stress. Das machen wir niederschwellig und gewollt ohne große Sichtbarkeit nach außen. Nach einer anfänglichen Art Schockstarre gehen jetzt aber mehr und mehr telefonische Anfragen auch von Seiten der Bevölkerung ein, die Situation ist sehr dynamisch. Wir haben die telefonische Erreichbarkeit rasch deutlich ausgedehnt und sind im Grunde zwischen Ambulanzdienst und Notfallpsychologie rund um die Uhr erreichbar. Noch sind wir gut aufgestellt, aber die Zukunft bereitet mir große Sorgen, weil wir schon vor Corona das Arbeitspensum mit ungefähr 2.200 jährlich zu betreuenden Patienten kaum schaffen konnten. Niemand weiß heute genau, was in psychischer Hinsicht da noch längerfristig auf uns zukommen wird. Wir werden

„Ein bisschen Selbsteinsicht ist hilfreich.“

wachsam bleiben müssen. Werden Sie auch von Wipptalern kontaktiert? Woher die Anrufe kommen, werten wir grundsätzlich nicht aus. Manche wollen auch anonym bleiben, was in dieser Situation auch respektiert wird. Bei den anderen fällt uns jedenfalls keine Häufung aus einzelnen Bezirksgemeinschaften oder Gemeinden im Einzugsgebiet des Gesundheitsbezirks Brixen auf. Mit welchen Fragen bzw. Problemen wenden sich Menschen an das Hilfsangebot? Neben den Fragen, für die wir immer schon kontaktiert wurden, melden sich jetzt vermehrt Menschen mit Einsamkeitsgefühlen, mit Fragen zur Trauerbewältigung und zum Umgang mit schwierigen Kindern oder mit Sorgen um ihre Entwicklung, weil die klassischen Therapieangebote und Förderungen gegenwärtig wegfallen. Zuletzt merken wir auch, dass den Menschen mehr und mehr die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt und die Nervosität allgemein zunimmt.

Alleinerziehende haben es jetzt oft besonders schwer, weil Oma, Opa oder andere Unterstützungen von außen wegfallen. Kinder quengeln und streiten, ohne dass man sich zumindest eine kurze Auszeit für sich gönnen kann. Das geht auf Dauer ans Eingemachte, die Nerven liegen blank. Und wenn dann auch noch finanzielle Existenzängste dazukommen, überfordert das emotional so manchen. Gleichzeitig fällt mir aber auf, dass die vermeintlich so labilen Menschen diese Krise zumindest aktuell besser bewältigen, als viele von uns annehmen würden. Das ist aber nur ein momentaner Eindruck, wir werden hoffentlich bald genauere Daten dazu sehen. Wie können Sie in der momentanen Situation helfen? Auch auf Distanz sind wir für die Bürger da. Wir nutzen die Möglichkeiten der Telekommunikation und arbeiten je nach Wunsch und technischer Ausstattung der Menschen mit einfachem Telefonkontakt bis zur Videotelefonie. Manche Therapietechniken können auch über diesem Wege angeboten werden, hierfür gibt es genügend wissenschaftliche Evidenz. Manche Län-

Kontakt Am Netzwerk beteiligt sind alle öffentlichen Dienste der psychischen Gesundheit, Südtirols Psychologenkammer, private soziale Organisationen wie Familienberatung, Caritas, EOS, telefono amico, Young and direct, Forum Prävention, italienisches Rotes Kreuz und Initiativen wie die europäische Allianz gegen Depression. Alle Kontaktadressen finden Sie unter www.dubistnichtallein.it.


Bedeutung medizinischer Tests in der Corona-Pandemie

der haben etwa Telepsychotherapie schon vor der aktuellen Pandemie in die Gesundheitsversorgung integriert. Wir haben diesen Sprung jetzt gezwungenermaßen gewagt und ich muss sagen, es funktioniert besser als erwartet. Natürlich geht viel verloren und genauso wenig ersetzt Telepsychologie in vielen Bereichen den direkten Kontakt. Trotzdem kann vielen damit zeitnahe geholfen werden. Unabhängig von den einzelnen Techniken hat die Therapieforschung gezeigt, dass ein Vertrauensaufbau und das Gespräch über die persönlichen Anliegen zu den allgemeinen Wirkfaktoren gehören. Und zumindest das gelingt in der Regel auch telematisch. Die Auswirkungen der Krise sind auch aus psychologischer Sicht nicht zu unterschätzen. Welche Folgen kann der derzeitige Mangel an sozialen Kontakten haben? Ich bin Ihnen für diese Frage sehr dankbar. Dieser Aspekt wurde in der Gesundheitspolitik der meisten Länder immer schon unterschätzt. Wir investieren in Bewegung, fördern gesunde Ernährung und starten Kampagnen gegen das Rauchen oder schädlichen Gebrauch von Alkohol. Dabei konnte schon mehrfach die schädliche Auswirkung von Stress und empfundener Einsamkeit auf unsere Gesundheit aufgezeigt werden. Empfundene Einsamkeit beeinträchtigt unser Denken, unsere Essgewohnheiten und macht längerfristig so richtig krank. Im aktuellen Kontext ist besonders bedeutsam, dass soziale Unterstützung etwa in Form von Umarmungen das Risiko für virale Infekte reduziert. Das wurde beispielsweise vor wenigen Jahren in einem gut geplanten Experiment mit freiwilligen Studienteilnehmern in Pittsburgh recht eindrucksvoll aufgezeigt. Mehr noch: Wir haben mittlerweile auch genauere Hinweise darauf, welche konkreten Mechanismen unseres Immunsystems dafür verantwortlich sind. Wenn man so will, hat uns die

Evolution bereits antivirale „Medikamente“ mitgegeben. Einsamkeit schaltet diese aber stumm. Ähnliches gilt übrigens auch für andere psychische Belastungen. Dadurch, dass wir die Auswirkungen dieser Krise auf die Psyche unterschätzen, unterschätzen wir auch gleichzeitig die längerfristigen Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Können Sie unseren Lesern hilfreiche Tipps geben, wie sie den Alltag besser bewältigen können? Hilfreiche Hinweise gibt es im Internet, z.B. auf der Plattform http:// www.dubistnichtallein.it/de, der Homepage der nationalen Psychologenkammer unter http://www.psy. it/il-pieghevole-del-cnop-per-i-cittadini-sul-coronavirus.htm oder beim Berufsverband österreichischer Psychologen unter https://www.boep. or.at/psychologische-behandlung/ informationen-zum-coronavirus-covid-19, um nur drei zu nennen. Die Empfehlungen reichen von der Beibehaltung einer Alltagsroutine mit strukturiertem Ablauf über das Pflegen von Sozialkontakten über Videotelefonie bis hin zur Einschränkung des Medienkonsums. Besonders letzteres scheint mir wichtig, weil wir ansonsten Gefahr laufen, in eine Abwärtsspirale zu geraten: Je mehr Angst wir haben, umso mehr suchen wir nach Meldungen, die unsere Ängste bestätigen. Wir sind gut darin, unsere Eindrücke, Gefühle und Meinungen beizubehalten, und recht schwach darin, andere Sichtweisen anzunehmen. Wir sind also leider alles andere als objektiv. So ticken wir grundsätzlich, nur machen wir uns damit besonders in solchen Zeiten keinen Gefallen. Ein bisschen Selbsteinsicht ist hilfreich, nicht nur in Krisenzeiten! Und jetzt haben wir mehr denn je Zeit für diese Selbstbeobachtung. Wer weiß, wann wir wieder eine solche Chance dazu bekommen. Interview: Barbara Felizetti Sorg

Medizinische Tests legen offen, was sich im Verborgenen befindet. Man bekommt etwas Körperflüssigkeit oder Gewebe entnommen, dann folgt das Ergebnis: Krebs, kein Krebs, schwanger, nicht schwanger; infiziert, nicht infiziert. Für den Einzelnen dramatisch, in Praxen und Krankenhäusern Alltag. Doch in der Corona-Krise hängt vom Ergebnis solcher Tests nicht nur das Schicksal einzelner Patienten ab, sondern das ganzer Staaten. Wohl dem Land, das frühzeitig und im großen Stil seine Bürger auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet hat (Südkorea, Singapur und die deutschsprachigen Staaten in Europa). Somit TEST, TEST, TEST! Die Isolation für alle endet, wenn genug Menschen immun sind. Doch das lässt sich nur mit massenhaften Bluttests herausfinden. Virennachweis: Am Beginn der Erkrankung wird das Coronavirus selbst nachgewiesen. Dies geschieht mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), die Erbgutbruchstücke des Virus in Rachen-Nasen-Abstrichen aufspüren kann (erste Woche mit ersten Symptomen: Fieber, trockener Husten, Müdigkeit). Natürliche Abwehr: Nach ein paar Tagen produziert der Körper Antikörper, zunächst Immunglobuline der Klasse M, etwas später der Klasse G. Diese Eiweiße docken an Strukturen (Antigene) der Coronaviren an. Die Viren werden zerstört (der Patient ist kaum noch ansteckend, ca. 20 Tage Ausscheiden letzter Viren). Antikörpertests: Die gebildeten Antikörper sind in einem Bluttropfen nachweisbar. Dafür werden künstliche Antigene zugegeben und Enzyme, die eine Farbreaktion auslösen, wenn die richtigen Antikörper andocken. Diese Antikörper sind selbst dann noch nachweisbar, wenn der Körper das Virus schon lange beseitigt hat. PCR verrät die frische Infektion, Antikörper weisen auf eine erfolgreiche Immunantwort hin. Diese komplexe Technik gehört normalerweise in spezialisierte Labore. Leider haben wir trotz der Anstrengungen noch immer zu geringe Testkapazitäten. Die PCR-Tests helfen, frisch Infizierte zu isolieren, über den weiteren Verlauf der Pandemie verraten sie kaum etwas. Je länger die Pandemie andauert, desto drängender wird die Frage, wie weit sich das Virus bereits unbemerkt verbreitet hat. Wie viele Menschen haben Infektionen überstanden, sodass sie immun sind? Denn wer immun ist, wirkt wie eine Schutzmauer für nicht Infizierte, wodurch die Notwendigkeit für Ausgangsbeschränkungen allmählich sinkt. Die zweite Phase einer Pandemie ist deshalb die Stunde des Antikörpertests. Die Personen mit positiven Antikörpern wären im Gesundheitswesen voll einsetzbar, ohne täglich Virustests machen zu müssen. Leider ist noch nicht ausreichend validiert, wie gut die derzeit verfügbaren Antikörper-Nachweise einen Immunschutz belegen und wie lange dieser anhält. Und wenn Forscher wissen, wie Immunsystem und Virus interagieren, können sie Angriffspunkte für die Entwicklung von Immuntherapien zur Behandlung der Covid-19-Erkrankung entdecken. Auf den Tests liegt doppelt Hoffnung.

Dr. Josef Frötscher, ehemaliger Chefarzt am KH Sterzing

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„Wir brauchen Klarheit, wie es weitergehen soll!“ Querbeet durch alle Arbeitsund Gesellschaftsbereiche werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie als tiefer Einschnitt in das private und wirtschaftliche Leben empfunden. Welche Auswirkungen der Lockdown auf den Tourismus hat, erklärt Manfred Volgger, HGV-Obmann des Wipptales, im Gespräch mit dem Erker. Erker: Die Tourismusbranche erlebt derzeit eine Krise, die es so noch nie gegeben hat. Wie nehmen Sie die derzeitige Situation wahr? Manfred Volgger: Ich denke, man kann von einer Katastrophe in unserem Sektor reden. Die Hotels spüren bereits seit Anfang, Mitte Februar die Folgen des Coronavirus. Damals gab es bereits die ersten Stornierungen von besorgten Gästen. Mit 9. März, als in Südtirol die Empfehlung hinausging, die Hotels vorzeitig zu schließen und auch die Aufstiegsanlagen geschlossen wurden, waren die Folgen für alle im Tourismus Tätigen dramatisch zu spüren. Hinzu kam dann noch über Nacht die Schließung sämtlicher Speise- und Schankbetriebe italienweit. Das heißt: von einem Tag auf den anderen null Umsatz, keine Gäste mehr und Abertausende von Mitarbeitern, die vorzeitig entlassen werden mussten. Eine Situation, die wir alle bisher noch nicht erlebt haben. Eine Art Schockstarre war die Folge. Wenn ich das so sagen darf: Das „Gute“ ist nur, dass alle von den Folgen des Coronavirus betroffen sind. Das macht die Dramatik etwas erträglicher. Wie wichtig ist der Tourismus im Wipptal für den Arbeitsmarkt und auch andere Wirtschaftszweige? Ich denke, in ganz Südtirol und auch in den Wipptaler Gemein-

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den gehört der Tourismus zu den Treibern in der Wirtschaft und ist eine sichere Säule des Arbeitsmarktes. In unserem Bezirk gibt es rund 300 gewerbliche und nichtgewerbliche Beherbergungsbetriebe. Im Hotel- und Gastgewerbe werden rund 1.500 Personen beschäftigt. Zwischen 2000 und 2018 gab es eine Zunahme der Beschäftigten im Gastgewerbe von 114 Prozent. Allein diese Steigerung unterstreicht die Kraft und die Stärke der touristischen Betriebe in unserem Bezirk, die sich allesamt in Familienhand befinden. Sie unterstreicht aber auch, dass es in den letzten Jahren eine konstante Entwicklung der Betriebe gegeben hat. Viele investierten in die Qualität und gaben dadurch den lokalen Handwerksbetrieben und anderen Zulieferern zahlreiche Aufträge. Kurz gesagt: Vom Tourismus profitieren wir alle. Die Wirtschaft ist ein Rad, wo jeder vom anderen mitprofitiert. Was bedeutet diese Krise für den Tourismus im Wipptal? Kann der Schaden beziffert werden? Wenn von einem Tag auf den anderen die Gäste in den Hotels, Restaurants und Bars fehlen, dann bricht ein gesamter Sektor weg. Die Umsätze tendieren gegen null. Die Betriebe haben aber Löhne, Verbindlichkeiten und dergleichen mehr zu bezahlen. Der entstandene Schaden in den Hotels und Gastbetrieben im Wipptal lässt sich noch nicht beziffern. Südtirolweit gehen wir im HGV aber von einem Schaden in Höhe von rund zwei Milliarden Euro in den Monaten März bis Juni aus. Wie lange können die Tourismusbetriebe diesen Stillstand durchhalten? Das ist eine Frage, die sich viele von uns stellen. Unternehmen, die Verbindlichkeiten oder eine

Pacht zu bezahlen haben, brauchen relativ schnell Klarheit, wie es weitergeht. Unsere Betriebe stehen zum größten Teil in der Hand von Familien, die grundsolide sind und auch krisenhafte Zeiten durchstehen können. Natürlich muss es irgendwann Licht am Ende des Tunnel geben. Besser früher als später. Treten Sie für eine baldige Lockerung der Restriktionen ein? Wir gehen davon aus, dass seitens der staatlichen Gesundheitsbehörden genaue Vorgaben gemacht werden, unter welchen hygienischen Voraussetzungen Hotels und Gastbetriebe wieder öffnen können. Daran werden wir uns halten müssen. Wie das konkret umgesetzt werden kann, weiß ich heute noch nicht. Ein Beispiel: Die Abstandsregel von mindestens einem Meter von einem zum nächsten Menschen. Wie lässt sich das im Schwimmbad realisieren oder im Restaurant? Eine baldige Lockerung der Restriktionen wäre lobenswert. Allerdings dürfen wir uns nicht treiben lassen von den Entscheidungen nördlich des Brenners, die andere Verläufe des Coronavirus haben. Eines weiß ich aber: Sollte der Zeitpunkt da sein, dass die Restriktionen gelockert werden und unsere Betriebe wieder arbeiten können, dann muss die Situation absolut sicher sein. Ein Rückfall wäre eine noch größere Katastrophe. Die Landesregierung hat Unterstützung zugesagt, indem Zahlungen gestundet werden, Banken Kredite gewähren und IDM damit beauftragt wurde, das Südtirol-Image aufzupolieren. Wichtig ist zunächst, dass die Liquidität in den Betrieben gesichert bleibt, indem Löhne weiterbezahlt werden können, etwaige Kredite

zunächst gestundet, Steuern und Abgaben ebenso gegen Jahresende verlegt werden, Betriebe zu stark verbilligten Konditionen neue Kredite aufnehmen können, Betriebe um Verlustbeiträge und dergleichen mehr ansuchen können. Ich weiß, hier gibt es schon sehr konkrete Hilfsmaßnahmen von Staat und Land, die Betriebe, aber auch Familien nutzen können. Dann gilt es natürlich auch unsere Mitarbeiter finanziell abzusichern. Das geschieht gegenwärtig u. a. über die Lohnausgleichkasse und die Sonderlohnausgleichkasse für Betriebe unter fünf Mitarbeitern, aber nur für einen bestimmten Zeitraum. Hier muss vom Staat Klarheit geschaffen werden, was passiert, wenn die Gastbetriebe weiterhin aufgrund der Corona-Epidemie nicht tätig sein können. Das Sonderbudget für IDM Südtirol in Höhe von rund 33 Millionen Euro für ihr Projekt „Restart Südtirol“ ist absolut sinnvoll, denn es wird eine Zeit nach der Corona-Pandemie geben, wo die Menschen wieder Muße, Lust und Freude haben zu reisen. In diesem Augenblick müssen das Urlaubsland Südtirol und wir als Gastgeber auf allen Kanälen präsent sein. Wie sehen Sie die Zukunft des Tourismus? Wird es Veränderungen geben müssen? Viele sagen, die Zeit vor Corona wird es nicht mehr geben. Ich möchte da optimistisch sein. Der Mensch ist ein geselliges Wesen. Er will andere Kulturen kennenlernen. Er will leben und genießen. Er will mit Freunden feiern. Er will reisen und etwas erleben. Vor allem junge Menschen wollen etwas erreichen. Sie schmieden Pläne, sie setzen sich Ziele. Sie planen ihre berufliche und private Zukunft. Das war bis jetzt so und wird auch so bleiben. Und das ist auch richtig so. Interview: Astrid Tötsch


Im März und April setzt in Südtirol üblicherweise ein Rückgang der abhängigen Beschäftigung ein. So verringerte sich im vergangenen Jahr die Anzahl der Arbeitnehmer um insgesamt 8.300 Personen. Welcher Verlust an besetzten Arbeitsstellen sich für März und April 2020 abzeichnet, die ganz von den beschränkenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus betroffen sind, beleuchtet die jüngste Infoschrift Arbeitsmarkt-News der Arbeitsmarktbeobachtung in der Landesabteilung Arbeit. Die Ergebnisse der Simulation zeigen, dass innerhalb von April mit einem Rückgang von 25.000 Arbeitskräften gerechnet werden muss – das ist dreimal so viel wie im Vergleichszeitraum 2019. Besonders bemerkenswert sind die Rückgänge in den Bereichen, die im März und April 2019 noch Zuwächse an Arbeitskräften verzeichnet haben, etwa bei den Arbeitern und Lehrlingen. Starke Rückgänge verzeichnet das Gastgewerbe. Davon sind sowohl in Südtirol ansässige Arbeiter und Lehrlinge betroffen (-9.500), aber auch Mitarbeiter ohne Wohnsitz in Südtirol (-6.600). Die Analyse zeigt, dass die gegenwärtigen Einschnit-

te wohl kaum auf bestimmte Arbeitnehmergruppen beschränkt bleiben werden: sowohl Arbeiter und Lehrlinge sind betroffen, aber auch Angestellte, wenngleich diese in geringerem Ausmaß. Bei diesen muss mit einem Rückgang von 2.400 abhängig Beschäftigten in den Monaten März und April 2020 gerechnet werden. Nachgefragt bei Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit.

Erker: Herr Luther, wie aussagekräftig sind die Daten der Simulation? Stefan Luther: Bereits auf den ersten Blick beeindrucken die hohe Anzahl und die Unmittelbarkeit der Beendigung der Arbeitsverhältnisse. In der Endwoche der Wintersaison, also vom 9. bis zum 15. März dieses Jahres, hatten wir insgesamt 17.750 Beendigungen. Es kommt selten vor, dass ein Arbeitsmarkt in wenigen Tagen einen derart radikalen Einschnitt erlebt. Dieser betrifft zudem nicht nur saisonale Arbeitsverhältnisse, sondern auch Betriebe, die ganzjährig geöffnet haben – denken wir etwa an die Restaurants in den Städten. Welche weiteren Entwicklungen auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt zeichnen sich ab? Der Südtiroler Arbeitsmarkt war bis vor kurzem robust und hat sich bis

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Massiver Verlust an Arbeitsstellen Februar dieses Jahres positiv entwickelt: Mit 214.077 unselbstständig Beschäftigten lagen wir zwei Prozent über den Werten von Februar 2019. Wie sich die Beschäftigung in Zukunft entwickeln wird, hängt zuallererst von der wirtschaftspolitischen und konjunkturellen Entwicklung ab, und zwar nicht nur in Südtirol, sondern auch in unseren wichtigsten Partnerländern. Es existieren zwar Szenarien – welche Entwicklung allerdings in der Realität eintreten wird, kann niemand einschätzen. Welche Rolle spielt der sogenannte Lohnausgleich? Eine zweite wichtige Rahmenbedingung für die Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarktes ist, wie der Lohnausgleich – die italienische Form der Kurzarbeit – angenommen wird. Derzeit schaffen die Landespolitik und der Staat über die Zuweisungen von Geldmitteln an das INPS/NISF sowie die Sozialpartner gute Voraussetzungen dafür. Ausgleichsmaßnahmen durch Lohnausgleich stützen die Menschen unter sozialen Gesichtspunkten, aber auch den Konsum. Damit wird entscheidend zum Erhalt von Betrieben beigetragen. Diese „Prognose“ traue ich mir allerdings zu: Beständig wird in Zukunft nur der Wandel auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt sein.

Welche Maßnahmen können bereits jetzt getroffen werden? Drei Aspekte sind mir in diesem Zusammenhang wichtig. Erstens: Grundlage aller Maßnahmen muss die genaue Beobachtung des Arbeitsmarktes sein. Welche Branchen und welche Beschäftigten trifft das Risiko der Arbeitslosigkeit besonders? Gibt es möglicherweise Entwicklungen, die zu einem zunehmenden Arbeitskräftebedarf in anderen Branchen führen? Gibt es Landesteile, die stärker als andere betroffen sein werden? Die Arbeitsmarktbeobachtung der Landesabteilung Arbeit wird laufend aktuelle Analysen ausarbeiten. So können Landesregierung und Sozialpartner informiert Entscheidungen treffen. Zweitens: Wir müssen vor allem unsere Fähigkeit verbessern, zwischen Arbeitssuchenden und Betrieben passend zu vermitteln. Jetzt unmittelbar ist ohne Frage die passive Arbeitsmarktpolitik wichtig, also die soziale und wirtschaftliche Absicherung von Arbeitnehmern, Arbeitssuchenden und Betrieben. Drittens: Landesregierung und Sozialpartner haben intensiv kooperiert, um soziale Abfederungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Ich gehe davon aus, dass uns dieser „Spirit“ erhalten bleibt.

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900 Osterschinken für Krankenhausmitarbeiter gespendet Die Vorbereitungen für die Osterfeiertage mit Ostereierfärben, Basteln und Backen liefen in diesem Jahr etwas anders als gewohnt ab. Für die Metzgerei „Frick“ gehört die Produktion des Osterschinkens zur langjährigen Tradition – das wohlbehütete Rezept wird bereits in

fünfter Generation weitergegeben. Das diensthabende Personal in der Sanität und Pflege fand aufgrund der aufreibenden Arbeit für österliche Vorbereitungen in der Karwoche sehr wenig Zeit, weshalb die Familie Frick entschieden hat, ihnen als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung für ihren unermüdlichen Einsatz in dieser Krise einen kleinen Osterschinken zu schenken. Die Mitarbeiter der Metzgerei waren mehrere Tage im Einsatz, um für alle Mitarbeiter, die in diesen Tagen im Dienst waren, insgesamt 900 kleine Osterschinken zu produzieren: davon 350 für das Krankenhaus und Territorium von Sterzing sowie 350 Stück für das Krankenhaus Brixen, 140 für die Fachkräfte im Bezirksaltenheim Sterzing, im Sozialzentrum „Fugger“ und im Pflegedienst sowie 64 für die Mitarbeiter im Altersheim Schloss Moos. Dekan Christoph Schweigl nahm die Segnung der Osterschinken vor, anschließend überreichte die Familie Frick in Vertretung für die zahlreichen Mitarbeiter ein Osterkistl an Dr. Ulrich Ortler vom Krankenhaus Brixen sowie an Dr. Manfred Kuppelwieser, Helene Oberprantacher und Daniela Gazzoli für das Krankenhaus Sterzing, an Dr. Robert Hartung für das Bezirksaltenheim und an Barbara Seidner vom Altenheim Schloss Moos.

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Großzügige Hilfsaktion Der Karfreitag war für das Unternehmen „Bayernland“ ein historischer Tag. Vor genau 50 Jahren – am 10. April 1970 – wurde das Unternehmen Bayernland in Sterzing gegründet. Die Bayernland Sterzing als Tochterunternehmen der bayerischen Molkereigenossenschaft „Bayernland“ mit Sitz in Nürnberg sieht sich seit ihren Anfangsjahren als Brücke, welche die beiden Länder Bayern und Italien verbindet. Aufgrund dieser Verbundenheit hat die Geschäftsführung in Sterzing in Abstimmung mit der Zentrale in Deutschland beschlossen, dass die aktuelle Phase der Covid-19-Krise kein Moment für große Geburtstags-Feierlichkeiten und Geburtstagsgeschenke sei, sondern es in diesem Moment vielmehr gelte, jenen beizustehen, die tagtäglich an der Front für uns und die Gesundheit aller kämpfen. So überreichte an diesem Tag die Geschäftsführung der Bayernland Sterzing dem Präsidenten vom Roten Kreuz Verona Francesco Bosa einen Scheck über 50.000 Euro – passend zu 50 Jahre Bayernland in Italien – für den Ankauf von Covid-19-Hilfsmitteln für die Stadt Verona und die umliegenden Gemeinden. Die Verbindung zur Stadt Verona besteht nun bereits seit über 20 Jahren; Bayernland hat dort seinen operativen Sitz mit einem der modernsten Hochregallager Norditaliens, von wo aus die bayerischen Milchprodukte täglich pünktlich und frisch in alle Regionen Ita-

liens geliefert werden. Bayernland Sterzing war selbst in den 50 Jahren nicht nur Erfolg beschieden, sondern hatte auch einige Krisen zu bewältigen und auch jetzt spürt das Unternehmen die Auswirkungen der Epidemie sehr stark. Dank der Hilfe der langjährigen Mitarbeiter sowohl am Hauptsitz in Sterzing als auch am operativen Sitz in Verona stellt man sich täglich den Herausforderungen und versucht diese bestmöglich zu meistern.

Es ist die Leistung aller Mitarbeiter und die Treue der Kunden, die Bayernland zu jenem wirtschaftlich starken Unternehmen gemacht haben, das jetzt auch in dieser schwierigen Situation die Kraft hat, für die Gesellschaft unterstützend tätig zu werden. Diese großzügige Spende soll auch ein starkes Signal aus Deutschland sein. Es ist konkret, schnell und unbürokratisch und symbolisiert den Willen vieler Menschen in Bayern und Deutschland, Italien in diesen schweren Stunden nahe zu sein.

Sportliche Geste Eine große Welle der Solidarität gibt es auch in der Fußballszene. Zahlreiche Amateurliga- und Freizeitvereine haben in den vergangenen Wochen ihre Strafenkassa für einen guten Zweck gespendet – und damit ein großartiges Zeichen der Solidarität gesetzt. Rasend schnell hat sich die Facebook-Challenge verbreitet, bei der sich die Vereine auf Facebook markieren und zum Spenden aufrufen, ganz nach dem Motto „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“. Auch im Wipptal haben sich die Fußballteams an dieser Challenge beteiligt und sich großzügig an der Spendenaktion beteiligt. Im Bild stellvertretend für viele weitere Teams die Mannschaft des ASV Gossensaß.


„Zamhelfen“ Bei unseren Nachbarn im Nordtiroler Wipptal startete das Freiwilligenzentrum Wipptal in enger Zusammenarbeit mit der Plattform WippCare, Jungbauernschaft Gebiet Wipptal sowie der Jugendplattform Next eine beispiellose Initiative, bei der Unterstützung angeboten wird. „Besorgungsdienste sowie Hilfe bei anderen Anfragen werden über dieses Team Wipptal angeboten und koordiniert. Bereits nach der ersten Woche wird deutlich: Die nachbarschaftliche Solidarität wird in unserer Region großgeschrieben und die Hilfe wird auch dankend angenommen“, heißt es in einer Aussendung des Regionalmanagements Wipptal. Die Unterstützung der Freiwilligen wird für zahl-

Ein Dank von Herzen reiche Projekte benötigt. Es werden Mund-Nasen-Schutz-Behelfe genäht (z. B. für das Annaheim in Mühlbachl), bei verschiedenen Lieferservices (z. B. Gemüsekistl) mitgeholfen, oder telefonische Beratungen (z. B. für die Computeria) durchgeführt. Rund 80 Freiwillige sind derzeit im Team Wipptal aktiv und leisten hervorragende Nachbarschaftshilfe. Auch die Wipptaler Gemeinden in Nordtirol, Unternehmen und Vereine reagieren auf die Einschränkungen der Krise und bieten erweiterte Dienstleistungen, Telefonhotlines und Lieferdienste an. Das Regionalmanagement macht in diesem Zusammenhang auch auf die Initiative „Jetzt zamhelfen“ zur länderübergreifenden Unterstützung lokaler Unternehmen im Alpenraum aufmerksam.

Das hätten sich die Mitarbeiter des Krankenhauses Sterzing nicht erwartet: „Wir bekommen von der Wipptaler Bevölkerung so viel mentalen Zuspruch. Das tut gut und gibt uns Kraft“, so Notärzte-Koordinatorin Dr. Rita Haller und derzeitige Stabsleiterin des Krisenstabs am Krankenhaus Sterzing. Privatpersonen und Firmen versorgen uns mit Material, das wir dringend für unsere Arbeit benötigen. Auch kümmern sich viele um unser körperliches Wohl und bringen uns Lebensmittel vorbei. Im Namen aller Mitarbeiter möchte ich mich bei allen bedanken, die uns in irgendeiner Weise helfen und unterstützen.“

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Ein Stimmungsbild aus den Wipptaler Gemeinden auf Menschen und Organisationen zählen, wie das Weiße Kreuz, die Vinzenzgemeinschaft, die Caritas und viele andere freiwillige Organisationen, die im Stillen helfen.

Die Bewegungen in den öffentlichen Ämtern wurden auf ein Minimum reduziert, sie sind jeweils nur von einer Person besetzt, die sich um die täglichen Belange kümmert. Für die Bekanntmachung wichtiger

Informationen wird die Homepage der Gemeinde genutzt, aber auch der TV-Kanal Sterzing, der über Info Südtirol TV ausgestrahlt wird. Der Großteil der Bevölkerung habe den Ernst der Lage erkannt, so Bürgermeister Fritz Karl Messner. Aber es gebe wie in der Gemeinde Freienfeld auch einige schwarze Schafe, die sich nicht an die Anordnungen halten würden. Hinweise aus der Bevölkerung, die über Spaziergänge von Personengruppen berichteten, würden umgehend an die Ordnungskräfte weitergeleitet. Deshalb richtet der Bürgermeister einen dringenden Appell an die Bürger mit der Bitte, die Anordnungen einzuhalten, denn jeder könne dafür verantwortlich sein, dass diese Situation in die Länge gezogen wird. „Ich glaube, dass es sehr viel langsamer gehen wird, als wir uns das heute wünschen würden. Man sollte den Leuten nicht zu viele und vor allem keine falschen Hoffnungen machen“, so Messner. Auch sei man sich im Klaren darüber, dass es einige sehr große Härtefälle bei Familien und Betrieben geben wird. Auf lange Sicht sei es aber wichtig, dass möglichst wenig Menschen zusätzlich und unnötig zu Schaden kommen. Darin liege ja auch der Sinn dieser Restriktionen, die weltweit erlassen werden. Bei Härtefällen könne man auch

Fritz Karl Messner: „Man sollte den Leuten nicht zu viele und vor allem keine falschen Hoffnungen machen.“

Franz Kompatscher: „Aus der heutigen Sicht war es gut, dass wir hohe Sicherheitsstandards gefordert haben.“

Thomas Klapfer: „Die Problematik besteht darin, überhaupt Schutzmasken zu bekommen.“

Regierungstätigkeit in Zeiten von Corona – für die politisch Verantwortlichen nicht einfach: eingeschränkter Parteienverkehr, Umstellung auf Smart Working, fehlende Planungssicherheit und Sorgen um die finanzielle Situation der Betriebe und Bürger. So sieht seit einigen Wochen der Alltag in den Südtiroler Gemeinden aus, und aller Voraussicht nach wird dieser Zustand noch einige Zeit anhalten – manche sprechen von Wochen, andere von Jahren. Der Erker hat sich bei den Wipptaler Bürgermeistern umgehört und sie nach der Situation in ihrer Gemeinde befragt. Im Großen und Ganzen, so die Aussagen der Gemeindevertreter, halten sich die Bürger an die Verordnungen. Einstimmig sprechen sie vor allem auch den Ärzten, Pflegekräften, Mitarbeitern des Weißen Kreuzes, den Feuerwehrmännern, Verkäufern und allen Personen, die in dieser schwierigen Situation das öffentliche Leben aufrechterhalten, ihren Dank aus. STERZING

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BRENNER Als direkte Grenzregion ist die Gemeinde Brenner besonders durch die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie betroffen. Dennoch versucht man auch hier die Dienste, so gut es geht, aufrecht zu erhalten. Franz Kompatscher, Bürgermeister der Gemeinde Brenner, bereitet vor allem die finanzielle Situation seiner Bürger Sorgen. Die Verordnungen werden von den Bürgern verantwortungsbewusst eingehalten, bestätigt Kompatscher, der in diesem Zusammenhang besonders der jüngeren Generation ein großes Kompliment für ihre Einsichtigkeit und Rücksichtnahme ausspricht. Zu den bereits bestehenden Notverordnungen wurden keine zusätzlichen Bestimmungen erlassen, ausgenommen ein Parkverbot für Kleinlaster von Kurieren, die aus hygienischen Gründen nur mehr auf den Parkplätzen der Autobahn parken dürfen. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation – vor allem der Handel und Tourismus leiden unter den Einschränkungen

– hofft der Bürgermeister der Gemeinde Brenner auf ein ehestmögliches graduelles Hochfahren des sozialen Lebens. Dafür brauche es aber vor allem einen klaren Zeitplan. Weiters tritt er für eine schnelle und unbürokratische Unterstützung der Betriebe ein. Ein großes Problem seien auch die vielen Personen, die arbeitslos sind und sich im Lohnausgleich befinden. Für sie sei es besonders schwer, finanziell über die Runden zu kommen. Bezüglich Quarantänestation meint Kompatscher, dass diese Einrichtung im Rückblick in einem anderen Licht erscheine, jedoch seien alle vom Tempo der Pandemie überrascht worden. „Nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner Auffassung, dass die Vorgangsweise nicht richtig war, es gibt auch in Krisenzeiten ein Recht auf Information und Einbindung der Bürger und auch der Gemeinde. Aus der heutigen Sicht war es gut, dass wir hohe Sicherheitsstandards gefordert haben. Ich habe den Eindruck, dass diese eingehalten werden und dass die Einrichtung so für die Bevölkerung keine Gefahr darstellt“, so Kompatscher. FRANZENSFESTE Auch in Franzensfeste wird derzeit die Verwaltung der Gemeinde ohne Parteienverkehr abgewickelt. Ausschusssitzungen finden in Form von Videokonferenzen statt. Für viele Bürger, besonders für Familien in kleinen Wohnungen und für alleinstehende Personen, die unter der Vereinsamung leiden, wiege derzeit das Ausgehverbot schwer, so Bürgermeister Thomas Klapfer. Weiters herrsche auch eine große Verunsicherung darüber, wie es weitergehen soll und wie lange dieser Ausnahmezustand noch andauern wird. Auch auf die Fragen, wie es mit den Betrieben und den Arbeitsplätzen


weitergehen soll, wünschten sich die Bürger konkrete Antworten. Allgemein halten sich die Bürger an die strengen Auflagen, so Klapfer, das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung sei sehr groß. Unterstützung erhalte man dabei von der Freiwilligen Feuerwehr, die einen Ordnungsdienst versieht. Neben den Gutscheinen für Bedürftige versucht die Gemeinde Franzensfeste auch an Gesichtsmasken zu kommen. „Dies ist allerdings gar nicht so einfach“, so Klapfer. „Die Problematik besteht darin, überhaupt welche zu bekommen und diese nach Italien zu bringen. Viele dieser Artikel werden vom italienischen Zoll beschlagnahmt und über die Zivilschutzbehörde verteilt.“ FREIENFELD Stillgelegte Baustellen, umstrukturierte Verwaltungsarbeit, Sorgen der Bürger und Mitarbeiter, Herausforderungen, denen sich Verena Überegger, Bürgermeisterin der Gemeinde Freienfeld, derzeit stellen muss. Die Verwaltungsarbeit wurde rigoros umgestellt, im Sinne des Mitarbeiterschutzes und aufgrund der Ausgehbeschränkungen gibt es keinen Parteienverkehr vor Ort, der Recyclinghof wurde zeitweise geschlossen, einige Mitarbeiter erledigen ihre Arbeit von zu Hause aus. Noch nie sei sie so intensiv fast ausschließlich mit Sorgen der Bürger zeitgleich mit jenen der Mitarbeiter befasst gewesen, so Überegger. Von Beginn der Krise an habe man versucht, die notwendigsten Hilfestellungen zu leisten, wie Alleinstehende zu kontaktieren, ein Bürgertelefon einzurichten, regelmäßigen Kontakt zu Personen in Quarantäne zu halten, Informationen weiterzuleiten, Formulare zur Fortbewegung bereitzustellen und an Geschäfte zu verteilen. Zwar fügten sich die Mitbürger größtenteils den Verordnungen, allerdings gebe es auch einige schwarze Schafe. So wurde von den Ordnungskräften berichtet, dass Personen in Quarantäne unterwegs waren, ebenso

Verena Überegger: „Ich fürchte, einige haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt.“

Stefan Gufler: „Insgesamt gesehen sind die Maßnahmen sicher notwendig und gerechtfertigt.“

Sebastian Helfer: „Nicht nur für das Wipptal, sondern für das ganze Land wird nichts mehr sein, wie es vorher war.“

seien Spielplätze aufgesucht worden. „Ich fürchte, einige haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt“, kommentiert Überegger dieses Verhalten. Zu befürchten sei aber auch eine kritische Phase, wenn viele die gewohnte Arbeit nicht mehr verrichten können, wenn die Einnahmen zurückgehen, den Menschen die Wohnungen zu eng werden oder sich die Infektionsrate höher herausstellt. „Ein wichtiger und entscheidender Schritt wird der gestaffelte und geplante Übergang, hierzu brauchen wir zeitnah klare Informationen“, so Überegger.

Grunddienste oder auf die Einführung von Telearbeit und Videokonferenzen. Größere Schwierigkeiten habe es diesbezüglich nicht gegeben, wofür sich der Bürgermeister bei allen Mitarbeitern bedankt. „Sicherlich ist es für viele schwierig, nicht dem gewohnten Tagesablauf nachkommen zu können, bei schönstem Wetter daheimbleiben zu müssen und vieles anders und neu zu organisieren. Trotzdem ist es in der momentanen Situation unerlässlich, dass wir uns alle mit größtem Bemühen an die Vorschriften zur Bekämpfung des Virus halten. Ich rufe dazu auf, noch etwas durchzuhalten, damit die Maßnahmen baldmöglichst schrittweise zurückgenommen werden können“, ermahnt Gufler. Die Herausforderungen in den nächsten Wochen und Monaten werden vor allem die Wirtschaft betreffen; Gufler selbst hofft auf eine baldige Lockerung, damit Betriebe ihre Arbeit wieder aufnehmen können. Damit wäre dann auch eine schrittweise Normalisierung der Beschäftigung verbunden und somit ließe sich auch das Sozialgefüge absichern. Zu langer Stillstand würde in all diesen Bereichen mehr und mehr Schwierigkeiten mit sich bringen. Eine weitere große Herausforderung sieht Gufler im gesamten Pflege-, aber vor allem im Sanitätsbereich. Dort sei sehr vieles verschoben oder ausgesetzt worden, um die Kapazitäten für die Krisenbewältigung freizuhalten.

den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Für Bürgermeister Sebastian Helfer liegen die größten Schwierigkeiten in der Einschränkung der Freiheit und parallel dazu im Mangel an sozialen Kontakten. Die Anordnungen werden im Großen und Ganzen von fast allen Bürgern eingehalten, und zwar mit der notwendigen Verantwortung und mit dem notwendigen Hausverstand, wie Helfer betont. „Nicht nur für das Wipptal, sondern für das ganze Land wird nichts mehr sein, wie es vorher war. Ein Szenario ist sicher, dass sich der gesundheitliche Notstand in einen wirtschaftlichen und dieser in einen sozialen verwandeln wird.“ Damit spricht Helfer ein mögliches Szenario an, das viele insgeheim fürchten, aber nicht laut auszusprechen wagen. Gleichzeitig hegt er aber auch die Hoffnung, dass man diese nicht vorhersehbare Situation bewältigen könne, denn die Möglichkeiten und Mittel dafür gebe es: Es gelte, die Zeichen richtig zu deuten und dementsprechend zu handeln. „Für den Tourismus wird das Jahr 2020 sehr, sehr schwierig werden; es wird nicht nur Monate, sondern Jahre brauchen, bis sich dies alles wieder einpendelt. Die Betriebe in Südtirol und somit auch in Ratschings sind qualitativ aber in der Lage, diese Krisensituation zu meistern; Qualität und die wunderbar gepflegte Landschaft sind Garanten, um die Destination Südtirol auch weiterhin gut zu bewerben“, so Helfer.

PFITSCH In der Gemeinde Pfitsch werden die Verordnungen, die durch den Ausbruch der Corona-Pandemie notwendig geworden sind, ebenfalls großteils eingehalten. Zeitweise herrschte allerdings auch einige Verwirrung, wie Stefan Gufler, Bürgermeister der Gemeinde Pfitsch, berichtet. Die sich beinahe täglich ändernden Vorschriften und die Interpretation derselben führten zu einer gewissen Verunsicherung, so Gufler. Angesichts der derzeitigen Umstände sei es aber auch verständlich, dass nicht von vornherein abgesehen werden konnte, welche Schritte zu setzen sind. „Insgesamt gesehen sind die Maßnahmen selber sicher notwendig und gerechtfertigt“, betont Gufler. Die verschiedenen Verordnungen wurden seitens der Gemeindeverwaltung zügig umgesetzt, in Bezug sowohl auf die Beschränkung des Zugangs zu öffentlichen Flächen, als auch auf die Gewährleistung der

RATSCHINGS Als Tourismusgebiet ist die Gemeinde Ratschings besonders hart von

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Gottesdienste im Pfarrsender Seit in allen Kirchen die Gottesdienste ausgesetzt sind, wird im Pfarrsender täglich ein Gottesdienst aus der Pfarrkirche Sterzing gesendet (Frequenz von Radio Grüne Welle FM 98,9 MHz). Von Montag bis Samstag wird um 19.00 Uhr die Eucharistiefeier übertragen. Sonntags wird um 9.30 Uhr für alle während der Woche in der Seelsorgeeinheit Verstorbenen und in aller Stille Verabschiedeten der Rosenkranz gebetet und um 10.00 Uhr die Eucharistie gefeiert. Freitags um 15.00 Uhr wird eine Kreuzwegandacht und ein Rosenkranz ausgestrahlt, jeden Mittwoch um 17.00 Uhr eine eigene Sendung für Kinder. Zudem wurde eine eigene Mail-Adresse für Gebetsanliegen eingerichtet. Die Anfragen an gebet.wipptal@gmail.com werden vertraulich behandelt; die Priester werden in ihren persönlichen Gebetszeiten oder bei der Messe für die Anliegen der Menschen beten.

Digitale Wallfahrten In Zeiten der Coronakrise ist auch das diözesane Pilgerbüro gezwungen, die geplanten Wallfahrten abzusagen. Stattdessen gibt es ein digitales Angebot. Ende April fand die erste digitale Pilgerreise nach Zypern statt. Im Mai folgen der Marienwallfahrtsort Lourdes und die umbrische Stadt Assisi, Heimat des hl. Franziskus und der hl. Klara. Zu finden sind die täglichen Angebote auf einer eigens eingerichteten Facebookseite auf https://www.facebook.com/groups/ pilgerbuero.pellegrinaggi/. Täglich gibt es hier mehrmals Impulse, Reisehinweise und interessante Bilder zu den genannten Reisezielen.

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„Nicht die Hoffnung nehmen lassen!“ Besonders in Zeiten der Krise, wenn die scheinbar heile Welt aus den Fugen gerät, sucht der Mensch Halt im Glauben. Im Gespräch mit dem Erker erklärt Markus Moling, Professor für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen, dass auch die schwierigsten Zeiten eine Chance sind. Erker: Herr Moling, wie erleben Sie die gegenwärtige Situation? Markus Moling: Mein Alltag hat sich natürlich sehr verändert. Die verschiedenen Arbeitsfelder, die mit Menschen zu tun haben, sind sehr eingeschränkt und ich bin nun stark an das Haus gebunden. Sämtliche Außenkontakte laufen nur mehr telefonisch oder über Internet, was natürlich eine große Umstellung ist. Als Theologe muss ich feststellen: Gott als Schöpfer, der die Welt erhält und den Lebensweg mit uns geht, hat das zugelassen, weshalb ich diese Pandemie nicht als Strafe Gottes sehe – und ich würde auch davor warnen, die derzeitigen Ereignisse in diesem Kontext zu sehen. An diesem Punkt angelangt muss ich mir aber auch die Fragen stellen: Was heißt das jetzt konkret für mein Leben? Was kann das konkret für unsere Gesellschaft heißen? Was uns wiederum zu der Frage führt: Was steckt als Botschaft für unseren weiteren Lebensstil dahinter? Nicht nur für uns persönlich, sondern auch für unsere Gesellschaft insgesamt. Zurzeit stecken wir aber noch mitten in der Bewältigungsphase. Nach der Krise, so würde ich es mir zumindest wünschen, sollte man sich diesen Fragen stellen. Ich glaube, dass diese Krise auch ein Prüfstein für unsere Solidarität ist, sowohl auf nationaler und europäischer als auch internationaler Ebene. Ob etwas hält, kraftvoll und gut ist, erlebt man ja vor allem in Krisenzeiten. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir als Menschen wieder zurückgeworfen werden und uns bewusst wird, dass wir sterblich sind, dass wir nicht alles in der Hand haben. Durch die technischen Erfolge der vergangenen 100 Jahre ist der Eindruck entstanden, dass der Mensch alles im Griff hat, alles machen, alles gestalten kann und jetzt machen wir plötzlich die Erfahrung, dass dem nicht so ist. Wir erleben eine Situation, die meine Generation und die Generation meiner Eltern in der

Weise noch nie erlebt haben. Diese trügerische Sicherheit, der Glaube, dass der Mensch alles in der Hand hat, wird durch diese Krise sehr stark erschüttert. Wir werden mit Krankheit und Tod konfrontiert, auch mit der Angst um das Sterben und das Kranksein und damit werden die wunden Punkte offengelegt — das kann uns alle demütiger machen und das Bewusstsein dafür schärfen, dass wir eben nicht alles in der Hand haben, sondern auch schwache, bedürftige und sterbliche Menschen sind. Unsere westliche Zivilisation handelt so, als wäre es ihr gelungen, den Tod abzuschaffen. Mit voller Wucht treffen uns die Bilder, die Todeszahlen. Hat unsere Gesellschaft es verabsäumt, sich mit der Sterblichkeit auseinanderzusetzen? Das Thema ist ja immer präsent, aber nicht in der Öffentlichkeit. Menschen sind immer gestorben, aber ich habe den Eindruck, dass es in unserer Gesellschaft eine gewisse Angst gegeben hat, den Tod offen zu thematisieren, sodass er in den privaten Bereich abgedrängt wurde. Auf der anderen Seite wird der Tod durch Darstellungen in Film und Fernsehen auf eine gewisse Art und Weise banalisiert. In diesem Moment werden wir mit der harten Realität konfrontiert und das erschreckt uns, es macht uns noch einmal bewusster, dass wir sterblich sind. In dieser Erkenntnis kann uns der Glaube an den Gott des Lebens Kraft geben; wir dürfen darauf vertrauen, dass die Lebensmacht Gottes auch in dieser Situation Menschen trägt. Das heißt nicht, dass Gott ein automatischer Gott ist, der, wenn wir brav bitten, uns von der Krankheit befreien wird — aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott auch in den schwierigsten Momenten des Lebens gegenwärtig ist. Das schöne Gebet, der Psalm 22, den Jesus am Kreuz spricht, beginnt mit einer Klage „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, es endet dann aber mit der Lobpreisung Gottes. Jesus macht die Erfahrung der Gottesferne stellvertretend für uns alle: Er klagt an. Aber sogar noch in dieser Situation vertraut er auf den Gott des Lebens. Gerade zu Ostern, wo wir die Auferstehung Christi feiern, ist das eine starke Botschaft. In der Not lernt jeder beten, lautet ein alter Spruch. Nehmen Sie eine zunehmende Hinwendung der Menschen zum Glauben wahr? Es gibt natürlich Menschen, die sich an uns wenden und mit denen wir Fragen des Glaubens erörtern.


Für Menschen, die den regelmäßigen Gottesdienstbesuch und auch die sakramentale Nähe gewohnt sind, stellt die Situation jetzt natürlich eine besondere Herausforderung dar. Ich möchte an dieser Stelle aber zwei wichtige Punkte festhalten: Die Nächstenliebe besteht zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich darin, die Vorgaben einzuhalten und sich gegenseitig zu schützen. Natürlich ist auch das Gebet etwas ganz Wichtiges, es ist ein in Beziehung treten mit Gott und das kann ich jetzt in der Familie, in der Hausgemeinschaft oder auch als Einzelner tun. Letzteres sehe ich als Chance, dies wieder neu zu entdecken. Denn gerade in diesen Tagen gibt Gott jedem Einzelnen wieder die Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten und mit ihm zu sprechen. Wenn ich mich mit Firmlingen unterhalte, nehme ich immer das Beispiel der vielen WhatsApp und SMS, die man täglich verschickt. Wenn wir nur einen geringen Teil dieser Zeit für ein Gespräch mit Gott nutzen, dann ist das sicherlich sehr wertvoll. Eine Freundschaft mit Gott ist wichtig, sie trägt, aber so wie ich eine Freundschaft mit anderen Menschen pflegen muss, so braucht auch die Freundschaft mit Gott Zeit, und die Zeit dafür ist das Gebet. Ob ich nun einen Rosenkranz bete oder ob ich mit Gott spreche, das sei jedem Einzelnen selbst überlassen.

Wie Landeshauptmann Arno Kompatscher in einem seiner Statements zur Corona-Krise erklärte, geht es im Prinzip um Mathematik und Biologie. Vermissen Sie in den Entscheidungsprozessen, die den Virologen und Statistikern überlassen wurde, eine ethische Position? Ich denke, dass die gesamte Gesellschaft von den derzeitigen Ereignissen überfordert ist. Wir hatten nicht genügend Zeit, uns vorzubereiten und das Ganze auch ethisch zu reflektieren. Die Fragen, die sich zum Teil jetzt stellen, die hat es vorher in der Weise nicht gegeben. Jetzt scheint mir die Zeit für eine Reflexion einfach noch nicht gekommen, denn alle Gedanken sind darauf konzentriert, den Normalzustand so weit wie möglich wiederherzustellen. Natürlich müssen wir uns auch ein Stück weit auf die Experten verlassen. Das ist meines Erachtens derzeit das Wichtigste und das Entscheidende: Wir sind alle gefordert, die Risikopatienten zu schützen, indem wir versuchen, diese Maßnahmen mit Sorgfalt einzuhalten. Die Frage des einsamen Sterbens ist ganz schwierig zu beantworten und auch die Fragen, die auf die Mediziner zukommen, ob ein Schwerkranker noch an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden soll oder nicht. Ich denke, dass diese Fragen auch dann, wenn sich die

derzeitige Situation beruhigt hat, noch einmal einer ethischen Auseinandersetzung bedürfen, um sich für mögliche zukünftige Szenarien vorzubereiten. Menschen, die jetzt einen Trauerfall zu beklagen haben, sollte man durch Solidarität möglichst nahe sein, so nahe, wie es derzeitig zulässig ist. Sobald die Krise vorbei ist, wird man in Gottesdiensten die Trauer und die Erinnerung an die Menschen noch einmal aufarbeiten können. Welchen ethischen Zugang, wenn man auf das Danach blickt, würden Sie sich wünschen? Ich würde mir wünschen, dass wir erkennen, dass wir eine Gesellschaft und eine Gemeinschaft sind. Wir sind nicht getrennt in Wirtschaft, Gesundheit und Politik, sondern es geht immer um dieselben Menschen. In dieser Krise wird besonders deutlich, dass das Gemeinwohl letztlich nur erzielt werden kann, wenn alle diese unterschiedlichen Bereiche der Gesellschaft zusammenwirken, ohne dass ein Bereich über die anderen dominiert. In diesem Zusammenhang könnte von dieser Krise auch der Impuls ausgehen, dass wir mehr Miteinander pflegen sollten auch im Hinblick auf eine Weiterentwicklung der Gesellschaft, im Vorbereitetsein auf mögliche weitere Krisen und dass wir, trotz schwierigster Situationen, Menschen der Hoffnung bleiben. Hoff-

nung hat immer mit dem Vertrauen auf eine gute Zukunft zu tun und diese Hoffnung sollten wir uns nicht nehmen lassen, denn sie ist auch eng mit dem Glauben verbunden. Glauben Sie, dass unserer Gesellschaft durch diese Krise eine Veränderung zum Besseren gelingen kann? Dazu fällt mir spontan der deutsche Philosoph Immanuel Kant ein, der die Frage aufgeworfen hat, ob sich der Mensch zum Guten verändern kann. Kant sagt, dass große Krisen wie Revolutionen oder Kriege die Gesellschaft immer zum Nachdenken bringen, über ihr eigenes Leben und über die Gesellschaft insgesamt, und in diesem Nachdenken steckt die große Möglichkeit, dass sich eine Gesellschaft verändert, und zwar zum Besseren hin. Diese Chance würde ich auch jetzt sehen, vor allem dann, wenn wir nicht sofort wieder zur Tagesordnung zurückkehren, sondern wenn wir das, was jetzt aufgebrochen ist an Fragen, Überlegungen und Schwachstellen, als Einzelne, aber auch als Gesellschaft analysieren. Beginnen muss es immer beim einzelnen Menschen, da kann man nicht nur die Politiker in die Verantwortung ziehen. Jeder kann sich jetzt fragen: Was hat diese Krise in mir bewirkt? Wie kann ich mein Leben dementsprechend ändern oder verbessern? Interview: Astrid Tötsch

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Digitaler Unterricht am Oberschulzentrum Sterzing Schule in Zeiten von Corona: Fernunterricht kann funktionieren, stellt aber Schüler sowie Lehrpersonen und Eltern vor neue und alte Herausforderungen. In einem sind sich viele einig: Das Soziale fehlt. Die plötzliche Schließung der Schulen am 5. März kam für alle überraschend und es stellte sich bald heraus, dass es sich nicht um zusätzliche Ferien handelte, sondern der Unterricht in einer anderen Form fortzuführen war. Schuldirektorin Anna Putzer zögerte nicht lange, den vorgesehenen Fernunterricht zu aktivieren, und bemühte sich darum, einen geeigneten organisatorischen Rahmen dafür zu schaffen. Auch sie selbst und die Mitarbeiterinnen im Sekretariat begaben sich alsbald ins Homeoffice. Lehrpersonen sowie Schüler standen vielfach vor „dem Sprung ins kalte Wasser“. Zwar sind bereits seit einigen Jahren alle Schüler und Lehrpersonen des Oberschulzentrums mit einer schuleigenen Mail-Adresse ausgestattet, verschiedene digitale Lernplattformen wurden bereits vor „Corona“ im Unterricht erprobt, die komplette Umstellung auf den digitalen Fernunterricht von heute auf morgen war dann allerdings doch ein vollkommen anderes Level. So gestaltete sich dann auch der Beginn etwas holprig: Einige Schüler konnten sich nicht mehr an die Zugangsdaten zum Schulaccount erinnern, viele Schüler sowie Lehrpersonen wurden von einer regelrechten Flut an Mails überschwemmt. „Die angehenden Maturanten meldeten mir zurück, dass ich mich doch bitte in der Fülle meiner E-Mails etwas mäßigen solle.“ (Evelyn Wieser)

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„Man verbringt extrem viel Zeit damit, täglich die ganze Flut an E-Mails zu lesen und zu beantworten.“ (Andrea Mayr) Für viele Schüler war und ist es schwierig, das eigene Lernen zu ordnen und zu organisieren, den Überblick über die verschiedenen Arbeitsaufträge nicht zu verlieren und Abgaben nicht zu verpassen. Besonders leistungsschwächere Schüler haben damit Probleme. Einige haben anfangs die Verpflichtung zum Fernunterricht nicht ernst genug genommen und dadurch den Überblick über die zu erledigenden Aufträge und anstehenden Termine verloren. Gerade bei solchen Schülern wird Schuldirektorin Anna Putzer nicht müde, sie zur Mitarbeit zu motivieren und ihnen individuelle Unterstützungsmaßnahmen seitens der Lehrpersonen anzubieten. Der digitale Un-

terricht erfordert ein hohes Maß an Eigenmotivation, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung – Kompetenzen, mit denen viele noch im Erwachsenenalter zu kämpfen haben. An Ideen zur Umsetzung des Fernunterrichtes mangelt es bei den meisten Lehrpersonen nicht: Neben der Kommunikation über Mail, Google-Drive oder Google-Classroom, strukturierten Arbeitsblättern und selbst erstellten Lernvideos werden Videokonferenzen mit den Schülern geführt, um ihnen Lerninhalte zu erklären und auf Fragen einzugehen. Dabei ist der erhöhte Arbeitsaufwand für die Erstellung geeigneter Materialien und die Korrekturen der Arbeitsaufträge nicht zu vernachlässigen. Zudem merken Schüler lobend an, dass sie bei den Lehrpersonen rund um die Uhr Rückfragen stellen können, auf die eine

Antwort nicht lange auf sich warten lässt. Ganz so problemlos gestaltet sich der digitale Unterricht dann aber doch nicht, die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten: „Die Internetverbindung in manchen Teilen des ach so fortschrittlichen Südtirols stellt sich als vorsintflutlich schlecht heraus. Die meisten Familien haben zwar einen PC, aber auch die Eltern arbeiten im Homeoffice, also müssen sich manchmal mehrere Familienmitglieder einen Computer teilen. Einige Familien verfügen nicht über die technische Grundausrüstung für das gute Funktionieren dieses Unterrichts.“ (Nadia Holzer) „Die ersten Videokonferenzen lehrten mich: Auf jeden Schüler, den ich gut sehen und verstehen kann, kommen zwei gepixel-


te Köpfe, mit denen die Unterhaltung an vorsintflutliche Funkunterhaltungen erinnert. Roger.“ (Evelyn Wieser) Es muss in diesem Kontext auch thematisiert und mitgedacht werden, dass einkommensschwächere Familien in Bezug auf die technische Ausstattung benachteiligt sind. Das Oberschulzentrum hat dem entgegengewirkt, indem es solchen Schülern Leihgeräte zur Verfügung gestellt hat. „Insgesamt hat aber der erzwungene Umstieg auf den Fernunterricht, trotz einiger Probleme technischer und/oder organisatorischer Art, bereits in diesen wenigen Wochen eine Weiterentwicklung der digitalen Kompetenzen zur Folge gehabt, die im normalen Schulalltag bisher nicht möglich war.“ (Sybille Mitterhofer) Dies gilt für Schüler, aber auch für einige Lehrpersonen. „Ich habe selbst viel dazugelernt, angefangen beim Abhalten von Videokonferenzen über das Arbeiten mit Tablet und Stift (zum Glück leihweise von meinem Sohn bekommen) bis hin zum Anwenden der verschiedenen Apps. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich eine bessere technische Ausstattung bräuchte.“ (Evi Polig) Entsprechend des „Learning-by-doing“-Prinzips wird Schülern und Lehrpersonen aufgezeigt, was über digitale Medien möglich ist. Viele Schüler bewerten es zudem als positiv, dass sie sich die zu erledigenden Aufgaben bzw. den Lernstoff freier einteilen können. Zudem erhalten Eltern, sofern sie dies wollen, einen vertieften Einblick in das Unterrichtsgeschehen. Einige waren

über die Quantität der Arbeitsaufträge überrascht, andere lernten aber auch ihr eigenes Kind bzw. dessen Lernverhalten von einer anderen Seite kennen. Gleichzeitig kristallisiert sich aber auch relativ klar heraus, was im digitalen Unterricht nicht möglich ist und dass ein guter „Offline-Unterricht“ schwer zu ersetzen ist. „Mir fehlt die soziale Situation, in welcher der ‚normale‘ Unterricht stattfindet, der Raum für Lebendigkeit und Spontaneität. Ich bin der Ansicht, dass die Lernsituation und die Stimmung während des Unterrichts das Lernen maßgeblich beeinflussen und die Situation ‚lebt‘ schlussendlich vom persönlichen sozialen Kontakt zwischen Lehrern und Schülern bzw. natürlich auch den Schülern untereinander.“ (C. R.) Hinzu kommt, dass die Leistungsüberprüfung beim Fernunterricht zwar möglich, aber Lernentwicklungen insgesamt nicht immer ganz leicht nachzuvollziehen sind. Für die Bewertung des Fernunterrichts sind der Einsatz der Schüler, ihre aktive Mitarbeit, ihre Verlässlichkeit beim Einhalten von Terminen wichtige Elemente. Bei manchen Schülern hat sich sogar das Lernverhalten geändert: Sie fragen die Lehrpersonen im Vorfeld

um Unterlagen für die Inhalte der Videokonferenz, um sich darauf vorzubereiten und ihre Fragen gezielt zu stellen. Daran merkt man, dass sie mit ihren neuen Freiheiten gut zurechtkommen. Somit ist der Fernunterricht für alle eine wichtige Erfahrung und eine Chance, den Unterricht sowie das eigene Lernen zu reflektieren und zu hinterfragen. Inzwischen funktioniert die Vermittlung von Lerninhalten über den Fernunterricht gut, aber eben anders als im persönlichen Unterricht an der Schule. Viele Schüler und Lehrpersonen wünschen sich daher auch den Schulalltag zurück.

den Schülern und bei mir. Aber: hätte, hätte, Fahrradkette. Es wäre schön, wenn die Abschlussprüfung – in welcher Form auch immer – analog stattfinden könnte. #coronaundich – ich vermisse die Rasselbande. Aber das sag ich ihnen nicht.“ (Evelyn Wieser)

„Ich kann nur sagen, dass Fernunterricht nie das gleiche ist und sein wird wie normaler Unterricht. Im Fernunterricht stecken viel Selbstständigkeit und Organisation. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die lustigen Schulstunden mit meiner Klasse.“ (Veronika Rainer, 4c)

Neben dem genauen Procedere bei der Abschlussprüfung sind derzeit noch viele weitere Fragen ungeklärt. Unweigerlich stellt uns die momentane Situation aber auch vor noch viel größere, wichtige gesellschaftliche Fragen. Welche Maßnahmen müssen im Bildungssystem getroffen werden, um angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Benachteiligung von Kindern aus einkommensschwächeren Familien entgegenwirken zu können? Wie geht Schule im Zuge der rasanten digitalen Entwicklung mit der Herausforderung um, die Balance mit anderen Zielen wie Persönlichkeitsbildung und Sozialkompetenz zu halten?

„Ich hätte gerne endlose Diskussionen mit den Zweitklässlern darüber geführt, warum Unterricht im Freien nicht auf dem Programm steht. Ich hätte mich gerne von den Eltern der Abschlussklasse verabschiedet. Das Hinfiebern auf die Sommerferien gespürt – bei

„Keine Krise ist ohne positive Effekte, so wünsche ich unserer Schule, dass Erfahrungen im Fernunterricht auf Schüler- und Lehrerseite den künftigen Präsenzunterricht bereichern und die erworbenen Kompetenzen weiterentwickelt werden.“ (Anna Putzer) Erker 05/20

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„COVID 19 hat uns mit voller Wucht getroffen“ Im Gespräch mit Oswald Mair, Direktor vom Verband der Seniorenwohnheime Südtirols

Erker: Herr Mair, das Coronavirus hat Südtirols Altenheime besonders hart getroffen. Wie gehen der Verband und die Mitarbeiter mit der enormen Herausforderung um? Oswald Mair: Wir haben im Verband der Seniorenwohnheime (VdS) einen Corona-Krisenstab eingerichtet, der seit Anfang März tätig ist und in engster Abstimmung mit den Verantwortlichen der Seniorenwohnheime (SWH) unermüdlich arbeitet, um die Verbandsmitglieder mit Informationen, Beratung und Hilfestellungen bei ihrer enorm herausfordernden Arbeit zu unterstützen. In den Seniorenwohnheimen wohnen und leben die Menschen unserer Gesellschaft, für die das Coronavirus die größte Gefahr darstellt – das war uns von Anfang an bewusst. Dementsprechend haben wir mutig, schnell und konsequent gehandelt. Die Entscheidung, die Zugänge in die Seniorenwohnheime für Angehörige, Besucher und Freiwillige sofort zu unterbinden, war für uns selbst eine enorme menschliche

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© Martin Schaller

Das Coronavirus hat Südtirols Seniorenwohnheime und damit die Risikogruppe der alten und kranken Menschen erreicht. Bis zum 27. April sind 106 Heimbewohner mit einem positiven Test auf COVID 19 verstorben. Das Pflegepersonal geht seit Wochen an seine Grenzen und darüber hinaus. „Was sie derzeit leisten, ist für den Großteil der Bevölkerung unvorstellbar“, so Oswald Mair aus Mauls, Direktor des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols.

Das Bezirksaltenheim in Sterzing

Herausforderung, hat sich aber mittlerweile ohne Zweifel als die einzig richtige herausgestellt. In den Seniorenwohnheimen herrscht seit Wochen ein neuer Alltag im Ausnahmezustand. COVID 19 hat die Seniorenwohnheime mit voller Wucht getroffen. Die Orte der Begegnung und der sozialen Kontakte mussten von einem Tag auf den anderen abgeschottet werden. Die Gesundheit und die Sicherheit der Heimbewohner waren jetzt durch das am meisten gefährdet, was vorher für Lebensqualität und Lebensfreude stand. Was die Mitarbeiter in den Seniorenwohnheimen derzeit leisten, ist für den Großteil der Bevölkerung unvorstellbar. Sie müssen sich und die Heimbewohner vor der Übertragung des Virus schützen und trotz aller Sorgfalt und Achtsamkeit immer wieder

kurzfristig Personalausfälle kompensieren. Sie können nicht auf die Unterstützung von Angehörigen und Freiwilligen zurückgreifen und sind so noch mehr gefordert, der Vereinsamung der Heimbewohner entgegenzuwirken. Sie haben Sorgen und auch Ängste. Trotzdem leisten sie jeden Tag, jede Nacht hervorragende Arbeit. Sie gehen seit vielen Wochen an ihre Grenzen und darüber hinaus. Von verschiedenen Seiten wurde Kritik laut. So heißt es u. a., Heimbewohner und Mitarbeiter hätten besser bzw. vorzeitiger geschützt werden können/sollen. In aller Deutlichkeit an all die oberflächlichen Kritiker: Habt ihr jemals einen Fuß in ein Seniorenwohnheim gesetzt? Jetzt die Führungskräfte und die Mitarbeiter der Seniorenwohnheime abzustrafen, die an vorderster Front

mit den verfügbaren Mitteln das Bestmögliche erreicht haben, ist im Grunde schlimmer als das Virus selbst. Die Südtiroler Seniorenwohnheime waren die ersten, welche die Situation erkannt, richtig eingeschätzt und die erforderlichen Maßnahmen umgesetzt haben. Wir kämpfen jeden Tag mit allem, was wir haben, und erfahren dabei so viel an Solidarität, dass wir uns nicht unterkriegen lassen werden. Wir erhalten Spenden, Firmen übernehmen den Ankauf von Schutzausrüstung, das Weiße Kreuz hilft in den Seniorenwohnheimen Dienste abzudecken, der Schützenbund übernimmt die flächendeckende Verteilung von Desinfektionsmitteln und stellt ganze Putztrupps zur Verfügung. Beim Zivilschutz haben wir eine Person, die Tag und Nacht ansprechbar ist, beim Amt für Senioren ist eine Personalver-


mittlungsstelle eingerichtet. Firmen, Vereine, Organisationen und Verbände verteilen Dankesgeschenke an die Mitarbeiterinnen, das Netzwerk Eltern-Kind-Zentrum hat einen Videoclip erstellt mit Botschaften an die Heimbewohner. Das Thema Schutzausrüstung war für die Heime sehr präsent. Was sagen sie dazu? Zu Beginn der Krise bin ich mit Mitgliedern des Krisenstabes das ganze Land abgefahren und wir haben bei verschiedenen Firmen und beim Weißen Kreuz Schutzkleidung und Mundschutzmasken gesammelt. Dann haben wir eine sehr gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Zivilschutz aufgebaut und über viele Tage die Seniorenwohnheime mit dringend benötigter Schutzausrüstung versorgen können. Noch vor dem Erhalt von Spendengeldern haben wir Schutzausrüstung angekauft und an die Seniorenwohnheime verteilt; auch das (einzige) Heim, das nicht Mitglied beim Verband der Seniorenwohnheime ist, wird unterstützt. Mittlerweile haben wir als Verband mehr als 300.000 Euro für Schutzausrüstung ausgegeben. Wir fragen uns, was die jetzt so schlauen Kritiker in all diesen Wochen für die Unterstützung der Seniorenwohnheime unternommen haben.

„Die Südtiroler Seniorenwohnheime waren die ersten, welche die Situation erkannt, richtig eingeschätzt und die erforderlichen Maßnahmen umgesetzt haben“ Angeprangert wurden auch die Führung und das Krisenmanagement. Beide hätten versagt. Am 10. März haben wir vom Krisenstab das erste Informationsschreiben an die Seniorenwohnheime gesandt und Mitte April waren es schon 18 Schreiben. Jedes Informationsschreiben behandelt eine Vielzahl an unterschied-

Oswald Mair: „Wir kämpfen jeden Tag mit allem, was wir haben.“

lichsten Themen mit entsprechenden Anlagen wie Vorgaben bezüglich unverzüglicher Maßnahmen bei positiven Testergebnissen, Meldungen an das Amt für Hygiene, Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen des Seniorenwohnheimes und dem ärztlichem Leiter, Desinfektionsverfahren, ordnungsgemäße und fachgerechte Verwendung der Schutzausrüstung, Einstellung von Ersatzpersonal, um nur einige zu nennen. Der Krisenstab organisiert die Verlegung von Heimbewohnern vom Seniorenwohnheim in die bei verschiedenen Privatkliniken eingerichteten COVID-19-Stationen. Drei Mitwirkende im Krisenstab Seniorenwohnheime sind in der Taskforce des Gesundheitswesens vertreten, um die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten abzustimmen und Abläufe und Vorgehen zu definieren bzw. zu verbessern. Wir erheben täglich die Situation in den 77 Seniorenwohnheimen und stehen auch täglich für Fragen, Rückmeldungen, Anregungen und Auskünfte zur Verfügung. Gewerkschaften forderten flächendeckende Tests in den Seniorenwohnheimen. Zu Recht? Das Vorgehen in den Seniorenwohnheimen wurde vom zuständigen Department für Prävention definiert. Jeder Heimbewohner und jeder Mitarbeiter mit grippeähnlichen Symptomen wird dem ärztlichen Leiter des Heimes, dem zuständigen Arzt und der Pflegedienstleitung gemeldet. Die Heim-

bewohner werden sofort isoliert und es werden unverzüglich sämtliche Schutzmaßnahmen hochgefahren. Der Mitarbeiter verlässt unverzüglich den Arbeitsplatz und geht nach Hause. Die Entscheidung darüber, ob ein COVID-19Test durchgeführt wird oder nicht, obliegt dem Amt für Hygiene. Als genesen gilt eine Person, wenn sie zweimal in Folge einen negativen Test aufweist. Ist ein Test eines Heimbewohners oder eines Mitarbeiters positiv, werden sämtliche Heimbewohner und sämtliche Mitarbeiter getestet. Dieses Vorgehen liegt außerhalb der Entscheidungskompetenz der Seniorenwohnheime und des Krisenstabes, hat aber durchaus eine schlüssige Logik. Flächendeckende Tests können dazu durchaus eine Alternative sein, sind aber keine ultimative Lösung, aus mehreren Gründen: Das Ergebnis von heute hat spätestens nächste Woche nicht mehr viel Aussagekraft. Und die vielen Menschen mit Demenz oder mit psychischen oder psychiatrischen Erkrankungen, die in den Seniorenwohnheimen leben, lassen sich kaum isolieren und es können ihnen auch keine Schutzmaßnahmen vermittelt werden. Welche Verbesserungen werden angestrebt bzw. sind bereits umgesetzt? Um es klar zu sagen: Die Versorgung mit Schutzausrüstung war und ist nicht flächendeckend gut und auch die Zeiten, bis die Ergebnisse der Tests vorliegen, waren zumindest teilweise entschieden zu lang. An beiden Aufgabenstel-

lungen wird von allen Seiten mit voller Kraft gearbeitet und besonders bei den Testverfahren gab es laufend Verbesserungen, sodass mittlerweile die Umsetzung gut funktioniert. Beides ist für das Gelingen, baldmöglichst und gut aus der Coronakrise herauszukommen, von zentraler Bedeutung und beides muss weiterhin verbessert werden. Jeder ist aufgefordert, in seinem Entscheidungsumfeld und im konstruktiven Zusammenwirken dazu beizutragen, dass eine schnelle und deutliche Verbesserung erzielt wird. Es ist angebracht und richtig, wenn wir all jenen danken, die in der Betreuung und Pflege, in der Hauswirtschaft und in der Verwaltung jeden Tag und jede Nacht für die schwächsten Mitmenschen in der Gesellschaft im Einsatz stehen. Es reicht aber nicht, ihnen Applaus und Musik von den Balkonen und offenen Fenstern zu senden. Auch der Wunsch „Hoffentlich erinnert ihr euch auch dann noch an uns, wenn diese Krise überstanden ist“ ist mir entschieden zu wenig. Es müssen auch Taten folgen. Wir als Verband der Seniorenwohnheime werden, so wie in der Vergangenheit, auch selbst dazu beitragen, dass alle Mitarbeiter der Seniorenwohnheime die ihnen zustehende gesellschaftliche und wirtschaftliche Anerkennung erhalten. An alle Führungskräfte und Mitarbeiter in den Südtiroler Seniorenwohnheimen: Ich bin sicher, dass euch die zurzeit kursierenden Berichte, die eure fantastische Arbeit in einer beschämenden Art und Weise schlecht reden, nicht davon abbringen werden, weiter professionell, mit Herz, Verstand und Empathie eure Arbeit zu verrichten. Aus tiefstem Herzen: innigsten Dank dafür, landauf landab! Wir im Krisenstab Seniorenwohnheime werden alles tun – nur nicht aufgeben! Interview: rb Erker 05/20

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Infopoint Caritas verteilt Lebensmittelpakete

Besonders jetzt in Zeiten der Corona-Krise trifft es die weniger Bemittelten unter uns am härtesten. Das Einkommen fehlt, Rechnungen müssen bezahlt werden und am Ende des Geldes bleibt oft noch zu viel Monat übrig. Hier greift auch in Zeiten wie diesen die Caritas bedürftigen Menschen unter die Arme. Im italienischen Pfarrzentrum „Maria Schutz“ in der Margarethenstraße 5 versucht man zu helfen, wo immer geholfen werden kann. Anfangs ein „Centro d’ascolto“, in dem in Not Geratene Unterstützung und vor allem ein offenes Ohr fanden, befindet sich heute der Infopoint der Caritas. Hier werden von den rund 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern beider Sprachgruppen und aus den verschiedenen Pfarreien regelmäßig Lebensmittelpakete für Bedürftige geschnürt. Um das Organisatorische kümmert sich der Initiator des Angebotes, Gianfranco Ferri. Momentan können alle „Bestellungen“ telefonisch bei ihm abgegeben werden, wöchentlich werden derzeit rund 50 bis 60 Pakete vorbereitet. Ausgerüstet mit Telefon, Stift und Papier notiert Gianfranco Ferri fleißig alle benötigten Zutaten für ein gelungenes Paket. Damit die Menge an Lebensmitteln auch an die Größe der Familien angepasst werden kann bzw. um herauszufinden, ob die Familie auch die Kriterien für die Essenspakete erfüllt, werden einige Hintergrunddaten der Antragsteller geprüft. Die Lebensmittel in den Paketen gelangen über Spenden verschiedener Wipptaler Betriebe oder auch der Bauern zur Caritas. Der Großteil der Produkte erreicht den Infopoint aber über den „banco alimentare di Trento“. Trotzdem kann jeder Einzelne noch verpackte und geschlossene Lebensmittel, die nicht mehr gebraucht werden, ins Pfarrzentrum bringen, um Bedürftige zu unterstützen. Der Infopoint der Caritas ist jeden Dienstag und Freitag von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, momentan können die Pakete aufgrund der Umstände um 15.00 Uhr abgeholt werden. Wer nähere Informationen zum Erhalt eines Paketes oder zum Spenden von Lebensmitteln einholen möchte, kann sich einfach telefonisch bei Gianfranco Ferri melden. Nadine Brunner Für Informationen oder für die Bestellung eines Pakets melden Sie sich bei Gianfranco Ferri (Tel. 331 1662354)!

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Gemeinsam gegen Corona

Alte, kranke und schwache Menschen zählen zu den Personen, die durch das Virus am meisten gefährdet sind. Trotz der frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Krankheitsübertragung sind in einigen Südtiroler Seniorenwohnheimen Heimbewohner am Virus erkrankt. Aber auch Mitarbeiter sind betroffen bzw. befinden sich in Quarantäne. Unterstützung in dieser Notsituation erhalten die Seniorenwohnheime vom Weißen Kreuz. Derzeit sind rund 50 Mitarbeiter des Weißen Kreuzes in 9 unterschiedlichen Seniorenwohnheimen ehrenamtlich im Dienst. Sie unterstützen und entlasten die Pflegekräfte bei der täglichen Arbeit, helfen aber auch dabei, den Alltag der Bewohner abwechslungsreicher zu ge-

stalten – ein kostbares Geschenk in der derzeitigen Krisensituation. Die Einsamkeit der Heimbewohner in dieser schweren Zeit verringern – das gelingt nur gemeinsam. Dieser Überzeugung ist auch Moritz Schwienbacher, Präsident des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols: „Wir befinden uns in einer Notsituation, in der wir das Funktionieren des Systems garantieren müssen. Gleichzeitig müssen wir aber auch an die psychische Gesundheit der Heimbewohner denken und dazu gehören zwischenmenschliche Beziehungen. Wir sind sehr dankbar, dass uns das Weiße Kreuz unter die Arme greift und dort aushilft, wo Hilfe benötigt wird und dadurch einen wertvollen Beitrag gegen die Vereinsamung leistet.“

KVW Frauen sammeln Lebensmittel Die KVW Frauen haben Mitte April in Sterzing Lebensmittel für bedürftige Menschen gesammelt, sechs große Einkaufswagen kamen dabei zusammen. Ein großes Vergelt’s Gott sagen sie sowohl dem Eurospar in Sterzing, der diese Aktion ermöglicht hat, als auch den Kunden für ihre Bereitschaft zum Spenden.


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Herausforderung annehmen und positive Impulse mitnehmen Ein Zwischenbericht aus der Bezirksgemeinschaft Wipptal Seit Anfang März ticken die Uhren anders. Nach China auch in Europa und vor allem in Italien hat sich das Corona-Virus schnell ausgebreitet. Das Virus hat den Alltag eines jeden von uns verändert: Sei es bei der Arbeit, sei es in der Freizeit müssen Gewohnheiten abgelegt werden und ein jeder von uns muss sich an die neue Situation anpassen. Im Bezirksaltenheim Wipptal spürt man diesen Ausnahmezustand besonders. Hier leben Menschen, die zur absolut am meisten gefährdeten Personengruppe zählen. Die Angehörigen und die Freiwilligen dürfen die Senioren nicht mehr besuchen, der Speisesaal ist vorübergehend geschlossen, die Tagesbetreuung findet nun direkt in den einzelnen Stockwerken statt. Die Mitarbeiter arbeiten unter strengster Einhaltung der Hygienemaßnahmen: Händedesinfektion, Mundschutz, Einmalhandschuhe und tägliches Wechseln der Arbeitskleidung gehört nun zum Arbeitsalltag in allen Bereichen, die Reinigungskräfte sorgen mit der tagtäglichen Desinfektion der ganzen Struktur für die erforderliche Hygiene. „Alle werden auf eine harte Probe gestellt. Die ständigen Veränderungen durch immer neue Richtlinien und die erschwerten Arbeitsbedingungen fordern dem Personal viel ab. Die Leiter der Strukturen sind für jegliche Änderung offen und bemühen sich darum, für reibungslose organisatorische Abläufe zu sorgen“, so die Direktorin des Sozialdienstes Christine Engl. Für sie als Führungskraft sei es in dieser schwierigen Zeit möglich, die Mitarbeiter von einer neuen Seite kennenzulernen. „Ich erlebe eine große Besonnenheit und die Bereitschaft, stark auf

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richtungen notwendig, die Mitarbeiter der teilstationären Bereiche in den stationären Bereichen einzusetzen. „Besondere Umstände brauchen besondere Maßnahmen. Im Anbetracht der Umstände ist es notwendig und richtig zu schauen, dass dienstliche Erfordernisse eingehalten werden und gleichzeitig aber auch persönliche Bedürfnisse in besonderen familiären Situationen Berücksichtigung finden. Zum Glück stellen wir fest, dass der Zusammenhalt da ist und die Kollegialität zum Tragen kommt.“ Felix Kofler und Gottfried Röck, Bewohner des Bezirksaltenheimes in Sterzing

die Beziehungsebene zu gehen und den Menschen, die bei uns leben – im Altenheim aber auch in den Wohnbereichen für psychisch kranke Menschen und für Menschen mit Behinderung – in liebevoller Selbstverständlichkeit zu begegnen. Wir sind den uns anvertrauten Menschen gerade jetzt innerlich sehr nahe und das kann den Angehörigen ein kleiner Trost sein!“ Denn für die Angehörigen ist diese Zeit in besonderer Weise schwer. „Wir informieren die Angehörigen laufend über die Befindlichkeit der Bewohner und bleiben in enger Verbindung mit ihnen.“ Die 11-jährige Anna Hofer hat die Gelegenheit genutzt und mit einer schönen Kreidezeichnung dem Personal für die herausfordernde Arbeit in dieser Krisenzeit gedankt. „Auch solche kleine Zeichen des Dankes und der Anerkennung erleichtern die Arbeit in dieser Zeit. Ich schließe mich diesem Dank an und spreche allen Mitarbeitern im Bezirksaltenheim und in den anderen Einrichtungen und Diensten meine große Anerkennung aus“, so Engl. „Ihr leistet wirklich Großartiges!“ Auch die Leiter der Einrichtungen

erleben die Zeit als arbeitsintensiv, aber auch als sehr beziehungsintensiv. Nicht einfach „Die Situation ist alles andere als einfach. Vor allem organisatorische Fragen rund um den Schutz vor Infektionen – sowohl der Nutzer in den Einrichtungen als auch der Mitarbeiter – und die Abwicklung der umfassenden Maßnahmen halten uns immer wieder in Atem. Dann die Unsicherheit unserer Bewohner. Viele können gar nicht so recht verstehen, warum Angehörige, Freunde oder auch die freiwilligen Helfer nicht mehr zu Besuch kommen bzw. warum Ausgänge gesperrt sind. Wir bemühen uns sehr darum, dass die von uns Betreuten sich in ihrem Zuhause sicher und geborgen fühlen, und wir stellen fest, dass die Stimmung in den Einrichtungen trotz allem positiv ist“, so Daniel Fiorani, Pflegedienstleiter im Bezirksaltenheim. Für Edeltraud Braunhofer und Gerold Amort, verantwortlich für das Sozialzentrum Wipptal „Fugger“ und die Sozialeinrichtungen Wipptal „Trens“, ist es in ihren Ein-

Kontakt halten Das gilt auch für den Sozialsprengel. „Trotz der räumlichen Distanz, die uns allen in dieser Krisensituation aufgezwungen wird, beobachte ich ich eine große menschliche Nähe, viel Hilfsbereitschaft und gegenseitiges sich Kümmern. Und auch Disziplin, Eigenständigkeit und Eigeninitiative“, so Sprengelleiterin Sieglinde Sigmund. Sie berichtet, dass nun Information und Beratung der anfragenden Bürger, aber auch Begleitung, vor allem telefonisch und per E-Mail erfolgen, auch das Unterzeichnen der Ansuchen in der Finanziellen Sozialhilfe wird jetzt anders organisiert und angeboten. Die Sozialarbeiter halten Kontakt mit den Personen, die in einer schwierigen Lebenslage sind. Man vermittelt, hört zu, tröstet und beruhigt. Notwendige Hilfeleistungen können in Zusammenarbeit mit Pfarrcaritas Infopoint oder dem Vinzenzverein wie auch mit den Gemeinden und den vielen verschiedenen Diensten und Anlaufstellen, die aktiv sind, organisiert werden. Auch auf eine gute Zusammenarbeit mit den Krankenpflegern des Gesundheitssprengels kann man zählen. Der tatkräftige Einsatz der freiwilli-


gen Helfer musste aus Sicherheitsgründen leider unterbrochen werden. Ebenfalls unterbrochen wurden Projekte, die auf den direkten Kontakt mit Menschen aufbauen, so das Projekt „WiKids“ und die sozialpädagogische Familienarbeit. Die pädagogischen Fachkräfte halten aber Kontakt mit den Kindern und den Familien und bemühen sich trotz der widrigen Umstände um die bestmögliche Unterstützung. Die Einsätze der Hauspflege wurden reduziert. Viele Angehörige sind nun selbst zuhause und übernehmen die Pflege ihrer älteren Familienmitglieder. Bei den anderen von der Hauspflege weiterhin betreuten Personen halten die Mitarbeiter die vorgegebenen Sicherheitsvorschriften ein, arbeiten verantwortungsvoll und sehr flexibel. Vorübergehend geschlossen bleibt das Tagespflegeheim für Senioren. Die Mitarbeiter sind im Bezirksaltenheim eingesetzt. Die Bewohner des Seniorenwohnhauses „St. Elisabeth“ werden telefonisch von einer Fachkraft begleitet. Was nicht dringend ist, muss warten Auch die Abteilung für Umwelt-

Die 11-jährige Anna Hofer bedankt sich beim Personal für dessen Arbeit.

und technische Dienste erbringt essentielle Dienstleistungen. Es wäre unvorstellbar, die Müllabfuhr, die Abwasserreinigung und die Annahme von Tierkadavern auszusetzen. „Die größten Auswirkungen der Krise für unseren Dienst liegen in der geringeren Abfallmenge, da üblicherweise im Hotel-, Handwerksund Handelssektor mehr Müll anfällt. Ebenso wird auch die Kläranlage weniger belastet“, so der Leiter des Umweltdienstes Massimiliano Grendele. „Wir alle mussten uns schnell auf Neuerungen einstellen, auch in der Verwaltung. Viele Mitarbeiter der Bezirksgemeinschaft bauen Urlaub und Überstunden ab. Die Möglichkeit, Telearbeit zu machen, gibt es bei uns schon seit 2004, nur wird sie derzeit als Hauptarbeitsform anerkannt. Wir arbeiten reduziert und was überall gilt, gilt auch bei uns: Was nicht dringend ist, muss warten. Unser Hauptanliegen ist die Gesundheit der Menschen, die für uns arbeiten und für die wir arbei-

ten“, stellt Generalsekretärin Laura Lastri fest. „Bis jetzt (Stand 20. April) hatten wir noch keinen Fall von Covid-19 bei den Nutzern unserer sozialen Einrichtungen. Allerdings kann das morgen schon anders sein. Wir befolgen alle Sicherheitsvorkehrungen und halten uns strengstens an die vorgegebenen Richtlinien, es werden auch Tests durchgeführt. Alle tun ihr Bestes und dafür gebührt allen großer Dank!“ Insgesamt ist man sich einig darüber, dass ein kollektives Zusammenrücken stattfindet. Dies natürlich im übertragenen Sinne, aber vielleicht gerade weil wir physisch weit auseinanderrücken müssen. Die Einflüsse der Außenwelt werden zurückgedrängt und verlieren an Raum. Dafür wird Raum und auch Energie frei für das, was in der Innenwelt Bedeutung hat: in den Einrichtungen, zwischen den Menschen, die hier leben und arbeiten, in jedem von uns. „Angesichts der vielen Menschen,

die selbst erkrankt sind oder in deren Familie vielleicht sogar jemand an Covid-19 verstorben ist, gilt es, demütig den Kopf zu senken, dankbar dafür zu sein, dass es einen nicht selbst betrifft, und dort zu helfen, wo es möglich ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Herausforderung anzunehmen. Ich wünsche mir sehr, dass alle Menschen Trost und Unterstützung finden und dass wir als Gesellschaft in der Lage sein werden, positive Impulse aus dieser Zeit mitzunehmen“, hofft Bezirkspräsident Karl Polig. Er und die Mitglieder des Bezirksausschusses Dolores Oberhofer und Herbert Seeber werden laufend von der Generalsekretärin und der Direktorin des Sozialdienstes über die aktuelle Lage in den Diensten und Einrichtungen der Bezirksgemeinschaft informiert. Covid-19 fordert uns viel ab. Einigen mehr als anderen. Viele Menschen setzen sich berufsbedingt oder auch ehrenamtlich dem Risiko der Ansteckung aus, das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nie ganz ausgeschlossen werden kann: Danken wir ihnen!

Brigitte Mayr

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Kommentar

Erzwungener Stillstand Ein Kommentar von Bezirkspräsident Karl Polig

Kalt erwischt hat uns das Coronavirus – und nicht nur uns Wipptaler, sondern die ganze Menschheit. Wir wurden in eine bislang kaum vorstellbare Zwangspause geschickt. Die einen erwischte es früher, andere später. Besonders die Gesundheitssysteme standen vor gewaltigen Herausforderungen, und man hat gesehen, dass bei weitem nicht alles so reibungslos ablief, wie wir es in unserer hochzivilisierten Gesellschaft gewohnt sind und auch erwarten. Schonungslos wurden wir technik- und fortschrittsgläubige Menschlein daran erinnert, dass wir eben nicht alles so im Griff haben, wie wir glaub(t)en. Dieser Dämpfer ist schmerzhaft und, so scheint mir, für viele kaum zu ertragen. Seit dem Krieg gab es nur eine Richtung – die nach oben. „Höher, schneller, weiter, mehr“ war jahrzehntelang die Devise – und es schien keine Grenzen zu geben für Wachstum und Wohlstand. Dank großartiger Leistungen in Wissenschaft und Technik schien alles plan-, lenk- und lösbar. Nun stehen wir mit offenem Mund da und müssen zur Kenntnis nehmen: Es gibt sie noch, die Dinge, auf die wir nicht vorbereitet sind und die im Grunde den Fortbestand der ganzen Menschheit in Frage stellen können. Wir wissen nicht, ob nicht heute schon irgendwo im letzten Winkel der Erde ein neues, noch gefährlicheres Virus die Sense des Todes wetzt. Das ist bedrückend, schafft Unsicherheit und wir sehen, dass der rasante Absturz viel schneller gehen kann, als der lang erkämpfte Aufstieg. Aber uns demütig einzugestehen, dass wir – mit allen noch so schlimmen Folgen – eben nur unvollkommene Wesen sind, ist nicht leicht. Fast schon panisch wird nach Sündenböcken gesucht. Im Netz tummeln sich mehr Corona-Experten als es Infizierte gibt. Das Spektrum reicht von der Verniedlichung des Problems über abenteuerliche Verschwörungstheorien bis hin zu giftigen Beschuldigungen. Gefragt sind aber rationales Überlegen und nüchternes Abwägen. Ich bin mir sicher, dass in unserem Land viele gescheite

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und umsichtige Menschen am Werk sind, die mit großem Engagement nach guten Lösungen suchen und diese auch finden. Und man muss es auch aushalten, dass in einer Ausnahmesituation, in der die moderne Menschheit wohl noch nie war, die eine und andere getroffene Entscheidung sich im Nachhinein als wenig zielführend erweist. Die verantwortlichen Politiker erheben sicher nicht den Anspruch, fehlerlos zu sein – das kann nicht einmal die Opposition von sich behaupten. Auffallend und wohltuend zugleich sind aber auch die gelebte Menschlichkeit und die enorme Hilfsbereitschaft, die man im Großen wie im Kleinen findet. Die meisten Menschen haben die ernste Lage, in der wir uns befinden, erkannt und beherzigen die gebotenen Vorsichtsmaßnahmen. Besonders die Mitarbeiter im Sanitätswesen und in den Seniorenwohnheimen, aber nicht nur diese, leisten Großartiges und arbeiten zum Teil bis zur Erschöpfung. Dafür verdienen sie größten Respekt und Anerkennung – nicht nur jetzt, sondern auch nach der hoffentlich bald überstandenen Krise. Wie schwerwiegend sich der aufgezwungene Stillstand letztendlich auf uns alle auswirken wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt bei weitem noch nicht absehbar, denn es hängt nur zu einem kleinen Teil von der lokalen Situation ab. Ausschlaggebend ist die gesamtstaatliche und die internationale Entwicklung. Denn sowohl Landwirtschaft und Tourismus als auch das verarbeitende Gewerbe und die Industrie sind mit den internationalen Märkten eng verflochten. Diese Globalisierung aber hat auch Schattenseiten. In der Versorgung mit lebenswichtigen Produkten wie Medikamenten nahezu vollständig von fernen Ländern abhängig

zu sein, ist sicher ein Zustand, der geändert werden muss. Auch um den Preis höherer Kosten. Und das marktwirtschaftliche Dogma des immerwährenden Wachstums gehört ebenso auf den Prüfstand. Müssen wir wirklich alles, was wir tun können, auch tatsächlich tun? Müssen wir wirklich fortwährend expandieren? Für wen? Wir holen die benötigten Arbeitskräfte von weit her und beschweren uns dann darüber, dass zu viele Ausländer da sind. Könnten wir vom rasenden „höher, schneller, weiter, mehr“ nicht in Richtung „bewusster, nachhaltiger, lokaler, menschlicher“ abzweigen? Aber wie soll das gehen? Auf das trotz mancher Lücke im weltweiten Vergleich hoch entwickelte Sozial- und Gesundheitssystem und die umfassenden Leistungen der öffentlichen Hand wollen wir nicht verzichten. Die enormen Geldsummen, die hierfür notwendig sind, müssen zunächst einmal erwirtschaftet und über Steuern und Gebühren eingehoben werden, bevor sie umverteilt und in den verschiedenen Bereichen zum Wohle der Bürger ausgegeben werden können. Aus dem sich rasch drehenden Hamsterrad aussteigen, das wünschen sich viele, jedoch ohne Abstriche und unter Beibehaltung des gewohnten hohen Lebensstandards. Das wird auch in Zukunft kaum möglich sein. Es ist deshalb zu hoffen, dass sich die Wirtschaft so rasch wie möglich erholt. Wie lange es dauert, bis wir wieder mit Vollgas unterwegs sind, oder ob es uns allen bei herabgesetzter Geschwindigkeit vielleicht sogar besser geht, wird sich zeigen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass wir in der Krise auch vieles gelernt haben und noch lernen werden, was uns für die Zukunft nützlich sein wird, wie die fundamentale Bedeutung eines guten Gesundheits- und Sozialwesens, die Möglichkeit des Arbeitens von zu Hause aus und vieles mehr.


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Start am 8. Mai

Sterzinger Bauernmarkt jeden Freitagvormittag „Guat und vo do“: Immer freitags von 9.00 bis 13.00 Uhr findet vom 8. Mai bis Ende Oktober auf dem Sterzinger Stadtplatz der Bauernmarkt mit seinen bäuerlichen Qualitätsprodukten statt. Das hochwertige Angebot reicht von selbstgebackenem Brot und frischen und geräucherten Forellen über Käse- und Joghurtspezialitäten, traditionellen Speck und Kaminwurzen, Bioweine, Kräuter, Honig, Eier bis hin zu hausgemachten Säften und frischem Gemüse. Die köstlichen Krapfen und Tirtler der Wipptaler Bäuerinnen gibt es wieder, sobald es die Situation zulässt. Den aktuellen Stand finden Sie auf www.dererker.it

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Biokräuter mit Pfiff – Neuheiten 2020 Endlich wird gegartelt! Im neuen Gewächshaus in Wiesen haben die Wipptaler Kräutergärtner wieder über 150 verschiedene Kräuter im Topf gezogen. Traditionelle Würz- und Heilpflanzen, verschiedene Minzen-, Salbei- und neue Basilikumarten, z. B. „Torre de Smeraldo“, feines Genoveseraroma mit einer Wuchshöhe von 60 cm und hohem Zierwert. Interessante Sorten finden kreative Köche, etwa „La Mo Long“, eine schöne Kletterwürzpflanze mit roten Blättern, violetten Blüten und sehr speziellem Rettichgeschmack. Gesund und farbenfroh sind die vielen Blattgemüse wie der „Gemüseamaranth“, die rot-bunten Blätter sind an Frische nicht zu überbieten. Er wächst zuverlässig im Minigarten, aber auch auf der Fensterbank. Für die geistige Fitness sorgen Exoten wie die Gedächtnispflanze „Brahmi“ oder das berühmte „Jiaogulan“. Alle Infos und das Gesamtsortiment mit einer Kurzbeschreibung zu den Pflanzen finden Sie auf unserer Homepage www.biowipptal.it und auf Facebook. Über 150 verschiedene Kräuter im Topf – Piú di 150 varietá di erbe aromatiche in vaso Auf dem Sterzinger Bauernmarkt – Ci trovate al mercato dei contadini Beim Steirerhof in Wiesen, Hintere Gasse 152 – Al maso Steirerhof a Prati di Vizze Öffnungszeiten im Mai/ aperture maggio: Mo/lun und Mi/mer 9.00 – 12.00 Uhr, Di/mar und Do/gio 16.00 – 18.00 Uhr Ab 15 Pflanzen liefern wir nach Hause – Consegna a domicilio da 15 piantine Info: www.biowipptal.it & Facebook Erker 05/20

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Österliche Grüße ins Altenheim Zum diesjährigen Osterfest durften sich die Heimbewohner von vier Südtiroler Seniorenwohnheimen über einen besonderen Ostergruß freuen: Die Bewohner der Seniorenwohnheime Sterzing, Innichen, Mals und Salurn durften die Ostergrüße des Bischofs in Form von Osterglöckchen und Ostertauben entgegennehmen. „Stellvertretend für alle Seniorenwohnheime schicke ich diesen kleinen Ostergruß in das nördlichste, südlichste, westlichste und östlichste Heim unseres Landes als ein Zeichen der Verbundenheit, der Nähe und der Gemeinschaft in schwierigen Tagen. Ostern ist das wichtigste christliche Fest: das Leben setzt sich durch – sogar über den Tod hinaus. Danke, liebe Senioren, für alles, was ihr für Kirche und Gesellschaft getan habt. Danke, dass es euch gibt!“, so Bischof Ivo Muser. Der Südtiroler Schützenbund übernahm die Verteilung der Ostergeschenke an die vier Seniorenwohnheime.

Zahlen im Wipptal Der Südtiroler Sanitätsbetrieb gibt seit Wochen täglich die aktuellen Zahlen bekannt. Kurz vor Drucklegung dieser Erker-Ausgabe (Stand 27. April) gab es im Wipptal insgesamt 98 Infektionsfälle, von denen 67 als geheilt galten.

Infektionsfälle und Geheilte Ratschings: 26 Infizierte, 19 Geheilte Sterzing: 24 Infizierte, 16 Geheilte Pfitsch: 20 Infizierte, 10 Geheilte Brenner:12 Infizierte, 11 Geheilte Freienfeld: 12 Infizierte, 7 Geheilte Franzensfeste: 4 Infizierte, 4 Geheilte

Personen in Quarantäne Ratschings: 20 Personen (insgesamt 89) Pfitsch: 15 Personen (insgesamt 70) Freienfeld: 11 Personen (insgesamt 57) Sterzing: 8 Personen (insgesamt 91) Brenner: 3 Personen (insgesamt 48) Franzensfeste: 0 Personen, insgesamt 10 Die täglich aktualisierten Zahlen finden Sie auf www.dererker.it

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„... und dann kam Corona“ Die Lage im Altenheim Schloss Moos in Wiesen – ein Kommentar von Direktorin Barbara Seidner

Das Altenheim Schloss Moos gilt als familiäres Heim in alten Gemäuern, das eine besondere Atmosphäre bieten kann. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ganz individuell auf die Bewohner einzugehen, damit das Schloss ein Zuhause wird, wo Wünsche respektiert, die Würde geachtet, Stimmungen ernst genommen werden und vor allem Gemeinschaft gelebt wird. Dann kam Corona. Viele unserer Grundsätze mussten wir zurückstellen: Die wohnliche, familiäre Atmosphäre gibt es kaum noch, unser gesamter Tagesablauf wurde auf den Kopf gestellt. Was wir über Jahre gelebt und worum wir uns bemüht haben, hat keine Wichtigkeit mehr. Soziale Distanz zu üben mussten wir erst lernen. Wir pflegen und arbeiten in einer Krise. Eine Krise, die man sich noch vor einem Monat nicht vorstellen konnte. Alles, was wir seit Wochen tun, ist alles geben – jeder Mitarbeiter im jeweiligen Bereich, für unsere Bewohner. Wir haben uns jetzt auf die Situation eingestellt, haben Abläufe geändert, haben räumlich umstrukturiert – natürlich im Bereich unserer Möglichkeiten und was das Schloss als historisches Gebäude hergibt. Wir haben durch interne Schulungen Sicherheit im Umgang mit der Schutzausrüstung bekommen, um positiv an diese Umstände heranzugehen. Wir haben unbürokratisch sehr wert-

volle personelle Hilfe vom Krankenhaus Sterzing bekommen. Außerdem wurden wir unterstützt von Betrieben, von Vereinen und auch von privaten Personen aus dem Wipptal. Dafür möchten wir uns bei allen aufrichtig bedanken. Ein besonderer Dank geht an unseren Heimarzt und ärztlichen Leiter Dr. Markus Mair, der fachlich und menschlich immer für uns da ist. Über die soziale Pflege versuchen wir, unsere Bewohner in den Zimmern in dieser Ausnahmesituation etwas aufzufangen. Dabei sind begleitete Spaziergänge um das Haus, WhatsApp-Telefonate, Videos von den Angehörigen oder Briefe an der Tagesordnung. Die Mitarbeiter leisten hier großartige Arbeit und stellen sich Tag für Tag auf die neuen Gegebenheiten ein. Leben mit Corona! Das Virus betrifft die gesamte Gesellschaft und auch wir Heime sind ein Teil dieser Gesellschaft. Wir haben die Herausforderung und wir haben Corona angenommen. Nun versuchen wir, etwas Ruhe und wieder etwas Freude in den Alltag zu bringen – für unsere Senioren und für uns. Es ist auch wieder an der Zeit, den Blick auf unsere Stärken und auf unsere Aufgabe zu lenken: die Begleitung von Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt, auch mit dem Virus. Wir müssen Wege finden und neue Konzepte entwickeln, um mit dem Virus umzugehen und trotzdem für unsere Bewohner Heimat zu sein.


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Lieferservice für Wipptaler

Im Mai ist es voraussichtlich wieder möglich, in Südtirols Einzelhandelsbetrieben einzukaufen. Gesundheit bleibt oberste Priorität. Für alle Mitarbeiter und Kunden gelten strenge Sicherheits- und Hygienevorschriften. Diese besondere Zeit hat uns alle zu besonderen Maßnahmen gezwungen. Bereits seit einigen Tagen und Wochen liefern wir unseren Kunden die gewünschten Produkte bis an die Haustür. Der Lieferservice wird von vielen Wipptalern geschätzt und gut angenommen. Deshalb versorgen wir Sie gerne weiterhin mit unseren Produkten. Schnell, sicher und persönlich.


Raufußhühner in Gefahr von Heinrich Aukenthaler

Bei Tageslicht balzen die Auerhähne meist auf dem Boden.

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© Eduard Weger

Jedes Jahr im April/Mai beleben sich der oberste Waldgürtel und die Almregion mit einem besonderen Schauspiel. Die Balzzeit der Raufußhühner beginnt.

Die Birkhähne besetzen oft zu mehreren ihre ausgewählten Balzarenen. Es handelt sich dabei immer um offenes Gelände. Sträucher und einzelne Bäume können die Balzplätze einfassen. So sagen sie den Vögeln zu. Frühmorgens in der ersten Dämmerung fliegen die Hähne ein. Sie leiten den Balzmorgen mit einem Imponiergehabe ein und bedienen sich dabei akustischer und visueller Mittel. Sie geben zischende und kullernde Laute von sich, machen zwischendurch Flattersprünge, spreizen die Schwanzfedern, das „Spiel“, drehen und wenden sich und zeigen die schwarzweiße Zeichnung ihres Gefieders her. All dies dient zunächst dem Ziel, das eigene Revier zu behaupten. Es kommt nicht selten zu Kämpfen, wobei der eine und andere Kampfhahn auch Verletzungen davonträgt. Die Hennen fallen etwas später am Rand der Balzplätze ein, beobachten zunächst die balzenden und kämpfenden Hähne und erst nach mehreren Besuchen des Balzplatzes ertragen sie die Annäherung der Hähne. Es bedarf eines eigenen Zeremoniells seitens der Hähne, um die Hennen zu einer Begattungsbereitschaft zu bewegen. In tieferen Lagen, dem obersten Waldgürtel, spielt sich ungefähr zur selben Zeit ein ähnliches Geschehen ab. Hier balzen im dünn bestockten alten Bergwald die Auerhähne. Ihre Balzstrophe ist eine eher leise vorgetragene Abfolge von knappenden, glucksenden und


© Renato Grassi

Schneehühnerpaar: Sowie die Berghänge ausapern, wechseln die Schneehühner ihr reinweißes Wintergefieder und erscheinen im Sommerhalbjahr braungrau gesprenkelt.

Die Schneehühner Weiter oben im Gebirge, dort wo zu dieser Zeit noch Schnee liegt, geht die Balzzeit der Schneehühner vonstatten. Sie ist weniger auf-

fällig. Oft sind nur die knarrenden Balzlaute der Hähne zu hören, die so klingen, wie wenn man eine Tür, deren Angeln nicht geölt sind, ruckweise öffnet. Die Schneehühner sind im Winter reinweiß gefärbt und deshalb auf den weißen Matten auch schwer auszumachen. Tundra- und Taigavögel Der angestammte Lebensraum unserer großen Raufußhühner liegt im Norden, wo der breite Nadelwaldgürtel, die Taiga, mit zunehmenden Breitengraden in die Tundra übergeht, in die baumlose Kältestätte. Im Laufe der Eiszeiten wurden diese und andere Bewohner des Nordens nach Süden abgedrängt. Sie wichen dem Eis aus, das sich bis an den südlichen Rand unserer Alpen vorschob. Sobald das Eis zurückschmolz, fanden Schnee-, Birkund Auerhuhn in den höheren Regionen der Alpen ähnliche Lebensräume vor, wie sie sie im Norden bewohnt hatten, und – sie blieben. Klimawandel und Lebensraumverlust Die steigenden Temperaturen, die Klimaerwärmung verändert die Lebensräume. Auch in den Alpen wird es wärmer. Die Gletscher schmelzen zusehends ab, die Waldgrenze steigt im Laufe der Jahrzehnte, die alpine Graslandschaft schwindet. Und dies bringt für unsere

Hühnervögel schwerwiegende Folgen mit sich. Wenn die Waldgrenze ansteigt, der Schnee ausbleibt, die bislang offenen Flächen über der

Almen nicht mehr bewirtschaftet werden und folglich rasch verbuschen und schließlich vom Wald erobert werden. Denn die Wald-

© Renato Grassi

wetzenden Geräuschen. Jäger haben versucht, die wenige Sekunden dauernde Balzstrophe in Worte zu kleiden: „Seppl, Seppl, Seppl, Seppl, bischt schun do? Sieh, siehsch mi, siehsch mi, siehsch mi nit?“ Dieses „Gsatzl“ wird immer wieder wiederholt. Kundige wissen, dass nach dem „Hauptschlag“, der so klingt, wie wenn man ein Steinchen in ein mit etwas Wasser gefülltes tiefes Fass hineinfallen lässt, drei bis vier Sekunden ein wetzendes Schleifen einsetzt, während dem der Auerhahn weder sieht noch hört. Das war also der geeignete Moment für den Jäger, den Auerhahn „anzuspringen“: drei vier schnelle Schritte machen und dann wieder bis zum nächsten Hauptschlag regungslos und still verharren. Die Auerhähne beginnen mit der Balz auf einem und immer demselben Baum, kaum dass sich die Morgendämmerung im Osten über dem Horizont abzeichnet. Erst später, bei besserem Licht, wechseln sie auf den Boden. Und hier finden sich dann auch die Hennen ein, wobei diese sich wohlüberlegt den Alpha-Hahn zur Paarung aussuchen.

„Sonnenbalz“ eines Spielhahns. Spätestens wenn die Sonne aufgeht, endet die Bodenbalz, die Hähne „orgeln“ noch ein Weilchen von einem Baumwipfel aus. Waldgrenze mehr und mehr zuwachsen, dann finden Schnee- und Birkhühner ihre Bedürfnisse nicht mehr erfüllt. Sie verlegen zunächst ihr Streifgebiet stufenweise in größere Höhenlagen, dort wird es aber enger und ungünstiger für sie. Die Auerhühner leben heute schon mindestens 100 m weiter oben als noch vor 50 Jahren. Das haben vergleichende Untersuchungen der Jägerschaft, der Jagd- und der Forstbehörde in unserem Land gezeigt. Ein zusätzlicher Verlust alpiner Lebensräume vollzieht sich, wenn die

grenze ist in weiten Teilen der Alpen von Viehwirtschaft betreibenden Menschen schon vor rund 1.000 Jahren mittels ausgedehnter Rodungen abgesenkt worden, um Weideland und Bergmähder zu gewinnen. Wir müssen uns also darauf einstellen, dass unsere Hühnervogelbestände unter der Entwicklung, die im Gange ist, leiden werden. Zurzeit beschäftigen uns zwar andere Sorgen. Aber die Klimaerwärmung wird früher oder später auch uns Menschen zusetzen. Erker 05/20

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Älter werden im Wipptal

Freizeitgestaltung im Alter Seniorenangebote der Pfarrcaritas

Ida Volgger leitete von 1997 bis 2018 die Pfarrcaritas Wipptal, die schon seit der Zeit um 1970 Ausflüge für Senioren organisiert. Damals fanden die Ausflüge zweimal jährlich statt; es wurde eine Faschingsfeier und am Ende des Jahres eine Adventsfeier organisiert. Unter Ida Volgger wurde das Angebot um einiges aufgestockt und die Ausflüge fanden mehrmals jährlich statt. Dabei gab es meistens zwei Busse und „manchmal musste ich auch meinen Schwiegersohn fragen, ob er mit einem zusätzlichen Kleinbus mitfährt“, erzählt sie. „Früher mussten wir einigen auch absagen, da einfach kein Platz mehr war.“ Vor zwei Jahren trat schließlich Rosa Obexer als Leiterin der Pfarrcaritas in die Fußstapfen von Ida Volgger. Nach wie vor finden monatlich Ausflüge statt, die immer sehr gut besucht sind. „Die meisten melden sich gleich nach dem Ausflug auch schon für den nächsten an. Der Großteil findet es schade, dass im Winter keine Ausflüge stattfinden, denn Senioren suchen die Gemeinschaft, sind gerne in Gesellschaft und freuen sich auf diese besonderen Veranstaltungen und auf das Unterwegs-Sein“, erzählt Rosa Obexer. An den Ausflügen dürfen alle teilnehmen, die noch mehr oder weniger mobil sind, aber auch der Rollator findet Platz. Eine strenge Altersvoraussetzung für die Teilnahme gibt es nicht, dabei sein dürfen auch jene, die die 60er-Marke noch nicht überschritten haben. „Heute fühlen sich viele mit 60 noch nicht als Senioren und gehen deshalb nicht mit, das finden wir immer sehr schade.“

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Im Schnitt finden sich monatlich 80 bis 90 Ausflugsgäste zusammen. Die Ausflüge werden so organisiert, dass die Teilnehmer am Abend wieder zurück sind, um auch ihre Busverbindungen in die umliegenden Täler noch zu erwi-

Seit zwei Jahren ist Rosa Obexer Leiterin der Pfarrcaritas.

schen. Die Ausflugsziele sind verschieden, für die erste Unternehmung im Mai wird aber immer ein besinnliches Ziel, ein Wallfahrtsort, gewählt. Ansonsten wird ein Ziel ausgesucht, an dem Wattliebhaber in einem Gasthaus ihrer Leidenschaft nachgehen oder Bewegungsliebende in die Natur eintauchen können. Meistens wird auch eine Kirche besucht, die verbleibende Zeit können die Teilnehmer dann individuell und vor allem in guter Gesellschaft gestalten. Im breitgefächerten Angebot findet jeder das Richtige für seinen Geschmack. „Uns ist auch wichtig, dass verschiedene Menschen und Altersgruppen an den Ausflügen und Treffen teilnehmen, damit es nicht langweilig wird“, betonen Rosa und Ida.

Advents- und Faschingsfeier, Törggelen Die Advents- und Faschingsfeiern der Caritas sind bei den Senioren ebenfalls sehr beliebt. Bei der Adventsfeier werden Kekse gebacken, zu Fasching geht es etwas

dieser Feier gehe ich immer voll Stärke und Zuversicht nach Hause“, erzählt eine Seniorin.

„närrischer“ zu, meist mit musikalischer Unterhaltung. „Gerne wird bei dieser Gelegenheit getanzt“, erklärt Rosa Obexer. Teilnehmen dürfen alle Interessierten und auch mobile Heimbewohner des Bezirksaltenheimes sind bei der Faschingsfeier gern gesehene Gäste. Der Tag der Kranken ist ebenfalls ein besonderes Ereignis. Nach einem Wortgottesdienst können die Anwesenden die Krankensalbung empfangen. „Oft wird diese Feier falsch verstanden, denn die Krankensalbung ist kein Abschiedssakrament, sondern eine Feier mitten im Leben der Menschen, denn das Sakrament stärkt die Person“, so Rosa. Die getragene und besondere Atmosphäre begeistert alle Teilnehmenden und die Feier wird besonders von der „älteren“ Generation gerne besucht. „Nach

geistig aktiv zu bleiben, um möglichst lange die eigene Selbständigkeit zu behalten, wünschen sich viele. Ein Weg dahin führt über eine altersgemäße Gymnastik. Deshalb organisiert die Pfarrcaritas im Frühjahr und im Herbst ein Seniorenturnen. Dabei werden nicht nur Atmung und Muskelkraft angeregt: Die Bewegung in der Gruppe fördert auch das Gemeinschaftsgefühl. „Aufraffen und Hingehen sind hier fast die größte Herausforderung“, berichtet Rosa. In jeweils zehn Einheiten können Senioren ihren Körper und auch ihr Selbstvertrauen stärken. Wer möchte, kann am Ende noch ein bisschen das Tanzbein schwingen, denn auch Musik ist sehr wichtig. Die Caritas bietet zudem Hausbesuche an. „Einige ältere Menschen besuchen wir zuhause, da-

Auch im Alter gilt: „Wer rastet, der rostet!“ Bis ins hohe Alter beweglich und


bei ist es wichtig, ihnen vor allem zuzuhören. Die meisten wollen ein bisschen reden und warten schon sehnlich auf unseren Besuch, um sich das eine oder andere von der Seele zu reden. Auch wenn einige noch Familie haben, mit Außenstehenden zu reden ist für viele oft einfacher“, so Rosa. Mindestens alle 14 Tage schauen die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den ausgewählten Haushalten vorbei und die Senioren sind dafür sehr dankbar. „Vieles, was man macht und auch nicht sieht, hat trotzdem eine große Bedeutung; man muss nicht alles an die große Glocke hängen. Viele arbeiten einfach im Stillen und dafür ich möchte allen danken, denn das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Kolpingfamilie Die Kolpingfamilie Sterzing bietet ebenfalls Angebote für Senioren an. Seit über 20 Jahren findet wöchentlich – außer von Juli bis September – am Mittwochnachmittag ein Seniorentreff statt, der von Erika Haller organisiert wird. Dabei treffen sich Personen, die, wie es die Tradition verlangt, ihrer Leidenschaft nachgehen: dem Watten. Am späten Nachmittag gibt es eine kleine Stärkung in Form einer traditionellen „Marende“ oder eines Stücks Kuchen. Diese „Wattnachmittage“ sind besonders gut besucht und es werden auch immer wieder neue Teilnehmer begrüßt. Neben verschiedenen Vorträgen, gemütlichen Feiern und Ausflügen wird beim Palmstrauß- oder Adventskranzbinden auch gemeinsam Schönes geschaffen. Da die 14 Kolpingfamilien Südtirols zusammenarbeiten, können auch Angebote in anderen

Am ersten Sonntag im September wird alljährlich die Messe bei der Kastellacke auf dem Roßkopf gestaltet.

Adventskranzbinden für den guten Zweck

Landesteilen genutzt werden, wie der beliebte Meeraufenthalt oder die Landes-Wallfahrten. Am ersten Sonntag im September wird alljährlich die Messe bei der Kastellacke auf dem Roßkopf gestaltet. Dabei treffen viele Familien, aber auch viele Senioren zusammen, da der Berg mit der Bahn erreichbar und die Wanderung wenig beschwerlich ist. Zudem findet jedes Jahr eine Pfingstfahrt statt. Das Besondere daran: Die Teilnehmer können mit dem Bus fahren, die „Fitteren“ unter ihnen streckenweise mit dem Rad. So entsteht ein schönes Miteinander zwischen den verschiedenen Al-

tersgruppen. Auch das jährliche Preiswatten mit den Heimschülern ist ein besonderes Ereignis. Hier treffen sich die Heimschüler des Kolpinghauses und von „Maria Regina Pacis“, um zusammen mit den Senioren am Preiswatten teilzunehmen. Dieses „generationsübergreifende“ Event ist immer ein besonderer Anlass, den Kontakt und den Gedankenaustausch zwischen Jung und Alt zu fördern. „Hier zählt das Miteinander und nicht das Nebeneinander“, so Martina Messner, Vorsitzende der Kolpingfamilie Sterzing. Das „Gemeinsam“ der Generationen ist nicht nur der Kolpingfamilie ein Anliegen.

„Junge und alte Menschen haben in der heutigen Zeit weniger Kontakt als früher, die Kluft ist ziemlich groß. Vielleicht ist das auch auf die Wohnsituation zurückzuführen, denn früher haben alle unter einem Dach gelebt“, meint Ida Volgger. „Das Tabu zwischen Jungen und Älteren zu brechen, wäre wichtig, auch damit der Umgang mit dem Alter wieder etwas respektvoller wird.“ Ein Zusammensitzen von Jung und Alt, wie beim Preisspitzen im Kolpinghaus, ist auch Rosa Obexer ein Anliegen: „Schön wäre, wenn in Sterzing ein Generationenraum entstehen würde, in dem jüngere und ältere Menschen zusammensitzen, gegenseitig voneinander lernen und kreativ sein könnten. Der gegenseitige Austausch würde beide Seiten bereichern. Junge könnten älteren Personen zeigen, wie man Handys oder Computer bedient, und die Älteren könnten wiederum nützliche Tipps zu Handwerk und Handarbeit geben oder durch ihre Lebenserfahrung einen weisen Rat aus erster Hand aussprechen.“ Nadine Brunner

Wer selbst am Aufbau und an der Gestaltung einer Generationengruppe mitwirken und bei der Verwirklichung des Projekts dabei sein möchte, kann sich bei der Pfarrcaritas oder bei der Kolpingfamilie Sterzing melden.

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Gesellschaft

Ridnaun trauert um Don Italo Tonidandel Am Ostersonntag, den 12. April 2020 verstarb in Trient im 95. Lebensjahr Don Italo Tonidandel. Mit seinem Tod verliert Ridnaun einen großen Freund. Während seiner langen Zeit als Seelsorger der Schneeberger Knappschaft hat er sich unschätzbare Verdienste um das Tal und seine Bewohner erworben. Don Italo Tonidandel wurde am 3. November 1925 in Fai della Paganella oberhalb von Mezzocorona in der Provinz Trient geboren. Nach seinen Schul- und Studienjahren wurde er am Peter- und Paulstag des Jahres 1950 zum Priester geweiht. Anschließend war er drei Jahre lang Kooperator in Oltresarca, bevor er 1953 ebenfalls als Kooperator in die Pfarrei Don Bosco in Bozen versetzt wurde. Für den jungen Priester hatte das Schicksal allerdings nicht die übliche Priesterlaufbahn vorgesehen. Seine nächste Versetzung veränderte sein Leben von Grund auf. Im Jahr 1955 erhielt er vom Bischof den Auftrag, die Knappschaft des Bergwerks am Schneeberg seelsorglich zu betreuen. Von nun an kam er alle zwei Wochen auf den Schneeberg, Sommer wie Winter, bei Regen und Schnee, unter brütender Hitze oder bei klirrender Kälte. Mühsam zu Fuß, mit Skiern oder etwas bequemer in den in schwindelerregender Höhe schwankenden Wagen der Materialseilbahn kam er zu den ihm anvertrauten „Schäfchen“, die allerdings zumindest teilweise gar nicht so zahm und fromm waren. Es waren damals mehrere Hundert Arbeiter am Schneeberg, nur zum Teil aus den

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umliegenden Tälern, zum Großteil aus allen möglichen Regionen Italiens, die in diesem hochalpinen Bergwerk unter wohl für die allermeisten unvorstellbaren Arbeitsund Lebensbedingungen für den Lebensunterhalt ihrer Familien schufteten.

bunt zusammengewürfelte Arbeiterschaft Vertrauen in ihren „Bergwerkspfarrer“ gefasst hat und der Dopolavoro die Männer, Frauen und Kinder bei den Messfeiern fast nicht mehr fassen konnte. Don Italo war für die Schneeberger bald viel mehr als „nur“ ihr Seelsorger. Man kann sogar sagen, dass das Lesen der Messe und das Hören der Beichte fast nur eine „Nebensache“ sei-

Sicher mehr als 500 Mal ist Don Italo seitdem hinauf in die Knappensiedlung von St. Martin am Schneeberg gekommen, wo er sonntags am Vormittag die Messe las. Die Anzahl der Messbesucher hielt sich anfangs allerdings in Grenzen. Danach ging es schnell nach Maiern herunter, wo am späten Nachmittag die Messe für die dortige Belegschaft folgte. Mehr als einmal ist es ihm dabei beinahe „an den Kragen“ gegangen. Wenn es ging, bevorzugte er die gar nicht ungefährliche Fahrt mit der Materialseilbahn. „Lieber ausgerastet sterben als todmüde!“, lautete sein Motto. Aber auch bei der Abfahrt mit den Skiern Don Italo Tonidandel im Winter lauerten überall Gefahren. Einmal konnte er ner Tätigkeit waren. Er war für die von Glück reden, als nach einem Seinen mit Rat und Tat einfach da, schweren Sturz seine Hilferufe kümmerte sich um ihre kleinen von Heuziehern im Lazzachertal und großen Probleme, versuchte, vernommen wurden und er dann das harte Leben der Menschen in von diesen ins Tal gebracht wur- dieser für unsere Breiten wohl einde, ansonsten hätte er den nächs- zigartigen Siedlung im Hochgebirten Tag wohl nicht mehr erlebt. ge etwas erträglicher und lebensNach der Auflassung der Knap- werter zu gestalten. Er war Gepensiedlung von St. Martin am werkschafter, Patronat und SozialSchneeberg im Jahr 1969 brauch- fürsorger in Personalunion, in eite Don Italo für seine Tätigkeit nur ner Zeit, als die Arbeitervertretung mehr nach Maiern im hintersten noch ziemlich in den KinderschuRidnauntal zu kommen. hen steckte oder von Seiten der Es dauerte nicht lange, bis die Kirchenobrigkeit regelrecht be-

kämpft wurde, zumindest wenn sie aus dem Umkreis der kommunistischen Partei kam. Don Italo allerdings fragte nicht nach Parteibuch oder Gewerkschaftsausweis, ob Südtiroler oder italienischer Gastarbeiter, Messbesucher oder nicht. Wer um Hilfe fragte, bekam von ihm auch Unterstützung, egal ob es sich dabei um Krankheit oder Unglücksfall, Pensions- und Rentenangelegenheiten handelte oder wenn sich die Einstufung der Staublunge, der gefürchtetem Berufskrankheit im Bergbau, allzu sehr in die Länge zog. Für unzählige Männer erledigte er alle möglichen Gänge herunten im Tal, zur Post, in die Bank, in die Gemeinde und zum Arbeitsamt. Ungefragt war er nach den nicht seltenen tödlichen Unglücksfällen an Ort und Stelle, um für die zurückgebliebenen Witwen und Waisenkinder zu sorgen. Mit der Zeit entwickelte er sich sogar zu einem regelrechten Spezialisten im Schreiben von Liebesbriefen, denn so manche Schneeberger Bergleute waren mit den vielen Buchstaben auf Kriegsfuß. Auch den ersten Filmprojektor brachte Don Italo auf den Schneeberg und brachte so etwas Abwechslung in das triste Alltagsleben. Höhepunkte des Jahres waren stets die von Don Italo organisierten Barbara- und Weihnachtsfeste, die Don Italo Jahr für Jahr mit seinen Schneebergern feierte. „Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi!“, pflegte er zu sagen. Und die „Seinen“ waren eben die ihm


Priester Reinhard Ebner verstorben

Don Italo mit „seinen“ Knappen

anvertrauten Bergleute. Die vielen bei Geschäften und Firmen zusammengebettelten Geschenke und Glückstopfpreise werden für eine ganze Generation von Bergarbeiterkindern wohl unvergesslich bleiben. Viele Maierner Kinder kamen durch Don Italo erstmals auch zu einem eigenen Fahrrad, etwas ganz Besonderes zu jener Zeit! Auch nach der endgül-

Don Italo beim Bergmannsfest 2004

tigen Einstellung des Bergwerks 1985 kam Don Italo regelmäßig nach Ridnaun. Solange es seine Gesundheit erlaubte, ließ er es sich nicht nehmen, bei jeder Erstkommunion und Fronleichnamsprozession, am Barbaratag oder beim Bergmannsfest anwesend

zu sein. In Anerkennung seines Wirkens hat ihm die Gemeinde Ratschings 1997 das Ehrenabzeichen verliehen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Don Italo im Altersheim für Priester von Trient. Die Isolation in Zeiten der Coronakrise waren besonders schmerzhaft für ihn, der die Gemeinschaft suchte und lebte, der jeden mit einer kräftigen Umarmung, einem freundlichen Lächeln und einem „Carissimo“ auf den Lippen begrüßte. Im Juni hätte er das seltene 70-jährige Priesterjubiläum feiern können, bei dem auch eine Ridnauner Abordnung dabei gewesen wäre. Dazu ist es aber leider nicht mehr gekommen. Am 12. April 2020 ist Don Italo Tonidandel verstorben. Seine letzte Ruhestätte hat er in seinem Heimatort Fai della Paganella gefunden. Alle Ridnauner werden diesem großartigen Menschen mit großem Herzen, wachsamem Auge und offenem Ohr in Liebe und Dankbarkeit stets ein ehrendes Andenken bewahren. Paul Felizetti

Am 27. März ist der Priester Reinhard Ebner im Alter von 71 Jahren im Krankenhaus Bozen verstorben. Reinhard Ebner wurde am 13. Mai 1948 in Aldein geboren und am 27. Juni 1982 in Brixen zum Priester geweiht. Zwischen 1983 und 1991 wirkte er als Kurat in Planeil-Plawenn und als Kooperator in Mals, Neumarkt, Sand in Taufers und Sterzing. Von 1991 bis 1997 war er als Missionar in Brasilien tätig. Von 1997 bis 2002 wirkte er als Kooperator in Leifers und von 2002 bis 2006 als Kooperator in Sterzing. Von 2006 bis 2008 war Ebner Seelsorger in Naturns, von 2008 bis 2011 in Tobl-

ach und seitdem Seelsorger in Leifers. In den letzten Jahren wohnte er wie sein Bruder Albert, ehema-

liger Dekan von Sterzing, im Jesuheim in Girlan.

Trauer um Dr. Josef Leitner Am Ostersonntag, den 12. April ist in Stilfes der ehemalige Ge-

meindearzt Dr. Josef Leitner im Alter von 69 Jahren verstorben.

Dr. Josef Leitner stammte aus Mühlbach. Nach seinem Studium der Medizin in Innsbruck schloss er am Krankenhaus Sterzing seine Ausbildung zum Allgemeinmediziner ab. Anschließend wurde er Gemeindearzt in Stilfes, bevor er in Sterzing eine Praxis für Allgemeinmedizin eröffnete. Zudem absolvierte er eine Ausbildung zum Sanitätsmanager und war bis zu seiner Pensionierung als Primar für Basismedizin im Gesundheitsbezirk Bruneck tätig. Der allseits geschätzte Arzt hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Erker 05/20

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Die älteste Gasteigerin Maria Anna Kofler, ,,Plank-Marianne“ aus Gasteig

Maria Anna Kofler gilt mit ihren bald 93 Jahren als älteste Gasteigerin. Sie erblickte am 23. April 1927 in Albeins bei Brixen als ältestes Kind des Josef Kofler und der Anna Angerer das Licht der Welt. Nach ihr folgten weitere 14 Kinder, von denen drei als Kleinkinder starben. Brandschäden an ihrem Haus zwangen die Familie, von Albeins wegzuziehen und sich im Brixner Stadtteil Mahr anzusiedeln. Die damals dreijährige Marianne, wie sie allseits genannt wird, kam nach Gasteig. Ihre neue Familie bestand aus den Eheleuten Karl Plank und Josefa Nissl, der Taufpatin ihres Vaters, sowie dem Einzelkind Frieda. Ihre Ziehmutter Josefa führte einen Gemischtwarenladen, der heute von Markus Leitner geführt wird. Marianne begleitete Josefa öfters zum nahen Josefskirchlein, zu dem sie eine besondere Beziehung hatte, war es doch deren Namenspatron geweiht. Die Neugasteigerin wurde in die politisch, sozial und wirtschaftlich schwierige Zeit des Faschismus hineingeboren. Die Volksschule mit italienischer Unterrichtssprache besuchte Marianne im ersten Haus am heutigen Mühlbachlweg und dann im großen Schulgebäude, wo bis 1988 der Schulunterricht erfolgte. Das besagte Gebäude diente früher als Gasthaus mit einer originellen Gaststube, heute befinden sich dort mehrere Sozialwohnungen. Ein Foto aus dem Jahr 1937 zeigt Marianne in dunkler Kleidung als fünfte Schülerin in der ersten Reihe von links. Bei den sitzenden Buben mit kurzen Hosen fällt der Bergbauernbub mit Hut, Max Braunhofer vom „Joseler“ an der Jaufenstraße, auf. Der Geistli-

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Anna Maria Kofler im Jahr 1937 (1. Reihe Fünfte v. l.)

Das alte Schulhaus in Gasteig 1940

che Mair durfte den Schulkindern im Privathaus beim „Riederer“ in deutscher Sprache den Religionsunterricht erteilen. Das genannte Haus steht heute baufällig und verlassen da, wahrlich keine Zierde am Eingang des Dorfes. Das Foto aus dem Jahr 1940 hat zwar nichts mit Marianne Kofler zu tun, ist aber trotzdem sehr interessant. Es zeigt eine Schülergruppe mit Lehrerin Faustina Stenico und einem Lehrer an der Ostseite des alten Schulhauses. Ganz vorne mit

der auffallend weißen Schürze ist Frieda Rainer und genau dahinter ihre ältere Schwester Anna, Töchter des „Schuaster-Hansl“; beide leben noch. Der zweite Bub von links heißt Peter Heidegger vom „Schölzhorn“ aus Innerrust. Das Marmordenkmal an der Ostseite des Schulhauses hatte mit der Verherrlichung des Faschismus zu tun. Viele dieser Schulkinder sind bereits verstorben. Marianne besuchte die sogenannte Geheimschule beim „Möltner“,

wo Josef Gschließer, der spätere Lehrer von Mareit, gesetzlich verbotenen Deutschunterricht erteilte. Später beherrschte sie dann etwa beim Briefschreiben die deutsche Sprache erstaunlich gut, obwohl sie fast nur italienischen Unterricht hatte. Sicher hat sie auch durch das viele Lesen bestimmte Formulierungen und die deutsche Rechtschreibung erlernt. Bei der unseligen Option entschied sich Mariannes Vater Josef Kofler, mit seiner kinderreichen Familie „heim ins Reich“ auszuwandern. Dies geschah dann tatsächlich 1942. Marianne durfte jedoch einer klugen Entscheidung ihres Vaters zufolge bei der Familie Plank in Gasteig bleiben. Der Abschied von ihrer Ursprungsfamilie droben am Brenner ist der Gasteigerin lebhaft im Gedächtnis geblieben. Ihre Mutter hielt damals einen Säugling in ihren Armen. Die neue Heimat der Familie Kofler wurde Elmen im Tiroler Lechtal. Dort brachte Anna Kofler weitere vier Kinder zur Welt. Marianne hat zu den dort noch lebenden Geschwistern bis heute eine gute Beziehung. Während des Krieges hielt italienisches Militär in Gasteig das „Waldl“, den heutigen Campingplatz, besetzt. Im September 1943 passierte dann der Umsturz. Deutsche Soldaten schossen von Thuins herüber und töteten zwei Italiener. Marianne sah die beiden Toten. Das italienische Militär verließ dann über Nacht das besetzte Gelände und hinterließ Waffen und Munition, besonders viele Handgranaten. Im letzten Kriegsjahr gab es immer wieder Fliegeralarm, worauf die Leute angstvoll zum Luftschutzbunker beim „Schmied“ am Eingang des Jaufentales rannten.


Stillstand auch im Glauben?

Beim Heulen der Sirenen in Sterzing eilte der Mesner, der „Riederer Karl“, zum Kirchlein und läutete die Glocken. Die Thuiner Flak knallte aus vollen Rohren und schoss so manches Flugzeug ab. Darauf warfen die Piloten der angloamerikanischen Flieger Phosphorbomben ab; eine da-

Anna Maria Kofler

von verfehlte das Nestlhaus an der Jaufenstraße ganz knapp. Bald nach dem Krieg heiratete Mariannes Ziehschwester Frieda Plank den Sterzinger Karl Leitner. Marianne passte sich der neuen Lage leicht an und sie übernahm pflichtbewusst und freudig die neue Aufgabe als Kindermädchen für Markus, Willi und Elsbeth. Mena Teissl aus Pflersch half im Geschäft beim „Plank“ mit. Von ihr bekam Marianne beim Kochen manch guten Tipp. In jungen Jahren kam Marianne zweimal im Jahr und zwar im Mai und im Oktober mit dem Gasteiger Vieh- und Krämermarkt, der sich ganz nahe bei ihrem Heimathaus abwickelte, in Kontakt. Zum Maimarkt trugen Bauern aus dem Passeier in großen Körben Ferkel über den Jaufen nach Gasteig, wo

diese reißenden Absatz fanden. In den 1950er Jahren wurde der Markt nach Sterzing verlegt. Ein neues Kapitel im Leben der Plank-Köchin begann, als sie 1968 Robert Prechtl vom „Tandler“ in Tulfer heiratete. Der glücklichen Ehe entspross 1972 Sohn Andreas. In den 1970er Jahren errichtete die Familie an der Hauptstraße ihr Eigenheim. Doch 1987 verstarb Robert im Alter von 54 Jahren. Die tägliche Arbeit, die liebevolle Fürsorge für ihren Sohn und so manches Gebet halfen Marianne, den schmerzlichen Verlust des Ehegatten leichter zu ertragen. Auch das spätere Ableben des Ehepaares Karl Leitner und Frieda Plank, mit denen sie viele Jahre harmonisch zusammengelebt hatte, betrauerte sie sehr. Heute steht die älteste Gasteigerin immer noch beim Plank am Herd und geht ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Kochen, nach. Sie kann auf ein langes, abwechslungsreiches und erfülltes Leben zurückblicken. Sie konnte miterleben, wie aus dem verschlafenen Nest Gasteig mit einst 200 Einwohnern ein ansehnliches Dorf mit zwei Handwerkerzonen und 600 Einwohnern wurde. Viel Freude bereiten ihr seit vier Jahren die beiden Zwillingsenkel Anna und Samuel. Sie erfüllen das Haus mit viel Leben. Möge der arbeitsfreudigen, hilfsbereiten und bescheidenen Marianne Kofler Wwe. Prechtl noch manches Jahr in Gesundheit und Zufriedenheit beschieden sein! Luis Palla

Vieles hat sich seit Anfang März verändert: Fix geplante Termine, Veranstaltungen, Familienfeiern und Glaubensfeiern können nicht wie sonst üblich stattfinden. Corona hat in allen Lebensbereichen Einzug gehalten und fordert alle heraus. Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben, bis ein Impfstoff entwickelt wird, der die Risikogruppen Ich schaue sie mir von außen an schützen kann. In den vergangenen zwei Monaten musste vieles „heruntergefahren“ werden, auch unsere Pfarrgemeinden sind davon nicht verschont geblieben: keine Gottesdienste in den Kirchen, stille Verabschiedungen von Verstorbenen auf den Friedhöfen, keine Taufen, eingeschränkte bis untersagte Friedhofsbesuche, keine Krankenbesuche und vieles mehr. Ein Glaubens- und Familienfest, die Feier der Erstkommunion, erfährt auch eine Veränderung. Ende April, im Mai und Anfang Juni wären 14 Feiern der Erstkommunion in unserer Seelsorgeeinheit geplant gewesen, die nun nicht stattfinden können. Im Herbst wird die Vorbereitung fortgesetzt. Jede Krisenzeit führt uns in vielen Bereichen zurück zum Wesentlichen und fordert gleichsam heraus. Die tägliche Messfeier auf dem Pfarrsender hat die Verbundenheit der Gläubigen mit den Priestern wachgehalten und lässt Verbundenheit spüren. Auch die wöchentliche Kindersendung am Mittwoch um 17.00 Uhr versammelt Kinder um die Radiogeräte, um den biblischen Geschichten von Gott und Jesus lauschen zu können. Eine Frage an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Haben Sie auch einen „Shutdown im Glauben“, ein Stilllegen Ihres Glaubenslebens, erlebt? Wir können uns fragen, ob uns in diesen herausfordernden Zeiten der Glaube hält, ob er uns Hoffnung gibt oder ob er vielleicht schon vorher einen „Shutdown“ erfahren hat und schleichend stillgelegt worden war. War dieses außergewöhnliche Ostern heuer für uns ein schönes sonniges Frühlingsfest zu Hause mit Eiersuche im Garten oder doch ein Glaubensfest in der Familie? In der Familie sind wir nun mehr denn je eingeladen und gefordert, dem Glauben an Gott Platz und Raum zu geben, das Gebet zu pflegen und durch christliches Vorbild und Zeugnis einander zu stärken. Wenn das gelingt, dann leben wir aus dem Glauben, dann ist – wie es die Bibel formuliert – „unser Haus auf Felsen gebaut. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein, denn es war auf Fels gebaut“ (Mt,7,24). Ich wünsche allen einen gesegneten Marienmonat Mai!

Simon Walter

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Jugendseite

Whats Upp?! im Wipptol

Auch im April blieben die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Coronavirus-Krise aufrecht, was auch für alle Jugendlichen bedeutete, weiterhin nicht ihren Freizeitaktivitäten nachgehen zu können, Freunde nicht zu treffen und zu Hause mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert zu werden. Trotzdem sehen auch viele Jugendliche einige positive Aspekte an der aktuellen Situation und Lebensweise, wie man in den Statements der Jugendlichen lesen kann. Wir haben den Jugendlichen drei Fragen gestellt:

1. Worauf freust du dich am meisten nach der Ausgangssperre? 2. Was hast du in dieser Zeit Neues gelernt? 3. Was wirst du nachher bewusster machen?

SARAH 1. Am meisten freue ich mich darauf, meine Freunde, Bekannten und Großeltern wieder sehen zu können und die gemeinsame Zeit bestmöglich zu verbringen. 2. Ich habe gelernt, dass es sehr wichtig ist, Zeit für sich selbst zu haben und auf den Körper zu achten. Auch die Ruhe und Entspannung konnte ich ganz neu entdecken und schätzen. Ich habe auch gelernt, dass so viel Zeit sehr wichtig für die Familie ist und alle noch enger zusammenbringt und den Zusammenhalt stärkt. 3. Nachher werde ich die Zeit mit Freunden viel bewusster schätzen und mich auch auf jede Umarmung freuen. Außerdem werde ich mir oft auch bewusster Zeit für mich selbst nehmen und auch Kleinigkeiten viel mehr schätzen. SUSANNE 1. wieder ausn zi giahn 2. nuie Schualthemen 3. mi leimer af wichtige Sochn zi konzentriern SABINE 1 dass i mi wieder mit die Verwondten treffen konn und mit Freinde ausmochen 2 dass Geld net is Wichtigste in Leben isch, sondern die Gesundheit 3 a wia auf die Gesundheit achten und net glei auf große Veronstolungen giahn und ja JOHANNA Hallo, i bin die Johanna von die Minis Wiesen. 1. Noch der Ausgongssperre frei i mi am meisten, mit meine Freinde a Eis essen zu giahn. 2. I hon in der Zeit gelernt, wie fein es isch, an Gorten zu hobm. 3. I werd noch der Zeit viel mehr draußen sein als vorher. JULIA 1. Ich freue mich am meisten drauf, mich mit meinen Freunden wieder zu treffen und ganz normal erscheinende Dinge wie schwimmen oder ähnliches wieder zu tun. 2. In dieser schwierigen Zeit habe ich gemerkt, wie wichtig Freundschaft und Familie ist und wie froh ich um meinen Garten bin. 3. Wenn das alles wieder vorbei ist, werde ich umso bewusster ganz normal erscheinende Dinge genießen, denn, wie man merkt, ist nichts selbstverständlich.

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SAMIR 1) Dass die Kirchen wieder offen sind und ich wieder Ministrant sein kann. Freunde sehen. Jungschar besuchen. 2) Es war keine Schule, so habe ich mehr zu Hause gelernt und gebastelt. Ich war sehr zufrieden. 3) Mehr Rücksicht auf ältere Menschen nehmen. Dass man nicht alles haben muss. MARIAN 1. I frei mi am meisten, endlich wieder meine Freinde zu treffn und mit ihnen wiedr Fuaßboll spieln zu kennen. 2. I hon gelernt, in Gortn zu schätzn, weil ohne Gorten war‘s für mi volle schlimm. 3. I werd bewusster af meine Mitmenschn achten und sie viel mehr schätzen. ALEX 1) Endlich meine Freunde wiederzusehen und mit ihnen spielen zu dürfen! 2) Ich habe gelernt, mich alleine zu beschäftigen! 3) Die Zeit mit anderen Kindern noch mehr zu genießen ... auch in der Schule!!! SAMIA UND SELINA 1. I frei mi am meisten, dass mir wieder zur Nana Vinschgau fohrn kennen und i meine Freundinnen wieder sig! 2. Piadina und Topfennougatknödel kochen 3. Schuale giahn und meine Freundinnen treffen (Samia 8 Jahre) 1.I frei mi, dass i wieder konn mit meiner Freundin Sonja ins Happyhopp fohrn! 2. Hulahupp und Radlfohrn 3. Die Sonja zu treffen (Selina 4 Jahre) Samias Schwester SCHWESTERN EVI, THERESA UND BARBARA 1. Wenn des olls vorbei isch, frein mir ins am meischtn wiedor, insre Freinde in die Orme schliaßn zu kennen und ihnen mit der Umormung zu zoagn, wia sehr mirse olle vormisst hobm! Gemeinsom wearmor donn a groaße Grillfeior mochn und somit a die „verpasstn“ Geburtstoge nochfeiern. A gemeinsome Bergtour mit dor Familie isch a schun geplant, um afn Gipflkreiz donn endlich wieder is Freiheitsgefühl spiarn zu kennen! 2. In dor Quarantänezeit hom mir viel dorzuagelernt. Trotz der gonzn Folschnochrichtn, de ummorgongen sein,

hom mir ins entschiedn, lei di guatn und positivn Sochn ausorzufiltern. Man geaht zwor af körperliche Distanz mit ondere Leit, obor gleichzeitig hot man mehr Zeit für die Familie (z. B. gemeinsom essen). Man entwickelt sich persönlich weitor, übornimmp mehr Verontwortung. Man kocht gesündor und nochholtiger, kaft bewusster und regionaler ein. Man setzt sich mit Themen wia Klimawandel oder Verschmutzung der Weltmeere ausanondor. Man hot a gsegn, dass mir den Virus lei besiegn kennen, wenn mir olle zommholtn und ins an die Moßnuhmen holtn! Zusommenholt und Solidarität isch in so schwierigor Zeit is Wichtigschte! Außordem isch ins bewusst gewordn, wia wichtig Gesundheit isch. Sie isch mit kuan finanziellen Mittl der Welt vorgleichbor und desholb a so koschtbor: Wenn mir gsund sein, seimor reich, olles ondore isch Luxus! 3. Mir glabn, jedor Uanzelne fa ins hot aus der Zeit gelernt und woaß iatz a die kluanen Dinge im Leben zu schätzen. Vielleicht wor der Virus a a gewisser Weckruf/Aufschrei der Erde, damit mir ins bewusst werdn, dass mir olls zerstören und endlich amol unfongen umzudenkn. Schaugmor dor Realität in die Augn: Mir hom lei 1 Planet und den miaßn mir schützn und net bis zum Grund und Boden ausrotten. MELANIE 1. Eine einzige Antwort auf diese Frage zu finden ist gar nicht einfach, da ich mich eigentlich hauptsächlich nach der Normalität sehne. Ich befinde mich im Maturajahr und meine Klasse und ich hatten eine witzige gemeinsame Zeit noch vor uns, weshalb wir eine riesengroße Grillparty geplant haben, um ein letztes (oder auch nicht) Mal alle zusammen Zeit verbringen zu können. Darauf freue ich mich. Ich vermisse sie alle jeden Tag ein bisschen mehr. 2. Während der Ausgangssperre habe ich gelernt, die kleinsten Dinge wertzuschätzen, beginnend von einem Filmabend mit meiner Familie bis hin zu einem unerwarteten Anruf, um zu wissen, wie es mir geht. Ich habe zudem gelernt, welche Menschen mir nahe sind, da sie auch in dieser schwierigen Zeit an meiner Seite stehen. 3. Ich hoffe, dass ich diese Situation nie vergessen werde und sie mir als Bereicherung dienen wird. Ich werde versuchen, jeden Tag so zu leben, als wäre dieser der letzte.


LiL – Lesen im Liegestuhl

© pixabay

LiL – Lesen im Liegestuhl. So nennt sich die Sommerleseaktion für Vielleser, Wenigleser und Leseresistente, an der ab Anfang Mai

bis Ende Oktober alle Jugendlichen im Alter von elf bis 16 Jahren teilnehmen und tolle Sach- oder Hauptpreise gewinnen können. Aus einer Liste von deutschen und italienischen Romanen, Sachbüchern und Comic-Romanen kann man sich seinen Lesestoff aussuchen, auf www.lilestate.bz.it einloggen und seine Bewertungen abgeben. Damit nimmt man an

der Verlosung von 100 Sachpreisen teil. Wer gerne kreativ ist, kann auch ein einminütiges Video erstellen oder ein Foto zu einem der LiL/+ estate-Bücher machen und es auf die Webseite hochladen. Dafür winken sechs iPad mini als Hauptpreise. Nähere Informationen zur Sommerleseaktion gibt es unter www.lilestate.bz.it oder in der Bibliothek vor Ort (Stadtbibliothek Sterzing, ÖB Gossensaß, u. a.). Diese Sommerleseaktion wird vom Amt für Bibliotheken und Lesen gemeinsam mit dem Ufficio educazione permanente, biblioteche e audiovisivi der Südtiroler Landesverwaltung geplant und finanziert und in Kooperation mit den Südtiroler Bibliotheken durchgeführt.

Den Wald entdecken Auch im kommenden Herbst möchte die Walderlebnisgruppe Sterzing Kindern von drei bis

sechs Jahren den Aufenthalt in und mit der Natur ermöglichen. Ziel ist es, einen respektvollen Umgang zur Umwelt herzustellen und den Veränderungen der Jahreszeiten mit all ihren Sinnen zu begegnen. Begleitet wird die Gruppe (15 Kinder) von zwei Pädagoginnen. Durch die aktuelle Situation

darf Mutter Erde und somit auch der Waldplatz der Walderlebnisgruppe aufatmen. Umso mehr freut sich die Gruppe wieder auf die gemeinsame Zeit im Wald, auch wenn derzeit noch nicht feststeht, wann es soweit sein wird. Da der geplante „Tag der offenen Tür“ im März nicht stattfinden konnte, wird dieser auf Herbst verschoben. Genaue Informationen dazu wird die Walderlebnisgruppe rechtzeitig bekannt geben. Das Projekt, das mit viel Herz, Freude und ehrenamtlichem Einsatz geschaffen wurde, darf auch im kommenden Jahr weiterwachsen. Für das Jahr 2020/21 ist die Waldgruppe bereits vollständig. Bei eventuellen Abmeldungen können jedoch Plätze frei werden. Erker 05/20

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„Schwierige Zeiten erfordern drastische Maßnahmen“ Das Mandat von Bischof Paulin Mayr im Jahr 1681 von Alois Karl Eller

Die zitierte Sentenz wurde uns in den vergangenen Tagen und Wochen öfters zu Gehör gebracht. Und wer historisch denkt, kann Belege, die den einprägsamen Ausspruch untermauern, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit finden.

kamen dabei für mehrere Monate völlig zum Erliegen. Auch gegen das Bettelwesen wurde vorgegangen und die Ortsverwalter waren angewiesen, die Bettelei in Städten und Dörfern völlig zu unterbinden. Die Stadtverwalter schlossen die Stadttore und kontrollierten die Ein- und Ausgänge. Diese MaßSo wird man unmittelbar an Seu- nahme ergriffen auch Bürgermeischen erinnert, insbesondere an die ter und der Rat von Sterzing. Da Pest oder „Sterbläuf“, die vom 14. dieser kleine Ort leichter zu konbis zum 17. Jahrhundert in Euro- trollieren war und vor Ansteckung pa immer wieder grassierten. Aber relativ sicher zu sein schien, flüchauch die Cholera hatte u. a. Tirol tete in Pest- und Epidemiezeiten im 18. und 19. Jahrhundert stark die Innsbrucker Regierung und getroffen. Zu nennen wäre dann Kammer – insgesamt 200 bis 300 noch die Spanische Grippe, die Beamte – des Öfteren nach Stervon 1918 bis 1920 anscheinend zing und logierte regelmäßig über mehr Tote forderte als der gesam- mehrere Monate in den verschiete Erste Weltkrieg. denen Stadthäusern. Welche besonderen Maßnahmen Auch in den Bergwerken von zur Eindämmung der Gefahr wur- Pflersch und am Schneeberg gab den in den früheren Jahrhunder- es Ansammlungen von Menschen; ten getroffen? Schon damals ging von dort wird regelmäßig von viees darum, Menschenansammlun- len Toten in Pest- und in Epidemiegen strikt zu unterbinzeiten berichtet. Trotz der ergrifden. In Zeiten der Seuchengefahr stellte das fenen Maßnahsogenannte „fahrenmen gab es auch in unserer Gegend de Volk“ (Schaustelimmer wieder ler, Landstreicher, aber schlimme Fälle an auch Bettler) für die gehäufter SterbBewohner eine große Gefahr dar, denn diese lichkeit. Die Orttrugen die Seuche von schaft Mauls, die Fürstbischof Paulin Mayr von Brixen einem Ort zum andevon der Pest 1634 ren. Daher verordneten die poli- heimgesucht wurde, traf es besontisch Verantwortlichen schon da- ders hart. 83 Personen erlagen in mals die Schließung der Verkehrs- kurzer Zeit der Seuche; Ortskaplan wege. Streng kontrolliert wur- Zacharias Lang musste sogar mitde an den jeweiligen Zollstätten. helfen, 28 Leichen beizusetzen. Handel und Verkehr – man denke an die Fuhrwerksleute, die Pilger Fürstbischof Paulin Mayr von Brioder an die Geschäftsreisenden – xen erließ im Jahre 1681 ange-

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sichts der drohenden Pestseuche ein Mandat. Zum besseren Verständnis – der Originaltext aus dem 17. Jahrhundert ist nicht leicht zu lesen – möchte ich einige erklärende Bemerkungen voranstellen. Bischof Paulin Mayr, dessen Wei-

hespruch „ex pace ubertas“ („Aus dem Frieden kommt Fruchtbarkeit“) war, entstammte einer Sterzinger Weißgerberfamilie (1628 – 1685). Er leitete die Diözese Brixen von 1677 bis 1685. Das erlassene Mandat, gefertigt am 2.


Virtueller Rundgang

Jänner 1681, fiel in eine Zeit, in der Tirol von der Pest bedroht wurde. Diese grassierte bereits in den östlichen Ländern des Reiches – im Dokument wird Kärnten erwähnt. Die Grenzen Tirols wurden bereits streng bewacht, um das Eindringen der Pest zu verhindern. Das Schreiben ist an Ferdinand Hulsen adressiert, Stadtrichter von Klausen und Richteramtsverwalter zu Latzfons und Verdings. Habsburg führte zu dieser Zeit den Großen Türkenkrieg, die Stadt Wien wurde 1683 von den Türken belagert. Daher wird im Schreiben von den

„Kriegsflamen“ im Heiligen Römischen Reich gesprochen. Dem Stadtrichter wird befohlen, Musik- und Freudenspiele (Straßenspiele) in Häusern und auf den Gassen zu verbieten und in der herannahenden Fasnacht Maskeraden und Verkleidungen bei Strafe gänzlich abzustellen. Durch diese Verordnung sollten Menschenansammlungen vermieden werden. Der Bischof erlaubte jedoch weiterhin, dass in bescheidenem Ausmaß die Spielleute bei Hochzeiten in den Häusern ihre Spiele zur Belustigung der Gesellschaften darbieten konnten.

„Dem edlen unserem gethreuen lieben Ferdinanden Hulsen, unserem Stattrichter zu Klausen, auch Richterambtsverwalter zu Lazfons und Verdings“ Klausen, den 2. January 1681

Von Gottes genaden Paulin Bischoff zu Brixen Edler gethreuer lieber christmeniglichen zur geniegen bekhandt, was maßen die laidige Sucht der Pestilenz in unsern lieben Teitschlandt hin und wider an mererlei Orthen eingerissen, und sich sogar in die an Tyrol confinierende Landtschaft Kärnten ausgebreitet, davon uns dann diese göttliche Straffsrueten ebenfahls zuempfinden nicht geringer Gefahr vor Augen schwebet, zudeme auch die ein Zeitlang gedempfte Kriegesflamen in den Heiligen Römischen Reich widerumben herfür zubrechen scheint: wann uns dahere vil mehr obgelegen, umb Abwendung und ainist bestendiger Niderlegung dergleichen Ybel die Allmacht Gottes eyfrigist anzurueffen, als dessen gerechten Zorn durch weltliche Lustbarkheiten noch mer zuerweckhen, als ist unser gnedigst und ernstlicher Bevelch, das du in deiner Verwaltung alles Saiten- und dergleichen Freidenspill in Häusern und yber die Gassen, wie auch herbeinahende Fasnachtzeit alle Masceraden und Vermumerungen, bey Straff genzlichen abstellest, und verbietest, solches auch zu menigeliches Wissen, und wenigerer Entschuldigung unein offentlichen berueffen lasset, und die Ybertreter, ohne Unterschid der Person exemplarisch bestraffest; doch wollen wür aus gnaden erlaubt haben, das bey denen Hochzeiten die Spilleith in den Häusern mit Beschaidenheit gebraucht werden. Hinan beschichet unser gnedigster Will und Mainung. Geben in unserer Statt Brixen den 2. January anno 1681. Gez. Georg Felix Morn Ignatius Walther

Vid. Mandatum domini Epi. Brixinen: in consilio (Siegel Fürstbischof Paulin Mayr, Brixen)“

Mandat, erlassen von Bischof Paulin Mayr in Brixen 1681 (Eigentum Gerhard Freund, Lana, Transkription Alois Karl Eller)

Aufgrund der herrschenden Ausnahmesituation sind derzeit aus Sicherheitsgründen alle Südtiroler Landesmuseen geschlossen. Im Wipptal sind davon das Landesmuseum in der Festung Franzensfeste, die Bergbauwelt Ridnaun und das Stadtmuseum in Sterzing betroffen. Solche Zeiten der häuslichen Isolation verlangen nach neuen, kreativen Lösungen, uns abzulenken, uns in neue Welten zu begeben. Seit einigen Tagen bieten mehrere Museen im Lande virtuelle Rundgänge durch ihre Räumlichkeiten an, u. a. das Landesmuseum Bergbau. Es bietet Schülern, Familien und all jenen, die dem gegenwärtigen Alltag in den eigenen vier Wänden gedanklich für eine kurze Weile entfliehen wollen, eine interessante Möglichkeit: einen virtuellen Rundgang durch das Kupferbergwerk von Prettau. Möglich machen das 14 Hörstationen, die über die Audioguide-App „Hearonymus“ gratis und mit wenigen Klicks auf jedes Smartphone geladen werden können. Bilder, Erzählungen und ein Kurzfilm führen in die faszinierende Welt unter Tage. Der Audio-Guide ist in Deutsch, Italienisch, Englisch und Holländisch abrufbar. Den virtuellen Rundgang findet man unter https://www.bergbaumuseum.it/de/prettau/standort-prettau-919.html

Offenes Leseregal und Lieferservice Die Wipptaler Bibliotheken sind ein beliebter Treffpunkt für Lesebegeisterte jeden Alters. Seit den Verordnungen aufgrund der Corona-Pandemie ist es auch für die Bibliotheken schwierig geworden, ihre Kunden mit Lesestoff zu versorgen. Die Stadtbibliothek Sterzing startete nach Ostern mit ihrem Lieferservice. Bestellungen werden ab sofort per Mail an bibliothek@ sterzing.eu entgegengenommen. Wer im online Bibliothekskatalog (www.biblio. bz.it/sterzing) fündig wird, kann sich maximal fünf verfügbare Medien aussuchen und die Bestellung abschicken. Für eine Ausleihe und Lieferung werden Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Telefonnummer und Lieferadresse benötigt. Nachdem derzeit keine Rückgaben möglich sind, werden die Ausleihfristen immer automatisch verlängert. Die Lieferungen sind nur im Gemeindegebiet möglich. Damit auch die Maulser nicht ganz ohne Lesestoff bleiben, gibt es seit kurzem ein kleines offenes Bücherregal. Jeder darf Bücher mitnehmen, aber auch einstellen. Auf der Internetseite der Bibliothek kann man im Sortiment stöbern und eine Bestellung abgegeben. Erker 05/20

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„In manchen Häusern ist einfach alles krank“ Die „Spanische Grippe“ im Wipptal Von Ludwig Grasl

Vor 100 Jahren, zwischen 1918 und 1920, wütete pandemisch die „Spanische Grippe“. Durch die „Influenza“, wie sie auch genannt wurde, starben weltweit weit mehr Menschen als durch den Ersten Weltkrieg selbst. Historiker gehen davon aus, dass der damals grassierenden Krankheit zwischen 22 und 50 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Zahl lässt sich nicht genau beziffern. Sicher ist aber: Auch das Wipptal blieb, wenngleich weit weniger stark betroffen als andere Gebiete, von der Seuche nicht verschont. Zeitungsmeldungen geben Aufschluss darüber. Über eine beinahe aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängte und vergessene Pandemie, die allerdings an Ausmaß und Heftigkeit bis heute unübertroffen ist. Dieser Tage rückt sie wieder ins Bewusstsein.

Liest man die Artikel der Zeitschriften und Zeitungen jener Tage, kommen einem unweigerlich aktuelle Medienberichte über die Coronavirus-Pandemie in den Sinn. Die „spanische Grippe“ wurde durch den klassischen Influenza-Virus im Mittleren Westen der USA durch Übertragung von Schweinen oder Geflügel auf amerikanische Soldaten ausgelöst und überrollte in drei Wellen zwischen 1918 und 1920 den gesamten Globus. Sowohl Symptome als auch Schutzmaßnahmen, nicht jedoch das Krankheitsbild als solches betreffend, zeigen sich vielerlei Parallelen zu heute: Schulen wurden geschlossen, um der Krankheit, die zu schweren, tödlich endenden Lungenentzündungen führt, vorzubeugen, das Abstand-Halten, Händewaschen und Tragen eines Mundschutzes wurde angeraten. An den empfohlenen Maßnahmen hat sich bis heute nicht sonderlich viel verändert. Weitere Ähnlichkeiten fallen auf: Heute wie damals fehlt es an Pflegepersonal für die Kranken, Krankenstationen sind teilwei-

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Sterzinger Friedhof: seit 24. März 2020 wegen der Pandemie geschlossen

se arg überfordert. Der Bahnverkehr an der k.u.k. Südbahn wird zeitweise wegen der Erkrankungen des Personals eingeschränkt. Auch heute ist die Mobilität auf ein unbedingt notwendiges Minimum beschränkt. Und auch das öffentliche Leben wurde drastisch eingeschränkt, Friedhöfe sind damals wie heute geschlossen. Die „neue Seuche“, heißt es in der Wiener Chronik vom Oktober 1918, hole sich – im Gegensatz zur derzeit grassierenden Seuche – „ihre Opfer nicht aus der Schar mehr oder minder hinfälliger schwacher oder alter Personen, (...) sondern im Gegenteile gerade aus den jüngeren Leuten. Kinder, Zehnbis Zwanzigjährige, stellen das Hauptkontingent; auch Personen im kräftigsten Alter, zwischen 30 und 40 stehend, die

Inserat des Gemeinderates von Sissach (Schweiz, Baselland, Oktober 1918): Nur noch stille Bestattungen, geschlossene Schulen. Durch derartige Maßnahmen konnte die Spanische Grippe Anfang 1919 eingedämmt werden. (Quelle: StABL, Volksstimme 83, 16. Okt. 1918).

vor der Infektion völlig gesund waren, befinden sich unter den Opfern.“ Die Ansteckungsgefahr sei ungemein groß, „so dass die gewöhnlichen Vorsichtsregeln nichts oder nur wenig nützen. Die Ansteckung vollzieht sich durch Husten und Räuspern, durch Ausspucken. (...) Die Grippe greift ungemein rasch um sich, die Krankheitserreger werden durch Leichtkranke allüberall verbreitet, die Übertragung von den Kranken auf die Gesunden geht meistens schon zu einer Zeit vor sich, ehe noch die Kranken selbst sich ihres Leidens überhaupt bewusst sind. Am ehesten kann sich noch die Bevölkerung durch Selbstschutz helfen, indem Gesunde den Verkehr mit Grippekranken soweit als möglich meiden.

Es überlege jeder, in welche Gefahr er den Nächsten begibt“, weshalb jeder an Grippesymptomen, Hals-, Kopfweh, an Schwindel, Fieber oder an Durchfall Leidender „durch das Zuhausebleiben (...) eine Weiterverbreitung der Krankheit auf andere Menschen einigermaßen verhindert. (...) Auch ist es ratsam, daß die Rekonvaleszenten (...) noch einige Tage nach der Entfieberung (...) wenigstens das Zimmer hüten.“ Diese vor 100 Jahren geschriebenen Zeilen könnten durchaus auch heutigen Pressemeldungen zu entnehmen sein. In Anbetracht dieser Artikel fühlt man sich an die derzeitigen Ausgangssperren, Quarantäne-Verordnungen und Isolationsmaßnahmen erinnert. Die Beschreibungen könnten beinahe eins zu eins auf die heutige

Situation übertragen werden. Auch Verschwörungstheorien über die als „verheerendste Seuche der Neuzeit“ bezeichnete Krankheit sind nichts Neues. Auch damals waren solche weit verbreitet. So ist in der „Alpenzeitung“ vom 14. Dezember 1938 über abstruse Mutmaßungen und Theorien nachzulesen, woher die Seuche wohl komme, dass etwa feindliche Spione die Krankheit eingeschleppt haben könnten. Und noch ein, zugegebenermaßen kurioser, Vergleich fällt auf: Über den modernen Frauenkopf und den damals in Mode gekommenen Kurzhaarschnitt – „die spanische Frisur mit dem kecken Kamm“ – ist in den „Bozner Nachrichten“ vom 17. Juli 1922 nachzulesen, dass die kurz geschnittenen Haare eine „FolgeerscheiErker 05/20

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nung der Grippe waren, die bei den Frauen fast immer Haarausfall mit sich brachte“. Auch heute verpasst sich so mancher zuhause einen sogenannten „Corona-Kurzhaarschnitt“, müssen doch auch die Friseursalons geschlossen halten. Und eine weitere Parallele zur derzeit grassierenden Pandemie lässt sich ausmachen. So heißt es in der Zeitschrift „Der Burggräfler“ vom 2. Oktober 1918: „Anfänglich als eine Art Influenza gering geschätzt, zeigt sie einen zunehmend gefährlichen Verlauf und wird allmählich zum Schrecken der Bevölkerung. Sie tobt bald im hohen Norden, bald im heißen Süden. Aus Italien kommt die Nachricht, daß die Seuche dort einen pestartigen Charakter

„Sommerschule“ in Stilfes geschlossen

Ähnlich der Covid-19-Maßnahmen: „Vorbeugungs-Maßregeln gegen die Grippe“ von 1918

angenommen habe.“ Auch die Covid-19-Erkrankung haben anfänglich mehrere, auch ranghöchste Politiker wie der

Friseursalon in Kalifornien ins Freie verlegt: der Spanischen Grippe Einhalt gebieten

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amerikanische Präsident verharmlost. Zu Vertuschungen kam es ebenfalls, heute wie damals.

Über die sich ausbreitende Spanische Grippe im Wipptal schreibt der „Tiroler Volksbote“ am 30. Oktober 1918: „Die Grippe macht sich strichweise bemerkbar. Gottlob bislang nicht gerade mit tödlichem Ausgang, doch wo sie packt, liegen gleich ganze Familien im Bett, oder schleppen sich totschwach zur nötigsten Arbeit. Alle Genesenen sagen, Schwitzen sei ihnen wohl bekommen. Merkwürdigerweise werden hier die Kinder nicht stark befallen, obwohl gerade sie ein ganz klein wenig Grippe und damit verbundener Schulfreiheit in christlicher Ergebung hingenommen hätten. (…) Ueberhaupt breitet sich die Grippe auch bei uns mehr und mehr aus. Im Gasthof Staffler lagen eines Tages nicht weniger als 13 Personen auf einmal krank darnieder.“ In der „Brixener Chronik“ vom 12. Oktober 1918 heißt es, dass sich die Spanische Grippe, kurz als „Grippe“ oder auch „Spanische Krankheit“ bezeichnet, auch in unserer Gegend „unsanft bemerkbar“ mache. Aus Stilfes wird damals berichtet, dass „die auch bei uns eingeschleppte Krankheit sehr rasch überhand nimmt. In vielen Häusern gibt es kranke Leute, oft in einem Hause mehrere zugleich und zwar sowohl Erwachsene wie Kinder. Fast kein Tag vergeht, wo nicht ein neuer Krankheitsfall gemeldet wird.


© PICTURE ALLIANCE / NATIONAL MUSEUM OF HEALTH AND MEDICINE

Überfüllte Militär-Krankenstation nach dem Ausbruch der Spanischen Grippe

Zum Glück handelt es sich aber durchwegs nur um leichte Fälle. Derzeit ist die ‚Sommerschule‘ in Stilfes geschlossen, da neben vielen Kindern auch die Lehrperson krank ist“. Über Schulschließungen wird in jener Zeit aus beinahe allen Landesteilen Tirols berichtet. Tags zuvor meldet die „Brixener Chronik“, dass die Spanische Grippe in Bozen epidemisch auftritt, die Zahl der Erkrankungen täglich steigt und auch Todesopfer zu beklagen seien. Weiter heißt es da: „Auch auf dem Lande mehren sich die Erkrankungen an Grippe fortgesetzt. In vielen Fällen führt die Erkrankung zu Lungenentzündungen.“ Rückschlüsse über die Verbreitung der Grippe in unserer Gegend lassen sich auch aus einem Bericht in der „Alpenzeitung“ von Alois Hofer aus Pfitsch vom

3. August 1928 ableiten: Dort heißt es in einem Nachruf auf Alois Leider aus St. Jakob in Pfitsch, dass seine Tochter als junges Mädchen im Jahr 1918 „an der damals in San Giacomo grassierenden Spanischen Grippe“ verstarb. Stark gewütet hat die Seuche mehreren Zeitungsberichten zufolge im benachbarten Ahrntal. Aus Egg am Fuße des Penserjochs wird in derselben Ausgabe berichtet, dass am 26. Oktober 1918 der Gasserbauer Johann Leitner von hinnen geschieden sei. „Im Alter von 75 Jahren, vordem immer ganz rüstig bei Fuß, raffte ihn die ‚Spanische’ nach kurzem Krankenlager dahin.“ Auch in der Pfarre Wiesen gibt es von Pfarrer Rupert Eberhard am 26. Oktober 1918 einen Hinweis, dass viele Leute an „Gerippe“ erkrankt seien. Am 1. November, liest

sich dort weiter, war auch der Gottesdienst als Folge der „Gerippe“ nur schwach besucht. „Zahlreiche Todesopfer“ Wenig bekannt ist über den Verlauf der Krankheit und deren Auswirkungen auf den Wipptaler Hauptort Sterzing. Es gibt nur spärliche Aufzeichnungen darüber. In seiner Chronik über den Ersten Weltkrieg schreibt der Sterzinger Schulleiter Josef Noggler am 2./3. November 1918 darüber lediglich: „Ungezählte, mit allen erdenklichen Möbeln belastete Autos, welche Kanonen und Scheinwerfer angehängt haben, durchsausen bei Tag und Nacht die Stadt, ein Flugzeug nach dem anderen knattert durch die Luft. Alle diese steuern dem Norden zu. Weil die Bevölkerung das Schlimmste befürchtet, ist die Aufregung

allgemein, zumal die Grippe gerade in diesen Tagen zahlreiche Todesopfer fordert und fast kein Haus ohne einen Kranken anzutreffen ist.“ Dass die Spanische Grippe an Sterzing nicht spurlos vorübergegangen ist, lässt sich auch aus einer knappen Notiz in den Innsbrucker Nachrichten vom 25. Oktober 1918 ablesen. Da heißt es: „In Sterzing und Umgebung tritt (die Spanische Grippe) seit einigen Tagen sehr scharf auf und hat auch schon Todesopfer gefordert. In manchen Häusern ist einfach alles krank.“ Für die nachfolgenden Wochen und Monate ist wegen der Wirren zu Kriegsende – eine von Grund auf geänderte politische Lage durch die neu entstandene Brennergrenze und eine damit einhergehende verschärfte Zensur – die Nachrichtenlage äußerst dürftig. Erker 05/20

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Menschenbilder. Bergleute im Porträt

Valentino Nannarone – Der Migrant von Armin Torggler

Arbeitsmigration war seit jeher ein wichtiges Thema im Bergbau, denn wo immer ein größeres Bergwerk entstand, reichten die lokalen Arbeitskräfte schon bald nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken. Dies gilt nicht nur für die weiter zurückliegenden Jahrhunderte und die großen Tiroler Montanzentren des Inntales, sondern durchaus auch für den industriezeitlichen Bergbau in Südtirol. Zu jenen Bergleuten, die auf der Suche nach Arbeit nach Südtirol kamen, gehörte auch Valentino Nannarone (1931 – 2011). Er stammte aus der Ortschaft Scanno in der Region Abruzzen in Mittelitalien. Das mittelalterliche Städtchen auf etwa 1.000 m Meereshöhe hat auch heute nur rund 1.700 Einwohner. Damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, herrschte in dieser Region eine hohe Arbeitslosigkeit und viele Männer waren gezwungen, auf der Suche nach Erwerbsmöglichkeiten ihre Familien zu verlassen. Viele Arbeiter am Bergwerk Schneeberg kamen gerade ab 1948 aus Scanno und den umliegenden Orten Mittelitaliens. Der Grund dafür lag darin, dass der damalige Betriebsleiter der A.M.M.I. am Schneeberg, Orazio Serafini, aus Scanno stammte. Mit Serafini, der am 2. November 1948 sein Amt in Maiern an-

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Erker 05/20

trat, begann am Schneeberg ein neuer Zeitabschnitt, in dem die Folgen von Faschismus und dem Weltkrieg überwunden wurden. Die Arbeiter aus den Abruzzen hatten daran nicht geringen Anteil, denn zeitweise stellten sie fast die Hälfte des Personals. Valentino Nannarone war 28 Jahre alt, als auch er im Jahr 1950 im Bergwerk am Schneeberg eine Arbeit fand. Bis 1954 war er, wie fast alle ungelernten Neuanfänger, als Handlanger angestellt und arbeitete in den Stollen den spezialisierten Arbeitern zu, die mit Bohren und Sprengen des Erzgesteins beschäftigt waren. So lernte er die verschiedenen Tätigkeiten im Bergbau von Grund auf kennen. Ab 1954 arbeitete er dann bis 1964 selbst als Bergknappe im Bereich der Bohr- und Sprengarbeiten. Seinen Vorgesetzten galt er als besonders zuverlässig, wie diverse Eintragungen in den Akten des erhaltenen Archivs bestätigen. So wurde sein Arbeitsvertrag immer wieder erneuert. Viele seiner mittelitalienischen Landsleute hielten hingegen nicht so lange am Schneeberg durch. Oft genug verlebten sie in diesem Bergbaugebiet im Hinterpasseier nur wenige Monate und kehrten dann in ihre vertraute Umgebung in die Abruzzen zurück. Vor allem die langen Winter, die Kälte und die abgeschiedene Lage

des Schneebergs machten den Arbeitern zu schaffen. Bis 1967 wohnten ja viele von ihnen noch in der Knappensiedlung St. Martin am Schneeberg auf 2.355 m Meereshöhe. Erst danach wurde das neue komfortablere Arbeiterwohnhaus in Maiern bezogen, von wo aus die Arbeiter täglich mit einer Personenseilbahn zu ihrer Arbeitsstelle gebracht werden konnten. Zu Nannarones Zeiten herrschten noch andere Bedingungen am Schneeberg. Die Versorgung des Knappendorfes wurde durch eine Materialseilbahn aufrechterhalten, die nicht nur die geförderten Erze zu Tal, sondern auch die Lebensmittel auf den Schneeberg brachte. Besonders die Winter im Knappendorf St. Martin waren gefürchtet, denn der Schneeberg pflegte seinem Namen alle Ehre zu machen. Im extrem schneereichen Winter 1951 soll es bis zu 20 m Neuschnee am Schneeberg gegeben haben. Drei Menschen starben durch eine Lawine, die auf die Öß-Alm niederging, und auch die Materialseilbahn brach unter den Schneemassen zusammen. Angesichts solcher Arbeits- und Lebensbedingungen wurden ganz alltägliche Dinge für die Arbeiter zu wichtigen Ereignissen: das Treffen in der Kantine zum Essen oder das Zusammensitzen

im Dopolavoro. Auch das Kino am Schneeberg wurde fleißig genutzt. Einen besonderen Stellenwert hatte auch die Weihnachtsfeier, bei der für die Arbeiter Geschenke bereitlagen, die sie dann auf Urlaub in ihre Herkunftsgebiete mitnahmen. Nannarone erlebte am Schneeberg den Brand der Kirche Maria Schnee und der angebauten Herrenkaue im Jahr 1955 sowie den Moment, als das letzte Grubenpferd außer Dienst gestellt wurde. Das war im Jahr 1960. Inzwischen war auch ein neuer Betriebsdirektor an den Schneeberg gekommen: der Ingenieur Adriano Ottaviani. Unter seiner Leitung wurden große Investitionen in Maiern und insbesondere im Lazzachertal umgesetzt. Der Poschhaus-Stollen wurde vorgetrieben und die Knappen konnten nun von der Ridnauner Seite mit einer Grubenbahn in den Berg einfahren. Kurz bevor der Poschhaus-Stollen fertiggestellt wurde, verließ Valentino Nannarone den Schneeberg. Später ließ er sich in Bozen nieder. Seine Jahre am Schneeberg sind nur ein Beispiel, doch stellvertretend für viele andere italienische Arbeiter, Teil eines Kapitels der neueren Südtiroler Industriegeschichte, das erst noch geschrieben werden muss. E


Das Wipptal in historischen Bildern von Alois Karl Eller

Der Maderhof in Steckholz

Der Maderhof in Steckholz bei Gossensaß. Korrespondenzkarte. Druck J. Gugler. Bozen. Ansicht vor 1898. Privatbesitz

Der kleine Weiler Steckholz liegt etwas abgelegen an der orographisch rechten Talseite nördlich von Tschöfs an der Gemeindegrenze zu Gossensaß. Politisch gehörte Steckholz zuerst zur Gemeinde Tschöfs-Ried, während des 19. Jahrhunderts wurde der Weiler jedoch von der Fraktion Ried der Fraktion Tschöfs zugeteilt (Stadtgemeinde Sterzing). Der hier abgebildete Maderhof mit Blick zur Burgruine Straßberg auf der gegenüberliegenden Talseite wurde bereits im Spätmittelalter vom ursprünglichen Schwaighof „Steckholz“ abgeteilt; die Hofstelle wird in den Quellen danach als „Obersteckholz“ geführt. Während Raminges, Flains und Matzes bereits in der Römerzeit be-

siedelt waren, ist Steckholz eine bajuwarische Neugründung des 12. Jahrhunderts. Wie Josef Rampold erwähnt, führte wahrscheinlich der ältere Römerweg nicht über Straßberg, sondern von Tschöfs kommend über die Höfegruppen Matzes, Flains und Steckholz weiter Richtung Gossensaß. Der Schwaighof „Steckholz“ wird 1321 erwähnt, 1324 wird ein „columnus“ (Baumann) „ze Steckholz“ genannt, 1395 war der Hofbesitzer Hainrich Stekchel von Steckholz. Das Geschlecht der Steckholzer zeichnete sich im 16. Jahrhundert, so berichtet der Historiker Engelbert Auckenthaler, durch Kinderreichtum aus, der Familienname breitete sich von hier im Wipptal aus.

Der Besitzer der Hofstelle Mader, in der Nähe des berühmten Luftkurortes Gossensaß gelegen, eröffnete noch vor 1900 ein Restaurant. Zu diesem Anlass ist diese Aufnahme entstanden; die Werbeschrift verweist auf die Erwartung der Hausbesitzer: „Restauration Maderbauer. Ausflugsort von Gossensaß auf herrlichem Wanderweg in 20 Minuten erreichbar.“ Arg getroffen werden heute die Bewohner von Steckholz; in unmittelbarer Nähe der Häuser quert die Nord-Süd-Verbindung, die Brennerautobahn, auf der ein nicht abbrechen wollender Schwerverkehr in beide Richtungen immerzu donnert. Das Gasthaus „Maderhof“ wurde wohl aus diesem Grunde nach Eröffnung der Autobahn aufgelassen. Erker 05/20

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„Balsam fürs Ohr“

Erstes Album von „Dubiose Symbiose“ erschienen

„Dubiose Symbiose“, so nennt sich ein Musikprojekt von Songwriter und Sänger Benjamin Stötter aus Sterzing und Gitarrist Lukas Mariacher aus Lana. Nach der Auskoppelung ihres ersten Musikvideos „Head Down“ in bestem Reggae Groove Ende November ist Mitte April ihr erstes Album „Balsam fürs Ohr“ erschienen. In der neun Titel umfassenden LP setzen sich die beiden Musiker mit sozialkritischen ebenso wie mit persönlichen Themen auseinander, prangern u. a. die Unbilden des Neokapitalismus an, besingen in „Heimat“ Brennpunkte Südtirols und deren Bewohner, die „aus ganz besonderem Holz“ geschnitzt sind. Eine etwas andere Hommage an ein Land, in dem sie dennoch gerne leben. Auf der Suche nach einem „richtigen Helden“ warnen sie vor den Versprechungen falscher Propheten. In „Träumer“, einem Lied, das sich an alle Traumtänzer der Welt richtet, verleihen sie ihrer Hoffnung auf eine bessere Welt Ausdruck. Die Songs wurden allesamt im Homestudio von Lukas Mariacher in Innsbruck eingespielt. Die Vinyl-Platte kann bei den beiden Musikern direkt bezogen werden (facebook oder E-Mail an dubiose.symbiose@gmail.com); den gesamten Sound gibt es auch bei Spotify (Balsam fürs Ohr) und bei zahllosen anderen Musikstreamingdiensten und Plattformen.

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„Musik als eine Art Heilmittel“ Benjamin Stötter hat mit dem Erker über das Debüt-Album gesprochen. Erker: Benjamin, dieser Tage ist eure erste LP „Balsam fürs Ohr“ erschienen. Worauf habt ihr bei euren Songs besonderen Wert gelegt? Benjamin Stötter: Wir arbeiten seit etwa eineinhalb Jahren an dem Projekt. Als wir zusammenfanden, stand eigentlich ziemlich bald fest, dass genug Material zusammenkommt, um ein Album zu produzieren. Am Ende waren es dann neun Songs und ich glaube, das Ergebnis kann sich sehen bzw. hören lassen! Die Musik eignet sich meines Erachtens sowohl für Liveauftritte und Events, als auch um sie privat zuhause zu genießen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei ganz klar auf den Texten. Für mich als Songwriter ist es besonders wichtig, dass die Inhalte klar und verständlich rüberkommen. Ihr nennt euch bzw. Euer Projekt „Dubiose Symbiose“. Wie kam es zu dem Namen? Unser Stil wird als „Dub-music“ bezeichnet, deshalb das Wortspiel mit „Dub-ios“. Ich denke, die Anspielung auf Dubiosität verleiht dem Ganzen auch etwas Geheimnisvolles und etwas Verruchtes. Und da wir beide uns von Anfang an irgendwie symbiotisch ergänzt haben, war es nur ein weiterer Gedankengang zur Symbiose. Eure Musik umschreibst du als Symbiose aus modernen elektronischen Dub-Elementen und Oldschool-Reggae. Was genau darf man sich darunter vorstellen? „Dub“ ist, wenn man so will, eine Weiterentwicklung der Reggae Musik. Dabei werden klassische Reggae Elemente mit einer Vielzahl von Effekten versehen, die dem Ganzen einen ganz besonderen Sound verleihen. Die Anfänge des Dub liegen in den 70ern; um das Ganze etwas moderner zu gestalten, bedienen wir uns der Möglichkeiten aus dem Bereich der elektronischen Musik. Eine Mischung, die − so glauben wir − perfekt zusammenpasst. Bereits Ende November habt ihr die Single-Auskoppelung „Head Down“ veröffentlicht. In dem Videoclip singst du über eine

smartphonisierte Generation, du nennst sie „Generation Kopf runter“, die über eine entrückte digitale Welt nur allzu leicht das wirkliche Leben vergisst. Ich möchte mit diesem Lied zum Nachdenken anregen. Die Digitalisierung bringt eine gewisse Abhängigkeit mit sich, in die wir uns alle, mehr oder weniger, freiwillig begeben. Die neuen Medien an

sich sind dabei nicht das Hauptproblem, vielmehr geht es darum, wie wir damit umgehen. Ich glaube einfach, dass man darüber grundsätzlich stärker und häufiger reflektieren sollte. Worum geht es in euren anderen Songs, das Album nennt sich ja „Balsam fürs Ohr“? Es ist eine Mischung aus sozialkritischen und persönlichen Texten. Die Themen sind ziemlich breit gefächert. „Balsam fürs Ohr“ ist der Titel des ersten Songs. Geht es nach uns, soll aber das gesamte Album eine „balsamische“ Wirkung auf den Hörer haben. Für mich war Musik immer schon eine Art Heilmittel, und ich wäre froh, wenn es mir gelingt, dass meine Musik für andere heilsam sein kann. Stammen die Texte allesamt aus deiner Feder? Ja, das Texten ist eine Leidenschaft von mir, die mich irgendwie nicht loslässt. Und in Lukas habe ich jemanden gefunden, der es richtig gut versteht, einen akustischen Rahmen um die Texte zu schaffen. Interview: lg


Der Vorhang ist gefallen – vorübergehend

Instrumentenvorstellung – heuer anders Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Dies haben sich auch die Mitglieder der Bürgerkapelle Sterzing gedacht. Da

Schüler der Grundschule Sterzing wegen der anhaltenden Coronakrise nicht ins Probelokal der Bürgerkapelle zur jährlichen Instrumentenvorstellung kommen können, bringen sie die Jungmusikanten zu ihnen nach Hause. In kurzen Videosequenzen stellen sie verschiedene In-

strumente vor, spielen ein schönes Musikstück und möchten so die Begeisterung der Kinder wecken. „Seien Sie sicher, es gibt eine Zeit nach dem Coronavirus, und wir können es kaum erwarten, wieder gemeinsam zu musizieren“, so Jugendleiter Hanspeter Plank. „Zur Auswahl stehen Klarinette, Querflöte, Trompete, Horn, Saxophon, Tenorhorn, Posaune, Tuba und Schlagzeug. Das sind die Instrumente, mit denen die Kinder in der Jugendkapelle gemeinsam musizieren können und wir als Bürgerkapelle ihnen zur Seite stehen.“ Sollten Kinder Interesse für eines der vorgestellten Instrumente zeigen, können sie sich gerne per Facebook-Nachricht oder unter folgender E-Mail-Adresse melden: info@bk-sterzing.it. Jugendleiter Hanspeter Plank wird daraufhin Kontakt aufnehmen und anfallende Fragen beantworten. Das Video finden Sie auf www.dererker.it

Brass Band Wipptal spielt Bocelli Die Brass Band Wipptal begeistert ihre Fans derzeit auf Facebook mit einem Song von Andrea Bocelli. Eigentlich würden für den amtierenden Brassband-Italienmeister viele Proben und Testkonzerte als Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Litauen auf dem Plan stehen – diese musste allerdings abgesagt werden und aufgrund der anhaltenden Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist

derzeit ein gemeinsames Proben nicht möglich. Um die Fans und Freunde trotzdem an ihrer Musik teilhaben zu lassen und auch um ihnen Mut und Kraft zu geben, haben die Mitglieder der Brass Band Wipptal das Lied „The Prayer“ von Andrea Bocelli, sozusagen als Videokonferenz, eingespielt und auf Facebook gepostet.

WippBöhm – die neue Böhmische im Wipptal Ihren ersten offiziellen Auftritt haben die Musiker der WippBöhm, der neuen Böhmischen Formation im Wipptal, bereits absolviert und zwar im Rahmen der Cäcilienfeier der Bürgerkapelle Sterzing. Wie Jantje Sparber, Obmann der WippBöhm, erzählt, entstand die Idee zur Gründung einer Böhmischen bereits im Herbst vergangenen Jahres und so taten sich einige Jungmusiker der Bürgerkapelle und einige befreundete Musiker aus dem Eisacktal zusammen, um die WippBöhm zu gründen. Der Formation gehören derzeit 13 Jugendliche an, die das Spiel auf Holz- und Blechblasinstrumenten beherrschen. Das Aussuchen geeigne-

ter Stücke, das Beschaffen bzw. Umschreiben des Notenmaterials und das Einstudieren übernehmen die Jugendlichen selbst. Es wären bereits für den heurigen Sommer einige Auftritte bei verschiedenen Festen geplant gewesen, allerdings mussten aufgrund des Corona-Virus diese Feste leider abgesagt werden. Der Gruppe zuhören kann man trotzdem, denn vor kurzem haben die jungen Musiker zuhause die Polka „Zeit für Musik“ einstudiert und vor dem PC aufgezeichnet; den Mitschnitt des flotten Stücks haben die Musiker auf ihrer Facebook-Seite unter facebook.com/WippBoehm/ gepostet.

Seit zwei Monaten können Sie unserem Online-Veranstaltungskalender eigentlich nur noch eines entnehmen: Abgesagt! Abgesagt zur Vorbeugung einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus. Sämtliche öffentliche Veranstaltungen – ob gesellschaftlicher, politischer, sportlicher oder kultureller Art – allesamt mussten sie wegen der nicht enden wollenden Corona-Krise kurzerhand abgesagt, ersatzlos gestrichen, auf Eis gelegt oder verschoben werden. Theatergruppen, die inmitten freudigen Probeneifers standen, mussten ihre Proben einstellen, Chöre, Musikkapellen, Bands, Ensembles, sie alle sind über Nacht verstummt, waren gezwungen, ihr gemeinschaftliches Singen und Musizieren auszusetzen. Seit Anfang März ist es ruhig geworden; die Probelokale sind verwaist. Ein piano, crescendo, forte – es fehlt! Die Museen halten geschlossen, bieten dafür mancherorts virtuelle Rundgänge an. Die 35. Sterzinger Osterspiele, bereits bis ins Detail geplant, konnten gar nicht erst beginnen. Abgesagt auch ein für Sterzing weiteres bedeutsames kulturelles Event: die im Mai seit Jahren pulsierenden internationalen Blue Days. Krönender musikalischer Höhepunkt im heurigen Kulturleben der Stadt, die für August in der Sterzinger Pfarrkirche von der Brixner Initiative Musik und Kirche geplante Aufführung der neunten Sinfonie zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven – wohl auch sie wird der Pandemie zum Opfer fallen. Genauso wie das sommerliche Konzert mit Herbert Pixner in der Bergstation von Ratschings. Erst nach und nach wird manchem von uns so richtig klar – fernab aller Einschränkungen und Widrigkeiten, die der berufliche und gesellschaftliche Stillstand mit sich bringt –, wie sehr unser Leben die vielen selbstverständlich wahrgenommenen verschiedenen kulturellen Veranstaltungen, seien es Kinofilme, Ausstellungen, Performances, Konzerte oder Theater, bereichert haben und nun fehlen. Der Vorhang ist gefallen, vorübergehend – er wird sich aber wieder öffnen. Darauf freuen wir uns. ErkerLudwig 05/20 Grasl 55


D as Wipptal im Zeitraffer von Karl-Heinz Sparber (Teil 5)

Meinhards Familienverhältnisse

n. Chr.

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1271 n. Chr.

1250 n. Chr.

Der letzte Graf aus dem alten Haus Tirol ist Albert III. (1190 – 1253), der bekanntlich das „Land im Gebirge“ einigen kann. Nach seinem Tod wird das Land (in Meran 1254) aufgeteilt: Die jüngere Erbtochter Elisabeth heiratet Gebhard IV. von Hirschberg und erhält alle Gebiete nördlich der Holzbrücke bei Oberau (Franzensfeste) mit dem gesamten Wipp- und Inntal. Sie verstirbt 1256 kinderlos. Die ältere Tochter Adelheid ehelicht 1237 Meinhard III. von Görz und schenkt ihm die Töchter Berta und Adelheid und zwei Söhne (vielleicht Zwillinge?) Meinhard II. (geboren um 1238) und Albert II. Sie erhält 1254 den südlichen Teil mit den Hochstiften Brixen und Trient sowie Friaul, Kärnten und den Andechser Besitz im Pustertal, ihr Gemahl Auf Burg Hohenwerfen verbringen die Brüder eine jahMeinhard III. erbt zusätzlich den Berelange Geiselhaft für ihren Großvater: Meinhard von 1252 bis 1258 und Albert von 1252 bis 1262. sitz der Grafen von Ulten und Eppan und nennt sich als Haupterbe der älteren Grafen von Tirol von 1256 an Meinhard I. von Tirol. Nach seinem Tod 1258 führt Adelheid bis Ende des Jahres die Geschäfte weiter, bis ihr Sohn Meinhard II. endlich aus der Geiselhaft für seinen Großvater Albert III. auf Burg Hohenwerfen südlich von Salzburg freigelassen wird. 1259 lässt sich der 20-jährige Meinhard II. auch im Namen seines Bruders mit allen Besitztümern von Albert III. und dem Vater Meinhard I. von Tirol belehnen. Sein Bruder Albert II. wird erst 1262 freigelassen. 1271 teilen sich die Brüder die geerbte Herrschaft des „comitatus et dominium Goricie ac Tyrolis“ auf: Meinhard II. erhält als Graf von Tirol und Görz die Besitzungen an der Etsch und im Gebirge, sein Bruder Albert II. jene in Friaul, Istrien, Kärnten und im Pustertal als Graf von Görz und Tirol. Meinhards Kinder sterben bereits in jungen Jahren (Otto 1310, Albert 1292, Ludwig 1305, Heinrich 1335, Agnes 1293), die jüngste Tochter Elisabeth ehelicht Albrecht I., den Sohn von König Rudolf I. von Habsburg, wodurch die Grafen von Tirol bis Kaiser Maximilian I. weiterhin Bestand haben.

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Die Burg Welfenstein nördlich von Mauls wird erstmals urkundlich erwähnt. Der Ministeriale Otto Welf verstirbt und Graf Meinhard II. lässt die Burg einziehen; mehrere Pfleger übernehmen fortan die Burg an der alten Brennerstraße. Burg Welfenstein bei Mauls vor 1918. Sie wurde auf einer verfallenen Anlage neu errichtet.

Seiner Zeit voraus Meinhard II., Graf von Tirol und Herzog von Kärnten, ist eine der schillerndsten Fürstenpersönlichkeiten des 13. Jahrhunderts. Während seiner 36-jährigen Regierungszeit (1258 – 1295) gibt er dem Land Tirol eine Rechtsordnung (Tiroler Landstände, der spätere Landtag), Frieden, Schutz, Wohlstand, kurzum „sein Werk, das Land Tirol, hat Bestand bis zum heutigen Tag“ (so der Historiker Hermann Wiesflecker). Die Grundpfeiler seiner Macht und seines Reichtums sind seine Besitzungen, die er nicht an seine Getreuen zu Lehen ausgibt, sondern die direkt ihm Meinhard II., Graf von Tirol und Görz (1258 – als Landesherren zin1295), Fresko im Alten Landhaus in Innsbruck sen und jährliche Abgaben leisten müssen. Meinhard schafft 38 neue Gerichtsbezirke mit 34 untergeordneten Niedergerichtssitzen, lässt 1286 das Tiroler Landrecht auf deutsch abfassen und organisiert ein straffes Steuerwesen (bezahltes Beamtentum statt Lehensherrschaft, Prägung des Tiroler Silbergroschens). Die über das ganze Land verteilten zinspflichtigen Güter werden von 34 Urbarämtern in Urbaren (das Wort ist abgeleitet vom althochdeutschen „ur-beran“, was soviel wie „hervorbringen“ bedeutet) aufgelistet und darin die Abgaben und Termine verzeichnet. Aus dem Gesamturbar Meinhards II. von 1288 geht hervor, dass vor allem Naturalien (Käse, Fleisch, Geflügel, Wild, Eier, Getreide, Hülsenfrüchte ...) und von größeren Höfen auch Geldabgaben verlangt werden. Meinhard II. gilt als Herrscher, der für Schutz und Sicherheit des Landes sorgt. Seine Politik wird gerne auf die 4 G zurückgeführt: Geschick, Gewalt, Geld und Glück.

Die Mühlbacher Klause wird als Talsperre und Grenzfeste zwischen den Grafschaften Görz (Albert II.) und Tirol (Meinhard II) errichtet.

um 1280 n. Chr.

Meinhard II. (1258 – 1295)

12581295

Burg Straßberg südlich von Gossensaß wird erwähnt; sie dient als landesfürstlicher Gerichts- und Verwaltungssitz und ist Sitz des Urbaramtes Wipptal. Straßberg 1838


Sterzings Stadtmauer und die Stadterhebung vor 1292 Graf Meinhard II. ist seit seinem Regierungsantritt 1258 danach bestrebt, das Land Tirol auszubauen und abzusichern. 1280 übernimmt er die Vogtei über das Gericht Sterzing, das verkehrsgünstig an der Brennerstraße und nicht mehr im Machtbereich der Brixner Bischöfe liegt. Er lässt die Neustadt auf eigene Kosten mit einer Stadtmauer befestigen und verleiht Sterzing das Stadtrecht und andere Privilegien. Ein genaues Jahr für die Stadterhebung ist jedoch nicht bekannt oder überliefert. Erst seine Söhne verbriefen die bestehenden Rechte und bestätigen die alten Freiheiten. Anhand von Aufzeichnungen zum Stadtmauerbau von 1280 („Gebhardo custodi muri“, Aufseher für einen Mauerbau) und 1296 (eine 190 Schritte lange Mauer ist gebaut, eine Stadtsteuer wird bereits erhoben) kann man die Zeitspanne etwas eingrenzen.

Gesamturbar Meinhards II.: Im Wipptal werden über 50 Schwaighöfe aufgelistet. Das Original befindet sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

In der ältesten Urkunde des Sterzinger Stadtarchivs wird der Deutsche Orden erwähnt.

Erste Nennung einer Siedlung bei den Steinhöfen in Pflersch Erker 05/20

1300 n. Chr.

Die spärlichen Überreste der alten Sterzinger Stadtmauer beim Durchgang zum Stadttheater: Die Stadt Sterzing hat die Gasse westlich vom Zwölferturm nach Meinhard II. benannt, der neu angelegte Durchgang von 2018 hat noch keinen passenden Namen.

13. Jh. n. Chr.

Bei seinen Nachforschungen ist der Historiker Alois Karl Eller im Hauptstaatsarchiv München auf einen sehr interessanten Hinweis gestoßen: Im Urbar des Klosters Benediktbeuren von 1291 (Lid. 32, folio 36“) findet sich ein eindeutiger Hinweis auf die „civitate sterzingen“. Dort müssen nämlich 2 solidi (¼ Gulden) an Zollabgaben entrichtet werden. Der Schreiber spricht unmissverständlich von einer „civitas“, was eine Stadterhebung bereits voraussetzt. Damals ist es üblich, dass Waren von Bozen über Meran und den Jaufenpass mit Saumpferden nach Sterzing und weiter über den Brenner nach Innsbruck transportiert werden. Dabei muss laut der vorliegenden Urkunde an den Zollstätten „an der talverren“ (Meran), „in passeir“ (landesfürstliche Zollstätte bei der Jaufenburg oberhalb St. Leonhard), „in ville“ (Zollwirtshaus in der Vill bei Sterzing, gehört dem Bischof von Brixen), „in chluse aput sterzingen am vngelt“ (Getränkeaufschlag im Zollgasthaus in Lurx), „am luege“ (Lueg nördlich des Brenners), „in insprkke“ (in Innsbruck) und „in zirle“ (in Zirl) jedes Mal eine Zollgebühr entrichtet werden. Da derselbe Schreiber den Eintrag „in civitate sterzingen“ zwischen den Zeilen des Textes offensichtlich etwas später hinzufügte, könnte dieser Nachtrag auch noch vom Jahr 1292 stammen. Damit kann die Zeit der Stadterhebung Sterzings wiederum eingeschränkt und somit auf die Jahre zwischen 1280 und 1292 anberaumt werden.

1298 n. Chr.

Die Stadtmauer um Sterzings Neustadt wird angelegt.

1288 n. Chr.

1280 bis 1292 n. Chr.

Die Rekonstruktion des Sterzinger Stadtbildes von 1540 von Konrad Fischnaler zeigt die komplette Stadtmauer um die Neustadt (punktierte Linie).

Ausschnitt aus dem Urbar des Klosters Benediktbeuren von 1291: die zweite Zeile ist nachträglich eingefügt worden, am Ende steht: „in civitate sterzingen ii solidi veronenses“

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Ciao Alberto… Nelle ultime settimane dalla scomparsa del nostro collega e amico Alberto Perini abbiamo ricevuto diverse lettere di saluto che con gioia pubblichiamo.

Caro Alberto, pemettimi di rivolgerti un grazie e un saluto affettuosi dalle pagine del tuo Erker, tramite il quale per tanti anni hai lasciato la tua impronta indelebile. Grazie per aver avuto il privilegio di godere della tua preziosa, sincera e leale amicizia. Nei nostri incontri settimanali ho potuto scoprire quanto fosse immenso il tuo sapere da cui potevo attingere nozioni di storia, filosofia, letteratura, storia dell’arte. Non c’era domanda alla quale tu non sapessi rispondere. Quanti scambi di opinioni abbiamo avuto sui grandi avvenimenti del passato! Grazie per avermi fatto da guida sui sentieri delle nostre montagne e di avermi indicato tante vette famose a me sconosciute. Grazie per le belle ore trascorse assieme, durante le quali ho potuto apprezzare in te l’uomo che dell’integrità morale ha fatto un valore irrinunciabile per la vita. Ciao amico mio, riposa in pace! Gildo Pergher CAI Vipiteno Ho avuto il piacere di fare la conoscenza diretta di Alberto soltanto il 17 agosto 2019, in occasione del 70° anniversario della fondazione della sezione CAI di Vipiteno. Naturalmente ne avevo sentito molto parlare e devo dire che una prima conoscenza, non ancora diretta, l’avevo fatta leggendo il libro dei “50 anni del CAI Vipiteno”. Leggendo il libro ho apprezzato immediatamente il carattere diretto dell’uomo. Lo si evince leggendo le vicende della sezione.

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La maggior parte degli scrittori quando racconta fatti del passato racconta sempre soltanto le cose belle, è un meccanismo che noi esseri umani abbiamo sempre, ricordiamo le cose belle e rimuoviamo le cose brutte. Dev’essere un sistema di autodifesa. Alberto invece, nel libro racconta anche le cose meno belle, gli attriti, le invidie fra i vari personaggi che comunque, hanno fatto tutti grande la sezione di Vipiteno. Questo modo di affrontare la realtà non è di tutti, sicuramente è degli uomini “veri”. Alla fine del pranzo organizzato in occasione del 70° anniversario della sezione, mentre si apprestava ad andarsene, è venuto gentilmente a salutare e mi ha detto: “Devo dirle che avevo sentito tante chiacchiere che mi avevano inculcato preconcetti negativi su di lei, dopo averla conosciuta di persona posso affermare che erano tutte false”. Questo conferma il carattere diretto dell’uomo e anche che a Vipiteno troppa gente parla a sproposito. Alberto Perini è stato Socio della Sezione CAI Vipiteno dal 1961 fino al 2020. Ha fatto parte della dirigenza del CAI e comunque si è sempre molto impegnato nell’ambito del suo lavoro e non solo in attività di volontariato e comunque a favore della comunità di Vipiteno. Una frase non mia, ma che mi sento qui di ripetere: “I maestri sono rari. E ogni volta che ne muore uno, il vuoto è grande e la tristezza infinita. Come la gratitudine e la speranza.” A nome mio, di tutto il Direttivo e della Sezione CAI di Vipiteno, un caro saluto e le più sincere condoglianze alla famiglia Andrea Barbari Per il CAI di Vipiteno Il Presidente della Sezione

Io che ho conosciuto il prof. Perini circa 40 anni fa posso aggiungere che si trattava di un uomo non solo di cultura, ma anche una persona coerente con le proprie idee, ma non per questo chiusa al confronto. Dote non molto diffusa. Ivan Bertinotti Caro Erker, mi spiace di saper scrivere bene solo in italiano: „Ich schreibe nicht so gut auf deutsch, habe keine Übung mehr“. Ieri sera ho inviato una mail ad Alberto Perini, con un documento di mio nonno appena ritrovato fra le carte vipitenesi di famiglia; e aggiungevo che il 28 marzo è morta mia zia Amalia, l’ultima delle tre sorelle Tua, che tra l’altro era stata sua insegnante proprio a Vipiteno. Oggi il postino mi ha portato Erker di aprile e.... anche Lui se ne è andato. Ci siamo raccontati tante cose, tirando fuori dai ricordi persone care: i Taddei, Antonia Stark, i Langer, i Bovo, Oberrettl, Ida Wiedner, don Paolo Kofler e tanti altri. E poi Santo Spirito, i Cappuccini, la Parrocchiale, la Heidenschaft-casa Tua.... Ho letto con grande tristezza le bellissime parole che aprono quest’ultimo numero; e anche quelle ripetute nelle pagine interne che raccontano l’incertezza per il futuro. Anche noi, qui in Piemonte viviamo giorno per giorno, spesso senza poter essere vicini a chi ci lascia. Ma sono sicuro che continuerai a essere vivo ed importante per tutta la comunità che amiamo anche da lontano. Un caro saluto ai familiari di Alberto, un caro saluto a tutti voi, sicuro di aspettare il prossimo numero, qualunque esso sia. Ermanno Bonicatti


AGORA’ Associazione culturale

Luigia Marchi

Lucia Bronzo

Corrado Hittaler

Laura Lastri

La fotografia come passione La fotografia è l’immagine di un oggetto fissata, mediante proiezione ottica, su di un supporto (analogico o digitale) sensibile alla luce. La parola fotografia deriva da due parole greche: foto (phos) e grafia (graphis). Fotografia significa quindi letteralmente scrittura (grafia) con la luce (fotos). Disegnare con la luce. Ma la fotografia è molto di più: è arte, documento, informazione, denuncia, passione e pensiero; un mondo dove realtà e finzione, emozione e studio, spirito e materia si mescolano e si fondono. La fotografia è la fusione di due attimi, indissolubili e distanti tra di loro. Da una parte il soggetto ritratto, dall’altra lo stato d’animo del fotografo. Il loro incontro fa nascere una possibile visione della realtà. Laura Lastri con le sue fotografie è riuscita a cogliere pienamente la visione della realtà. “Una volta trovato il motivo, è solo una questione di tempo prima di riuscire a scattare una foto che non sia solo un’istantanea, ma che renda il vissuto di una persona”. Laura Lastri è segretaria generale della Comunità comprensoriale Wipptal e nonostante i molti impegni riesce a ritagliarsi il tempo per il suo hobby che è la fotografia. Nella sua serie di fotografie coglie l’attimo e riesce a stupire lo spettatore. Il più delle volte è affascinata dai paesaggi e dagli animali o dai fenomeni naturali. Le persone invece ama riprenderle nella loro quotidianità. L’idea di fotografare i residenti della Casa di riposo è nata quando, per forza maggiore (lavori di ristrutturazione della sede centrale della Comunità comprensoriale Wipptal) gli uffici

sono stati trasferiti al terzo piano della stessa. “Questo trasferimento è stato per me un’occasione per imparare molto, un’occasione formativa molto importante. Le persone anziane hanno un bagaglio di saggezza, di esperienze ed anche, molto spesso, una serie di vicende dolorose. All’inizio non ero sicura di riuscire a rendere il vissuto degli sguardi che rubavo con la mia macchina fotografica. Ho iniziato fotografando i residenti che scendono dai piani per partecipare alle varie attività comunitarie. È stato con vero piacere che ho visto le persone prepararsi per le foto, parrucchiere, trucco e bei vestiti erano un must per le mie modelle ed è stata pura gioia partecipare alle loro emozioni”. Alla fine sono state circa 80 le persone fotografate. Anche le persone che non potevano partecipare alle attività comunitarie hanno espresso il desiderio di essere fotografate, di poter di nuovo essere al centro dell’attenzione. “Sono felice del risultato ottenuto e grata per il fatto che mi abbiano permesso di avvicinarli e di dar loro un po’ di gioia. Ho avuto molti incontri piacevoli, mi ha veramente stupito la naturalezza con la quale si sono posti davanti all’obiettivo.” Laura ringrazia particolarmente suo fratello Andrea che si è occupato dello sviluppo delle foto. Le immagini, in bianco e nero, permettono ad un osservatore attento di cogliere la transitorietà del nostro percorso terreno ma al contempo di provare un sentimento di pace, tranquillità ed armonia. Le foto sono state stampate in grande formato ed esposte nel soggiorno e sui vari piani della casa di riposo per il piacere dei residenti, dei loro parenti e di tutti i visitatori. cm

A Vipiteno nel febbraio del 2019 è nata l’associazione AGORÀ, che si occupa di discipline umanistiche, di musica ed arti visive, di ambiente, territorio e paesaggio, di scienze e di problematiche sociali ed economiche. L’associazione organizza diverse iniziative per promuovere questi temi come per esempio l’attivazione e la gestione di canali d’informazione sulla cultura, l’organizzazione di mostre, conferenze ed eventi culturali, la gestione di luoghi d’incontro e scambio culturale (Caffè letterario). Nello sviluppare queste iniziative Agorà opera in collaborazione con gli Enti e le realtà associative del territorio, con gli Istituti culturali, universitari e museali dell’area, il comune di Vipiteno, l’Associazione turistica, i comuni della Wipptal, la Provincia e la Regione. Nel 2019 Agorà ha organizzato incontri con la storia di Vipiteno, gli appuntamenti mensili del Caffè letterario e serate con l’autore, un mercatino dei libri, conferenze con U.P.A.D. sulla musica lirica e sulla fotografia del paesaggio, l’esposizione fotografica ‘intorno a Vipiteno’ durante l’escursione gastronomica (mostra poi riproposta nella galleria del Comune nel mese di ottobre). Nel 2020 Agorà curerà la redazione e l’impaginazione della newsletter mensile Vipiteno cultura (www.vipitenocultura.it). Una pubblicazione nata per proporre una panoramica esauriente delle iniziative culturali che si svolgeranno a Vipiteno e nella Wipptal a partire da quelle promosse dai soggetti aderenti al Comitato di educazione permanente. La pubblicazione avrà cadenza mensile ed è promossa dal Comitato con il sostegno economico del Comune di Vipiteno e della Provincia di Bolzano. La redazione del notiziario è curata all’associazione culturale Agorà in collaborazione con gli Enti e le associazioni che compongono il Comitato di educazione permanente. Vipiteno Cultura si presenta in formato digitale, sarà consultabile e scaricabile sui canali web e social media e inviata regolarmente, via e-mail, a tutti coloro che ne faranno richiesta. La pubblicazione di eventi è aperta a tutti coloro che organizzano iniziative culturali nel territorio della Wipptal e che intendono presentare le loro attività e le loro iniziative, inviando alla redazione testi ed immagini appropriate e coerenti con le finalità di Vipiteno cultura. La situazione attuale ci costringe a sospendere le attività in programma lasciando attivo per il momento unicamente il canale di comunicazione on-line. Non escludiamo che vengano attivate altre iniziate compatibilmente con le possibilità che ci saranno concesse. Buona cultura a tutti! Maurizio Dapas – Agorà Erker 05/20

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Notizie dall'Alta Val d'Isarco

La Wipptal ai tempi del coronavirus Come nel resto d’Italia e dell’Alto Adige, anche i comuni della Wipptal si trovano ad affrontare grandi sfide. La gestione amministrativa nel periodo del coronavirus – non è sempre facile: orario di apertura al pubblico limitato, organizzazione dello smart working e denaro mancante nelle casse comunali. La vita quotidiana nei comuni altoatesini è così da circa un mese e questa situazione continuerà probabilmente ancora per qualche tempo. I sindaci dei comuni della Wipptal a colloquio con l’Erker hanno espresso le loro preoccupazioni e all’unanimità sono consapevoli che ci vorrà molto tempo affinché tutto torni alla normalità. Comune di Vipiteno Il sindaco Fritz Karl Messner invita la popolazione a rispettare le misure restrittive, perché chi non le rispetta può essere responsabile di una situazione che si protrae per molto tempo. Il sindaco riceve regolarmente riscontri dalla polizia municipale ed è convinto che il 90% della popolazione riconosce la gravità della situazione e rispetta le norme, ma crede anche che ci siano al-

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cune pecore nere e se la situazione dovesse peggiorare, si dovranno applicare punizioni più severe. Pensando al futuro il primo cittadino di Vipiteno crede che le cose andranno molto più lentamente di quanto vorremmo. “Non dobbiamo dare alla gente troppe e, soprattutto, nessuna falsa speranza. Sono ben consapevole del fatto che ci saranno conseguenze di grande difficoltà per le famiglie e per le imprese. Ci vorrà certamente più tempo finchè l’economia si riprenda, ma è sufficiente vedere le cose in modo diverso. Dobbiamo cercare di superare questa situazione. Auguro a tutti noi di prendere le giuste decisioni e di stabilire le giuste priorità con prudenza e calma. Quando si verificano casi di disagio, grazie a Dio abbiamo persone e organizzazioni come la Croce Bianca, la Vinzengemeinschaft, la Caritas e molte altre organizzazioni di volontariato che aiutano tranquillamente.” Comune di Brennero In quanto zona di confine, il co-

mune del Brennero è particolarmente colpito dalle restrizioni dovute dalla pandemia del coro-

navirus. Tuttavia si sta cercando di mantenere i servizi nel miglior modo possibile. La situazione finanziaria di molti cittadini preoccupa Franz Kompatscher, sindaco del comune di Brennero. Kompatscher ha informato che nelle ultime settimane il comune ha cercato di mantenere attivi i servizi nel miglior modo possibile. Nel comune di Brennero le ordinanze vengono rispettate dai cittadini. Il primo cittadino ha fatto un grandissimo complimento alle giovani generazioni, che sono particolarmente comprensive e premurose e ha espresso la sua gratitudine a tutti coloro che garantiscono l’approvvigionamento di base e alimentare, al personale della farmacia, al medico di famiglia, al personale sociale e sanitario, ai vigili del fuoco volontari del comune e al personale infermieristico. Tutti loro svolgono un lavoro davvero eccezionale. Per quanto riguarda il futuro, Franz Kompatscher spera che la vita economica e sociale si ristabilizzi il più presto possibile. È necessario avere un piano chiaro e preciso. Esprime la sua preoccupazio-

ne per la situazione economica, soprattutto per il commercio e il turismo non sarà facile. Nel comune di Brennero il commercio dipende molto dalla libertà di poter viaggiare. Probabilmente ci vorrà ancora un po’ di tempo. Per una zona di confine come il Brennero, sarebbe di grande aiuto se le persone potessero spostarsi. Kompatscher è molto preoccupato anche per il fatto che attualmente c’è un numero relativamente elevato di persone disoccupate o in cassa integrazione – una situazione molto difficile. Comune di Val di Vizze Il sindaco Stefan Gufler vede una delle maggiori difficoltà nel cambiamento quasi quotidiano delle normative e nella loro interpretazione, che ha portato a una certa incertezza. D’altra parte, date le circostanze, è comprensibile che non sia stato possibile prevedere fin dall’inizio quali passi si sarebbero dovuti compiere. Nel complesso, le misure stesse sono certamente necessarie e giustificate. Per quanto riguarda il comune di Val di Vizze, le misure sono state attuate rapidamente dall’amministrazione comunale, sia per quanto riguarda la limitazione dell’accesso alle aree pubbliche, sia per quanto riguarda la garanzia dei servizi di base o l’introduzione del telelavoro e delle videoconferenze. Non ci sono state grandi difficoltà in questo senso. Il primo cittadino ringrazia tutto il personale per la flessibilità dimostrata nell’attuazione di queste misure. Le sfide delle prossime settimane e dei prossimi mesi saranno principalmente economiche. Il primo cittadino del Comune di Val di Vizze spera che le restrizioni vengano alleggerite il prima possibile,


in modo che le aziende possano riprendere le attività. Ciò sarebbe poi legato anche ad una graduale normalizzazione dell’occupazione e contribuirebbe anche a salvaguardare l’aspetto sociale. Una sosta troppo lunga causerebbe sempre più difficoltà in tutti questi settori. Un’altra grande sfida sarà, naturalmente, l’intero settore dell’assistenza, ma soprattutto il settore medico. Molte cose sono state rinviate o sospese per consentire la gestione delle crisi. Ci sarà sicuramente molto lavoro da fare, Gufler esprimere il suo apprezzamento e il suo ringraziamento a tutto il personale medico e infermieristico, ma anche a tutti coloro che stanno aiutando a superare la crisi. Campo di Trens Fin dall’inizio della pandemia del coronavirus il Comune di Campo di Trens ha cercato di fornire l’assistenza necessaria ai cittadini: contattare le persone singole, istituire un servizio telefonico per i cittadini, contattare regolarmente le persone in quarantena, inoltrare informazioni, fornire i moduli per l’autocertificazione e la distribuzione ai negozi. Il maggiore sup-

porto che chiunque possa offrire durante questo periodo è quello di ridurre il rischio di infezione - così la sindaca Verena Überegger. Il comune offre inoltre anche il servizio di consegna a domicilio della spesa per i cittadini che ne hanno bisogno. Per la maggior parte, i cittadini rispettano i decreti. La sindaca sottolinea che secondo lei la fase più critica, deve ancora arrivare, infatti purtroppo molte persone non possono più svolgere il loro lavoro abituale, il reddito è in calo, e se il tasso di infezione dovrebbe risultare più alto di quanto suggerito dai media la situazione potrebbe peggiorare ed è per questo che in questa fase bisogna avere un piano ben definito, per il quale sono necessarie informazioni chiare e tempestive. Comune di Racines Come zona turistica, il comune di Racines è particolarmente colpito dagli effetti economici della pandemia da coronavirus. Come spiega il sindaco Sebastian Helfer, ci vorrà probabilmente molto più tempo prima che la situazione si stabilizzi. “Se osservo la situazione nel-

le zone rurali dell’Alto Adige, non vedo differenze significative rispetto agli altri comuni. Le difficoltà maggiori sono la limitazione della libertà e, parallelamente, la mancanza di contatti sociali.” – così Helfer. In linea di massima, le ordinanze vengono rispettate da quasi tutti i cittadini con la necessaria responsabilità e il buon senso. Non solo per la Wipptal, ma per tutto il paese niente sarà più come prima. Ma abbiamo le possibilità e anche i mezzi per sopravvivere a questa situazione imprevedibile, se riconosciamo correttamente i segni e agiamo di conseguenza. Il 2020 sarà un anno molto, molto difficile per il turismo; ci vorranno non solo mesi ma anche anni fino a che la situazione si stabilizzi. Le aziende in Alto Adige e quindi anche a Racines sono qualitativamente in grado di gestire questa crisi; la qualità e il paesaggio meravigliosamente curato sono garanzie per continuare a promuovere l’Alto Adige come destinazione.

stita quasi esclusivamente per telefono e via internet. Il sindaco Thomas Klapfer ha informato che la maggior parte dei dipendenti lavora in home-office o recupera ferie. La sfida più grande spetta a ciascuno di noi. Da un lato, il divieto di uscita pesa molto a molte persone, soprattutto per le famiglie in piccoli appartamenti e per i single a causa della solitudine. Inoltre, c’è anche una grande incertezza su come le cose continueranno. La gente vuole risposte concrete. Il comune è sostenuto anche dai vigili del fuoco volontari, che forniscono una sorta di servizio di ordine pubblico. Essi verificano il rispetto delle regole di comportamento stabilite e regolano la distanza da mantenere nei negozi di alimentari. Il sindaco ha informato che attualmente i grandi progetti sono fermi. La gente si attiene molto alle restrizioni di uscita e alle regole della distanza. Il senso di responsabilità della popolazione è molto alto. Probabilmente perché tutti hanno anche un disperato bisogno di tornare alla normalità.

Comune di Fortezza Anche a Fortezza, attualmente, l’amministrazione comunale è ge-

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I magnifici 100 anni di Fiorello Zorzi di Francesco Comina

Dicono che il segreto della longevità si racchiuda in un motto, che un profeta ultracentenario dei nostri tempi come Arturo Paoli (uno dei testimoni più importanti della chiesa di base italiana e della teologia della liberazione latinoamericana, sempre al fianco dei più poveri e degli emarginati) andava raccomandando perfino ai medici: «Non tradirsi e non tradire». Fiorello Zorzi, che di Arturo Paoli è stato discepolo, non si è mai tradito e non ha mai tradito. Ecco perché oggi può intraprendere serenamente e con grande lucidità di mente e di spirito, il giro di boa dei cent’anni (Fiorello è nato a Vipiteno il 2 aprile del 1920, figlio del fondatore della prima scuola italiana nel dopoguerra). E respirare con un solo polmone (l’altro gli è stato asportato per effetto della tubercolosi contratta in un campo di concentramento) lo spirito del nostro tempo. Un tempo triste, oscuro, affamato d’aria, aggredito da una pandemia che ricorda quella terrificante della spagnola, scoppiata come una bomba alla fine della prima guerra mondiale ed esauritasi proprio nei giorni in cui Zorzi nasceva. Una pandemia che toglie il fiato soprattutto ai soggetti più deboli, agli anziani, a quei bastioni della memoria che fino all’ultimo ci raccomandano il significato del ricordare: «Concentrati. Non dissipare il poco tempo che ti rimane. Ripercorri il tuo cammino. Ti saranno di soccorso i ricordi. Ma i ricordi non affiorano se non vai a scovarli negli angoli più remoti della memoria... Nella rimembranza ritrovi te stesso, la tua identità, trovi gli

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anni perduti da tempo i giochi di quando eri ragazzo, la voce, i gesti dei tuoi compagni di scuola, i luoghi, soprattutto quelli dell’infanzia, i più lontani nel tempo». (Norberto Bobbio, de Senectute). Fiorello Zorzi è passato nel turbi-

di complemento, al IV Genio di Bolzano. Quando, l’8 settembre, il generale Badoglio proclamò l’armistizio con gli alleati invitò i militari in licenza a raggiungere i propri reparti. Mi recai in caserma. I nazisti entrarono nel cortile

ne della storia sventolando con umiltà il vangelo. Non il vangelo asettico e alienato del cristiano immaturo devoto al Dio tappabuchi buono per tutte le stagioni e addomesticabile anche sotto le dittature, come ha denunciato il pastore protestante ucciso a Flossenbürg Dietrich Bonhoeffer. Tutt’altro. Zorzi ha sollevato il vangelo della solidarietà dai bassifondi della storia, lo ha misurato sulle coordinate di una politica al servizio dell’uomo, lo ha spalancato nei lager nazisti dell’Austria, della Germania, della Polonia, dove è transitato ininterrottamente per due lunghissimi anni come internato militare italiano. Era il 1943 quando venne fatto prigioniero. Aveva ventitré anni: «Il 27 agosto del ‘43 – ricorda – avevo terminato la scuola ufficiali di genio a Pavia ed ero stato assegnato, come sottotenente

con le bombe in mano e occuparono l’edificio. Poco dopo fummo fatti prigionieri». Gli anticorpi al fascismo e al nazismo Zorzi li aveva sviluppati prestissimo. Circolavano negli oratori, nelle chiese, nelle comunità di base di Bolzano, che al tempo erano sotto la giurisdizione della diocesi di Trento. Il contagio passava veloce nelle parole di alcuni preti illuminati o nei circoli dell’Azione cattolica. Come era accaduto per Josef Mayr-Nusser anche Zorzi aveva la consapevolezza profonda che quell’ideologia contenesse uno spirito idolatrico pagano, anticristiano e disumano: «Era una convinzione che mi aveva trasmesso padre Bertoldo, il mitico benedettino che era punto di riferimento dei cattolici nel quartiere di Gries e soprattutto mio padre che aveva capito il carattere demoniaco del nazi-

smo». Il viaggio del prigioniero iniziò il 10 settembre. Il primo lager fu Bremervörde, nel distretto di Brema: «Ricordo la minaccia dei nazisti che ci ordinarono di non avvicinarci al filo spinato pena la fucilazione immediata. Rimasi alcuni giorni e poi fui trasferito a Czestochowa. Ho ancora vive alla mente le immagini di noi prigionieri che percorrevamo le strade della città polacca cantando l’inno degli ebrei in esilio con le note del Nabucco di Verdi. Alcune donne, sfidando le sentinelle, ci offrivano pane. Ma quando tornavamo al campo l’euforia spariva. Faceva molto freddo nelle baracche. Qui conobbi altri bolzanini come il tenente De Romedis, che era stato ferito ad una mano in Africa e il tenente Iachelini che ci raccontava barzellette». Fu nel campo di Oberlangen nella Bassa Sassonia, che Zorzi incontrò una delle grandi figure della cattolicesimo italiano. Giuseppe Lazzati, insieme a Dossetti e La Pira rappresentò l’anima sociale, politica e civile della Democrazia cristiana. Nel primo dopoguerra fu parlamentare e fece parte dell’Assemblea costituente. Dal ‘68 all’ ‘83 fu rettore dell’Università Cattolica di Milano: «Capitai nella sua stessa baracca. Lazzati era un uomo meraviglioso, di una straordinaria visione etico-politica e di una profonda spiritualità. Ci diede una lezione di umanità, di dignità, di senso del dovere. Per il suo rientro in Italia si era mosso perfino il cardinale di Milano Ildefonso Schuster ma egli si rifiutò di tornare per non abbandonare gli amici che erano costretti a restare nel lager. Era un sorvegliato speciale


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ABBONAMENTO

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per via delle sue posizioni antinaziste». Lazzati è rimasto sempre un suo punto di riferimento per anche sopo la guerra sia nell’esperienza politica quando Zorzi fu consigliere comunale per la Dc a Bolzano dal ‘61 al ‘65, sia nell’impegno come presidente dell’Azione Cattolica diocesana di cui ancora oggi segue l’attività restando in contatto i referenti diocesani, in particolar modo con l’assistente don Jimmy Baldo sia nella carriera lavorativa come preside dell’Iti (dal ‘61 al ‘71) e dell’Ipa (dal ‘71 all’85) facendo da mediatore negli anni ruggenti delle proteste studentesche. «Uomini come Lazzati – ricorda ancora Zorzi - erano di grande conforto in quei tuguri freddissimi dove eravamo costretti a vivere. Ho conosciuto altri internati di grande spessore etico e anche alcuni sacerdoti che ci hanno sostenuto nella fede. Nella baracca adibita a cappella ogni mattina era possibile partecipare alla messa. Per i credenti quello era il momento più atteso. Era uno spazio intimo, in cui potevamo raccoglierci e affidare a Dio i nostri crucci e le nostre speranze». Zorzi passò altri campi di concentramento prima di arrivare al lager di Wietzendorf nei pressi di Amburgo, dove rimase fino alla liberazione: «Qui la vita era davvero deprimente. Abbiamo patito la fame e forti privazioni. Gli ufficiali medici francesi che arrivarono qualche giorno prima della liberazione rimasero inorriditi vedendoci in quelle condizioni: scheletri viventi tormentati da edemi e con i vestiti logori». Il campo fu liberato alla fine di aprile del ‘45 ma ci vollero cinque mesi prima che gli internati potessero tornare a casa: «Fum-

mo trasferiti a Bergen, vicino a Brema e durante la permanenza in paese la massima preoccupazione fu quella di mangiare il più possibile. Molti di noi ebbero seri problemi intestinali perché il nostro organismo non era più abituato al cibo». Alla fine di agosto ci fu il rientro: «Dopo la disinfestazione con polvere di DDT ci fecero salire nuovamente sui carri-vagone bestiame. Quando il treno arrivò al Brennero ci fu una enorme commozione e piangemmo. Scesi a Ora per raggiungere i miei in val di Fiemme. Ero provato e pesavo meno di quaranta chili. Ala stazione ci diedero la notizia delle distruzioni operate dai tedeschi e delle persone uccise, fra le quali anche il mio zio Battista. Tremai di nuovo. All’arrivo alla stazione di Ziano non c’era nessuno. Mi feci coraggio e procedetti a piedi verso casa. Mio padre dalla finestra della cucina mi vide arrivare. Ero libero, avevo la gioia nel cuore». L’esperienza dei campi di concentramento Zorzi se la porta dentro come una investitura etica e civile. Tutto ciò che ha fatto in seguito, nel lavoro a scuola e nell’impegno nell’Azione Cattolica, si è sempre misurato con quella tragedia e con i valori che da essa sono scaturiti: solidarietà, pace, giustizia, condivisione, bontà e umiltà. Egli è rimasto fedele a sé stesso, all’uomo e al Dio della tenerezza, partigiano degli ultimi e al fianco delle vittime di ogni potere violento e persecutorio. Ancora oggi, a cent’anni di età, Fiorello Zorzi legge, medita e discute su Dio e sul mondo con la stessa passione dell’età giovanile.

La Wipptal ha molto da offrire.

L‘Erker anche.

28 E Cifra indicativa (offerta volontaria)

60 E Per l‘estero (obbligatorio)

40 E Per i residenti fuori dell‘Alta Val D‘Isarco (obbligatorio)

50 E Abbonamento promozionale

Sosteneteci in questo anno impegnativo con il vostro contributo!

Grazie! POTETE SCARICARE COMODAMENTE DAL NOSTRO SITO WEB IL MODULO SEPA PER ATTIVARE UN ORDINE PERMANENTE. VERSARE PRESSO UNO DEI SEGUENTI ISTITUTI BANCARI: Raiffeisenkasse Wipptal, Vipiteno IBAN: IT 94 X 08182 59050 000300029009 - SWIFT-BIC: RZSBIT21154 Raiffeisenkasse Campo di Trens IBAN: IT 67 N 08249 58260 000300017035 - SWIFT-BIC: RZSBIT21036 Südtiroler Sparkasse, Fil. Vipiteno IBAN: IT 49 F 06045 59110 000000293600 - SWIFT-BIC: CRBZIT2B040 Südtiroler Volksbank, Fil. Vipiteno IBAN: IT 10 Y 05856 59110 001570078005 - SWIFT-BIC: BPAAIT2B001

Questo articolo è uscito su Alto Adige il 2 aprile per i cento anni di Fiorello Zorzi

REDAZIONE ERKER Città Nuova 20 A, 39049 Vipiteno Tel. 0472 766876, info@dererker.it, www.dererker.it

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LiL – Lesen im Liegestuhl + estate, se leggi! Così si chiama il concorso di lettura 2020 per ragazzi bibliomani e quelli che lo diventeranno quest’estate. Da inizio maggio fino al 31 ottobre 2020 ragazzi tra gli 11 e i 16 anni possono partecipare a + estate, se leggi! e concorrere alla vincita di fantastici premi in palio. Scegli uno o più libri da una lista di romanzi, romanzi a fumetti e libri di saggistica, effettua il login su www.lilestate.bz.it e rilascia le valutazioni dei libri letti. Parteciperai così al sorteggio di 100 premi in palio. Se hai voglia di essere creativo, realizza un booktrailer di un minuto o scatta una foto, sempre ispirati dal libro, e carica tutto sul sito. Per i creativi sono in palio 6 iPad mini. Ulteriori informazioni si ricevono sul sito www.lilestate. bz.it, presso la Biblioteca Civica di Vipiteno, la biblioteca scolastica dell’IPC di Vipiteno o nella propria biblioteca locale. Partecipa e leggiti l’estate. Il concorso di lettura è un’iniziativa coordinata e finanziata dall’Ufficio educazione permanente, biblioteche e audiovisivi (Cultura italiana) e dall’Ufficio biblioteche e lettura (Cultura tedesca) dell’amministrazione provinciale di Bolzano in collaborazione con le biblioteche dell’Alto Adige.

Coronavirus e sport:

la nostra casa diventa una palestra Il corpo umano è una macchina incredibilmente perfetta e, se allenato con costanza, nel modo corretto e con gli strumenti giusti, si rivela estremamente efficiente e in grado di effettuare molteplici movimenti, anche i più complessi. Ma come fare se si è costretti a restare a casa e non si hanno a disposizione gli attrezzi professionali che aiutano così tanto in palestra? Grazie al contributo di Barbara Perini vogliamo proporre alle nostre lettrici e ai nostri lettori qualche esercizio da fare a casa. Erker: Barbara cosa pensi della situazione attuale e l’impossibilità di fare movimento? Barbara: A causa dell’emergenza COVID-19, siamo tutti tenuti a seguire le misure di contenimento per evitare il diffondersi del virus. Per questo motivo è complicato ma non impossibile cercare beneficio per il nostro corpo. Lo spazio in casa forse non è tanto, ma ci sono esercizi che si possono benissimo fare anche se non si è in palestra. Ora ve li spiego: mi raccomando questi esercizi da fare a casa a corpo libero sono adatti a persone senza patologie o problemi di salute!! Iniziamo il riscaldamento: 10-15 min. marcia sul posto o corsa lieve sul posto, in presenza di un giro scala eventualmente salire e scendere le scale (non correre) - rotazione delle spalle avanti e indietro circonduzione delle braccia avanti e indietro.

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SPIEGAZIONE: • Trova la posizione in piedi comoda e stabile, piedi paralleli o punta leggermente le dita dei piedi verso l’esterno • Contrai gli addominali come se qualcuno ti stesse dando un pugno • Guarda in avanti e stai diritto • Piega le ginocchia tenendole in linea con le dita dei piedi e distendi nuovamente - lavoro dinamico: principiante ca. 20-30 sec. /intermedio ca. 40-50 sec. • Piega le ginocchia e tieni la posizione - lavoro statico: principiante ca. 15-20 sec./Intermedio ca. 4050 sec ERRORI COMUNI: • Sollevare i talloni da terra • Spingere le ginocchia verso l’interno • Piegare la schiena avanti e guardare per terra

BRIDGE (ponte)

SQUAT

Il ponte è un esercizio il cui target principale sono i glutei con un coinvolgimento di tutta la musculatura estensoria dell’anca e del core.

Lo squat ha come target principale i muscoli delle cosce e dei glutei ma vengono attivati anche i mu-

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scoli della schiena, i polpacci e viene stimolata anche la mobilità delle caviglie e la stabilità del core* (* il core e ´il nucleo del corpo e i muscoli principali risiedono nella zona dell’addome, nella parte centrale e inferiore della schiena e dei fianchi)

SPIEGAZIONE: • Posizione di partenza supina con nuca appoggiata al suolo, braccia aperte, palmi a terra, ginocchia flesse e talloni vicino ai glutei, distanti tra loro circa la larghezza del bacino • Contraendo l’addome sollevare il bacino da terra


distendendo l’anca, fino a portare il bacino in linea con il busto e il femore • Mantenere la posizione lavoro statico: principiante ca. 15-20 sec./Intermedio ca. 40-50 sec • salire e scendere riappoggiando la zona lombare a terra senza urtare lavoro dinamico: principiante ca. 20-30 sec. /intermedio ca. 40-50 sec. ERRORI COMUNI: Si tratta di un esercizio abbastanza semplice tuttavia bisogna prestare attenzione a un paio di dettagli: • Evitare di inarcare la schiena in fase di estensione • Mantenere le spalle e la nuca a terra senza coinvolgere il tratto cervicale

PLANK

Questo è un esercizio che coinvolge principalmente i muscoli del core e più precisamente i muscoli addominali ma vengono coinvolti anche i muscoli della schiena, gambe, fianchi, glutei, spalle e petto. Si tratta di un esercizio isometrico molto efficace se eseguito correttamente. SPIEGAZIONE: • Sdraiati rivolgendo l’addome verso terra • Piega i gomiti a 90° allineandoli perpendicolarmente alle spalle • Punta le punte dei piedi a terra (il corpo forma una linea retta) • Contrai i muscoli addominali e i glutei • Solleva il corpo da terra, le gambe sono diritte, lo sguardo è rivolto verso il pavimento • Livello principante - tieni la posizione per 1015 sec. / livello intermedio 30-40 sec • Non cercare di tenere oltre il limite di soppor-

tazione !!!! ERRORI COMUNI: • Bacino troppo alto o troppo basso, schiena inarcata • Le spalle non sono in linea con le braccia, gomiti troppo avanti • Testa non in linea con la schiena, troppo alta o bassa • Cedimento delle spalle, le spalle devono essere rigide come l’addome. Tutti e 3 gli esecizi possono essere inseriti in un tipo di allenamento a stazioni oppure in un circuito. Esempio di STAZIONI: Esercizio A (lavoro+pausa) es. B (lavoro+pausa) es. C (lavoro+pausa) per un totale di 4 giri CIRCUITO: esercizio A (lavoro+pausa) e rifaccio lo stesso esercizio per 4 volte prima di passare al prossimo. La durata dell’esercizio e della pausa va correlata al LIVELLO DI PREPARAZIONE ATLETICA!!! Vale la regola della QUALITA` di esecuzione rispetto alla QUANTITA` delle ripetizioni.

ATTIVITA´ MOTORIA con bambini in casa L’attività fisica con i bambini va vista come un gioco 1. Vola palloncino: gonfiare un palloncino e colpirlo con la mano (o altre parti del corpo) con l’obiettivo di non farlo cadere sul pavimento. Chi dei familiari riesce a tenerlo più a lungo in aria? 2. Percorso a ostacoli: fatevi aiutare dai bimbi a costruire il percorso (NON pericoloso), ne saranno entusiasti. Usate sedie, barattoli, rotoli di carta igienica, cuscini, giocattoli e costruite un percorso che includa diversi movimenti come SALTARE, STRISCIARE, ANDARE A ZIG ZAG, CAMMINARE INDIETRO, CAMMINARE IN EQUILIBRIO su una linea disegnata su pavimento con nastro isolante.

3. Mission Impossible: create un’intricata rete con del filo o della lana (se possibile rosso/a) che i vostri bambini dovranno attraversare senza toccarla - dove il filo fa le veci del classico „antifurto“. Una volta attraversato il tragitto, i bambini dovranno rubare un tesoro e tornare indietro senza farlo cadere. 4. Lancio dei peluches: prendete un cartone vuoto e posizionatelo aperto in fondo alla stanza. A una distanza da voi definita. Cercate di lanciare i peluches nel cartone. Chi riesce a centrare più volte il cartone? cm

BREVI INFORMAZIONI Perini Barbara è insegnante di educazione fisica presso il liceo di Vipiteno (OSZ Sterzing). Dal 1992 collabora con diverse società sportive ed istituzioni in qualità di istruttore di fitness e preparatore atletico. Laurea in scienze motorie (c/o Universita´ di Innsbruck - AUT) Maestra di sci alpino (1° grado) Istruttore Fitness e ginnastica posturale Istruttore di Triathlon Istruttore Aerobica / Stetp / Slide Istruttore total body conditioning Istruttore Nordic Walking Istruttore di spinning

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Sport

Bei Wipptaler Sportlern nachgefragt Was machen die Wipptaler Sportler während der Coronakrise? Wie vertreiben sie sich die Zeit? Wie halten sie sich fit? Der Erker hat nachgefragt (Stand 17. April).

lich zu nutzen und zu Hause zu bleiben, auch wenn dies bei diesem schönen Wetter alles andere als leicht ist“, so Fabian Ba-

Patrick Braunhofer, Biathlon

„Es ist natürlich sehr hart, ständig zuhause zu sein, aber ich versuche, das Beste draus zu machen“, so Patrick Braunhofer aus Ridnaun. Der 21-jährige Biathlet, der gerade seine letzte Saison als Junior abgeschlossen hat, macht sich nützlich und hat zuhause geputzt und die Wände geweißelt. „Ich habe auch sonst viele Sachen gemacht, von denen ich mir bisher nicht vorstellen konnte, dass ich sie überhaupt machen würde“, lacht er, verrät aber nicht, was das sein könnte. Um sich fit zu halten, hat er sich einen kleinen Kraftraum eingerichtet, wo er sportlich aktiv bleibt, auch wenn er das Haus nicht verlassen darf.

cher aus Pardaun. „Mein Training absolviere ich zu Hause, wo ich mir mit viel Kreativität meine Programme zusammenstelle. Zudem mache ich kleine Spaziergänge mit meinem Hund. Wie man auf dem Foto sieht, habe ich jetzt auch viel Zeit, Neues zu lernen.“

Ich hoffe, dass sie sich bald legt, denn ich glaube, die Menschen auf Dauer einzusperren, macht auch psychisch krank“, so Biathletin Federica Sanfilipppo. „Ich habe mir den April ein wenig anders vorgestellt. Das ist mein einziger Monat, in dem ich ein bisschen in den Urlaub fahren kann. Aber da dies momentan nicht geht, versuche ich meine freie Zeit anderweitig zu nutzen, indem ich mit der Polizei auf einer Plattform e-learning und verschiedene Fortbildungen mache. Dort werden sehr interessante Themen behandelt, u. a. auch Gewalt an Frauen. Die restliche Zeit verbringe ich beim Backen in der Küche oder beim Aussortieren von Kleidung und Schuhen.“

am Krankenhaus Brixen arbeitet, ist wie viele andere seit dem 8. März zuhause. „Ich vertreibe mir jetzt die Zeit mit dem Fahrradtrainer, den ich von meinem Onkel Benno erhalten habe, mit Laufen um das Haus, mit Stiegensteigen im Haus, mit Kraftübungen im Wohnzimmer und mit Gleichgewichtsübungen, für die mir meine Schwester Julia im Garten einen eigenen Parcours gebaut hat“, erzählt er. „Ich freue mich aber schon sehr darauf, wieder arbeiten zu gehen, mit dem Mountainbike in die Berge zu fahren sowie wandern und klettern zu gehen. Hoffen wir, dass wir das alle bald wieder können.“ Christian Moser, Berglauf

Peter Schroffenegger, Langlauf

Federica Sanfilippo, Biathlon

Fabian Bacher, Ski alpin „Ich versuche, die derzeit schwierige Situation bestmög-

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„Natürlich ist die derzeitige Situation für niemanden einfach.

Langläufer Peter Schroffenegger, der auf der Traumastation

„Bei mir hat sich auch in der Coronakrise eigentlich nicht viel


„Der Zeit Sinn und Struktur geben“

verändert, da ich in den letzten Wochen viel Arbeit auf meinen Feldern und Äckern hatte! Also von Langeweile keine Spur, auch wenn mir natürlich die sozialen Kontakte fehlen“, so Bergläufer Christian Moser aus Freienfeld. „Um meinen Hof herum habe ich viel Platz, wo ich mich relativ frei bewegen kann! Ich trainiere momentan im Fitnessraum im Keller. Ich mache vorwiegend Krafttraining und ein bisschen Ausdauertraining, doch bei dem Wetter fällt es schwer, nicht vom Laufen oder Fliegen zu träumen!“ Unterstützung beim Training bekommt Christian Moser von seinem Trainingspartner Ringo (im Bild). Jakob Windisch, Beachvolleyball „Was mich persönlich anbelangt, genieße ich die Zeit zu Hause, die ansonsten unterm Jahr meistens zu kurz kommt“, meint Beachvolleyballer Jakob Windisch aus Wiesen. „Was meine Freizeitgestaltung angeht, versuche ich die Zeit für Dinge, für die ich normalerweise keine oder nur wenig Zeit habe, zu nutzen. Ich habe wieder begonnen, etwas Klavier zu spielen, erledige die noch ausständigen Aufgaben für die Universität oder lese. Natürlich kommen aber auch etwas weniger intellektuelle Tätigkeiten wie online mit Freunden auf der Playstation spielen oder Filme und TV-Serien schauen nicht zu kurz.“ Was seine körperliche Fitness angeht, versucht er, den „Schaden“ so gut wie möglich in Grenzen zu halten und trainiert täglich – zu Hause versteht sich! „Unser Fitnesstrainer hat uns Übungen gegeben, die wir einmal am Tag durchführen sollen. Mit einem Training unter normalen Umständen im Olympiastützpunkt in Formia haben diese Trainingseinheiten

Das Coronavirus hat den Sport zum Erliegen gebracht. Damit diese schwierige Zeit besser bewältigt werden kann, bietet das Netzwerk Südtiroler Sportpsychologen und Mentaltrainer seine Hilfe an. Aus dem Wipptal gehören die Sportpsychologen Dr. Martin Volgger und Dr. Astrid Plank dem Netzwerk an. Die Aktion ist kostenlos und wird vom Landesamt für Sport, dem VSS, dem CONI Südtirol und der USSA mitgetragen. Der Erker hat bei Dr. Martin Volgger nachgefragt. Erker: Herr Dr. Volgger, wer wendet sich an Sie? Dr. Martin Volgger: Ich arbeite vor allem mit jugendlichen Athleten, mit Mannschaften, Profisportlern, aber auch mit Trainern und Eltern von Athleten. Sind es vorwiegend Profisportler oder werden Sie auch von Hobbysportlern kontaktiert? Direkt wegen der Coronakrise haben sich weder Profisportler noch Hobbysportler gemeldet. Vielmehr kommen Anfragen, wie man diese Zeit in mentaler Hinsicht nützen könnte. Vielleicht tun sich Athleten oder Trainer auch etwas schwerer sich einzugestehen, dass sie mit dem Lagerkoller und der momentanen Perspektivlosigkeit nicht oder nur schwer zurechtkommen. Mit welchen Problemen bzw. Sorgen wenden sich Sportler an Sie? Ich weiß aus einigen Gesprächen, dass es vielen Athleten alles andere als gut geht. Einerseits ist ihr Bewegungsdrang noch um einiges größer als bei uns Normalbürgern und andererseits sind Profisportler, aber auch Trainer allein schon aus Existenzgründen daran interessiert, dass sie so bald als möglich mit der Vorbereitung loslegen oder wieder ins Wettkampfgeschehen einsteigen können. Viele Athleten müssen zudem auch befürchten, dass die Saison ausfällt und – noch schlimmer – dass sie das Virus bekommen und dadurch auch langfristig geschädigt werden. Und ja, die Coronakrise ist auch

eine große mentale Herausforderung für Sportler. Ein wichtiger Faktor ist sicher auch die Ungewissheit, wie es mit dem Sport weitergeht. Alle Sportveranstaltungen sind auf unbestimmte Zeit abgesagt. Damit fehlt Sportlern auch ein Ziel. So ist es, es ist in der Tat keine leichte Zeit für Sportler. Wie können Sie Ratsuchenden in dieser Situation beistehen? Ich kann ihnen dabei helfen, mit dieser schwierigen Zeit besser umzugehen. Zum einen geht es also ganz konkret um Stressbewältigung und zum anderen um die Nutzung der Zeit als mentale Vorbereitung auf die Wettkampfsai-

son. Damit kann man dieser Zeit Sinn und Struktur geben. Welche Tipps können Sie den Wipptaler Sportlern mit auf den Weg geben? Die eigenen Stresssymptome nicht leugnen, die Zeit dafür nutzen, um sich selber besser kennenzulernen, wie etwa Genuss, Entspannung oder Anspannung besser zu verstehen. Etwas kann man allen Menschen momentan raten: Bringen Sie Struktur in Ihren Alltag! Interview: Barbara Felizetti Sorg

Kontakt Alle Kontaktadressen (Telefon und E-Mail) finden Sie unter www.sportpsychologie.it! Erker 05/20

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Sport

leider aber nur wenig zu tun.“ Was die nächste Zukunft anbelangt, meint Jakob Windisch: „Ich will jetzt nicht pessimistisch erscheinen, aber in meinen Augen ist die Saison für uns ohnehin gelaufen und die teilweise verlorene Fitness bereitet mir deshalb keine allzu großen Kopfschmerzen. Meiner Einschätzung nach werden wir nach dem Ende der Ausgangssperre direkt mit der Saisonvorbereitung für 2021 starten und versuchen, die zwei, drei Monate, die wir so an Saisonvorbereitung gewinnen, optimal zu nutzen, um noch besser in die nächste Saison zu starten.“

das Treffen mit Gleichgesinnten, mit Freunden weg. Besonders wir Gehörlose brauchen ein gesellschaftliches Zusammentreffen.“ Die sportlichen Tätigkeiten hat Martin Larch nach Hause verlegt und ein kleines Fitnessstudio eingerichtet. „Radfahren auf der Rolle, Laufband, häufiges Treppensteigen, um etwas Höhenmeter zu gewinnen, mehr geht nicht“, so Martin Larch. „Zwar sehr monoton, aber immerhin. Die Schönwetterphase momentan macht alles nicht leichter.“

Martin Larch, Gehörlosensportler

„Zurzeit stecken wir Sportbegeisterten alle in einer sehr schwierigen Situation. Es fällt einem zunehmend schwer, zu Hause zu bleiben, vor allem weil man den Zeitpunkt nicht kennt, an dem man wieder raus darf“,

„Es ist eine schwierige Zeit, die ich so noch nie erlebt habe. Oberstes Gebot ist Zuhausebleiben, so wenig wie möglich nach draußen gehen. Hoffentlich wird es bald besser“, wünscht sich Martin Larch. „Ich arbeite seit vier Wochen im Home-Office. Sehr vermisse ich die sportliche Tätigkeit draußen sowie die vielen verschiedenen Wettkämpfe. Somit fällt auch

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Thomas Gschnitzer, Radsport

eingebaut. Täglich fahre ich auf der Rolle und nutze dabei eine Online-Plattform, in der tausende Radsportler vernetzt sind. Damit kann man virtuell zusammen seine Runden drehen und auch gegeneinander Rennen bestreiten. Dadurch fällt es etwas leichter, die Motivation beizubehalten. Nichtsdestotrotz würde ich mir wünschen, dass die Ausgangsbeschränkung, in Hinblick auf sportliche Betätigung, demnächst etwas gelockert wird.“ Matthias und Manuel Ulpmer, Kanu

ness) begonnen. „Unser Ziel war es, bei den ersten Wettkämpfen Anfang und Mitte April in Ivrea (TO) und Tacen (Slowenien), die u. a. als nationale Ausscheidungen für die U18- und die U23-Europa- und Weltmeisterschaften gelten, gut abzuschneiden“, so die beiden Brüder. „Doch Corona hatte etwas dagegen. Alle internationalen Wettkämpfe wurden bis Juni/ Juli gestrichen, einige wurden auf Herbst verschoben.“ Auch für die nationalen Rennen wird wohl erst Ende April ein neuer Rennkalender von der FICK erstellt werden. Die beiden hoffen nun, dass wenigstens die Italienmeisterschaften und einige andere nationale Rennen heuer noch stattfinden können. „Zum Glück haben wir zu Hause im Keller einige Fitnessgeräte, wo wir Kraft und Ausdauer trainieren können; dort machen wir weiterhin fünf bis sechs Trainingseinheiten pro Woche.“ Ihr Fazit: „Es ist wichtig, die Motivation und die Trainingseinheiten in dieser schweren Zeit beizubehalten, damit man beim hoffentlich baldigen Start der Wettkämpfe bereit ist.“

Tipps für Ihre Fitness!

so Radsportler Thomas Gschnitzer. „Ich versuche mich trotzdem so gut wie möglich fit zu halten und habe mir mittlerweile meinen Tagesablauf recht gut strukturiert und mein Training dort fix

Anfang November des vergangenen Jahres haben Matthias (15 Jahre) und Manuel (22 Jahre) – sofern es das Studium von Manuel zuließ – mit dem Aufbautraining für die Saison 2020 mit fünf bis sechs Trainingseinheiten pro Woche (Kanu und Fit-

Wie es weiteren Wipptaler Sportlern während der Coronakrise geht, lesen Sie auf www.dererker.it. Auf S. 64 gibt Sportlehrerin Barbara Perini praktische Tipps, wie Sie sich zu Hause selbst fit halten können. Viel Spaß!


Südtiroler Sportjahrbuch Pünktlich zum Welttag des Sports für Entwicklung und Frieden, dem 6. April, ist das Südtiroler Sportjahrbuch 2019 erschienen, mit Doppelweltmeisterin Dorothea Wierer auf dem Titelbild. Dem Biathlon und der Doppelweltmeisterin von Antholz, Dorothea Wierer, ist das Cover des druckfrischen Südtiroler Sportjahrbuchs gewidmet. Es zeigt die erfolgreiche Athletin mit der Kugel, die sie im Vorjahr erobert hat. Das neue Sportjahrbuch dokumentiert auf 180 Seiten das aus sportlicher Sicht für Südtirol sehr erfolgreiche Jahr 2019. „Angesichts der derzeitigen Ausnahmesituation mussten wir von einer öffentlichen Vorstellung absehen, stellen das Jahrbuch aber für alle Interessierten online auf den Webseiten des Landes zur Verfügung“, sagt Landeshauptmann und Sportlandesrat Arno Kompatscher. Im neuen Jahrbuch finden sich Bilder, Zahlen und Geschichten, die den Südtiroler Sport im Jahr 2019 geprägt haben. Das Sportjahrbuch beinhaltet eine Rückschau auf die Erfolge der Südtiroler Sportlerinnen und Sportler sowie auf die Weltklasseveranstaltungen in Südtirol und umfasst Berichte in allen drei Landessprachen. Das Werden des Buches wurde redaktionell von hkmedia betreut. Herausgegeben wird es Jahr für Jahr vom Landesamt für Sport. „Wir sind ein kleines Land, aber im Sport sind wir ein großes Land“, betont Landeshauptmann Kompatscher mit Blick auf das Sportjahr 2019. Es gebe kaum Sportarten, die in Südtirol nicht ausgeübt werden, und in vielen davon sind Südtiroler

und Südtirolerinnen sehr erfolgreich. Neben der Leidenschaft und Begabung bedürfe es Disziplin und Ehrgeiz, um Spitzenleistungen zu erbringen. Viele Südtiroler Athleten und Athletinnen hätten es nicht zuletzt dank einer guten Nachwuchsförderung in ihrer sportlichen Laufbahn sehr weit gebracht und seien Vorbild für unsere Jugendlichen, so der Landeshauptmann. Er dankt in diesem Zusammenhang auch all jenen Sportlern, die in Corona-Zeiten als Botschafter und Unterstützer aufgetreten sind, um zum Zuhausebleiben zu motivieren. Das Land Südtirol und die Südtiroler Sporthilfe haben zu diesem Zweck eine Kampagne lanciert. Angesichts der Unsicherheit, welche die Corona-Pandemie auch in Sportkreisen ausgelöst hat, sagt Landeshauptmann Kompatscher den über 950 Sportvereinen in Südtirol mit 1.500 Sektionen und fast 150.000 Mitgliedern Unterstützung zu: „Wir werden auch allen Vereinen, die in Schwierigkeiten geraten sind, unter die Arme greifen. Sie sind das Fundament der Südtiroler Sportwelt.“ Das Südtiroler Sportjahrbuch 2019 kann auf der Webseite des Landes zum Thema Sport (www.provinz. bz.it/sport) interaktiv durchgeblättert und als PDF heruntergeladen werden. Das Buch gibt es auch in Papierform. Sobald wieder der Alltag eintritt, kann es kostenfrei im Amt für Sport (sport@provinz.bz.it) angefordert werden.

Es braucht Geduld Schwierige Zeiten erleben wir zurzeit und diese werden voraussichtlich noch eine Zeitlang andauern. Die verordneten Ausgangsverbote mit all den Sicherheitsvorschriften sind besonders für Menschen, die immer gerne in der Natur und in den Bergen unterwegs sind, eine besondere Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. Die letzte Zeit mit den langanhaltenden Schönwetterperioden und den super Schneeverhältnissen in den Bergen für Skitourengeher sowie das lang ersehnte Grünen und Blühen in den Tälern für die Wanderer stellte durch die Verbote alle auf eine harte Geduldprobe. Seit Mitte April dürfen wenigstens kurze Spaziergänge – immer mit vorgeschriebenem Abstand zu anderen Personen sowie mit Mund- und Nasenschutz – unternommen werden. Trotzdem sollte sich jeder von uns zum eigenen und zum Schutz seiner Mitmenschen an die Regeln halten, um unser Gesundheitssystem nicht zusätzlich durch einen eventuellen Unfall zu belasten, auch wenn es sehr schwer fällt. Auch einige der geplanten Touren der AVS-Sektion Sterzing, wie etwa die für Anfang Mai vorgesehene mehrtägige Wanderreise in den Naturpark Monte Conero, mussten wegen der Verordnungen bereits abgesagt werden. Bei Redaktionsschluss war der 3. Mai als Termin für Lockerungen der Ausgangssperren vorgesehen. Wer weiß, ob es nicht nochmals eine Verlängerung gibt. Aus diesem Grund kann auch für Mai noch kein konkreter Tipp für eine Wanderung vorgeschlagen werden. Versuchen wir in der Zwischenzeit, positiv zu denken und den Kontakt mit Gleichgesinnten durch den Einsatz digitaler Medien aufrecht zu erhalten. Nützlich für die herbeigesehnte Wander- und Bergsaison sind sicherlich auch zu Hause oder in der näheren Umgebung durchführbare sportliche Übungen zur Kräftigung unserer Muskulatur, damit wir wenigstens ein bisschen etwas für unsere Gesundheit und unsere Kondition tun. Hoffend auf eine baldige Besserung dieser Situation können wir uns zurzeit nur wünschen: Geduld haben und gesund bleiben!

Hermann Steiner, AVS Sterzing

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n e r e i n a S & Bauen Zuschüsse für Kleinunternehmer Seit dem 21. April können Freiberufler und Selbstständige, Einzelunternehmen, aber auch Personen- oder Kapitalgesellschaften, die in Südtirol eine Handwerks-, Industrie-, Handels-, Dienstleistungsoder eine gastgewerbliche Tätigkeit sowie eine Privatzimmervermietung ausüben über den Dienst „Zuschüsse für Kleinunternehmen infolge des COVID-19-Notstandes“ © lvh ansuchen. Berechtigt sind all jene Betroffenen, die aufgrund der Corona-Krise einen signifikanten Umsatzrückgang von mindestens 50 Prozent ver-

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zeichnet und ihre Tätigkeit vor dem 23. Februar 2020 aufgenommen haben.

Die Landesabteilung Wirtschaft rechnet mit rund 20.000 Ansuchen. Die Anträge für die Zuschüsse müssen bis 30. Septem-

ber vorgelegt werden. Die Ansuchen können vom gesetzlichen Vertreter des Unternehmens, aber auch von einer dazu delegierten Person eingereicht werden. Dazu ist es nötig, sich im persönlichen Bereich des Bürgernetzes myCIVIS unter „Mein Profil“ eine Vollmacht zu erstellen. Auch dafür ist eine digitale Identität (SPID) notwendig. Weitere Informationen und einen Überblick zu allen Fördermaßnahmen gibt es im Webportal #NeustartSüdtirol.


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Lohnenswerte Investition Angesichts unsicherer Anlagemärkte, hoher Mietkosten und öffentlicher Förderungen lohnt sich die Investition ins Eigenheim auch weiterhin, wenn man genau kalkuliert und seine Möglichkeiten optimal ausschöpft.

vertraglichen Eigentumsübertragung zu garantieren, da die Berechnung der verschiedenen Steuern und Gebühren in den meisten Fällen auf der Basis des Katasterertrages ermittelt wird.

In vielen Fällen ist die Möglichkeit der Kubaturerweiterung der Anlass für die Kinder bzw. eines der Kinder, sich im Elternhaus eine abgetrennte Wohneinheit zu schaffen. Neben den baulichen Maßnahmen und Planungen, die im Zuge dessen in Angriff genommen werden müssen, ist es genauso wichtig, von Beginn an ein Konzept zu besitzen, wie das Eigentum dieser neu zu schaffenden Wohneinheit vertraglich auf das Kind übertragen werden soll. Nicht zuletzt sind dabei auch erbrechtliche Aspekte von vornherein zu berücksichtigen.

Weiters ist eine gut vorbereitete Abwicklung der vertraglichen Eigentumsübertragung auch deshalb sehr wichtig, um sämtliche Fördergelder der Autonomen Provinz Bozen in Anspruch nehmen zu können bzw. um das Ansuchen dafür termingerecht einreichen zu können. Bei einer schlechten Vorbereitung passiert es des öfteren, dass der bereits geplante Baubeginn nach hinten verlegt werden muss – was wieder mit großem organisatorischen Aufwand verbunden ist –, damit man den Anspruch auf die Landesförderung nicht verliert. Bei der Planung dieser Projekte ist somit eine juristische Begleitung von Anfang an unerlässlich.

Eine exakte und gut getimte vertragliche Abwicklung der Eigentumsübertragung ist unerlässlich, um diese möglichst günstig abwickeln zu können. Dabei ist die Koordination und Absprache zwischen dem Techniker (z. B. Geometer oder Architekt), der die Eintragungen und Abänderungen im Kataster vornimmt, und dem jeweiligen Vertragsersteller außerordentlich wichtig, um die möglichst günstigste Abwicklung der

WILLEIT-immojus berät Sie gerne in diesen und ähnlichen Angelegenheiten und ist bei der Abfassung der damit zusammenhängenden Verträge bis hin zur notariellen Unterschrift mit umfassendem Service und ausgezeichneter juristischer Arbeit für Sie da.

Wer will schon ein Leben lang für etwas bezahlen, was ihm nie gehören wird? Aber viele Menschen tun genau das, denn sie zahlen Miete. Egal ob Eigentümer oder Mieter - jeder bringt in seinem Leben fürs Wohnen den Gegenwert eines Hauses auf. Aber während der Eigenheimbesitzer in die eigene Tasche zahlt, ist das Geld des Mieters weg. Bei einer Monatsmiete von 650 Euro und einer jährlichen Mietsteigerung von zwei Prozent zahlt ein Mieter in 30 Jahren mehr als 300.000 Euro an seinen Vermieter.

Dr. Hannes Willeit, Vertragsjurist, Immobilienvermittler & Mediator

„Gerne berate ich Sie in Immobilienangelegenheiten und übernehme die rechtliche Ausgestaltung der Eigentumsübertragung.“

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Drohen nach Corona die Legionellen? Covid-19 lässt zurzeit alles stillstehen, darun- man gesetzlich dazu verpflichtet, Trinkwasserter auch unzählige Wasserhähne in Hotels, systeme zu pflegen und für Hygiene zu soröffentlichen Gebäuden, Schulen und Kinder- gen.“ gärten. Wenn Trinkwasser in den Rohrleitungen über längere Zeit stillsteht, kann dies schnell zu einem Problem der Wasserhygiene werden. „Stehendes Wasser in Rohrleitungen kann in kürzester Zeit zu einem gesundheitlichen Risiko werden, da die Bildung von Keimen und Legionellen gefördert wird“, warnt Harald Kraler, Obmann der Installateure für Heizungs- und sanitäre Anlagen. Legionellen können sogar ähnliche Symptome wie Covid-19 hervorrufen: Betroffene leiden u. a. an ho© pixabay hem Fieber, in manchen Fällen kann sich auch eine starke Entzündung der Lunge ent- Einer Legionellen-Gefahr kann einfach vorwickeln. gebäugt werden: Mindestens alle drei Tage „Es ist wichtig, dass jetzt gehandelt wird, um sollten alle Entnahmestellen wie Dusche oder derartigen Krankheiten vorzubeugen“, unter- Waschbecken für einige Minuten geöffnet streicht Kraler. „Als Besitzer von Gebäuden ist werden. Auch sollten regelmäßig die Tempera-

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turen im Warmwassersystem kontrolliert werden. Wasserspeicher dürfen nicht unter 60° C liegen, Zirkulationsleitungen nicht unter 55° C. Die Zirkulationspumpen müssen immer eingeschalten sein, um eine Bewegung des Warmwassers zu garantieren und Ablagerungen nicht zu fördern. Bei Gebäuden, in denen bereits länger kein Wasser geflossen ist, muss beim Öffnen der Entnahmestellen unbedingt eine Atemschutzmaske der Klasse P3/FFP3 getragen werden, schließlich gelangen Legionellen über die Atemwege in die Lunge. „Steht das Wasser drei bis vier Wochen still, sollten unbedingt Experten angefordert werden“, so Kraler. Dauert die Nicht-Benutzung länger als einen Monat, sollte vor Inbetriebnahme ein kompletter Wasseraustausch vorgenommen werden. Dabei sind zusätzliche mikrobiologische Laboruntersuchungen empfehlenswert.“


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Der Spezialist für Ihre vier Wände! Sind Sie auf der Suche nach einem verlässlichen, pünktlichen, sauberen, flexiblen und kompetenten Malerbetrieb? Dann sind Sie beim Maler-Meisterbetrieb Kofler aus Mühlbach genau richtig! Er ist der Spezialist für Ihre vier Wände – und das seit 50 Jahren. Bei Malermeister Andreas Kofler, der den Betrieb 1996 von seinem Vater übernommen hat, wird nach wie vor die Zufriedenheit der Kunden ganz groß geschrieben. Das sechsköpfige Team ist in privaten Haushalten und Hotels, bei verschiedenen Baufirmen und Architekten im Raum Eisacktal und Pustertal tätig. Mittlerweile bietet der Betrieb auch im Wipptal seine Qualität und sein Leistungsversprechen an. Kompetente Beratung und wirksame Lösungen gibt es u. a. zum Thema Schimmelsanierung. „Ein besonderes Highlight ist jedoch unsere neue Raupenhebebühne, mit der wir überall und an schwer zugänglichen Stellen unsere Arbeit noch schneller und effizienter durchführen können“, so Malermeister Andreas Kofler. Besuchen Sie uns auf www.malermeister-kofler.it!

Handwerk begrüßt Maßnahmenpaket für den Neustart

Der lvh begrüßt die von der Landesregierung beschlossenen Maßnahmen, die den Unternehmen in dieser schwierigen Situation vor allem finanziell unter die Arme greifen sollen. Lösungen werden derzeit noch gesucht für all jene Betriebe, die kein Anrecht auf Verlustbeiträge haben. Ansuchen sollen nicht nur über Spid, sondern auch über PEC zugelassen werden, so die Forderung des lvh. Sie hat es wohl am meisten getroffen: die zahlreichen Südtiroler Kleinstbetriebe, die schon zu lange stillstehen und keinen Umsatz generieren. Viele leiden unter der Verantwortungslast für ihren Familienbetrieb und ihre Mitarbeiter. Nun hat die Landesregierung ein umfangreiches Maßnahmenpaket genehmigt, das neben der Stundung von Kapitalraten von geförderten Darlehen vor allem außerordentliche Beiträge mit vereinfachten Verwaltungsverfahren vorsieht. Der lvh begrüßt diese Unterstützung der Südtiroler Klein- und Kleinstbetriebe durch Verlustbeiträge. „Für Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern sind die

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Beiträge ein sehr wichtiges Instrument, um diese schwierige Zeit zu überbrücken, ihre laufenden Kosten zu tragen, aber vor allem ihre Mitarbeiter zu halten“, so lvh-Präsident Martin Haller. Durch das Raster fallen zurzeit noch Familienbetriebe mit über fünf Mitarbeitern. „Ein konkretes Beispiel ist der Friseursalon mit sechs Mitarbeitern oder das Mietwagenunternehmen mit sieben Angestellten. Sie kommen mit der derzeitigen Regelung nicht in den Genuss der Verlustbeiträge. Für sie gilt es, nun ebenso schnell weitere Unterstützungsmaßnahmen zu finden“, betont Haller. Einen einfacheren und unbürokratischeren Weg fordert der lvh-Verbandschef für die Abwicklung des Beitragsansuchens. Derzeit sind Anfragen für die Verlustbeiträge nur über Spid möglich. „Es muss umgehend die Möglichkeit eingeräumt werden, Ansuchen auch über PEC zuzulassen. Ansonsten wird der Zugang genau für jene Betriebe erschwert, welche die Unterstützung am dringendsten benötigen. Zu klären ist zudem, ob staatliche und Landesbeihilfen für Covid-19 kumulierbar sind“, so Haller.


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Pure Entspannung dank qualifizierter Bodenleger

Hat unser Wirtschaftssystem ausgedient?

Dieter Mayr: „Das neoliberale Wirtschaftssystem der letzten Jahrzehnte hat ausgedient.“

Kürzlich ging AFI-Präsident Dieter Mayr mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Die Kernbotschaft lautete: „Machen wir uns stark für die Gesellschaft, die wir wollen.“ Die Corona-Krise zeige schonungslos auf, wo die Gesellschaft heute stehe und vor allem, in welche wirtschaftliche Abhängigkeiten man sich begeben habe. „Ich erlaube mir auszusprechen, was jetzt sehr vielen klar geworden ist: Das neoliberale Wirtschaftssystem der letzten Jahrzehnte hat ausgedient, auf globaler wie auf lokaler Ebene. Das Überhandnehmen der kurzsichtigen Wirtschaftsinteressen, die Deregulierung des Arbeitsmarktes, der Vormarsch von prekären Arbeitsverhältnissen und von Scheinselbstständigkeit – all das stellt uns jetzt vor große Probleme“, lautet die Diagnose von AFI-Präsident Mayr. Man habe es in den letzten guten Jahren verabsäumt, sich auf die nächste Krise vorzubereiten. Dies, so Mayr, räche sich nun. Dabei seien auch die Ungleichheiten größer geworden. Für den Neustart brauche es eine

Eine gute Organisation ist alles, das gilt auch beim Hausbau. Damit der Bau reibungslos abläuft und dem Traum vom Eigenheim nichts mehr im Weg steht, müssen viele organisatorische Angelegenheiten beachtet werden. Sobald der Rohbau steht, müssen Fenster und Haustüren montiert, die kalten Böden sowie die Fußbodenheizung verlegt und das Aufheizprotokoll vom Installateur vorgelegt werden. Sobald diese Vorbereitungen getroffen wurden, kann der Fußboden verlegt werden. Aber passt der Fußboden denn überhaupt oder hätten wir uns besser für einen PVC- oder Teppich-Boden entscheiden sollen? Um Ihnen bei dieser Entscheidung behilflich zu sein, brauchen Sie eine kompetente Beratung an Ihrer Seite. Denn um ein angenehmes Raumklima zu schaffen und sich zu Hause wohlzufühlen, ist die Entscheidung für den passenden Boden essenziell. Das Qualitätssiegel der Südtiroler Bodenleger im lvh Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister steht für tadellose handwerkliche Arbeit, Know-how, Verlässlichkeit und Flexibilität. Seit 2015 gibt es dieses Siegel, das für qualitativ hochwertigen Service steht. Mit diesen Qualitäten und der richtigen Beratung finden Sie den Traumboden für Ihr Zuhause und können sich nach Fertigstellung Ihres Eigenheims endlich zurücklehnen und entspannen. Auf der Internetseite unter www.bodenleger.lvh.it finden Sie Ihren qualifizierten Bodenleger in Ihrer Nähe.

Sozialpartnerschaft, die wirklich funktioniere. Das sei nur gewährleistet, wenn Politik, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften als gleichberechtigte Partner konzertiert und pragmatisch neue Wege gehen und verantwortungsbewusst handeln würden. Die Arbeitgeberseite müsse sich eingestehen, dass der Markt nicht alles von allein regeln könne, dass die reine Auslagerung von Produktion und Diensten kein Patentrezept sei, dass einheimische Mitarbeiter ihren Wert haben und dass Investitionen in Pflege, Gesundheit und soziale Sicherheit sich bezahlt machten. „Jetzt ist es an der Zeit, an das Nach-Corona zu denken. Wir müssen nicht nur oberflächlich, sondern konkret über Verteilungsgerechtigkeit und soziale Schutzmaßnahmen reden. Wirtschaftspolitische Korrekturen sind notwendig. Das wird im ersten Moment zwar etwas kosten“, so der AFI-Präsident, „das sind aber Investitionen, die sich auf lange Sicht bezahlt machen und mehr Gemeinwohl bedeuten.“ Erker 05/20

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BAUEN IN DER CORONA-KRISE Unser Alltag steht Kopf. Mittlerweile betrifft sie uns wohl alle, die Corona-Krise. So beeinflusst die Pandemie auch die Baubranche nicht unerheblich und stellt Unternehmer und Mitarbeiter vor so noch nie dagewesene Herausforderungen.

„Seit fast 40 Jahren bin ich nun in dieser Branche tätig, etwas Vergleichbares haben wir noch nie erlebt. Wie in vielen anderen Gewerben auch gab es in unserem Metier zunächst einmal eine Schockstarre. All unsere Baustel-

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len wurden heruntergefahren, auch die Tätigkeit in der Werkshalle und im Vertrieb wurden eingestellt. Für unsere Bauherren war es keine einfache Situation. Dennoch hatten sie alle Verständnis für den

Arbeitsstillstand und stehen nach wie vor voll hinter Alp House. Dafür möchte ich mich besonders bedanken!“, berichtet Helmuth Leitner, Geschäftsführer von Alp House. „Wir alle waren froh, als wir Ende

April unsere Arbeit wieder aufnehmen konnten. Natürlich mussten wir uns zunächst mit den neuen Bestimmungen erst einmal vertraut machen, dennoch war das gesamte Team voller Motivation dabei.“


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Einfach sei die Fortführung der Baustellen aktuell aber nicht: Bauarbeiter, die den vorgeschriebenen Abstand nicht einhalten könnten, müssten nun mit Schutzausrüstung ausgestattet werden, wobei arbeitstaugliche Masken schwer zu bekommen seien und auch die Anfahrt zu den Baustellen könne nicht mehr in Kleinbussen erfolgen, erklärt Leitner. Auch der Arbeitsalltag für die Mitarbeiter in der Produktion und in den Büros hat sich verändert. Tägliches Fiebermessen und strenge Hygienevorschriften gehören nun auch für sie dazu. „Im Moment dürfen wir leider noch keine Kunden bei uns willkommen heißen. Daher mussten wir unseren gesamten Arbeitsablauf umstellen und digitalisieren. So nutzen wir nun vor allem Videokonferenzen, um mit unseren Bauherren und Neukunden in Kontakt zu bleiben. Wir haben uns eine neue Soft-

ware beschafft, damit auch unsere Firmenpräsentation und die Planungssitzungen online abgehalten werden können. In dieser Zeit muss man eben auf schnelle innovative Lösungen bauen. Wir sind gerne für unsere Kunden da und stehen ihnen nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Dazu informieren wir uns täglich neu, damit wir sie immer auf dem aktuellsten Stand halten können“, berichtet Alexander Baldassarre, Verkaufsleiter.

„Wir arbeiten hart daran, unseren Zeitplan weiter zu optimieren, um die verlorene Zeit aufzuholen, damit wir die Termine für die Schlüsselübergaben trotz allem, so gut es geht, einhalten können“, erklärt Matthias Fassnauer, Baustellenleiter.

Helmuth Leitner meint abschließend: „Wir sind voller Elan und schauen mit Zuversicht in die Zukunft. Es ist nicht selbstverständlich und wirklich schön zu sehen, dass man sich auch in dieser nicht alltäglichen Situation voll auf seine Mitarbeiter verlassen kann!“

ALP GmbH Karl von Etzel Str. 6 I - 39049 Sterzing Tel. +39 0472 767111 info@alphouse.it alphouse.it

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Buchtipp Reparatur Basics – ganz einfach selbst

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Wer kennt das nicht? Der Wasserhahn tropft, das Loch an der Decke ist immer noch da, obwohl man schon vor ein, zwei, drei Jahren eingezogen ist, und eigentlich sollte die neue Lampe endlich montiert werden. Entweder wartet man auf den Handwerker oder man nimmt die Sache selbst in die Hand – wer kein geborener Heimwerker ist, benötigt dann eben ein paar Basic-Informationen, damit die Do-it-yourself-Aktion auch zum Erfolg wird. Hier hilft der kleine grüne Ratgeber „Reparatur Basics“ und die schiefe Schranktür ist im Nu wieder gerade. Reparatur Basics – ganz einfach selbst gemacht, Tobias Pehle (Bassermann 2014), 127 Seiten mit Illustrationen.

Das Landesstatistikinstitut ASTAT hat vor kurzem eine Untersuchung zu „Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Auswirkungen der Maßnahmen auf die Unternehmen“ veröffentlicht. Darin wurden 36 Arbeitgeber, die seit mindestens drei Jahren am „audit familieundberuf“ teilnehmen, auf die Wirksamkeit dieses Prozesses befragt. Insgesamt haben bereits über 90 Arbeitgeber das Audit absolviert. Bei dem „audit familieundberuf“ handelt es sich um eine Zertifizierung, die Unternehmen und Organisationen dabei hilft, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Aus der Erhebung des ASTAT vom Dezember 2019 geht hervor, dass die Unternehmen daran teilgenommen haben, um die Bindung zwischen Mitarbeitern und Unternehmen zu stärken und das Unternehmensimage zu verbessern. Andere Gründe werden ebenfalls sehr häufig genannt, wie

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die Verringerung der psycho-physischen Belastung und der Abwesenheiten sowie die Steigerung der Produktivität (alle über 70 %). Zwei von drei Unternehmen wollen auch ihre Fähigkeit verbessern, Mitar-

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der Stadtbibliothek Sterzing

beiter zu gewinnen. Die mindestens nach drei Jahren sichtbaren Verbesserungen stimmen mit der Auflistung der Motivationen überein. Die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Vorteile in der Rekrutierungsphase sind jedoch immer noch kaum erkennbar.


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Vom Wohnkonzept zum Wohntraum Das Möbelhaus Rogen bietet nicht nur eine große Auswahl an Möbeln, sondern verwirklicht individuelle Wohnträume von der Planung an. Wer kennt das nicht: Auf der Suche nach gen, Materialien und Oberflächen verschaf- realitätsnahe 3D-Visualisierungen auf den einer neuen Einrichtung sieht man vie- fen und seine Präferenzen mitteilen. An- Bildschirm und zu Papier. Bereits beim nächsten Termin les, doch kann man sich nicht immer werden dem Kunden konkrete ganz genau vorstellen, ob MöbelstüVisualisierungen präsentiert, die cke, Textilien und Einrichtungsgegengemeinsam begutachtet und im stände am Ende auch tatsächlich ein Detail besprochen werden. Anwohnliches Gesamtambiente ergeben. hand einer Virtual-Reality-3D-BrilWer auf Nummer sicher gehen will, le kann der Kunde die Einrichtung ist im Möbelhaus Rogen an der richaußerdem so erleben, als ob er sich durch die möblierten Räume tigen Adresse. Denn gerade die Plabewegen würde. nung und Realisierung von individuEntspricht das Wohnkonzept der ellen Einrichtungslösungen zählen zu Vorstellung des Kunden und wird den großen Stärken des Möbelhauder Fertigungsauftrag erteilt, wird ses. Bei der Verwirklichung persönlieine Reihe von Prozessen in Gang cher Wohnträume stehen erfahrene Das Möbelhaus Rogen plant und realisiert individuelle Wohn- und Einrichgesetzt: von der Bestellung der Fachberater und Fachplaner zur Seite. tungslösungen, von der fachgerechten Planung mit realitätsnaher 3D-VirtualiMöbel über die Maßanfertigunsierung bis hin zur fachmännischen Umsetzung. Auf die Planung kommt es an gen in der hauseigenen Tischlerei schließend beginnt auch schon die inter- bis hin zur fachgerechten Montage durch Die Fachberatung beginnt mit einem aus- ne Planung: Nach Anfertigung einer ers- die gelernten Montagetischler. In diesem giebigen Erstgespräch mit dem Kunden, ten noch händisch gezeichneten Grobskizze professionellen Zusammenspiel verwirklicht bei dem dessen Wünsche erfasst und auch folgt die Feinplanung mittels professioneller das Möbelhaus Rogen einzigartige Wohnschon wohnliche Tipps gegeben werden. Planungssoftware am Computer. Dabei las- träume, ob für Bad, Küche, Schlafzimmer Bei einem gemeinsamen Durchgang durch sen die Fachplaner die Wünsche des Kun- oder Wohnzimmer oder gesamte Einrichdie große Möbelausstellung kann sich der den in professionelle Einrichtungslösungen tungslösungen für Private, Hotellerie und Kunde einen Überblick über Wohnlösun- einfließen und bringen diese schließlich als Gastronomie.

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Eco Südtirol – gesundes Wohnklima durch gesunde Wände Bei Schimmelpilzbefall im Haus ist es wichtig, schnell zu handeln, denn der Schimmel ist nicht nur lästig und sieht nicht gut aus, er bringt auch gesundheitliche Probleme mit sich. Auslöser für Schimmelbefall können undichte Bauteile, defekte oder mangelhafte Installationen, mangelhafte Wärmedämmung oder feuchte Luft an kalten Oberflächen sein. Die Vereinigung Eco Südtirol ist eine kompetente Adresse für Informationen auf diesem Gebiet, da sie für ein gesundes Wohnklima sorgen und den Schimmelpilzbefall an den Wänden langfristig beseitigen können. Ausgebildete Maler-Experten und deren unterstützende Partner bilden gemeinsam die Vereinigung Eco Südtirol. Zusammen mit der Unterstützung der Berufsgemeinschaft der Maler und Lackierer im lvh Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister wurde diese 2014 gegründet. Die Aufgabenbereiche der Vereinigung umfassen die Erkennung von Schimmelpilzbelastung, die Zuordnung der Schimmelart, die Feststellung der Ursache des Schimmelbefalls sowie die Lösungen für dauerhafte Beseitigung. Betroffene haben nicht nur die Möglichkeit, sich über Beseitigung und Prävention von Schimmel zu erkundigen, sondern auch über Lösungen zum Energiesparen und zur Pflege und zum Schutz für die Wände in Ihrem Zuhause. „Mit uns können Sie Ihren Schimmelbefall professionell einschätzen und die richtigen Sanierungsmaßnahmen einleiten“, betont Andreas Kofler, Gründer der Eco Südtirol Vereinigung. Interessierte können mit Hilfe des Netzwerks von Eco Südtirol unter www.ecosuedtirol.it verschiedene Experten in ihrer Nähe wählen.

Südtiroler Meisterbund schließt sich der Handelskammer an

Im Bild (v. l.) Alfred Aberer, Stefanie Mayr, Michl Ebner, Peter Mayrl, Andreas Köhne, Claudia Ainholzer und Horst Pichler.

Der Südtiroler Meisterbund zählt mittlerweile über 500 Mitglieder. Seit seiner Gründung vor rund sieben Jahren setzt er sich für die Interessen der Meister in Südtirol ein. „Wir sind mit dem Ziel gestartet, die Sichtbarkeit der Meister zu erhöhen, die Wertschätzung und Anerkennung für diesen Ausbildungsweg zu steigern und junge Menschen für eine Meisterausbildung zu begeistern“, betont Obermeister Peter Mayrl. Vor kurzem wurde der Südtiroler Meisterbund von der Handelskammer aufgenommen. Durch die Übersiedlung in die Handelskammer wurde der Meisterbund institutionalisiert. Dadurch erhält er mehr öffentliche Präsenz und Wichtigkeit. Martin Haller, lvh Präsident und erster Obermeister, hatte erstmals diese Idee. Ein Hauptkriterium war die Erstellung eines Meisterverzeichnisses, in der alle Meister aus Industrie, Handel, Handwerk und Gastronomie angeführt werden. Damals fehlten jedoch die rechtliche Relevanz und die offizielle Gültigkeit. Im vergangenen Jahr konnte diese mit einem Landesgesetz bestätigt werden. Die Handelskammer unterstützt den Meisterbund in Zukunft auch finanziell, was dazu führt, dass der

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Meisterbund nun mehr Möglichkeiten hat, sich für die Interessen der Meister einzusetzen. Dabei sind sowohl der Obermeister als auch der Rat der Meister ehrenamtlich tätig. Voraussichtlich wird im September die Jahresversammlung des Meisterbundes stattfinden, in deren Rahmen die Neuerungen und die damit verbundenen Statutenänderungen vorgestellt werden. Ein Höhepunkt dieser Versammlung soll u. a. die Ehrung langjähriger Meister sein. In der Meisterausbildung kann man Kompetenzen erlernen und stärken. Man erhält das nötige Rüstzeug, um im täglichen Wettbewerb bestehen zu können und den heutigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Die Meisterausbildung ist die höchste Qualifizierung der praktischen Berufe. Aus dieser Ausbildung gehen kompetente Fachexperten und zugleich professionelle Betriebsführer hervor. In der Vergangenheit ist die Wertschätzung für den Meister stark zurückgegangen. Deswegen wurde die Dringlichkeit gesehen, die Ausbildung an die derzeitigen Anforderungen anzupassen und sich in eine starke Interessengemeinschaft einzubringen, um den Meistern wieder zu mehr Ansehen zu verhelfen.


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„Die Krise wird sich erst 2021 auswirken“ Im Hochbau stehen so gut wie alle Baustellen still. Christian Egartner von der Wipptaler Bau AG, Bezirksvertreter des Baukollegiums, über Herausforderungen, Potentiale und die größte Hürde: die Bürokratie. Erker: Herr Egartner, wie wirkt sich das Coronavirus auf die Bauwirtschaft im Wipp- und Eisacktal aus? Christian Egartner: Im Hochbau standen die Baustellen bis auf kleinere wie den Bau von Mistbehältern oder Stallungen still. Seit dem 20. April ist die Arbeit auf den Baustellen im Hochbau wieder möglich. Es ist wichtig, dass

Christian Egartner von der Wipptaler Bau AG, Bezirksvertreter des Baukollegiums

die Baufirmen ihre Tätigkeit aufnehmen dürfen, damit alle Be-

triebe und Mitarbeiter wieder Arbeit und ein Grundeinkommen haben. Ein großes Fragezeichen ist derzeit der Lohnausgleich. Wir als Wipptaler Bau AG haben den Lohnausgleich vorfinanziert und unsere Mitarbeiter bezahlt. Ich hoffe, dass auch alle anderen Betriebe die Kraft dazu haben. Nur so kann das Gehalt schnell die Familien erreichen. Bis das Geld vom Staat kommt, dauert es zu lange. „Es braucht Eigenverantwortung und Solidarität. Keine Deklarierung von Schuldigen, hinter denen man sich verstecken kann.“ Eine große Herausforderung ... Ja, vor allem wenn man bedenkt, dass die Arbeiter erst zwei Wochen vor der Corona-Krise direkt vom Lohnausgleich auf die Baustellen gekommen sind und kurz darauf erneut in Lohnausgleich gehen mussten. Die Betriebe sind nun natürlich noch stärker mit Liquiditätsengpässen konfrontiert, da die Bautätigkeit im Frühjahr nicht wie gewohnt starten konnte und die laufenden Ausgaben und Spesen der Wintermonate

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zu bezahlen sind. Könnte es im Mai Startschwierigkeiten geben? Nach dem Start kommt die Bauwirtschaft relativ schnell in Schwung. Auch im Bauwesen kommen wir nicht umhin, dass sich jeder an die vorgegebenen Schutz- und Hygienemaßnahmen hält und Eigenverantwortung übernimmt. Endlich hat sich das Paritätische Komitee auf einheitliche Richtlinien geeinigt. Nun haben die Betriebe Rechtssicherheit und wissen, welche Standards bei den Sicherheitsvorkehrungen anzuwenden sind. Der Staat macht es sich jetzt einfach und deklariert, dass eine Ansteckung – sollte sie am Arbeitsplatz erfolgen – als Arbeitsunfall gilt und sich Firmen sogar strafbar machen. Das kann es nicht sein. Es braucht Eigenverantwortung und Solidarität, keine Deklarierung von Schuldigen, hinter denen man sich verstecken kann. Die Bauarbeiterkasse hat mittlerweile 500.000 Euro für finanzielle Härtefälle reserviert, um ihnen unbürokratisch weiterzuhelfen. Es ist ein Start, ein Anlauf, reicht aber immer noch nicht aus. Die


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Liquidität muss erhöht werden, es wird noch viele weitere Härtefälle geben. Bei der Bauarbeiterkasse und beim Paritätischen Komitee im Bauwesen gibt es noch einiges an Potential. Die Gelder sollen für Präventionsmaßnahmen verwendet werden und für Prämien, um jene zu belohnen, die ihre Arbeit gut machen. Leider geht generell alles sehr schleppend voran. Die Bürokratie ist die größte Hürde. Alles, was Mitarbeiter und Betriebe an Geldern sofort bekommen, hilft ihnen. Es wäre ein Skandal, wenn nun der Bürokratismus alles in die Länge zieht und durch Spe-

sen sogar Gelder halbiert werden. In dieser Krise gehört die Zettelwirtschaft abgeschafft, damit unsere Gesellschaft schnell zu Geldmitteln kommt. Dafür müssen auch das Land und der Staat sorgen. „In dieser Krise gehört die Zettelwirtschaft abgeschafft, damit unsere Gesellschaft schnell zu Geldmitteln kommt.“ Wie wird sich die Bauwirtschaft in diesem Jahr weiterentwickeln? Im Hochbau wird sicherlich bis Jahresende eine Überbrückung

möglich sein. Im Tiefbau gibt es Arbeit genug, weil noch Arbeiten vom Vorjahr ausständig sind und trotz großer Probleme neue Ausschreibungen an der Tagesordnung stehen. Im Bausektor muss man mit der Arbeitseinteilung und Vorplanung immer um einige Monate voraus sein. Die große Unbekannte ist, in welchem Umfang die Gemeinden mit Finanzmitteln ausgestattet werden. Ich hoffe, dass die Finanzautonomie nicht infrage gestellt wird. Erhält Südtirol vom Staat weniger Geld, stehen auch weniger finanzielle Mittel für Investitionen zur Verfügung. Umso wich-

tiger ist es nun, dass sich Vertreter der Wirtschaft, Sozialpartner und Gewerkschaften zusammensetzen und einen gemeinsamen Schlüssel finden. Die Krise wird sich erst im nächsten Jahr auswirken. Hoffentlich ist sie überbrückbar. Auch politisch muss man sich Gedanken machen, zusammen mit Experten einen Wiederaufbau planen, staffeln und koordinieren, um ein Vakuum wie bei der letzten Wirtschaftskrise zu vermeiden.

Interview: rb

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Neuer Steuerbonus im Rahmen des Haushaltsgesetzes 2020 Fassaden restaurieren und doppelt profitieren Mit dem Haushaltsgesetz 2020 wurde ein neuer Steuerbonus für die ordentliche Instandhaltung und Restaurierung bestehender Gebäudefassaden in Ortszentren eingeführt. Dieser neue Steuerbonus beträgt, ohne Obergrenze, 90 Prozent der Ausgaben und kann von verschiedenen Personengruppen wie Privatpersonen, Kondominien, Freiberuflern und Unternehmen ab dem 1. Jänner 2020 in Anspruch genommen werden. Die Aufteilung erfolgt auf zehn Jahre, dabei gilt für Privatpersonen das Kassaprinzip, während für Unternehmen das Kompetenzprinzip anzuwenden ist. Die entstehende Begünstigung, die das Haushaltsgesetz mit sich bringt, betrifft die ordentlichen Instandhaltungen und Restaurierungen an bestehenden Gebäuden aller Katasterklassen, damit sind auch betriebliche Immobilien gemeint, die sich laut urbanistischer Einordnung in den Zonen A (historischer Kern) und Zonen B (Auffüllzone) befinden. In erster Linie sind damit folgende Arbeiten gemeint: Reinigungs-, Verputz- und Malerarbeiten an den äußeren und sichtbaren Gebäudefassaden, Balkonen und Ornamenten. Die Berufsgemeinschaft der Maler und Lackierer im lvh freuen sich zudem auf Ihre Einsendungen zum Fassadenpreis, den Sie gewinnen können. Alle wichtigen Informationen dazu finden Sie unter www. fassadenwettbewerb.lvh.it.

Handwerksbetriebe plagen Zukunftsängste Neben den Tourismusbetrieben sind die Handwerksbetriebe am schwersten von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie betroffen. Eine mögliche Lehre daraus: Zusammenhalten und lokal denken, so Petra Holzer, Bezirksobfrau des lvh. Im Gespräch mit dem Erker schildert Holzer, die gemeinsam mit ihrem Mann die Kfz-Werkstatt „Garage Europa Holzer“ führt, die derzeitige Situation in den Wipptaler Betrieben. Erker: Frau Holzer, wie ist die Stimmung allgemein unter den Wipptaler Handwerksbetrieben? Petra Holzer: In letzter Zeit kontaktieren mich zahlreiche Wipptaler Handwerker. Den Gesprächen entnehme ich, dass viele Zukunftsängste haben. Viele Betriebe berichten von Auftragsstornierun-

gen. Vor allem aber fehlt Planungssicherheit; die Politik macht diesbezüglich vage Aussagen be-

züglich Zeitplan und Sicherheitsauflagen. Besonders betroffen sind Friseur- und Schönheitspflegebetriebe, welche bereits seit 10. März nicht mehr arbeiten dürfen und zurzeit auch noch keinen Plan haben, wann sie ihre Tätigkeit wieder aufnehmen dürfen. Wie lange können die Betrie-

Buchtipp der Stadtbibliothek Sterzing

Das 1x1 des Hausbaus – Der große Ratgeber für Neubau und Sanierung

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Hausbau und -sanierung sind große Themen. Das Schwierigste an der Sache: Man sollte möglichst früh an alles denken, damit es am Ende keine bösen Überraschungen gibt. Von der Gestaltung des Kellers bis zur Auswahl des Daches muss man sich also einen Überblick verschaffen, wie ihn etwa der Ratgeber „Das 1x1 des Hausbaus“ bietet. Praktisch an diesem Ratgeber ist, dass er nicht nur die Neubauphase abdeckt, sondern auch Sanierung und Modernisierung des Eigenheims. Außengestaltung und Garten sind keine Themen des Ratgebers. Das 1x1 des Hausbaus – Der große Ratgeber für Neubau und Sanierung, Bettina Rühm, Bettina Seeger und Matthias Ullmann (Callwey 2015), 208 Seiten mit Illustrationen. Erker 05/20


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Ein starker Partner rund ums Haus be die Einschränkungen noch durchhalten? Tritt der lvh für eine baldige Lockerung der Beschränkungen ein? Wie lange wir die Einschränkungen durchhalten können, hängt von der Betriebsstruktur ab, u. a. von der Höhe der Miete oder der Anzahl der Mitarbeiter. Natürlich versucht der lvh seine Mitglieder bestmöglich zu vertreten und zu unterstützen. Er steht ständig in Kontakt mit der lokalen Politik, aber schlussendlich müssen die italienischen Gesetze beachtet werden. Wie ist die Situation in Ihrem Betrieb? Die Situation in unserem Betrieb ist zurzeit natürlich sehr schwierig, besonders auch weil viele Kunden und Lieferanten die Situation unterschätzen. Der Arbeitsablauf hat sich stark geändert, wir müssen den Sicherheitsabstand garantieren, Schutzmasken tragen, Fahrzeuge und Werkzeuge reinigen, desinfizieren und vieles mehr. Wir tragen mehr Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern und Kunden. Ein positiver Aspekt ist jedoch, dass viele durch die Einschränkungen weit weniger Stress haben als früher. Die Landesregierung hat finanzielle Hilfen versprochen.

Reichen billige Kredite, um die Liquidität und damit das Überleben der Betriebe zu sichern? Wichtig ist zunächst, dass alle Betriebe ihre Tätigkeit wieder aufnehmen können. Das wäre die beste Maßnahme, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen. Die Landesregierung und auch die Regierung in Rom haben verschiedene Hilfsmaßnahmen beschlossen. Wichtig ist nun, dass alle Sektoren aufgefangen werden und die Unterstützungen schnell und unbürokratisch bei den Härtefällen ankommen. Die Folgen dieser Krise werden langfristig zu spüren sein, womöglich über Monate, vielleicht sogar Jahre. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung im Handwerkssektor? Vermutlich wird das Handwerk die Auswirkungen der Krise erst in einem halben Jahr richtig zu spüren bekommen. Einige Projekte werden jetzt im Spätfrühjahr bzw. Sommer noch fertiggestellt. Gerade im Baubereich könnte es dann zu Schwierigkeiten kommen, wenn keine oder nur sehr wenige Aufträge vergeben werden. Interview: at

Die Firma HIAG Balkonbau realisiert Balkone, Zäune, Glasüberdachungen, Carports, Sichtschutzlösungen, Treppen und Treppengeländer, Terrassenböden, Fassaden, Balkonverglasungen und vieles mehr, in Aluminium pulverbeschichtet und vielen anderen Materialien. Aluminiumbalkone sind hoch wetterfest, zu 100 Prozent wartungsfrei und erhältlich in täuschend echter Holzoptik bzw. in allen RAL-Farbtönen mit einer speziellen und langlebigen Oberflächenstruktur. Gerade im Gegensatz zu Holz überzeugen Verkaufsteam Daniel & Markus Blasbichler Produkte aus Aluminium mit dem großen Vorteil, dass sie nie wieder nachzustreichen sind und über Jahrzehnte hinweg unverändert schön bleiben. Ein führender Hersteller von Aluminiumbalkonen ist die Firma HIAG Balkonbau GmbH. Aber auch Balkone aus Edelstahl, Glas, Holz oder mit HPL-Exterior-Platten finden sich im Sortiment und werden auf Maß gefertigt. Exklusiver Vertriebspartner in Italien ist die Firma Blasbichler in Brixen. Beratung zählt. Jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Gebiet garantiert fachgerechte Beratung und Lösungen für jedes Bauprojekt. Alles aus einer Hand und direkt vom Hersteller, einschließlich der Montage durch ausgebildetes Fachpersonal! Gerne kommen die Berater direkt zum Kunden. Auch steht die Ausstellung in Brixen mit mehr als 30 Balkonmodellen Interessierten nach telefonischer Vereinbarung offen. Tipp: Gehen Sie noch heuer Ihr Bauprojekt an und profitieren Sie vom Steuervorteil von 50 bis 90 Prozent! Weitere Informationen unter Tel. 0472-832951, per E-Mail an info@blasbichler.bz sowie unter www.blasbichler.bz

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Leute

Frühlingssalat mit Hähnchenfleisch, jungem Löwenzahn und kleinen Artischockenherzen Zutaten: 800 g küchenfertiges Hähnchen, 80 g Karotten, 80 g Zwiebeln, 50 g Petersilienwurzel, 60 g Lauch, 50 g Knollensellerie, 2 getrocknete Lorbeerblätter, 1 EL schwarze Pfefferkörner, Salz, 150 – 200 g junge Löwenzahnblätter, 2 hartgekochte Eier. Für die Artischocken: 15 kleine Artischocken mit Stiel (je etwa 150 g), Salz, Saft einer Zitrone. Für die Salatsauce: 80 g Zwiebeln, 1 EL Weinessig, 1 EL Limettensaft, 1 TL Senf, etwas Salz, 2 EL gehackte, frische Kräuter, 1 TL gehackte Kapern, 6 EL Olivenöl, gemahlener weißer Pfeffer. Zubereitung: Das Hähnchen unter fließendem, kaltem Wasser innen und außen gründlich waschen. Das Gemüse putzen und grob zerkleinern. Das Hähnchen zusammen mit den Gemüsewürfeln in einen großen Topf geben und mit Wasser aufgießen, bis das Hähnchen bedeckt ist. Zum Kochen bringen, dann die Hitze etwas reduzieren, die Lorbeerblätter und Pfefferkörner einlegen und salzen. Nach 40 – 50 min. das Hähnchen herausnehmen und abkühlen lassen. In der Zwischenzeit die Artischocken reinigen und die gewonnenen Herzen auf die Seite geben. Etwas Wasser aufkochen lassen, salzen und Zitronensaft dazugeben. Die Stiele, die sich noch an den Herzen befinden, abbrechen, im heißen Zitronenwasser 10 – 15 min. weichkochen und dann gut abkühlen. Die Löwenzahnblätter putzen, waschen und gut abtrocknen lassen. Die hartgekochten Eier schälen und quer in Scheiben schneiden. Die Haut des Hähnchens entfernen, das Fleisch auslösen und in Stücke schneiden. Artischockenherzen, Eier und Hähnchenwürfel in einer Schüssel vorsichtig untermengen. Für die Sauce die Zwiebeln schälen und fein hacken. Essig, Limettensaft, Senf und Salz verrühren und über die Zwiebeln gießen. Die frischen Kräuter fein hacken und zusammen mit Zwiebeln, Kapern, Olivenöl und Pfeffer untermischen. Die Sauce über den Salat gießen und unterheben. In den Kühlschrank stellen, zugedeckt eine halbe Stunde durchziehen lassen und dann servieren. Gutes Gelingen wünscht Ulli Mair, Pretzhof in Tulfer!

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Die Freiwillige Feuerwehr Wiesen gratuliert ihrem Mitglied

Na stellt enk vor: Iatz sein de zwoa a schun 60 Johr!

Rudolf Haller

zum 65. Geburtstag und wünscht ihm für den Feuerwehr-Ruhestand alles Gute!

In Fuchser und die Karin, de kennt fost a jeder, fin Sportplotz, fi der Mensa fin Leitner oder magari fi friager fin Jäger. Und in der Pension lot sich‘s guat leben, do konn man iatz viiiiel lafen und oftramol a an Tegl heben. Bleibit asou, wia es seitit, asou hobm mir enk gearn.

Liebe Miri, in Mai wearsch iatz 30 Johr, hosch trotz ollem no kuan graus Hoor, Bledsinne hosche augfiahrt genua, Ober sel gheart in Leben dorzua, Viel Glück und Segen in do negsten Zeit wünschen dir deine liabsten Leit.

Enkre Familie

Deine Family und Manu

Am 20. Mai vour 25 Johr seitis gstondn vourn Trauoltor. Hobs enk is Ja-Wort gebm und Liebe und Treue gschwourn firs gonze Lebm. Folglich winschn mir enk zir

Silberhochzeit no viele Johr voller Freid, lei is Beste, Gsundheit und a glückliche Zweisomkeit. Enkre Familie, bsunders die Enkilar Jonas & Fabian

Erker Bitte beachten Sie den nächsten Redaktionsschluss am

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Gemeinden

Geburten Brenner: Giulia Maiullo (10.03.2020, Brixen). Mia Holzer (15.03.2020, Brixen). Lisa Schölzhorn (20.03.2020, Brixen). Fabian Windisch (27.03.2020, Brixen). Freienfeld: Johan Brunner (28.03.2020, Brixen). Pfitsch: Areehsa Mohammed (11.03.2020, Brixen). Sarah Troyer (21.03.2020, Brixen). Ratschings: Adam Polig (28.02.2020, Brixen). Leo Renzler (03.03.2020, Brixen). Greta Gogl (03.03.2020, Brixen). Sophie Siller (17.03.2020, Brixen). Sterzing: Patrick Binetti (01.03.2020, Brixen). Evelyn Ronda (05.03.2020, Brixen). Hassan Mirza Muhammad (08.03.2020, Brixen). Masy Barro (11.03.2020, Brixen). Usman Imtiaz (12.03.2020, Brixen). Samuel Leitner (13.03.2020, Brixen). Chiara Mangialardi (14.03.2020, Brixen). Eris Gashi (16.03.2020, Brixen). Alice Casazza (19.03.2020, Brixen). Helin Bicerim (30.03.2020, Brixen). Todesfälle Brenner: Peter Mair, 59 (12.03.2020, Brenner). Johann Pittracher, 91 (12.03.2020, Pfitsch). Raimund Flecchi, 72 (25.03.2020, Brenner). Freienfeld: Josef Bacher, 63 (09.03.2020, Freienfeld). Norbert Benedikter, 72 (06.03.2020, Freienfeld). Pfitsch: Maria Rainer, 94 (30.03.2020, Pfitsch). Ratschings: Josef Zössmayr, 78 (11.03.2020, Brixen). Josef Wild, 91 (24.03.2020, Pfitsch). Sterzing: Maria Luciana Giaquinto, 64 (06.03.2020, Sterzing). Mirko Baldessari, 72 (06.03.2020, Sterzing). Maria Salzburger, 75 (07.03.2020, Sterzing). Ferdinand Gufler, 83 (08.03.2020, Sterzing). Maria Niccolini, 86 (17.03.2020, Brixen). Rosa Moser, 48 (17.03.2020, Sterzing). Federico Recaldini, 84 (19.03.2020, Sterzing). Johann Schwarz, 57 (21.03.2020, Bozen). Erna Kofler, 85 (21.03.2020, Sterzing). Josef Trenkwalder, 86 (22.03.2020, Sterzing). Alberto Perini, 81 (23.03.2020, Sterzing). Susanna Larch, 53 (26.03.2020, Sterzing). Josefine Markart, 77 (27.03.2020, Sterzing). Hermann Kruselburger, 77 (27.03.2020, Sterzing). Gertraud Crepaz, 89 (29.03.2020, Brixen). Pascal Remo Biondi, 51 (29.03.2020, Rheinfelden). Eheschließungen Freienfeld: Adele Rainer und Michael Ralser (10.03.2020, Freienfeld). Baukonzessionen: Brenner: Verlegung von Almstadel und Almhütte von der Bp.503 auf die Gp.1039/1 und 1039/2, K.G. Pfersch. Georg, Josef, Martin und Rosemarie Aukenthaler, Pflersch 82: Sanierung des Wohngebäudes mit Erweiterung, Bp.314, K.G. Pflersch. Freienfeld: Wieser KG & Co., Pfulters: Sanierung und interne Umbauarbeiten der Pension, Bp.176, K.G. Stilfes. Franz Josef Auersperg-Trautson: Durchführung von Meliorierungsarbeiten, Gp.347/1, 358/1, 358/2, 359/1, 359/2, 501 und 502/10, K.G. Trens. Franz Josef Überegger, Pfulters 25A: Wiedererrichtung einer Almhütte im Eggertal, Gp.2036, K.G. Stilfes. Franz Josef

Impressum

Überegger, Pfulters 25A: Erweiterung des Laufstalls, Bp.180/2, Gp.2214/1, K.G. Stilfes. Helene Sorg, Mauls 14A: Sanierung und Erweiterung des Wohngebäudes, Bp.62, K.G. Mauls. Pfitsch: Heidelinde und Monika Gschnitzer, Wiesen, Geirweg 76: Interne Umbauarbeiten zur Realisierung von 2 Wohnungen, Bp.386, K.G. Wiesen. Hochfeiler Bau GmbH, St. Jakob 55: Abbruch des Wohngebäudes und Errichtung einer Wohnanlage, Bp.440 und 521, Gp.1384/1, K.G. Pfitsch. Egon Hofer, Marika Rainer, St. Jakob 8A: Quantitative und qualitative Erweiterung der Pension, Bp.491, K.G. Pfitsch. Gemeinde Pfitsch: Asphaltierungs- und Verbesserungsarbeiten Hoferschließungswege in den Fraktionen Afens, Obertulfer, Rain, Platz und Stein, Gp.1100, K.G. Wiesen. Ratschings: Klaus Gschwenter, Ridnaun, Ried 1A: Sanierung und Erweiterung des Wohntraktes und Umbauarbeiten am lw. Trakt, Bp.291, K.G. Ridnaun. Anna Eisendle, Gabriel Parigger, Innerratschings 37: Sanierung des Wohnhauses, Bp.163, K.G. Ratschings. Schneeberg Hotels KG d. Kruselburger Verwaltung GmbH, Maiern 26: Qualitative und quantitative Erweiterung Hotel „Maiern“, Bp.246 und 72, Gp.1227/4, 1229, 1231/1, 1368, 1369/1 und 2037/2, K.G. Ridnaun. Andreas Wild, Jaufental, Gospeneid 4: Abbruch und Wiederaufbau des Wohngebäudes, Bau Garage sowie lw. Garage, Bp.56/2, Gp.617, K.G. Jaufental. Arnold Siller, Mareit, Nassereit: Meliorierungsarbeiten auf der von Wald in lw. Grün umgewidmeten Fläche, Gp.830, 831, 850, 851 und 852, K.G. Mareit. Andrea Gatto, Pardaun 9: Bauliche Umgestaltung des Gebäudes, Bp.585, K.G. Ratschings. Valentin Staudacher, Jaufental: Abbruch und Verlegung der Holzfällerhütte von der Gp.1522/7 auf die Gp.1522/8, K.G. Jaufental. Sterzing: Anna Fuchs, Deutschhausstr.10, Sanierung der Wohnung, Bp.522, K.G. Sterzing. Hiltrud Hofer, Brennerstraße: Teilweiser Abbruch des Lagerraumes, Bp.1123, K.G. Sterzing. Martin Rainer, Unterackern: Meliorierung einer Feldfläche, Gp.564/1, 564/14 und 862/12, K.G. Thuins. Martin Rainer, Unterackern: Abbruch und Neubau einer Bergmauer, Gp.503 und 510/1, K.G. Thuins. Manuel Gogl, Tschöfs: Sanierung und Erweiterung der Güllegrube, Gp.44/1, K.G., Tschöfs. Veronika Huber, Paolo Manferdini, Adolph-Kolping-Straße: Errichtung einer unterirdischen Garage, Bp.594, K.G. Sterzing. Martina Obwexer, Johann Schölzhorn, Nadja Schölzhorn: Errichtung einer unterirdischen Garage, Bp.636, K.G. Sterzing. Patrick Graf, Weg in die Vill 1: Sanierung des Wohngebäudes, Bp.109, K.G. Thuins. Helene und Johannes Egger, Walburga Gatterer, Bahnhofstr.2H: Interne Umbauarbeiten am Wohn- und Geschäftsgebäude, Änderung der Zweckbestimmung, Errichtung sowie Erweiterung unterirdischer Kellerräume im Sanierungswege, Bp.230/2 und 692, K.G. Sterzing. Benno und Ulrich Linser, Herta Pahl, Brennerstr.6: Sanierung und Erweiterung des Wohngebäudes, Bp.417, K.G. Sterzing. Funde und Verluste siehe www.fundinfo.it

Der Erker erscheint monatlich in einer Auflage von über 7.000 Exemplaren. Eintragung am Landesgericht Bozen am 20.09.1989, Nr. 22/89 R.St. Eintragung im ROC: Nr. 5454 Bürozeiten: 8.30 - 12.00 Uhr I 14.30 - 18.00 Uhr Freitag Nachmittag geschlossen Eigentümer und Herausgeber: WIPP-Media GmbH Redaktionsanschrift: Neustadt 20 A, 39049 Sterzing Tel. 0472 766876 I info@dererker.it www.dererker.it I facebook.com/erker.sterzing/ Presserechtlich verantwortlich: Renate Breitenberger (rb) Chefredakteur: Ludwig Grasl (lg) ludwig.grasl@dererker.it Redaktion: Barbara Felizetti Sorg (bar) barbara.felizetti@dererker.it Astrid Tötsch (at) astrid.toetsch@dererker.it Renate Breitenberger (rb) renate.breitenberger@dererker.it Sportredaktion & Lektorat: Barbara Felizetti Sorg (bar) sport@dererker.it Redaktion italienischer Teil: Chiara Martorelli (cm) mchiara76@gmail.com Sekretariat & Werbung: Erna Eisendle erna.eisendle@dererker.it Grafik & Layout: Alexandra Martin grafik@dererker.it Mitarbeiter dieser Nummer: Heinrich Aukenthaler, Nadine Brunner, Alois Karl Eller, Paul Felizetti, Max Haller, Brigitte Mayr, Luis Palla, Karl Polig, Barbara Seidner, Karl-Heinz Sparber, Armin Torggler. Titelseite: Martin Schaller Druck: Tezzele by Esperia, Bozen Preise: Einzelnummer 0,75 Euro; Jahresschutzgebühr Wipptal 5 Euro; Jahresabo Inland 38 Euro; Jahresabo Ausland 60 Euro. Im Sinne des Art. 1 des Gesetzes Nr. 903 vom 9.12.1977 wird eigens darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche in dieser Zeitung veröffentlichten Stellenangebote, sei es im Kleinanzeiger wie auch in Formatanzeigen, sich ohne jeden Unterschied auf Personen sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechtes beziehen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Anzeigen und Beiträge unter Umständen zu kürzen, abzuändern oder zurückzuweisen. Für den Inhalt von Anzeigen gewerblicher Art zeichnet die Redaktion nicht verantwortlich. Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber wieder und sind von der Redaktion nicht in allen Einzelheiten des Inhalts und der Tendenz überprüfbar. Nachdruck sowie Vervielfältigung jeder Art ausschließlich mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.

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Jahrestage

„Was wir an Schönem erfahren haben, können wir nicht verlieren. Alles, was wir innig lieben, wird zu einem Teil von uns.“

Christian Frei Rigger

* 10. Oktober 1971 † 2. April 2020

(Helen Keller)

8. Jahrestag

Walter Mayr

Auf einmal bist du nicht mehr da und keiner von uns kann‘s verstehen. Im Herzen bleibst du uns ganz nah. Drum, lieber Christian, ruhe sanft und geh in Frieden, denk daran, dass wir dich immer lieben. Du worsch a Mensch zum gearn Hobm, megn di die Engerln auchn zin Himmel trogn.

„Bircherwirt“ in Maria Trens

Wir gedenken deiner ganz besonders bei der hl. Messe am Samstag, den 23. Mai um 19.30 Uhr in der Wallfahrtskirche von Maria Trens. Unser Dank gilt allen, die mit uns beten und sich in lieber Erinnerung mit dir verbunden fühlen!

In olle a groaßes Vergelt‘s Gott, de in Christian und die Trauerfamilie in dieser schweren Zeit viele stille Gebete, Umarmungen, Gedanken und entzündete Kerzen geschenkt hobm.

Lieber Vati, du bist immer bei uns! In tiefer Liebe und Dankbarkeit Deine Familie

Danke Andrea mit Familie

7. Jahrestag

2. Jahrestag

Valentin Nagele

Leopold Wurzer

Mit großer Dankbarkeit denken wir ganz besonders an dich bei der hl. Messe am Sonntag, den 24. Mai um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche von Wiesen. Vor 7 Jahren gingst du fort an einen fernen und doch so nahen Ort. Du hast ein gutes Herz besessen, es ruht still, doch unvergessen. Es ist oft noch schwer, es zu verstehen, doch irgendwann werden wir uns wiedersehen.

Danke allen, die daran teilnehmen und dich in lieber Erinnerung behalten. Deine Familie

In lieber Erinnerung denken wir besonders an dich bei der hl. Messe am Sonntag, den 3. Mai. Danke allen, die daran teilnehmen und deiner gedenken. Das Leben ist vergänglich, doch die Spuren deines Lebens bleiben in uns lebendig.

GRAZIE

DANKE

Impossibilitati a ringraziare personalmente vogliamo esprimere la nostra più sincera gratitudine a tutti coloro che, in questi giorni di lutto, ci sono stati vicini, ci hanno donato parole di conforto, mostrato amore e aiuto.

Außerstande, allen persönlich zu danken, die uns in den Tagen der Trauer nahegestanden sind, für die tröstenden Worte, für alle Zeichen der Liebe und Hilfsbereitschaft drücken wir auf diesem Wege unsere tiefste Dankbarkeit aus.

La famiglia

Alberto Perini * 12.06.1938 † 23.03.2020

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Deine Familie

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Die Trauerfamilie


10. Jahrestag

Hildegard Penz Wwe. Öttl * 27.09.1944 † 27.05.2010 Ganz besonders denken wir an dich, bei der hl. Messe am Sonntag, den 31. Mai in der Pfarrkirche von Pflersch.

Es vergehen die Tage, die Monate und die Jahre, aber du bleibst stets mitten unter uns. Du fehlst uns!

Allen, die an diesem Tag an dich denken und für dich beten, ein herzliches Vergelt’s Gott.

„Die Bande der Liebe werden mit dem Tod nicht durchschnitten.“ Thomas Mann

In Liebe und Dankbarkeit deine Kinder und ganz besonders deine Enkel Lukas und Julia

Begrenzt ist das Leben, doch unendlich die Erinnerung. Und immer sind sie da, die Spuren deines Lebens. Wir schauen voller Liebe und Dankbarkeit zurück und vermissen dich sehr.

Susanna Larch vereh. Prünster * 12.08.1966 † 26.03.2020

Danke … … … … … … …

für die vielen Zeichen der Anteilnahme, für das Gebet, für die tröstenden Worte, wenn die Worte fehlten, für die Zeichen der Liebe und Freundschaft, für die Blumen, Kerzen, Messen und Gedächtnisspenden, für die vielen Kondolenzen und Beileidskarten, an alle, die Susi im Leben Achtung und Freundschaft schenkten und sie in lieber Erinnerung behalten! Die Trauerfamilie

1. Jahrestag

Ida Seidner geb. Wurzer Bochjörgl Ida * 17.09.1931 † 27.05.2019

Zum ersten Mal jährt sich der traurige Tag, an dem du uns verlassen hast. Wir gedenken deiner, liebe Mutter, ganz besonders am Sonntag, den 31. Mai um 9.15 Uhr in der Pfarrkirche von Gossensaß. Allen, die daran teilnehmen und dich in lieber Erinnerung behalten, ein herzliches Dankeschön. Deine Söhne Erker 05/20

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R

I

Erkoku Nach bekannten Sudoku-Regeln muss ein Quadrat aus 9 x 9 Kästchen ausgefüllt werden – hier allerdings mit den vorgegebenen Buchstaben. Das ERKOKU muss so vervollständigt werden, dass in allen Zeilen, Spalten und Blöcken jeder Buchstabe genau einmal auftritt. In der Diagonale von oben links nach unten rechts erscheint dann das Lösungswort (= jemand, der über 80 Jahre alt ist).

Pfiffikus

E C

R

I

C

H A

I H

Z

C

T

E R

E

T

G

C R

E H

C

E

Folgende Buchstaben werden vorgegeben:

Pfiffikus sucht einen Fluss im Wipptal. Wer den genauen Standort oder den Flussnamen kennt, schreibt unter dem Kennwort „Wipptaler Pfiffikus“ an den Erker, Neustadt 20 A, 39049 Sterzing, info@ dererker.it. Adresse bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 18. Mai. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen; an der Verlosung können nur schriftliche Einsendungen teilnehmen.

G

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T C

E

G

H

I

R

T

Kannst Du die 5 Fehler finden?

Auflösung des Vormonats: Die aufgeschlitzte Sitzgelegenheit befindet sich auf der Aussichtsplattform am Eisack südlich von Sterzing. Im Zuge der Verbauung des Eisacks wurden beim Sterzinger Fußballplatz verschiedene Sitzgelegenheiten auf dem neuen Bachdamm eingeplant und 2015 aufgestellt, darunter die 4 m lange Bank aus 5 cm dicken massiven Holzlatten, die eigentlich sehr stabil aussehen. Dennoch hat jemand eine dieser Latten durchgetrennt und damit einen 80 cm langen Schlitz in die Sitzbank gesägt. Damit nicht genug; der auffallende Schlitz dient seither als Müllkippe, wie das Foto vom Inneren der Bank zeigte. Zwischen Glasflaschen, Aludosen, Plastikresten und sonstigem Restmüll liegt auch die abgetrennte Holzlatte im Inneren der ansonsten einladenden Holzbank direkt über dem Wasser des Eisacks.

Das Los bestimmte Michael Seehauser aus Sterzing zum Pfiffikus des Monats April.

Wir gratulieren!

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Lösungswort: SCHMATZEN

Der Gutschein wird via Mail zugesendet.

Auflösung des Vormonats Lösungswort: GESUNDBLEIBEN

Der Gewinner erhält einen Gutschein für zwei Pizzas, zur Verfügung gestellt von

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Auflösung in der nächsten Nummer

Lösungswort

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Veranstaltungen

Aufgrund der Verordnung zur Vorbeugung gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) mussten zahlreiche Veranstaltungen abgesagt werden. Vorbehaltlich weiterer Verordnungen, die das öffentliche Leben einschränken, übernehmen wir keine Gewähr für das tatsächliche Stattfinden der hier gelisteten Veranstaltungen. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen im Wipptal finden Sie auf www.dererker.it.

13.5. Verbrauchermobil in Sterzing, Stadtplatz, 9.30 – 11.30 Uhr. 29.5. Infoabend „Bauchwellness für Zuhause“ mit dem Erfinder Franz Josef Diethard, Trens, Vereinshaus, 18.30 Uhr. Eintritt frei, Anmeldung: Tel. 349 2675793. Bücherflohmarkt, Sterzing, vor dem Stadttheater, 10.00 Uhr.

Vereine und Verbände

VERBRAUCHERZENTRALE Beratung jeden Montag, Sterzing, Neustadt 21, 9.00 – 12.00 Uhr. AUSBILDUNGS- & BERUFSBERATUNG Sprechstunden jeden Montag, Sterzing, Bahnhofstraße 2/E, Bürozeiten: 9.00 – 11.00 Uhr. SOZIALGENOSSENSCHAFT TAGESMÜTTER

ElKi Aktuelle Veranstaltungen auf www. elki.bz.it, Infos: Tel. 0472 768067; E-Mail: sterzing@elki.bz.it.

Sprechstunden jeden 1. Montag im Monat, 15.00 – 17.00 Uhr, Sterzing, Margarethenhaus, Tel. 347 4601005.

KVW Veranstaltungen und Kurse auf www.bildung.kvw.org Infos: Tel. 0472 751152 oder E-Mail: bildung.wipptal@kvw.org

Beratung in Sterzing jeden ersten Donnerstagvormittag nach Terminvereinbarung, Tel. 800 601 330.

Jugendtreff Margarethenhaus Di – Fr, 14.30 – 17.30 Uhr.

Märkte 8., 15., 22., 29.5. und 5.6.: Bauernmarkt, Sterzing. 5., 12., 19., 26.5. und 2.6.: Sterzlmarkt, Sterzing.

ANLAUFSTELLE FÜR FRAUEN IN GEWALTSITUATIONEN

GEWALT IM ALTER Hilfesuchende können sich an die kostenlose Grüne Nummer 800 001 800 wenden. SELBSTHILFEGRUPPE DEMENZ FÜR ANGEHÖRIGE UND PFLEGENDE ConTakt, Bahnhofstr. 6, 10. Juni, 14.30 Uhr. SPRACHENCAFÈ Jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat. Deutsch, Italienisch, Englisch: 9.00 – 11.00 Uhr, Sterzing, Hotel „Sterzinger Moos“. Tel. 339 8698659.

ANLAUFSTELLE FÜR PFLEGE& BETREUUNGSANGEBOTE WIPPTAL Montag bis Donnerstag, 9.00 – 11.00 Uhr, Sterzing, Sozial- und Gesundheitssprengel Wipptal, Tel. 0472 726060. ANMIC (VERTRETUNG DER ZIVILINVALIDEN) Jeden 3. Dienstag im Monat, Sterzing, Bürgerbüro im Rathaus, Tel. 0472 270700. BERATUNG SUCHTPRÄVENTION FÜR JUGENDLICHE & ELTERN Verein La Strada – der Weg, Einzel- oder Gruppenangebote, Grüne Nummer: 800 621 606, E-Mail: exit@lastrada-derweg. org. TRAUERCAFÉ Sterzing, Margarethenhaus, Termine: 5. Mai, 16.00 – 18.00 Uhr, und 9. Juni, 9.15 – 10.45 Uhr. FAMILIENBERATUNGSDIENST Terminvereinbarung Dienstag 15.00 – 16.00 Uhr, Sterzing, Sozial- und Gesundheitssprengel Wipptal, Tel. 349 6543457, kolbesterzing@yahoo.com CARITAS TELEFONSEELSORGE Tel. 0471 052052. 24 h an 365 Tagen erreichbar für Rat- und Hilfesuchende in Krisen


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’s Sumsn isch mir iatz eigentlich richtig vergongin. I selber bin schun amol froah, dass mir’s nou geaht, so wie’s mir geaht. Jeds Mol, wenn i zin Bäck und zin Lodn umin gongin bin, hon i mir die Leit, de wos mir begegnt sein, olm gonz ginau ungschaugg. De, de wos de weiße Lorfe aughobb hobm, de hobm mi eigentlich schun nou olm wieniger derschreckt. Ober ba die ondern, de mir mit an nockatn Gfrieß entgegn kemmin sein, ba de hon i olm genau Achte gebm, ob se jo nit fiebrig herschaugn, ob se jo nit an Hueschter auerkriigln, und holt souwiesou, dass mer de jo nit zi nachnd kemmin. Weil man woaß jo nie. Hetzig – des hoaßt iberhaupp nicht hetzig – isch, dass inzwischn iber die gonze Welt ba gor olle ’s gleiche Problem, der gleiche Fluach nit lei iber ins, na – iber die gonze Menschheit kemmen isch. ’s Guete isch vielleicht lei, dass mir noar holt olle zommholtn mießn, um mitnonder va den tiefn Loch wieder außer zi derkraxln. Wos des ins nou bringg, kennen mir heint nou gor nit sogn. Lei hoffn kennen mir, dass es nit nou letzer kimp. Zi hoffn isch a, dass de, wos eppas verstiehn, und nou meahr a de, de wos holt zi schoffn hobm und lei muen, dass se olls verstiehn, nit gonz nebm die Potschn sein. Weil wie’s hoaßt, isch des Coronazuig gonz eppas Nuis, und a Gloskugl, de wos ins sogat, wos ginau zi tien war, hot nou kuender gfundn. A nit ’s richtige medizinische Pulver oder ’s passate Stoaßgebet. Erker 05/20

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Vor hundert Jahren ... Zusammengestellt von Karl-Heinz Sparber

01.05.1920 Sterzing, Ankündigung Am 1. Mai Arbeiterfeiertag. Eigentliche Maifeier am 2. Mai um 3 Uhr nachmittags im Hotel Stötter in Sterzing. Die Genossen und Eisenbahner von Brenner, Schelleberg, Gossensaß, Sterzing, Telfes, Gasteig, Freienfeld und Mauls nehmen an dieser Feier teil. Referent zur Festversammlung Genosse Adolf Berger. Nach der Versammlung Konzert und gemütliche Unterhaltung. Eintritt: 1 Lira und Steuer. Volksrecht

Absatzartikel nit und um die reißt sich niemand. Aber Meran, Bozen, Sterzing, dös g‘hört sei Lebtag zu uns! Sterzing! In dem Wort liegt die ganze deutsche Poesie drinnet. Dös kommt doch von Sterz, und der

04.05.1920 Tödlicher Sturz über die Stiege Sterzing, 30. April. Der im 56. Lebensjahre stehende Ferdinand Schwazer, Luggisbauer im Weiler Stange, Pfarre Mareit, stürzte am Donnerstag abends über die Stiege des Gasthauses „Zur Flamme“, erlitt dabei eine Gehirnerschütterung und starb am Freitag an deren Folgen im Krankenhause zu Sterzing. Allgemeiner Tiroler Anzeiger

05.05.1920 Allgemeiner Tiroler Anzeiger

01.05.1920 Brixener Chronik

02.05.1920 Der kecke Schnabel Frau Schestak Der Herr Staatskanzler (Dr. Karl Renner, A. d. R.) sagt, er hätt‘ mit‘m König von Italien deutsch g‘red‘t! Unter „deutschreden“ versteh' i ganz was anderes; bei mir heißt dös, sich ka Blatt vor‘n Mund nehmen und alles außersagen, was mr am Herzen hat. Ohne unhöflich zu sein gegen an König, wann dös a jetzt in Mitteleuropa die große Mode is, hätt‘ i ihm g‘sagt: Majöstätt, hätt‘ i g‘sagt, ‘tschuldigen schon, aber dös mit Deutsch-Südtirol, dös is ka G‘hörtsich nit! Hand von der Butten, da sein Weinberln drinn, nämlich lauter Deutsche, die was Sie nit „erlösen“ müssen. Dös Trient, meintswegen, sollen S‘ haben, wann dort, wie mr sagt, die Tante Alighieri a Denkmal hat ... auf a alte Tant kommt's uns nit an, wir haben derer no‘ g‘nug, denn die sein durch den Krieg nit weniger worden, die sein ka

Sterz is seit Olymps Zeiten, wie die gebüldeten Leut‘ sagen, a deutsche Nationalspeis; wann Sterzing welisch wär, tät‘s von jeher Polenting heißen. No, is dös an Argament? Und gar der Brenner! Wie kummt der dazu, daß er plötzlich wie a Krawattltenor „Brennero“ heißen soll auf seine alten Jahr‘? Da kann‘s unserm Herrn Staatskanzler noch passieren, daß ihn die ritterliche Nation eines schönen Tags „Rennero“ tauft und ihn für sich reklamiert! Dös müssen S' doch einsehen, Majöstätt, daß der Anspruch auf schwache Füaß steht! So hätt‘ i g‘red't, wann i durt g‘wesen wär‘ ... aber unserans wird bei die wichtigsten Fragen nit g‘fragt! Wiener Bilder

04.05.1920 Der Tiroler

05.05.1920 Franzensfeste war am 1. Mai wirklich in einen herrlichen Festort verwandelt. Die vollständige Ruhe auf der Eisenbahn war sehr eindrucksvoll. Da alle Lokomotiven kalt waren, war Franzensfeste vielleicht das erstemal seit seinem Bestehen rauchlos. Um 6 Uhr früh machte unser Eisenbahner-Orchester den Weckruf durch Franzensfeste, vormittag war Gartenkonzert, nachmittag gesellige Ausflüge. Abends fand unter größter Beteiligung die Festversammlung im Hotel Bahnhof statt, in der Genosse Berger eine begeisterte Rede über die Bedeutung des 1. Mai und die Endziele des Sozialismus hielt. (…) Die Arbeiter gingen mit roten Nelken herum und widmeten sich zur Ehre des Feiertages dem Gasthausbesuch. Milch konnte wegen der Verkehrsruhe keine angeliefert werden. Nach der Protestversammlung war Feuerwerk und Tanzunterhaltung. Volksrecht Erker 05/20

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