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Diskussion: Das neue Bezirksaltenheim

Das neue Bezirksaltenheim: Modul-Bauweise oder PPP-Projekt?

Seit der Bezirksausschuss erstmals Überlegungen hinsichtlich des Standortes des Bezirksaltenheims geäußert hat, kursieren zahlreiche Gerüchte, die Diskussionen in den Gemeindestuben verlaufen mitunter recht hitzig und ein offener Brief folgt dem nächsten. Mitte Mai hat die Bezirksführung im Rahmen einer Video-Konferenz, die aufgezeichnet wurde und auf www.wipptal.org abrufbar ist, beide zur Wahl stehenden Projekte den Gemeinderäten vorgestellt.

Projekt „Modul-Bau“ am alten Standort

Ingenieur Hermann Leitner vom Büro Bergmeister, der seit rund einem Jahr das Projekt in technischer Hinsicht unterstützt, stellte das erste Projekt, das von Ingenieur Claudio Scanavini entworfen wurde, vor. Pläne dieses Projektes dürfen derzeit aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden. Das Bezirksaltenheim Wipptal entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen, vor allem die Vorschriften hinsichtlich des Brandschutzes können nicht eingehalten werden. Diese Tatsache veranlasste 2015 und 2016 die damalige Bezirksführung, zwei Machbarkeitsstudien sowohl zu einer Generalsanierung als auch zu einem Abbruch und Wiederaufbau in Auftrag zu geben. Es habe sich herausgestellt, so Leitner, dass eine Sanierung sehr aufwendig in der Durchführung sei, weshalb ein Neubau sinnvoller zu sein schien. Der Zeitfaktor spielte dabei eine wesentliche Rolle, weshalb ein Modul-Bau ins Auge gefasst wurde. Der Plan sieht den Bau eines vier-

Der Plan am alten Standort sieht einen Abriss und Wiederaufbau vor; aus rechtlichen Gründen darf der Plan von Ingenieur Scanavini derzeit nicht veröffentlicht werden.

stöckigen, quadratischen Gebäudes vor, das den Innenhof umschließt. Die Struktur ist auf 90 Heimbewohner ausgelegt, wobei die Erweiterung um ein zusätzliches Stockwerk bereits heute einkalkuliert wird. Das Kellergeschoss bleibt bestehen, muss aber adaptiert werden. Neben Abstellräumen für die Heimbewohner sind auch 18 Parkplätze vorgesehen. Das Erdgeschoss mit dem Hauptzugang ist in vier Bereiche untergliedert, u. a. finden darin der Verwaltungstrakt und das Tagespflegeheim Platz. Ebenfalls vorgesehen sind eine Kapelle, ein Verabschiedungsraum und die Wäscherei. Im ersten Obergeschoss sind zwei Wohngruppen zu je 15 Betten untergebracht. Jede Wohngruppe verfügt über eine überdachte Terrasse bzw. einen Balkon. Das zweite Obergeschoss ist ähnlich konstruiert und erstreckt sich ebenfalls über das gesamte Gebäude. Auch hier wird der Wohnbereich mit zwei Wohngruppen zu je 15 Betten eingeteilt. Hier soll auch die Demenzstation eingerichtet werden. Für die Bewohner dieser Abteilung ist eine teilweise offene Terrasse geplant, die als Rundgang genutzt werden kann. Das dritte Obergeschoss erstreckt sich nur über den neu zu errichtenden Teil des Gebäudes. In diesem Bereich sind ebenfalls 30 Betten geplant, wobei sechs Betten in Form einer Pflegeoase angedacht sind. Es sind drei Bettenaufzüge vorgesehen und drei Personalzimmer für das nicht in Sterzing ansässige Personal. Die Gesamtkosten bezifferte Leitner mit rund 18,3 Millionen Euro (inklusive MwSt.), die geschätzte Ausführungsdauer mit 24 Monaten inklu-

VERGLEICH DER BEIDEN PROJEKTE

Modul-Bau am alten Standort

Kosten: 18,3 Millionen Euro (inkl. MwSt.) Bauzeit: 24 Monate Parkplatzsituation:18 Stellplätze in der Tiefgarage Neue Wohnformen: Nicht möglich Umgebung: Nähe zu Krankenhaus und Margarethenkirche Kubatur: 25.500 m3 Grünbereich: Keine Parkanlagen geplant Ausführende: Firma, die auf Modul-Bauweise spezialisiert ist

sive der Zeit, die für die Genehmigungsverfahren notwendig ist.

PPP-Projekt am neuen Standort

Peter Paul Mader und sein Team, Paul Volgger und Christoph Huebser, stellten anschließend das PPP-Projekt vor, das „in relativ kurzer Zeit entstanden und ein Projekt für die Zukunft ist“, so Mader. Der Standort, das Gelände neben dem Eurospar, sei

von der Gemeinde Sterzing vorgegeben worden, die Grundverfügbarkeit sei gegeben. Das Grundstück liege verkehrstechnisch günstig und sei von allen Gemeinden aus leicht erreichbar, Parkplätze seien zur Genüge eingeplant. Innerhalb kurzer Zeit können sowohl der Bahnhof als auch die Pfarrkirche, die Sportzone und der Spazierweg am Eisackufer erreicht werden. Ein großer Vorteil gegenüber dem alten Standort sei, dass es keine Einschränkungen hinsichtlich der Bebauung gebe, so Mader. Zudem sei eine Erweiterung problemlos möglich. Der Plan sieht ein Gebäude mit Innenhof vor, wobei drei Gebäudeseiten auf drei Stockwerke ausgelegt sind und ein Gebäudeteil eingeschossig geplant ist. Die Kubatur beträgt 36.000 m3 (oberirdisch) und weitere 6.500 m3 unterirdisch. Straßenseitig ist eine Baumreihe vorgesehen, die als Schallschutz dient. Die Gartenfläche im Außenbereich beträgt rund 2.500 m2. Im Untergeschoss können 27 Auto-

stellplätze untergebracht werden, weiters sind Spinde für die Heimbewohner vorgesehen. Auch die Heiz- und Wassertechnik ist hier untergebracht. Der Eingang befindet sich auf der nördlichen Seite im Erdgeschoss, in dem zudem der Verwaltungsbereich, der Pflege- und Tagespflegebereich, Aufenthaltsbereiche, Lagerräume, die Hausmeisterei, eine Kapelle, die Zentralküche und die Wäscherei untergebracht sind. Das Projekt wurde nach modernsten Kriterien erstellt. Wie die erste Variante ist das Altenheim für 90 Bewohner ausgelegt. Pro Stockwerk sind zwei Wohnbereiche mit jeweils 15 Betten vorgesehen, wobei jeder Wohnbereich autark funktionieren kann und mit einer separaten Belüftung und Wasserzufuhr ausgestattet ist sowie über

Das PPP-Projekt sieht einen Neubau auf dem Gelände neben dem Eurospar vor, das derzeit im Besitz einer Tochtergesellschaft der Aspiag ist.

PPP-Projekt

Kosten: 28 Millionen Euro Bauzeit: 20 Monate (ohne Genehmigungsverfahren) Parkplatzsituation: 27 Stellplätze in der Tiefgarage, weitere im Außenbereich

Neue Wohnformen:

Möglich und eingeplant Umgebung: Nähe zu Pfarrkirche, Despar, Sportanlagen, Spazierwegen Kubatur: Kubatur: 36.000 m3 oberirdisch, 6.500 m3 unterirdisch Grünbereich: 2.500 m2 Park im Außenbereich, 1.000 m2 im Innenbereich, eigene Terrasse für Demenz-Patienten Ausführende: Einbeziehung lokaler Handwerksbetriebe vorgesehen einen separaten Zugang über eine Treppe verfügt. Begegnungen sind dennoch im Aufenthaltsbereich am Schnittpunkt der Wohneinheit möglich. Das zweite Obergeschoss ist weitestgehend identisch mit dem ersten, im dritten ist zusätzlich eine Pflegeoase mit Terrasse vorgesehen. Der Innenhof mit einer Fläche von rund 1.000 m2 ist als Garten konzipiert, in dem die Senioren Gemüsebeete anlegen können. Die Dementenstation befindet sich im ersten Obergeschoss und verfügt über einen Zugang zur geschlossenen Dachterrasse. Einer der wesentlichen Punkte bei diesem Konzept sei die Einbindung der lokalen Wirtschaft, so Mader. Ziel sei nicht, dass dieses Projekt von der Firma Mader alleine realisiert wird, sondern von einem Konsortium verschiedener Handwerker und Unternehmer aus dem Wipptal. Der alte Standort habe durchaus seine Berechtigung, erklärte der Unternehmer, jedoch sei ein Abriss und Wiederaufbau aus seiner Sicht abzulehnen, da es sinnvollere Nutzungsmöglichkeiten gebe. Durch Umbaumaßnahmen könnte sowohl der Platzbedarf der Neuro-Reha gedeckt werden, die essentiell für eine Standortsicherheit des Krankenhauses Sterzing sei, als auch Wohnraum im Rahmen des betreuten Wohnens oder für Ärzte- und Pflegepersonal geschaffen werden. Die Kosten für das Projekt bezifferte Mader mit 28 Millionen Euro, wobei man auch den Wert der Struktur am alten Standort miteinkalkulieren müsse. Somit sei man bei Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Sollten die notwendigen bürokratischen Voraussetzungen innerhalb eines Jahres umgesetzt werden können, sei mit einer Bauzeit von rund 20 Monaten zu rechnen; könnte der Bau also im Frühjahr 2022 begonnen werden, sei mit der Fertigstellung im Oktober 2023 zu rechnen.

PPPProjekt

In Südtirol noch kaum umgesetzt, werden PPP-Projekte nur von wenigen Fachleuten wie etwa Ex-Senator Karl Zeller, der auch in das Projekt der Mader-Gruppe involviert ist, betreut. Eine Public Private Partnership (PPP), sprich eine öffentlich-private Partnerschaft, bezeichnet die vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und privatrechtlich organisierten Unternehmen. In solchen Partnerschaften werden für gewisse Aufgaben benötigte Ressourcen, wie Personal, Kapital und Fachwissen, vereint und als gemeinsames Projekt realisiert. Eine Gruppe macht für eine öffentliche Institution einen Vorschlag. Der Bauwerber geht in Vorleistung und erstellt sämtliche Planungen. Bei der öffentlichen Ausschreibung muss er sich einem Wettbewerb stellen; jenes Unternehmen, welches das Projekt zu den günstigsten Konditionen realisieren kann, erhält den Zuschlag. Der Proponent, in diesem Fall die Mader-Gruppe, muss also nicht automatisch den Zuschlag erhalten. Nur bei einem gleichlautenden Angebot erhält dieser das Vorzugsrecht. Geht der Proponent leer aus, muss der Sieger zwei Prozent der Kosten als Aufwandsentschädigung entrichten. Der Sieger erhält nicht nur den Zuschlag für den Bau, sondern verpflichtet sich damit auch zur Führung und Instandhaltung des Gebäudes über einen definierten Zeitraum hinweg.

Die Meinungen gehen auseinander

Die Anzahl der Leserbriefe, welche die Redaktion in den vergangenen Wochen erreicht haben, zeigt bereits, wie sehr dieses Thema die Wipptaler Bürger, Verbände, Vertreter von Interessensgruppen und politischen Parteien beschäftigt und wie uneins sie in dieser Frage teilweise sind. Eine Gruppe von Wipptaler Bürgern etwa kritisiert in ihrer Stellungnahme den spärlichen Informationsfluss und richtet einen umfangreichen Fragenkomplex an die Verantwortlichen, so u. a. nach einem Gesamtkonzept für die Betreuung und Unterbringung der Senioren, den Planungsschritten der vergangenen fünf Jahre, über die Gründe der Aussiedelung zu einem so frühen Zeitpunkt und schließlich zum PPP-Projekt selbst, mit dem die gesamte Architektenschaft aus dem Planungsprozess ausgeschlossen würde. Dieser Kritik schließen sich die Bezirkssenioren um ihre Vorsitzende Marlene Oberstaller an; sie lehnen den Standort beim Despar u. a. deshalb ab, da er sich außerhalb des Ortskerns befinde, an einer verkehrsbelasteten Straße liege und der Bau in Form eines PPP-Projektes große Unsicherheiten in sich berge. Karl Polig, von 2015 bis 2020 Präsident der Bezirksgemeinschaft Wipptal, seinerseits repliziert, dass man sich eingehend mit den Entwicklungen der Seniorenwohnheime und dem demographischen Wandel befasst habe. Er geht auf das neuartige Ausschrei bungsverfahren des wettbewerblichen Dialogs ein, das für die Vergabe von öffentlichen Vorhaben von besonderer Komplexität ausdrücklich gesetzlich vorgesehen sei, womit Vorhaben bedeutend schneller umgesetzt werden könnten. Leider habe es in der Projektentwicklung auch durch Corona Verzögerungen gegeben. Dennoch wäre der Abbruch der alten Struktur für Frühjahr 2021 geplant und auch realistisch gewesen. Die Aussiedlung der Bewohner hätte gegen Jahresende 2020 erfolgen sollen. Aufgrund der Covid-Krise stand das Hotel „Pulvererhof“ früher als gedacht zur Verfügung und die Bezirksgemeinschaft habe die Gelegenheit genutzt, noch vor der kalten Jahreszeit auszusiedeln – auch aufgrund fachlicher Empfehlungen wegen der Covid-Gefahr, so Polig, der abschließend erklärt, dass es niemals Zweifel am alten Standort gegeben habe. Steht für viele politische Vertreter die Finanzierbarkeit und eine zeitnahe Realisierung im Vordergrund, spielen auch die Zentrumsnähe bzw. die Nähe zum Krankenhaus Sterzing, wie sie etwa von einigen Mitgliedern der SVP Sterzing und Vertretern des KVW gefordert wird, eine entscheidende Rolle. Der KVW Sterzing betont, dass Senioren nicht an den Stadtrand abgeschoben werden dürften, sondern einen Platz im Herzen der Gesellschaft bräuchten. Der aktuelle Standort biete viele Vorteile, wie die Nähe zum Krankenhaus und den Sozialdiensten. Eine Variante in der Peripherie von Sterzing könne man deshalb nicht gutheißen; sollte der derzeitige Standort sich als ungeeignet herausstellen, käme nach Meinung des KVW nur der Kapuziner-Garten in Frage. Josef Tschöll, Vorsitzender des SVP-Wirtschaftsausschusses und Befürworter des neuen Projektes, fordert von den politischen Verantwortlichen eine Entscheidung, die gut durchdacht, langfristig ausgelegt ist und sowohl den erhöhten Pflegebedarf als auch das Wohl der älteren Generation in den Fokus rückt. „Das innovative Modell, das einheimische Unternehmen gemeinsam mit der Bezirksgemeinschaft erarbeitet haben, kann ein Vorzeigemodell in Südtirol und im Wipptal sein“, unterstreicht der Vorsitzende der SVP-Wirtschaft; einzelne Verbesserungen durch Umbauarbeiten am gegenwärtigen Standort seien zu kurzfristig gedacht und würden das Problem in seiner Gesamtheit nicht lösen. Von dieser Meinung distanzieren sich klar und deutlich einige Wipptaler SVP Gemeinderätinnen, die sich gegen die Verlegung des Seniorenwohnheimes an den Stadtrand, „neben der meistbefahrenen Verkehrskreuzung des gesamten Bezirks“, aussprechen. Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich gegen das PPP-Projekt, das die Aufgaben der öffentlichen Hand in die Hände Privater lege. „Es beinhaltet einige Millionen an Mehrkosten bei gleicher Bettenanzahl, die mit öffentlichen Geldern letztendlich finanziert bzw. verrechnet werden müssen. Niemand spricht offen über diese Problematiken, weshalb man nur darüber spekulieren kann“, geben die Unterzeichnerinnen zu bedenken und erklären, dass der Standort in der Nähe des Krankenhauses nach wie vor ein Vorzeigemodell für Südtirol darstelle. Auch die geforderte Erweiterung der Neuro-Reha und der Wohnungsbau für Ärzte sowie Angehörige der Abteilung in Sterzing seien trotz der Beibehaltung desselben durchaus möglich, da ihrer Meinung nach rund um das Krankenhaus genügend Platz verfügbar sei.

Beide Projekte hätten Vor- und Nachteile, so Bezirkspräsidentin Monika Reinthaler. Die Entscheidung liege letztendlich bei den Gemeindevertretern, als Bezirk stehe man hundertprozentig hinter ihrer Entscheidung und arbeite im Sinne der Senioren für die schnellstmögliche Umsetzung der letztendlich befürworteten Variante.

Was brauchen wir wirklich?

Ein Kommentar von Heinrich Aukenthaler, Referent für Soziales in der Gemeinde Freienfeld und Mitglied des Bezirksrates

In der angeregten Diskussion um das Seniorenwohnheim kommt meiner Meinung nach ein wichtiger Aspekt zu kurz. Wie sieht der Bedarf an Seniorenwohnheimplätzen in den nächsten zehn, zwanzig Jahren im Wipptal wirklich aus? Christine Engl, Direktorin der Sozialdienste, hat vor gut einem Jahr den Verantwortlichen der Bezirksgemeinschaft eine „Pflegelandkarte“, ein Dokument zur aktuellen Lage und zu den angestrebten Entwicklungen in der Betreuung von pflegebedürftigen Senioren in den nächsten zehn bis 15 Jahren, vorgestellt. „Die heute bestehenden langen Wartezeiten belegen eindeutig, dass der seit Jahren unveränderte Bettenschlüssel von 8,9 zu niedrig ist, um den Herausforderungen des demografischen Wandels gerecht zu werden“, betonte sie bereits damals. „Die Parameter müssen aktualisiert werden und auf eine detaillierte Trendforschung und Bedürfniserhebung aufbauen.“ Im Klartext heißt dies, es müssen mehr Betten zur Verfügung stehen.

Zum Parameter „Bettenschlüssel“ bedarf es vielleicht einer Erläuterung. Er fußt auf der Zahl der 75- und über 75-Jährigen des Einzugsgebietes. Pro 100 Personen dieser Altersgruppe sollten laut der aktuellen Vorgabe 8,9 Betten zur Verfügung stehen. Einfacher gerechnet: Man nimmt die Zahl der 75- und über 75-Jährigen und multipliziert diese mit 8,9 Prozent. Wenn es tausend sind, dann braucht es 89 Betten, bei 2.000 178 Betten. Nur: Die effektive Abdeckung mit Betten ist landesweit im Laufe der letzten Jahre ständig gesunken. Momentan haben wir einen Bettenschlüssel von 8. Gleichzeitig steigt aber der Anteil von alten Leuten in unserer Gesellschaft ständig an. Im Jahr 1985 waren fünf Prozent der Südtiroler Bevölkerung 75 und älter, im Jahr 2000 sieben Prozent, im Jahr 2021 zehn Prozent, das sind in absoluten Zahlen 56.318 Personen. Im Jahr 2038 wird der Anteil dieser Altersklasse voraussichtlich 13 Prozent betragen, mit einer hochgerechneten Bevölkerungszahl von 563.000 Einwohnern werden es rund 73.500 Personen sein. Das Land Südtirol bräuchte dann 6.500 Betten. Heute verfügen wir über 4.400. Im November des Jahres 2020 wurde von der Eurac eine Studie von Peter Decarli zum zukünftigen Pflegebedarf präsentiert. Die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung wurden vom ASTAT ins Netz gestellt. Die animierte Alterspyramide zeigt an, wie die Altersverteilung in der Vergangenheit aussah und wie sie sich bis zum Jahr 2038 verändern wird.

Soziallandesrätin Waltraud Deeg hat im Oktober 2019 dem Bezirksrat Wipptal eine „Pflegelandkarte im Zeichen des demografischen Wandels“ vorgestellt. Darin wird Bezirk für Bezirk die Bettenanzahl der Seniorenwohnheime des Jahres 2018 mit dem Bedarf im Jahr 2030 verglichen. Während einige Bezirke wie Vinschgau, Burggrafenamt, Salten-Schlern und Überetsch-Unterland heute schon relativ gut abgedeckt sind, befindet sich der Bezirk Wipptal unter den weniger gut versorgten Bezirken. Es gibt zwar gewisse Unterschiede in der Altersverteilung innerhalb der einzelnen Bezirksgemeinschaften und in den großen Städten sind die Leute im Schnitt etwas älter. Trotzdem ist davon auszugehen, dass das Wipptal eine große Versorgungslücke aufweist.

Im Bezirk Wipptal leben aktuell rund 20.000 Personen. Angenommen, zehn Prozent der Bevölkerung sind 75 und mehr Jahre alt, dann bräuchte es beim aktuell niedrigen Schlüssel von 8 Betten pro hundert Senioren 160 Betten. Wenn im Jahr 2038 13 Prozent der Menschen 75 und älter sind, dann kommen wir auf einen Bedarf von über 200. Es muss hinzugefügt werden, dass es im Bezirk zwei Seniorenwohnheime gibt, jenes der Bezirksgemeinschaft und Schloss Moos, letzteres gehört dem Vinzenzverein und wird von ihm betrieben. Im nun ausgesiedelten Seniorenwohnheim standen 77 Betten zur Verfügung, im Schloss Moos gibt es 48 Betten. Mit einer Erhöhung der Bettenzahl auf 90 im neuen Bezirksaltersheim wird es für die Zukunft nicht getan sein. Deswegen müsste schon jetzt umsichtig und besonnen geplant werden, sodass ohne großen Aufwand sukzessive dazugebaut werden kann. Ein Weg dahin wäre, jetzt schon ein Altersheim zu planen, das groß genug ist und vor allem Erweiterungsmöglichkeiten bietet. Mit den Seniorenwohnheimbetten allein ist es freilich nicht getan. Es muss auch dafür Sorge getragen werden, dass in nächster Zukunft genügend Pflegepersonal motiviert und ausgebildet wird. Auch das betreute und begleitete Wohnen wird für ältere und noch nicht stark pflegebedürftige Menschen gefragt sein. Dafür jetzt schon Strukturen in Aussicht zu haben, hieße in die Zukunft schauen. Schließlich werden sich die Bezirksgemeinschaft und vor allem die beteiligten Gemeinden nach der finanziellen Decke strecken müssen.

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„Für die Zukunft unseres Krankenhauses“

Es ist kein Geheimnis: Die Neuro-Reha in Sterzing ist Michael Seeber ein großes Herzensanliegen. Dem ehemaligen Chef der Leitner-Gruppe und seiner Frau ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass diese Abteilung in Sterzing Fuß fassen konnte. Heute zählt sie südtirolweit zu den Aushängeschildern im medizinischen Bereich. Um jedoch die Zukunft der Neuro-Reha und damit letztendlich des Krankenhauses Sterzing abzusichern, sei laut Seeber ein Ausbau dieser Abteilung dringend notwendig.

Erker: Herr Seeber, rund um die Diskussionen zum Neubau des Altenheimes ist in letzter Zeit auch Ihr Name des Öfteren gefallen. Sie scheinen kein Befürworter eines Abrisses und Wiederaufbaus am alten Standort zu sein …

Michael Seeber: Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, den Sterzingern bzw. den Wipptalern verständlich zu machen, dass es hier auch um den Fortbestand und um die Zukunft des Krankenhauses von Sterzing geht. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Sterzing mit einer eigenständigen Struktur wie der Neuro-Reha, die auch außerhalb des Bezirks anerkannt und gefragt ist, eine Zukunftsperspektive hat. Dafür muss die Abteilung aber so gestaltet und ausgebaut werden, dass sie sinnvoll und wirtschaftlich akzeptabel geführt werden kann. Die derzeitige Bettensituation in der Neuro-Reha-Abteilung ist leider begrenzt und damit unbefriedigend, weshalb akut erkrankte Patienten nicht in einem adäquaten Zeitraum aufgenommen werden können – oder schlimmer noch: Der Rehabilitationsprozess muss sogar vorzeitig beendet werden, ohne dass die cen weiterzubestehen. Das sollten beträgt, sondern auf damals von Patienten die vollständige Autono- sich ganz besonders die Wipptaler der Gemeinde genehmigte 8 m mie erreichen können, und, wenn bewusst sein. verringert wurde. Bei einem sie nach Hause entlassen werden, Was spricht Ihrer Ansicht Neubau müsste jedoch der vom auf Hilfe angewiesen sind. nach gegen einen Abriss der Gesetz heute vorgeschriebene

Was wäre Ihrer Meinung nach alten Struktur und einen Wie- Grenzabstand von zehn Metern die Lösung für das Platz-Prob- deraufbau? eingehalten werden und das belem der Neuro-Reha? Der teilweise Abbruch und Wie- deutet wiederum, dass das neue Eine perfekte Lösung zur Ver- deraufbau des bestehenden Kom- Gebäude zwei Meter nach hinten besserung der Therapiestrategie plexes wäre in der heutigen Zeit versetzt werden müsste, was zur könnte die Implementierung Folge hätte, dass auch die under Struktur sein, die an das terirdischen Strukturen inklusiKrankenhaus angrenzt: das ve Fundamentgründungen zuBezirksaltenheim. mindest zum Teil neu errichtet

Sie haben sich diesbe- werden müssten. Weiters frazüglich auch mit den ge ich mich, ob die etwaigen verantwortlichen Ärz- Schäden, wie Risse, die durch ten ausgetauscht? den Abbruch eines so naheProfessor Dr. Leopold Sal- gelegenen Gebäudes üblichertuari, Primar Dr. Luca Se- weise entstehen, miteinkalkubastianelli und Dr. Liliane liert wurden. Es versteht sich Versace haben einen Lokal- von selbst, dass in so einem augenschein im Bezirksal- Falle die Eigentümer rechtlich tenheim durchgeführt und über die Möglichkeit verfügen, bestätigt, dass dieses Ge- bei Gericht die zeitliche Einstelbäude geeignet wäre, um lung des Baues zu beantragen die Therapiemöglichkeiten Michael Seeber: „Kleine Krankenhäuser ohne Kompe- und eventuell Schadenersatz zu erweitern. Die räumtenzzentrum haben für die Zukunft keine echten Chancen weiterzubestehen.“ zu verlangen. Ich schätze das lichen Voraussetzungen Risiko sehr hoch ein, dass langsind gegeben, wobei eine behin- aus meiner Sicht nicht sinnvoll, ja, wierige rechtliche Streitereien die dertengerechte Adaptierung der aus verschiedenen Gründen – hier Folge sein könnten. sanitären Anlagen durchgeführt spreche ich als ehemaliger Bauun- Sie stehen hinter dem werden müsste. Zudem verfügt ternehmer – sogar unverantwort- PPP-Projekt der Mader-Grupdie Struktur über ausreichend lich. Es wäre zweckmäßiger, die pe? Einzel- und Doppelzimmer mit ge- bestehende Struktur sinnvoll zu Auch wenn ich Peter Paul Manügend Überblick für das Pflege- nutzen, anstatt sie abzureißen. Ein der schätze und jedenfalls dafür personal. Somit könnten dringend Abbruch in einer derart eng ver- bewundere, dass er auf eigene benötigte Therapieplätze geschaf- bauten Lage würde zum einen viel Kosten ein solches Projekt, das fen werden, um den Betroffenen Energie kosten und zum anderen noch dazu voll und ganz den genotwendige Behandlungen wie viele Probleme für die Anwohner setzlichen Bedingungen eines AlPhysiotherapie, Logopädie, Ergo- mit sich bringen, wie Lärmbeläs- tersheimes entspricht, hier auf die therapie, Cognitotherapie und Ro- tigungen durch die Abbruchar- Beine gestellt hat, so möchte ich botik zukommen zu lassen. Eine beiten und die Schwertransporte, betonen, dass ich in keinster Weidermaßen ausgebaute und auf- auch würde jede Menge Sonder- se involviert bin. gewertete Neuro-Reha-Struktur müll anfallen. Seit rund fünf Jahren wird wäre somit für den Fortbestand Was mir jedoch am meisten zu über einen Neubau des Aldes gesamten Krankenhauses von denken gibt, ist die Frage, ob in tenheimes diskutiert. Fünf Sterzing von Bedeutung. Kleine dieser so geheim gehaltenen Pro- Minuten vor Zwölf melden Krankenhäuser ohne Kompetenz- jektstudie berücksichtigt wird, sich Verbände, Initiativen und zentrum haben bekanntlich für dass der Abstand zu den Eigen- Kritiker zu Wort. Ist es nicht die Zukunft keine echten Chan- tumsgebäuden zum Teil nicht 10 m ein bisschen spät dafür?

Ich darf Sie korrigieren: Es ist fünf Minuten nach zwölf. Es ist mir selbst ein Rätsel, aus welchem Grund ein derartiges Geheimnis um das Projekt von Ingenieur Claudio Scanavini – das niemand zu kennen scheint – gemacht wird. Unverständlich ist für mich auch die Übersiedlung der Bewohner in den „Pulvererhof“, obwohl noch nicht einmal ein genehmigtes Projekt vorliegt. Man stelle sich vor, dass in der Baukommission Fragen und Bedenken auftauchen

Vermutlich als Scherz ist im

Rahmen der Gemeinderatssitzung in Ratschings die Frage aufgetaucht, ob es nicht billiger wäre, den Pulvererhof zu kaufen …

(lacht) Mit Sicherheit wäre es billiger gewesen – und wahrscheinlich auch effizienter. Für einige Sterzinger scheint die periphere Lage im Grünen mit idealer Verkehrsanbindung und ausreichenden Parkplätzen auch ein Problem zu sein, nachdem das Areal beim Eurospar anscheinend zu weit vom Stadtzentrum entfernt ist. Abschließend sei mir noch die Frage gestattet, warum die Politiker, die heute so gegen eine Aussiedlung bzw. für einen Abbruch des bestehenden Altersheimes sind, sich in all den letzten Jahren nicht konstruktiv Gedanken über die Möglichkeit einer Errichtung eines neuen Gebäudes in der Nähe des Krankenhauses gemacht haben. Ich erlaube mir die Frage zu stellen, ob je ein Versuch unternommen worden ist, einen ganz kleinen Teil des im Zentrum gelegenen Militärareals, etwa nahe des heutigen angrenzenden Parkplatzes des Oratoriums Maria Schutz, über die Landesregierung zu erhalten? Schließlich ist Sterzing die einzige Gemeinde im Gegensatz zu allen anderen Gemeinden in Südtirol, der kein Quadratmeter des Militärareals abgetreten wurde, obwohl außerhalb des Geländes auf einer angrenzenden Grünfläche hässliche und zu hohe Wohnhäuser für das Militärpersonal gebaut wurden. Für diese Militärwohnhäuser wurde unverständlicherweise der Gemeinde Brixen ein zentral gelegenes Militärareal zugesprochen, die feierliche Übergabe dieser Wohnhäuser hat im Beisein der Ministerin und auch des Bürgermeisters von Brixen in Sterzing stattgefunden. Ich stelle den Sterzinger Politikern eine weitere Frage: Wurde je untersucht, inwieweit das Anwesen des Kapuzinerklosters, das ja bekanntlich heuer aufgelassen wird, nicht auch geeignet bzw. groß genug wäre für ein Altersheim? Ich halte jedenfalls konstruktive Kritik für positiv und wichtig, man müsste allerdings in Sterzing bestens wissen, dass „nur dagegen sein“ nichts bringt.

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