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Reisen mit Kindern

Für Familien mit Babys und Kindern wollen Reisen sorgfältig geplant und umfassend vorbereitet sein. Bei den Planungen sind sowohl das Reisemittel (PKW, Eisenbahn, Flugzeug oder Schiff) als auch das Reiseziel (Klimaregion, Höhenlage, regionale Bedingungen wie Hygiene, Wasser, Nahrung, medizinische Versorgung vor Ort ...) zu beachten. Auf der einen Seite stehen gesundheitliche Risiken, die teilweise für kleine Kinder erheblich größer sind als für Erwachsene, auf der anderen Seite die Möglichkeit, mit den Kindern fremde Gegenden und Kulturen auf einzigartige Weise erleben zu können. Die häufigsten Gesundheitsprobleme auf Reisen sind Durchfall, Atemwegserkrankungen, fieberhafte systemische Erkrankungen wie Malaria und dermatologische Probleme (Sonnenbrand, Insektenstiche). Kinder von Familien, die Freunde und Verwandte besuchen, nehmen seltener reisemedizinische Beratung in Anspruch und sind durch engen Kontakt zur lokalen Bevölkerung und geringem Gefahrenbewusstsein der Eltern einem höheren Risiko für Infektionskrankheiten ausgesetzt. Diese Kinder bedürfen nach Reiserückkehr häufiger einer notfallmäßigen medizinischen Versorgung. Flugreisen: Kinder sollten frühestens sechs Monate nach dem errechneten Geburtstermin fliegen. Die kleineren oberen Atemwege bei Kindern begünstigen vor allem bei Start und Landung Probleme, beim Druckausgleich entstehen heftige Ohrenschmerzen. Schnuller, Stillen oder an der Babyflasche nuckeln, bei älteren Kindern Kaugummikauen unterstützen den Druckausgleich. Zur freien Nasenatmung helfen abschwellende Nasentropfen und Nasensprays. Kinder bis zu zwei Jahren sitzen mit Gurt gesichert auf dem Schoß eines Erwachsenen. Für Kinder über zwei Jahren muss ein eigener Sitzplatz gebucht werden. Buggy, Kinderwagen und Autositz können meistens kostenlos als zusätzliches

Gepäck aufgegeben werden. Kinder- und Babymahlzeiten müssen vorbestellt werden. Bei ansteckenden Kinderkrankheiten (Windpocken, Masern, Keuchhusten ...) besteht Flugverbot. Sonnenschutz: Die Haut von Kindern ist dünner und empfindlicher und benötigt deshalb besonderen Schutz. Zwischen 11.00 und 15.00 Uhr ist die Sonne in (sub-)tropischen Gegenden zu meiden. Bei Kindern ist ein Sonnenschutz mit mindestens LSF 30 empfohlen, im ersten Lebensjahr nur Sonnenschutzmittel mit mineralischem Schutzfilter. Die Sonnencreme wird mindestens 20 Minuten vor der Exposition aufgetragen und alle zwei Stunden oder nach Planschen, Schwitzen und Abrubbeln erneuert. Zusätzlichen Schutz bieten Badekleider mit UV-Schutz sowie Hüte mit weiter Krempe und Nackenschutz. Ebenso sind Sonnenbrillen unerlässlich. Bei Sonnenbrand weitere Sonnenexposition meiden, Haut kühlen (lauwarmes Wasser oder kühle Umschläge), Kind zum Trinken animieren, Haut mit Feuchtigkeitscreme (Panthenol) pflegen. Stauhitze sollte vermieden werden (Kleidung entsprechend wählen, luftige Bereiche suchen, hitzespeichernde Umgebung meiden) und es muss auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Reiseimpfungen: Die empfohlenen Grundimpfungen sollten überprüft werden, besonders ein vollständiger Masernschutz ist wichtig, um einen Export zu vermeiden. Zusätzliche Reiseimpfungen werden je nach Reiseziel und Aufenthaltsdauer empfohlen: ab sechs Wochen Meningokokken, ab neun Monaten Gelbfieber, ab einem Jahr Hepatitis A, ab zwei Jahren Typhus. Akute banale Infekte ohne Fieber sind in der Regel keine Kontraindikation zum Impfen. Zwischen verschiedenen inaktivierten Impfstoffen (Totimpfstoffen) und Lebendimpfstoffen ist kein Abstand einzuhalten. Durchfall und Erbrechen: Kinder sind anfälliger für Durchfallerkrankungen, deshalb sollten die Eltern eine konsequente Nahrungsmittelhygiene durchführen: Essen durchkochen und noch warm verzehren, Früchte direkt vor dem Essen schälen, nicht pasteurisierte Milchprodukte vermeiden, sorgfältiges Reinigen von Flaschen, Schnullern, Zahnbeißringen und anderen Utensilien, auf gründliche Händehygiene achten, nur abgekochtes Wasser benützen. Als Behandlung können Glukose-Elektrolytlösungen (z. B. Elotrans) löffelweise, in der Flasche oder Tasse oder mit Spritze in kleinen Mengen und kontinuierlich verabreicht werden. Der erforderliche Flüssigkeitsbedarf beträgt 40 bis 50 ml/ kg/KG. Säuglinge sollten weiterhin gestillt werden. Zur Verkürzung der Durchfalldauer werden Antisekretolytica sowie Probiotika (z. B. Lactobacillus) empfohlen. Der Peristaltikhemmer Loperamid (Dissentene/Imodium) wird für Kinder nicht empfohlen und kann erst im Alter über sechs Jahren für maximal zwei Tage verabreicht werden. Antiemetika werden wegen der Nebenwirkungen nicht empfohlen (Plasil ab 18. Lebensjahr und Motilium ab zwölf Jahren). Antibiotika werden nicht routinemäßig empfohlen, Azithromycin wäre das Antibiotikum der Wahl (10 mg/kg/KG für drei Tage) bei schwerem fieberhaftem Durchfall. Reisekrankheit (Kinetose): Kinetose ist keine Krankheit, sondern eine Reaktion auf widersprüchliche Bewegungsreize, die den Organismus überfordern. Sie tritt beim Autofahren, auf dem Schiff, im Neigezug, bei Flugreisen und beim Kamelritt auf. Zu den Beschwerden gehören kalter Schweiß, Blässe, Übelkeit und Erbrechen. Anfällig sind Kinder zwischen vier und zwölf Jahren, Kinder unter vier Jahren sind in der Regel unempfindlich. Zur Vermeidung stehen Verhaltensmaßnahmen im Vordergrund (Fixation des Horizonts, Frontsitze im Auto oder Bus, Vermeiden von Lesen während der Fahrt). Vorbeugende Medikamente: Cinnarazin (Stutgeron Tabletten oder Tropfen 30 Minuten vor der Abfahrt für Kinder von vier bis zwölf Jahren) oder Dimenhydrinat-Kaugummi mit sofortiger Wirkung.

Vor Antritt einer Reise mit Kindern empfiehlt sich natürlich die Bereitstellung einer Reiseapotheke durch den Kinderarzt.

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