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Verkehr: „Schlimmer als vor der Pandemie“

„Schlimmer als vor der Pandemie“

Verkehr auf A22 bricht alle Rekorde

Die Brennerautobahn AG zeigt sich erfreut: Seit Jahresmitte ist der Schwerverkehr über das Vor-Corona-Niveau gestiegen. Angewachsen gegenüber dem Rekordjahr 2019 ist seit Juli aufgrund des boomenden Tourismus auch wieder der Leichtverkehr. Mehr noch: Er bricht in diesem Sommer alle Rekorde. Seit Ende Juli gab es an der Mautstelle Sterzing durchschnittlich zwölf Prozent mehr PKW bei der Einreise als im Rekordjahr 2019. Trotz eines pandemiebedingten Verkehrseinbruchs im ersten Halbjahr 2021 schreibt die A22 satte Gewinne und schließt die ersten sechs Monate mit einem Reingewinn von knapp 16 Millionen Euro, was „einer Steigerung von 14,34 Millionen Euro gegenüber dem Halbjahr 2020 entspricht. Die Mauteinnahmen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 11,81 Millionen Euro“, so die Autobahngesellschaft in einer Aussendung. Niemals zuvor wurden an der Mautstelle Sterzing so viele PKW gezählt wie am Stauwochenende von Ende Juli auf Anfang August: 20 Prozent mehr Einreise Richtung Süden gegenüber dem vorpandemischen 2019. Die Kehrseite: Stau! Alles steckt, mehr denn je. Stop and go quetschen sich die Vehikel Stoßstange an Stoßstange durch das enge Tal. Für uns Wipptaler ist an Wochenenden kaum an ein Wegfahren zu denken. Proteste bleiben weitgehend aus.

Betrüblicher als die A22 sehen da schon die beiden Landeshauptleute von Nord- und Südtirol den neuerlichen Verkehrsanstieg: Für viele Politiker dies- und jenseits des Brenners ist die Grenze des Erträglichen längst überschritten worden. Reglementierungen greifen aber, wenn überhaupt, nur auf Nordtiroler Seite, in Südtirol tut sich herzlich wenig. Nordtirols Landeshauptmann Günther Platter hat nun weitere Einschränkungen angekündigt: 2022 soll es im ersten Halbjahr 21 Tage mit LKW-Blockabfertigung als Lenkungsinstrument geben und auch in den kommenden Wochen sollen vermehrte Verkehrsbeschränkungen greifen. Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher spricht sich für eine Verteuerung der LKW-Maut und für ein Buchungssystem für LKW-Fahrten aus. Es brauche Kostenwahrheit, so der Landeshauptmann in einem RAI-Interview.

Besorgt sind Südtirols Grüne. Und nicht nur sie. „Man hatte befürchtet, dass es nach der Pandemie noch schlimmer kommen könnte als vorher. Die Wochenenden in diesem Sommer und das Verkehrsaufkommen auf der Brennerautobahn mit noch zehn Prozent mehr Verkehr als vor der Pandemie bestätigen leider diese Vermutung. Der Individualverkehr hat zugenommen und erweist sich in unserem Transitland als ärgere Belastung denn je“, so die Grünen-Abgeordneten Bri-

gitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler in einer Presseaussendung. Zurückzuführen sei dies einerseits auch darauf, dass seit der Pandemie öffentliche Verkehrsmittel weniger attraktiv erscheinen und sich die Menschen im eigenen Auto sichtlich sicherer fühlen, zum anderen biete die Bahn für teures Geld einen oft nur „mittelmäßigen Service“. Die Anrainer zahlen dafür den Preis: „Sie stöhnen unter Lärm, Abgasen, Feinstaub- und Stickoxidbelastung und erleben am eigenen Leib, was es heißt, den Klimawandel zu verdrängen.“ Der Landesregierung werfen die Grünen Ankündigungspolitik vor: „Die Landesregierung verkündet einerseits Botschaften zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Gleichzeitig wird der Flugverkehr ausgebaut und der Verkehr auf der Brennerautobahn expandiert. Wie geht das alles zu-

sammen? Der Mittsommerverkehr zeigt auf, was passiert, wenn wir zuschauen, wie das Kaninchen der Schlange“, so die Grünen. Es brauche endlich einen klaren Aktionsplan zur Eindämmung des Verkehrs auf der Brennerachse. Im EU-Parlament sei mit aller Entschlossenheit der mühsame Kampf um eine Korridormaut zu führen: „Die Alpen und ihre Bewohner verkraften keinen ewigen Anstieg des Verkehrs; sie sind Lebensraum und keine Transitschleuder.“ lg

Alle Jahre wieder: „Ferragosteischer“ Campingplatz in Sterzing

Gelder für Riggertalschleife genehmigt

Das interministerielle Komitee für Wirtschaftsplanung und nachhaltige Entwicklung (CIPESS) hat in seiner jüngsten Sitzung den Investitionsplan für die Jahre 2020

und 2021 des Programmvertrages zwischen dem Ministerium für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität und der Schienennetzgesellschaft Rete Ferroviaria Italiana (Rfi) Spa aktualisiert. RFI stehen demnach weitere finanzielle Ressourcen von insgesamt 31,69 Milliarden Euro für die Realisierung der im nationalen Plan für Aufbau und Resilienz (Pnrr) beinhalteten Projekte zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurden auch weitere 70 Millionen Euro für den Bau der Riggertalschleife bestätigt. Grünes Licht für das Projekt gab es auch bei der Generalversammlung der staatlichen Aufsichtsbehörde für öffentliche Arbeiten. Die sogenannte Riggertalschleife schafft eine 6,7 km lange Bahnverbindung mit einem 796 m langen Tunnel und einer 172 m langen Brücke über das Riggertal. Mit diesem Bau zwischen Schabs und der Brennereisenbahnlinie soll die Pustertalbahn direkt mit dem Bahnhof Brixen verbunden werden. Zudem sind die zwei neuen Zughaltestellen in Vahrn und Schabs sowie ein neuer Kreisverkehr vorgesehen. Das Vorhaben ist gemeinsam mit weiteren Bahnprojekten in den anderen Landesteilen für die Umsetzung des Taktfahrplans wichtig. Insgesamt werden in dieses Bauvorhaben 220 Millionen Euro investiert. Für die Olympischen Spiele 2026 ist dieses Projekt von strategischer Bedeutung.

Elzenbaum Pegelmessstelle am Mareiterbach erneuert

Im Zuge des Ausbaus und der Modernisierung des Pegelmessnetzes in Südtirol wurde vor kurzem die Pegelmessstelle am Mareiterbach in Elzenbaum erneuert. Die Pegelmessstelle am Mareiterbach wurde von unterhalb der Querung mit der Penserjochstraße, wo sie seit 1979 hydrometrische Daten aufzeichnet, nach Elzenbaum verlegt, dort neu errichtet und dem neuesten Stand der Techik angepasst. Zudem wurde die Pegelmessstelle am Eisack in Freienfeld erweitert. Der Bautrupp von Vorarbeiter Roland Langgartner hat die Bauarbeiten durchgeführt. Baustellenleiter war Philipp Walder vom Amt für Wildbachverbauung Nord. An der Pegelstation am Eisack in Freienfeld wurden Geräte für die Bestimmung des Schwebstofftransports installiert. Ausgehend von der Trübungsmessung und der Beprobung des Eisacks kann die Feststofffracht des Eisacks ermittelt werden, erläutert Bauleiter Roberto Dinale, Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen. In das Projekt wurden 300.000 Euro investiert.

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