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Musik II: „Transhumanism“ von „Virial“

Zwischen Genesis und Apokalypse „Transhumanism“ – Zweites Album der Metal-Band „Virial“

Nach „Organic Universe“ im Jahr 2015 veröffentlicht die Me tal-Band Virial aus Sterzing Ende Sep tember ihr zweites Al bum „Transhumanism“. Zwölf inhaltlich und musikalisch miteinan der verwobene Songs, in denen die futuris tische Geschichte der möglichen Entwicklung einer Zivilisation erzählt wird.

Die Geschichte spielt auf dem Planeten „Aurelia“, der bereits im Debütalbum vorkommt. Im zweiten Konzeptalbum von Virial geht es nun um interplanetare Kontakte, neuartige Antriebstechnologien, eine kryoschlafende Crew auf dem Weg zu neuen Gestirnen, fremdartigen Geräuschen auf dem Exomond Prometheus und unvorhergesehenen Zwischenfällen. Diesem folgt der Rückzug auf den Heimatplaneten, dessen Zivilisation in der Zwischenzeit ausgelöscht wurde. Nur wenige Überlebende können sich kriechend unter die Planentenoberfläche retten und der enormen Strahlung durch neuartige Waffen entgehen. Nach der Apokalypse bricht eine neue Ära an: Neu-Aurelia entwickelt sich. Vernetzt mit einer unerschöpflichen Datenbank ist der Planet frei von Kulten und Religionen, Kriege gibt es nicht mehr, Krankheiten sind so gut wie ausgerottet, die Lebenszeit der Bewohner wächst und wächst. Biometrische Wesen entstehen – der Unsterblichkeit steht eigentlich nichts mehr im Wege. Um die letzten Fragen zu beantworten, wird schließlich an einer einzigartigen künstlichen Intelligenz gearbeitet, wodurch sich die biologische Evolution am Ende hin zu einer technologischen wandelt. Am Ende aber bricht das virtuelle Netzwerk zusammen, die Bewohner werden aufgerufen, ihr Bewusstsein zu sichern und dadurch unsterblich zu werden. Da erstarrt der Planet. Es kehrt Stille ein. Es herrscht die Unendlichkeit. An diesem Plot von Gitarrist Christian Wieser richten sich die Songs aus. Nach drei Single-Auskoppelungen gibt es am 24. September das Album Release, produziert vom australischen Label „Vicious Instinct Records“. Neben Christian Wieser aus Mareit gehören seit 2016 sein Bruder Thomas Wieser (Gesang, Rhythmus-Gitarre), Bassist Philip Dollinger aus Kramsach und Stefan Rojas (Schlagzeug) zur Band. Als Gastmusiker sind Christian Muenzner und Daniel Riccabona zu hören.

„Interessante Phase der Menschheitsgeschichte“

Erker: Euer neues Werk nennt sich „Transhumanism“. Transhumanisten setzen auf eine Verschmelzung von Mensch und Technologie. Wie spiegelt sich das in Eurer Musik wider?

Christian Wieser: „Transhumanism“ erzählt in Form eines Science-Fiction-Epos die Geschichte einer fremden Zivilisation, die genau diese Verschmelzung durchmacht. Wir als Menschheit sind ja bereits inmitten dieses Wandels, Prothetik und Orthetik gehören längst zum Alltag. Man kann davon ausgehen, dass mittelfristig alle Organe im Menschen bei Bedarf durch künstlich hergestellte Replika ersetzt werden können. Wie wird die weitere Entwicklung aussehen? Genau das ist das lyrische Thema im nächsten Release.

Musikalisch bleibt ihr auch auf Eurem neuen Album dem

Technical Death Metal der frühen 2000er Jahre verhaftet. Die Metal-Szene ist soundtechnisch im letzten Jahrzehnt leider etwas steril geworden. Durch leistungsfähige Rechner und Soft-

ware können Tonspuren so realitätsnahe nachprogrammiert werden, dass diese von den Zuhörern kaum noch von echten Instrumenten zu unterscheiden sind. Somit gehen viele Bands den einfacheren, kostengünstigeren Weg und lassen ihre Schlagzeugspuren und teilweise sogar ihre Saiteninstru-

mente programmieren. Bei den Aufnahmen für „Transhumanism“ haben wir darauf gesetzt, den klassischen Weg zu gehen. Alle Instrumente außer den Streichern wurden von Menschenhand eingespielt, es wurde so viel wie nötig und so wenig wie möglich nachbearbeitet. Ich denke, die natürliche Dynamik oder, wie man so schön sagt, das Atmen der Musik, ist im Endergebnis gut zu hören.

Inhaltlich geht es in den zwölf

Songs um den Wandel von der biologischen hin zu einer technischen Evolution.

Genau, die biologische Evolution ist ein langsamer, fortwährender Prozess, der Jahrmillionen in Anspruch nimmt. Der technologische Fortschritt hingegen ist rasend schnell und gerade dabei, den biologischen zu überholen, wenn nicht vollständig abzulösen. Die Evolution wird dann nur noch vom Stand der Technik und nicht mehr von der biologischen Entwicklung bestimmt. Wir befinden uns derzeit in einer sehr interessanten Phase der Menschheitsgeschichte, weshalb wir dieses Thema aufgegriffen und aufgearbeitet haben.

Die Geschichte, auf dem Planeten „Aurelia“ spielend, gipfelt in einer möglichen Lösung des Fermi Paradoxons.

Können Sie das unseren Lesern kurz näher erklären.

Nun, worum geht es beim nach dem Physiker Enrico Fermi benannten Paradoxon? Wir wissen bereits, dass die Sonnen-Erde-Konstellation, in der wir leben, nichts Besonderes ist, da wir mit Planetenfindern schon zahlreiche identische Sonnensysteme aufspüren konnten, die teilweise Jahrmillionen älter als unser Heimatsystem sind. Unter der Annahme, dass unter denselben Umständen wie auf der Erde auf anderen Planeten auch Leben entstanden sein dürfte, müssten wir also schon längst Kontakt zu Außerirdischen aufgenommen haben. Da aber außer ein paar verschwommener Youtube-Videos unterirdischer Qualität keine Spur von Außerirdischen zu finden ist, wird dem wohl nicht so sein. Warum ist das so? Dazu gibt es eine Reihe von Hypothesen, wie zum Beispiel die Rare-Earth-Hypothese (Gesteinsplaneten wie die Erde sind zwar häufig anzutreffen, Bedingungen, welche die Entstehung des Lebens wie auf der Erde begünstigen, sind aber sehr rar) oder der „Große Filter“ (das Leben mag vielleicht nicht außergewöhnlich sein, es gibt aber eine Art Barriere, die verhindert, dass die Entwicklung höherer Intelligenz einem längeren Zeitraum standhält, zum Beispiel weil sich eine Zivilisation ab einem bestimmten Entwicklungsstand selbst auslöscht). Auf letzterer Hypothese stützt sich die Geschichte in unserem Album „Transhumanism“. Die Auslöschung findet hier jedoch nicht wie vermutet durch Kriege und Verfeindungen statt, sondern durch die außer Kontrolle geratene Entwicklung der Technologie und eine dadurch entstandene technologische Singularität. Falls jemand an der gesamten Story interessiert ist: Wir werden in der Zeit bis zum Release am 24. September auf unseren Social-Media-Kanälen facebook.com/VirialBand und Instagram @virialband_official neben Singles, Videos, Making-ofs und Bandfotos auch Details zum Konzept veröffentlichen und freuen uns über jeden neuen Follower.

Eine abschließende Frage:

Glauben Sie an außerirdisches

Leben?

Es wäre ein sehr verschwenderischer Umgang des Universums mit sich selbst, wenn angesichts seines so gigantischen Raumes die Erde der einzige belebte Planet wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf anderen Planeten zumindest Mikroorganismen gibt, vielleicht sogar bereits auf den großen Monden unserer Nachbarplaneten Jupiter und Saturn. Was intelligentes Leben betrifft, halte ich mich lieber an den aktuellen Stand der Wissenschaft und der besagt: Man weiß es nicht.

WIPPflash

Lebende Traditionen

„Traditions Vivants“ – lebende Traditionen nennt sich die Performance von Operabooom am 25. September in der Festung Franzensfeste. Dabei werden die Traditionen und die zeitgenössischen Künstler dialogisch kraftvoll miteinander interagieren. Die Wahrnehmungsräume werden erweitert und es beginnt eine Entdeckungsreise des Neuen im vermeintlich „Alt-Bekannten“.

Solange fordern wir ...

Im Rahmen der Biennale 50x50x50 gab es in der Festung Franzensfeste in diesem Sommer mehrere Künstlergespräche. Mit „Solange fordern wir Gleichberechtigung“ folgt am 30. September ein weiteres. Katharina Cibulka, AliPaloma, Ingrid Heiss, Dalia Parisi Stix und weitere Gesprächspartner beleuchten das Thema der Gleichstellung aller Menschen in der Gesellschaft aus den verschiedensten Blickwinkeln. Solange diese nicht eingelöst wird, solange müsse die Kunst und ein jeder dafür ein- und aufstehen. Das Gespräch beginnt um 19.30 Uhr. Der Green Pass ist erforderlich.

BBT

Erweiterte Ausstellung

Seit fünf Jahren werden im BBT-Infopoint in der Festung Franzensfeste auf rund 200 m2 die Welt des Tunnelbaus gezeigt und auf vielfältige Weise Themen wie Umweltschutz, Verkehrspolitik, Geologie und Baufortschritt aufgegriffen. Vor kurzem ist die Ausstellung um Schautafeln über die BBT-Zulaufstrecke Franzensfeste-Waidbruck erweitert worden. Neben Trassenverlauf, Vortriebsmethoden und Geologie werden auch Umwelt und Deponien thematisiert. Die Ausstellung (Anmeldung für Gruppen erbeten) ist von Mai bis Oktober von Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr und von November bis April von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos.

Baustelle Südtirol Siedlungsgrenzen – grenzenlos?

Gossensaß um 1900 (Bildarchiv Friedrich Kropsch)

Seit nunmehr 31 Jahren dokumentieren Südtiroler Chronisten das Zeitgeschehen. Sie machen damit auch auf die großen Veränderungen aufmerksam, die das Land in dieser Zeit erfahren hat. Mit der Fotoausstellung „Baustelle Südtirol“ soll die Siedlungsentwicklung der letzten 100 Jahre in all ihren positiven Aspekten, aber auch mit ihren problematischen Seiten veranschaulicht werden. Ab Oktober wird die Schau zeitgleich an verschiedenen Standorten in Südtirol gezeigt. Chronisten beobachten und dokumentieren die Entwicklung ihrer unmittelbaren Lebenswelt in Wort und Bild oft über längere Zeiträume. Anhand der dabei entstehenden Chronik-Dokumentationen wird der Wandel von Natur- und Kulturlandschaft besonders augenscheinlich. Zurückzuführen ist dieser auf Veränderungen des Lebensstils, die wirtschaftliche und die Bevölkerungsentwicklung, auf technische, bauliche und landwirtschaftliche Innovation, den Wohlstand durch Demokratie und die breite Bildung; auch der Klimawandel ist ein wichtiger Faktor. Die Negativfolgen sind das leise Artensterben, Veränderungen in der Vegetation, der Rückzug der Gletscher, die Zersiedelung, die Versiegelung von Böden, der Verlust wertvoller Bausubstanz und die Vernutzung von Wirtschaftsflächen. Der Vergleich mit älteren Aufnahmen zeigt, wie Dörfer und Städte seit der Zwischenkriegszeit und namentlich ab den 1960er Jahren kontinuierlich gewachsen sind – und der Siedlungsdruck scheint unvermindert anzuhalten. Welche Zukunft hat unsere Kulturlandschaft? Wie kann die Bewahrung von Kultur und Tradition mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Ansprüchen in Einklang gebracht werden? Welche Landwirtschaft wünschen wir uns? Aus dem Gelernten über Veränderungen, wie sie die gegenübergestellten Bilder aufzeigen, kann der Weg zu einer bewussteren und partizipativen Landschaftsentwicklung gezielter eingeschlagen werden. Die Chronisten leisten mit dieser Ausstellung dazu ihren Beitrag. In Sterzing wird die Ausstellung am 1. Oktober um 18.00 Uhr in der Rathausgalerie eröffnet. Sie ist bis zum 21. Oktober zu sehen; der Eintritt ist frei.

Buchtipp Die kleine Kranzkuh Tini

Ein Almabtrieb ist etwas Aufregendes. Besonders wenn man das erste Mal dabei ist. Die Tradition will es, dass jedes Jahr eine andere Kuh die Heimkehr ins Tal anführt. Meist fällt diese Aufgabe der schönsten Kuh zu. Aber in diesem Jahr ist alles anders … Das illustrierte Vorlese- und Lesebuch „Die kleine Kranzkuh Tini“ für Kinder von zwei bis acht Jahren gibt einen kurzweiligen Einblick in die alte Almtradition, aber nicht nur. Es erzählt vom Anderssein und der Tugend, sich so anzunehmen, wie man ist. 32 Jahre alt und aufgewachsen im Pustertal, wohnt Roswitha Seeber seit einigen Jahren in Wiesen bei Sterzing. Hauptberuflich im Tourismusmarketing tätig, hatte sie schon immer eine Vorliebe fürs Schreiben und Erzählen. „Nach dem Besuch des letzten Almabtriebes von Ridnaun kam mir die Idee, diese alte Almtradition in Form einer unterhaltsamen Geschichte auch den Jüngsten näherzubringen“, erinnert sich Seeber. So entstand in Zusammenarbeit mit dem Effekt! Verlag das Kinderbuch „Die kleine Kranzkuh Tini“. Erhältlich ist das Buch ab sofort im guten Buchhandel, online und direkt über die Autorin unter Tel. 340 1807035 (Anruf oder WhatsApp). Für jedes direkt über die Autorin verkaufte Buch gehen zwei Euro an die Vereinigung für krebskranke Kinder in Südtirol „Peter Pan“.

Sagenhafte Bergbauwelt

Viele Sagen und Erzählungen ranken sich um die Welt unter Tage: von tückischen Antrischen, von weisen und gutmütigen Saligen und von wild gewordenen Stieren wird berichtet. Die unterirdische Welt lädt ein, zu träumen und den Märchen und Geschichten zu lauschen.

Wir erzählen diese Legenden allen abenteuerlustigen Kindern und ihren Eltern am Sonntag, den 19. September an den Standorten Prettau und Ridnaun und tauchen mit ihnen ein in die mystische Welt der Südtiroler Bergwerke und umliegenden Talschaften. In der Bastelecke wird den Sagen ein neues Gesicht gegeben, die kreativen Werke zu den Erzählungen werden in unserer Kinder-Galerie veröffentlicht. Sei auch du dabei beim dritten Sagentag des Landesmuseum Bergbau und lass dich von der sagenhaften Bergbauwelt verzaubern. Beginn der Sagenerzählungen in deutscher Sprache um 10.00, 12.00, 15.00 und 17.00 Uhr, in italienischer Sprache um 11.00, 14.00 und 16.00 Uhr.

Kreative Schreibwerkstatt

Am 8. und 9. Oktober gibt es in der Stadtbibliothek Sterzing eine „Kreative Schreibwerkstatt“ für Erwachsene und Jugendliche ab dem Oberschulalter mit der Sterzinger Autorin Barbara Zelger.

Am Freitagabend (18.00 – 20.00 Uhr) sind eine Einführung und eine erste Fantasie-Schreibübung geplant. Auch am Samstag (14.00 – 18.00 Uhr) kann man seinen Gedanken und Ideen freien Lauf lassen: Inhaltlich und bei der Wahl der Textsorte ist alles erlaubt, was gefällt – ob lustig, traurig, komisch, ob Liebesgeschichte oder Biografisches, ob Kurzgeschichte, Gedicht, Poetry Slam oder Songtext. Die Teilnehmer bekommen Schreibanregungen, gemeinsam werden die Ergebnisse angehört, wer will, kann auch an bereits begonnenen Texten weiterarbeiten. Auch bereits fertige Texte kann man mitbringen und zur Diskussion stellen. Wichtig sind die Freude am kreativen Schreiben und der gemeinsame Austausch. Es sind keine Vorkenntnisse notwendig. Mitzubringen sind je nach Präferenz Papier und Stift oder der eigene Laptop. Es ist auch möglich, nur an einem der beiden Termine teilzunehmen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist notwendig (bibliothek@sterzing.eu, Tel. 0472 723760); die Teilnahme ist nur mit Green Pass möglich. Barbara Zelger ist Mitglied der SAAV und hat Lyrik und Prosa in verschiedensten Print- und Online-Medien veröffentlicht. Sie ist Mitarbeiterin bei Projekten der Textanalyse und Referentin in den Bereichen Sprachförderung und Mehrsprachigkeit. In ihren Schreibwerkstätten gelingt es ihr immer wieder, den richtigen Impuls für das Schreiben von Texten zu geben.

Sterzing Streicherakademie begeistert Publikum

Es war ein Konzert der Extra-Klasse, das die Streicherakademie Bozen Anfang August dem zahlreich erschienenen Publikum im Stadttheater Sterzing geboten hat. Auf dem Programm standen das Cellokonzert Nr. 1 in C-Dur von Joseph Haydn, die Fantasia für Cello und Orchester op. 52 von Mieczyslaw Weinberg und die Kammersymphonie in c-Moll op. 110 von Dmitri Shostakovich. Gemeinsam mit dem international preisgekrönten Cellisten Giovanni Gnocchi aus Cremona, der als Solist auftrat, begeisterte das vorwiegend aus Südtiroler Musikern zusammengesetzte Ensemble unter der künstlerischen Leitung von Georg Egger die Zuhörer. Diesen stand die Freude über die grandiosen Darbietungen ins Gesicht geschrieben. Nach lang anhaltender Abstinenz von Live-Konzerten goutierten sie das Klassik-Konzert und die Magie erlesener Celloklänge mit frenetischem Beifall.

Gasteig Kleiner Künstler ganz groß

Anlässlich des 51. Internationalen Raiffeisen Jugendwettbewerbes wurden von Grundschülern des Wipptales 664 Bilder eingereicht. Die Bewertung der einzelnen Bilder fand auf mehreren Ebenen statt: Eine erste Auswahl wurde in der Raiffeisenkasse Wipptal getroffen, die Siegerbilder wurden darauf von einer weiteren Jury in Bozen bewertet. Die Freude war groß, dass unter den mehr als 10.000 kleinen Kunstwerken Dorian Moroder aus Gasteig den zweiten Platz auf Landesebene erreicht hat.

Happy birthday, Pfeifer Huisile!

Am 14. November 1685 wurde in Meran Mathäus Hägele enthauptet und verbrannt. Wann aber hat der aus Flading im hintersten Ratschingstal stammende Hexenmeister das Licht der Welt erblickt?

Von Oktober bis November 1685 wurde im Land- und Stadtgericht Meran die Angelegenheit von Mathäus Hägele (Hänsele) vulgo Pfeiffer Hänsele (Huisele) aus Ratschings verhandelt. Am 29. September 1685 sandte das Land- und Stadtgericht Meran die entsprechenden Unterlagen an die Regierung, die dem Gerichtsurteil in ihrem Antwortschreiben vom 27. Oktober 1685 zustimmte: Der Angeklagte solle für seine Vergehen als abschreckendes Exempel hingerichtet werden. Hägele wurde am 14. November 1685 enthauptet und verbrannt. Bei seinem Tod war er ungefähr 60 Jahre alt. Wann aber hat der landauf, landab bekannte Hexenmeister das Licht der Welt erblickt? Fest steht, dass er aus Flading stammte und in eine ärmliche Bauernfamilie hineingeboren worden ist, Not und Elend bestimmten sein Leben. Da ihm sein von Arbeit und Entbehrung geprägtes Leben missfiel, wandte er sich an den Lauterfresser aus Brixen, den berühmtesten Hexenmeister seiner Zeit. Wie Historiker Hermann Holzmann berichtet, soll das Pfeifer Huisile zum Lauterfresser gesagt haben: I bin zu guet für die Arbeit und zu schlecht zum Nichtstun. I will a Mensch sein wie di andern. Will löbn und wenig arbeiten. Landauf und landab ziechen. Und will Gewalt bekommen über die Menschen! Der Lauterfresser ließ sich nicht zweimal bitten und führte das Huisile in die Zauberei ein. Nach seinen Lehrjahren schloss er einen Pakt mit dem Teufel, der ihm nach einem Kegelabend in Gossensaß begegnet sein soll. In der Folge sollte er seine rote Feder nicht mehr links, sondern rechts an seinem Hut tragen. Er bekam Gewalt über die Tiere, die Menschen und das Wetter und beschäftigte sich mit Schadenzauber. Besonders gern narrte er reiche Bauern und Gastwirte, besonders wenn sie ihn Hunger leiden ließen. Die Kunst des Stellens bereitete ihm besondere Freude: Dabei ließ er Menschen mitten in der Bewegung erstarren. In der Brennergegend war das Huisile oft mit seinem Ziegenbock unterwegs und drohte, Dörfer und Täler mit den ihm hörigen Naturgewalten zu zerstören. Als der Hexenmeister 1685 gefasst wurde, wurde er zur Richtstätte nach Meran gebracht und in einen Kessel mit siedendem Öl getaucht. Bevor er seinen Geist aushauchte, soll er gerufen haben: „Beeilt euch, dass ich noch mit allen Teufeln zu Mittag essen kann!“ So weiß es zumindest der Volksmund. Bei seinem Tod soll er ungefähr 60 Jahre alt gewesen sein. Im Taufbuch der Pfarre Mareit gibt es im Jahr 1621 einen Eintrag, der möglicherweise auf die Geburt des Pfeifer Huisile verweist. Unter dem 3. September ist zu lesen: „Thomae Häzl, et uxori eius Annae, baptizatus est filius Mathaeus, patrinus fuit Joannes Kiechl.“ Dem Thomas Häzl und seiner Frau Anna wurde demnach ein Sohn namens Mathaeus geboren, als Taufpate fungierte Joannes Kiechl. Wie bereits Rudolf Trenkwalder in seinem Buch „Geschichte der Gemeindeverwaltung Ratschings: von den Kleingemeinden Jaufental-Gasteig, Ratschings, Mareit, Ridnaun und Telfes zur Großgemeinde“ angemerkt hat, könnte es sich dabei durchaus um den Hexenmeister Huisile handeln; sein Nachname Häzl wurde vielleicht fälschlicherweise als „Hägl“ gelesen, aus dem sich die Verkleinerungsform „Hägele“ (der kleine bzw. junge Hägl) entwickelt hat. Demnach würde Mathäus Hägele am 3. September 2021 seinen 400.

Geburtstag feiern.

Blättert man im selben Taufbuch allerdings weiter, findet sich unter dem 8. Februar 1626 ein Mathias Häzl, der als Sohn des Leonardus Häzl und dessen

Frau Maria geboren worden ist;

Jacobus Lärch trat als Taufpate auf. Auch er wäre im Jahr 1685 etwa 60 Jahre alt gewesen. Dementsprechend könnte erst am 8. Februar 2025 der 400. Geburtstag des Pfeifer Huisile gefeiert werden. Ein weiterer Blick in die Taufbücher der Pfarre Mareit offenbart jedoch, dass Mat(t)hias Häzl – auch als Hat(t)zel oder Hatzl bezeichnet – später eine Familie gegründet hat. Bei der Geburt seines ersten Kindes Blasius am 30. Jänner 1652 wird als Ehefrau und Kindsmutter Elisabeth Mayrin angeführt, bei der Geburt von Tochter Eva im Jahr 1660 wird Margarita Mayrin als solche genannt; als Mutter von vier weiteren Kindern mit Namen Albuinus, Joannes, Josephus und Magdalena, die zwischen 1653 und 1664 geboren wurden, scheint Dorothea Mayrin auf. Es ist anzunehmen, dass Dorothea, in den Büchern auch als „Durl“ geführt, die Ehefrau des Mathias Häzl war, wird sie doch bei der Geburt der Kinder am häufigsten genannt. Bei Frauen haben es die Schreiber mit der Richtigkeit oft nicht so genau genommen... Einträge in das Heiratsbuch, die mit Mathias Häzl in Verbindung gebracht werden können, liegen in Mareit nicht vor. Mathias Häzl selbst wird 1653 als „operarius (Arbeiter) in Raitsching“ bezeichnet, 1654 als „operarius am Pardaun“ und 1664 als „aerisfossor (Bergknappe)“ wiederum in Ratschings. So wird wohl der 1621 geborene Mathaeus Häzl mit dem sagenhaften Pfeifer Huisile gleichzusetzen sein. Wie wohl der sagenhafte Hexenmeister am 3. September 2021 seinen 400. Geburtstag feiern würde? Barbara Felizetti Sorg

Das Pfeifer Huisile, gemalt von Monika Palla

Das Wipptal im Zeitraffer

von Karl-Heinz Sparber (Teil 21)

1863 –1867

GASTHOF „ZUR SACHSENKLEMME“ WIRD GEBAUT

Vorarbeiten zum Bau der Brennerbahn

1864 –1867

Das neue Hotel Sachsenklemme mit dem vorgelagerten Sackhof (um 1868)

Südlich von Grasstein liegt die sogenannte Sachsenklemme, bei der am 4. August 1809 sächsische Rheinbundtruppen vom Tiroler Landsturm durch Steinlawinen und Scharfschützen ihr Leben lassen mussten. Ein 1902 enthüllter Obelisk bei der Sacker Kapelle, das Sachsenkreuz in Oberau und der Sachsenstein beim ehemaligen Gasthof „Peisser“ nördlich von Franzensfeste erinnern heute noch daran. Im Zuge des Brennereisenbahnbaues entsteht südlich des Bahnhofes von Grasstein hinter dem alten Sackhof der neue Gasthof „Zur Sachsenklemme“, errichtet von der Familie Alois Fischer in den Jahren 1963 – 1867. Dieses schlossartige Hotel mit Rund- und Der Tiroler Landsturm Eckturm, 18 Zimmern mit Erkern, überrumpelt die Balkonen und großem Speisesaal wird sächsischen Rheintruppen in der sogenannten aus „Brixner Granit“ aus Grasstein „Sachsenklemme“ am gefertigt. Der Sackhof, 1317 erstmals 4. August 1809. urkundlich erwähnt, wird bereits 1638 als Wirtsbehausung geführt. Dieses historische Gebäude ist 1945 durch Bombenabwürfe gänzlich zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Die Familie Ganterer kauft 1972 das ganze Anwesen und erweitert das Hotel im Laufe der Jahre auf 50 Betten mit Bar, Restaurant und Pizzeria. An der Stelle der angrenzenden Imbisshütte von 1989 entsteht das heutige A. H. Bräu Sachsenklemme, Restaurant mit eigener Bierbrauerei.

581859 n. Chr. Erker 091859 n. Chr. /21 Die Johanneskirche beim Nagele (Goldene Krone) wird zu einem Saal verbaut.

16. Mai 1859 n. Chr.

Die neue Eisenbahnstrecke Trient-Bozen geht in Betrieb. Das Projekt „K. K. Südtiroler Staatseisenbahn“ von Verona bis Bozen steht seit 1854 unter der Leitung von Alois Negrelli. Die Durchgangsbögen beim Zwölferturm und beim Untertor werden ausgebrochen.

Die Meisterleistung: Der Aster Kehrtunnel am südlichen Ausgang in Ast (ist seit 1999 nicht mehr in Betrieb) Durch den Wassertunnel (74 m lang, 9,5 m breit) südlich von Gossensaß wird der Eisack umgeleitet (1865).

1860 wird die „k. k. priv. Südbahngesellschaft“ mit einem Erlass von Kaiser Franz Joseph I. (1848 – 1916) mit dem Bau der Brennerbahn beauftragt. Baudirektor Carl von Etzel (1812 – 1865) bereist zu diesem Zweck im September 1861 erstmals die Brennertrasse. Er verwirft die vorherigen Trassenpläne des venezianischen Ingenieurs Giovanni Qualizza von 1847, des Carl von Ghega von 1853 und ein weiteres Konzept, das Ingenieur Luigi Tatti im Auftrag Luigi Negrellis 1855 erstellt hat. Carl von Etzel schafft ein geniales realistisches Projekt, das heute noch Bewunderung verdient. Die Vollendung der Brennerbahn kann er jedoch nicht miterleben, er verstirbt nach einem Schlaganfall am 13. November 1864 ein halbes Jahr später am 2. Mai 1865. Nach dreijähriger Planung erfolgt am 23. Februar 1864 der erste Spatenstich. Die eindrucksvollsten Arbeiten stellen der Durchbruch des Aster-Tunnels bei Gossensaß (761 m lang, Baubeginn Mai 1864), die Verlegung des Eisackflusses durch den Flusstunnel südlich von Gossensaß, auf Freienfelder Gebiet die Sprengung des Sprechensteinkofels am 10. Jänner 1867 sowie die Errichtung der Eisackbrücke bei Sprechenstein und der Hohen Brücke südlich von Freienfeld dar. 1867 erfolgt, nach nur dreijähriger Bauzeit, die offizielle Eröffnung dieser alpenüberquerenden Eisenbahn. Damit wird die fehlende Verbindung zwischen Innsbruck und Bozen seit 1859 hergestellt.

Bau der Hohen Brücke (Stützweite 31,5 m) über den Eisack südlich von Trens im September 1865 Sprengung des Sprechensteinkofels am 10. Jänner 1867: 1,5 Tonnen Schwarzpulver brechen 9.500 m³ Serpentingestein ab, das für den Dammbau durch das Sterzinger Moos ausreicht.

1862 n. Chr.

Der neu gegründete Österreichische Alpenverein (ÖAV) trägt wesentlich zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderung des Alpenraumes bei, wobei sämtliche Fäden in Wien zusammenlaufen. Eine der Zielsetzungen ist die Organisation des Bergführerwesens. Es beginnt die Zeit der Erstbesteigungen durch Einheimische, aber auch durch auswärtige Pioniere, welche die Tiroler Berge erkunden und besteigen wollen.

Brand in der Altstadt von Sterzing

7. Februar 1865

Zahlreiche Zeitungen berichten (teils widersprüchlich) von dieser Feuersbrunst in Sterzings Altstadt am 7. Februar 1865 (Innsbrucker Nachrichten, Wiener Zeitung, Feldkircher Zeitung, Klagenfurter Zeitung und vor allem die Tiroler Schützen-Zeitung). Demnach bricht das Feuer zwischen 9.00 und 10.00 Uhr abends entweder beim Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“ (Haus Mair gegenüber Heiliggeist-Kirche)

im hinteren Wirtschaftsgebäude oder im sogenannten Margarethenmesnerhaus aus. Innerhalb von ein bis zwei Stunden greift das Feuer auf die benachbarten Ställe und Gebäude Richtung Norden auf der westlichen Straßenseite der Altstadt über und brennt insgesamt elf Wohnhäuser großteils bis auf den Grund nieder (Die Presse vom Februar 1865). In der „Geschichte der Häuser und Familien der Stadt Sterzing“ von Alois Karl Eller finden sich jedoch keine Hinweise darauf, dass auch die Bürgerhäuser vom Brand betroffen waren. Die Schützen-Zeitung klärt auf: Im Haus des Kaufmanns Atzwanger (Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“) bricht im hinteren Ökonomiegebäude das Feuer aus, das schnell übergreift auf das Haus des Margarethenmesners und Tischlers Hofer, dessen Magd dabei ums Leben kommt. Der gegenüberstehende Stadel kann durch den schnellen Einsatz von Gemeinderat Alois Obexer, Johann Egger und Josef Häusler gelöscht werden. Dadurch können das Stafflerhaus samt Zugebäude, die Margarethenkirche und das Kapuzinerkloster außer Gefahr gebracht werden. Inzwischen sind die Feuerwehren von Mauls und Gossensaß und vor allem die Ingenieure der Eisenbahnunternehmung mit den Arbeitern des Pflerer Eisenbahntunnels eingetroffen, während die Sterzinger Feuerwehr für allgemeine Verwirrung sorgt. Der Bürgermeister von Sterzing Michael Waizinger (1860 – 1868) steht weinend vor dem Spritzenhaus am Stadtplatz. Weil man die Schlüssel nicht findet, wird die Tür aufgebrochen. Er muss feststellen, dass die Geräte defekt und die Schläuche durchlöchert sind. In der kalten Februarnacht muss das Löschwasser erst in die Altstadt geleitet werden. Um die Feuersbrunst nach Süden einzudämmen, wird angeordnet, die Rotschindeldächer beim Schulerwirt am Stadtplatz abzudecken, in Richtung Norden werden die Dächer des Schmiedmeisters Josef Brunner (grenzt an die Goldene Sonne an), des Bindermeisters Johann Pardeller (Haus Pardeller), des Kronenwirts Peter Seeber und der rechtsseitigen oberen Häuserreihe in der Altstadt abgetragen. Dadurch und weil der Wind nachlässt, kann der Großbrand gegen 3.00 Uhr morgens eingedämmt und schließlich gelöscht werden. Brandursache ist wahrscheinlich die Unachtsamkeit eines älteren „branntweinseligen“ Taglöhners aus Pfitsch, der im Stall des Sonnenwirts übernachtet und Tabak raucht. Am nächsten Tag findet man seine verkohlte Leiche. Die Schadenssumme beträgt 50 bis 70.000 Gulden, angerichtet an 14 bis 17 Gebäuden, großteils bereits baufällig und unterversichert. Gezählt werden 36 Stück verbranntes Rindvieh, viele Schafe und einige Schweine. An Spenden gehen umgehend über 500 Gulden ein aus Bozen (20 Gulden), Deutschmatrei (109 Gulden), Wiesen (218 Gulden), von der Schützengesellschaft Mühlau (57 Gulden), vom Redakteur D. Schönherr der Tiroler Schützen-Zeitung (5 Gulden).

Sterzing 1859 (Lithographie). Die rückwärtigen Wirtschaftsgebäude in der Altstadt sind 1865 abgebrannt. Beim Gasthof „Zur Goldenen Sonne“ (links mit zwei Erkern) am Stadtplatz von Sterzing ist das Feuer am 7. Februar 1865 ausgebrochen (Foto Otto Schmidt 1901).

Bürgermeister von Sterzing Michael Waizinger (1860 – 1868)

Hier einige Erstbesteigungen (nach Hanspaul Menara, Erker 09/1990):

1847: Erstbesteigung Schrammacher 1861: Wilde Kreuzspitze, 1. touristische Besteigung 1863: Zuckerhütl, 1. Besteigung 1864: Hofmannspitze, 1. Besteigung 1865: Wilder Freiger, 1. Besteigung 1865: Hochfeiler, 1. Besteigung

Das neue Gipfelkreuz auf der Wilden Kreuzspitze (3.132 m) seit 2017

4. – 6. September 1862 n. Chr.

„Wir hatten in Sterzing fast vier Tage anhaltenden starken Regen. In Folge dessen sind der Eisack, der Mareiterbach und der Pfitscherbach ungewöhnlich stark angewachsen und machten die Moosfläche von Sterzing bis Stilfes fast zu einem großen See, der nun aber beinahe gänzlich wieder verschwunden ist.“ Gründung des Katholischen Gesellenvereines, 1. Präses ist Josef Obwexer

1865 n. Chr. 12. – 28. September 1865 n. Chr.

Erker 09/21 In Sterzing alle Tage Regen, Ausbruch des Eisack führt zu Hochwasser, Zerstörung von Brücken, Überschwemmungen und Schäden. 591865 n. Chr.

Die erste Roßkopfhütte

von Alois Karl Eller

Der Sterzinger Gastwirt und Postmeister Alois Obexer begann im Juni 1894 auf dem privaten

Grundstück von Karl Obexer in den Issermähdern auf dem

Roßkopf mit dem Bau der ersten Roßkopfhütte. Die feierliche

Eröffnung erfolgte im Sommer 1895. Die Kosten trug ein Sterzinger Konsortium. Wie der unten angeführte Bericht festhält, war im Jahr 1899 der Sterzinger

Geschäftsmann Karl Obexer alleiniger Besitzer des Berggasthauses.

Im Text, entnommen der Zeitschrift „Bozner Nachrichten“ vom 19. September 1899, wird auch erwähnt, dass Karl Obexer den in

Meran ansässigen Maler F. A. C. M. Reisch beauftragt hat, das erste in Tirol in Aquarell ausgeführte Panorama der Rundsicht vom Aussichtspunkt am Roßköpfl auszuführen. Reisch war um 1900 ein gefragter Meraner Kunstmaler, der vor allem Landschaften malte, die dann als Postkarten gedruckt wurden. Das Panorama wurde auf zwölf Blättern in Druck übertragen. Von diesen ist bis dato nur Blatt 12 mit der Darstellung der ersten Roßkopfhütte auffindbar. Es bleibt die Frage, ob die sicherlich interessanten weiteren elf Blätter irgendjemand kennt oder sogar in einer Sammlung aufbewahrt.

Der hier angeführte Text verdient eine Veröffentlichung, da darin ein gutes Bild von der Erschließung der Wipptaler Bergwelt um 1900 wiedergegeben wird.

„Ein Panorama vom Roßkopf“

Bozner Nachrichten vom 19.09.1899

Vor Kurzem hat Herr Maler F. A. C. M. Reisch über Antrag des Herrn Carl Obexer, Besitzer des Unterkunftshauses am „Roßkopf“ (2187 Meter ü. d. M.), ein Panorama der Rundsicht von diesem bereits weitbekannten Aussichtspunkt vollendet, das aus mehrfachen Gründen eine eingehende Besprechung in der Fach- und Tagespresse vollauf verdient. Das Roßkopf-Panorama des Herrn Reisch ist das erste in Aquarell ausgeführte Gebirgs-Panorama Tirols. Es besteht aus 11, inclus. Unterkunftshaus, aus 12 Blättern, was schon an sich ein Hinweis auf die Aufgabe und die Schwierigkeiten ist, die der Künstler zu bewältigen hatte. Herr Reisch hat diese Aufgabe nach dem allgemeinen Urteil glänzend gelöst. Die Maltechnik, die er hierbei zur Anwendung brachte, ist Aquarell, kombiniert mit Gas. Der gesamte Eindruck, die Harmonie der Farben, die Perspektive, die Genauigkeit der Einzelheiten sind bewundernswert und rücken die Vorteile des gemalten Panoramas gegenüber dem durch Federzeichnungen hergestellten in das hellste Licht. Alles ist hier der Natur abgelauscht und gibt die Natur in getreuester Weise wieder. In richtiger Weise vervielfältigt, wird das Panorama des Herrn Reisch zweifellos dazu beitragen, die bereits so bedeutende Zahl der Bergsteiger des „Roßkopf“ binnen kurzem noch bedeutend zu erhöhen, umso mehr, als dieser Aussichtspunkt verhältnismäßig mühelos und mit einem Zeitaufwand von kaum 3 Stunden erreicht werden kann.

Wir wenden uns nun der eingehenderen Besprechung des Panoramas zu und teilen dasselbe in 10 Gruppen von Gebirgsstöcken ein, beginnend mit den sog. „Telfer Weißen“ im Norden und schließend mit dem „Botzer“ der Stubaiergruppe im Westen. Außer den „Telfer Weißen“, die in ihrer Formation an die prächtigen Ampezzaner Dolomiten erinnern, umfasst die 1. Gruppe noch die 3 „Tribulaune“ von Pflersch, Gschnitz und Obernberg. Der bekannteste von diesen 3 gigantischen Bergen ist wohl der „Pflerscher-Tribulaun“, von dem bis zu seiner in der Neuzeit erfolgten Erstbesteigung die Sage ging, dass er in einer Gipfelhöhe ein goldenes Kegelspiel berge.

In nordöstlicher Richtung folgen nun als 2. Gruppe die „Oberinntaler Berge“. Auch die ober Innsbruck-Hötting aufsteigenden Kalkwände mit der „Frau Hütt“ erblicken wir in nicht allzu weiter Ferne. Weiter östlich fesseln uns – die 3. Gruppe bildend – die „Zillertaler“ Könige der Eiswelt, wie der „Olperer“, „Schrammacher“, „Hochfeiler“, dann der „Kraxentrager“ und „Weißzinnt“ grüßen herüber. An sie reihen sich als 4. Gruppe die „Pfitscherberge“, die „Grabspitze“, die „Wilden Kreuzspitzen“ und deren Ausläufer. Unter den „Kreuzspitzen liegt bekanntlich der hochromantische „Wilde See“, dessen unheimliches Rauschen man bei heftigen Stürmen bis in die Talsohle hört. Die Section „Sterzing“ des Österreichischen Touristen Clubs erbaute zur Erleichterung der Besteigung der genannten Spitzen auf der Burgumer-Alpe die „Sterzingerhütte“. Zwischen den „Zillertalern“ und den „Pfitscherbergen“ bilden die „Weißspitze“, das „Hühnerspiel“ (Amthorspitze) und die py-

ramidenförmige „Daxspitze“ einen prächtigen Vordergrund. Nun wenden wir uns nach Süden. Welch herrlicher Ausblick! Wie trunken verweilt das Auge an diesem Bilde. Die Perlen der „Dolomiten“ (5. Gruppe) umsäumen den Horizont. Wer kennt nicht diese bizarren Kolosse, die von Riesenhänden aufgetürmt und zum Teil wieder gebrechlich wie Zuckerkrystalle erscheinen! Die „Dreischusterspitze“, der „Seekofel“, der „Monte Sella di Sennes“, der „Monte Cristallo“, die „Neunerspitze“, der „Roßlaufkofel“, „Kreuzkofel“ und die besonders schön sich präsentierenden „Geislerspitzen“ reihen sich da aneinander. Davor, zu unseren Füssen, dehnt sich das grüne, von Flüssen durchzogene „Eisacktal“ mit der Stadt Sterzing und vielen Dörfchen und Burgen aus.

An die „Dolomiten“ schließen sich gegen Südwesten eine Gruppe von „Sterzinger Bergen“ als 6. Gruppe an. Hievon sind der „Zinseler“ und das „Weißhorn“, die wegen ihrer schönen Fernsicht gerne bestiegen werden, hervorzuheben. Auch „Tal-Einschnitte“ sind hier wieder sichtbar: das „Jaufental“ mit dem „Gospeneidertal“ und „Seiterbergtal“. Die „Jaufenspitze“ mit dem als Übergang nach Passeier und Meran bekannten „Jaufenjoch“ überragt das Jaufental. Der Jaufenjochpass, schon in den ältesten Zeiten benützt, erweckt die Erinnerung an die Freiheitskämpfe Tirols im Jahr 1809; Andreas Hofer überschritt ihn mit seinen Scharen, um den Franzosen in der nächsten Nähe von Sterzing die erste Schlacht zu liefern. Das hübsch renovierte „Jaufenhaus“, unter dem Pass gelegen, ist leicht erkennbar. Den eben angeführten Tälern erscheint das „Ratschingstal“ vorgelagert, das die bereits weltberühmte von der Section „Sterzing“ des Deutschen und Österreichischen Hintergrund: die „Presanella“ und die „Ortlergruppe“! Der massige „Ortler“ macht den Eindruck eines Fürsten inmitten seiner Umgebung.

Die erste Roßkopfhütte auf 1.860 m, erbaut 1894/95 in den Issermähdern auf dem Roßkopf. Aquarell-Malerei von Kunstmaler F. A. C. M. Reisch aus Meran, 1899, Blatt 12.

Alpenvereins erschlossene „Kaiser-Franz Joseph-Klamm“ (Gilfenklamm) birgt.

Im Hintergrunde erheben sich als 7. Gruppe die „Sarntalerberge“ mit der „Hohen Warte“ als höchsten Punkt. Dieser vorgelagert ist die „Hochplattspitze“ und die oben genannte „Jaufenspitze“. Wir wenden das Auge immer weiter gegen Westen. Über grüne Alpen-Matten hinweg, die sich an das Jaufenjoch anreihen, erblicken wir einen herrlichen Es folgen nun die „Meraner Berge“ (8.Gruppe), die Röthelspitze“, der „Lodner“, die „Hoch-Weiße“ und „Hoch-Wilde“. Sie scheinen uns ganz nahe gerückt. In rein westlicher Richtung endlich schweift der Blick wieder über die Regionen des ewigen Eises; blendend heben sich die schimmernden, im Sonnenglanz sich badenden Firne vom Blau des Himmels ab.

Wir haben als 9. und 10. Gruppe die „Ötztaler“ und „Stubaier-Ferner“, die ersteren sind repräsentiert durch die „Säberspitze“ mit dem Säberferner, den „Hochfirst“, die „Granatspitze“, die „Weiße“ und den „Ramolkogel“, die letztere durch das „Hochg´wänd“ und den „Botzer“. Einen ungemein wirkungsvollen Vordergrund hierfür bildet das freundliche „Ridnauntal“ mit den „Ridnaunerbergen“. Hier haben hervorragende Sectionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins ihr Tätigkeitsgebiet aufgeschlagen. Zahlreiche mit allem in solchen Höhen möglichem Comfort ausgestattete Unterkunftshäuser, wie das „Kaiserin Elisabeth-Haus“ auf dem Bechergipfel, das „Teplitzhaus“, die „Dresdener“ und die „Nürnbergerhütte“ sind da errichtet. Ein Strom von Fremden, von Bewunderern der Berge ergießt sich jedes Jahr in diese Gegend und besucht gleichzeitig für längere und kürzere Zeit die alte, malerische Stadt Sterzing, die auch den Ausgangspunkt für das Ridnauntal und seine Gletscherwelt bildet.

Nun haben wir unseren Rundblick beendet. Ein hohes Gefühl der Befriedigung kann uns mit Recht erfüllen, wenn wir, das Reisch´sche Panorama in der Hand, an einem schönen Tage auf dem Gipfel des „Roßkopf“ stehen und das eben geschilderte in uns aufgenommen haben. Lustwandelnd beinahe haben wir den Gipfel erreicht und eine Rundsicht genossen, wie sie wenige Berge Tirols in dieser Form bieten. Wer daher einen Tag zu erleben wünscht, der in seinen Reise-Erinnerungen einen ersten Platz einzunehmen verdient, der versäume nicht im gastfreundlichen Sterzing Halt zu machen und auf den „Roßkopf“ zu steigen.

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