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Musik I: Herbert Pixner im Erker-Gespräch

finest handcrafted music

Herbert Pixner im Erker-Gespräch

Lange mussten die Wipptaler Fans auf Herbert Pixner und seine kongenialen Bandmitglieder Manuel Randi, Heidi Pixner und Werner Unterlercher warten. Anfang August hat es dann geklappt und das verschobene Jubiläumskonzert wurde nachgeholt – beim ausverkauften Open Air in der Sportzone Stange erlebten die Fans „finest handcrafted music from the alps“.

Erker: Herr Pixner, Ende Juni konnten Sie Ihre Tour starten und Sie sind nach eineinhalb

Jahren wieder auf einer Bühne gestanden. Die pure Freude?

Herbert Pixner: Die komplette Jubiläumstour 2020 – 15 Jahre Herbert Pixner Projekt – musste bekanntlich komplett abgesagt werden. Deshalb gibt es heuer keine Jubiläumstour, sondern ein paar Konzerte, die 2021 von den vielen Absagen und erneuten Verschiebungen verschont geblieben sind und die wir mit einem improvisierten Programm absolvieren. Ein Jubiläumsprogramm gibt es dann vielleicht 2025. Die Prognosen für den kommenden Herbst schauen allerdings schon wieder ziemlich düster aus. Die meisten Konzerte werden aufgrund der oftmals skurrilen Verordnungen in Deutschland, Italien und Österreich bereits auf 2022 verschoben. In Ratschings wurde kurzfristig die Location verlegt, geregnet hat es auch noch, die Fans hatten trotzdem Spaß. Wie war‘s? Wir waren froh, dass das Konzert überhaupt stattfinden konnte. Bei einer Absage hätten alle Tickets zurückerstattet werden müssen. Unsere Fans sind, so wie wir auch, recht hart im Nehmen. Eine laue Sommernacht wäre freilich schöner gewesen, als bei Dauerregen und anschließendem Wolkenbruch zu spielen, aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen.

Legendär und den Wipptalern noch in bester Erinnerung ist

Ihr Konzert auf dem Jaufenpass vor zwei Jahren. Stimmt es, dass Sie dazu eine CD und

eine DVD herausbringen wollen?

Die Konzerte auf dem Flecknersee waren allesamt unvergessliche Konzerte – sowohl für uns Musiker als auch für das Publikum. Das Konzert von 2019 haben wir filmisch festgehalten und erscheint ziemlich sicher 2022 als DVD. Eine schöne Erinnerung an das letzte Konzert auf dem Jaufenpass, auch weil wir für uns beschlossen haben, in nächster Zeit dort kein Konzert mehr zu veranstalten.

16 Jahre Herbert Pixner Projekt, elf Alben, die meisten mit Gold oder Platin ausgezeichnet – Ihre Kreativität scheint unerschöpflich. Woher nehmen Sie die Inspiration?

Es sagt ja schon das Wort: Inspiration, das ist eine Beseelung oder ein Einhauchen. Das kann man sich nicht nehmen. Das kommt und geht von ganz alleine.

Sie wurden schon mal als Jimi

Hendrix der Volksmusik und als Paganini auf der „Ziach“ bezeichnet. Auf Ihrer Website steht über Ihre Musik als „finest handcrafted music from the alps“. Wie würden Sie

Ihre Musik beschreiben?

Wir machen schlicht und einfach Musik. Jedenfalls versuchen wir es. Ich kann mit Schubladisierungen, was Musik betrifft, recht wenig anfangen.

Sie sind ein Virtuose auf Ihren Instrumenten. Wie wichtig sind Ihnen technische

Fähigkeiten und vor allem

Geschwindigkeit?

(lacht) Da gibt es viele weitaus technisch versiertere Virtuosen als ich es bin. Technische Fähigkeiten

sind zwar nicht von Nachteil, aber nur ein kleiner Teil, wenn man Musik ganzheitlich betrachtet bzw. hört.

Ihr neues Album „Symphonic

Alps“ entstand in Zusammenarbeit mit den Berliner Symphonikern. Wie kam es dazu? Vor einigen Jahren, ich glaube, es war 2016, fragten die Münchner Symphoniker bei uns an, ob wir Interesse an einer Kooperation hätten. Damals war es bei uns zeitlich leider nicht möglich. Erst

ZUR PERSON

Herbert Pixner ist am 11. Oktober 1975 in Meran geboren und mit fünf Geschwistern in Walten in Passeier aufgewachsen. Als Elfjähriger lernte er in der Musikschule Klarinette, einige Jahre später brachte er sich das Spielen auf der diatonischen Harmonika selbst bei. Von 1989 bis 1992 machte er eine Tischlerlehre und war nebenbei als Referent für Steirische Harmonika und Klarinette bei verschiedenen Volksmusikseminaren im gesamten Alpenraum tätig. 2005 gründete er mit Heidi Pixner, Manuel Randi und Werner Unterlercher das Herbert Pixner Projekt, 2018 die Band Italo Connection. Seit 2020 lebt Pixner in Gnadenwald in Tirol, wo er sein eigenes Tonstudio betreibt.

2018 war es dann soweit, als wir die Tour 2019 planten. Da war es dann für die Münchener nicht möglich und sie empfahlen uns eine Zusammenarbeit mit den Berliner Symphonikern. Und das taten wir dann auch. Das Ergebnis kann man auf der Doppel-CD „Symphonic Alps“ nachhören.

Sie haben einmal für Barfuss-

TV ein musikalisches Interview gegeben: Auf die Fragen antworteten Sie mit Ihrer

Ziehharmonika ... und man versteht Sie intuitiv. Wie machen Sie das?

Das geht von ganz allein. Genauso, wie ein Kind eine Sprache lernt. Ein Kind kann auch zuerst reden und dann erst lesen. So ist es auch mit Musik. Im Idealfall lernt man zuerst die verschiedenen Sprachen und dann erst das Schreiben und Lesen der Noten.

Sie können großartig Geschichten erzählen, nicht nur mit Ihren Instrumenten, Stichwort Sennentuntschi. Wie sind Sie darauf gekommen? Die Sage der Sennentuntschi ist eine alte Sage aus der Schweiz. Ich habe sie damals bei meinem ersten Sommer auf der Alm, das war 1995, in der Schweiz gehört. Später habe ich die Sage dann vertont. Das Stück heißt „Hiatabua“.

Welchen Traum möchten Sie musikalisch verwirklichen?

Einmal im Leben das dreigestrichene „C“ auf der Trompete kristallklar und ohne Anstrengung zu treffen.

Südtirol Filarmonica

Neues Sinfonieorchester von Südtirolern für Südtirol

Die Initiatoren von Südtirol Filarmonica: (v. l.) Isabel Goller, Zeno Kerschbaumer, Cornelia Goller und Michael Pichler

Ende September debütiert die Südtirol Filarmonica, bestehend aus Südtiroler Profimusikern aus aller Welt, mit drei Konzerten in Toblach, Bozen und Meran.

Weit über 200 Südtiroler Musiker, die ihre berufliche Leidenschaft in den verschiedensten Ensembles dieser Welt ausüben, bilden den Kern dieses Orchesters. 65 davon werden unter der Leitung von Dirigent Michael Pichler, Mitinitiator und seit 2019 in Heidelberg engagiert, nun drei Konzerte in Südtirol geben. Die Südtirol Filarmonica möchte den Profi-Musikern erstmals eine Bühne in deren Heimat bieten und gleichzeitig eine besondere Darbietung ermöglichen: ein Sinfonieorchester von Südtirolern für Südtirol. Das Orchester versteht sich als sprachgruppenunabhängig. Dies spiegelt sich bereits im Namen wider. Es lässt die Sprache der Musik sprechen und ist allein der Qualität verpflichtet. 2020 machten sich die Initiatoren von Arton, einem ehrenamtlichen Verein unter dem Vorsitz von Zeno Kerschbaumer, auf den Weg, die weltweit verstreuten Musiker ausfindig zu machen, gab es doch bisher kein diesbezügliches Verzeichnis. Sie stießen auf weit über 200 Südtiroler Musiker, die rund um den Globus die Klassik-Musik-Szene in vielen verschiedenen Orchestern und Ensembles bereichern, aus beinahe jedem Tal Südtirols stammen und allen drei Sprachgruppen des Landes angehören. Allesamt gehen sie ihrer beruflichen Leidenschaft vorwiegend außerhalb der Landesgrenzen nach – in einer Festanstellung oder freiberuflich. Der deutsche und italienische Sprachraum ist der stärkste Wirkungsbereich der Orchestermusiker. Die internationale Vielfalt geht aber weit darüber hinaus: Sie umfasst vier Kontinente und erstreckt sich von Australien über China bis in die USA. Zudem erstaunt die Bandbreite namhafter Orchester – vom South Florida Orchestra über den Bayerischen Rundfunk und das Orchestra della Scala di Milano bis hin zum Malaysian Philharmonic Orchestra: Südtirol kann stolz auf die erfolgreiche, internationale Tätigkeit seiner Profimusiker sein. Nun bietet die Südtirol Filarmonica den Musikern auch in der Heimat eine Bühne und ein neues Netzwerk. Und bestärkt durch viele herausragende Karrieren junge Menschen in deren Wunsch, mit Mut und Fleiß ihre instrumentalen Fähigkeiten durch ein Studium an einer Musikuniversität zu vertiefen und den Werdegang eines Berufsmusikers einzuschlagen.

Konzerttermine 24. September:

Toblach, Gustav-Mahler-Saal

25. September:

Bozen, Auditorium

26. September:

Meran, Kursaal Es gelten die Covid-19-Schutzmaßnahmen

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