Erker 10 2014 1

Page 1

Italienische Post AG – Versand im Postabonnement Einzelnummer 0,75 Euro G.D. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1,1 - Fil. Bozen - Postgebühr bar bezahlt

Jahrgang 26 - Oktober 2014

Erker Monatszeitschrift für das südliche Wipptal - Mensile per l’Alta Val d’Isarco

25 Jahre

Erker

Erker 10 I 14

1


2

Erker 10 I 14


EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser, FOTOWETTBEWERB I 66 Der Erker-Fotowettbewerb „Das Wipptal im Fokus“ war ein Riesenerfolg. Über 200 eingereichte Fotos zeigen die unterschiedlichsten Facetten des Wipptales. Die zehn Siegerfotos sowie eine Aufnahme jedes weiteren Teilnehmers können in der Sterzinger Rathausgalerie bis zum 17. Oktober bestaunt werden.

MEDIEN

25 Jahre Erker: Geschichte, Meinungen, Reflexionen I 14 WIRTSCHAFT

Im Gespräch mit Raika-Direktor Christina Pupp I 30 ASPIAG

Konkretes Hotelprojekt liegt vor I 34 ENERGIE

Neues Kraftwerk in Pfitsch I 36 GESCHICHTE

Für Gott, Kaiser und Vaterland! I 72 ARCHÄOLOGIE

Steinzeitjäger am Pfitscherjoch I 78 SPORT

Fußballer starten in neue Saison I 98

ALTA VAL D‘ISARCO

L‘Erker festeggia il quarto di secolo I 84 VIPITENO

Sottopassaggio per la zona sportiva I 85 STORIA

L‘Erker e la Wipptal I 86 RAFTING

Team Tigerle domina ai campionati I 91 ERKER-EXTRA Energie sparen & Heizen, Gesundheit & Wohlbefinden I 103 - 121 Leserbriefe I 4 Wipptal-Chronik I 8 Soziales I 38 Woher stammt der Name? I 82 Weißes Kreuz I 122 Frageecke I 122 Leute I 126 Rezept I 126

Unterhaltung I 128 Jahrestage I 130 Veranstaltungen I 132 Gemeinden I 135 Impressum I 135 Kleinanzeiger I 136 Sumserin I 137 Vor 100 Jahren I 138

Nächster Redaktionsschluss: 15.10.2014

Sie halten heute unsere Jubiläumsausgabe in der Hand. Seit 25 Jahren versorgen wir Sie nun schon monatlich mit regionalen Informationen aus Gesellschaft, Politik, Kultur, Geschichte, Sport und vielem mehr. In all den Jahren haben wir das Wipptal von vielen Seiten her beleuchtet und Ihnen – wie wir hoffen – ein Stück näher gebracht. Ein Hauserker erweitert den Ausblick, gestaltet ihn freier und verschafft gründlichere Einblicke – wir hoffen, dies ist auch uns zumindest ein wenig gelungen. In zahlreichen Serien haben wir über aktuelle Themen hinaus die Eigenheiten des Bezirks aufgearbeitet und Zugänge zu öffnen versucht, die ansonsten vielleicht verborgen geblieben wären. An den kultur- und sozialhistorischen Reihen haben viele Fachleute als Autoren mitgewirkt. Die derzeitige Serie etwa beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf das Wipptal. Unsere runden Geburtstage haben wir zuletzt stets mit einem kulturellen Ereignis verbunden. 2004, zum 15-jährigen Bestehen des Erker, haben wir zusammen mit Musikern aus dem Bezirk das Konzert „Yesterday“ auf die Bühne des Stadttheaters gebracht und die jüngste Musikund Bandgeschichte im Bezirk aufgearbeitet: „40 Jahre Rock, Pop und Blues im Wipptal“, ein in Südtirol bis dahin einmaliges Revival. Vor fünf Jahren hat die Künstlervereinigung Lurx den Zwölferturm facettenreich mit Malereien, Skulpturen und Klangspuren bespielt. Zum 25-jährigen Bestehen haben wir nun das Wipptal in den Fokus der Fotografen gerückt. Lassen Sie sich die Foto-Ausstellung in der Rathausgalerie nicht entgehen. Unseren „Fuggerroppe“ haben wir in ein Büchlein gezwängt, die Website neu gestaltet und zu einem Online-Portal mit wöchentlichen News erweitert und der Zeitschrift ein dezentes FaceLifting verpasst. Wir wünschen eine kurzweilige Lektüre.

Erker 10 I 14

3


Leserbriefe

Umfahrung Gossensaß Erker 09/14

Bezugnehmend auf den Artikel „Umfahrung Gossensaß“, der in der September-Ausgabe des Erker erschienen ist, möchten wir als Ansässige folgende Stellungnahme abgeben: 1. Wir stehen voll zur Aussage von Bürgermeister Franz Kompatscher, dass der Bau der Umfahrungsstraße definitiv eine Verbesserung der Lebensqualität und einen wirtschaftlichen Aufschwung für Gossensaß bringen wird. 2. Wir rufen in Erinnerung, dass genau vor 20 Jahren zahlreiche Bürger von Gossensaß mit einer Kundgebung mit Nachdruck die Forderung nach einer Umfahrungsstraße zum Ausdruck gebracht haben, dies nach jahrzehntelangen Diskussionen. 3. In der Folge hat die Gemeindeverwaltung erreicht, dass die Projektierung abgeschlossen wurde und auch die Eintragung in die Bauleitpläne von Sterzing und Gossensaß erfolgen konnte. Sobald die Finanzierung gesichert ist, kann mit der Ausschreibung begonnen werden. 4. Die Aussage, dass es Gossensaß mit einem moderaten Verkehr zu tun hat, ist schlichtweg falsch. Wir fordern die Techniker vom Amt für Straßenbau Nord-Ost auf, an den vielen verkehrsreichen Wochenenden nach Gossensaß zu kommen und dann die entsprechenden Messungen vorzunehmen und die Luftverpestung durch laufende Motoren der stehenden PKW selbst mitzuerleben. Dies ist gesundheitsschädigend für die gesamte Gossensasser Bevölkerung! 5. Durch die Tatsache, dass der

4

Erker 10 I 14

Brenner der meistbefahrene Alpenpass ist, werden speziell im Ort Gossensaß durch Autobahnlärm, Autobahnabgase, AutobahnGroßbaustellen, mit dementsprechend unzumutbarem Lärm und in der Folge stattfindendem Ausweichverkehr durch die Ortschaft, die Lebensqualität und Gesundheit der Einwohner sowie der Tourismus und die Wirtschaft im Allgemeinen stark in Mitleidenschaft gezogen. 6. Landesrat Christian Tommasini möchten wir erinnern, dass Gossensaß nicht nur durch die Autobahn, sondern zusätzlich in den letzten Jahren durch den Bau von Stromleitungen für die Eisenbahn, den Bau der Stromleitung für die SEL, die Belastung des steigenden Bahnverkehrs (ohne Lärmschutz!) außerordentlich belastet ist. Die von Landesrat Tommasini genannten Baumaßnahmen im Gebiet der Gemeinde Brenner bringen leider noch mehr Verkehr und keine Verbesserung für die Ortschaft Gossensaß. Zudem sei angeführt, dass der Verkehr in den letzten 20 Jahren stark gestiegen ist, u. a. auch durch die erfolgte Umrüstung der Mautschalter an der Mautstelle in Sterzing auf Automatenbetrieb, was zu längeren Wartezeiten führt und somit die Reisenden, speziell Richtung Süden, veranlasst, die Autobahn bereits am Brenner zu verlassen. 7. Bezüglich der Attraktivität des Ortes Gossensaß sei festgestellt, dass diese nur mit der Realisierung der Umfahrungsstraße geschaffen werden kann. Vizebürgermeisterin Dolores Oberhofer Leitner fordern wir deshalb auf, in ihrer Funktion die Umfahrungsstraße nicht in Frage zu stellen und sich für diese einzusetzen und somit den nötigen Beitrag für die Verbesserung der Lebensqualität der Einwohner und des Tourismus sowie der Wirtschaft im Allgemeinen in Gossensaß zu leisten. Martina Girtler Vaja, Dr. Georg Vaja, Eckehard Groebner, Günter Strickner


Leserbriefe

Umfahrung Gasteig und Stange Erker 09/14 Ex-Bürgermeister Leopold Siller meinte einmal im Erker, dass wir uns durch den Bau der Handwerkerzone die ursprüngliche Möglichkeit einer Umfahrung verbaut haben. Und der neue Bürgermeister Sebastian Helfer meint im September-Erker, das Thema sei zurzeit nicht aktuell und in Stange die räumlichen Voraussetzungen nicht gegeben. Dem muss ich energisch widersprechen, habe ich doch schon im November 2003 folgenden Leserbrief verfasst: Es ist höchste Zeit, dieses Projekt im Bauleitplan der Gemeinden Ratschings und Sterzing einzutragen und auch zu verwirklichen. Der wachsende Durchzugsverkehr kann Gasteig und Stange nicht mehr länger zugemutet werden. Man denke nur an die Marmortransporte im Minutentakt, die Blechlawinen zu den Skigebieten und Museen, die zwei Buslinien, die vielen Pendler, Hotelgäste oder Lieferanten. Ein jährliches Wirtschaftswachstum von

etwa drei Prozent erzeugt sechs Prozent Verkehrszuwachs, d. h. wenn nichts dagegen unternommen wird, haben wir in zehn Jahren das totale Verkehrschaos in unseren Dörfern, mit allen negativen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Nach meiner Einschätzung gibt es nur die Wahl zwischen zwei Varianten für die künftige gleichzeitige Umfahrung beider Dörfer: Die preiswertere Version, weil sie ohne Tunnel auskommt, verliefe über die bestehende Straße von der Industriezone Unterackern bis zum „Nestl Weiher“, die noch auszubauen wäre. Von dort nach links könnte in einer halbkreisförmigen Schleife mit Brücken der Radweg, der Mareiter Bach und die Ridnauntalstraße, die noch rechts anzubinden wäre, überquert werden, um am gegenüberliegenden Hang unter dem „Volgger-“ und „Klausenhof“ emporsteigend in die zweite Kehre der Ratschinger Straße einzumünden. Die nächste Wohnsiedlung befände sich in etwa 500 m Entfernung. Die teurere hingegen würde schon beim „Rieshof“ in Unterackern in langem Bogen nach links mit Brücken über den Radweg, den Mareiter Bach, den Forstweg und die Ridnauntalstraße führen, die eben-

so noch rechts anzubinden wäre, in einem zumutbaren Abstand von etwa 200 m westlich der neuen Wohnsiedlung. Da wäre ein Tunnel notwendig, der in direkter, ansteigender Linie vor dem „Schoaterhof“ in die Ratschinger Straße einmünden würde. Vorteilhafter wäre diese kurze Umfahrung, da der Großteil an Straßen schon besteht und weniger Kulturgrund benötigt wird. Der Weiler Unterackern bekäme die langersehnte kurze Straßenverbindung nach Stange, die Buslinie Ratschings könnte auch Unterackern bedienen, anstatt mit dem Ridnauner Bus doppelgleisig zu fahren, und das Biotop „Schönau“ bliebe unberührt. Die Transportwege der Firma OMYA verkürzten sich um einen Kilometer und zwei Autostops fielen weg (enorme Kostenersparnis). Ich wünsche mir den demokratischeren Weg, als es beim BBT der Fall war: Die Betroffenen selbst sollten sich „fürs Grobe“ mit dem Projekt auseinandersetzen und dann den Politikern Anweisungen für die gewünschte Umsetzung geben. Die Techniker sollten nur beraten und die Einzelheiten ausarbeiten. Ein idealer Ort für Diskussionen und Abstimmungen wäre sicher

unser Gemeindesaal unter Vorsitz des Bürgermeisters, der auch die Organisation dafür übernehmen sollte. Franz Gitzl, Stange

Schrott auf der Schiene Wenn ich über den Brenner in meine Heimat fahre und einen Blick auf den Bahnhof riskiere, fühle ich mich manchmal in eine Zeit versetzt, in der noch alte Dampflokomotiven über den Alpenpass schnauften. Es dampft, raucht, staubt, tropft und stinkt. Zu meiner Enttäuschung sind es keine Nostalgiezüge, keine Lokomotiven, es ist auch kein Wasserdampf oder Kohlestaub, der aus den Schloten qualmt und stinkt, es ist auch kein Kondenswasser aus den Heizkesseln, das auf die Geleise tropft. Vielmehr sind alte, verrostete, lecke Schrott-Wagons der Ursprung allen Übels. Ob giftig, gesundheitsschädlich, ätzend, explosiv, brennbar oder hoffentlich ungefährlich, ist einerlei. Die

Erker 10 I 14

5


Leserbriefe

Feuerwehren, die Gott sei Dank bisher Schlimmeres verhindern konnten, wissen ein Lied von den „Chemieeinsätzen“ zu singen. Wie ist der technische Zustand der Fahrgestelle dieser fahrenden Bomben? Wer ist dafür zuständig? Wer ist verantwortlich? Früher wäre es einfach gewesen, es gab die ÖBB und die FS – heute weiß es niemand mehr so genau. Es gibt eine Reihe von Betreibergesellschaften und diese haben Leasingverträge mit allen möglichen Betreibern. Die einen liefern nur Strom, die anderen stellen die Geleise zur Verfügung, andere die Lokomotiven, wieder andere die Zugführer, wieder andere sind Betreiber der Wagons oder auch nur des Unterbaus, andere stellen den Kessel zur Verfügung und wissen nicht, was gefüllt wird; die Chemikalienlieferanten hingegen wissen nicht, welchen Schrott sie für die Lieferung benutzen müssen.

Gibt es für Kontrollen eine gesetzliche Grundlage? Gibt es eine Handhabe bei einem Vergehen? Gibt es einen Maßnahmenplan, falls ein Wagon aus dem Verkehr gezogen werden muss? Niemand weiß, wer was wen wo wann wie oder ob man überhaupt kontrollieren soll oder wer warum wann wo welche Maßnahmen ergreifen will, soll, darf, muss oder kann. Das Bemühen der Verantwortlichen – auch der politischen – hält sich in sehr überschaubaren Grenzen, ansonsten wäre dieser Missstand längst abgestellt. Ein Wagon kann ja keine Fahrerflucht begehen oder über eine Ausweichroute entkommen. Auch die Aufenthaltsdauer am Brenner ist für eine Kontrolle mehr als ausreichend. Es gibt auch keine grünen Proteste oder einen Aufschrei von irgendwelchen Transitgegnern – es ist ja schließlich die ach so umweltfreundliche Bahn, auf der in Zukunft noch viel mehr transportiert werden soll. Zur Klarstellung: „Sektorales Fahrverbot“ bedeutet, dass Schrott auf Wagons und nicht dass auf Schrott-Wagons transportiert werden soll. Der überwiegende Teil der Wagons ist sicherlich in einwandfreiem und sicherem Zustand. Schrott-Wagons mögen Einzelfälle sein, aber es ist höchste Eisenbahn, diese schleunigst aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie den Wipptalern um die Ohren fliegen oder sie vergiften. Auch konkrete Richtlinien, scharfe Kontrollen und Maßnahmenpläne für Notfäl-

le sind dringend erforderlich. Die schreckliche Tragödie von Viareggio 2009 darf sich nicht wiederholen. August Aukenthaler, Obsteig (A)

Höchste Zeit! Ich verstehe die Maulerei von den Mandataren nicht! Wenn heute in Rom Verhandlungen stattfinden, bei denen es nicht so läuft, wie viele Mandatare es gerne hätten, wird geschimpft. Ich frage mich, was sie in den letzten 30 Jahren gemacht haben? Den Leuten wurde so viel versprochen, mit dem Hintergedanken, man kann ihnen viel vorlügen, denn wir brauchen sie ja nur alle vier Jahre. Es wird geschimpft und geschimpft, aber in Wirklichkeit leben sie im Schlaraffenland. Heute wird immer nur gestritten, wer welchen Kuchen verteilt. Wenn es ums Geld geht, wie man beim Rentenskandal gesehen hat, sind alle Parteien gleich – Mehrheit und Opposition. Die einen sehen nichts, die anderen hören nichts, der andere spricht nicht – wie bei den drei Affen. Den Gürtel enger schnallen gilt nur für die Bürger, nicht für die

Politiker. Ihr Bauch wird immer größer und ihr Konto immer fetter. So manche Ämter, die mehr einbringen als das Landesgehalt, haben sie nur durch die Politik erhalten. Wenn die hohen Herren nicht mehr zustande bringen, muss das Volk mehr tun! Erinnern wir uns an den Arabischen Frühling in Tunis – das ist nicht weit weg von uns. Das Volk muss sich entgegenstellen!

„Es ist höchste Zeit für eine neue deutschsprachige Partei.“ Wenn die Politiker schon den falschen Namen – Familyfonds – für ihre Geldanlage ausgesucht haben, soll das Geld wenigstens für Familien, sozial Schwache und für jene, denen sie die Arbeit mit ihrer Politik genommen haben, hergenommen werden. Ich hoffe, dass bis zu den nächsten Landtagswahlen eine neue deutschsprachige Partei auf die Beine gestellt wird, denn es ist höchste Zeit! Raimund Flecchi, Pflersch

TED 4% WEIß NICHT

> Schreiben Sie uns! Liebe Leser, Meinungen sind verschieden, und das ist auch gut so! Teilen Sie Ihre Sichtweise auch mit anderen Lesern. Wir freuen uns über jede Einsendung! Die Redaktion behält sich sinnrespektierende Kürzungen vor.

info@dererker.it 6

Erker 10 I 14

> Ergebnis September Sind Sie auch der Meinung, dass Sterzing die zweitglücklichste Klein“ gemeinde” Italiens ist? > Die Oktober-Frage Braucht das Wipptal eine Biogasanlage?

28 % JA 68 % NEIN

Stimmen Sie ab auf www.dererker.it!



chronik

Brenner Gas-Alarm

Immer mehr Flüchtlinge

Mehrmals mussten die Freiwilligen Feuerwehren letzthin zu einem Gefahrguteinsatz am Brenner ausrücken. Aus dem Kesselwagon ein- und derselben Firma war gleich dreimal das Gas Argon entwichen. Am 8. September war aus einem Waggon Phosphorsäure ausgelaufen. Am 15. September gab es sogar Großalarm: hochgiftige Acrylsäure war ausgetreten. Gefahr für die Bevölkerung bestand nicht. Was bleibt, ist ein ungutes Gefühl.

Die Flüchtlingsströme über den Brenner werden laut Tiroler Fremdenpolizei immer größer. Über 5.000 Flüchtlinge wurden in diesem Jahr in Nordtirol bisher aufgegriffen - so viele wie nie zuvor. Die meisten Menschen, darunter viele Kinder, werden wegen fehlender Asylanträge nach Italien zurückgeschoben. In Bayern wurden zahlreiche italienische Mietwagen- und Taxifahrer wegen Schlepperei festgenommen.

Pfitsch Tod in den Bergen Seit den Mittsommertagen wurde in Pfitsch ein 47-jähriger Alpinist aus der Nähe von Stuttgart vermisst. Er hatte eine mehrtägige Tour geplant. Die Suche der Süd- und Nordtiroler Bergretter verlief ergebnislos. Am 24. September wurde der leblose Körper in der Nähe der Weißzintscharte gefunden.

Wiesen In Wiesen auf die „Wiesn“ Mitte September ging’s in Wiesen wieder auf „die Wiesn“. Groß war einmal mehr der Publikumsandrang beim „Wipptaler Oktoberfest“ – seit Jahren schon fixes Partyevent im Bezirk. Die „Südtiroler Spitzbuam“ sorgten mit Wiesnhits für Festzeltstimmung. Es wurde geschunkelt, getanzt, gescherzt und gelacht, bis sich die Festhalle bog. Bierselig eben.

Ridnaun Das Vieh ist wieder im Tal Den Kühen, Kälbern und Schafen, zum Teil aufwändig mit Blumengirlanden, Kränzen und Glocken geschmückt, und ihren Hirten wurde in Maiern am 27. September wieder ein herzlicher Empfang bereitet. Den Einzug im Tal säumten wie jedes Jahr zahllose Zuschauer. Ein Dankesfest und gesellschaftliches Ereignis zugleich. Mit zünftiger Musik und Schmankerln aus der Bauernküche.

8

Erker 10 I 14

Stilfes Kriegsrelikte entschärft

Sterzing Arbeiter stürzt von Gerüst Beim Sturz von einem Gerüst hat sich am 9. September in Sterzing ein Bauarbeiter schwer verletzt. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus von Bozen geflogen.

Hoher Besuch Der österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter besuchte am 9. September mit Landesrat Arnold Schuler den Milchhof Sterzing, heute mit 140 Mitarbeitern der zweitgrößte Betrieb in Sterzing. Er zeigte sich über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit erfreut. Seit April liefern täglich rund 200 Nordtiroler Bauern ihre Milch nach Sterzing.

Am 16. September wurden im ehemaligen Pulverlager in Stilfes zahleiche Bomben und Artilleriegeschosse entschärft und gesprengt. Diese waren in einem Militärareal in Pfatten gelagert. Das Gelände rund um die einstige Militärzone wurde gesperrt.


AKtuell

© GRW Wipptal

Interreg-Rat Wipptal zieht Bilanz

(v. l.) Franz Kompatscher, Fritz Karl Messner, Franz Sigmund, Karl Keim, Präsident Helmut Gassebner, Armin Holzer, Alfons Rastner, Josef Gstraunthaler (es fehlt Leopold Siller)

Im Rahmen des „Tages der europäischen Zusammenarbeit“ hat der Interreg-Rat Wipptal Mitte September die auslaufende Interreg-Periode im Prennerhaus am Brenner im Beisein vieler Gäste und Einheimischer vorgestellt. Nach Grußworten von Helmut Gassebner, Präsident des Interreg-Rates Wipptal, stellten Helga Mahlknecht vom Amt für europäische Integration und Andrea Fink (Land Tirol) das InterregIV-Programm Italien-Österreich vor und gaben einen Ausblick auf die neue Periode 2014 – 2020. Dabei untermauerten sie die Bedeutung der Interreg-Räte für die lokale Entwicklung des Bezirkes. In der Grenzregion Brenner würden derartige Projekte die Zusammenarbeit stärken und die Grenzen im Kopf abbauen.

In den vergangenen sieben Jahren hat der Interreg Rat Wipptal über 20 Projekte umgesetzt. Beispielhaft vorgestellt wurden dabei u. a. die Kleinprojekte „Rund um die Tribulaune“, „Alte Brennerpass-Straße“ sowie die Neuauflage der Broschüre „Die Gemeinden des Wipptales“. Auch die Forstinspektorate Sterzing und Steinach stellten ihre Zusammenarbeit vor. Abschließend sprachen Alfons Rastner, Präsident des Planungsverbandes Wipptal, und Armin Holzer, Präsident der Bezirksgemeinschaft Wipptal, über die Bedeutung von Interreg für das Wipptal. Interessierte können weiterhin Ideen und Konzepte für Projekte mit grenzüberschreitendem Charakter einbringen.

Biogasanlage

Sterzing beharrt auf Rekurs Mit allen Mitteln will der Sterzinger Stadtrat den Bau der Biogasanlage in der Wiesner Gewerbezone verhindern. Der seit zwei Jahren laufende Rekurs beim Verwaltungsgericht gegen die Grundstückszuweisung der Gemeinde Pfitsch (Erker 09/14) wird aufrechterhalten. Auch die von Pfitsch am 7. Juli ausgestellte Baukonzession wird nun angefochten. Man habe den Rechtsanwalt der Gemeinde damit beauftragt, alle nötigen Schritte in die Wege zu leiten. Inzwischen hat die Biogas Wipptal GmbH mit dem Bau der Anlage begonnen. Erker 10 I 14

9


AKTUELL

Aus für Windpark

Die Entscheidung des Staatsrates in Rom ist gefallen: In Bezug auf den geplanten Windpark am Sattelberg habe die Landesregierung „ihre Befugnisse überschritten, Tatsachen übergangen und eine ungenügende und widersprüchliche Begründung“ für ihren Beschluss geliefert. Außerdem seien die „Prinzipien der Angemessenheit“ verletzt worden. Für ein Projekt dieser Tragweite sei eine Umweltprüfung nach staatlichen Bestimmungen notwendig gewesen. Der Österreichische Alpenverein wurde nun erstmals als Streitpartei zugelassen. Damit wurde das Urteil des Verwaltungsgerichts Bozen, das 2012 den Beschluss der Landesregierung zur Genehmigung von 19 Windrädern am Grenzkamm hoch über dem Brenner widerrufen hat, weitgehend bestätigt.

10

Erker 10 I 14

Wipptal

Nur noch 292 Vollerwerbsbauern Die Berglandwirtschaft spielte im 1.200 Höfe. Seit 1990 – damals Wipptal seit jeher eine zentrale gab es im Bezirk noch 1.289 HofRolle. Bis weit ins 20. Jahrhundert stellen – hat beinahe jeder zweite hinein bildete sie die Lebensgrund- Bauer seine Tätigkeit eingestellt. lage für einen Großteil der vorwiegend ländlich strukturierten Bevölkerung. Heute fällt der bei uns von der Milch- und Viehwirtschaft dominierten Landwirtschaft zunehmend auch die Aufgabe der Erhaltung des ländlichen Raumes zu, ein für den heimischen Tourismus unverzichtbares Gut. Angesichts ihrer Bedeutung haben die Vereinten Nationen und die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) das Jahr 2014 zum „Internationalen Jahr der fa- Der Erker hat sich im Oktober 2013 milienbetriebenen Landwirtschaft“ („Unaufhaltsames Höfesterben“) erklärt. Nicht ohne Grund. ausführlich mit dem Phänomen beBei der Landwirtschaftszählung vor schäftigt. vier Jahren zählte das Wipptal nur noch 743 Landwirtschaftlandwirtschaftliche Beliche Betriebe 196 triebe. Diese verfügen 26,4% im Wipptal heute südtirolweit mit 292 rund 17,5 Hektar über 39,3% die durchschnittlich weitaus größten land255 Vollerwerbsbetriebe: 292 34,3% wirtschaftlichen NutzZuerwerbsbetriebe: 255 flächen. Nebenerwerbsbetriebe: 196 In keinem anderen Südtiroler Bezirk wurden seit dem Jahr Nun legt das ASTAT weitere Zahlen 2000 so viele Hofstellen aufgelas- vor, die den landwirtschaftlichen sen wie im Wipptal. Vor 14 Jah- Strukturwandel durchleuchten. ren zählte man hier immerhin noch Die nun veröffentlichten Daten der

6. Allgemeinen Landwirtschaftszählung 2010 zeigen, wie stark sich in den vergangenen Jahren die Wirtschaftsstruktur der Höfe geän-

dert hat. Immer mehr Bauern gehen neben der Landwirtschaft einer vorwiegend unselbstständigen Erwerbstätigkeit nach: 34,3 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im Wipptal sind heute Zuerwerbsbetriebe; der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe liegt bei 26,4 Prozent. Landwirte, die sich vollzeitlich der Arbeit am Hof widmen, werden hingegen immer weniger. Ihr Anteil im Wipptal beträgt noch 39,3 Prozent. Damit gibt es im Wipptal noch gerade einmal 292 Vollerwerbsbauern und Höfe, die ihr Einkommen ausschließlich aus der Landwirtschaft beziehen. lg


Erker 10 I 14

11


AKTUELL

> SVP-Wirtschaft setzt auf Tschöll Vor kurzem wählte der SVP-Wirtschaftsausschuss auf Landesebene den Sterzinger Arbeitsrechtler Josef Tschöll (im Bild) zu seinem neuen Vorsitzenden. Der 50-jährige setzte sich mit 22 zu 15 Stimmen gegen den Pusterer Christian Gartner durch und hat das Amt nun für die nächsten drei Jahre inne. Der Bozner Gregor Stimpfl hatte zuvor seine Kandidatur zurückgezogen. Tschöll ist seit 2012 als Vorsitzender des SVP-Bezirkswirtschaftsausschusses Wipptal tätig. Zu seinem Stellvertreter wählten die Delegierten der SVP-Wirtschaft den 32-jährigen Hotelier und ehemaligen SWR-Präsidenten Hansi Pichler aus Schenna.

12

Erker 10 I 14

Sterzing

Hausgemachter Stau? Wir stecken fest: Stau auf der Autobahn – Stau auf der Staatsstraße. Das Wipptal versinkt im Sommer regelrecht im Verkehr. Seit Wochen kommt es auf der Brennerautobahn zu kilometerlangen Staus vor der Mautstelle in Sterzing, die für die Bevölkerung im Wipptal eine unerträgliche Belastung darstellen. Mitunter stand zwischen Sterzing und Matrei der Verkehr still. In

vor der Mautstelle in Sterzing verursacht. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum das Verkehrschaos immer nur in Sterzing entsteht. Das erhöhte Verkehrsaufkommen alleine kann dafür nicht verantwortlich sein, da etwa Ende August an der Mautstelle in Schönberg überhaupt kein Stau zu verzeichnen war, während wenige Kilometer weiter in Sterzing der Verkehr völlig zusammengebrochen ist“, so Knoll in einer Aussendung.

der Folge versuchen unzählige Autofahrer über die Bundes- bzw. Staatsstraße auszuweichen, wo es ebenfalls zu ausgedehnten Staus kommt. Über eine Landtagsanfrage will nun Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit, in Erfahrung bringen, was die allwöchentlichen Staus

Die Staus bedeuten nicht nur eine unerträgliche Belastung für die Bevölkerung im Wipptal, sondern stellen auch ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko dar, da Rettungskräfte im Notfall weder auf der Autobahn, noch auf der Bundesstraße ohne Behinderung zu ihren Einsatzorten gelangen können.


AKtuell

Urbane Seilbahnen aus Sterzing in Mexiko City Leitner Ropeways baut zwei neue Kabinenbahnen in Ecatepec de Morelos, einem Stadtteil von Me-

xiko City. Beide Bahnen werden vom umweltfreundlichen und wirtschaftlichen LEITNER DirectDrive angetrieben, der damit erstmals auch in Amerika zum Einsatz

kommt. Sie werden direkt an das öffentliche Verkehrssystem angeschlossen sein. Die Fahrtzeit reduziert sich für die Passagiere von 45 auf 20 Minuten. Bis zu 3.000 Personen werden pro Stunde befördert, wobei die Bahnen 17 Stunden am Tag im Einsatz sind. Mit den Bauarbeiten ist bereits begonnen worden, die Fertigstellung ist für Ende 2015 geplant. Das Auftragsvolumen beträgt rund 30 Millionen Euro. Produziert werden die Bahnen großteils am Standort Sterzing.

Erker 10 I 14

13


jubiläum I 25 Jahre Erker

25 Jahre Erker Kleine Geschichte der ersten Südtiroler Bezirkszeitschrift

Mit dieser Ausgabe – sie halten heute das 301. Heft in der Hand – feiert der Erker Geburtstag. Seinen 25. Im Oktober 1989 wurde er erstmals allen Wipptalern zugestellt. Damit war die erste Südtiroler Bezirkszeitschrift geboren. Seither wird die Monatszeitschrift für das südliche Wipptal jeweils zu Monatsbeginn an alle Wipptaler Haushalte verteilt. Die Geschichte des Erker ist gleichzeitig auch die Geschichte eines rasanten medialen Wandels. Von Ludwig Grasl

Die Anfänge Begonnen hat die Geschichte des Wipptaler Journals 1988 in der Bezirkskanzlei in der Sterzinger Rathausgasse. Rechtsanwalt Rudolf Pichler, zu jener Zeit Präsident der damals jungen Bezirksgemeinschaft Wipptal, regte die Gründung einer Bezirkszeitschrift an. Im Vorfeld waren entsprechende Bemühungen mehrmals gescheitert. Nach informellen Gesprächen habe ich mich, bis dahin völlig unerfahren, der reizvollen Aufgabe gestellt, verschiedene Gemeindezeitschriften im Lande kontaktiert, mir ein Bild über das Arbeitsfeld verschafft und ein kleines Redaktionsteam auf die Beine gestellt, das in den nachfolgenden Jahren sukzessive erweitert wurde. Vergleichbares gab es bis dahin ja nicht. Knapp ein Jahr später erschien nach langen Vorarbeiten am 1. Oktober 1989 der erste Erker. Im Schwarzweiß-Druck und mit gelbem Umschlag – unserer Erkennungsfarbe. Sie ist bis heute unser Markenzeichen geblieben. 32 Seiten umfasste das bescheidene Heftchen. Heute sind es schon mal 128, seit vielen Jahren schon im Vierfarbdruck.

Warum Erker? Den Blick in die Umgebung erweitern wollte der Erker, daher rührt sein Name. Als typisch architekto-

14

Erker 10 I 14

Seit 25 Jahren gibt es das Wipptaler Bezirksblatt – zweisprachig und unabhängig

nisches Baumerkmal der Häuser an der Brennerstraße finden wir ihn bis heute passend. Bezirksrelevante Themen von verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten ist unser Anspruch, ausgewogen und politisch unabhängig. Auch finanziell steht der Erker auf eigenen Füßen. Öffentliche Beiträge gibt es zwar für Tageszeitungen, auch eine überarbeitete Rundfunkförderung im Lande hat die Landesregierung erst kürzlich auf den Weg gebracht. Bezirkszeitungen werden mit keinem Euro bezuschusst. Wir finanzieren uns ausschließlich über die Unkostenbeiträge unserer Leser und die Akzeptanz der Wirtschaftstreiben-

Das Erker-Team der ersten Stunde mit (v.l.) Jolanda Tötsch, Marialuise Klapfer, Alexander Siller, Ingrid Pichler, Ludwig Grasl und Alberto Perini

den, die den Erker als willkommenes Werbeforum nutzen. Mit der finanziellen Unabhängigkeit haben wir uns trotz mancher Durststrecken bis heute auch die politische Unabhängigkeit bewahrt – nicht immer zur Freude der regierenden Herren (und wenigen Damen). Dass wir mitunter dem Vorwurf ausgesetzt waren und sind, wir würden einseitig berichten, nehmen wir zur Kenntnis. Wir sehen es anders. Sicher: Es wurden manches Mal Fehler gemacht, wie auch nicht, müssen wir doch mit den vielen Unzulänglichkeiten einer kleinen Redaktion vorliebneh-

men. Eine bewusste einseitige Berichterstattung lag uns allerdings von Beginn an fern. Gefälligkeitsjournalismus auch. Bis heute ist in unserer Redaktion – im Gegensatz zu anderen Zeitungen im Lande – die Ausübung eines politischen Mandats mit der journalistischen Arbeit unvereinbar. Und das ist auch gut so. Deshalb lassen wir uns auch nicht gerne heute da und morgen dort politisch einordnen. Bis 1993 war der Verein für Information und Bildung Träger der Zeitschrift, seither gibt die WippMedia GmbH den Erker heraus. Erster presserechtlich Ver-


25 Jahre Erker I jubiläum

Foto: Martin Schaller

Das Erker-Team: (v. l.) Karl-Heinz Sparber, Ludwig Grasl, Chiara Martorelli, Erna Eisendle, Alexandra Martin, Alberto Perini, Susanne Strickner und Barbara Felizetti Sorg

antwortlicher war Norbert Bacher aus Wiesen, heute ist es Renate Breitenberger, derzeit in Mutterschaftsurlaub.

Das Team Mit einem einfachsten Computer ohne Großbildschirm hat Alexander Siller, ebenfalls Gründungsmitglied und bis 2007 Dreh- und Angelpunkt der Redaktion, von der ersten Stunde an auch den Umbruch im Hause gestaltet. Unvorstellbar eigentlich. Mitbegründerin Ingrid Pichler sorgte sich vorwiegend um die Werbeakquisition, später Burgi Gschnitzer, heute Erna Eisendle. Carmen Steiner lektorierte die Zeitschrift viele Jahre lang. Heute leiten Barbara Felizetti Sorg, auch für das Lektorat verantwortlich, und Susanne Strickner mit mir zusammen die Redaktion. Gründungsmitglied Alberto Perini steht dem italienischen Redaktionsteil seit 25 Jahren mit großer Umsicht vor. Mit November erfolgt nun ein Wechsel an der Spitze: An seine Stelle tritt Chiara Martorelli, seit Jahren schon enge Mitarbeiterin von Perini. Als Redakteur bleibt Perini mit seinem großen geschichtlichen Wissen der Redaktion aber weiterhin erhalten. Für den Sportteil im Erker zeichnete viele Jahre lang Walter Brescia-

ni verantwortlich, später Bernhard Fichter, heute Martin Wieser. Für ein stets frisches Kleid der Zeitschrift sorgt Grafikerin Alexandra Martin, die für unsere Werbeagentur WippMedia auch andere Drucksorten gestaltet. Zu unserem 25-jährigen Bestehen hat sie dem Journal ein dezentes Face-Lifting verpasst und das Layout neu gestaltet. Zu jahrelangen Mitarbeitern der Zeitschrift zählen Günther Ennemoser aus Gossensaß, Siegfried Siller aus Jaufental und unser Rätsel-Experte Karl-Heinz Sparber, der auch die Zeit vor hundert Jahren im Bezirk monatlich erhellt. In all den Jahren haben wir über die monatliche Berichterstattung mit Chronik, Berichten, Reportagen und Kommentaren aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport zahlreiche mehrteilige historische und volkskundliche Serien veröffentlicht. Wissend, dass ein Lokalblatt Gefahr läuft, allzu große Nabelschau zu betreiben, im Bewusstsein auch, dass eine regional so eng gefasste Zeitschrift schneller als uns lieb ist zum „Jahrmarkt der großen und kleinen Eitelkeiten“ verkommen kann, haben wir auch immer wieder versucht, landesweite Themen mit lokalem Kolorit einzuflechten.

Medienwelt im Wandel Die kleine Geschichte des Erker ist gleichzeitig die Geschichte eines rasanten medialen Wandels, vollzogen in einer Geschwindigkeit, die schon mal schwindlig machen kann. In den 25 Jahren unseres Bestehens hat sich die Medienlandschaft geradezu revolutioniert. Das über Nacht einsetzende Internet-Zeitalter hat bisherige monopolisierende und mitunter subtil indoktrinierende Informations-

Unser Museumsstück: Das erste Macintosh-Modell von1984. Damit wurden die ersten Erker-Ausgaben gesetzt heute unvorstellbar.

kanäle ins Wanken gebracht und bis dahin ungeahnte Bahnen geöffnet. Heute kämpfen weltweit viele Printmedien ums Überleben, Auflagen schrumpfen, Zeitungsund Buchredaktionen schließen, das Verlagswesen steckt in einer tiefen, nie dagewesenen Krise. Communityportale schießen im

weltweiten Netz wie Pilze aus dem Boden, überschwemmen uns mit einer Datenflut, ermöglichen gleichzeitig eine Meinungsvielfalt wie nie zuvor. Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder WhatsApp haben herkömmliche Informationsträger abgelöst. Ein Selfie vom letzten Strandurlaub tut’s auch. Heute ist jeder jederzeit erreichbar; immer mehr verspüren den Zwang, ihrem Freundeskreis oder ihrer „Gruppe“ mitzuteilen, ob der Kaffee ein annehmbares Aroma und die richtige Konsistenz hatte, der Hund gerade beim Gassi-Gehen unartig war oder die Kellertür noch immer raunzt und der Nachbar wieder mal den Müll zu früh vor die Tür gestellt hat. Das geht mitunter so weit, dass die virtuelle Welt die wirkliche in den Hintergrund drängt. Gleichzeitig war die Informationsbeschaffung noch nie so einfach wie heute. Viele wissen aber mit der Informationsflut nicht mehr zielführend umzugehen, erlegen sich schon mal Zeiten medialen Fastens auf, weil sie mit der (oft wenig gehaltvollen) Datenmenge nicht mehr zurechtkommen. Mehr als bescheiden waren vor 25 Jahren die technischen Hilfsmittel: In den späten 80er bzw. früErker 10 I 14

15


jubiläum I 25 Jahre Erker

Rund zwei Millionen Erkerhen 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten wir in unserem Redaktionsbüro – 15 Jahre lang hatte der Erker seinen Sitz im Rathaus von Wiesen – gerade einmal einen Telefonapparat und drei Computer stehen, die man sich als bessere Schreibmaschinen vorstellen muss. Nicht mehr und nicht weniger. Fotos – Scanner waren damals im wahrsten Sinne ein Fremdwort – wurden einzeln ausbelichtet und auf dem Satztisch der Druckerei Artigraf im Schwarzweiß-Druck wie teilweise auf Notizblöcken handgeschriebene Inserate händisch mit Klebestreifen montiert. 1992 – mittlerweile hatten erste Faxgeräte in den Bürostuben Einzug gehalten – haben auch wir uns ein solches angeschafft. Nach einigen Jahren haben wir den Erker auf Vierfarbdruck umgestellt; im Innenteil sollte das Journal noch lange schwarzweiß gehalten sein. Eine zweite Telefonleitung kam hinzu. Schließlich brach das Internet-Zeitalter an. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Nach über 14 Jahren übersiedelten wir im Mai 2004 von Wiesen in die neue Redaktion in das Geizkoflerbzw. Fürstenhaus in der Sterzinger Neustadt. 2012 haben wir dort die Büroräume ausgebaut. Breitband und schnelles Internet waren 1989 noch kein The-

ma. Heute bringt sind. Auf unserem neuen Ausgaben wurden bisher gedruckt. in unserem ReOnline-Portal bieten wir Der Länge nach gereiht würden diese bis weit daktionsbüro so Ihnen ab sofort regelmäsüdlich von Rom reichen, aufeinander gestapelt gut wie niemand ßig News aus dem Bezirk etwas höher sein als der Kilimandscharo. mehr einen Text und darüber hinaus an. vorbei, handgeschrieOhne monatliche Sperrfrisben schon gar nicht, dafür ten. Ein Klick lohnt sich also allesind wir in unserer Arbeit tagtäg- stehen – grundlegend neu gestal- mal. Wir hoffen, dass der optische lich mit einer Flut von Mails diverser tet wurde. Mit erweiterten Funkti- und inhaltliche Relaunch gefällt. Agenturen, Pressestellen, Verbände onen, großem bezirksweiten Ver- Pünktlich zum Geburtstag gibt es und Vereine konfrontiert. Auch Fo- anstaltungskalender und Kleinan- ein weiteres Geschenk für unsetos und Inserate werden fast aus- zeiger. Bequem nutzbar auch für re Leser: Alle in den vergangenen schließlich via Mail zugestellt, der Smartphones und Tablets. fünf Jahren erschienenen AusgaScanner bleibt immer öfter unge- Und noch was dürfte Sie freuen: ben sowie unser allererstes Heft nutzt im Eck stehen. Das Faxgerät gibt es ab sofort mit praktischer verstaubt. Die digitale Welt hat EinStichwortsuche unter www.derzug gehalten. Rundum. Überall. erker.it bequem zum Nachlesen. Seit 1989 sind 301 Ausgaben (mit zahllosen redaktionellen und Anzeigenseiten) erschienen. Rund zwei Millionen Hefte wurden gedruckt. Der Länge nach gereiht würden diese bis weit südlich von Rom reichen, aufeinander gestapelt etwas höher sein als der Kilimandscharo. Der Erker hat also allen Grund zum Feiern. Er hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens im Bezirk verankert und ist heute Teil des gesellschaftlichen Lebens. Monatlich erreicht er über 20.000 Leser im Das Faxgerät verstaubt. Die digitale Welt Wipptal sowie im In- und Ausland. hat Einzug gehalten. Rundum. Überall. Und so wünschen wir uns, dass der Erker auch künftig das bleibt, Als Monatszeitschrift sieht man was von Anfang an unser Anliegen So startete im Juni 2008 auch der manchmal ganz schön alt aus, war: ein gern gelesenes SprachErker mit einem ersten bescheide- wenn sich zwischen Drucklegung rohr von Wipptalern für Wipptanen Online-Portal, das vor drei Jah- der Zeitschrift und ihrem Erschei- ler – und mit unserem neuen Onren geringfügig überarbeitet und nen Ereignisse schneller, als einem line-Portal nun auch weit darüber nun – zu unserem 25-jährigen Be- lieb ist, überschlagen und überholt hinaus.

Ludwig Grasl

Renate Breitenberger

Barbara Felizetti Sorg

Susanne Strickner

Alberto Perini

Chefredakteur, Publizist und Gründungsmitglied, Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Innsbruck.

Journalistin und presserechtlich Verantwortliche. Genießt zurzeit ihre Mutterschaft.

Redakteurin und Lektorin, Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in Salzburg.

Kommunikationswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Public Relations und Unternehmenskommunikation, verstärkt seit März 2014 als Redakteurin das Erker-Team.

Gründungsmitglied und verantwortlicher Redakteur der „parte italiana“ im Erker, über lange Jahre Italienischlehrer am wissenschaftlichen Lyzeum in Sterzing, Autor mehrerer Bücher.

16

Erker 10 I 14


25 Jahre Erker I jubiläum

&

Werbeagentur WippMedia GmbH – Ihr kompetenter Ansprechpartner für Text und Grafik Wer aus dem Fenster schaut, erweitert seinen Horizont. Als Redaktion sind wir nicht nur auf der ständigen Jagd nach bezirksrelevanten Themen, um sie von verschiedenen Blickwinkeln aus zu beleuchten. Wir hinterfragen uns auch selbst ständig, um uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. Vor einigen Jahren haben wir beschlossen, nach neuen Ufern aufzubrechen und unsere Tätigkeit, die Herausgabe der monatlichen Bezirkszeitschrift Erker, um einige Dienstleistungen zu erweitern. Mit unserer Werbeagentur „WippMedia GmbH“ haben wir eine kleine, aber kreative Werkstatt geschaffen, die unseren Kunden das bietet, was wir am besten können: Kommunikation. Schreiben mit Herz. Unsere beiden Redakteurinnen Barbara Felizetti Sorg und Susanne Strickner lieben das Spiel mit den verschiedenen Textsorten. Sie verfassen professionelle redaktionelle Artikel – für Bücher und Broschüren genauso wie für Zeitungen und Prospekte. Dass wir unser Schreibhandwerk beherrschen, beweist SENTALP, das im Frühjahr

2014 erfolgreich gestartete Ferienmagazin der TouNicht nur in Wort und Schrift, auch im grafischen rismusvereine Ratschings, Sterzing und GosBereich bringen wir gerne unsere langjährige Erfahsensaß. Darin informieren und unterrung ein. Grafikerin Alexandra Martin gestaltet pfifhalten wir Gäste genauso wie Einfige Werbebotschaften und originelle Logos, damit heimische mit lebendigen InterSie und Ihre Werbung nicht nur in des Kunden Auge, views, bildhaften Reportagen und sondern auch in deren Köpfen haften bleiben. Auch spannenden Hinterbei der Gestaltung von Flyern, Foldern, grundberichten. Plakaten, Urkunden, Kalendern, BriefHorizonte kuverts, Visitenkarten und TranspaZeit, Geld und einen sind dazu da, renten lassen wir nicht locker und rauchenden Kopf um zu ihnen tüfteln so lange an einprägsamen können Sie sich mit aufzubrechen. Grafiken und griffigen Slogans, bis uns sparen: Das VerIhre Drucksorte bis in den Kern der Botfassen von PR-Texten schaft hinein stimmig ist. und Unternehmensporträts übernehmen gerne wir für Sie. Schließlich hilft Ihnen unsere Mitarbeiterin Erna Auch bei bereits geschriebenen Texten Eisendle bei der Ausarbeitung eines Medienplans, bieten wir unsere Hilfe an, indem wir sie sprachlich, holt für Sie auf Wunsch Angebote anderer Medien grammatikalisch und stilistisch überarbeiten und ih- ein und sorgt dafür, dass Ihre Werbung nicht nur im Erker, sondern auch in anderen Medien ernen den letzten Schliff verpassen. scheint. Alle unsere Leistungen bieten wir zu einem fairen Preis an. Sämtliche Referenzen unserer bisherigen Arbeit finden Sie auf der neuen Homepage www.dererker.it. Horizonte sind dazu da, um zu ihnen aufzubrechen. Mit WippMedia haben Sie einen kreativen und verlässlichen Partner an Ihrer Seite. Wir freuen uns schon darauf, mit Ihnen gemeinsam originelle Ideen zu schmieden! Renate Breitenberger

Chiara Martorelli

Martin Wieser

Erna Eisendle

Alexandra Martin

Martin Schaller

Italienischlehrerin an der Grundschule in Wiesen. Studium der Bildungswissenschaften im Primarbereich. Seit mehreren Jahren Erker-Mitarbeiterin.

Seit März 2014 als ErkerSportredakteur tätig. Er hat das Sprachenlyzeum in Sterzing abgeschlossen und spielt Fußball beim ASV Gossensaß.

Ihre kompetente Ansprechpartnerin, wenn es um Werbung, Kleinanzeigen, Gratulationen und Jahrtage sowie um das Erker-Abo geht.

Seit 2004 Grafikerin in der Erker-Redaktion. Gestaltet nicht nur den Erker, sondern auch Werbeinserate, Hotelprospekte, Plakate und viele weitere Drucksorten.

Unser „Haus- und Hof-Fotograf“ kümmert sich um gestochen scharfe Bilder im Erker.

Erker 10 I 14

17



25 Jahre Erker

Reflexionen zum Jubiläum unseres Bezirksblattes von Rudolf Pichler, Rechtsanwalt und Altbürgermeister 1989 - welch ein Jahr! Als ich damals im Oktober als Mitbegründer des Erker das Geleitwort zur Erstausgabe schrieb, konnte ich nicht erahnen, wie atemberaubend jenes Jahr enden würde. Einen Monat später fiel die Berliner Mauer und mit ihr der Eiserne Vorhang, die Teilung Europas ging zu Ende. Ein Jahr später war Deutschland wiedervereint. Bis die Schlagbäume am Brenner verschwanden, mussten allerdings noch fast zehn Jahre vergehen. Die Zeitenwende, die das Jahr 1989 markierte, zeigte sich aber auch in vielen anderen Bereichen. Die digitale Revolution nahm ihren Anfang, das Handy wurde zum Wunderkind der Technik, das Internet setzte zum Siegeszug an, die nationalen Grenzen bröckelten, die Welt schien aus den Fugen zu geraten. Der Erker wurde also in eine Zeit großer Umund Aufbrüche hineingeboren, aber auch in eine Zeit voller Unsicherheiten und Ängste, in eine Zeit der Identitätskrise. In unserem Lande konzentrierte sich damals die Politik, fernab vom großen Weltgeschehen, vornehmlich auf die Umsetzung des zweiten Autonomiestatutes, und kritisierte einst das Land den Zentralstaat, so geißelten nunmehr die Gemeinden die Landesverwaltung, die fast alle Kompetenzen an sich riss. Gerade ob dieser Zentralisierungstendenzen gründeten wir Bürgermeister des Wipptales 1980 die Bezirksgemeinschaft Wipptal mit dem Ziel, auch eine Bezirkszeitung ins Leben zu rufen, die für unsere Talschaft identitätsstiftend sein sollte. Mit Hilfe junger, engagierter Köpfe landete die erste Nummer des Erker im Oktober 1989 auf dem Tisch der Wipptaler Haushalte. Inzwischen ist mit ihm - wie schnell verrinnt doch die Zeit - eine ganze Generation herangewachsen, und er ist längst zum Wipptaler Hausblatt geworden. In der heutigen globalisierten Welt, wo immer mehr Lesergruppen und Anzeigenmärkte ins multimediale Internet abwandern, stellt

sich die berechtigte Frage, ob gedruckte Zeitungen, und erst recht regionale Zeitschriften wie unser Bezirksblatt, überhaupt noch eine Überlebenschance haben. Der Erker rekrutiert sich immer wieder neu aus jungen Kräften und weist Qualitäten auf, die ihm, wenn nicht gerade die Unsterblichkeit, so doch eine dauerhafte Existenz sichern. Er ist frei, unabhängig und überparteilich. Wirklich unabhängig zu sein, ist auch für ein Medium kein leichtes Unterfangen, so beschwerte sich schon der Schriftsteller und Journalist Gustav Freytag: „Alle Welt klagt über den Journalismus und jedermann möchte ihn für sich benutzen“. Die finanzielle Absicherung des Erker dürfte durch die Einnahmen aus dem Verkauf und aus den Werbeschaltungen gewährleistet sein, vorausgesetzt, die Leser und die heimische Wirtschaft stehen zu ihrem Blatt. Die heute vielfach unüberschaubare Globalisierung mit all den Krisenherden führt wieder zu Rückbesinnung auf die eigene Herkunft und Identität, auf die engere Heimat, die Schutz und Geborgenheit verleiht. So ist der Erker im Weltmeer der Informationen gleichsam ein heimatlicher Anker und Leuchtturm. Die klassischen Funktionen der Medien, wie Information, Unterhaltung, Kontrolle, Service, konzentrieren sich beim Erker auf das südliche Wipptal mit künftig - so hoffen wir - sporadischem Blick auch über den Brenner, also auf ein Wipptal ohne Grenzen. Es steht mir nicht zu, hier ein Leitbild des Erker zu entwerfen; dies obliegt der Redaktion des Blattes. Der Leser will vom Erker in erster Linie gründlich informiert und trefflich unterhalten werden. Vor allem die jüngere Leserschaft, deren gesamtes Sozialleben sich am Smartphone

zu bündeln scheint, sollte bei der Lektüre von der Vielfalt der Themen immer wieder angenehm überrascht werden. Der Leser erwartet sich aber dann nicht minder die Thematisierung der Probleme und Fragen, welche die Menschen vor Ort bewegen, und, wenn es sein muss, eine klare Stellungnahme hierzu. So ist und bleibt der Erker in bezirkspolitischen Fragen die mahnende, kritische Stimme, die als Monatszeitschrift sich nicht dem Tageskram widmet, sondern klug recherchiert, abwägt und Schwerpunkte setzt. Zwei solcher Schwerpunkte seien kurz herausgegriffen. Die Natur- und Kulturlandschaft des Wipptales mit ihrer typischen ländlichen Architektur, ihren historisch gewachsenen Dörfern und dem einmaligen Stadtbild ihres Hauptortes ist unser größtes Kapital, das mit Behutsamkeit und Verantwortung verwaltet sein will. Leider haben eine vielfach verfehlte Raumordnungs- und Landschaftsschutzpolitik, aber auch Ignoranz und Spekulation Vieles verschandelt, oft mit Toleranz der Gemeinden. Unser Tal liegt an einer der wichtigsten europäischen Verkehrsachsen im Schnittpunkt zweier großer Kulturen. Seine demographische und gesellschaftspolitische Konstellation wird sich weiterhin drastisch wandeln. Immer mehr Menschen verschiedenster Herkunft werden sich hier niederlassen und Betriebe eröffnen. Nur mit Aufgeschlossenheit und Gemeinschaftssinn, gepaart mit Wissen, Tatkraft und Traditionsbewusstsein, werden wir die anstehenden Herausforderungen meistern. Der weltoffene, nunmehr an Jahren gereifte und sturmerprobte Erker wird uns dabei hilfreich begleiten. Somit gilt für das bewährte Erker-Team mit seinem verdienten Chefredakteur Ludwig Grasl weiterhin das Dichterwort:

Greift nur hinein ins volle Menschenleben! Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt, Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant. (Goethe, Faust I, 167 - 169)

Erker 10 I 14

19


jubiläum I 25 Jahre Erker

25 Wörter zu 25

Jahren Erker

Zum silbernen Erker-Jubiläum gab die Redaktion allen Lesern die Chance, einen kleinen Beitrag zur Jubiläumsausgabe zu leisten. 25 Wörter zu 25 Jahren Erker sind aus allen Ecken und Enden des Wipptales und darüber hinaus eingetrudelt – voll des Lobes, mitunter kritisch, immer sachlich und zuweilen auch bunt. Das Erker-Team bedankt sich bei allen, die fleißig gedichtet und gereimt haben, und freut sich, alle Einsendungen auf den folgenden Seiten präsentieren zu können.

Ein Erker am Wohnhaus erweitert die Wohnfläche und deren Belichtung; das Bezirksblatt Erker erweitert den Horizont der Wipptaler und ist insgesamt das Spiegelbild des Wipptaler Gesellschaftslebens. Sebastian Helfer, BM Ratschings

Ich lebe im Ausland, daher ist der Erker für mich immer ein bisschen Heimat. Victoria Überegger, Sterzing/ Irland

Questa „finestra“ che raccoglie informazioni, notizie, spunti ed idee dell‘Alta Val d‘Isarco raggiunge un importante traguardo che testimonia il grande impegno e lavoro. Congratulazioni e tanti auguri! Christian Tommasini, consigliere provinciale

Einen Rundblick gewähren, Themen aufgreifen, besonders aktuelle kritisch durchleuchten, Diskussionen anregen und als Gebot, sich von niemandem vereinnahmen lassen. Ein Erker sticht nämlich hervor. Gratulation! Johann Frei, BM Pfitsch

20

Erker 10 I 14

ERKER sieht man im Straßenbild von Sterzing ERKER erhält jeder Haushalt im Wipptal ERKER ist unverzichtbar für Veranstaltungen ERKER, jeden Monat neu, ist SUPER! Evelin Aster, Sterzing 25 Jahre Erker: Information mit Tiefgang, klare Orientierung und Selbstbewusstsein für das Wipptal. Freie Aussicht, ohne die Leser in der Luft hängen zu lassen. Hans Heiss, L.-Abg. Grünen L‘Erker è un appuntamento fisso ad ogni inizio mese con notizie sul nostro comprensorio, ma anche con arricchimenti sociali e culturali per una piacevole lettura. Davide Orfino, Vipiteno Wie es sich für einen stabilen Erker gehört, bietet er guten Ausblick und lässt es zu, dass man sich gefahrlos auch etwas weiter hinauslehnen kann! Eva Klotz, L.-Abg. Süd-Tiroler-Freiheit

Unser Erker feiert, zu Recht. Die Gründerväter rund um Alt-Bezirkspräsident Rudolf Pichler sowie ein motiviertes Redaktionsteam haben Gutes geschaffen. Der Erker bedeutet für mich Heimat. Thomas Egger, Sterzing

Der Erker ist die einzige Zeitung, die ich von vorne bis hinten lese, meistens in einem durch. Nicht wegzudenken!!! Gratuliere den Verantwortlichen zum Jubiläum. Weiter so! Lienhard Strickner, Mareit

Wenn‘s den Erker nicht mehr gäbe? Mir würden die Berichte, Anzeigen und Infos, speziell übers Wipptal und deren Bewohner sehr fehlen. Gratulation und weiter so! Annemarie Gschnitzer, Gasteig

Ich beziehe den Erker von Anbeginn an. Er hat sich zum wichtigsten und beliebtesten Medium des Bezirks entwickelt und wäre heute absolut nicht mehr wegzudenken. Hermann Schölzhorn, Ridnaun

Der Erker bringt aktuelle Informationen, Berichte, Rückblicke aus den verschiedensten Bereichen. Ob Sport, Geschichte, Kultur oder Politik nichts kommt zu kurz und wird in beiden Landessprachen präsentiert. Eine Bereicherung für das gesamte Wipptal! Richard Amort, BM Franzensfeste

Wir waren von der ersten Ausgabe an dabei und heute würde mir und meiner Familie der Erker fehlen, wenn es ihn nicht mehr gäbe. Trotzdem dürfte er manchmal etwas mutiger auftreten. Andreas Gartner mit Familie, Sterzing

Eine spritzige, sportliche, narrisch guate und sehr informative Bezirkszeitung wird 25 Jahre alt. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg! Bleibt so, wie Ihr seid! Karin Oberhofer und Alexander Inderst, Ridnaun


25 Jahre Erker I jubiläum Verengt sich dein Blickwinkel im Chaos der alltäglichen Wichtigkeiten, dann schau durch den Wipptaler WeitWinkel. Der Erker ist (in den nächsten 25 Jahren) Goldes wert! Alles Gute zum Jubiläum! Dekan Josef Knapp, Sterzing

Mit Neugier und Spannung schaue ich mir monatlich gerne die neue Ausgabe des Erker an. Zuerst überfliege ich die Seiten ganz schnell und in einem zweiten Moment lese ich die für mich interessanten Berichte als Abendlektüre. Für mich ist der Erker eine große Bereicherung im Wipptal. Erwin Fassnauer, Unterackern

Auspicherei una maggior traduzione in italiano degli interessantissimi articoli di storia locale, per consentire a tutta la comunità di conoscere il territorio in cui vive. Anna Manfrin, Vipiteno

Seit Beginn an bin ich treuer Leser unserer Bezirkszeitung und auch ein bissl stolz, dass der Erker es geschafft hat, den verschiedenen Angriffen von außen standzuhalten und eigenständig zu bleiben - Kompliment! Als Geschäftsführer des To u r i s m u s v e reins nutze ich die Möglichkeit, W issenswertes und Nennenswertes für unsere Mitbürger zu kommunizieren danke! Ich wünsche dem Erker, vor allem den emsigen Mitarbeitern und der Führung, weiterhin viel Freude beim Recherchieren und Schreiben und den vielen Abonnenten viel Freude beim Lesen. Josef Turin, Tourismusverein Sterzing Die Erker-Rezeptur: ausführliche Reportagen, kontroverse Meinungen, Kurzmeldungen vom Brenner bis Franzensfeste, Ve re i n s l e b e n , Soziales, Politisches, Kirche, Lesermeinungen, Jubiläums-, Parte- und Kleinanzeigen, historische Rückblenden und zweisprachig abgeschmeckt. Armin Mutschlechner, Jugendarbeiter in Sterzing

Den Erker kenne, lese und schätze ich seit 19 Jahren. Vielfältig sind seine Informationen: Aktuelles, Historisches, Sport und allerlei Rubriken. Eine gute Mischung. Alles Gute! Seelsorger Thomas Stürz

Im letzten Vierteljahrhundert wurde der Erker zum fixen Bestandteil des Wipptales. Auch dank seiner Berichterstattung wird die weltweite Tätigkeit unserer Firmengruppe den Wipptalern nähergebracht. Michael Seeber, Präsident Leitner-Gruppe

Seit 25 Jahren das Sprachrohr für die Wipptaler ist ohne Zweifel der Erker. Immer praktisch und pünktlich zur Hand mit Berichten aus dem ganzen Land. Pius Leitner, L.-Abg. Freiheitlichen

25 Jahre möglichst unabhängige Berichterstattung bis hinein in die verschiedensten Organisationen und über die Sprachgruppen hinweg. Diese Informationen brauchen wir weiterhin, sie tragen zur Meinungsbildung in der Bevölkerung bei und können uns als Bezirk stark machen. In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg für die Zukunft! Roland Thaler, Sterzing Für mich bedeutet der Erker zwei wichtige Sachen: Erstens, dass ich persönlich immer gut übers Wipptal informiert werde, da ich auswärts wohne; zweitens ist eine unabhängige, kritische Zeitung gerade heutzutage wichtig, um das gesellschaftspolitische Interesse zu wecken. Robert Stafler, Wolf System, Freienfeld Ich gratuliere dem Erker-Team für 25 Jahre Unabhängigkeit. Informiert, kompetent, sachlich und für manch einen auch unbequem. Bleibt weiterhin so! Werner Recla, Sterzing

Erker 10 I 14

21


jubiläum I 25 Jahre Erker

Der Erker – eine Erfolgsgeschichte. Dem Team gelingt es, politische, kulturelle, gesellschaftliche und sportliche Themen aufzugreifen 
und über diese neutral und unabhängig zu berichten. In 25 Jahren hat sich der Erker als offene 
und kritische Stimme im Wipptal etabliert. Alles Gute zum Jubiläum und weiterhin viel Erfolg! Thomas Gschließer, Tourismusverein Ratschings

Der Erker ist bei der Wipptaler Bevölkerung beliebt und auch für die Vereine eine wichtige Quelle zur Informationsweitergabe und Informationserhaltung. Bravo, macht weiter so! Gerd Platter, STV-Bezirksobmann

Der Erker - gut aufgebaut, vielseitig und informativ, wenn auch bei „bestimmten“ Themen etwas rabiat; trotzdem nicht mehr wegzudenken. Ich freue mich auf jede neue Ausgabe! Maria Luise Troyer Troyer AG, Sterzing

Der Erker gehört seit meiner Jugendzeit zu Sterzing und zu den Sterzingern. Er ist auch wie sie nicht immer einfach, manchmal ein bisschen quer und querulantisch, aber liebenswert und ohne geht nicht. Hermann Gögl, Sterzing

Da 25 anni scandisci mensilmente il passare del tempo mantenendo inalterata l‘attesa del tuo arrivo ed il mio interesse sui contenuti: tanti auguri, Erker! Daniele Ferri, Vipiteno

Zum 25. Jubiläum wünsche ich nur das Beste, weitere sehr spannende Themen und viel Erfolg für die Zukunft. Auf die nächsten 25 Jahre! Christian Forer, Thuins

S T EU ER & W IR T S C H A FT S B ER A T U

V

summa

Ü R

D

A

T

O

EN

B

Te l

S

.+

G

39

N

N 04 eu 7 2 stad ER 76 t A 7 27 RB 33 C 7 itt EI -F àN T U ax u N +3 ova G 9 ,I 0 -S C E N 247 ter 7 zi T R O 67 4 ngV E L 37 - ipit su eno A m BO m a@ RA dn ZI et O .it N I D A T I

Zum 25-jährigen Bestehen darf ich meine Gratulation und meine große Freude aussprechen. Für mich ist der Erker die beste Bezirkszeitschrift in unserem Lande. Ich lese sie stets mit großer Begeisterung. Vielleicht könnte der Erker ab und zu etwas kritischer sein! In diesem Sinne: Ad multos annos! Karl Oberhauser, Sterzing

Un atteso “appuntamento“ divenuto una piacevole abitudine. ... eccolo! E inizi a sfogliarlo. C‘è sempre qualche cosa che ti sorprende. Massimiliano Grendele, Vipiteno

22

Es ist Zeit, an das Jahr 2015 zu denken. Wir bieten Ihnen zu angemessenen Preisen: Lohnbuchhaltung, ordentliche Buchhaltung, Steuererklärungen (auch Mod. 730), Bilanzanalysen, Investitionsprogramme u. v. m.

È tempo di guardare al 2015. La ns. organizzazione offre a prezzi adeguati contabilità ed elaborazione paghe, contabilità ordinaria e semplificata, dichiarazioni fiscali compreso mod. 730, analisi di bilancio, programmazione per investimenti e quant‘altro.

Bei uns sind Sie in guten Händen.

Con noi siete in buone mani.

Erker 10 I 14


Peter Kaser, Gossensaß

Eine eigene Zeitschrift ist überaus wichtig für die Identifikation der Bürger mit dem eigenen Bezirk. Der Erker ist diesbezüglich Vorreiter, ist er mit seinen 25 Jahren doch Südtirols älteste Bezirkszeitschrift. Ich selbst habe zu ihm eine besondere Beziehung, durfte ich doch beim Erker meine ersten journalistischen Schritte wagen. Arnold Sorg, Ridnaun

Interessant - informativ - kritisch - Bezirkszeitschrift - Monatsanfang - zweisprachig Werbung - Leserbriefe - Jubiläen - Sportteil - historisch - Gesundheit - Identifikation für Bezirk - Wipptal Gebrauchtwarenmarkt - zeitgemäß - aktuell - Umfragen Rätsel - jung und alt - Heimatferne - Pfiffikus - Veranstaltungen - Redaktion - Ehrenamt Thomas Strickner, Vize-BM Ratschings

25 Jahre Erker + 10 Jahre Unantastbar. Die rebellische Band wünscht der sympathischen Bezirkszeitung viel Glück und Erfolg für die nächsten 25 Jahre! Hoch das Glas!! Florian „Schkal“ Wieser, Stilfes Aktuell - Bodenständig - Brisant - Effizient - Freundlich Für alle da - Historisch - Innovativ - Jugendlich - Kritisch - Kulinarisch - Kulturell - Lokal - Lustig/Witzig - Multikulturell - Persönlich - Sozial - Sportlich - Unabhängig - Unerlässlich - Vereinsverbunden - Weltoffen - Werbend - Wichtig - Zukunftsweisend Zweisprachig Manfred Gogl, Sterzing

Den Erker erwarte ich jeden Monat mit Spannung, da keine andere Zeitung lokale Themen so gut recherchiert bringt. Und dies freut mich als Sterzingerin ganz besonders! Alexandra Geyr, Sterzing

For me, each edition of The Erker connects me to Sterzing much like the salmon here in British Columbia make their way to their streams of origin. Jede Ausgabe des Erker bringt mich zurück nach Sterzing, so wie die Lachse hier in British Columbia immer zurück zum Punkt ihrer Herkunft schwimmen - sogar gegen starke Strömungen. Rudi Unterthiner, Sterzing/ British Columbia

Wenn ich in den Keller geh, ich vor einem Stapel Zeitungen steh. Ich behalt sie alle auf und vorne steht überall ERKER drauf. Alles Gute! Marlise Leitner, Mareit Erker 10 I 14

23


jubiläum I 25 Jahre Erker

Das Erker-ABC A ktuell B odenständig C harismatisch D eutschsprachig E hrlich F estungstreu G eistreich H eiter I taliano J ournalistisch K ostenlos L okal M onatlich N üchtern O rtsbezogen P roduktiv Q uerdenkend R ichtig S eriös T raditionsbewusst U nabhängig V olksnahe W ichtig X enophil Z ielstrebig Stefanie Prieth, Festung Franzensfeste

24

Erker 10 I 14

25 Jahre Erker: unabhängig und informativ ein Farbtupfer in der Medienlandschaft Südtirols - unverzichtbar für jene, die sich aktiv und kritisch in der Gemeindepolitik engagieren - ich hoffe, es werden immer mehr. Ad multos annos! Dr. Wilhelm Seppi, Wiesen

Der Erker ist jeden Monat eine wichtige und interessante Informationsquelle, weil er mich über alle Neuigkeiten aus dem Bezirk auf dem Laufenden hält. Macht weiter so! Philipp Braunhofer, Rettungsstellenleiter BRD Ridnaun Ratschings

Der Erker ist seinerzeit mit Unterstützung der Gemeinden und mit großem Einsatz der Redakteure und Eigentümer gegründet worden. Zwischenzeitlich wird diese Zeitschrift von der Bevölkerung angenommen und monatlich hart erwartet. Die kritische Beleuchtung der Themen scheint dem Geist der Leser zu entsprechen. Fritz Karl Messner, BM Sterzing

Un mensile che leggo volentieri e che mi informa sulle novità, progetti e curiosità dell‘Alta Val d‘Isarco. Sempre interessanti le notizie di storia sia antica che del recente passato. Avanti così, Erker!!! Sandro Covi, Vipiteno

È sempre un pò atteso e gradito quando trovo l‘Erker nella cassetta postale. Buona l‘informazione e vari gli argomenti - molto utile! Lunga vita all‘Erker! Paolo Jack Alemanno, Vipiteno

Ich bin mit dem Erker aufgewachsen, durfte selber für ihn schreiben und in den vielen Auslandsjahren war er meine Verbindung ins Wipptal. Ad multos annos! Oswald Überegger, Stilfes Das Erfolgsmodell Erker wird 25 Jahre alt. Eine beispielhafte Mixtur aus Tourismus, Geschichte, Kultur, Sport, Gesundheit, Soziales, Veranstaltungen, Notizen aus Politik und Anzeigen. Happy Birthday! Armin Holzer, BM Freienfeld

Ich habe fast alle Erker-Ausgaben der letzten 25 Jahre aufbewahrt. Sie sind zu schade für den Papiercontainer. Ist das nicht Kompliment genug? Macht weiter so! Helene Hilber Nössing, Vize-BM Freienfeld


25 Jahre Erker I jubiläum

25 Jahre

DIE WIPPTALER MONATSZEITUNG EINBLICKE VERANSTALTUNGEN SEHR AKTUELLE INFORMATIONEN RÜCKBLICKE KOSTENGÜNSTIG ZWEISPRACHIG FÜR GROSS UND KLEIN INTERESSANT Helga Mutschlechner Holzer, Landesvorsitzende der KVW-Frauen

Der Erker berichtet Monat für Monat über aktuelle Themen im Bezirk und scheut sich auch nicht vor brisanten politischen Themen. Er liefert keine „Hofberichterstattung“, sondern ist seiner unabhängigen Linie treu geblieben. Er hat sich von niemandem vereinnahmen und von keiner unangebrachten Kritik beeindrucken lassen. Das ist ein Qualitätszeichen für unvoreingenommene Berichterstattung. Hans Widmann, Ridnaun

Witzig Informativ Politisch Printmedium Tratsch Aufmerksam Lesenswert Eisack Rund

Brenner E-Paper Zielgerichtet Intelligent Reibungspunkt Kleingedruckt Sterzing Zündstoff Erfolgreich Impulsiv Tiefgang Unparteiisch Naturverbunden Grenzenüberwindend

Persone, cose, luoghi, notizie, immagini: frammenti di un‘esigua realtà, spiati da un Erker, depositati in un periodico, che si trasformano, a poco a poco, da cronaca in ricordi. Una parte di quel che resta diverrà, forse, storia. La nostra piccola storia. Carlo Bruccoleri, Val di Vizze

25 Jahre Erker stehen für Informations- und Meinungsvielfalt, Sprachrohr der Wipptaler, Pressefreiheit, Pfeiler der Südtiroler Medienlandschaft, engagierte Mitarbeiter, starke Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Zeitschrift und bewahrte Unabhängigkeit. Franz Kompatscher, BM Brenner

Alles Gute zum Geburtstag, Erker!

Arno Kompatscher, Kompatscher, Arno Landeshauptmann Landeshauptmann

La catena della memoria è formata da tanti anelli: alcuni forti e tenaci altri fragili e sottili ma comunque presenti, anche se, talvolta per disattenzione pigrizia o smarrimento ne perdiamo coscienza. L‘Erker è il fabbro che li rinsalda collegando passato e presente. Marco e Donatella Giugliarelli, Firenze

Erker 10 I 14

25


jubiläum I 25 Jahre Erker

Sono forse l‘ultima persona che può permettersi di manifestare una qualsiasi critica sulla edizione di questo periodico della Val Isarco. Mi piacerebbe solamente che le notizie di interesse generale per la popolazione fossero pubblicate sia in italiano che in tedesco. Davide Fiorotto, Vipiteno

Der Erker ist aktuell, umfassend, treffend, prägnant, kritisch, ausführlich, spannend, genießbar, umfänglich, zweisprachig und innovativ. Diese Zeitschrift gehört zum Wipptal einfach dazu - meine Gratulation! Philipp Achammer, Landesrat

26

Erker 10 I 14

È una rivista ricchissima di informazioni su tutta la Wipptal, L‘attendo con ansia ogni mese e la leggo da cima a fondo, sia la parte in tedesco che quella in italiano. Waltraud Rainer, Vipiteno

Seit 25 Johr gib‘s iatz schun in Erker und schier asou long muaß i aupassn, dass iber mi jo nicht Letzis dreinschteaht. Und wenn amol eppas Guats gschriebm war, half‘s nicht, weil sell vergessn die Leit eh olm gschwind!


DANKE! Unsere geschätzten Werbekunden tragen wesentlich dazu bei, dass der Erker Monat für Monat in alle Wipptalter Haushalte flattern kann. Auch zahlreiche Leser unterstützen Jahr für Jahr mit ihrer Abo-Zahlung und ihren Anzeigen den Erker. Für ihre Wertschätzung und jahrelange Treue sagen wir ganz herzlich DANKE!

GRAZIE! I nostri apprezzati inserzionisti contribuiscono in modo essenziale al fatto che l’Erker, mese dopo mese, può raggiungere tutte le famiglie della Wipptal/ Alta Val d’Isarco. Anche numerosi lettori sostengono l’Erker anno per anno con il loro abbonamento e le loro inserzioni. Per il loro apprezzamento e per la loro fedeltà di tanti anni vogliamo esprimere il nostro grazie più sentito.

Erker 10 I 14

27


28

Erker 10 I 14


Politik

Kleinanzeiger Service

calendarietto

Schnappschüsse novità

Sport

cultura

foto

commenti

meteo Videos

Kultur

News Gesellschaft

Wetter

Werbung

manifestazioni

Webcam

Umfrage economia

archivio

Wirtschaft Treffpunkt Kommentare

politica

pubblicità

società

Archiv

WippBlitz

Links

Veranstaltungen attualità Abo

Online-Voting Neuigkeiten

Unsere neue Homepage il nostro nuovo sito web


WIRTSCHAFT

„Die goldenen Zeiten sind vorbei“ Im Gespräch mit Raiffeisen-Direktor Christina Pupp

Christina Pupp, Direktor der Raiffeisenkasse Wipptal, über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die lokale Wirtschaft, notleidende Kredite und die Frage, ob sich Sparen in Zeiten niedriger Zinsmarktpolitik überhaupt noch lohnt. Erker: Frau Pupp, wie sehr macht die seit 2008 anhaltende Wirtschaftskrise der heimischen Wirtschaft zu schaffen? Christina Pupp: Mit dem Wort Krise kann ich mich nicht so sehr anfreunden. Der Begriff ist mittlerweile etwas überstrapaziert. Auch wird viel Negativstimmung verbreitet. Ich würde eher von einer schwierigen Wirtschaftslage sprechen. In Südtirol und vor allem im Wipptal ist diese „Krise“ schon spürbar, aber andere Regionen, wie etwa das Veneto oder die Lombardei, trifft sie wesentlich schlimmer. Die Unternehmen im Wipptal haben die schwierige Situation bisher recht gut gemeistert. Es gibt Branchen, die davon mehr betroffen sind, andere weniger. In den vergangenen Jahren gab es ei-

30

Erker 10 I 14

nige Konkurse: 2010 einen, 2011 drei, 2012 sechs und im vergangenen Jahr zwei. Auch die Arbeitslosenrate im Bezirk ist gestiegen. 2010 waren es noch 192 Arbeitslose, 2013 schon 341, wobei hier aber auch die Zuwanderer viel ausmachen. Welche Branchen spüren die Wirtschaftskrise am stärksten? Generell bemängeln die Unternehmen einen Rückgang der Aufträge, vor allem der öffentlichen Hand, die selbst ja auch sparen muss. Die Zahlungsmoral hat sich verschlechtert. Die Konsumenten sind verhaltener bei ihren Einkäufen, das spürt der Einzelhandel natürlich sehr stark. Man merkt auch, dass seit einigen Jahren weniger einkaufsfreudige Gäste aus Österreich und Deutschland nach Sterzing kommen. Auch die Bar- und Restaurantbetriebe spüren, dass weniger konsumiert wird. Die Tourismusbranche konnte sich bisher noch gut behaupten. Man ist aber auch hier seit etwa zwei Jahren vorsichtiger bei neuen Investitionen. Auch die Baubranche leidet unter

der schwierigen Wirtschaftslage. Im Wipptal gibt es zwar nicht so große Bauunternehmen wie in anderen Landesteilen, aber auch die kleinen und mittelständischen Betriebe spüren die Krise. Doch die Baukräne sind bei uns noch nicht verschwunden. Es werden nach wie vor Wohnungen gebaut und saniert. Relativ gut läuft hingegen noch die Landwirtschaft. Der Milchauszahlungspreis ist bisher durchwegs stabil geblieben. Industriebetriebe gibt es im Wipptal nicht viele. Jene, die wir haben, arbeiten gut, vor allem, weil sie im Exportgeschäft tätig und so-

mit etwas unabhängiger von Italien sind. Haben die notleidenden Kredite seither zugenommen? Nein, in der Raiffeisenkasse Wipptal sind die schwierigen Kredite sogar rückläufig. Private Kunden, allen voran die Wohnbaukunden, haben bei der Rückzahlung ihrer Darlehen keine bzw. kaum Probleme. Wenn es kurzfristig zu einem Engpass kommen sollte, versuchen wir unseren Kunden entgegenzukommen. Zahlungsschwierigkeiten seitens der Unternehmen sind nicht nur auf die Krise zurückzuführen. Vielfach gab es schon vorher Proble-

> Konkurse und Arbeitslose im Wipptal Jahr Konkurse Arbeitslose 2010 1 192 2011 3 198 2012 6 239 2013 2 341 2014 1* keine Angabe _______________________________________________ *1. Halbjahr


me, auch aufgrund falscher unternehmerischer Entscheidungen. Wird die wirtschaftliche Durststrecke weiter anhalten oder ist die Talsohle bereits erreicht? In Italien ist die Situation schwierig. So rasch wird sich hier auch nichts ändern. Es wurde viel zu lange immer nur geredet. Man hat versäumt, die wichtigen Strukturreformen in den Bereichen Staatsverschuldung, Arbeitsrecht, Sozialsysteme und Bürokratieabbau noch in den guten Zeiten durchzusetzen. Auf die vielen Worte sind keine Taten gefolgt. In der aktuell schwierigen Zeit ist es nicht einfach, unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen.

„Es besteht nicht ein Kreditangebotsproblem, sondern eher ein Problem der Kreditnachfrage.“ Aus Premier Renzis angekündigten 100 Tagen sind nun 1.000 geworden. Von seinem anfänglichen Aktionismus ist nicht mehr viel zu spüren. Wenn ein System so „verkrustet“ ist wie in Italien, ist es nicht möglich, Reformen rasch durchzusetzen. Ich denke, Italien wird - wie schon so oft in der Vergangeheit - das schon irgendwie meistern, aber schnell wird es wohl nicht gehen. Immerhin kommen schon leicht positive Signale aus Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner für Südtirol und das Wipptal. Ich zitiere Universitätsprofessor Alfred Steinherr: „Man muss sich von den goldenen Zeiten verabschieden und die aktuelle Situation als Normalität betrachten. Südtirol hatte in den letzten 30 Jahren eine goldene Zeit und geht jetzt in die Normalität über. Da kann es in gewissen Sektoren schon mal brennen und zu Entlassungen kommen. Die Südtiroler müssen sich von den unnatürlichen Zeiten verabschieden und sich mit der Normalität vertraut machen. Auch in China wird

die Wirtschaft nicht ewig boomen.“ An diesem Zitat ist etwas Wahres dran. Wir jammern auf hohem Niveau. Lange Zeit ging es uns sehr gut. Dass es aber immer weiter nach oben geht, ist irgendwann nicht mehr möglich. Eine Krise kann immer auch eine Chance für Veränderung, für einen Neuanfang bedeuten. Wir werden uns wieder mehr anstrengen und uns vermehrt darauf besinnen müssen, lokale Wirtschaftsstrukturen zu nutzen. Ich arbeite und wohne hier, also kaufe ich auch vor Ort ein und unterstütze so die lokale Wirtschaft. Zu unser aller Vorteil. Geht die Bank heute bei der Neuvergabe von Krediten mit größerer Sorgfalt vor? Die ausreichende Rückzahlungsfähigkeit und auch eine angemessene Eigenkapitalausstattung waren für uns schon in der Vergangenheit immer ausschlaggebend für eine Kreditvergabe. Dies gilt heute genauso. Auf das jährliche Unternehmergespräch mit den Betriebsinhabern legen wir heute mehr Wert als früher. Bei diesen Gesprächen analysieren wir mit dem Unternehmer die Bilanz und zeigen eventuellen Handlungsbedarf auf. Es besteht nicht ein Kreditangebotsproblem, sondern eher ein Problem der Kreditnachfrage. Viele Euro-Länder, so auch Italien, sind hoch verschuldet. Immer wieder flammen Austrittsszenarien aus dem Euro-Raum auf. Gibt es zum Euro heute wirklich noch Alternativen? Ich sehe keine Alternative. Wenn man bedenkt, wie viel in den Euro investiert wurde. Oder wie viel die Unternehmen die Umstellung gekostet hat. Es gibt keine Lira-Scheine mehr. Sie wurden von der Banca d’Italia vernichtet. Ein Austritt Italiens aus dem Euro-Raum ist eine Illusion. Warum zieht man eine Rückkehr zur Lira überhaupt in Betracht? Viele sind der Meinung, wenn Italien zur Lira zurückkehren würde, könnte das Land seine Währung Erker 10 I 14

31


WIRTSCHAFT

abwerten und auf diese Weise wieder wettbewerbsfähiger werden. Das würde nur für kurze Zeit funktionieren. Danach droht der wirtschaftliche Absturz: Die Inflation würde in die Höhe schießen, weil die Lira gegenüber dem Euro deutlich weniger Wert wäre. Importe würden sich dadurch drastisch verteuern. Das gleiche würde für die Zinsen gelten. Vor der Euro-Einführung musste Italien den Investoren zehn Prozent und mehr für seine Staatsanleihen bieten. Hinzu käme eine Schockstarre bei den Investitionen, da niemand weiß, wie es im Land weitergeht. Das wäre keine Lösung. Neben einer gemeinsamen Währung bräuchte es doch im Euro-Raum längst auch eine Harmonisierung der Steuersätze. Davon ist die EU aber noch meilenweit entfernt. Woran liegt das? Die EU-Staaten haben eine gemeinsame Währung geschaffen, da war man sich einig. Aber danach ist jeder Staat wieder seine eigenen Wege gegangen. Von den Vereinigten Staaten von Amerika sind wir weit entfernt. Ein Defizit der EU ist meiner Meinung nach, dass immer nur kurzfristig auf ein Problem reagiert wird. Die Vereinheitlichung der Steuersätze ist noch kein großes Problem, weshalb sich die EU bisher damit nur halbherzig beschäftigt. Es fehlt eine gemeinsame Vision für Europa, eine strategische Ausrichtung. Häufig findet man erst in schwierigen Zeiten wieder zusammen. Viele Betriebe bemängeln in Italien die fehlende Planungssicherheit. Ist das ein möglicher Grund, dass immer weniger Erwerbstätige den Weg in die Selbstständigkeit wagen? Nicht nur in Italien, sondern generell in der EU werden häuftig kurzfristige Ad-hoc-Entscheidungen getroffen. Diese Kurzfristigkeit erschwert vielen Unternehmen eine gute Planung. Die Folge ist, dass sich Arbeitnehmer für einen sicheren Arbeitsplatz in einem Unternehmen entscheiden und nicht das Risiko eingehen, eine eigene Firma zu gründen. Ein solcher Schritt verlangt ohnehin eine gehörige Porti-

32

Erker 10 I 14

on Mut - und den Willen, viel Zeit aufzubringen.

„Ein Austritt Italiens aus dem Euro-Raum ist eine Illusion.“ Vor kurzem wurde der europäische Leitzins auf ein Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Die bisherigen Zinssenkungen der EZB konnten die europäische Wirtschaft nicht wirklich ankurbeln. Folgt nun eine Deflation? Deflation ist ein vielzitiertes Schlagwort. Ich würde aber nicht von Deflation sprechen. Wenn man etwa die Preise für Immobilien hernimmt, sind diese zwar gesunken, aber immer noch hoch. Die Preise für Konsumgüter sind noch relativ stabil bzw. nur leicht zurückgegangen. Deflation bedeutet nicht nur, dass die Preise sinken, sondern auch, dass nichts mehr gekauft wird und jeder darauf wartet, dass die Konsumgüter irgendwann billiger und später noch billiger werden. Vielleicht wartet man einen Monat oder zwei, aber nicht jahrelang, um ein bestimmtes Produkt zu kaufen. In Amerika nimmt die Inflation bereits wieder leicht zu, was zu steigenden Zinsen führen wird. Amerika hat eine Sogwirkung auf Europa. Ich denke, dass diese Entwicklung mit der Zeit auch auf uns überschwappen wird. Durch die EZB-Zinsmarktpolitik sinken nicht nur die Zinsen für Kredite, sondern auch die ohnehin schon mickrigen Sparzinsen. Zahlt sich Sparen heute überhaupt noch aus? Auf jeden Fall! Sparen zahlt sich immer aus, auch wenn es heute einen sehr schlechten Ruf hat. Tatsache ist, dass man momentan sehr wenig Zinsen für sein angelegtes Geld bekommt. Das betrifft alle Geldanlageformen. Wer aber in Zukunft ein Auto kaufen oder eine andere größere Anschaffung machen will, muss etwas auf die Seite legen und mit den niedrigen Zinsen zufrieden sein. Diese plötzlich aufkommende „Ich hau das Geld raus“-Mentalität mag für viele naheliegend sein, ist meiner Meinung nach jedoch unlogisch. Das ganze


WIRTSCHAFT

Geld einfach auszugeben, nur weil ich fast keine Zinsen mehr bekomme, ist auf Dauer nicht sinnvoll.

„Sparen zahlt sich immer aus, auch wenn es heute einen sehr schlechten Ruf hat.“ Müssen Sparer in Zukunft sogar noch dafür bezahlen, dass sie ihr Geld zur Bank tragen? Nein, auf keinen Fall! Für das Sparen wird man bei uns sicher nicht zahlen müssen, außer die Europäische Zentralbank zwingt uns dazu. Es kann sein, dass es für Einlagen auf einem einfachen Kontokorrentkonto irgendwann keine Zinsen mehr gibt. Bereits jetzt kann es vorkommen, dass die geschuldeten Steuern und Spesen für das Kontokorrent höher sind, als die gutgeschriebenen Zinsen. Das Kontokorrent soll ja auch nicht zur Veranlagung von Spargeldern verwendet werden. Dafür gibt es geeignete Sparformen, die angemessene Zinserträge liefern. Als örtliches Bankinstitut kennen Sie die finanziellen Nöte und Sorgen der Wipptaler. Wo drückt Ihrer Meinung nach der Schuh besonders hart? Vielfach besteht die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz. Zum Glück haben bisher nur wenige Wipptaler ihren Arbeitsplatz verloren. Armutsgefährdet sind neben den Erwerbslosen oft auch getrenntlebende Paare und Alleinerziehende. In Not geraten immer mehr auch

die Mindestlohnempfänger und Mindestrentner, die jeden Monat schauen müssen, über die Runden zu kommen. Gerade in den letzten Jahren ist die Anzahl von Personen angestiegen, die einer versteckten Armut ausgesetzt sind. Sie zeigen häufig nicht ihre wahre Situation, sondern versuchen, die Misere solange wie möglich zu verstecken. Zum Glück gibt es in Südtirol noch verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung. Auch sind die sozialen Netzwerke relativ großzügig und gut aufgestellt. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Nicht nur der jährliche Caritas-Bericht macht das deutlich, auch die Ausgaben für finanzielle Sozialhilfe der Bezirksgemeinschaft Wipptal steigen seit Jahren überdimensional. Woran liegt es? Ich denke, der soziale Wandel trägt einiges dazu bei. Er verstärkt die Einkommensunterschiede zwischen armen und reichen Haushalten. Es gibt mehr Alleinerzieher- und Single-Haushalte, die mit einem niedrigen Einkommen auskommen müssen. Auch befristete Arbeitsverträge verhindern häufig, dass sich vor allem junge Erwerbstätige Geld auf die Seite legen können. Zudem ist es teilweise so, dass die Gehälter der Spitzenverdiener zunehmen, aber die Gehälter der Normalverdiener stagnieren. Droht die Mittelschicht, die sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in den europäischen Wohlfahrtsstaaten entwickelt

Christina Pupp: „Eine gute Ausbildung ist nach wie vor die beste Investition.“

hat, zu verarmen? Diese Angst macht sich in der Mittelschicht immer stärker bemerkbar, die in der Vergangenheit nicht schlecht verdient hat. Sie kennt Notlagen kaum aus eigenem Erleben. Auch fällt der Mittelstand zunehmend durch das soziale Raster: Dieser kriegt weniger Förderungen und geringere Zuschüsse durch die öffentliche Hand. Ich denke, wenn wir die konjunkturelle Talsohle durchschritten haben und die Betriebe wieder optimistischer in die Zukunft blicken, wird es der Mittelschicht auch wieder besser gehen. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihr Erspartes. Zu welcher Anlagestrategie raten Sie? Die Kunden wollen einfache, flexible und sichere Anlageformen. Eine breite Mischung aus verschiedenen Anlageformen ist eine ver-

nünftige Gangart: klassische Sparformen wie Sparbuch, Sparbriefe, Obligationen gemischt mit Fonds oder Aktien. Von kurzfristigen, hohen Renditen soll man sich nicht blenden lassen. Anlagekriterien, wie Sicherheit, Rendite und Fristigkeit, hängen von den verschiedenen Sparzielen jedes einzelnen Sparers ab. Wenn ich vorausschauend denke, muss die Altersvorsorge ein Dauerthema sein. Dafür sind Vorsorgeprodukte wie Pensionsfonds eine gute Anlageform. Sie sind zwar keine unmittelbare Renditeanlage, aber eine Investition in die Zukunft. Junge Leute sollten vor allem in ihre Ausbildung investieren. Diese ist nach wie vor die beste Investition.

Interview: Susanne Strickner

Erker 10 I 14

33


AKTUELL

Licht am Ende des Tunnels? Fall Aspiag: Ein konkretes Hotelprojekt steht/ Investoren wünschen sich Unterstützung der Gemeinde

Architekturbüro Stefan Gamper

Es ist endlich so weit: Ein konkretes Projekt für das im Raumordnungsvertrag mit der Aspiag geforderte Hotel im Süden Sterzings liegt vor. Die Investoren würden gerne ans Eingemachte gehen, wollen sich aber nicht zwischen Aspiag und Gemeinde stellen. Das Unternehmen Aspiag Service GmbH hat sich im Raumordnungsvertrag mit der Gemeinde Sterzing im Jahr 2010 dazu verpflichtet, noch vor der Eröffnung der neuen Eurospar-Filiale an der Brennerstraße einen Kreisverkehr, einen Spielplatz, eine Fußgängerunterführung, ein Teilstück des Radweges sowie ein 3-Sterne-S-Hotel mit mindestens 200 Betten zu realisieren. Der Kreisverkehr an der Kreuzung Staatsstraße/ Jaufenstraße und die Fahrradwegverbindung wurden bereits 2013 gebaut, der Kinderspielplatz innerhalb August fertiggestellt. Was die Unterführung und das Hotel betrifft, hat der Gemeinderat im Dezember 2013 in einer kontrovers diskutierten Zusatzvereinbarung einen Aufschub gewährt. Demnach muss die Un-

34

Erker 10 I 14

monovolume architecture+design/ Gruber Partner Architekten

terführung innerhalb eines Jahres, das Hotel innerhalb von fünf Jahren fertiggestellt werden. Der Lebensmittelkonzern gab dafür der Gemeinde eine Sicherstellung von 1,8 Millionen Euro in Form einer Bankgarantie. Die Gesellschaft GaViTos GmbH (Gardasee Vipiteno Toscana) besitzt ein Grundstück neben der Sterzinger Sportzone östlich des neuen Eurospar-Geländes, auf dem sie ursprünglich ein Hotel realisieren wollte. Das Projekt dafür wurde bereits genehmigt, die Baukonzession von der Gemeinde Sterzing Anfang Dezember 2013 ausgestellt. Die Realisierung stellt GaViTos mittlerweile aber selbst infrage, da das Hotel für ihre Ambitionen zu klein ist (50 Betten, Bauvolumen 9.742 m3) und sich wirtschaftlich nicht rechnen würde. Das neue Appartementhotel GaViTos ist mit Aspiag in Kontakt getreten und führt seit Jänner konkrete Gespräche über das im Raumordnungsvertrag geforderte Hotel südlich des Eurospar-Geländes. „Wir streben eine Gesamtlö-

sung für das Projekt an und haben einen Ideenwettbewerb abgehalten“, so Karin Knoflach aus Freienfeld, gesetzliche Vertreterin der GaViTos GmbH. „Aus dem Wettbewerb sind drei Konzepte in die engere Auswahl gekommen.“ GaViTos erkläre sich bereit, das Grundstück der Vipiteno Sud GmbH (Eigentümerin des Hotelgrundstückes und des an die Aspiag vermieteten Eurospars) abzukaufen und damit auch bestimmte Auflagen des Urbanistikvertrages zu übernehmen. „Wir bauen das Appartementhotel nicht als 3-Sterne-S-Anlage, sondern als 4-Sterne-S-Hotel – also im höheren Segment. Mit dem ersten Baulos werden 120 Betten realisiert, mit Abschluss der insgesamt drei Baulose werden es rund 240 Betten sein. Somit erfüllen wir auch diese Auflage“, so Knoflach. Auf einer bebaubaren Grundfläche von 9.102 m2 würde ein Bauvolumen von 24.730 m3 umgesetzt. Die Investitionskosten würden sich laut GaViTos auf 14 Millionen Euro belaufen. Um den Hotelbetrieb ganzjährig rentabel zu halten, seien sowohl Appartements als auch klassische

Hotelzimmer vorgesehen. Zudem sei es GaViTos ein Anliegen, vor allem Unternehmen aus dem Wipptal mit dem Bau zu beschäftigen, um die lokale Wertschöpfung anzuregen und Arbeitsplätze vor Ort zu sichern. „Wir sind auch schon mit drei Betreibergesellschaften im Gespräch, die an der Führung des Hotels Interesse zeigen“, so Knoflach. „Eine einvernehmliche Lösung“ Ganz so einfach wird die Umsetzung des Hotelprojekts aber nicht werden. „Wesentlich für die Realisierung des Hotelprojekts ist die Umwidmung unseres bestehenden Grundstückes neben der Sportzone. Laut unseren Rechtsanwälten wäre dies vertragsurbanistisch möglich. Wenn wir die Aspiag-Tourismuszone kaufen und das Hotel realisieren, können wir mit unserem Grundstück, das ebenfalls als Tourismuszone ausgewiesen ist, nichts mehr anfangen“, so Knoflach. Sie wünscht sich eine einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten. „Die Verhandlungen gestalten sich jedoch sehr schleppend.“ GaViTos


> GASTKOMMENTAR

„Den Wirtschaftsstandort Wipptal sichern“

auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht werden. Ob die Gemeindeverwaltung im Hinblick auf die Neuwahlen im Mai wirklich Angst vor Entscheidungen hat oder gar auf die Bankgarantie nach Ablaufen der FünfJahres-Frist spekuliert, wird sich früher oder später noch herausstellen.

Die SVP-Wirtschaft im Wipptal kümmert sich um die Sicherung des Wirtschaftsstandortes und um konkret anstehende Investitionsvorhaben. Wir befinden uns in wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten. Der Konflikt in der Ukraine samt gegenseitiger Embargomaßnahmen wird, zumindest für einige Zeit, die Situation weiter verschärfen. Gerade in diesen Zeiten sind private Investitionen notwendiger denn je – umso mehr, wenn sie der Sicherung des Wirtschaftsstandortes Wipptal dienen. Derzeit sind im Wipptal sechs konkrete Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von rund 145 Millionen Euro blockiert. Bei diesen Vorhaben handelt es sich um private Investitionen, die nicht öffentlich ausgeschrieben werden müssen und großteils lokalen Betrieben im Bezirk zugute kommen. Sie haben auch eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf die Beschäftigung, direkt und indirekt. Für die Realisierung des Hotels, das im Rahmen der Vertragsurbanistik (Gemeinde Sterzing – ASPIAG) in Sterzing neben dem Eurospar geplant ist, laufen derzeit konkrete Gespräche mit lokalen Investoren, die bereit wären, das Vorhaben zu verwirklichen. Ein Blick auf die beteiligten Unternehmer zeigt, dass die Absichten konkret sind. Es laufen erste Planungen für ein Hotel der Kategorie 4-Sterne-S. Die Gemeinde Sterzing ist derzeit aber nicht bereit, ein angrenzendes Grundstück dieser Investoren, das Teil des Gesamtkonzeptes ist, umzuwidmen. Diese haben daher bereits angedeutet, sich nach anderen Möglichkeiten außerhalb des Wipptales umsehen zu wollen. Das geplante Investitionsvolumen (je nach Version der Planungen 15 bis 20 Mio. Euro) wäre damit für Sterzing definitiv verloren. Die Bauwirtschaft und das Handwerk schauen dann ebenso durch die Finger wie die Geschäfte der Innenstadt und der Roßkopf als Naherholungsgebiet. Die Gästeschicht der Kategorie 4-Sterne-S hat ein ganz anderes Konsumverhalten (höhere Kaufkraft) als jene in tieferen Kategorien. Gerade die Kombination von attraktiver Innenstadt und Hotel in der geplanten Kategorie wäre für den Handel in Sterzing sehr positiv. Auch ist ein 4-Sterne-S-Hotel beschäftigungsintensiver. Die Vorteile sind für alle klar erkennbar. Es ist daher Aufgabe der Politik, jetzt die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dieses Vorhaben rasch realisiert werden kann. Als Vorsitzender der SVP-Wirtschaft im Bezirk stelle ich mich klar hinter dieses Projekt.

sst

Josef Tschöll für den SVP-Bezirkswirtschaftsausschuss Wipptal

Senoner & Tammerle Architekten

wolle sich jedenfalls nicht zwischen Gemeinde und Aspiag stellen. Man erhoffe sich von der Gemeindeverwaltung bald ein eindeutiges, richtungsweisendes Signal, „da auch noch andere Projekte in anderen Gemeinden, die derartige Investitionsvolumina für die heimische Wirtschaft nur allzu gerne unterstützen, vorliegen.“ Langweilig wird es in Sterzing wohl

Erker 10 I 14

35


AKTUELL

Neues Kraftwerk in Pfitsch

Alles nahm bereits im Jahr 2009 seinen Lauf, als am 2. Dezember die Bioenergie Pfitsch GmbH gegründet wurde – mit dem hehren Ansinnen, im Hochtal eine Biogasanlage zu errichten. Als jedoch Details über die Gesellschaftsstruktur bekannt wurden, gingen die Wogen hoch: Nicht die örtlichen Bauern hielten die Mehrheit, sondern Investoren, allen voran ein gewisser Roman Harald Olaf Dinslage als Vertreter einer Gesellschaft in Potsdam, der 28 Prozent der Anteile hielt; nicht weniger als 44 Prozent der Gesellschaftsanteile befanden sich zudem in der Hand von Familienangehörigen von Vizepräsident Josef Volgger. Recherchen der Wochenzeitschrift ff brachten jedoch ans Tageslicht, dass Dinslages Unternehmen lediglich zwei Monate vor der Bioenergie Pfitsch GmbH gegründet worden war, mit Dinslage als einzigem Gesellschafter und einem Gesellschaftskapital von einem Euro. Für wen er als Strohmann fungierte, konnte jedoch nicht aufgedeckt werden. Ist es bloßer Zufall, dass der ehemalige SEL-Direktor Maximilian Rainer aus Sterzing und seine Wiener Studienfreundin Petra Windt just im selben Jahr – wenn auch vergeblich – versucht haben, in Pfitsch einen Steinbruch zu erwerben, um dort ein Kraftwerk zu errichten? Dins-

36

Erker 10 I 14

Foto: Bernd Haynold

Wenn es um das Thema Energie geht, ist und bleibt Pfitsch ein heißes Pflaster. In keiner anderen Gemeinde des Wipptales wird so um Sonne, Wind und Wasser – zwischenzeitlich auch um Gülle – gebuhlt wie im Hochtal. Das jüngste Projekt: ein Wasserkraftwerk der Kajoma GmbH am Pfitscher Bach in Stein. Die Konzession ist bereits erteilt, der Ausgang der Geschichte allerdings noch ungewiss.

Die Kajoma GmbH hat für ein E-Werk in Stein im hintersten Pfitschtal die Konzession erhalten – die Gemeinde Pfitsch hat dagegen Aufsichtsbeschwerde eingereicht.

lage und Volgger jedenfalls waren alte Bekannte, hatten sie doch bereits 2002 gemeinsam die Bolotana Energy GmbH gegründet. Sauer stieß so manchem Pfitscher auch die zweiprozentige Beteiligung des Brunecker Wirtschaftsberaters Franz Pircher auf, der im SEL-Skandal noch eine gewichtige Rolle spielen sollte. Als das Projekt auch noch als Feigenblattaktion für den Erhalt einer E-Werks-Konzession am Pfitscher Bach entlarvt wurde, waren weitere Spannungen vorprogrammiert. Laut Gesellschaftsangaben sollte zur Querfinanzierung der 7,3 Millionen Euro teuren Biogasanlage ein Kleinkraftwerk errichtet werden, Gerüchten zufolge soll ein Kraftwerk mittlerer Nennleistung mit Millionengewinnen geplant

gewesen sein. In der Zwischenzeit wurde auch der Standort der geplanten Biogasanlage in Frage gestellt, befürchtet wurde ein „Gülletransit“ nach St. Jakob, sind die meisten Großbauern doch in Außerpfitsch angesiedelt. Am 11. Jänner 2010 langte beim Amt für Stromversorgung ein Konzessionsgesuch der Bioenergie Pfitsch GmbH ein. Ein Gesuch um Errichtung einer Biogasanlage wurde nie vorgelegt. Noch im selben Jahr wurde die Gesellschaft stillgelegt. Noch bevor es so weit kam, beantragten Thomas und Michael Volgger aus St. Jakob ebenfalls eine Konzession, obwohl sie gleichzeitig Gesellschafter der Bioenergie Pfitsch waren. Gegen dieses Bauvorhaben reichte die Gemeinde

Pfitsch ein Konkurrenzprojekt ein; insgesamt buhlten am Ende neun Projekte um die Konzession. Im Jänner 2014 erhielt schließlich die Kajoma GmbH von Josef Volgger, Markus Tötsch und Karl Holzer, auf die das ursprüngliche Projekt der Gebrüder Volgger in der Zwischenzeit übertragen worden war, den Zuschlag. Wie Paul Gänsbacher, Direktor im Amt für Umweltverträglichkeitsprüfung, Bürgermeister Johann Frei gegenüber erklärte, habe die Gemeinde zwar ein leistungsmäßig besseres Projekt vorgelegt, die Kajoma GmbH habe jedoch „die besseren Ausgleichsmaßnahmen unterbreitet“. Zudem liege im von der Gemeinde vorgelegten Projekt die Ableitung in einer von ihr selbst unter Schutz gestellten Bereich. „Dieses Argument ist schlichtweg falsch“, so Bürgermeister Frei, „da es sich in diesem Bereich um einen künstlich angelegten Wasserlauf handelt, der absolut nicht schützenswert ist.“ Ein limnologisches Gutachten sei bereits in Auftrag gegeben. Sonderbar sei auf jeden Fall, so Bürgermeister Frei, dass „das Amt für Stromversorgung erst im Juni dieses Jahres die Stromkonzession erteilt hat, obwohl die Entscheidung bereits im Jänner gefallen ist“. Genauso sonderbar findet er die Tatsache, dass die Gesellschaft mittlerweile um einige Mitglieder erweitert wurde. „Aus welchem Grund wird eine bereits erteilte Konzession und damit auch der Gewinn auf mehrere Köpfe verteilt?“, fragt sich nicht nur der Bürgermeister. Die Gemeindeverwaltung hat mittlerweile an die Landesregierung eine Aufsichtsbeschwerde gerichtet; innerhalb von 90 Tagen hat diese darüber zu befinden. Eine Entscheidung wird innerhalb Oktober erwartet. bar


Mein Name ist Hase

Transparenz ist ein vielgepriesener Begriff, den die Landesregierung in letzter Zeit häufig in den Mund genommen hat. Vielleicht zu häufig. Transparenz sieht jedenfalls anders aus. Johann Frei, Bürgermeister der Gemeinde Pfitsch, ist sichtlich genervt: „Das kann doch nicht sein, dass niemand eine Ahnung davon hat, was im Wiesner Umspannwerk wirklich geplant ist?“ Der Informationsfluss zu diesem Thema war immer schon stockend, ein Informationsabend im vergangenen Jahr sollte die Gemüter beruhigen (Erker 07/13). „Es ist keine Potenzierung des Werks geplant“, wurde damals beschwichtigt. Lediglich eine technische Verbesserung, eine Modernisierung der Anlage sei vorgesehen. Die Frage, warum dann auf dem Bauschild am Werk von einer Potenzierung die Rede sei, musste allerdings unbeantwortet bleiben. Auch die Idee einer teilweisen Verlegung der Hochspannungsleitung, von der die größere Strahlenbelastung ausgehen soll als vom Umspannwerk, scheint zurzeit wieder zu versanden. Immerhin hatte Landesrat Florian Mussner für Dezember 2013 ein Treffen in Aussicht gestellt, um das Vorhaben zu diskutieren. Mit der

Verbauung des Pfitscher Baches wäre nämlich auch die gleichzeitige Verlegung der Hochspannungsleitung möglich gewesen. Gekommen ist es allerdings weder zu einer Aussprache noch zur Umsetzung des Vorhabens. Und „seit Richard Theiner als Energielandesrat angetreten ist, geht gar nichts mehr“, erbost sich Bürgermeister Frei. Er habe diesen immer wieder kontaktiert, Unterlagen zugesandt, auf die Problematik angesprochen. „Doch Landesrat Theiner weiß von nichts“, so Frei. Noch vor Sommerbeginn sei eine Informationsveranstaltung mit Vertretern der Terna angesetzt gewesen, die bis heute ebenfalls ausständig sei. Und auch die SELNET stelle sich taub und unwissend. Die Biogas Wipptal GmbH habe dieser bereits vor geraumer Zeit ein Grundstück zur Verfügung gestellt, doch auch davon „will man bei der SELNET noch nie etwas gehört haben“, so Frei. „Wozu diese Hinhaltetaktik?“ Eine Bürgerinitiative, die sich aus Anrainern im Geirweg formiert hat, hat inzwischen Rechtsanwalt Alexander Kritzinger beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen und dem Versteckspiel ein Ende zu bereiten. bar Erker 10 I 14

37


soziales

POLITIK

Vorschüsse auf Sanierung der Erstwohnung Land stellt zwölf Millionen Euro zur Verfügung Franzensfeste

Seit 1. Juli 2014 können Besitzer einer Erstwohnung für Sanierungsarbeiten bei der Autonomen Provinz Bozen um einen Vorschuss auf die Steuergutschrift ansuchen. Dieser Vorschuss wird in Form eines zinslosen Darlehens in der Höhe des Gesamtbetrages der Steuerabschreibung laut staatlicher Gesetzgebung gewährt. Der Höchstbetrag beläuft sich auf 96.000 Euro. Dieses Darlehen muss in zehn Jahresraten zurückgezahlt werden. Es handelt sich um die Baukosten einer Wohnungssanierung im Sinne von Wiedergewinnungsarbeiten laut staatlichen Bestimmungen, für die ein Steuerabzug getätigt werden kann. Im Jahr 2014 beträgt der Steuerabzug noch 50 Prozent, im Jahr 2015 reduziert er sich auf 40 Prozent; daher ist es ratsam, die Sanierungsarbeiten noch heuer durchzuführen. Welche Voraussetzungen muss der Wohnungsbesitzer erfüllen? • Die Wohnung muss sich in Südtirol befinden und der meldeamtliche Wohnsitz des Antragstellers sein. • Der Antragsteller muss seit mindestens fünf Jahren in Südtirol ansässig sein oder seinen Arbeitsplatz haben. Für welche Wohnung kann angesucht werden? • Es muss sich um die Erstwohnung des Antragstellers handeln und sein Eigentum sein. • Für alle Kategorien von Wohnungen: von der herrschaftlichen, bürgerlichen oder ökonomischen bis zur Volkswohnung sowie der einfachen und bäuerlichen Wohnung. Folgende Dokumentation ist zusätzlich zur Steuererklärung notwendig, aus der die Höhe der Steuerabzüge in Bezug auf das Jahr 2014 und 2015 ersichtlich ist: • Ausgefüllter Fragebogen laut Vordruck, erhältlich beim Amt für Wohnungsbau; • Kopie des Personalausweises; • Erklärung eines Technikers über den Betrag der geplanten bzw. durchgeführten Arbeiten im Jahr 2014 und 2015; • falls die Wohnung noch nicht als Eigentum im Grundbuch eingetragen ist, braucht es eine Kopie des Schenkungs- oder Kaufvertrages mit Grundbuchdekret; • eine Bankbürgschaft in der Höhe des genehmigten Betrages. Kosten, die durch den Darlehensvertrag zwischen Antragsteller und der Autonomen Provinz Bozen anfallen: • Eine Stempelmarke zu 16 Euro für das Gesuch; • für die Registrierung des Darlehensvertrages: eine Stempelmarke und eine Gebühr von 0,5 Prozent des Darlehensbetrages; • die Registergebühr von 3 Prozent des Darlehensbetrages. Worauf muss der Antragsteller besonders achten? Bevor das Ansuchen um die Vorfinanzierung für die zehnjährigen Steuerabzüge gemacht wird, muss der Antragsteller überprüfen, ob er alle Auflagen laut Steuerförderungsgesetz erfüllt. Ansonsten riskiert er, den Steuerbonus ganz oder auch teilweise zu verlieren; Rückzahlungen sind mit Zinsen und Strafen belegt und auch der Vorschuss an das Land muss dann rückerstattet werden. Empfehlenswert ist daher eine vorausgehende Beratung bei einem Steuerbeistandszentrum Ihres Vertrauens. Christine Staffler, ASGB

38

Erker 10 I 14

Kein eigener Gemeindesekretär Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Franzensfeste wurden mehrere Bilanzänderungen im Haushaltsvoranschlag vorgenommen, u. a. werden rund 22.000 Euro in das Gemeindearchiv und die Müllsammlung investiert. Aus der zweiten Ausschreibung des Wettbewerbs zur Besetzung einer Stelle als Gemeindesekretär (65 %) ging erneut kein Sieger hervor. „Von den zwei zugelassenen Kandidaten ist einer nicht zur Prüfung angetreten, der andere hat nicht bestanden“, so Bürgermeister Richard Amort. Eine dritte Ausschreibung sei nicht vorgesehen. „Jeder, der Interesse an der Stelle hat, hatte seine Chance bei der zweiten Ausschreibung. Da der Wettbewerb erneut nicht zielführend war, werden wir nun mit unseren Nachbargemeinden eine eventuelle künftige Zusammenarbeit besprechen.“ Mit zwei Gegenstimmen (Dario Massimo und Annamaria Volcan, Emergenza Fortezza – Notfall Franzensfeste) und einer Enthaltung (Carl von Pretz, SVP) wurde die Verordnung zur Gemeindeimmobiliensteuer (GIS) genehmigt. Im Wesentlichen wurden die gesetzlich vorgesehenen Standardsteuersätze beibehalten. Der Steuersatz für Erstwohnungen liegt somit bei 0,4 Prozent. Die Hebesätze für leerstehende Wohnungen wurden auf den Höchstsatz (1,26 %) angehoben und die Zweitwoh-

nungen von 0,76 auf 0,85 Prozent erhöht. Laut Bürgermeister Amort stünden der Gemeinde Franzensfeste wegen der Streichung von Finanzmitteln heuer rund 48.000 Euro weniger zur Verfügung, weshalb eine Senkung der Hebesätze nicht möglich gewesen sei. Für das kommende Jahr erwarte man sich mehr Spielraum. Auf der Gemeinderatssitzung kamen auch die Bauarbeiten von BBT und RFI in Franzensfeste und die dadurch verursachten Belastungen für das Wohnviertel Riol zur Sprache. Die Bewohner hatten im Vorfeld eine Unterschriftenaktion eingereicht, die an beide Gesellschaften weitergeleitet wurde. Unter anderem wur-

de vorgeschlagen, die neue BBTStraße nicht direkt entlang der Häuser zu bauen. Hierzu seien in naher Zukunft mehrere Treffen geplant. Der Verschiebebahnhof Grasstein (im Bild) sei laut Bürgermeister Amort kein Thema mehr, „zum Leidwesen derer, die das Areal angekauft haben, um den Bahnhof zu reaktivieren.“

> NEWS Jüngste Gemeinderatsstitzungen auf www.dererker.it

sst


„Reden wir Klartext!“ Einige Äußerungen der Freienfelder Oppositionspolitiker Anton Salcher und Verena Überegger im Erker-Interview in der September-Ausgabe haben die SVP-Fraktion Freienfeld aufhorchen lassen. Bestimmte Aussagen könne man so nicht im Raum stehen lassen, denn die Medaille habe ja bekanntlich zwei Seiten. Was das Eisack-E-Werk bei Mauls betrifft, ist die SVP-Fraktion davon überzeugt, dass die Gemeinde richtig gehandelt habe. Ein Privater hat auf legalem Wege ein Projekt für ein E-Werk am Eisack eingereicht. Das geplante Werk hätte rund 6,5 Millionen kW/h im Jahr produziert. Im Verhältnis dazu produziert das größte bestehende Werk in der Gemeinde Freienfeld „Flans Energie“ 4,5 Millionen kW/h, an dem die Gemeinde mit 57 Prozent beteiligt ist. „Die SVP-Fraktion war sich einig, dass die Gemeinde ein derartiges privates Bauvorhaben nicht zulassen kann. Mit dem Projektanten konnten wir uns nicht einigen, so hat die Mehrheit im Gemeinderat die nötigen Mittel für ein Gegenprojekt freigegeben“, so SVP-Gemeinderat Alfred Sparber. Beide Projekte wurden schlussendlich in Bozen abgelehnt. Die Freie Liste Freienfeld kritisierte, dass viel Geld für das Gegenprojekt ausgegeben wurde, anstatt gemeinsam eine Lösung für Freien-

feld zu finden. „Wir haben sehr wohl versucht, mit dem Betroffenen eine einvernehmliche Lösung zu finden, aber er war nicht bereit, die Bedingungen der Gemeinde zu akzeptieren“, so Sparber. Auch das Abstimmungsverhalten der Opposition in Sachen EWerk sei für die SVP-Fraktion unverständlich. Bei der Abstimmung im Gemeinderat zur Gesellschaftsgründung im Jahr 2012 haben die FLF-Gemeinderäte den Sitzungssaal verlassen und „sich damit der Verantwortung entzogen“. Das Gemeindesekretariat hatte im Vorfeld ein negatives Gutachten für den Beschluss ausgestellt, wodurch die Gemeinderäte mit ihrem Privatvermögen haften. „Die einzige rechtliche Möglichkeit, gegen das private Projekt vorzugehen, war ein Gegenprojekt“, erklärt Gemeindereferent Martin Rainer. Natürlich hätte die Gemeinde die Konzession für das Werk gerne erhalten, aber immerhin habe man verhindert, dass ein Privater 6,5 Millionen KWh pro Jahr „einsackelt“, ähnlich dem privaten Plunger-Werk in der Gemeinde Franzensfeste. Die FLF beanstandete auch, die Gemeinde habe es verabsäumt, sich früher um ein Kraftwerk zu bemühen. „Die Gemeinde hat das Projekt nicht von sich aus angestrebt, da schon bei früheren E-Werk-Projekten am Eisack Widerstand vonseiten der Landesregierung spürbar war“, so Sparber.

Gemeinderat Alfred Sparber Im Interview hatte die FLF zudem betont, die Entscheidung zum Tennisplatz-Problem des Sportvereins beschleunigt zu haben. Durch die Bestrebungen der Opposition sei laut SVP-Fraktion die Entscheidung zwar kurzerhand gefallen; hätte man aber keine Anfrage im Gemeinderat eingebracht, die dann faktisch zu einer Anzeige gegen die Verantwortlichen der Sektion Tennis führte, wäre noch Zeit für eine andere Lösung gewesen. „Das Ergebnis der FLF-Anfrage war, dass die ehrenamtlichen Funktionäre eine Strafe von 17.000 Euro für die Erlangung der Baukonzession im Sanierungswege bezahlen mussten“, so Rainer. Nach Meinung der SVP-Funktionäre schmücke sich die FLF zudem mit fremden Federn. „Das Projekt zur Verlegung der Hochspannungsleitungen in Mauls etwa wurde nicht von der Freien Liste initiiert. Hier hat sich vor allem die SVP-Ortsgruppe Mauls mit Vizebürgermeisterin Helene Nössing eingesetzt“, so Rainer. Auch den Vorwurf, dass die Mehrheit nicht genügend mit der Opposition kommuniziere und Sachen behauptet würden, die nicht der Wahrheit entsprechen, weist die SVP-Fraktion vehement von sich. „Durch derartige Aussagen wird

Gemeindereferent Martin Rainer eine ungute Stimmung erzeugt, die eine fruchtbare Zusammenarbeit erschwert“, so Rainer. „Wir lehnen nicht von vornherein alle Vorschläge der Opposition ab, sondern begründen unsere Entscheidungen immer sachlich. Oft ist der finanzielle Aspekt ausschlaggebend. Man will dem Bürger schließlich nicht noch tiefer in die Tasche greifen“, ist Sparber überzeugt. Kommunikationsbedarf bestehe laut FLF auch in punkto BBT-Ausgleichsmaßnahmen. Auch diese Behauptung ist für die SVP nicht nachvollziehbar. So war der Gemeinderatsbeschluss der vorherigen Verwaltungsperiode zur Verwendung der 17 Millionen Euro aus dem Maßnahmen-Topf doch einstimmig genehmigt worden. Man könne jetzt nicht – nur weil drei Vertreter der FLF mehr im Rat sitzen – alle Beschlüsse über den Haufen werfen. Schon jetzt – gut ein halbes Jahr vor den Gemeinderatswahlen – kündigt sich in Freienfeld ein heißer Wahlkampf an. Starke Persönlichkeiten vertreten starke Meinungen. Wie schon Otto von Bismarck gesagt hat: „Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.“ sst

Erker 10 I 14

39


interview

„Eine große Herausforderung“ Mit Maria Luise Polig erste Wipptaler Frau zu Bürgermeisterin gewählt Maria Luise Polig, 51, aus Ratschings ist politisch kein unbeschriebenes Blatt. Seit 1995 wohnt sie in Pandino in der Provinz Cremona, 2005 hat sie erstmals den Einzug in den Gemeinderat geschafft. Erst als Referentin und Vize-Bürgermeisterin tätig, wurde sie im Mai dieses Jahres zur Bürgermeisterin gewählt. Im Erker-Interview spricht sie über Herausforderungen, Ziele und Frauen in der Politik. Erker: Frau Polig, Sie wurden im Mai dieses Jahres bei vorgezogenen Neuwahlen mit 32,7 Prozent der Stimmen zur Bürgermeisterin von Pandino gewählt. Haben Sie mit Ihrem Erfolg gerechnet? Maria Luise Polig: Natürlich habe ich auf dieses Resultat hingesteuert, aber der Wahlausgang stand bis zum letzten Moment wirklich absolut offen. Deshalb war der Erfolg am Ende eine große Überraschung für mich und für meine Liste „Gruppo Civico Pandino“. Mit welchen Erwartungen haben die Wähler Sie gewählt? Die völlig unerwartete und plötzliche Entscheidung meines Vorgängers Donato Dolini, sein Mandat niederzulegen, war ein persönlich gereifter Entschluss. Dieser war die Summe verschiedener Faktoren. Nicht alle Mitbürger haben diesen Schritt positiv unterstützt, viele haben seine Entscheidung heftig kritisiert oder sogar als Betrug angesehen. Ich habe aus Solidarität und Respekt seine Entscheidung mitgetragen. Die Identität der Bürgerliste, die seit 20 Jahren die Gemeindepolitik prägte, wurde dadurch stark unter Druck gesetzt – sogar die Basis wurde zum Wackeln gebracht. Nach intensiven Diskussionen wurden neue Kräfte gesammelt und Energien entwickelt, um ein neues, vor allem

40

Erker 10 I 14

realistisches und aktuelles Projekt für Pandino auf die Beine zu stellen. Welches sind Ihre vorrangigen Ziele? Durch einen neuen Verwaltungsstil möchte ich vor allem die Bevölkerung in grundsätzliche Entscheidungen miteinbeziehen, Mitverantwortung fördern und das Miteinander stärken. Ich finde es wichtig, mit einer transparenten, pragmatischen und bürgernahen Einstellung aktuelle Themen anzugehen und zu bearbeiten. Die Innovation in allen Bereichen zu unterstützen und unsere touristische Attraktivität zu steigern, wird ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit sein. Mit welchen Schwierigkeiten sehen Sie sich in Ihrer Gemeinde konfrontiert? Steuerdruck, Arbeitsmarktkrise, generelle Unsicherheit der Familien, hohe Jugendarbeitslosenquote – das sind auch unsere Probleme. Die vorbildhafte Investitionsphase der letzten Jahre ist vorbei. Seit 2010 hat sich vor allem die wirtschaftliche und finanzielle Krise verstärkt. Unverständliche Regierungsbeschlüsse in Rom, das Stabilitätsgesetz und der „fiscal compact“, die mit ihren verheerenden Auswirkungen den lokalen Verwaltungen jegliche Autonomie nehmen sowie sämtliche Initiativen und Projekte blockieren, sind nicht länger tragbar. Welche Parteien sind im Gemeinderat vertreten? Unsere Bürgerliste „Gruppo Civico Pandino“ wird von Partito Democratico und Sel unterstützt. Die Oppositionsgruppe besteht aus Forza Italia, Nuovo Centro Destra, Fratelli d’Italia und Lega Nord, dann gibt es noch eine weitere unabhängige Bürgerliste. Die Liste der Cinque Stelle hat

den Einzug in den Gemeinderat nicht geschafft. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Opposition? Nicht einfach! Wir stellen zwar acht Ratsmitglieder, die Opposition hat vier Vertreter, doch die Wähler stehen nur zu einem Drittel hinter mir. Da ich jedoch viel Wert auf Zusammenarbeit lege, fördere ich die Beteiligung aller Ratsmitglieder in verschiedenen Kommissionen und Interessenkomitees. Muss eine deutschsprachige Frau als erste Bürgerin einer italienischen Gemeinde auch gegen Vorurteile ankämpfen? Nein, im Gegenteil. Meine Südtiroler Wurzeln werden als großes Plus gesehen.

Frauen scheinen in Ihrer Gemeinde politisch sehr aktiv zu sein. Immerhin sind zwei von vier Referenten weiblich. Beeinflusst die Geschlechterverteilung auch den Politikstil? Ja, irgendwie schon. Der Sozialbereich, Familien- und Jugendpolitik, Schule und Kultur werden in besonderer Weise gefördert. Die konkrete und pragmatische Art von uns Frauen kommt uns in allen Bereichen zu Hilfe. Sie sind nun auch die erste Wipptalerin, die es bis an die Spitze einer Gemeinde geschafft hat. Eine Ehre? Ich bin davon überzeugt, dass es sicher viele andere Beispiele von engagierten Wipptaler Persönlichkeiten gibt. Für mich ist mein


Amt eine große Herausforderung, der ich natürlich mit Respekt begegne, der ich aber gerne meine Energie widme.

„Meine Südtiroler Wurzeln werden als großes Plus gesehen.“ Sie leben seit 1995 mit Ihrer Familie in Pandino. Was hat Sie dorthin verschlagen? Nach meiner Hochzeit habe ich zehn Jahre in einem Vorort von Mailand gelebt. Erst als unsere Familie größer wurde, haben wir uns für ein kinderfreundliches Dorfleben entschieden. In Pandino haben wir die Lebensqualität gefunden, die wir uns gewünscht haben, und uns sofort gut in die Dorfgemeinschaft eingefügt. Sie haben eine steile politische Karriere hingelegt: Referentin, Vize-Bürgermeisterin, Bürgermeisterin. Wohin wird Sie Ihr politischer Weg noch führen? Ich lebe meinen politischen Einsatz aus natürlichem Interesse für unsere Gesellschaft. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass jeder seinen Beitrag für die Allgemeinheit leisten kann und sollte. Mein politischer Lebenslauf hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Mit meiner derzeitigen Aufgabe bin ich nun voll ausgelastet, weshalb ich mir über meine politische Zukunft keine Gedanken mache. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Hartnäckig, geduldig, großzügig und offenherzig. Sie sind verheiratet, haben drei Kinder, studieren an der Universität in Mailand und sind dazu noch Vollzeit-Bürgermeisterin. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut? Mein Leben hat sich seit meiner

Wahl zur Bürgermeisterin ziemlich verändert. Ich arbeite täglich viele Stunden für die Gemeinde. Mein Studium muss deshalb natürlich etwas in den Hintergrund treten. Meine Familie hingegen ist für mich eine große Stütze: Mein Sohn und meine Tochter stehen schon voll im Berufsleben, der Jüngste hat soeben ein Universitätsstudium begonnen. Sie haben meine Entscheidung für eine Kandidatur überzeugt unterstützt. Pandino ist mit 9.000 Einwohnern in etwa gleich groß wie Sterzing. Ist die Verwaltung der beiden Städte vergleichbar? Ich glaube nicht, denn die Verhältnisse sind wirklich sehr unterschiedlich. Allein die Südtiroler Autonomie macht einen Vergleich unmöglich und auch in der Wirtschaft gibt es enorme Unterschiede. Pandino ist wie Sterzing Mitglied von „I borghi più belli d’italia“. Was ist der besondere Reiz Ihrer Stadt? Der Einzug in diesen Club ist unserer kleinen Fraktion Gradella zu verdanken, der Reiz dieses Kleinods ist die uralte Anordnung eines typischen Landwirtschaftsbetriebes, der sich um ein Herrenhaus entwickelt hat und einigen hundert Familien Arbeit und Wohnung gab. Vermissen Sie das Wipptal manchmal? Meine Wurzeln sind tief in meiner Heimat verankert. Sooft es mir möglich ist, besuche ich meine Familie. Sowohl mein Sommer- als auch der Winterurlaub werden in Ratschings verbracht. Für mich sind Sterzing und Ratschings wertvolle Energiequellen, die ich niemals missen möchte.

Interview: Barbara Felizetti Sorg Erker 10 I 14

41


umfrage

Ein Bergsommer, der keiner war „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer, ein Sommer, wie er früher einmal war?“ Wie oft haben wir uns das heuer gefragt? Regenwolken, so weit das Auge blicken kann, Wind und kühle Temperaturen haben uns den im Wipptal ohnehin kurzen Sommer vermiest. Petrus hat es nicht gut mit uns gemeint. Besonders die Wirte der hochalpinen Schutzhütten können ein Lied davon singen. „Dieser Sommer war die absolute Katastrophe“, bringt es Rudolf Braunhofer, Wirt auf der Magdeburger Hütte in Pflersch auf den Punkt. Besonders der Juli sei schlecht verlaufen, der August sei zwar etwas besser, aber insgesamt auch nur „so lala“ gewesen. Vor allem die Tagesgäste, die von den dunkelgrauen Wolkenbänken und täglichen Regenschauern abgeschreckt wurden, hätten gefehlt. „Da werden heuer wohl alle Hüttenwirte dasselbe sagen“, antwortet Daniela Eisendle von der Tribulaunhütte in Pflersch auf die Frage, wie die heurige Bergsaison verlaufen sei. „Wir hatten zwar besonders an den Wochenenden viele Reservierungen, die aber meistens wieder abgesagt wurden.“ Obwohl die Tribulaunhütte auf 2.369 m zu den eher niedriggelegenen Hütten im Wipptal zählt und auch bei unsicherem Wetter leicht erreicht werden kann, haben sich viele Bergsteiger abschrecken lassen. „Besonders bemerkbar hat sich das Fehlen der einheimischen Bergsteiger gemacht, aber auch italienische Gäste haben den Aufstieg auf die Hütte gescheut“, so Eisendle; nur deutsche Gäste hätten Wind und Wetter getrotzt. Eisendle beklagt Einbußen von rund 50 Prozent. Ähnlich die Situation auf der Europahütte (Landshuter Hütte) in Pfitsch. „Übernachter haben wir

42

Erker 10 I 14

Besonders einheimische Bergsteiger haben sich vom schlechten Wetter abschrecken lassen. Im Bild die Tribulaunhütte in Pflersch.

schon gehabt“, so Hüttenwirt Florian Holzer. Gefehlt haben aber auch hier die Tagesgäste. „Wir rechnen mit Einbußen von etwa 30 Prozent“, so Holzer. In dieselbe Kerbe schlägt Reiner Mittermair von der Hochfeilerhütte in Pfitsch. „Eine solche Saison ist wirklich noch nie dagewesen.“ Dichter Nebel, niedrige Temperaturen und vor allem starker Wind hätten viele Bergsteiger von einer Tour abgehalten, auch starke Schneefälle hätten immer wieder dazwischengefunkt. Für Davis Haller von der Teplitzer Hütte in Ridnaun ist die Saison „ganz einfach zum Vergessen“. Bei solchen Wetterverhältnissen sei auf einer Schutzhütte nichts verdient. „Da muss man sich schon überlegen, ob man nicht einer geregelten Arbeit im Tal nachgeht“, so Haller. Und auch Rosi Gasteiger von der Grohmannhütte weiß nicht mehr ein noch aus. „So etwas haben

wir in den ganzen 18 Jahren, in denen wir die Hütte bewirtschaften, noch nie erlebt“, sagt sie und ihre Stimme zittert dabei. „Alles, was wir im Frühsommer heraufgeflogen haben, kann der Hubschrauber im Herbst wieder abholen.“ Den ganzen Sommer über habe sie keine einzige Nachlieferung gebraucht, lediglich ein paar frische Sachen wie Tomaten habe sie nachgekauft. Zudem ist die Grohmannhütte die einzige Hütte, die weder über Sonnenkollektoren noch über Turbinen verfügt. „Der hundsteure Diesel frisst uns auf“, so Gasteiger. Allein für diesen hätten sie in diesem Jahr über 3.000 Euro ausgegeben, Transportkosten noch nicht mitgerechnet. „Und doch müssen wir unseren Trockenraum heizen, schließlich müssen auch die wenigen Leute, die nass bis auf die Haut zu uns kommen, ihre Sachen trocknen.“ Ob sie sich das noch einmal antun wird, weiß sie heute noch

nicht. „Verdient ist heuer jedenfalls nichts – ganz im Gegenteil“, so Gasteiger verzweifelt. Weniger tragisch sieht es Heidi von Wettstein, die gemeinsam mit Lukas Lantschner die Müllerhütte in Ridnaun bewirtschaftet. „Natürlich haben wir in diesem Sommer Einbußen zu verzeichnen, besonders im Vergleich zum überdurchschnittlich schönen Sommer im vergangenen Jahr.“ Aber damit müsse man im Hochgebirge eben immer rechnen, das gehöre einfach dazu. „Die Saison war zwar nicht so gut, aber sicher keine Katastrophe“, so von Wettstein gelassen. Hüttenwirt Erich Pichler lacht, als ihn der Anruf der Erker-Redaktion auf der höchstgelegenen Schutzhütte Südtirols, dem Becherhaus in Ridnaun, erreicht. „Fein war’s!“, so Pichler auf Nachfrage, der ironische Unterton in seiner Stimme ist natürlich nicht zu überhören. „Ich hatte endlich mal Zeit für einen ausgedehnten Fa-


120 Jahre Kaiserin-Elisabeth-Schutzhaus auf dem Becher

milienurlaub.“ Wenn an einem Tag zwei Gäste kämen, die er am nächsten Morgen wegen der schlechten Verhältnisse wieder über den Becherfelsen hinunterbegleiten müsse, dann sei rein gar nichts verdient. Besonders die einheimischen Bergsteiger haben auf dem Becherhaus gefehlt – Gäste, die nur diese eine Urlaubswoche zur Verfügung haben, gingen da schon eher, trotz widriger Umstände. „Aber ich will nicht ‚larmen’“, so Pichler. Die Saison abhaken und nach vorne schauen sei seine Devise. Auch wenn das im Moment nicht so einfach sei: „Da die Hütten vom Land erst ausgeschrieben werden, wissen wir heute noch nicht, was uns morgen erwartet.“ Für das nächste Jahr vorauszuplanen, sei deshalb überhaupt nicht möglich, sagt Erich Pichler schon etwas nachdenklicher, und versprüht im nächsten Augenblick schon wieder gute Laune: „Mal ehrlich: Schwimmbadbetreiber wäre ich heuer auch nicht lieber gewesen“, sagt er lachend und macht sich gleich wieder ans Schneeschaufeln. bar

Die touristische Erschließung der Stubaier Alpen von der Ridnauner Seite aus begann bereits im Jahr 1887 mit dem ersten Hüttenbau der Sektion Teplitz-Nordböhmen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Die relativ kleine Alpenvereinssektion aus Böhmen leistete in ihrem erwählten Arbeitsgebiet großartige Pionierarbeit in vielerlei Hinsicht und ließ bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch weitere fünf Hüttenbauten in Ridnaun folgen. Das Glanzstück alpinen Schutzhüttenbaues verdanken wir allerdings der Sektion Hannover: das Becherhaus oder richtigerweise das Kaiserin-Elisabeth-Haus. Die Idee eines Schutzhauses auf der unvereisten Pyramide des Bechergipfels inmitten der Gletschermassen des Übeltalferners war bereits 1892 von einem Münchner Bergfreund geboren worden. Bis die Idee Wirklichkeit werden konnte, verstrichen allerdings zwei Jahre. Interesse zeigten mehrere Alpenvereinssektionen, aber so schnell wagte sich niemand an die Realisierung dieses riskanten Projekts heran. Schließlich nahm die Sektion Hannover mit ihrem tatkräftigen Vorstand Carl Arnold die Sache in die Hände. Von Beruf eigentlich Chemieprofessor und Verfasser zahlreicher Fachbücher war er aber auch eine Koryphäe auf alpinistischem Terrain. Mehrere Erstbegehungen gehen auf sein Konto. Sogar im Gebiet des Kilimandscharo, der höchsten Erhebung des afrikanischen Kontinents, waren die Flachlandalpinisten aus dem Norden des Deutschen Reiches tätig. Damit ein Projekt wie das Kaiserin-Elisabeth-Haus auf dem Becher in die Tat umgesetzt werden konnte, brauchte es ein großartiges Zusammenspiel eines ganzen Teams. Neben den bergverrückten Alpenvereinsmitgliedern aus Hannover, die nicht selten auch aus der eigenen Tasche beträchtliche Schenkungen machten, benötigte man einen erfahrenen Baumeister, den man in Johann Kelderer aus Sterzing fand. Die größte Herausforderung stellte allerdings der lange und nicht ungefährliche Transport des Baumaterials von Maiern auf 1.400 m Meereshöhe auf den beinahe 3.200 m hohen Bechergipfel dar. Das waren nicht weniger als 25 Tonnen, manche Quellen sprechen sogar von 34 Tonnen! Die Organisation sowohl des Transports als auch des Hüttenbaus lag in den Händen von Stefan Haller, dem Motor und Pionier des aufblühenden Fremdenverkehrs im Hochtal von Ridnaun. Wen man bei der ganzen Geschichte am meisten bewundern soll, das sei jedem Einzelnen überlassen. Richtig beurteilen und einordnen, was hier vor 120 Jahren geschaffen worden ist, kann sowieso nur derjenige, der den stundenlangen Marsch zum Becherhaus auf sich genommen hat. Trotz widrigster Wetterverhältnisse, die den Hüttenbau behinderten, gelang es, das Schutzhaus, das den Namen von Kaiserin Elisabeth tragen durfte, planmäßig am Vorabend des Kaisergeburtstages am 17. August 1894 zu eröffnen. Vier Jahre später sollte Kaiserin Elisabeth „ihrem“ Schutzhaus sogar einen Besuch abstatten. Doch kurz vor dem großen Tag fiel sie einem anarchistischen Mordanschlag in Genf zum Opfer. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges fand die großartige Aufbauarbeit des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in Südtirol ein jähes Ende. Auch die Hannoveraner und Teplitzer waren plötzlich Fremde in ihren eigenen Hütten. Die Ridnauner Schutzhäuser blieben zwar in Staatsbesitz, wurden aber von Sektionen des CAI geführt. Für das Kaiserin-Elisabeth-Haus, das nunmehr in Rifugio Regina Elena umgetauft wurde, war zunächst die Sektion Turin und dann die Sektion Verona zuständig. Es waren nicht immer leichte Zeiten für die Schutzhütten im Grenzgebiet, mehr als einmal schienen sie dem Verfall preisgegeben. Es ist auch dem Idealismus dieser CAI-Sektionen und deren Mitgliedern zu verdanken, dass das Becherhaus heute mit Optimismus in die Zukunft blicken kann. Bleibt nur zu hoffen, dass es unserer Politik bald gelingt, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, wie dieses großartige alpinistische und kulturelle Erbe in Zukunft geführt und verwaltet werden soll, damit in fünf Jahren ein in jeder Hinsicht ungetrübtes „großes“ Jubiläum 125 Jahre Kaiser-Elisabeth-Schutzhaus auf dem Becher gefeiert werden kann. Paul Felizetti

Erker 10 I 14

43


POLITIK

Unsichere Zukunft Südtirols Hüttenwirte sehen einer unsicheren Zukunft entgegen. Ihre Planungen für das nächste Jahr müssen sie vorerst auf Eis legen. Die Landesverwaltung ist derzeit auf der Suche nach einem Pächter für ihre 25 Schutzhütten, die

sie 1999 vom Staat übernommen hat. Mindestens 261.000 Euro an Pachtzins sollen jährlich in die Landeskassen fließen. Für das Becherhaus in Ridnaun ist etwa ein jährlicher Pachtzins von 3.420 Euro vorgesehen, für die Müllerhütte (im Bild) 2.280 Euro, für die Grohmannhütte immerhin 1.830 Euro; für die Teplitzer Hütte sollen 5.210 Euro entrichtet werden. Die Beträge entsprechen in etwa den derzeitigen Pachtzinsen. Der Haken an der ganzen Sache: Die Hütten werden nur im Paket verpachtet, um zu verhindern, dass Hütten in unattraktiven Lagen keinen Pächter finden. Bis zum 10. September konnten Interessierte ein Angebot vorlegen. Die Vertreter von AVS und CAI hatten sich im Vorfeld für ein gemeinsames Angebot ausgesprochen, da sie sich „aufgrund ihrer Erfahrung im Bereich der Schutzhütten, der Ausund Fortbildung im alpinen Bereich, mit den Initiativen zur Sensibilisierung für Natur und Umwelt und der sprachübergreifenden Zusammenarbeit wohl einen maßgeblichen Vorteil gegenüber allen anderen Bewerbern für sich beanspruchen“, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung von AVSObmann Georg Simeoni und CAIPräsident Giuseppe Broggi. Bereits vor der Ausschreibung der Hütten hätten beide dem Land ein

44

Erker 10 I 14

Konzept vorgelegt, das die Bereitstellung der Finanzmittel durch das Land über den Pachtzins vorsah, während die Vereine ihren freiwilligen Einsatz und ihr Know-how zur Verfügung stellen wollten. Darauf sei das Land jedoch nicht eingegangen. „Die Aufgabe der Alpenvereine würde sich deshalb auf die reine Auswahl des Pächters und die Verrechnung der Pachtzinse reduzieren – Aufgaben, welche die Landesverwaltung auch selbst erledigen kann“, heißt es in der Aussendung weiter. Laut Landeskonzept müssten die Vereine – zusätzlich zum Pachtzins – jährliche Ausgaben von mindestens 150.000 Euro schultern, die über Mitgliedsbeiträge gedeckt werden müssten und für andere institutionelle Aufgaben nicht mehr zur Verfügung stünden. Schlussendlich sahen sich sowohl AVS als auch CAI mit eigentumsrechtlichen Problemen konfrontiert. „Die Alpenvereine können sowohl aus rationaler als auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht an der Ausschreibung teilnehmen“, so Simeoni und Broggi unisono. „Wir haben deshalb ein leeres Angebot eingereicht.“ Dabei wäre allein die Tatsache, dass sich die beiden oft konkurrierenden Alpenvereine des Landes zu einer gemeinsamen Führung dieses großartigen alpinen Erbes zusammengefunden haben, richtungweisend für die Zukunft. 15 Jahre hatte die Landesregierung Zeit, eine Lösung für ihre Schutzhütten und deren Pächter zu finden. Landeshauptmann Arno Kompatscher kann sich nach dem Ausschreibungsdebakel nun durchaus vorstellen, die Hütten zu günstigeren Konditionen anzubieten. Sogar eine Vergabe in Direktverhandlungen mit AVS und CAI wird nun in Betracht gezogen. Für die Hüttenwirte heißt es indes weiterhin: Bitte warten! bar


AKTUELL

BBT-Ausgleichsmaßnahmen angepasst

Die Umwelt-Ausgleichsmaßnahmen im Zuge des Baus des BBT im Umfang von 50 Millionen Euro sind schon 2009 genehmigt worden, allerdings sind damals nicht die gesamten Mittel verplant worden. Zudem werden von Zeit zu Zeit Anpassungen notwendig. Die Landesregierung hat vor kurzem solche Änderungen und Ergänzungen vorgenommen und dabei auch die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie für die Riggertalschleife ins Ausgleichsprogramm aufgenommen. Das größte neue Projekt findet sich im Programm der Gemeinde Freienfeld. In Mauls soll die bisher frei mitten durchs Dorf verlaufende

Hochspannungsleitung unter die Erde verlegt werden. Den umfangreichsten Katalog gibt es für die Gemeinde Franzensfeste, für die nun die Sanierung des Militärgeländes, der Bau des Sammelbeckens „Schindlergraben“ und Investitionen in die Wasserversorgung vorgesehen sind. Dazu kommt das Nutzbar-Machen von Flächen, die bisher von Eisenbahnanlagen besetzt worden sind. Kleinere Änderungen im Programm für die Gemeinde Pfitsch betreffen die Sanierung des alten Kirchwegs nach Flains samt Errichtung einer Trockenmauer.

Verkehrsverlagerung nur durch BBT möglich Vor kurzem sprach Landeshauptmann Arno Kompatscher mit EU-Koordinator Pat Cox über den Stand von Bau und Finanzierung des Brennerbasistunnels (BBT) und seiner Zulaufstrecken sowie über begleitende Maßnahmen zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Kompatscher nannte als wichtigsten Schritt eine gezielte Mautpolitik auf der Basis der Eurovignette: „Diese würde eine effiziente Verlagerung vor allem des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene möglich machen“, so der Landeshauptmann und erhielt Rückendeckung von Cox. Eine nachhaltige Verkehrsverlagerung sei, darin waren sich Landeshauptmann und EU-Koordinator einig, nur mit dem BBT und seinen Zulaufstrecken machbar. Kürzlich wurde der Startschuss für die Schaffung der 38 Tunnelkilometer zwischen Tulfes und Pfons gegeben, in Franzensfeste steht der Zuschlag der Arbeiten im Rahmen der letzten Ausschreibung an. „Damit können weitere rund 300 Millionen Euro investiert werden“, so der Landeshauptmann. Cox betonte erneut, dass sich die EU an den BBT-Baukosten mit bis zu 40 Prozent beteiligen werde.

Erker 10 I 14

45


reportage

„Rettet die Wale!“

OPERATION GRINDSTOP 2014: Traditionen der Vergangenheit

> Magdalena Gschnitzer, Gasteig Operation Grindstop 2014 – Teamleader Sandoy Dies ist keine offizielle Stellungnahme von Seiten der Organisation Sea Shepherd. Bei diesem Artikel handelt es sich um meine persönliche Erfahrung auf den Färöer-Inseln.

Die Färöer-Inseln sind eine autonome nordatlantische Inselgruppe und gehören zu Dänemark.

46

Erker 10 I 14

Wir kennen die Folgen der Stierkämpfe, wir alle wissen, wer am Ende noch im Ring steht. Teile der spanischen Bevölkerung wehren sich gegen diese Tradition, weil sie grausam ist. Aber auch an anderen Orten dieser Welt werden solch erbarmungslose Taten immer wieder mit den Worten „Das ist unsere Tradition und Kultur“ verteidigt. Welche Tradition können wir als gut empfinden, wenn damit die Ermordung unzähliger wehrloser Tiere gemeint ist? Grindwale, auch Pilotwale genannt, gebären – wie die meisten Wale des Nordatlantiks – in den warmen Gewässern um den Äquator. Nach dieser Zeit müssen sie an den Färöer-Inseln vorbeiziehen, um in die nahrhaften Gewässer von Svalbard und der Arktis zu gelangen. Viele Wale fallen auf ihrer Reise einer grausamen Tradition zum Opfer. Der grausame „Grindadráp“ – so wird das Jagen und Töten der Grindwale auf den Färöern bezeichnet – wird immer wieder damit entschuldigt, dass er eine jahrelange Tradition ist und dass es sich dabei nur um Nahrungsbeschaffung handelt, nicht aber um kommerziellen Walfang. Aber mindert das die Tatsache, dass jedes Jahr weit über 1.000 Wale auf brutale Art geschlachtet werden? Die Färöer-Inseln sind eine autonome nordatlantische Inselgruppe und gehören zu Dänemark. Dänemark ist Teil der EU und muss sich somit an die europäischen Walfanggesetze halten, die FäröerInseln nicht. Dies hindert Dänemark jedoch nicht daran, ihre Polizei, die Navy und das Militär auf die Färöer Inseln zu schicken, um den brutalen Akt des Tötens zu verteidigen. In den wärmeren Monaten von Juni bis Oktober färbt sich das Meer an den Stränden der FäröerInseln rot. Sobald Pilotwale gesichtet werden, rücken die Dorfbewohner mit kleinen Booten aufs offene Meer hinaus, ausgerüstet mit Steinen, Haken, Seilen und Messern. Die Techniken der Tötung sind brutal und gnadenlos; ganze Familiengruppen werden nach ihrer Sichtung auf offener See eingekreist, die in Panik geratenen Tiere werden durch stressende Methoden an die Küste gejagt. Dort angelangt, werden stumpfe Metallhaken in ihre Atemlöcher getrieben, mit denen man die Wale an Land schleift, wo sie mitansehen müssen, wie ihre gesamte Familie vor ihren Augen brutal mit Messerschnitten durch ihre Hauptschlagader abgeschlachtet wird. Alte Tiere sterben Seite an Seite mit jungen Mut-

tertieren, deren Kälber aus ihren Leibern geschnitten werden. Das Fleisch und das Fett der Tiere werden nach der Schlachtung in gleich große Stücke geschnitten und unter den Dorfbewohnern gratis verteilt. Es mag sein, dass Grindwale die Bewohner der Inseln jahrhundertelang am Leben gehalten haben; in der heutigen Zeit ist es jedoch nicht mehr lebensnotwendig, auf Wale als Nahrungsquelle zurückzugreifen. Die Supermärkte auf den Färöer-Inseln sind ebenso gefüllt wie in anderen Ländern Europas. Das mit Quecksilber kontaminierte Walfleisch ist für den menschlichen Verzehr nicht geeignet; Männer sollten es nicht öfters als einmal im Monat zu sich nehmen, Frauen hingegen wird komplett davon abgeraten, sofern sie schwanger sind oder eine Schwangerschaft geplant ist. Trotz all dem scheint dieser Aspekt nur wenige zu interessieren. Der Grindadráp scheint eine willkommene Abwechslung des Färöer-Alltags zu sein. „Es reicht!“ Seit über zwei Monaten befinden sich freiwillige Helfer aus der ganzen Welt auf den Färöer-Inseln, um unter der Leitung der Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd“ die Wale in den Färöer-Gewässern zu schützen. Die Effektivität der Kampagne „Operation Grindstop“ zeigt sich darin, dass seit Ankunft von Sea Shepherd bis zum 30. August kein einziger Pilotwal sein Leben lassen musste. Fünf Schweinswale sind Mitte August von selbst auf einem der „killingbeaches“ gestrandet. Diesen wurde nicht geholfen, um sie wieder zurück ins Meer zu bringen, sondern man hat sie einfach abgeschlachtet. Was dann am 30. August geschah, wollte niemand wahrhaben. Auf Sandoy, eine der scheinbar ruhigeren von den 18 Inseln, wurden 33 Pilotwale an den Strand getrieben. Gejagt, verfolgt und gerammt von zehn Booten, verletzt und geschlachtet von Färöern. Ich bin Teamleader in Sandoy und konnte zum Glück innerhalb von zehn Minuten an den Strand gelangen, an den die Tiere unter Panik getrieben worden sind. Mein Team bestand aus sechs Freiwilligen (zwei Südafrikanerinnen, ein Mexikaner, eine Französin, ein Spanier und ich). Während ich und die zwei Südafrikanerinnen uns ins Wasser begaben, um uns zwischen Walfänger und Wale zu stellen, filmten die restlichen Crewmitglieder die Szene. Die Boote kamen schnell näher. Wir haben


AKtuell

Von Juni bis Oktober werden zahlreiche Grindwale auf den Färöer Inseln brutal abgeschlachtet.

versucht, die Wale wieder ins offene Meer zu treiben, was jedoch nicht einfach war, denn wir sechs stellten uns gegen Hunderte. So mussten wir mitansehen, wie 33 Pilotwale vor unseren Augen brutal abgeschlachtet wurden. Während ich fast von einem Boot gerammt wurde, zielte ein Fischer auf demselben Boot mit seiner Waffe auf uns – vor seinen Kindern! Alles endete damit, dass wir von der dänischen Polizei verhaftet wurden, mit der Begründung, wir hätten ein färöisches Gesetz gebrochen, da wir versuchten, diese grausame, aber leider gesetzlich geschützte Tat zu verhindern. Unsere Bootscrew kam erst später an den Strand, weil alles so schnell ging. Diese wurde vom dänischen Militär verhaftet. Somit befanden sich am Ende 14 Sea Shepherds im Gefängnis. 33 Wale mussten auf grausamste Art ihr Leben lassen, einer als „Tradition“ anerkannten Sache wegen. Etwas Tradition zu nennen, macht es noch lange nicht richtig. Niemals zuvor hätte ich mir vorstellen können, welch extreme Gefühle dieser Tag in mir wecken würde.
Am

Am 30. August wurde Magdalena von der dänischen Polizei verhaftet, da sie sich zwischen die Wale und die Walfänger gestellt hatte.

nächsten Morgen wurden wir wieder entlassen, wobei die Landcrew sich am darauf folgenden Tag vor Gericht verteidigen musste. Die kuriose Sache an all dem ist: Dänemark ist Teil der EU, darf sich somit nicht am Walfang beteiligen. Die Färöer-Inseln sind ein Teil Dänemarks, nicht aber der EU.
Dänemark schützt dieses „UNrecht“ der Färöer auf Jagd von Pilotwalen, indem es uns friedliche, unbewaffnete Tierschützer davon abhält, diese Tiere zu retten, und uns in Handschellen mit Helikoptern ins Gefängnis fliegt. Wir werden uns weiterhin zwischen Wale und Walfänger stellen, wir werden niemals aufgeben, für das zu kämpfen, woran wir glauben, für jene zu kämpfen, die nicht für sich selbst kämpfen können.
Die Kampagne dauert noch bis Anfang Oktober. Seit mein Team und ich verhaftet wurden, bekamen wir eine hohe Anzahl von Einschreibungen neuer Freiwilliger. Diese 33 Wale stehen als Symbol für Tausende, die in den letzten hundert Jahren ihr Leben lassen mussten. Jedoch dieses eine Mal sind

Magdalena (3. v. r.) gemeinsam mit ihrem Team der Landcrew; seit der Verhaftung werden sie „Sandoy 6“ genannt.

die Wale nicht umsonst gestorben, die Welt schaut nicht mehr länger nur zu.
Ich werde niemals den 30. August 2014 vergessen. An diesem Tag hat sich mein Leben komplett verändert. Er hat mich stärker geprägt als alles andere je zuvor. Fünf tapfere junge Menschen haben mit mir gemeinsam viel riskiert, um das Leben dieser Wale zu retten. Ihr Blut hat uns zusammengeschweißt. Verbunden im Herzen werden wir sechs uns immer an diesen Tag erinnern, vom anderen Ende der Welt. Am Montag, den 8. September musste ich wieder vor Gericht erscheinen, alle sechs Mitglieder der Landcrew wurden schuldig gesprochen. Uns allen wurde eine Strafe von 1.000 Kronen (etwa 130 Euro)

auferlegt, die wir nicht bereit sind, zu zahlen. Mitte September hat das dänische Gericht entschieden, uns sechs auszuweisen. Vier meiner Kollegen sind gleich abgereist. Eine Teamkollegin und ich versteckten uns auf den Inseln und wurden von der dänischen Polizei und sogar von Interpool gesucht und schlussendlich auch gefunden. Ich wurde des Landes verwiesen und darf innerhalb eines Jahres nicht mehr einreisen, also bis zum 1. Oktober 2015. Das passt der Polizei natürlich gut, weil ich so bei der Kampagne im nächsten Jahr vor Ort nicht mithelfen kann. Davon lasse ich mich aber bestimmt nicht aufhalten und werde weiterhin für jene kämpfen, die selbst nicht für sich sprechen können.

> Unterstützung für Operation Grindstop Wer Magdalenas „Operation Grindstop“ unterstützen möchte, hat mehrere Möglichkeiten: Dem dänischen Konsulat schreiben und erklären, wie wichtig die Wale für das Meer sind. Mundpropaganda über die Organisation Sea Shepherd und darüber, was auf den Färöern passiert. Spenden oder kaufen und tragen von MerchandiseArtikeln auf www.sea-shepherd.org.

Erker 10 I 14

47


INTERVIEW

„Es gibt keine Geschichte, die das Leben wert ist“ Journalist und Schriftsteller Ulrich Ladurner im Erker-Gespräch

Ohnmacht – wir alle kennen das Gefühl. Eurokrise, Jugendarbeitslosigkeit, tausende Ertrunkene im Mittelmeer, Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten, Ebola in Afrika. Von allen Seiten fühlen wir uns bedrängt. Und doch: Es kommt auf uns an. Mitte September hielt Ulrich Ladurner, Auslandsredakteur der „Zeit“, im Sterzinger Raiffeisensaal einen Vortrag zum Thema „Gefragt sind wir. Was jeder von uns tun kann, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen“. Der Erker hat Ladurner bei dieser Gelegenheit zu einem Gespräch eingeladen. Erker: Ukraine, Naher Osten, Afrika – jeden Tag scheint in der Welt eine neue Krise auszubrechen. Was kann jeder von uns tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Ulrich Ladurner: Ich bin natürlich kein Psychologe und kein Lebensberater. Ich bin Journalist und maße mir nicht an, Tipps zu geben,

wie man besser zu leben hat. Ich versuche einfach, wichtige Themen der heutigen Zeit – wie etwa Krieg, Immigration, Internet – und ihre Auswirkungen zu analysieren und herauszufinden, wie wir uns verhalten können. Und welche Auswirkungen haben diese Themen? Das ist unterschiedlich und irgendwie zweischneidig. Das Internet beispielsweise ist gestartet als große Hoffnung, aber heute sind wir damit konfrontiert, dass es auch einen Überwachungsstaat möglich macht. Das ist der klassische Fall einer Sache, die mit großen Erwartungen begonnen hat und plötzlich auch seine dunkle Seite zeigt. Das macht vielen Leuten Angst. Angst, Sorge und Ohnmacht scheinen uns heutzutage zu erdrücken. Früher gab es Institutionen, wie Parteien, die Kirche, die Medien, welche die Welt vorsortiert haben. Sie haben uns gesagt, was man glauben soll und was nicht. Das gibt es heute nicht mehr. Heute sind wir mit diesen Ereignissen

direkt konfrontiert und das bedeutet eine latente und permanente Überforderung. Sie sind viel in den Krisenherden der Welt unterwegs, sind dabei aber kein Kriegsberichterstatter, der an vorderster Front hautnah dabei sein muss. In Ihren Artikeln gehen sie auf ganz gewöhnliche Menschen ein, die mit dem Krieg leben müssen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Ich denke, ein Kriegsberichterstatter muss nicht an vorderster Front sein, das ist bei Fotografen und Kameraleuten anders, weil die ein Bild brauchen. Ich kann zum Glück schreiben und bin da in einer luxuriöseren Position. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, zu verstehen, dass die Leute in Krisen- und Kriegsgebieten sich von aller Welt verlassen fühlen, dass sie ein tiefes Einsamkeitsgefühl haben, das Gefühl, von der Welt vergessen worden zu sein. Wie werden Sie selbst mit den bedrückenden Erlebnissen vor Ort fertig? Ich bin ein bisschen klaustropho-

bisch, glaube ich (lacht). Ich denke, ich bin erstens nicht der einzige, der das macht. Zweitens relativiert sich das, wenn man sieht, wie die Leute da leben und ich immer wieder nach Hause fahren kann. Mein eigenes Erlebnis ist da nicht so zentral. Hatten Sie jemals Angst, selbst ins Kriegsgeschehen verwickelt zu werden? Jeder, der das macht, hat irgendwie Angst. Ich bin auch der Meinung, das jemand, der keine Angst hat, auch nicht hinfahren sollte. Angst ist oft auch ein guter Ratgeber. Am Ende gibt es keine Geschichte, die das Leben wert ist. Man will ja wieder nach Hause kommen. In einem vor kurzem in der „Zeit“ erschienenen Artikel schreiben Sie, dass der Westen viel zu spät auf die Ebola-Epidemie reagiert. Was steckt dahinter? Es gibt Krisen, die sich entfalten, und es gibt unsere Wahrnehmung davon. Das sind zwei verschiedene Sachen. Wir nehmen die UkraineKrise anders wahr als die Ebola-Krise. Das hat mit Distanz zu tun, die

> Zur Person

48

Erker 10 I 14

Ulrich Ladurner, geboren 1962 in Meran, hat Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck studiert. Die Zeitschriften „Profil“ und „Facts“ waren erste Stationen als Journalist. Seit 1999 ist er Auslandskorrespondent der renommierten deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. In den vergangenen Jahren berichtete er u. a. aus Pakistan, Afghanistan, dem Iran und Irak. Der 52-Jährige ist Autor mehrerer Bücher und lebt heute in Hamburg.


INTERVIEW

Ukraine ist uns scheinbar näher. Es hat aber auch mit Vorurteilen und Sichtweisen zu tun. Wir schauen auf Afrika anders als auf die Ukraine. Bilder von weißen Flüchtlingen aus der Ukraine scheinen uns mehr zu erschrecken als Bilder von kranken Afrikanern. Das hat mit Wahrnehmung zu tun und diese ist die Grundvoraussetzung für Handeln. Wenn wir etwas nicht oder nur unzulänglich wahrnehmen, reagieren wir darauf auch nicht. Tagtäglich bricht eine wahre Flut an Informationen und neuen Meldungen aus den Krisengebieten über uns herein. Sind die Leute abgestumpft gegenüber vielen Problemen in der Welt? Von Abstumpfung würde ich nicht sprechen, das würde ja bedeuten, dass die Leute keine Gefühle und keine Empathie haben. Ich glaube, sie sind überfordert. Jeder von uns – egal, welchen Hintergrund er hat, wie alt er ist, welchen Bildungsgrad er hat – ist konfrontiert mit diesen Krisen, und zwar in sehr direkter Weise. Viele reagieren darauf, indem sie sich ins Private zurückziehen. Das ist eine verständliche und natürliche Reaktion. Die akute Flüchtlingsthematik rückt auch den Brenner wieder als Grenze in den Vordergrund, werden doch mittlerweile fast täglich Flüchtlinge in internationalen Reisezügen aufgeschnappt und nach Italien abgeschoben.

Nicht nur am Brenner, sondern überall in Europa tauchen Flüchtlinge auf. Auch in Hamburg, wo ich wohne, standen plötzlich Hunderte von Lampedusa-Flüchtlingen vor der Kirche und baten um Asyl. Der Pfarrer hat die Kirchentüren geöffnet und sie monatelang beherbergt. Das waren Flüchtlinge, deren Status nicht klar war, die eigentlich nach Italien abgeschoben werden sollten, was aber nicht geschah. Solche Situationen gibt es überall. Das zeigt, dass das derzeitige Flüchtlingssystem nicht richtig funktioniert. Da muss man etwas ändern.

„Die Leute in Krisengebieten fühlen sich von aller Welt verlassen.“ Auf lokaler Ebene ist Improvisation häufig die einzige Möglichkeit, damit umzugehen. Die Gesetzeslage ist nicht befriedigend. Vor Ort gibt es unterschiedliche Kräfte – Gegner und Befürworter –, die versuchen, Flüchtlinge entweder abzuschieben oder hierzubehalten. In zahlreichen Gemeinden mobilisiert sich viel Solidarität, man setzt sich direkt mit der Thematik auseinander, man lernt die Leute kennen. Das ist auch eine Chance. Es kommen ja keine Invasoren, das sind keine Barbaren, sondern Flüchtlinge. Die lokalen Gemeinden werden mit einem Phänomen konfrontiert,

mit dem sie – wie ich finde – wachsen können. Vor kurzem stimmte Schottland in einem Referendum knapp gegen die eigene Unabhängigkeit. Das Ereignis lässt auch in Südtirol wieder viele Stimmen laut werden, die ebenfalls das Selbstbestimmungsrecht einfordern. Lassen sich diese beiden Situationen Ihrer Meinung nach vergleichen? Ich bin kein Schottland-Experte, aber auf Anhieb würde ich nein sagen. Ich glaube nicht, dass sich die beiden Situationen vergleichen lassen. Man hat immer gedacht, Europa sei dazu da, Nationalstaaten zu überwinden. Jetzt stellt sich plötzlich heraus, dass wir beides haben. Wir haben Europa und gleichzeitig Nationalstaaten, die sich neu bilden wollen. Das hat keiner vorausgesehen. Jetzt ist es fraglich, ob beides in eine Balance gebracht werden kann, eine europäische Integration und zusätzlich Nationalstaaten. In Südtirol stellt sich meiner Ansicht nach gar nicht die Frage nach einem Nationalstaat, Südtirol ist keine Nation. Wenn überhaupt, dann ist Südtirol ethnisch gesehen österreichisch und ich glaube, dass eine Rückkehr zu Österreich weder von Südtirol noch von Österreich gewollt ist. Wie sehen Sie die Südtiroler Autonomie im Vergleich zu anderen Regionen der Welt?

Es heißt immer „Autonomie ausbauen“. Da frage ich mich aber, wie weit kann eine Autonomie ausgebaut werden? Autonomie geht irgendwann in die Selbstständigkeit über. Wo ist der Punkt erreicht? Wann ist genug ausgebaut? Das habe ich noch nicht so ganz verstanden. Es fällt mir schwer, zu begreifen, worum es eigentlich noch geht. Ich bin da ganz pragmatisch: Wenn es funktioniert, soll es für mich gut sein. Funktionieren heißt, es darf keine Gewalt, keinen Krieg und kein Defizit an Demokratie geben und soll – wenn möglich – allen Wohlstand bringen. Ich bin aber kein Autonomie-Experte. Der Erker feiert im Oktober sein 25-jähriges Bestehen, 25 Jahre Unabhängigkeit, was über die Jahre nicht immer einfach war und in der Südtiroler Medienwelt noch lange nicht Standard ist. Ich bin ein großer Anhänger des Lokaljournalismus, einer oft unterschätzten Gattung. Man ist direkt mitten im Geschehen und dran an den Leuten; man sieht, dass man etwas bewegen kann. Ich finde es toll, dass es jenseits der Mediendominanz in Südtirol andere, unabhängige Medien gibt. Das ist wahnsinnig wichtig in vielerlei Hinsicht. Deshalb kann ich nur gratulieren zu 25 Jahren Unabhängigkeit! Interview: sst

Erker 10 I 14

49


Zeitgeschichte

Absturz ins Ungewisse US-Jagdflugzeug im Zweiten Weltkrieg in Ridnaun abgestürzt/ Über das Schicksal des Piloten John T. Cravey

Von Barbara Felizetti Sorg

Jagdflugzeug des Typs P-51 Mustang

Luftkrieg über Deutschland: Der Strategie der Alliierten, im Zweiten Weltkrieg den Durchhaltewillen des deutschen Volkes zu brechen, fielen 635.000 wehrlose Zivilisten – vorwiegend Frauen und Kinder – zum Opfer. Auch John T. Cravey, Pilot der US Army Air Forces (USAAF), war 1945 auf dem Weg, Süddeutschland zu bombardieren, als seine Maschine in Ridnaun abstürzte. Seine Familie hat sich nun auf Spurensuche begeben.

50

Erker 10 I 14

Um 9.40 Uhr war er vom US-Stützpunkt in San Severo, Foggia, gestartet, mit dem Auftrag, Regensburg und Freising in Bayern zu bombardieren. Er ist einer von 50 Piloten der 309. Flugstaffel, die an diesem Tag Richtung Deutschland aufbrechen. Die Mission verläuft erfolgreich. Auf dem Rückflug fliegt John T. Cravey gegen 14.00 Uhr in 6.000 Metern Höhe hoch über Innsbruck, als plötzlich schwarzer Rauch aus seiner Maschine aufsteigt. Im 30°-Sinkflug, von einer Fliegerabwehrkanone getroffen, verschwindet er im dichten Nebel, der an jenem 22. Februar 1945 das nördliche Wipptal verhüllt.

Etwa zur gleichen Zeit erblickt in Ridnaun der neunjährige Josef Volgger (Schmiedpöldl Seppl) über dem Ferner am Talschluss einen Fallschirm, der in der Nähe der Teplitzer Hütte niedergeht. Im Hintergrund steigen schwarze Rauchwolken empor – ein Jagdflugzeug des Typs P-51 Mustang war dort zerschellt. Josefs Vater Leopold schenkt den aufgeregten Erzählungen seines Sohnes nicht weiter Beachtung; er ahnt noch nicht, dass er im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine gewichtige Rolle spielen wird. Tags darauf in Maiern, bei der Erzaufbereitungsanlage: Wie aus dem Nichts taucht vor dem Per-


Zeitgeschichte

sonalhaus (dort ist heute das Museumsgebäude untergebracht) ein amerikanischer Soldat auf, müde, hungrig, völlig durchnässt. Es ist John T. Cravey. Aus Holzschindeln und Fallschirmseilen hat er sich notdürftig Schneeschuhe fabriziert, mit denen er stundenlang durch den Tiefschnee gestapft ist, in völliger Ungewissheit, was ihn, der Tod und Verderben bringende Bomben mit sich geführt hatte, erwarten würde. Wut? Blinder Hass? Der sichere Tod? Luise Bazzanella, die in der Bergwerksmensa beschäftigt war, sieht den Fremden vor dem Fenster. Sie bittet ihn ins Personalhaus, macht ihm Tee. Zwei Nächte lang kann er dort schlafen, essen, sich von den Strapazen des Absturzes und des langen Fußmarsches erholen. „Wir müssen noch ein Vaterunser beten, damit der Soldat wieder heil nach Hause kommt“, sagt sie abends vor dem Schlafengehen zu ihren Kindern. Dann wird er von drei Männern

(l.) Luise Bazzanella hat sich drei Tage lang um den abgestürzten Piloten gekümmert.

(r.) Lt. John T. Cravey

geholt. Zum Abschied reicht er Luise die Hand, ihrer kleinen Tochter Laura, damals elf Jahre alt, drückt er einen Kuss auf die Stirn. „Der Krieg! Der Krieg!“, stammelt die Mutter unter Tränen. Es ist Sonntag. Peter Holzmann sitzt mit seiner Großmutter Maria Sparber in der Stube beim Heishonsn in der Unteren Gasse in

Ridnaun. Durch das Fenster beobachtet er, wie ein großgewachsener Mann, in einen langen Mantel gehüllt, von Leopold Volgger (Schmied Pöldl) nach Mareit begleitet wird. „Hoffentlich erschießen sie ihn nicht“, meint die Großmutter mitleidig. Gemeinsam beten auch sie ein Vaterunser für den Unbekannten.

Auch die Wurzerbäuerin in Mareit beobachtet die Szene. Als sie das Schmied Pöldl erkennt, ruft sie ihm zu: „Willst du nicht hereinkommen?“ Auf dem Tisch steht eine Pfanne mit Erdäpfelriebler, als er mit John T. Cravey die Küche betritt. Anfangs noch skeptisch, langt der fremde Soldat bald kräftig zu. Das ihm unbekannte Ge-

Erker 10 I 14

51


Zeitgeschichte

(l.) Mit Hilfe des Typenschilds des abgestürzten Jagdflugzeuges, das 1995 von Anton Volgger und Alfons Fassnauer gefunden wurde, konnte der Pilot identifiziert werden.

(r.) John T. Cravey während seiner Gefangenschaft

richt scheint ihm zu schmecken. Sichtlich gerührt lauschen Joanna und Susan Cravey bei einem Zeitzeugenabend in Ridnaun den Erzählungen von Anton Volgger, Laura Bazzanella Gallo und Peter Holzmann, immer wieder versagt ihnen die Stimme. 69 Jahre nach dem Absturz begeben sie sich auf Spurensuche. Sie haben den weiten Weg von Alabama bzw. Ohio auf sich genommen, um die Geschichte ihres Vaters John zu rekonstruieren. Roland Domanig aus Lienz und Jakob Mayr aus Innsbruck erforschen seit Jahren die zahlreichen Abstürze von USKriegsflugzeugen, die es zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in ganz Tirol gegeben hat; sie haben auch die Craveys Töchter Joanna und Susan ausfindig gemacht und waren den beiden Schwes-

Wer kennt Harvey Pansch? Am 26. März 1945 stürzte Lt. Harvey Pansch mit seiner P-38 Lightning irgendwo in den Alpen ab. Er wurde von italienisch sprechenden Bergleuten im Schnee aufgefunden, dann den Deutschen übergeben. Wo er abgesprungen ist und wo seine Maschine an einem verschneiten Berghang zerschellt ist, weiß bis heute niemand. Oder doch? Für zweckdienliche Hinweise wenden Sie sich bitte an die Erker-Redaktion.

52

Erker 10 I 14

tern behilflich, mehr über die Er- nen Erlebnissen im Krieg wissen den Mann, der ihn abgeführt hatlebnisse ihres Vaters in Erfahrung wir nicht viel“, erinnern sich Jo- te, wollte er treffen. Doch als dem zu bringen. anna und Susan. „Aber die drei Schmied Pöldl der Wunsch des Nach seiner Verhaftung kommt Tage, die er in Ridnaun verbracht Amerikaners überbracht wurde, John T. Cravey, der Ende 1944 hat, sind ihm lebhaft in Erinne- ließ ihn seine Frau nicht gehen, so als Kampfpilot nach Europa ge- rung geblieben.“ Vor allem die sehr verabscheute sie den Krieg schickt worden war, ins Polizei- Hilfsbereitschaft, die ihm dort wi- und alles, was irgendwie damit zu liche Durchgangslager in der Bozner Reschenstraße, dann verbringt er mehrere Monate im Kriegsgefangenenlager Moosburg an der Isar, Nürnberg und Oberursel. In dieser Zeit magert er von 85 auf 60 kg Körpergewicht ab. Ein Porträtfoto aus dieser Zeit schockt seine Töchter: „Diesen Gesichtsausdruck haben wir bei ihm nie zuvor gesehen.“ Denn: „He was a gentleman.“ Und doch bringt sie die Erinnerung (v. l.) Laura Bazzanella Gallo, Roland Domanig, Susan und Joanna Cravey mit Enkelin auch zum Schmunzeln: Joanna, Anton Volgger und Peter Holzmann beim Zeitzeugenabend in Ridnaun „Raus! Schnell! Diese beiden Lagerkommandos hat sich derfahren ist, ließ ihn noch einmal tun hatte. Leopold hat es jedoch unser Dad gemerkt. Und so hat an den Ort des Geschehens zu- Zeit seines Lebens bereut. Ihm er später auch uns morgens aus rückkehren. Anton Volgger erin- ist es jedoch gemeinsam mit seiden Federn geholt.“ nert sich, als eines Sonntags nach nem Sohn Josef und seinem BruAm 6. Juni 1945 kehrt er end- dem Hauptgottesdienst – es muss der Karl zu verdanken, dass das lich heim. Als seine Frau das Te- wohl das Jahr 1951 gewesen sein Flugzeugwrack auf dem Übeltallegramm mit der freudigen Nach- – ein Fremder mit Stehfrisur (für ferner ausfindig gemacht werden richt erhält, macht sie sich trotz ei- die damalige Zeit eine auffallen- konnte. ner schmerzhaften Zahnentzün- de Seltenheit in Ridnaun) vor dem John T. Cravey ist am 7. Februar dung auf, um ihren Mann, über Hotel „Sonklarhof“ mit einem 1995 fast 80-jährig verstorben. dessen Verbleib sie so lange nichts Fernrohr Richtung Ferner blickte. Auf dem Greenwood Cemetegehört hatte, wieder in die Arme „Das ist er!“, wurde hinter vor- ry in Montgomery (Alabama) hat schließen zu können. Nach seinem gehaltener Hand getuschelt, und er seine letzte Ruhestätte gefunErholungsurlaub kehrt er 1948, auch sein Auto – ein Ford Woody den. Über seine Erlebnisse als Pidiesmal gemeinsam mit seiner Fa- Wagon – zog die Aufmerksamkeit lot der USAAF hat er Zeit seines milie, nach München zurück, wo der Kirchgänger auf sich. Über die Lebens kaum gesprochen. Seine er bis 1951 in der US-Militärbasis Erzstraße fuhr er weiter bis zur Geschichte tragen seine Töchter Aufbereitungsanlage in Maiern, Joanna und Susan nun Stück für stationiert ist. „Über seine Gefangenschaft hat unterwegs machte er immer wie- Stück zusammen. Als Mahnmal E er nie gesprochen. Auch von sei- der Fotos, in Farbe übrigens. Auch für den Frieden.


Erker 10 I 14

53


Ein Gastbetrieb mit Tradition

Die Ursprünge vom Hotel „Gudrun“ gehen auf Marie Gröbner zurück, die Ende des 19. Jahrhunderts in Gossensaß die „Wasserheilanstalt Gudrunhausen“ bauen ließ. Viele noble und einflussreiche Gäste gingen dort ein und aus, bis das Haus im Ersten Weltkrieg – wie viele andere Hotels in Gossensaß – als Notreservespital beschlagnahmt wurde. Nach Marias Ableben übernahm Adoptivtochter Hermine Kirchlechner und später deren Nichte Gudrun (Gudi) Kirchlechner Jäger den Gastbetrieb. Nachdem das Haus in den 50er und 60er Jahren an Holländer und Italiener verpachtet worden war, kauften es 1972 Franz Mair und Edeltraud Messner. Ihnen ist es gelungen, das 70 Jahre alte Hotel den damaligen Ansprüchen anzupassen. Es folgten die belieb-

„Wir bedanken uns bei allen Unternehmen, die zum erfolgreichen Umbau unseres Hotels beigetragen haben, und freuen uns, unsere Gäste in neuem Ambiente verwöhnen zu dürfen.“ Familie Mair

ten Sommerfeste im Gudrun-Garten; die vielbesuchte Disco wurde bald darauf eröffnet. Ein Gastbetrieb mit modernem Charme In nur dreimonatiger Bauzeit renoviert und vergrößert, erstrahlt das Hotel „Gudrun“ nach über 100 Jahren heute in neuer Pracht. Neue Deluxe-Zimmer, Suiten, eine neue Bar in Altholz, Speisesäle mit Panoramablick sowie ein großzügiger Wellnessbereich ergänzen die bereits vorhandene Bausubstanz. 100 Jahre Tradition spiegeln sich auch in der Gudrun-Küche wieder. Frisch, fein und grün: Was die Umgebung und die Jahreszeit bieten, steht auf dem Speiseplan. Ein Geheimtipp für alle Feinschmecker!

Alpin-Hotel Gudrun *** Alte Postgasse 8 - 39041 Gossensaß Tel. 0472 632318 | Fax 0472 632106 info@hotel-gudrun.com | www.hotel-gudrun.com


Von der Planung bis zur Fertigstellung alles aus einer Hand! Elektroinstallation, Beleuchtung und Brandmeldeanlage.


GESELLSCHAFT

Sterzing

Berufsfindungsprojekt ein großer Erfolg

Das Projekt der GRW Wipptal „Heute beginnt meine Zukunft – Berufsfindung für Mittelschüler“ wurde heuer bereits zum vierten Mal durchgeführt und fand bei Schülern, Eltern und Projektpartnern erneut großen Zuspruch. 62 Mittelschüler nahmen an den Berufsfindungswochen teil, die sich über drei Wochen im August erstreckten, und erhielten Einblick in die Berufswelt. Die Schüler konnten zwischen verschiedenen Berufsschienen – Handwerk, Industrie-Produktion, Dienstleistungen, soziale und pädagogische Berufe, Gastronomie, Handel, Tourismus, technische oder naturbezogene Berufe – entscheiden und hatten so die Möglichkeit, in einer Woche gleich mehrere Betriebe zu besuchen und selbst Hand anzulegen. Durch das Projekt sollten Jugendliche in ihrer Ausbildungswahl unterstützt werden. Ein nachmittägliches Freizeitprogramm förderte die körperliche Aktivität und stärkte das Gruppengefühl. Mit großer Freude demonstrierten Firmeninhaber und Mitarbeiter die Eigenschaften der verschiedenen Berufe und gaben den Jugendlichen die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln. Am Ende der Woche gab es mit jedem Schüler ein persönliches Gespräch über die gesammelten Erfahrungen und verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten. Das Berufsfindungsprojekt soll Wipptaler Mittelschülern auch in Zukunft die Möglichkeit bieten, sich rechtzeitig Gedanken über ihre Zukunft zu machen.

56

Erker 10 I 14

Aufbesserung der Mindestrenten Erster Seniorennachmittag im Sozialsprengel Wipptal Anfang September fand im Sozialsprengel Wipptal der erste Seniorennachmittag auf Initiative von Landesrätin Martha Stocker statt. Auf diesem Weg sollen möglichst viele Senioren angespornt werden, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen. Zahlreiche Senioren, Angehörige und interessierte Bürger haben das Angebot genutzt, sich bei den Mitarbeiterinnen im Sozialsprengel zu informieren und auch Ansuchen um den Landesbeitrag zur Aufbesserung der Mindestrenten zu stellen. „Ich habe im Pfarrblatt von diesen Seniorennachmittagen gelesen. Durch die Initiative habe ich nun ein noch klareres Bild von den Leistungen“, sagt etwa Anna Maria Rainer aus Sterzing. „Da es gesetzlich nicht möglich war, die Mindestrenten als solche aufzubessern, ist die Landesregierung den Weg über die Erhöhung des Landesbeitrags für die Wohnungsnebenkosten gegangen, um die Sozialrenten auf monatlich rund 700 Euro aufzubessern. Wer die Voraussetzungen für den erhöhten Landesbeitrag nicht erfüllt, könnte aber durchaus Anrecht auf den regulären Landesbeitrag für Wohnungsnebenkos-

ten haben. Sich zu informieren, ist auf jeden Fall ratsam“, so Brigitte Waldner, Direktorin des Amtes für Senioren und Sozialsprengel.

Auch Bürgermeister Fritz Karl Messner begrüßte „diese direkte und bürgernahe Sensibilisierungskampagne“.

> Die Mitarbeiterinnen des Sozialsprengels stehen für Informationen zur Verfügung. Sozialsprengel Wipptal Brennerstraße 14/b, Sterzing Tel. 0472 726000 I www.wipptal.org

Den Sommer mit Farben gestalten Sommerkindergarten „Maria Regina Pacis“ in Sterzing

Vom 30. Juni bis zum 8. August wurde im Kindergarten „Maria Regina Pacis“ in Sterzing ein Sommerkindergarten angeboten, organisiert von der Kindergartendirektion Mühlbach und getragen von der Stadtgemeinde Sterzing. 76 Kinder aus neun verschiedenen Kindergärten der umliegenden Gemeinden haben daran teilgenommen. Gemäß dem Motto „Den Sommer mit Farben

gestalten und erleben“ wurden den Kindern abwechslungsreiche Aktivitäten geboten. Wenn es das Wetter zuließ, wurde auch der Garten genutzt. Höhepunkte waren Ausflüge nach Mareit mit der Begehung des naturkundlichen Lehrpfades und in die BergerlebnisWelt Ratschings. In der letzten Woche gab es ein Abschlussfest mit Eltern, Geschwistern, Verwandten und Bekannten.


Heimatferne in Mauls Rund 70 Orts- und Heimatferne trafen sich mit ihren Angehörigen im Spätsommer in Mauls. Nach dem Festgottesdienst, vom Kirchenchor Mauls feierlich gestaltet,

und einem Konzert der Musikkapelle Mauls hießen KVW-Ortsobfrau Irmgard Salcher, SeniorenVorsitzende Herta Hofer Gantioler, KVW-Vorsitzender der „Südtiroler

in der Welt“ Erich Achmüller und Bezirksvorsitzender Josef Kotter alle willkommen. Vizebürgermeisterin Helene Hilber Nössing rief Erinnerungen an die alte Heimat wach. Pfarrverantwortlicher Toni Puner zeigte auf, wie sich Mauls in den letzten Jahren verändert hat. Livio Battisti überließ den Veranstaltern ein Trikot der Deutschen Fußballnationalmannschaft mit sämtlichen Unterschriften der Spieler zur Versteigerung. Die Volkstanzgruppe Wipptal und Schüler der Grundschule Mauls lockerten mit Volkstänzen die Feier auf. Zum Abschluss wurde eine Foto- und Filmdokumentation eröffnet.

Andreas Leitner neuer Kiwanis-Präsident Kürzlich fand die erste Monatsversammlung des Kiwanis-Club Sterzing-Wipptal als Auftakt zum neuen Tätigkeitsjahr statt. Der bisherige Präsident Günther Seidner übergab sein Amt dem neuen Präsidenten Andreas Leitner (im Bild). Dieser erinnerte an die Grundsätze der weltweiten Bewegung der Kiwanis-Clubs, Kontakte, Beziehungen und Freundschaften zwischen Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten zu entwickeln und zu pflegen sowie gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren, um

mit den Einnahmen daraus in Not geratene Familien zu unterstützen. Im vergangenen Jahr konnte der Wipptaler Kiwanis-Club in verschiedenen Fällen schnell und unkompliziert helfen. Im Rahmen der Versammlung wurden drei neue Mitglieder in den Club aufgenommen. Im neuen Tätigkeitsjahr werden gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen sowie Betriebsbesuche organisiert und Kontakte zu anderen Clubs gepflegt. Auch die Wipptaler Wirtschaftsgespräche werden fortgeführt.

- Grosse Auswahl an Herbstpflanzen für Grabbepflanzungen - Grabpflege - Grabschmuck für Allerheiligen Exklusive Trauerfloristik in jeder Preislage - mit individueller Beratung

- vasto assortimento di piante autunnali per cimitero - allestimento e cura tombe - varie composizioni per festività tutti i santi Esclusiva floristica funebre a tutti i prezzi e consulenza

Öffnungszeiten/ORARI: MO/LU - DI/MA - MI/ME - FR/VE: ore 08.30 - 12.00 Uhr ore 14.00 - 19.00 Uhr

DO/GI & SA/SA: ore 08.30 - 12.00 Uhr ore 14.00 - 18.00 Uhr Jaufenstr./Via Giovo Tel.: 0472 760240 - leos@akfree.it

Erker 10 I 14

57


UNSER WIPPTAL I Törggelen

Törggelen im Wipptal Törggelen ist nicht gleich Törggelen. Erst in gemütlichem Ambiente und geselliger Runde schmecken Keschtn, Krapfn, Surfleisch und Sauerkraut so richtig gut. Begleitet von einem guten Tropfen „Nuien“ mundet die traditionelle Bauernküche umso besser. Wo man im Wipptal richtig zünftig Törggelen kann ...

58

Erker 10 I 14


Törggelen I UNSER WIPPTAL

igitittteess BBrrig BBuurrggsscchheennkkee

He rbstze it Törg gelezeit Samstag & Sonntag geöffnet!

Wir würden uns freuen, Sie auch heuer wieder bei unserem traditionellen Törggelen begrüßen zu können

Unsere alten Bauernstuben und hauseigenen Produkte sind ideal für ein gemütliches Beisammensein.

Freienfeld, Elzenbaum 13, Tel. 0472 767384 & 338 3297757

Erker 10 I 14

59


GESELLSCHAFT

Imkern einst und heute Einen Einblick in die Imkerei gab der Wipptaler Imkerverein kürzlich am Bienenweg zwischen Trens und Valgenäun. An einem Schaustand erklärten Imker die Arbeitsweise mit den Gerätschaften. Die Ortsgruppe Freienfeld zeigte in einer kleinen Ausstellung von altem Imkergerät die Entwicklung der Imkerei auf. Ein Großteil davon stammt aus der Hinterlassenschaft von Peter Hasler. Mit der Verkostung des heurigen Honigs, den jeder Imker beisteuerte, wurde bei einem kleinen „Imkerfeschtl“ über die verschiedenen Geschmacksempfindungen gefachsimpelt.

Gossensaß

Spitzen im Rathaus In Gossensaß fand Ende August das dritte „Schwimmbadspitzturnier“ mit 25 Paaren und fünf Kinderteams statt, heuer wegen der schlechten Witterung im Rathaussaal. Die Titelverteidiger Markus Da Soghe und Günther Steiner gewannen auch dieses Jahr den Wanderpokal. Die Zweitplatzierten des Vorjahres, Ulrike SchaiterSteiner und Hildegard Kinzner-Auckenthaler, holten auch heuer Platz zwei. Dritte wurden Hildegard Überegger und Liesl Keim, bei den Jugendlichen siegten Maximilian Holzer und Paul Mair. rr

Stilfer Sänger auf Fahrt Der jährliche Ausflug führte den Kirchenchor Stilfes heuer zu einer Weinverkostung in die Kellerei Sölva in Kaltern. Von dort fuhren die Sänger auf den Mendelpass und weiter ins Nonstal. Besonders beeindruckt waren die Chormitglieder von der Wallfahrtskirche St. Romedius in der Nähe von Sanzeno, die um das Jahr 1000 auf der Grabstätte des Heiligen erbaut worden war. Der Chor stimmte mehrere Kirchenlieder an, was einen Franziskanerpater dazu ver-

anlasste, diesem die Reliquien des hl. Romedius zu zeigen. Ein typisches Essen

im kleinen Bergdorf Faedo nahe San Michele rundete den Ausflug ab.

Pfarrwallfahrt nach Bamberg und Bingen Bereits zum vierten Mal machte sich im August eine 52-köpfige Gruppe rund um den Pfarrgemeinderat von Sterzing auf den Weg nach Oberbayern zu den bekannten Wallfahrtsorten von Vierzehnheiligen und den Wirkungsstätten der hl. Hildegard von Bingen. Anton Mair am Tinkhof, Leiter des diözesanen Pilgerbüros, führte gekonnt durch sakrale Bauwerke und verknüpfte Religiöses anschaulich mit kunsthistorischen Inhalten. Die Unterbringung in klösterlichen Bildungseinrichtungen wirkte sich wohltuend auf Spiritualität und das angenehme Miteinander in der großen Gruppe aus. Dekan Josef Knapp gestaltete die täglichen Messfeiern in Konzelebration mit

Anton Mair am Tinkhof und dem Dekan von Terlan, Josef Leiter.

Auf ihrer Wallfahrt konnte die Pilgergruppe christliche Gesinnung und das Leben gemeinsamer Werte auf mehrfachen Ebenen erfahren: im offenen, rücksichtsvollen Miteinander, im Gebet zu den Fürsprechern und in der mystischen Begegnung in den Kirchen.

Zu Besuch beim Papst Giggelberg in Feierlaune Zum zweiten Mal fand Anfang August das Sommerfest in Giggelberg statt. Giggelberger Burschen in Lederhosen verwöhnten die Festteilnehmer mit Weißwürsten und Gegrilltem. Am Abend spielte Matthias mit seiner Steirischen auf. Wie im vergangenen Jahr wurde das Fest zu einem fröhlichen Tag für die kleine Gemeinschaft.

60

Erker 10 I 14

48 Pilger der Pfarrgemeinden Gossensaß und Pflersch sowie Gäste aus Sterzing und Umgebung reisten Anfang September gemeinsam mit Domenico Castriotta aus Gossensaß für einige Tage nach Rom. Sie besichtigten u. a. das Kolosseum, das Forum Romanum, die Spanische Treppe und den Trevi-Brunnen. Auf ihrer Pilgerreise besuchten die Wipptaler auch den Vatikan. Höhepunkt der Reise war eine Papstaudienz auf dem Petersplatz mit rund 35.000 Gläubigen. In seiner Ansprache ging Papst Franziskus auf die Aufgaben der Kirche ein, die alle Christen beschützen und zu Gott

führen wolle, und mahnte im Hinblick auf die gegenwärtigen Spannungen

und Kämpfe in aller Welt zu Frieden und Versöhnung. rr


GESELLSCHAFT

Wiesen

Grillfest im Altenheim Ende August organisierte die KVW-Ortsgruppe Wiesen in Zu-

sammenarbeit mit dem Personal des Altenheims ein Grillfest

in Schloss Moos. Dieses bereitete den Heimbewohnern große Freude, nicht nur wegen der kulinarischen Abwechslung, sondern auch wegen der musikalischen Unterhaltung mit Norbert Trenkwalder und Rudl Stampfer. So mancher Heimbewohner hat zu den volkstümlichen Liedern auch das Tanzbein geschwungen.

Sommerfest im Tagespflegeheim Besucher des Tagespflegeheims für Senioren in Sterzing feierten im August zusammen mit ihren Angehörigen, mehreren Wipptaler Bürgermeistern und Sozialreferenten, Mitgliedern des Sterzinger Seniorengemeinderates sowie den Leitern der Altenheime und Mitarbeitern des Gesundheitssprengels das traditionelle „Summerfeschtl“. Dekan Josef Knapp lud zu feierlichem Gebet in beiden Landessprachen und unterstrich die Be-

deutung der Gemeinschaft, die im Heim Menschen verbinde.

Für das leibliche Wohl und gute Stimmung sorgten Mitarbeiter, der Koch des Sozialzentrums Wipptal „Fugger“ und die Mitglieder der Zeitbank Sterzing. Max Rainer aus Pflersch feierte in der fröhlichen Runde seinen 91. Geburtstag.

Weihnachtskarten-Aktion des Bäuerlichen Notstandsfonds

„Die Heilige Familie“ von Sigrid Trojer

Auch heuer organisiert der „Bäuerliche Notstandsfonds – Menschen helfen“ eine WeihnachtskartenAktion zur Spendensammlung. Südtiroler Künstler und Freizeitmaler haben ihre Motive kostenlos zur Verfügung gestellt. Durch den Erwerb in Form einer kleinen Spende kann jeder aktiv mithelfen, unverschuldet in Not geratenen Menschen in Südtirol ein wenig Hoffnung zu schenken. Kartenmotive und detaillierte Informationen im Internet unter www.menschen-helfen.it oder im Büro des Bäuerlichen Notstandsfonds in Bozen. Erker 10 I 14

61


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.