6 minute read
Bürgermeister: Ein Jahr im Amt
from ERKER 10 2021
by Der Erker
Ein Jahr im Amt – eine Bilanz
Im September vergangenen Jahres wurden die Südtiroler Gemeindeparlamente neu bestellt. Im Wipptal wurden Sebastian Helfer (Ratschings), Stefan Gufler (Pfitsch) und Thomas Klapfer (Franzensfeste) als Bürgermeister bestätigt. In Freienfeld war bereits im Mai 2019 gewählt worden, seitdem ist Verena Überegger erste Bürgerin. In den Gemeinden Sterzing und Brenner amtieren mit Peter Volgger (Für Sterzing Wipptal) und Martin Alber (SVP) zwei neue Bürgermeister. Der Erker hat nachgefragt, wie es ihnen in ihrem ersten Amtsjahr ergangen ist.
Erker: Herr Alber, was hat
Ihnen bisher am meisten Genugtuung verschafft?
Martin Alber: Ich war überrascht, wie offen und freundlich die Bevölkerung nach der Wahl auf mich zugekommen ist und mich aufgenommen hat. Auch kleine oder große Gesten der Solidarität und Hilfe von Bürgern gegenüber anderen haben mich gefreut.
Was waren die herausforderndsten Momente?
Ohne Zweifel die unmittelbare Situation nach Abgang der Mure im Toffring-Graben. Das war für mich Neuland, auf solche Momente ist man einfach nicht gefasst.
Gab es auch unangenehme
Situationen?
Es gibt immer wieder auch unangenehme Situationen. Ob das in der Auseinandersetzung mit Mitbürgern, die eine andere Meinung vertreten, oder nach dem persönlichen Eingeständnis, vielleicht einen Fehler gemacht zu haben, passiert, ist eigentlich von geringer Bedeutung. Wichtig ist, dass man die richtigen Lehren daraus zieht.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Gemeinderat? Die Zusammenarbeit im Gemeinderat verbessert sich zunehmend. Vor kurzem haben wir einen erlebnisreichen Tag des Ehrenamtes gemeinsam geplant und umgesetzt. Dies stärkt den Zusammenhalt und die Solidarität untereinander.
Wo drückt die Gemeinde der
Schuh derzeit am meisten?
Wir müssen nach einer Zunahme der Naturereignisse beharrlich darauf insistieren, dass präventiv mehr in die Absicherung und in den Schutz unserer Bevölkerung in den betroffenen Zonen investiert wird. Mit der Verabschiedung des Gefahrenzonenplanes ist erst die Initialzündung erfolgt. Wir
benötigen ein Priorisierungsprogramm für anfallende Maßnahmen zur Prävention von derartigen Ereignissen.
Wo besteht dringender
Handlungsbedarf?
Wir haben in unserer Gemeinde drei verschiedene Realitäten mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen: das Pflerschtal, Gossensaß und den Brenner. Handlungsbedarf sehe ich wie schon gesagt bei den Naturereignissen, im immer noch zunehmenden Verkehr und im Wiederaufbau bzw. in der Gestaltung bestimmter Infrastrukturen und Einrichtungen.
Welche Herausforderungen werden auf die Gemeinde in den kommenden Jahren zukommen?
Unsere Gemeinde ist Grenz- bzw.
Transitort. In den kommenden Jahren gilt es, Ideen und Maßnahmen für eine sinnvolle Weiterentwicklung zu bündeln und in die Umsetzung zu bringen. Derzeit starten wir mit einer Ideenwerkstatt unter Miteinbindung der Bevölkerung.
Wo sehen Sie für die Gemeinde Brenner in Zukunft besonderes Potential?
Der Brenner und die damit definierte Gemeinde haben starkes Potential. Das verrät schon der Bekanntheitsgrad des Begriffs „Brenner“. Nun gilt es, dieses Potential zu eruieren und die Voraussetzungen zu schaffen, nachhaltig und zukunftsträchtig Veränderungen vorzunehmen. Ich bin davon überzeugt, dass wir Bürger der Marktgemeinde Brenner mit Begeisterung an diesem Prozess mitwirken werden, weil wir die Möglichkeiten unserer Gemeinde einzuschätzen wissen.
Was möchten Sie in Ihrer
Amtszeit noch verändern, um
Brenner li(e)benswerter zu machen?
Da gibt es schon zwei, drei Herzensanliegen. Das sind aber keine großen Maßnahmen, sondern eher kleinere Initiativen, um Dorfgemeinschaft und -identität zu stärken. Der Tag des Ehrenamtes war eine solche Aktion. So möchte ich weitermachen!
KURZ & BÜNDIG
Am Bürgermeisteramt reizt
mich … im Sinne unserer Bürger etwas verändern zu können.
An der Gemeinde Brenner
schätze ich … ihre vielseitige Ausrichtung und ihr enormes Potential.
In der Gemeinde Brenner ver-
misse ich … einen neuen Pioniergeist. Aber der wird wiederkommen!
Das schönste Fleckchen in der
Gemeinde Brenner ist … die einmalige Bergkette am Talschluss von Pflersch.
Und als wirklichen Unort sehe
ich … den oft stehenden Verkehr.
Erker: Herr Volgger, das erste
Jahr als Bürgermeister liegt hinter Ihnen. Wie blicken Sie als politischer Quereinsteiger auf Ihr erstes Amtsjahr zurück?
Im Großen und Ganzen sehr positiv, so habe ich es mir auch vorgestellt.
Was hat Ihnen bisher am meisten Genugtuung verschafft?
Eigentlich waren es mehrere Ereignisse wie die Errichtung der Covid-Teststrecken im November 2020 sowie die Impfstraßen 2021, die hervorragend funktioniert haben, die Planung des neuen Sterzinger Rundweges, der im nächsten Jahr Wirklichkeit wird, die reduzierten Eintrittspreise im Schwimmbad, die neuen Parktarife, zahlbar auch über EasyPark, aber auch verschiedene kleinere Maßnahmen, die von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurden.
Was waren die herausforderndsten Momente?
Sicher der Einsturz der Eissporthalle am 10. Februar dieses Jahres.
Gab es auch unangenehme Situationen?
Es gibt immer auch unangenehme Situationen wie die Wahl des Standortes für das Bezirksaltenheim oder die Auflösung des Primariates für Gynäkologie am Krankenhaus Sterzing. Da ich aber ein positiv denkender Mensch bin, werden wir nun versuchen, das Beste daraus zu machen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Gemeinderat?
Nach anfänglichen kleineren Schwierigkeiten glaube ich, dass wir auf einem guten Punkt angelangt sind und es schaffen werden, in den nächsten vier Jahren das Beste für die Sterzinger Bevölkerung herauszuholen.
Wo drückt die Gemeinde der
Schuh derzeit am meisten?
Wir haben derzeit mehrere Projekte laufen wie den Bau der deutschen Mittelschule, den Bau des Bezirksaltenheimes, den Bau der Feuerwehrhalle in Thuins, den Bau der Eissporthalle Sterzing und der Enzenberggarten soll auch noch angekauft werden. Die Finanzierung dieser Projekte wird nicht ganz leicht sein, aber wir werden einen Weg finden.
Wo besteht dringender Handlungsbedarf?
Dringend ist jetzt übertrieben, aber wir sind dabei, die Abläufe zu automatisieren, damit schneller und effizienter auf laufende Anforderungen reagiert werden kann.
Welche Herausforderungen werden auf die Gemeinde in
den kommenden Jahren zukommen?
Ich bin der Meinung, dass nicht nur auf die Gemeinde Sterzing große Herausforderungen zukommen werden, sondern auf das gesamte Wipptal. Besonders der Verkehr, wie wir auch im August und Anfang September erlebt haben, wird das gesamte Wipptal im Würgegriff haben. Wenn man vor lauter Autos die Straße nicht mehr sieht, dann ist es zum Handeln bereits fünf nach zwölf. Leider haben wir bis jetzt keinen geeigneten Lösungsvorschlag gemeinsam mit der Autobahn gefunden.
Wo sehen Sie für die Gemeinde Sterzing in Zukunft besonderes Potential?
Sicher haben wir im touristischen Bereich noch Möglichkeiten, aber man sieht auch an anderen Beispielen, dass man diesen Bereich nicht überstrapazieren soll. Wichtig bleibt auch in Zukunft, dass sich die heimische Bevölkerung in Sterzing und Umgebung wohlfühlt.
Was möchten Sie in Ihrer
Amtszeit noch verändern, um
Sterzing li(e)benswerter zu machen?
Einiges haben wir bereits verändert. Es liegt auch an vielen Kleinigkeiten, an denen sich die Bürger stoßen, und diese wollen wir beseitigen. Deshalb bin ich persönlich auch viel in der Stadt und der Umgebung unterwegs, damit ich die Anliegen der Bevölkerung vor Ort miterlebe.
KURZ & BÜNDIG
Am Bürgermeisteramt reizt mich … die Arbeit für die Bevölkerung. An der Gemeinde Sterzing schätze ich … die tollen und engagierten Mitarbeiter in der Gemeinde. In der Gemeinde Sterzing vermisse ich … persönlich eigentlich nichts. Das schönste Fleckchen in der Gemeinde Sterzing ist … alles. Und als wirklichen Unort sehe ich … vielfach die Müllinseln und die Straßen mit Hundekot. Deshalb möchte ich hier an alle Mitbürger appellieren: Haltet die Müllinseln und die Straßen sauber! Es liegt nicht nur an der Gemeinde, sondern an uns allen, unsere Umwelt zu schützen. Wenn sich alle an die Regeln halten, geht vieles leichter, es gibt weniger Probleme und wir haben es dann noch schöner. Danke!