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Erker Jahrgang 25 - Dezember 2013

Italienische Post AG – Versand im Postabonnement Einzelnummer 0,75 Euro G.D. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1,1 - Fil. Bozen - Postgebühr bar bezahlt - I.P.

Monatszeitschrift für das südliche Wipptal - Mensile per l’Alta Val d’Isarco

Endstation Brenner BBT

Mega-Baustelle in Franzensfeste

Kirche

Im Gespräch mit Bischof Ivo Muser

Wintersport

Lawinenunfälle im Wipptal


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WIPPMEDIA

Wieder für Sie da:


inhalt

erker dezember 13

titelgeschichte _ 22 Foto: Martin Schaller

Liebe Leserin, lieber Leser,

Endstation Brenner Fast täglich versuchen Flüchtlinge, ohne gültige Dokumente über den Brenner in nördliche EU-Länder weiterzureisen. An dieser Situation wird sich so schnell nichts ändern. Die Hilfsorganisation Caritas versucht nun, am Brenner eine Art Auffangstation zu errichten.

30 _ BBT

Mammut-Baustelle in Franzensfeste

36 _ Kirche

Im Gespräch mit Bischof Ivo Muser

62 _ Tourismus

Eine Kulturgeschichte des Reisens gestern und heute

70 _ Kultur

Zum 100. Todestag von Karl Domanig

92 _ Sport

Lawinenunglücke im Wipptal

parte italiana 84 _ Vipiteno: Caso ASPIAG: alla resa dei conti 86 _ Storia: 1363: un anno fatale per “il paese tra i monti” 88 _ BBT: Un faraonico cantiere tra Pra’ di Sopra e Mezzaselva 91 _ Manifestazioni: Musica, tradizioni e cultura 52-62 _ erker-extra

weihnachten & neujahr

rubriken 4_ 66 _ 108 _ 108 _ 110 _

Leserbrief Woher stammt der Name? Frageecke Gesundheit Leute

112 _ Erkoku 113 _ Rätsel 114 _ Rezept

115 _ 116 _ 118 _ 120 _ 124 _

Gemeinden Veranstaltungen Sumserin Jahrestage Pfiffikus

124 _ Kleinanzeiger 126 _ Impressum 126 _ Vor 100 Jahren

Nächster Redaktionsschluss: 13.12.13 Redaktion Erker, Neustadt 20 A, 39049 Sterzing, Tel. 0472 766876, Fax 0472 760394, info@dererker.it, www.dererker.it erker dezember 13

editorial

ein bisschen „Nomade“ steckt in jedem von uns. Kein Wunder: Bereits unsere Vorfahren zogen einst von einem Ort zum anderen, brachen da ihre Zelte ab, um sie morgen dort aufzubauen. Viele schreckten auch vor Gewalt nicht zurück, um ihr neues Zuhause zu erobern und „Einheimische“ zu vertreiben oder gar auszulöschen. Die Völker sind trotz ihrer Sesshaftigkeit Wanderer – zum Glück großteils friedfertige – geblieben. In Europa gehört das Vagabundenleben mittlerweile zum „Way of life“: Im Ausland studieren, weit weg von Zuhause arbeiten, Sprachen, Menschen, Kulturen kennen lernen ... Wer lebenslang im selben Dorf klebt, gilt schon beinahe als langweilig und weltfremd. Bildungsmigranten sind jung, nicht auf den Kopf gefallen, aus der Mittelschicht – die perfekten Arbeitnehmer von morgen. Längst ist zwischen vergreisenden kinderarmen Wohlstandsregionen ein weltweiter Wettbewerb um „intelligente Einwanderung “ ausgebrochen. Um Migranten, die wegen Krieg, Verfolgung, Massaker und Folter ihre Heimat verlassen mussten, reißt sich allerdings niemand. Auch nicht um unqualifizierte Wirtschaftsflüchtlinge, die wegen schlechter Arbeitsbedingungen aus ihrem Heimatland auswandern. Sie kommen trotzdem. Auch nach Europa, weil es sich so erfolgreich als freies und demokratisches Land verkauft. Eigentlich kann sich unser Kontinent darüber glücklich schätzen: Die Zeiten, in denen Millionen Bewohner – Schlaue und Dumme, Fleißige und Faule, Gutmenschen und Gauner – wegen Krieg, Hunger und Unterdrückung nach Amerika strömten, sind vorbei. Heute wollen mehr Menschen nach Europa als weg davon – unter den Einwanderern erneut Schlaue und Dumme, Fleißige und Faule, Gutmenschen und Gauner. Nur: Europa scheint auf diese Zuwanderung nicht vorbereitet zu sein. So tut der Kontinent das, was viele tun, wenn ihnen nicht mehr wohl in ihrer Haut ist. Europa igelt sich ein und tut so, als müsste es sich absichern wie ein Haus vor Einbrechern. Schwierige Herbergssuche ... Grenzen auf oder zu? Beides ist falsch. Grenzen schließen – weder physisch möglich noch ethnisch vertretbar – führt zu Tragödien wie in Lampedusa und früher oder später zu sozialen Unruhen. Schranken öffnen könnte zu einer unkontrollierten Einwanderung führen und findet bei den meisten EU-Bürgern keine Akzeptanz. Einen Kompromiss zu finden, ist nicht leicht. Bis das EU-Parlament eine Antwort gefunden hat, kann jeder einzelne einen kleinen Beitrag dazu leisten, um zumindest einigen Menschen auf der Welt in deren Heimatland Leben und Arbeit in Würde zu ermöglichen: Beim Einkauf öfter auf Etikette und Herkunft von Produkten achten, fairen Handel unterstützen, selbstkritisch sein bei Waren mit verlockend niedrigen Preisen; meistens hat sie jemand irgendwo auf der Welt unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Jeder von uns hat die Wahl: welche Ware er kaufen will, aber auch, welches System er damit unterstützt. Die Redaktion

Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, geschätzte Werbekunden und Abonnenten, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2014; unser Jubiläumsjahr. Bleiben Sie uns gewogen.

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leserbrief

aktuell

Einseitige Vergangenheitsbewältigung Erker 11/13

Mit der Umbenennung der Eduard-Ploner-Straße hat sich Sterzing, zumindest was die öffentliche Benennung von Straßen betrifft,

seiner NS-Vergangenheit entledigt. Anhand dieses Beispiels stellt sich aber zum wiederholten Mal die Frage, warum faschistische Relikte weiterhin stillschweigend geduldet werden.

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Die Nepomuk-Statue in Sterzing ist ein Paradebeispiel für die Italienisierung Südtirols durch die italienischen Faschisten: An mehreren Stellen wurden Teile der Inschrift herausgebrochen und durch neue Steinfragmente ersetzt, auf denen der italienisierte Name der Stadt steht. Durch diese Bearbeitungen wurde nicht nur die Aussage des Denkmals verfälscht, sondern auch die Statue selbst beschädigt. Wann befasst sich nun der Stadtrat damit, dass diese faschistischen Inschriften entfernt und die Statue somit wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt wird? Siegfried Kofler, Sterzing

Südtirol

Referendum am 9. Februar

Am 9. Februar 2014 wird in Südtirol das Referendum zum Landesgesetz zur Direkten Demokratie stattfinden. Jetzt steht der Termin fest: Am 9. Februar 2014 entscheiden die Südtiroler erstmals per Volksentscheid, ob sie das SVPGesetz zur direkten Demokratie wollen oder nicht. Es war von der SVP im Alleingang ohne den Koalitionspartner PD auf den Weg gebracht worden, ist aber noch nicht rechtskräftig. Die Initiative für Direkte Demokratie hatte den Sommer über dafür knapp 18.000 Unterschriften gesammelt.

Mit dem Referendum können sich die Bürger die Entscheidungsgewalt zurückholen, um selbst darüber zu bestimmen, ob etwas, das von der politischen Vertretung beschlossen worden ist, gelten soll oder nicht. Dieses Instrument ist eines der beiden zentralen Instrumente der Direkten Demokratie. „Fehlt es in einer Regelung der Mitbestimmungsrechte der Bürger, wie im SVP-Gesetz zur Bürgerbeteiligung, dann fehlt sozusagen die Hälfte der Direkten Demokratie. Das ist ein entscheidender Grund, dieses Gesetz strikt abzulehnen“, so die Initiative in einer Presseaussendung.

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aktuell Wipptal

4,6 Prozent Arbeitslose Anfang November waren 4,6 Prozent der Wipptaler arbeitslos. Von 438 Personen, die in den Arbeitslosenlisten des Arbeitsvermittlungszentrums Sterzing aufscheinen, waren 219 auf Arbeitssuche, davon 35 Jugendliche (15 – 24 Jahre). Die anderen haben einen Vertrag für die Wintersaison abgeschlossen. Seit dem Krisenjahr 2008 hat sich die Arbeitslosenrate mehr als verdoppelt. 2008 waren es noch 2,1 Prozent, 2009 2,7 Prozent, in den Jahren 2010 und 2011 waren es 2,9 Prozent und im vergangenen Jahr 3,5 Prozent.

Per Mausklick arbeitslos Dank eines neuen OnlineDienstes sparen sich Südtiroler ab sofort den Gang ins Arbeitsvermittlungszentrum, um den Arbeitslosenstatus zu erhalten und damit Anrecht auf Arbeitslosengeld zu bekommen. Wer sich in die Arbeitslosenlisten eintragen will, nutzt das Programm eJob-OLE, das auf der Internetseite der Abteilung Arbeit unter www.provinz.bz.it/arbeit aufgerufen und von zu Hause aus genutzt werden kann. Der Zugang ist mit der aktivierten Bürgerkarte möglich. Hilfe bei der Aktivierung der Karte gibt es über die grüne Nummer 800 816 836.

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Gauck liest Erker Auch Joachim Gauck blättert im Erker. Markus Badstuber hatte den deutschen Bundespräsidenten Mitte November bei der „Zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag“ in Berlin kennengelernt und ihm dabei auch unsere Monatszeitschrift gezeigt. Deutschland gedenkt beim jährlichen Volkstrauertag im Deutschen Bundestag der Opfer von Gewalt. Der Gedenktag soll die Erinnerung an die Schrecken des Krieges auch im Sinne der heutigen Jugend wachhalten. Anwesend waren neben Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Kirche auch Angehörige verstorbener Bundeswehrsoldaten. Badstuber war vom Volksbund Deutscher Kriegsgräber Fürsorge eingeladen, stand er mit diesem doch für seine Recherchen über seinen Großonkel Karl Badstuber zwei Jahre lang in Kontakt. Karl Badstuber war im Zweiten Weltkrieg gefallen (Erker 03/13). „Ein Stück weit ist jeder von uns verantwortlich, dass FrieMarkus Badstuber und den, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und MenschBundespräsident Joachim Gauck lichkeit nicht nur schöne Worte bleiben, sondern gelebte Werte. Wir können die Toten nicht ins Leben zurückholen; wir können aber versprechen, mit aller Kraft zu versuchen, das Leben in Frieden und Freiheit zu schützen. Das werden wir nur gemeinsam im geeinten Europa schaffen, in einem Europa des gegenseitigen Respekts, der gegenseitigen Zuneigung und Solidarität“, so Andreas Vosskuhle, Präsident des deutschen Bundesverfassungsgerichtes bei seiner Rede. Gauck sprach das „Totengedenken“.

Wipptal

721 touristisch genutzte Zweitwohnungen 2012 gibt es im Wipptal 721 Zweitwohnungen für touristische Zwecke, 20 mehr als noch vor einem Jahr. Allein Sterzing zählt 331 Wohnungen, die zum größten Teil (91,8 %) Italienern außerhalb der Provinz gehören. In der Gemeinde Brenner sind es 200 Ferienwohnungen – auch sie zum Großteil im Besitz provinzfremder Italiener (89,9 %). Pfitsch hat 111 touristisch genutzte Zweitwohnungen, Ratschings 64, Freienfeld 15. In der Gemeinde Franzensfeste gibt es keine. Südtirolweit scheinen 12.963 solcher Zweitwohnungen auf. Mehr als die Hälfte (58,1 %) gehört italienischen Bürgern (ohne Südtiroler), 24,5 Prozent Südtirolern und 14,1 Prozent befinden sich im Eigentum von bundesdeutschen Bürgern.

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Ratschings gewinnt Destination Award 2013 Die Tourismusgemeinde Ratschings ist von der HolidayCheck AG mit dem Destination Award 2013 
in der Kategorie „Urlaub zu Zweit“ ausgezeichnet worden. Das Schweizer Unternehmen betreibt das größte deutschsprachige Meinungsportal für Reise und Urlaub im Internet. Unter den 3.758 der auf www.holidaycheck.de erfassten Orte in Italien hat Ratschings die besten Hotelbewertungen für Reisedestinati-

onen erhalten. „Die guten Bewertungen der Leistungsträger – Hotels, Restaurants, Museen, Freizeitparks und viele mehr – spiegelt die Qualität und die Beliebtheit eines Urlaubsortes wieder“, so die Begründung für die Auszeichnung. „Diese Weiterempfehlung ist ein Kompliment für unser Angebot und zeigt auch anderen Urlaubern, dass Gästezufriedenheit an erster Stelle steht“, so Tourismusvereinsdirektor Thomas Gschließer.

Laura Lastri neue Generalsekretärin Das Generalsekretariat der Bezirksgemeinschaft ist seit 1. Dezember definitiv wieder besetzt. Aus einem entsprechenden Wettbewerb ging Laura Lastri als Gewinnerin hervor. Sie arbeitet bereits seit vielen Jahren in der Bezirksgemeinschaft:

1998 wurde sie als Verwaltungsfunktionärin aufgenommen, 2001 wurde sie mit der Leitung des Personals, der Lohnbuchhaltung und der allgemeinen Dienste betraut, 2009 wurde sie zur Direktorin der Zentralverwaltung ernannt.

in den mund gelegt I Karl Zeller, Arno Kompatscher, Luis Durnwalder bei Staatspräsident Giorgio Napolitano oor sein Ma, a p in Sond n u h sc . verlafn

z Nit rech wisch gonz l ts z en li eich u en nks t tsch und Preside eid en. nit, zurz nte, segn‘s eit sc

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hau noch lin gn ks!

geahts ie nk! Wia Griaßt eenk oben mit d ? e denn ba rungsgespräch Sondie

ted-umfrage Ergebnis Umfrage November Wird Arno Kompatscher die in ihn gesetzten Erwartungen als Landeshauptmann erfüllen können?

Ja Nein weiß nicht

35 % 53 % 12 %

Die Dezember-Frage Sind Sie mit der Flüchtlingspolitik der EU einverstanden?

Stimmen Sie ab auf www.dererker.it! erker dezember 13

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aktuell

Stillschweigen im Gemeinderat Die Arbeiten für das neue Eurospar im Süden von Sterzing laufen auf Hochtouren. Wird die Aspiag Service GmbH ihren Einzelhandel im Dezember öffnen? Rätselraten über das weitere Procedere des Gemeinderates. Die Aspiag Service GmbH kann den Raumordnungsvertrag, den sie 2010 mit der Gemeinde Sterzing abgeschlossen hat, nicht erfüllen. Der Vertrag sieht eine Geschäftsöffnung zeitgleich mit der Eröffnung eines 3-Sterne-Superior-Hotels mit mindestens 200 Betten vor (der Erker hat berichtet). Während das Eurospar kurz vor der Fertigstellung steht, wurde mit dem Bau des Hotels nicht einmal begonnen. Mögliche Hotelinvestoren gibt es bis heute nicht. Der anfängliche Verdacht einiger Gemeinderäte, die Aspiag werde den Vertrag nicht einhalten, verhärtet sich. Die Gemeinde hat mitt-

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Neues Eurospar im Süden der Stadt: Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. lerweile Rechtsanwalt Hartmann Reichhalter, den Vater des umstrittenen Urbanistikvertrages, eingeschaltet. Auch die Aspiag hat sich Rechtsbeistand geholt: Rechtsanwalt Gerhard Brandstätter.

Wie delikat die Angelegenheit ist, zeigte sich im November auf einer von Bürgermeister Fritz Karl Messner einberufenen Dringlichkeitssitzung. Vier Stunden lang tagte der Gemeinderat mit Reichhalter über

das weitere Vorgehen – unter Ausschluss der Öffentlichkeit, „um die Position der Gemeinde nicht zu schwächen und den Verhandlungsspielraum nicht einzuschränken“. Bei einer Abstimmung waren elf Räte für den Ausschluss der Medien, fünf waren dagegen, drei enthielten sich. Seit dieser Aussprache hüllt sich der gesamte Gemeinderat parteiübergreifend in Schweigen. Aufgrund „objektiver Schwierigkeiten“, den Raumordnungsvertrag einzuhalten, hat die Aspiag der Gemeinde Sterzing vor einigen Monaten zwei Angebote unterbreitet: Sie will sämtliche Mehrkosten für den Bau einer Fußgängerunterführung unter der Brennerstraße und der Johann-Kof-

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aktuell

ler-Straße zwischen dem Fischerweg an der Westseite der Sportzone übernehmen – die effektiven Baukosten sollen erheblich höher sein als die geschätzten Kosten von 250.000 Euro. Im Gegenzug verlängert die Gemeinde die Frist für die Fertigstellung bis zum 31. Dezember 2014. Auch soll die Gemeinde einen fünfjährigen Aufschub für die Fertigstellung und Eröffnung des Beherbergungsbetriebes gewähren. Zur Absicherung übergibt ihr die Aspiag eine Bankgarantie über eine Million Euro. Eröffnen will das Unternehmen den Einzelhandelsbetrieb, in dem 25 bis 30 Mitarbeiter aus dem Raum Sterzing bzw. dem Wipptal angestellt sein sollen, innerhalb Mitte Dezember. Stellenangebote schaltet die Aspiag seit September; die ersten Mitarbeiter sind bereits eingestellt. Die Angebote der Aspiag zielen eindeutig darauf ab, den bestehenden Raumordnungsvertrag abzuändern. Die Nervosität in der Stadtgemeinde ist freilich groß. Bürgermeister Fritz Karl Messner und der Gemeinderat haben bis dato hart-

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näckig auf die Einhaltung des Vertrages gepocht. Nun sind Fingerspitzengefühl und Strategie gefragt, „um die öffentlichen Interessen der Stadt Sterzing weiterhin wahren zu können“. Messners Presseaussendung zufolge wurde darüber beraten, „welche rechtlichen Schritte der Gemeinderat für richtig und notwendig erachtet“, sollte der Urbanistikvertrag verletzt werden. Die Gemeinde will die Aspiag noch einmal schriftlich ausdrücklich auffordern, den Vertrag zu erfüllen. Sollte kein Konsens erzielt werden, könnte sie die Erfüllung des Vertrages gerichtlich einklagen. Der Stadtrat wurde inzwischen beauftragt, weitere Verhandlungen mit der Aspiag zu führen, „um Verbesserungen der Angebote zu erhalten. Der Gemeinderat behält sich vor, über die Ergebnisse der Verhandlungen mit separater Maßnahme eine definitive Entscheidung zu treffen“. Mittlerweile soll die Aspiag der Gemeinde zwei neue Vorschläge unterbreitet haben, mit dem Wunsch, diese vertraulich zu behandeln.

Ende November unterbreitete der Stadtrat der Aspiag Gegenvorschläge und machte das Unternehmen in einem Schreiben darauf aufmerksam, bei der Einhaltung des Raumordnungsvertrages in Verzug zu sein. Über den Inhalt der Vorschläge möchte Messner noch keine Auskunft geben. Für Anfang Dezember ist eine SVP-Fraktionssitzung geplant, kurz darauf eine Gemeinderatssitzung – diesmal wohl nicht mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Offen bleibt die Frage, ob sich die

Aspiag dem Raumordnungsvertrag widersetzen und das Eurospar im Dezember einfach ohne Erlaubnis der Gemeinde öffnen wird. Zurzeit deutet einiges darauf hin: Bei der Einfahrt zum Supermarkt kündigt bereits ein Schild die Öffnungszeiten des Supermarktes an – vom Eröffnungsdatum steht nichts geschrieben. Geschäftsführer Diego Andolfato gibt sich zugeknöpft: „Zurzeit laufen die Gespräche mit der Gemeinde, offiziellen Eröffnungstermin gibt es noch keinen.“ rb

fuggerroppe

Liabs Christkindl! Bitte bring mir a „genehmigts Stromprojekt“, noar hatt i a ohne Ausbildung ausgsorg!

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aktuell

Sterzing

Gemeindeämter ziehen um Im November sind mehrere Gemeindeämter in das Haus „Sternbach“ in der Sterzinger Neustadt 28 umgezogen: Das Steuer- und Stadtbauamt, das Büro des städtischen Elektrizitätswerks sowie das Amt für Infrastrukturen und Bauerhaltung finden die Bürger ab sofort dort. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 767.000 Euro.

Kahlschlag Zwischen Notwendigkeit und Unverständnis

Vier Schülerlotsen Vier Schülerlotsen verrichten derzeit in Sterzing ihren Dienst: In der Lahn-, Deutschhaus- (Nähe Grundschule) und Marconistraße sowie am Übergang Friedhof – Hotel „Zum Engel“ sorgen sie für einen sicheren Schulweg der Kinder.

Neues Streugerät Um den Winterdienst im Stadtgebiet zu verbessern, hat die Gemeinde Sterzing ein neues Streugerät mit Doppelkammer für Salz und Streusplit angekauft.

Trinkwasserkraftwerk am Roßkopf Der Stadtrat hat Ende Oktober die Projektierung eines kleinen E-Werks am Roßkopf in Auftrag gegeben. Dies bot sich mit der Erneuerung der Quellfassung und Trinkwasserableitung am Roßkopf an, um den Strombedarf zu decken, der für die Pumpen des Trinkwasserbrunnens „Kapuzinergarten" benötigt wird. Die Trinkwasserversorgung von Sterzing kann dadurch künftig energieautark betrieben werden.

Naturnaher Park in Ried Ende Oktober sind in Ried die Arbeiten für die Gestaltung eines naturnahen Parks mit Kinderspielplatz abgeschlossen worden.

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Derzeit knistert es im Gebälk – nicht nur im Nordpark, auch im Sterzinger Gemeinderat. Die „Sicherheit war nicht mehr gegeben“, sagt Hermann Gögl, als Baustadtrat auch für die Parks zuständig, eine „demokratische Vorgangsweise sieht anders aus“, sagen Verena Debiasi und Heinrich Forer vom BürgerForum Sterzing. Was war geschehen? Am 6. November wurden im Sterzinger Nordpark – für man-

che in einer übereilten Hauruckaktion – 61 Lärchen an der ororgraphisch rechten Seite des Vallerbaches auf Geheiß der Forstbehörde von Hermann Gögl schlägern lassen. Es bestand Gefahr in Verzug. Der kommunale Stadtpark, in dem sich auch das Kindergartenfreigelände befindet, war laut Stadtrat Gögl nicht mehr sicher. Bereits im Oktober 2011 war ein zwölf Meter langer Baum in das Waldareal des Kindergartens gestürzt. Fünf Minuten vorher, so die Kindergartenleitung, spielten mehrere

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Kinder in diesem Waldstück. „Die Herbst- Stadtrat will das BürgerForum nun geklärt winde haben Ende Oktober einige Bäume wissen, warum ein derartiges Vorgehen erumgerissen, gesunde, bis dahin laut Gut- forderlich war und ob weitere „ungeplanachten als unbedenklich geltende. Die Si- te“ Schlägerungen zu erwarten seien. In der Anfrage heißt es: „Wähcherheit für Anwohner und rend der Gemeinderat mit Kindergartenkinder war dem Versprechen von Bürgernicht mehr gegeben. Der meister und Stadtrat, sich um Zustand der Bäume hat EU-Finanzierungen zu bemüsich extrem verschlechtert. hen, mit der Neugestaltung Die Kindergartenleitung des Nordparks zuwartete, drängte auf ein Fällen der müssen wir nun der umfangBäume. Die Forstbehörde reichen und radikalen Schläwar einhellig der Meinung, Stadtrat Hermann Gögl: Sichergerung zusehen. dass dies sein muss.“ heit geht vor. Bereits 2010 hat man, so Gögl, Die Reaktionen ließen den Baumbestand untersucht nicht lange auf sich warten: Heinrich Forer vom Bürgerforum übt und punktuelle Schlägerungen vorgescharfe Kritik und wirft Stadtrat Gögl „ei- sehen. Der Wald, der im Zuge der Vallergenmächtiges Vorgehen“ vor. Es hätte hier bachverbauung künstlich angelegt wurde, vorheriger Absprachen bedurft. „Doch we- habe nun sein biologisches Alter erreicht, der Stadtrat noch Baukommission, die bei- der Baumbestand sei überaltert. Er hätde tags darauf tagten, waren informiert. te sicherlich regelmäßig verjüngt werden Eine demokratische Vorgangsweise sieht sollen, so Gögl. Im Zuge der Neugestaltung, für mich anders aus.“ so Gögl, will man im Frühjahr Stimmt nicht, sagt Gögl: jedenfalls das Areal mit hoch„Der Stadtrat war sehr wohl stämmigen Laubbäumen wieinformiert.“ Den Vorwurf der aufforsten. Im Zuge eines einer Hauruckaktion lässt Leader-Projektes sollen der Gögl nicht gelten, es beKinderspielplatz für verschiestand dringender Handdene Altersgruppen neu gelungsbedarf. Dass der Wald staltet und der Nordpark als verjüngt werden muss, Naherholungszone mit mehsteht auch für Forer außer Gemeinderat Heinrich Forer: wenig demokratisches Vorgehen reren Ruheinseln aufgewertet Diskussion. „Wenn aber ein werden. Vorgesehen ist auch einzelner weiß, was gut ist, bedarf es keiner demokratischen Gremien ein Wasserlauf durch den Park. mehr.“ lg In einer Anfrage an Bürgermeister und

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Wipptal

143 Gemeindebedienstete Ende 2012 waren in den sechs Wipptaler Gemeinden 143 Personen beschäftigt, davon 63 allein in der Gemeinde Sterzing. Der Frauenanteil lag bei über 55 Prozent. 46 Personen arbeiteten in Teilzeit; zwölf Personen hatten einen befristeten Arbeitsvertrag. Südtirolweit beschäftigten die Gemeindeverwaltungen 4.495 Personen.

Neue Uferböschungen Mitarbeiter des Landesamtes für Wildbachverbauung Nord arbeiten seit kurzem an einer Anpassung des Eisacks zwischen Sterzing und Gossensaß. Im Abschnitt zwischen dem Tunnel bis zur Brücke nach Ried sollen an der orographisch linken Seite des Flusses ein Gebäude gesichert, das wasserunterspülte Fundament der Mauer für die Staatsstraße saniert, beide Uferböschungen mit Gestein und Beton erneuert sowie der Durchfluss für den Eisack verbreitert werden.

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PR

Authentisch bauen für den bewussten Gast Neue Wege im Tourismus fördern die lokale Wertschöpfung Immer mehr achten Gäste bei der Wahl ihrer Unterkunft auf innovative und originelle Einrichtung, außergewöhnliche Locations, aber auch umweltfreundliche Strukturen. Es geht inzwischen nicht mehr nur um Servicequalität, sondern auch um ein besonderes Flair, das sowohl durch stimmige Möblierung und Dekoration als auch durch besondere Umweltmaßnahmen geschaffen werden kann. Der moderne Reisende möchte seinen Urlaub vermehrt in Betrieben verbringen, die konsequentes Ressourcenmanagement betreiben. Mehr und mehr ist man bereit, für einen verantwortungsvollen, genuss- und gesundheitsorientierten Konsum gezielt Geld auszugeben. Diese neue Art von Tourismus, welche die Ansprüche der Gäste und der Umwelt mit heimischer Handwerkstradition in Einklang zu bringen versucht, bietet auch eine große Chance, die lokalen Wertschöpfungsketten anzuregen. Ein authentischer, heimatverbundener Beherbergungsbetrieb kommt beim Gast nämlich besser an und fördert gleichzeitig die lokale Vermarktung. Immer mehr einheimische Planer und Handwerker begeistern sich dafür, alte Bausubstanz und Neubauten zu beleben, und avancieren zum kompetenten Partner direkt vor Ort. Das Bauen mit natürlichen heimischen Materialien wirkt zudem imagebildend und kommuniziert den Gästen, dass das Hotel nicht nur für Wohlbefinden sorgt, sondern auch aktiv wertvolles, historisches Wissen bewahrt. Zukünftig sollte man also versuchen, den „bewussten Gast“ mit allen Sinnen einzubeziehen, zu stimulieren, zu begeistern. Nach diesem Motto wurde vor kurzem auch in Sterzing ein innovatives Projekt gestartet: Fini Schafer vom Parkhotel „Zum Engel“ hat beim Bau des neuen Schwimmbades und bei der Erweiterung der Saunalandschaft auf heimische Firmen und Materialien aus der unmittelbaren Umgebung gesetzt. So wurden für die Einrichtung der neuen Wellness-Anlage eigens Zirben in Rust gehackt, wobei schon bei der Schlägerung darauf geachtet wurde, dass die kurvige Form der Bäume ohne viel Bearbeitung direkt für die Möblierung verwendet werden kann. Der berühmte Silberquarzit aus Pfitsch fand ebenfalls seinen Platz. In ihrer Idee unterstützt wurde Fini Schafer von Architekt Dr. Martin Gruber und von der Baufirma Kraus GmbH aus Sterzing, die als Generalunternehmer nur einheimische Handwerker beschäftigt und das Projekt schlüsselfertig zum Festpreis umgesetzt hat. Damit also der Gast in unser Land und seine Traditionen eintauchen kann, ohne auf den Komfort eines zeitgemäßen Hotelbaus verzichten zu müssen, ist es wichtig, professionelle Ansprechpartner vor Ort zu haben. Durch ein Zusammenspiel modernster Technik und angenehmer Funktionalität kann unser kostbares historisches Erbe perfekt in Szene gesetzt werden und erzielt für alle Beteiligten eine „Mehr-Wertschöpfung“. 12

Stimmen zum Projekt „Hotel Zum Engel“: Fini Schafer, Parkhotel „Zum Engel“ Für den Umbau Ihrer Wellnessanlage wurden nur einheimische Firmen beauftragt. Das ist richtig. Es war für mich immer schon sehr wichtig, dass meine Bauprojekte nur von einheimischen Handwerkern ausgeführt werden. Die qualitativen und logistischen Vorteile sowie eine persönliche Beratung vor Ort stehen hierbei im Vordergrund. Es muss halt einfach passen. Warum haben Sie sich dafür entschieden, Materialien aus der unmittelbaren Umgebung zu verwenden? Materialien aus unserer Heimat findet man im ganzen Hotel. Auch bei dieser Erweiterung habe ich mich dafür entschieden, qualitativ hochwertige und natürliche Baustoffe aus der Sterzinger Gegend zu verwenden. Bereits im bestehenden Saunabereich begeistert Silberquarzit aus Pfitsch unsere Gäste und auch in der neuen Anlage wird er seinen Platz finden. Holz als natürliches einheimisches Material ist für mich ebenfalls sehr wichtig. Ich freue mich schon darauf, wenn ich zum ersten Mal am Fenster stehe und den Gästen erzählen kann: „Die Bäume für unsere Wellness-Einrichtung stammen von dort drüben, vom Bergkamm Rust.“

Dr. Martin Gruber, Architekt In welche Richtung entwickelt sich Ihrer Meinung nach der Tourismus in Südtirol? Wenn ich an den Südtiroler Tourismus denke, stehen für mich Werte wie Glaubwürdigkeit, Qualität, Stabilität und Originalität klar an erster Stelle. Es ist wichtig, die Unterschiede der touristischen Zonen sowie die jeweiligen damit zusammenhängenden Stärken herauszuarbeiten und spezifisch auf den Gast einzugehen. Man sollte versuchen, sich selbst treu zu bleiben, niemanden nachzuahmen und dem Haus so Charakter zu verleihen. Stolz sein auf das, was man hat, und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen ist meiner Meinung nach ebenfalls essentiell, um glaubwürdig aufzutreten. Echtheit und Wertbeständigkeit kombiniert mit einer Portion Selbstbewusstsein überzeugen garantiert jeden Gast.

Peter Trenkwalder, Trenkwalder & Partner GmbH Welche Arbeiten hat Ihr Unternehmen bei der Erweiterung beim Parkhotel „Zum Engel“ ausgeführt? Wir haben die gesamten Abdichtungs- und Spenglerarbeiten übernommen. Zum alten Dachbestand, der damals von uns aus hochwertigem Kupfer gefertigt wurde, kam nun das neue Flachdach mit extensiver Begrünung. Wie sehen Sie die Zukunft im Südtiroler Tourismus? Ich denke, der Südtiroler Tourismus setzt in Zukunft vermehrt auf Nachhaltigkeit in der Infrastruktur. Mit der Dach-Begrünung wird versucht, mit den Grünflächen als natürlichen CO2-Speicher das einzuholen, was man am Boden wegnimmt. Wir machen u. a. auch verschiedene Projekte auf Schutzhütten hier in Südtirol, wo viel mit dem ökologischen Baustoff Holz gearbeitet wird. Außerdem sollten die Rohstoffwege so kurz wie möglich gehalten werden, wobei Regionalität eine wichtige Rolle spielt.

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politik

Nachlese

Der neue Südtiroler Landtag

Es grünt nicht besonders

Südtirol hat einen neuen Landtag. 35 Abgeordnete von neun verschiedenen Listen – davon vier Ein-Mann- bzw. Ein-Frau-Fraktionen – haben darin Sitz und Stimme. Neu ist Beppe Grillos 5-Sterne-Bewegung, für die der Bozner Paul Köllensperger den Sprung in das Hohe Haus geschafft hat. 14 Abgeordnete sind neu im Landtag, davon neun und damit mehr als die Hälfte auf der SVP-Liste. Neun Abgeordnete sind Frauen. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte hat die Südtiroler Volkspartei bei diesen Landtagswahlen die absolute Mehrheit verloren und kommt nur noch auf 17 Mandate (45,7 %). Damit muss sie nun erstmals ernsthaft um Positionen mit dem (alten) neuen Koalitionspartner feilschen. Zweitstärkste Kraft sind die Freiheitlichen mit sechs Mandataren (17,9 %); auf das siebte Mandat fehlten lediglich 250 Stimmen. SVP-Spitzenkandidat Arno Kompatscher hat mit über 81.000 Vorzugsstimmen einen klaren Wählerauftrag als designierter Landeshauptmann erhalten. Wie er den angekündigten neuen Politikstil nun umsetzen will und wen er mit in das Regierungsboot lässt, wird sich demnächst zeigen. Bei sieben Regierungsmitgliedern braucht er laut Quote zwei Frauen, bei neun Landesräten drei. Nur noch ein Mandat steht der italienischen Sprachgruppe zu. Geht die SVP eine Koalition mit dem bisherigen Partner PD ein, verfügt sie nur noch über eine hauchdünne Mehrheit von 19 Mandaten. Ob Kompatscher deshalb eine weitere Partei mit an Bord holt, ist zwar denkbar, aber eher unwahrscheinlich. Nur: Allein mit dem PD hätte sich an der Regierungsmannschaft so gut wie überhaupt nichts geändert gegenüber der vergangenen Legislatur. Spannend bleibt dann eigentlich nur die neue Ressortverteilung. Das Wipptal ist im neuen Landtag nicht mehr vertreten. Der Erker hat mit Spitzenexponenten über den Wahlausgang und mögliche künftige Szenarien gesprochen. Lesen Sie deren Ansichten auf den folgenden Seiten.

„Es grünt so grün“ – im Wipptal allerdings nicht so besonders. Während die Grünen bei den Landtagswahlen im Oktober auf Landesebene 8,7 Prozent erreicht haben und nun drei Mandatare im Landtag stellen, kommen sie im Bezirk nicht so recht vom Fleck: Die Zunahme von 4,9 Prozent auf 6,5 Prozent war vergleichsweise bescheiden, und das, obwohl gerade im

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Wipptal viele grüne Kernthemen anfallen: Transit, BBT, Sadobre-Parkplatz, Wind- und Wasserkraft, der Mittewalder „Stein an Stein“-Skandal. Klaus Schuster, einziger Wipptaler Kandidat, konnte nicht wirklich punkten und erhielt im Wipptal 246 Stimmen. Hans Heiss aus Brixen holte hier 439 Stimmen, südtirolweit 12.691. Der Erker hat mit ihm gesprochen.

„Wir haben die Bereitschaft und Kompetenz zu einer Grünen Regierungsbeteiligung“ Erker: Herr Heiss, warum grünt Ihre Partei im Wipptal nicht so wie auf Landesebene? Hans Heiss: Hierzu darf ich kurz ausholen: Im Wipptal sorgen sich Bürger mehr als in anderen Landesteilen über die wirtschaftlich-soziale Entwicklung und die Zukunft ihres Lebensraumes. Die Politik der Mehrheitspartei trifft auf besondere Kritik, da bis auf Landeshauptmann Luis Durnwalder manche Landesräte Wipptaler Anliegen vernachlässigt haben – angefangen von Thomas Widmann bis hin zu Richard Theiner. Dem SVP-Bezirk fehlt die Glaubwürdigkeit, um dieser Kritik angemessen zu begegnen – blicken wir nur auf das Hick-Hack um die Kandidatur von Stefan Hofer, ein echter Schuss ins eigene Knie. Solche Defizite öffnen der Opposition nicht nur große Möglichkeiten, sondern ein wahres Scheunentor. Die Freiheitlichen haben die Chancen effizient genutzt, 2008 durch die Kandidatur des angesehenen und fähigen Thomas Egger, neben dem aber Pius Leitner stets gleichwertiger Ansprechpartner geblieben ist, so dass der Rauswurf Eggers 2013 relativ problemlos verkraftet wurde. Die Süd-Tiroler Freiheit profitiert auch ohne Bezirkskandidaten von der Grenznähe und dem steten Süd-

tirol-Tirol-Vergleich, den viele Wipptaler vornehmen: Niedrige Spritpreise, Steuern und Lebenshaltungskosten bei höheren Einkommen bieten der STF und ihrem Selbstbestimmungskurs eine

starke Grundlage. Wir Grüne tun uns in diesem von der Opposition bereits gut beackerten Umfeld traditionell schwer: Seit dem Abgang von Verena Debiasi 2008 hat eine starke Präsenz gefehlt, die durch die Kandidatur von Klaus Schuster im Sommer 2013 zwar spürbar, aber nicht zur Gänze aufgeholt werden konnte. Als Landtagsfraktion tragen wir Verantwortung dafür, dass wir Wipptaler Anliegen zu wenig aufgegriffen haben, obwohl wir in Brenner und in Pfitsch durchaus präsent waren und dort deutlich zulegten. Als Partei haben wir es versäumt, unsere Basis zu pflegen und weiter auszubauen: Daran ist dringend zu arbei-

ten und zwar ab sofort. In Freienfeld und Ratschings blieben die Grünen unter fünf Prozent. Ist der ländliche Raum für Grüne Themen nicht zu haben? Der ländliche Raum ist für Grüne Themen sehr wohl zu haben, wenn wir an Gemeinden wie Mals, Welschnofen, Innichen oder Montan denken. Der Erfolg hängt davon ab, ob eine Partei mit geeigneten Personen auftritt, Themen glaubwürdig bearbeitet und die Bürger passend anspricht. In Freienfeld oder Ratschings, wo wir faktisch nicht da waren, gelten wir oft als Nein-Sager, die Entwicklung und Fortschritt blockieren, den Ausländern Hausschlüssel und Sozialleistungen in die Hand drücken und keine geeigneten Antworten für die Zukunft haben. Saftige Vorurteile, die aufs Ergebnis drücken, aber auch unsere eigene Schuld sind, da wir – zu stadtlastig – solche Gemeinden links liegen lassen. Zudem schaffen wir es oft nicht genügend, uns einfach und eingängig auszudrücken. Dies gilt es zu verbessern, die Ergebnisse in Freienfeld und Ratschings sind dafür wichtige Warnlichter für ganz Südtirol. Beschränken sich interethnische Themen nach wie vor auf den urbanen Raum? Ein ganz klares Ja, denn in einer Landgemeinde mit weitgehend deutschsprachiger Bevölkerung sind die Antennen für die Notwendigkeit einer interethnischen oder sagen wir lieber interkulturellen Politik naturgemäß weniger ausgeprägt. erker dezember 13


genossenschaft ist Vorbild in SaBesorgt über den Rechtsruck, chen Direkte Demokratie und der sich bei den Wahlen abgeDiskussionskultur, Beispiel in zeichnet hat? Sparsamkeit und Effizienz der Mehr als die Sorge interessiert Verwaltung, beeindruckend bei mich, was die Wählerschaft mit der Innovation in Mobilität und ihren Stimmen für Freiheitliche, Wirtschaft. Aber diese EntwickSüd-Tiroler Freiheit und andere lung fußt auf über 200 Jahren Geausdrücken wollte. Klarerweise schichte – so schnell ist der Rücksind Blaue und STF auch Rechtsstand nicht aufzuholen. Auch ist Parteien, die auf Ausgrenzung nicht alles Gold, was glänzt: Banksetzen, von Migranten ebengeheimnis, Kantönligeist und Euso wie von Italienern – da gilt ropafeindschaft sind nicht unbees nichts zu beschönigen. Aber dingt nachahmenswert. die Patrio-Populisten sprechen auch Fehler, Versagen und Skan- Ihre Prognose: Was wird sich in den kommenden dale der Mehr„Seit dem Abgang von fünf Jahren an der heit wirkungsSüdtiroler Politik voll an, ebenso Verena Debiasi hat im ändern? soziale ProbleWipptal eine starke Im kommenden me. Sie reagiePräsenz gefehlt, die Jahrfünft entscheiren auf die Andurch die Kandidadet sich die Zukunft liegen der durch tur von Klaus SchusSüdtirols. Auf dem Steuerdruck, Büter zwar spürbar, aber Prüfstand stehen rokratie und Aufnicht zur Gänze aufge- Tragfähigkeit und tragsschwäche holt werden konnte.“ Ausbau der Autonogeplagten Kleinmie, vor dem düstebetriebe und ren Hintergrund des italienischen betreiben basisnahe Sachpolitik. Sinkflugs. Die Politik muss Filz abDieser Mix ist wirkungsvoll, ihm bauen, Demokratie stärken und gilt es durch Grüne Antworten zu ihre Lösungsfähigkeit spürbar verbegegnen. bessern. Arbeitsplätze sind zu siIst die Zeit reif für eine Grüne Rechern, Einkommen zu erhöhen, gierungsbeteiligung? In NordtiSteuerlast und Bürokratie zurückrol klappt es ja gut. zuschneiden. Innovation und WettIn Tirol wollte die ÖVP um Lanbewerbsfähigkeit müssen wachdeshauptmann Günther Platter sen. Das soziale Netz ist zu festiihr eigenes Profil durch die neue gen, vorab für Jugendliche, sozial Koalition auffrischen, zugleich Schwache und ältere Menschen. sind die Grünen dort seit lanDie Energie muss den Gemeingem stark und gefestigt. In Südden zugute kommen und gezielte tirol wäre Kompatscher einer ÖffPreissenkungen müssen greifen. nung in Richtung Grün nicht abMigranten müssen verstärkt in ungeneigt, ebenso der soziale Flüsere Gesellschaft hineinwachsen, gel. Aber die SVP-Basis tickt weit stärker berechtigt sein, auch ihre konservativer, zudem legen sich Pflichten wahrnehmen. Die große Wirtschaft und Tagblatt quer. Frage lautet: Gelingt es, in Südtirol Meine Einschätzung: Wir haben neue Chancen und Optimismus zu Bereitschaft und Kompetenz – wecken, die soziale Kluft zu verrinder sachkundige und bürgernahe gern, Natur und Landschaft nicht Riccardo Dello Sbarba wäre der weiter unter Druck zu setzen? ideale Energie- und Umweltlandesrat – aber diesmal wird eine Werden die großen Ziele verfehlt, Mitregierung schwierig. Die Grüdann sind wachsende Spannunnen müssen bis 2018 auf deutlich gen und politische Instabilität über zehn Prozent kommen, Theunvermeidlich. Die Herausfordemen des Sozialen und der Grürung des Wandels kann gelingen, nen Wirtschaft stark ausbauen, aber nicht ohne großen, in dieser sich weiterhin systematisch verForm seit 50 Jahren nicht erlebjüngen – dann wird es klappen! ten Kraftakt. Das Wipptal ist ein Wie viel Schweiz würde Südtirol Bezirk, wo sich die Herausfordeguttun? rungen besonders klar abzeichEine starke Dosis Schweiz wäre nen, ein empfindlicher Seismofür unser Land heilsam: Die Eidgraf Südtirols. erker dezember 13

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politik

Jeder Fünfte wählt blau Der Freiheitliche Bezirk Wipptal ist im Vorfeld dieser Wahl arg ins Schleudern geraten. Dem Sterzinger F-Landtagsabgeordneten Thomas Egger wurde die Wiederwahl verweigert, woraufhin dieser die „Wir Südtiroler“-Fraktion aus dem Ärmel zauberte und mit Pöders BürgerUnion und den Ladins Dolomites einen Schulterschluss bildete. Schon lange stimmte zwischen ihm und Obfrau Ulli Mair die Chemie nicht mehr. Andreas Pöder konnte seine Haut retten, Thomas Egger nicht: Ihm fehlten am Ende 307 Stimmen. Im Wipptal bekam er nur noch 834 Stimmen, 784 gingen verloren. Bei der sommerli-

chen Pressekonferenz am Köpfl des Sterzinger Hausberges zeigte er sich noch guten Mutes. Dass es für zwei Mandate des politischen Konglomerates nicht reichen würde, werden wohl beide im Stillen befürchtet haben. Nur der Ausgang zwischen Pöder und Egger – da traute sich vor der Wahl niemand recht zu wetten, wer wohl das Rennen machen würde. Nun: Die Wähler haben den politischen Zickzackkurs Eggers vom SVP-Bürgermeister über die Freiheitlichen hin zu „Wir Südtirolern“ nicht goutiert. Er ist politisch abgestürzt. Ob er noch einmal, vielleicht kommunalpolitisch, mitmischen möchte, kann man bei einem erprobten Polit-

fuchs wie Thomas Egger nie so genau sagen. Es ist aber eher auszuschließen. Was für ihn besonders bitter sein mag: Es soll mehrere ungültige Freiheitliche Stimmzettel mit dem Namen Egger gegeben haben. Auf der Kandidatenliste der Freiheitlichen hätte der „SEL-Skandal-Aufdecker“ den Wiedereinzug wohl spielend geschafft und den Freiheitlichen – so stellt es sich jetzt dar – sicher zum nur knapp verpassten siebten Mandat verholfen. Es sollte nicht sein. Der Freiheitliche Bezirk Wipptal wird nun an einen Umbau der Bezirksleitung denken müssen. F-Ehrenobmann Pius Leitner im Erker-Gespräch.

„In Sterzing und Ratschings braucht es einen Neustart“ Erker: Herr Leitner, Sie sind mit wählen den Regierungschef di36.761 Stimmen nach Arno Komrekt. Leider hat der Südtiroler patscher der zweitgewählte SüdLandtag in der abgelaufenen Letiroler. Hätten Sie nicht als Freigislatur unseren Antrag auf Einheitlicher Landeshauptmannführung der Direktwahl des LanKandidat antreten sollen? deshauptmannes abgelehnt. WaPius Leitner: Über mein persönlirum wohl? Wir werden sicher eiches Wahlergebnis bin ich ebennen neuen Anlauf machen und so erfreut wie über jenes der Freihoffen, dass der angekündigheitlichen insgesamt. Dafür bin te „neue Stil“ auch hier Früchte ich dankbar und ich werde alles trägt. geben, um dem auch gerecht zu Haben Sie nach den Turbulenzen werden. Die Frage bezüglich ei- im Vorfeld der Wahl noch an eine nes eigenen Landeshauptmann- Mandatszunahme geglaubt? Kandidaten wurde uns FreiheitZu Beginn des Wahlkampfes lichen und mir persönlich im schien mir das fraglich, gegen Wahlkampf immer wieder geEnde glaubte ich jedoch fest dastellt. Leider wurden die Menran. Man darf nicht vergessen, schen falsch informiert, denn es dass wir nach dem Weggang von gab ganz einfach keine LandesThomas Egger bei vier Mandaten hauptmann-Kangestartet sind. didaten, sondern „Gegen Ulli Mair wurde Somit haben wir Spitzenkandidaten ein sehr mieses Spiel beeigentlich zwei der wahlwerben- trieben, teilweise sehr Mandate dazuden Gruppierun- subtil und hinterhältig, gewonnen und gen. Ich hatte die wobei einige ‚Treiber’ aus auf das siebte Ehre, der Spitzenfehlten uns nur dem Wipptal kamen.“ kandidat der Freirund 250 Stimheitlichen zu sein, men. so wie Arno Kompatscher Spit- Für viele hat Ihre Partei trotz des zenkandidat der SVP war. Der guten Abschneidens (17,9 %) Landeshauptmann wird von den strategische Fehler begangen. neuen Abgeordneten im Landtag Mal ehrlich: Ohne Obmann-Rogewählt. chade, Eggers Ausschluss und Ist das Trentino demokratischer SVP-Glücksfall Kompatscher: Wo als Südtirol? Dort wird der Lan- würden Sie Ihre Partei heute sedeshauptmann direkt gewählt. hen? So ist es. Alle Regionen Italiens Unsere Strategie legen noch imund die Autonome Provinz Trient mer wir selbst fest. Wir sind die 16

Wahlsieger und können folglich nicht alles falsch gemacht haben. Der Erfolg gibt einem bekanntlich immer recht. Der Erfolg hat ja auch immer viele Väter, bei Niederlagen findet man schnell die wenigen Schuldigen. Den Obmann-Wechsel habe ich persönlich gewünscht und das Ergebnis von Ulli Mair müsste eigentlich alle innerparteilichen Zweifler und alle Kritiker verstummen lassen. Ich freue mich über das Ergebnis von Ulli sehr, denn gegen sie wurde ein sehr mieses Spiel betrieben, teilweise sehr subtil und hinterhältig, wobei einige „Treiber“ aus dem Wipptal kamen. Egger wurde aufgrund allseits bekannter Vorfälle nicht mehr auf die Landtagsliste gesetzt, er wurde aber nicht ausgeschlossen: Gegangen ist er selber und zwar aus freien Stücken. Seine Strategie, vom Täter zum Opfer zu mutieren, haben die Wähler durchschaut. Hätte er sich in die Gruppe integriert und nicht auf den Freiheitlichen herumgetrampelt, würde er wohl wieder im Landtag sitzen und die Freiheitlichen hätten sehr wahr-

scheinlich mehr Mandate. Aber ein „hätt’ ich, tät’ ich, wär’ ich“ bringt nichts und ich ziehe den Spekulationen die harte Arbeit vor. Die Kandidatur von Arno Kompatscher war für die SVP sicher ein Glücksfall. Aber auch die Medien haben ihren Anteil an dessen

persönlichem Erfolg, hielten sie doch über Monate KompatscherFestspiele ab. Die SVP-Skandale der vergangenen Jahre wurden mit schönen Bildern zugedeckt und gleichzeitig der Eindruck erweckt, Kompatscher gehöre nicht zur SVP, geschweige denn zum System. Man darf gespannt sein, was er aus seinem persönlichen Erfolg für die Menschen macht – erker dezember 13


und darauf kommt es an. uns an. Es geht uns nicht um Posverloren haben, freut mich ganz Der Landtagswahlkampf der ten, sondern um Programme. Unbesonders. Freiheitlichen war diesmal wesere Bereitschaft steht, aber ohne Hand aufs Herz: Etwas schadenniger aggressiv als bei froh, dass Egger nicht vorangegangenen Wah- „Wäre Thomas Egger nicht auf den Freiheitli- mehr im Südtiroler Landlen. Werden die Freiheittag sitzt? chen herumgetrampelt, würde er wohl wielichen staatstragend? Ich bin von Natur aus kein Wir haben uns in den der im Landtag sitzen und wir hätten sehr schadenfroher Mensch. vergangenen 20 Jah- wahrscheinlich mehr Mandate.“ Thomas Egger hätte es anren sicher auch gewanders haben können, wenn delt. Wenn eine Partei eine geklare Erkennbarkeit der freiheitlier auch einmal über den eigenen wisse Stärke hat, erwarten sich chen Handschrift kommt für uns Schatten gesprungen wäre. Den die Menschen davon mehr als eine Regierungsbeteiligung nicht Schaden hat er sich selbst zugenur knallharte Opposition. Würin Frage. Jetzt ist Arno Kompatfügt. Ich behalte aber auch in Erden wir jegliche Bereitschaft für scher am Zug und ich denke, dass innerung, was er Gutes getan hat. eine Übernahme von mehr Verer den Wählerwillen nicht einfach Jeder ist seines Glückes Schmied; antwortung ausschließen, würignorieren kann. Der Verlust der in diesem Fall war der Amboss de man uns zu Recht den Vorwurf absoluten Mehrheit ist ein histohärter als der Hammer. machen, eine Neinsager-Partei risches Ereignis, das der SVP mehr Trotzdem hat der F-Bezirk Wippzu sein. Auch wenn die Töne vielzusetzt, als sie zuzugeben bereit tal gelitten: Bezirksobmann Hansleicht etwas leiser wurden, so halist. peter Schwitzer hoffte beim Beten wir an unseren grundsätzli- Das Debakel im Wipptal blieb zirksparteitag im Frühjahr noch chen Zielen weiter fest. aus: Die Freiheitlichen haben auf 3.000 Stimmen. 2.083 waEine Teilnahme an der Landes- trotz Eggers Kandidatur nur ein ren es am Ende, 357 weniger als regierung wird Ihnen wohl ver- Prozent der Stimmen eingebüßt. vor fünf Jahren. Nun gibt es keiwehrt bleiben? Ein Debakel im Wipptal habe ich nen Bezirksobmann mehr. Wann Wir drängen nicht auf Biegen und persönlich zwar nie befürchtet, wird das Amt nachbesetzt? Brechen in die Landesregierung aber dass wir aufgrund der missliJeder Verlust schmerzt, aber die und schon gar nicht biedern wir chen Ausgangsposition so wenig Gründe für die besondere Situa-

erker dezember 13

tion im Wipptal sind bekannt. Es gab keinen Beinbruch, wir haben jedoch ein paar Kratzer abbekommen und diese haben wir uns selbst zuzuschreiben. Daher werden wir jetzt in Ruhe, aber kontinuierlich an den Wiederaufbau des Bezirkes schreiten – mein persönliches Engagement dazu wird nicht fehlen. Die Mitglieder und Sympathisanten dürfen nicht die Leidtragenden sein und auch nicht die Wähler, die uns dieses Mal den Rücken gekehrt haben oder die vielleicht gar nicht zur Wahl gegangen sind. Sicher steht auch die Suche nach einem neuen Bezirksobmann bzw. nach einer Bezirksobfrau an. In Sterzing und Ratschings sind der Partei auch die F-Gemeinderäte weggebrochen. Auch in der Gemeinde Brenner hat die Partei einen Gemeinderat verloren. Wie geht es weiter? In Sterzing und Ratschings braucht es einen Neustart, den wir natürlich vorbereiten werden. Insgesamt brauchen wir im Be-

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politik

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Wipptal

SVP plant inhaltliche und personelle Neuausrichtung Wipptal

SVP im Sinkflug 2008

2013

47,1 %

2003

56,2 %

1998

63,1 %

1993

68,1 %

1988

63,3 %

Rückmeldungen freuen. Ihre Prognose: Was wird sich in den kommenden fünf Jahren in der Südtiroler Politik ändern? Es wird sich viel ändern müssen. Die Zeiten der reichen Haushalte sind vorbei und es sind neue Schwerpunkte zu setzen. Nur „Die SVP-Skandale der vergangenen Jahre wurden mit schönen Bil- eine gerechtere Verteilung dern zugedeckt. Gleichzeitig wur- der Mittel kann den sozialen Frieden sichern. Dabei dürde der Eindruck erweckt, Kompat- fen wir nicht vergessen, dass scher gehöre nicht zur SVP, gediese Mittel zunächst einmal schweige denn zum System.“ erarbeitet werden müssen. Wir brauchen keinen Klassente betrifft, so danke ich ihnen für kampf, sehr wohl aber Frischluft das, was sie für die Partei geleisfür Unternehmer und Arbeiter. Datet haben. Ihren Schritt der Trenmit die Menschen wieder gerne nung müssen sie aber vor ihren arbeiten, muss sich Leistung wieWählern selber verantworten. der lohnen. Es wird harte VerhandIn Freienfeld, der Wipptaler Flungen mit dem Staat brauchen, Hochburg, hat jeder vierte Bürdamit wir tatsächlich Gestaltungsger (26,3 %) freiheitlich gewählt. möglichkeiten bei Steuern und FiTrotzdem gibt es dort heute nanzen erhalten. Mehr Eigenstännoch keine freiheitliche Ortsdigkeit brauchen wir aber insgegruppe und auch keine Gemeinsamt. Die Menschen wollen mehr deräte. Sie haben sich neben Kain politische Entscheidungsprorin Knoflach als F-Bezirkskandizesse miteinbezogen werden, was dat präsentiert. Werden Sie nun ein neues Demokratieverständnis am Aufbau örtlicher Strukturen der Mächtigen voraussetzt. Für Südtirol wird die Entwickmitwirken? lung in Italien und in Europa einKarin Knoflach gilt mein besonschneidende Veränderungen bederer Dank, weil sie sich in einer deuten. Wollen wir ewig für die schwierigen Situation ohne ZöSchulden des Staates aufkomgern zu einer Kandidatur bereit men oder wollen wir einmal eierklärt hat. Obwohl sie beruflich nen Schlussstrich ziehen? Wollen und familiär bereits ausgelastet wir einfach zusehen, wie unser ist, hat sie im Rahmen ihrer MögLand von Ausländern überflutet lichkeit das Fähnchen der Freiwird, noch dazu in einer Zeit, in heitlichen im Wipptal hochgehalder die Arbeitslosigkeit auch bei ten; das verdient Respekt und Anuns zum Problem wird? Wollen erkennung. Mein persönlicher Einsatz wird wir einfach zusehen, wie die EU nicht fehlen. Das Wipptal liegt mir über alles entscheidet, oder liegt sehr am Herzen; vielleicht auch uns noch daran, unsere Eigenart deshalb, weil ich dort meinen Milizu bewahren und Herr im eigetärdienst abgeleistet und über 15 nen Haus zu bleiben? Damit wir Jahre gearbeitet habe. Mein Vaden großen Herausforderungen ter ist in Ritzail geboren und dort bestmöglich begegnen können, habe ich auf dem „Enterjocher braucht Südtirol ein neues DenKirchtag“ beim „Pfitscher“ meine ken gepaart mit Mut, Zielstreersten Leberknödel gegessen. bigkeit und Ausdauer. Es genügt Die Gemeinde Freienfeld war imnicht mehr das Verwalten der Aumer schon eine Hochburg der tonomie, sondern wir müssen geFreiheitlichen und wir wissen das meinsam ein neues Ziel formulieauch zu schätzen, wie wir die Zuren. Der Weg in die Freiheit ist keistimmung in allen Wipptaler Gene Autobahn, er ist beschwerlich meinden zu schätzen wissen. Es und mit Hindernissen bestückt. wird sicher die Zeit kommen, wo Wenn wir ihn mit den drei Volkssich Wähler leichter als solche zu gruppen gemeinsam beschreierkennen geben und aktiv bei ten, werden wir diese Hindernisse den Freiheitlichen mitmachen. aus dem Weg räumen. Den MutiIch würde mich natürlich sehr auf gen gehört die Zukunft!

76,7 %

zirk jetzt Ruhe und einen klaren Kopf. Schuldzuweisungen und ein ewiges Nachkarten bringen uns nicht weiter. Es ist an der Zeit, nach vorne zu schauen. Was die ausgeschiedenen Gemeinderä-

8.919

7.542

8.076

7.580

6.922

5.212

Die SVP hat bei den Landtagswahlen im Wipptal 9,1 Prozent der Stimmen verloren, so viele wie kein anderer Bezirk – und das das vierte Mal in Folge. In den vergangenen 25 Jahren – 1988 hielt die Volkspartei hier noch 76,7 Prozent – hat sich jeder dritte Wähler von ihr abgewandt. Bei deutlich weniger Einwohnern wählten 1988 noch 8.919 Wipptaler das Edelweiß, jetzt sind es noch 5.212. Anfang November haben sich die Mitglieder der Wipptaler SVP-Bezirksleitung in einer offenen Diskussion mit den Gründen für die erheblichen Stimmenverluste bei den Landtagswahlen befasst. Mehrere Mitglieder der SVP-Bezirksleitung bedankten sich bei Bezirkskandidat Stefan Hofer für seinen großen Einsatz. Sein Resultat wurde insgesamt als positiv und respektabel bewertet, auch wenn es nicht für den Einzug in den Südtiroler Landtag gereicht hat. Er erhielt im Bezirk 2.143 Stimmen, südtirolweit 4.101 und landete auf der SVP-Liste abgeschlagen an 29. Stelle. Die Gründe für die teils hohen Stimmenverluste im Wipptal sind nach Ansicht der Bezirksleitung vielfältig und komplex: „Einerseits

wurden landespolitische Entwicklungen wie die Irritationen um den Energiesektor oder die Unzufriedenheit großer Bevölkerungsteile in der Einwanderungsfrage für den Verlust ausgemacht, andererseits aber auch lokalpolitische Themen und Personalien.“ In der Diskussion wurden schonungslos und offen Probleme und Meinungsverschiedenheiten angesprochen und auf den Tisch gelegt. In den nächsten Wochen stehe eine weiterführende Analyse und strategische Diskussion über eine inhaltliche und personelle Neuausrichtung des kleinsten aller SVPBezirke an, so SVP-Bezirksobmann Christian Egartner. In den kommenden Wochen werden sich alle bestehenden Ortsausschüsse treffen, um ihre persönliche Sicht der Dinge zu erläutern. In einem weiteren Treffen am 10. Dezember von Bezirksleitung und -ausschuss soll ein Strategiepapier ausgearbeitet werden, „um den SVP-Bezirk Wipptal fit für die Zukunft zu machen und somit auch für die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen zu wappnen“. Christian Egartner will dem Erker erst dann ein ausführliches Interview geben. erker dezember 13


Wipptal

SVP-Arbeitnehmer besprechen aktuelle Themen

MARTLS SPECK

Einladung zur Adventfeier … verschiedene Spezialitäten

Invito alla festa dell’Avvento …

diverse prelibatezze

7.12.2013 MARTLS SPECK Der Bezirkssozialausschuss (BSA) der SVP-Arbeitnehmer im Wipptal hat unlängst den Ausgang der Landtagswahlen analysiert. „Wir bedauern das Scheitern unseres Wipptaler Kandidaten Stefan Hofer sehr. Nun gilt es die Gründe für den verpassten Einzug genau zu durchleuchten“, so BSA-Vorsitzender Josef Lazzari. „Bei voller Unterstützung aller Richtungen unseres Bezirkes wäre für Hofer sicher ein besseres Ergebnis möglich gewesen“, betont Lazzari. In den vier Arbeitnehmer-Mandataren, die den Einzug in den Landtag geschafft haben, sieht der BSA Wipptal zuverlässige Ansprechpartner für ihre Belange. Breiten Raum nahm die Diskussion über den seit kurzem gebührenpflichtigen Pendlerparkplatz am Bahnhof Sterzing ein. Die

Gebühr wird von der Gemeinde Pfitsch von den Pendlern eingehoben, um anfallende Kosten für Instandhaltung und Schneeräumung zu decken. Der BSA spricht sich entschieden dagegen aus. „Den Pendlern darf nicht weiter in die Tasche gegriffen werden. Arbeitnehmer, die täglich den Bezirk verlassen müssen, um sich das tägliche Brot zu verdienen, sollen nicht mit weiteren Ausgaben belastet werden“, so Lazzari. „Auf keinen Fall“ hinnehmen will der BSA die Reduzierung der Öffnungszeiten des Arbeitsamtes in der angedachten Form. „Wir werden beim zuständigen Amt die ursprünglichen Öffnungszeiten einfordern. Vor allem in Krisenzeiten ist ein funktionierendes Arbeitsamt von Nöten“, so Lazzari.

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Pendlerparkplatz beim Sterzinger Bahnhof: „Gebühren wieder aufheben“

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politik

Gesichtslose Süd-Tiroler Freiheit Sie spricht von einem Triumph im Wipptal: Die Süd-Tiroler Freiheit des Bezirkes Eisacktal/ Wipptal zeigt sich über das Ergebnis der Landtagswahlen überaus erfreut. Sie konnte ihren Stimmenanteil im Wipptal von bisher 4,6 auf 9,8 Prozent mehr als verdoppelt: Jeder zehnte Wipptaler (1.087)

hat die Bewegung, die sich die Selbstbestimmung auf ihre Fahnen schreibt, gewählt. In allen Gemeinden des Wipptales konnte sie deutlich zulegen. In der Gemeinde Brenner hat sich der Stimmenanteil von 3,3 auf 10,5 Prozent sogar mehr als verdreifacht. Beinahe verdreifacht hat sich

auch der Stimmenanteil in Pfitsch von 3,9 auf 10,0 Prozent. Mindestens doppelt so hoch war der Stimmenanteil in Sterzing (von 4,3 auf 8,7 %), in Freienfeld (von 5,5 auf 10,9 %) und in Ratschings (von 5,5 auf 11 %). Bis auf weiteres bleibt die politische Bewegung im Bezirk aller-

dings gesichtslos. Bezirkssprecher für das Wipp- und Eisacktal ist der Brixner Hartmuth Staffler. Wipptaler Gemeinderat stellt die Süd-Tiroler Freiheit hingegen bis heute keinen. Das soll sich 2015 ändern. Der Erker im Gespräch mit Eva Klotz.

„Nicht wir sind die Unfriedenstifter, sondern die ‚Siamo-in-Italia’-Apostel“ Erker: Frau Klotz, jeder zehnte Wipptaler hat bei den Landtagswahlen die Süd-Tiroler Freiheit gewählt. Sie selbst erhielten im Bezirk 735 Stimmen, Sven Knoll 694. Worauf führen Sie das gute Abschneiden zurück? Eva Klotz: Sicherlich waren mehrere Faktoren ausschlaggebend. Wir haben festgestellt, dass unsere Glaubwürdigkeit und die konsequente Politik – gleichgültig, ob wir ausgelacht oder angefeindet wurden – in Südtirol belohnt worden sind. Es stellt sich auch immer mehr heraus, wie wichtig es ist, dass die Forderung nach Selbstbestimmung nie erloschen ist. Außerdem waren gerade im Wipptal einige Wähler irritiert von verschiedenen Vorkommnissen – die Geschichte mit Christian Egartner und möglicherweise auch jene mit Thomas Egger

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Lager zugeordnet. Wie kommen men treffen und absprechen. – und haben unsere konsequente Auch in den Gemeindestuben ist Sie mit dem Begriff „rechts“ zuLinie honoriert. Eine eigene Bezirksstruktur hat Ihre Bewegung im Wipptal nicht recht? (lacht) Da muss zuerst die Frage Ihre Bewegung im Wipptal bis- vertreten. Es ist der Süd-Tiroler gestellt werden: Wie definiert man her nicht. Wird sich das in Zu- Freiheit bisher nicht gelungen, rechts? Wir verlangen so wenig hier auch kommunalpolitisch kunft ändern? Staat wie möglich. Rechts bedeuWir hoffen sehr, dass uns dies ge- Fuß zu fassen. Trauen sich Ihre tet, möglichst alles zu zentralisielingt. Es gibt bereits einige junge Sympathisanten nicht aus der ren. Wir sind aber ausgesprocheAnsprechpartner. Bei der Süd-Ti- Deckung? ne Föderalisten. Die Ausübung Das glaube ich weniger. Bisher hat roler Freiheit stehen keine Pardes Selbstbestimmungsrechtes unser Bezirkssprecher des Eisackteiinteressen im Vordergrund; ein Minimum an Struktu- „Entweder wird Südtirol eine Region Österreichs, ein eigener souveräner Staat – ren braucht oder eine hundsgewöhnliche italienische Provinz mit lauter Altoatesini.“ es aber, weil wird in aller Welt gefordert und tales Hartmuth Staffler das Wippwir viele Aktionen organisieren. besonders dort, wo sich histotal mitbetreut. Viele werden einUnsere Erfahrung hat gezeigt: Je risch die Linke immer wieder dafach darauf warten, dass es eine mehr gute Stützpunkte wir hafür stark gemacht und gekämpft Struktur gibt: Ansprechpartner ben, desto wirkungsvoller sind hat. Es gibt Ideale, die über allen vor Ort, an die man sich wenden unsere Aktionen. Ideologien stehen. Diese ideolokann und die im ständigen KonGibt es schon konkrete Namen? gischen Einteilungen greifen zu takt zum Hauptausschuss stehen. Ja, aber es ist verfrüht, diese zu kurz und sind ewiggestrig. nennen. Wir müssen uns mit den Ihre Bewegung wird eindeutig Leuten zuerst im kleineren Rah- dem politisch rechten deutschen Für wie realistisch halten Sie ein

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selbstbestimmtes Südtirol? geführt. Gerade in den vergangeEin selbstbestimmtes Südtirol nen 20 Jahren gab es viele Veränist sehr realistisch. Es kommt nur derungen wie die Zusammenfühdarauf an, dass die Bevölkerung rung und Trennung von Staaten, endlich die Realitäten zur Kenntdie Wiedervereinigung Deutschnis nimmt und ihnen in die Aulands, neue Staaten sind entstangen schaut. Mit Italien hat Südden wie im ehemaligen Jugostirol keine Zukunft und es tut mir sehr leid, dass die Leute dies schmerzlich am eigenen Leib erfahren müssen. Aber die Erkenntnis wird sich durchsetzen – ich hoffe nur, dass sie nicht zu spät kommt. Selbstbestimmung bedarf einer guten Vorbereitung – wir arbeiten seit vielen Jahrzehnten dafür. Aber die offizielle Politik, die SVP, steckt immer noch den Kopf in den Sand. Es lawien. Wenn Zusammenleben könnte ein böses Erwachen geaber bedeutet, dass einer immer ben. Sobald Italien im Chaos unmit schlechtem Gewissen nachtergeht, werden wir dastehen wie geben muss, zurückbleibt und die Ochsen vor dem Berg. Es ist immer den Stachel in sich trägt, verantwortungslos, nicht endlich dass das Unrecht ewig fortgedie richtigen Schritte einzuleiten, sondern die ganze Zeit darauf zu setzt wird, ist das keine Friedensbasis. Echten Frieden kann es nur warten, dass eine Verhandlung auf Grundlage von Gerechtigkeit über längst Abgeschlossenes wiederverhandelt wird. Irgendwann geben. Das Unrecht gibt keine ist es nur noch ein Ersatz vom Ersatz vom Ersatz. Au- „Jeder einzelne Südtiroler muss tonomie ist wie die Meta- Position ergreifen: ob sich in Südtirol pher der Eule: Der Schwä- wirklich etwas ändern soll oder ob er chere gibt nach und nach in diesem chaotischen Staat mit und plötzlich ist er vor lau- untergehen will.“ ter Nachgiebigkeit nicht Ruhe. Man muss endlich den Mut mehr da. So wird es der Autonomie ergehen. Die Autonomie gibt haben, sich mit demokratischen so lange nach, bis sie verschwunMitteln gegen diejenigen zu stelden ist. len, die die Aufrechterhaltung des Denken Sie nicht, Ihre SelbstbeUnrechts mit unfriedlichen Mitteln verteidigen. Nicht wir sind stimmungsabsichten schaden dem friedlichen Zusammenledie Unfriedenstifter, sondern die ben der Sprachgruppen mehr, „Siamo-in-Italia“-Apostel. Ende November läuft das selbstals dass sie ihm nutzen? Selbstbestimmung ist ein frie- verwaltete Referendum zur densstiftendes, von der UN-in- Selbstbestimmung ab. Was ternationalen Staatengemein- zeichnet sich ab? Ich habe keinen Überblick, zumal schaft festgesetztes Element, um es mehrere AbstimmungsmögAuseinandersetzungen friedlich lichkeiten gibt: über Internet, SMS zu lösen – und nicht, um Krieund Briefwahl. Außerdem werden ge vom Zaun zu brechen. In Euwir noch einmal eine Aktion starropa hat letztendlich das Selbstten – um all jenen eine Abstimbestimmungsrecht zu einer einimungsmöglichkeit zu geben, die germaßen friedlichen Koexistenz erker dezember 13

den Brief verlegt oder zusammen mit vielen Postzusendungen in der Zeit des Wahlkampfes weggeworfen haben. Erste Ergebnisse werden sich Mitte Dezember zeigen. War die Aktion also nicht ein reiner Wahlkampfgag? Das war für viele politische Gegner natürlich eine willkommene Ausrede. Als Wahlkampfgag war die Aktion schon allein deshalb nie zu bewerten, weil die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts bzw. die Aufrechterhaltung der Flamme der Selbstbestimmung mein Lebenswerk ist. Wir haben die Wahlkampfzeit wegen der günstigen Posttarife genutzt. Auch wollten wir gewährleisten, dass die Zukunftsfrage Südtirols nicht untergebuttert wird; die Südtiroler Volkspartei will immer alles auf die Tagesthemen herunterbrechen. Es ist uns gelungen, die Zukunftsfrage zum Mittelpunktthema im Wahlkampf zu machen. Insofern haben wir diese Ziele bereits erreicht. Ihr Prognose: Was wird sich in den kommenden fünf Jahren in der Südtiroler Politik ändern? Die Südtiroler Volkspartei wird Farbe bekennen müssen. Wir wissen, dass sie für den Verbleib bei Italien ist und dass sie sich schon gar nichts anderes mehr vorstellen kann. Sie ist mittlerweile zur Handlangerin der römischen Politik geworden und tickt italienisch-staatlich – das zeigen die vielen verschiedenen Reaktionen und Stellungnahmen. Für die SVP und natürlich auch für die Südtiroler wird die Stunde der Wahrheit kommen. Sie müssen Position ergreifen: ob sich in Südtirol wirklich etwas ändern soll oder ob sie in diesem chaotischen Staat mit untergehen wollen. Diese Frage lässt sich nicht an die 35 Politiker im Landtag und ein paar Parlamentarier delegieren. Jeder einzelne sollte den Mut zum Bekenntnis haben. Das erwarte ich mir auch von den Südtirolern. Südtirol 2030: Wo steht das Land? Entweder ist Südtirol eine Region Österreichs oder ein eigener souveräner Staat – oder Südtirol ist eine hundsgewöhnliche italienische Provinz mit lauter Altoatesini. Interview: rb 21


titelgeschichte

Migranten-ABC Flüchtling, Migrant, Einwanderer ... Worin unterscheiden sich diese Begriffe? Über eine einheitliche Erklärung streiten sich Experten bis heute. Versuch einer Definition. Migrant: jemand, der den Wohnsitz aus Gründen, die nichts mit Tourismus, Familie oder Pilgerfahrt zu tun haben, für mindestens drei Monate in ein Land verlegt, das nicht sein Geburtsland ist. Flüchtling: Migrant, der in seinem Herkunftsland verfolgt wurde (politischer Flüchtling) oder von Krieg bedroht wird (Kriegsflüchtling) und es deshalb verlassen hat. Verlassen Flüchtlinge ihren Heimatstaat nicht, handelt es sich um Binnenflüchtlinge. Wirtschaftsflüchtlinge sind Menschen, die aufgrund existenzbedrohender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ihre Heimat verlassen und um Asyl in einem anderen Staat ansuchen. Arbeitsmigration: Auswanderung aufgrund besserer Arbeitsbedingungen in einem fremden Land.

Endstation Brenner Fast täglich versuchen Einwanderer, ohne gültige Papiere über den Brennerpass in nördliche EU-Länder weiterzureisen. An der Situation wird sich so schnell nichts ändern. Die Caritas versucht nun, am Brenner eine Auffangstruktur zu errichten.

Immigrant/Emigrant: Überschreiten Menschen im Zuge ihrer Migration Ländergrenzen, werden sie aus der Perspektive des Landes, das sie betreten, Einwanderer oder Immigranten (lat. migrare = wandern) genannt. Aus der Perspektive des Landes, das sie verlassen, heißen sie Auswanderer oder Emigranten. Illegale Einwanderung: Das Überschreiten der Grenzen unter Umgehung der einreiserechtlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes, z. B. ohne Visum, Reisepass oder Ausnahmegenehmigung, da ihnen legale Einwanderungsmöglichkeiten verwehrt sind. Schlepper: juristische Bezeichnung für jemanden, der wissentlich die rechtswidrige Ein- oder Durchreise eines „Fremden“ in oder durch Staaten fördert. Asylwerber: Person, die einen schriftlichen Antrag bei der Staatspolizei (Quästur) stellt, um als Flüchtling im Aufnahmeland anerkannt zu werden. Asylanerkennung: Rechtliche Anerkennung eines Asylwerbers als Flüchtling im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention. Ein anerkannter Flüchtling ist italienischen Staatsbürgern in wesentlichen Belangen, u. a. am Arbeitsmarkt, gleichgestellt. Quelle: www.migrationsrecht.net, www.enzyklo.de

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„Wir brauchen eine stärkere Außenpolitik” Die Handschellen klicken um Mitternacht. Reibungslos war der Mann über die Brennergrenze gekommen. Er zahlt die Maut und macht einen großen Bogen um die Patrouille. Das macht die Straßenpolizei stutzig. Sie winkt den alten VW zu sich, kontrolliert die Papiere und entdeckt im Auto drei Jugendliche aus Eritrea. Sie hatten dem rumänischen Fahrer 950 Euro gezahlt, damit er sie nach Deutschland schleust. Dazu wird es nicht mehr kommen. Der Fahrer wird festgenommen und ins Bozner Gefängnis gebracht, die Jugendlichen werden auf freiem Fuß angezeigt und in die Quästur begleitet. Vorfälle wie Mitte November in Steinach gibt es in der Nähe der Brennergrenze regelmäßig. Überhaupt scheint der Brenner zurzeit ein Déjà-vu zu erleben. Nach der Jugoslawien- und Albanienkrise in den 1990er Jahren erreicht erneut eine Flüchtlingswelle den Alpenpass. 3.560 Flüchtlinge – davon 2.400 Männer, 600 Frauen und 560 Kinder – hat die österreichische Polizei zwischen Jänner und Mitte November 2013 aufgehalten. Das sind fast zehn am Tag. Die meisten Flüchtlinge kommen derzeit aus Syrien, wo sich seit August 2011 Truppen der Regierung und Oppositionsgruppen verbittert bekämpfen. Bis Juli 2013 wurden nach UN-Angaben mindestens 100.000 Menschen getötet. Rund

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„Wer behauptet, die EU ist kleinherzig, brutal und böse, macht es sich zu leicht“, sagt EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann. Seit Monaten ringt die EU-Politik um eine Lösung in Flüchtlingsfragen. Doch eine zeitgerechte Antwort hat auch sie noch nicht gefunden. Erker: Herr Dorfmann, ist das EU-Abkommen Dublin II noch zeitgemäß? Herbert Dorfmann: Die Dublin-II-Verordnung finde ich nicht schlecht, auch wenn sie für Grenzgebiete sehr wohl ein Problem darstellt. Die Verordnung regelt, welcher EU-Mitgliedsstaat für einen Flüchtling und die Prüfung seines Asylantrages zuständig ist. Einem Flüchtling wäre nicht damit gedient, wenn die EU künftig alle Asylansuchen in Brüssel bearbeiten würde. Auch Flüchtlinge nach einem Schlüssel auf Mitgliedsstaaten aufzuteilen, ist eine Illusion. Ein Flüchtling geht dorthin, wo er Arbeit findet. Ihn Staaten mit hoher Arbeitslosigkeit unterzujubeln, macht keinen Sinn. Man muss dazu sagen: Die meisten Immigranten wandern legal als Touristen mit Visum nach Europa ein und bleiben dann illegal hier. Sichtbar sind vor al-

2,6 Millionen sind aus ihrem Land geflohen, vor allem in die umliegenden Nachbarregionen wie Türkei, Irak, Jordanien oder Libanon, mehr als vier Millionen sind inner-

lem die menschlichen Tragödien und die Kriminalität, die sich auf dem Weg durch die Wüste und das Mittelmeer abspielen, dort gilt es zu intervenieren. Das Problem ist aber, dass die EU mit den neuen Demokratien südlich des Mittelmeeres kaum politische Beziehungen pflegen kann. Warum? Weil niemand die dortige Situation im Griff hat. In Ägypten gibt es fast kein Staatswesen mehr; es regiert das Militär. Das Mittelmeer-Problem muss auf beiden Seiten der Küsten gelöst werden. In Libyen müsste ein Schalter prüfen, wer Recht auf Einreise in die EU hat. Wer kein Recht hat, muss vor Ort blockiert werden. Allen Immigranten die Tür zu öffnen, löst das Grundproblem nicht. Menschen aus Kriegsgebieten wie Syrien haben für die Zeit, in der in ihrem Land Krieg herrscht, Recht auf Asyl in Europa. Man kann EU-Staaten aber nicht zwingen, auch Wirtschaftsflüchtlinge aufzunehmen – so sehr ich die Beweggründe von Menschen verstehe, die ihre Heimat verlassen, um ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern. Warum kann ein Immigrant nicht einfach in dem Land um Asyl ansuchen, in dem er leben möchte? Staaten wie Bulgarien oder Italien sind der Ansicht, dass Immigranten nicht ihr Problem sind, da sie dort ohnehin nicht bleiben wollen. Doch Staaten wie Deutsch-

halb Syriens auf der Flucht. Ein kleiner Teil dieser Kriegsflüchtlinge dürfte über die Insel Lampedusa, Bari oder Sizilien auf das Festland gekommen sein. In Italien

bleiben wollen die wenigsten. Sie wollen weiter, zu Bekannten, Familienangehörigen oder Communities, nach Deutschland, Norwegen, Dänemark oder Schweden. Doch

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land wollen nicht zulassen, dass Staaten am Mitteltitelgeschichte meer ohne gesamteuropäische Regelung einfach Zehntausende Visa ausstellen, die in ganz Europa gültig sind. Das kann ich gut verstehen, weil dies in Staaten wie Deutschland oder Österreich eine unkontrollierbare Zuwanderung kreieren würde. Dass Europa seine Festungsmauern unpassierbar werden lässt, wird von vielen Seiten scharf kritisiert. Die Behauptung, es gebe heute keinen legalen Weg mehr, in Europa einzuwandern, ist falsch. Die EU lässt Menschen sehr wohl einreisen, wenn sie die Voraussetzungen (Unterkunft und Job) erfüllen. Jedes Jahr stellen arbeitskräftesuchende EU-Mitgliedsstaaten zu Abertausenden Visa und Arbeitsgenehmigungen aus. Die EU-Grenzagentur Frontex ist der Versuch, die Flüchtlingspolitik zu vergemeinschaften und Staaten wie Italien oder Griechenland zu unterstützen. Frontex macht einen guten Job, sie patrouilliert vor den Küsten Afrikas und verhindert, dass Boote übers Meer nach Europa gelangen bzw. Menschen in schrottreifen Schiffen zirkulieren und untergehen. Natürlich müsste gleichzeitig die Kriminalität in Afrika bekämpft werden. Wir können aber nicht einfach so im souveränen Staat Libyen Polizei spielen. Das stellen sich viele zu einfach vor. Fakt ist, dass die EU viel zu langsam arbeitet. Seit der Tragödie in Libyen sind tausende Menschen auf sich alleine gestellt. Diese Situation ist nicht verantwortbar, doch wir haben bis heute keine zeitgerechte Antwort gefunden. Schickt man diese Menschen nach Hause zurück, lässt man sie ins offene Messer laufen. Genicht alle schaffen es dorthin. Weil Gesetze auch Europas Innengrenzen dicht machen. Dabei ist der Brenner schon lange keine echte Grenze mehr. Die Zeiten, als 120 Polizisten und 44 Carabinieri auf italienischer Seite, 120 Gendarmen und 44 Polizisten auf österreichischer Seite jedes Auto und jeden Pass kontrollierten, sind längst vorbei. Seit 1997 sind die italienisch-österreichischen Schlagbäume verschwunden, vom florierenden Grenzort geblieben sind nur noch verlassene Kasernen und Dienstwohnungen – und eine Handvoll Polizeikräfte. Jährlich fahren Millionen Fahrzeuge über den Brenner, PKW, LKW, Motorräder. Schengen hat Europa freien Verkehr für Menschen, Waren und Dienstleistungen ermöglicht. Für Flüchtlinge ist der Brenner eine Grenze geblieben. Weil ihnen zur Einreise ein gültiges Dokument fehlt. Rechtlich gesehen sind Grenzkontrollen innerhalb Europa erlaubt. Wer in Österreich innerhalb von 24 Stunden nach Eintritt in den Staat ohne gültige Dokumente ertappt wird, wird binnen weniger Stun24

nauso verantwortungslos ist es, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Europa trägt eine Mitverantwortung, weil sich vor unserer Haustür menschliche Tragödien abspielen. Warum dann dieses Zögern? Unsere Außenpolitik ist zu schwach und müsste viel stärker auftreten. Ein anderes Problem, das uns zurzeit beschäftigt: Europas Arbeitsmarkt ist aufgrund der demographischen Situation auf Arbeitskräfte aus Drittländern angewiesen. Doch nur wenige Afrikaner sind auf unseren technologisierten Markt vorbereitet, viele können weder lesen noch schreiben. Es könnte zu einer europäischen Frage werden, sie über europäische Programme darauf vorzubereiten. Aber zurzeit sind auch viele Europäer arbeitslos. In Ländern wie Italien oder Spanien, in denen eine Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent herrscht, ja. Die Einheimischen beobachten dort auch genau, wer eine Arbeitsstelle bekommt. Immigration ist ein politisch hochbrisantes Thema, mit dem sich die EU in den kommenden zehn bis 15 Jahren intensiv beschäftigen muss. Derzeit gibt es unterschiedliche Ansätze. So hat der Norden Europas vielen Immigranten die Tür geöffnet, vermutlich war die einheimische Gesellschaft dort zugänglicher dafür. In unserem Parlament gehen die Meinungen von „Es braucht keine Grenzen, jeder darf kommen“ bis hin zu „Sperrt Europa zu, weil jeder Migrant ein halber Verbrecher ist“ auseinander. Mittendrin spielt sich eine harte politische Debatte ab. Bedenklich finde ich, dass immer mehr Parteien und Bürger Immigration komplett ablehnen, wie es in einigen europäischen Staaten wie den Niederlanden der Fall ist.

den wie ein Paket ohne Adressat zurück zum Brennerpass geschickt. Das Dublin-Abkommen besagt nämlich: Für einen Asylwerber ist jener Staat zuständig, in den er zuerst eingereist ist. In Europa sind dies vor allem Länder wie Italien, Griechenland und Spanien.

Der Großteil der Flüchtlinge finde sich damit ab, nach Italien abgeschoben zu werden, so der Leiter der Einsatz-, Grenz- und Fremdenpolizeilichen Abteilung (EGFA) der Landespolizeidirektion Tirol Harald Baumgartner. Es sei eine ungute Situation zurzeit; seine persönli-

che Meinung zur Flüchtlingsfrage will er dem Erker nicht mitteilen. Er müsse handeln, wie es das Gesetz vorschreibe. Hoffen auf Asyl Eine Einreiseerlaubnis besitzen die wenigsten Flüchtlinge aus Drittländern. Zwar hat jeder fünf Tage Zeit, bei einer Quästur seinen Aufenthaltsstatus zu klären und um Asyl anzusuchen. Asyl bedeutet Schutz für politisch Verfolgte oder Menschen aus Kriegsgebieten. Die meisten Flüchtlinge, die in Italien einreisen, kommen nicht aus Kriegsgebieten, sondern aus Ländern, in denen die Lebensbedingungen schlecht sind. Hoffnung auf ein besseres Leben ist noch lange kein Grund für Asyl. Viele Wirtschaftsflüchtlinge verzichten auf einen Asylantrag, weil die meisten sowieso abgelehnt werden. So versuchen es laut Medienberichten viele heimlich, als Papier-, Geld- und Namenlose, sie pferchen sich in PKW, verstecken sich in Zügen und unter LKW-Planen, um ungesehen Staatsgrenze für Staatsgrenze zu passieren. Sie werden zu Schatten, tauchen da auf und dort unter, tun alles, um nicht aufzufallen. Denn: Wer entdeckt wird, wird für das Gesetz sichtbar. In der Nähe des Bahnhofs Brenner

Hugo Senoner – Geschichte eines Helfers Pfarrer Hugo Senoner hat in den 1990er Jahren das getan, was heute jedem italienischen Staatsbürger verboten ist: Er hat illegalen Einwanderern geholfen. Der Jugoslawien- und der Albanienkrieg zwingen Bosnier, Serben und Albaner, ihr Zuhause zu verlassen. Viele wählen den Weg über den Brenner, um zu Verwandten nach Deutschland auszuwandern. Doch Österreich macht die Grenzen dicht, bringt sie zur Brennergrenze zurück, wo sie tage- und wochenlang festsitzen. Senoner erinnert sich noch gut an den Tag, an dem ihm am Bahnhof Brenner ein frierender Junge auffällt. Er tut ihm so leid, dass er ihm eine Coca Cola anbietet. Den

Eltern kauft er ein belegtes Brot. Am Abend sitzt die Familie immer noch da. Senoner bringt es nicht übers Herz, sie bei acht Grad minus im Freien schlafen zu lassen, bringt sie im Hotel „Post“ unter. Tags darauf steht am Brenner die nächste Familie, täglich kommen Familien dazu. Senoner ist außerstande, allen zu helfen. Kurz vor Weihnachten bittet er in Zeitungen um Mithilfe. Eine Welle der Solidarität schlägt ihm entgegen. Vielen Menschen hat Senoner

ein Dach über dem Kopf gegeben, auch im Pfarrwidum. „Viele waren am Boden zerstört, haben die ersten beiden Tage durchgeschlafen.“ Einige Familien schreiben ihm bis heute Karten und danken ihm für seine Hilfe. Von den meisten aber hat er nie mehr etwas gehört. Wie er es geschafft hat, Flüchtlinge auch über die Grenze zu schmuggeln, verrät er nicht. Nur, dass er einmal mit Universitätsprofessoren aus Kasachstan zu Fuß über den Sattelberg nach Obernberg gewandert ist, wo jemand im erker dezember 13


steht die Kaserne des Polizeireviers Brenner. Hier wird jeder, der von Österreich zurückgeschickt wird, noch einmal überprüft oder neu registriert: mit Name, Adresse, Geschlecht. Sämtliche Fingerabdrü-

reist sind, haben oft eine monateoder jahrelange Flucht hinter sich. Viele, die von Europa träumen, sterben bereits auf dem Weg dorthin, verdursten in der Wüste, werden überfallen, vergewaltigt, ertrinken

Herkunft der Einwanderer am Brenner 1. Jänner bis 31. Dezember 2012

1. Jänner bis 18. November 2013

Quelle: Landespolizeidirektion Tirol

cke sind in der EURODAC vermerkt, einer europäischen Datenbank, die verhindert, dass ein Asylbewerber in mehreren Mitgliedsstaaten gleichzeitig oder nacheinander ein Asylverfahren betreiben kann. Auffangstrukturen am Brenner oder in Sterzing Viele Flüchtlinge, die durch den Stiefelstaat hoch in den Norden ge-

Auto auf sie wartete. Als die Polizeikräfte merken, dass Senoner zum wichtigen Angelpunkt für Flüchtlinge geworden ist, wird er verwarnt: Wenn er noch einmal etwas unternehme, müsse er den Brenner innerhalb von 24 Stunden verlassen – als „persona non grata“. Er weiß, dass er überwacht wird. Irgendwann wird Senoner alles zu viel. Er fällt in schwere Depressionen, landet in psychiatrischer Behandlung. Erst nach seiner Versetzung nach Mühlbach schafft er es, ein neues Leben aufzubauen. „Rückblickend“, sagt Senoner, „habe ich die richtigen Akzente gesetzt. Aber ich habe einen hohen Preis dafür gezahlt.“ erker dezember 13

bei der Überfahrt, treiben als Leiche an Land. Wie viele Menschen bei Überfahrten ums Leben kommen, lässt sich schwer sagen. Vorsichtige Schätzungen gehen von 500 aus, andere bis zu 2.000 Toten pro Jahr. Bereits heute gilt das Mittelmeer als größtes Massengrab seit dem Zweiten Weltkrieg mit schätzungsweise 20.000 Toten. Trotzdem nehmen jedes Jahr – getrieben von Krieg, Regime oder schlechten Lebensbedingungen – Zehntausende Menschen die Gefahr in Kauf. Familien oder Dörfer verkaufen oft ganze Rinderherden, um zumindest einem Familienmitglied den Weg nach Europa zu ebnen. Entsprechend groß ist der Druck, der auf den Auswanderern lastet: Sie tragen die Verantwortung, schnellstmöglich Arbeit zu finden, um den verschuldeten Familien zuhause Geld zu schicken. Doch der Traum von Arbeit und Einkommen wird schnell zur Enttäuschung. Wer auf Asyl und Arbeit hofft, wartet, wie Zehntausende andere auch, wochen-, monate-, oft jahrelang – oft ohne Dach über dem Kopf. Diesen Umstand prangern die Vereinten Nationen, die EU-Kommission und auch die Hilfsorganisation Caritas seit Jahren an. „Italien und Griechenland sind die einzigen EUStaaten, die keine Mindeststan25


„Ich bin ein lebender Toter“

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Yuno kam 2002 als politischer Flüchtling nach Italien. Seitdem hat er nur noch einen Wunsch: nach Hause zurückzukehren. Sie kamen, als es finster wurde, schossen auf den Vater und zerrten seinen Sohn in die Wüste. Bis zu jenem Abend im Jahr 2002 war Yuno ein 20-Jähriger wie andere in Mali auch. Er besuchte die Schule und melkte die Kühe. Sein Vater war Hirte, besaß ein Haus, fünf Kilometer außerhalb der Stadt. Doch politische Unruhen machen sich auch in seinem Heimatdorf bemerkbar. „Tuaregs holen sich, was sie wollen.“ Drei Monate lang ist Yuno ihr Sklave. Bei einer Fahrt in die Stadt nutzt Yuno die Chance: Er stiehlt sich davon, findet Unterschlupf und Arbeit in einem Dattelhain. Er vertraut sich seinem Arbeitgeber an. Er weiß: Die Rückkehr nach Hause ist der sichere Tod. So lässt er sich auf dessen Angebot ein, zahlt 900 Dinar für einen Schlepper, der ihn nach Europa bringen soll. Yuno hat noch nie von Europa gehört. Der Jeep fährt drei Nächte durch und bringt ihn in ein kleines Dorf, wo andere Afrikaner warten. Auch sie wollen nach Europa, zum Arbeiten. Nicht wie versprochen ein großer Schiffsdampfer, sondern ein kleines Holzboot bringt ihn und 150 andere in drei dards einhalten“, kritisiert Leonhard Voltmer von der Flüchtlingsberatung der Caritas. Flüchtlinge berichten von überfüllten Auffanglagern in unhygienischen Baracken, in denen sie sich weder verständigen noch bewegen können, nur selten ins Freie und mit niemandem Kontakt aufnehmen dürfen. Sie würden leben wie Gefangene, traumatisiert und ohne psychologische oder ärztliche Unterstützung. Obwohl Südtirol nicht gesetzlich dazu verpflichtet ist (der Staat wäre es sehr wohl), stellt das Land Asylbewerbern in Bozen ein Erstaufnahmezentrum mit 22 Plätzen in der Rittner Straße, die Gorio-Kaserne mit 65 Plätzen in der Schlachthofstraße und das von der Caritas geführte Haus „Arnika“ in Meran für 45 Personen zur Verfügung. 26

Tagen und drei Nächten an die Küste Italiens. Yuno hat Glück. Er erhält politisches Asyl. Doch als der Krieg in Mali zu Ende ist, verfällt sein Anrecht. Yuno kämpft weiter für eine Aufenthaltsgenehmigung, mal kriegt er sie, mal nicht, mal arbeitet er für ein paar Euro am Tag auf

einer Tomatenplantage, mal ist er arbeitslos. Er schlägt sich auf Erdbeerplantagen, als Maurer, als Paketpacker durch, lebt in überfüllten Auffanglagern, in Rom, übernachtet monatelang in Bozen, im Winter, im Freien, eingehüllt in eine Decke, weil Herbergen belegt sind . Seit vier Jahren lebt Yuno ohne Job in Südtirol und klappert ein Arbeitsamt nach dem anderen ab, lernt Deutsch zum Zeitvertreib. Sein Visum läuft 2015 aus. „Wenn ich bis Jänner immer noch keine Arbeit finde, bin ich weg“, sagt Yuno. Er träumt davon, in seiner Heimat Sand und Gepäck zu transportieren. Aber er hat Doch die Herbergen sind oft überfüllt, die Wartelisten lang. So werden Asylbewerber auch in Südtirol zu Obdachlosen. Die Caritas fordert deshalb Schlafstätten für jeden, der ab 20.00 Uhr bei Kälte draußen sein muss. Voltmer: „Wir können diese Menschen nicht erfrieren und verhungern lassen. Sie sind bei uns und vertrauen uns ihr Leben an.“ Das Rote Kreuz hat mittlerweile im Ortsteil Plon in Steinach eine Auffangstation errichtet, eine Unterkunft gibt es auch in Innsbruck. Hier bringt das Bundesinnenministerium Menschen unter, die illegal eingereist sind und nach Italien abgeschoben werden müssen. Die Caritas möchte Flüchtlingen auch am Brenner ein Dach über den Kopf bieten und sucht zurzeit geeignete Räume. Das Wohnbau-

kein Geld: weder für ein Fahrzeug noch für ein Flugticket nach Afrika. Viele, die wie er nach Italien eingewandert sind, sind verrückt geworden. „Wenn Kopf und Herz krank werden, werden Menschen gefährlich.“ Yuno hatte Glück. Medikamente haben ihm geholfen, innerlich ruhig zu werden. Doch das Kreisen im Kopf bleibt. „Ich bin ein lebender Toter.“ Wer nicht arbeiten darf, der stirbt von innen. In Frankreich und England, wo schwarze Busfahrer und Polizisten leben, sei es leichter, Arbeit zu finden, weiß Yuno. Er aber darf den Staat nicht verlassen. Nachts liegt Yuno mit offenen Augen im Bett und denkt an Zuhause. Yuno hat ein Grundstück in seinem Heimatdorf gekauft, um ein Haus zu bauen, wenn er zurückkommt. Doch die Regierung überlegt, es ihm wieder zu nehmen, weil es schon seit ein paar Jahren brach liegt. Sein Erspartes hat er seiner Familie geschickt. Sie weiß nicht, wie dreckig es ihm immer ging. Hätte er einen Wunsch frei, würde er sich in Italien ein einziges Recht wünschen: „Wie ein Mensch behandelt zu werden.“ institut wäre im Besitz von leerstehenden Gebäuden. „Wir haben bereits eine arabisch sprechende Person gefunden, der sich Flüchtlinge in ihrer Sprache anvertrauen können“, so Voltmer. Damit das Projekt aber starten könne, brauche es das Wohlwollen des Landes und der Polizei. Beide würden dem Projekt nach wie vor kritisch gegenüberstehen. Für eine Auffangstruktur hat sich der ehemalige Pfarrer von Brenner Hugo Senoner bereits 1993 stark gemacht. Mit Jugendring, Caritas, OEW und Kolpingwerk Südtirol unterschrieb er eine Petition für die Errichtung von Aufnahmestrukturen für Flüchtlinge am Brenner, in Winnebach und am Reschen. Schon damals gab es italienweit lediglich in Brindisi, Triest, Trapani, Rom und Mailand Auffanglager, keines je-

doch im Norden. Stapelweise Briefe hatte Senoner nach Rom, Bozen, Innsbruck, Brüssel geschrieben, doch er wurde immer wieder vertröstet, weil sich niemand zuständig fühlte. Mittlerweile sind 20 Jahre vergangen. Hinzugekommen sind keine Auffangstationen, sondern schärfere Gesetze. Mittlerweile verbietet ein italienisches Gesetz nicht nur illegale Einwanderung, sondern auch, solche Einwanderer an Land zu bringen oder bei sich übernachten zu lassen. Soziale Institutionen und Private stehen damit vor einem Grundkonflikt. Ist die Hilfe für einen illegalen Einwanderer in Not schon eine Straftat? „Ärzte ohne Grenzen stehen vor demselben Problem. Sie wollen Leben retten, aber die Kriegsparteien wollen sie für eigene Zwecke missbrauchen: Sie sollen zuerst die eigenen Soldaten heilen, sonst lässt man sie nicht ins Land. Bis zu welchem Punkt darf man seine humanitären Ziele von unmenschlichen Vorschriften pervertieren lassen?“, fragt sich Voltmer. Die Caritas halte sich stets an die Regeln, auch wenn sie weiß, dass die Bedürftigkeit gerade dort zu finden sei, wo die Menschen offiziell von jeder Hilfe ausgeschlossen werden. Ähnlich ergeht es Don Giorgio Carli von der Pfarrcaritas in Sterzing. Jede Woche klopfen im Oratorium „Maria Schutz“ Hilfsbedürftige an, auch Einwanderer. Don Carli nimmt sie auf, wenn er weiß, dass sie bei Minus 20 Grad im Freien frieren müssen. Auch er weiß von Obdachlosen in Sterzing, die in Autos leben und auf Arbeit und ein Dach über dem Kopf hoffen. Festung Europa Eine Änderung der Situation ist derzeit nicht in Sicht. Vielen Einheimischen machen Medienberichte über Einwanderung Angst. Ist am Ende gar der soziale Friede in Europa gefährdet? „Die Europäer brauchen sich vor Einwanderung nicht zu fürchten“, sagt Sonja Cimadom von der Organisation für eine solidarische Welt (OEW). Migration gebe es, seit es Menschen gebe. Aus Einwanderungsländern werden Auswandeerker dezember 13


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Schätzungsweise 20.000 Menschen sollen im Mittelmeer bereits ertrunken sein. rungsländer – und umgekehrt. Insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben Millionen Italiener ihre Heimat Richtung Nord- und Südamerika verlassen, auf der Suche nach einem besseren Leben. Die ersten Italien-Einwanderer der 1990er Jahre waren Albaner, die nach dem Ende des restriktiven kommunistischen Regimes auswanderten sowie Kriegsflüchtlinge aus Ex-Jugoslawien. „Ich glaube nicht, dass wir gravierende Schäden davongetragen haben“, so Cimadom. Auch Südtiroler waren in den 1920er bis 40er Jahren von Faschisten, Nazis und Druck des Regimes gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. „Südtirol hat das Glück, seit einigen Jahrzehnten in

Frieden leben zu können.“ Arbeit, Unterkunft und ein friedliches, gesichertes Leben – dies halte Menschen in ihrer Heimat. Die einzige Möglichkeit, Wirtschaftsflüchtlinge auf Dauer von Europa „fernzuhalten“, scheint also zu sein, in deren Ländern gute Lebensbedingungen zu schaffen. Aber welchen Beitrag soll Europa leisten? Und vor allem: Ist dies Europas Kompetenz? Cimadom ist davon überzeugt. „Seit der Kolonialzeit beuten europäische Staaten Bodenschätze und Ressourcen in Drittländern aus, um in ihrem Kontinent für Wohlstand zu sorgen. Solange es uns egal ist, dass unsere 3-Euro-T-Shirts und Handys unter prekären, menschenunwürdigen,

umwelt- und gesundheitsschädigenden Bedingungen in Drittländern hergestellt werden, brauchen wir uns auch nicht über diese Menschen aufregen, die in Nussschalen nach Italien strömen.“ Europäische Schutzzölle hätten laut Cimadom Märkte zerstört. So könnten auch Milch- und Apfelbauern im Kosovo mit den Milchund Apfelpreisen europäischer Produkte längst nicht mehr konkurrieren und verarmen. Ein harter Konkurrenzkampf tobe am europäischen Markt, bei dem nicht faire Arbeitsbedingungen, sondern allein der günstigste Anbieterpreis eine Rolle spiele. Auch das führe dazu, dass Unternehmer Angestellte für Hungerlöhne arbeiten

lassen, die dann in die Armut abdriften. „Es ist der gefährliche Kreislauf, den man durchbrechen muss.“ Doch zu stark seien die Lobbys, die davon wenig halten. Am meisten aber erschrecken Cimadom die Tragödien, die zurzeit fast täglich im Mittelmeer geschehen. „Im Nationalsozialismus wurden Tausende von Juden vergast. Die Menschen sagten, hätten sie nur davon gewusst, sie hätten etwas dagegen unternommen. Heute sterben Tausende von Flüchtlingen im Meer. Vor unseren Augen. Und keiner tut etwas dagegen. Ich weiß nicht, wie ich das meinen zukünftigen Enkeln gegenüber rechtfertigen kann.“ Renate Breitenberger

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gastkommentar

Mehr Freiheit und Gerechtigkeit durch ein Grundeinkommen Unterschriftenaktion der Europäischen Bürgerinitiative Das derzeitige System der entfesselten Wirtschaft mit dem Dogma des freien Marktes und des Wettbewerbes ist unsozial und umweltzerstörend. Dieses System ist die Hauptursache für die wachsende Arbeitslosigkeit und bedeutet Unfreiheit und Zwang für viele Lohnabhängige, die als Produktionsfaktoren bzw. Konsumenten immer stärker unter Druck geraten. Reichtum und Freiheit hingegen genießen nur sehr wenige, vor allem Großunternehmer, Spekulanten und Finanzjongleure. Sehr viele Politiker und Wirtschaftskapitäne glauben noch immer an ewiges Wachstum. Dieser Wachstums-Fetischismus muss jedoch durchbrochen werden. Es wird mehr produziert, als wirklich gebraucht wird, es wird mehr konsumiert, als gut tut, und dabei werden unverantwortlich viele Ressourcen unserer Erde verschleudert. Diese Wirtschaft führt in eine ökologische Katastrophe. Die Produktivität konnte in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund von Technik, Automatisierung und effizienterer Organisation gewaltig gesteigert werden. Die menschliche Arbeitskraft wird dabei immer mehr ersetzt. Die schrumpfende Zahl der Beschäftigten steht gleichzeitig unter wachsendem Leistungsdruck. Vollbeschäftigung für alle Erwerbsfähigen ist eine Utopie! Wenige Reiche werden immer reicher und die Zahl der Armen wächst. Alle fünf Sekunden stirbt weltweit ein Kind unter zehn Jahren an Hunger. Jean Ziegler schreibt: „Die Massenvernichtung durch Hunger ist alles andere als schicksalshaft.“ Die Fortschreibung der Vergangenheit ergibt gerade auf diesem Hintergrund keine Perspektiven für eine hoffnungsvolle Zukunft. Ein Grundeinkommen, das allen Menschen ein Leben in Würde garantiert, brächte einen echten Paradigmenwechsel.

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Kritiker haben vor allem zwei Haupteinwände gegen das bedingungslose Grundeinkommen: 1. Dann würde niemand mehr arbeiten! 2. Es ist nicht finanzierbar. Würden wir durch das Grundeinkommen faul? Als Gegenbeweis sei angeführt, dass derzeit die Erwerbsfähigen in Deutschland durchschnittlich pro Woche 25 Stunden unentgeltlich arbeiten und bloß 19 Stunden gegen Entlohnung. Frauen arbeiten bedeutend öfter gratis als Männer. Eine Umfrage in der Schweiz ergab, dass rund 60 Prozent trotz finanzieller Absicherung durch den Staat die gleiche Arbeit weiterhin verrichten würden. Rund 30 Prozent der Befragten würden bei einem Grundeinkommen eine andere Arbeit suchen. Nur knapp zehn Prozent der Befragten antworteten, dass sie dann die Arbeit ganz aufgeben würden, zum Teil aber auch deshalb, weil sie für ihre Familie „arbeiten“ bzw. mehr im Volontariat oder künstlerisch „tätig“ sein möchten … Das Experiment eines bescheidenen Grundeinkommens in Namibia hat den Beweis erbracht, dass viele Menschen gerade dann aktiv und tätig werden, wenn die Grundversorgung garantiert ist. Ist ein Grundeinkommen für alle finanzierbar? Darüber haben schon viele Ökonomen sich den Kopf zerbrochen. Sicher, die Finanzierung eines Grundeinkommens für alle würde rund ein Drittel der Volkswirtschaft auffressen. Das wäre meines Erachtens durchaus verantwortbar, allerdings beim derzeitigen Steuersystem nicht möglich, in dem Arbeit sehr hoch, Reichtum hingegen kaum besteuert wird. Auch müsste der

Konsum viel höher besteuert werden, vor allem der Konsum von Luxusgütern und von nicht erneuerbaren Ressourcen. Außerdem gäbe es sehr viele Einsparungen beim derzeitigen Sozialsystem. In Deutschland macht der Transfer von Finanzmitteln für die unterschiedlichsten Sozialmaßnahmen jetzt schon fast 800 Euro pro Einwohner und Monat aus. Es ist eine Frage des politischen Willens und der Ethik, ob man mit „Steuern“ überhaupt „steuern“ will. Unterstützt die Politik die Freiheit der Reichen oder schaut sie zu allererst auf das Gemeinwohl? Es wäre genug für alle da. Das Bruttosozialprodukt in Mitteleuropa ist heute fünfmal so hoch wie im Jahre 1960. Daher: Wo ein Wille, da auch ein Weg! Wo kein Wille, da 1.000 Ausreden! Wie viel mehr an Freiheit hätten wir bei unseren täglichen Entscheidungen, wenn wir nicht immer wieder von Sorgen erdrückt würden, wie zum Beispiel: Wie kann ich ohne Lohnarbeit meine Familie ernähren? Kann ich mir eine ordentliche Wohnung leisten? Kann ich im Alter noch in Würde leben? Bis zum 14. Jänner 2014 läuft eine Unterschriftenaktion für eine Europäische Bürgerinitiative, mit der die EU-Kommission aufgefordert wird, das Grundeinkommen als Instrument zur Armutsbekämpfung und gegen die soziale Ausgrenzung so vieler Menschen zu prüfen. Diese Bürgerinitiative kann durch einen Eintrag im Internet unterstützt werden. Infos unter http://basicincome2013.eu/ubi/de/ und www.grundeinkommen.de oder www.basicincome.org. Sepp Kusstatscher

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verkehr

BBT

Mammut-Baustelle in Franzensfeste Zwischen Mittewald und Franzensfeste entsteht zurzeit die größte Baustelle Südtirols: Bis Mai 2024 wird hier am Brennerbasistunnel gebaut. Bis auf die Bäume, die links und rechts neben der Staatsstraße verschwunden sind, ist von der zukünftigen Mega-Baustelle noch nicht viel zu sehen. Nur ein Schild auf der Geraden zwischen Mittewald und Franzensfeste kündigt an, dass hier bald der Brennerbasistunnel entstehen wird. 2,19 km unterirdische Tunnels – ein weiteres Teilstück der alpenunterquerenden Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Innsbruck und Franzensfeste.

Eigentlich sind die Wipp- und Eisacktaler „ihre“ BBT-Baustellen seit sechs Jahren gewohnt: In Mauls ist ein 1,8 km langer Zufahrtstunnel, zwischen Aicha und Mauls ein 10,5 km langer Erkundungsstollen gebohrt. Haupttunnelröhren und Erkundungsstollen werden derzeit Richtung Norden gebaut. In Österreich sind nach den Zufahrtstunnels Ampass und Ahrental, dem Erkundungsstollen Innsbruck–Ahrental und dem Logistiktunnel (Padaster und Saxner) in Steinach am Brenner Bauarbeiten in Wolf und Tulfes–Pfons im Gange. 30

In Franzensfeste beschränkten sich die Arbeiten neben der Rodung auf die „Beseitigung von Kampfmitteln“ – Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg. Ab Juli 2014 geht es dann Schlag auf Schlag: Staatsstraße und Eisack werden abschnittsweise verlegt, eine neue Brücke über den Eisack und eine über den Weißenbach werden gebaut, Platz für die Ablagerung von Material geschaffen – Vorarbeiten, um im Frühjahr 2015 mit dem Bau der beiden Haupttunnelröhren zu starten. Diese werden wie U-Bahnen gebaut: Erde ausheben, Tunnelschale rein, Erdreich drüber. Auch Verbindungsröhren werden errichtet – damit Züge am Bahnhof in Franzensfeste ein- und ausfahren oder unterirdisch in der Zulaufstrecke Franzensfeste–Waidbruck weiterfahren können. Die Eisenbahnlinie wird während der Bauphase unter-

tunnelt, Staatsstraße und Eisack werden nach Bauende wieder zurückverlegt. Mit 20 Hektar – so groß wie 20 Fußballfelder – wird die Baustelle eine der größten, die im BBTProjekt vorgesehen sind. Rund um die Uhr wird auf der Baustelle gearbeitet, das Areal „aus gesetzlichen Gründen“ rund um die Uhr beleuchtet.

Skepsis bei den Umweltorganisationen und Parteien. Für Landtagsabgeordneten Hans Heiss wird die Baustelle „ein massiver Eingriff sein, der die Gemeinde über Jahre belasten wird – mehr noch als andere Gemeinden entlang dieser Achse“. Auch der Freiheitliche Pius Leitner ist skeptisch: „Wenn sich die massive Bautätigkeit ab 2014 verstärkt in der offenen Landschaft bemerkbar macht, wird sich die Bevölkerung Antworten auf die Frage erwarten, wie ihr Lebensumfeld geschützt wird.“ „Die Bauarbeiten auf den bisherigen Baustellen waren bis jetzt nicht unmenschlich“, verteidigt sich BBT-Beobachtungsleiter Martin Ausserdorfer. „Wir werden alles unternehmen, um die Belastung so gering wie möglich zu halten.“ Die Baustelle wird ähnlich wie in Mauls mit begrünten Dämmen abgegrenzt und nach Bauende renaturiert. „Ein bisschen Angst ist schon vorhanden“, gibt Bürgermeister Richard

Vielen Bürgern in Franzensfeste ergeht es ähnlich. Neun Jahre und drei Monate lang wird MittewaldFranzensfeste eine Baustelle sein. Wenn der Tunnel fertig ist, schreiben wir Mai 2024. Vier Carabinieri bewachen im November die Infoveranstaltung im Mehrzwecksaal von Franzensfeste, während BBT-Beobachtungsstellenleiter Martin Ausserdorfer, Raffaele Zurlo, Vorstand der BBT SE, und Planer Angelo Lombardi den Bürgern die geplanten Arbeiten vorstellen. Seit den heftigen Bür-

gerprotesten im Susa-Tal gegen die geplante Hochgeschwindigkeitsstre cke zwischen

Amort zu. „Weil wir uns nur ungefähr vorstellen können, was auf uns zukommt.“ erker dezember 13


Norditalien und Frankreich, von Turin nach Lyon und Paris, müssen Polizeikräfte auch bei sämtlichen BBT-Veranstaltungen in Südtirol Spalier stehen – für den Fall, dass es „zu Ausschreitungen“ kommt. In Franzensfeste ist von Protest wenig zu spüren. Kein Wutausbruch, kein Transparent, niemand, der einem Referenten ans Hemd geht, die eine oder andere kritische Frage fällt trotzdem. „Wird in Franzensfeste mit gefährlichen Substanzen hantiert?“ „Nein.“ „Wie sieht es mit Arbeitsplätzen für Einheimische aus?“ „Fünf bis sieben lokale Firmen mischen zurzeit beim BBT-Bau mit.“ Einen Arbeitsplatz für Wipptaler Arbeitslose wollen die Verantwortlichen nicht versprechen. Am Bau brauche es Spezialisten; den Job kriegt, wer die Ausschreibung gewinnt. Ein Mann ärgert sich über die Baustelle und die Autobahn vor seiner Haustür. Doch eine Lärmschutzwand zu bauen ist niemandes Kompetenz, da sich das Haus nicht im Baustellengebiet befindet. Man versuche dennoch eine Lösung zu finden, so Bürgermeister Amort. Ein anderer Bürger kann nicht glauben, dass keine LKW durch Franzensfeste fahren werden. „Schon heute fahren sie von Mauls durch Franzensfeste, sogar nachts.“ Der Abtransport des Materials ist die größte Sorge der Bewohner. 1,5 Millionen Kubikmeter Gestein wer-

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„... da bleibt kein Stein auf dem anderen“ Stop BBT hat sich anfangs massiv gegen den Bau des BBT gewehrt. Mittlerweile ist es still um die Wiesner Bürgerinitiative geworden. Hat sie sich mit dem BBT abgefunden? Welche Zwischenbilanz zieht sie? Und was wird ihrer Meinung nach auf die Bevölkerung in Franzensfeste zukommen? Der Erker hat bei Sprecher Klaus Schuster nachgefragt. „Die Sprecher von Stop BBT – Silvia Bacca, Renato Bussola und ich – wurden in den vergangenen Jahren des Öfteren zu Veranstaltungen ins Trentino oder nach Bozen eingeladen, um über unsere Erfahrungen zu berichten. Wir dienen als Beispiel, dass man etwas erreichen kann, wenn der Großteil der Bevölkerung hinter einem Widerstand steht. Leider sinkt die Unterstützung, wenn man die vordergründigen, naheliegenden Ziele – in unserem Fall die Verhinderung des Baus des Zugangsstollens hinter Wiesen – erreicht

den aus dem Berg geholt – ein Drittel davon zur Wiederverwertung im Tunnel, ein Drittel zum Weiterverkauf und zur Zwischenlagerung im Hinterriggertal in Vahrn, ein Drittel zur Endlagerung beim Flaggerbach. Transportiert wird das Material über bestehende Förder-

hat. Hinzu kommt, dass der Bau des Basistunnels ein EU-Projekt ist und, trotz der Wirtschaftskrise, mit enormen Summen an Steuergeldern finanziert wird. Gegen solche Entscheidungen kommt man als Bürgerinitiative nur schwer an. Der Großteil der Bevölkerung beschäftigt sich nur oberflächlich mit Politik und hinterfragt sie zu wenig. Man scheint nicht verstanden zu haben, dass die beim BBT verbauten Gelder bei anderen essentiellen Dingen, bei denen mittlerweile gespart wird, fehlen. Zudem bleiben dringend notwendige kurzfristige Maßnahmen wie Mauterhöhungen, Einhausungen oder ein Nachtfahrverbot aus, mit denen man die Belastungen der Bevölkerung, die unter dem Schienen- und Straßentransport leidet, verringern könnte. Der BBT dient als Ausrede, um diesbezüglich nichts zu unternehmen. Wir als Gruppe waren nie so vermessen, uns einzubilden, den ganzen BBT aufhalten zu können. Auch bei den mittlerweile stattgefunde-

bänder im fertiggestellten Erkundungstunnel zwischen Aicha und Mauls, aber nur zum Teil. Das Material, das an die lokale Wirtschaft verkauft wird, muss über LKW abtransportiert werden. Ursprünglich war vorgesehen, das Material am Bahnhof in Graßstein

zu verladen. Doch der Verladebahnhof wird nicht mehr gebaut – obwohl Combi Nord alle Genehmigungen dafür besitzen würde. Combi Nord zögert, da die BBTGesellschaft keine Garantie geben kann, wie viel Material mit dem Zug abtransportiert werden kann.

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nen Wahlen wurde unser Einsatz nur teilweise honoriert. Wir sind aber nach wie vor der Überzeugung, dass die Kosten des BBT in keinem Verhältnis zu seinem vermeintlichen Nutzen stehen, und sind jederzeit gerne bereit, unsere Erfahrungen weiterzugeben und andere direkt Betroffene zu unterstützen. Bilanz: Die bisherigen Ausgaben sind schwer zu eruieren, es werden rund eine Milliarde Euro sein. Arbeitsplätze für Einheimische: 60 Südtiroler im Schnitt haben einen Arbeitsplatz erhalten, sehr wenige im Vergleich zum finanziellen Aufwand. Geschäft für die Hotellerie mit BBT-Touristen: Fraglich. Umweltschäden: In Mauls und vor Steinach stehen riesige Depo-

chen, sollen nördlich des Marbaches in Franzensfeste und bei der BBT-Baustelle in Mauls eine Haltestelle mit Behelfsausfahrt zum Aufund Abladen gebaut werden. Eine Genehmigung von ANAS und Autobahngesellschaft ist derzeit jedoch nur für die Haltestelle Mauls erteilt, jedoch nicht für eine vollständige Autobahnausfahrt. Verhandlungen laufen. Bis zu 200 Mitarbeiter werden auf den Baustellen in Franzensfeste beschäftigt sein. Die Entscheidung, wo sie übernachten und essen werden, trifft die Baufirma selbst. Platz für ein Baustellenlager mit Unterkünften, Kantine und Freizeiteinrichtungen gäbe es südlich des Marbaches.

Die Gemeinde Franzensfeste möchte die Arbeiter lieber im alten „Dormitorio“ im Dorf unterbringen. Seit Infrastrukturen nach dem Grenzfall bedeutungslos geworden sind, stehen viele Häuser leer.

BBT und die Baufortschritte informieren. Der neue Infopoint, derzeit notdürftig im alten Zollgebäude in Franzensfeste untergebracht, kostet rund 4,3 Millionen Euro. Die BBT-Gesellschaft möchte auch den

Der Basistunnel bei Franzensfeste wird in offener Tunnelbauweise gebaut.

Neun Millionen Euro erhält die Ge- Fußballplatz in den Süden der Fesmeinde für Ausgleichsmaßnah- tung verlegen. Derzeit sperren sich men, darunter eine 272 Meter lange und sechs Meter hohe Lärmschutzwand in Mittewald, fertiggestellt bis Februar 2015. Außerdem ein Auffangbecken in Riol, Wasserleitungen, Umstellung auf öffentliche Beleuchtung ... Wofür das restliche Geld ausgegeben wird, muss die Gemeinde noch entscheiden; die Er- Der Fußballplatz wird in den Süden der Festung verlegt. richtung eines Fernheizwerkes ist im Gespräch. die Arbeiten. Bei den AushubarbeiZwei Bauvorhaben laufen derzeit ten sind Bagger auf Asbest gestobei der Festung Franzensfeste. Im ßen, vermutlich Überreste eines baufälligen C-Trakt soll ab Herbst abgerissenen Gebäudes. Der Fall 2014 ein neuer Infopoint über den wird derzeit untersucht. rb

WIPPMEDIA

Die BBT SE zögert, da „nie geklärt werden konnte, wohin das Material eigentlich gebracht werden soll und wer dafür zuständig ist“. Wiederverwertbares Material wolle sie lieber in der Umgebung verkaufen, weil es Schottergruben schone. Auch rechtlich gebe es ein Problem, wenn ohne Wettbewerb Material garantiert werde. Rund 60 LKW werden täglich unterwegs sein, in Spitzenzeiten bis zu 100. Gefahren wird über die Brennerautobahn, durch Dörfer soll kein LKW-Verkehr führen. Damit die Laster nicht die Schleife Vahrn-Sterzing fahren müssen und dadurch unnötige Verkehrs-, Lärmund Umweltbelastungen verursa-

nien, die Landschaft ist verunstaltet durch Baustellen, die auf den ersten Blick unnötig scheinen wie die Straße oberhalb des Maulser Eingangportals ... Nicht gehaltene Versprechungen: Davon gibt es einige, u. a. das nicht funktionierende Förderband unterhalb von Mauls und die noch fehlenden Autobahnzufahrten bei Franzensfeste. Baustelle Franzensfeste: Wenn die Versprechungen bezüglich des Abtransports des Aushubmaterials wie in Mauls nicht eingehalten werden, werden die Belastungen für die Bewohner von Mittewald und Franzensfeste enorm sein. Die Staatsstraße und der Eisack werden verlegt und durch die neue Linie unterquert. Da bleibt kein Stein auf dem anderen.

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wirtschaft

„Mit Herzblut und Engagement“ Milchhof Sterzing unterzeichnet Milchliefervertrag mit Nordtiroler Bauern/ Erste Lieferungen ab 1. April 2014

„Bis dass der Tod euch scheidet!“ Diese Worte werden wohl nicht gefallen sein, als der Milchhof Sterzing vor kurzem seine „Milchehe“ mit den Milchbauern des nördlichen Wipptales vertraglich besiegelt hat. Dennoch sollen durch die Zusammenarbeit der Bedarf an Qualitätsund Biomilch langfristig gesichert und ein gesundes Wachstum ermöglicht werden.

berichten zwischen zwölf und 14 Cent pro Liter) vermutlich auch. Die Begeisterung bei der Branchenkonkurrenz hielt sich da schon eher in Grenzen. Joachim Reinalter, Obmann des Sennereiverbandes, sah vor allem die Marke Südtirol in Gefahr („Es steht zwar Sterzing drauf, Südtirol ist aber nicht mehr drin“); allein schon aus markttechnischen Gründen ziehe er den Slogan „italian food“ dem „nostalgischen Flair“ einer eventuellen Wipptal-Marke vor. Die Zeit für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei seiner Meinung nach noch gar nicht reif. Als gleichzeitiger Obmann des Milchriesen „Bergmilch Südtirol“, der aus der Fusion der beiden Genossenschaften Mila und Senni entstanden ist, befürch-

heitlichen und „Wir Südtiroler“ für die Einführung einer Gesamttiroler Qualitätsmarke für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse stark macht. Ein Dämpfer kam von Landeshauptmann Luis Durnwalder: „Milch von außerhalb darf nicht als Südtiroler Milch verkauft oder vermarktet werden.“ Würde das Südtiroler Markenzeichen nicht verwässert, hätte er allerdings nichts gegen den Zusammenschluss – auch wenn er den Alleingang durchaus nicht goutierte. Milchhof-Direktor Günther Seidner lässt sich von alldem nicht beirren: „Die Milchproduktion ist im Wipptal wie in ganz Südtirol nun mal rückläufig. Unser Ziel ist es, unseren Mitgliedern einen guten Milchpreis auszuzahlen, deren Foto: Milchhof Sterzing

Viel wurde und wird geredet, auf politischer Ebene genauso wie auf institutioneller, wie das Wipptal nördlich und südlich des Brenners, dessen Einheit schon längst verloren gegangen ist, wieder zusammengeführt werden könnte. Der Sterzinger Milchhof macht da lieber Nägel mit Köpfen (auch wenn die Beweggründe dafür wohl eher pekuniärer Natur gewesen sind) und hat kurzerhand die Milchbauern des nördlichen Wipptales und aus dem Stubai zu sich ins Boot geholt (der Erker hat in seiner Juli-Ausgabe ausführlich darüber berichtet). Bis Ende Oktober allerDie beiden Obmänner bei der Vertragsunterzeichnung: (v. l.) Adalbert Braunhofer (Milchhof Sterzing) dings der entsprechenund Anton Steixner (Milchgenossenschaft Wipptal-Stubai) de Liefervertrag unter Dach und Fach gebracht werden tete Reinalter, dass die Restmilch- Einkommen zu sichern und unsekonnte, waren dann doch einige mengen von immerhin 30 Millio- ren Mitarbeitern sichere ArbeitsHürden zu überwinden. Vor allem nen Litern, auf denen Bergmilch plätze zu bieten.“ Gleichzeitig bestrategische Fragen waren zu klä- jährlich sitzen bleibt, dadurch nicht tont er auch: „Wir hätten die Wertschöpfung sicher in Südtirol belasren, musste doch die Zielgruppe weniger würden. hinterm Brenner geschlossen der Der Vorstand der österreichischen sen, wenn wir fair behandelt worBerglandmilch GmbH mit Sitz im Berglandmilch sah den Wechsel den wären.“ Schließlich sei ihnen niederösterreichischen Wels – sie zwar „nicht positiv“, zeigte aber – ein bereits abgeschlossener mehrhat 2010 die Tirol Milch aufgekauft offiziell zumindest – Verständnis jähriger Vertrag für die Jahre 2012 bis 2014 mit dem größten Milchhof – den Rücken kehren und ihre für die Entscheidung der Bauern. Milch nach Sterzing liefern. Abge- Auch die Politik reagierte völlig un- im Lande kurzfristig aufgekündigt sehen von einer Handvoll Skepti- terschiedlich auf den Sterzinger worden. Und auch Anton Steixkern sollen sie jedoch von der Zu- Vorstoß zu den Nordtiroler Nach- ner, früherer Tiroler Landeshauptsammenarbeit „restlos begeistert“ barn. „Endlich eine Gesamttiroler mann-Stellvertreter und Agrarlangewesen sein – vom wesentlich Zusammenarbeit“, frohlockte etwa desrat und mittlerweile Obmann höheren Milchauszahlungspreis erwartungsgemäß die Süd-Tiroler der neuen Milchgenossenschaft (der Unterschied liegt laut Medien- Freiheit, die sich nun wie die Frei- Wipptal-Stubai, kann dem Wechsel 34

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nur Positives abgewinnen. Ein „Vorzeigemodell“ nennt er den Sterzinger Milchhof, einen „kompetenten Partner mit Handschlagqualität“, und die Bauern, die „mit Herzblut und Engagement“ hinter dem Projekt stünden, seien sich durchaus bewusst, dass „besonderes Augenmerk auf hochwertige Produkte“ gelegt werde – der Vertrauensvorschuss sei dementsprechend groß. Insgesamt betrachtet er die Zusammenarbeit als „Vorzeigeprojekt für Gesamttirol“ mit „landespolitischer Bedeutung“. Mit der Vertragsunterzeichnung ist es nun wirklich fix: Ab 1. April 2014 liefern 175 Nordtiroler Bauern ihre Milch nach Sterzing. Die Milchgenossenschaft Wipptal-Stubai ist nun vollwertiges Mitglied des Sterzinger Milchhofes, mit den gleichen Rechten und Pflichten, wofür dieser eine formelle Abänderung seiner Statuten vornehmen musste. Bis Dezember 2014 sollen rund sieben Millionen Kilogramm Milch angeliefert werden, zudem rund

750.000 Kilogramm Biomilch. „Mit dem Ende der Kontingentierung 2015 ist durchaus mehr möglich“, kündigt Steixner an. In den verarbeitungsintensiven Sommermonaten soll es keine Lieferbeschränkungen geben, die angelieferte Menge soll monatlich jedoch um nicht mehr als 15 Prozent schwanken. Im Winter hingegen sollen Überlieferer einen Abschlag erhalten. Der Milchhof Sterzing ist mit seinem „Nordtiroler Ehevertrag“ seinem Ziel, auch am österreichischen und deutschen Markt mitzumischen, sicherlich einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Welche Schritte noch folgen werden, sei von der weiteren Entwicklung abhängig – der Milchhof sei jedenfalls „für weitere Kooperationen offen“, hat Direktor Günther Seidner gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ bereits angekündigt. Damit ist in Nordtirol schon mal für weiteren Gesprächsstoff gesorgt – und mit Sicherheit nicht nur dort. Barbara Felizetti Sorg

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„In der Spur des Evangeliums“ gesellschaft

Foto: Martin Schaller

Bischof Ivo Muser hat im Oktober der Seelsorgeeinheit Wipptal einen Pastoralbesuch abgestattet, der im Frühjahr fortgesetzt wird. Der Erker hat sich mit ihm bei einem Morgengespräch über Herausforderungen und Chancen in der Kirche, die Rolle des Bischofs und die Aufgabe der Laien unterhalten.

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Erker: Herr Bischof, Sie haben Ihr Wirken unter die Devise „Tu es Christus“ gestellt. Warum haben Sie sich für dieses Zitat aus dem Matthäus-Evangelium entschieden? Bischof Ivo Muser: Der christliche Glaube ist nicht eine Idee, eine Theorie, eine Struktur, eine Institution, auch nicht ein Gebot oder ein Verbot, sondern eine Person. Und diese Person ist der Schlüssel für unser christliches Gottesbild, unser Menschenbild und auch unser Weltverständnis. Christlicher Glaube heißt im Grunde Jesus Christus sowie persönliche und gemeinschaftliche Beziehung zu ihm. Deshalb glaube ich, das dieses „Tu es Christus“ (Du bist Christus) die Mitte des christlichen Glaubens ist, die dann ausstrahlt auf gar alles, was uns als Christen wichtig ist. Mit dieser Person steht und fällt das Christentum. Sie wurden vor zwei Jahren – im Alter von 49 Jahren – zum Bischof geweiht. Mit welchen Ambitionen übernimmt man ein so verantwortungsvolles Amt? Ambitionen ... (lächelt und überlegt kurz). Mir ist bewusst, dass ich nach menschlichem Ermessen verhältnismäßig lang Bischof sein werde. Mir ist dabei wichtig: Ich muss das Bischofsamt nicht

erfinden. Es ist auch nicht die Art und Weise, wie ich mich versuche darzustellen und einzubringen, sondern zunächst einmal lasse ich mich hineinnehmen in eine lange Glaubenstradition. Mir wird immer wieder bewusst, wozu es den Bischof braucht: Nicht für sich selber – die ganze Kirche ist kein Selbstzweck und auch der bischöfliche Dienst in ihr darf kein Selbstzweck sein –, sondern es geht um die Weitergabe des Glaubens, um Verkündigung, um die Feier der Sakramente. Wesentlich geht es auch darum, in einer Diözese Einheit zu vermitteln. Beim Bischof kommt vieles zusammen, auch spannungsgeladene Dinge. Es geht dabei immer um die Einheit untereinander, aber immer auch um die Verbindung nach oben. In diesem Sinn darf das kirchliche Amt nie zu einem Job werden, sondern es hat eine sakramentale Dimension: Der Bischof steht für einen anderen, einen viel größeren, den es gilt, in die Mitte zu stellen. Das Amt des Bischofs braucht es, dass wir in der Spur des Evangeliums bleiben. Bischof Wilhelm Egger hat sein Amt in franziskanischer Bescheidenheit gelebt, Bischof Karl Golser war ein weltweit anerkannter

„Kirche ist kein Selbstzweck.“

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Wissenschaftler. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Ich möchte versuchen, mitzuhelfen, dass der Glaube in all seinen Dimensionen in unserem Land lebendig bleibt. Das scheint mir die wichtigste Aufgabe zu sein. Deshalb ist es mir ganz wichtig, viel unter den Menschen zu sein, zuzuhören, den Menschen auch Frage und Antwort zu stehen. Ich bemühe mich deshalb auch, den Fragen der Menschen nicht einfach auszuweichen. Ich glaube ganz stark an die Kraft des Dialogs – miteinander reden, einander wahrnehmen, aufeinander eingehen, einander respektieren, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Mein Wunsch: Glaube ist nicht etwas Altes, Verstaubtes, sondern hat mit unserem Leben zu tun. Wer glaubt, der geht anders mit den großen Fragen des Lebens um. Hier möchte ich meinen Beitrag leisten, durch mein Wirken, durch mein Sein – man wirkt ja nicht nur durch das eigene Wort, sondern auch durch das eigene Sein. Mit den Menschen unterwegs sein, aber unterwegs sein im Glauben. Sie sind medial sehr präsent. Ja. Weil mir vor allem vorkommt: Ich mag die Menschen. Ich habe auch keine Angst vor ihnen und ihren Meinungen. Mir ist es wich-

tig, dass die Stimme des Evangeliums, die Stimme der Kirche präsent bleibt, in allen Lebenslagen und allen Situationen. Es ist ja überhaupt kein Wert, möglichst oft in den Zeitungen zu sein. Da ist ja auch eine Spannung, die uns heute umfängt: Ich habe oft

„Ich habe keine Angst vor den Menschen und ihren Meinungen.“ den Eindruck, unsere Zeit lebt ganz stark von Schlagzeilen, von Events, von Ausnahmesituationen – und da müssen wir auch als Kirche aufpassen, dass wir nicht zu sehr in diesen Strudel hineinkommen. Gleichzeitig müssen wir als Kirche mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, unsere Stimme erheben, vor allem auch, wenn es um wichtige Fragen des Menschseins geht, und dass wir uns auf die Seite derer stellen, die in unserer Gesellschaft keine Stimme mehr haben. Das ist ja auch das zentrale Anliegen von Papst Franziskus. Welchen Eindruck haben Sie von ihm? Ich habe bei Papst Franziskus den Eindruck gewonnen, dass er ein innerlich gänzlich freier Mensch ist, ganz stark verwurzelt in seiner

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sterzing

Diözesansynode hat begonnen Am 30. November hat die 2. Synode der Diözese Bozen-Brixen begonnen. Insgesamt 259 Synodalen – rund 48 Prozent davon sind Frauen – haben die Aufgabe, in den nächsten zwei Jahren unter der Leitung von Bischof Ivo Muser Weichenstellungen für die Zukunft der Diözese vorzunehmen. 70 Synodalen nehmen von Rechts wegen an der Synode teil, 137 wurden von den verschiedenen diözesanen Gremien gewählt, 66 wurden vom Bischof frei ernannt, um eine möglichst ausgewogene Repräsentanz der diözesanen Wirklichkeit zu erreichen. Aus dem Wipptal nehmen Dekan Josef Knapp, Don Giorgio Carli, Walter Prast, Thomas Stürz, Sr. Maria Beatrix Oberhofer und Sr. Elisabeth Schwitzer sowie die Laien Johann Ralser aus Freienfeld und Rocio del Pilar Maguina Ortiz aus Franzensfeste teil.

ignatianischen Spiritualität. Es geht ihm wirklich darum, auf die Wurzeln des christlichen Glaubens hinzuweisen. Da ist er spontan, er geht auf die Menschen zu, hat keine Berührungsängste. Manchmal bereitet es mir allerdings ein bisschen Sorge, dass gerade in der Medienwirklichkeit nur das herausgepickt wird, was man haben möchte oder was man selber erwartet. Er hat sehr viel zu sagen, auch radikal, auch zugespitzt, herausfordernd, aber ganz am Evangelium orientiert. Er fordert eine radikale Besinnung auf die Botschaft Jesu und ruft zu mehr Armut und Bescheidenheit auf. Wird sich die katho38

chen gemein, wenn es etwa um lische Kirche unter seiner Füh- verheiratete Geschiedene untergeistliche Berufe geht, um Ehe sagt haben. rung grundlegend verändern? und Familie, um GlaubensweiterIch muss hier ganz klar sagen: Ich bin der festen Überzeugung, gabe, um den eklatanten PriesUntersagt ist einzig die Erteilung dass Papst Franziskus uns als Kirtermangel. Wir müssen uns aber des Segens im Rahmen einer Ziche gut tut, weil er uns alle herauch der Tatsache stellen, dass viltrauung, denn es geht hier um ausfordert. Er argumentiert ganz ein klares Bestark christozentrisch. Er redet kenntnis zur auch nicht immer in der Periphe„Zur Zusammenarbeit von Priestern christlichen Ehe rie herum, sondern kommt zum und Laien gibt es keine Alternative.“ und zu deren Wesentlichen. Jedoch darf der Unauflöslichkeit. Papst nicht isoliert werden. Polaunsere Kirchen leerer geworden Andererseits geht es auch darum, risierungen – wie etwa hier der sind. Kirche bleibt oft auf einige dass wir Menschen – ganz egal, in Papst, dort die Kurie – gefallen große Events beschränkt. Ich denwelcher Lebenssituation sie sich mir überhaupt nicht. ke hier an die großen sakramenbefinden – niemals alleine lassen. Seine Haltung wurde sicher auch talen Feiern wie Erstkommunion Wenn ich mit ihnen im Gespräch von seiner Lebensgeschichte beund Firmung, die oft ohne Vorbin, werde ich auch geeignete einflusst. und ohne Nachgeschichte sind. Formen finden, um sie zu begleiEr spiegelt ganz stark seine LeLetztlich geht es um die Frage, ob ten, um mit ihnen zu beten und bensgeschichte wider. Er ist Jesuder Glaube in unserem Land lesie in diesem Sinn durchaus auch it, man merkt ihm den lateinamebendig bleibt – der Glaube, der zu segnen. rikanischen Kontext an, mitten sich nicht auf einige lieb gewonWir brauchen heute aber auch unterm Volk, auch die schmerzlinene Traditionen beschränkt. ein Gespür für den Unterschied chen Erfahrungen in der argentiGlaube hat vielmehr zu tun mit zwischen einer öffentlichen liturnischen Diktatur. Das alles spielt Lebenseinstellung, mit Lebensgischen Feier und einer Wegbebei ihm eine große Rolle. führung. Denn Glaube ohne das gleitung eines Menschen in einer Die Kirche steht auch der PolaLeben ist tot. Oder höchstens – ganz konkreten Situation. Hier risierung zwischen Kirche als Inum Papst Franziskus zu zitieren – dürfen keine Missverständnisse stitution und Kirche als Volk, als so wie ein Sahnehäubchen („Non auftreten. Gemeinschaft gegenüber. siete cristiani di pasticceria!“) zu Es muss auch ganz klar sein: WieSicher, diese Spannung besteht. bestimmten Gelegenheiten. derverheiratete Geschiedene Gerade in diesem Bereich merkt sind nicht aus der Kirche ausge- Der zunehmende Priestermangel man aber auch, welche Macht schlossen, es wird nicht der Stab ist sicher ein grundlegendes Proden Medien zukommt – und das über sie gebrochen. Aber es darf blem, der sich auch im Wipptal ist jetzt nicht nur negativ geauch nicht egal sein, ob ich hei- sehr stark bemerkbar macht. Wameint. Doch oft wird alles auf ein rate, nicht heirate, wieder heira- rum hören junge Menschen heueinziges Ereignis fokussiert, das te ... Nie darf jedoch vergessen te den Ruf Gottes nicht mehr? die Kirche in ein schlechtes Licht Ich würde sagen, da gibt es ein werden, dass es hier oft um tierückt. Aber das ist nicht Kirche. ganzes Bündel von Motiven und fe Verwundungen geht, um VerDeshalb ist es mir auch ein groGründen. Man muss auch sagen, letzungen. Es braucht einen Verßes Anliegen, Kirche in ihrer gandass geistliche Berufe ein demsöhnungsprozess, einen Weg, auf zen Bandbreite darzustellen. entsprechendes Umfeld braudem man durch ganz persönliche Wie viel Kitt wird denn unserer chen, wo sie gefördert werden, Zuwendung Menschen begleiten Gesellschaft durch die Kirche gewo sie herauswachsen können. kann, auch weil hingeben? Denwäre verkürzt zu sagen, wir hater jeder Scheidung ken wir einmal „In der Medien- ein ganz persönliches Es ben nur einen Mangel an Priesalles konsewirklichkeit tern, aber wir haben nicht einen Schicksal steht. quent weg, was an Gläubigen. Haben wir Vor welche besonin den Dörfern wird oft nur das deren Herausforde- Mangel heute wirklich so wenige geistliund Städten herausgepickt, che Berufe im Verhältnis zu derungen ist die Kirmit Kirche zu nen, die wirklich zur Kirche halche in Südtirol getun hat. Unsewas man haben ten? Wenn geistliches Leben gestellt? re Gesellschaft möchte.“ pflegt wird, wenn das Gebet eine Es gibt für unsere wäre viel ärwichtige Rolle spielt, dann bin ich Ortskirche wirklich mer, viel kälter, fest davon überzeugt, dass wir einige ganz spezielle Herausforviel hoffnungsloser. Auch im sowieder viele geistliche Berufe bederungen. Ich würde sagen, das zialen Bereich, im konkreten Umkommen. Der Priestermangel ist macht die Stallluft unserer Diögang – und das ist ja alles Kirche. also meines Erachtens das Sympzese aus. Dazu zähle ich etwa die Aber das macht nicht unbedingt tom einer ganz großen Verändedrei Sprachgruppen oder die ProSchlagzeilen. rung. blematik der Zuwanderer, der wir Sie polarisieren selbst ja auch, Welche Impulse erwarten Sie sich uns nicht verschließen können. wenn Sie etwa letzthin an die Andere Herausforderungen sind von der Diözesansynode, die am Unauflöslichkeit der Ehe erinuns sicher mit anderen Ortskir- 30. November begonnen hat? nert und den Segen für wiedererker dezember 13


wichtigste Berufung als Christen Meine Hoffnung ist, dass sich das ist unsere Taufberufung und vor ereignet, was Synode überhaupt meint: Gemeinsamer Weg, den diesem Hintergrund ist es unsere Aufgabe, Kirche mitzugestalten. 259 Synodalen miteinander gehen, gestützt von vieKirche darf nicht nur auf Liturgie reduziert len Mitarbeitern in un„Glaube werden – Kirche hat zu seren Pfarrgemeinden. Zuhören, offen miteinohne das tun mit Glaubensweitergabe, mit Diakonie, ander diskutieren, das Leben mit konkretem karitaEvangelium hören und ist tot.“ diesen Weg als geistlitiven sozialen Einsatz. Auch der Bereich Ehe chen Prozess erleben, das erhoffe ich mir ganz stark. und Familie ist für uns Christen Dann erwarte ich mir aber auch, ein ganz entscheidender Bereich. Zur Zusammenarbeit von Priesdass wir zu konkreten Antworten kommen auf Herausforderuntern und Laien gibt es keine Alternative. Auch wenn wir genügend gen, die uns heute gestellt sind. Schon im Gehen des Weges tut Priester hätten – und ich bin der sich etwas, verändert sich etwas. erste, der sich das wünschen würde –, dürfen wir Kirche nicht nur Deshalb haben wir auch das Motvom Amt her denken. Kirche ist to „Auf Dein Wort hin mit Freude und Hoffnung“ gewählt. viel größer als das kirchliche Amt in ihr. Deshalb soll jeder von uns Laien übernehmen immer mehr am eigenen Platz seinen Auftrag Verantwortung innerhalb der entdecken, als Christ zu leben. Kirche. Welche Rolle wird ihnen Und dort braucht es uns alle. zuteil? Die Kirche ist von ihrem Wesen Es ist allerdings schon eine deuther getragen vom Volk Gottes, liche Diskrepanz festzustellen dem wir alle angehören. Das ist zwischen der hohen Zahl an Laiunsere Grundberufung. Unsere en, die Kirche aktiv mitgestal-

Pastoralbesuch im Wipptal

Pfarrei Sterzing Zurzeit stattet Bischof Ivo Muser der Seelsorgeeinheit Wipptal einen Pastoralbesuch ab. Den Auftakt dazu bildete Mitte Oktober eine Kinderwallfahrt zur hl. Notburga nach Eben, an der rund 170 Kinder und Erwachsene teilgenommen haben. Anschließend tauschte sich Bischof Muser mit Jugendlichen in einer offenen Gesprächsrunde aus. Zu einer Besprechung waren u. a. ehrenamtliche Mitarbeiter in verschiedenen sozialen Verbänden und die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte sowie des Pfarreienrates geladen. Höhepunkt des Besuchs war die Eucharistiefeier in der Sterzinger Pfarrkirche, wo Bischof Ivo Muser den festlichen Gottesdienst mit Dekan Josef Knapp, Kooperator Konrad Gasser, den Kapuzinerpatres Meinrad Gasser und Leonhard Beikircher sowie dem ehemaligen Sterzinger Kooperator und jetzigen Bischofssekretär Michael Horrer feierte. In seiner Predigt hob er besonders die Wichtigkeit der Familie und der Arbeitsruhe am Sonntag hervor. Nach dem Gottesdienst nutzten zahlreiche Gläubige die Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung. erker dezember 13

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ten, und der Zahl derer, die dann wirklich den Schritt in den Priesterberuf wagen. Man muss schon sagen, es gibt ja auch andere Berufungen. Wenn ich mein Leben vom christlichen Geist her gestalte, lebe ich

um ganz ähnliche Grundvoraussetzungen. Festzustellen ist auf jeden Fall eine bestimmte Bindungsangst, eine Angst vor Verbindlichkeit, die viele den Schritt in den Priesterberuf und auch in die Ehe nicht mehr wagen lässt. Eine Krise ist oft auch eine Möglich„Die Abschaffung des keit, neue Wege zu Zölibats wäre in der heutigen finden und zu beschreiten. Situation höchstens Ganz genau! Krise eine Symptomkur.“ heißt ja immer auch, sich auf einem Scheideweg zu befinden. Heute haben eine christliche Berufung. Meine wir die Chance und die Aufgabe, Grundüberzeugung ist: Je mehr uns zu fragen: Was darf mir der Menschen mit ihrer TaufüberzeuGlaube kosten? Entscheide ich gung ernst machen, umso leichmich wirklich noch dafür? Was ter werden wir auch wieder geistbedeutet mir mein Kirchesein? liche Berufe bekommen. Bin ich auch bereit, meinen BeiPersönlich bin ich auch der Meitrag zu leisten? Nur mitschwimnung, dass etwa die Abschaffung men oder gelegentlich mittun – des Zölibats die Zahl der Priester wenn es mir halt passt – ist heute nicht wesentlich verändern würnicht mehr möglich – und da liegt de. In der gegenwärtigen Situatidurchaus eine Chance darin. on wäre das höchstens eine SymEs wäre jedoch ungerecht zu saptomkur, weil es zum Teil um viel gen, heute geht alles abwärts, tiefer liegende Gründe und Motiauch wenn ich Zeichen sehe, die vationen geht. Entscheidend ist mir Sorge bereiten. Es gibt durchzunächst, dass mir mein Christaus Menschen, die sich sehr für sein wichtig ist. Was mir zu denKirche einsetzen, gerade auch ken gibt: In Zeiten, in denen der viele Laien. Priesterberuf in Krise ist, sind auch Ehe und Familie in Krise. Es Es sind auch sehr viele Frauen geht in beiden Lebensformen kirchlich aktiv. Die Rolle der Frau Pastoralbesuch im Wipptal

Sozialzentrum „Fugger“ „Ihr macht mir Freude und ich bin stolz darauf, dass es mir in den letzten zwei Jahren gelungen ist, viele soziale Einrichtungen zu besuchen.“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Ivo Muser alle Anwesenden im Sozialzentrum Fugger. In der Gesellschaft komme es zu oft nur darauf an, was jemand leiste, tue und voranbringe. „Entscheidend ist aber unser Sein, dass wir Menschen sind und menschlich miteinander umgehen. Wir alle sind darauf angewiesen.“ Direktorin Christina Tinkhauser sah in diesem besonderen Ereignis eine Gelegenheit für Menschen mit Beeinträchtigungen, im Mittelpunkt zu stehen, und wünschte sich, „dass diese Aufmerksamkeit hinausgetragen wird, dass Menschen in sozialen Notlagen immer mitten im Geschehen stehen, nicht nur an Tagen wie diesem“. Einen Besuch stattete der Bischof auch dem Bezirksaltenheim und dem Altersheim Schloss Moos ab.

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Pastoralbesuch im Wipptal

Pfarreien Mareit und Ridnaun Ende Oktober besuchte Bischof Ivo Muser auch die Pfarreien von Mareit und Ridnaun. Bei Aussprachen mit Pfarrseelsorger Thomas Stürz und den Pfarrbeauftragten sowie mit allen, die in den verschiedensten Formen der Katechese in den Pfarreien mitarbeiten, konnte Bischof Ivo Muser nicht nur die Anliegen und Probleme, die Wünsche und Sorgen aus erster Hand erfahren. Er konnte sich auch überzeugen, dass in den beiden Pfarreien Laien sich stark für alle kirchlichen Belange engagieren und eine wichtige Rolle im religiösen Leben der Pfarrgemeinden übernommen haben. Bei den gemeinsamen Gottesdiensten mit der Dorfbevölkerung rief der Bischof alle auf, zentrale Werte des christlichen Glaubens ganz bewusst in den Mittelpunkt des täglichen Lebens zu stellen.

scheint in der Kirche allerdings unverhandelbar. Wenn man die ganze Rolle der Frau in der Kirche auf die Weihe beschränkt, dann wird es wahrscheinlich so sein, dass sich die Fronten verhärten. Die Kirche muss sich in diesem Bereich sicher Gedanken machen. Und ich würde mir wünschen, dass wir auch in wichtigen Bereichen noch viel mehr Frauen hätten. Alles auf die Weihe zu beschränken, wäre im Grunde eine neue Form des Klerikalismus. Die Kirche ist – und das ist auch das Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils – viel größer als das Amt in ihr. Sie visitieren zurzeit die Seelsorgeeinheit Wipptal mit ihren 16 Pfarreien. Welchen Eindruck haben Sie bereits gewinnen können? Ich habe mich durch viele Gespräche auf die Visitation der Seelsorgeeinheit Wipptal vorbereitet. Auch anhand der Fragebögen, die aus den Pfarrgemeinden und verschiedenen Gremien an mich gerichtet worden sind, habe ich mir bereits im Vorfeld ein Bild machen können. Ich habe wirklich den Eindruck, dass hier Menschen miteinander einen guten

Weg zurückgelegt haben. Das macht schon Mut. Es gibt viele Menschen, die mitarbeiten, die sich einbringen, denen Kirche ein Anliegen ist, die versuchen, unter den heutigen Bedingungen Gemeinde zu gestalten. Es gibt auch ein gutes Miteinander zwischen Laien und Priestern. Dekan Josef Knapp steht mit großem persönlichen Einsatz und mit Charisma der Einheit vor, er geht voraus und wirkt sehr motivierend. Er versucht, Einheit zu stiften und Menschen zusammenzuführen. Er ist wirklich ein ganz großer Glücksfall. Sie tragen den Johannes-Adler in Ihrem Wappen. Welche Bedeutung hat er für Sie? Der Johannes-Adler erinnert an meine Heimatgemeinde Gais, deren Patron der hl. Apostel und Evangelist Johannes ist. Er steht auch für die Wichtigkeit des Wortes Gottes und für den Auftrag, Christus zu verkünden. Im Johannes-Evangelium wird uns Christus verkündigt als das Wort Gottes, das für uns und unter uns Fleisch geworden ist.

Interview: Barbara Felizetti Sorg erker dezember 13


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Wie eine Wienerin in Sterzing ihre Heimat fand Das abwechslungsreiche Leben von Stefanie Zeidlhofer Wwe. Ricci

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Mit Wiener Charme empfängt Stefanie Zeidlhofer den Gast im Wohnhaus am Ende der Gänsbacherstraße. Die sonore Stimme der im vorgerückten Alter stehenden Dame erinnert fürwahr noch an das Wien der Monarchie und deren Gesellschaft. Stefanie Zeidlhofer wurde am 9. November 1921 im II. Bezirk der Großstadt Wien nahe dem Prater geboren, wo sie die Grundschule und das erste Realgymnasium für Mädchen besuchte. Unter Adolf Hitler wurde Österreich in Ostmark umbenannt, „Austria“ gab es eine Weile nicht mehr. Stefanie Zeidlhofer erinnert sich: „Meine Familie erlebte die Diktatur der Nationalsozialisten. Ich wurde im Vermessungsamt der Stadt Wien beschäftigt und konnte als Werkstudentin die Technische Hochschule besuchen. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im September 1943 in Südtirol und Italien erreichte uns in Wien ein italienischer Gefangenentransport. Die italienischen Kriegsgefangenen wurden auf einzelne Häuser verteilt und Wiener Familien zugewiesen. Man baute barackenartige Unterkünfte. Zu uns Zeidlhofers kam ein italienischer Kriegsgefangener namens Giovanni Ricci aus Brescia. Man hatte ihn bei Trens gefangengenommen.“ Und wie das Leben so spielt, hat Stefanie Zeidlhofer den Mann bei sich zuhause kennen und lieben gelernt. Drei Monate später, im August 1945, heirateten die beiden. Da der Zweite Weltkrieg zu Ende war, wurden sie im Militärwagen von Wien nach Brescia gebracht, wo sie bei Giovannis Eltern vorerst wohnen durften. Später zogen sie

für drei Jahre nach Trient. Schließlich kam das Paar nach Sterzing. Giovanni Ricci war E-Werk-Techniker und fand Arbeit bei der „Edison“ in Wiesen. Bereits in Brescia hatte Stefanie drei Buben zur Welt gebracht: Norbert (1948) und die Zwillinge Mauro und Fabrizio (1950). In Sterzing wohnte die Familie zunächst in der

Gegend von St. Margarethen; 1957 zog sie in das selbst erbaute Eigenheim in der Gänsbacherstraße ein. Die Sommerferien verbrachten Mutter und Söhne immer wieder in Wien. Die Buben besuchten die italienische Grund- und Mittelschule sowie zwei Jahre das Gymnasium in Sterzing, dann setzten sie die Oberschule in Brixen fort und wechselten anschließend auf die Universität nach Mailand. Norbert wohnt heute in Turin und ist im Importhandel beschäftigt, die Zwillingsbrüder studierten Rechtswissenschaften und gründeten in München eine Familie. Stefanie war zunächst Mutter und Hausfrau und gab nebenbei Klavier- und Deutschunterricht. „Als die Kinder etwas größer waren, gingen wir alle gerne Skifahren,

meine Söhne arbeiteten in ihren Studienjahren teilweise als Skilehrer und lernten dabei ihre heutigen Frauen kennen. Wir waren eine sportbegeisterte Familie“. Stefanie lehrte bis 1986 in der italienischen Mittelschule unter Direktor Oddo Bronzo die deutsche Sprache. Danach unternahm sie mit ihrem Mann ab und zu Reisen. „Ich betätigte mich mit Handarbeiten und arbeitete gerne in unserem Hausgarten. Ab und zu kamen meine sechs Enkelkinder auf Besuch. Dies war für mich immer ein großes Geschenk. Eines der Mädchen

musste leider im blühenden Alter sterben. Das war für uns alle ein Schock und ein harter Schlag.“ Die letzten Jahre ist Stefanie nicht mehr nach Wien gefahren: „In Wien habe ich niemanden mehr.“ Ihre Mutter lebte einige Zeit in Sterzing und ist hier begraben. 2006 verlor Stefanie ihren Mann. Seitdem ist sie alleine. Ihren Wiener Humor hat Stefanie bis heute nicht verloren. „Ich habe viele nette Freundinnen und fühle mich immer noch sehr wohl in Sterzing.“ Günther Ennemoser erker dezember 13


soziales

Sozialsprengel in der Warteschleife Der Sozialsprengel Wipptal: noch nicht gebaut, ja noch nicht einmal der Grundstein gelegt, und schon ein Jahrhundertprojekt. Nicht etwa, weil es im Wipptal nichts Vergleichbares gäbe, sondern vielmehr, weil das Ganze zu einer unendlichen Geschichte ausartet. „Die Bezirksgemeinschaft ist sich bewusst, dass die Arbeiten zum

Getan hat sich allerdings nichts, die Firma ist bis September ohne jegliche Begründung untätig geblieben. Der Bezirksausschuss sah sich daher genötigt, den Vertrag aufzulösen; der durch die Verzögerungen entstandene finanzielle Schaden – der Sozialsprengel ist derzeit in Miete untergebracht – wird von der Firma eingefordert. Ob Azzolini gegen die Entscheidung rekurriert, ist noch offen. Um einen

Neubau des Gesundheits- und Sozialsprengels hätten längst beginnen sollen“, heißt es auf Nachfrage des Erker. Doch die Gewinnerfirma habe sich „nicht an die Vereinbarungen gehalten“. An die Gewinnerfirma – die Azzolini Costruzioni Generali AG aus Arco – war im Juni der Bauauftrag vergeben worden, die Baukosten wurden mit rund 1,7 Millionen Euro beziffert.

neuen Vertrag abzuschließen, werden nun die in der Rangordnung nächstgereihten Firmen kontaktiert. Bezirkspräsident Armin Holzer ist zuversichtlich, den Auftrag über die Wintermonate zu vergeben. „Ich hoffe, dass wir mit dem Bau im Frühjahr endlich beginnen können“, so Holzer. Dann sollen Dienste wie Hauspflege, sozial-pädagogische Grundbetreuung, Bür-

gerservice, finanzielle Sozialhilfe, Krebsvorsorge, Diätassistenz, Vorsorgemedizin und Hauskrankenpflege endlich unter einem Dach vereint sein. Von Anfang an war das Projekt unter keinem guten Stern gestanden: Bereits für die Erteilung der Baugenehmigung hatte sich die Landesregierung ganze 15 Jahre Zeit gelassen, dann traten plötzlich ungeahnte Schwierigkeiten hinsichtlich der Finanzierung auf, wollte das Land 2010 doch plötzlich alle Zuweisungen für Projekte, die älter als fünf Jahre waren, streichen. Als endlich alle Probleme aus dem Weg geräumt waren und der Bauauftrag vergeben werden konnte, war man guter Dinge, den Sprengel im nächsten Jahr zu eröffnen. Weit gefehlt! Es wird wohl der St. Nimmerleinstag werden, bis das neue Gebäude bezugsfertig sein wird. Bis dahin heißt es sowohl für den Sozialsprengel, derzeit noch im Kondominium „Arcus“ an der Brennerstraße angesiedelt, als auch für den Sanitätssprengel, für den im Krankenhaus bzw. in einem Container eine Übergangslösung gefunden worden ist, weiter „Bitte warten!“. bar

20 Jahre Sozialdienste 1993 haben die Wipptaler Gemeinden die Führung der Sozialdienste an die Bezirksgemeinschaft delegiert. Bis dahin wurde der Großteil der Sozialdienste von Brixen aus geführt. Die sozialen Dienste wie Grundfürsorge, Hauspflege und Behindertendienst entwickelten waren kaum miteinander vernetzt. Erst als die Gemeindefürsorgestellen gesetzlich aufgelöst wurden, kam man um eine strukturelle Neuordnung der sozialen Dienste nicht mehr herum. Mitte November feierte der Sozialdienst in der Arbeitsrehabilitationsstätte der Sozialeinrichtungen Wipptal „TRENS“ in Freienfeld ihr 20-jähriges Jubiläum unter Führung der Bezirksgemeinschaft. Moderiert von Sabina Frei reflektierten erker dezember 13

Zeitzeugen die Anfänge und Auswirkungen auf Verwaltung, Dienste und Mitarbeiter. Der damalige Bezirkspräsident Ferdinand Rainer und Generalsekretär Johann Grünfelder erzählten über die Herausforderung einer sicheren Finanzierung. Mit der Delegierung habe die Bezirksgemeinschaft eine „echte“ Aufgabe erhalten und ihre Daseinsberechtigung konnte nicht mehr in Frage gestellt werden, so Grünfelder. Mitarbeiter, der ehemalige und erste Direktor des Sozialdienstes der Bezirksgemeinschaft Wipptal, Josef Gasteiger, sowie die Sozialreferentin der Gemeinde Freienfeld, Helene Hilber Nössing, berichteten über

Begebenheiten und Erinnerungen. Anwesend waren auch der damalige Abteilungsdirektor für das So-

zialwesen, Karl Tragust, sowie die ehemaligen Bezirkspräsidenten Alfred Plank und Leopold Siller. Bezirkspräsident Armin Holzer und Sozialdienstdirektorin Christina Tinkhauser lobten das soziale Engagement ihrer Mitarbeiter und dankten ihnen für den langjährigen Einsatz. 43


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Ratschings

Josef Trenkwalder als hds-Ortsobmann bestätigt

Als hds-Ortsobmann von Ratschings bestätigt: Josef Trenkwalder Bei der diesjährigen Ortsversammlung des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol (hds) von Ratschings wurde vor kurzem Josef Trenkwalder bestätigt. Er wird für die nächsten vier Jahre wieder die wirtschaftlichen Geschicke der Handelstreibenden und Dienstleister vor Ort leiten. Ihm zur Seite stehen Erwin Schölzhorn und Günther Haller. hds-Präsident Walter Amort und Bezirksleiter Michael Kerschbaumer dankten dem Ortsobmann und den Kaufleuten für ihre ehrenamtliche Tätigkeit und für ihren Einsatz zur Sicherung der Nahversorgung. Besprochen wurden aktuelle Themen wie die Handelsgesetzgebung, die Arbeitssicherheit, der Wanderhandel und Tür-zu-Tür-Verkäufe. Bürgermeister Sebastian Helfer unterstrich die Bedeutung des Handels für die Gemeinde; die Geschäfte im Ort würden nicht nur die gesamte Bevölkerung versorgen, sondern auch die vielen Gäste.

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Treff der LVH-Bezirksfunktionäre Obmänner und ehrenamtliche Funktionäre des Handwerks trafen sich im Herbst, um über Probleme im Handwerk zu diskutieren. Die Erhöhung der Mehr wer tsteuer, die schlechte Zahlungsmoral und die Einführung der Sistri, so der Tenor, erschweren die tägliche Arbeit. Dank der guten Zusammenarbeit mit Senator Hans Berger und Kammerabgeordnetem Daniel Alfreider habe das

Handwerk positive Resultate erzielen können, so LVH-Präsident Thomas Pardeller. Als Erfolg wertet man, dass eine Anzahlung von zehn Prozent für öffentliche Bauaufträge erreicht werden konnte. LVHVizepräsident Martin Haller berichtete über Neues im Bereich Bildung und die erfolgreichen Handwerker-Weltmeisterschaften in Leipzig.

Christoph Häusler im Vorstand der Bäckerinnung Im Rahmen der diesjährigen Bezirksversammlung der Bäckerinnung im hds wurde vor kurzem Benjamin Profanter aus Brixen zum neuen Bezirksinnungsmeister für das Eisack- und Wipptal gewählt; er bleibt vier Jahre im Amt. Seine Stellvertreterin ist Stefanie Torggler aus Brixen. In den Vorstand wurden weiters Marius Kerschbaumer aus Vintl

Der Vorstand der Bäcker im Eisack- und Wipptal: (v. l.) Benjamin Profanter, Stefanie Torggler, Christoph Häusler und Marius Kerschbaumer

und Christoph Häusler aus Sterzing gewählt. Im Bezirk Eisacktal/ Wipptal sind 18 Bäckereibetriebe mit zahlreichen Filialen tätig. „Diese garantieren in vielen Dörfern des Bezirks die so wichtige Nahversorgung für die heimische Bevölkerung und für die vielen Gäste“, betonen die Vertreter der Bezirksinnung.

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Jugendfeuerwehr hält Dorf und Wald sauber

Feuerwehr besucht BBT-Baustelle

Mitglieder des Bezirksfeuerwehrausschusses Wipptal/ Sterzing und des benachbarten Bezirks-FeuerZum 50-Jahr-Jubiläum der wehrverbandes Innsbruck Land besichtigten vor Feuerwehrjugend Südtirol kurzem die Baustelle des Brennerbasistunnels in hat die elf Mann starke Jugendgruppe der FF Telfes mit Mauls. Mit dabei waren auch Ehrenmitglied Karl Steder Aktion „Saubere Umwelt“ eine von vielen landesweifan Siller und Bezirkskommandant a. D. Erich Hofer ten Initiativen ergriffen. An einem Herbstsamstag rücksowie Bezirkskommandant-Stellvertreter a. D. Peter te die Jugendfeuerwehr zu einer Müllsammelaktion aus Larcher. und kehrte am späten Nachmittag mit Müllsäcken, prall Nach einer Einführung am BBT-Infopoint in Franzensgefüllt mit Unrat, zurück. Am meisten Müll fand die Feufeste fuhr die Gruppe mit einem Bus in die Baustelle erwehrjugend auf der Straße zum Roßkopf. Die seit Jahunter Tage in Mauls, wo sie Beobachtungsstellenleiren am Straßenrand liegende „Waldbrandgefahr-Tafel“ ter Martin Ausserdorfer über Fortschritte an den beistellten die Burschen wieder notdürftig auf. Unrat hat den Hauptröhren und Probestollen sowie Ausbruchsich auch entlang der Böschungen und Bachläufe angeund Verarbeitungsmethoden informierte. sammelt. pn Akzente setzte die Feuerwehrjugend Telfes nicht nur durch ihre Müllsammelaktion, sondern auch knapp zwei Wochen vorher beim Wissenstest mit Orientierungslauf in Sand in Taufers. Zwar reichte es heuer nicht zum fünften Sieg in Folge, jedoch knapp hinter den Gruppen Ter- Neues Einsatzfahrzeug enten und Antholz Mittertal zu Platz drei. Zudem absolfür FF St. Jakob vierten fünf Mitglieder eine fehlerlose Reifeprüfung in Silber und eine in Bronze. pn

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Telfes

FF Wiesen in München

Die Freiwillige Feuerwehr St. Jakob hat seit kurzem ein neues Einsatzfahrzeug. Der 180 PS starke VWMannschaftstransporter mit Vierrad-Antrieb bietet neun Personen Platz und ist mit einem energiesparenden Lichtmasten sowie Containern bestückt, die nach Bedarf für Brand- oder für technische Einsätze geladen werden können. Andreas Weigmann, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Nach einem von der Musikkapelle gestalteten GotTutzing, ermöglichte der Partnerwehr von Wiesen vor tesdienst in der Pfarrkirche segnete Pfarrer Walter kurzem eine Besichtigung seines Arbeitsplatzes, der Feu- Prast das Fahrzeug und übergab es seiner Bestimerwache 1 der Berufsfeuerwehr München, die jedes Jahr mung. Für Bürgermeister Johann Frei ist die Neuanzu Tausenden Einsätzen verschiedenster Art ausrückt. schaffung ein Garant für Sicherheit, für Bezirks-FeuBei einer Führung durch das Haus besuchten die Wies- erwehrpräsident Peter Heidegger auch eine neue ner Wehrleute auch das Feuerwehrmuseum, das die Ge- Herausforderung für Proben und Übungen. schichte der Münchner Berufsfeuerwehr dokumentiert. Finanziert wurde das rund 58.000 Euro teure FahrNach einem typisch bayerischen Mittagessen führ- zeug über den Bezirksfeuerwehrverband vom Land te Braumeister Pater Edelhart III. die Gruppe durch die (25 %), von der Gemeinde Pfitsch (69 %) und mit EiBrauerei des Klosters Ettal, bevor der Tag im Gasthaus genmitteln (6 %), den Patinnen Martina Wieser und „Edelweiß“ ausklang. Deborah Siller sowie der Raiffeisenkasse Wipptal. pn pn erker dezember 13

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Trattoria – Hotel Restaurant Zoll

Foto: Pierluigi Ceolin

In der Trattoria beim Hotel Restaurant Zoll wird ab 7. Dezember wieder aufgekocht. Familie Messner ist es gelungen, Küchenchef Pierluigi Ceolin dafür zu gewinnen. Nach seiner Ausbildung im Trentino hat Ceolin bei verschiedenen „Chefs“ der Kochschule des Veneto gelernt. Auslandserfahrung sammelte er u. a. in Bogotà (Kolumbien), in Michigan (USA) und in Lausanne (Schweiz) sowie im spanischen La Coruña, wo er die Küche eines internationalen Hotelbetriebes geleitet hat. Neben verschiedenen Artikeln in Fachzeitschriften hat Pierluigi Ceolin auch die Bücher „Na Tecia de Santità“ (edizioni C.I.D.) und „Il cibo delle feste” (Marcianum Press) verfasst. Küchenchef Ceolin legt größten Wert auf qualitativ hochwertige Zutaten und auf eine raffinierte Einfachheit der Speisen. Lassen Sie sich überraschen!

Trattoria – Hotel Restaurant Zoll Riparte il “Giro d’Italia” culinario!

Col 7 dicembre nella Trattoria dell’Hotel Zoll riparte il “Giro d’Italia” culinario. La famiglia Messner è riuscita ad assumere lo Chef Pierluigi Ceolin. Dopo essersi formato accanto ai “padri” della cucina veneta, Ceolin ha avuto importanti esperienze internazionali. Negli ultimi anni a La Coruña, città sull’Atlantico nel nord ovest della Spagna è stato molto apprezzato da numerose accademie come Executive Chef e curatore di corsi di cucina mediterranea. Tra le varie pubblicazioni di Ceolin anche i libri “Na Tecia de Santità” (edizioni C.I.D.) e “Il cibo delle feste” (Marcianum Press). Il suo credo: massima qualità degli ingredienti e una raffinata semplicità in trasformazioni, abbinamenti e cotture. Curiosi? Visitateci!

„Wie kommt das Salz ins Meer?“ Wie kommt das Salz ins Meer? Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Salz beschäftigten sich im Oktober zwei Wochen lang die Schüler der Klassen 1A und 2A der Mittelschule „Vigil Raber“. Die Schüler recherchierten, werteten Filmmaterial aus, verfassten Texte und fertigten Plakate an. Außerdem führten sie Ex-

perimente mit Salz durch, stellten künstliches Salz her sowie Schmuck aus Salzteig und Tongefäße für selbst gemachtes Kräutersalz. Bei einem zweitägigen Lehrausflug nach Salzburg besichtigten die Schüler „Hohensalzburg“, das Mozart-Geburtshaus sowie das Salzbergwerk von Hallstatt. Die Ergebnisse der Projektwochen wurden im November im Schulgebäude ausgestellt.

Jugendliche helfen Bedürftigen Jugendliche arbeiten im Rahmen des Projektes JAWA in sozialen und kulturellen Einrichtungen, um Menschen zu begegnen, Berufe kennen zu lernen und Referenzen zu sammeln. Seit Juli verdienen die Jugendlichen pro Einsatzstunde 45 Minuten, die sie in Gutscheine einlösen konnten. Die restlichen 15 Minuten spenden sie einem guten Zweck. Zu Jahresende wird die so gesammelte Zeit in ein soziales Projekt – heuer Le-

bensmittel für Bedürftige für den CaritasInfopoint in Sterzing – umgewandelt. Vor kurzem übergaben die Initiatoren im Namen der Jugendlichen dem Infopoint die ersten Lebensmittel, die jeden Freitag an Bedürftige im Wipptal verteilt werden. Das Projekt für Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren, koordiniert von VKE Sterzing, Sozialsprengel und Jugenddienst Wipptal, läuft das ganze Jahr über. Nähere Infos im Jugenddienst (Tel. 767890).

Kindergarten: Einschreibungen im Jänner Im Jänner bieten die beiden deutschen Kindergärten „Löwenegg“ und „Maria Regina Pacis“ in Sterzing erstmals gemeinsam Einschreibungen für das nächste Kindergartenjahr an. Die Einschreibungen können am 13. (8.00 – 10.30 Uhr, 14.00 – 16.00 Uhr), 14. (8.00 – 10.30 Uhr, 14.00 – 16.30 Uhr) und 15. Jänner (8.00 – 10.30 Uhr) im Margarethenhaus (ElKi, oberster Stock) vorgenommen werden. Eingeschrieben und zum Besuch zugelassen werden Kinder, die innerhalb Februar 2015 das dritte Lebensjahr vollenden. Mitzubringen ist die Steuernummer des Kindes (Gesundheitskarte). Kinder dürfen nur in einem Kindergarten eingeschrieben werden.

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gesellschaft

„Tag der Senioren“ Am 1. Oktober feierten die Seniorenwohnheime Südtirols, darunter das Bezirksaltenheim in Sterzing und das Altenheim Schloss Moos in Wiesen, den internationalen Tag der Senioren. Schloss Moos lud die Bevölkerung zu Kaffee und Kuchen. Eine Fotoausstellung mit 40 Schwarzweiß-Großaufnahmen von Brigitte Holzner Fassnauer zeigte Momente aus dem Alltag im Heim und dokumentierte das Leben der Bewohner und der Mitarbeiter. Mit dem „Aktiv-Passiv-Trainer“ machten Milchhof-Direktor Günther Seidner und Mitarbeiterin Magdalena Siller der Hausgemeinschaft ein besonderes Geschenk.

Chronisten im Pustertal

Unlängst besuchten einige Chronisten des Wipptales, unter ihnen auch die neue Landesobfrau der Chronisten, Rita Thaler Wieser aus Stilfes, in Stegen eine Ausstellung über den „Stegena Morscht“. Anschließend führte sie Paul Winkler durch Schloss Bruneck, wo Bergsteigerlegende Reinhold Messner eines seiner Museen betreibt. Besonders beeindruckt zeigten sich die Chronisten von der Vielfalt der Ausstellungsstücke aus den verschiedensten Erdteilen.

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AVS-Senioren auf dem Ritten Der therapeutische Bewegungstrainer kommt in Kliniken und Heimen, Rehabilitationen und in der Prävention bereits erfolgreich bei schwierigsten Krankheitsbildern zum Einsatz. Das Bezirksaltenheim Wipptal feierte am Tag der Senioren sein traditionelles „Oktoberfest“. Bei Weißwurst und Bier schunkelten die Heimbewohner zu Ziehharmonika- und Gitarrenmusik. Manch einer wagte auch ein Tänzchen mit einer der feschen Damen im Dirndl.

Gossensaß/ Pflersch

Den Gefallenen zum Gedenken Bei der traditionellen Gefallenenehrung in Gossensaß las Pater Meinrad Gasser am Seelensonntag eine Gedenkmesse. Während die Schützen am Gefallenenmahnmal einen Kranz niederlegten, spielte eine Bläsergruppe der Vereinskapelle Gossensaß das Lied vom „Guten Kameraden“. Die Gedenkmesse in Pflersch wurde von Paul Rainer, ehemaliger Landesschützenkurat, gelesen und von den Geschwistern Mader musikalisch gestaltet. Dabei wurde auch die restaurierte Schützen-

fahne geweiht. Am Kriegerdenkmal verlas Rainer die Namen aller Gefallenen der beiden Weltkriege aus Pflersch. Erstmals wurde auch Johann Öttl genannt. Dieser wurde 1908 auf dem Öttlhof (auch Hansenhof ) in Pflersch geboren. Weil er Fahnenflucht begangen hatte, wurde er am 14. August 1944 durch Erschießen hingerichtet. Es folgte die Kranzniederlegung; die Musikkapelle Pflersch spielte den „Kaiserjägermarsch“ von Karl Mühlberger. rr

Im Herbst unternahmen 17 Senioren des AVS Gossensaß einen Törggeleausflug nach Oberbozen. Nach einer Wanderung auf der Sigmund-Freud-Promenade nach Lichtenstern und weiter zum Riggermoos kehrte die Gruppe beim „Lobishof“ ein. Bei gutem Essen, jungem Wein und gemeinsamem Gesang klang der Nachmittag aus.

„Mein Kind kommt in die Mittelschule“

Am 8. Jänner findet um 19.00 Uhr in der Mittelschule „Vigil Raber“ in Sterzing eine Informationsveranstaltung zum Thema „Mein Kind kommt in die Mittelschule“ statt. In der Aula Magna der Mittelschule stellt Direktorin Marianna Blasbichler interessierten Eltern die Mittelschule „Vigil Raber“ vor und informiert über Unterrichtsmodelle und Schulprogramm.

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Weihnachten & Neujahr Advent heißt Ankommen Advent heißt „Ankunft“. Häufig höre ich Menschen seufzen: „Ich bin noch nicht ganz da. Lass mich doch erst einmal ankommen!“ Wir sind meistens nicht dort, wo wir sind. Wir sind mit unserer Seele noch nicht angekommen. Wir feiern im Advent die Ankunft Jesu Christi bei uns, sein Ankommen in unserem Herzen. Natürlich wissen wir, dass Jesus schon gekommen ist. Er ist

vor 2.000 Jahren als Mensch auf diese Erde gekommen, um mit uns zu sein. Und er ist längst schon bei uns da. Aber wir erleben ihn als den Kommenden, weil wir selbst nicht bei uns sind. Karl Valentin hat das treffend ausgedrückt: „Ich bekomme heute Abend Besuch. Ich hoffe, dass ich daheim bin.“ Wir sind oft nicht bei uns da-

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heim. Wir sind irgendwo mit unseren Gedanken und Gefühlen, gehen mit unseren Gedanken spazieren. Weil wir nicht bei uns sind, erleben wir Christus, der schon längst bei uns ist, als den Kommenden. Die Frage ist, ob dieser Jesus bei uns auch wirklich ankommt. Das deutsche Wort „Abenteuer“ kommt von advenire, Advent, Ankunft. Wenn Gott zu uns kommt, dann ist das ein Abenteuer für uns. Dann brechen unsere routinierten Gewissheiten und Sicherheiten zusammen. Es gibt zahlreiche Märchen, die davon erzählen, dass einer die Ankunft Gottes bei sich erwartet. Er bereitet ein festliches Essen vor. Aber da kommen ihm andere in die Quere. Ein Armer klopft an und bittet um Hilfe. Er wird weggeschickt. Ein Junge kommt, aber er stört beim Warten auf das Kommen Gottes. In Wirklichkeit ist Gott in diesen ärmlichen Menschen gekommen. Aber wir sind so sehr auf unsere Bilder von Gott fixiert, dass wir sein Kommen übersehen. Wir warten immer auf etwas Außergewöhnliches und merken gar nicht, wie Gott täglich zu uns kommt in Menschen, die uns um etwas bitten, in Menschen, die uns mit einem Lächeln beschenken.

Jede Begegnung mit einem Menschen ist ein Abenteuer, ein Ankommen Gottes bei uns, das zu einem besonderen Ereignis wird, wenn wir offen dafür sind. Samuel Beckett hat in seinem Drama „Warten auf Godot“ das vergebliche Warten der beiden Landstreicher Wladimir und Estragon auf einen gewissen Herrn Godot beschrieben. Beide warten und warten, aber Godot kommt nicht. Sie wollen sich schon aufhängen. Aber es kommt nicht dazu, sie scheitern damit. Da sagt Estragon: „Und wenn er kommt?“ Wladimir antwortet: „Wir sind gerettet.“ Das ist wahr: Wenn Gott zu uns kommt, dann sind wir gerettet. Das erhoffen heute viele Menschen. Aber sie warten vergeblich, dass Gott zu ihnen kommt. Sie erfahren sein Kommen nicht. Gott kommt in jedem Augenblick. So sagen es die Mystiker. Die Adventszeit möchte dich einladen, bei dir selbst anzukommen, damit Christus zu dir kommen kann, in jedem Augenblick, aber auch am Ende der Zeit, wenn deine Zeit zu Ende ist und Christus in seiner Herrlichkeit zu dir kommt, damit du für immer bei ihm bist und bei dir, angekommen am Ziel deines Suchens. Anselm Grün (aus dem Buch „Für jeden leuchtet ein Stern“, Herder-Verlag)

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Weihnachten auf dem Stadtplatz 38 Stände bieten am Christkindlmarkt in Sterzing bis zum 6. Jänner wieder handgefertigte Kunstwerke und weihnachtliche Köstlichkeiten an.

Der Christkindlmarkt auf dem Sterzinger Stadtplatz bietet für jeden etwas: von handbemaltem Christbaumschmuck über Schafsmilchseifen bis hin zu Almkräutern, Filzpatschen, Duftkerzen und kulinarischen Köstlichkeiten. An den Gastronomieständen gibt es heuer erstmals vegetarische sowie gluten- und laktosefreie Gerichte. In Zusammenarbeit mit dem Ökoinstitut Südtirol ist der Sterzinger Weihnachtsmarkt heuer noch umweltfreundlicher geworden. So stammen die Christbäume in der Innenstadt von einem einheimischen Bauern und werden im Jänner im Fernheizwerk entsorgt. Einkaufstaschen, zusammen mit dem Milchhof Sterzing realisiert, sind aus umweltfreundlichem Papier hergestellt, genauso wie die Weihnachtsmarktbroschüre. Außerdem animieren spezielle Mülleimer zur Mülltrennung. Weihnachtsweisen, Konzerte mit Chören, Bläser- und Singgruppen sorgen am Markt für besinnliche Adventstimmung. Im Zwölferturm stellen Krippenbauer handgefertigte Krippen aus. Im Vigil-Raber-Saal sind „lebende“ Holzfiguren zu sehen. Das Thema Bergwerk, das maßgeblich die Geschichte Sterzings geprägt hat, spielt auch heuer wieder eine bedeutende Rolle am Weihnachtsmarkt. Bei einem Stand des Bergbaumuseums gibt es Infos sowie kleine Erinnerungsgeschenke zu kaufen. Wer mehr über das Bergbauleben wissen will, kann bis Weihnachten mittwochs, samstags sowie sonn- und feiertags um 11.15 Uhr und vom 26. bis zum 31. Dezember täglich um 11.15 Uhr an einem geführten Rundgang im Bergwerksstollen in Maiern teilnehmen. Ein Bus fährt um 10.31 Uhr von Sterzing nach Maiern. Kinder können bis Weihnachten mittwochs und samstags selbst Krippen ausschneiden und mit nach Hause nehmen. Kekse backen für Kinder (6 – 10 Jahre) gibt 52

es bis Weihnachten jeweils dienstags und donnerstags von 14.30 bis 16.30 Uhr. Bis zum 24. Dezember öffnen Engel und Bläser jeden Tag um 17.00 Uhr (am 24. Dezember um 11.00 Uhr) bei adventlichen Weisen oder einer Theateraufführung ein adventlich geschmücktes Fenster eines Stadthauses in der stimmungsvoll beleuchteten Fußgängerzone. Am 8. Dezember von 10.00 bis 16.00 Uhr können alle Besucher ihre Weihnachtspost mit dem Weihnachtsmarkt-Sonderstempel entwerten lassen. Jeder Weihnachtsmarktbesucher hat wieder die Möglichkeit, seinen Lieben zuhause eine Postkarte von Sterzing zu schicken. Die Postspesen werden vom Organisationskomitee getragen. Zwölfertürmchen schmücken seit Jahren den großen Christbaum auf dem Stadtplatz wie auch die vielen Bäume in der Stadt. Am Markt sind die Bäume mit Glocken, Mond und Sternen aus Holz geschmückt, die vom Sozialzentrum Wipptal gefertigt wurden. Gesucht wird auch wieder der schönste und freundlichste Stand auf dem Stadtplatz. Wer daran teilnimmt, kann ein Wochenende für zwei Personen gewinnen.

Eine besondere Weihnachts-CD zu Gunsten der Kinderkrebshilfe Südtirol gibt es im Tourismusverein Sterzing zu erwerben. Die Idee dazu stammt vom Spielgeschäft „Pfiff Toys“. Der Sterzinger Einkaufsgutschein ist in 100 Geschäften, Bars und Restaurants, den Mitgliedsbetrieben und auch an den Weihnachtsmarktständen einlösbar. Organisiert wird der Weihnachtsmarkt vom Tourismusverein Sterzing in Zusammenarbeit mit den lokalen Wirtschaftsverbänden, den sozialen Verbänden und der Stadtgemeinde Sterzing.

Der Weihnachtsmarkt Sterzing ist Mitglied der Vereinigung „Original Südtiroler Weihnachtsmärkte“ sowie des „Alpen-Advent“ mit Wolfgangsee Advent, Großarl und Berchtesgaden.

Öffnungszeiten 29. November bis 6. Jänner Montag bis Freitag: 10.00 – 19.00 Uhr Samstag und Sonntag vor Weihnachten: 9.00 – 19.00 Uhr 24. Dezember: 10.00 – 13.00 Uhr 1. Jänner: 13.00 – 19.00 Uhr Am 25. Dezember geschlossen

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Krampusse, Fratzen und Teufel Am 5. Dezember, dem Vorabend des Nikolaustages, ist im Wipptal wieder der Teufel los. Denn der hl. Nikolaus hat im Wipptal wie im restlichen Tirol Furcht erregende Gesellen bei sich: die Krampusse, die bei ihren Streifzügen wieder für manch schwarzes Gesicht

sorgen werden und auch mit der Rute nicht geizen. Ursprünglich sollten mit diesem Brauch im Frühwinter Bedrohungen durch die Geister der Finsternis und des Frostes
 abgeschreckt werden. So zogen diese zotteligen Figuren mit ihren Angst ein-

Danke! Jedes Jahr am 5. Dezember kehrt in Sterzing der Nikolaus in Begleitung seiner Krampusse ein und bereitet den Kleinsten unter uns kleine Geschenke, vor allem aber viel Freude. Der Nikolausverein Sterzing dankt allen Gönnern, Freunden und freiwilligen Helfer für die großzügige Unterstützung. Ohne sie wäre die Aufrechterhaltung dieser schönen Tradition nicht möglich. Ein besonderer Dank gilt auch der Stadtgemeinde sowie dem Tourismusverein Sterzing. Nikolausverein Sterzing

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flößenden Verkleidungen und mit großem Lärm los, rasselten mit Ketten, läuteten mit Glocken und drohten mit langen Ruten. Der seit langem weit über das Wipptal hinaus bekannte „Tuifltog“ in der Sterzinger Innenstadt zieht jedes Jahr unzählige Schaulustige an. Begleitet wird der Nikolaus dabei ab 18.00 Uhr von Knecht Ruprecht, Mohren und einer Engelsschar sowie dem Höllenwagen mit seinen Furcht erre-

genden Krampussen. In Wiesen findet der Nikolausumzug um 15.30 Uhr statt. In Gossensaß ziehen Nikolaus und Tuifl um 18.00 Uhr vom Restaurant „Europa“ zum Festplatz (Aufschank ab 16.00 Uhr). In Gasteig sind ab 14.00 Uhr Krampusse unterwegs; die Krampusbar ist ab 14.00 Uhr geöffnet. In Trens startet der Nikolauseinzug um 17.00 Uhr beim Hotel „Post“. Beim Pavillon gibt es einen heißen Umtrunk.

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Sterzing

Konzert von Bürgerkapelle und MGV Sterzing

Krippenausstellungen im Wipptal Krippenbaukurs in Wiesen

In Zusammenarbeit mit dem Männergesangverein Sterzing unter der Leitung von Erwin Fischnaller gibt die Bürgerkapelle Sterzing mit Kapellmeister Roland Fidler auch heuer wieder ein Adventskonzert. Neben weihnachtlichen Liedern und Weisen werden am 8. Dezember in der St. Mar-

garethenkirche in Sterzing auch verschiedene Choräle und Fanfaren zu Gehör gebracht. Überdies wirken beim Konzert einige musikalische Kleingruppen mit. Dekan Josef Knapp umrahmt das Adventskonzert – es beginnt um 19.00 Uhr – mit besinnlichen Worten.

Sterzing

„Weihnachten damals“ „Musik und Literatur grenzenlos“ – Gemeinschaftsprojekt der Mittelschule „Vigil Raber“ und der Mittelschule Steinach in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Sterzing Schon seit Monaten proben Schüler und Lehrpersonen der Mittelschule „Vigil Raber“ in Sterzing und der Mittelschule in Steinach Lieder, schreiben Texte zum Thema „Weihnachten damals“ und treffen Vorbereitungen für das Interreg-Projekt „Musik und Literatur grenzenlos“. Beim Konzert werden typische Weihnachtslieder aus der Region und von Schülern verfasste Texte vorgetragen. Darüber hinaus hat sich im Raum Sterzing ein Kammerchor aus passionierten er-

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wachsenen Sängerinnen zusammengefunden, der zusammen mit den Schülern der Musikklassen der Mittelschule „Vigil Raber“ und einem professionellen Streicherensemble drei Kantaten von Dietrich Buxtehude unter der Leitung von Waltraud Pörnbacher präsentieren wird. Das Konzert im Stadttheater Sterzing findet am 13. Dezember um 19.30 Uhr statt. Tags zuvor wird es in der Pfarrkirche von Steinach aufgeführt.

Unter Anleitung von Alois Daporta und Erich Mair bot der KVW-Ortsausschuss Wiesen seit Ende September einen Krippenbaukurs an. In zahlreichen Kursstunden entstanden detailgetreue Einzelstücke. Mit viel Geduld und Einsatz waren Jugendliche und Erwachsene bei der Arbeit. Am 4. Dezember werden die Krippen im Haus der Dorfgemeinschaft von Wiesen im Rahmen der Adventsfeier der Senioren ausgestellt und von Ortspfarrer Walter Prast gesegnet.

Tiroler Krippen in Trens Zum 20. Mal haben die KVW-Ortsgruppe von Trens und die Krippenfreunde heuer einen Krippenbaukurs organisiert. Acht Teilnehmer fertigten in mühevoller Kleinarbeit acht Tiroler Krippen an. Ihre Werke sind am 15. Dezember bei einer Ausstellung im Kulturhaus von Trens zu sehen. Gezeigt werden auch Krippen von Kursen der vergangenen 20 Jahre. Eine Tiroler Krippe wird verlost. Die Ausstellung mit Segnung der Krippen um 15.00 Uhr ist von 10.00 bis 17.00 Uhr zugänglich; der Eintritt ist frei.

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Konzert mit Bozen Brass

„Weihnachten in Sterzing“

Am 7. Dezember gibt das Bozen Brass Ensemble in der Heilig-Geist-Kirche in Sterzing ein Weihnachtskonzert. Zu hören sind sowohl traditionelle Lieder und festliche BlechbläserKlänge als auch ruhige Bläserweisen und dynamische Christmas-Songs.

Es festliches Konzert mit Harfenistin Katja Lechner, den vier Pflerer Gitschn und Bozen Brass (Toni Pichler aus Mauls spielt die Tuba) unter der künstlerischen Leitung von Ado Schlier gibt es am 10. Dezember um 20.00 Uhr im Stadttheater Sterzing. Schlier, künstlerischer Leiter vieler Konzertveranstaltungen – er veranstaltete allein für den Bayerischen Rundfunk Die Pflerer Gitschn 23 große Fernsehsendungen – und seit Mitte der 60er Jahre auch Mitarbeiter des RAI Sender Bozen, lebt zeitweise im Jaufental. Zusammen mit RAI-Redakteur Roland Leitner setzte er mit Unterstützung des Tourismusvereins Sterzing die Idee eines Weihnachtsabends mit Schauspieler Siegfried Rauch und Südtiroler Musikanten um. Rauch, der seine Vielfältigkeit in Ado Schlier

Für Norbert Fink (Horn), Toni Pichler (Tuba), Robert Neumair und Anton Ludwig Wilhalm (beide Trompete) ist dies der erste öffentliche Auftritt seit dem tödlichen Unfall ihres Ensemblemitgliedes Stefan Mahlknecht im August. In seinem Sinne möchte das Blechbläserquintett - an der Posaune spielt nun Martin Psaier - auch in Zukunft Menschen mit ihrer Musik begeistern. Das Konzert beginnt um 21.00 Uhr.

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mehr als 200 Heimatfilmen, Actionstreifen und Romanverfilmungen unter Beweis stellte, liest weih-

Bozen Brass Ensemble

nachtliche Geschichten. Seit 1997 fährt der Bayer als „Traumschiff“-Kapitän über die Meere – dafür drehte er bereits mehr als 20 Filme – und ist seit 2007 in der ARD-Sendereihe „Die Landärztin“ dabei. Zu sehen war er auch in „Der Bergdoktor“ und der ARD-Komödie „Bauer sucht Stewardess“. „Weihnachten in Sterzing“ beginnt um 20.00 Uhr. Am Christtag strahlt der RAI Sender Bozen die Rundfunksendung aus.

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Sterzing

Mareit

Amy Dickson & Symphonic Winds

Weihnachtskonzert in der Pfarrkirche

Am 21. Dezember sind im Stadttheater Sterzing die Symphonic Winds mit der australischen Saxophonistin Amy Dickson zu hören.

Alexander Veit, der künstlerische und musikalische Leiter des Südtiroler Auswahlblasorchesters Symphonic Winds, tourt mit seinen Musikern heuer bereits zum 24. Mal in der Weihnachtszeit durch die Konzertsäle Südtirols. Eingeladen werden dabei bereits seit etlichen Jahren Gastsolisten von Weltformat. Auch heuer konnte mit der australischen Saxophonistin Amy Dickson eine Ausnahmemusikerin engagiert werden. Dickson konzertiert regelmäßig weltweit mit den bekanntesten Orchestern

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auf allen Erdteilen. Aufgrund ihres einzigartigen Spiels ist sie Exklusivkünstlerin von Sony Music und hat dort bereits drei bemerkenswerte CD-Einspielungen herausgegeben: „Smile“ (2008), „Glass, Nyman, Tavener“ (2010) und „Dusk and Dawn“ (2013). Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr. Konzertkarten im Vorverkauf gibt es im Tourismusverein Sterzing (Tel. 765325); Reservierungen werden unter der Rufnummer 0471 053800 entgegengenommen.

Das Brass Vocal Ensemble gestaltet zusammen mit Sängerin und Schauspielerin Beatrix Reiterer am 26. Dezember in der Pfarrkirche von Mareit ein Weihnachtskonzert. Brass Vocal ist die Kombination aus vier Männerstimmen, einer samtigen Bassposaune und delikatem Blechsound. Sie ist es, die dem Ensemble seinen charakteristischen Klang verleiht. Dass jeder Blechbläser auch singt, stellt wohl die Besonderheit dieser Formation dar. Das Konzertprogramm wurde für das Ensemble, das sich durch die Teilnahme an bekannten Musikfestivals einen Namen gemacht hat, eigens arrangiert und bearbeitet. Beatrix Reiterer, bekannt als Christine Daaé in Andrew Lloyd Webbers „Das Phantom der Oper“ und als eine das Publikum zu Tränen rührende Maria in der „West Side Story“, stammt aus Bozen und ist mit verschiedenen Musical-Galas und diversen klassischen Konzerten in ganz Deutschland unterwegs. Im Sommer spielte sie in der Preview von „The Wedding“ vor über 4.000 Zuschauern die Elisabeth Stuart. Am Hessischen Staatstheater debütiert sie als Evita. Konzertbeginn ist um 18.00 Uhr. Veranstaltet wird das Konzert vom Tourismusverein Ratschings.

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Ein Licht aus Bethlehem

Nachlese

Auch heuer bringt die Sterzinger Feuerwehrjugend wieder das Bethlehemlicht in die Fuggerstadt. Am 24. Dezember wird es um 15.30 Uhr in der Sterzinger Pfarrkirche der Bevölkerung übergeben. Mit dem Heiligen Licht wird auch die Osterkerze entzündet, so dass es auch zu einem späteren Zeitpunkt mit nach Hause genommen werden kann.

Die Sichtung des Nachlasses von Bischof Reinhold Stecher hat zahlreiche unveröffentlichte Kostbarkeiten ans Tageslicht gebracht. Der Tyrolia-Verlag hält mit einer „Nachlese“ von bisher unveröffentlichten Texten, Zeichnungen und Aquarellen die Erinnerung an den unnachahmlichen Geschichtener-

zähler, Wort- und Bildmaler mit seinen humorvollen, kritischen, nachdenklichen und philosophischen Gedanken wach. Stecher, weitum bekannter und beliebter Bischof der Diözese Innsbruck, der durchaus kritisch Stellung zur Amtskirche bezog, war begeisterter Bergsteiger, Autor und Maler. Er verstarb im Jänner dieses Jahres.

Sterzing

Weihnachten feiern in Gesellschaft

„Vom Zauber der Rauhnächte“

Wer den Heiligen Abend nicht alleine verbringen möchte, hat von 18.00 bis 21.30 Uhr die Möglichkeit, sich im Treffpunkt „ConTakt“ (ex Bar „Ulli“) in der Bahnhofstraße Sterzing mit anderen Menschen zu treffen: zu einem Gespräch, einer kurzen Besinnung oder einfach zu Tee und Gebäck. Nähere Infos bei Ida Volgger (Tel. 756320) und in den Sozialeinrichtungen Wipptal „Trens“ (Tel. 347 9861247).

Am 13. Dezember erzählt Vera Griebert-Schröder um 20.00 Uhr in der Stadtbibliothek Sterzing von der geheimnisvollen Zeit, den zwölf Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Nach altem Volksglauben ist diese Zeit, auch Rauhnächte genannt, besonders fürs Orakeln geeignet, viele Brauchtümer und Geschichten ranken sich um sie. In ihrem liebevoll illustrierten und hochwertig ausgestatteten Lese- und Ratgeberbuch finden sich zahlreiche praktische Tipps mit einer Vielzahl zeitgemäßer Übungen, Rituale, Orakel

und erstaunliche Geschichten. Das Set beinhaltet neben dem Buch auch zwölf liebevoll illustrierte Grußkarten mit dazu passenden Umschlägen. Das Buch „Vom Zauber der Rauhnächte. Weissagungen, Bräuche und Rituale für die Zeit zwischen den Jahren“ hat sie zusammen mit Franziska Muri verfasst. Griebert-Schröder ist seit über 25 Jahren in eigener Praxis als Heilpraktikerin, klassische Homöopathin und Therapeutin in München tätig. Platzreservierungen unter der Rufnummer 767235 sind erbeten.

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Ihr Meisterbetrieb wünscht Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr.

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Jahreswechsel im Wipptal Sterzing: DJ auf dem Stadtplatz Am 31. Dezember beginnt um 22.00 Uhr auf dem Stadtplatz in Sterzing eine Silvesterdisco mit DJ Luggi & Alex the Didge. Um das leibliche Wohl kümmern sich Gastronomiestände. Die vom Tourismusverein Sterzing organisierte Party dauert bis 3.00 Uhr.

der mit dabei: das Team „Vitamin F“ mit seiner spannenden Flug- bzw. Stuntshow. Außerdem führen „historische Skiläufer“ altes Outfit und Geräte sowie einstige Skitechniken vor. Neu ist diesmal eine eindrucksvolle Feuershow mit Pryoterra. Den Abschluss und Höhepunkt bildet wie jedes Jahr ein fulminantes Feuerwerk. Die Veranstaltung ist kostenlos.

Ratschings: Neujahrsshow mit Feuerwerk

Gossensaß: Fackelzug und Lichterballons

Im Skigebiet Ratschings/Jaufen wird der erste Tag des Jahres 2014 mit einer großen Neujahrsshow begrüßt. Die Skischule Ratschings, die Liftgesellschaft Ratschings/Jaufen und der Tourismusverein Ratschings sorgen an der Talstation der Kabinenbahn für Show, Spaß und Stimmung. Ab 14.00 Uhr gibt es eine Schneedisco mit heißen Rhythmen. Um 17.00 Uhr präsentiert die Skischule Ratschings zusammen mit anderen Skischulen eine Skishow mit Formationsläufen und tollen Sprüngen. Wie-

Gossensaß feiert am 1. Jänner mit einer großen Neujahrsveranstaltung das neue Jahr. Um 17.00 gibt es ausgehend vom Restaurant „Europa“ einen Fackelzug zum Ibsenplatz, wo Bürgermeister Franz Kompatscher, Pfarradministrator Attila Nagy-György und der Präsident des Tourismusvereins Gerold Plank das Jahr 2014 begrüßen. Anschließend gibt es eine Feuershow mit weltbekannten Künstlern, bei der lauter kleine Lichterballons in den Himmel entsandt werden.

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Besinnlich ins Neue Jahr Wer zum Jahreswechsel weder laute Feuerwerke noch feuchtfröhliche Feste sucht, sondern Ruhe und Besinnlichkeit, kann sich dem Jugenddienst Wipptal und der Pfarrei Ridnaun anschließen. Sie laden ein, das alte Jahr mit besinnlichen Texten und Liedern zu verabschieden und das neue Jahr willkommen zu heißen. Treffpunkt ist um 23.30 Uhr vor der Angerkapelle in Ridnaun. Um Mitternacht ziehen die Teilnehmer mit Laternen oder Fackeln zur Magdalenakirche.

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Hilfe unter gutem Stern

Jedes Jahr sind in Südtirol rund 6.000 Kinder und Jugendliche als Sternsinger unterwegs, um Segenswünsche für das Neue Jahr zu überbringen und Spenden für über 100 Hilfsprojekte weltweit zu sammeln. Das einsturzgefährdete Blindenheim mit Blindenschule in der vietnamesischen Provinz Hai Duong ist eines dieser Projekte. 60 Blinde, Kinder und Jugendliche von sechs bis 22 Jahren, manche von ihnen auch geistig behindert, werden hier auf engstem Raum betreut. Sie erhalten Unterricht über die klassischen Schulfächer hinaus in Blindenschrift, am Computer und an Musikinstrumenten. Von den 30 Betreuern arbeitet ein Gutteil ehrenamtlich. Die Leitung des Hauses – der Direktor ist selbst blind – sieht ihre Aufgabe darin, Kinder und Jugendliche auf ein „normales“ Leben und einen Job vorzubereiten. Vietnam und seine Bevölkerung haben eine schicksalshafte Geschichte hinter sich: Ein hochgiftiges Pflanzen-Entlaubungsmittel namens „Agent Orange“, das während des Vietnamkrieges von den US-Amerikanern eingesetzt wurde, beeinträchtigt nach wie vor das Leben der Menschen in Vietnam. Dabei leiden nicht nur die Menschen, die unmittelbar mit dem Gift in Berührung gekommen sind, unter schwersten Behinderungen; vielmehr gelangt durch den heute noch vergifteten Boden das Gift über die Nahrung in den Körper und verursacht schlimme Gendefekte, Missbildungen und Erblindung. In der Pfarrei Sterzing gehen die Sternsinger am 2. und 3. Jänner von Haus zu Haus. Kinder und Jugendliche, die als Sternsinger unterwegs sein möchten, können sich innerhalb 2. Dezember im Jugenddienst Wipptal (Tel. 767890) melden. 60

Sterzing

Entschuldigungskarte im Zeichen der Städtepartnerschaft Die Neujahrsentschuldigungskarte 2014 der Stadt gen nimmt. Sterzing steht ganz im Zeichen der Städtepartner- In ihrem auf Leinen gemalten Bild versuchte sie schaft zwischen Kitzbühel und Sterzing. Gestaltet die Partnerschaft zwischen Sterzing und Kitzbüwurde sie von Marlies Kerhel darzustellen, die von scher, gebürtig aus Düseinem Stern der Hoffnung seldorf. Seit vielen Jahrüberstrahlt wird: Hoffnung zehnten schon lebt die für eine bessere Welt und inzwischen sehr bekannfür eine weiterhin glücklite Künstlerin, die hauptche Partnerschaft. sächlich in Acryltechnik Ihre Bilder zeigte Kerscher arbeitet, in Kitzbühel. Sie bereits in zahlreichen Ausist dort auch Vorstandsstellungen in Österreich, mitglied der Künstler-GilDeutschland und Italien. de. Auf ihr Honorar verzichNach ihrer Tätigkeit im Neujahrsentschuldigungskarte von Marlies Kerscher tete sie. Vorgestellt wurde Gastgewerbe absolvierEntschuldigungskarte bei te Kerscher zahlreiche Kunstkurse im In- und Aus- der Eröffnung des Sterzinger Weihnachtsmarktes land. Dabei entwickelte sie im Laufe der Jahre eine am 28. November. spezielle Technik mit kräftigen Farben und mar- Die von der Künstlerin signierten Drucke sind kanten Pinselstrichen. Sie arbeitet sowohl realis- auch heuer wieder in der Raiffeisenkasse Wipptal tisch als auch abstrakt. Ihre Motive strahlen posi- erhältlich. Der Erlös kommt örtlichen gemeinnüttive Lebensfreude aus, die den Betrachter gefan- zigen Vereinen zugute. Sterzing

Alles Walzer

Neujahrskonzert mit der Original Wiener Strauß Capelle Am 4. Jänner gibt die Original Wiener Strauß Capelle unter der Leitung von Rainer Roos im Stadttheater Sterzing ihr Neujahrskonzert. Die Strauß-Dynastie – Vater Johann und die Söhne Johann, Josef und Eduard – gründeten ein Orchester, das sie bei ihrem Siegeszug von Wien aus rund um die Welt begleitete: die „Wiener Johann Strauß Capelle“, die bis zum Ende der Dynastie in deren Diensten blieb. 1843 wurde dieses Orchester mit roten Fracks und weißen Hosen eingekleidet und spielte sodann zu besonderen Anlässen beim Kaiserlichen Hof in dieser Kleidung. Diese zwei unverwechselbaren Merkmale sind es auch, welche die 1977 wiedergegründete „Wiener Johann Strauß Capelle“ so einzigartig und berühmt machen. Zu Gehör kommen in Sterzing weltbekannte Walzer, Polkas und Operettenstücke von Johann und Joseph Strauß, Franz Lehar, Julius Fučík, Robert Stolz, Carl Michael Ziehrer und Carl

Milloecker. Abgeschlossen wird das Neujahrskonzert – wie könnte es anders sein – mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauß Vater. Als Solistin tritt die Sopranistin Marcela Cerno auf, mit dem Ballett die beiden Solotänzer Judith Wansch und Vladimír Snížek. Der Konzertabend beginnt um 20.30 Uhr. Karten

im Vorverkauf gibt es im Tourismusverein Sterzing (Tel. 765325); Reservierungen werden unter der Rufnummer 0471 053800 vorgenommen. erker dezember 13


WIPPMEDIA

Wir danken unseren Sponsoren Ringraziamo i nostri sponsor Ohne finanzielle Mittel ist Kultur nur in einem sehr begrenzten Maße möglich. Durch den wertvollen Beitrag unserer Sponsoren konnten wir im abgelaufenen Jahr viele Veranstaltungen verwirklichen, die sonst nicht möglich gewesen wären. Wir danken den Gönnern ganz herzlich und hoffen, dass sie uns auch im kommenden Jahr unterstützen und dass wir noch weitere Sponsoren dazugewinnen können. Der Verwaltungsrat des Stadttheaters Sterzing

Organizzare eventi culturali senza disponibilità finanziarie è possibile solo in misura ridotta. Grazie al prezioso contributo dei nostri sponsor nel 2013 abbiamo potuto organizzare molte manifestazioni, cosa altrimenti impossibile. Ringraziamo di cuore i nostri sostenitori, nella speranza che essi ci aiutino anche nel prossimo anno e, nel contempo, ci auguriamo di poter trovare altri sponsor. Il Consiglio d’amministrazione del Teatro Comunale di Vipiteno

Gemeinde Ratschings inz Bozen Autonome Prov ltur Ku r fü Amt

Danke! Grazie! erker dezember 13

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