6 minute read

Was braucht Lichtenfels für die Zukunft?

Unternehmer*innen aus der Region geben Auskunft

„Seit 1995 helfen wir den Lichtenfelsern mit unserem Team aus Physiotherapeuten, Heilpraktikern, Gesundheits­ und Fitnesstrainern dabei, Schmerzen zu reduzieren, nach einer OP wieder auf die Beine zu kommen oder grundsätzlich fitter zu werden. Lichtenfels ist für uns ein idealer Standort: Aufgrund der Größe der Stadt können wir einen intensiven, langjährigen Kontakt zu unseren Patienten und Mitgliedern pflegen, und sie in persönlichen Gesprächen dadurch viel intensiver motivieren. Gut fänden wir eine Veranstaltung zum Thema ,Gesundheit fördern, statt nur Krankheit bekämpfen‘, die einmal im Jahr in der Stadt stattfinden könnte: mit Vorträgen, Events und Tipps. Denn wer zukunftsfähig bleiben will, der muss vor allem gesund sein und bleiben.“

Advertisement

SWEN MEISTER (29 Jahre)

Leitung Gesundheitsstudio der Sport­Praxis Faulstich

„Unser Geschäft gibt es seit 26 Jahren. Im Angebot haben wir sämtliche Dekoartikel: Vasen, frische Blumen, Kerzen und je nach Saison Osterhasen oder Weihnachtsmänner. Firmen rund um Lichtenfels beliefern wir zudem mit Topfpflanzen für Büroräume. Weil es uns so lange gibt, haben wir viele Stammkunden; auch deren Kinder kommen längst zum Stöbern. Schade ist, dass wir dennoch wenig Laufkundschaft haben. Viele Geschäfte in der Innenstadt haben geschlossen, das tut den verbliebenen Einzelhändlern schon weh. Deswegen finde ich auch die Eröffnung des Einkaufszentrums jenseits der Innenstadt bis heute problematisch. Damals sind auch viele Geschäfte mit umgezogen, die sehr gut rund um den Marktplatz in Lichtenfels gepasst hätten. Ich würde mir wünschen, dass mehr Einzelhändler motiviert werden zurückzukommen. Für mehr Lebendigkeit und Vielfalt sollte es allen daran gelegen sein, das Zentrum wiederzubeleben.“

ELKE BITTERMANN (59 Jahre)

Geschäftsführerin von Eldeco

„Wir haben uns auf die Herstellung von Isoliermaterial spezialisiert, für den Transport von gekühlten Lebensmitteln oder im erwärmten Zustand. Das Besondere: Wir verwenden dafür kein Styropor, sondern nur einen Kühlakku und Altpapier. Sprich: Wenn die Verpackung nicht mehr gebraucht wird, nimmt man den Akku heraus und kann den Rest im Papiermüll recyceln. Angefangen haben wir 2014 in der Garage von meinem Opa, inzwischen nutzen wir Industrieflächen auf 9000 Quadratmetern Fläche. Die zentrale Lage von Lichtenfels mitten in Deutschland hilft uns sehr beim Versand unserer Produkte. Dafür fehlen uns – wie so vielen Unternehmen –Fachkräfte. Wünschen würden wir uns etwas mehr Tempo und Unterstützung, sei es beim Glasfaserausbau oder bei der Suche nach Bauland, gerade bei so schnell wachsenden Unternehmen wie dem unseren: Vor drei Jahren hatten wir nur 15 Mitarbeiter, inzwischen sind wir 75. Wir beobachten, wie intensiv Firmen in benachbarten Bundesländern unter die Arme gegriffen wird – das wäre auch für unsere Region hilfreich.“

SEBASTIAN LEICHT (38 Jahre)

Gründer und Geschäftsführer von easy2cool GmbH, gemeinsam mit Co­Gründer

MARCO KNOBLOCH (35 Jahre)

„Wir stellen seit 1945 technische und medizinische Gase her, etwa für Brennprozesse in der Glasindustrie, das Schweißen bei der Metallverarbeitung oder Sauerstoff für Krankenhäuser. Wir sind mit dem Standort sehr zufrieden und sehen aktuell keinen Verbesserungsbedarf; bei dem akuten Fachkräftemangel in Deutschland kann die Stadt Lichtenfels ja nur bedingt helfen. Große Unterstützung haben wir allerdings 1989 erfahren, als wir unsere Firmenräume massiv ausbauen mussten und mithilfe der Verwaltung zügig ein gutes Baugrundstück finden konnten.“

DR.

THILO RIESSNER (56 Jahre) Geschäftsführer von Rießner Gase

„Frisches Obst und Gemüse, Trockenfrüchte, Artischocken im Glas und ausgesuchte Öle: Im Fruchtkorb findet man alles für eine gesunde Ernährung, und das schon seit 25 Jahren. Zwei bis drei Mal pro Woche fahre ich morgens um drei Uhr auf den Großmarkt in Nürnberg, um einzukaufen – viele Gemüsehändler in der Region tun sich das nicht mehr an. Aber ich mache das gern für meine Stammkunden. Unsere älteren Kunden, die nicht mehr so gut einkaufen gehen können, beliefern wir auch nach Hause, und das schon lange vor der Pandemie, als viele Unternehmen diesen Service angeboten haben. Ich würde mir mehr Laufkundschaft wünschen – allerdings wäre es schön, wenn die nicht gleich einen Strafzettel bekämen, sollten sie mal zehn Minuten länger parken als erlaubt. Da könnte die Stadtverwaltung schon mal ein Auge zudrücken und sich einfach freuen, dass jemand nach Lichtenfels fährt statt zum Einkaufszentrum. Außerdem benötigt der Marktplatz dringend einen neuen Anstrich mit etwas Grün, aktuell ist das eine reine Betonwüste.“

SVEN SCHNEIDER (50 Jahre)

Geschäftsführer und Besitzer vom Fruchtkorb

„Unser Kerngeschäft ist der Brennstoffhandel mit Heizölen, Diesel und Holzpellets sowie die Versorgung mit Haustechnik im Heiz­ und Sanitärbereich. Zudem hat die Firma Schrepfer drei Tankstellen und zwei Waschparks. Dass unsere Region ein Innovativ­Standort ist, hat in den vergangenen Jahren viele spannende und vorausdenkende Unternehmen angezogen, davon profitieren auch wir. Gleichzeitig freuen wir uns über die vielen jungen Menschen, die nach Lichtenfels kommen, um am Forschungs­ und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) zu studieren. Die Lebendigkeit tut unserer Stadt gut. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass das Regionale in der Zukunft bestehen bleibt, zum Beispiel im Bereich der Gastronomie: Jeder freut sich, wenn er gut essen gehen kann. Aber wenn viele Wirte abwandern oder ganz schließen, ist irgendwann auch unser Titel ,Feinschmecker­Region‘ gefährdet.“

JENS GROPP (38 Jahre)

Geschäftsführer von Schrepfer

„Seit wir 2018 am Marktplatz in Lichtenfels eröffnet haben, sind wir an sieben Tagen die Woche im Einsatz. Nur am ersten Weihnachtstag und am Tag nach dem Korbmarkt haben wir geschlossen. Wir verstehen uns durchaus als Platzhirsch, in so zentraler Lage, und als Anlaufort für Geschäftsleute, 101­jährige Stammgäste oder Kinder, die zum Geburtstag Waffeln essen möchten. Was uns immer geholfen hat, ist der kurze Dienstweg in Lichtenfels: Wenn wir etwas benötigen, können wir einfach ins Rathaus gehen, etwa wenn es um die Freischankfläche geht. Gleichzeitig wäre es eine große Erleichterung, wenn manche behördliche Vorgänge entbürokratisiert würden. Sehr schade ist es, dass die Innenstadt so verödet. Deswegen wäre es gut, den öffentlichen Nahverkehr weiter auszubauen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Kaffeebus, der ältere Menschen aus den umliegenden Dörfern zum Marktplatz fährt und im Anschluss wieder nach Hause?

MORITZ GLÄTZER (38 Jahre)

Geschäftsführer vom Café Moritz

This article is from: